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Oldenburger Jahrbuch

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<strong>Oldenburger</strong> <strong>Jahrbuch</strong> 1937<br />

Mit Abschluß des Vertrages stand die Absicht zum Bau eines<br />

großzügigen Hafens fest. Das kleine Projekt, soweit es überhaupt<br />

ernst gemeint war, hatte man zu den Akten gelegt. Zur Ausführung<br />

gelangte im wesentlichen der Entwurf des Geheimen Oberbaurats<br />

Hagen vom preußischen Handelsministerium, während die Entwürfe<br />

des britischen Ingenieurs Rendel und des Hamburger Wasserbaudirektors<br />

Hübbe verworfen wurden.<br />

In der Denkschrift der Admiralität vom 17. September 1854, die,<br />

wie oben bereits erwähnt, dem preußischen Kabinett bei seiner Beschlußfassung<br />

am 21. Oktober 1854 Vorgelegen hatte, war als Zweck<br />

des Vertrages angegeben, die Machtstellung und der politische Einfluß<br />

Preußens sollten durch den Nordseekriegshafen erhalten und erweitert<br />

werden; ferner käme es darauf an, „die Aufrechterhaltung<br />

Preußens und Oldenburgs auf den Meeren, welche die Küste beider<br />

Länder bespülten, zu sichern." Damit war eine Absage an Hannover<br />

erteilt, die schroff erscheinen mag, in dem Augenblick jedoch verständlich<br />

wird, w o man Hannovers Stellungnahme überprüft. Das soll<br />

ohne jede Voreingenommenheit geschehen, nur Tatsachen mögen<br />

sprechen. Es unterliegt auch keinem Zweifel, daß sich Hannover bei<br />

seinen Maßnahmen lediglich von solchen Erwägungen hat leiten<br />

lassen, die sich ihm als politisch zweckmäßig aufdrängten. Andrerseits<br />

wäre es falsch und würde dem Zweck unserer Betrachtung nicht<br />

entsprechen, wollte man Hannovers Verhalten verschleiern. Gerade<br />

an diesem Beispiel wird klar, bis zu welcher Verbohrtheit sich die<br />

unselige Kleinstaaterei verrannt hatte. Sie verkannte große Ziele<br />

nicht, sah sie aber nur durch die eigene Brille; so zwar, daß man in<br />

diesem Zusammenhang das W ort des seligen Ovid „U t desint vires,<br />

tarnen est laudanda voluntas" mit dem besten Willen nicht mehr gut­<br />

heißen kann.<br />

Alle W elt sonst verhielt sich vernünftig, nur Hannover nicht.<br />

Österreich erhob wegen des Jadevertrages keinerlei Schwierigkeiten.<br />

Rußland, dessen Beziehungen über Holstein-Gottorp und Anhalt-<br />

Zerbst schon Erwähnung getan wurde, gebärdete sich anfänglich etwas<br />

verschnupft, lenkte aber ein, als der Großherzog von Oldenburg Auf­<br />

klärung gab, warum das Vertragswerk hinter einem dichten Schleier<br />

der Geheimhaltung habe abgeschlossen werden müssen. Hamburg verhielt<br />

sich uninteressiert. Es fühlte sich zu jener Zeit „im Schutze der<br />

Neutralität" geborgener als unter einer Kriegsflagge. Bremen trat<br />

warmherzig für den Jadevertrag ein. Und über Englands Verhalten<br />

wird uns der nächste Abschnitt unterrichten.

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