Oldenburger Jahrbuch
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<strong>Oldenburger</strong> <strong>Jahrbuch</strong> 1937<br />
König Georg soll sich insonderheit durch die Heimlichkeit, die<br />
bei dem Entstehen des Vertragswerkes obwaltete, verletzt gefühlt<br />
haben. Dabei war doch nur der von ihm gepflegte Partikularismus<br />
an diesem Verfahren schuld. Als der englische Botschafter in Berlin<br />
Loftus den preußischen Ministerpräsidenten wegen der umlaufenden<br />
Nachrichten über Cuxhaven befragte, konnte Manteuffel frei und<br />
offen erklären, an dem Gerede über die Elbe sei kein wahres Wort.<br />
Im übrigen hat Manteuffel auch insofern ohne Zweifel recht gehabt,<br />
als er nach vollzogenem Vertragswerk erklärte, man habe schon<br />
um dessentwillen die Angelegenheit nicht an die große Glocke hängen<br />
dürfen, um keine Möglichkeit zu Preistreibereien aufkommen zu<br />
lassen. W ie dem auch sei, König Georg von Hannover fühlte sich<br />
nicht nur politisch, sondern auch menschlich schwer gekränkt. Er<br />
schickte einen seiner Adjutanten zum Großherzog von Oldenburg,<br />
seinem Schwager, und ließ drohen, er werde den Vertrag beim Bundesrat<br />
anfechten. Der <strong>Oldenburger</strong> blieb aber fest. Als von seiten<br />
des Adjutanten die W orte fielen, das Großherzogtum solle sich nicht<br />
unter die preußischen Kanonen begeben, erhielt er die sehr eindrucksvolle<br />
Entgegnung: „Die Festung Minden liege näher bei Hannover als<br />
Heppens bei Oldenburg." Später schrieb der Großherzog an König<br />
Georg: „W as nun die großen Besorgnisse anbetrifft, die Dir solch ein<br />
preußischer Kriegshafen einflößt, so kann ich Dir darin nicht beipflichten.<br />
Will Preußen uns schlucken, so sind wir doch verloren,<br />
wenn nicht andere Mächte uns schützen."<br />
Mit den anderen Mächten hat Hannover es gründlich versucht,<br />
ohne etwas zu erreichen. Es mutet fast wie Vorahnungen an, wenn<br />
König Georg immer wieder Gefahren für seine Selbständigkeit witterte<br />
und seine Gedanken nur um den einen Pol kreisen ließ, welche<br />
Hilfe verschaffe ich mir, um das Unheil abzuwenden. Er griff auf<br />
einen verstaubten Lehensvertrag zwischen Braunschweig-Lüneburg<br />
und Oldenburg zurück, der das Butjadinger Land betraf; einerseits,<br />
um Braunschweig aufzureizen, andrerseits, um Oldenburg in seinem<br />
Sinne gegen Preußen zu beeinflussen. Das Bemühen verfing nicht.<br />
Frankreichs, Dänemarks und Rußlands Interessen an der Frage wurden<br />
aufgerührt. Es war ein Kampf gegen Windmühlenflügel. Alle<br />
Staatsverträge, die man hervorholte, vermochten Hilfe nicht zu bescheren.<br />
Am 27. Januar 1854 wandte sich Hannover erneut an Wien:<br />
es bestünde die Gefahr der Einmischung fremder Mächte. Deutschlands<br />
Sicherheit sei bedroht! Die Hofburg zeigte abermals die kalte<br />
Schulter. Nur in Dänemark fand Hannover schwache Gegenliebe.<br />
Dort regte sich der Gedanke, als Schachzug gegen Preußens Nordsee-