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Gender Lesen - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur

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28<br />

DIE LESERIN, DER LESER<br />

Dachboden auf, weil sie damit unangenehme Erinnerungen<br />

an schulische Pflichtlektüre verbinden.<br />

Dann wiederum gibt es Buchattrappen, um die<br />

Regale zu füllen <strong>und</strong> zumindest an der Oberfläche<br />

Interesse an einem sozial hoch bewerteten Gut<br />

unserer <strong>Kultur</strong> zu signalisieren. Das letzte Beispiel<br />

zeigt, dass wir über die Relevanz dieser Bedeutungszuweisungen<br />

im sozialen Zusammenleben<br />

zumindest implizit Bescheid wissen <strong>und</strong> sie<br />

auch mehr oder weniger gezielt in unser Tun integrieren.<br />

Zusätzlich haben subjektiv aktuelle Anforderungen<br />

als sog. „handlungsleitende Themen“ einen bedeutenden<br />

Einfluss darauf, <strong>für</strong> welche Handlungsalternative<br />

wir uns in vergleichbaren Kontexten<br />

entscheiden oder wie wir Situationen jeweils<br />

interpretieren. Bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

wären das z.B. Entwicklungsaufgaben, wie etwa die<br />

Loslösung von den Eltern, bei Erwachsenen biographische<br />

Anforderungen, wie die Suche einer<br />

neuen Wohnung oder die Entscheidung <strong>für</strong> einen<br />

neuen Berufsweg. Die handlungsleitenden Themen<br />

erklären, warum z.B. ein <strong>und</strong> dieselbe Geschichte,<br />

die wir in unterschiedlichen Phasen unseres<br />

Lebens lesen, von uns jeweils als eine andere<br />

Geschichte erlebt werden kann.<br />

Flirt-Tipps <strong>für</strong> SchülerInnen:<br />

Lamb, Kathryn: Mädchen sind vom<br />

Saturn – Jungs vom Jupiter: Interplanetarische<br />

Flirt-Tipps. Aus dem Englischen<br />

von Angelika Eisold-Viebig. Aarau: Sauerländer<br />

2002. 152 S., EUR 13,30<br />

Der Jupiterjargon der Jungs unterscheidet<br />

sich in Vokabular <strong>und</strong> Funktion<br />

gr<strong>und</strong>legend von der Saturnsprache der<br />

Mädchen: ein zwischen den Geschlechtern<br />

vermittelndes Übersetzungs-Wörterbuch.<br />

Der Habitus hat eine wichtige Funktion <strong>für</strong> unser<br />

Zurechtfinden <strong>und</strong> unsere Orientierung sowie <strong>für</strong><br />

angemessenes Handeln in unserer sozialen Welt. Wir<br />

wissen Bescheid über „unseren Platz“ in der Gesellschaft.<br />

Dieses Wissen erklärt z.B. auch, warum<br />

es uns auffällt, wenn sich jemand nicht entsprechend<br />

dieser unausgesprochenen Regeln verhält.<br />

Teil des Habitus sind auch unsere jeweiligen Vorstellungen<br />

darüber, was es heißt, ein Mann oder eine<br />

Frau zu sein <strong>und</strong> was <strong>für</strong> mich als Frau bzw. als<br />

Mann in meinen Lebenswelten jeweils legitim oder<br />

nicht legitim ist. Diese Bilder inkludieren, inwieweit<br />

die verschiedenen Formen der Schriftlichkeit<br />

<strong>und</strong> des darauf bezogenen Handelns Teil unserer<br />

immer auch geschlechterspezifischen Alltagspraxis<br />

sein können oder ob dies eher unwahrscheinlich<br />

ist.<br />

2 Lesesozialisation<br />

Die Lesekompetenz <strong>und</strong> die Lesegewohnheiten<br />

sowie die Bewertungen des <strong>Lesen</strong>s <strong>und</strong> von Lesemedien<br />

sind Ergebnis der Lesesozialisation, der Erfahrungen,<br />

die wir mit dem <strong>Lesen</strong> im Laufe unseres<br />

Aufwachsens <strong>und</strong> unseres Erwachsenenlebens<br />

machen. Je positiver die Einstellungen zum <strong>Lesen</strong><br />

<strong>und</strong> zu Lesemedien sind, umso vielseitiger wird das<br />

<strong>Lesen</strong> in den Alltag integriert.<br />

Die in PISA bestätigte Korrelation von Lesehäufigkeit<br />

<strong>und</strong> Lesefreude mit der Lesekompetenz ist<br />

allerdings nicht als Kausalzusammenhang zu verstehen.<br />

Es handelt sich hier vielmehr um sich wechselseitig<br />

verstärkende Faktoren: Häufiges <strong>Lesen</strong><br />

führt dazu, dass die Lesekompetenz verbessert<br />

wird. Eine höhere Lesekompetenz impliziert<br />

wiederum, dass das <strong>Lesen</strong> schneller geht <strong>und</strong> einfacher<br />

fällt <strong>und</strong> nicht als mühseliger Aufwand erlebt<br />

wird, was der Entwicklung einer stabilen Lesemotivation<br />

nicht gerade förderlich ist. Wie anstrengend<br />

<strong>für</strong> Personen mit gravierenden Leseproblemen<br />

das <strong>Lesen</strong> sein muss, lässt sich allein<br />

daraus ableiten, wie viel Zeit mitunter nur <strong>für</strong> das<br />

Entziffern eines Textes benötigt wird <strong>und</strong> wie<br />

schwierig es – auch aufgr<strong>und</strong> der langsamen Lese-

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