Gender Lesen - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
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Für das handlungsorientierte Arbeiten mit Texten<br />
bieten sich im Besonderen auch die Möglichkeiten<br />
der neuen Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologien<br />
an. Buben können so ihr technisches<br />
Know-how einbringen. Für Mädchen ist die Verwendung<br />
dieser Technologien ein wichtiges<br />
Übungsfeld. Die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler können,<br />
bezugnehmend auf gelesene Texte, eigene<br />
Texte produzieren oder bestehende Texte umschreiben,<br />
z.B. einen ergänzenden Sachtext zu einer<br />
Erzählung, einen Bildband oder eine Wandzeitung<br />
herstellen. Sie können z.B. E-Mails an<br />
Figuren aus einer Geschichte schreiben <strong>und</strong> darin<br />
aus ihrer Perspektive Fragen an diese Figur formulieren.<br />
Die Fragen, die Kinder <strong>und</strong> Jugendliche an Texte<br />
oder deren ProtagonistInnen stellen, weichen vermutlich<br />
von den Fragen der LehrerInnen ab. Hier<br />
entstehen Gelegenheiten <strong>für</strong> LehrerInnen, von<br />
den SchülerInnen mehr über deren Interessen <strong>und</strong><br />
Lebensbedingungen zu erfahren. Es eröffnen sich<br />
auch Möglichkeiten des Rollenwechsels zwischen<br />
LehrerIn <strong>und</strong> SchülerInnen, durch den einerseits<br />
der Frontalunterricht <strong>und</strong> andererseits die „Definitionsmacht“<br />
der LehrerInnen in Bezug auf<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich unterschiedliche Textinterpretationen,<br />
die von der jeweiligen Perspektive der Leser-<br />
Innen abhängt, aufgebrochen wird.<br />
Wenn Kinder <strong>und</strong> Jugendliche über Texte, die sie<br />
gelesen haben oder die ihnen vom Lehrer/von der<br />
Lehrerin vorgelesen wurden, sprechen, sollte es<br />
möglich sein, dass sie auch andere Themen, die mit<br />
den Texten nicht unmittelbar zusammenhängen,<br />
ansprechen: Sie sollten zu Wort kommen, mit ihren<br />
Ansichten <strong>und</strong> Anliegen. Gelesene Texte stellen<br />
den Schülern <strong>und</strong> Schülerinnen Begriffe <strong>und</strong><br />
Formulierungen zur Verfügung, die sie in ihren<br />
Gesprächen oder im eigenen Schreiben über Texte<br />
verwenden können. Dadurch wird ihr Wortschatz<br />
erweitert.<br />
Mädchen <strong>und</strong> Buben können auch hier getrennt in<br />
Gruppen arbeiten. Unterscheiden sich die Fragen<br />
der Mädchen- <strong>und</strong> Bubengruppen, können deren<br />
Hintergründe zur Diskussion gestellt werden. Die<br />
GESCHLECHTERSENSIBLE LESEFÖRDERUNG<br />
SchülerInnen könnten dadurch <strong>für</strong> Fragen der<br />
geschlechterspezifischen Arbeitsteilung in unserer<br />
Gesellschaft <strong>und</strong> deren Effekte sensibilisiert<br />
werden, die Einschränkungen der Handlungsfreiheiten<br />
sowohl <strong>für</strong> Mädchen/Frauen als auch Buben/Männer<br />
mit sich bringen. Daran anschließend<br />
könnte z.B. das Thema der Berufswahl behandelt<br />
werden, in der sich nach wie vor viele traditionelle<br />
Zuschreibungen an Mädchen/Frauen <strong>und</strong> Buben/Männer<br />
fortschreiben – über Branchen, Ausbildungswege,<br />
Karrierechancen, Gehaltsniveaus,<br />
Images von Berufsbildern etc.<br />
Gruppenarbeiten oder das Arbeiten in Zweier-<br />
Teams sollten auch genutzt werden, um Texte, die<br />
SchülerInnen im Zusammenhang mit anderen Texten<br />
selbst produzieren, beurteilen zu lassen: Ist der<br />
Text verständlich <strong>und</strong> nachvollziehbar? Wenn nein,<br />
warum nicht? Was fehlt? Wie könnte man Unklarheiten<br />
klar machen? Was gefällt an einem selbst<br />
geschriebenen oder an einem gemeinsam gelesenen<br />
Text, was nicht? Was könnte man anders machen?<br />
Hier ist – wie bei anderen didaktischen Strategien,<br />
wo in Gruppen gearbeitet wird – zu überlegen, ob<br />
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