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Gender Lesen - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur

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die nicht gerne lesen <strong>und</strong> Leseverständnisprobleme<br />

haben, sinnvoll <strong>und</strong> alltagsrelevant zu machen.<br />

Schulische Leseförderung muss vor allem<br />

das außerschulische <strong>Lesen</strong> der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

verstärkt beachten, um Anknüpfungspunkte<br />

<strong>für</strong> Förderangebote zu finden. Die<br />

Geschlechterunterschiede sind hier eine besondere<br />

Herausforderung. Diese Broschüre versucht<br />

mit ihren Vorschlägen <strong>und</strong> Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />

einen Beitrag zu leisten, um die<br />

Distanz zwischen der Schule <strong>und</strong> „der Welt da<br />

draußen“ zu überbrücken, die in vielen, unter anderem<br />

dem <strong>Lesen</strong>, <strong>für</strong> Buben offensichtlich größer<br />

ist als <strong>für</strong> Mädchen.<br />

■ Peergroup<br />

Eine wichtige Instanz der Lesesozialisation ist<br />

die Peergroup, die Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>innen.<br />

Je nach dem, welche Einstellungen Peergroup-<br />

Mitglieder vor allem mit einem hohen sozialen<br />

Image haben, wirkt sich das darauf aus, ob <strong>Lesen</strong><br />

<strong>und</strong> Lesemedien Thema sind oder nicht, ob<br />

es erstrebenswert ist, selbst die aktuellsten Zeitschriften<br />

oder das Buch zum Film zu lesen oder<br />

ob man besser kein Wort darüber verliert, wenn<br />

man das gemacht hat, um einen möglichen<br />

Imageverlust zu vermeiden. <strong>Lesen</strong> <strong>und</strong> Lesemedien<br />

dienen auch als Symbole <strong>für</strong> spezifische<br />

kulturelle oder Lebensstil-Orientierungen, um<br />

die Zugehörigkeit zu oder die Abgrenzung von<br />

bestimmten Gruppen zu demonstrieren.<br />

Dass das (Buch-)<strong>Lesen</strong> weiblich konnotiert ist,<br />

ist wohl einer der Gründe <strong>für</strong> die deutliche Abgrenzung<br />

vieler Buben & Burschen gegenüber<br />

diesem Medium. Der Einbruch der Buchlektüre<br />

zu Beginn der Pubertät, der bei ihnen besonders<br />

stark ausfällt, hat sicher auch damit zu<br />

tun, dass die meisten Kinder besonders gerne Bücher<br />

lesen, viele Jugendliche sich aber bewusst<br />

von allem Kindlichen abgrenzen.<br />

■ Schrift <strong>und</strong> <strong>Lesen</strong> in der Gesellschaft<br />

Neben diesen sozialen Umwelten ist auch der<br />

Stellenwert, den das <strong>Lesen</strong> allgemein in einer Gesellschaft<br />

hat, <strong>für</strong> die Lesesozialisation relevant.<br />

Hier geht es ebenfalls vor allem um die Wahr-<br />

nehmung von symbolischen Zuschreibungen an<br />

das <strong>Lesen</strong> <strong>und</strong> an Lesemedien, die je nach Kontext<br />

variieren. So gilt das <strong>Lesen</strong> als Zeichen <strong>für</strong><br />

Bildungsorientierung in einer Lebenswelt als erstrebenswert,<br />

in einer anderen Lebenswelt<br />

wiederum grenzt man sich davon ab, weil <strong>Lesen</strong><br />

Symbol <strong>für</strong> „Intellektualität“ ist. Auch die räumliche<br />

Präsenz von Lesemedien <strong>und</strong> deren Unterstützung<br />

aus öffentlichen Mitteln beschreibt die<br />

Bedeutung, die das <strong>Lesen</strong> in einer Gesellschaft<br />

hat. Ein vielfältiges Zeitungs- <strong>und</strong> Zeitschriftenangebot,<br />

gut sortierte Buchhandlungen, Bibliotheken<br />

mit einem attraktiven Bestand <strong>und</strong><br />

benutzerfre<strong>und</strong>lichen Öffnungszeiten sorgen da<strong>für</strong>,<br />

dass das <strong>Lesen</strong> auch sozial präsent ist. Der<br />

Effekt einer nur lückenhaften Leseinfrastruktur<br />

zeigt sich z.B. daran, dass Personen mit niedrigen<br />

oder mittleren Bildungsabschlüssen, die auf<br />

dem Land leben, signifikant seltener Bücher<br />

lesen als Personen der gleichen Bildungssegmente,<br />

die in Städten leben. Bei Personen mit<br />

mindestens Matura sind keine Zusammenhänge<br />

zwischen Wohnregion <strong>und</strong> Zeitaufwand <strong>für</strong><br />

das Buchlesen festzustellen. 17<br />

Literaturempfehlung <strong>für</strong><br />

SchülerInnen <strong>und</strong> Schule<br />

Maehle, Lars: Der tunesische Torwart.<br />

Aus dem Norweg. von Gabriele Haefs.<br />

Hildesheim : Gerstenberg 2004. 167 S.<br />

EUR 13,30<br />

Die WM ist längst vorbei, aber der<br />

tunesische Torwart fehlt immer noch im<br />

Sammelalbum: ein Jugendbuch, das<br />

humorvoll auf die Situation pubertierender<br />

männlicher Jugendlicher <strong>und</strong> ihre<br />

„typischen“ Verhaltensweisen eingeht.<br />

Mehr als nur ein Fußballbuch.<br />

17) Vgl. Böck 1998, S. 118f.<br />

DIE LESERIN, DER LESER<br />

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