Gender Lesen - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
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GESCHLECHTERSENSIBLE LESEFÖRDERUNG<br />
man Gruppen nach der Lesefähigkeit der Schüler-<br />
Innen bildet oder geübte <strong>und</strong> weniger geübte LeserInnen<br />
gemeinsam arbeiten lässt. Es ist vor allem<br />
der soziale Status unterschiedlicher Schüler-<br />
Innen in einer Schulklasse zu berücksichtigen, dass<br />
z.B. schwache LeserInnen mit einem niedrigen sozialen<br />
Status nicht noch an Status verlieren, wenn<br />
sich bessere LeserInnen über sie lustig machen. Ihre<br />
vermutlich ohnehin schon niedrige Lesemotivation<br />
wird durch solche Dynamiken noch einmal<br />
abnehmen.<br />
Ein Publikum <strong>für</strong> Aktivitäten r<strong>und</strong> um das <strong>Lesen</strong><br />
schaffen<br />
Die Lektüre von <strong>und</strong> das Arbeiten mit Texten<br />
kann <strong>für</strong> die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler auch dadurch<br />
sinnvoll gemacht werden, dass die Ergebnisse<br />
dieser Aktivitäten einem Publikum präsentiert<br />
werden. Auch hier bieten sich die neuen Technologien<br />
an, dass z.B. Texte, Bilder, die Fotos von<br />
hergestellten Objekten oder auch Audiofiles auf<br />
die Webseite der Schule gestellt werden. Dieses Publikum<br />
können auch die BesucherInnen eines Elternabends<br />
oder des Tages der offenen Tür sein.<br />
Man kann ein „Klassen-Tagebuch“ anlegen, in das<br />
solche Texte aufgenommen werden.<br />
„Echte“ AdressatInnen bzw. KommunikationspartnerInnen<br />
können SchülerInnen z.B. in der Kooperation<br />
mit anderen Schulklassen, die die gleichen<br />
Texte lesen, finden. Diese können als Figuren<br />
aus diesen Texten Fragen beantworten oder<br />
neue Versionen einer Geschichte kommentieren.<br />
Hier stellt sich die Frage, inwieweit auch die Kommunikation<br />
in Englisch oder einer anderen Sprache<br />
als „real life-Situation“ praktiziert werden<br />
kann, indem Kontakt mit Schulen aus anderen<br />
Ländern aufgenommen wird <strong>und</strong> ein bestimmter,<br />
von allen gelesener Text <strong>und</strong> dazu produzierte<br />
Texte oder andere Kommunikate als Ankerpunkt<br />
dieses Austausches dienen. Besonders <strong>für</strong> Buben<br />
sind diese „echten“ Kommunikationssituationen<br />
<strong>und</strong> die Gestaltung von Webseiten, die tatsächlich<br />
online gehen, sehr motivierend. 83<br />
83) Vgl. Safford/O'Sullivan/Barrs 2004, S. 62. 84) Vgl. Reiter 2002.<br />
Die SchülerInnen als ZuhörerInnen<br />
Um den Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen Lust an belletristischen<br />
Texten zu vermitteln, ist nach wie vor<br />
Vorlesen eine wichtige Strategie – <strong>und</strong> nicht nur <strong>für</strong><br />
die LeseanfängerInnen, sondern auch <strong>für</strong> Jugendliche<br />
in der Sek<strong>und</strong>arstufe I <strong>und</strong> II. Voraussetzung<br />
da<strong>für</strong> ist, dass man als VorlesendeR Texte lebendig<br />
machen kann.<br />
Vorlesen sollte sich nicht nur auf Lesungen von<br />
AutorInnen beschränken. Diese sind von den<br />
Schulen zu bezahlen <strong>und</strong> finden deswegen auch<br />
entsprechend selten <strong>und</strong> oft mit einem viel zu großen<br />
Publikum statt. Das Vorlesen der ersten Seiten<br />
eines Textes, den die Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen<br />
selbst weiterlesen, kann gerade schwächeren Lesern<br />
<strong>und</strong> Leserinnen den Einstieg erleichtern.<br />
<strong>Lesen</strong> <strong>und</strong> Schreiben<br />
Ein gr<strong>und</strong>legender Aspekt einer zeitgemäßen Leseförderung<br />
ist die Berücksichtigung des Schreibens<br />
als produktiver Komponente der Schriftlichkeit.<br />
Das Schreiben ist mit den interaktiven Kommunikationstechnologien<br />
noch wichtiger geworden, <strong>und</strong><br />
<strong>Lesen</strong> <strong>und</strong> Schreiben vermischen sich zunehmend.<br />
Durch die Lektüre von <strong>und</strong> das Arbeiten mit Texten<br />
werden häufig Schreibaktivitäten initiiert, etwa<br />
wenn SchülerInnen Texte umschreiben oder<br />
wenn sie sich <strong>für</strong> ein Rollenspiel Notizen machen.<br />
Schreiben wird durch die digitale Textverarbeitung<br />
auf unterschiedlichen Ebenen vereinfacht:<br />
Die Frage, wie „schön“ die Handschrift ist, wird obsolet<br />
– was nicht bedeutet, dass es nicht mehr wichtig<br />
ist, mit der Hand schreiben zu können. Aber ein<br />
uneinheitliches Schriftbild mit vielen Korrekturen<br />
ist bei am Computer ausgedruckten Texten kein<br />
Thema mehr. Korrekturen können am Bildschirm<br />
jederzeit <strong>und</strong> sehr einfach, <strong>und</strong> ohne dass sie nachvollziehbar<br />
sind, durchgeführt werden. Mit der<br />
Funktion der Rechtschreib- <strong>und</strong> Grammatikprüfung<br />
können Fehler ohne Sanktionen korrigiert<br />
werden. Dieser Vorteil dürfte <strong>für</strong> Buben eine etwas<br />
größere Rolle spielen als <strong>für</strong> Mädchen, weil sie<br />
hier häufiger Fehler machen. 84