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Gender Lesen - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur

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kanntschaft mit unterschiedlichen Modellen <strong>und</strong><br />

Bildern von „Weiblichkeit“ <strong>und</strong> „Männlichkeit“.<br />

Sie sehen, was in ihren Lebenswelten Frauen machen,<br />

was (unterschiedlichen) Frauen „typischerweise“<br />

zugeschrieben wird, z.B. an Aufgaben, aber<br />

auch an Eigenschaften, Interessen, Kompetenzen<br />

etc., was <strong>für</strong> (unterschiedliche) Frauen jeweils legitim<br />

ist zu tun bzw. ihnen nicht zugestanden wird.<br />

Gleiches gilt <strong>für</strong> Männer. Dass nach wie vor mehr<br />

Buben als Mädchen einen eigenen Computer haben,<br />

kann z.B. so interpretiert werden, dass a)<br />

Computer Buben /Männer mehr interessieren als<br />

Mädchen/Frauen, weil sich Letztere weniger damit<br />

beschäftigen, dass b) Computer <strong>für</strong> Mädchen/Frauen<br />

ohnehin „nichts sind“, weil sie sich mit Technik<br />

nicht auskennen würden (ausgenommen Haushaltstechnik)<br />

oder dass c) Mädchen/Frauen Computer<br />

nicht brauchen, weil sie ohnehin nur kurz im<br />

Erwerbsleben stünden <strong>und</strong> sich eigentlich um<br />

Haushalt <strong>und</strong> Kinder kümmern sollten. Möglicherweise<br />

werden von Buben geäußerte Wünsche<br />

nach einem Computer von den erwachsenen Bezugspersonen<br />

auch eher registriert <strong>und</strong> akzeptiert<br />

als bei Mädchen, weil – zurück zu b). Diese unterschiedlichen<br />

Besitzverhältnisse implizieren nicht<br />

nur unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten zur<br />

selbstbestimmten Computernutzung, sondern auch<br />

Zuschreibungen von Potentialen, etwa in der Lage<br />

zu sein, einen Computer sinnvoll nutzen zu können.<br />

Und diese Zuschreibungen spielen wiederum<br />

Literaturempfehlung <strong>für</strong><br />

SchülerInnen <strong>und</strong> Schule<br />

Fine, Anne: Bills neues Kleid. Ill.: Gabriele<br />

Kernke. Aus dem Englischen von Barbara<br />

Heller. Zürich: Diogenes 1993. 71 S. Auch als<br />

Ton-Cassette 1996. EUR 6,80<br />

Als Bill eines Morgens aufwacht, ist er<br />

ein Mädchen. Im rosa Kleid muss er zur<br />

Schule gehen. Und kann sich nicht genug<br />

w<strong>und</strong>ern, dass das Leben <strong>für</strong> Mädchen<br />

ganz anders aussieht als <strong>für</strong> Buben.<br />

eine Rolle in der Entwicklung des Selbstbildes von<br />

Mädchen <strong>und</strong> Buben, was ihnen von zentralen<br />

Bezugspersonen zugetraut wird <strong>und</strong> was nicht.<br />

Die Formulierung doing gender beschreibt, dass<br />

sich Mädchen <strong>und</strong> Buben bzw. Frauen <strong>und</strong> Männer<br />

mehr oder weniger an den gesellschaftlichen<br />

Erwartungen von <strong>und</strong> Zuschreibungen an Bildern<br />

der Geschlechterrollen orientieren <strong>und</strong> diese in<br />

ihrem Tun <strong>und</strong> Handeln reproduzieren <strong>und</strong> auf<br />

diese Weise fortschreiben. Im obigen Beispiel zu<br />

Interpretationsmöglichkeiten, warum Buben häufiger<br />

einen eigenen Computer haben als Mädchen,<br />

werden verschiedene Aspekte des doing gender<br />

angesprochen. Das Sich-Bewusst-Sein darüber,<br />

dass es sich bei „Männlichkeit“ <strong>und</strong> „Weiblichkeit“<br />

nicht um „natürliche“, aus dem biologischen<br />

Geschlecht abgeleitete Gegebenheiten handelt, ist<br />

eine Voraussetzung da<strong>für</strong>, eigene Wünsche <strong>und</strong><br />

Vorstellungen, die nicht mit den traditionellen<br />

Rollenzuschreibungen übereinstimmen, zu leben.<br />

Doing gender muss nicht heißen, die gesellschaftlichen<br />

Rollenbilder fortzusetzen, es kann auch bedeuten,<br />

diese zu thematisieren, sie zu hinterfragen<br />

<strong>und</strong> langfristig zu verändern – vor allem dort, wo<br />

<strong>für</strong> Mädchen/Frauen <strong>und</strong> Buben/Männer durch<br />

die traditionellen Zuschreibungen Nachteile entstehen.<br />

„GENDER“<br />

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