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Gesamtes Livebook als PDF - Börsenblatt des deutschen ...

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TITEL<br />

0 tergrund die Fäden zieht. Kein<br />

Problem für sie, die Freundinnen<br />

vom Projekt zu überzeugen, schließlich<br />

befindet sich die gestresste<br />

Hausfrau und Teilzeit-Ärztin, wie es<br />

im Buch heißt, seit Jahren „im täglichen<br />

Kampf mit Kalorien, Kilos<br />

und dem Konterfei, das ihr aus dem<br />

Spiegel entgegenblickte“.<br />

Doch Eva geht es bei dem Trip ins<br />

Baye rische überhaupt nicht ums Abnehmen,<br />

nicht um „sieben Tage<br />

ohne“, in denen weder Telefon noch<br />

nörgelnde Kinder und anstrengende<br />

Männer stören. Eva will ihrer Herkunft<br />

auf den Grund gehen, will endlich<br />

wissen, wer ihr Vater ist. Im<br />

Haus der Mutter entdeckte sie Briefe,<br />

die vermuten lassen, dass sich ihre<br />

Mutter zur Zeit ihrer Schwangerschaft<br />

auf Burg Achenkirch aufhielt<br />

– und dass ihr mutmaßli cher Vater<br />

dort heute noch lebt und arbeitet.<br />

Ein Plot mit familiären Verwicklungen,<br />

vier Freundinnen, die Evas Geheimnis<br />

Schritt für Schritt auf die Spur kommen,<br />

und dem Heilfasten-Drumherum – ein gefundenes<br />

Fressen für die Geschichtenerzählerin<br />

Peetz. Die große Kunst ist es aber, aus<br />

dem Sack voll Ideen einen funktionierenden<br />

Roman zu schreiben. „So eine Story zu<br />

strukturieren und die Geschichten der fünf<br />

Frauen ineinanderzuflechten, das ist wie ein<br />

riesiges Puzzle. Was sich so leicht und locker<br />

liest, ist zuerst einmal harte Arbeit.“<br />

Schließlich sind seit der Lour<strong>des</strong>-Episode<br />

von Teil eins 15 Monate vergangen, eine<br />

Menge ist inzwischen passiert, dies alles<br />

muss logisch und für den Leser nachvollziehbar<br />

in die neue Story integriert werden.<br />

Dann stellte sich noch die Frage nach<br />

einem geeigneten Schauplatz für „Sieben<br />

Tage ohne“. „Ich habe lange nach einem<br />

Ort gesucht, an dem ich meine Geschichte<br />

spielen lassen wollte, und bin dann auf die<br />

Burg und das Altmühltal gekommen.“ Monika<br />

Peetz zuckt mit den Schultern. „Wie es<br />

zu dieser Gegend gekommen ist, weiß ich<br />

selbst nicht so genau. Ich wollte einfach<br />

eine Region, die noch nicht so bekannt ist;<br />

die Frauen in ein schickes Schweizer Chalet<br />

zu schicken fand ich langweilig.“<br />

Berühmt ist der Naturpark Altmühltal<br />

durch seinen Plattenkalk, der fossile Schätze<br />

aus der Jura-Zeit birgt und in dem Monika<br />

Peetz selbst <strong>als</strong> Kind mit Hammer und<br />

Meißel nach Versteinerungen gesucht hat.<br />

»Was sich so leicht<br />

und locker liest,<br />

ist zuerst einmal<br />

harte Arbeit«<br />

„In der Vergangenheit rumgraben, verschüttete<br />

Dinge zutage fördern – so etwas<br />

macht mir viel Spaß und das ist ja auch ein<br />

Thema meines Romans.“<br />

Eine runde Geschichte ist auch ihr zweiter<br />

Roman geworden – und doch war die Arbeit<br />

ganz anders <strong>als</strong> beim ersten Mal. „Für die<br />

‚Dienstagsfrauen‘ habe ich zuerst das Drehbuch<br />

und dann den Roman geschrieben, bei<br />

‚Sieben Tage ohne‘ war es umgekehrt.“ Neu<br />

für die Autorin, die das Drehbuchschreiben<br />

Zur Person<br />

Monika Peetz, geboren 1963 in Hannover, studierte<br />

in München Germanistik, Kommunikationswissenschaften<br />

und Philosophie. Nach Ausflügen<br />

in die Werbung und das Verlagswesen arbeitete sie<br />

<strong>als</strong> Dramaturgin und Redakteurin beim Bayerischen<br />

Rundfunk. Seit 1998 lebt sie <strong>als</strong> freie Drehbuchautorin<br />

in Amsterdam. Ihr Debütroman „Die<br />

Dienstagsfrauen“ (2010) verkaufte sich in<br />

Deutschland bisher mehr <strong>als</strong> 700 000-mal und<br />

wurde mit großem Erfolg verfilmt.<br />

aus dem Effeff beherrscht. Im Juli<br />

wird ihr neuer TV-Zweiteiler „Deckname<br />

Luna“ mit Götz George, Anna<br />

Maria Mühe und Heino Ferch beim<br />

Filmfest München präsentiert, am<br />

28. August die Tragikomödie „Und<br />

weg bist Du“ mit Christoph Maria<br />

Herbst und Annette Frier auf Sat.1<br />

ausgestrahlt. Sie weiß genau, wie<br />

Dialoge funktionieren, wie man die<br />

Balance hält zwischen Szenenwechseln,<br />

Humor und Spannung, um Zuschauer<br />

bei der Stange zu halten.<br />

„Mit allem, was man beim Film gratis<br />

dazubekommt, habe ich mir beim<br />

Romanschreiben dagegen erst mal<br />

schwergetan“, gesteht sie. „Im Drehbuch<br />

heißt es einfach ‚Südfrankreich,<br />

Pyrenäenblick‘ und dann ist<br />

das Sache der Kamera und der Ausstattung.<br />

Im Roman muss ich das schon alles<br />

selbst beschreiben.“<br />

© Judith Jockel<br />

Der Erfolg ihrer Romane eröffnet ihr<br />

neue Freiheiten. „Ich mache nur noch<br />

Drehbücher, die mich interessieren – für<br />

mich ein großes Privileg!“ Sie schaut aus<br />

dem Fenster und entdeckt das kleine Boot,<br />

das vor dem Café festgemacht hat und uns<br />

gleich auf Grachtentour mitnehmen soll.<br />

Es ist ein Knochenjob, sich <strong>als</strong> freie Drehbuchautorin<br />

durchzusetzen, erzählt sie wenig<br />

später im Boot. Man ist dauernd auf<br />

Achse, muss ständig bereit und auf dem<br />

Sprung sein und gerät zwangsläufig zwischen<br />

die Interessen. „Alle wollen mitreden,<br />

man wird mit guten und weniger guten<br />

Ideen konfrontiert, die man möglichst alle<br />

berücksichtigen soll.“ Das wird auch beim<br />

Drehbuch zu „Sieben Tage ohne“ nicht anders<br />

sein, denn dass die Fortsetzung nach<br />

dem Erfolg <strong>des</strong> „Dienstagsfrauen“-Films<br />

ebenfalls über den Bildschirm flimmern<br />

wird, steht außer Frage. Mit den Hauptdarstellerinnen<br />

Nina Hoger, Ulrike Kriener,<br />

Inka Friedrich und Saskia Vester – statt fünf<br />

Dienstagsfrauen gibt es im Film aus dramaturgischen<br />

Gründen vier – steht allerdings<br />

noch kein Drehtermin fest.<br />

Das Boot hat wieder am Café de Jaren festgemacht.<br />

Die Sonne kämpft sich durch die<br />

Wolken. Amsterdam sieht aus wie frisch gewaschen.<br />

Monika Peetz wird mit ihrem<br />

Fahrrad trocken nach Hause kommen. �<br />

14<br />

Monika Peetz: „Ich will einfach<br />

nur Geschichten erzählen“<br />

buchjournal 3_2012

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