Oldenburger Jahrbuch
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<strong>Oldenburger</strong> <strong>Jahrbuch</strong> 1937<br />
Flottenstamm heraus von insgesamt zehn Schiffen. 1681 folgte der<br />
Erwerb afrikanischen Kolonialbesitzes und 1684 die Festsetzung in<br />
Emden auf dem W ege eines Handelsvertrages. Das in zäher Beharrlichkeit<br />
und mit großem politischen Mut und W eitblick Erreichte<br />
verfiel jedoch unter den Nachfolgern des Großen Kurfürsten. Friedrich<br />
I. setzte noch seine „Gloire und Point d'Honneur darein, das<br />
Commercienwerk zu kontinuieren“ . Friedrich Wilhelm I. sprach bereits<br />
von einer „Chimäre seines Großvaters, sowie von einem großen<br />
Schaden aus dem Verluste vieler Tonnen Goldes".<br />
Im Jahre 1720 hatten Preußens staatliche Seegeltungsbestrebungen<br />
praktisch aufgehört. Der Hansegeist seiner Bevölkerung lebte aber<br />
fort und rang sich zu steigender Bedeutung empor. 1740 wies Stettin<br />
einen Umsatz über See von 300 000 Talern auf, 1786 waren daraus<br />
4,5 Millionen geworden. Im gleichen Jahre zählte Ostfriesland nicht<br />
weniger als 892 Seeschiffe mit 5400 Mann Besatzung. W er die Regierung<br />
Friedrichs des Großen vom Standpunkt der Belebung der<br />
Seemacht aus verfolgt, wird überhaupt feststellen müssen, daß schwierigsten<br />
Umständen zum Trotz ganze Arbeit geleistet worden ist, die<br />
so manchen Erfolg verzeichnen durfte. 1744 nahm Preußen Besitz von<br />
Emden, nachdem das ostfriesische Herrscherhaus Circsena ausgestorben<br />
war. Damit wurde in feste Form gegossen, was lose bereits<br />
unterm Großen Kurfürsten bestanden hatte. 1750 gründete Preußen<br />
in Emden die Asiatische Compagnie, die Stadt selbst wurde 1751 zum<br />
Freihafen erklärt. A ber nicht nur in der Nordsee, auch von Pommerns<br />
Küste aus belebte sich der Seehandel unter preußischer Flagge. Die<br />
Provinz besaß 1756 222 Seeschiffe. 1782 belief sich der Bestand auf<br />
303. Nach der Schlacht von Kolin (1757) empfand der große König<br />
den Druck des schwedischen Blockadegeschwaders als derart unerträglich,<br />
daß er den militärischen Befehlshaber in Stettin anwies,<br />
auf dem Wasser Maßnahmen zur Verteidigung der Inseln und Flußmündungen<br />
zu treffen. Insgesamt wurden acht größere Kauffahrer<br />
und vier Barkassen als Kriegsfahrzeuge bereitgestellt. 124 Geschütze<br />
kamen an Bord, dazu 616 Mann. Als militärischer Führer bewährte sich<br />
ein Hauptmann von Koller, die seemännische Leitung lag in Händen<br />
eines Handelsschiffskapitäns Schwarz. Dieses erste preußische G eschwader,<br />
„Preußisches Schiffsarmement" genannt, bestand am 10. November<br />
1759 im Stettiner Haff ein hartes Gefecht mit starker schwedischer<br />
Übermacht, wobei es zwar arg zersaust wurde, immerhin aber<br />
den Beweis erbrachte, daß dem Vordringen der feindlichen Seemacht<br />
nur auf dem Wasser, nicht von der Küste aus mit Erfolg Halt zu gebieten<br />
sei.