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Gender Lesen - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur

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88<br />

GESCHLECHTERSENSIBLE LESEFÖRDERUNG<br />

In dieser Erschließungsarbeit müssten allerdings<br />

– neben literarisch-ästhetischen Ansprüchen der<br />

KJL-Kritik – die Erwartungen der jungen LeserInnen<br />

entsprechend berücksichtigt werden.<br />

Dieser Anspruch bezieht sich auch auf die Sensibilität<br />

<strong>für</strong> <strong>Gender</strong>differenzen beim <strong>Lesen</strong> <strong>und</strong> im<br />

Medienumgang insgesamt. Zusätzlich ist ein erweitertes<br />

Verständnis dessen erforderlich, was einerseits<br />

„(Kinder- <strong>und</strong> Jugend-)Literatur“ <strong>und</strong> was<br />

andererseits „<strong>Lesen</strong>“ ist, wenn die Förderung der<br />

Lesemotivation von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen ein<br />

Ziel dieser Erschließungsarbeit ist. Die Konzentration<br />

auf das Medium Buch entspricht weder den<br />

aktuellen Gegebenheiten des KJL-Marktes noch<br />

der Lesepraxis vieler Kinder <strong>und</strong> Jugendlicher.<br />

Vor allem <strong>für</strong> die Unterstützung des <strong>Lesen</strong>lernens<br />

von Buben ist es dringend erforderlich, auch den<br />

Markt der Kinderliteratur auf CD-ROM zu erschließen:<br />

Ein Schweizer Forschungsprojekt zeigt,<br />

dass die Lese(lern)motivation der Buben durch<br />

dieses neue Lesemedium deutlich gefördert werden<br />

kann. 81<br />

Handlungsorientiertes Arbeiten mit Texten<br />

Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen, die wenig Erfahrungen<br />

mit der abstrahierten Sprache schriftlicher Texte<br />

<strong>und</strong> mit ihren Codes haben, brauchen Unterstützung,<br />

um zu erfahren, was in Texten alles drinnen<br />

stecken <strong>und</strong> wie man sich diese Inhalte erschließen<br />

kann. Neben dem expliziten Zeigen <strong>und</strong> Anleiten,<br />

wie man Texte verstehend liest, ist <strong>für</strong> sie die handlungsorientierte<br />

Auseinandersetzung mit Texten<br />

eine wichtige Zugangsmöglichkeit. Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

können so Erfahrungen <strong>und</strong> Wissen aus<br />

ihrem Alltagsleben mit den Inhalten des Textes verbinden<br />

– <strong>und</strong>: Sie können sich im aktiven Tun selbst<br />

einbringen.<br />

Körperliche Bewegung <strong>und</strong> Aktivitäten, deren Ergebnis<br />

sichtbare Veränderungen in der Umwelt<br />

sind, sind besonders <strong>für</strong> Buben sehr motivierend.<br />

Arbeit mit Texten sollte sich nicht auf das Sprachliche<br />

beschränken. Je nach Alter der Schüler <strong>und</strong><br />

Schülerinnen können hier Rollenspiele gemacht<br />

werden, jüngere Kinder können malen oder Modelle<br />

von Handlungsorten <strong>und</strong> dergleichen basteln,<br />

Jugendliche können auf Flipcharts Diagramme<br />

entwickeln etc. Wichtig ist, dass die Schüler <strong>und</strong><br />

Schülerinnen große Papierformate zur Verfügung<br />

haben, um möglichst nicht eingeengt zu sein. In einem<br />

weiteren Schritt können elaborierte Darstellungen<br />

auf das Wesentliche reduziert <strong>und</strong> z.B. in<br />

Power Point-Präsentationen transferiert werden.<br />

Buben können hier ihre Fachkenntnisse einbringen.<br />

Visualisierungen (Grafiken, Fotos, Malereien<br />

etc.) können z.B. den Text ergänzen, neue Facetten,<br />

die nicht oder nur beschränkt über Schrift vermittelt<br />

werden, können erarbeitet werden (z.B.<br />

Farben oder Musik).<br />

Wechsel von Medium, Modus, Genre <strong>und</strong><br />

Perspektiven<br />

Was das Verständnis von Texten betrifft, sind unterschiedliche<br />

Visualisierungstechniken besonders <strong>für</strong><br />

Buben hilfreich. In Londoner Schulprojekten zeigte<br />

sich, dass Buben durch Mind-Maps <strong>und</strong> verschiedene<br />

Formen von Diagrammen auch in ihrem<br />

Schreiben stark unterstützt werden: Die Visualisierungen<br />

stellen z.B. „greifbare“ Ansätze <strong>für</strong> den Beginn<br />

<strong>und</strong> die Struktur von Texten zur Verfügung. 82<br />

Mädchen wiederum können durch Visualisierungsstrategien<br />

in einer strukturierten Auseinandersetzung<br />

mit Inhalten unterstützt werden. Eine<br />

auf inhaltliche Elemente <strong>und</strong> deren Zusammenhänge<br />

konzentrierte „Übersetzung“ von Texten erfordert<br />

auch eine distanziertere Haltung zum Geschriebenen.<br />

Mädchen, in deren Lektürepraxis das<br />

identifikatorische <strong>Lesen</strong> dominiert, üben auf diese<br />

Weise einen Textzugang, der <strong>für</strong> informationsorientiertes<br />

<strong>Lesen</strong> von zentraler Bedeutung ist.<br />

Bei Schreibaktivitäten von SchülerInnen im Anschluss<br />

an die Lektüre von Texten ist die Übernahme<br />

der Rolle von ProtagonistInnen auch deswegen<br />

eine hilfreiche Strategie, weil dadurch vermieden<br />

wird, dass sich die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

in der Öffentlichkeit der Schulklasse über sich<br />

selbst <strong>und</strong> ihre eigenen Gefühle äußern müssen,<br />

was von Buben besonders stark abgelehnt wird.<br />

81) Vgl. Bertschi-Kaufmann 2001. 82) Vgl. Safford/O'Sullivan/Barrs 2004.

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