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Gender Lesen - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur

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42<br />

DER TEXT<br />

<strong>Lesen</strong> in der Schule bezieht sich vor allem auf<br />

Schulbücher, Arbeitsblätter <strong>und</strong> die eigenen Mitschriften.<br />

Dazu kommen je nach Schulstufe <strong>und</strong><br />

Schulsparte – sowie abhängig von den Präferenzen<br />

der LehrerInnen – erzählende <strong>und</strong> Sachliteratur,<br />

Dichtung, Zeitungen <strong>und</strong> Zeitschriften sowie die<br />

neuen Lesemedien, die im Anschluss besprochen<br />

werden.<br />

Die Gleichsetzung „<strong>Lesen</strong> = Buch = erzählende Literatur“<br />

hat auch in der Leseforschung bis Anfang<br />

der 1990er Jahre stark dominiert <strong>und</strong> spiegelt sich<br />

zum Teil auch im PISA-Frageprogramm zu den Lesegewohnheiten<br />

wider. Durch diesen eingeengten<br />

Blick wird die alltägliche Lesepraxis nicht vollständig<br />

erfasst, <strong>und</strong> auch Leseförderung sollte die<br />

gesamte Bandbreite an Lesestoffen (<strong>und</strong> den damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Strategien des <strong>Lesen</strong>s) integrieren,<br />

um das Funktionspotential von Schriftlichkeit<br />

<strong>für</strong> die zu Fördernden möglichst offen zu halten.<br />

Neue Lesemedien<br />

Mit dem Computer <strong>und</strong> dem Internet ergänzt der<br />

Bildschirm als wichtiges Ausgabemedium von<br />

Schrift die traditionellen Lesemedien. Dazu kommen<br />

noch Teletext <strong>und</strong> Fernsehen (vor allem<br />

Untertitelungen) sowie unterschiedlichste Displays,<br />

allen voran das Handy. Diese neuen Lesemedien<br />

haben mit ihren besonderen Produktions-,<br />

Darstellungs- <strong>und</strong> Nutzungsbedingungen sowie<br />

-potentialen die Schriftlichkeit <strong>und</strong> damit das <strong>Lesen</strong><br />

<strong>und</strong> Schreiben verändert. Ein Teil dieser Veränderungen<br />

wurde bereits in den vorangegangenen<br />

Abschnitten angesprochen. Das veränderte Verhältnis<br />

von Schrift <strong>und</strong> Bild zählt ebenso dazu wie<br />

die Übernahme von Elementen der gesprochenen<br />

Sprache in die schriftliche Kommunikation. Anders<br />

als bei den in den traditionellen Medien eher<br />

vorgegebenen „Lesepfaden“ müssen die LeserInnen<br />

dieser anders strukturierten <strong>und</strong> zum Teil sehr<br />

komprimierten Texte mehr Eigenleistung <strong>für</strong><br />

Orientierung <strong>und</strong> die Herstellung von Kohärenz<br />

zwischen den einzelnen Textbausteinen aufbringen.<br />

Dies ist vor allem bei Hypertexten im WWW<br />

<strong>und</strong> auf CD-ROMS der Fall.<br />

„Der Bildschirm, eine Vielfalt gedruckter Bücher<br />

<strong>und</strong> darunter auch anspruchsvolle, extensiv<br />

erzählende literarische Genres haben <strong>für</strong> das<br />

Lese- <strong>und</strong> Schreibverhalten von Gr<strong>und</strong>schulkindern<br />

deutlich erkennbare Wirkungen. Sie sind<br />

wichtige ‚Lernmaterialien‘ – <strong>und</strong> das noch vor<br />

jeglicher Bemühung um weitere schulorientierte<br />

didaktische Bearbeitungen.“<br />

Andrea Bertschi-Kaufmann 26<br />

Während Kinder <strong>und</strong> Jugendliche in die veränderten<br />

Medienlandschaften hineinwachsen, gehen<br />

sie – im Gegensatz zu vielen Erwachsenen – im Allgemeinen<br />

sehr unbefangen mit den neuen Möglichkeiten<br />

der Kommunikation <strong>und</strong> Information<br />

um. Sie sind weniger durch traditionelle Zuschreibungen<br />

<strong>und</strong> Nutzungsformen beeinflusst als<br />

Erwachsene <strong>und</strong> greifen neue Potentiale zum Teil<br />

schneller auf. Diese allgemeinen Bef<strong>und</strong>e dürfen<br />

aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch bei<br />

Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen der sog. „Digital Divide“<br />

festzustellen ist, dass nicht alle gleichen Zugang<br />

zu den neuen Technologien haben oder diese in ihrem<br />

Alltag nutzen. 27<br />

3 Genre<br />

Der Begriff Genre (auch: Textsorte) bezeichnet<br />

unterschiedliche Gattungen von Medienprodukten.<br />

Genres reflektieren spezifische Relationen<br />

zwischen dem Medientext <strong>und</strong> seiner Rezipientin,<br />

seinem Rezipienten. Ein Kochrezept teilt z.B. mit,<br />

was man als Koch oder Köchin zu tun hat, ein Krimi<br />

unterhält seine LeserInnen. Genrewissen ist<br />

erforderlich, um einerseits die Intention eines Textes<br />

zu verstehen <strong>und</strong> um andererseits Texte produzieren<br />

zu können, die gewährleisten, dass man<br />

die damit angestrebten Ziele erreicht.<br />

26) Bertschi-Kaufmann 2000, S. 315.<br />

27) Vgl. dazu die Daten des Austrian Internet Monitor über Internet-NutzerInnen<br />

in Österreich, z.B. unter http://medienforschung.orf.at

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