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Gender Lesen - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur

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50<br />

STRATEGIEN DES LESENS<br />

des <strong>Lesen</strong>s am Bildschirm wird selektiv-punktuelles<br />

<strong>Lesen</strong> wichtiger. Dadurch sowie durch die Möglichkeit,<br />

als LeserIn Texte zu bearbeiten, verändert<br />

sich auch die „Autorschaft“ bzw. Autorität der<br />

VerfasserInnen von Texten. Zum einen legen bei<br />

gedruckten Texten die AutorInnen durch die von<br />

ihnen geschaffene Struktur den LeserInnen einen<br />

Lesepfad nahe. Bei Hypertexten mit ihren Links,<br />

die zum Anklicken einladen, bestimmen die LeserInnen<br />

ihren Lesepfad in höherem Ausmaß<br />

selbst. Dadurch steigen die Anforderungen an die<br />

LeserInnen, Kohärenz zwischen den einzelnen<br />

Textausschnitten herzustellen – eine Aufgabe, die<br />

bei kontinuierlichen Texten den LeserInnen durch<br />

die Vorgaben der AutorInnen zum Teil abgenommen<br />

wird. Zum anderen können die LeserInnen<br />

Texte am Bildschirm zum Teil direkt bearbeiten.<br />

Dadurch ändert sich ihre Position in Bezug auf<br />

den Text <strong>und</strong> ihre Rolle als Rezipierende: Sie können<br />

aktiv auf Vorgegebenes Einfluss nehmen <strong>und</strong><br />

sich selbst als Schreibende einbringen <strong>und</strong> ihre<br />

Gedanken zum Ausdruck bringen. Durch dieses<br />

Handeln werden Texte auch anders angeeignet als<br />

durch ausschließliches <strong>Lesen</strong>.<br />

Eine geschlechtersensible Leseförderung achtet<br />

darauf, dass Mädchen <strong>und</strong> Buben auch mit anderen<br />

als den von ihnen üblicherweise bevorzugten Genres<br />

arbeiten. So sollten Buben mehr erzählende<br />

<strong>und</strong> vor allem auch längere Texte lesen <strong>und</strong> lernen,<br />

diese mit ihren Alltagserfahrungen zu verknüpfen.<br />

Dadurch sollten sie ihren „Leseatem“, die Ausdauer<br />

beim <strong>Lesen</strong>, sowie ihre Lesekompetenz <strong>und</strong><br />

reflektierenden Fähigkeiten im Umgang mit Geschriebenem<br />

ausbauen. Mädchen wiederum sollten<br />

häufiger selektive Lesestrategien bei der Lektüre<br />

von faktenorientierten Texten anwenden, um<br />

bei der Arbeit mit Texten am Bildschirm nicht benachteiligt<br />

zu sein. Anders als bei der (kontinuierlichen)<br />

Lektüre von kontinuierlichen Texten muss<br />

beim selektiven <strong>Lesen</strong>, wo die LeserInnen einen eigenen<br />

Lesepfad wählen, durch die LeserInnen Kohärenz<br />

zwischen den einzelnen Abschnitten hergestellt<br />

werden, um den Text bzw. die Textausschnitte<br />

zu verstehen. Techniken, inhaltliche Strukturen<br />

<strong>und</strong> Zusammenhänge herauszukristallisieren, sollten<br />

<strong>für</strong> sie vor allem an Themen, die allgemein eher<br />

den Buben zugeordnet werden (z.B. technische Beschreibungen),<br />

transparent gemacht werden.<br />

2 Veränderungen von Schriftlichkeit<br />

<strong>und</strong> <strong>Lesen</strong><br />

Als <strong>Kultur</strong>technik verändern sich die Funktionen<br />

von Schriftlichkeit mit dem gesellschaftlichen Wandel.<br />

So sind <strong>Lesen</strong> <strong>und</strong> Schreiben als Basisqualifikationen<br />

nicht nur mit der wachsenden Bedeutung<br />

von Information <strong>und</strong> Kommunikation wichtiger<br />

geworden. Die Anforderung des selbstbestimmten,<br />

lebensbegleitenden Lernens hat die Relevanz<br />

der Kompetenzen im Umgang mit Schrift<br />

noch einmal gesteigert. Die Sorge um die Buben<br />

<strong>und</strong> ihre offensichtlichen Lesekompetenzprobleme<br />

leitet sich auch aus diesen Veränderungen ab.<br />

<strong>Lesen</strong> als Zugang zu Information ist wichtiger geworden.<br />

Dieser Trend spiegelt sich auch in den bereits<br />

beschriebenen langfristigen Veränderungen<br />

der Lesegewohnheiten wider.<br />

Neben dem allgemeinen gesellschaftlichen Wandel<br />

verändern sich <strong>Lesen</strong> <strong>und</strong> Schreiben vor allem auch<br />

mit den medialen <strong>und</strong> kommunikationstechnologischen<br />

Innovationen. Auch diese Veränderungen<br />

wurden bereits aufgezeigt. Einer ihrer zentralen<br />

Aspekte ist, dass der Bildschirm die (Buch-)Seite als<br />

wichtigstes Ausgabemedium ablöst („from page to<br />

screen“). Die Schrift verliert ihre Jahrh<strong>und</strong>erte währende<br />

Vorherrschaft zumindest teilweise zugunsten<br />

von Visualisierungen <strong>und</strong> steht als Kommunikationsmodus<br />

immer häufiger gleichwertig neben dem<br />

Bild. Für die Darstellung von Inhalten werden die<br />

jeweiligen Stärken dieser Modi gewählt <strong>und</strong> kombiniert:<br />

das Schriftsprachliche, um zu erzählen, das<br />

Visuelle, um zu zeigen. Diese Multimodalität, in<br />

der die einzelnen Modi sich mit ihren je spezifischen<br />

Darstellungspotentialen ergänzen, ist ein<br />

Charakteristikum zeitgemäßer Kommunikation.<br />

Mit den neuen Medien sind neue Genres entstanden<br />

(z.B. Doku-Fiction bei literarischen Werken<br />

auf CD-ROM) bzw. haben sich bestehende Genres<br />

verändert (z.B. Brief <strong>und</strong> E-Mail). Zwischen den<br />

Medien selbst gibt es Übertragungsprozesse, etwa

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