Forschungsprofil 2010 - Universität Bremen - Fachbereich ...
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operiert in Abwesenheit eines Weltstaates ohne hierarchische Spitze, die für Kohärenz<br />
und Konsistenz sorgen könnte. In der dritten Phase werden die Folgen (Outcome und<br />
Reaktionen) dieser als Fragmentierung des transnationalen Handelsrechts bezeichneten<br />
neuen Konstellation untersucht. Im Vergleich zur Situation im DRIS kommt es zu<br />
einem Niveauverlust in der Produktion des normativen Gutes der Rechtssicherheit für<br />
den Handel. Eine Reaktion der handelnden Akteure besteht in der Hierarchisierung von<br />
Austauschbeziehungen, deren vielfältige Ausgestaltung und Funktionsweise als Äquivalent<br />
zu staatlicher Rechtssicherheit näher untersucht wird (Varieties of Hierarchy). Im<br />
Outcome führt diese Entwicklung zu einer Vermachtung globaler Märkte. Diesbezüglich<br />
wird untersucht, ob und wie private Macht in der neuen Konstellation des fragmentierten<br />
transnationalen Handelsrechts neutralisiert und verfasst werden kann. Am Ende der dritten<br />
Forschungsphase werden die Ergebnisse des A4-Teilprojektes in einer Schlussstein-<br />
Monographie zur Verfassung des globalen Handels zur Diskussion gestellt.<br />
Teilprojekt C6 „Die Rolle des Staates in der Rechnungslegung“<br />
Teilprojektleiter: Prof. Dr. Jochen Zimmermann<br />
Das Teilprojekt will aus betriebswirtschaftlicher Perspektive den Wandel der Interventionsstaatlichkeit<br />
im Bereich der Rechnungslegung in sechs großen OECD-Rechnungslegungsregimes<br />
(CAN, D, F, GB, JAP, USA) erklären. Mit der Vorgabe einer Verfassung<br />
des Rechnungswesens greift der Interventionsstaat durch die Definition von (verteilbarem)<br />
Gewinn und die Organisation der Informationsproduktion für Kapitalmärkte als<br />
market maker, backer und corrector in wesentliche Marktprozesse ein. Durch Vergleiche<br />
kapitalmarktorientierter und nicht kapitalmarktorientierter Wirtschaftsverfassungen<br />
sowie Nicht-EU- und EU-Mitgliedstaaten sollen die Wirkungen zentraler Antriebskräfte<br />
und Weichensteller auf den Wandel von Rechnungslegungsregimes herausgearbeitet<br />
werden. Diese Analyse soll klären, warum Internationalisierungs- und Privatisierungsprozesse<br />
in der Rechnungslegung nicht alle Staaten gleichermaßen erfassen und<br />
warum Nationalstaaten auf ein global einheitliches Eingriffsmodell konvergieren, dessen<br />
Ausprägungen auf eine zerfaserte Staatlichkeit hinweisen. Dass sich der Staat aus der<br />
Sicherung eines auf verschiedene Interessengruppen gerichteten und durch demokratische<br />
Prozesse legitimierten public interest zurückzieht und sich bei der Sicherung von<br />
Wohlfahrt auf die Gewährleistung von Marktprozessen verlegt und hier von nichtstaatlichen<br />
Akteuren unterstützt wird, legt einen tief greifenden Wandel der Organisation von<br />
Staatlichkeit nahe. Dies kann im Sinne einer Selbsttransformation des Staates politisch<br />
gewünscht, aber auch durch veränderte Rahmenbedingungen erzwungen sein. Das<br />
Projekt untersucht, wie ideelle, institutionelle und materielle Antriebskräfte des Wandels<br />
bei den ausgewählten Staaten wirken und in welcher Weise institutionelle Faktoren<br />
(Rechtssystem, Finanzsystem, Typ des Wohlfahrtsstaats) als Weichensteller auf Ausmaß,<br />
Tiefe und Organisationsform des interventionsstaatlichen Eingriffs Einfluss<br />
nehmen.<br />
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