Gender Lesen - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
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Vor allem Kinder <strong>und</strong> Jugendliche standen <strong>und</strong><br />
stehen im Blickpunkt solcher immer auch kulturpessimistischer<br />
Kritik, die häufig ohne jede empirische<br />
F<strong>und</strong>ierung auskommt. So wurde auch dem<br />
Personal Computer, der sich in den 1980er Jahren<br />
durchzusetzen begann, zugeschrieben, dass die<br />
Schrift nun bald obsolet werden würde, obwohl gerade<br />
in den Anfangsjahren des Computers Schrift<br />
<strong>und</strong> Zahlen dessen wichtigste Zeichensysteme waren.<br />
Mit dem Computer <strong>und</strong> dem Internet bzw. dem<br />
World Wide Web im Besonderen hat aber nicht nur<br />
allgemein der Kommunikations- <strong>und</strong> Informationssektor<br />
enorm an Bedeutung gewonnen. Die<br />
Schrift ist neben dem Bild (<strong>und</strong> zunehmend dem<br />
Ton) der wichtigste Zeichenmodus der digitalen<br />
Medien. <strong>Lesen</strong> <strong>und</strong> Schreiben sind aus der neuen<br />
Medienlandschaft nicht wegzudenken. Aufwendige<br />
Studien wie PISA sind Ausdruck des Stellenwerts<br />
dieser <strong>Kultur</strong>techniken sowohl auf gesamtgesellschaftlicher<br />
als auch auf individueller Ebene.<br />
Dass Schrift als Kommunikationsmittel eine der<br />
Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> den Erfolg von Gesellschaften ist,<br />
die immer auch Wirtschaftssysteme sind, zeigt sich<br />
z.B. am Initiator von PISA, der OECD (Organisation<br />
<strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit <strong>und</strong><br />
Entwicklung).<br />
Die Neu- <strong>und</strong> Weiterentwicklungen der Medienbzw.<br />
Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologien<br />
stehen in enger Wechselwirkung mit dem gesellschaftlichen<br />
Wandel. Sie waren <strong>und</strong> sind die<br />
Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> zahlreiche Innovationen in so gut<br />
wie allen Sphären des öffentlichen <strong>und</strong> privaten Lebens.<br />
Die in den letzten Jahren einflussreichsten<br />
Konsequenzen dieses Wandels sind der exponentionelle<br />
Wachstum des Informationssektors <strong>und</strong> die<br />
damit verknüpfte Computerisierung <strong>und</strong> Informatisierung<br />
von immer mehr Lebensbereichen.<br />
Spätestens seit den 1980er Jahren wird unsere Gesellschaft<br />
mit Begriffen wie „Informationsgesellschaft“,<br />
„Kommunikationsgesellschaft“ oder „Mediengesellschaft“<br />
etikettiert. Neben der Allgegenwärtigkeit<br />
von Schrift <strong>und</strong> Bild in unserem Alltag<br />
gewinnt mit dem Mobiltelefon auch die Oralität<br />
wieder an Stellenwert. Trotz der Sorge um mögli-<br />
che negative Konsequenzen <strong>für</strong> die Einzelnen<br />
<strong>und</strong>/oder die Gesellschaft, etwa der so genannten<br />
„Informationsflut“, kann es <strong>für</strong> uns Menschen offensichtlich<br />
nicht genug Wege <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />
der Kommunikation geben, wobei manche bewusst<br />
keinen oder einen nur sehr eingeschränkten Gebrauch<br />
von diesem immer unüberschaubareren<br />
Angebot machen.<br />
Leseförderung als demokratiepolitische<br />
Aufgabe<br />
Kommunikation ist in unserer Gesellschaft eine<br />
entscheidende Ressource. Kompetenter Umgang<br />
damit <strong>und</strong> das Wissen, wann <strong>und</strong> in welcher Situation<br />
welche Form von Kommunikation, welches<br />
Medium, welche Informationsquelle etc. am<br />
brauchbarsten sind, sind die Voraussetzung da<strong>für</strong>,<br />
diese Neuerungen möglichst sinnvoll <strong>für</strong> die eigenen<br />
Ziele einzusetzen.<br />
Mit dem Schlagwort „Digital Divide“ werden Klüfte<br />
in der Bevölkerung diskutiert, die daraus resultieren,<br />
dass lange nicht alle Mitglieder unserer Gesellschaft<br />
an den Potentialen der neuen Informations-<br />
<strong>und</strong> Kommunikationstechnologien teilhaben<br />
können. Zum einen fehlen Zugangsmöglichkeiten,<br />
zum anderen die entsprechenden Kompetenzen<br />
<strong>und</strong> Erfahrungen, um Computer <strong>und</strong> Internet<br />
nutzen zu können. Hier ist immer auch die Frage<br />
zu stellen, <strong>für</strong> welche Zwecke diese Medien<br />
sinnvoll in den individuellen beruflichen <strong>und</strong>/oder<br />
außerberuflichen Alltag integriert werden können.<br />
Diese Relativierung der technizistisch begründeten<br />
Annahme, dass gr<strong>und</strong>sätzlich alle Menschen<br />
durch die Integration der neuen Technologien<br />
in ihren Alltag profitieren würden, ändert<br />
aber nichts an der Tatsache, dass Personen, die<br />
Computer <strong>und</strong> Internet nicht nutzen (können),<br />
langfristig Nachteile in ihrer Lebensführung haben<br />
werden: Immer mehr Informationen <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />
sind über das WWW einfacher zugänglich<br />
<strong>und</strong> vor allem günstiger als über herkömmliche<br />
Wege der Kommunikation. Dazu kommt, dass<br />
die Zahl der Arbeitsplätze sinkt, bei denen der<br />
Umgang mit Computern in irgendeiner Form nicht<br />
gebraucht wird.<br />
WAS IST „LESEN“?<br />
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