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Gender Lesen - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur

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94<br />

GESCHLECHTERSENSIBLE LESEFÖRDERUNG<br />

Literaturempfehlung <strong>für</strong><br />

SchülerInnen <strong>und</strong> Schule:<br />

Ein Thema – verschiedene Genres<br />

Nöstlinger, Christine: Maikäfer, flieg!<br />

Mein Vater, das Kriegsende, Cohn <strong>und</strong><br />

ich. Weinheim: Beltz & Gelberg 1994.<br />

Nöstlinger, Ernst: Martin Wimmer <strong>und</strong><br />

der totale Krieg. Fünfzehnjährige als<br />

Luftwaffenhelfer. Wien: Dachs Verlag<br />

1985.<br />

Hofbauer, Friedl/Risz, Herbert: Examen<br />

im Splittergraben. Ein Tagebuch der letzten<br />

Kriegswochen in Erinnerungen, Dokumenten<br />

<strong>und</strong> Interviews. Wien: Herder<br />

1988.<br />

Die „neuen“, interaktiven Lesemedien sind nicht<br />

nur zentrale Lesemedien der Zukunft. Sie ermöglichen<br />

den LeserInnen, aktiv zu sein <strong>und</strong> Texte zu<br />

verändern oder zu schreiben. Dieser handlungsorientierte<br />

Zugang zur Schriftlichkeit – vermittelt<br />

über den Computer – ist besonders <strong>für</strong> viele Buben<br />

sehr reizvoll.<br />

Ein wichtiger Aspekt von Texten des World Wide<br />

Web ist, dass diese „Grenzen“ überschreiten: die<br />

Grenzen von Büchern <strong>und</strong> anderen traditionellen<br />

Lesemedien, die Grenzen des Klassenzimmers <strong>und</strong><br />

die Grenzen der Schule. Texte aus dem Internet stehen<br />

außerhalb des schulischen Kontextes <strong>und</strong> sind<br />

Teil der „Welt da draußen“. Dies kann sie aus der<br />

Perspektive der SchülerInnen besonders reizvoll<br />

machen, auch, dass es <strong>für</strong> LehrerInnen schwierig<br />

ist, die Textauswahl einzuschränken <strong>und</strong> zu kontrollieren.<br />

Bei der Textauswahl sollten LehrerInnen darauf<br />

achten, welche Bilder von Männlichkeit <strong>und</strong> Weiblichkeit<br />

in einzelnen Texten konstruiert <strong>und</strong> wie<br />

diese dargestellt werden. Es stellt sich die Frage,<br />

welche Figuren <strong>und</strong> welche mit diesen Figuren verknüpfte<br />

Handlungs- <strong>und</strong> Lebensentwürfe <strong>für</strong> die<br />

Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen attraktiv sein können<br />

<strong>und</strong> warum bzw. welche bei ihnen – differenziert<br />

nach Alter, Bildungshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> lebensweltlichen<br />

Kontexten sowie Einflüssen der Peergroup<br />

– auf weniger Gegenliebe stoßen werden. Auch<br />

hier ist die differenzierte Kenntnis des Angebots<br />

an Kinder- <strong>und</strong> Jugendliteratur erforderlich, <strong>und</strong><br />

zwar unter dem Blickpunkt, welche Geschlechterrollen<br />

in den unterschiedlichen Texten wie umgesetzt<br />

sind. Sowohl Buben als auch Mädchen sollten<br />

hier mit unterschiedlichen Modellen Bekanntschaft<br />

machen, <strong>und</strong> die Lektüreauswahl sollte<br />

sich nicht auf ausgewählte Rollenbilder, die vielleicht<br />

die KJL dominieren, beschränken, sondern<br />

auch solche verwenden, die eher traditionelle Rollenverständnisse<br />

wiedergeben.<br />

Für Buben in der Volksschule dürfte Serienliteratur<br />

besonders reizvoll sein. Wichtig ist, dass LehrerInnen<br />

die Lesestoffe der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

nicht abwerten, weil sie ihnen dadurch Geringschätzung<br />

vermitteln <strong>und</strong> das, was Mädchen<br />

<strong>und</strong> Buben „wirklich“ interessiert, nicht anerkennen:<br />

„Viele Kinder finden mit dem literarisch anspruchsvollen<br />

Kinderbuch zu einem intensiven <strong>Lesen</strong>,<br />

vor allem dann, wenn eine Auswahl von solchen<br />

Werken bereitliegt <strong>und</strong> wenn sie in freier<br />

Wahl dazu gef<strong>und</strong>en haben. Andere Kinder, die<br />

sich über längere Zeit auf einfache, serienproduzierte<br />

Literatur beschränken, sind auf dem Weg,<br />

Leserinnen <strong>und</strong> Leser zu werden. Selbst wenn sie<br />

eindeutig „Triviales“ lesen, sollte ihre Lektüre<br />

nicht abgewertet werden. Wenn Lehrerinnen <strong>und</strong><br />

Lehrer sie beim einfachen, unterhaltenden <strong>Lesen</strong><br />

gewähren lassen, ihnen andere Literaturen aber immer<br />

wieder zeigen <strong>und</strong> sie beim <strong>Lesen</strong> schwierigerer<br />

Texte begleiten, bieten sie diesen Kindern eine<br />

doppelte Unterstützung <strong>für</strong> ihre literarische<br />

Entwicklung.“ 87<br />

Um je von Mädchen <strong>und</strong> Buben bevorzugte Genres<br />

<strong>und</strong> Lesestrategien in den <strong>Unterricht</strong> zu integrieren,<br />

könnte man Mädchen <strong>und</strong> Buben Rezensionen<br />

von Texten schreiben lassen: Mädchen z.B.<br />

von faktenorientierten, Buben von erzählenden<br />

87) Vgl. Bertschi-Kaufmann 2000, S. 365.

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