Gender Lesen - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
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mics Büchern vorzieht, weil man z.B. bei Asterix<br />
„sieht, wie der den Hinkelstein schiebt oder so. [...]<br />
Wenn man in einem Buch liest, da sieht man ja keine<br />
Zeichnungen, was das bedeuten soll. Da liest ja<br />
nur, das ist ja irgendwie fad. So mag ich’s besser im<br />
Comic, da siehst ja die Sprechblase. Weil im Buch<br />
steht manchmal nie, wer das spricht oder so. Das<br />
mag ich nicht haben.“ 23<br />
Die Sensibilität <strong>für</strong> diese Unterschiede zwischen<br />
Erzählen <strong>und</strong> Zeigen braucht von der Leseförderung<br />
mehr Aufmerksamkeit, weil Bildschirmmedien<br />
im Alltag von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen wichtiger<br />
werden <strong>und</strong> viele Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
mit der Grammatik der „Bildermedien“ vertrauter<br />
sind als mit der von Sprache <strong>und</strong> Schrift. Dies<br />
trifft im Besonderen auf die Buben zu, die den<br />
Bild(schirm)medien in ihrem Alltag ein größeres<br />
Gewicht geben als die Mädchen.<br />
<strong>Lesen</strong> <strong>und</strong> Schreiben als produktive<br />
Tätigkeiten<br />
<strong>Lesen</strong> ist die rezeptive Nutzung von schriftlichen<br />
Texten. Als Rekonstruktion der Inhalte ist es als<br />
„nach innen gerichtet produktiv“ zu beschreiben.<br />
23) Böck 2000, S. 99.<br />
Schreiben ist als produktive Nutzung der Schrift<br />
„nach außen gerichtet“. Sowohl Schreiben als auch<br />
<strong>Lesen</strong> ist aktiv-produktives Handeln.<br />
Bemerkenswert ist in dem Zusammenhang, dass<br />
gerade Kinder <strong>und</strong> Jugendliche, die nicht gerne lesen,<br />
das <strong>Lesen</strong> als eine Tätigkeit beschreiben, bei<br />
der nichts passiert <strong>und</strong> wo man „nichts tut“ – obwohl<br />
<strong>Lesen</strong> von ihnen mehr Anstrengung erfordert,<br />
weil sie zumeist auch schwächere LeserInnen<br />
sind. <strong>Lesen</strong> wird von diesen Personen – auch viele<br />
Erwachsene stufen die Lektüre vor allem von erzählender<br />
Literatur als „Nichts-Tun“ ein – nicht als<br />
„Aktivität“ wahrgenommen. „Etwas tun“ wird von<br />
ihnen gleichgesetzt damit, dass sich etwas bewegt,<br />
dass sich Dinge verändern.<br />
Für die Leseförderung impliziert dieses Bild von<br />
„etwas tun“, dass die Auseinandersetzung mit Texten<br />
als „inneres“ Handeln bewusst gemacht werden<br />
muss, weil es dadurch auch anders bewertet wird.<br />
So ist es interessant, dass gerade <strong>für</strong> schwache LeserInnen<br />
das laute Vorlesen vor Publikum häufig<br />
mit mehr Gratifikationen verb<strong>und</strong>en ist als das<br />
Leise-<strong>für</strong>-sich-<strong>Lesen</strong>, weil es durch die ZuhörerInnen<br />
sinnvoll wird. Der bereits zu Wort gekommene<br />
11-jährige Dominik, der keine Bücher liest,<br />
DER TEXT<br />
39