Gender Lesen - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
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DER TEXT<br />
<strong>Lesen</strong> in der Schule bezieht sich vor allem auf<br />
Schulbücher, Arbeitsblätter <strong>und</strong> die eigenen Mitschriften.<br />
Dazu kommen je nach Schulstufe <strong>und</strong><br />
Schulsparte – sowie abhängig von den Präferenzen<br />
der LehrerInnen – erzählende <strong>und</strong> Sachliteratur,<br />
Dichtung, Zeitungen <strong>und</strong> Zeitschriften sowie die<br />
neuen Lesemedien, die im Anschluss besprochen<br />
werden.<br />
Die Gleichsetzung „<strong>Lesen</strong> = Buch = erzählende Literatur“<br />
hat auch in der Leseforschung bis Anfang<br />
der 1990er Jahre stark dominiert <strong>und</strong> spiegelt sich<br />
zum Teil auch im PISA-Frageprogramm zu den Lesegewohnheiten<br />
wider. Durch diesen eingeengten<br />
Blick wird die alltägliche Lesepraxis nicht vollständig<br />
erfasst, <strong>und</strong> auch Leseförderung sollte die<br />
gesamte Bandbreite an Lesestoffen (<strong>und</strong> den damit<br />
verb<strong>und</strong>enen Strategien des <strong>Lesen</strong>s) integrieren,<br />
um das Funktionspotential von Schriftlichkeit<br />
<strong>für</strong> die zu Fördernden möglichst offen zu halten.<br />
Neue Lesemedien<br />
Mit dem Computer <strong>und</strong> dem Internet ergänzt der<br />
Bildschirm als wichtiges Ausgabemedium von<br />
Schrift die traditionellen Lesemedien. Dazu kommen<br />
noch Teletext <strong>und</strong> Fernsehen (vor allem<br />
Untertitelungen) sowie unterschiedlichste Displays,<br />
allen voran das Handy. Diese neuen Lesemedien<br />
haben mit ihren besonderen Produktions-,<br />
Darstellungs- <strong>und</strong> Nutzungsbedingungen sowie<br />
-potentialen die Schriftlichkeit <strong>und</strong> damit das <strong>Lesen</strong><br />
<strong>und</strong> Schreiben verändert. Ein Teil dieser Veränderungen<br />
wurde bereits in den vorangegangenen<br />
Abschnitten angesprochen. Das veränderte Verhältnis<br />
von Schrift <strong>und</strong> Bild zählt ebenso dazu wie<br />
die Übernahme von Elementen der gesprochenen<br />
Sprache in die schriftliche Kommunikation. Anders<br />
als bei den in den traditionellen Medien eher<br />
vorgegebenen „Lesepfaden“ müssen die LeserInnen<br />
dieser anders strukturierten <strong>und</strong> zum Teil sehr<br />
komprimierten Texte mehr Eigenleistung <strong>für</strong><br />
Orientierung <strong>und</strong> die Herstellung von Kohärenz<br />
zwischen den einzelnen Textbausteinen aufbringen.<br />
Dies ist vor allem bei Hypertexten im WWW<br />
<strong>und</strong> auf CD-ROMS der Fall.<br />
„Der Bildschirm, eine Vielfalt gedruckter Bücher<br />
<strong>und</strong> darunter auch anspruchsvolle, extensiv<br />
erzählende literarische Genres haben <strong>für</strong> das<br />
Lese- <strong>und</strong> Schreibverhalten von Gr<strong>und</strong>schulkindern<br />
deutlich erkennbare Wirkungen. Sie sind<br />
wichtige ‚Lernmaterialien‘ – <strong>und</strong> das noch vor<br />
jeglicher Bemühung um weitere schulorientierte<br />
didaktische Bearbeitungen.“<br />
Andrea Bertschi-Kaufmann 26<br />
Während Kinder <strong>und</strong> Jugendliche in die veränderten<br />
Medienlandschaften hineinwachsen, gehen<br />
sie – im Gegensatz zu vielen Erwachsenen – im Allgemeinen<br />
sehr unbefangen mit den neuen Möglichkeiten<br />
der Kommunikation <strong>und</strong> Information<br />
um. Sie sind weniger durch traditionelle Zuschreibungen<br />
<strong>und</strong> Nutzungsformen beeinflusst als<br />
Erwachsene <strong>und</strong> greifen neue Potentiale zum Teil<br />
schneller auf. Diese allgemeinen Bef<strong>und</strong>e dürfen<br />
aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch bei<br />
Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen der sog. „Digital Divide“<br />
festzustellen ist, dass nicht alle gleichen Zugang<br />
zu den neuen Technologien haben oder diese in ihrem<br />
Alltag nutzen. 27<br />
3 Genre<br />
Der Begriff Genre (auch: Textsorte) bezeichnet<br />
unterschiedliche Gattungen von Medienprodukten.<br />
Genres reflektieren spezifische Relationen<br />
zwischen dem Medientext <strong>und</strong> seiner Rezipientin,<br />
seinem Rezipienten. Ein Kochrezept teilt z.B. mit,<br />
was man als Koch oder Köchin zu tun hat, ein Krimi<br />
unterhält seine LeserInnen. Genrewissen ist<br />
erforderlich, um einerseits die Intention eines Textes<br />
zu verstehen <strong>und</strong> um andererseits Texte produzieren<br />
zu können, die gewährleisten, dass man<br />
die damit angestrebten Ziele erreicht.<br />
26) Bertschi-Kaufmann 2000, S. 315.<br />
27) Vgl. dazu die Daten des Austrian Internet Monitor über Internet-NutzerInnen<br />
in Österreich, z.B. unter http://medienforschung.orf.at