Gender Lesen - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
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Die <strong>Gender</strong>differenzen beziehen sich – wie bereits<br />
mehrmals angesprochen <strong>und</strong> auch hier sind Bildungseinflüsse<br />
zu berücksichtigen – vor allem auf<br />
Modi <strong>und</strong> Medien sowie Genres <strong>und</strong> Themen.<br />
Mädchen <strong>und</strong> Frauen integrieren Bücher häufiger<br />
in ihren Medienalltag als Buben <strong>und</strong> Männer. Dies<br />
betrifft vor allem erzählende Literatur, <strong>und</strong> zwar<br />
sowohl fiktional als auch non-fiktional. Buben<br />
<strong>und</strong> Männer wiederum geben Computer <strong>und</strong><br />
Internet in ihrem Medienumgang einen deutlich<br />
wichtigeren Platz als Frauen. Buben wenden tendenziell<br />
auch mehr Zeit <strong>für</strong> Fernsehen <strong>und</strong> Video<br />
auf als Mädchen, während diese wiederum dem<br />
Radio <strong>und</strong> auch Musik einen höheren Stellenwert<br />
geben. Diese unterschiedlichen Medienorientierungen<br />
von Mädchen <strong>und</strong> Buben bzw. Frauen <strong>und</strong><br />
Männern, die sich auch im persönlichen Medienbesitz<br />
der Jugendlichen widerspiegeln (vgl. Grafik<br />
14), sind als Durchschnittswerte zu verstehen,<br />
zu denen es immer Gegenbeispiele gibt. In ihren<br />
Variationen sind sie unter anderem abhängig von<br />
Bildungseinflüssen sowie von dominierenden Bildern<br />
von Geschlechterrollen in den zentralen Lebenswelten<br />
<strong>und</strong> Zuschreibungen von Weiblichkeit<br />
oder Männlichkeit an Formen des Medienumgangs.<br />
So spielt auch das Alter eine wichtige<br />
Rolle, etwa dass Männer, die erst in ihrem Erwachsenenalter<br />
mit dem Computer in Berührung<br />
kamen, diesen eher <strong>und</strong> schneller in ihren Medienalltag<br />
integriert haben als gleichaltrige Frauen,<br />
bei denen die Berührungsängste vor der Computertechnik<br />
größer waren <strong>und</strong> die da<strong>für</strong> – zumindest<br />
in ihrem Freizeitalltag – häufig auch weniger Anwendungsmöglichkeiten<br />
gesehen haben als Männer.<br />
Bei Mädchen <strong>und</strong> Buben unterscheiden sich<br />
Zeitaufwand <strong>und</strong> Anwendungspräferenzen von<br />
Computer <strong>und</strong> Internet zwar nach wie vor, im Vergleich<br />
zur Anfangszeit des Computers haben sich<br />
diese Geschlechterdifferenzen aber deutlich reduziert.<br />
Was die Frage betrifft, ob die neuen Medien alte<br />
ersetzen, so zeigt sich <strong>für</strong> das literarische Buch, dass<br />
vor allem die Buben/Burschen diesem einen immer<br />
geringeren Stellenwert in ihrem Freizeit- <strong>und</strong> Medienalltag<br />
geben. Dass das Narrativ-Literarische<br />
zunehmend auf den (Fernseh- <strong>und</strong> Computer-)<br />
MÄDCHEN UND BUBEN LESEN – ABER NICHT DAS GLEICHE<br />
Bild(schirm)medien sind eine Domäne der Burschen60 Grafik 14<br />
PISA 2003; 15-/16-jährige SchülerInnen; Angaben in %<br />
CD-/LP-/MC-Player<br />
Disc-/Walkman<br />
Fernseher<br />
Computer<br />
Video-/Konsolenspiele<br />
Videorecorder<br />
Mädchen Burschen<br />
Bildschirm wandert, hat vor allem bei ihnen deutliche<br />
Effekte auf die Bindung an das Buch <strong>und</strong> auf<br />
Freude an <strong>und</strong> Zeitaufwand <strong>für</strong> die Buchlektüre.<br />
Die möglicherweise gr<strong>und</strong>sätzlich höhere Affinität<br />
von Burschen zu Bildmedien kann durch die neue<br />
Vielfalt der Bildschirmmedien umfassender befriedigt<br />
<strong>und</strong> gelebt werden, sodass Medien, bei denen<br />
die schriftliche Repräsentation von Inhalten<br />
dominiert, zunehmend an den Rand rücken. Vor<br />
Beginn des Fernsehens in den 1950er Jahren<br />
waren auch Burschen vor allem auf schriftliche<br />
Medien angewiesen, wenn sie sich in andere (Medien-)Welten<br />
begeben wollten – abgesehen von<br />
Kino, Comics <strong>und</strong> Radio. Diese Bedingungen, was<br />
die Geb<strong>und</strong>enheit von Narrationen an Modi <strong>und</strong><br />
Medien betrifft, haben sich völlig verändert, <strong>und</strong><br />
sie führen möglicherweise einerseits dazu – wieder<br />
mit der Einschränkung, dass diese Prozesse in<br />
unterschiedlichen Bildungs- <strong>und</strong> sozialen Schichten<br />
anders verlaufen –, dass literarisches <strong>Lesen</strong><br />
noch mehr eine Form des „weiblichen“ <strong>Lesen</strong>s<br />
wird, als es schon ist. Auf der anderen Seite wird<br />
literarisches <strong>Lesen</strong> bei Buben <strong>und</strong> Männern aus<br />
niedrigeren <strong>und</strong> mittleren Bildungsschichten zunehmend<br />
durch andere Formen des Medienumgangs<br />
(Fernsehen, Video/DVD, Computer- <strong>und</strong><br />
Konsolenspiele) ersetzt.<br />
60) Quelle: PISA 2003; eigene Berechnungen.<br />
31<br />
43<br />
47<br />
56<br />
60<br />
73<br />
73<br />
74<br />
81<br />
88<br />
85<br />
88<br />
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