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Gender Lesen - Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur

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14<br />

„GENDER“<br />

sammen. Je höher die Bildungsabschlüsse, umso<br />

weniger starr sind im Allgemeinen diese Rollenzuweisungen<br />

<strong>und</strong> -erwartungen <strong>und</strong> umso größer<br />

sind die Freiräume in der Lebensgestaltung, die immer<br />

auch gelebte Geschlechteridentität ist.<br />

Dass Buben in den letzten Jahren immer häufiger<br />

als Problemkinder beschrieben werden <strong>und</strong> empirische<br />

Studien wie PISA diese Debatten untermauern,<br />

hängt auch mit den gesellschaftlichen Veränderungen<br />

<strong>und</strong> dem Infragestellen traditioneller<br />

Geschlechterverhältnisse zusammen. Männer <strong>und</strong><br />

Frauen müssen sich neu orientieren. Zumindest auf<br />

den ersten Blick <strong>und</strong> nach patriarchalen Maßstäben<br />

sind in diesen Prozessen des Wandels eher<br />

Männer „die Verlierer“, die zunehmend auf ehemals<br />

selbstverständliche „Rechte“ verzichten <strong>und</strong><br />

neue, auf die veränderten Bedingungen abgestimmte<br />

Rollenbilder entwickeln müssen.<br />

2 „Doing <strong>Gender</strong>“<br />

Was es heißt, ein Mädchen oder ein Bub zu sein,<br />

erlernen wir im Laufe unseres Heranwachsens.<br />

Durch unser Sein in sozial, materiell, räumlich,<br />

geographisch <strong>und</strong> auch medial10 je spezifischen<br />

10) Als sinnstiftende Instanzen, die Bedeutung produzieren <strong>und</strong><br />

transportieren, haben (Massen-)Medien hier eine wichtige doppelte<br />

Funktion: Sie sind materielle Gegenstände unserer Umwelt<br />

<strong>und</strong> ermöglichen bzw. eröffnen Zugänge zu unterschiedlichsten<br />

Konstruktionen von Welt. Gleichzeitig vermitteln sie mit diesen<br />

Entwürfen immer auch Interpretationsschemata an ihre Publika.<br />

Umwelten mit ihren Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen<br />

lernen wir durch Beobachten, Ausprobieren <strong>und</strong><br />

Anleitungen, durch Lob <strong>und</strong> Anerkennung, Kritik<br />

<strong>und</strong> Sanktionen uns dort zu bewegen <strong>und</strong> uns<br />

an die an uns herangetragenen Erwartungen anzupassen.<br />

Diese Sozialisationsprozesse sind allerdings<br />

nicht als einseitig durch die Umwelt determiniert<br />

zu verstehen. Dadurch, dass wir persönliche<br />

Eigenschaften, subjektive Bedürfnisse <strong>und</strong><br />

Interessen haben, die wir in den gegebenen Handlungsfreiräumen<br />

artikulieren <strong>und</strong> umsetzen, üben<br />

wir Einfluss auf unsere Umwelten aus <strong>und</strong> gestalten<br />

diese mehr oder weniger bewusst mit.<br />

Sozialisation ist ein Prozess, in dem einerseits die<br />

Umwelt mit ihren Merkmalen – als Sozialisation<br />

„von außen“ – die Person beeinflusst <strong>und</strong> andererseits<br />

die Person mit ihren Merkmalen, Interessen<br />

<strong>und</strong> Handlungen – als Sozialisation „von innen“<br />

– die Umwelt verändert. Von großer Bedeutung ist<br />

die sog. „Selbstsozialisation“: Wenn wir eine Handlung<br />

als belohnend erleben, ist die Wahrscheinlichkeit<br />

hoch, dass wir diese Handlung in ähnlichen<br />

Situationen wiederholen. Die Selbstsozialisation<br />

spielt z.B. in der Medien- <strong>und</strong> Lesesozialisation eine<br />

wichtige Rolle, indem sie einerseits Gewohnheiten<br />

<strong>und</strong> Interessen stabilisiert, andererseits aber<br />

auch Desinteresse verstärken kann.<br />

Im Laufe der immer auch geschlechtsspezifischen<br />

Sozialisation machen Mädchen <strong>und</strong> Buben Be-

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