Superio Subbass die Entstehungsgeschichte - Küng Blockflöten
Superio Subbass die Entstehungsgeschichte - Küng Blockflöten
Superio Subbass die Entstehungsgeschichte - Küng Blockflöten
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<strong>Superio</strong> <strong>Subbass</strong><br />
<strong>die</strong><br />
<strong>Entstehungsgeschichte</strong><br />
Geri Bollinger<br />
1 - 9
Warum einen neuen <strong>Subbass</strong> konstruieren?<br />
Ich liebe tiefe TÄne. Ein gutes Fundament ermÄglicht der Melo<strong>die</strong><br />
leicht zu fliegen wie ein Vogel. Das Spannungsfeld von stabiler,<br />
tiefer WÅrme und freier Melo<strong>die</strong> erzeugt bei mir das sehr schÄne<br />
GefÇhl von innerer Weite.<br />
Geeignete, starke, klare SubbÅsse sind jedoch selten.<br />
Welche Musik soll darauf gespielt werden?<br />
Die Musik der Renaissance braucht keine zwei Oktaven Tonumfang.<br />
FÇr alle Çbrigen Epochen gibt es keine Originalliteratur. Cello,<br />
Fagott oder Kontrabass sind dem <strong>Subbass</strong> an Kraft und<br />
AusdrucksmÄglichkeit Çberlegen, das gilt fÇr Barock, Klassik,<br />
Romantik, Jazz, Folk, Pop und Ethno. Am ehesten wird vermutlich<br />
in reinen FlÄtenconsorts ein Bassfundament gebraucht. Und einige<br />
Individualisten werden <strong>die</strong> Tiefe sicher kreativ nutzen.<br />
Wie soll der Klang werden?<br />
Dunkel, prÅsent, krÅftig und wendig soll er werden, denn das<br />
BedÇrfnis nach erdigen, warmen TÄnen ist ein Trend der vermutlich<br />
noch einige Jahre anhalten wird.<br />
Wer soll das neue Instrument spielen?<br />
Der <strong>Subbass</strong> muss professionellen MassstÅben genÇgen und doch<br />
auch fÇr Amateure spielbar sein. Zwei Oktaven Tonumfang mit<br />
Normalgriffen chromatisch spielbar ist heute Standard.<br />
Was haben andere BlockflÄtenbauer realisiert?<br />
Friedrich von Huenes <strong>Subbass</strong> kommt dem, was ich machen will,<br />
am nÅchsten. Eine sehr gute warme tiefe Lage hat <strong>die</strong>ses<br />
Instrument. BÄhmsystem bei den Klappen ist schlau, aber auch ein<br />
bisschen ungewohnt.<br />
Der alte KÇng Classica <strong>Subbass</strong> ist ja eigentlich recht gut. Was<br />
fehlt, sind <strong>die</strong> Doppelklappen und <strong>die</strong> tiefsten zwei TÄne sind nicht<br />
stark genug.<br />
Der clevere Kistchenbass von PÅtzold ist optisch vÄllig anders. Der Klang erinnert an eine<br />
gedackte Orgel. Die Tiefe ist gut, <strong>die</strong> HÄhe eher rauschig.<br />
RÄsslers AuÉenform und Klappen sind vermutlich von Friedrich von Huenes <strong>Subbass</strong>, <strong>die</strong><br />
Innenbohrung von KÇng abgeschaut, somit hat er auch <strong>die</strong> gleichen SchwÅchen.<br />
2 - 9
Gibt es einschrÅnkende Vorbedingungen?<br />
Je tiefer eine BlockflÄte ist desto leiser wird sie. Ein krÅftiges Bassinstrument braucht sehr<br />
viel Luft (<strong>die</strong> Orgel hat einen Motor)! Wird der Luftverbrauch den menschlichen<br />
MÄglichkeiten angepasst, ist das Instrument viel zu leise. Eine LÄsung <strong>die</strong>ses Problems<br />
sehe ich nicht! In grossen RÅumen spielen hilft den tiefen Frequenzen.<br />
Beispiel: LautstÅrkenverhÅltnisse von BlockflÄten bei einer Bachfuge:<br />
LautstÅrke<br />
Tenor Bass Grossbass <strong>Subbass</strong><br />
Starke, stabile tiefe TÄne basieren auf stimmenden ObertÄnen 1) . Die heute Çbliche<br />
barocke Griffweise basiert auf falschen ObertÄnen! Das ist ein Grundproblem, das sich bei<br />
sehr tiefen Instrumenten verstÅrkt.<br />
Die so genannte barocke Griffweise hat sich durchgesetzt, dabei hat sie doch einige<br />
MÅngel.<br />
- Die Ansprache vom hohen f 1 ist in <strong>die</strong>ser Griffart immer heikel<br />
- Das B = 0 123 4 67 klingt ohne 7 viel besser (original barocker Griff!)<br />
- Viele Gabelgriffe klingen bei tiefen FlÄten verklemmt wegen den relativ kleinen<br />
GrifflÄchern<br />
- Die StabilitÅt der GrundtÄne leidet unter der ungenauen Obertonbildung<br />
Denkbar wÅren auch andere Systeme!<br />
- Ñberblasen wie bei modernen Instrumenten (z. B. QuerflÄte), <strong>die</strong> Oktaven werden mit<br />
demselben Griff Çberblasen. (Ganassigriffe beruhen auf <strong>die</strong>sem System)<br />
Was mit anderen Griffsystemen mÄglich wÅre, kann ich nur erahnen. Ich glaube, hÄchst<br />
Interessantes kÅme zutage. Aber wer soll <strong>die</strong>se Entwicklung bezahlen? Kaum ein Spieler<br />
wird bereit sein, gÅnzlich neue Griffe zu lernen und somit wÅre das Instrument kaum zu<br />
verkaufen …<br />
Gut zu greifen soll das Instrument sein. Das bedingt einige groÉe Klappen, <strong>die</strong> mehr oder<br />
weniger starke GerÅusche machen. Bei der geringen GesamtklangstÅrke des <strong>Subbass</strong>es<br />
kann das ein groÉes Problem werden.<br />
1) ObertÄne sind Teilschwingungen <strong>die</strong> den Klang bestimmen. Sind <strong>die</strong> ObertÄne stark nehmen wir das als<br />
„rÄhrigen“ Klang war. Das Ohr oder wohl besser das Gehirn kann auch KlÅnge ergÅnzen: HÄren wir eine<br />
Obertonstruktur meinen wir den Grundton zu hÄren auch wenn er nicht da ist. (z. B. ein Kontrabass aus<br />
einem kleinen Kofferradio – der Lautsprecher kann das nicht wiedergeben und doch hÄren wir <strong>die</strong> tiefen<br />
TÄne!)<br />
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Der Entwurf<br />
Den <strong>Superio</strong> Grossbass auf <strong>Subbass</strong>tiefe umrechnen geht nicht. Das<br />
Labium wÇrde zu gross (Luftverbrauch), das Daumenloch riesig, und<br />
einige HalbtÄne wÇrden in der Tiefe nicht mehr gut klingen. Bleibt, das<br />
Verbessern des eigenen alten <strong>Subbass</strong>es zu versuchen sowie Kontakt<br />
mit Friedrich von Huene aufzunehmen.<br />
Den alten Classica <strong>Subbass</strong> habe ich in zwei Wochen verbessert. Die<br />
hohen TÄne e 1 f 1 sind zwar etwas tief, aber doch passabel. Schon fertig?<br />
MÄglich!<br />
Soll ich einen Knicksubbass machen? Ich kann das drehen, wenden und<br />
biegen wie ich will, es gibt mindestens 4 Knicke. Akustisch ist es schon<br />
mÄglich, optisch ist eine solche Installation sogar mir zu viel.<br />
Mit Anblassystemen schlage ich mich schon lÅngere Zeit herum.<br />
Enge Kappen mag ich nicht, weil sie den Luftstrom stark umlenken<br />
und einen rauschigen, gequetschten Klang erzeugen. Warum<br />
machen alle das Anblasrohr in der Mitte der Kappe und nicht Çber<br />
dem Windkanal? Renaissance-SubbÅsse haben keine hohe Lage<br />
und mit dem Rohr im Zentrum der Kappe ergibt das<br />
UmlenkgerÅusch einen mischfÅhigen Klang. Bei „barocken“<br />
SubbÅssen wird <strong>die</strong> hohe Lage aber stark rauschig, das gibt wenig<br />
Sinn. Ich versuche es mit einem weiten Rohr und einem direkten<br />
Luftstrom aufs Labium. Das Dunkle im Klang will ich anders<br />
erzeugen: mit der Mensur und dem Labium.<br />
Ein groÉe Ñberraschung kommt von Friedrich von Huene: Er schickt uns alle PlÅne und<br />
Details! Von <strong>die</strong>ser GroÉzÇgigkeit bin ich ÇberwÅltigt. Ich will nicht <strong>die</strong>ses Instrument<br />
kopieren, ich mÄchte wirklich meine eigenen Versuche machen, weil das Kopieren nur<br />
wenig neue Erkenntnisse bringt. Als Basis sind <strong>die</strong>se Daten Friedrich von Huenes aber<br />
von unschÅtzbarem Wert fÇr mich!<br />
Ich habe zwei SubbÅsse von Friedrich nachgebaut. Die 415-Hz-Version funktioniert sehr<br />
gut, besser als <strong>die</strong> 440-Hz-Version. Wenn ich den 415-Hz hochrechne auf 440 Hz komme<br />
ich in <strong>die</strong> NÅhe des alten KÇng-<strong>Subbass</strong>es.<br />
Durchmesser in mm<br />
60<br />
50<br />
40<br />
<strong>Küng</strong> Classica <strong>Subbass</strong><br />
von Huenes 415 Hz <strong>Subbass</strong> hochgerechnet auf 440 Hz<br />
0 500 1000 1500<br />
Länge in mm<br />
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In <strong>die</strong>ser Zeit hat Adriana Breukink Schnitzer-SubbÅsse (mit zwei Oktaven und einer<br />
Klappe!) fertig gebaut, das mÄchte ich unbedingt sehen. VÄllig erkÅltet reise ich mit<br />
meinem Prototypen in den Norden. Sehr inspirierend ist der Vergleich. Ich verstehe das<br />
Instrument von Adriana physikalisch nur annÅhernd. Eigentlich ist das unmÄglich, schlicht<br />
genial! Die Schnitzermensur ist insgesamt gar nicht sehr weit, das Çberrascht mich.<br />
Adrian Brown kommt auch noch zu Besuch, und das Fachsimpeln mit zwei so guten<br />
FlÄtenbauern (und Menschen) ist <strong>die</strong> geistige Nahrung, <strong>die</strong> ich brauche. Die zwei Tage in<br />
Holland machen groÉe Lust darauf, Neues auszuprobieren.<br />
Ist mein verbesserter KÇng-<strong>Subbass</strong>-Prototyp zu eng in der Mensur? Mit Andreas und<br />
Thomas KÇng zusammen wird entschieden, Versuche mit weiteren Mensuren zu machen.<br />
Die Mensur und ihre Bedeutung fÇr das Instrument<br />
Die MaÉe der Innenbohrung geben dem Instrument den Charakter. Bei gleichem<br />
Grundton macht eine weite Bohrung den Klang dunkler und <strong>die</strong> RÄhre kÇrzer. Die LÅnge<br />
hat einen groÉen Einfluss auf das VerhÅltnis vom Grundton zu den ObertÄnen. Bei<br />
gleichem Grundton muss bei einer lÅngeren FlÄte <strong>die</strong> Bohrung im FuÉbereich weiter sein.<br />
Wie <strong>die</strong> Innenbohrung reagiert, hÅngt auch sehr stark mit der Tonerzeugung im Labium<br />
zusammen. DurchmesserÅnderungen in der RÄhre verÅndern TonhÄhen, Klang,<br />
Ansprache und StabilitÅt der tiefen TÄne .<br />
Eine grundsÅtzliche Frage zur Mensur: Den KÇng Classica <strong>Subbass</strong> weiter verbessern oder<br />
eine neue Mensur entwickeln? Neuentwickeln heisst, viel Zeit und Geld investieren fÇr<br />
kleine Verbesserungen, <strong>die</strong> Frage ist sehr berechtigt ob sich das Çberhaupt je auszahlt.<br />
Dies ist auch der Grund, warum viele Einzelbauer und Firmen den Entwicklungsprozess<br />
durch kopieren und leicht Åndern ersetzen. Eine gefÅhrliche Tatsache, das geklonte<br />
Instrument als Schreckgespenst ist zum Teil schon Wirklichkeit geworden.<br />
Eine neue Innenbohrung zu machen, bedeutet viel Arbeit. Jede VerÅnderung hat immer<br />
viele Konsequenzen.<br />
Ein Beispiel: um das A stabiler zu machen mache ich <strong>die</strong> Innenbohrung beim Daumenloch<br />
enger. Ein HolzstÇck (Fisch) an einem Draht in <strong>die</strong> Bohrung geschoben simuliert dort eine<br />
Verengung.<br />
Was passiert?<br />
- A wird hÄher a wird tiefer = <strong>die</strong> zu weite Oktave ist nun besser, das A stabiler<br />
- G bis C werden hÄher, f bis d werden tiefer, e 1 bis as 1 werden hÄher – das mÇsste<br />
alles nach der Bohrungskorrektur Çber <strong>die</strong> Grifflochpositon korrigiert werden<br />
- Dummerweise wurde das F instabiler (Die ObertÄne haben sich ungÇnstig<br />
verschoben)<br />
- Dieser neue Fehler ist zu gross! Ich muss eine andere Korrektur versuchen, zB. im<br />
unteren Mittelteil erweitern<br />
-<br />
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Fisch<br />
Bis das Puzzle fÇr alle TÄne einigermassen stimmt, braucht es viele Versuche. Das heisst<br />
auch immer, Werkzeuge machen und Teile drehen (nicht eben kleine).<br />
Wichtig ist es, immer alle Versuche gleichzeitig im Kopf zu haben! Das ist in einem<br />
normalen Fabrikalltag ÅuÉerst schwierig. Immer wieder gibt es groÉe Unterbrechungen<br />
(zum Teil Monate!). Einen Vorteil hat das Arbeiten Çber lange Zeit: <strong>die</strong> Dinge kÄnnen<br />
langsam reifen. Auch wenn ich nicht am <strong>Subbass</strong> arbeite, drehen sich <strong>die</strong> RÅdchen im<br />
Hinterkopf.<br />
Ausgehend von einer weiten Mensur entsteht mein nÅchstes Instrument. Es wird 7-teilig:<br />
Ein dreiteiliger Kopf, ein zweiteiliges MittelstÇck und ein zweiteiliger FuÉ! Das ermÄglicht<br />
mir einzelne Abschnitte der Bohrung fÇr Versuche auszuwechseln. Das scheint einfach,<br />
aber wie vergleiche ich <strong>die</strong> KlÅnge der Teile? Mein absolutes KlanggedÅchtnis wÅhrt nur<br />
etwa 10 Sekunden, ein Teil auszuwechseln dauert aber etwa eine Minute. Ich lÄse das<br />
Problem mit Tonaufnahmen, <strong>die</strong> ich nachher am Computer vergleiche. Das Hauptproblem<br />
sind <strong>die</strong> ObertÄne der tiefsten drei TÄne. Ich versuche, <strong>die</strong> ObertÄne auf dem Grundton<br />
genau stimmend zu machen. Wenn <strong>die</strong> ObertÄne zum Grundklang dazu kommen, wird<br />
<strong>die</strong>ser lauter und stabiler.<br />
Mit den stimmenden ersten ObertÄnen gibt es unerwartet groÉe Probleme. Die Neigung<br />
zu starken WÄlfen (Gurgeln) und ein schnelles Kippen in <strong>die</strong> Oktave kann ich nicht<br />
beseitigen. Solche grundsÅtzlichen Versuche mit SubbÅssen zu machen ist denkbar<br />
kompliziert. Ich breche <strong>die</strong>se Versuche ab, das letzte Wort zu <strong>die</strong>sem Thema ist mit<br />
Sicherheit noch nicht gesprochen. Ich wÇnschte mir, andere FlÄtenbauer wÇrden sich<br />
<strong>die</strong>sem Thema auch widmen.<br />
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Der Prototyp entsteht<br />
Nach monatelangem Ringen entscheide ich mich fÇr eine Mensur. Das Musterinstrument<br />
mit <strong>die</strong>ser Innenbohrung ist aber so noch nicht spielbar, weil <strong>die</strong> Klappen fehlen. Die<br />
GrifflÄcher sind mit Plastilin abgedeckt und mÇssen fÇr jeden anderen Ton neu platziert<br />
werden.<br />
Eine hochbarocke Aussenform wÅre falsch weil es das frÇher in <strong>Subbass</strong>form nicht<br />
gegeben hat und eine schlichte Renaissanceform Form wÅre mit soviel Klappen<br />
unstimmig. Die Innenbohrung kÄnnte frÇhbarock sein und das âussere frei nach<br />
Kynsecker somit passend. Das dicke Instrument wirkt erstaunlich<br />
elegant.<br />
Der nÅchste Schritt ist das Anfertigen von prÅziseren Bohrern. Eine<br />
aufwendige Arbeit bei so groÉen Metallbohrern. Dann wird der erste<br />
Prototyp von Grund auf gemacht: drechseln, bohren, Labium schnitzen<br />
und <strong>die</strong>ses mal mit Klappen.<br />
Klappen entwerfen<br />
Klappen klappern! Die Distanz vom rechten kleinen Finger bis zum<br />
untersten Griffloch ist mit 40 cm sehr lang. Die langen FuÉhebel (wie<br />
bei Friedrich von Huenes <strong>Subbass</strong>) machen mir Sorgen. Soviel Masse<br />
ist nur schwer leise zu bewegen. Achsen mit ÑbergÅngen zum FuÉ<br />
machen? Das wird kompliziert, teuer und stÄranfÅllig. Warum nicht das<br />
Mittelteil trennen und <strong>die</strong> Mechanik der rechten Hand auf einen sehr<br />
langen Untereil montieren, wie bei Klarinetten? Manchmal sind <strong>die</strong><br />
einfachen Gedanken <strong>die</strong> schwierigen! Diese langen Achsen sind mit<br />
Sicherheit das einfachste!<br />
Kann das Instrument so produziert werden?<br />
Die ersten musikalischen TÄne sind spielbar. Das ist ein mit ÅuÉerster Spannung<br />
verbundener Moment, wird das Instrument gut? Jein ... Das tiefe F und G sind nicht stabil<br />
genug, A und B: <strong>die</strong> Oktaven sind zu eng, C und D: <strong>die</strong> Oktaven sind zu weit, und das<br />
mittlere e klingt seltsam „verdrÇckt“. Das hohe e 1 und f 1 sind noch etwas zu hoch.<br />
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Das unterste Griffloch hÄher zu legen bringt nichts, auÉer neuen Problemen. Das<br />
zweitunterste zu versetzen lÄst viele Probleme auf einmal. Die A-Oktave wird etwas<br />
heikel, das nehme ich in Kauf, irgendwo hat jedes Instrument seine SchwÅchen.<br />
Im Prinzip ist das Instrument jetzt fertig. In der Praxis gibt es noch viele kleine Details <strong>die</strong><br />
bereinigt sein wollen. Werkzeuge und Spannvorrichtungen mÇssen gebaut werden, und<br />
ein<br />
Koffer muss entworfen werden. Beim Spielen ist mir das bisherige<br />
Anblasrohr unangenehm im Blickfeld. KÇrzen und 45ä Grad nach<br />
hinten biegen ergibt eine bessere Sicht auf <strong>die</strong> Noten. Bisher<br />
spritzte <strong>die</strong> Spucke beim Rohrausblasen unappetitlich umher. Neu<br />
wird ein Becher gestaltet, der bei Bedarf geleert werden kann.<br />
Carlos Nãåez kommt auf Besuch. Er hat groÉe Freude an meinem<br />
Instrument und signiert mir den ersten Prototypen mit den Worten:<br />
Congratulations, very very good. Carlos Nãåez 27.1.06<br />
Die Serienproduktion lÅuft an<br />
Es fehlen noch Erfahrungswerte, sowohl beim Spielen als auch beim Bauen. Eine<br />
Kleinserie von drei Instrumenten wird vorbereitet. Ein gutes Instrument kann GlÇcksache<br />
sein. Gelingen drei Instrumente ist der Weg frei fÇr eine Verkaufsserie von erstmal zehn<br />
StÇck.<br />
Kleine Produktionsprobleme aller Art mÇssen laufend gelÄst werden. Die Programme fÇr<br />
<strong>die</strong> Maschinen mÇssen geschrieben werden, denn bist jetzt war alles Handarbeit.<br />
Gussmuster fÇr <strong>die</strong> Klappen mÇssen hergestellt werden. Ich bin ja kein professioneller<br />
Klappenbauer, das Herstellen der 4% grÄÉeren Muster kostet mich zwei Monate Zeit. Das<br />
Klappenfeld der rechten Hand kann leider mit den zu groÉen Teilen nicht getestet<br />
werden. Die GieÉerei macht nun <strong>die</strong> ersten brauchbaren Teile, auch das dauert wieder 2<br />
Monate.<br />
Es gibt neue Probleme mit den tiefen TÄnen, auch sonst ist <strong>die</strong> Intonation vom zweiten<br />
Instrument nicht so gut. Korrekturen an der Innenbohrung werden gemacht. ZufÅllig wird<br />
der zweite Prototyp einen Tag vor der Frankfurter Messe fertig. Eigentlich war es nicht<br />
vorgesehen, den <strong>Subbass</strong> nach Frankfurt mitzunehmen, aber wenn er schon „spielt“, ist<br />
es natÇrlich spannend, erste Reaktionen zu bekommen. Das Echo ist gut, 20 SubbÅsse<br />
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sind schon bestellt. Die Leute mÇssen sich aber noch ein Jahr gedulden, weil ich vorher<br />
noch viel angestaute Arbeit erledigen muss!<br />
Kleine ânderungen gibt es immer noch, so zum Beispiel erhÅlt das Daumenloch eine Delle<br />
damit es kleiner wird und besser zu greifen ist. Die Werbung wird geplant und in<br />
Schaffhausen findet ein erstes Konzert mit dem <strong>Subbass</strong> statt. Ein Instrument geht ans<br />
Quartet New Generation (QNG). Das Instrument wirkte am Schaffhauser Konzert sehr gut<br />
und auch bei der kÇrzlich gemachten Aufnahme war <strong>die</strong> Wirkung im Studio erfreulich.<br />
Der Kommentar von QNG: „Der <strong>Subbass</strong> ist eine absolute Bereicherung unseres<br />
Instrumentariums und egal wie viele FlÄten wir schon dabei haben, der <strong>Subbass</strong> muss<br />
auch noch mit! Er ist in jedem Repertoire einsetzbar, sei es nun im Renaissanceconsort,<br />
einem Choral, einem Tango oder einem ganz modernen StÇck! Er ist einfach ein tolles<br />
Fundament!“<br />
Andere RÇckmeldungen von Spielerinnen und Spielern sind durchwegs positiv. 79<br />
Instrumente sind bis jetzt fertig und <strong>die</strong> Warteliste ist auf eineinhalb Jahre angewachsen,<br />
obwohl wir viel Produzieren. Immer noch tauchen neue Probleme auf. So ist eine Serie,<br />
im Winter gebaut, anders als eine, <strong>die</strong> im Sommer gefertigt wird – eigentlich unerklÅrlich,<br />
weil <strong>die</strong> Masse mit Nachreiben ja identisch sind. Die RaumtemperaturabhÅngigkeit ist<br />
auch stark. Eine Differenz von 18ä - 22ä macht doch einen LÅngenunterschied von 1cm<br />
aus! Das direkte Einblasen macht das Instrument interessant aber nicht einfach. Wie sich<br />
der <strong>Superio</strong> <strong>Subbass</strong> bewÅhrt kann man erst nach einigen Jahren sagen.<br />
Eine Verbesserung des Çber 30-jÅhrigen CLASSICA-<strong>Subbass</strong>es ist mir eindeutig<br />
gelungen, und ich denke, damit einen Beitrag zur Bereicherung des Ensembleklanges<br />
geschaffen zu haben.<br />
Geri Bollinger 29.3.08<br />
Vita<br />
Geri Bollinger machte zunÅchst eine Lehre als Elektromechaniker, stu<strong>die</strong>rte dann<br />
BlockflÄte bei Ruth Walser, Conrad Steinmann und Matthias Weilenmann und erwarb<br />
1984 sein Lehrdiplom. An der Musikschule Schaffhausen unterrichtete er fÇnf Jahre lang,<br />
bis er 1990 zur Firma KÇng BlockflÄtenbau kam. Dort ist er seitdem als Entwickler von<br />
Instrumenten tÅtig.<br />
9 - 9