Gender Lesen - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
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Ihren Lesepräferenzen entsprechend lesen Mädchen<br />
Texte eher linear-kontinuierlich: Inhalte von<br />
narrativen Texten erschließen sich sukzessive aus<br />
ihrem Aufbau <strong>und</strong> Ablauf. Burschen hingegen sind<br />
eher an selektives <strong>und</strong> navigierendes <strong>Lesen</strong> gewöhnt.<br />
Bei Erwachsenen zeigen sich diese Gewohnheiten<br />
daran, dass Männer häufiger als Frauen<br />
in Büchern manchmal nur blättern, Stellen anlesen<br />
<strong>und</strong> sich nur das Interessante heraussuchen. 58<br />
Frauen hingegen geben überdurchschnittlich oft<br />
an, Bücher gründlich zu lesen, ohne etwas auszulassen.<br />
Ihre stärkere emotionale Bindung an ihre<br />
Lesestoffe kommt wiederum darin zum Ausdruck,<br />
dass sie signifikant öfter als Männer in einem begonnenen<br />
Buch weiterlesen, sobald sie Zeit da<strong>für</strong><br />
haben, auch wenn das dann nur kurz ist.<br />
Offen ist, inwieweit Mädchen <strong>und</strong> Burschen diese<br />
<strong>für</strong> je spezifische Genres <strong>und</strong> Lesemedien passenden<br />
Lesestrategien auch auf andere Textsorten<br />
<strong>und</strong> Medien übertragen, wo sie weniger adäquat<br />
sind, etwa linear-kontinuierliches <strong>Lesen</strong> auf Fachliteratur,<br />
obwohl nur Ausschnitte des Textes <strong>für</strong> das<br />
zu lösende Problem relevant sind oder selektives<br />
<strong>Lesen</strong> auf narrativ-kontinuierliche Texte, was dazu<br />
führt, dass sich einem die Erzählung nicht er-<br />
Tabelle 2<br />
MÄDCHEN UND BUBEN LESEN – ABER NICHT DAS GLEICHE<br />
Literaturempfehlung <strong>für</strong><br />
SchülerInnen <strong>und</strong> Schule<br />
Fischer, Margot/Schmidt, Michael: lucky<br />
liebt lucky. Wien: Dachs Verlag 2003. 141<br />
S., EUR 12, 90<br />
Leicht lesbarer Jugendroman, der aus der<br />
wechselnden Sicht zweier Teenager die<br />
erste Liebe beschreibt: wenn ein Junge<br />
<strong>und</strong> ein Mädchen dieselbe Geschichte erzählen,<br />
kann etwas ganz anders dabei<br />
herauskommen.<br />
schließt. Um solche inadäquaten Übertragungen<br />
von Lesestrategien zu vermeiden, ist es erforderlich,<br />
die Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen auf die Eigenheiten<br />
von Genres <strong>und</strong> von Formen des <strong>Lesen</strong>s hinzuweisen,<br />
diese explizit zu machen.<br />
Diese Aufgabe ist umso wichtiger, als informationsorientierte<br />
<strong>und</strong> Hypertexte besondere Anforderungen<br />
an die LeserInnen stellen. So müssen sich<br />
LeserInnen hier selbst ihren eigenen Lesepfad, der<br />
Differenzierung von Lesestoffen nach verschiedenen Merkmalen<br />
Merkmale von Lesestoffen eher von Mädchen/Frauen eher von Buben/Männern<br />
bevorzugt bevorzugt<br />
Genre erzählend darstellend, berichtend<br />
keine explizite Darstellung von Information über Fakten,<br />
Fakten, Modelle des Denkens pragmatisch /<br />
<strong>und</strong> Handelns in konkreten anwendungsorientiert:<br />
Situationen Handlungsanleitungen<br />
Inhalt alltags- bzw. realitätsnahe alltags- bzw. realitätsferne<br />
Kontexte bei Erzählungen Kontexte bei Erzählungen<br />
(Direktheit von Emotionen) (Distanzierung von Emotionen)<br />
soziale Beziehungen zentral soziale Beziehungen nicht zentral<br />
Emotionen der Figuren wichtig aktives Handeln der Figuren zentral<br />
Bewertungen <strong>und</strong> Ästhetik der Sprache Relevanz des Wissensgebietes<br />
Bedeutungszuweisungen unterhaltend, erbaulich informativ, wissensorientiert<br />
aus der Perspektive „nützlich/nutzlos“ „nützlich/nutzlos“<br />
– der Schule, Zuschreibungen von „männlich“ / „weiblich“ an Texte<br />
– der Eltern,<br />
– der SchülerInnen<br />
(Sprache, Themen, Dramaturgie, Ausstattung von Texten)<br />
58) Z.B. Böck 1998, S. 258f.<br />
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