Hat die Pflanzenforschung mit gentechnischen Methoden in der ...

Gentechnik als nachhaltige Methode der Pflanzenzucht Prof. Dr. B. Keller
wenig das oberste Ziel (man denke z.B. an das Verhalten moderner Gesellschaften bezüglich
Nachhaltigkeit bei Konsumgewohnheiten, Ernährung oder Mobilität). Die positiven ökolo-
gischen Effekte der heutigen Generation von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen, z.B. die
Reduktion des Insektizideinsatzes bei Bt-Baumwolle (Tab. 1), sind deshalb zu einem
gewissen Grad wohl einfach willkommene Begleiterscheinungen eines ökonomischen Vorteils
(Kostenreduktion, Ertragserhöhung).
Ertrag
(kg/ha)
Chemikalien
(US$/ha)
Gewinn
(US$/ha)
Argentinien China Indien Mexiko Südafrika
+531
(+33%)
-$ 18
(-47%)
+$23
(+31%)
+523
(+19%)
-$ 230
(-67%)
+$470
+340%)
+699
(+80%)
-$ 30
—
—
—
8
+165
(+11%)
-$ 106
(-77%)
+$295
(+12%)
+237
(+65%)
-$26
(-58%)
+$65
(+299%)
Tabelle 1: Vorteile von (transgener) Bt-Baumwolle gegenüber konventionellen Sorten
Quelle: FAO Jahresbericht „The state of food and agriculture, 2003-2004“
Eine gezielte Förderung gentechnischer Anwendungen für eine nachhaltige Landwirtschaft
könnte durch politische Massnahmen erreicht werden, wie z.B. Lenkungsmassnahmen in der
Landwirtschaft sowie eine Förderung der öffentlichen Forschung spezifisch in diesem Bereich.
Der inzwischen weltbekannte „Golden Rice“ ist ein solches Produkt öffentlicher Forschung,
das aber auch exemplarisch aufzeigt, dass der öffentliche Sektor gegenwärtig ohne Hilfe der
Wirtschaft kein Produkt auf den Markt bringen kann. Am „Golden Rice“ zeigt sich auch sehr
klar, dass der Forschungsbereich zwischen dem publizierbaren „Proof-of-concept“ und einer
möglichen landwirtschaftlichen Nutzung überall extrem unterfinanziert ist: für die öffentliche
Forschung ist der Bereich uninteressant, weil die Resultate nicht publizierbar sind, für den
privaten Sektor sind Entwicklungsarbeiten nicht interessant, wenn kein Markt für das Produkt
besteht. Der erfolgversprechende Provitamin A Reis (Abb. 1, Pain et al. 2005) ist damit heute
in Gefahr, ein Opfer unseres Systems der Forschungsförderung zu werden. Ebenso gefährlich