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DAZWISCHEN. Landschaftsarchitektur auf dem Campus der BTU ...

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<strong>DAZWISCHEN</strong>.<br />

<strong>Landschaftsarchitektur</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Campus</strong> <strong>der</strong> <strong>BTU</strong> Cottbus<br />

Eine Betrachtung von Barbara Zak


Impressum<br />

Visuelle Vermittlung »<strong>Campus</strong>reportage«<br />

Dipl.-Ing. Grit Koalick<br />

Masterstudiengang Architekturvermittlung<br />

Fakultät 2 für Architektur, Bauingenieurwesen und Stadtplanung<br />

<strong>BTU</strong> Cottbus<br />

Wintersemester 2010/11


<strong>DAZWISCHEN</strong>.<br />

<strong>Landschaftsarchitektur</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Campus</strong> <strong>der</strong> <strong>BTU</strong> Cottbus<br />

Eine Betrachtung von Barbara Zak


STELL DIR VOR ...<br />

Mit diesen drei Worten beginnt jede <strong>der</strong> vier Geschichten,<br />

die sich mit ausgewählten Orten <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />

<strong>Campus</strong> <strong>der</strong> <strong>BTU</strong> Cottbus beschäftigen. Je<strong>der</strong> von uns<br />

hat sicherlich schon etliche Stunden <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Universitätsgelände<br />

verbracht. Die meiste Zeit davon natürlich<br />

in den einzelnen Gebäuden, aber was ist mit den<br />

Orten, die sich Dazwischen befinden - die schnellste<br />

Verbindung von A nach B, <strong>der</strong> Platz in <strong>der</strong> Sonne zur<br />

Kaffeepause o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ort zum Durchatmen, wenn<br />

<strong>der</strong> Stress zunimmt?<br />

Das Wort Dazwischen ist mir in meiner Arbeit<br />

beson<strong>der</strong>s häufig begegnet. Jedes Gebäude <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />

<strong>Campus</strong> hat einen Namen, aber wie lauten die Bezeichnungen<br />

für die Freiflächen? Beson<strong>der</strong>s erstaunlich<br />

ist dieser Gedanke, wenn man bedenkt, dass es für<br />

den <strong>Campus</strong> <strong>der</strong> <strong>BTU</strong> seit 1995 ein landschaftsarchitektonisches<br />

Gesamtkonzept <strong>der</strong> Berliner Landschaftsarchitekten<br />

Geskes und Hack gibt, das zumindest in<br />

den Hauptbereichen realisiert wurde und sich auch<br />

zukünftig parallel zu den baulichen <strong>Campus</strong>erweiterungen<br />

entwickeln wird. Es gibt grafisch stark ausformulierte<br />

Orte, die sich zwar alle in das übergeordnete<br />

räumliche Gerüst einordnen, aber die dennoch eine


starke Identität <strong>auf</strong>weisen.<br />

Nur, wie heißen diese Orte und was zeichnet sie<br />

aus? Platz vor <strong>der</strong> Mensa, Garten hinter den Lehrgebäuden<br />

2A und 2B, Weg, <strong>der</strong> alles verbindet? Das<br />

klingt nicht beson<strong>der</strong>s anziehend, funktioniert aber<br />

im Alltag genau so. Wenn ein gemeinsamer Treffpunkt<br />

vereinbart wird, wenn man etwas beschreibt, ist es die<br />

Hochbauarchitektur, an <strong>der</strong> man sich orientiert. Das<br />

ist natürlich nicht verwun<strong>der</strong>lich, setzt diese ja klare,<br />

räumliche Akzente.<br />

Aber was bedeutet das Dazwischen dann überhaupt<br />

noch? Ist die <strong>Landschaftsarchitektur</strong> dann nur<br />

eine hübsche und dabei auch noch pflegeintensive<br />

Dekoration für die Architektur?<br />

Im Rahmen des Seminars »Visuelle Vermittlung« habe<br />

ich mich <strong>auf</strong> Spurensuche begeben, das Dazwischen<br />

<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Campus</strong> zu entdecken, zu entschlüsseln<br />

und zu präsentieren. Gerade durch meinen eigenen<br />

Hintergrund als Landschaftsarchitektin ist es mir auch<br />

ein persönliches Anliegen, <strong>auf</strong> die Vielfalt und Tiefe <strong>der</strong><br />

landschaftsarchitektonischen Planungen hinzuweisen,<br />

die man, spätestens bei genauerem Hinsehen, an<br />

vielen Stellen in Hülle und Fülle finden kann. Egal ob ein<br />

konzeptioneller Gedanke, eine räumlich gut gelöste<br />

Situation, ein konstruktiv anspruchsvolles Detail o<strong>der</strong><br />

eine gelungene Farb- und Materialzusammenstellung:<br />

das <strong>Campus</strong>konzept hat viel Qualität zu bieten.<br />

Diese Broschüre soll kein vorwurfsvoller Fingerzeig<br />

<strong>auf</strong> alle diejenigen sein, für die <strong>Landschaftsarchitektur</strong><br />

tatsächlich nur ein schmückendes Beiwerk <strong>der</strong> Architektur<br />

ist. Vielmehr möchte ich die alltäglichen <strong>Campus</strong>nutzer<br />

<strong>auf</strong> die eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Stelle <strong>auf</strong>merksam<br />

machen und sie dazu einladen, sich gelegentlich mal<br />

ein paar Minuten Zeit zu nehmen und zu schauen, was<br />

es dort eigentlich alles gibt. Mal den eigenen Standort<br />

zu wechseln und die Dinge, die einem jeden Tag begegnen,<br />

aus einer an<strong>der</strong>en Perspektive wahrzunehmen<br />

und dabei vielleicht auch Neues und Überraschendes<br />

zu entdecken. Denn in <strong>dem</strong> Dazwischen gibt es einige<br />

Schätze, die dar<strong>auf</strong> warten, gefunden zu werden.<br />

Und wenn sie einmal entdeckt sind, bleiben sie in <strong>der</strong><br />

Wahrnehmung <strong>der</strong> Betrachter vielleicht auch kein Dazwischen<br />

mehr, son<strong>der</strong>n werden zu Orten mit einem<br />

Gesicht und einem Namen.<br />

Ich habe vier Orte ausgewählt, die ich persönlich<br />

für wesentliche und unverzichtbare Bestandteile des<br />

<strong>Campus</strong> halte und in diesem Sinne genauer beleuchten<br />

möchte. Der erste Ort befindet sich zwischen<br />

<strong>dem</strong> IKMZ und <strong>dem</strong> Hauptgebäude. An dieser Stelle<br />

kommen täglich unzählige Studenten <strong>auf</strong> ihrem Weg


von o<strong>der</strong> in die Bibliothek vorbei. Er wird hauptsächlich<br />

als Transitstrecke genutzt, da diese die kürzeste<br />

Verbindung zwischen <strong>der</strong> Bibliothek und den an<strong>der</strong>en<br />

Infrastrukturen darstellt. Aber dieser Ort bildet auch<br />

den östlichen Abschluss des <strong>Campus</strong> nach außen und<br />

wirkt somit über die Universität hinaus in das Stadtbild.<br />

Auch von <strong>der</strong> stark befahrenen Karl-Marx-Straße, die<br />

dort entlang führt, kann man ihn gut einsehen.<br />

Der zweite Ort ist <strong>der</strong> Platz vor <strong>der</strong> Mensa. Einerseits<br />

repräsentativ und umgeben von den wichtigsten<br />

Gebäuden für den Universitätsbetrieb, erfüllt er den<br />

Zweck eines Verteilers für den gesamten <strong>Campus</strong>. Dadurch<br />

wird dieser Ort zum Zentrum und täglich stark<br />

frequentiert.<br />

Der dritte Ort liegt eher abseits vom alltäglichen<br />

Hochschulbetrieb und ist damit bestimmt auch weniger<br />

bekannt. Er befindet sich zwischen den Lehrgebäuden<br />

2A und 2B und ist nach außen ausgerichtet.<br />

Damit liegt er aber gleichzeitig an <strong>der</strong> relativ stark<br />

befahrenen Juri-Gagarin-Straße. Aus dieser Richtung<br />

kommend, bildet <strong>der</strong> Ort den Eingangsbereich für die<br />

Lehrgebäude. Dennoch ist er eher ein Rückzugsort, zu<br />

<strong>dem</strong> man in <strong>der</strong> Regel nur gelangt, wenn man auch<br />

wirklich dorthin möchte. Gerade in dieser Funktion und<br />

seiner <strong>dem</strong>entsprechenden Gestaltung, habe ich ihn<br />

als einen stark wirkenden Ort des <strong>Campus</strong> in diese<br />

Broschüre <strong>auf</strong>genommen.<br />

Der vierte Ort befindet sich zwischen den Lehrgebäuden<br />

2C und 2D. Er liegt außer<strong>dem</strong> direkt an<br />

<strong>der</strong> Hauptachse, über die <strong>der</strong> <strong>Campus</strong> erschlossen<br />

wird. Dieser Ort bildet die repräsentative Vorzone <strong>der</strong><br />

beiden Lehrgebäude und soll in seiner einzigartigen<br />

Gestaltung identitätsbildend für die Fakultät 2 wirken.<br />

Dieser Ort steht exemplarisch für die einzelnen<br />

Fakultätsgärten, die die Landschaftsarchitekten den<br />

Fakultäten mit einer jeweils individuellen Gestaltung<br />

zugeordnet haben.<br />

Die Präsentation aller vier Orte beginnt mit einer<br />

kurzen, sehr subjektiven und persönlichen Geschichte,<br />

die den Leser mitnehmen soll <strong>auf</strong> eine Reise über den<br />

<strong>Campus</strong>. Nach diesen Geschichten folgen jeweils<br />

sehr stark vereinfachte Darstellungen, die die vier<br />

Orte wie mit einem Messer, nüchtern und ohne jeden<br />

Kommentar, sezieren und in ihre einzelnen Bestandteile<br />

zerlegen. Diese Bestandteile sind Farben, Formen<br />

und Strukturen. Die Geschichte, die Elemente und das<br />

abschließende Bild eines jeden Ortes, fügen sich dann<br />

zu einem Gesamtbild. Dabei geht es nicht um eine<br />

vollständige Bestands<strong>auf</strong>nahme, son<strong>der</strong>n eher um das<br />

Vermitteln eines Gefühls und eines Verständnisses für


die Tiefe und Vielfältigkeit <strong>der</strong> Orte - wie sich Farben,<br />

Formen und Strukturen zu räumlichen Gesamtgefügen<br />

zusammensetzen und dadurch verschiedene Wirkungen<br />

erzielen können.<br />

Diese Broschüre kann nur eine Moment<strong>auf</strong>nahme<br />

des <strong>Campus</strong> im Wintersemester 2010/11 sein. Denn im<br />

Gegensatz zur Architektur, unterliegt die <strong>Landschaftsarchitektur</strong><br />

verschiedenen Einflüssen, die sich <strong>auf</strong> sie<br />

auswirken, wie beispielsweise die unterschiedlichen<br />

Jahreszeiten. Das verwendete Bildmaterial wurde von<br />

mir im Wintersemester erstellt, so dass sich alle daraus<br />

abgeleiteten Schlüsse auch immer <strong>auf</strong> den Winterzustand<br />

beziehen. Hätte dieses Seminar im Sommersemester<br />

stattgefunden, wäre die Atmosphäre dieser<br />

Broschüre sicherlich eine an<strong>der</strong>e.<br />

Im Rahmen meiner Vorarbeit hat mir diese Frage<br />

häufig Probleme bereitet, ja es hat mich sogar soweit<br />

geführt, dass ich dachte, mei n Konzept ist in dieser<br />

Form im Wintersemester nicht umsetzbar. Denn wie<br />

stelle ich im Winter die doch eigentlich so prächtigen<br />

Farben dar? Gleichzeitig sind die Farben aber ein<br />

zentraler Aspekt des Konzeptes, so dass ich niemals<br />

<strong>auf</strong> sie hätte verzichten wollen und können.<br />

An einem sonnigen Wintertag, nach vielen Monaten<br />

in Schnee und Eis, habe ich mich <strong>auf</strong> den Weg<br />

gemacht, wenigstens noch Nuancen in braun und grau<br />

zu entdecken. Eigentlich hätte ich es besser wissen<br />

müssen: Nach<strong>dem</strong> auch ich genau hingeschaut habe,<br />

habe ich selbst im kargen Winterzustand <strong>der</strong> Pflanzen<br />

noch eine Fülle an Farben und Lebendigkeit entdeckt,<br />

von <strong>der</strong> ich selbst völlig überrascht war.<br />

In diesem Sinne stellen wir uns vor, für einen Moment<br />

mit je<strong>dem</strong> Schritt, je<strong>dem</strong> Blick und je<strong>dem</strong> Atemzug<br />

den <strong>Campus</strong> mal ganz bewusst wahrzunehmen.<br />

Ich bin sehr gespannt, zu welchen Entdeckungen es<br />

kommen wird und ob sich das namenlose Dazwischen<br />

in ein lebendiges, einzigartiges und ausdrucksstarkes<br />

Bild verwandeln wird.


SIEMENS-HALSKE-RING<br />

JURI-GAGARIN-STRASSE<br />

4<br />

KONRAD-WACHSMANN-ALLEE<br />

3


2<br />

1<br />

KARL-MARX-STRASSE<br />

1 ZWISCHEN HAUPTGEBÄUDE UND IKMZ<br />

2 ZWISCHEN MENSA, HAUPTGEBÄUDE, GROSSEM<br />

HÖRSAAL UND AUDIMAX<br />

3 ZWISCHEN LEHRGEBÄUDE 2A UND 2B - AUSSEN<br />

4 ZWISCHEN LEHRGEBÄUDE 2C UND 2D - INNEN


ZWISCHEN HAUPTGEBÄUDE UND IKMZ


STELL DIR VOR, ES IST DUNKEL, KALT UND WINDIG ...<br />

... den ganzen Tag hast du in <strong>der</strong> Bibliothek gearbeitet.<br />

Du warst so konzentriert, dass du gar nicht gemerkt<br />

hast, dass es draußen mittlerweile dunkel geworden ist.<br />

Du befindest dich ganz oben im Gebäude, dort pfeift<br />

<strong>der</strong> Wind beson<strong>der</strong>s stark und laut an <strong>der</strong> Fassade<br />

vorbei. Langsam ist es Zeit, nach Hause zu gehen.<br />

Aber eigentlich willst Du gar nicht so recht die warme,<br />

schützende Hülle verlassen, in <strong>der</strong> du dich gerade<br />

befindest. Es nützt alles nichts, du packst deine Sachen<br />

und machst dich langsam <strong>auf</strong> den Weg nach unten.<br />

Du verlässt die Bibliothek und dich trifft unmittelbar<br />

ein starker Wind. Komisch, eigentlich ist es gar nicht so<br />

kalt wie du dachtest. Die kühle und frische Brise tut<br />

dir gut und du merkst, dass du dich mal wie<strong>der</strong> den<br />

ganzen Tag nicht an <strong>der</strong> frischen Luft <strong>auf</strong>gehalten hast.<br />

Also beschließt du, deinen Heimweg noch etwas zu<br />

verlängern und machst einen kleinen Spaziergang.<br />

Nur wo gehst du hin? Alle Wege zwischen deiner<br />

Wohnung, <strong>der</strong> Uni und <strong>der</strong> Innenstadt kennst du schon<br />

in und auswendig. Irgendwie bist du gelangweilt davon,<br />

hier nichts Neues mehr entdecken zu können. Du<br />

gehst über die Straße und steuerst geradewegs <strong>auf</strong>


das Hauptgebäude zu, durch welches <strong>der</strong> kürzeste<br />

Weg zu dir nach Hause führt.<br />

Aber Moment, du wolltest dir doch etwas Zeit für<br />

einen Spaziergang nehmen! Die fällt <strong>auf</strong>, dass du hier<br />

noch nie den Hauptweg verlassen hast und immer nur<br />

den direkten Weg durch das Gebäude nimmst.<br />

Du schaust nach rechts und siehst den kleinen Trampelpfad.<br />

Kann das eigentlich wirklich ein Trampelpfad<br />

sein? Du kannst dich gar nicht daran erinnern, dass<br />

du mal jemanden hier gesehen hast. Wie kann dann<br />

so ein kleiner Pfad überhaupt entstehen? Du schaust<br />

genau hin - <strong>der</strong> Weg ist feucht und matschig. An den<br />

Wegrän<strong>der</strong>n siehst du kleine silberne Leisten. Du fragst<br />

dich, ob dieser Pfad vielleicht gar nicht zufällig entstanden<br />

ist, son<strong>der</strong>n so gewollt war. Du folgst <strong>dem</strong> Weg<br />

ein Stück und ärgerst dich, dass deine Schuhe dreckig<br />

werden. Aber jetzt, wo du schon mal da bist, entscheidest<br />

du dich, weiter zu gehen.<br />

Du stellst fest, dass <strong>der</strong> Weg sehr gut ausgeleuchtet<br />

ist. Es ist dir gar nicht unangenehm, hier in Dunkelheit<br />

zu l<strong>auf</strong>en. Die Bäume rascheln im Wind, mit <strong>dem</strong><br />

wenigen Laub, dass vertrocknet an ihren Ästen hängt<br />

und noch nicht vom Wind davon getragen wurde.<br />

Durch die Bewegung <strong>der</strong> Bäume flackert das Licht<br />

ein wenig und es kommt zu interessanten Mustern <strong>auf</strong><br />

<strong>dem</strong> Boden. Plötzlich kommst du an eine kleine Kreuzung.<br />

Das ist nicht nur ein einsamer Trampelpfad hier,<br />

son<strong>der</strong>n ein kleines Wegenetz, das alle Richtungen<br />

miteinan<strong>der</strong> verbindet. Auf deiner linken Seite stehen<br />

ein paar Qua<strong>der</strong> aus weißem Beton. Du setzt dich<br />

einen Moment <strong>auf</strong> einen <strong>der</strong> Qua<strong>der</strong> und schaust dich<br />

um. Obwohl nichts belaubt und alles recht kahl ist, bist<br />

du überrascht, wie weit die Straße von dir entfernt ist.<br />

Du hast dir die Fläche gar nicht so groß vorgestellt.<br />

Von dieser Perspektive sieht alles ganz an<strong>der</strong>s aus, als<br />

du es bisher wahrgenommen hast. Du konntest dir nie<br />

vorstellen, was diese kleinen Inseln <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Fläche, und<br />

dann noch so nah an <strong>der</strong> Straße, überhaupt bringen<br />

sollen. Interessant, wie unterschiedlich die Wahrnehmung<br />

<strong>der</strong> gleichen Stelle von einem an<strong>der</strong>en Standpunkt<br />

aus sein kann.<br />

Langsam wird dir kalt und du setzt deinen Weg<br />

fort. Du freust dich, dass du hier gerade soviel Neues<br />

entdeckt hast. Gleichzeitig wun<strong>der</strong>st du dich, wie du<br />

schon so häufig an dieser Stelle vorbei gehen konntest,<br />

ohne sie wirklich wahrzunehmen...


FARBEN


FORMEN


STRUKTUREN


ZWISCHEN MENSA, HAUPTGEBÄUDE, GROSSEM HÖRSAAL UND AUDIMAX


STELL DIR VOR, ES IST FRÜHLING UND DIE SONNE KOMMT RAUS ...<br />

... und du bist gerade in deinem Seminar. Nicht mehr lange, dann<br />

ist es geschafft und du kannst Mittagspause machen, bevor es<br />

weiter geht. Glücklicherweise hört ihr ein paar Minuten früher <strong>auf</strong><br />

und du gehst schnell nach draußen, weil du keinen dieser ersten<br />

Sonnenstrahlen im Jahr verpassen möchtest. Eigentlich ist es noch<br />

nicht richtig warm, aber du entscheidest dich, heute draußen zu<br />

essen. Nach<strong>dem</strong> du dein Essen in <strong>der</strong> Mensa gek<strong>auf</strong>t hast, gehst<br />

du <strong>auf</strong> den großen Platz davor.<br />

Wo setzt du dich nur hin? Die Bänke, die hier fest vor <strong>der</strong><br />

Mensa installiert sind, sind alle schon belegt. Du schaust dich um<br />

und stellst fest, dass du dich noch nie <strong>auf</strong> dieses baumbestandene<br />

Plateau gesetzt hast. Du machst dich mit deinem Tablett <strong>auf</strong> den<br />

langen Weg über den Platz zu deinem Ziel. Du freust dich, da<br />

noch einer von den Holzstühlen frei ist, die dort angeboten werden.<br />

Die Bäume treiben schon aus und du fragst dich, was das<br />

eigentlich für eine Art ist. Du weißt nur, dass diese Bäume bald<br />

wun<strong>der</strong>schön blühen werden und im Herbst ein sehr intensives,<br />

goldfarbenes Laub tragen. Du freust dich, dass es noch lange hin<br />

ist bis zum Herbst und dass <strong>der</strong> Frühling endlich vor <strong>der</strong> Tür steht.<br />

Du richtest dich ein und schaust dich um. Nach und nach füllt<br />

sich <strong>der</strong> Platz vor dir mit Studenten, die alle aus <strong>dem</strong> Audimax<br />

strömen. Die meisten von ihnen bewegen sich unmittelbar in Rich-


tung Mensa. Einige von ihnen bleiben allerdings für eine Weile in<br />

<strong>der</strong> Sonne stehen und genießen, genau wie du, das schöne Wetter.<br />

Es ist spannend, von hier aus die Leute beobachten zu können.<br />

Du fühlst dich selbst nämlich gut geschützt unter <strong>dem</strong> Baumdach,<br />

so, als könnte man dich nicht sehen.<br />

Du schaust in Richtung Mensa, wo gerade viel Bewegung ist.<br />

Dir fällt die große Freitreppe <strong>auf</strong>, <strong>auf</strong> <strong>der</strong> sich einige Studenten<br />

nie<strong>der</strong>lassen, obwohl noch ein relativ starker Mittagsbetrieb<br />

herrscht. Von <strong>der</strong> Treppe aus beobachten sie, genau wie du, was<br />

<strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Platz passiert. Dabei sind sie selbst aber viel mehr im<br />

Geschehen als du. Die Treppe wirkt <strong>auf</strong> dich wie eine Tribüne, <strong>der</strong><br />

Platz davor könnte die Bühne sein. Als du eben mit deinem Essen<br />

die Treppe runtergeschritten bist, ist dir diese Wirkung gar nicht<br />

<strong>auf</strong>gefallen. Auf <strong>der</strong> geschwungenen, steinernen Bank mitten <strong>auf</strong><br />

<strong>dem</strong> Platz, lassen sich zwar ein paar Studenten nie<strong>der</strong>, aber du<br />

hast den Eindruck, dass sich <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> Leute eher an den<br />

Rän<strong>der</strong>n des Platzes <strong>auf</strong>hält. Du überlegst, wo du dich gerade<br />

befindest und stellst fest, dass du dich auch am liebsten an Orten<br />

<strong>auf</strong>hälst, die dir Schutz im Rücken bieten. Du hättest dich mit deinem<br />

Essen auch nur sehr ungern <strong>auf</strong> eine <strong>der</strong> Bänke in <strong>der</strong> Mitte<br />

des Platzes nie<strong>der</strong>gelassen.<br />

Du konzentrierst dich wie<strong>der</strong> <strong>auf</strong> die Bühne, was beobachtest<br />

du dort? Vereinzelt stehen ein paar Gruppen zusammen,<br />

die sich ihre Zeit bis zum nächsten Seminar gemeinsam und mit<br />

einem Kaffe in <strong>der</strong> Sonne vertreiben. Es wird viel gelacht und<br />

du fragst dich, ob den Studenten bewusst sein könnte, dass du<br />

sie beobachtest. Du wirst aus deinen Gedanken gerissen, als<br />

zwei Frauen mit lauten Absätzen und schnellen Schritten an dir<br />

vorbei l<strong>auf</strong>en. Scheinbar müssen sie sich beeilen. Der Platz ist so<br />

großzügig, dass sie problemlos die dort stehenden Grüppchen<br />

passieren können. Interessant, <strong>der</strong> Platz wirkt, als bestünde er aus<br />

sehr vielen Elementen, aber eigentlich passiert nur viel im Belag.<br />

Die Platzfläche ist, bis <strong>auf</strong> die geschwungene Bank, fast frei von<br />

Elementen. Alles Wesentliche spielt sich an den Rän<strong>der</strong>n ab. Das<br />

erste Mal überhaupt wird dir hier bewusst, dass <strong>der</strong> Platz für deine<br />

intuitiven Bewegungen im Raum eigentlich optimal angelegt ist...


FARBEN


FORMEN


STRUKTUREN


ZWISCHEN LEHRGEBÄUDE 2A UND 2B - AUSSEN


STELL DIR VOR, ES IST EIN LAUER SOMMERABEND ...<br />

... lei<strong>der</strong> musst du noch im Atelier arbeiten, die Nacht wird<br />

bestimmt lang. Plötzlich kommen deine Freunde <strong>auf</strong> dich zu, die,<br />

genau wie du, viel zu tun haben. Auch sie träumen davon, mit den<br />

Rä<strong>der</strong>n raus in die Natur zu fahren und einen <strong>der</strong> letzten milden<br />

Abende zu genießen, bevor <strong>der</strong> Herbst bald wie<strong>der</strong> kommt. Sie<br />

überreden dich, wenigstens <strong>auf</strong> eine kurze Pause mit nach unten<br />

zu kommen. Eigentlich kannst du es dir zeitlich gar nicht erlauben,<br />

aber du kannst <strong>der</strong> Verführung auch nicht wi<strong>der</strong>stehen. Also gehst<br />

du mit runter.<br />

Du trittst aus <strong>dem</strong> Gebäude ins Freie und bist einen Moment<br />

völlig überwältigt von <strong>der</strong> milden, weichen Luft, die dir entgegen<br />

kommt. Du schließt die Augen und genießt die Wärme <strong>auf</strong> deiner<br />

Haut. Dabei nimmst du ein ganz leises Geräusch wahr, eigentlich<br />

kaum hörbar, aber irgendwie erinnert es dich an deinen letzten<br />

Urlaub im Süden, am Meer. Genau, das Geräusch klingt wie ein<br />

ganz leises Rauschen. Du öffnest die Augen und suchst nach <strong>der</strong><br />

Quelle. Die mittlerweile meterhohen und schon leicht trockenen<br />

Schilfgräser wiegen sich sanft im Wind und rascheln dabei<br />

un<strong>auf</strong>hörlich mit ihren unzähligen Blättern. Komisch, wieso hast du<br />

das Gras eigentlich noch nie wahrgenommen? Es liegt doch so<br />

offensichtlich vor dir, Tag für Tag.


Obwohl du noch unterm Atelier stehst, hast du sofort den<br />

Impuls, deine Schuhe auszuziehen und mit deinen Füßen über das<br />

Gras zu l<strong>auf</strong>en. Über die kalten Steine, die sich unter <strong>dem</strong> Dach<br />

nie <strong>auf</strong>wärmen, läufst Du zum Garten. Die kleine Treppe aus<br />

rotem Cortenstahl fühlt sich unter deinen nackten Füßen komisch<br />

an, das Gefühl würdest du als dumpf o<strong>der</strong> matt beschreiben.<br />

Dir fällt <strong>auf</strong>, dass du gar keine wirklich passende Vokabel dafür<br />

kennst. Dann endlich, nach zwei Stufen, gelangst du <strong>auf</strong> das Gras.<br />

Eigentlich ist es gar nicht mehr weich und saftig grün, denn <strong>der</strong><br />

Sommer war heiß und trocken. Es ist durchzogen von gelben und<br />

dürren Stellen. Eine ziemlich stachelige Angelegenheit.<br />

Den Boden kaum berührend, huschst du <strong>auf</strong> eines <strong>der</strong> Holzdecks,<br />

um deine Füße in Sicherheit zu bringen. Mit einem großen<br />

Schritt stehst du dar<strong>auf</strong>. Deine Freunde sind schon längst da und<br />

haben es sich dar<strong>auf</strong> bequem gemacht. Du verharrst noch eine<br />

Weile stehend und schaust dir die Szene an. Die Sonne steht tief<br />

und alles ist in warmes, rotes und gelbes Licht getaucht. Woher<br />

kommen eigentlich diese roten Töne? Das Mosaik am Atelier und<br />

<strong>der</strong> rote Stahl fangen vor den dunklen Gebäuden richtig an zu<br />

leuchten.<br />

Du setzt dich zu deinen Freunden <strong>auf</strong> das Holzdeck. Hier lässt<br />

es sich auch ohne Decke gut aushalten, das Holz ist weich und<br />

warm, aber nicht zu heiß. Du lässt deinen Blick schweifen und<br />

stellst dir vor, die Decks würden genau über einer Wasserkante<br />

schweben, wie an einem Bootsanlegesteg. Nur die Luft passt nicht<br />

so ganz - es riecht nicht feucht und salzig, son<strong>der</strong>n staubig und<br />

trocken, eher wie in <strong>der</strong> Wüste als am Meer.<br />

Plötzlich wachst du <strong>auf</strong> aus deinen Träumereien. Ein paar Autos<br />

fahren schnell vorbei und dir wird bewusst, dass du fast mitten in<br />

<strong>der</strong> Stadt bist. Die Zeit hast du auch ganz vergessen, du musst<br />

schnell wie<strong>der</strong> zurück zu deinem Projekt. Der kleine Ausflug eben<br />

lässt ein eigenartiges, aber wohliges Gefühl in dir zurück. Dieser<br />

für dich bisher völlige unscheinbare Ort hat gerade irgendetwas<br />

in dir ausgelöst.


FARBEN


FORMEN


STRUKTUREN


ZWISCHEN LEHRGEBÄUDE 2C UND 2D - INNEN


STELL DIR VOR, ES HAT GERADE IN STRÖMEN GEREGNET ...<br />

... während du <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Weg hierher warst. Trotz<strong>dem</strong> bist du gut<br />

durch den Verkehr gekommen und jetzt sehr viel früher da, als<br />

du eigentlich geplant hast. Du bist hier mit einer Freundin verabredet,<br />

die du abholen möchtest. Du hast noch eine viertel Stunde<br />

Zeit und überlegst, wo du solange hingehen könntest. Die Zeit ist<br />

zu kurz, um nach vorne in die Cafeteria zu gehen und dir einen<br />

Kaffee zu holen. Da die Sonne schon wie<strong>der</strong> hinter den Wolken<br />

hervorschaut und du eben solange im Auto gesessen hast, entscheidest<br />

du dich, einfach hier zu warten.<br />

Du überlegst, ob du dich eigentlich in den ganzen drei Jahren,<br />

in denen du an dieser Uni studiert hast, jemals hier <strong>auf</strong>gehalten<br />

hast. Passiert hast du diese Stelle schon unendliche Male, aber<br />

hast du jemals hier gesessen? Hast du schon mal jemand an<strong>der</strong>en<br />

hier sitzen sehen? Du suchst dir eine halbwegs trockene Stelle <strong>auf</strong><br />

einer <strong>der</strong> Betonbänke, legst zur Sicherheit noch deine Regenjacke<br />

darüber und machst es dir bequem.<br />

Du schaust dich ausgiebig um und überlegst, was dieser Weg<br />

in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Fläche eigentlich soll. Rein grafisch kannst du ja<br />

nachvollziehen, dass dieser breite Weg wie eine kleine Achse<br />

direkt zum Hauteingang des Gebäudes führt, aber du hast noch<br />

nie jemanden gesehen, <strong>der</strong> ihn auch wirklich nutzt. Alle nehmen<br />

die Seiteneingänge, also den kürzesten Weg, um in das Ge-


äude zu kommen. Du schaust dich weiter um und versuchst dir<br />

vorzustellen, wie <strong>der</strong> Plan zu diesem Ort ausgesehen haben<br />

könnte. Beson<strong>der</strong>s fallen dir die linearen Strukturen <strong>auf</strong>. Auf <strong>dem</strong><br />

Lageplan waren das alles Linien, hier, im Raum, verlassen diese<br />

Linien an manchen Stellen die Zweidimensionalität und werden<br />

zu Bänken o<strong>der</strong> zu durch Gräser bewachsenen Beeten. Bleibt<br />

die Linie in <strong>der</strong> Ebene, ist sie durch hellen, groben Kies <strong>auf</strong>gefüllt.<br />

Eigentlich ganz hübsch, denkst du dir. Alle Elemente haben ganz<br />

unterschiedliche Töne aber bleiben dennoch in einem Farbspektrum.<br />

Die weißen Nuancen passen gut zu <strong>dem</strong> satten Grün, das<br />

durch die Nässe sehr intensiv leuchtet.<br />

Von <strong>dem</strong> vielen Regen sind die Gräser ganz schwer geworden<br />

und liegen platt und unbeweglich <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Boden. Ganz im<br />

Gegenteil zu <strong>der</strong> Leichtigkeit, die sie sonst besitzen. Ein schönes<br />

Spiel, denkst du bei dir. Trotz<strong>dem</strong> wirst du das Gefühl nicht los,<br />

dass dieser Ort nur ein Bild ist. Du hattest bisher nie das Gefühl,<br />

dass hier wirklich viel passiert. Hat das vielleicht etwas mit <strong>der</strong><br />

Lage zu tun? Eigentlich wird diese Stelle doch an drei Seiten<br />

durch das Lehrgebäude gefasst und trotz<strong>dem</strong> denkst du, dass du<br />

dich <strong>auf</strong> einem Präsentierteller befindest. Seit<strong>dem</strong> du hier sitzt, sind<br />

einige Leute an dir vorbeigekommen. Du hattest das Gefühl, dass<br />

sie überrascht waren, dich hier sitzen zu sehen.<br />

Du kannst nicht so recht entscheiden, was du denn nun von<br />

diesem Ort halten sollst. Die vielen, liebevollen und gut zusammengehenden<br />

Details sind in sich schlüssig und überzeugend und<br />

trotz<strong>dem</strong> wirst du das Gefühl nicht los, dich in einer Plangrafik zu<br />

befinden. Deine Freundin kommt plötzlich <strong>auf</strong> dich zu und reißt<br />

dich aus deinen Gedanken. Sie sagt, dass sie dich schon lange<br />

aus <strong>dem</strong> Fenster beobachten konnte und dass es ihr leid tut,<br />

dass du <strong>auf</strong> sie warten musstest. Bei dir denkst du, wie <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />

Präsentierteller. Du sagst ihr, dass du gerne ein paar Minuten hier<br />

verbracht hast, da du ein paar Dinge entdecken konntest, die dir<br />

so noch nie <strong>auf</strong>gefallen sind. Du fragst sie, wie sie es hier findet<br />

und sie antwortet dir nur mit einem knappen »äh, weiß ich nicht so<br />

genau, warum?« Du stehst <strong>auf</strong>, nimmst deine Jacke, die leicht am<br />

Beton festgeklebt ist und ihr macht euch gemeinsam <strong>auf</strong> den Weg.


FARBEN


FORMEN


STRUKTUREN


<strong>DAZWISCHEN</strong>.<br />

»Treffen wir uns da vorne, zwischen Lehrgebäude 2A<br />

und 2B?« Auf <strong>dem</strong> <strong>Campus</strong> <strong>der</strong> <strong>BTU</strong> Cottbus gibt es<br />

ein umfassendes landschaftsarchitektonisches Konzept<br />

mit starken Orten. Dennoch tragen sie keine Namen,<br />

ganz im Gegensatz zu den Gebäuden. Die Freiräume<br />

fristen also ein Dasein im Zwischenraum. In dieser<br />

Broschüre werden vier dieser Orte unter die Lupe<br />

genommen und in ihre Einzelteile zerlegt. Es ist erstaunlich,<br />

was sich alles in ihnen verbirgt, wenn man sich <strong>auf</strong><br />

sie einlässt und genau hinschaut.

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