Böse Hexen gibt es nicht - Versuch einer interdisziplinären - Heim
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eispielsweise b<strong>es</strong>agt, dass Pflanzenteile trotz d<strong>es</strong><br />
abstossenden Geruchs gekaut worden sein sollen: Werden 2<br />
oder 3 Blätter Bilsen oder einige wenige (ca. 2-3) der<br />
mohnähnlichen Samen gekaut, so führt di<strong>es</strong> zu<br />
Halluzinationen, welche einige Stunden anhalten. Bad Trips<br />
sind möglich, ebenso Vergiftungen. Blätter in Mengen über<br />
0,5 g sind giftig, di<strong>es</strong> entspricht etwa 5 mg an<br />
G<strong>es</strong>amtalkaloiden.<br />
Verbreiteter war aber wohl die Verwendung als <strong>Hexen</strong>- oder<br />
Flugsalbe. Dazu vermischte man zu gleichen Teilen<br />
Bilsenkraut, Tollkirsche, Giftlattich und Mohn mit Tierfett<br />
(z. B. Schmalz) zu <strong>einer</strong> salbenartigen Konsistenz und strich<br />
<strong>es</strong> auf die Haut (oder z. T. auch auf die Nasenschleimhaut)<br />
auf. Die Folge waren bis dreitägiger, ekstatischer Halbschlaf,<br />
Halluzinationen, Realitätsverlust (w<strong>es</strong>halb die Hagia den<br />
„Trip“ auch immer begleiten musste) und Schmerzbefreiung<br />
- oder aber der Tod infolge Vergiftung. Die Hagedi<strong>es</strong>sen<br />
sollen derartige Salben anlässlich ihrer Rituale herg<strong>es</strong>tellt und<br />
verwendet haben.<br />
Es ist auch überliefert, dass man Sitzmöbel heimlich mit<br />
kleinen Mengen solcher Salben präparierte, um Ratsuchende<br />
mit Hilfe der hautgängigen Wirkstoffe in einen Rausch zu<br />
versetzen und so von den eigenen mystischen Fähigkeiten zu<br />
beeindrucken. Eine sehr (!) geringe Menge di<strong>es</strong>er Salbe, auf<br />
die Vagina aufg<strong>es</strong>trichen, diente lt. Kotschenreuther den<br />
Frauen früher als extrem stark<strong>es</strong> Aphrodisiakum - bis hin zur<br />
Nymphomanie (mittelalterliche „Lieb<strong>es</strong>salbe“). Die<br />
Drogenkonzentration in der Pflanze ist schon von Natur aus<br />
derart hoch, dass eine Dosierung von vornherein schwierig<br />
war. Man nutzte Bilsenextrakte daher auch als Pfeilgift und<br />
das Öl zum Fischfang.