Böse Hexen gibt es nicht - Versuch einer interdisziplinären - Heim

Im Mittelalter soll Bilsen verbreiteter als die Brennessel
gewesen sein; heute ist die Pflanze vom Aussterben bedroht.
Die Pflanzenreliefs des bereits erwähnten keltischen
Gundestrupkessels weisen eine auffällige Ähnlichkeit mit
Bilsenblüten auf. Der Fund des bronzenen keltischen
Spiegelrahmens aus Desborough (England) weist typische
kreis- und halbkreisförmige Muster auf, welche den
Bilsensamen zum Verwechseln ähnlich sehen - Kunst oder
stilisierte Pflanze? Auch bei einem in Amfreville (Frankreich)
gefundenen keltischen Helm gibt es gleiche Gravuren.
Häufig enden die Bilsensaat-ähnlichen Halbkreismuster in
Tierköpfen - ist dies als Hinweis auf die Wirkung des im
Bilsen enthaltenen Scopolamins, auf die o. e.
„Tierverwandlung“, zu deuten?
Tatsache jedenfalls ist, dass die Nutzung des Bilsens bereits
den Ahnherrinnen der „Hexen“ bekannt war. Verwendet
wurden Wurzel, Blätter während der Vegetationsperiode,
Blüten während der Bütezeit von Juni bis September und die
Samen gegen Ende der Blütezeit. Alle Pflanzenteile
enthalten als Wirkstoffe (S)-Hyoscyamin, Scopolamin (T+ -
Einstufung!) und Atropin „(+)-Hyoscyamin“ (T+ -
Einstufung!) sowie weitere Tropanalkaloidderivate als
Nebenalkaloide. Die hautgängigen Wirkstoffe konzentrieren
sich am stärksten in der Wurzel und in den Samen.
Scopolamin erzeugt ein hocherotisches Gefühl des Fliegens.
Bilsen wurde in der Vergangenheit sehr vielfältig eingesetzt.
Überliefert sind jedoch nur noch wenige Rezepte. Gerade
die Salben mit ihren sehr gering zu dosierenden Mengen
demonstrieren eindringlich die Potenz der Pflanze. Die
Wirkungen setzen im allgemeinen binnen 15 Minuten ein
und halten mehrere Stunden bis zu 4 Tage vor. Ein Rezept