Oldenburger Jahrbuch
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<strong>Oldenburger</strong> <strong>Jahrbuch</strong> 1937<br />
schrift vor, die in dem Satze gipfelte, Preußen dürfe sich auf See<br />
fürderhin nicht mehr passiv verhalten. Das Ergebnis der Flottenrüstungen<br />
blieb trotzdem mager: 1840 wurden zwei Kanonenjollen<br />
als „Muster und Modelle für den Kriegsfall“ gebaut. Drei Jahre später<br />
erfolgte der Stapellauf der Korvette „Am azone". Das Schiff wurde<br />
jedoch — auch ein Ausfluß übertriebener Vorsicht — zunächst dem<br />
Handelsministerium „zur Ausbildung von Navigationsschülern der<br />
Handelsflotte" unterstellt.<br />
Das Jahr 1845 bescherte insofern einen erfreulichen Fortschritt,<br />
als der Finanzminister von der Heydt die Notwendigkeit der Pflege<br />
der Kauffahrtei mit dem Bemerken anerkannte, der Überseehandel<br />
bringe „die für die Armee erforderlichen Mittel auf“ . Zur Entfaltung<br />
und zum Schutz des Überseehandels sei aber eine Marine unbedingt<br />
geboten, und er erkläre sich bereit, die Kostendeckung zu übernehmen.<br />
Damit war viel gewonnen. Denn nicht zum mindesten an der<br />
Kostenfrage waren alle Bemühungen bislang gescheitert, mit der<br />
Flottengründung zur Tat zu schreiten. Wenn wir schließlich noch erfahren,<br />
daß seit dem Jahre 1840 eine ganze Reihe von Schriften erschienen<br />
war, zum Teil scharfblickend, oft auch kindlich übertreibend,<br />
Schriften, die es sich zur Aufgabe setzten, die Notwendigkeit eines<br />
großen deutschen Kolonialbesitzes und, im Zusammenhang hiermit,<br />
die Gründung einer starken deutschen Flotte nachzuweisen, so wird<br />
es offenbar, daß die Zeit erfüllet war. Die Frage drängte zur Lösung.<br />
Im deutschen Volk dämmerte die Erkenntnis, daß es eine Staatsnotwendigkeit<br />
sei, auf See fürderhin nicht mehr ohnmächtig zu bleiben.<br />
Am klarsten und schärfsten war dieser Gedanke ohne jeden<br />
Zweifel von Preußen erfaßt und entwickelt worden. Seit Jahrzehnten<br />
hatte es sich mit ihm auseinandergesetzt. Keiner der anderen Seeufer-<br />
staaten konnte Preußen hierin die Waage halten. Sie hatten sich mit<br />
Ausnahme Hannovers und Bremens völlig passiv verhalten und an<br />
die Gründung einer Wehr auf dem Wasser überhaupt nicht gedacht.<br />
Ja selbst in der Frage der Schaffung einer Kriegsflotte im<br />
Verein mit anderen Bundesstaaten hat Preußen durch seine Maßnahmen<br />
Hannover überholt, indem es bereits während der Jahre<br />
1846/47 mit Bremen Verhandlungen über den Abschluß eines „Deutschen<br />
Schiffsbundes“ pflog, wobei die kriegsmaritime Sicherung nicht<br />
übersehen wurde.<br />
ü . Der Einfluß des Krieges mit Dänemark.<br />
Anfang April 1848 loderte das seit langem glimmende Feuer hoch,<br />
das zum Kriege mit Dänemark führte. Es sei gewiß nicht verkannt,