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Gender Lesen - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur

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MÄDCHEN UND BUBEN LESEN – ABER NICHT DAS GLEICHE<br />

Leseprofile der 15-/16-Jährigen<br />

Wie weibliche <strong>und</strong> männliche Jugendliche die verschiedenen<br />

Lesemedien in ihren Freizeitalltag integrieren,<br />

zeigt eine Typologie der „Leseprofile“,<br />

die mit den Daten von PISA 2003 entwickelt wurde.<br />

61 Basis dieser Typologie ist die Frage, wie oft<br />

die SchülerInnen die verschiedenen Lesemedien<br />

zum Vergnügen nutzen. „Vergnügen“ zielt hier<br />

darauf ab, dass sich die Jugendlichen diesen Medien<br />

aus ihrem eigenen Interesse heraus zuwenden.<br />

Das Differenzierungskriterium der einzelnen Typen<br />

ist damit die Ebene der Medien; inhaltliche<br />

Schwerpunkte <strong>und</strong> andere Aspekte des <strong>Lesen</strong>s<br />

werden nicht einbezogen. Diese unterschiedlichen<br />

Orientierungen sind das Ergebnis mannigfaltiger<br />

Sozialisationsprozesse <strong>und</strong> Erfahrungen mit Medien.<br />

Sie stehen <strong>und</strong> entstehen im Kontext der Lebenswelten<br />

der 15-/16-Jährigen, die immer mitzudenken<br />

sind.<br />

Eine deutliche Distanz zum <strong>Lesen</strong> steht einem<br />

pragmatischen Zugang zu Lesemedien einerseits<br />

<strong>und</strong> einer vielschichtigen Integration des <strong>Lesen</strong>s in<br />

den Alltag mit besonderer Bedeutung des literarischen<br />

<strong>Lesen</strong>s gegenüber:<br />

1 Distanziert-reduziertes Leseprofil (32% der<br />

SchülerInnen): Die Jugendlichen, die diesem<br />

Typ zugeordnet werden, nutzen im Vergleich zu<br />

den beiden anderen Gruppen alle Lesemedien<br />

deutlich unterdurchschnittlich. E-Mails/Web-<br />

61) Vgl. Böck/Bergmüller 2004b.<br />

sites lesen sie besonders selten. Den sehr eingeschränkten<br />

Lesegewohnten dieser Jugendlichen<br />

entspricht, dass zwei Drittel von ihnen nicht zum<br />

Vergnügen lesen.<br />

2 Informationsorientiertes Leseprofil (37%): Diese<br />

Jugendlichen lesen E-Mails <strong>und</strong> Web-Seiten<br />

sowie Zeitungen <strong>und</strong> Zeitschriften überdurchschnittlich<br />

oft. Vor allem das literarische Buch,<br />

aber auch Sachliteratur lesen sie seltener als der<br />

Durchschnitt. Selektives sowie zweckorientiertes<br />

<strong>Lesen</strong> kürzerer (aktueller) Texte scheinen die<br />

dominierenden Leseformen dieses Typs zu sein.<br />

Diesem im Vergleich zu Typ 1 <strong>und</strong> 3 als pragmatisch<br />

zu beschreibenden Zugang zum <strong>Lesen</strong><br />

entspricht, dass r<strong>und</strong> jede/r Zweite nicht zum<br />

Vergnügen liest.<br />

3 Literarisch orientierte Lesevielfalt (31%): Diese<br />

Gruppe liest alle Lesemedien überdurchschnittlich<br />

oft, „alte“ werden mit „neuen“ kombiniert.<br />

Erzählende Literatur hat <strong>für</strong> sie einen besonders<br />

hohen Stellenwert. Im Gegensatz zu den<br />

anderen Typen nutzen diese Jugendlichen auch<br />

Sachbücher überdurchschnittlich. Dass eine positive<br />

Bewertung des <strong>Lesen</strong>s allgemein stark damit<br />

zusammenhängt, dass erzählende Literatur<br />

selbstverständlicher Teil des Lesealltags ist, wird<br />

von diesem Leseprofil bestätigt. Die emotionale<br />

Qualität dieses Lektüreerlebnisses dürfte<br />

da<strong>für</strong> eine besondere Rolle spielen. Nur knapp<br />

jede/r Zehnte dieses Typs liest nicht zum Vergnügen.<br />

Diese SchülerInnen dürften am ehesten<br />

auch längere Texte lesen: Ein Drittel liest täglich<br />

länger als 30 Minuten zum Vergnügen. Bei Typ<br />

1 <strong>und</strong> 2 trifft dies jeweils auf r<strong>und</strong> ein Fünftel zu.<br />

Wie Grafik 15 zeigt, sind zwei Fünftel der Mädchen<br />

dem Typ der literarisch orientierten Lesevielfalt zuzuordnen,<br />

aber nur ein Fünftel der Burschen. Wie<br />

zu erwarten war, ist bei diesen das informationsorientierte<br />

Leseprofil deutlich stärker vertreten<br />

als bei den Mädchen. Bemerkenswert ist, dass sich<br />

der Anteil der Mädchen <strong>und</strong> Burschen bei den Jugendlichen<br />

mit einem distanziert-reduzierten Leseprofil<br />

nicht wesentlich voneinander unterscheidet,<br />

da zu erwarten gewesen wäre, dass hier die<br />

Burschen einen höheren Anteil stellen würden.

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