Gender Lesen - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
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1 Formen des <strong>Lesen</strong>s <strong>und</strong> Lesarten<br />
Es gibt unterschiedliche Differenzierungen von<br />
Lesestrategien. In dem im März 1999 veröffentlichten<br />
Gr<strong>und</strong>satzerlass Leseerziehung werden z.B.<br />
folgende „Formen des <strong>Lesen</strong>s“ <strong>und</strong> „Lesarten“<br />
unterschieden:<br />
Formen des <strong>Lesen</strong>s:<br />
■ Identifizierendes <strong>Lesen</strong>:<br />
Es erschließt durch modellhafte Handlungsmuster<br />
Orientierungsmöglichkeiten. Denn die Einsicht, dass<br />
anderen Ähnliches widerfahren ist, kann Selbstvertrauen<br />
stärken, heilende Prozesse unterstützen <strong>und</strong><br />
dynamisieren sowie zur Verwirklichung neuer Ideen<br />
motivieren. Vielfältige <strong>und</strong> individuelle Anregungen<br />
zur Lektüre fördern identifizierendes <strong>Lesen</strong>.<br />
■ Literarisches <strong>Lesen</strong>:<br />
Innerhalb der vielfältigen Lesestoffe kommt poetischfiktionalen<br />
(literarischen) Texten besondere Bedeutung<br />
zu. Im Gegensatz zu unterhaltungsorientierten<br />
Texten, die in der Regel eine rasche Verarbeitung ermöglichen,<br />
fördert das (sich jedem Zeitdruck verweigernde)<br />
<strong>Lesen</strong> literarischer Texte eine zumeist<br />
eingehendere emotionale <strong>und</strong> kognitive Auseinandersetzung<br />
mit Inhalten. Sie sind in ihrer Intention<br />
nicht eindeutig festgelegt <strong>und</strong> lassen viele Lesarten<br />
zu. Dadurch fördern sie in besonderem Maße Fantasie<br />
<strong>und</strong> Mündigkeit, lassen die Leserin <strong>und</strong> den<br />
Leser aktiv an der Sinngebung mitwirken <strong>und</strong> forcieren<br />
kritische Fragestellungen sowie das Denken<br />
in Alternativen. Literarische Texte werden insbesondere<br />
im Deutsch- <strong>und</strong> Fremdsprachenunterricht vermittelt,<br />
sollen aber auch in anderen <strong>Unterricht</strong>sgegenständen<br />
eingesetzt werden (Diskussions-,<br />
Gesprächs- oder Schreibimpuls, Themeneinstieg,<br />
Zeit-, <strong>Kunst</strong>- bzw. <strong>Kultur</strong>dokument etc.).<br />
■ Informatives <strong>Lesen</strong>:<br />
Texte (Lexikon, berufspraktische Handlungsanweisung,<br />
Bedienungsanleitung, Formular, Statistik, Grafik,<br />
Fahrplan etc.) selektiv <strong>und</strong> kritisch zu lesen <strong>und</strong><br />
ihnen relevante Informationen zu entnehmen, hat in<br />
allen <strong>Unterricht</strong>sgegenständen zentrale Bedeutung.<br />
Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer aller <strong>Unterricht</strong>sgegen-<br />
stände sollen die vielfältigen Formen des informativen<br />
<strong>Lesen</strong>s im <strong>Unterricht</strong> einsetzen <strong>und</strong> lesepädagogisch<br />
begleiten.<br />
Lesarten:<br />
Die folgenden Lesarten helfen Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern,<br />
die Vielfalt von Texten <strong>und</strong> Textträgern gezielt zu<br />
nutzen:<br />
■ Lineares <strong>Lesen</strong>: kontinuierliche, satzweise Texterschließung<br />
■ Antizipierendes <strong>Lesen</strong>: vermutendes <strong>Lesen</strong>, „Querlesen“<br />
■ Selektives <strong>Lesen</strong>: ausgewählte Textstellen lesen,<br />
„Schmökern“<br />
■ Konsultierendes <strong>Lesen</strong>: gezielte Informationssuche<br />
■ Differenzierendes <strong>Lesen</strong>: sorgfältiges Erarbeiten eines<br />
Inhaltes<br />
■ Textstruktur erfassen, Texte in Sinnstufen gliedern<br />
<strong>und</strong> nach Sachinformationen erschließen, den Apparat<br />
des Mediums nutzen (Register, Inhaltsverzeichnis,<br />
Überschriftenhierarchie etc.)<br />
■ Navigierendes <strong>Lesen</strong>: Hypertext-gesteuertes <strong>Lesen</strong><br />
■ Analysierendes, interpretierendes, <strong>und</strong> kommentierendes<br />
<strong>Lesen</strong><br />
■ Fantasiegeleitetes, kreatives <strong>Lesen</strong><br />
■ Techniken zur Speicherung von Informationen<br />
(Exzerpieren, Layoutieren, Formatieren etc.)<br />
■ Vorbereitetes Vorlesen <strong>und</strong> Vortragen<br />
Wichtig ist in der Schule, domänenspezifische Lesestrategien<br />
in den einzelnen Gegenständen anzusprechen<br />
<strong>und</strong> <strong>für</strong> die SchülerInnen transparent zu<br />
machen. Die Texte sind in den einzelnen Gegenständen<br />
unterschiedlich geschrieben <strong>und</strong> gestaltet,<br />
<strong>und</strong> sie erfordern auch je andere Formen des <strong>Lesen</strong>s.<br />
Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern, <strong>für</strong> die aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
Vertrautheit mit diesen Texten Aspekte der fachspezifischen<br />
Lesestrategien selbstverständlich sind,<br />
sollten diese jeweiligen Anforderungen ihren SchülerInnen<br />
immer wieder sehr klar zeigen. Das Zurückgreifen<br />
auf Mittel der Visualisierung dürfte dabei<br />
so wohl <strong>für</strong> Mädchen als auch Buben von besonderer<br />
Relevanz sein.<br />
Je mehr Lesestrategien man beherrscht, umso<br />
kompetenter kann man die Vielfalt schriftlicher<br />
Texte nutzen. Durch die wachsende Bedeutung<br />
STRATEGIEN DES LESENS<br />
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