Neues Kommunales Finanzmanagement Handbuch zum NKF ...

1.5 0 Orientierungswerte
Die strukturell signifikanten Unterschiede der verschiedenen Arten von Kommunen drücken sich auch
in ihren Haushaltskennzahlen aus. Deshalb können sich die Vergleichswerte entweder auf die Grundgesamtheit
aller Kommunen beziehen oder nach geeigneten Kriterien unterteilt werden. Im Rahmen
der Auswertung der o.g. Kennzahlenerhebung 2009 des MIK wurden zu diesem Zweck folgende Cluster
gebildet:
� Kreise
� Kreisfreie Städte
� Kreisangehörige Kommunen gesamt
� Große kreisangehörige Städte (vgl. § 4 Abs.3 GO NRW)
� Mittlere kreisangehörige Städte (vgl.§ 4 Abs.2 GO NRW)
� Übrige Gemeinden
Darüber hinaus wird der Versuch unternommen, für jede Kennzahl weitere Erfahrungswerte einzubringen.
Dies können sowohl Erfahrungswerte der Kommunalaufsicht oder der Gemeindeprüfungsanstalt
NRW (GPA NRW) sein, als auch Hinweise auf Richtwerte, wie sie in der Privatwirtschaft oder bei
Banken Verwendung finden, soweit diese ermittelt werden können und auf die kommunale Haushaltswirtschaft
übertragbar sind.
Die nach intensiven Diskussionen im Rahmen der Bearbeitung des Kennzahlenhandbuches angeführten
Erfahrungswerte der Kommunalaufsicht und der GPA NRW dienen allein als ein Orientierungsmaßstab
für die Bewertung einzelner Kennzahlen. Die damit verbundenen Überlegungen werden unter
dem Begriff "Weitere Orientierungswerte" zusammengefasst. Diese verstehen sich nicht als verbindliche,
vorgegebene SOLL-Vorgaben, sondern als empfohlene Richtwerte im ersten Schritt auf
dem Weg zu einer kennzahlengestützten Haushaltsanalyse. Sie ersetzen nicht die individuelle Haushaltsbetrachtung
und Zielfindung. Dennoch kann jede Kommune eine mittel- bis langfristige Annäherung
an diese Orientierungswerte anstreben, um so die Haushaltswirtschaft stabil und krisenfest zu
gestalten und die Haushalts- und Bilanzstruktur nachhaltig auszubalancieren.
Viele Kennzahlen weisen bei den Orientierungswerten allerdings noch erhebliche Lücken auf. So ist
es beispielsweise zum jetzigen Zeitpunkt, an dem noch nicht alle Eröffnungsbilanzen, nur relativ wenige
Jahresabschlüsse und noch keine Gesamtabschlüsse vorliegen, oftmals kaum möglich, wirklich
belastbare Orientierungswerte aus der kommunalen Praxis zu ermitteln. Aufgrund dieser derzeit noch
recht unsicheren Datenbasis dürfen Abweichungen von Kennzahlen einer Kommune zu den Orientierungswerten
nicht automatisch zu kommunalaufsichtsrechtlichen Sanktionen führen. Abweichungen
können aber dennoch als Indikatoren Hinweise auf haushaltswirtschaftliche oder strukturelle Problembereiche
geben.
Unter dem Begriff "Weitere Orientierungswerte" kann sich bei den einzelnen Kennzahlen aber auch
ein systemimmanenter Zielwert finden. Ein solcher liegt vor, wenn sich aus der Kennzahl selbst eine
bestimmte, logische Wertgrenze ableiten lässt. Ein systemimmanenten Zielwert findet sich z.B. bei der
Liquidität 2. Grades.
Im Rahmen der ständigen Evaluation des NKF-Kennzahlensets wird es mittelfristig von Bedeutung
sein, die Aussagekraft der Orientierungswerte auf der Grundlage der im Laufe der Jahre gewonnenen
Erkenntnisse bei der Analyse von NKF-Haushalten und bei der Bewertung von Kennzahlen in die
Erarbeitung von aussagekräftigen Referenzwerten einfließen zu lassen, die die spezifischen kommunalen
Belange vollumfänglich berücksichtigen.
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