07.02.2013 Aufrufe

Neues Kommunales Finanzmanagement Handbuch zum NKF ...

Neues Kommunales Finanzmanagement Handbuch zum NKF ...

Neues Kommunales Finanzmanagement Handbuch zum NKF ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

2.1 Kennzahlen zur haushaltswirtschaftlichen Gesamtsituation<br />

Der Aufwandsdeckungsgrad ist jedoch nicht gleichzusetzen mit dem Haushaltsausgleich, der fordert,<br />

dass der Gesamtbetrag der Erträge die Höhe des Gesamtbetrages der Aufwendungen erreicht oder<br />

übersteigt (vgl. § 75 Abs. 2 Satz 2 GO NRW). Er bezieht also neben dem Saldo aus den ordentlichen<br />

Erträgen und Aufwendungen noch das Finanz- sowie das außerordentliche Ergebnis mit ein (vgl. Abbildung<br />

2-2).<br />

Bei einem Aufwandsdeckungsgrad über 100% liegt ein positives ordentliches Ergebnis bzw. eine<br />

Überdeckung der ordentlichen Aufwendungen vor. Da viele Gemeinden aus vorhandenen Verbindlichkeiten<br />

eine hohe Belastung durch Zinsaufwand kompensieren müssen, welcher sich im Finanzergebnis<br />

niederschlägt, ist in diesen Fällen ein Aufwandsdeckungsgrad > 100% erforderlich, um noch<br />

ein ausgeglichenes Jahresergebnis zu erreichen (vgl. Abbildung 2-2). Ein schwacher Aufwandsdeckungsgrad<br />

kann somit den nach § 75 Abs. 2 Satz 2 GO NRW erforderlichen und haushaltsrechtlich<br />

entscheidenden Haushaltsausgleich gefährden und auf Dauer zur Überschuldung führen.<br />

Ergebnisplan<br />

Ordentliche Erträge<br />

./. Ordentliche Aufwendungen<br />

= Ordentliches Ergebnis<br />

(Ordentliche Erträge und Aufwendungen)<br />

+ ./. Finanzergebnis<br />

+ ./. Außerordentliches Ergebnis<br />

= Jahresergebnis<br />

(Gesamtbetrag Erträge und Aufwendungen)<br />

Aufwandsdeckungsgrad<br />

Haushaltsausgleich<br />

Abbildung 2-2: Aufwandsdeckungsgrad und Haushaltsausgleich<br />

Das bedeutet, dass bei Gemeinden, die einen Aufwandsdeckungsgrad von unter 100% aufweisen,<br />

das ordentliche Ergebnis negativ ist. Die Erträge aus dem operativen Geschäft (ordentliche Erträge,<br />

z.B. Steuern, Zuwendungen und Umlagen, sonstige Transfererträge, Kostenerstattungen usw.) können<br />

in diesen Fällen die (ordentlichen) Aufwendungen für das operative Geschäft nicht kompensieren.<br />

Falls zudem – wie es nach der Umfrage 2010 i.d.R. der Fall ist – noch ein negatives Finanzergebnis<br />

vorliegt, wird ein Haushaltsausgleich nicht erreicht. Um für den Haushaltsausgleich ein negatives Finanzergebnis<br />

zu kompensieren, ist daher ein entsprechend positives ordentliches Ergebnis erforderlich,<br />

welches anhand eines Aufwandsdeckungsgrades messbar wird, der entsprechend größer als<br />

100% sein muss.<br />

Gelingt auch dies nicht, wird die Gemeinde i.d.R. versuchen, diese Lücke mit Hilfe von Liquiditätskrediten<br />

zu schließen, die wiederum Zinsaufwand verursachen. Dieser zusätzliche Zinsaufwand belastet<br />

jedoch das Finanzergebnis noch weiter und erschwert somit noch stärker als bisher ohnehin schon<br />

den Haushaltsausgleich. Diese Kette zeigt den Teufelskreis, dem viele Kommunen ausgesetzt sind.<br />

Ein niedriger Aufwandsdeckungsgrad weist zudem darauf hin, dass entweder die operativen Erträge<br />

der Kommune nicht ausreichen oder ein Aufwandsproblem vorliegt. Für die Ursachenanalyse wäre es<br />

hier erforderlich, tiefer in die Aufwands- und Ertragsstruktur einzusteigen und insbesondere die Produktbereiche<br />

zu untersuchen, z.B. mit Hilfe von Produktkennzahlen. Der Aufwandsdeckungsgrad liefert<br />

lediglich einen Indikator, Lösungsansätze jedoch nicht.<br />

In Fällen, in denen nicht nur eine Substanzsicherung (ausgeglichenes Jahresergebnis), sondern das<br />

Ziel eines Eigenkapitalaufbaus verfolgt wird, beispielsweise bei überschuldeten Gemeinden, muss der<br />

Aufwandsdeckungsgrad demnach deutlich über 100% betragen.<br />

13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!