Gender Lesen - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
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Die jeweilige Position in der gesellschaftlichen<br />
Hierarchie kann Effekte auf die Lebensgestaltung<br />
haben – <strong>und</strong> damit auch der Geschlechteridentität<br />
–, die eher einengend oder befreiend<br />
wirken. Je nach Kontext ihrer Bekanntheit sind<br />
die Handlungsspielräume z.B. von prominenten<br />
Personen entweder sehr groß oder kaum vorhanden,<br />
Stars aus <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> Medien sind Beispiele<br />
<strong>für</strong> die eine Gruppe, PolitikerInnen oder<br />
VertreterInnen konservativer Wirtschaftszweige<br />
<strong>für</strong> die andere. Für beide Gruppen ergeben sich<br />
die Freiheiten bzw. Beschränkungen daraus, dass<br />
sie quasi unter permanenter (nicht nur medialer)<br />
Beobachtung stehen <strong>und</strong> Vorbild- bzw. Repräsentationsfunktionen<br />
haben (können). Welchen<br />
Typ Frau die First Ladies als Gattinnen eines<br />
Staatschefs verkörpern <strong>und</strong> ob <strong>und</strong> wie sie sich<br />
verändern, wird anhand von Kleidung, Frisur,<br />
ihrer öffentlich wahrgenommenen Aufgaben etc.<br />
in den Medien abgehandelt. Gezielt werden in<br />
Imagekampagnen Insignien <strong>für</strong> bestimmte Männer-<br />
oder Frauenrollen eingesetzt, um in der Öffentlichkeit<br />
ein entsprechendes Bild zu zeichnen.<br />
Freiheiten <strong>und</strong> Beschränkungen gelten aber<br />
genauso <strong>für</strong> Personen, die nicht im Licht der<br />
Öffentlichkeit stehen. Je nachdem, ob man sich<br />
an die Regeln der sozialen Umwelt hält <strong>und</strong> je<br />
nachdem, wie offen oder rigide diese Regeln sind,<br />
wird man „belohnt“ oder – im Extremfall – ausgestoßen.<br />
Die Grenzen <strong>für</strong> die Gestaltung von Geschlechteridentitäten<br />
hängen von sozialen <strong>und</strong><br />
kulturellen Kontexten ab <strong>und</strong> sind variabel.<br />
■ Alter<br />
Die historischen Veränderungen von Zuschreibungen<br />
an Männlichkeit <strong>und</strong> Weiblichkeit, die<br />
mit dem sozialen Wandel einhergehen, zeigen<br />
sich ganz klar im Generationsvergleich. Die <strong>für</strong><br />
Frauen bis in die 1970er Jahre deutlich eingeschränkten<br />
Bildungsmöglichkeiten spiegeln sich<br />
z.B. in den Karriereverläufen von vor 1960 geborenen<br />
Frauen wider, aber auch in ihrer im Vergleich<br />
zu jüngeren Frauen sehr traditionell ausgerichteten<br />
Freizeitgestaltung. Bemerkenswert<br />
ist, dass die Freizeitgestaltung von Frauen, sobald<br />
sie Kinder haben, sich auch Ende der 1990er<br />
Jahre deutlich an herkömmliche Muster annäherte,<br />
während das bei kinderlosen Frauen weniger<br />
der Fall war. 11 Dies dürfte ein Effekt eingeschränkter<br />
Möglichkeiten von Kinderbetreuung,<br />
der geschlechtsspezifischen Segregation des<br />
Arbeitsmarktes, der Einkommensunterschiede<br />
sowie traditioneller Rollenbilder sein.<br />
■ Ethnizität<br />
Ein vor allem auch <strong>für</strong> eine geschlechtersensible<br />
Leseförderung immer wichtiger werdender Faktor<br />
ist der der ethnischen Zugehörigkeit von Kindern<br />
<strong>und</strong> Jugendlichen. Welche Vorstellungen<br />
von Männlichkeit <strong>und</strong> Weiblichkeit sind dem<br />
<strong>Lesen</strong> <strong>und</strong> den verschiedenen Lesemedien in<br />
unterschiedlichen <strong>Kultur</strong>en eingeschrieben?<br />
Welche Geschlechtsrollenbilder sind hier jeweils<br />
11) Vgl. dazu Böck/Weish 2002.<br />
„GENDER“<br />
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