Oldenburger Jahrbuch
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<strong>Oldenburger</strong> <strong>Jahrbuch</strong> 1937<br />
1811 plant der preußische Kriegsminister von Rauch die Gründung<br />
einer Flottille in Stärke von 3 Korvetten und 16 Fahrzeugen im Frischen<br />
Haff, um die Seeverbindungen zwischen Danzig, Königsberg<br />
und Memel sicherzustellen. Zwei Jahre später werden Zoll- und Kauffahrteischiffe<br />
in Pillau und Königsberg armiert. 1816 wird bei A btretung<br />
Vorpommerns der schwedische Seeoffizier Longé in preußische<br />
Dienste übernommen; mit ihm 6 Kanonenschaluppen, der Bestand<br />
einer schwedischen Flottille, die seit 1781 beim Dars und in<br />
Zingst stationiert war. Gleichzeitig wird der Schuner „Stralsund" gebaut.<br />
Und der Kommandant von Stralsund, ein Major von Engelbrechten,<br />
läßt es sich angelegen sein, die preußische Kriegsflagge zu<br />
entwerfen. Nicht genug damit: er unterbreitet der Regierung einen<br />
weitschauenden Plan zur Verstärkung der Seemacht. Zunächst (1823)<br />
bleibt es jedoch beim Bau von Kanonenschaluppen, von denen eine<br />
zur Belebung des Seemachtgedankens eine Propagandafahrt nach<br />
Berlin unternimmt. 1825 traten die Generale von Rauch und von Müff-<br />
ling mit größeren Flottengründungsplänen hervor, indem sie voller<br />
Zorn darauf verwiesen, daß noch in den Jahren 1816 und 1817 algerische<br />
Piraten die Nord- und Ostseeküste aufgesucht hätten, ohne daß<br />
die Großmacht Preußen in der Lage gewesen wäre, sie auf dem<br />
Wasser bekämpfen zu können. 1825 wurde ein Kanonenboot „Danzig"<br />
gebaut, das zusammen mit dem Schuner „Stralsund“ einer neueröffneten<br />
Navigationsschule zu Übungszwecken zur Verfügung gestellt<br />
wurde. Zwei Jahre später richtete man eine Marinewerft auf dem<br />
Dänholm bei Stralsund ein. Im Jahre 1829 wurde eine Allerhöchste<br />
Willensmeinung veröffentlicht, die endlich eine etwas kraftvollere,<br />
tatfördernde Sprache führte. In ihr hieß es: „W ir dürfen uns nicht auf<br />
Ruderschaluppen beschränken, müssen vielmehr auch an größere seegehende<br />
Fahrzeuge denken." Die Folge war, daß zur Prüfung der<br />
Angelegenheit eine Kommission zusammentrat. Ihr Vorschlag ging dahin,<br />
Preußens Küste in sechs Stationen einzuteilen und jede Station<br />
mit einem Dampfschiff, zwei Segelschiffen und mehreren Ruderkanonenbooten<br />
zu besetzen. Offenbar dachte man für den Kriegsfall<br />
auch schon an die Bereitstellung von Reserven, denn in den Plänen<br />
der Kommission war von einer „stehenden" und von einer „vorbereiteten“<br />
Marine die Rede. Leider blieb es im wesentlichen aber bei der<br />
papiemen Arbeit, die nur insofern im Jahre 1834 einen stärkeren<br />
Auftrieb erfuhr, als der Kronprinz, der spätere König Friedrich W ilhelm<br />
IV., das Kommando über das II. Armeekorps übernahm und sich<br />
in seiner Flottenbegeisterung mit dem Oberpräsidenten von Pommern<br />
Sack fand.