Erste Schritte in die Physik für Gehörlose - sonderpaedagoge.de!

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07.02.2013 Aufrufe

Außenseiter-Kunst künstlerisch gelungene Dach-Himmelmarkierung als auch eine ab- grenzende Haar-Dach-Himmelverschmelzung sein kann, drei Ge- sichter geschickt in Szene gesetzt werden. Da keine Künstler-Aus- sagen vorliegen, können wir nur rätseln oder mutmaßen: das Ge- sicht im Zentrum könnte mit Blick auf weitere Hauptmotive (Abb. 4 u. 5) und biografisch dokumentierte Informationen (SDR 1996) das Gesicht einer „schönen Frau“ oder „Sonnengöttin“ sein (wenn wir z. B. aus der Betrachterperspektive rechts unten am Gesicht die Za- cken als [aggressiv getönte] Sonnenstrahlen auslegen); im rechten Eck oberhalb dieses Zentrums befindet sich hingegen ein vom Bo- gen getragenes, für Georg Brand typisches, eher ausdrucksloses „Sonnengesicht“ (breite, lange Nase; große, geöffnete Augen, be- tont große Augenbraun, breiter Mund) und im linken oberen Eck gleichfalls vom Bogen getragen taucht vielleicht ein Gesicht eines katzenartigen Wesens oder ein maskenhaftes Gesicht mit zwei Hör- nern (Teufel ?) und einer Art Pfeife (?) auf. Ob es sich dabei wo- möglich um den Pfeifenraucher Georg Brand handelt, der maskiert- symbolhaft seine gefühlsmäßige Ambivalenz zum Ausdruck bringt, ist eine Mutmaßung, reine Spekulation. Anders sind dagegen die Personifizierungen der Sonnen bzw. die Darstellung von Gesichtern zu beurteilen, die in Wirklichkeit nicht vorhanden sind: hierbei han- delt es sich um eine affektiv getönte Darstellungsweise von Georg Brand, die genauso wie die Tendenz zu einer aufgelockerten Wie- derholung oder Reihung von figurativen Mustern eines seiner stilis- tischen Mittel ist. Indem durch die Physiognomisierung und Orna- mentik Gefühlsmäßiges zum Ausdruck gebracht wird, welches je- doch durch die Formalisierung als Ordnungsprinzip in Schranken gehalten wird, tritt eine künstlerisch gelungene „Affektbeherr- schung“ zu Tage. Insgesamt erinnern Georg Brands Stadtansichten an die Werke von Friedrich Hundertwasser, von dem er sich jedoch dem Anschein - 19 - Heilpädagogik online 04/ 08

Außenseiter-Kunst nach nicht beeinflussen ließ. In einer uns zur Verfügung gestellten biographischen Notiz heißt es, dass Georg Brand „beim einmaligen Studieren eines Bildbandes die Arbeiten des berühmten Österrei- chers für weniger gelungen als seine eigenen betrachtete und das Thema damit ad acta legte.“ Georg Brands beliebtesten Motive sind Frauen, „weil sie schön aus- sehen ... und eine schöne Figur haben“ (Georg Brand). Einige der Frauenbilder gehen wohl aus seiner Sympathie gegenüber „gut aussehenden“ Mitarbeiterinnen hervor. Besonders interessieren ihn die weiblichen Geschlechtsteile, die er gerne in seinen symmetrisch aufgebauten, farbenprächtigen und kontrastreichen Frauenbildern hervorhebt (vgl. Abb. 4 u. 5). Wir haben es hier mit Hervorhebun- gen zu tun, bei denen im Sinne einer „Bedeutungsgröße“ (RICHTER 1997, 42) anstelle analoger (empirisch-gegenstandsadäquater) Formen übergroße Figurationen treten, die für den Bildner beson- ders bedeutsam sind. Georg Brands Institutionsbiographie lässt vermuten, dass sich hinter seinen Vorlieben für „schöne Frauen“ und weibliche Geschlechtsteile (schöne Brüste) unbefriedigte Be- dürfnisse oder Sehnsüchte nach Liebe und Partnerschaft sowie Ge- fühlskonflikte (z. B. Begehren und Distanz) verbergen, die symbol- haft („belebt“ durch die Schrägstellung des Kopfes und das Zeigen auf die Brust, Abb. 5) zum Ausdruck gebracht werden. Möglicher- weise bietet ihm das bildnerische Arbeiten psychische Entlastung oder Kompensation. Neben dieser „Affekt-Perspektive“ (Kläger) und den „exemplarischen Details“ (RICHTER), denen wir unter anderem auch in einem (nicht abgebildeten) Selbstbildnis begegnen (über- große Pfeife des „Pfeifenrauchers“ Georg Brand), weisen seine Frauenbilder wie auch einige andere Bildmotive (Abb. 6 u. 7) Ten- denzen zu einer „kanonischen Form“ (Kläger) auf, indem Vorstel- lungen recht einfach und eindeutig durch einen geometrisierten Stil zum Ausdruck gebracht werden. Interessant ist die Frage, ob sich - 20 - Heilpädagogik online 04/ 08

Außenseiter-Kunst<br />

künstlerisch gelungene Dach-Himmelmarkierung als auch e<strong>in</strong>e ab-<br />

grenzen<strong>de</strong> Haar-Dach-Himmelverschmelzung se<strong>in</strong> kann, drei Ge-<br />

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sicht im Zentrum könnte mit Blick auf weitere Hauptmotive (Abb. 4<br />

u. 5) und biografisch dokumentierte Informationen (SDR 1996) das<br />

Gesicht e<strong>in</strong>er „schönen Frau“ o<strong>de</strong>r „Sonnengött<strong>in</strong>“ se<strong>in</strong> (wenn wir z.<br />

B. aus <strong>de</strong>r Betrachterperspektive rechts unten am Gesicht <strong>die</strong> Za-<br />

cken als [aggressiv getönte] Sonnenstrahlen auslegen); im rechten<br />

Eck oberhalb <strong>die</strong>ses Zentrums bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong> vom Bo-<br />

gen getragenes, <strong>für</strong> Georg Brand typisches, eher ausdrucksloses<br />

„Sonnengesicht“ (breite, lange Nase; große, geöffnete Augen, be-<br />

tont große Augenbraun, breiter Mund) und im l<strong>in</strong>ken oberen Eck<br />

gleichfalls vom Bogen getragen taucht vielleicht e<strong>in</strong> Gesicht e<strong>in</strong>es<br />

katzenartigen Wesens o<strong>de</strong>r e<strong>in</strong> maskenhaftes Gesicht mit zwei Hör-<br />

nern (Teufel ?) und e<strong>in</strong>er Art Pfeife (?) auf. Ob es sich dabei wo-<br />

möglich um <strong>de</strong>n Pfeifenraucher Georg Brand han<strong>de</strong>lt, <strong>de</strong>r maskiert-<br />

symbolhaft se<strong>in</strong>e gefühlsmäßige Ambivalenz zum Ausdruck br<strong>in</strong>gt,<br />

ist e<strong>in</strong>e Mutmaßung, re<strong>in</strong>e Spekulation. An<strong>de</strong>rs s<strong>in</strong>d dagegen <strong>die</strong><br />

Personifizierungen <strong>de</strong>r Sonnen bzw. <strong>die</strong> Darstellung von Gesichtern<br />

zu beurteilen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> Wirklichkeit nicht vorhan<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d: hierbei han-<br />

<strong>de</strong>lt es sich um e<strong>in</strong>e affektiv getönte Darstellungsweise von Georg<br />

Brand, <strong>die</strong> genauso wie <strong>die</strong> Ten<strong>de</strong>nz zu e<strong>in</strong>er aufgelockerten Wie-<br />

<strong>de</strong>rholung o<strong>de</strong>r Reihung von figurativen Mustern e<strong>in</strong>es se<strong>in</strong>er stilis-<br />

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mentik Gefühlsmäßiges zum Ausdruck gebracht wird, welches je-<br />

doch durch <strong>die</strong> Formalisierung als Ordnungspr<strong>in</strong>zip <strong>in</strong> Schranken<br />

gehalten wird, tritt e<strong>in</strong>e künstlerisch gelungene „Affektbeherr-<br />

schung“ zu Tage.<br />

Insgesamt er<strong>in</strong>nern Georg Brands Stadtansichten an <strong>die</strong> Werke von<br />

Friedrich Hun<strong>de</strong>rtwasser, von <strong>de</strong>m er sich jedoch <strong>de</strong>m Ansche<strong>in</strong><br />

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