Oldenburger Jahrbuch
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<strong>Oldenburger</strong> <strong>Jahrbuch</strong> 1937<br />
Matrikularbeiträge entrichtet hatte, nämlich 1 561 000 Gulden, scheint<br />
sein Verhalten, schon vom reinen Rechtsstandpunkt aus, mehr als<br />
gerechtfertigt.<br />
Oldenburg hatte sich auch hier als kluger und bedachtsamer Vermittler<br />
bewährt. Es bot an, die Verwaltung der Flotte völlig uneigennützig<br />
zu übernehmen. Preußen trat auf seine Seite und legte nahe,<br />
Österreich möge sich doch von der Flottenfrage ganz und gar zurückziehen.<br />
Mit der Begründung, man habe seinen Anteil an der Bun<br />
desflotte durch die in der Adria stationierten Schiffe gestellt, hatte<br />
Österreich bislang keine Matrikularbeiträge gezahlt. Gleichzeitig<br />
wehrte es sich aber dagegen, daß die Adriaschiffe Bundeseigentum<br />
seien. Hannover hatte diese mehr als eigenwillige Auslegung der<br />
Bundespflichten nach Kräften unterstützt. Ihm lag daran, sich die<br />
Freundschaft Habsburgs gegen Preußen zu sichern. Um seinem Eigentumsanspruch<br />
an den Schiffen der Bundesflotte einen Mantel des<br />
Rechts umzuhängen, ließ sich Österreich im Jahre 1850 herbei, seine<br />
ersten Matrikularbeiträge zu entrichten. Es ist hinlänglich bekannt,<br />
daß es in jenem kritischen Jahr nicht im Sinne der preußischen Politik<br />
lag, es zu einem offenen Kampf mit Österreich kommen zu lassen.<br />
Immerhin wurde man sich darüber klar, daß es bei einem Abbruch<br />
der Beziehungen mit Österreich unerläßlich sei, nötigenfalls mit G e<br />
walt Hand auf die Bundesflotte zu legen. Bliebe jedoch der Friede<br />
gewahrt — die Olmützer Punktation erreichte es — , dann dürfe<br />
nichts geschehen sein, was der Uneigennützigkeit Preußens in der<br />
Flottenfrage auch nur im geringsten widerspreche. Insgeheim empfand<br />
man aber in Berlin die Machenschaften um die Bundesflotte als einen<br />
feindseligen Akt, mit dem Erfolge, daß die preußische Regierung<br />
Sorge dafür trug, die eigenen Flottenbestrebungen immer festere<br />
Wurzeln schlagen zu lassen. Demgemäß ist festzustellen, daß Preußen<br />
seit dem Mai 1851 in seiner Flottenpolitik selbständig und geradlinig<br />
vorging. Wenn Bismarck zu jener Zeit eine Annäherung an Hannover<br />
suchte, so geschah es, weil er die Freundschaft mit ihm um der Flottenfrage<br />
willen nicht verscherzen wollte. Ferner aber auch, um Österreich<br />
den Dämpfer aufzusetzen, es würde gegebenenfalls kaltgestellt.<br />
Hannover blieb jedoch ablehnend. Es fürchtete mehr denn je eine<br />
Einverleibung durch Preußen und machte für seinen Standpunkt gel<br />
tend, daß eine Nordseeflotte unter Preußens Führung im Grunde ge<br />
nommen nichts anderes wie eine preußische Flotte wäre. W er streng<br />
objektiv urteilt, wird diese Gedankengänge verstehen können. Trotzdem<br />
ist Hannovers Stellungnahme, erwägt man die Förderung des