Hat die Pflanzenforschung mit gentechnischen Methoden in der ...

Gentechnik als nachhaltige Methode der Pflanzenzucht? Dr. U. Niggli
Gentechnik als nachhaltige Methode der Pflanzenzucht?
Referat von Dr. Urs Niggli, Forschungsinstitut für biologischen Landbau
(FiBL)
Was zeichnet eine nachhaltige Landwirtschaft aus?
Kennzeichen einer nachhaltigen Landwirtschaft ist, dass biotische 1 und abiotische 2
Ressourcen genutzt werden, ohne sie zu verbrauchen. Ein Beispiel eines nicht nachhaltigen
Nutzens bzw. des Verbrauchens einer abiotischen Ressource ist der konventionelle Ackerbau.
Gemäss Pimentel et al. 3 sind in den letzten 40 Jahren weltweit ein Drittel des Ackerlandes
durch Wasser- und Lufterosion zerstört worden. Hauptursachen dafür sind ungeeignete oder
eintönige Fruchtfolgen und nicht-konservierende Bodenbearbeitung. Zur effizienten
Ressourcennutzung gehört auch die Minimierung des Verbrauches der knappen Güter
Wasser und Energie.
Zweitens zeichnet sich eine nachhaltige Landwirtschaft dadurch aus, dass organische Stoffe
innerbetrieblich oder regional rezykliert werden. Ein Beispiel dafür ist die Verbindung von
Ackerbau- und Viehwirtschaft, um möglichst geschlossene Kreisläufe bei den Nährstoffen und
der organischen Substanz zu erreichen. Dies wird durch die zunehmende Spezialisierung der
Landwirtschaft auf einen oder wenige Betriebszweige mit grossen Flächenanteilen immer
weniger erreicht.
Ein dritter zentraler Aspekt nachhaltiger Landwirtschaft ist, dass Stoff-Einträge in die
Landwirtschaft und Stoff-Austräge aus der Landwirtschaft so klein wie möglich gehalten
werden. Dies betrifft vor allem die Zufuhr und die Verluste an Pflanzennährstoffen
(Handelsdünger) wie auch die Verwendung von landwirtschaftlichen Hilfsstoffen
(Pflanzenschutzmittel, Arzneimittel etc.).
Schliesslich verfügen die Agro-Ökosysteme über gut funktionierende natürliche
1 Biotische Umweltfaktoren sind Einflüsse, die von Lebewesen ausgehen und direkt oder indirekt auf einen Organismus wirken.
Man unterteilt biotische Umweltfaktoren in innerartlich (intraspezifische Faktoren) und zwischenartlich (interspezifische
Faktoren). Beispiele für biotische Faktoren sind das Verhalten von Artgenossen, das Konkurrenzverhalten, Krankheitserreger
oder Beutetiere.
2 Als abiotisch werden alle Faktoren zusammengefasst, an denen Lebewesen nicht erkennbar beteiligt sind. Dazu gehören der
geologische Untergrund, das Klima und vom Menschen geschaffene „Störungen" im Landschaftsbild. Die Übergänge zu den
biotischen Faktoren sind häufig fließend, was bei der Betrachtung des Bodens oder der Rückwirkung eines Waldbestandes
auf das Lokalklima erkennbar wird.
3 Pimentel, D., C. Harvey, P. Resosudarmo, K. Sinclair, D. Kurz, M. McNair, S. Crist, L. Shpritz, L. Fitton, R. Saffouri, R. Blair
(1995) Environmental and Economic Costs of Soil Erosion and Conservation Benefits. Science, Vol. 267, p. 1117-1123