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Gender Lesen - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur

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MÄDCHEN UND BUBEN LESEN – ABER NICHT DAS GLEICHE<br />

ihren Zielen entspricht, durch den Text suchen. Sie<br />

müssen selbst die <strong>für</strong> das Textverständnis <strong>und</strong> <strong>für</strong> den<br />

Aufbau von Wissen notwendige Kohärenz zwischen<br />

einzelnen Textsegmenten herstellen. Bei kontinuierlich<br />

organisierten Texten wird diese Aufgabe von<br />

den AutorInnen des Textes übernommen, indem sie<br />

den (aus ihrer Sicht idealen) Lesepfad vorgeben.<br />

Gerade Mädchen brauchen hier besondere Unterstützung,<br />

um in ihrem späteren Berufsleben sowie<br />

dann, wenn sie sich selbständig Wissen aus Medien<br />

aneignen müssen, nicht benachteiligt zu sein <strong>und</strong><br />

über die entsprechenden Kompetenzen verfügen,<br />

die neuen Texte <strong>für</strong> ihre Zwecke zu nutzen.<br />

4 <strong>Lesen</strong> im Medienkontext<br />

<strong>Lesen</strong> in der neuen Medienlandschaft<br />

<strong>Lesen</strong> ist Teil des Medien- <strong>und</strong> Kommunikationsalltags.<br />

Menschen kombinieren die ihnen zur Verfügung<br />

stehenden Medien in je spezifischen Medienmenüs,<br />

die im Kontext ihrer Lebenswelten<br />

stehen <strong>und</strong> entstanden sind <strong>und</strong> die <strong>für</strong> sie jeweils<br />

stimmig sind <strong>und</strong> Sinn machen. Der Umgang mit<br />

Medien – <strong>und</strong> damit auch der Umgang mit Schriftlichkeit<br />

– ist Teil des Habitus einer Person. Dabei<br />

lassen sich verschiedene Orientierungen unterscheiden.<br />

Die Bereitschaft <strong>für</strong> Engagement (z.B.<br />

sich auf komplexe Inhalte oder Darstellungsformen<br />

einzulassen) <strong>und</strong> Interesse an der Auseinandersetzung<br />

mit Neuem, die im Sinne eines Aktivitäts-Passivitäts-Kontinuums<br />

verstanden werden<br />

können, sind hier wichtige Differenzierungskriterien.<br />

Eine aktive Freizeitgestaltung impliziert im Allgemeinen<br />

auch ein vielseitiges Medienmenü, was<br />

das Spektrum der genutzten Medien, Genres <strong>und</strong><br />

Inhalte betrifft, die auch hier in ihrer Konkretisierung<br />

wieder als Bündel unterschiedlicher<br />

Merkmale zu verstehen sind. Stehen eher nach außen<br />

orientierte Freizeitaktivitäten <strong>und</strong> das Interesse<br />

an Spaß <strong>und</strong> Unterhaltung im Mittelpunkt,<br />

hat z.B. das belletristische <strong>Lesen</strong> weniger Platz in<br />

diesen Freizeitalltagen. Personen mit mannigfaltigen<br />

Freizeitinteressen, die auch die Auseinandersetzung<br />

mit Innenwelten <strong>und</strong> neuen Themen<br />

umfassen, geben hingegen der Lektüre auch<br />

von erzählender Literatur zumeist einen sehr<br />

hohen Stellenwert. 59<br />

Für Mediennutzungsgewohnheiten bedeuten diese<br />

Orientierungen, dass z.B. eher unterhaltungsorientierte<br />

eher informationsorientierten Schwerpunktsetzungen<br />

gegenüberstehen. Spezifische Medienmenüs<br />

konzentrieren sich z.B. auf die tagesaktuellen<br />

Medien Fernsehen, Radio <strong>und</strong> Zeitung,<br />

bei anderen wiederum stehen eher „individuelle“<br />

Medien im Mittelpunkt, wie Computer/Internet,<br />

Musikmedien, Bücher, die mit tagesaktuellen Medien<br />

kombiniert werden oder nicht.<br />

Ein durchgängiges Ergebnis der Mediennutzungsforschung<br />

ist, dass Personen, die überdurchschnittlich<br />

viel fernsehen <strong>und</strong> sich <strong>für</strong> (aktuelle)<br />

Information in den Medien nur wenig interessieren,<br />

auch in Zeitungen <strong>und</strong> Zeitschriften eher<br />

die unterhaltenden Ressorts rezipieren <strong>und</strong> nur<br />

selten Bücher lesen. Umgekehrt nutzen Menschen,<br />

die sehr oft Bücher lesen <strong>und</strong> sich dabei<br />

nicht auf Belletristik beschränken, eher die gesamte<br />

Medienvielfalt, also auch die audiovisuellen<br />

sowie die interaktiven Medien. Diese Tendenzen,<br />

die sich durchgehend in unterschiedlichen<br />

Typologien der Mediennutzung <strong>und</strong> Freizeitgestaltung<br />

zeigen, hängen – neben anderen Faktoren<br />

– vor allem mit Bildungsabschlüssen <strong>und</strong><br />

Geschlecht zusammen.<br />

Je höher die Bildung, umso vielfältiger sind die<br />

Medienmenüs, <strong>und</strong> umso eher steht das Interesse<br />

an Information im Vordergr<strong>und</strong>. Schriftliche Medien,<br />

wie Buch, Zeitung, Zeitschrift sowie Computer<br />

<strong>und</strong> Internet, haben dabei häufig einen zentralen<br />

Stellenwert. Je niedriger die Bildung, umso<br />

eher konzentrieren sich Medienmenüs auf die<br />

tagesaktuellen Medien, allen voran das Fernsehen,<br />

kombiniert mit Zeitschriften <strong>und</strong> zunehmend<br />

Computer/Internet. Die Vorliebe <strong>für</strong> unterhaltende<br />

Angebote rückt in den Vordergr<strong>und</strong>, <strong>und</strong><br />

Medien, die einen höheren Aufwand an ihre Beschaffung<br />

<strong>und</strong> Auswahl stellen, wie z.B. Tonträger<br />

<strong>und</strong> Bücher, werden eher ausgeklammert.<br />

59) Vgl. z.B. Böck 1998, S. 326ff. <strong>und</strong> 2000, S. 47ff.

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