Oldenburger Jahrbuch
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<strong>Oldenburger</strong> <strong>Jahrbuch</strong> 1937<br />
wurde und die Flottenfrage ernsthafter als für gewöhnlich anpackte,<br />
war Preußen allemal zu ehrlicher Mitarbeit bereit. Nach der sattsam<br />
bekannten spitzen Erklärung Lord Palmerstons vom Juli 1849, wonach<br />
die deutsche Flagge nicht anerkannt werden könne — man hatte es<br />
reichsseitig tatsächlich verabsäumt, ihre Einführung den europäischen<br />
Staaten mitzuteilen — , ordnete Preußen allerdings an, daß seine<br />
Schiffe und Fahrzeuge nunmehr ausnahmslos unter der preußischen<br />
Flagge zu fahren hätten. Sie war das Sinnbild einer staatlichen Autorität,<br />
mit der der Deutsche Bund nicht wettzueifern vermochte.<br />
Preußen gab damit gleichzeitig zu erkennen, daß es für den Schutz<br />
der Ostseeküste allein einstehen wolle. Trotzdem zahlte es so pünktlich<br />
wie zuvor seine Beiträge für die Bundesflotte und bewies damit,<br />
daß es am Gedanken einer großen deutschen Flottengründung nach<br />
wie vor festhielt.<br />
Erst im August 1850 erfolgte eine schärfere Abkehr, weil die Verhältnisse<br />
nachgerade unhaltbar geworden waren. Preußen entschloß<br />
sich, die Beiträge für die Bundesflotte erheblich zu kürzen. Die Ersparnisse<br />
wurden dazu verwandt, um in England den Bau zweier<br />
Dampfavisos „Salamander" und „N ixe", bestückt mit je 6 Geschützen,<br />
zu betreiben. Außerdem gab man in Danzig die Kriegsdampfkorvette<br />
„Danzig" in Auftrag und setzte gleichzeitig einen festen Marine-Etat<br />
in Höhe von 282 448 Talern in den Staatshaushalt ein. Damit betonte<br />
Preußen unzweideutig, daß es vom Beschreiten des selbst vorbezeich-<br />
neten W eges nicht mehr ablassen würde. Man kann diesen Entschluß<br />
nur gutheißen. Der Deutsche Bund bestand zu jener Zeit aus 35<br />
Staaten, die sich in zwei Zollvereine gliederten. Es liefen also nicht<br />
nur die politischen, sondern auch die wirtschaftlichen Ziele auseinander.<br />
Die Grundlage für eine einheitlich zu organisierende Flottengründung<br />
war daher von vornherein mehr als brüchig. Schon im Frühjahr<br />
1849 hatte der erste Verfall gedroht. Aus Geldknappheit spielte<br />
man mit dem Auflösungsgedanken. Andrerseits hatte man das Bestreben,<br />
das kaum Begonnene zu erhalten und verfiel daher auf den<br />
anrüchigen Plan, das Flottenwerk der Zentralgewalt zu entziehen und<br />
den Sitz der leitenden Stellen nach Hamburg zu verlegen. Hannover<br />
war lebhaft dafür, Preußen dagegen. Und zwar mit Recht; denn diese<br />
Verlegung hätte nichts anderes bedeutet als die Gründung einer<br />
reinen Nordseeflotte. In Behandlung der Flottenfrage klaffte also damals<br />
schon ein unheilvoller Gegensatz zwischen Preußen und Hannover,<br />
der für Jahre fortdauern sollte. Bremen stellte sich aus eigennützigen<br />
Gründen auf Seiten Hannovers. Der sonst so verdienstvolle<br />
und einsichtige Senator und Reichsminister Duckwitz schrieb: „König