Dorfzeitung Sommer 2009 - Feldbrunnen
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Besuch in<br />
der Gramabe<br />
Academy<br />
Limuru, Kenia<br />
Glücksgefühl,<br />
Bewunderung und<br />
auch Betroffenheit<br />
Kenia! Endlose Meeresstrände mit<br />
weissem Sand. Süsses Nichtstun. Faszinierende<br />
Farbenvielfalt in Flora und<br />
Fauna. Mango, Papaya, permanente<br />
Verführung für Liebhaber exotischer<br />
Früchte. Safari: Tausende Gazellen,<br />
Elefanten, Zebra, Affen, Giraffen. Mit<br />
Glück erspäht man Löwen, ungekrönte<br />
Könige der Savanne.<br />
Kenia! Das Land der schönen Menschen,<br />
in bunten Tüchern gekleidet.<br />
Scheinbar sorglose Unbekümmertheit.<br />
«Hakuna matata!», kein Problem,<br />
wir lieben das Leben.<br />
So sehen wir Kenia. Traumdestination<br />
für uns Touristen. In acht<br />
Flugstunden ab Zürich erreichen wir<br />
eine andere Welt. Kenia ist die Reise<br />
wert.<br />
Das andere Kenia. Doch, es gibt<br />
auch das andere Kenia, das so in<br />
keinem Ferienkatalog beschrieben<br />
ist: Armut, blutige Unruhen, Aids,<br />
Korruption, Machtgerangel unter<br />
politischen Gruppierungen, alltäglicher<br />
Kampf um Arbeit, bescheidenen<br />
Lohn, ums Überleben. Erst im Jahr<br />
1963 hat man das einst deutsche<br />
Protektorat und später britische<br />
Kronkolonie unabhängig erklärt. Das<br />
Land ist vierzehneinhalb Mal so gross<br />
wie die Schweiz. Es erstreckt sich<br />
vom Hochland am Fuss des Mount<br />
Kenia bis hinunter zum Indischen<br />
Ozean und grenzt an Uganda, Sudan,<br />
Äthiopien, Somalia und Tansania. Der<br />
Vielvölkerstaat aus mehr als 40 ethnischen<br />
Gruppen und mit 30 verschiedenen<br />
Sprachen zählt nach jüngsten<br />
Schätzungen rund 38 Millionen Einwohner.<br />
Vielleicht sind es auch ein<br />
paar Hundertausend mehr.<br />
20 DORFZEITUNG <strong>Feldbrunnen</strong>-St. Niklaus<br />
Die Gemeinde <strong>Feldbrunnen</strong> stellt jedes Jahr rund 10'000 bis 15'000 Franken<br />
Beiträge für Entwicklungshilfe-Projekte zur Verfügung. Zu den sorgfältig<br />
geprüften Institutionen, welche unterstützt werden, gehört die Gramabe<br />
Academy Limuru in Kenia. Hier handelt es sich um eine private Schule, an<br />
der vor allem Halbwaisen und Vollwaisen unterrichtet werden. Sie steht<br />
unter der Obhut der Solothurnerin Béatrice Herzog. Wir haben uns vor<br />
Ort umgesehen.<br />
Wenn der Staat versagt. Zwar<br />
beschäftigt der Staat Kenia vierzig<br />
Minister und Heerscharen von Beamten.<br />
Ihr Tun bleibt dem Beobachter<br />
oft rätselhaft. Afrikanische Bürokratie<br />
zelebriert sich selbst. Der Staat regelt<br />
die Schulpflicht, überlässt den Vollzug<br />
aber seinen Bürgern. Die Familie hat<br />
Schuluniformen und Lehrmittel zu<br />
bezahlen. Massenandrang an öffent-<br />
Herzlicher Empfang für den Gast aus <strong>Feldbrunnen</strong>!<br />
Die Kinder tanzen und singen.<br />
lichen Schulen behindert eine qualitative<br />
Entwicklung. So bleibt vielen<br />
Kindern eine elementare Grundbildung<br />
vorenthalten. Erst recht, wenn<br />
keine Eltern mehr da sind oder wenn<br />
diese ganz einfach kein Geld haben,<br />
um ihren Sprösslingen den Schulbesuch<br />
zu ermöglichen.<br />
Wenn der Staat versagt, bleibt oft nur<br />
der Beistand von Aussen als Ausweg.<br />
«Hahn im Korb»: Gemeinderat Paul Meier<br />
mit Betreuerinnen und Betreuern der Gramabe Academy.<br />
Grace, die Schuldirektorin (rechts neben ihm), freut sich speziell.