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Abschlussbericht<br />

zum Forschungs- und Entwicklungsvorhaben Nr. 901 11 105<br />

Umweltdimension der nationalen<br />

Nachhaltigkeitsstrategie<br />

01. November 2001 bis 31. Dezember 2002


Impressum<br />

Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

(BMU)<br />

Referat Öffentlichkeitsarbeit<br />

11055 Berlin<br />

service@bmu.bund.de<br />

www.bmu.de<br />

Redaktion: Dr. Karin Freier<br />

BMU, Referat G I 1 „Allgemeine und grundsätzliche Angelegenheiten<br />

der Umweltpolitik, Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsstrategien,<br />

Fachaufsicht UBA“<br />

Helga Inden-Heinrich<br />

Deutscher Naturschutzring (DNR)<br />

Am Michaelshof 8 - 10<br />

53177 Bonn<br />

Info@dnr.de<br />

Inhaltliche Bearbeitung: Petra Brüggemann<br />

Gerald Knauf<br />

DNR (Adresse wie oben)<br />

Evelyn Faust<br />

Naturschutzbund Deutschland (NABU)<br />

Bundesvertretung Berlin<br />

Invalidenstr. 112<br />

10115 Berlin<br />

evelyn.faust@nabu.de<br />

Christine Wenzl<br />

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)<br />

Am Köllnischen Park 1<br />

10179 Berlin<br />

christine.wenzl@bund.net<br />

Stand: Juli 2003 (1. Auflage, 1500 Stück)<br />

2


Inhalt<br />

1 Einleitung 4<br />

2 Methodische Herangehensweise zur Gestaltung des Dialog- und<br />

Konsultationsprozesses 4<br />

3 Ergebnisse des ersten Projektabschnitts 5<br />

3.1 Fachgespräche und Workshop 5<br />

3.2 Dokumentation des NABU-Fachgespräches Mobilität am 05.02.2002 5<br />

3.3 Dokumentation der Vor- und Nachbereitung des BUND-Fachgespräches „21 Ziele<br />

in der Nachhaltigkeitsstrategie“ am 06.02.2002 6<br />

3.4 Dokumentation des BUND-Fachgespräches „Internationale Dimension nachhaltiger<br />

Agrarpolitik“ am 28.02.2002 7<br />

3.5 Dokumentation der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des<br />

Workshops „Die Umweltdimension der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie -<br />

Positionen und Beiträge der Umweltverbände, Perspektiven für den weiteren<br />

Prozess“ am 07./ 08.03.2002 8<br />

3.6 Stellungnahmen zum Entwurf der Strategie 9<br />

3.7 Analyse und Bewertung der Endfassung der Strategie 9<br />

4 Ergebnisse des zweite Projektabschnitts 10<br />

4.1 Fachgespräche und inhaltliche Vorbereitungen des Workshops 10<br />

4.2 Dokumentation des NABU Fachgesprächs Flächenverbrauch 10<br />

4.3 Fachliche Vorbereitung zur Thematik „Nachhaltige Lebensstile“ durch den BUND 11<br />

4.4 Workshop „Kommunikation und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie“ 14<br />

5 Bewertung und Schlussfolgerungen des Vorhabens 15<br />

5.1 Bewertung der Partizipationsinstrumente 15<br />

5.2 Schlussfolgerungen für die Gestaltung des Konsultations- und Dialogprozesses zur<br />

Umweltdimension der Nachhaltigkeitsstrategie: Empfehlungen an die<br />

Bundesregierung für den Revisionsprozess 18<br />

6 Zusammenfassung 23<br />

Anhang 25<br />

3


1 Einleitung<br />

Mit diesem Bericht wird das F&E-Vorhaben 90111105 des Bundesumweltministeriums „Die Umweltdimension<br />

der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“ abgeschlossen. Er fasst die erzielten Projektergebnisse<br />

von Vorhabensbeginn, 01.11.2001 bis Vorhabensende, 31.12.2002 zusammen.<br />

Der erste Projektabschnitt vom 01. November 2001 bis 01. Juni 2002 befasste sich schwerpunktmäßig<br />

mit der zweiten Dialogphase der Bundesregierung zum Entwurf der Nachhaltigkeitsstrategie und<br />

beinhaltete die Bündelung der Positionen und Beiträge der Umweltverbände zur „Umweltdimension<br />

der Nachhaltigkeitsstrategie“, die anhand von verbandsinternen Diskussionen, Fachgesprächen und<br />

einem Workshop erarbeitet wurden. Die deutschen Natur- und Umweltverbände mit insgesamt über 5<br />

Millionen Einzelmitgliedern sollten durch einen gezielten und breit angelegten Meinungsaustausch in<br />

ihren Verbänden zu den ökologischen Themen der Nachhaltigkeitsstrategie zu einer Verbesserung der<br />

Information und Akzeptanz bei umweltpolitisch engagierten Akteuren beitragen.<br />

Im Mittelpunkt des zweiten Arbeitsschrittes des F&E-Vorhabens (Juni bis Dezember 2002) standen die<br />

praktischen Anwendungsmöglichkeiten und die Umsetzung der Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

durch die Umweltverbände in ihren jeweiligen Bereichen sowie die Gestaltung des weiteren Dialogprozesses.<br />

Um die einzelnen Verbände mit ihrer speziellen Klientel gezielter ansprechen zu können<br />

und den individuellen Sachverstand optimal auszunutzen, haben DNR, BUND und NABU jeweils konkrete<br />

Themen der Strategie aufgegriffen und in Fach- bzw. Einzelgesprächen für einen gemeinsamen<br />

Workshop Anfang November vorbereitet. Die Themen waren:<br />

� NABU: Nachhaltige Siedlungsentwicklung (Nachhaltigkeitsstrategie, Kapitel E. VII)<br />

� BUND: Nachhaltige Konsummuster und Lebensstile (in der Nahhaltigkeitsstrategie nicht<br />

explizit benannt)<br />

� DNR: Bildung für nachhaltige Entwicklung (Nachhaltigkeitsstrategie, Kapitel E. V)<br />

2 Methodische Herangehensweise zur Gestaltung des Dialog- und<br />

Konsultationsprozesses<br />

In Beratung mit dem BMU wurden zunächst mögliche Ziele und Zielgruppen des Dialog- und Konsultationsprozesses<br />

zur Nachhaltigkeitsstrategie erörtert. Es wurde festgestellt, dass die Zielgruppe der<br />

„umweltpolitisch engagierten gesellschaftlichen Gruppen“ als Hauptadressat des Projektes zu differenzieren<br />

sei nach unterschiedlichen Interessen und Vorkenntnissen der Akteure, um zielgruppenspezifische<br />

Dialog- und Konsultationsformen entwickeln zu können. Hier wurde unterschieden zwischen<br />

(1) nicht-aktiven Mitgliedern der Umweltverbände (a) ohne Kenntnisse, (b) mit ablehnender oder (c)<br />

mit zustimmender Haltung zu nachhaltiger Entwicklung, (2) Mitgliedern, die auf lokaler, regionaler<br />

und Länderebene aktiv sind (a) mit indifferenter Haltung gegenüber nachhaltiger Entwicklung, (b)<br />

engagiert in diesem Bereich oder (c) mit ablehnender Haltung sowie (3) Mitgliedern, Funktionsträgern<br />

und Hauptamtlichen, die auf Bundesebene aktiv sind (a) mit vorwiegend fachspezifischem Engagement,<br />

(b) engagiert direkt im Bereich nachhaltiger Entwicklung oder (c) mit ablehnender Haltung<br />

gegenüber nachhaltiger Entwicklung.<br />

Als Zielsetzungen des Dialog- und Konsultationsprozesses wurde unterschieden zwischen (1) Einflussnahme<br />

der Umweltverbände auf die Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie (Umsetzung und<br />

Revisionsprozess), die mögliches Ergebnis von Konsultationen sein könnte, (2) wechselseitiger Dialog<br />

zwischen Umweltverbänden, Öffentlichkeit und Bundesregierung über die Grundverständnisse zu<br />

nachhaltiger Entwicklung – als Ergänzung zu dem als unzureichend kritisierten Dialogprozess der<br />

Bundesregierung zur Nachhaltigkeitsstrategie, (3) Vertiefung der Kenntnisse über nachhaltige Entwicklung<br />

und die Nachhaltigkeitsstrategie in den o.g. Zielgruppen, (4) Erhöhung der Akzeptanz/ des<br />

Zustimmungsgrades zur Nachhaltigkeitsstrategie bei den o.g. Zielgruppen.<br />

4


Zu den genannten 4 Zielsetzungen wurden konkrete Vorschläge zur Gestaltung des Dialog- und Konsultationsprozesses<br />

erarbeitet und jeweils Empfehlungen an die Bundesregierung zu den Maßnahmen<br />

gegeben:<br />

Zu Zielsetzung (1): Die ernsthafte Beteiligung an Konsultationen zur Erstellung und Weiterentwicklung<br />

der Nachhaltigkeitsstrategie erfordert umfangreiche Fachkenntnisse in den betroffenen Politikbereichen<br />

und über den Prozess der NHS. Es gibt in den Umweltverbänden eine Reihe von Expert/iinnen,<br />

die sich mit fundierten Vorschlägen einbringen können, aufgrund ihrer Funktion jedoch nicht von<br />

vornherein auszumachen sind und daher der direkten Ansprache bedürfen. Um diese Personen zu<br />

erreichen und zu motivieren, werden folgende Maßnahmen geplant: Nutzung verbandsinterner Mitteilungen,<br />

Herstellen und Pflege persönlicher Kontakte, Gelegenheiten zur gemeinsamen Bildung und<br />

Schaffung von Foren zur Entwicklung und Diskussion der Positionen der Umweltverbände (z.B. durch<br />

Fachgespräche und Workshops). Der Bundesregierung wird empfohlen, zur Vernetzung des Meinungsbildungsprozesses<br />

innerhalb der Umweltverbände zur NHS kontinuierlich personelle Ressourcen<br />

bereitzustellen, um die Kontaktaufnahme und –pflege der Expert/innen für eine breite und fachlich<br />

fundierte Beteiligung an den Konsultationen sichern zu können. Bei den Meinungsbildungsprozessen<br />

ist auch der Dialog mit Wissenschaftler/innen zu intensivieren. Vorliegende verwertbare wissenschaftliche<br />

Ergebnisse können mit Hilfe der o.g. Netzwerkbildung innerhalb der Umweltverbände transferiert<br />

werden. Das Dialogforum im Internet, das die Bundesregierung in der zweiten Dialogphase zur<br />

Erstellung der NHS als partizipatives Element erprobt hatte, sollte in der Phase des Revisionsprozesses<br />

2003/2004 wiederholt werden und darauf hingearbeitet werden, dass es dann einhergeht mit<br />

intensiver systematischer Vorbereitung und frühzeitiger formeller Einladung an die Verbände, sich zu<br />

beteiligen. Weiterhin sollten offene Fragen, die im Laufe des Konsultationsprozesses zu beantworten<br />

sind, deutlich formuliert und zur Diskussion gestellt werden, um damit sowohl die politische Relevanz<br />

als auch die öffentliche Aufmerksamkeit für die Nachhaltigkeitsstrategie zu erhöhen. Zudem ist die<br />

Frage der Glaubwürdigkeit bei der Umsetzung von politischen Entscheidungen von großer Bedeutung<br />

für die Bereitschaft an konstruktiver Mitarbeit umweltpolitisch engagierter Akteure in der Gesellschaft.<br />

Zu Zielsetzung (2): Neben den Konsultationen zu den fachspezifischen Zielen und Maßnahmen der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie bedarf es auch einer grundsätzlichen Verständigung der Vermittlung in einer<br />

breiten Öffentlichkeit. Die Umweltverbände werden ihr Verständnis von Nachhaltigkeit/<br />

Zukunftsfähigkeit anhand ihrer bestehenden Medien und Foren weiter in die Bevölkerung tragen.<br />

Dabei soll die Diskussion auch konkret anhand einzelner Bedürfnisfelder (Wohnen, Mobilität, Ernährung<br />

etc.) geführt und neben weit in die Zukunft reichenden Visionen leicht umsetzbare Ansatzpunkte<br />

für eigenes Handeln aufgezeigt werden. Mit diesem zweigleisigen Ansatz sollen in dem Workshop im<br />

Herbst 2002 konkrete Empfehlungen erarbeitet werden.<br />

Zu Zielsetzung (3) und (4): Ergibt sich aus erfolgreichen Maßnahmen zu (1) und (2).<br />

3 Ergebnisse des ersten Projektabschnitts<br />

3.1 Fachgespräche und Workshop<br />

Anhand von mehreren Fachgesprächen zu speziellen ökologischen Themenschwerpunkten, deren<br />

Ergebnisse in einen großen Workshop im März kurz vor der endgültigen Überarbeitung des Entwurfes<br />

der Nachhaltigkeitsstrategie eingespeist wurden, konnten die Erwartungen aus den Reihen der Umweltverbände<br />

gebündelt und in den Konsultationsprozess mit der Bundesregierung eingebracht werden.<br />

3.2 Dokumentation des NABU-Fachgespräches Mobilität am 05.02.2002<br />

Zum Themenschwerpunkt Mobilität in der Nachhaltigkeitsstrategie hat der NABU am 5. Februar 2002<br />

Fachexperten aus den Umweltverbänden eingeladen, um sich mit den Vertretern aus den Ressorts,<br />

5


die an der Strategie mitgearbeitet haben, auszutauschen und zu den Anforderungen an eine umweltverträgliche<br />

Mobilität, insbesondere der Prioritätensetzung für ein Indikatorensystem im Verkehrsbereich,<br />

Stellung zu beziehen.<br />

Mit ca. 30 Teilnehmern aus den Verbänden NABU, BUND, DNR, VCD, ADFC, Germanwatch, Greenpeace,<br />

Umkehr e.V., Grüne Liga und Vertretern des BMU und BMVBW wurden nach einer allgemeinen<br />

Einführung zu den Anforderungen an die Mobilität im Entwurf der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung<br />

und den Anforderungen aus Sicht des Nachhaltigkeitsrates die Ziele und Indikatoren<br />

intensiv diskutiert. Hierbei waren besonders Qualität und Quantität von Interesse, welche Zielkonflikte<br />

(Prioritäten) sich aus der Strategie ergeben, und es stellte sich die Frage nach der Verbindlichkeit und<br />

der Umsetzung.<br />

Die Ergebnisse des Fachgespräches flossen als Baustein in die Diskussionen im Dialogforum 2<br />

„Umweltverträgliche Mobilität – Handlungsschwerpunkte der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“ des<br />

Workshops am 7./ 8.3.2002 zur weiteren Beratung ein.<br />

3.3 Dokumentation der Vor- und Nachbereitung des BUND-Fachgespräches „21 Ziele in<br />

der Nachhaltigkeitsstrategie“ am 06.02. 2002<br />

Vorbereitung:<br />

1. Im Oktober 2001 wurde der BUND als Teil der DNR-Delegation zu der ersten Konsultation im<br />

Bundeskanzleramt zur Nachhaltigkeitsstrategie eingeladen. Da der dort vorgelegte Fragenkatalog<br />

der Bundesregierung aufgrund der kurzen Einladungsfrist (1 Woche) im Vorfeld nicht breit diskutiert<br />

werden konnte, wurden diese Fragen im Nachgang an die Facharbeitskreise und Landesverbände<br />

des BUND weitergeleitet.<br />

2. Im November 2001 begannen die Arbeiten in der Bundesgeschäftsstelle an der Zusammenstellung<br />

der vom BUND geforderten Ziele und Indikatoren für die nationale Nachhaltigkeitsstrategie.<br />

Diese Zusammenstellung wurde zunächst auf der Basis der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“<br />

und der fachspezifischen Positionen des BUND erstellt.<br />

3. Nachdem der Entwurf der Bundesregierung für die nationale Nachhaltigkeitsstrategie am 17. Dezember<br />

veröffentlicht wurde, bestimmten die darin enthaltenen 21 Ziele und Indikatoren die<br />

Struktur der Diskussion innerhalb der Umweltverbände. Zur leichteren Übersicht für die beteiligten<br />

Akteure wurde eine Synopse der Ziele im Entwurf der NHS und des Diskussionsstandes der<br />

Umweltverbände erstellt. Diese Synopse wurde wiederum mit Bitte um Feedback an die Facharbeitskreise<br />

und die Fachreferent/innen gesandt.<br />

4. Nach Abstimmung mit den beteiligten Verbänden und Referent/innen wurde im Januar 2002 zu<br />

dem Fachgespräch „21 Ziele in der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“ für den 6. Februar 2002<br />

eingeladen. Die Einladung wurde verbändeübergreifend (Verteiler Forum Umwelt und Entwicklung),<br />

über die verbandsinternen Verteiler des BUND und mit persönlicher Ansprache an ca. 20<br />

Expert/innen aus der Indikatorendebatte versandt. Außerdem wurden Vertreter/innen des Bundesumweltministeriums,<br />

des Umweltbundesamtes und des Bundeskanzleramtes sowie von wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen eingeladen. Der Einladung waren die stichpunktartige Gegenüberstellung<br />

der 21 Ziele aus dem Entwurf der Nachhaltigkeitsstrategie mit den Zielen des BUND sowie<br />

die betreffenden Textauszüge der Nachhaltigkeitsstrategie beigefügt.<br />

5. Zwischen Einladung und Durchführung des Fachgesprächs gingen mehrere Stellungnahmen von<br />

Fachexpert/innen ein, die zur Vor- und Nachbereitung des Fachgesprächs genutzt wurden:<br />

� Stellungnahme des BUND-AK-Sprechers Immissionsschutz zu den Zielen in den Bereichen<br />

Lärm, Luftschadstoffe und Stickstoffeinträge<br />

6


� Stellungnahme des BUND-Arbeitskreises Energie zu den Zielen und Maßnahmen im<br />

Handlungsfeld Klima und Energie<br />

� Beitrag des BUND-Landesvorsitzenden Sachsen-Anhalt zur Indikatorendebatte<br />

� Beitrag des BUND-Arbeitskreises Gesundheit zur Nachhaltigkeitsstrategie<br />

� Publikationen der betreffenden BUND-Landesverbände zum Umweltplan Baden-Württemberg<br />

und zum Landesentwicklungsplan Hessen<br />

� Studie von Roland Zieschank, Forschungsstelle für Umweltpolitik an der FU Berlin: Zum aktuellen<br />

Stand von Umweltindikatoren im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung<br />

� Publikation von Volker Teichert/Hans Diefenbacher (FEST Forschungsstelle der Evangelischen<br />

Studiengemeinschaft Heidelberg / BUND-AK Wirtschaft) zu Nachhaltigkeitsindikatoren auf<br />

kommunaler Ebene<br />

6. Im Vorfeld des Fachgesprächs fanden mehrere Telefonate mit der zuständigen Abteilung im Bundeskanzleramt<br />

statt, die zugesagt hatte, bei dem Fachgespräch am 6. Februar gemeinsam mit<br />

den Teilnehmer/innen zu diskutieren, dann jedoch kurzfristig absagen musste.<br />

7. Das Fachgespräch fand am 6. Februar in der BUND-Bundesgeschäftsstelle mit 25 Teilnehmer/innen<br />

statt.<br />

Nachbereitung:<br />

8. Unmittelbar im Anschluss an das Fachgespräch wurden die zentralen Ergebnisse in Form eines<br />

Briefes der drei Ratsmitglieder Jochen Flasbarth, Hubert Weinzierl und Angelika Zahrnt sowie des<br />

WWF an den Leiter des Staatssekretärsausschusses für nachhaltige Entwicklung und zur Kenntnis<br />

an das Bundesumweltministerium gesandt.<br />

9. Bei der zweiten Konsultation des Bundeskanzleramtes mit den Umweltverbänden am 19. Februar<br />

bildeten die Ergebnisse des Fachgespräches und der Brief an das Bundeskanzleramt eine zentrale<br />

Gesprächsgrundlage.<br />

10. Die gemeinsamen Forderungen von DNR/BUND/NABU/WWF zu den 21 Zielen wurden in der Zeit<br />

vor der Verabschiedung der umfassenderen Stellungnahme zum Entwurf der NHS auf der Website<br />

www.bund.net veröffentlicht.<br />

11. Die Ergebnisse des Fachgesprächs gingen außerdem in die gemeinsame Stellungnahme von<br />

DNR/BUND/NABU zum Entwurf der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie ein.<br />

12. In mehreren Presseveröffentlichungen von DNR/BUND/NABU von Dezember 2001 bis Mai 2002<br />

wurde die Bedeutung der 21 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung besonders hervorgehoben.<br />

13. Die Teilnehmer/innen des Fachgesprächs vom 6. Februar wurden über den weiteren<br />

Diskussionsprozess per e-mail-Verteiler auf dem laufenden gehalten (Brief an Kanzleramt, Stellungnahme<br />

der Verbände, endgültige Version der NHS).<br />

3.4 Dokumentation des BUND-Fachgespräches „Internationale Dimension nachhaltiger<br />

Agrarpolitik“ am 28.02.2002<br />

Vorbereitung<br />

Die Expertise zahlreicher Fachexpertinnen und Fachexperten ist in die Vorbereitung des<br />

Fachgesprächs „Internationale Dimension nachhaltiger Agrarpolitik“ am 28.2.2002 eingeflossen. Es<br />

wurde mit Expertinnen und Experten aus dem Arbeitskreis Landwirtschaft des BUND, mit den<br />

7


Agrarexpert/innen der anderen Umweltverbände (NABU, Greenpeace, WWF) und von<br />

Nichtregierungsorganisationen aus dem Entwicklungsbereich (eed, Misereor, FIAN, German Watch,<br />

Forum Umwelt und Entwicklung) sowie mit Vertreter/innen des BMU und des BMVEL Kontakt<br />

aufgenommen. Damit konnten die vielschichtigen Aspekte der Thematik berücksichtigt und die<br />

Fragestellung des Fachgesprächs bereits im Vorfeld zugespitzt werden.<br />

Verlauf des Fachgesprächs<br />

Ausgehend von der Feststellung, dass der Agrarbereich in der Nachhaltigkeitsstrategie die internationale<br />

Dimension nicht ausreichend berücksichtigt, dieser aber eine große Bedeutung beizumessen ist,<br />

diente das Fachgespräch einer gemeinsamen Positionsfindung von Umwelt- und Entwicklungsverbänden.<br />

Diskutiert wurden vor allen Dingen die regionale Produktion und der Schutz regionaler Produkte,<br />

Handelsfragen im Zusammenhang mit Umwelt- und Sozialstandards sowie die Frage nach<br />

Indikatoren für eine internationale nachhaltige Agrarpolitik. Außerdem wurde das Projekt „Welthunger<br />

bekämpfen mit nachhaltiger, standortgerechter Landnutzung“ des Nachhaltigkeitsrates vorgestellt<br />

und diskutiert, das nun auch Bestandteil der vom Kabinett verabschiedeten Nachhaltigkeitsstrategie<br />

ist.<br />

Zu den detaillierten Inhalten und Ergebnissen des Fachgesprächs verweisen wir auf die dem BMU<br />

vorliegenden Unterlagen (Einladungsschreiben, Teilnehmer/innenliste, Protokoll, Thesenpapier, Kurzdarstellung<br />

der Projekte des Nachhaltigkeitsrates).<br />

Nachbereitung, Resultate<br />

Die Ergebnisse des Fachgesprächs wurden mit einem Thesenpapier in das Dialogforum „Umweltverträgliche<br />

Landwirtschaft“ im Rahmen des Workshops „Umweltdimension der Nachhaltigkeitsstrategie“<br />

am 7./8.3.2002 eingebracht. Dadurch konnte an die am 28.2.2002 begonnene Diskussion angeknüpft<br />

und diese im größeren Rahmen fortgesetzt werden.<br />

Die Ergebnisse des Fachgesprächs und des Dialogforums sowie ausführliche Kommentare aus dem<br />

Arbeitskreis Landwirtschaft des BUND wurden in die Stellungnahme von DNR, NABU und BUND zum<br />

Entwurf der Nachhaltigkeitsstrategie eingearbeitet.<br />

Ein weiteres Resultat des Fachgesprächs am 28.2.2002 ist die Veröffentlichung eines Artikels von<br />

Rudolf Buntzel, eed im BUNDmagazin 2/2002 zum Thema „Agrarwende in Deutschland und EU. Wo<br />

bleibt der Süden.“<br />

3.5 Dokumentation der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des Workshops<br />

„Die Umweltdimension der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie - Positionen und<br />

Beiträge der Umweltverbände, Perspektiven für den weiteren Prozess“ am 07./<br />

08.03.2002<br />

Der Workshop richtete sich sowohl an Vertreter/innen der Umwelt- und Entwicklungsverbände als<br />

auch an Expert/innen der Bundesministerien und den nachgeordneten Behörden sowie an Sachverständige<br />

aus dem Wissenschaftsbereich. Es nahmen mehr als 100 Personen an diesem Workshop teil.<br />

Der Workshop verfolgte zwei Ziele:<br />

� Positionierung der Umweltverbände zu den umweltrelevanten Aspekten des Entwurfs der nationalen<br />

Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung<br />

� Ausgestaltung und in Gang setzen des Dialogprozesses der Bundesregierung zur Nachhaltig-<br />

keitsstrategie durch die Umweltverbände<br />

8


Am ersten Tag wurde in drei Dialogforen analog zu den Handlungsfeldern „Klimaschutz und Energiepolitik“,<br />

„umweltverträgliche Mobilität“ und „umweltverträgliche Landwirtschaft“ den Teilnehmer/innen<br />

Gelegenheit gegeben, ihre Anregungen, Erwartungen, Lob und Kritik zum Entwurf der<br />

nationalen Nachhaltigkeitsstrategie zu äußern. Die Diskussion wurde durch Eingangsstatements des<br />

Bundesumweltministers, der Präsidenten und Vorsitzenden der Projektverbände eingeleitet. Die Ergebnisse<br />

der Fachgespräche flossen in die Diskussion mit ein. Die Diskussion diente der endgültigen<br />

Abstimmung einer gemeinsamen Stellungnahme der Umweltverbände zum Entwurf der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

der Bundesregierung.<br />

Die Ausgestaltung des Dialogprozesses zur Nachhaltigkeit durch die Umweltverbände innerhalb ihrer<br />

Klientel und darüber hinaus wurde an dem zweiten Tag des Workshops thematisiert. Mit offenen Moderationsformen<br />

entwickelten die Teilnehmer/innen Lösungsansätze für die Information und die<br />

Kommunikation von Nachhaltigkeit, aber auch zur Förderung der Bereitschaft, den Nachhaltigkeitsgedanken<br />

im Alltag in Handeln umzusetzen. Es wurde deutlich, dass dies gerade auch auf der lokalen<br />

Ebene leistbar und schnell umsetzbar ist. Allerdings müssen sich auch die Strukturen innerhalb der<br />

Verbände ändern und neue Allianzen gebildet werden, um Nachhaltigkeit besser kommunizieren zu<br />

können.<br />

Die Dokumentation des Workshops befindet sich im Anhang 1<br />

3.6 Stellungnahmen zum Entwurf der Strategie<br />

Die Ergebnisse der Fachgespräche und des Workshops flossen in die Stellungnahme von DNR, NABU<br />

und BUND zum Entwurf der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung ein (vgl. Anlage<br />

2.1). Darin begrüßten die Verbände die Erarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie, machten jedoch<br />

deutlich, dass der Dialogprozess viel zu kurzfristig angesetzt wurde, um breite demokratische<br />

Beteiligungsmöglichkeiten und einen umfassenden fachlichen Austausch zu gewährleisten, bevor die<br />

Strategie vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. In der umfassenden Stellungnahme fordern die<br />

Umweltverbände Nachbesserungen an der Nachhaltigkeitsstrategie, die im Einzelnen in dem bereits<br />

vorliegenden Dokument erläutert sind. Die Stellungnahme fand auch in die Konsultationen im Bundeskanzleramt<br />

Eingang und wurde in der Öffentlichkeit auf den Internet-Seiten der Verbände<br />

(www.dnr.de, www.bund.net, www.nabu.de/Nachhaltigkeit) kommuniziert.<br />

3.7 Analyse und Bewertung der Endfassung der Strategie<br />

In einer ersten gemeinsamen Pressemeldung direkt nach Verabschiedung der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

durch das Bundeskabinett am 17. April begrüßten die Vorsitzenden von DNR, BUND und NABU, dass<br />

die Bundesregierung bei der Überarbeitung der Strategie einige wichtige Anliegen der Umweltverbände<br />

übernommen hat. Sie würdigten seine Funktion als verbindliches, ressortabgestimmtes, politisches<br />

Programm, das als deutscher Beitrag zum Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung im September<br />

2002 im südafrikanischen Johannesburg vorgelegt werden könne. Allerdings kritisierten sie vor allem<br />

das Fehlen eines verbindlichen mittel- und langfristigen Klimaschutzzieles, Mängel bei den Vorhaben<br />

zur Weiterführung der ökologischen Steuerreform und bei der Erhöhung von Finanzmitteln für Entwicklungshilfe<br />

sowie das Festhalten an der Kohlesubventionierung.<br />

Die Umweltverbände sind der Auffassung, dass es nun nach Verabschiedung der Strategie besonders<br />

darauf ankomme, neben den erforderlichen Nachbesserungen, der Erweiterung und Fortschreibung<br />

auf eine schnelle Umsetzung und ein gutes Monitoring zu zielen. Die Nachhaltigkeitsstrategie darf<br />

nicht als „Hausaufgabe“ für Johannesburg nach dem Weltgipfel in den Schubladen verschwinden,<br />

sondern soll in seiner Funktion als anwendbares politisches Instrument in der Gesellschaft wahrgenommen<br />

werden. Der langfristig angelegte Prozess einer nachhaltigen Entwicklung geht weiter (siehe<br />

auch Anlage 2.1).<br />

9


4 Ergebnisse des zweite Projektabschnitts<br />

4.1 Fachgespräche und inhaltliche Vorbereitungen des Workshops<br />

Zur gezielten Vorbereitung des gemeinsamen Workshops „Kommunikation und Umsetzung der nationalen<br />

Nachhaltigkeitsstrategie“ am 06. November 2002 in Berlin wurde ein Fachgespräch, eine Fachtagung<br />

sowie umfangreiche fachliche Vorbereitungen zu den verschiedenen Themenschwerpunkten<br />

realisiert. Außerdem wurde durch die Agenda-Agentur Berlin eine Materialsammlung zu nachhaltigen<br />

Lebensstilen erstellt, die zahlreiche Literaturhinweise, Projekte und Internetseiten enthält, bei denen<br />

es um nachhaltige Lebensstile und die erfolgreiche Kommunikation nachhaltiger Lebensstile geht. Sie<br />

wurde nach ihrer Fertigstellung den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Workshops präsentiert<br />

und auf der Internetseite des BUND zur Verfügung gestellt. Im Folgenden werden die wichtigsten<br />

Ergebnisse des Vorbereitungsprozesses dargestellt. Im Rahmen der inhaltlichen Vorbereitungen für<br />

den Workshop wurde auch ein Konzept erarbeitet (siehe Anlage 2.4).<br />

4.2 Dokumentation des NABU Fachgesprächs Flächenverbrauch<br />

Das Fachgespräch am 18.10.02 diente der Vorbereitung und inhaltlichen Abstimmung zum Thema<br />

Flächenverbrauch für den Workshop der Umweltverbände DNR, BUND und NABU gemeinsam mit dem<br />

BMU im Rahmen des Projektes „Umweltdimension der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“ am<br />

6.11.2002 in der NABU-Bundesgeschäftsstelle Bonn. Teilnehmer waren seitens des BMU Frau Dr.<br />

Freier (Referat G I 1), Herr Franz (Referat G I 2), Herr Walter (Ref. N I 1), Herr Schäfer (Ref. Bodenschutz),<br />

seitens der Umweltverbände Herr Heuser (BUND), Herr Knauf (DNR), Herr Kriese (NABU),<br />

Herr Heinrich (NABU), Herr Flaig (NABU), Frau Faust (NABU) sowie der Moderator für den geplanten<br />

Workshop, Herr Jakubowski.<br />

Evelyn Faust stellte kurz zum Einstieg in die Thematik das Kapitel „Flächeninanspruchnahme“ aus der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie vor. Die Bundesregierung hat das Ziel in der Nachhaltigkeitsstrategie festgelegt,<br />

bis zum Jahr 2020 die Flächeninanspruchnahme auf max. 30 ha/Tag zu reduzieren. Dieses Ziel<br />

wurde im Oktober 2002 abgeschlossenen Koalitionsvertrag bekräftigt mit dem Vorhaben, eine Strategie<br />

zur Erreichung dieses Zieles zu entwickeln.<br />

Ulrich Kriese, siedlungspolitischer Sprecher des NABU, hielt anschließend sein Impulsreferat zu den<br />

Forderungen des NABU für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung. Der NABU hat das in einer vom<br />

Wuppertal-Institut erstellten Studie geforderte Ziel übernommen, den Netto-Flächenverbrauch auf<br />

Null bis 2010 zu senken. Im Rahmen des Fachgesprächs sollte keine Zieldebatte um einzelne Zahlen<br />

geführt, sondern die erforderlichen Maßnahmen konkretisiert werden. Vier Faktoren sind bei dem<br />

Thema Flächenverbrauch besonders zu berücksichtigen:<br />

� der demographische Wandel<br />

� der bevorstehende Werteverfall des Gebäudebestandes<br />

� die Arbeitsmarktsituation in der Bauwirtschaft und<br />

� die Vorteile für die Baubranche bei einer Konzentration auf Sanierung und Umbau<br />

Die Instrumente zur Erreichung der Zielrichtung liegen in der Steuer- und Förderpolitik sowie im Bauplanungsrecht.<br />

Herr Kriese machte auf den gravierenden Widerspruch zwischen der allgemein negativen<br />

Bewertung des Flächenverbrauchs einerseits und der im Einzelfall meist besseren Bewertung von<br />

Gartenland und Grünflächen im Vergleich zu Ackerland aufmerksam (Biotopwertverfahren). Eine Umwelt-<br />

und Naturschutzpolitik, die eine spürbare Eindämmung des Flächenverbrauchs erzielen möchte,<br />

hat eine bessere Bewertung von landwirtschaftlich genutzten Flächen zur Voraussetzung. Im Grundsatz<br />

müsse gelten: Jede noch nicht überbaute bzw. zuvor nicht überbaute Fläche ist gleichen Wertes<br />

– wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Dies sollte bei der Bauleitplanung berücksichtigt werden.<br />

10


Bevor auf einzelne konkrete Maßnahmen eingegangen wurde, war gewünscht, dass einer Grundsatzdiskussion<br />

Raum gegeben werde. Aus Sicht des BMU ist in der Argumentation um den Flächenverbrauch<br />

dringend notwendig, nicht allein aus der umwelt- und naturschutzorientierten Perspektive<br />

heraus zu diskutieren. Ein attraktives Landschaftsbild ist ebenso einzubeziehen wie die Qualität der<br />

Flächeninanspruchnahme aus Bodenschutzsicht. Außerdem zählen in diesem Zusammenhang auch<br />

besonders Fragen der Sozial- und Familienpolitik. Das Thema sollte möglichst breit angegangen und<br />

nicht nur im Rahmen der Baupolitik diskutiert werden.<br />

Dafür wird ein gemeinsames Lobbying von BMU und Umweltverbänden als sinnvoll erachtet, in dem<br />

besonders die kommunikative Ebene zu betonen ist, um Sensibilität für die Problemlage in der Gesellschaft<br />

zu erreichen. Neben der Instrumentendiskussion soll im Rahmen des Workshops daher die<br />

Kommunikation des Themas Flächenverbrauch im Mittelpunkt stehen, um für politische Maßnahmen<br />

Akzeptanz zu schaffen.<br />

Es wird vorgeschlagen, einen Dialogprozess mit Kommunen und Verbänden zum Thema Flächenverbrauch<br />

in Gang zu setzen. Der Workshop sollte die Argumentation des BMU stützen, Ziele zu bereits<br />

vorhandenen Instrumenten zu definieren. Die Ziele und Handlungsfelder sollten definiert, aber<br />

die Instrumente offen gelassen werden. Eine vertiefte Instrumentendiskussion sei verfrüht – daher<br />

müsse zunächst ein Grundkonsens über die grobe Ausrichtung hergestellt werden. Die Botschaft lautet,<br />

dass die Instrumente zu ökologisieren sind und beispielsweise Steuern nicht neu erhoben, sondern<br />

umgelenkt werden müssen.<br />

Darüber, dass der Handel mit Flächenausweisungsrechten, wie es vom SRU im jüngsten Sondergutachten<br />

Naturschutz als Lösungsweg in die Diskussion gebracht wurde, aus Sicht des Umweltschutzes<br />

gegenüber der Flächenverbrauchsabgabe nachteilig ist, besteht Konsens in der Gesprächsrunde.<br />

Schließlich wurden die einzelnen NABU-Forderungen aus seinem siedlungspolitischen Grundsatzprogramm<br />

„Bauen in Deutschland“, diskutiert. Man ist sich einig, dass in einer Reform der Grundsteuer<br />

die Mobilisierung von Baulandreserven innerhalb des Siedlungsbereiches sowie die Begünstigung des<br />

flächensparenden Bauens festgeschrieben werden sollte. In den kommunalen Finanzausgleich sollte<br />

eine ökologische Komponente eingebaut werden. Bei der Reform des Baugesetzbuches müsste u.a.<br />

die Innenentwicklung von Siedlungen im Planungsrecht verankert werden. Die Bau- und Wohneigentumsförderung<br />

müsste auf den Bestand und Innenbereich konzentriert werden. Weiterhin sollten<br />

Regelungen in der Steuerpolitik (Grunderwerbsteuer, Einkommensteuer, Gewerbesteuer, Abschreibungsfristen,<br />

Entfernungspauschale) ökologisch gestaltet und auch die Mittel für Verkehrsprojekte auf<br />

den Bestand konzentriert werden. Die Strategie zur Reduktion der Flächeninanspruchnahme sollte in<br />

Analogie zum CO2-Minderungsprogramm ein Paket mit allen geeigneten Maßnahmen und nach<br />

Überprüfung aller Politikbereiche und Ressorts schnüren.<br />

Der vorläufige Endbericht zur Reform der Grundsteuer liegt dem BMU gerade vor. In einem Treffen<br />

zwischen Herrn Franz, BMU und Ulrich Kriese (NABU) wurde darüber beraten.<br />

4.3 Fachliche Vorbereitung zur Thematik „Nachhaltige Lebensstile“ durch den BUND<br />

1) Bilateraler Fachaustausch und Erstellung eines ausführlichen Hintergrundpapiers<br />

Der BUND erstellte ein Konzept für das Hintergrundpapier, das zentrale Argumentationslinien der<br />

Diskussion um nachhaltige Lebensstile in den Industrieländern enthält. Auf Basis des Papiers wurden<br />

dann Gespräche mit Vertreter/innen des BUND und einer Vielzahl von Organisationen und Institutionen<br />

geführt, darunter der BUND-Arbeitskreise „Wirtschaft und Finanzen“ und „Umwelt und Gesundheit“,<br />

der BUND-Jugend, der evangelischen Akademie Bad Boll, des Berliner Senats, der Berliner Lokalen<br />

Agenda, des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, des<br />

Instituts für sozial-ökologische Forschung ISOE, des ECOLOG Instituts für sozial-ökologische Forschung<br />

und Bildung, dem Sustainable Europe Research Institute und der Initiative „Anders besser<br />

leben“.<br />

11


Im Ergebnis der Gespräche kristallisierten sich die folgenden Aspekte heraus:<br />

a) Das Medium der Werbung könnte stärker im Sinne der Nachhaltigkeit eingesetzt werden.<br />

Kurze, pfiffige Videoclips könnten dazu beitragen, einen anderen Umgang mit Rohstoffen und<br />

Energie voranzubringen. In diesem Zusammenhang wurde an den Videoclip „Bankräuberüberfall“<br />

erinnert, den das BMU vor zwei Jahren zum Thema Spritsparen herausgegeben hatte. Problematisch<br />

ist allerdings, dass damit nur eine höhere Effizienz gefordert werde und nicht die Vermeidung<br />

von Konsum. Bei einer breiten Kommunikationsstrategie könnte es darum gehen, die Bereiche<br />

Mode, Ernährung und Mobilität entsprechend aufzubereiten (Stichwort „re-fashioning“).<br />

b) Der Ansatz, verschiedene Zielgruppen jeweils spezifisch anzusprechen stieß schon bei den<br />

Diskussionen im Vorfeld der Veranstaltung auf positive Resonanz. Tatsächlich konzentriere sich<br />

ein großer Teil der Kommunikationsaktivitäten der Umweltverbände auf ein gut gebildetes Mittelstandsmilieu.<br />

Gleichzeitig besteht aber der Anspruch, nachhaltiges Handeln in der Breite der<br />

Gesellschaft zu verankern. Dies macht es erforderlich, die verschiedenen Schichten und Gruppen<br />

unterschiedlich und in ihrer Sprache anzusprechen. Vor allen Dingen bei ehrenamtlicher Arbeit<br />

stoßen wir mit dem Anspruch einer differenzierteren Ansprache jedoch schnell an ein Kapazitäten-<br />

und Know-how-Problem.<br />

Noch schwieriger wird die Kommunikation dann, wenn grundsätzlich unterschiedliche Wertvorstellungen<br />

bestehen. „Weniger ist mehr“ ist, was persönliche Besitzgüter anbetrifft vielleicht<br />

denen, die viel haben leichter vermittelbar als denen, für die bestimmte Konsumgüter ein kostbar<br />

erkämpftes Privileg darstellen und Statusfunktionen (auch im Sinne von Dazugehörigkeit) erfüllen.<br />

Umgekehrt wurde zu diesem Diskussionspunkt angemerkt, dass die Ökobilanz des persönlichen<br />

Konsums bei den Menschen, die über ein höheres Einkommen verfügen, oft schlechter ist,<br />

als die der weniger Verdienenden. Zum Beispiel leisten sich Besserverdienende oft mehrere Urlaubsflugreisen<br />

im Jahr.<br />

c) Mehrfach wurde das Verhältnis zwischen Konsumverhalten und Zeitbudgets angesprochen.<br />

Nachhaltiges Konsumieren, z.B. in den Bereichen Ernährung und Mobilität kann sehr Zeit<br />

beanspruchend sein. Wenn uns mehr Zeit zur Verfügung stünde, wäre das dem nachhaltigen<br />

Konsumieren sehr zuträglich. In diesem Sinne könnten auch Arbeitszeitmodelle, die zeitlich mehr<br />

Spielraum eröffnen und die Arbeit außerhalb der unmittelbaren Erwerbsarbeit (z.B. Ehrenamt,<br />

Familien- und Versorgungsarbeit) stärker bewerten, neue Chancen für eine nachhaltige<br />

Entwicklung eröffnen.<br />

d) Die Frage, wie der Unterschied zwischen Wissen und Handeln überbrückt werden kann,<br />

wurde thematisiert. Sie stellt sich umso drängender, wenn davon ausgegangen werden kann,<br />

dass Teile der Bevölkerung um die Probleme, die mit dem Konsumverhalten in den Industrieländern<br />

verbunden sind durchaus wissen, und sich dennoch anders verhalten. Vernunftappelle sind<br />

oft nicht zielführend. Ein Lösungsansatz wird in der Vermittlung einer ganzheitlichen Grundhaltung<br />

gesehen. Entsprechend kann auch die eigene Gesundheit eine hohe Motivation für einen<br />

veränderten und nachhaltigen Lebensstil darstellen.<br />

e) Darüber hinaus ist zur Änderung des Konsumverhaltens und um eine nachhaltige Entwicklung<br />

insgesamt voranzubringen eine grundsätzliche Wertediskussion erforderlich. Die Bemühungen<br />

und auch die Fortschritte beschränken sich bislang zumeist auf einzelne Handlungsfelder und<br />

sind den massiven Problemen von Ungerechtigkeit im Nord-Südverhältnis sowie den sichtbaren<br />

Umweltproblemen (z.B. Klimawandel) nicht angemessen. Expert/innen aus der milieuspezifischen<br />

sozial-ökologischen Forschung weisen allerdings darauf hin, dass eine zu starke Problematisierung<br />

bei manchen Bevölkerungsgruppen Abwehrreaktionen hervorruft. Auch für einen grundsätzlich<br />

gesellschaftskritischen Ansatz ist es demnach erforderlich, an vorhandenen Bedingungen anzuknüpfen<br />

und „Resonanz zu erzeugen“.<br />

f) Bedeutend für die Ermutigung, das individuelle Verhalten zu ändern, sind die folgenden<br />

12


Rahmenfaktoren: eine unterstützende Umgebung, Feedback bzw. positive Rückmeldung, alternative<br />

und abgestufte Verhaltensangebote sowie natürlich Bildung und Information. Von einer Gesprächspartnerin<br />

wurde in diesem Kontext auf den Setting-Ansatz der WHO hingewiesen, bei dem<br />

besonders darauf geachtet wird, dass sich Gruppen bilden, um sich gegenseitig in einer veränderten<br />

Lebensweise zu unterstützen.<br />

g) Hervorgehoben wurde, dass die einzelnen Bereiche des täglichen Konsums privater Haushalte<br />

unterschiedlich starke Umweltfolgen mit sich bringen. Nachhaltige Konsummuster sollen vor<br />

allem in den Bereichen ausgebaut werden, wo Veränderungen im Verbraucherverhalten ökologisch<br />

signifikant sind. Die Bereiche mit der größten Umweltrelevanz sind Bauen und Wohnen, Ernährung<br />

und Mobilität - gemessen an Energie- und Materialverbrauch (vgl. S. Lorek, J. Spangenberg,<br />

C. Felten [Wuppertal Institut] 1999: „Prioritäten, Tendenzen und Indikatoren umweltrelevanten<br />

Konsumverhaltens“; vgl. auch UBA 2002: „Nachhaltige Konsummuster“). Der Energieverbrauch<br />

privater Haushalte wird zu einem hohen Prozentsatz durch das Heizen verursacht, gefolgt<br />

von Autoverkehr und Ernährung (Fleischkonsum). Die Kommunikation möglicher Veränderungsvorschläge<br />

bei Konsum und Lebensstilen sollte dies stärker berücksichtigen, z.B. indem bei<br />

Publikationen auf die unterschiedliche Energieintensität der Handlungsfelder transparent hingewiesen<br />

wird.<br />

h) Es wurde darauf hingewiesen, mögliche Konsequenzen für die Märkte in den<br />

Entwicklungsländern zu bedenken, die veränderte Lebensstile und Konsumverhalten in den<br />

Industrieländern mit sich bringen können. Durch höhere Sozial- und Umweltstandards im Norden<br />

können Handelsbarrieren für die Produzenten im Süden entstehen. Das Bemühen um nachhaltigen<br />

Konsum und die Verbesserung der Sozial- und Umweltstandards im Norden sollte insofern<br />

damit verknüpft sein, die Produzent/innen im Süden stärker noch als bisher dabei zu<br />

unterstützen, ihrerseits höhere Sozial- und Umweltstandards zu erreichen. Außerdem soll der<br />

Marktanteil fair gehandelter Lebensmittel in den Industrieländern vergrößert werden.<br />

2) Fachtagung „Mit Verbrauchermacht zur Nachhaltigkeit“<br />

Die Tagung „Mit Verbrauchermacht zur Nachhaltigkeit“ wurde in Kooperation vom BUND, der evangelischen<br />

Akademie Bad Boll, dem Verbraucherzentralen Bundesverband und der Verbraucher Initiative<br />

organisiert und fand vom 9.-10. Oktober 2002 in Bad Boll statt. Die Veranstaltung wurde in Form<br />

einer Expertenrunde durchgeführt, bei der u.a. auch der erste Entwurf des Hintergrundpapiers,<br />

das der BUND für das Dialogforum Lebensstile beim Workshop am 6. November erstellt hat, diskutiert<br />

worden ist (siehe Anlage 11).<br />

Die leitende Fragestellung der Tagung lautete „Wie lassen sich Verbraucherinteressen für mehr Gerechtigkeit<br />

und weniger Ressourcenverbrauch organisieren?“ Sie wurde in engem Zusammenhang mit<br />

der Thematik nachhaltiger Lebensstile diskutiert. Im Zentrum der Veranstaltung stand eine Zukunftswerkstatt<br />

zu der Frage, welche Aktivitäten der verschiedenen anwesenden gesellschaftlichen Gruppen<br />

und Organisationen es im Bereich nachhaltiger Konsum bereits gibt. Das Bedürfnisfeld „Ernährung“<br />

wurde als Beispiel gewählt, um konkrete Aktivitäten benennen zu können. Die genannten Aktivitäten<br />

und Ideen wurden im Hinblick auf die Akteure/Bereiche „Politik“, „Unternehmen“, „Verbraucher/innen“<br />

und „Öffentlichkeit/Medien“ sortiert. Die entstehende Matrix wurde in der anschließenden<br />

Diskussion zuerst auf Lücken und dann auf besondere teils auch querliegende Punkte hin unter die<br />

Lupe genommen. Sogenannte Merkposten wurden hervorgehoben, so wie die Veränderung der<br />

Nachfrage, die Suche nach besonders guten Möglichkeiten und Situationen für die Ansprache, die<br />

Bedeutung von Umbruchssituationen dabei und der Synergieeffekt, den es haben kann, Institutionen<br />

und Großverbraucher auf alternative Konsummöglichkeiten hin anzusprechen.<br />

Die Ergebnisse der Fachtagung wurden in das BUND-Thesenpapier aufgenommen und haben darüber<br />

hinaus dazu beigetragen, den Ablauf des Dialogforums zu „Nachhaltigen Lebensstilen“ im Workshop<br />

am 6.11.2002 zu strukturieren (siehe Anlage 2.3).<br />

13


3) Materialsammlung „Nachhaltige Lebensstile“<br />

Im Auftrag des BUND hat die Agenda-Agentur Berlin eine Materialsammlung erstellt, die über 150<br />

kommentierte Literaturhinweise, Projekte und Links zu Internetseiten zur Thematik „Nachhaltige Lebensstile“<br />

enthält. Die Materialsammlung gibt einen Überblick über die Aktivitäten zu nachhaltigen<br />

Lebensstilen. Der Kommunikationsaspekt wird dabei besonders berücksichtigt.<br />

Sie umfasst folgende Themenfelder:<br />

� Lebensstilforschung und Milieuspezifik<br />

� Kommunikationsprojekte von Nichtregierungsorganisationen<br />

� Praxisbeispiele von Nichtregierungsorganisationen<br />

� Kampagnen des Staates<br />

� Erfolg nichtstaatlicher Kampagnen<br />

� Kritik/Pragmatismus (Grundsatzfragen)<br />

� Gender/Geschlechterverhältnis (besonders Mobilität)<br />

� Kinder (insbesondere Konsum).<br />

Die Materialsammlung spiegelte den Stand der Diskussion wieder und bildete damit eine wertvolle<br />

Grundlage im Rahmen der fachlichen Vorbreitung des Workshops am 6. November und wurde im<br />

Vorfeld an die Teilnehmer/innen verschickt. Sie steht auch weiterhin zur Verfügung und ist im Internet<br />

unter http://zukunftscafe.de/sammlung.xls abrufbar.<br />

4.4 Workshop „Kommunikation und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie“<br />

Am 06. November 2002 fand im Haus Harnack in Berlin der Workshop „Kommunikation und Umsetzung<br />

der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie statt. Dieser Workshop richtete sich, wie auch der erste<br />

Workshop, an Vertreter/innen der Umwelt-, Naturschutz-, Verbraucher- und Entwicklungsverbände<br />

sowie auch an Expert/innen der Bundesministerien und deren nachgelagerten Behörden und sachverständige<br />

aus der Wissenschaft.<br />

Der Workshop hatte die Zielsetzung, Empfehlungen für die erfolgreiche Kommunikation und Umsetzung<br />

der Strategie durch die Bundesregierung und die Umweltverbände am Beispiel von nachhaltigen<br />

Lebensstilen und Konsummustern sowie von nachhaltiger Siedlungsentwicklung zu erarbeiten.<br />

Der Workshop wurde mit einer Diskussionsrunde über die Auswirkungen des Weltgipfels für Nachhaltige<br />

Entwicklung in Südafrika auf die nationale Nachhaltigkeitsstrategie eröffnet. Es wurde deutlich,<br />

dass es jetzt auf die Umsetzung ankomme und die müsse auf nationaler Ebene konkretisiert werden.<br />

Dieser einführenden Diskussion folgte im Plenum eine Gesprächsrunde zu Bildung und Kommunikation<br />

für eine nachhaltige Entwicklung als Aufgabe der Nichtregierungsorganisationen. Dabei wurden<br />

Stand, Defizite und Lösungsansätze angesprochen. Zwischendurch hatten die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer die Gelegenheit eine persönliche Bilanz von nachhaltigem Lebensstil zu reflektieren. Nach<br />

der Mittagspause wurden zwei Parallelforen zu den Themen Lebensstile und Flächenverbrauch angeboten.<br />

Beide Foren hatten es sich zur Aufgabe gemacht, Empfehlungen an die Bundesregierung zur<br />

Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie zu erarbeiten. Der Workshop wurde mit einer Talkrunde abgeschlossen,<br />

die die Anforderungen an die Politik und die Rolle der gesellschaftlichen Akteure bei der<br />

Weiterentwicklung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie thematisierte. (siehe Programm in Anlage<br />

4). Die ausführliche Dokumentation des Workshops ist dem Bericht unter Anhang 3 beigefügt.<br />

14


5 Bewertung und Schlussfolgerungen des Vorhabens<br />

5.1 Bewertung der Partizipationsinstrumente<br />

5.1.1 Kommunikation als Zielsetzung des Projektes<br />

Kommunikation ist die Grundvoraussetzung dafür, dass Nachhaltige Entwicklung möglich wird. Schon<br />

beim Erarbeiten der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, aber noch viel mehr bei deren Umsetzung<br />

sollten die deutschen Natur- und Umweltverbände durch einen gezielten und breit angelegten Meinungsaustausch<br />

mit ihren Verbänden und ihren Untergliederungen bis auf Kreis- und Ortsebene zu<br />

den ökologischen Themen der Nachhaltigkeitsstrategie zu einer Verbesserung der Information und<br />

Akzeptanz bei umweltpolitisch engagierten Akteuren beitragen. Durch das F&E Vorhaben sollten Positionen<br />

und Beiträge der Verbände zum Entwurf der NHS gebündelt und in die Diskussionen des Umweltministeriums<br />

mit einbezogen werden.<br />

Die Entwicklung des Dialogs und der Kommunikation wird von den beteiligten Umweltverbänden positiv<br />

bewertet. Insbesondere konnte durch das Projekt eine Verbesserung der Kommunikationssituation<br />

innerhalb der vierzehnmonatigen Laufzeit erreicht werden. Dabei kamen unterschiedliche Herangehensweisen<br />

zum Einsatz. Die Verbände wählten sowohl einen fachspezifischen Ansatz mit dem<br />

gezielt der Austausch mit internen und externen Experten gesucht wurde, als auch eine breit angelegte<br />

Informationskampagne. Die Verbandsgremien, Mitgliedsverbände, Landesverbände und Fachausschüsse<br />

wurden durch Anschreiben und Internet-Seiten über den Entwurf der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

informiert und dazu aufgefordert, Verbesserungsvorschläge, inhaltliche Kritik oder Bewertungen<br />

zu formulieren. Dabei wurde schnell deutlich, dass es in den Verbänden unterschiedliche Vorkenntnisse<br />

und Interessen gibt, so dass sich die Vermittlung der gesamten Strategie außerhalb von<br />

Expertengruppen, die sich ohnehin mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen, z. T. als sehr schwierig<br />

erwies und viel Überzeugungsarbeit benötigte.<br />

5.1.2 Workshops:<br />

(„Umweltdimension der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie – Positionen und<br />

Beiträge der Umweltverbände, Perspektiven für den weiteren Prozess“ und<br />

„Kommunikation und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie der Nachhaltigkeitsstrategie“)<br />

Die Workshops stießen auf breites Interesse und überstiegen mit der Zahl der Teilnehmer/innen die<br />

Erwartungen der Organisatoren. Der erste Workshop terminiert im Vorfeld des Weltgipfels für Nachhaltige<br />

Entwicklung (WSSD), hatte den Bonus der Vorbereitungsphase auf der einen Seite, fand aber<br />

auch in großer Konkurrenz zu den zahlreichen anderen Veranstaltungen zur WSSD statt. Somit konnten<br />

einige einschlägige Expert/innen hieran nicht teilnehmen. Die Bedeutung hiervon für den Ausgang<br />

der Workshops lässt sich nicht messen. In dem ersten Workshop konnten verschiedene Diskussionsforen<br />

angeboten werden, z.B. „open space“ (Veranstaltung bei der nur ein moderiertes Thema dem<br />

Plenum zur Diskussion gestellt wird). Dieses Instrument wurde von den Teilnehmer/innen gerne angenommen.<br />

Das im Beiprogramm des ersten Workshops eingebaute Theaterstück zum Thema Nachhaltigkeit<br />

hat die Bedeutung eines weiteren Instrumentes aufgezeigt. In diesem Instrument liegt noch<br />

ein großes Potential, welches in Zukunft stärker berücksichtigt werden sollte.<br />

Der zweite Workshop fand ebenso gute Resonanz wie der erste, was zum einen darauf zurückzuführen<br />

ist, dass diese Veranstaltung mit ausreichendem zeitlichen Abstand zur WSSD stattfand und somit<br />

einer der wenigen Workshops zu diesem Thema war, und zum anderen, dass die ausgewählten Themen<br />

Bildung, Lebensstile und Flächenverbrauch einen großen Diskussionsbedarf haben. Die Projektverantwortlichen<br />

haben im Vorfeld verschiedene Veranstaltungsformen geprüft und schließlich die<br />

Form des Workshops gewählt. Das gute Ergebnis des Workshops verweist auf die richtige Wahl.<br />

15


Beide Workshops erarbeiteten Vorschläge, wie Nachhaltige Entwicklung anhand der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />

kommuniziert und deren Akzeptanz bei den Umwelt- und Naturschutzverbänden<br />

ausgebaut werden kann. Die Ergebnisse und die daraus resultierenden Anforderungen an die Umwelt-<br />

und Naturschutzverbände sind vielschichtig und komplex.<br />

In beiden Workshops konnte durch die vorhandene fachliche Kompetenz ein wichtiger Dialog zwischen<br />

Umwelt-, Naturschutz- und Verbraucherverbänden, der Regierung und wissenschaftlichen Institutionen<br />

aufgebaut werden, der Widersprüche, verschiedene Ansätze zur Kommunikation von<br />

Nachhaltigkeit aber auch Gemeinsamkeiten entscheidend gefördert hat.<br />

Während beim ersten Workshop die Kommunikation innerhalb der Umwelt- und Naturschutzverbände<br />

im Fordergrund stand, wurde beim zweiten Workshop auch die Bedeutung einer Kommunikation<br />

Nachhaltiger Entwicklung anhand von Inhalten aus der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie in der<br />

breiten Öffentlichkeit diskutiert. Die Empfehlungen müssen, insbesondere des zweiten Workshops,<br />

noch in konkrete Schritte umgesetzt werden. Der zweite Workshop fand zum Abschluss des Projektes<br />

statt und entwickelte viele gute Ideen und Ansätze für eine verbesserte Kommunikation der Inhalte<br />

der Nachhaltigkeitsstrategie, die es nun gilt weiterzuverfolgen.<br />

In einem anschließenden Projekt muss die Weiterentwicklung der bereits vorhandenen Ansätze eine<br />

zentrale Rolle spielen. Auch wird es für dieses Projekt eine große Herausforderung werden, den aufgebauten<br />

Dialog und die Akzeptanz zu stärkerem und konkretem Handeln überzuleiten.<br />

5.1.3 Fachgespräche (Mobilität, 21 Ziele in der Nachhaltigkeitsstrategie, internationale<br />

Dimension nachhaltiger Agrarpolitik, Flächenverbrauch)<br />

Die Fachgespräche hatten unterschiedliche kommunikative Zielsetzungen. Für diese Gespräche<br />

konnte die Fachkompetenz der Umwelt- und Naturschutzverbände mobilisiert werden, zum Einen, um<br />

die Verbände in den Konsultationsprozess zum Entwurf der Nachhaltigkeitsstrategie zu integrieren<br />

und zum Anderen um die beiden Workshops des F&E Vorhabens inhaltlich vorzubereiten.<br />

Die Fachgespräche haben in diesen Zusammenhang ihr Ziel erreicht: der Dialog mit den verschiedenen<br />

Akteuren konnte umgesetzt werden, so dass am Ende eine gemeinsame Stellungnahme zum<br />

Entwurf und eine Analyse und Bewertung der Endfassung der Strategie vorgenommen werden<br />

konnte. Außerdem konnten die Workshops durch die entsprechenden Fachgespräche entscheidend<br />

inhaltlich vorbereitet werden und die wichtigsten fachlichen Gremien nicht nur der Umwelt- und Naturschutzverbände<br />

untereinander, sondern auch der Verbraucherverbände, Wissenschaft und Regierungsvertreter<br />

einbezogen werden.<br />

5.1.4 Begleitende Kommunikationsinstrumente<br />

Der Konsultations- und Partizipationsprozess wurde durch folgende vor-, bzw. nachbereitende Maßnahmen<br />

begleitet:<br />

� Versand von Fragebögen an die Mitgliedsverbände zur Teilauswertung des Kommunikations- und<br />

Dialogprozesses im Rahmen des F&E Vorhabens (siehe Anhang 14);<br />

� Versand von Informationen und Ergebnissen über die aktuellen und relevanten Entwicklungen des<br />

Dialogs- und Konsultationsprozesses zur Nachhaltigkeitsstrategie;<br />

� Nutzung der Internetseiten von DNR, BUND, NABU für die Kommunikation von Informationen und<br />

Ergebnisse zu den Inhalten des Projektes)<br />

� Kommunikation von Stellungnahmen der eingebundenen Verbände zur Nachhaltigkeitsstrategie;<br />

� Kommunikation der Diskussionsergebnisse aus den Fachgesprächen durch Protokolle die an die<br />

einbezogenen Verbände und Experten verschickt wurden;<br />

16


� Kommunikation der Ergebnisse der Workshops durch Dokumentationen an alle TeilnehmerInnen<br />

und Interessierten;<br />

� Veröffentlichung der Stellungnahme zum Entwurf der Nachhaltigkeitsstrategie in<br />

Verbandspublikationen und als Pressemitteilung;<br />

� Gemeinsame Pressemitteilungen der Umwelt- und Naturschutzverbände zum Entwurf der<br />

Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie ;<br />

� Veröffentlichung von Artikeln in Verbändezeitschriften und im Internet;<br />

� Materialsammlung zu „Nachhaltige Lebensstile“;<br />

� Projektgespräche und Meinungsaustausch der Umwelt- und Naturschutzverbände mit Vertretern<br />

des BMU;<br />

� Expertengespräche;<br />

� Veröffentlichung der Analyse und Bewertung der Endfassung der Strategie.<br />

Die genannten Maßnahmen haben bis auf die Fragebogenaktion ihr Ziel erreicht. Das Thema Nachhaltigkeit<br />

anhand der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie konnte in den Umwelt- und Naturschutzverbänden<br />

weiter verankert werden, so dass das breite Spektrum der Verbände sich mehr mit den Inhalten<br />

der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie befassen und auseinander setzen können.<br />

Die Umweltverbände haben intensiv über die Verbandspublikationen und das Internet die Nachhaltigkeitsstrategie<br />

kommuniziert. Inwieweit der Einsatz von Internet und Verbandspublikationen Informationen<br />

von dem breiten Spektrum der Mitglieder aufgenommen wurden, konnte nicht im einzelnen<br />

überprüft werden. Die Berichte führten aber dazu, dass sich Aktive von der lokalen Ebene in die Diskussionen<br />

zur Nachhaltigkeitsstrategie einbrachten.<br />

Die vom DNR initiierte Fragebogenaktion hat nur eine unbedeutende Resonanz hervorgerufen. Das<br />

Medium der Fragebögen als ein Kommunikationsinstrument war für die angewendete Thematik nicht<br />

gut geeignet. Um das Ergebnis der Befragung zu verbessern, müsste man den Aufwand (besonders<br />

personell) deutlich erhöhen.<br />

Die Projektgespräche und der Meinungsaustausch mit Vertretern des Umweltministeriums war ein<br />

wichtiger Bestandteil des Projektes und wirkte sich sehr positiv auf den Verlauf und die Dynamik des<br />

Vorhabens aus.<br />

Um das Thema der Nachhaltigkeitsstrategie angemessen kommunizieren zu können, benötigen die<br />

Verbände mehr Zeit, andere Formen der Ansprache und sogenannte konkrete, greifbare, erlebbare<br />

„Aufhänger“ und auch andere Instrumente, die in der Lage sind die „Leute dort abzuholen, wo sie<br />

stehen“. Die Nachhaltigkeitsstrategie bietet ein breites Spektrum an Themen, die als Anhaltspunkte<br />

genommen werden können.<br />

Während im Winter 2001/2002 viele Aktive in den Umweltverbänden erstmals mit dem Prozess der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie konfrontiert wurden und die zeitliche Kürze des Konsultationsprozesses den<br />

Dialog prägte, hat sich seit dem Sommer 2002 ein Netzwerk von Nachhaltigkeits-Interessierten gebildet,<br />

das den Prozess der Umsetzung und Fortentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie interessiert<br />

begleitet.<br />

Insbesondere bei den beiden Schwerpunkt-Themen des Projektes „Flächenverbrauch und Lebensstile“<br />

ist ein enges Netzwerk zwischen den Projekt-Mitarbeiterinnen und anderen aktiven Organisationen<br />

entstanden. Von diesen Organisationen kam zum Teil die explizite Aufforderung an die Umweltverbände,<br />

an den angestoßenen Themen "dran zu bleiben". Das Netzwerk umfasst dabei bisher neben<br />

den Umweltverbänden auch Entwicklungsorganisationen, Verbraucherorganisationen, kirchliche Initiativen<br />

und Einrichtungen. Die Zahl der an Querschnittsthemen Interessierten (Bildung, Lebensstile)<br />

hat im zweiten Halbjahr 2002 im Umfeld des Workshops vom 6.11.2002 stark zugenommen.<br />

17


5.1.5 Empfehlungen für die Fortsetzung des Dialogs<br />

Der bisher stattgefundene Partizipationsprozess kann nur als ein guter Start verstanden werden. Wie<br />

die Erfahrungen aus dem vorangegangenen Projekt zeigen, kann in dem weiterführenden Dialog mit<br />

den gleichen Kommunikationsinstrumenten weitergearbeitet werden. Weiterhin besteht noch ein großer<br />

Bedarf, durch die Bündelung und Vernetzung der Umwelt- und Naturschutzverbände den Nachhaltigkeitsprozess<br />

zu begleiten und den Nachhaltigkeitsgedanken verstärkt in die Verbandsarbeit zu<br />

integrieren. Das Monitoring der Nachhaltigkeitsstrategie kann hierbei eine wichtige integrative Rolle<br />

übernehmen.<br />

Es ist wichtig, neben den bewährten Kommunikationsformen auch über neue und innovative Instrumentarien<br />

nachzudenken, um den begonnenen Kommunikations- und Dialogprozess zur Umsetzung<br />

der Nachhaltigkeitsstrategie effizienter gestalten zu können. Instrumente, wie z.B. „open space“ oder<br />

Theaterprojekte, können ein wichtiger Beitrag sein, um z.B. kreative Mitarbeit zu fördern.<br />

Neben der internen Kommunikation der Verbände gewinnt eine nach außen wirkende Kommunikation<br />

(z.B. Medien und Internet) immer mehr an Bedeutung. Aus diesem Grund muss in Zukunft vermehrt<br />

eine Kommunikationsstrategie entwickelt werden, die die Nachhaltigkeitsstrategie in die Bevölkerung<br />

transportiert und Beteiligungs- und Umsetzungsmöglichkeiten aufzeigt und zur Bewusstseinsbildung<br />

beiträgt.<br />

5.2 Schlussfolgerungen für die Gestaltung des Konsultations- und Dialogprozesses zur<br />

Umweltdimension der Nachhaltigkeitsstrategie: Empfehlungen an die Bundesregierung<br />

für den Revisionsprozess<br />

5.2.1 Ziele und Akteure des Konsultations- und Dialogprozesses<br />

Der Dialogprozess zur Umweltdimension im Rahmen der Revision der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />

sollte im wesentlichen zwei Zielen gerecht werden:<br />

1. Fachwissen und Forderungen aus den Reihen der Umweltverbände und anderen<br />

Nichtregierungsorganisationen und gesellschaftlichen Gruppen sollen in die Weiterentwicklung der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie einfließen.<br />

2. Die Nachhaltigkeitsstrategie soll in diesem Zusammenhang sowohl innerhalb der Umweltverbände<br />

als auch der interessierten Öffentlichkeit verstärkt zugänglich gemacht werden. Dabei ist zu berücksichtigen,<br />

dass sich in den Umweltverbänden wie auch in anderen gesellschaftlichen Organisationen<br />

ein sehr differenziertes Spektrum von Akteuren findet: allein die Gruppe der potentiell<br />

an der Nachhaltigkeitsthematik Interessierten lässt sich aufgrund der Erfahrungen aus dem F&E-<br />

Vorhaben grob in drei Gruppen unterteilen:<br />

� Fachlich Interessierte, die die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie eng verfolgen (z.B. in<br />

den Bereichen Mobilität und Flächenverbrauch);<br />

� am Prozess der Nachhaltigkeit Interessierte, die die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung<br />

im Verhältnis zur internationalen (WSSD, EU-NHS) oder lokalen (lokale Agenda 21) Nachhaltigkeitspolitik<br />

betrachten;<br />

� die Zahl der an Querschnittsthemen Interessierten (Bildung, Lebensstile) hat im zweiten Halbjahr<br />

2002 im Umfeld des Workshops vom 6.11.2002 stark zugenommen.<br />

Hinzu kommen nicht-aktive Mitglieder der Verbände und Aktive auf lokaler oder regionaler Ebene mit<br />

unterschiedlich starkem Interesse an der Nachhaltigkeitsdiskussion. Darüber hinaus sollte bei verschiedenen<br />

Gruppen innerhalb der Bevölkerung durch gezielte Ansprache das Interesse für den<br />

Nachhaltigkeitsprozess gestärkt werden.<br />

18


5.2.2 Empfehlungen an die Bundesregierung<br />

Aus den Erfahrungen des F&E-Vorhabens lassen sich die folgenden Empfehlungen ableiten, um eine<br />

breite Beteiligung bei der Weiterentwicklung der Strategie zu gewährleisten.<br />

Netzwerke innerhalb der Umweltverbände<br />

Bestehende Netzwerke innerhalb der Umweltverbände und mit anderen gesellschaftlichen Organisationen<br />

sollten gestärkt werden.<br />

1. Personelle Ressourcen bei den Umweltverbänden stärken:<br />

Die Bereitstellung personeller Ressourcen zur Vernetzung des Meinungsbildungsprozesses innerhalb<br />

der Umweltverbände zur Nachhaltigkeitsstrategie ist auch in Zukunft der erfolgversprechendste<br />

Weg, breite und fundierte Beteiligung an den Konsultationen zu sichern. Wegen der<br />

diffusen Streuung der ansprechbaren Expert/innen in den Verbänden ist dies eine sehr zeitintensive<br />

Aufgabe. Die regelmäßige Nutzung der verbandsinternen Publikationen ist notwendig, um<br />

der Nachhaltigkeitsstrategie die notwendige Aufmerksamkeit zu verschaffen, erübrigt aber nicht<br />

den persönlichen Kontakt.<br />

2. Netzwerke zwischen Umweltverbänden und wissenschaftlichen Institutionen:<br />

Im Rahmen des F&E-Vorhabens hat sich seit dem Sommer 2002 ein Netzwerk von Nachhaltigkeits-Interessierten<br />

gebildet, die den Prozess der Umsetzung und Fortentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

interessiert begleiten. Der weitere Ausbau dieser Netzwerke ist ein Faktor, der<br />

zum Gelingen des Partizipationsprozesses maßgeblich beitragen kann.<br />

Bei den Meinungsbildungsprozessen innerhalb der Umweltverbände ist auch der Dialog mit Wissenschaftler/innen<br />

zu intensivieren. Für die meisten Fragen zu Details der Positionsbildung liegen<br />

verwertbare wissenschaftliche Ergebnisse vor, die mit Hilfe der Netzwerkbildung von der Wissenschaft<br />

zu den Umweltverbänden transferiert werden können.<br />

Spielraum bei der Weiterentwicklung der Strategie<br />

Fachinteressen sollten aufgegriffen und gestärkt werden. Im Rahmen der Weiterentwicklung der<br />

Strategie muss realer Spielraum bestehen, politische Zielsetzungen zu beeinflussen.<br />

3. Verknüpfung der Revision der Nachhaltigkeitsstrategie mit weiterführenden politischen<br />

Entscheidungen:<br />

Entscheidend für die Intensität mit der sich die Umweltverbände an der Konsultation zur Nachhaltigkeitsstrategie<br />

beteiligen, ist die Einschätzung, inwieweit die Erstellung bzw. Revision der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie mit weiterführenden politischen Entscheidungen verbunden ist, oder ob<br />

lediglich bereits getätigte Beschlüsse zusammengefasst werden. Zwar hat auch eine bloße Zusammenfassung<br />

beschlossener Maßnahmen ihren Sinn (kommunikative Wirkung, Erhöhung der<br />

Kohärenz und Verbindlichkeit), aber eine noch intensivere Beteiligung seitens der Stakeholder ist<br />

nur zu erwarten, wenn es um mehr geht. Das könnte zum Beispiel dadurch signalisiert werden,<br />

dass die Bundesregierung offene Fragen formuliert, die sie im Laufe des Konsultationsverfahrens<br />

beantworten will. Die Formulierung einer begrenzten Anzahl hinreichend konkreter Fragen könnte<br />

gleichermaßen die politische Relevanz und die öffentliche Aufmerksamkeit für die Nachhaltigkeitsstrategie<br />

erhöhen.<br />

19


Instrumente für die Realisierung des Dialogprozesses<br />

Der Dialogprozess sollte Internetforum mit Veranstaltungen kombinieren. Zusätzliche<br />

Öffentlichkeitsarbeit ist sinnvoll. Ein realistischer Zeitrahmen ist von essentieller Bedeutung für das<br />

Gelingen des Beteiligungsprozesses.<br />

4. Dialogforum im Internet:<br />

Das Experiment des Dialogforums im Internet aus der zweiten Dialogphase zur Erstellung der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie sollte während des Revisionsprozesses 2003/2004 wiederholt werden,<br />

allerdings unter Einbeziehung folgender Überlegungen:<br />

� Wenn das Forum tatsächlich der Konsultation und nicht lediglich der Akzeptanzsteigerung<br />

dient, dann muss es über einen längeren Zeitraum eingerichtet werden (mindestens 6 Monate).<br />

� Um die Diskussion zu strukturieren, könnten phasenweise Schwerpunktthemen zur Diskussion<br />

gestellt werden. Die Ernsthaftigkeit der Konsultation könnte dadurch unterstrichen werden,<br />

dass die Bundesregierung selbst offene Fragen formuliert, zu denen die Meinungsbildung zwischen<br />

den Ressorts noch nicht abgeschlossen ist. Die Positionen und Argumente unterschiedlicher<br />

Stakeholder wären dann systematisch aufbereitet im Internet zu finden (Anhörung im<br />

Netz). Notwendig wäre eine formelle Einladung an die Verbände, sich offiziell an dieser Form<br />

des Dialogs zu beteiligen. Der Vorteil eines solchen Verfahrens wäre, dass sich nicht nur die<br />

offiziell beauftragten Verbandsfunktionäre mit den Fragen befassen würden, sondern auch<br />

die o.a. Expert/innen aus unterschiedlichen Fachgebieten und Ebenen der Verbände.<br />

� Das Internetforum muss unbedingt mit face-to-face-Treffen zwischen Vertreter/innen der<br />

Bundesregierung und der gesellschaftlichen Gruppen kombiniert werden. Denkbar sind periodische<br />

Treffen über den gesamten Zeitraum, evtl. jeweils zu Beginn oder zum Schluss einer<br />

thematischen Konsultationsphase. Auch auf den Foren und Veranstalt ungen,<br />

die für größere<br />

Kreise oder auf regionaler Ebene stattfinden, sollte auf den Internetprozess unmittelbar Bezug<br />

genommen werden.<br />

5. Veranstaltungen und Dialogforen:<br />

Die Bundesregierung soll zum Beginn des Revisionsprozesses eine große Auftaktveranst altung mit<br />

medialer Wirkung durchführen. Bei dieser Gelegenheit sollen die Vertreter/innen der Ressorts aus<br />

dem Staatssekretärausschuss für Nachhaltige Entwicklung berichten, was der Stand der Umsetzung<br />

in den jeweiligen Bereichen der Nachhaltigkeitsstrategie ist.<br />

Als weitere Veranstaltungen für den Revisionsprozess könnten der im Folgeprojekt des F&E-Vorhabens<br />

vorgesehene Workshop von DNR, NABU, BUND und BMU/UBA im Herbst 2003 und auch<br />

die geplante Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung am 2. Oktober 2003 dienen.<br />

Die Präsenz von Vertreter/innen der Bundesregierung hat sich bei den Fachgesprächen und<br />

Workshops im Rahmen des F&E-Vorhabens als sehr konstruktiv für den Dialogprozess erwiesen:<br />

Diese Zusammenarbeit sollte bei allen Veranstaltungen, die für das Folgeprojekt geplant sind,<br />

fortgesetzt werden.<br />

Die Konsultationen im Kanzleramt mit gesellschaftlichen Gruppen sollten bei der Revision der<br />

Strategie wieder aufgenommen werden. Wie bei den Internetforen sollte auch hier jeweils ein<br />

fachlicher Schwerpunkt gelegt und soweit möglich eine ergebnisoffene Diskussion geführt werden.<br />

Wichtig ist ein transparentes Einladungsverfahren mit angemessenem zeitlichen Vorlauf. Die<br />

Akteure der lokalen Ebene sollen hier die Möglichkeit haben, ihre langjährige Erfahrung im Bereich<br />

der Lokalen Agenda 21 einzubringen.<br />

Die Mitglieder des Deutschen Bundestages müssen in den Revisions- und Dialogprozess einbezo-<br />

20


gen werden. Dazu gehört als Grundvoraussetzung, dass die Bundesregierung den Bundestag regelmäßig<br />

über die Arbeit des Staatssekretärausschusses und den Stand der Umsetzung und Weiterentwicklung<br />

der Strategie informiert.<br />

Die Bundesländer müssen stärker in den nationalen Nachhaltigkeitsprozess eingebunden werden.<br />

Eine Veranstaltung zur Verknüpfung der Bundes- und Länderebene soll Gelegenheit bieten, die<br />

folgenden Fragen öffentlich zu diskutieren: Was kann aus der Erfahrung der Länder für die Bundesebene<br />

gelernt werden? Wo kann der Bund die Länder bei der Umsetzung der nationalen<br />

Nachhaltigkeitsstrategie unterstützen? (Diese Fragen sind z.B. für die Umsetzung des Flächenziels<br />

in der nationalen Strategie sehr relevant.)<br />

Das Internetforum soll von Veranstaltungen mit regionalen und fachlichen Schwerpunkten begleitet<br />

werden, die mit Unterstützung der Bundesregierung von verschiedenen Organisationen ab<br />

September 2003 durchgeführt werden könnten.<br />

6. Öffentlichkeit für die Nachhaltigkeitsstrategie schaffen:<br />

Eine umfassende zielgruppenspezifische Kommunikationsstrategie um die Bevölkerung zu erreichen<br />

ist von zentraler Bedeutung für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie. Eine Voraussetzung<br />

für die Verbreitung der Kenntnisse über die Nachhaltigkeitsstrategie sind dabei besser aufbereitete<br />

Informationsmaterialien seitens der Bundesregierung.<br />

Die Langfassung der Strategie sollte in ausreichender Anzahl der interessierten Öffentlichkeit zur<br />

Verfügung gestellt werden<br />

� Die Kurzfassung der Strategie sollte in hoher Auflage verteilt werden, um einer breiten<br />

Bevölkerung zugänglich gemacht zu werden.<br />

� Ständig aktualisierte Informationen über den Umsetzungsstand der Projekte der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie (der Bundesregierung und des Rates für Nachhaltige Entwicklung)<br />

sollten vorliegen und veröffentlicht werden.<br />

� Für die Akteure auf der lokalen Ebene sollten die wesentlichen unterstützenden Punkte aus<br />

der Nachhaltigkeitsstrategie in knapper und anschaulicher Form aufbereitet werden und mit<br />

einem relativ breiten Verteilerkreis (z.B. BUND: 2200 Orts- und Kreisgruppen) verbreitet werden.<br />

Die Koordinationsstelle Agenda-Transfer könnte dabei eine aktive Rolle übernehmen.<br />

Dafür muss es gewährleistet sein, dass dort ausreichend Ressourcen vorhanden sind.<br />

Die Akteure der kommunalen Ebene sollen aufgefordert werden, die Zielsetzungen der nationalen<br />

Nachhaltigkeitsstrategie auch auf der nationalen Ebene umzusetzen. Die Verbindung<br />

zwischen der nationalen Strategie und den entsprechenden Länderprogrammen soll im Rahmen<br />

des Bund-Länder-Arbeitskreises „Nachhaltige Entwicklung“ weiterverfolgt werden.<br />

� Gesondertes Material könnte auch im Bildungsbereich sinnvoll sein. Für ausgewählte Gruppen<br />

der Bevölkerung könnte gesondertes Material angefertigt werden. Zum Beispiel könnte für<br />

Schüler/innen Schulmaterial hergestellt werden. Auch für die außerschulische Bildung, für<br />

Volkshochschulkurse und für interessierte Senior/innen könnte Material für die Vermittlung der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie bereit gestellt werden.<br />

� Zur Kommunikation des Nachhaltigkeit sgedankens und zur weiteren Bekanntmachung der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie in der Bevölkerung sollen in Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen<br />

Gruppen Kommunikationsmittel wie Videospots entwickelt werden, die im Fernsehen regelmäßig<br />

zur Hauptsendezeit, z.B. vor der Tagesschau ausgestrahlt werden. Hier können auch Prominente<br />

einbezogen werden. Auch könnte mit dieser Sendung die Adresse des Internetforums<br />

der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden.<br />

21


7. Realistischer Zeitrahmen<br />

Der Konsultationsprozess sollte im September 2003 starten, so dass ein Vorlauf von einem halben<br />

Jahr bis zur Revision der Strategie durch die Bundesregierung und den Bundestag besteht. Zu diesem<br />

Zeitpunkt sollten das Internetforum gestartet und die gesellschaftlichen Akteure zur Beteiligung eingeladen<br />

werden.<br />

Die Empfehlungen bauen auf dem Papier „Modellhafte Gestaltung des Dialog- und Konsultationsprozesses“<br />

von Matthias Seiche (BUND) auf, das im Rahmen des F&E-Vorhabens erstellt und bei der<br />

Arbeitsbesprechung mit dem BMU am 26.06.2002 vorgelegt wurde. Das Papier befindet sich im Anhang<br />

2.2.<br />

22


6 Zusammenfassung<br />

Mit diesem Bericht wird das F&E Vorhaben des Bundesumweltministeriums „Die Umweltdimension der<br />

nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“ abgeschlossen. Das Projekt wurde in zwei Projektabschnitte<br />

unterteilt, die sich zum einen mit der Positionsfindung der Umwelt- und Naturschutzverbände zum<br />

Entwurf der Nachhaltigkeitsstrategie und zum anderen mit den praktischen Anwendungsmöglichkeiten<br />

und der Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie durch die Umweltverbände beschäftigten. Dabei<br />

wurden beispielhaft die Themen Mobilität, Agrarpolitik, Klimaschutz und Energiepolitik, nachhaltige<br />

Siedlungsentwicklung, nachhaltige Konsummuster und Lebensstile sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung<br />

aufgegriffen.<br />

Motiviert wurde das Vorhaben durch den Wunsch, die Einflussnahme der Umwelt- und Naturschutzverbände<br />

auf die Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie durch deren Bündelung zu verstärken,<br />

wobei der Kommunikation der Nachhaltigkeitsstrategie in die Verbände eine grundlegende Bedeutung<br />

beigemessen wurde. Durch breiten Dialog mit Experten von Verbänden, Wissenschaft und Regierung<br />

konnte die Motivation in zielorientiertes Handeln umgesetzt werden.<br />

Anhand von mehreren Fachgesprächen und zu den oben genannten Themenschwerpunkten, deren<br />

Ergebnisse in einem ersten großen Workshop kurz vor der endgültigen Überarbeitung des Entwurfes<br />

der Nachhaltigkeitsstrategie eingespeist wurden, konnten die Erwartungen aus den Reihen der Umweltverbände<br />

gebündelt und in den Konsultationsprozess der Bundesregierung eingebracht werden.<br />

Neben der Positionierung der Umweltverbände zu den umweltrelevanten Aspekten des Entwurfs der<br />

nationalen Nachhaltigkeitsstrategie wurde in diesem Workshop auch der Dialogprozess zur Nachhaltigkeitsstrategie<br />

durch die Umweltverbände ausgestaltet und in Gang gesetzt. Es wurden Lösungsansätze<br />

für die Information und die Kommunikation von Nachhaltigkeit entwickelt, aber auch zur Förderung<br />

der Bereitschaft, den Nachhaltigkeitsgedanken im Alltag in Handeln umzusetzen.<br />

Zur gezielten Vorbereitung des zweiten Workshops „Kommunikation und Umsetzung der nationalen<br />

Nachhaltigkeitsstrategie“ wurden ebenfalls Fachgespräche zu den o.g. Themenschwerpunkten realisiert.<br />

Der Workshop erarbeitete Empfehlungen für die erfolgreiche Kommunikation und Umsetzung<br />

der Strategie durch die Bundesregierung und die Umweltverbände.<br />

Die Workshops stießen auf breites Interesse. Besonders beim zweiten Workshop wurde deutlich, dass<br />

sich die ausgewählten Themen Bildung, Lebensstile und Flächenverbrauch durch einen großen<br />

Diskussionsbedarf auszeichnen. In beiden Workshops konnte durch die vorhandene fachliche Kompetenz<br />

ein wichtiger Dialog zwischen Umwelt-, Naturschutz- und Verbraucherverbänden, der Regierung<br />

und wissenschaftlichen Institutionen aufgebaut werden, der Widersprüche aufgedeckt, verschiedene<br />

Ansätze zur Kommunikation von Nachhaltigkeit aber auch Gemeinsamkeiten entscheidend gefördert<br />

hat.<br />

Am Ende des Berichtes werden neben den Empfehlungen für ein weiteres Projekt die verschiedenen<br />

Kommunikationsinstrumente und Maßnahmen aufgelistet und nach ihrer Wirkung für das Vorhaben<br />

eingeschätzt, wobei eine generell positive Einschätzung erfolgte. Um jedoch das Thema der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

angemessen kommunizieren zu können, benötigen die Verbände mehr Zeit, andere<br />

Formen der Ansprache und sogenannte konkrete, greifbare, erlebbare „Aufhänger“, die in der Lage<br />

sind die „Leute dort abzuholen, wo sie stehen“. Zu den verschiedenen Fachthemen ist ein Netzwerk<br />

zwischen den Projekt-Mitarbeiter/innen und anderen aktiven Organisationen entstanden. Von diesen<br />

Organisationen kam zum Teil die explizite Aufforderung an die Umweltverbände, an den angestoßenen<br />

Themen "dran zu bleiben".<br />

Zur weiteren Gestaltung des Dialog- und Konsultationsprozesses wurde eine konkrete Empfehlung an<br />

die Bundesregierung zur Gestaltung des Revisionsprozesses abgegeben. Auch hier sollten, wie für das<br />

F&E-Vorhaben bereits entwickelt, Fachwissen und Forderungen aus den Reihen der Umweltverbände<br />

und anderen Nichtregierungsorganisationen und gesellschaftlichen Gruppen in die Weiterentwicklung<br />

der Nachhaltigkeitsstrategie einfließen und innerhalb der Umweltverbände als auch der interessierten<br />

23


Öffentlichkeit verstärkt zugänglich gemacht werden.<br />

Das Vorhaben wurde von den Beteiligten als ein erster wichtiger Schritt bewertet, die Ansätze und<br />

Ergebnisse sollten aber in einem anschließenden Projekt weiterentwickelt werden. Auch wird es für<br />

ein zukünftiges Projekt eine große Herausforderung werden, den aufgebauten Dialog und die Akzeptanz<br />

zu stärkerem und konkretem Handeln überzuleiten.<br />

24


Anhang<br />

Inhalt<br />

1 Dokumentation Workshop: Die Umweltdimension der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />

27<br />

2 Arbeitsbesprechung am 26.06.02 zum Forschungs- und Entwicklungs-<br />

vorhaben Nr. 901 11 105, „Umweltdimension der nationalen<br />

Nachhaltigkeitsstrategie“ 38<br />

2.1 Analyse der Endfassung der Nachhaltigkeitsstrategie 38<br />

2.2 Modellhafte Gestaltung des Dialog- und Konsultationsprozesses 39<br />

2.3 Konzeption des 2. Workshops im Rahmen des Forschungs- und<br />

Entwicklungsvorhabens „Umweltdimension der Nachhaltigkeitsstrategie“ zum<br />

Thema Kommunikation der Nachhaltigkeitsstrategie. Hintergrundpapier zum<br />

Bereich Lebensstile und Kommunikation (BUND) 45<br />

2.4 Konzeption des 2. Workshops im Rahmen des Forschungs- und<br />

Entwicklungsvorhabens „Umweltdimension der Nachhaltigkeitsstrategie“ zum<br />

Thema Kommunikation der Nachhaltigkeitsstrategie. 48<br />

3 Workshop „Kommunikation und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie“ 51<br />

3.1 Einleitung 51<br />

3.2 „Berlin – Johannesburg und zurück: Ergebnisse des Gipfels für nachhaltige<br />

Entwicklung und Schlussfolgerungen für die nationale Nachhaltigkeitsstrategie“ 51<br />

3.3 Persönliche Nachhaltigkeitsbilanz 51<br />

3.4 Bildung und Kommunikation für eine nachhaltige Entwicklung als Aufgabe der<br />

Nichtregierungsorganisationen – Stand, Defizite, Lösungsansätze 52<br />

3.5 Dialogforum 1: Nachhaltige Lebensstile 52<br />

3.6 Dialogforum 2: Flächenverbrauch 55<br />

3.7 Nationale Nachhaltigkeitsstrategie: Wie geht es weiter? Anforderungen an die<br />

Politik und die Rolle der gesellschaftlichen Akteure 60<br />

4 Programm des Workshops Kommunikation und Umsetzung der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie 60<br />

5 Persönliche Nachhaltigkeitsbilanz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer 61<br />

6 Was Siebenjährige können/erfahren haben sollten (eine Auswahl) 62<br />

7 „PISA – Stunde der Umweltbildung“ von Klaus Hübner (DNR/LBV) 63<br />

7.1 PISA-Steckbrief 63<br />

7.2 Ergebnisse in der Tat nicht berauschend 63<br />

7.3 Rolle der Umweltbildung 63<br />

7.4 Agenda für den Vorschulbereich nötig 64<br />

7.5 Naturnahes Schulgelände fördert naturwissenschaftliche Grundbildung 64<br />

7.6 Genaues Hinsehen notwendig 65<br />

8 Grundlagenpapier „Lebensstile als Zielgruppen in der Kommunikation für<br />

eine nachhaltige Entwicklung“ von Silke Kleinhückelkotten (ECOLOG) 66<br />

9 Sieben Thesen zur Kommunikation für eine nachhaltige Entwicklung 68<br />

10 Soziale Milieus nach Sinus (2002) 69<br />

25


11 Hintergrundpapier zum Thema „Nachhaltige Lebensstile“ 70<br />

11.1 Problemaufriss 70<br />

11.2 Thesen/Empfehlungen 72<br />

11.3 Forderungen an die Politik 73<br />

11.4 Umgang mit Unternehmen: Strategie zwischen Allianzen und öffentlichem Druck? 74<br />

12 Ergebnisse Dialogforum 1: Nachhaltige Lebensstile 75<br />

13 Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer Workshop „Kommunikation und<br />

Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie“ 77<br />

14 Fragebogenaktion zur Umweltdimension der nationalen Nachhaltig-<br />

keitsstrategie an alle Mitgliedsverbände und interessierten Verbände 81<br />

26


1 Dokumentation Workshop: Die Umweltdimension der nationalen<br />

Nachhaltigkeitsstrategie<br />

Positionen und Beiträge der Umweltverbände<br />

Perspektiven für den weiteren Prozess<br />

Dokumentation des Workshops<br />

vom 7. bis 8. März 2002<br />

Harnack-Haus, Berlin<br />

Hrsg.: Deutscher Naturschutzring<br />

Am Michaelshof 8-10<br />

53117 Bonn<br />

Text und Redaktion: Helga Inden-Heinrich<br />

Petra Brüggemann<br />

Druck: Druckerei Eberwein, Bonn<br />

Diese Broschüre wurde im Rahmen des F&E-Projektes „Umweltdimension<br />

der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“ durch<br />

das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

gefördert.<br />

Juli 2002<br />

27


Vorwort<br />

Nachhaltigkeit als gesellschaftliche Aufgabe<br />

Der Workshop „Die Umweltdimension der nationalen<br />

Nachhaltigkeitsstrategie“ wurde gemeinsam<br />

vom Bundesministerium für Umwelt,<br />

Naturschutz und Reaktorsicherheit und dem<br />

Deutschen Naturschutzring organisiert. Er fand<br />

im Rahmen des F&E-Vorhabens „Umweltdimension<br />

der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“<br />

statt, in dem die Umweltverbände DNR,<br />

BUND und NABU aufgefordert sind, den Dialogprozess<br />

zur Nachhaltigkeitsstrategie modellhaft<br />

zu gestalten und zu unterstützen.<br />

Die Umweltverbände haben in verschiedenen<br />

Fachgesprächen ihre Positionen zum Entwurf<br />

der Bundesregierung zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />

heraus gearbeitet. In zwei<br />

Fachgesprächen zu den 21 Zielen und Indikatoren<br />

der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />

und zur internationalen Dimension nachhaltiger<br />

Agrarpolitik hat der BUND inhaltliche Vorarbeiten<br />

für den Workshop geleistet. Der NABU<br />

hat in einem Fachgespräch zur Mobilität<br />

ebenfalls eine wichtige Grundlage für die weitere<br />

Diskussion im Workshop geschaffen. Die<br />

Ergebnisse der Fachgespräche dienten am<br />

ersten Tag des Workshops als Basis für die<br />

endgültige Meinungsfindung und für die<br />

Abstimmung innerhalb der Dialogforen zu den<br />

Handlungsfeldern „Klimaschutz und Energiepolitik“,<br />

„umweltverträgliche Mobilität“ und<br />

„umweltverträgliche Landwirtschaft“. Die Ergebnisse<br />

der Dialogforen sind inzwischen in<br />

die gemeinsame Stellungnahme der Umwelt-<br />

verbände eingeflossen und der Bundesregierung<br />

zugeleitet worden.<br />

Am zweiten Tag des Workshops sollte festgestellt<br />

werden, welche Beiträge die Umweltverbände<br />

zur Kommunikation von Nachhaltigkeit<br />

innerhalb ihrer Verbände und ihrer Klientel,<br />

aber vor allem in der Gesellschaft leisten können.<br />

Gerade die Ausgestaltung des weiteren Nachhaltigkeitsprozesses<br />

durch die Umweltverbände<br />

wird ein wichtiges Thema sein, das die<br />

Verbände noch lange beschäftigen wird. Der<br />

Workshop war dazu ein erster Schritt. Daher<br />

wird es im Rahmen des Dialogprozesses noch<br />

weitere Folgeveranstaltungen zur Verankerung<br />

des Nachhaltigkeitsgedankens in der Bevölkerung<br />

und zu den Möglichkeiten der Umsetzung<br />

in konkretes Handeln geben.<br />

Mein Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

des Bundesministeriums für Umwelt,<br />

Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie der<br />

iku-GmbH für die ergebnisorientierte Moderation.<br />

Nicht zuletzt hat das Improvisationstheater<br />

Emscherblut wesentlich dazu beigetragen,<br />

die Anliegen und Themenstellungen des<br />

Workshops auf originelle und humorvolle<br />

Weise zu transportieren.<br />

Hubert Weinzierl<br />

Präsident des Deutschen Naturschutzrings<br />

28


Ziele und Handlungsfelder der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />

Moderierte Talkrunde mit:<br />

Jürgen Trittin Bundesminister für Umwelt, Naturschutz, und Reaktorsicherheit<br />

Hubert Weinzierl Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR)<br />

Angelika Zahrnt Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland<br />

(BUND)<br />

Jochen Flasbarth Präsident des Naturschutzbundes (NABU)<br />

Michael Frein Evangelischer Entwicklungsdienst (EED), Verband entwicklungspolitischer<br />

deutscher Nicht-Regierungs-Organisationen (VENRO)<br />

Bundesumweltminister Jürgen Trittin stellte die<br />

mit den anderen Bundesministerien abgestimmte<br />

Nachhaltigkeitsstrategie vor und rief<br />

die Verbände und ihre Mitglieder zur aktiven<br />

Unterstützung auf.<br />

Hubert Weinzierl stellte fest, dass von der<br />

„Aufbruchsstimmung von Rio“ nicht viel geblieben<br />

sei. Hier müsse in Johannesburg wieder<br />

angesetzt werden. Nachhaltigkeit sei mit Globalisierungskritik<br />

zusammen zu bringen und<br />

eine Lebensstil- und Wertedebatte zu führen.<br />

Angelika Zahrnt kritisierte, dass bedeutende<br />

Klima-Einsparpotentiale, wie beim Bundesverkehrswegeplan<br />

oder den Steinkohlesubventionen,<br />

nicht ausreichend beachtet worden seien.<br />

Jochen Flasbarth meinte, mehr als das Fehlen<br />

des Wortes „Umwelt“ in dem Papier seien die<br />

mangelhaften quantitativen Ziele zu kritisieren.<br />

Es müsse zudem auch gesagt werden, dass<br />

es bei einer nachhaltigen Entwicklung Verlierer<br />

gäbe und welche Perspektiven man diesen<br />

bieten würde. Den Kernkonflikt mit sowohl<br />

ökologischer als auch sozialer Brisanz sehe er<br />

beim „Wachstumsdogma“.<br />

Michael Frein kritisierte die fehlende Abstimmung<br />

mit dem entwicklungspolitischen Aktionsprogramm<br />

2015 des Bundesministeriums<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

(BMZ). Es fehlten friedenspolitische<br />

Gesichtspunkte ebenso wie ökonomische und<br />

kulturelle Menschenrechte.<br />

Die Verbändevertreter stellten übereinstimmend<br />

fest, dass in dem vorliegenden Entwurf<br />

das Thema Nord-Süd-Gerechtigkeit weitgehend<br />

fehle. Hier müsse unbedingt nachgebessert<br />

werden.<br />

In drei parallelen moderierten Dialogforen wurde die Gelegenheit zur Diskussion zwischen den Vertretern<br />

des Bundesumweltministeriums und der Umweltverbände zum Entwurf der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />

gegeben. Die Dialogforen orientierten sich an den Haupt-Handlungsfeldern des<br />

Entwurfs.<br />

Am Ende der Diskussion hatten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen Gelegenheit, die aus ihrer Sicht<br />

wichtigsten Forderungen an die Bundesregierung mit je fünf Punkten zu markieren.<br />

Dialogforum 1:<br />

„Klimaschutz und Energiepolitik“ –<br />

Handlungsschwerpunkte der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />

Kurzstatements: Franzjosef Schafhausen, Leiter der Arbeitsgruppe Z II 6 „Klimaschutzprogramm<br />

der Bundesregierung, Umwelt und Energie“, BMU und Hubert Weinzierl,<br />

DNR<br />

Der Entwurf der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />

betont die Gleichrangigkeit der drei<br />

energiepolitischen Ziele:<br />

• Wirtschaftlichkeit für Erzeuger und<br />

Verbraucher,<br />

• Sicherung von Umwelt, Klima und<br />

29


Ressourcen,<br />

• Sicherheit der Energieversorgung.<br />

Innerhalb dieses Rahmens wird am Energiemix<br />

festgehalten. Die Treibhausgase sollen<br />

weiter reduziert werden, indem Energiesparen<br />

gefördert wird, die Energie- und Rohstoffeffizienz<br />

gesteigert („Faktor 4“) und die erneu-<br />

Wesentliche Forderungen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen:<br />

erbaren Energien ausgebaut werden.<br />

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen äußerten<br />

ihre Zustimmung zu den energiepolitischen<br />

Ansätzen der Bundesregierung, insbesondere<br />

zu den deutlichen Signalen für eine Energiewende.<br />

• Reduktion der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent bis 2020 und um 80 Prozent bis 2050<br />

bezogen auf 1990;<br />

• Fortführung und Weiterentwicklung der Ökosteuer in eine ökologische Finanzreform (z.B. Erhebung<br />

einer Kerosinsteuer);<br />

• Abbau der Steinkohlesubventionen bis 2010;<br />

• stärkere Nutzung der Energieeinsparpotentiale im Gebäudebereich;<br />

• Fortführung der Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung und der erneuerbaren Energien;<br />

• Halbierung des Primärenergieverbrauchs bis 2050 in Deutschland;<br />

• Erhöhung des Anteils der Kraft-Wärme-Kopplung an der Stromerzeugung bis 2010 auf 30 Prozent.<br />

Dialogforum 2:<br />

„Umweltverträgliche Mobilität –<br />

Handlungsschwerpunkte der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“<br />

Kurzstatements: Reinhard Kaiser, Leiter der Unterabteilung Z II „Planung und Koordinierung,<br />

Umwelt und Energie“, BMU und Jochen Flasbarth, NABU<br />

Der strategische Lösungsansatz für eine<br />

nachhaltige Verkehrspolitik liegt in Effizienzsteigerungen,<br />

wodurch das Wirtschafts- und<br />

Verkehrswachstum mittel- bis langfristig entkoppelt<br />

werden soll. Die Transportintensität im<br />

Güterverkehr soll bis 2020 um 5 Prozent gegenüber<br />

1999 vermindert werden. Durch weitere<br />

erhebliche Investitionen in die Schienen-<br />

Wesentliche Forderungen der Teilnehmer/innen:<br />

• Vorrang für Verkehrsvermeidung;<br />

• Reduzierung der absoluten Verkehrsmengen;<br />

• umweltverträglicher Ausbau und Unterhaltung von Bundeswasserstraßen;<br />

• Maßnahmen zur Lärmminderung;<br />

infrastruktur soll die Güterverkehrsleistung auf<br />

der Schiene bis 2015 gegenüber 1997 verdoppelt<br />

werden.<br />

Die Einführung der LKW-Maut ist dabei ein<br />

wichtiges Instrument. Dieser erste Schritt zur<br />

Internalisierung der externen Kosten fand bei<br />

den Teilnehmern und Teilnehmerinnen große<br />

Zustimmung.<br />

30


• mehr als Verdopplung des Schienengüterverkehrs bis 2020;<br />

• Ablehnung des Metrorapid;<br />

• modal-split über alle Verkehrsträger (einschl. Fußgänger und Fahrradfahrer)<br />

Dialogforum 3:<br />

„Umweltverträgliche Landwirtschaft“ –<br />

Handlungsschwerpunkte der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“<br />

Kurzstatements: Kilian Delbrück, Leiter des Referats N II 5 „Umweltangelegenheiten der Land-<br />

und Forstwirtschaft“, BMU und Angelika Zahrnt, BUND<br />

Bei der nachhaltigen Agrarpolitik spielt der<br />

vorsorgende Verbraucherschutz eine wichtige<br />

Rolle. Die eingeleitete Agrarwende, die durch<br />

eine umweltverträglichere Produktion gekennzeichnet<br />

ist, soll fortgesetzt werden. Der Anteil<br />

des ökologischen Landbaus an der landwirtschaftlich<br />

genutzten Fläche soll auf 20 Prozent<br />

bis 2010 gesteigert werden. Gleichzeitig sollen<br />

die wirtschaftlichen Perspektiven für die nachhaltige<br />

Landwirtschaft verbessert und die ländlichen<br />

Räume auch außerhalb der Landwirt-<br />

Wesentliche Forderungen der Teilnehmer/innen:<br />

• Ablehnung der Gentechnik;<br />

• Abbau umweltschädlicher Subventionen;<br />

schaft (Handel, Handwerk, Dienstleistungen)<br />

stärker entwickelt werden. Hierzu sind Umschichtungen<br />

von Direktzahlungen im Marktbereich<br />

in Maßnahmen der ländlichen Entwicklung<br />

und zur Förderung der Umwelt vorgesehen.<br />

Die eingeleitete Agrarwende wurde von allen<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmern uneingeschränkt<br />

begrüßt und sollte unbedingt fortgesetzt<br />

werden.<br />

• Aufnahme der nachhaltigen Forst- und Waldbewirtschaftung sowie der nachhaltigen Fischerei;<br />

• stärkere Unterstützung der Entwicklungsländer zur Erreichung höherer Sozial- und Umweltstandards;<br />

• Umlenkung von Forschungsmitteln in eine nachhaltige Agrarwirtschaft<br />

• stärkere Betonung des Erhalts ländlicher Verarbeitungsformen;<br />

• Aktionspläne zur gesunden Ernährung;<br />

• Thematisierung von Lebensstilfragen, wie z. B. überhöhter Fleischkonsum.<br />

Die Forderungen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Dialogforen sind in die Stellungnahme der<br />

Verbände zum Entwurf der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie eingeflossen. Die Stellungnahme, die<br />

Ergebnisse der Fachgespräche, die den Dialogforen zugrunde lagen, und die Nachhaltigkeitsstrategie,<br />

können angefordert werden (s. hierzu „Kontakte“ am Ende der Broschüre).<br />

Der erste Tag war von der bekannten und „klassischen“ Vorgehensweise mit Elementen wie Talkrunde<br />

und Dialogforen geprägt; ein angemessenes Verfahren, da die nationale Nachhaltigkeitsstrategie<br />

kommentiert und Änderungsvorschläge eingebracht werden sollten.<br />

Das Improvisationstheater „Emscherblut“ markierte nicht nur das Ende des ersten Workshop-Tages,<br />

31


sondern leitete auch zur open-space-Phase des zweiten Tages über.<br />

Der zweite Tag wurde ganz bewusst als offener Raum, als Experimentierfeld, gestaltet.<br />

Seit dem „Erdgipfel“ in Rio de Janeiro (1992)<br />

gehört „sustainable development“ und die –<br />

etwas sperrige - deutsche Übersetzung „nachhaltige<br />

Entwicklung“ zum Standardvokabular<br />

von Politiker/innen, Verwaltungsfachleuten,<br />

Führungskräften in der Wirtschaft und im Banken-<br />

und Versicherungsgewerbe sowie haupt-<br />

und ehrenamtlich Tätigen in den Umwelt- und<br />

Entwicklungsverbänden. Die überwiegende<br />

Mehrheit der Bevölkerung kennt den Begriff<br />

jedoch nicht. Daher ist es dringend erforderlich,<br />

ihn „mit Leben zu erfüllen“, lebbar zu machen<br />

und nachhaltig im Bewusstsein der<br />

Bevölkerung zu verankern. Dies ist umso<br />

wichtiger, da die Umsetzung von nachhaltigem<br />

Wirtschaften, Produzieren und Konsumieren<br />

keine alleinige Aufgabe der Politik ist, sondern<br />

insbesondere auch das individuelle Verhalten<br />

der Bürgerinnen und Bürger wesentlich zur<br />

Nachhaltigkeit beiträgt.<br />

Bei den open-space-Veranstaltungen standen<br />

daher im Vordergrund, WIE die Umweltbewegung<br />

Nachhaltigkeit bei ihren Mitgliedern und<br />

bei anderen gesellschaftlichen Gruppen, aber<br />

auch in der breiten Öffentlichkeit verankern<br />

können.<br />

• Welche Instrumente gibt es, die die Kommunikation über Nachhaltigkeit fördern und wie können<br />

wir diese Instrumente nutzen?<br />

• Wie können wir konkret zur Umsetzung von Nachhaltigkeit beitragen?<br />

• Wo liegen Hemmnisse, die die Umsetzung von Nachhaltigkeit erschweren oder behindern?<br />

• Wie können wir diese Hemmnisse aufbrechen?<br />

Dies waren die zentralen Fragen an die Umweltverbände, auf die mit Hilfe von konventionellen, aber<br />

auch mit nicht-alltäglichen Moderationsformen Lösungen gefunden werden sollten.<br />

Die Ergebnisse sind nachfolgend dargestellt; die eingestreuten Fotos mit den Untertiteln verdeutlichen<br />

die Moderationsmethoden.<br />

Verstärkte Umweltkommunikation als eigenständiges Gestaltungsfeld einer Verbändepolitik für nachhaltige<br />

Entwicklung<br />

Es gibt mittlerweile viele gute Beispiele für die<br />

Bildungsarbeit der Verbände; es werden jedoch<br />

nur die Menschen erreicht, die von sich<br />

aus Interesse für das jeweilige Thema haben.<br />

„Nachhaltigkeit“ als eigenes Thema ist sehr<br />

komplex und erfordert vernetztes Denken. Es<br />

wird daher häufig nicht explizit angesprochen,<br />

vielmehr wird Nachhaltigkeit auf Teilbereiche<br />

reduziert, wie z.B. Naturschutz, Klima, Verkehr,<br />

Landwirtschaft oder Handel, aber nicht –<br />

wie geboten – themenübergreifend.<br />

Es müssen also Mittel und Wege gefunden<br />

werden, um den Menschen<br />

• die Idee der Nachhaltigkeit nahe zu bringen<br />

und<br />

• das individuelle Verhalten in allen Lebensbereichen<br />

nachhaltig zu gestalten.<br />

Die „reine Lehre“ über Nachhaltigkeit in Form<br />

von Vorträgen und Seminaren reicht dazu<br />

nicht aus. Nachhaltigkeit muss (be)greifbar,<br />

erfahrbar und lebbar werden und vor allem,<br />

nachhaltiges Handeln muss positiv besetzt und<br />

belohnt werden, es muss Vorteile bringen. Der<br />

Bezug zwischen dem abstrakten Begriff<br />

„Nachhaltigkeit“ und der persönlichen Betroffenheit<br />

muss hergestellt werden.<br />

Dies funktioniert – nach übereinstimmender<br />

Meinung der Teilnehmer/innen - nur durch das<br />

Herunterbrechen der Inhalte von Nachhaltigkeit<br />

auf die lokale Ebene. Kommunale Planungen,<br />

aber auch alltägliche Ereignisse können<br />

genutzt werden, um Nachhaltigkeit zu kommunizieren,<br />

vorzuzeigen und nachzuahmen.<br />

Strategische Allianzen schaffen: gleiches Ziel,<br />

verschiedene Wege, verschiedene Akteure<br />

Es gibt bereits verschiedene Kooperationen, z.<br />

32


B. national zwischen Wirtschaftsunternehmen<br />

und Umweltverbänden sowie mit Kirchen,<br />

Sportverbänden, Öko-Agrarverbänden sowie<br />

mit den Ministerien auf Bundes- und Landesebene.<br />

Dies sind Kooperationen mit gesellschaftlichen<br />

Gruppen und Institutionen, die<br />

ökologischen und/oder sozialen Inhalten nahe<br />

und einer Zusammenarbeit mit Umweltverbänden<br />

positiv gegenüber stehen. Diese gilt es<br />

zu stärken und auszubauen.<br />

Die Diskussion zeigte deutlich, dass die<br />

Strukturen in den Verbänden nicht ausreichen,<br />

um die steigenden Informationsansprüche der<br />

Basis über komplexe internationale ökonomische<br />

Zusammenhänge (WTO/Globalisierung)<br />

erfüllen zu können. In der Umweltbewegung<br />

muss daher die Diskussion nicht nur über Natur-<br />

und Umweltschutz, sondern verstärkt auch<br />

über soziale und ökonomische Aspekte geführt<br />

werden. In diesem Zusammenhang wurde<br />

darauf hingewiesen, dass es nicht zielführend<br />

ist, Allianzen nur dann aufzubauen, „wenn man<br />

sie braucht“. Vielmehr sollten Kampagnen, die<br />

von anderen gesellschaftlichen Gruppen initiiert<br />

werden, von den Umweltverbänden unterstützt<br />

werden – auch wenn sie nicht direkt mit<br />

„Umwelt“ zu tun haben, aber ein wichtiges gemeinsames<br />

gesellschaftspolitisches Anliegen<br />

transportieren. Beispielsweise hat der DNR die<br />

Kampagne der Kirchen „gegen rechts“ mit<br />

unterstützt. Das wichtige Signal bei einer solchen<br />

Vorgehensweise ist: Die Umweltverbände<br />

öffnen sich gegenüber anderen Themen<br />

und das Anliegen wird durch den größeren<br />

Unterstützerkreis besser wahrgenommen und<br />

gestärkt. Umgekehrt sollten natürlich auch<br />

andere Nicht-Regierungsorganisationen Umweltbelange<br />

mit unterstützen.<br />

Es wurde deutlich, dass es auch kaum „Kooperationen für Nachhaltigkeit“ mit kommunalen Entscheidungsträgern<br />

gibt. Hier liegt ein großes Defizit. Die Entscheidungen, die auf der lokalen Ebene getroffen<br />

werden, sind oft immer noch nicht nachhaltig und werden aber trotzdem von der Bevölkerung<br />

unterstützt, da ein „Nachhaltigkeitsbewusstsein“ weitgehend fehlt. Die lokalen Agenda-Gruppen sind<br />

alleine nicht einflussreich genug, um sich gegen nicht-nachhaltige kommunale Planungen zur Wehr zu<br />

setzen; Konkurrenz innerhalb der Agenda-Gruppen ist hier fehl am Platz.<br />

Neue Wege gehen<br />

Die lokalen Agenda-Gruppen, deren Mitglieder<br />

häufig identisch sind mit Mitgliedern von Umweltverbänden<br />

und anderen Nicht-Regierungsorganisationen,<br />

müssen in jeder Hinsicht<br />

(finanziell, personell, strukturell) gestärkt werden.<br />

Lokale Agenda-Gruppen oder Umweltverbände<br />

könnten neue (außergewöhnliche)<br />

Allianzen im Rahmen von privat-public-partnership-Modellen<br />

bilden. Beispielsweise<br />

könnte man sich eine Kooperation mit einer<br />

Fast-Food-Kette vorstellen; mit dem Ziel, regional<br />

produzierte Ökoprodukte anzubieten.<br />

Besucher und Besucherinnen des fast-food-<br />

Restaurants könnten über kurze Informationen<br />

zum Ökolandbau Zugang zum nachhaltigen<br />

Produzieren bekommen. Nicht zu unterschätzen<br />

ist die Tatsache, dass eine Klientel erreicht<br />

wird, die über herkömmliche Bildungsmaßnahmen<br />

nicht gewonnen werden kann.<br />

Bewusstseinbildung/ Unterstützung<br />

des einzelnen bei der Lebensstilumstellung<br />

Auch für das Thema Nachhaltigkeit gilt: der<br />

Eine weitere Möglichkeit, Nachhaltigkeit zu<br />

kommunizieren, wäre, Beratungsleistungen<br />

unter dem Gesichtspunkt Nachhaltigkeit anzubieten,<br />

im Verkehrsbereich z. B. beim car-sharing<br />

oder im Bildungsbereich bei der Erarbeitung<br />

der Curricula.<br />

Flankiert und unterstützt werden sollten die<br />

lokalen Agenda-Gruppen bzw. die Bürger und<br />

Bürgerinnen einer Gemeinde durch „kommunale<br />

Nachhaltigkeitsberater“. Vorhandene<br />

Ausbildungsprogramme, etwa zum Abfallberater/Abfallberaterin,<br />

könnten umgestellt und<br />

erweitert werden. Hier könnten auch die bestehenden<br />

Umweltbildungseinrichtungen und –<br />

potentiale im informellen Bildungsbereich genutzt<br />

werden.<br />

Es müssen auch verstärkt neue kreative Kooperationen,<br />

z. B. mit großen Handelsketten<br />

aufgebaut werden. Es muss hier noch eine<br />

geeignete Plattform gefunden werden, mit der<br />

Umweltverbände für ökonomische Fragestellungen<br />

zu gewinnen wären.<br />

Weg vom Wissen zur Bewusstseinsbildung<br />

und schließlich zum nachhaltigen Handeln ist<br />

nicht zwangsläufig - leider auch nicht immer<br />

bei Mitgliedern von Umweltverbänden.<br />

Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen des<br />

Workshops waren sich darin einig, dass nur<br />

33


mit positiver Verstärkung, dem Belohnen von<br />

nachhaltigem Handeln die Mehrheit der Gesellschaft<br />

erreicht und überzeugt werden kann.<br />

Die Umweltverbände sollten daher stärker als<br />

bisher eine Wertediskussion – aber ohne „erhobenen<br />

Zeigefinger“ – beginnen. Der alte<br />

Ausblick<br />

In der open-space-Phase des Work-shops hat<br />

sich deutlich herausgestellt, dass sowohl die<br />

interne Kommunikation in den Verbänden als<br />

auch die Kommunikation nach außen verbessert<br />

werden muss, um Nachhaltigkeit effektiver<br />

zu transportieren.<br />

Die spannende Frage und Arbeitsaufgabe für<br />

die nächste Zeit wird daher sein, WIE dies am<br />

besten umzusetzen wäre. Vor allem für die<br />

Kommunikation nach außen fehlen noch konkrete<br />

Beispiele und eine Strategie zur Umsetzung.<br />

Dies könnte ein möglicher Ansatzpunkt<br />

für den im Rahmen des F&E-Vorhabens „Umweltdimension<br />

der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“<br />

geplanten zweiten Workshop Ende<br />

2002 sein. Über die in der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />

festgelegten Politikziele, z. B.<br />

zu den Themen Flächenverbrauch und Artenschutz,<br />

lässt sich ein Bezug zur lokalen Handlungsebene<br />

herstellen und die Bürgerinnen<br />

und Bürger können zur Mitarbeit animiert werden.<br />

Mit der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />

ist der Startschuss gegeben worden, der<br />

Nachhaltigkeit endlich ein Gesicht zu geben.<br />

Slogan „gut leben, statt viel haben“ oder „global<br />

denken – lokal handeln“ muss mit neuen<br />

Beispielen unterlegt werden. Der Nutzen und<br />

Wert – für alle Bereiche der Nachhaltigkeit,<br />

national wie international, - muss sichtbar werden.<br />

34


Teilnehmer/innen:<br />

Name Organisation<br />

Aghte, Heike Umweltbüro Neubeuren / VCD<br />

Bachmann, Günther Rat für Nachhaltige Entwicklung<br />

Backhaus, Renate BUND-Bundesvorstand<br />

Baldauf, Josef NABU<br />

Bauer, Matthias DNR Berlin<br />

Baumann, Frank Büro Blau<br />

Berns, Cornelia BMVEL<br />

Brandstätter, Johannes Brot für die Welt<br />

Brendle, Uwe BfN<br />

Brüggemann, Petra DNR Berlin<br />

Brümmer, Kerstin NAJU<br />

Bückmann, Tomas GRÜNE LIGA<br />

Busemeyer, Marius BMU<br />

Buss, Roman<br />

Delbrück, Dr. Kilian BMU<br />

Dihlmann, Margita bfub e. V.<br />

Flasbarth, Jochen NABU / DNR Präsidium<br />

Flege, Dirk Allianz pro Schiene e. V.<br />

Frein, Michael EED, VENRO<br />

Fukumoto, Masao<br />

Gallas, Dr. Andres BMU<br />

Goedeke, Ingelore BMU<br />

Göthe, Susanne Neues Deutschland<br />

Grahl, Andrea Rhombos Verlag<br />

Große, Wolfgang ADFC<br />

Günkel, Matthias<br />

Haenlein, Dr. Leo Bundesverband für Umweltberatung<br />

Herding, Wiebke BUND-Jugend<br />

Hinricher, Dr. Martina BMVBW<br />

Hübner, Klaus DNR Präsidium<br />

Inden-Heinrich, Helga DNR Bonn<br />

Iversen, Sven Agenda-Agentur, Bonn<br />

Jaksche, Jutta Rat für Nachhaltige Entwicklung<br />

Jörgens, Helge Rat von Sachverständigen für Umweltfragen<br />

Jung, Dirk BMU<br />

Jungbauer, Walter BUND<br />

Kaiser, Reinhard BMU<br />

Kaminski, B. Wissenschaftszentrum Berlin<br />

Karmanski, Andreas FU Berlin<br />

Kohlová, Markéta BMU<br />

Koll, Claudia Rat für Nachhaltige Entwicklung<br />

Krug, Stefan Greenpeace, Politische Vertretung Berlin<br />

Krüger, Christine Deutsches Institut für Urbanistik<br />

Kuehr, Rüdiger United Nations University<br />

35


Kuhlwein, Eckart Natur Freunde Deutschlands<br />

Kuhn, Rainer<br />

Kunze, Brigitte VCD<br />

Lauermann, Gabrielle Öko-Institut<br />

Lenke, Susanne Rhombos Verlag<br />

Löwe, Christian Umweltbundesamt<br />

Lottsiepen, Gerhard VCD<br />

Luy, Julius Georg Auswärtiges Amt<br />

Marsch, Solvey BUND<br />

Maier, Jürgen Forum Umwelt & Entwicklung<br />

Meyer, Andrea BMU<br />

Miller, Leif DNR Präsidium<br />

Müller-Plantenberg, Clarita<br />

Nietfeld, Dr. Annette Arbeitsgemeinschaft für Umweltfragen<br />

Niewiedzial, Katarina<br />

Nill, Jan VÖW<br />

Obschernikat, Guido Rat für Nachhaltige Entwicklung<br />

Paulsch, Dr. Axel Institut für Biodiversität - Netzwerk e. V.<br />

Preuss, Thomas Deutsches Institut für Urbanistik<br />

Prügel, Manfred NABU Hamburg<br />

Röscheisen, Helmut DNR Bonn<br />

Runge, Tania<br />

Schack, Korinna BMU<br />

Schäfer, Tobias WWF<br />

Schafhausen, Franzjosef BMU<br />

Schlüter, Klaus Grüne Liga<br />

Schneider, Werner DGB<br />

Scholz, Dieter Arbeitsgemeinschaft Deutscher. Waldbesitzer<br />

Seiche, Matthias BUND<br />

Semmelvoott, Anja Arbeitsgemeinschaft für Umweltfragen<br />

Staats, Jens-Uwe BMVBW<br />

Statz, Dr. Albert BMU<br />

Steffenhagen, Britta DNR Berlin<br />

Stuber, Martin DGB<br />

Stubner, Heiko<br />

Timm, Dr. Gerhard BUND, Geschäftsführer<br />

Tomerius, Stephan Deutsches Institut für Urbanistik<br />

Trittin, Jürgen BMU<br />

Unselt, Christian NABU<br />

Vaupel, Katja BUND<br />

Vogelsang, Lars Agenda-Agentur-Berlin<br />

Voß, Katharina BMU<br />

Walter, Bernhard EED<br />

Wazlawik, Dr. Klaus BMU<br />

Weinzierl, Hubert DNR Präsidium<br />

Weise, Ulrike BMU<br />

Wenzl, Christine BUND<br />

Wessel, Elisabeth BMU<br />

36


Wiegante, Dr. Friedrich<br />

Wotke, Albert<br />

Wolz, Dr. Birgit BMU<br />

Wurzel, Angelika Deutscher Rat für Landschaftspflege, BBN<br />

Zagelow, Alexander BMU<br />

Zahrnt Dr., Angelika BUND<br />

Ziegler, Hansvolker B<strong>MB</strong>F<br />

Zieschank, Roland Forschungsstelle für Umweltpolitik, FU Berlin<br />

37


2 Arbeitsbesprechung am 26.06.02 zum Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />

Nr. 901 11 105, „Umweltdimension der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“<br />

2.1 Analyse der Endfassung der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

Die Umweltverbände DNR, BUND und NABU begrüßen, dass die Endfassung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />

gegenüber dem Entwurf an umweltpolitischem Profil gewonnen hat. Die internationalen und entwicklungspolitischen<br />

Aspekte finden eine stärkere Berücksichtigung und die Bedeutung der Bildung für eine<br />

nachhaltige Entwicklung wurde stärker herausgestellt.<br />

Eine klare Verbesserung gegenüber dem Entwurf ist das formulierte Ziel in der Endfassung, den Anteil der<br />

erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch auf 50% bis 2050 zu erhöhen. Diese Zielmarke war ein<br />

wichtiges Anliegen der Umweltverbände und wird als Signal für die Energiewende von den Umweltverbände<br />

unterstützt.<br />

Das ambitionierte Ziel der Bundesregierung, die Flächeninanspruchnahme von zur Zeit 130 Hektar pro Tag<br />

auf 30 Hektar pro Tag bis 2020 zu verringern, wird ebenso begrüßt wie die eingeleitete Agrarwende mit dem<br />

Ziel, den Anteil des ökologischen Anbaus an der landwirtschaftlich genutzten Flächen bis 2010 auf 20 Prozent<br />

zu steigern .<br />

Insgesamt gibt die Strategie allerdings in weiten Teilen nur die Politik der Bundesregierung der 14. Legislaturperiode<br />

wieder. Ein großer Teil der formulierten Ziele ist ohnehin schon Bestandteil bundesdeutscher Politik<br />

bzw. gibt die Vorgaben europäischer Richtlinien sowie internationaler Übereinkommen wieder.<br />

Die Analyse der Probleme und der langfristigen negativen Folgen z. B. des Klimawandels und des zunehmenden<br />

Straßenverkehrs werden umfassend und größtenteils richtig dargestellt; die politischen Schlussfolgerungen<br />

im Sinne einer nachhaltigen Politik werden oft nicht oder nur ansatzweise (LKW-Maut) vollzogen.<br />

Langfristige Perspektiven, Visionen und strategische Ansätze, die eine „Trendumkehrpolitik“ einleiten könnten,<br />

tauchen nur vereinzelt in der Strategie auf.<br />

Dies betrifft insbesondere:<br />

� Das Fehlen der Klimaschutzziele (Reduktion der CO2-Emissionen um 40% bis 2020 und um 80% bis<br />

2050);<br />

� Das Fehlen des international vereinbarten Ziels, bis 2007 0,7 % des Bruttosozialproduktes für<br />

Entwicklungszusammenarbeit aufzubringen;<br />

� Die Stärkung des Ansatzes zur Verkehrsvermeidung.<br />

Im Zuge des Revisionsprozesses der Nachhaltigkeitsstrategie sollte die Bundesregierung ihre Politik stärker<br />

auf den Vorsorgeaspekt ausrichten. Das international hohe Ansehen der Bundesregierung bei der Klimapolitik<br />

droht verloren zu gehen, wenn keine ambitionierten Klimaschutzziele verfolgt werden. Die Bundesregierung<br />

muss hier offensiver vorgehen; die Vorreiterrolle muss sichtbar werden durch das Verlassen der anachronistischen<br />

Kohlebestandsschutzpolitik, die Fortführung der Ökosteuer und ihre Weiterentwicklung in eine<br />

ökologische Finanzreform und die aktive Unterstützung des Emissionshandels.<br />

Weiterhin kann die in der Strategie - zu Recht - geforderte Bürgerbeteiligung an einer Nachhaltigkeitspolitik<br />

nur dann effektiv sein, wenn den Bürger/innen auch die gesetzlichen Möglichkeiten zu einem nachhaltigen<br />

Handeln gegeben werden. Deshalb sollten die Rechte der Bürger/innen durch ein umfassendes Verbraucherinformationsgesetz<br />

und Umwelthaftungsgesetz gestärkt werden.<br />

Nach Ansicht der Umweltverbände sollten bei der Fortentwicklung der Strategie auch neue Themen wie die<br />

Fischerei- und Abfallpolitik als Handlungsfelder aufgenommen werden.<br />

38


2.2 Modellhafte Gestaltung des Dialog- und Konsultationsprozesses<br />

I. Mögliche Ziele und Zielgruppen des Dialog- und Konsultationsprozesses zur Nachhaltigkeitsstrategie<br />

(Matthias Seiche)<br />

In diesem Diskussionspapier wird erörtert, mit welchen Maßnahmen der Dialog und die Konsultationen zur<br />

Nachhaltigkeitsstrategie im Bereich der umweltpolitisch engagierten gesellschaftlichen Gruppen verbessert<br />

werden können.<br />

Die Beschreibung der Zielgruppe der „umweltpolitisch engagierten gesellschaftlichen Gruppen“ macht deutlich,<br />

dass es hier nicht um Kommunikation in die allgemeine Öffentlichkeit hinein geht. Aber auch innerhalb<br />

der umweltpolitischen Gruppen muss stark nach den unterschiedlichen Interessen und Vorkenntnissen der<br />

Akteure differenziert werden. Die folgende Differenzierung der Zielgruppen dient dem Zweck, zielgruppenspezifische<br />

Dialog- und Konsultationsformen zu entwickeln:<br />

1. nicht-aktive Mitglieder der Umweltverbände<br />

a. ohne Kenntnisse zu nachhaltiger Entwicklung<br />

b. mit ablehnender Haltung ggü. nachhaltiger Entwicklung<br />

c. mit zustimmender Haltung ggü. nachhaltiger Entwicklung<br />

2. Mitglieder, die auf lokaler, regionaler und Länderebene aktiv sind<br />

a. mit indifferenter Haltung ggü. nachhaltiger Entwicklung und fachspezifischem Engagement (z.B.<br />

Naturschutzprojekte)<br />

b. engagiert im Bereich nachhaltiger Entwicklung (z.B. lokale Agenda 21, Bildungsarbeit)<br />

c. mit ablehnender Haltung ggü. nachhaltiger Entwicklung (z.B. weil reine Protestaktionen als<br />

aussichtsreicher zur Durchsetzung von Umweltbelangen angesehen werden.)<br />

3. Mitglieder, Funktionsträger/innen und Hauptamtliche, die auf Bundesebene aktiv sind<br />

a. mit vorwiegend fachspezifischem Engagement (z.B. Energiepolitik)<br />

b. engagiert im Bereich nachhaltiger Entwicklung (z.B. Nachhaltigkeitsstrategie, WSSD Vor- und<br />

Nachbereitung, Zukunftsfähiges Deutschland, Querschnittsthemen)<br />

c. mit ablehnender Haltung ggü. nachhaltiger Entwicklung (z.B. weil reine Protestaktionen als<br />

aussichtsreicher zur Durchsetzung von Umweltbelangen angesehen werden.)<br />

Zur weiteren Annäherung an die Fragestellung können folgende mögliche Zielsetzungen des Dialogs<br />

und der Konsultation unterschieden werden:<br />

1. Einflussnahme der Umweltverbände auf die Weiterentwicklung der NHS (Umsetzung und Revisionsprozess)<br />

2. Dialog zwischen Umweltverbänden, Öffentlichkeit und Bundesregierung über die Grundverständnisse zu<br />

nachhaltiger Entwicklung<br />

3. Vertiefung der Kenntnisse über nachhaltige Entwicklung und die Nachhaltigkeitsstrategie bei den o.a.<br />

Zielgruppen<br />

4. Erhöhung der Akzeptanz/des Zustimmungsgrades zur Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung bei<br />

den o.a. Zielgruppen<br />

Dabei ist 1. ein mögliches Ergebnis von Konsultationen, 2. ist wechselseitiger Dialog und 3. und 4. sind eher<br />

Formen von Einbahnstraßenkommunikation. Die Übergänge sind fließend.<br />

Welche Ziele des Dialogs und der Konsultation sind aus Sicht der Umweltverbände prioritär und<br />

welche Kommunikationsmethoden sind für die o.a. Zielgruppen geeignet?<br />

Während aus Sicht der Bundesregierung möglicherweise die Ziele 3. Vertiefung der Kenntnisse und 4. Erhöhung<br />

der Akzeptanz vorrangig sind, sind es aus der Sicht der Umweltverbände vor allem die Ziele 1. Einflussnahme<br />

der Umweltverbände und 2. Dialog zwischen Umweltverbänden, Öffentlichkeit und Bundesre-<br />

39


gierung. Aber auch die Ziele 3. und 4. werden von den Umweltverbänden teilweise angestrebt, denn die<br />

Umweltverbände haben selbst Leitbilder für nachhaltige Entwicklung entworfen und haben ein Interesse,<br />

dass diese Leitbilder an ihrer Basis und bei ihren Aktiven auf breite Unterstützung stoßen. Außerdem enthält<br />

die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung einige Elemente, die von den Umweltverbänden unterstützt<br />

werden und zu deren Umsetzung auf lokaler, regionaler und Bundesebene erhöhte Kenntnisse und Akzeptanz<br />

bei den Aktiven der Umweltverbände wichtig sind.<br />

II. Vorschläge zur Gestaltung des Dialogs und der Konsultation:<br />

Bei den folgenden konkreten Vorschlägen zur Gestaltung des Dialogs und der Konsultation wird auf die vorangegangenen<br />

systematischen Vorüberlegungen bezug genommen. Es handelt sich dabei aber eher um<br />

Thesen zur Diskussion als ein vollständig ausgefülltes Raster für alle Ziele und Zielgruppen.<br />

Zu 1. Einflussnahme der Umweltverbände auf die Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

Die ernsthafte Beteiligung an Konsultationen zur Erstellung und Weiterentwicklung der NHS erfordert relativ<br />

umfangreiche Fachkenntnisse in den betroffenen Politikbereichen und über den Prozess der Nachhaltigkeitsstrategie.<br />

Dennoch gibt es in den Umweltverbänden eine Reihe von Expert/innen, die sich in entsprechende<br />

Konsultationen mit fundierten Vorschlägen einbringen können. Diese sind allerdings nicht von vornherein<br />

aufgrund ihrer Funktion auszumachen (Funktionen wie „Arbeitskreissprecher/in Nachhaltigkeit“ oder „Fachreferent/in<br />

Nachhaltigkeit“ sind in den Verbänden selten bis gar nicht vorhanden). Meistens ist es persönlicher<br />

Einsatz für das Leitbild nachhaltiger Entwicklung gepaart mit Kenntnissen in einem oder mehreren Politikbereichen,<br />

die zur Beteiligung an Konsultationen motivieren und befähigen.<br />

Um diese Personen zu erreichen und zu motivieren, sind folgende Maßnahmen erfolgversprechend:<br />

� Nutzung verbandsinterner Mitteilungen (Abstufung am Beispiel BUND: E-Mail Verteiler Bundesvorstand,<br />

Landesvorstände, Landesgeschäftsstellen, Arbeitskreissprecher/innen, Fachreferent/innen; Aussendungen<br />

auf Papier an diese Verteiler; BUNDschau = Zeitschrift an Aktive auf allen Ebenen mit 3800 Auflage;<br />

BUNDmagazin = Mitgliederzeitschrift mit 240.000 Auflage)<br />

� Herstellen und Pflege persönlicher Kontakte zu engagierten Teilnehmer/innen der Nachhaltigkeitsdebatte<br />

(individuelle Ansprache per Telefon und E-Mail)<br />

� Gelegenheiten zur gemeinsamen Bildung und Artikulation der Positionen der Umweltverbände schaffen<br />

(z.B. Fachgespräche, Workshops)<br />

Dabei sind Formen persönlicher Kommunikation deutlich überlegen gegenüber Formen der klassischen Öffentlichkeitsarbeit<br />

oder Massenkommunikation. Die Expert/innen wollen mit ihrem Fachwissen ernst genommen<br />

werden und nicht das Gefühl haben, lediglich Adressat einer Einbahnstraßenkommunikation zu sein.<br />

Empfehlungen:<br />

1. Die Bereitstellung personeller Ressourcen zur Vernetzung des Meinungsbildungsprozesses innerhalb der<br />

Umweltverbände zur Nachhaltigkeitsstrategie ist auch in Zukunft der erfolgversprechendste Weg, breite<br />

und fundierte Beteiligung an den Konsultationen zu sichern. Wegen der diffusen Streuung der ansprechbaren<br />

Expert/innen in den Verbänden ist dies eine sehr zeitintensive Aufgabe. Die regelmäßige Nutzung<br />

der verbandsinternen Publikationen (siehe oben) ist notwendig, um der Nachhaltigkeitsstrategie die<br />

notwendige Aufmerksamkeit zu verschaffen, erübrigt aber nicht den persönlichen Kontakt.<br />

2. Bei den Meinungsbildungsprozessen innerhalb der Umweltverbände ist auch der Dialog mit<br />

Wissenschaftler/innen zu intensivieren. Für die meisten Detailfragen zu Details der Positionsbildung liegen<br />

verwertbare wissenschaftliche Ergebnisse vor, die mit Hilfe der o.a. Netzwerkbildung von der Wissenschaft<br />

zu den Umweltverbänden transferiert werden können.<br />

3. Das Experiment des Dialogforums im Internet aus der zweiten Dialogphase zur Erstellung der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie sollte während des Revisionsprozesses 2003/2004 wiederholt werden, allerdings<br />

40


unter Einbeziehung folgender Überlegungen: Wenn das Forum tatsächlich der Konsultation und nicht lediglich<br />

der Akzeptanzsteigerung dient, dann muss es über einen längeren Zeitraum eingerichtet werden<br />

(mind. 6 Monate). Um die Diskussion zu strukturieren, könnten phasenweise Schwerpunktthemen zur<br />

Diskussion gestellt werden. Die Ernsthaftigkeit der Konsultation könnte dadurch unterstrichen werden,<br />

dass die Bundesregierung selbst offene Fragen formuliert, zu denen die Meinungsbildung zwischen den<br />

Ressorts noch nicht abgeschlossen ist. Die Positionen und Argumente unterschiedlicher Stakeholder<br />

wären dann systematisch aufbereitet im Internet zu finden (Anhörung im Netz). Notwendig wäre eine<br />

formelle Einladung an die Verbände, sich offiziell an dieser Form des Dialogs zu beteiligen. Der Vorteil<br />

eines solchen Verfahrens wäre, dass sich nicht nur die offiziell beauftragten Verbandsfunktionäre mit den<br />

Fragen befassen würden, sondern auch die o.a. Expert/innen aus unterschiedlichen Fachgebieten und<br />

Ebenen der Verbände. Allerdings muss realistischerweise eingeschränkt werden, dass diese Form öffentlich<br />

transparenten und demokratischen Lobbyings bei manchen Anspruchsgruppen wenig Akzeptanz finden<br />

wird. Es ist zu befürchten, dass gerade die Interessengruppen aus der Wirtschaft, die sich mehr<br />

Durchsetzungschancen bei einem Lobbying hinter verschlossenen Türen erhoffen, nur begrenzt auf ein<br />

solches Verfahren einlassen würden.<br />

4. Entscheidend für die Intensität mit der sich die Umweltverbände an der Konsultation zur Nachhaltigkeitsstrategie<br />

beteiligen ist aber die Einschätzung, inwieweit die Erstellung bzw. Revision der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

mit weiterführenden politischen Entscheidungen verbunden ist, oder ob lediglich bereits getätigte<br />

Beschlüsse zusammengefasst werden. Zwar hat auch eine bloße Zusammenfassung beschlossener<br />

Maßnahmen ihren Sinn (kommunikative Wirkung, Erhöhung der Kohärenz und Verbindlichkeit), aber eine<br />

noch intensivere Beteiligung seitens der Stakeholder ist nur zu erwarten, wenn es um mehr geht. Das<br />

könnte zum Beispiel dadurch signalisiert werden, dass die Bundesregierung pointierte offene Fragen<br />

formuliert, die sie im Laufe des Konsultationsverfahrens beantworten will (z.B. „Welches Klimaschutzziel<br />

soll sich Deutschland setzen?“, „Welche Subventionen sollen wie abgebaut/umgebaut werden?“, „Welche<br />

Tierhaltungsformen sollen zukünftig noch zulässig sein?“). Die Formulierung einer begrenzten Anzahl<br />

hinreichend konkreter Fragen könnte gleichermaßen die politische Relevanz und die öffentliche Aufmerksamkeit<br />

für die Nachhaltigkeitsstrategie erhöhen.<br />

Zu 2. Dialog zwischen Umweltverbänden, Öffentlichkeit und Bundesregierung über die Grundverständnisse<br />

zu nachhaltiger Entwicklung<br />

Die Grundverständnisse zu nachhaltiger Entwicklung von Umweltverbänden und Bundesregierung unterscheiden<br />

sich in einigen wesentlichen Punkten (z.B. Bedeutung von Lebensstilfragen, Rolle des begrenzten<br />

Umweltraumes als Leitplanke für wirtschaftliches Handeln) haben aber auch große übereinstimmende Bereiche<br />

(z.B. Lebensqualität und Generationengerechtigkeit im Zentrum des Nachhaltigkeitsverständnisses, hohe<br />

Bedeutung der Effizienzsteigerung).<br />

Ergänzend zu den Konsultationen über die konkreten Ziele und Maßnahmen in der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

wird zwischen der Bundesregierung und den Umweltverbänden auch der Dialog über die Grundverständnisse<br />

zu nachhaltiger Entwicklung geführt (z.B. über die Frage, inwieweit in die Strategie auch absolute Ziele zur<br />

Verringerung des Ressourcenverbrauchs aufgenommen werden sollten, welchen Stellenwert die Entwicklungsaspekte<br />

erhalten, wie ein Kapitel zu Ethik nachhaltiger Entwicklung formuliert sein könnte).<br />

Viel mehr noch als die Konsultationen zu den fachspezifischen Zielen und Maßnahmen bedarf diese grundsätzliche<br />

Verständigung der Vermittlung durch eine breitere Öffentlichkeit. Die Umweltverbände wollen ihr<br />

Verständnis von Nachhaltigkeit/Zukunftsfähigkeit weiter in die Bevölkerung tragen. Die Bundesregierung<br />

kann sich nur begrenzt von den Einstellungen und Werthaltungen der Bevölkerung entfernen. Das Grundverständnis<br />

in der Nachhaltigkeitsstrategie wird daher immer ein Kompromiss zwischen den Einstellungen in der<br />

Bevölkerung, den Positionen der Interessenverbände und den Werthaltungen der die Bundesregierung tragenden<br />

Parteien sein.<br />

Empfehlung für das Forschungsvorhaben:<br />

Die Frage, inwieweit Lebensstile, die den Anforderungen der Nachhaltigkeit gerecht werden, realisiert und<br />

41


von der Politik befördert werden können, ist aus Sicht der Umweltverbände entscheidend dafür, dass die<br />

Nachhaltigkeitsdebatte auf Dauer mehr bringt, als ein begriffliches Dach für ohnehin laufende politische Prozesse<br />

zu bieten. Der im Herbst 2002 geplante Workshop von BMU, DNR/BUND/NABU mit dem Unterthema<br />

nachhaltige Lebensstile soll daher ausloten, wie die Lebensstildebatte in einer überarbeiteten Fassung der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie aufgenommen werden könnte. Die Bundesregierung wird gebeten, diese Debatte<br />

nicht als interne Debatte der Umweltverbände zu begreifen, sondern in eigenen Beiträgen darzustellen, welche<br />

Rolle ihre Akteure in Lebensstildebatten zukünftig einnehmen werden. Auch wenn realistischerweise<br />

anzuerkennen ist, dass sich die Spannbreite von einem Luxusautos fahrenden Bundeskanzler bis zu einer<br />

Verfechterin des ökologischen Landbaus nicht einebnen lässt, so wäre die Chance einer konsistenteren Vermittlung<br />

nachhaltiger Lebensstile durch die Akteure der Bundesregierung wünschenswert.<br />

Empfehlung für die Umweltverbände:<br />

Die Umweltverbände tragen die Diskussion über nachhaltige Lebensstile bereits mit einer Fülle von Projekten<br />

in die Bevölkerung. Dabei wird die Diskussion zunehmend konkreter anhand einzelner Bedürfnisfelder geführt<br />

(Wohnen, Mobilität, Ernährung, Kleidung etc.) und es werden neben weit in die Zukunft reichenden<br />

Visionen auch leicht umsetzbare Ansatzpunkte für Lebensstiländerungen ausgehend von den heutigen Konsummustern<br />

präsentiert (z.B. Mobilcard). Diese Zweigleisigkeit sollte fortgeführt werden, wobei konkrete<br />

Empfehlungen aus dem Workshop im Herbst 2002 hervorgehen sollen.<br />

Zu 3.: Vertiefung der Kenntnisse über nachhaltige Entwicklung und die Nachhaltigkeitsstrategie<br />

bei den o.a. Zielgruppen<br />

Die Vertiefung von Kenntnissen über die Nachhaltigkeitsstrategie ist kein Selbstzweck. Auch innerhalb der<br />

o.a. ausdifferenzierten Gruppen der Umweltverbände wird es nur gelingen, Aufmerksamkeit für die Nachhaltigkeitsstrategie<br />

zu gewinnen, wenn die Strategie für die von den jeweiligen Akteuren verfolgten Ziele Unterstützung<br />

bietet. Das kann z.B. der Fall sein, wenn:<br />

� Akteure auf lokaler Ebene den Druck für bestimmte Entscheidungen mit Verweis auf die<br />

Nachhaltigkeitsstrategie erhöhen können (Beispiel: verringerte Ausweisung von Bebauungsgebieten mit<br />

Verweis auf Ziel, den Flächenverbrauch zu verringern);<br />

� Fachpolitiker/innen Unterstützung für bestimmte Ziele aus der Nachhaltigkeitsstrategie erhalten (z.B.<br />

Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien);<br />

� die Nachhaltigkeitsstrategie Rückfallpositionen enthält, die zwar nicht Position der Umweltverbände sind,<br />

aber näher an deren Position liegen als möglicherweise neue in der Regierungspolitik formulierte Ziele.<br />

Empfehlungen:<br />

1. Für die Verbreitung der Kenntnisse über die Nachhaltigkeitsstrategie wären besser aufbereitete<br />

Informationsmaterialien seitens der Bundesregierung hilfreich (z.B. Kurzfassung in hoher Auflage, ständig<br />

aktualisierte Informationen über den Umsetzungsstand der Projekte der Nachhaltigkeitsstrategie).<br />

2. Für die Akteure auf der lokalen Ebene könnten die wesentlichen unterstützenden Punkte aus der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie in knapper und anschaulicher Form aufbereitet werden und mit einem relativ<br />

breiten Verteilerkreis (z.B. BUND: 2200 Orts- und Kreisgruppen) verbreitet werden. Es ist allerdings fraglich,<br />

ob sich eine ausreichende Anzahl relevanter Punkte herausarbeiten lässt, so dass ein solches Informationsangebot<br />

tatsächlich genutzt würde.<br />

3. Bei Fachpolitiker/innen in den „harten“ Politikbereichen (z.B. Energie, Verkehr, Landwirtschaft) wird das<br />

Interesse vermutlich auch in Zukunft stark auf die jeweils auf der politischen Agenda anstehenden Entscheidungen<br />

gerichtet sein (z.B. KWK-Ausbau, LKW-Maut, Agenda 2007). Realistischerweise werden<br />

diese die Nachhaltigkeitsstrategie nur von Fall zu Fall als Argumentationsstütze heranziehen, um sich für<br />

eine stärkere Übereinstimmung der Fachpolitiken mit der Nachhaltigkeitsstrategie einzusetzen (z.B. Anpassung<br />

der Bundesverkehrswegeplanung an die Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie). Diese Chance werden<br />

die Fachpolitiker/innen jedoch nur nutzen können, wenn sie situationsbezogen darauf aufmerksam<br />

42


gemacht werden. Wie schon bei den unter 1. angesprochenen Konsultationen ist auch hier die persönliche<br />

Ansprache der Fachpolitiker/innen durch die Mitarbeiter/innen des Forschungsvorhabens von<br />

DNR/BUND/NABU am aussichtsreichsten. Ergänzend dazu können Veröffentlichungen in Verbandsorganen,<br />

im Internet und in Zeitschriften, die jeweils den aktuellen Zusammenhang zwischen fachpolitischen<br />

Entscheidungen und der Nachhaltigkeitsstrategie verdeutlichen, die Aufmerksamkeit für diesen Zusammenhang<br />

erhöhen.<br />

Zu 4. Erhöhung der Akzeptanz/des Zustimmungsgrades zur Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung<br />

bei den o.a. Zielgruppen<br />

Während bei den Zielen 1. - 3. davon ausgegangen wurde, dass die Multiplikator/innen der Umweltverbände<br />

ihr eigenes Verständnis von Nachhaltigkeit der Netzwerk-Kommunikation zugrunde legen und dabei die<br />

übereinstimmenden Aspekte der Nachhaltigkeitsstrategie als Instrument nutzen, wird im folgenden der Zielsetzung<br />

nachgegangen, wie die Inhalte der Nachhaltigkeitsstrategie ohne kritische Distanz an die o.a. Gruppen<br />

in den Umweltverbänden vermittelt werden können.<br />

� Die Multiplikator/innen der Umweltverbände werden vorrangig „neutrale“ Nachrichten weitergeben (z.B.<br />

„der Text der Nachhaltigkeitsstrategie ist zu finden unter...“) und weniger die Argumente der Bundesregierung,<br />

warum sie an verschiedenen Stellen die Erwartungen der Umweltverbände nicht erfüllt hat.<br />

� Allerdings bieten die Konsultationen (z.B. Dialog-Forum im Internet und gemeinsam von BMU und<br />

DNR/BUND/NABU veranstaltete Workshops) Foren, in dem die Bundesregierung und die Umweltverbände<br />

gleichermaßen ihre Argumente vorbringen können. Dadurch kann die Bundesregierung auch bei den<br />

Umweltverbänden um Unterstützung/Verständnis für ihre Position werben.<br />

� Eine explizite Akzeptanzwerbung für die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung durch<br />

Multiplikator/innen der Umweltverbände wäre aufgrund der inhaltlichen Differenzen und der<br />

unterschiedlichen Rollen nicht zweckmäßig.<br />

Empfehlung:<br />

Bei dem gemeinsamen Workshop von BMU und DNR/BUND/NABU im Herbst 2002 steht die Kommunikation<br />

des Themas nachhaltiger Entwicklung im Mittelpunkt. Dort wird auch konkretisiert, wie die Rollenverteilung<br />

zwischen Bundesregierung und Umweltverbänden bei der Kommunikation des Leitbildes nachhaltiger Entwicklung<br />

im allgemeinen und der Nachhaltigkeitsstrategie im besonderen gestaltet werden kann. Den Workshop-Ergebnissen<br />

soll hier noch nicht vorgegriffen werden.<br />

III. Laufende Kommunikationsaktivitäten (Christine Wenzl)<br />

In Ergänzung zu den oben angestellten konzeptionellen Überlegungen wird am Beispiel des BUND dargestellt,<br />

welche Kommunikationsformen im Rahmen des Forschungsvorhabens bereits praktiziert werden. Dies<br />

ist keine Zusammenfassung aller Kommunikationsaktivitäten der Umweltverbände im Bereich nachhaltiger<br />

Entwicklung, sondern ein Ausschnitt:<br />

1) Über Artikel in der BUNDschau und im BUNDmagazin sollen Aktive und Mitglieder des BUND über die<br />

Nachhaltigkeitsstrategie und Themen im Zusammenhang mit nachhaltiger Entwicklung, wie z.B. nachhaltigen<br />

Kosummustern etc. informiert und auf dem Laufenden gehalten werden.<br />

2) Auf der Internet-Seite des BUND sind Pressemitteilung, Stellungnahme der Umweltverbände zum Entwurf,<br />

Synopse, und der Artikel zur NHS, der im Juli in der BUNDschau erscheinen wird, zu finden (derzeit<br />

unter der Rubrik „Rio + 10). Es ist geplant, dort auch einen Hinweis zu geben, dass die Protokolle der<br />

Fachgespräche und die Publikation des DNR-Workshops in der Bundesgeschäftstelle des BUND erhältlich<br />

sind, sowie links zu setzen zur Internetseite der Bundesregierung (www.dialog-nachhaltigkeit.de) und<br />

der Seite des Nachhaltigkeitsrates.<br />

3) Bestehende Netzwerke im Bereich nachhaltige Entwicklung, sowohl in den Umweltverbänden als auch im<br />

43


Forum Umwelt und Entwicklung werden gestärkt und neue Kontakte geknüpft.<br />

4) Mit der interaktiv geplanten Vorbereitung des Workshops im Herbst werden Fachexpert/innen des BUND,<br />

<strong>Nabu</strong> und DNR sowie anderer zivilgesellschaftlicher und staatlicher Organisationen und wissenschaftlicher<br />

Institutionen in den Dialog über die Kommunikation der Nachhaltigkeitsstrategie anhand der Themen<br />

Lebensstile, Umweltbildung sowie Artenvielfalt und Flächenverbrauch eingebunden.<br />

5) Auf dem Workshop sollen mit der gezielten Einladung von Werbefachleuten, Bildungsexpert/innen,<br />

Mitarbeiter/innen von Bundespresseamt und aus der Öffentlichkeitsabteilung des BMU weitere<br />

Möglichkeiten der Vermittlung der Nachhaltigkeitsstrategie diskutiert werden.<br />

44


2.3 Konzeption des 2. Workshops im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens<br />

„Umweltdimension der Nachhaltigkeitsstrategie“ zum Thema Kommunikation der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie<br />

Hintergrundpapier zum Bereich Lebensstile und Kommunikation (BUND)<br />

Fragestellung und Ziel des Workshops<br />

Das Thema Lebensstile hat verschiedene Komponenten. Neben der global begründeten Notwendigkeit, die<br />

Lebensstile in den Industrieländern zu verändern, werden immer mehr positive Leitbilder eines nachhaltigen<br />

Lebensstil entwickelt. Wie lassen sich diese vermitteln? Welche Bedeutung haben Rahmenbedingungen, die<br />

von der Politik geschaffen werden müssen und Angebote auf dem Markt von Unternehmen? Welche Rolle<br />

spielen Medien und Werbung? Wie kann mit Zielkonflikten umgegangen werden, welche Lösungsansätze gibt<br />

es hier? Welche guten Projektbeispiele gibt es bereits? Diese Fragen sollen den Kern der Diskussion zum<br />

Thema Lebensstile im Rahmen des Workshops bilden. Ziel dieses Workshopteils ist es, Ideen zu entwickeln<br />

wie mittels der Lebensstildiskussion ein Beitrag zur Vermittlung der Nachhaltigkeitsstrategie geleistet werden<br />

könnte. Oder vielmehr umgekehrt: welchen Beitrag die Kommunikation zur Nachhaltigkeitsstrategie u<br />

einer Veränderung der Lebensstile leisten könnte.<br />

Notwendigkeit für veränderte Lebensstile: Grenzen der natürlichen Ressourcen<br />

Die Grenzen der natürlichen Ressourcen weltweit, der im Nord-Süd-Vergleich stark überhöhte Energie- und<br />

Ressourcenverbrauch des Nordens bei anhaltender Armut und Hunger in den Entwicklungsländern bilden<br />

den Hintergrund, vor dem seit Jahren über nachhaltige Konsummuster und veränderte Lebensstile in den<br />

Industrienationen nachgedacht wird. Hinzu kommt, dass, würden die Entwicklungsländer den gleichen Konsumanspruch<br />

erheben wie die Industrieländer, damit spätestens die Grenzen des Planeten erreicht wären.<br />

Lebensstile, Verantwortung der einzelnen und Nachhaltigkeitsstrategie<br />

Die nationale Nachhaltigkeitsstrategie nimmt Bezug auf die Lebenssituation und die Verantwortung der Bevölkerung.<br />

Das Leitbild der Nachhaltigkeit wird konkret mit den verschiedenen Aspekten von Lebensqualität<br />

für die Bevölkerung verknüpft, z.B. gesunde Nahrungsmittel, Vermeidung von Lärm und Unfällen. Leider<br />

weicht die Strategie einer offenen Auseinandersetzung mit den nicht nachhaltigen Lebensstilen in den Industriestaaten<br />

aber aus. Andererseits wird die Verantwortung aller für das Gelingen einer nachhaltigen Entwicklung<br />

im Sinne der Nachhaltigkeitsstrategie klar formuliert.<br />

Zahlen und Fakten, Leitbilder und Visionen<br />

Für die Kommunikation des Themas sind verschiedene Herangehensweisen denkbar: Zahlen und Fakten<br />

belegen sehr eindrucksvoll, dass wir im Hinblick auf die Anforderungen an internationale Gerechtigkeit und<br />

die Endlichkeit der natürlichen Ressourcen unsere Konsum- und Lebensstil ändern müssen. Doch lässt sich<br />

der Bevölkerung damit allein ein anderer Lebensstil vermitteln?<br />

Es gibt umgekehrt viele positive Bilder, Visionen und Modelle – Leitbilder, wie nachhaltige Lebensstile aussehen<br />

könnten, in einer entsprechend veränderten Umwelt und mit durchaus gewinnbringenden neuen Möglichkeiten<br />

verknüpft. Zum Beispiel denken Expert/innen im Bereich nachhaltiger Mobilität darüber nach, wie<br />

eine Umgebung beschaffen sein könnte, die Mobilitätswege verringern hilft: es entsteht das Bild der lebendigen<br />

Stadt mit einer Mischung aus Wohnen und Arbeiten und guter Infrastruktur. Oder die Idee, das Auto,<br />

das von so vielen bevorzugt genutzt wird, in kombinierte Mobilität einzubinden, sowie davon ausgehend gute<br />

und attraktive Alternativen zu schaffen (z.B. park&ride; carsharing; rent-a-bike; Sammeltaxen und Anrufbusse).<br />

45


Staatliche Rahmenbedingungen und Anreize, Angebote der Wirtschaft<br />

Um konkrete Alternativen verwirklichen zu können, sind auch Politik und Wirtschaft gefragt: es müssen von<br />

Seiten der Politik Anreize und Rahmenbedingungen geschaffen – und zwar sowohl für Konsument/innen als<br />

auch für die Wirtschaft, nachhaltig, d.h. sozial und ökologisch verantwortlich zu produzieren - und von den<br />

Unternehmen nachhaltige Produkte angeboten werden. Diese Angebote müssen dann jedoch auch zielgerichtet<br />

kommuniziert werden. Oft ist beispielsweise die Anschaffung eines energiesparenden Haushaltsgerätes<br />

nur im ersten Moment teurer als die eines konventionellen Gerätes, und die Differenz wird durch die<br />

geringeren Nutzungskosten wieder ausgeglichen. Ein Urlaub an der Ostsee kann erholsamer sein als eine<br />

Fernreise. Auch für den bevorzugten Verzehr von Biolebensmitteln, fair gehandelten und regionalen Lebensmitteln<br />

gibt es gute Gründe. Es kommt aber darauf an, diese auch zu vermitteln.<br />

Vermittlung und Werbung<br />

Wie lassen sich nachhaltige Lebensstile über Werbung transportieren? Hier sind verschiedene Akteure gefragt,<br />

u.a. Unternehmen selbst und Medien. Es fragt sich außerdem, wer die Verantwortung dafür trägt,<br />

oder, anders formuliert, wie die Rollen verteilt sind, und wer welche Verantwortung trägt: Staat, Umweltverbände,<br />

Unternehmen.<br />

Für eine Kampagne der Bundesregierung zur Nachhaltigkeitsstrategie würde es sicherlich nicht ausreichen,<br />

den Begriff der Nachhaltigkeit auf Plakatwände zu bringen. Über Werbung hinaus können symbolische Politik<br />

und Vorbildfunktion bekannter Politiker/innen relevant werden.<br />

Was die Umweltverbände anbetrifft, so ist deren Verhältnis und das anderer zivilgesellschaftlicher Gruppen<br />

zur Werbung in mancher Hinsicht noch zu klären. Viel könnte bereits mit einem überzeugenden Wandel im<br />

Konsumverhalten bei Mitgliedern der Umweltverbände erreicht werden. Bezüglich der Herangehensweise ist<br />

zu diskutieren, ob radikal andere Leitbilder notwendig sind, um Lebensstile zu verändern, oder eher mit behutsamen<br />

kleinen Schritten, die an derzeitige Konsummuster anschließen, etwas erreicht werden kann.<br />

Zielkonflikte und Brüche, Lösungsansätze<br />

Eine wichtige Funktion bei der Vermittlung könnte der offene Umgang mit Brüchen und Zielkonflikten haben<br />

– in jedem Fall ist dies ein spannender Aspekt für die Diskussion im Workshop. Mit Zielkonflikten sind Konflikte<br />

gemeint, die bei der Verfolgung eines möglichst nachhaltigen Lebensstils bzw. Konsumverhalten auftreten<br />

können, wie beispielsweise steigender (Auto)verkehr bei Direkteinkauf auf dem Biohof, oder auch der<br />

Konflikt zwischen der Forderung nach Marktzugang für Produkte aus Entwicklungsländern einerseits und<br />

nach dem Verzehr möglichst ausschließlich regional erzeugter Produkte andererseits. Brüche meint zum Beispiel:<br />

widerspricht es dem Anspruch/der Philosophie von Biolebensmitteln, die eine möglichst geringe Verarbeitungstiefe<br />

aufweisen sollten, wenn im Biosupermarkt zunehmend convenience food angeboten wird?<br />

Damit können auf der anderen Seite möglicher Weise neue Bevölkerungsgruppen angesprochen werden.<br />

Es sollen hier allerdings in jedem Fall vorhandene Lösungsansätze vorgestellt werden (vgl. z.B. Aufsatz von<br />

Michael Windfuhr „Produkte aus der Region oder aus Entwicklungsländern? Ein ‚nachhaltiges’ Dilemma –<br />

Möglichkeiten, sich sinnvoll zu verhalten“ in BUND/Misereor (Hrsg.): „Wegweiser für ein zukunftsfähiges<br />

Deutschland“ (2002), in dem die Möglichkeiten der/des einzelnen sehr klar kontrastiert werden mit der Verantwortung<br />

der Politik.)<br />

Projektbeispiele<br />

Es bietet sich an, im Rahmen des Workshops ein oder zwei gute Beispiele für Projekte im Bereich nachhaltiger<br />

Lebensstile vorzustellen und zu diskutieren. Dafür kommt z.B. das BUND-Projekt einer MobilCard im Bereich<br />

Mobilität in Frage. Mit Schwerpunkt auf den Bereich Ernährung könnte das Projekt nachhaltiger Warenkorb<br />

des Nachhaltigkeitsrates vorgestellt werden.<br />

46


Teilnehmer/innen<br />

Neben den Expert/innen aus Umweltverbänden, Entwicklungsorganisationen und Umweltministerium und<br />

der interessierten Öffentlichkeit sollten auch Werbefachleute sowie Vertreter/innen von Parteien und der<br />

Regierung an dem Workshop teilnehmen, die dort für das Thema Nachhaltigkeit bzw. Öffentlichkeitsarbeit<br />

verantwortlich sind.<br />

Konkret könnten Fachexpert/innen der folgenden Stellen/Organisationen eingeladen und nach Möglichkeit<br />

auch bereits in die Planung des Workshops einbezogen werden.<br />

� Marketingkampagne Biosiegel<br />

� Bundespresseamt<br />

� BMU Bereich Öffentlichkeitsarbeit<br />

� ECOLOG-Institut für sozial-ökologische Forschung und Bildung gGmbH (zum Thema Kommunikation<br />

für eine nachhaltige Entwicklung)<br />

� Umweltbundesamt<br />

� Evangelische Akademie Tutzing<br />

Welchen Beitrag kann der Workshop mit dem Thema „Lebensstile“ im Rahmen der Auseinandersetzung<br />

mit der Nachhaltigkeitsstrategie leisten?<br />

Die Umweltverbände haben die Kritik geäußert, dass ein anderer Lebensstil in der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

nicht konsequent durchbuchstabiert wird. Vielmehr liegt eine hauptsächlich an Effizienz orientierte Strategie<br />

vor. Eine Auseinandersetzung mit dem Konflikt zwischen einer ungebrochenen Wachstumsphilosophie und<br />

den Anforderungen nachhaltiger Entwicklung, nämlich die absoluten Grenzen der Belastbarkeit der Natur<br />

anzuerkennen, wird vermieden.<br />

Dieses ist ein Bereich, wo Nachbesserungen notwendig sind. Spätestens mit Blick auf den Revisionsprozess<br />

könnte diskutiert werden, ob ein weiteres Kapitel in der Nachhaltigkeitsstrategie zum Bereich nachhaltige<br />

Lebensstile in Deutschland sinnvoll ist. Ergebnisse von Studien zu Umwelt und Nachhaltigkeit wie die des<br />

BMU und UBA zum Umweltbewusstsein in Deutschland (2000) sollten in kohärenter Weise in die Nachhaltigkeitsstrategie<br />

eingearbeitet werden.<br />

Da es bei dem Workshop ja zentral um Kommunikation geht, stellt sich außerdem die Frage, wie Visionen in<br />

Richtung Nachhaltigkeit mit der Bevölkerung entwickelt werden können, und welche Instrumente dafür wiederum<br />

in der Nachhaltigkeitsstrategie viel stärker verankert werden müssten.<br />

47


2.4 Konzeption des 2. Workshops im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens<br />

„Umweltdimension der Nachhaltigkeitsstrategie“ zum Thema Kommunikation der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie.<br />

Hintergrund:<br />

„Nach dem Verständnis der Bundesregierung hat eine Kommunikation für eine nachhaltige Entwicklung die<br />

Aufgabe, über Ziele und Umsetzungswege des Nachhaltigkeitsprozesses zu informieren, Verständnis und<br />

Aufgeschlossenheit dafür zu wecken sowie eine breite Akzeptanz und Unterstützung für die Nachhaltigkeitspolitik<br />

zu erzielen“ (Bericht der Bundesregierung zur Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung).<br />

Der Bericht stellt in verschiedenen Bereichen einen Weiterentwicklungsbedarf fest. Insbesondere die Intensivierung<br />

des Dialogs über innovative Konzepte einer Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie die Förderung<br />

der Vernetzung der verschiedenen Akteure sind zwei Aspekte, die in dem Workshop näher beleuchtet werden<br />

sollen. Exemplarisch sollen diese Schwerpunkte am Beispiel eines bekannten Zieles der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

(Flächenverbrauch) und eines neuen, in der Strategie nicht explizit benannten Zieles (Lebensstile)<br />

aufgearbeitet werden.<br />

Ziel des Workshops:<br />

Das Ergebnis des Workshops soll es sein,<br />

� Empfehlungen an das BMU und für die Umweltverbände zu erarbeiten, wie das Thema Nachhaltigkeit und<br />

konkret die Nachhaltigkeitsstrategie weiter kommuniziert werden können.<br />

� eine Empfehlung zu formulieren, wie der Aspekt nachhaltige Lebensstile im Rahmen des Revisionsprozesses<br />

in der Nachhaltigkeitsstrategie verankert werden kann.<br />

� exemplarisch zum Thema Flächenverbrauch Aussagen zu treffen, wie das ambitionierte Ziel, das in der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie festgelegt wurde, umgesetzt werden kann, und welche Akteure dafür einbezogen<br />

werden sollen (z.B. Verknüpfung mit Planungen auf der kommunalen Ebene).<br />

Format:<br />

Geplant ist ein stark ergebnisorientierter Workshop über einen ganzen Tag. Beginn und Ende sollen im Plenum<br />

stattfinden; das Kernstück bilden zwei parallele Workshops zu den Themen nachhaltige Lebensstile und<br />

Reduzierung des Flächenverbrauchs.<br />

Vorbereitung:<br />

Um gute Ergebnisse und Empfehlungen zu gewährleisten, ist eine intensive Vorlaufphase vorgesehen. Vorhandenes<br />

Expertenwissen soll gebündelt in die Vorbereitung einfließen. Dazu planen wir<br />

� die Erstellung einer Materialsammlung (regionale Initiativen und Projekte, Kampagnen von<br />

zivilgesellschaftlichen Gruppen, wissenschaftlichen Gruppen, wissenschaftlichen Studien von Forschungsinstitutionen<br />

und Stiftungen, etc.) im Bereich Bildung für eine nachhaltige Entwicklung und Kommunikation<br />

im informellen Bereich, speziell unter dem Aspekt Lebensstile und Flächenverbrauch (bzw. Bedürfnisfeld<br />

Bauen und Wohnen).<br />

� auf Basis der Materialsammlung gezielte bilaterale Gespräche mit Expert/innen zu führen, deren Ergebnisse<br />

in den Workshop einfließen sollen.<br />

� zum Thema Lebensstile eine Materialsammlung zur Einstellung der Bevölkerung in verschiedenen Bereichen<br />

(Nachhaltigkeits-Debatte, Nord-Süd, Verteilung der Verantwortung zwischen Staat und Bürger/innen)<br />

durchzuführen und bilaterale Gespräche mit Fachexpert/innen und Gruppierungen zu führen,<br />

die im Gebiet nachhaltige Lebensstile aktiv sind. Eine kurze Dokumentation der geführten Gespräche ist<br />

vorgesehen.<br />

• ein vorbereitendes Fachgespräch zum Thema Flächenverbrauch, bei dem die entscheidenden Aspekte<br />

identifiziert werden sollen.<br />

48


Ablauf:<br />

Vormittag:<br />

Einstieg: mit einer spannenden Präsentation (z.B. der Ergebnisse der Recherche zum Thema Umweltbildung<br />

und Kommunikation von Nachhaltigkeit), oder einem Einstiegsreferat (de Haan oder N.N. von einem informellen<br />

Bildungsträger), mit einem Überblick über den Stand der Diskussion bei der Bildung für eine nachhaltige<br />

Entwicklung); Moderation: Klaus Hübner (LBV).<br />

2 Workshops parallel:<br />

Kommunikation anhand der Bereiche Lebensstile und Flächenverbrauch<br />

Ablauf des Workshops Nachhaltige Lebensstile und Kommunikation (exemplarisch):<br />

Diskussion zu den folgenden Aspekten:<br />

1) Fakten und Zahlen: wie steht es um das Umweltbewusstsein der Bevölkerung, der Umweltverbände,<br />

welchen Stellenwert hat die Diskussion um Lebensstile?<br />

2) Nachhaltige Lebensstile in Deutschland – geteilte Verantwortung des Staates und der Wirtschaft,<br />

zivilgesellschaftlicher Gruppen oder des einzelnen?<br />

3) Visionen, Leitbilder, Lösungsansätze und gute Beispiele:<br />

a) Vorstellung positiver Leitbilder, wie ein nachhaltiger Lebensstil aussehen könnte, in einer<br />

entsprechend veränderten Umwelt und mit gewinnbringenden Möglichkeiten verknüpft.<br />

b) Vorstellung eines Beispiels: das Projekt MobilCard<br />

4) Zusammenhang Thema Lebensstile und NHS: wie kann das Thema konkret/stärker in der NHS verankert<br />

werden?<br />

5) Stellenwert / Möglichkeiten von Werbung und Vermittlung<br />

Mittag: Gelegenheit für die Teilnehmer/innen ihre Initiativen und Aktionen (best practice) vorzustellen.<br />

Nachmittag:<br />

Fortsetzung der beiden Workshops unter dem Gesichtspunkt Vermittlung der jeweiligen Thematik.<br />

Zielorientierte Fortsetzung der Workshops: Ausarbeitung von Ergebnissen und Empfehlungen<br />

Zusammenführung der Workshops<br />

Kurze Vorstellung der Ergebnisse der einzelnen Workshops.<br />

Abschlusssession<br />

Diskussion über die Ergebnisse:<br />

� Praktikabilität der Umsetzung (z.B. Allianzbildung)<br />

� Stellungnahmen der Teilnehmer/innen zu einem geplanten Ergebnispapier (Empfehlungen an die<br />

Bundesregierung und an die Verbände)<br />

Teilnehmer/innen<br />

Neben den Expert/innen aus Umweltverbänden, Entwicklungsorganisationen und Umweltministerium und<br />

der interessierten Öffentlichkeit sollten auch Werbefachleute sowie Vertreter/innen von Parteien und der<br />

Regierung an dem Workshop teilnehmen, die dort für das Thema Nachhaltigkeit bzw. Öffentlichkeitsarbeit<br />

49


verantwortlich sind.<br />

Konkret könnten Fachexpert/innen der folgenden Stellen/Organisationen eingeladen und nach Möglichkeit<br />

auch bereits in die Planung des Workshops einbezogen werden.<br />

� Marketingkampagne Biosiegel<br />

� Bundespresseamt<br />

� BMU Bereich Öffentlichkeitsarbeit<br />

� B<strong>MB</strong>F<br />

� Vertreter Bund-Länder-Kommission für Berufsplanung und Forschungsförderung<br />

� ECOLOG-Institut für sozial-ökologische Forschung und Bildung (zum Thema Kommunikation für eine<br />

nachhaltige Entwicklung)<br />

� Umweltbundesamt<br />

� Deutsche Bundesstiftung Umwelt<br />

� Evangelische Akademie Tutzing<br />

� Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung<br />

� Vertreter der Umweltzentren<br />

� Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung<br />

� Div. Bildungszentren<br />

� Agenda- Transfer (Agentur für Nachhaltigkeit)<br />

50


3 Workshop „Kommunikation und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie“<br />

3.1 Einleitung<br />

Das Interesse an dem Workshop war mit 110 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unerwartet hoch und hat<br />

deutlich gemacht, dass die Nachhaltigkeitsdebatte aktueller denn je ist. Der Workshop richtete sich an<br />

Vertreterinnen/Vertreter sowie Expertinnen/Experten von Umwelt- und Entwicklungsverbänden, Bundesministerien<br />

und Sachverständige aus dem Wissenschaftsbereich. (Eine Teilnehmerliste befindet sich im Anhang<br />

13)<br />

Das Ziel war es, Empfehlungen für die erfolgreiche Kommunikation und Umsetzung der Strategie durch die<br />

Bundesregierung und Umweltverbände am Beispiel von nachhaltigen Lebensstilen und Konsummustern,<br />

sowie von nachhaltiger Siedlungsentwicklung zu erarbeiten. (Das Programm befindet sich im Anhang 4)<br />

3.2 „Berlin – Johannesburg und zurück: Ergebnisse des Gipfels für nachhaltige Entwicklung<br />

und Schlussfolgerungen für die nationale Nachhaltigkeitsstrategie“<br />

Eingeleitet wurde der Workshop durch eine moderierte Talkrunde. Hubert Weinzierl (Präsident des<br />

Deutschen Naturschutzring) eröffnete die Veranstaltung und ließ anschließend in seinem Eingangsstatement<br />

erkennen, dass der „Geist von Rio“ in Johanneburg nicht mehr heraufbeschworen werden konnte<br />

und eher einer ernüchternden Atmosphäre gewichen ist: Der Unterschied zwischen arm und reich ist gewachsen,<br />

vielerorts ist die Umweltzerstörung vorangeschritten und schließlich der Rückzug der USA aus einigen<br />

internationalen Politikprozessen hat den Prozess zusätzlich belastet. Dennoch hat Johannesburg diesem<br />

Druck standgehalten und der befürchtete Stillstand konnte überwunden werden. In Teilbereichen, wie z.B.<br />

beim Trinkwasser und der sanitären Grundversorgung oder im Chemikalienbereich konnten sogar Fortschritte<br />

erzielt werden, die neue Chancen und Wege in die Zukunftsfähigkeit aufzeigen. Michael Frein<br />

(Evangelischer Entwicklungsdienst) bestätigte dies, betonte aber, dass der Blickwinkel wichtig sei: Die<br />

Ergebnisse von Johannesburg werden den Problemen, vor denen wir stehen, in keiner Weise gerecht. Berücksichtigt<br />

man jedoch die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen des Johannesburg-Gipfels,<br />

das politische Klima nach dem 11. September 2001, die globale wirtschaftliche Gesamtsituation und den<br />

gescheiterten Vorbereitungsprozess, so müsse das Ergebnis positiv bewertet werden. Insofern markiere<br />

Johannesburg wohl nicht den Durchbruch zu einer wirklich nachhaltigen Entwicklung, angesichts der erreichten<br />

Ergebnisse könne dennoch nicht von einem vollständigen Scheitern des Gipfels gesprochen werden.<br />

Was nun anstünde, ist die Umsetzung der Johannesburg-Beschlüsse, auch wenn sie insgesamt unzureichend<br />

sein mögen. Denn Erfolg und Misserfolg des Gipfels würden schlussendlich daran zu messen sein, inwieweit<br />

es gelingen wird, die Ergebnisse in die politische Praxis umzusetzen. Stephan Contius (Bundesumweltministerium)<br />

bemerkte, die Bundesregierung und die EU insgesamt habe die Messlatte mit anspruchsvollen<br />

Forderungen an den Gipfel bewusst hoch angelegt, um in Johannesburg tatsächlich einzelne Fortschritte<br />

durchsetzten zu können. Dies habe sich ausgezahlt: Gegen den Widerstand insbesondere der USA, Japans<br />

und Australiens konnten neue Ziele vereinbart werden. Allerdings seien durch die hohe Messlatte auch Enttäuschungen<br />

vorprogrammiert gewesen. Im Vordergrund müsse jetzt die Umsetzung der einzelnen Festlegungen<br />

stehen. Auch für die deutsche Weiterentwicklung und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie seien<br />

die Ergebnisse hilfreich. Bernhard Pötter (Tageszeitung) machte in Johannesburg jede Menge Gespenster<br />

aus, aber keinen Geist. Während es in Rio eine Aufbruchoffensive gab, gingen die Verhandlungen<br />

in Johannesburg in vielen Bereichen in die Defensive.<br />

3.3 Persönliche Nachhaltigkeitsbilanz<br />

Während einer kurzen Kaffeepause wurden die Teilnehmer/innen dazu aufgefordert ihre persönliche Nachhaltigkeitsbilanz<br />

zu überprüfen. Anhand von fünf Beispielen der größten Nachhaltigkeitssünden (Fernreisen,<br />

Haus im Grünen, Südfrüchte, Auto, Handy) wurden die Teilnehmer/innen mit der Frage konfrontiert, bei welchen<br />

Gütern/Dienstleistungen der Verzicht am schwersten fällt? (siehe Anhang 3.3).<br />

51


3.4 Bildung und Kommunikation für eine nachhaltige Entwicklung als Aufgabe der Nichtregierungsorganisationen<br />

– Stand, Defizite, Lösungsansätze<br />

Bei der Gesprächsrunde diskutierten Klaus Hübner (Landesbund für Vogelschutz Bayern/Deutscher Naturschutzring)<br />

und Silke Kleinhückelkotten (ECOLOG Institut) über „Bildung und Kommunikation für eine nachhaltige<br />

Entwicklung als Aufgabe der Nichtregierungsorganisationen – Stand, Defizite, Lösungsansätze“. Moderiert<br />

wurde das Gespräch von Petra Niesbach (Verbraucherzentrale NRW).<br />

Schon im Vorfeld des Workshops wurde zusammen mit anderen Materialien ein Fragebogen verschickt, der<br />

die Teilnehmer/innen auf das Thema einstimmen sollte. Donata Elschenbroich vom Deutschen Jugendinstitut<br />

hat im Gespräch mit Menschen aller Schichten – Eltern, Pädagogen, Hirnforschern, Entwicklungspsychologen,<br />

Unternehmern, Verkäufern, Arbeitslosen – eine Wunschliste für „Weltwissen“ von Sieben-jährigen entworfen<br />

und in einem Buch veröffentlicht, die lebenspraktische, soziale, motorische Fähigkeiten und Erfahrungen<br />

ebenso umgreift wie kognitive und ästhetische. Die Aufgabe der Teilnehmer/innen bestand darin zu<br />

entscheiden, ob Sie diese Fähigkeit oder Fertigkeit für mehr/weniger bedeutend für Menschen halten, die fit<br />

sein müssen für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts (Fragebogen im Anhang 14).<br />

In seinem Beitrag bezeichnete Klaus Hübner die Ergebnisse der PISA Studie als die Stunde der Umweltbildung.<br />

Was bei der heutigen schulischen Bildung gebraucht wird, ist eine ganzheitliche Herangehensweise die<br />

durch eine Bildung für nachhaltige Entwicklung gezielt vermittelt werden kann, wie z.B. Gestaltungskompetenz,<br />

Stärkung des Selbstwertgefühls sowie motorische und sprachliche Grundfähigkeiten. Näheres hierzu<br />

von Klaus Hübner befindet sich im Anhang 7.<br />

Silke Kleinhückelkotten stellte ein Konzept vor, bei dem Lebensstile als Zielgruppe in der Kommunikation für<br />

eine Nachhaltige Entwicklung definiert werden. Durch dieses Konzept können soziale Milieus zielgenau angesprochen<br />

werden, wodurch eine höhere Effizienz von Kommunikation erzielt werden kann (ein Grundlagenpapier,<br />

die von Silke Kleinhückelkotten vorgestellten Thesen zur Kommunikation von Nachhaltiger Entwicklung,<br />

eine Grafik zu sozialen Milieus sowie einige Literaturhinweise befinden sich im Anhang 8, 9, 10)<br />

3.5 Dialogforum 1: Nachhaltige Lebensstile<br />

Nach einer Begrüßung durch den Moderator, Klaus Hübner (DNR/Landesbund für Vogelschutz Bayern) leitet<br />

Herr Timm (BUND) in die Thematik ein. Er verweist insbesondere auf die Debatte um ökologische Modernisierung<br />

und strukturelle Ökologisierung. Für eine strukturelle Ökologisierung ist Partizipation erforderlich, im<br />

Unterschied zur technischen Effizienz- bzw. Modernisierungsstrategie.<br />

3.5.1 Kurzstatement von Christine Wenzl (BUND):<br />

Christine Wenzl beginnt ihr Statement mit der Analyse, dass die weltweiten natürlichen Ressourcen begrenzt<br />

sind und überhöhter Ressourcenverbrauch im Norden bei anhaltender Armut im Süden es notwendig machen,<br />

verstärkt über nachhaltige Lebensstile und Konsummuster in den Industrieländern nachzudenken.<br />

Positiv gewendet stehen bei dem Leitbild „Gut leben statt viel haben“ aus der BUND/Misereor-Studie „Zukunftsfähiges<br />

Deutschland“ der Gewinn an Lebensqualität und das Interesse der Menschen an einem alternativen<br />

Lebensstil im Vordergrund. Gut leben statt viel haben umfasst dabei nicht nur alternative Konsummöglichkeiten<br />

sondern auch, immateriellen Bedürfnissen einen höheren Wert beizumessen, wie z.B. dem<br />

Zeitwohlstand. Wie sollen jedoch Änderungen umgesetzt werden, wenn der gesellschaftliche Trend in eine<br />

ganz andere Richtung geht?<br />

Umweltverbände und NGOs können u.a. damit zu einer Veränderung der Lebensstile beitragen, dass sie<br />

diese erfolgreicher kommunizieren. Dazu gehört z.B. Menschen gruppenspezifisch und situationsspezifisch<br />

anzusprechen. Besondere Lebenssituationen und Umbrüche wie Umzug, Geburt von Kindern, Kindergarten<br />

oder Schulbeginn könnten Momente sein, wo Einzelne bereit sind, ihren Lebensstil zu überdenken und etwas<br />

zu verändern. Eine verstärkende Umgebung und positives Feedback, z.B. durch Wettbewerbe und Preise<br />

können dabei unterstützend wirken. Besonders wichtig ist es, dass Großverbraucher und Institutionen angesprochen<br />

werden, auf ein nachhaltiges Angebot umzustellen. Damit kann auch das Interesse bei Einzelnen<br />

geweckt werden. Allianzen und verstärkte Absprachen zwischen Umwelt-, Entwicklungs- und Verbraucherorganisationen<br />

können dabei helfen, stärkeren politischen Druck auszuüben.<br />

52


Zugleich müssen jedoch auch die politischen Rahmenbedingungen, Anreize, Preise und Angebot entsprechend<br />

verändert werden. Die Politik ist gefragt: neben einem verstärkten Beitrag der Bildung für eine nachhaltige<br />

Entwicklung und sollte mit dem Verbraucherinformationsgesetz die Information für die Verbraucher/innen<br />

transparenter werden. Der Rahmen für Aktionsprogramme für nachhaltigen Konsum, der mit dem<br />

Aktionspapier bei dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg geschaffen wurde, soll durch<br />

internationale und nationale Initiativen ausgestaltet werden.<br />

Die deutsche Regierung muss ihren Beitrag zu nationalen und internationalen Rahmenbedingungen leisten.<br />

Dazu gehört u.a., das Welthandelsrechts zu prüfen und zu verändern, ökologisch kontraproduktive Subventionen<br />

zu reduzieren bzw. abzuschaffen und Ökosteuer und Energiepreise angemessen zu erhöhen. Nachhaltiger<br />

Konsum kann durch politische Maßnahmen konkurrenzfähig gemacht werden: Das bedeutet auch eine<br />

Veränderung bei den Preisen. Schließlich sollte das Thema nachhaltige Lebensstile bei der Weiterentwicklung<br />

der Nachhaltigkeitsstrategie im Rahmen der für das Frühjahr 2004 vorgesehenen Revision in kohärenter<br />

Weise eingearbeitet werden (der ganze Redebeitrag befindet sich im Anhang 11).<br />

3.5.2 Kurzstatement von Cornelia Quennet-Thielen (BMU)<br />

Frau Quennet-Thielen, Unterabteilungsleiterin für Grundsatzfragen im Bundesumweltministerium, stellt einleitend<br />

fest, dass in der Analyse große Übereinstimmung bestehe. Die Herausforderung sei, weitere Ansätze<br />

zur Förderung nachhaltiger Lebensstile zu entwickeln, ohne sich dem Vorwurf auszusetzen, die Bürger/innen<br />

zu bevormunden oder als „Verzichts-Prediger“ abgetan zu werden. Dabei gelte es, statt auf Entwicklung<br />

theoretischer Konzepte stärker auf pragmatische, wirkungsvolle und von den Verbraucher/innen positiv<br />

wahrgenommene Strategien und Maßnahmen zu setzen.<br />

Die Aufgabe der Politik/Regierung liegt vor allem darin, die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen und die<br />

vielfältigen Akteure zusammen zu bringen und zu gemeinsamen Vorgehen zu motivieren. Zur Gestaltung der<br />

Rahmenbedingungen nutzt sie ein breites Bündel von Instrumenten vom Ordnungsrecht über finanzielle<br />

Anreize und ökonomische Instrumente bis hin zu Bildung und Information. So müssen insbesondere die<br />

Preise die ökologische Wahrheit wiedergeben, also die sogenannten externen Kosten durch Umweltverbrauch<br />

und -belastung einbeziehen.<br />

Mit der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung ist hier ein wichtiger erster Schritt getan. Sie ist kein<br />

abschließendes Dokument, sondern wird kontinuierlich überprüft und angepasst bzw. fortentwickelt werden.<br />

Das vorgesehene Monitoring wird aufzeigen, wo weiterer Handlungsbedarf besteht; auch sollen neue Themenfelder<br />

erfasst und weitere Maßnahmen beschlossen werden. Die Koalitionsvereinbarung der neuen Bundesregierung<br />

enthalte hierfür wichtige Festlegungen, so zum Beispiel:<br />

Fortentwicklung der ökologischen Steuerreform zur ökologischen Finanzreform<br />

Umgestaltung der Eigenheimzulage (Neubau wird gegenüber Altbau nicht mehr bevorzugt)<br />

Umwelt- und Verbraucherinformation; dabei soll ein Auskunftsanspruch nicht nur gegenüber öffentlichen<br />

Stellen, sondern auch gegenüber der Wirtschaft bestehen.<br />

Energieeffizienz und erneuerbare Energien sollen durch Förderprogramme weiter vorangebracht werden.<br />

Wichtig sei auch eine verstärkte Attraktivität von Umweltkennzeichen. Die nachhaltige Beschaffung gerade<br />

durch die öffentliche Hand mit ihrer großen Nachfragemacht auf dem Markt muss vorangebracht werden.<br />

Dabei ist den „Haushältern“ noch besser zu vermitteln, dass Umweltanforderungen bereits heute erlaubte<br />

Kriterien bei der Beschaffung sind und ihre Berücksichtigung die Wirtschaftlichkeit von Entscheidungen<br />

durchaus befördern kann. BMU und UBA messen dem Akteursdialog hohe Bedeutung bei und haben alle<br />

wichtigen Gruppen an einen Tisch gebracht. Daraus entstanden im April 2000 gemeinsame Grundsätze<br />

(„Tutzinger Erklärung“). Dieser Prozess soll in geeigneter Form fortgeführt werden. Außerdem unterstützt<br />

das BMU vielfältige Umweltberatungs- und Verbändeprojekte.<br />

Frau Quennet-Thielen formuliert abschließend die Frage, auf welche konkreten Initiativen, Forderungen und<br />

Projekte sich die Verbände einigen könnten, um sie in den Prozess der Nachhaltigkeitsstrategie einzubringen.<br />

Sie hoffe, dass sich verstärkt Aussagen zu nachhaltigen Lebensstilen in die Nachhaltigkeitsstrategie einbringen<br />

lassen; in der bislang zugegebenermaßen der Effizienzansatz dominiert – nicht zuletzt angesichts der<br />

Notwendigkeit positiver Bilder bei der Kommunikation. Deshalb sei es in jedem Fall wichtig, nicht nur For-<br />

53


derungen zu entwickeln, sondern auch über Pilotvorhaben nachzudenken, die die Menschen positiv ansprechen.<br />

3.5.3 Zusammenfassung der wesentlichen Diskussionsergebnisse<br />

� Eine Schwierigkeit bei zahlreichen Kampagnen zur Umwelt-Verbraucherinformation ist die Informationsfülle.<br />

5000 Tipps auf einmal sind von den Verbraucher/innen nicht zu verarbeiten. Häufig wird in Kampagnen<br />

die Umweltrelevanz verschiedener Verhaltensweisen zu wenig gewichtet. Dadurch<br />

werden im Hinblick auf ihre Umweltauswirkungen eher untergeordnete Aspekte von den Verbraucher/innen<br />

als entscheidend wahrgenommen. Zum Beispiel regen sich deutsche Tourist/innen darüber<br />

auf, dass in Hotels auf Mallorca die Marmelade zum Frühstück in Plastikdöschen serviert wird, vergessen<br />

dabei aber, dass der Flug nach Mallorca viel gravierende Umweltauswirkungen hat. Die Umweltverbände<br />

sollten in ihren Kampagnen deshalb die Bedürfnisfelder Mobilität, Bauen und Wohnen (Heizung) und Ernährung<br />

in den Mittelpunkt stellen, denn diese sind für den Großteil der Umweltbeeinträchtigungen verantwortlich.<br />

� Initiativen, wie der Lifeguide München (www.lifeguide-muenchen.de), wurde beim Markt der<br />

Möglichkeiten auf dem Workshop vorgestellt, sollten auch von anderen Städten genutzt und übertragen<br />

werden. Insbesondere lokale Informationen für nachhaltige Lebensstile können Verhalten wirksam beeinflussen,<br />

weil die Verbraucher/innen neben allgemeinen Tipps auch konkrete Informationen über Einkaufsquellen<br />

erwarten. Der Zusammenschluss LAND (http://www.agenda21-netzwerk.de) wird voraussichtlich<br />

zur Verbreitung der Informationen beitragen.<br />

� Die Kommunikation zu nachhaltigen Lebensstilen kann sich nicht alleine auf die Vermittlung praktischer<br />

Informationen beschränken. An erster Stelle steht die Vermittlung anderer Werte. Die Frage ist, wie<br />

die Vermittlung von Lebensstilen von den Umweltverbänden mit ihren Zielen genauso wirksam werden<br />

kann, wie Mac Donalds die Fast-Food-Kultur geprägt hat.<br />

� Diskutiert wird, ob bei der Revision der Nachhaltigkeitsstrategie auch ein Kapitel zu Lebensstilen<br />

eingefügt werden sollte. Während einige Teilnehmer/innen betonen, dass die Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />

für nachhaltige Lebensstile vor allem in den einzelnen Handlungsfeldern verortet werden<br />

müsse, legen andere Teilnehmer/innen darauf Wert, dass zusätzlich auch im Einleitungsteil der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie ein eigenes Kapitel mit den Querschnittsaspekten (z.B. Wertewandel, gut leben<br />

statt viel haben, verändertes Zeit- und Arbeitsverständnis etc.) eingefügt werden sollte.<br />

� Kritisiert wird, dass viele Menschen und insbesondere Politiker/innen die Lebenswirklichkeit in vielen<br />

Teilen der Erde gar nicht mehr emotional an sich heranlassen. Symptomatisch dafür ist der Beschluss<br />

von Johannesburg, der Hälfte der Menschheit in den nächsten Jahren den Zugang zu sauberem Wasser<br />

zu ermöglichen - was ist mit der anderen Hälfte? Die intensivere und persönlichere Auseinandersetzung<br />

mit diesen Missständen kann auch eine Motivation sein, sich einem nachhaltigeren Lebensstil zuzuwenden.<br />

Zusammen mit der Motivation, anders besser zu leben (siehe der Name der gleichnamigen Initiative,<br />

die sich ebenfalls beim Markt der Möglichkeiten vorstellte), kann dies Ausgangspunkt für eine Veränderung<br />

des persönlichen Lebensstils sein.<br />

� Diskutiert wird, inwieweit die Umweltverbände in allen Bevölkerungskreisen oder zunächst einmal<br />

im Kreise der eigenen Mitglieder und bei Kirchen, Umweltgruppen, Friedensgruppen und weiteren<br />

Nichtregierungsorganisationen für nachhaltige Lebensstile werben sollten. Klassischer Weise sind die eigenen<br />

Mitglieder die direkte Adresse für die Kommunikation. Wird der Dialog auf andere Gruppen erweitert,<br />

bedeutet dies eine zusätzliche Herausforderung. Für den Anfang im eigenen Kreise spricht, dass<br />

für eine Änderung von Lebensstilen auch persönliche Kontakte und Gruppenbildung wichtig sind. Beispielsweise<br />

hat der BUND-Landesverband Hessen eine Landesdelegiertenversammlung zum Anlass genommen,<br />

über die Veränderung des eigenen persönlichen Lebensstils der Delegierten zu reflektieren und<br />

sich Verbesserungen vorzunehmen (http://www.bund-hessen.de/projekte/verbund/index.html).<br />

� Als Ergänzung/Kontrapunkt zur Auseinandersetzung mit der negativen Lebenswirklichkeit wird<br />

vorgeschlagen, vor allem emotional positive Botschaften zu vermitteln: Was keinen Spaß macht,<br />

werden wir im Leben nicht durchbringen. (Wie wäre es mit einer Big Brother - Fernsehsendung, in der<br />

54


nachhaltige Lebensstile getestet werden?)<br />

� Es wird darauf hingewiesen, dass der staatliche Einfluss bei der Werte- und Lebensstilentwicklung<br />

begrenzt ist. Er besteht vor allem bei der Bildung und den gesetzlichen Rahmenbedingungen für<br />

nachhaltigen Konsum. Da bei vielen Politiker/innen der Begriff der Suffizienz negativ belastet ist, konzentrierte<br />

sich die Nachhaltigkeitsstrategie bisher auf die Effizienzstrategie. Hier müssen die Umweltverbände<br />

noch viel Überzeugungsarbeit leisten.<br />

3.5.4 Fortsetzung der Diskussion in drei Gruppen mit der Delphi-Methode<br />

Die Teilnehmer/innen teilen sich in drei Gruppen auf, die an drei Tafeln hintereinander die folgenden Fragen<br />

diskutieren und wesentliche Aspekte dazu festhalten.<br />

1. „Hemmnisse – was steht nachhaltigen Lebensstilen entgegen?“,<br />

2. „Mögliche Aktivitäten im Bereich Bildung“ und „Ideen für Aktivitäten im Bereich Kommunikation“<br />

3. „Konkrete Schritte – was können wir konkret unternehmen?“<br />

Die Stationen werden im Zirkel von allen drei Gruppen aufgesucht, so dass jeder sich zu jedem Thema einbringen<br />

kann. Abschließend werden die Tafeln in der großen Gruppe erläutert und nach Punktesystem (ein<br />

Punkt pro Person und Tafel) bewertet. Die höchste Punktzahl erhalten somit die Vorschläge, denen von den<br />

Teilnehmer/innen die größte Relevanz beigemessen wird:<br />

Zu 1) Unter den persönlichen Hemmnissen werden offenbar Bequemlichkeit und Gewohnheit als gravierend<br />

eingeschätzt, aber auch der Fakt, dass der persönliche Nutzen, der mit einer Veränderung des Lebensstils<br />

verbunden sein kann, z.B. für die Gesundheit oder in Form von Kostenersparnis, nicht bekannt ist. Gesellschaftlich<br />

fehlten Visionen und hätten nachhaltige Werte zu geringe Akzeptanz in der Gesellschaft. Als das<br />

größte politische Hemmnis wird die Preispolitik eingeschätzt.<br />

Zu 2) Bei möglichen Aktivitäten im Bereich der Bildung wird es für am bedeutendsten angesehen, Werthaltungen<br />

auf eine langfristige Perspektive hin zu schaffen und starke Persönlichkeiten zu fördern. Im Kommunikationsbereich<br />

wird hervorgehoben, wie wichtig es ist, Emotionen zu wecken, und entsprechend, Farben<br />

und positive Bilder zu nutzen, um Botschaften zu vermitteln. Für zentral wird es auch erachtet, die Kommunikation<br />

zielgruppenspezifisch zu gestalten.<br />

Zu 3) Unter den konkreten Vorschlägen erhält die Idee, Nachhaltigkeit in öffentliche Fernsehsendungen einzubringen,<br />

die höchste Punktzahl. Gemeint sind damit bereits existierende Sendungen mit hoher Einschaltquote,<br />

wie z.B. der sonntägliche „Tatort“. Mit beinahe gleich hoher Punktzahl wird der Vorschlag bewertet,<br />

Projekte vor Ort zu realisieren.<br />

Die Auflistung der Vorschläge zu den drei Fragestellungen befindet sich im Anhang 12.<br />

3.6 Dialogforum 2: Flächenverbrauch<br />

Der Moderator, Herr Jakubowski, führt in die Thematik ein. Die Problematik des Flächenverbrauchs ist in der<br />

Gesellschaft noch viel zu wenig thematisiert und sollte anhand konkreter, positiver Beispiele (Alternativen zu<br />

flächenverzehrenden Neubauten) kommuniziert und dabei mit attraktiven Bildern gearbeitet werden. Die Art,<br />

wie man lebt bzw. wohnt, sei dabei eher eine Frage der Lebensumstände und weniger des „Stils“, so dass<br />

insbesondere soziale Faktoren bei der Diskussion um den Flächenverbrauch stärker berücksichtigt werden<br />

müssten. Die Verknüpfung mit der Frage nach dem Lebensstil sei zu abgehoben und solle vermieden werden.<br />

3.6.1 Kurzstatement von Jochen Flasbarth (NABU)<br />

Jochen Flasbarth, Präsident des NABU, stellt in seinem Impulsreferat das Thema Siedlungsentwicklung<br />

und Flächenverbrauch zunächst in den globalen Zusammenhang aus Bevölkerungsexplosion und dem damit<br />

verbundenen Druck auf die Flächen zum einen aufgrund der Notwendigkeit zur Ertragssteigerung, um die<br />

Ernährung zu sichern, und zum anderen wegen der Zunahme von Siedlungs- und Verkehrsflächen zu Lasten<br />

fruchtbarer Böden. In Industrieländern ist insbesondere der steigende Pro-Kopf-Verbrauch von Flächen –<br />

trotz rückgängiger Bevölkerungszahlen – problematisch. Das Thema Flächenverbrauch wird auch in Zukunft<br />

55


eines der großen gesellschaftlichen und ökologischen Probleme bleiben, insbesondere für den Erhalt der<br />

biologischen Vielfalt und für unsere Lebensqualität. Die Benennung der 130 ha, die täglich an Fläche verbraucht<br />

werden, sollte präzise in versiegelte Fläche und unversiegelte Fläche differenziert werden, jedoch<br />

seien auch bei den 50% nicht versiegelter Fläche Beeinträchtigungen durch Verkehrswege, Zerschneidung<br />

der Landschaft etc. zu verzeichnen.<br />

Der NABU schließt sich der Forderung aus der Studie des Wuppertal-Instituts an, die jährlich zusätzlich in<br />

Anspruch genommenen Flächen auf Null bis zum Jahr 2010 zurückzuführen. Demgegenüber hat die Bundesregierung<br />

in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie als Ziel formuliert, die Flächeninanspruchnahme auf max. 30<br />

ha/Tag bis 2020 zu senken. Aus Sicht von Jochen Flasbarth ist es zwar auch notwendig, über das „richtige“<br />

Ziel zu streiten – noch wichtiger aber sei, dass rasch ein Instrumentarium entwickelt werde, mit dem maßgebliche<br />

Schritte in Richtung eines verminderten Flächenverbrauchs durchgesetzt werden.<br />

Das Leitbild einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung setze sich zusammen aus drei<br />

wesentlichen Aspekten:<br />

1. Ausrichtung am Flächenverbrauch: die Siedlungsentwicklung muss in den Grenzen der Städte und Dörfer<br />

von heute stattfinden.<br />

2. Innenentwicklung vor Außenentwicklung: Planung, Entwicklung und Erschließung zusätzlicher Bau-,<br />

Wohn- und Nutzflächen im bebauten Siedlungsbestand. Das Leitbild der Innenentwicklung hat neben<br />

ökologischen auch ökonomische und soziale Vorteile (Einzelhandel innerhalb Ortschaften erhalten, Arbeitsplätze<br />

durch Bestandssanierung schaffen, etc.)<br />

3. Erhaltung unzersiedelter Landschaftsräume, gerade auch in Ballungsräumen<br />

Zur Kommunikation des Leitbildes in der Gesellschaft sollten bessere Alternativen gegenüber dem flächenzehrenden<br />

Bau von Eigenheimen im Grünen dargestellt werden. Das positive Image des Neubaus außerhalb<br />

des gewachsenen Siedlungsbestandes muss dem Willen und der Möglichkeit weichen, die Städte und Dörfer<br />

in ihren Grenzen von Heute zu gestalten und Defiziten nicht durch Flucht auszuweichen, sondern sie durch<br />

Veränderungen vor Ort zu beheben. Hierin liegt die größte Herausforderung. Auf nichts reagieren die Menschen<br />

so sensibel und abwehrend wie auf Eingriffe des Staates in ihre freie individuelle Lebensgestaltung –<br />

dies gilt beim Wohnen ebenso wie bei der Mobilität und bei der Urlaubsgestaltung. Wir müssen der Gesellschaft<br />

vermitteln, dass eine nachhaltige Siedlungsentwicklung nicht nur für den Naturerhalt, sondern auch<br />

für die Sicherung und Steigerung der eigenen Lebensqualität ebenso notwendig ist wie schließlich auch für<br />

die Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen im Einzelhandel, in der Bau- und Immobilienwirtschaft wie<br />

auch einer möglichst ökologischen und/oder extensiven Land- und Forstwirtschaft und dem Tourismus.<br />

Zur Umsetzung sind starke politische Instrumente mit ökonomischer Lenkungswirkung dringend erforderlich.<br />

Bisher lenkte die Bau- und Eigentumsförderung die Siedlungsentwicklung in die falsche Richtung, da<br />

Neubauten höher befördert wurden als der Kauf von bestehenden Immobilien. Der NABU begrüßt daher<br />

außerordentlich, dass sich die Koalitionsparteien auf eine Angleichung der Eigenheimförderung für Alt- und<br />

Neubauten verständigt haben. Zur konkreten Ausgestaltung der neuen Eigenheimzulage hat der NABU einen<br />

zusätzlichen siedlungspolitischen Ökobonus für das Bauen bzw. den Erwerb im Bestand vorgeschlagen.<br />

Schließlich fördert auch die Konstruktion des derzeit geltenden Steuerrechts den Flächenverbrauch: Kaum<br />

spürbare Grundsteuersätze lassen Gedanken über Flächen-Sparen erst gar nicht aufkommen. Die Gemeinden,<br />

Träger der Planungshoheit, stehen untereinander im Wettbewerb um Gewerbebetreibende (Gewerbesteuer)<br />

und Einwohner (Einkommenssteuer). Der NABU fordert eine Reform der Steuer- und Förderpolitik,<br />

der Gemeindefinanzierung und der Eigenheimförderung, weiterhin eine Versiegelungsabgabe sowie die Abschaffung<br />

der Entfernungspauschale. Außerdem muss das Thema nachhaltige Siedlungsentwicklung in allen<br />

betreffenden Politikressorts verankert werden. Auf kommunaler Ebene würde ein vernünftiges regionales<br />

Bauflächenmanagement durch die Einrichtung von Planungsverbänden und eine verstärkte interkommunale<br />

Zusammenarbeit gefördert werden.<br />

3.6.2 Kurzstatement von Peter Franz (BMU)<br />

Peter Franz, Referatsleiter im BMU bestätigt in seinem Statement die Notwendigkeit des Einsatzes insbe-<br />

56


sondere ökonomischer Instrumente neben den planerischen und rechtlichen Instrumenten zur Reduzierung<br />

der Flächeninanspruchnahme und unterstützt die Forderungen der Umweltverbände im Grundsatz. Flächenverbrauch<br />

ist in der Politik, in der Planungspraxis und in der Wissenschaft ein seit langem diskutiertes Thema<br />

– es besteht viel Klarheit über die Ursachen, jedoch ist es derzeit noch zu früh, um abgestimmte Maßnahmen<br />

präsentieren zu können. Im neuen Koalitionsvertrag wurde daher beschlossen, eine solche Strategie<br />

zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme zu erarbeiten, damit das Ziel der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie,<br />

den Flächenverbrauch bis zum Jahr 2020 auf 30 ha/Tag zurückzuführen, erreicht werden<br />

kann.<br />

Derzeit werden täglich rund 130 ha Fläche für Siedlungs- und Verkehrszwecke in Anspruch genommen. Von<br />

einem Fortschreiten des Flächenverbrauchs auf derzeitig hohem Niveau ist vorerst auszugehen. Dabei ist<br />

festzustellen, dass die Siedlungsflächenzunahme sich weitgehend von der Einwohnerentwicklung entkoppelt<br />

hat. Die Folge ist, dass die Bevölkerung mit rückläufigen Einwohnerzahlen sich auf immer größere Siedlungsflächen<br />

verteilt. Dabei gibt es eine Konzentration auf das Umland der großen Städte und Verdichtungsräume.<br />

Für den hohen Flächenverbrauch sind verschiedene Verursacher verantwortlich: 37% der täglichen<br />

Flächeninanspruchnahme werden für Wohnzwecke, 33% für Gewerbeflächen und 17% für Verkehrsflächen<br />

benötigt (13% nicht statistisch zuzuordnen). Der überwiegende Teil geht außerhalb des besiedelten<br />

Bereichs auf Kosten meist landwirtschaftlich genutzter Freiflächen, d.h. teilweise fruchtbare Böden, die als<br />

nicht erneuerbare Ressource in ihrem Vorkommen begrenzt sind, gehen damit verloren.<br />

Es muss dringend eine Trendwende beim Flächenverbrauch eingeleitet werden Hierfür soll ein abgestimmter<br />

Mix von Initiativen und Instrumenten in den verschiedenen politischen Handlungsbereichen – Raum- und<br />

Umweltplanung, Naturschutz, Flächenrecycling, Flächenbesteuerung, Förderprogramme, Verkehrsmanagement<br />

und Bewusstseinsbildung – zu einer wirksamen Reduzierung der Flächeninanspruchnahme entwickelt<br />

werden. Dazu ist die Zusammenarbeit mit Ländern und Kommunen erforderlich.<br />

Zur Umstrukturierung von Förderinstrumenten wird zunächst bei der Eigenheimzulage angesetzt. Im Koalitionsvertrag<br />

wurde bereits festgelegt, die Fördersätze der Eigenheimzulage für Alt- und Neubauten anzugleichen<br />

und auf Familien zu konzentrieren.<br />

Ein weiterer Problembereich bezüglich des Flächenverbrauchs ist der Verkehr. Bereits in der vergangenen<br />

Legislaturperiode hat die Bundesregierung eine gründliche Überprüfung des gesamten Bundesverkehrswegeplans<br />

eingeleitet, wobei der Naturschutz eine zentrale Rolle gespielt hat. Erstmals wurden von den<br />

1.800 Straßenbauprojekten 700 sensible Vorhaben einer Umweltrisikoeinschätzung unterzogen. Die Ergebnisse<br />

stehen nun ebenso wie die Bewertung des Nutzen-Kosten-Verhältnisses und die Einschätzung der<br />

Raumwirksamkeit zur Verfügung. Bis 2003 werden die Auswirkungen jedes einzelnen Projektes abgewogen.<br />

Weiterhin sollte die Städtebauförderung als wichtiges Instrument zur Förderung der Innenentwicklung der<br />

Städte, der Umnutzung und Nutzungsmischung, in ihrem Finanzrahmen gestärkt werden.<br />

3.6.3 Kurzstatement von Andreas Feldtkeller, Stadtplaner von Tübingen a.D.<br />

Andreas Feldtkeller, Stadtplaner von Tübingen a.D., erläutert seine Thesen zum Flächenverbrauch aus<br />

der Sicht künftiger Stadtentwicklung, die er anhand zahlreicher Darstellungen, Umfragewerte und positiver<br />

Beispiele aus Stadtentwicklungsprojekten in Tübingen unterlegt:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Der gegenwärtig hohe Landschaftsverbrauch ist nichts anderes als die Folge einer seit 80 Jahren unentwegt<br />

gebräuchlichen „zersiedelnden“ Art der Stadtentwicklungspolitik. Ohne ausdrückliche Revision dieser<br />

Politik – in Zielsetzung, Strategie und Controlling – ist die Zurückführung der Landschaftszerstörung<br />

und -zerschneidung auf ein vertretbares Maß nicht zu schaffen. Die anstehende Revision ist bis jetzt<br />

über allgemeine Deklarationen nicht hinaus gelangt.<br />

Die Zielmarke für die Reduzierung des Landschaftsverbrauchs wird dann Wirkung entfalten, wenn sie<br />

eine spürbare Schubkraft für das Umsteuern in der Stadtentwicklungspolitik entwickelt. Die in der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

formulierte Zielmarke enttäuscht diese Erwartung. Eine Revision der Stadtentwicklungspolitik ist in jedem Fall notwendig: Dies erfordern vor allem die<br />

veränderten und sich weiter verändernden sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten (für eine bessere<br />

Vereinbarkeit von Beruf und Familie, für eine stärkere Berücksichtigung der Bedürfnisse von Kin-<br />

57


•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

dern und Jugendlichen, zur Stärkung mittelständischer Beschäftigung, zur besseren Integration der<br />

wachsenden Bevölkerungsanteile mit Migrationshintergrund). Die Erfordernisse stoßen bishe r kaum auf<br />

ernsthaftes politisches Interesse.<br />

Ziel des Umsteuerns muss sein, den Anteil „städtischer“ Siedlungsformen mit hoher Nutzungsdichte,<br />

funktionaler Vielfalt und erschwinglichen Kosten im Vergleich zu flächenaufwendigen und zonierenden<br />

Siedlungsformen drastisch zu erhöhen. Auf diese Weise muss eine nachfragegerechte Balance zwischen<br />

diesen beiden unterschiedlich ausgerichteten Siedlungsformen angesteuert werden. Derartige städtische<br />

Siedlungsformen werden seit 80 Jahren nicht mehr neu geschaffen.<br />

Neuere Untersuchungen zeigen, dass ein hoher Anteil der Bevölkerung keineswegs an den Stadtrand<br />

drängt, sondern Möglichkeiten in funktional gemischten Gebieten in der Stadt sucht. Bei entsprechend<br />

ausgebautem Angebot könnte sich zeigen, dass im Bereich der sogenannten Eigenheime kein zusätzlicher<br />

Bedarf mehr besteht.<br />

(Gutachten BBR / empirica „Hemmnisse der Wohneigentumsbildung“, Umfrage „Sternstadt“.)<br />

Für die Schaffung neuer „städtischer“ Quartiere auf Stadtbrachen bieten sich nicht nur die (meist teuren)<br />

Innenstadtlagen an, sondern vor allem die preiswerteren und für Kapitalanleger weniger attraktiven Lagen<br />

am Innenstadtrand und in den innenstadtnahen Teilen der Peripherie. Durch effiziente Nutzung der<br />

vorhandenen Brachen lässt sich vermutlich der gesamte Flächenbedarf der kommenden Jahre decken.<br />

Es geh t nicht allein und in erster Linie darum, die „Innenstädte wieder attraktiv“ zu machen.<br />

Unter den heute bestehenden Bedingungen und gesetzlichen Vorgaben setzt die Schaffung neuer städtischer<br />

Quartiere zahlreiche Regel- und Tabuverletzungen voraus. Ein sehr beliebtes Tabu (gerade auch<br />

bei „ökologisch Aufgeklärten“) ist z.B. die These, dass „Dichte“ soziale Konflikte erzeuge. Dem Umsteu-<br />

ern entgegenstehende Regeln und Tabus: Arbeiten und Wohnen ertragen nicht unmittelbare Nachbarschaf<br />

t, hohe Dichten sind ungesund, ausgebrauchte Bausubstanz ist abzureißen, Geschossbau können<br />

nur Bauträger – aber nicht die künftigen Nutzer – errichten, Parkplätze müssen unmittelbar bei den Nutzungen<br />

liegen.<br />

Die folgende Auflistung der Hemmnisse bei der Revision der Stadtentwicklungspolitik zeigt, wie vielfältig<br />

die Faktoren sind, die ein Umsteuern erschweren oder vereiteln. Alle politischen Ebenen sind bei der Beseitigung<br />

dieser Hemmnisse gefordert, keineswegs – wie es in der Nachhaltigkeitsstrategie heißt – in<br />

erster Linie die Länder und Kommunen. Der Abbau der Hemmnisse scheitert bisher schon daran, dass in<br />

Politik und Planung – angesichts sogenannter „Megatrends“ – wenig Bereitschaft besteht, sich mit der<br />

„Krise der Städte“ und deren gesellschaftlichen Folgen kritisch und konstruktiv auseinander zu setzen.<br />

3.6.4 Hemmnisse bei der Reduzierung des Landschaftsverbrauchs<br />

Im Bereich der Zielbestimmung und -vermittlung:<br />

fehlende wirksame – zeitlich abgestufte und regional aufgeschlüsselte Zielwerte, fehlende gesellschaftswissenschaftliche<br />

Diskussion über die Ziele der Stadtentwicklung, fehlende öffentliche Aufklärung über die Ziele<br />

der Stadtentwicklung, Vorurteile gegenüber „Dichte“ bei Experten und ökologisch orientierten Protagonisten<br />

sowie fehlende nachhaltigkeitsstrategische Spielregeln beim interkommunalen Wettbewerb.<br />

Im Bereich von Strategie und Umsetzung:<br />

fehlende lokale und regionale Flächenbilanzen, fehlende offizielle und öffentliche Aufklärung über externalisierte<br />

und subventionierte Lasten von Siedlung, ruhendem und fließendem Verkehr,<br />

kontraproduktive Subventionen und Steuerprivilegien (Entfernungspauschale, Eigenheimzulage bei Außenentwicklung,<br />

Förderung von flächenverbrauchenden und mittelstandsgefährdenden Gewerbeprojekten, Förderung<br />

des „ökologischen“ Bauens auf der grünen Wiese), unzureichende staatliche Hilfen bei der Mobilisierung<br />

von Siedlungsbrachen, kontraproduktive Baunutzungsverordnung (bevorzugte Nutzungstrennung, zu<br />

niedrige Höchstdichten, Freiwilligkeit bei der Festlegung von Mindestdichten), Bevorzugung von Bauträgern<br />

gegenüber Nutzern bei städtebaulichen Maßnahmen sowie fehlende nachhaltigkeitsstrategische Steuerung<br />

der Siedlungsentwicklung durch steuerliche Maßnahmen.<br />

58


Im Bereich der kontinuierlichen Erfolgskontrolle:<br />

� Fehlende Kontrolle über die Einhaltung von § 1a (1) BauGB bei der Aufstellung von Bebauungsplänen,<br />

� fehlende Kontrolle über die Einhaltung von § 2 (1 und 2) ROG bei der Aufstellung von Bauleitplänen sowie<br />

� fehlendes öffentliches Berichtswesen über kommunale / regionale Flächeninanspruchnahme im Innen-<br />

und Außenbereich.<br />

Aufgrund seiner gesammelten langjährigen Erfahrungen aus der gängigen Praxis der Stadtplanung ist für<br />

Andreas Feldtkeller beim derzeitigen Diskussionsstand – auch im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie –<br />

noch keine Trendwende zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme in Sicht.<br />

3.6.5 Wesentliche Diskussionsbeiträge:<br />

� Regionale Unterschiede im Flächenverbrauch sind immens; die Ursachen liegen zum einen in den<br />

demographischen Entwicklungen bestimmter Regionen und zum anderen in der Abwanderung in wirtschaftliche<br />

Boomregionen; die Instrumente zur Reduktion des Flächenverbrauchs müssen also auf diese<br />

regionalen Unterschiede Bezug nehmen.<br />

� Flächenverbrauch ist ein großes Querschnittsthema, welches sehr viele verschiedene Politikfelder tangiert;<br />

die bestehende Förderpolitik wirkt häufig kontraproduktiv.<br />

� Ursachen für den anhaltend hohen Flächenverbrauch liegen weniger in den rechtlichen Grundlagen, sondern<br />

mehr in der mangelnden Umsetzung der bereits vorhanden Instrumente im Raumordnungsgesetz,<br />

BauGB, Bundes-Bodenschutzgesetz etc.; die Interessen der Kommunen, der Stadtplaner, die interkommunale<br />

Konkurrenz um die Einkommens- und Gewerbesteuer sowie die unzureichende Verknüpfung von<br />

überregionaler Planung und kommunaler Selbstbestimmung sind einige der vielen Ursachen für den Flächenverbrauch.<br />

� Bei der Lösung vorhandener Zielkonflikte zwischen Naturschutz und Bebauung wird in den<br />

Abwägungsprozessen der Verlust an Ackerfläche häufig zu niedrig bewertet.<br />

� Verbesserung der Kommunikation ist erforderlich; hier geht es um die Entwicklung positiver neuer Leitbilder<br />

zugunsten attraktiver Stadtviertel im Gegensatz zum noch bestimmenden Leitbild des Hauses im Grünen<br />

� Vermittlung in der Öffentlichkeit, dass der Boden eine sensible, nicht erneuerbare Ressource darstellt, die<br />

es zu erhalten gilt.<br />

� Entwicklung neuer Instrumente zur Reduktion des Flächenverbrauchs erforderlich, z.B. Handel mit<br />

Flächenausweisungsrechten (vgl. Naturschutzgutachten des SRU).<br />

� Alle in Frage kommenden Instrumente müssen zunächst auf den Prüfstand, um dann in einem Paket für<br />

die Entwicklung der Strategie zur Reduktion der Flächeninanspruchnahme gebündelt zu werden. Dabei<br />

sollen auch EU-Regelungen auf flächenverzehrende Maßnahmen abgeklopft werden.<br />

� Stärkere Partizipation der Bürger an den konkreten Stadtplanungen und –gestaltungen erforderlich; hier<br />

sind mit guten Beispielen, z.B. Tübingen, Signale zu setzen.<br />

� Neue Nutzung bereits genutzter Flächen im innerstädtischen Bereich (besser als „Nachverdichtung“ zu<br />

kommunizieren) kann zu mehr sozialer, kultureller und ökonomischer Vielfalt in den Städten führen.<br />

� Die NABU-Kampagne „Living 2010“ leistet einen guten Beitrag, um das Thema Siedlungsentwicklung und<br />

Flächenverbrauch öffentlichkeitswirksam vorzustellen.<br />

3.6.6 Fazit<br />

Für die Strategie zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme müssen zum einen die politischen Rahmenbedingungen<br />

geändert und ein Mix aus verschiedenen, v.a. auch ökonomischen Instrumenten zusammengestellt<br />

werden. Außerdem gilt es, eine Kommunikationsstrategie zu entwickeln, um mehr Sensibilität für die<br />

Problematik sowohl in der Gesellschaft als auch in den verschiedenen Ressorts zu schaffen und anhand guter<br />

Beispiele aufzuzeigen, wie nachhaltige Stadtentwicklung aussehen und was jeder dafür tun kann.<br />

59


3.7 Nationale Nachhaltigkeitsstrategie: Wie geht es weiter? Anforderungen an die Politik und<br />

die Rolle der gesellschaftlichen Akteure<br />

Die abschließende Talkrunde wurde von Brigitte Dahlbender (BUND) eröffnet: Bei der Weiterführung der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie muss eine Suffizienzstrategie sowie Lebensstilfragen stärker in den Vordergrund<br />

gerückt werden, denn mit win-win Lösungen alleine kommen wir nicht weiter. Jochen Flasbarth (NABU)<br />

wies auf die Notwendigkeit staatlich stringenten und ernsthaften Handelns hin. Außerdem müssten in Zukunft<br />

auch Zielkonflikte deutlicher erfasst und Lösungsansätze dazu gefunden werden.<br />

Reinhard Loske (Bündnis 90/ Die Grünen) betonte besonders die für den Flächenverbrauch bereits<br />

vorhandenen Instrumente, die einem weiteren Flächenverbrauch umkehren können, wies aber auch auf die<br />

Problematik anderer Maßnahmen, wie z.B. Eigenheimzulage oder Kilometerpausschale hin, die in ihrer derzeitigen<br />

Ausgestaltung einer nachhaltigen Siedlungspolitik im Weg stehen. Modern sei was wächst, kommentierte<br />

Michael Müller (SPD/DNR) unser Dilemma und erinnerte daran, dass uns Nachhaltigkeit<br />

zwingt, über unsere Gesamtsituation nachzudenken. Im Kern muss Zeit in alle Entscheidungen mit einbezogen,<br />

die Grenzen der Natur respektiert und Lösungen solidarisch gefunden werden. Cornelia Quennet-<br />

Thielen (BMU) bestätigte die Bedeutung der Nachhaltigkeitsstrategie, da sie sich inzwischen wie ein roter<br />

Faden durch die Koalitionsvereinbarungen zieht. Wichtig sei es nun, Zielvorgaben umzusetzen und sie anhand<br />

konkreter Beispiele einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen.<br />

Im Rückblick wird deutlich, welche Bedeutung die Kommunikation und Umsetzung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />

hat und vor allem wie groß der Bedarf aber auch das Interesse an einer weiterführenden<br />

Diskussion zum Thema ist. Deutlich wurde auch der Impuls, der durch den Weltgipfel in Johannesburg ausgelöst<br />

wurde und der im Nachhinein doch verstärkte Motivation ausgelöst hat Themen der Nachhaltigkeitsdebatte<br />

verstärkt führen zu wollen. Aus diesem Grund muss der Dialog weitergehen, denn bis zur Umsetzung<br />

von nachhaltiger Entwicklung ist es noch ein langer Weg.<br />

4 Programm des Workshops Kommunikation und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

9:00 Registrierung / Kaffee<br />

9:30 Begrüßung Hubert Weinzierl, DNR<br />

9:35 Berlin - Johannesburg und zurück: Ergebnisse<br />

des Gipfels für nachhaltige Entwicklung und<br />

Schlussfolgerungen für die nationale Nachhaltig-<br />

keitsstrategie<br />

Moderierte Talkrunde und anschließende Diskussion<br />

10:30 Persönliche Nachhaltigkeitsbilanz der Teilnehmer/ innen<br />

10:45 Bildung und Kommunikation für eine nachhaltige<br />

Entwicklung als Aufgabe der Nicht-Regierungs-<br />

organisationen - Stand, Defizite, Lösungsansätze<br />

Moderierte Diskussion<br />

Hubert Weinzierl, DNR<br />

Michael Frein, VENRO/EED<br />

Stephan Contius, BMU<br />

Bernhard Pötter, Tageszeitung<br />

Moderation: Gerhard A. Jakubowski<br />

Klaus Hübner, DNR/LVB<br />

Silke Kleinhückelkot en, t ECOLOG<br />

12:00 Markt der Möglichkeiten “Nachbar Natur” (NABU),<br />

Moderation: Petra Niesbach, Verbraucher- Zentrale NRW<br />

Initiative „Anders besser Leben”<br />

Projekt „Nachhaltiger Warenkorb” (RNE),<br />

Lifeguide - München - Internetplattform für zukunftsfähige<br />

Lebensstile<br />

60


12:30 Mittagessen<br />

Zwei parallele Dialogforen<br />

13:30 Dialogforum 1: Nachhaltige Lebensstile Christine Wenzl, BUND<br />

Cornelia Quennet-Thielen, BMU<br />

Moderation: Klaus Hübner, DNR/LVB<br />

13:30 Dialogforum 2: Flächenverbrauch Jochen Flasbarth, NABU<br />

16:00 Kaffeepause<br />

Markt der Möglichkeiten<br />

16:30 Nationale Nachhaltigkeitsstrategie: Wie geht es<br />

17:30 Ende<br />

weiter? Anforderungen an die Politik und die<br />

Rolle der gesellschaftlichen Akteure<br />

Moderierte Talkrunde<br />

Peter Franz, BMU<br />

Moderation: Gerhard A. Jakubowski<br />

Jochen Flasbarth, NABU<br />

Dr. Brigitte Dahlbender, BUND<br />

Dr. Reinhard Loske, MdB, Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN<br />

Michael Müller, SPD/DNR<br />

Cornelia Quennet Thielen, BMU<br />

Moderation: Klaus Hübner, Gerhard A. Jakubowski<br />

5 Persönliche Nachhaltigkeitsbilanz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

Auswertung der Befragung<br />

„Nachhaltigkeitssünden“ Anzahl der Personen, die auf diesen<br />

Luxus nur schwer verzichten könnten<br />

In Prozent<br />

Flugzeug 18 24<br />

Auto 10 14<br />

Ananas 11 15<br />

Haus 28 38<br />

Handy 7 9<br />

61


6 Was Siebenjährige können/erfahren haben sollten (eine Auswahl)<br />

•<br />

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•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

die eigene Anwesenheit als positiven Beitrag erlebt haben. „Wenn du nicht wärst…“.<br />

„Da hast du uns gefehlt…“<br />

Bilder für seelische Bewegung kennen. „Wie wenn ein Luftballon platzt „ein Fass über-<br />

läuft“…“,<br />

eine Erinnerung daran haben, dass ein eigener Lernfortschritt in anderen Behagen<br />

auslöste<br />

mit dem Vater gekocht, geputzt, Betten bezogen, gewerkelt, ganze Tage verbracht<br />

haben. Von ihm während einer Krankheit gepflegt worden sein.<br />

geringe<br />

Relevanz<br />

große<br />

Relevanz<br />

□ □<br />

□ □<br />

□ □<br />

□ □<br />

die Erfahrung machen können, dass Wasser den Körper trägt □ □<br />

eine Kissenschlacht gemacht haben. □ □<br />

einen Schneemann gebaut haben, eine Sandburg, einen Damm im Bach. Ein Feuer im □ □<br />

Freien anzünden und löschen können. Windlicht, Windrad erproben<br />

eine Ahnung von Welträumigkeit, von anderen Kontinenten haben □ □<br />

eine Sammlung angelegt haben □ □<br />

das Märchen vom Holzlöffel kennen und andere elementare Stoffe/Gleichnisse von □ □<br />

Aussetzung und Geborgenheit<br />

ein Geheimnis für sich behalten können. „Nur du und ich“, „es bleibt unter uns“, die-<br />

sen Wunsch kennen.<br />

□ □<br />

den Unterschied zwischen Markt und Supermarkt kennen □ □<br />

gesät und geerntet haben □ □<br />

typisches Jungen- und Mädchenspielzeug kennen. Nach der eigenen Meinung dazu □ □<br />

gefragt worden sein.<br />

in einem Streit vermittelt haben. Einem Streit aus dem Weg gegangen sein. □ □<br />

die Adern des Blattes und die Adern der eigenen Hand studieren □ □<br />

Obstsorten, und wie sie sich im Duft unterscheiden. Drei Lieblingsdüfte. □ □<br />

Flüche, Schimpfwörter kennen (in zwei Sprachen). Eine Ahnung von Stilebenen, □ □<br />

Sprachkonventionen haben, wo sagt man was.<br />

wissen, dass nicht alle Wünsche gleich in Erfüllung gehen □ □<br />

über Regeln verhandelt haben. Eine Regel verändert haben. Mit dem Begriff „Aus- □ □<br />

nahme“ etwas verbinden.<br />

den eigenen Pulsschlag gefühlt haben, und den von Freund und Tier □ □<br />

einem Meister, einer Expertin, einem Könner begegnet sein. Neben ihm oder ihr gear- □ □<br />

beitet haben.<br />

62


7 „PISA – Stunde der Umweltbildung“ von Klaus Hübner (DNR/LBV)<br />

7.1 PISA-Steckbrief<br />

Name:<br />

PISA bedeutet „program for international student assessment“: Programm zum internationalen<br />

Schüler-Leistungs-Vergleich. Der Test fand zwischen Mai und Juni 2000 statt.<br />

Gegenstand:<br />

Schwerpunkt war der Test der Lesekompetenz, außerdem wurden auch die mathematische und<br />

naturwissenschaftliche Grundbildung geprüft. In allen drei Bereichen wurden fünf Kompetenzstufen,<br />

d. h. Schwierigkeitsgrade unterschieden. Am internationalen Test nahmen 15jährige<br />

Schülerinnen und Schüler aus allen Schularten teil. Dabei wurde für Deutschland eine repräsentative<br />

Stichprobe von etwa 5.000 Jugendlichen aus 219 Schulen ausgewählt.<br />

Aufgaben:<br />

PISA fragt nach fächerübergreifenden Kompetenzen und nach Kenntnissen und Fähigkeiten, die<br />

von einem tiefgehenden Verständnis zeugen. Ebenso wird Wert auf Fähigkeiten gelegt, die<br />

auch im späteren Erwachsenenleben eine Rolle spielen.<br />

Die internationale PISA-Studie hat in der Bundesrepublik hohe Wogen geschlagen. Obwohl dieser in regelmäßigen<br />

Abständen durchgeführte Test im Ergebnis kaum ein anderes brachte als in den Jahren zuvor,<br />

alarmierte das Abschneiden der Bundesrepublik wohl in Kombination mit der schlechten Wirtschaftslage quer<br />

durch die Parteien alle Politiker.<br />

„Ende der Kuschelpädagogik“, „Lehrpläne entrümpeln“, „am Bildungssystem der PISA-Sieger orientieren“<br />

und vieles andere mehr waren die ersten Reaktionen auf den mäßigen 20. Platz innerhalb der 32 Länder, die<br />

in der OECD (Organisation für wirtschaftliche Kooperation und Entwicklung) zusammengeschlossen sind und<br />

innerhalb derer der Test stattfand.<br />

Die Bundesrepublik setzte auf PISA noch PISA E (E steht für Erweiterungsstudie) drauf. Die Kultusminister-<br />

Konferenz gab den Auftrag zu dieser erweiterten Studie, in der die einzelnen deutschen Länder miteinander<br />

verglichen wurden. Diese Studie ergab dann eine Reihenfolge mit ausgeprägtem Süd-Nord-Gefälle: Bayern<br />

an der Spitze, gefolgt von Baden-Württemberg, am Ende die Länder Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Bremen.<br />

Dieses „Ranking“ belebt seitdem die innerdeutsche Bildungsdiskussion und führt dazu, wechselseitig<br />

die Länder bzw. Bundeskompetenzen in Sachen Bildung in Frage zu stellen.<br />

7.2 Ergebnisse in der Tat nicht berauschend<br />

Neben den Defiziten in der naturwissenschaftlichen und mathematischen Grundbildung sowie der Lesekompetenz<br />

ist es aber noch ein weiterer Aspekt, der nachdenklich macht: Die PISA-Forscher versuchen auch<br />

zentrale Aspekte von Kooperation und Kommunikation in internationalen Tests zu erfassen und die Defizite<br />

scheinen auch in diesem Bereich vorhersehbar zu sein. Unbestritten ist nämlich, „um aktiv, produktiv und<br />

verantwortlich am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können, müssen Schüler nicht nur akademische,<br />

sondern auch soziale Fertigkeiten erwerben. Dies gilt insbesondere in einer Zeit, in der die soziale Umwelt<br />

durch Entwicklungen wie die Globalisierung der Wirtschaft, multikulturelle Durchmischung von Arbeits- und<br />

Lebenswelten und die zunehmende Bedeutung von Teamarbeit komplexer wird. Wer sich in einer solchen<br />

Welt zurechtfinden will, muss in der Lage sein, soziale Informationen angemessen zu interpretieren und<br />

flexibel darauf zu reagieren“, so die Projektkoordinatoren am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in<br />

Berlin.<br />

7.3 Rolle der Umweltbildung<br />

Betrachtet man die Methoden und Inhalte der Umweltbildung vom Arche Noah Kindergarten des LBV bis hin<br />

63


zur Arbeit in den Zentren unseres Verbandes, aber auch in den Einrichtungen anderer Träger, so ist sie vor<br />

allem von einem Prinzip geprägt: Förderung von Gestaltungskompetenz. Diese Fähigkeit soll die Menschen in<br />

die Lage versetzen, sich aktiv an der Gestaltung ihres Lebensumfeldes zu beteiligen, oder wie es in der wissenschaftlich<br />

exakten Definition heißt „Vermögen, die Zukunft von Sozietäten, in denen man lebt, in aktiver<br />

Teilhabe im Sinne nachhaltiger Entwicklung modifizieren und modellieren zu können.“ Und für unsere Arbeit<br />

gilt auch, dass wir versuchen, immer ganzheitlich vorzugehen, d. h. sowohl Kopf als auch Herz und Hand der<br />

Menschen anzusprechen. Das heißt, ganz gleich, ob bei der Erkundung eines Lebensraumes, der Planung<br />

und dem Gestalten eines naturnahen Schulhofes, immer geht es um das „Begreifen“ im wahrsten Sinne des<br />

Wortes, die praktische Anwendung des neu Gelernten und die Einbeziehung möglichst vieler Sinne, um optimalen<br />

Lernerfolg zu erreichen.<br />

Kooperation und Kommunikation spielen bei der Aufgabenstellung eine große Rolle, so dass auch diese Fähigkeiten<br />

in die tägliche praktische Umweltbildungsarbeit fest integriert sind. Aber lassen Sie mich am Beispiel<br />

Lesekompetenz unseren pädagogischen Ansatz einmal näher erläutern.<br />

Lesekompetenz wird ja nicht erst in der Schule erworben. Lange, bevor das kleine B mit dem kleinen D verglichen<br />

wird und der Unterschied – der für immer mehr Schüler immer schwerer fällt – herausgearbeitet<br />

wird, haben sich die Kinder schon Fähigkeiten und Fertigkeiten erworben, die ihnen diese Aufgabe erleichtern<br />

– oder auch nicht! Lange, bevor man selber schreibt, wird bei den Kindern über Zuhören und Reden<br />

Sprachkompetenz angebahnt. Unterstützt wird eine solche Entwicklung zusätzlich durch das Differenzieren<br />

lernen in ganz unterschiedlichen Bereichen, und hier bietet die Natur einen unerschöpflichen Lernort. Ob<br />

beim Unterscheiden von Blättern, Gräsern, Käfern oder Schmetterlingen, an „Draußentagen“ oder Waldwochen,<br />

oder bei dem täglichen Erkunden des Außengeländes lernen Kinder genau hinzusehen: ist der Blattrand<br />

glatt, mit kleinen Zähnen oder eingekerbt, worin unterschieden sich Blüten von Gänseblümchen, Löwenzahn<br />

oder Wiesensalbei und Co, ist es ein Laubfrosch oder ein Grasfrosch? Das in der Natur Gefundene<br />

wird in Bestimmungsbüchern verglichen, es wird geredet und gefragt, solange bis die Kinder wissen, womit<br />

sie es zu tun haben. Ein weites Übungsfeld, das es den Kindern hinterher erleichtert, auch auf ganz anderen<br />

Gebieten wie z. B. dem Lesen und Schreiben rascher voranzukommen. Da auch die Mathematik im PISA-<br />

Test nicht in abstrakter Form verstanden wird, sondern eingebettet ist in den Kontext von Problemlagen,<br />

Situationsinterpretationen usw., hängt die Leistungsfähigkeit in Mathematik in ganz starkem Maße von der<br />

Lesekompetenz ab. Aber wenden wir unseren Blick auf die naturwissenschaftliche Grundbildung.<br />

7.4 Agenda für den Vorschulbereich nötig<br />

Dass die 4.000 Stunden, die Kinder im Kindergarten verbringen, zum reinen Aufbewahren und Beaufsichtigen<br />

viel zu schade sind, darüber sind sich mittlerweile alle einig. Gezielte Bildung kann nicht früh genug ansetzen<br />

und ist überhaupt kein Widerspruch zum spielerischen Entdecken der Welt. Ob es um positive Identifikation<br />

der Kinder mit sich selbst geht, um optimale motorische Entwicklung, kommunikative oder soziale<br />

Kompetenzen bis hin zur Gestaltungskompetenz – all dies lässt sich im Kindergartenalltag mit Hilfe der Umweltbildung<br />

optimal realisieren. Durch ein abwechslungsreich gestaltetes Außengelände beispielsweise lassen<br />

sich Grob- und Feinmotorik quasi nebenbei schulen. Erlebnis- und Ruhezonen, Forscherecke und Atelier,<br />

Träumeland und Matschecken – all diese vielfältigen Angebote ermöglichen es den Kindern, ihre eigenen<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten im für sie optimalen Rhythmus zu entwickeln. Welche Elemente aus unserer<br />

Konzeption sich problemlos oder mit wenig Aufwand in andere Einrichtungen übertragen lassen, wird am<br />

Ende des Projektes dokumentiert und einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Schon jetzt lässt sich allerdings<br />

mit Bestimmtheit sagen, dass die Umweltbildung weit mehr leistet als einen Beitrag zur Sensibilisierung für<br />

die Schönheit und Schutzwürdigkeit unserer natürlichen Umgebung. Und man wird sicher auch über neue<br />

Aufgaben und Qualifizierung von Erzieher/innen nachdenken müssen, denn in dieser frühen Phase kindlicher<br />

Entwicklung lässt sich wesentlich mehr bewegen und fördern, als dies in der jetzigen Kindergartenrealität<br />

geschieht.<br />

7.5 Naturnahes Schulgelände fördert naturwissenschaftliche Grundbildung<br />

Die PISA-Forscher verstehen darunter die „Fähigkeit, naturwissenschaftliches Wissen anzuwenden, naturwissenschaftliche<br />

Fragen zu erkennen und aus Belegen Schlussfolgerungen zu ziehen, um Entscheidungen zu<br />

64


verstehen und zu treffen, welche die natürliche Welt und die durch menschliches Handeln in ihr vorgenommenen<br />

Veränderungen beträfe“. Die Umgestaltung eines Schulhofes in ein naturnahes und erlebnisorientiertes<br />

Außengelände bietet ein ideales Feld, um diese Grundbildung zu erreichen. Die Schüler müssen sich<br />

informieren über regionale Baumaterialien, standortgerechte Bepflanzung, handwerkliche Techniken, Reihenfolge<br />

bei Planung und Durchführung und vieles andere mehr: Welche Pflanze braucht welchen Standort,<br />

wie wird eine Trockenmauer stabil, welche Werkzeuge brauche ich für die Bearbeitung von Holz, wie kann<br />

ich durch geschicktes Auffangen von Regenwasser ein Wasserspielgelände entstehen lassen – alles Probleme,<br />

die Schüler, Lehrer und Eltern dazu bringen, intensiv miteinander zu kommunizieren, zu planen, vorausschauend<br />

zu denken, sich mit Experten kurzzuschließen und Verantwortung zu übernehmen. Hier sind<br />

wir ganz dicht bei dem, was die PISA-Forscher fordern: naturwissenschaftliches Wissen im Kontext gesellschaftlicher<br />

Realität. Hier wird das Ziel Gestaltungskompetenz erreicht durch Verknüpfung von Wissen mit<br />

Planung, Realisation und Folgenutzung. Die Kinder sind am Ende eines solchen Projektes stolz auf das von<br />

ihnen Geleistete, haben zurecht starkes Selbstbewusstsein entwickelt, das sich auf konkrete vorzeigbare<br />

Erfolge gründet, und damit erreichen wir mit dem Ziel Gestaltungskompetenz auch noch etwas ganz anderes.<br />

Wir leisten dadurch einen wesentlichen Beitrag zur Drogen- oder Gewaltprävention, denn starke Kinder<br />

sind wesentlich weniger anfällig für solche Verführungen oder müssen ihrem Frust nicht ungezügelt freien<br />

Lauf lassen. Eine Tatsache, die uns von vielen Experten bestätigt wird, die wir aber in der Vergangenheit viel<br />

zu wenig kommuniziert haben.<br />

7.6 Genaues Hinsehen notwendig<br />

Wir werden uns auch weiterhin ganz konkret an der Entwicklung von Schule beteiligen müssen. Die konkreten<br />

Inhalte der Lehrpläne müssen überprüft werden, ob sie den Kriterien der Gestaltungskompetenz standhalten.<br />

Je eher ein Schüler den Sinn der Lerninhalte versteht und in der Lage ist, sie im täglichen Leben<br />

anzuwenden, um so höher wird auch die Motivation sein, sich engagiert am Unterricht und dem Schulleben<br />

zu beteiligen. Und die mangelnde Motivation ist ja eine der großen Probleme unserer Schullandschaft quer<br />

durch alle Schularten. Auch hier sehe ich eine große Chance, durch stärkere Hinwendung zum Ziel Gestaltungskompetenz<br />

eine neue Lernkultur in unseren Schulen anzustoßen.<br />

Vergessen darf man aber bei all diesen Überlegungen und konkreten Projekten nicht, dass Kindergarten,<br />

Schule oder die außerschulischen Einrichtungen nur familienbegleitende Funktion haben. Auch hier ist es<br />

dringend nötig, enger mit den Eltern zusammenzuarbeiten, denn ganz wesentliche Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

werden durch das Elternhaus entscheidend geprägt. Dies macht eine Studie der Stiftung Lesen deutlich.<br />

Einem Drittel der deutschen Kinder wird zu Hause nicht mehr vorgelesen. Was dies heißt mag ermessen,<br />

wer selber Geschwistern, Kindern oder Enkelkindern vorliest und weiß, wie gespannt und aufmerksam<br />

Kinder dabei zuhören, nachfragen und das Gehörte selber weitergeben. Solche Defizite kann weder ein Kindergarten<br />

noch eine Schule auffangen, allenfalls abmildern.<br />

Der nächste PISA-Zensus ist 2005. Ein nicht all zu langer Zeitraum, in dem sich aber doch sicher einiges<br />

bewegen lässt, allerdings nur in kleinen Schritten und nur dann, wenn alle Beteiligten, Schule, Elternhaus<br />

und außerschulische Bildungsträger am gleichen Strang ziehen. Alleinige Schuldzuweisungen sind hier wenig<br />

hilfreich.<br />

65


8 Grundlagenpapier „Lebensstile als Zielgruppen in der Kommunikation für<br />

eine nachhaltige Entwicklung“ von Silke Kleinhückelkotten (ECOLOG)<br />

Die Umweltkommunikation und auch die Kommunikation für eine nachhaltige Entwicklung tun sich im Gegensatz<br />

zur Werbung schwer bei der Festlegung genau definierter Zielgruppen und der Berücksichtigung der<br />

gesellschaftlichen Pluralisierungs- und Individualisierungstendenzen. Hier scheinen die Adressaten oftmals<br />

weitgehend unbekannte Wesen zu sein, die bestenfalls nach soziodemographischen Faktoren wie Alter, Geschlecht,<br />

Sprache, Einkommen und Bildungsstand unterschieden werden.<br />

Die Kommunikation für eine nachhaltige Entwicklung könnte wesentlich erfolgreicher werden, wenn sie wie<br />

das Produktmarketing mit einem differenzierteren Zielgruppenkonzept arbeiten würde, da ein solches zielgruppen-<br />

bzw. lebensstil-orientiertes Herangehen an den Kommunikationsprozess die Chancen der Kommunikation<br />

für eine nachhaltige Entwicklung erhöht, auch 'schwierige' Zielgruppen zu erreichen und zu neuen<br />

An- bzw. Einsichten sowie nachhaltigeren Verhaltensweisen anzuregen. Doch eigene Erhebungen sind sehr<br />

kosten- und personalaufwendig. Hier kann die Arbeit mit bestehenden Lebensstilkonzepten sinnvoll sein, die<br />

Angaben über Werte, Einstellungen und Verhalten der Adressaten liefern.<br />

Lebensstilgruppen bzw. soziale Milieus bieten die Möglichkeit einer gezielteren Ansprache, da sie Gruppen<br />

mit ähnlichen Einstellungen, Verhaltensweisen und sozialen Faktoren zusammenfassen. So können größere<br />

Gruppen als mit einer reinen "face-to-face-Kommunikation" angesprochen werden, zugleich werden die erheblichen<br />

Streuverluste von Maßnahmen nach dem "Gießkannenprinzip" vermieden.<br />

Die Betrachtung der bestehenden Milieus hinsichtlich ihrer Umweltverträglichkeit, als einem der Aspekte der<br />

Nachhaltigkeit, zeigt, dass es zur Zeit keine "umweltverträglichen" Milieus gibt. Stattdessen herrschen Kombinationen<br />

von in einigen Bereichen sehr nachhaltigen Verhaltensweisen wie Abfallvermeiden und Energiesparen<br />

mit in anderen Bereichen sehr "unnachhaltigen" Verhaltensweisen wie häufige und weite Flugreisen<br />

oder starke Autonutzung auftreten. Es handelt sich also um höchst ambivalente Lebensstile, was die Umweltverträglichkeit<br />

anbelangt.<br />

Für die Kommunikation für eine nachhaltige Entwicklung bedeuten diese Überlegungen zur Zielgruppen-<br />

bzw. Milieuorientierung, dass sie sich bei der Auswahl der zu kommunizierenden Themen und der kommunikativen<br />

Kanäle an den Vorlieben und Abneigungen der Milieus orientieren sollte. Da sich nicht jedes Thema<br />

in jedem Milieu kommunizieren lässt, - auch vor dem Hintergrund meist knapper personeller und finanzieller<br />

Ressourcen - sich auf einzelne Milieus zu konzentrieren. Dabei kann es sinnvoll sein, sich zunächst auf die<br />

Milieus zu konzentrieren, die ohnehin schon interessiert sind. Durch eine schärfere Zielgruppenansprache<br />

dieser umweltorientierten Milieus lassen sich relativ leicht Erfolge erzielen. Um auch Milieus mit anderen<br />

Orientierungen ansprechen zu können, reicht eine Veränderung der Zielgruppenansprache allein nicht aus,<br />

hier müssen zunächst Themen ausgewählt und Angebote geschaffen werden, die auch für diese Milieus attraktiv<br />

sind.<br />

Tabelle: Kurzcharakteristik der sozialen Milieus 2002 und Kommunikative Ansätze für eine Beispiel-Kampagne<br />

zum Kauf von Naturmode<br />

Soziale Milieus Kommunikative Ansätze<br />

Etablierte 10%: Das selbstbewusste Establishment:<br />

Erfolgs-Ethik, Machbarkeitsdenken und ausgeprägte<br />

Exklusivitätsansprüche<br />

Postmaterielle 10%: Das aufgeklärte Nach-68er-<br />

Milieu: Postmaterielle Werte, Globalisierungskritik und<br />

intellektuelle Interessen<br />

GESELLSCHAFTLICHE LEITMILIEUS<br />

Sachlich, informativ, anspruchsvoll, seriös<br />

Zugang über: Exklusivität („Natürlich besonders – Mode<br />

für gehobene Ansprüche“)<br />

Sachlich, informativ, anspruchsvoll, witzig<br />

Zugang über: Umwelt („Natürlich gut – Natur auf der<br />

Haut“)<br />

Moderne Performer 8%: Die junge, unkonventionelle Innovativ, technisch, modisch, kreativ, originell<br />

66


Leistungselite: intensives Leben – beruflich und privat,<br />

Multi-Optionalität, Flexibilität und Multimedia-<br />

Begeisterung<br />

Konservative 5%: Das alte deutsche Bildungsbür-<br />

gertum: konservative Kulturkritik, humanistisch ge-<br />

prägte Pflichtauffassung und gepflegte Umgangsfor-<br />

men<br />

Traditionsverwurzelte 15%: Die Sicherheit und<br />

Ordnung liebende Kriegsgeneration: verwurzelt in der<br />

kleinbürgerlichen Welt bzw. in der traditionellen Arbei-<br />

terkultur<br />

DDR-Nostalgische 6%: Die resignierten Wende-<br />

Verlierer: Festhalten an preußischen Tugenden und<br />

altsozialistischen Vorstellungen von Gerechtigkeit und<br />

Solidarität<br />

Bürgerliche Mitte 16%: Der statusorientierte mo-<br />

derne Mainstream: Streben nach beruflicher und sozi-<br />

aler Etablierung, nach gesicherten und harmonischen<br />

Verhältnissen<br />

Konsum-Materialisten 11%: Die stark materialis-<br />

tisch geprägte Unterschicht: Anschluss halten an die<br />

Konsum-Standards der breiten Mitte als Kompensati-<br />

onsversuch sozialer Benachteiligungen<br />

Experimentalisten 7%: Die extrem individualistische<br />

neue Boheme: Ungehinderte Spontaneität, Leben in<br />

Widersprüchen, Selbstverständnis als Lifestyle-Avant-<br />

garde<br />

Hedonisten 11%: Die Spaß-orientierte moderne Un-<br />

terschicht / untere Mittelschicht: Verweigerung von<br />

Konventionen und Verhaltenserwartungen der Leis-<br />

tungsgesellschaft<br />

TRADITIONELLE MILIEUS<br />

MAINSTREAM-MILIEUS<br />

HEDONISTISCHE MILIEUS<br />

Zugang über: Individualität („nature for you – Dein<br />

Outfit so überzeugend wie Du“)<br />

Sachlich, informativ, anspruchsvoll, seriös<br />

Zugang über: Qualität („Natürliche Qualität – zeitlose<br />

Naturmode“)<br />

Sachlich, anschaulich, einfach, seriös, freundliche<br />

Zugang über: Tradition („Aus Tradition gut – Bewährtes<br />

aus der Natur“)<br />

Sachlich, anschaulich, seriös, freundlich<br />

Zugang über: Tradition („Aus Tradition gut – Bewährtes<br />

aus der Natur“)<br />

Sachlich, informativ, freundlich, modisch<br />

Zugang über: Gesundheit („Natürlich gesund – Mode<br />

zum Wohlfühlen“)<br />

Anschaulich, einfach, freundlich, (modisch)<br />

Zugang über: prominente Vorbilder und Konformität<br />

(„Dabei sein- Sportler XXX trägt Mode von ...“)*<br />

Technisch, innovativ, modisch, kreativ, originell<br />

Zugang über: Lifestyle-Avantgarde („Natural lifestyle –<br />

Individual fashion“)<br />

Einfach, modisch, originell, witzig<br />

(Teilweise) Zugang über: Nonkonformismus („Krass<br />

anders – Shirts vom Baum“)*<br />

Die Beispiele sollen mögliche Ansprechweisen illustrieren. In den Milieus der Konsum-Materialisten und Hedonisten<br />

dürfte es schwierig sein, Naturmode zu ‚vermarkten’ – nicht zuletzt weil die Einkommen hier sehr<br />

niedrig sind.<br />

67


9 Sieben Thesen zur Kommunikation für eine nachhaltige Entwicklung<br />

„Sollen künftig Mutter Beimer und Steffi Graf für das Konzept 'Nachhaltige Entwicklung' werben?"<br />

Thesen:<br />

1. Das Konzept Nachhaltige Entwicklung ist auch zehn Jahre nach Rio immer noch ein 'Minderheitenkonzept'-<br />

bekannt und diskutiert in Expertenkreisen und überhaupt in höher gebildeten Kreisen.<br />

2. Das Problem: Das Leitbild ist nicht 'griffig', vermittelt keine Bilder und Visionen einer besseren Zukunft.<br />

Es ist deshalb nicht kompatibel mit den Lebenswelten der meisten Menschen.<br />

3. Für die 'Popularisierung' des Leitbildes ist eine Kommunikation über die konkreten Inhalte einer<br />

nachhaltigen Entwicklung, wie umwelt- und sozialverträgliche Mobilität, Ökologische Landwirtschaft oder<br />

Sanfter Tourismus, nötig. Diese müssen mit der konkreten Alltagswelt der Menschen in Verbindung<br />

gebracht werden.<br />

4. Die Kommunikation zu Themen einer nachhaltigen Entwicklung muss dabei zielgruppenorientiert vorgehen:<br />

In den letzten 20 Jahren hat sich eine Vielzahl von verschiedenen Lebensstilen herausgebildet.<br />

Diese fassen, Menschen mit ähnlichen Werten, Einstellungen, Verhaltensweisen und auch ähnlichen Bildungs-<br />

und Einkommensverhältnissen zusammen.<br />

5. Die bestehenden Lebensstile bzw. sozialen Milieus in Deutschland zeigen erhebliche Unterschiede in<br />

nachhaltigkeitsrelevanten Einstellungen, Werten und Verhaltensweisen. Auch die Kommunikationsgewohnheiten<br />

unterscheiden sich deutlich.<br />

6. Bisher wurden im Nachhaltigkeitsdiskurs vor allem Angehörige des Post- materiellen und des Konservativen<br />

Milieus erreicht. Diese sind auch neben Vertretern aus der Bürgerlichen Mitte am häufigsten in<br />

Agenda-Prozessen und in Nichtregierungsorganisationen engagiert.<br />

7. Um auch Angehörige anderer Milieus zu erreichen, müssen neue Formen der Kommunikation gefunden<br />

werden, Die unterschiedlichen Interessen und Kommunikationsgewohnheiten müssen berücksichtigt<br />

werden.<br />

Fazit:<br />

Kommunikation für eine nachhaltige Entwicklung muss inhaltsorientiert, all-tagstauglich und zielgruppen-<br />

/lebensstilorientiert erfolgen. Will sie neue Zielgruppen erschließen, muss sie neue Formen der Ansprache<br />

und der Beteiligung erproben.<br />

68


10 Soziale Milieus nach Sinus (2002)<br />

69


11 Hintergrundpapier zum Thema „Nachhaltige Lebensstile“<br />

Christine Wenzl, BUND-Bundesgeschäftstelle<br />

Die Grenzen der natürlichen Ressourcen weltweit, der im Nord-Süd-Vergleich stark überhöhte Energie- und<br />

Ressourcenverbrauch des Nordens bei anhaltender Armut und Hunger in den Entwicklungsländern bilden<br />

den Hintergrund, vor dem seit Jahren über nachhaltige Konsummuster und veränderte Lebensstile in den<br />

Industrienationen nachgedacht wird. Hinzu kommt, dass, würden die Entwicklungsländer den gleichen Konsumanspruch<br />

erheben wie die Industrieländer, damit spätestens die Grenzen des Planeten erreicht wären.<br />

Nachhaltige Lebensstile und nachhaltiger Konsum bieten jedoch nicht nur eine Antwort auf soziale und ökologische<br />

Probleme. „Gut leben statt viel haben“, das Leitbild aus der BUND/Misereor-Studie „Zukunftsfähiges<br />

Deutschland“, hat den Rahmen für zahlreiche Projekte und vielfältige Initiativen aufgespannt, die dem „immer<br />

schneller immer mehr“ eine positive Vision vom besseren Leben entgegensetzen. Dabei stehen der Gewinn<br />

an Lebensqualität und das Interesse der Menschen an einem veränderten Lebensstil im Vordergrund.<br />

Alternative Konsummöglichkeiten beziehen sich z.B. auf ökologische und fair gehandelte Produkte, auf kooperative<br />

Nutzungskonzepte statt Besitz, auf eine veränderte Mobilität.<br />

In diesem Papier werden Empfehlungen und Thesen aufgestellt, die sich auf die folgenden Fragen beziehen:<br />

Was kann der und die einzelne tun? Was muss an den politischen Rahmenbedingungen, an Marktbedingungen<br />

und Angebot verändert werden? Akteure, Handlungs- und Kooperationsmöglichkeiten werden benannt.<br />

Ebenso auch Zielkonflikte, die Konzepte nachhaltiger Lebensweisen mit sich bringen, vor allem was die Nord-<br />

Süd- Dimension, aber auch Unterschiede in Einkommen und anderen Voraussetzungen hierzulande betrifft.<br />

11.1 Problemaufriss<br />

11.1.1 Nachhaltige Lebensstile und Konsummuster: eine Leerstelle in der nationalen<br />

Nachhaltigkeitsstrategie?<br />

Die nationale Nachhaltigkeitsstrategie nimmt Bezug auf die Lebenssituation und die Verantwortung der Bevölkerung.<br />

Das Leitbild der Nachhaltigkeit wird konkret mit den verschiedenen Aspekten von Lebensqualität<br />

für die Bevölkerung verknüpft, z.B. gesunde Nahrungsmittel, Vermeidung von Lärm und Unfällen. Die Verantwortung<br />

aller für das Gelingen einer nachhaltigen Entwicklung im Sinne der Strategie wird klar formuliert,<br />

ein anderer Lebensstil aber nicht konsequent durchbuchstabiert. Vielmehr liegt eine hauptsächlich an Effizienz<br />

orientierte Strategie vor. Eine Auseinandersetzung mit dem Konflikt zwischen einer ungebrochenen<br />

Wachstumsphilosophie, den nicht nachhaltigen Lebensstilen in den Industriestaaten und den Anforderungen<br />

nachhaltiger Entwicklung wird vermieden.<br />

In diesem Bereich sind Nachbesserungen notwendig. Spätestens mit Blick auf die im Frühjahr 2004 geplante<br />

Revision der Nachhaltigkeitsstrategie sollte diskutiert werden, wie ein weiteres Kapitel in der Nachhaltigkeitsstrategie<br />

zum Bereich nachhaltige Lebensstile in Deutschland gestaltet werden kann. Ergebnisse von Studien<br />

zu Umwelt und Nachhaltigkeit wie die des BMU und UBA zum Umweltbewusstsein in Deutschland (2000)<br />

sollten in kohärenter Weise in die Nachhaltigkeitsstrategie eingearbeitet werden. Mit Blick auf das Thema<br />

Kommunikation stellt sich außerdem die Frage, wie die Debatte über nachhaltige Lebensstile verstärkt, wie<br />

positive Beispiele kommuniziert und der Raum für die Entwicklung von Visionen geschaffen werden können.<br />

Auch die Instrumente dafür müssten viel stärker in der Nachhaltigkeitsstrategie verankert werden.<br />

11.1.2 Staatliche Rahmenbedingungen und Anreize<br />

Um konkrete Alternativen im Bereich Lebensstile und Konsummuster verwirklichen zu können, sind Politik<br />

und Wirtschaft gefragt: es müssen von Seiten der Politik Anreize und Rahmenbedingungen geschaffen werden<br />

– und zwar sowohl für Konsument/innen als auch für die Wirtschaft, nachhaltig, d.h. sozial und ökologisch<br />

verantwortlich zu produzieren. Die Absicht der Bundesregierung, ein Verbraucherinformationsgesetz<br />

zu verabschieden sowie der in Johannesburg beschlossene internationale Rahmen für Aktionsprogramme zu<br />

Konsum- und Produktionsmustern sind hierbei ebenso wichtige Eckpunkte wie die Weiterentwicklung der<br />

70


Ökosteuer.<br />

11.1.3 Vermittlung von Nachhaltigkeit durch Staat und Politik<br />

Die Erwartung der Umweltverbände an staatliche Kampagnen und ihre Wirksamkeit ist noch genauer zu<br />

klären. Welchen Mitteleinsatz und welche Budgets sollten wir sinnvoll fordern? Für eine Kampagne der Bundesregierung<br />

zur Nachhaltigkeitsstrategie würde es sicherlich nicht ausreichen, den Begriff der Nachhaltigkeit<br />

auf Plakatwände zu bringen. Genauso wichtig ist das Unterlassen staatlicher Kampagnen für nicht-nachhaltige<br />

Produkte. Auch der Umgang der Regierung mit großen Werbekampagnen der Industrie müsste sich<br />

dort, wo staatlicher Einfluss möglich ist, an Nachhaltigkeitskriterien orientieren (Beispiel Tabakwerbung).<br />

Über Werbung hinaus könnten das Vorbild bekannter Politiker/innen und von Institutionen (z.B. über das<br />

Beschaffungswesen) dazu beitragen, das Thema zu transportieren.<br />

11.1.4 Angebotsseite und Werbung durch Unternehmen<br />

Unternehmen sollten stärker nachhaltige Produkte herstellen und anbieten. Diese Angebote müssen dann<br />

auch zielgerichtet kommuniziert werden. Dazu gehören sowohl die Information über die Vorteile eines nachhaltigen<br />

Produktes als auch eine Werbung, die ökologische oder nachhaltige Produkte für breite Bevölkerungskreise<br />

attraktiv macht. So wie das Interesse für bestimmte Produktgruppen wie das Handy oder Markenkleidung<br />

stark über Medien und Werbung geleitet wird, kann vielleicht auch eine gezielte Werbung nachhaltigen<br />

Produkten zum Weg aus der Nische verhelfen.<br />

11.1.5 Die Kommunikation nachhaltiger Lebensstile durch Umweltverbände und NGOs<br />

Für die Kommunikation nachhaltiger Lebensstile durch Umweltverbände und NGOs sind verschiedene Herangehensweisen<br />

denkbar: Zahlen und Fakten belegen sehr eindrucksvoll, dass wir unseren Konsum- und Lebensstil<br />

ändern müssen. Wäre die persönliche Umwelt- bzw. Nachhaltigkeitsbilanz transparenter, z.B. durch<br />

einen Vermerk der CO2-Emmissionsbilanz eines Fluges auf dem Flugticket, würde das vielleicht manchen<br />

zum nachdenken anregen. Doch lässt sich der Bevölkerung so ein anderer Lebensstil vermitteln?<br />

Es gibt umgekehrt viele positive Bilder, Visionen und Modelle – Leitbilder, wie nachhaltige Lebensstile aussehen<br />

könnten, in einer entsprechend veränderten Umwelt und mit durchaus gewinnbringenden neuen Möglichkeiten<br />

verknüpft. Zum Beispiel denken Expert/innen im Bereich nachhaltiger Mobilität darüber nach, wie<br />

eine Umgebung beschaffen sein könnte, die Mobilitätswege verringern hilft: es entsteht das Bild der lebendigen<br />

Stadt mit einer Mischung aus Wohnen und Arbeiten und guter Infrastruktur. Oder die Idee, das Auto,<br />

das von so vielen bevorzugt genutzt wird, in kombinierte Mobilität einzubinden, sowie davon ausgehend gute<br />

und attraktive Alternativen zu schaffen, wie z.B. park&ride, carsharing, Mietfahrräder, Sammeltaxen und<br />

Anrufbusse.<br />

Für die Kampagnen der Umweltverbände zu einzelnen Themen könnte eine stärker zielgruppenorientierte<br />

und situationsspezifische Herangehensweise sinnvoll sein. Kampagnen sollten nicht nur an politischen Situationen<br />

andocken, sondern gezielt Menschen in Umbruchsituationen ansprechen und Aspekte wie Feedback<br />

und Ermutigung durch eine entsprechende Umgebung stärker in Kampagnenplanung einbeziehen. In diesem<br />

Zusammenhang ist auch zu diskutieren, ob radikal andere Leitbilder notwendig sind, um Lebensstile zu verändern,<br />

oder eher mit behutsamen kleinen Schritten, die an derzeitige Konsummuster anschließen, etwas<br />

erreicht werden kann.<br />

11.1.6 Grundsätzliche Überlegungen<br />

„Gut leben und viel haben“, mögen sich einige in unserem Land sagen, die den Anspruch, möglichst nachhaltig<br />

zu konsumieren und einen persönlichen Beitrag für einen schonenderen Umgang mit der Umwelt und<br />

größere internationale Gerechtigkeit zu leisten nicht teilen. Sie setzen - aus unterschiedlichen Motiven - andere<br />

Prioritäten. Die Tatsache, dass große Teile der Bevölkerung schwer zugänglich sind für die Thematik<br />

nachhaltiger Konsum und nachhaltige Lebensstile legt eine tiefergehende Debatte über Werte in unserer<br />

Gesellschaft nahe.<br />

Umgekehrt gibt es eine wachsende Zahl Gruppen und Initiativen, die sich bereits zum Ziel gesetzt haben,<br />

einen anderen Lebensstil zu praktizieren. Die Akteure dieser Projekte sind überzeugt, dass mit einem alter-<br />

71


nativer Lebensstil ein Beitrag zu einer gesellschaftlichen Veränderung geleistet werden kann und dieser darüber<br />

hinaus ein Gewinn für das persönliche Leben, Wohlbefinden und Gesundheit ist.<br />

Parallel zu aktuellen Kommunikationsstrategien, die vor allem bei Veränderungen in einzelnen Bereichen und<br />

bestimmten Bevölkerungsgruppen ansetzen, ist ein grundsätzliches Umdenken erforderlich. Ein veränderter<br />

Umgang mit Zeit, ein Hinterfragen des „immer schneller, immer mehr“ und ein größeres Bewusstsein über<br />

Zeitwohlstand sind dabei zentrale Komponenten. Auch die Verankerung eines anderen Arbeitsbegriffes in<br />

unserer Gesellschaft könnte einen wertvollen Beitrag zu einem nachhaltigen Lebensstil leisten. Dieser sollte<br />

sowohl Teilzeitarbeitmodelle (weniger Geld mehr Zeit) als auch die Anerkennung von ehrenamtlicher Arbeit,<br />

Familien- und Hausarbeit und damit verbunden eine andere Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern beinhalten.<br />

11.1.7 Zielkonflikte und Brüche, Lösungsansätze<br />

Eine wichtige Funktion bei der Vermittlung alternativer Lebensstile hat der offene Umgang mit Brüchen und<br />

Zielkonflikten. Diese können bei dem Verfolgen eines möglichst nachhaltigen Lebensstils bzw. Konsumverhalten<br />

auftreten, wie z.B. mit steigendem (Auto)verkehr bei Direkteinkauf auf dem Biohof. Brüche spiegeln<br />

sich z.B. in der Frage wider, ob es dem Anspruch bzw. der Philosophie von Biolebensmitteln widerspricht, die<br />

eine möglichst geringe Verarbeitungstiefe aufweisen sollten, wenn im Biosupermarkt zunehmend conve-<br />

nience food angeboten wird? Damit können auf der anderen Seite möglicher Weise neue Bevölkerungsgruppen<br />

angesprochen werden.<br />

Zielkonflikte werden auch deutlich, sobald die entwicklungspolitische Perspektive einbezogen wird. Dabei<br />

lassen sich Konflikte zwischen der Forderung nach Marktzugang für Produkte aus Entwicklungsländern einerseits<br />

und nach dem Verzehr möglichst ausschließlich regional erzeugter Produkte andererseits ein Stück weit<br />

lösen, in dem die Möglichkeiten der/des einzelnen sehr klar kontrastiert werden mit der Verantwortung der<br />

Politik (vgl. z.B. Aufsatz von Michael Windfuhr „Produkte aus der Region oder aus Entwicklungsländern? Ein<br />

‚nachhaltiges’ Dilemma – Möglichkeiten, sich sinnvoll zu verhalten„ in BUND/Misereor [Hrsg.]: „Wegweiser<br />

für ein zukunftsfähiges Deutschland“ [2002]).<br />

Mit Blick auf einen Interessenausgleich zwischen Nord und Süd ist zu bedenken, dass die Interessen der<br />

Entwicklungsländer, der ProduzentInnen und Bevölkerung dort oft nicht mit denen der Industrieländer übereinstimmen.<br />

Konflikte liegen u.a. darin, dass<br />

� die Produktionen größtenteils nicht-nachhaltiger Produkte im Süden auf die Absatzmärkte des Nordens<br />

angewiesen sind<br />

� die hierzulande gern gesehenen Fair-trade-Produkte nicht nur hier sondern auch bei der Produktion in<br />

den Entwicklungsländern ein Nischenmarkt sind. Eine Verstärkung allein der fair-trade-Nachfrage hat daher<br />

nur begrenzte Effekte. Mit mehr Marktöffnung generell könnte aus Entwicklungsländerperspektive viel<br />

mehr erreicht werden.<br />

11.2 Thesen / Empfehlungen<br />

11.2.1 Kommunikation nachhaltiger Lebensstile durch Umweltverbände und NGOs<br />

Eine individuell veränderte Nachfragestruktur macht einen Unterschied, es müssen zugleich aber auch die<br />

politischen Rahmenbedingungen, Anreize, Preise und Angebot entsprechend verändert werden.<br />

Umweltverbände / NGOs können insofern in zwei Richtungen agieren und sowohl Forderungen an die Politik<br />

(Unternehmen, Öffentlichkeit) stellen, als auch einen Beitrag zur Kommunikation nachhaltigen Konsumverhaltens<br />

den VerbraucherInnen gegenüber leisten.<br />

1) Unterschiedliche Milieus müssen auf ihre jeweilige Veränderungsbereitschaft, Motivation und Erreichbarkeit<br />

hin angesprochen werden. Nachhaltige Lebensstile können nur sinnvoll kommuniziert werden, wenn<br />

die Lebenssituation der Menschen, die wir erreichen wollen mitgedacht wird, d.h. die Ansprache situations-<br />

und gruppenspezifisch erfolgt. Besondere Lebenssituationen und Umbrüche wie Umzug, Geburt von<br />

Kindern, Kindergarten oder Schulbeginn könnten Momente sein, wo einzelne bereit sind, ihren Lebensstil<br />

zu überdenken und etwas zu verändern.<br />

72


2) Um mit der oft bestehenden Diskrepanz zwischen gutem Willen einerseits und konsequentem Handeln<br />

andererseits umzugehen, sind die folgenden Faktoren wichtig:<br />

� Eine unterstützende Umgebung: wenn mehr Leute das gleiche Ziel verfolgen, ähnliche Umstellungen<br />

oder sogar Strapazen auf sich nehmen ist das eine Ermutigung für jeden Einzelnen. Das gilt ebenso<br />

für Einstellungen und Werte in der Gesellschaft, die Nachhaltigkeit fördern.<br />

� feedback: Ebenso hilfreich ist es sicherlich, wenn die Menschen, die etwas in ihrem Leben verändern,<br />

die positiven Konsequenzen auch wahrnehmen können oder mindestens eine Rückmeldung erhalten.<br />

Das kann mittelbar z.B. auch über Wettbewerbe, Preise und Publikationen geleistet werden.<br />

� Verhaltensangebote: Es sollte attraktive Angebote geben, die dazu einladen, sich alternativ zu verhalten.<br />

Diese können so abgestuft sein, dass eine Beteiligung gut möglich ist: mit verschiedenen Motiven<br />

sich zu engagieren, mit unterschiedlicher Bereitschaft, Zeit oder finanzielle Ressourcen zu investieren,<br />

und ohne die Sorge haben zu müssen, damit in der „Ökonische“ zu landen.<br />

� Bildung: Bildung für nachhaltige Entwicklung und die Weitergabe und Transparenz von Informationen<br />

muss weiterhin eine wichtige Rolle spielen.<br />

3) Die unterschiedlichen Motive, die bei Teilen der Bevölkerung mit konventionellem Konsum verbunden<br />

sind, wie z.B. die Erfüllung von Statuswünschen und die Hoffnung auf Anerkennung, sollten respektiert<br />

und bei der Kommunikation nachhaltiger Konsummuster mit reflektiert werden. Die Vermittlung, dass<br />

alternativer Konsum auch „cool“ sein kann ist dabei aber nur ein Teil der Lösung.<br />

4) Allianzen, Kooperationen und stärkere Absprachen der Akteure sind unerlässlich. Sie sind hilfreich sowohl<br />

um politischen Lobbydruck aufzubauen, als auch um die verschiedenen Gruppen/Milieus unter der<br />

VerbraucherInnen möglichst gezielt ansprechen zu können. Beides erfordert eine Bündelung der Ressourcen.<br />

5) Situationen wie Skandale mit der damit verbundenen Wachsamkeit und Bereitschaft bei der Politik und<br />

bei den VerbraucherInnen etwas zu verändern sollten dafür genutzt werden, politischem Druck aufzubauen.<br />

Umgekehrt bieten auch positive Kampagnen des BMVEL Gelegenheiten, die positiv für die gemeinsame<br />

Lobbyarbeit verschiedener NGOs genutzt werden könnten.<br />

6) Großverbraucher und Institutionen wie Akademien, Kantinen, Krankenhäuser eignen sich als<br />

Ansprechpartner für eine fortgesetzte Umstellung auf ein nachhaltiges Angebot im Bereich Lebensmittel<br />

und Getränke etc. Das beihaltet z.B. regionale, in ökologischem Anbau hergestellte und fair gehandelte<br />

Lebensmittel. Damit kann auch bei Einzelnen für alternative Konsummöglichkeiten Interesse geweckt<br />

werden, gerade auch durch das Gespräch innerhalb dieser Institutionen.<br />

11.3 Forderungen an die Politik<br />

Die folgenden Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen sind notwendig, um einen nachhaltigen<br />

Konsum zu stärken. Daraus ergeben sich unsere Forderungen an die nationale Nachhaltigkeitsstrategie:<br />

7) Beteiligung der Regierung an der (zielgruppenspezifischen) Vermittlung nachhaltiger Lebensstile. Kampagne<br />

des BMVEL vergleichbar der Verbraucher-Zentrale NRW mit einem Plakat „Gönnen Sie sich mal<br />

was!“ (gemeint ist: eine Stunde im Park). Außerdem muss der Beitrag zur schulischen und außerschulischen<br />

Bildung für nachhaltige Entwicklung verstärkt werden.<br />

8) Der Staat soll mit nachhaltigem Beschaffungswesen staatlicher Institutionen eine Vorreiterrolle übernehmen.<br />

9) Das von der Bundesregierung mit dem Koalitionsvertrag erneut geplante Verbraucherinformationsgesetz<br />

muss verabschiedet werden.<br />

10) Der Rahmen für Aktionsprogramme für nachhaltigen Konsum, der mit dem Aktionspapier bei dem Weltgipfel<br />

in Johannesburg geschaffen worden ist, soll durch internationale und nationale Initiativen ausgestaltet<br />

werden.<br />

73


11) Nachhaltiger Konsum soll durch politische Maßnahmen konkurrenzfähig gemacht werden. Das bedeutet<br />

auch eine Veränderung bei den Preisen.<br />

12) Die deutsche Regierung muss national und international die Rahmenbedingungen für eine grundsätzliche<br />

Veränderung des Konsumverhaltens der Bevölkerung zu schaffen. Dazu müssen die Gesetzgebung<br />

in Deutschland und Europa und das Welthandelsrecht verändert, ökologisch kontraproduktiven Subventionen<br />

reduziert bzw. abgeschafft und Ökosteuer und Energiepreise angemessen erhöht werden. Patentrecht,<br />

Forschung und Haftungsrecht müssen grundlegend verändert werden.<br />

11.4 Umgang mit Unternehmen: Strategie zwischen Allianzen und öffentlichem Druck?<br />

Bei Unternehmen gibt es einerseits positive Projekte und Produktumstellungen: das sind Bereiche, wo Allianzen<br />

mit Umweltverbänden denkbar sind. Andererseits besteht in bestimmten Industriezweigen wie z.B. der<br />

Autoindustrie das Interesse, mit der Produktion nicht-nachhaltiger Produkte fortzufahren und auch eine entsprechende<br />

Nachfrage zu fördern. Dies macht weiterhin öffentlichen Druck notwendig.<br />

13) Die Bedeutung der Marktsituation sowie von Markt- und „Industriestandards“ sollte nicht unterschätzt<br />

werden. Nachhaltigen Produkten kann der Markt zum Durchbruch verhelfen, wenn eine „kritische<br />

Masse“ z.B. von phosphatfreien Waschmitteln in Produktion, Handel und Konsum erreicht ist. Eine<br />

Handlungsoption für NGOs ist es, Druck auf Unternehmen und auf den Handel auszuüben sowie zu versuchen,<br />

Einfluss auf Handelsunternehmen zu nehmen.<br />

14) Handel und Unternehmen sollen zu einem verbesserten Image von ökologischen und sozial verträglich<br />

hergestellten Produkten beitragen. Diese sollen nicht nur als „Nische“ beworben werden. Zu diskutieren<br />

ist, welchen Beitrag auch die NGOs dazu leisten können, dass fair gehandelte Produkte etc. den Weg<br />

aus der Nische finden und professioneller vermarktet werden.<br />

15) Barrieren wie Interessen, Macht, starke Lobby der Produzenten sind strukturell stärker als die Macht der<br />

KonsumentInnen und der Nachfrage. Bestehende Rahmenbedingungen, Patentrecht, Forschung, Haftung<br />

tragen entscheidend dazu bei. Es ist daher unerlässlich, die Unternehmen weiterhin unter Druck<br />

setzen. Die Umweltverbände sollten den Druck auf Unternehmen erhöhen, die nicht-nachhaltige Produkte<br />

herstellen.<br />

16) Nicht nur Produkte sondern auch die (weltweiten) Produktionsbedingungen müssen nachhaltigen Bedingungen<br />

genügen. Umweltverbände und NGOs müssen daher die Forderung nach verbesserten und international<br />

verbindlichen Sozial- und Umweltstandards aufrecht erhalten.<br />

74


12 Ergebnisse Dialogforum 1: Nachhaltige Lebensstile<br />

Auflistung der Vorschläge an den drei Stationen und Bewertung in Punktzahlen<br />

Hemmnisse<br />

Persönliche Hemmnisse<br />

Gesellschaftliche Hemmnisse<br />

Politische Hemmnisse<br />

Persönlicher Nutzen/Gewinn unbekannt, z.B. Gesundheit, Kostenersparnisse 4<br />

Höhere Kosten für nachhaltige Produkte<br />

Zeitfaktor: schwierige Beschaffung (z.B. Ökobaustoffe)<br />

Das Denken „Weniger ist weniger“ 2<br />

Bequemlichkeit 5<br />

Gewohnheit 6<br />

Andere elementare Sorgen<br />

Das Denken „entweder - oder“<br />

Überforderung: Zu viel Information/ schlechter Zugang zu Informationen<br />

Gleichgültigkeit 1<br />

Visionen fehlen 6<br />

Eliten/ Vorbilder leben Nachhaltigkeit nicht vor<br />

Zielkonflikte 2<br />

Angst vor Anerkennungsverlust 2<br />

Angst vor Veränderungen (Verschlechterungen) 1<br />

Angst vor Wohlstandsverlust<br />

Massive Werbung für nicht nachhaltige Produkte/Lebensstile<br />

Nachhaltige Werte haben geringe Akzeptanz in der Gesellschaft 5<br />

Sozialer Druck 1<br />

Isolation<br />

Aktivitäten im Bildungsbereich<br />

Konsensfindung in der Politik<br />

Preispolitik 4<br />

Mangelnde Rahmenbedingungen<br />

Fehlende Zieldefinition/mangelnde Methoden/fehlende Finanzierung 2<br />

Zu wenig verlässliche Informationen in Form von Labeln und Kennzeichnungen<br />

Werthaltungen - langfristig 14<br />

Soziale Kompetenz 2<br />

Vernetztes Denken 3<br />

Eigenverantwortung/Verantwortungsbewusstsein 4<br />

Innovationspotential 1<br />

Selbstorganisation 3<br />

Konfliktfähigkeit schaffen 4<br />

Zukunftsdenken üben / Bewusstsein reflektieren 2<br />

75


Fähigkeit zur Informationsbearbeitung/-bewältigung 2<br />

Curricula<br />

Lehrerfortbildung 3<br />

Förderung starker Persönlichkeit 5<br />

Lebensnahe Bildung 4<br />

Aktivitäten Kommunikation<br />

Farben, positive Bilder nutzen um Botschaften zu vermitteln 8<br />

Runde Tische/ Ebenen und Gruppen vernetzen 5<br />

Risikokommunikation<br />

Werbung a. Verhaltensangebot, b. Produktangebot 4<br />

Verständnis schaffen 1<br />

Zielgruppenspezifisch 8<br />

Weniger Siegel<br />

Emotionen wecken 11<br />

Öffentliche Foren schaffen und nutzen 3<br />

Konkrete Schritte<br />

Prominente und Vorbilder mit ins Boot holen 2<br />

Drehbücher für: Kasper-, Straßen- und Bauertheater<br />

Gesellschaftsspiele kreieren<br />

CMA Werbung für Fleisch abschaffen (Kammer paritätisch besetzten)<br />

Mitglieder christlicher Organisationen und von NGOs ansprechen 2<br />

Ökokantinen in allen staatlichen Institutionen 1<br />

Kampagne für Ökofood in staatlichen Einrichtungen<br />

Nachhaltigkeit in öffentliche Fernsehsendungen einbringen (Öko-Tatort) 11<br />

BMZ Spot für fairen Handel 1<br />

Appetizer für ökologische Mobilität (ÖPNV) 4<br />

Stiftung Warentest soll über Nachhaltigkeit informieren<br />

Regionales Netzwerk 1<br />

Öko-Quiz (Jauch)<br />

Projekte vor Ort realisieren 8<br />

AGs in Schulen in Verbindung mit Umweltverbänden 1<br />

Strukturen für neue Netzwerke entwickeln 2<br />

Nachhaltige Lebensstile in Familien vorleben 2<br />

Professionalisierung von Umweltverbänden 4<br />

Ausbildung und -nutzung von Kommunikationsprofis 4<br />

Marktforschung für ökologische Motive 3<br />

76


13 Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer Workshop „Kommunikation und<br />

Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie“<br />

Vorname Name Organisation E-Mail<br />

Günther Bachmann Geschäftsstelle für den Rat für Nachhaltige Entwicklung guenther.Bachmann@nachhaltigkeitsrat.de<br />

Alexander Badinski Fritz-Haber Institut der Max-Planck Gesellschaft badinski@fhi-berlin.mpg.de<br />

Elisabeth Bahr Vita-Zentrum info@vitazentrum.com<br />

Dr. Renate Behrendt Presse- und Informationsdienst der Bundesregierung<br />

Nadine Bethke Deutsche Umwelthilfe info@duh.de<br />

Dr. Dieter Blaschke<br />

Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung<br />

und Landwirtschaft<br />

Kati Blaudzun Umweltbundesamt kati.blaudzun@uba.de<br />

Gerhard Breidenstein<br />

Lars Büthe BUND lars.buethe@bund.net<br />

Reinhold Buttgereit Bewag Buttgereit.Reinhold@Bewag.com<br />

Stephan Contius<br />

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-<br />

torsicherheit stephan.contius@bmu.bund.de<br />

Kira Crome Geschäftsstelle für den Rat für Nachhaltige Entwicklung kira.crome@nachhaltigkeitsrat.de<br />

Dr. Brigitte Dahlbender Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland brigitte.dahlbender@bund.net<br />

Maik Eimertenbrink Stiftung Naturschutz Berlin Maik.Eimertenbrink@Stiftung-Naturschutz.de<br />

Felix Ekardt Universität Rostock felixekardt@web.de<br />

Thomas Elsner Bundeskanzleramt<br />

André Emmermacher<br />

Gisela Enders BUNDjugend gisela.enders@bund.net<br />

Evelyn Faust Naturschutzbund Deutschland evelyn.faust@nabu.de<br />

Hr. Feldtkeller Stadtplaner<br />

Bernd Fischer Bundesministerium für Bildung und Forschung bernd.fischer@bmbf.bund.de<br />

Dr. Norbert Frank Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland norbert.franck@bund.net<br />

Peter Franz<br />

Karin Freier<br />

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-<br />

torsicherheit Peter.franz@bmu.bund.net<br />

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-<br />

torsicherheit Karin.Freier@bmu.bund.de<br />

Michael Frein Evangelischer Entwicklungsdienst michael.frein@eed.de<br />

Thomas Frischmuth Deutscher Naturschutzring<br />

Christine Gantert Stadtverwaltung Berlin christine.gantert@ba-mitte.verwalt-berlin.de<br />

Dr. Dieter Gottlob Umweltbundesamt Dieter.gottlieb@uba.de<br />

Nika Greger Deutscher Naturschutzring nika.greger@dnr.de<br />

Reiner Grube<br />

Markus Grünewald imug Institutfür Markt-umwelt-Gesellschaft e.V. gruenewald@imug.de<br />

Reinhart Günzel Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland<br />

Leo Haenlein<br />

Hannes Hafenbrack Oro Verde HHafenbrack@oroverde.de<br />

77


Rudolf Haindl Förderverein LAG 21 Treptow-Köpenik<br />

Stefanie Hensel Landesbund für Vogelschutz in Bayern s-hensel@lbv.de<br />

Christine Henseling Öko-Institut c.henseling@oeko.de<br />

Albrecht Hoffmann Agenda Transfer info@agenda-transfer.de<br />

Martha Hölters-Freier Umweltbundesamt magdalena.hoelters-freier@uba.de<br />

Klaus Hübner Landesbund für Vogelschutz in Bayern k-huebner@lbv.de<br />

Helga Inden-Heinrich Deutscher Naturschutzring helga.inden-heinrich@dnr.de<br />

Sven Iversen Agenda-Agentur Berlin mail@agenda-agentur.de<br />

Gerhard Jakubowski Kommunikations- und Konfliktberatung<br />

Norbert Jentzsch NaturFreunde Deutschland njentzsch@t-online.de<br />

Dirk Jung<br />

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-<br />

torsicherheit Dirk.jung@bmu.bund.net<br />

Mario Kahl Bund Deutscher Landschaftsarchitekten mario.kahl.bdla.de<br />

Andreas Karmanski Forschungsstelle für Umweltschutz akarmans@zedat.fu-berlin.de<br />

Anja Kintzel FAB<br />

Tanja Klebsch<br />

ECOLOG Institut für sozial-ökologische Forschung und<br />

Silke Kleinhückelkotten Bildung silke.kleinhueckelkotten@ecolog-institut.de<br />

Klaus Peter Klich KP.Klich@t-online.de<br />

Gerald Knauf Deutscher Naturschutzring gerald.knauf@dnr.de<br />

Andreas Kraemer Ecologic kraemer@ecologic.de<br />

Jochen Krautwald Futur X krauti96@zedat.fu-berlin.de<br />

Rolf Kreibig IZT, Berlin r.kreibich@izt.de<br />

Klaus D. Kreuzer Bürgerstiftung Zukunftsfähiges München k.d.kreuzer@t-online.de<br />

Sabine Krüger Büro Winfried Hermann winfried.hermann@bundestag.de<br />

Ulrike Krüger Deutsche Umwelthilfe info@duh.de<br />

Burkhard Lange Akademie für Raumforschung und Landesplanung lange@arl-net.de<br />

Heike Leitschuh-Fecht<br />

Umwelt- und Wirtschaftsjournalismus, Moderation,<br />

beratung felei@t-online.de<br />

Ottmar Lell Verbraucherzentrale Bundesverband lell@vzbv.de<br />

Christiane Lellig Germanwatch lellig@germanwatch.org<br />

Martin Lichtl LICHTL Beratung für Umweltkommunikation m.lichtl@lichtl.com<br />

Heiko Lietz Ökumenische Gesellschaft agendabuero@tbx.berlinet.de<br />

Sylvia Lorek Sustainable Europe Research Insitute sylvia.lorek@seri.de<br />

Dr. Reinhard Loske Fraktion Bündnis 90/Die Grünen reinhard.loske@bundestag.de<br />

Volkmar Luebke Verbraucher Initiative vluebke@hotmail.com<br />

Julius Georg Luy Auswärtiges Amt<br />

Daniel Mittler Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland daniel.mittler@bund.net<br />

Michael Müller Bundestagsabgeordneter michael.mueller@bundestag.de<br />

Renate Nestler Stadtverwaltung Berlin renate.nestler@ba-nitte.verwalt-berlin.de<br />

78


Petra Niesbach Verbraucherzentrale NRW petra.niesbach@vz-nrw.de<br />

Gertrude Penn-Bressel Umweltbundesamt<br />

Kristin Petersen Studentin kristin.petersen@uni-lueneburg.de<br />

Katrin Pommer wbpr Public Realtions katrin.pommer@wbpr.de<br />

Bernhard Pötter Tageszeitung<br />

Thomas Preuß Deutsches Institut für Urbanistik preuss@difu.de<br />

Cornelia Quennet-Thielen<br />

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-<br />

torsicherheit<br />

Dieter Rink Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle rink@alok.ufz.de<br />

Claudia Rist Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung c.rist@izt.de<br />

Peter Rottach Brot für die Welt p.rottach@brot-fuer-die-welt.org<br />

Dr. Susanne Salinger BUND Berlin mauersegler@BUND-Berlin.de<br />

Korinna Schack<br />

Dr. Carolin Schilde<br />

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-<br />

torsicherheit korinna.schack@bmu.bund.de<br />

Ministerium für Landwirtschaft, Umweltbildung und<br />

Raumordnung Carolin.Schilde@MLUR.Brandenburg.de<br />

Matthias Schnauss KATE schnauss@kateberlin.de<br />

Gerrit Schrammen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Gerrit.schrammen@bund.net<br />

Martin Schuler Ökumenische Initiative Eine Welt martin.schuler@oeiew.de<br />

Hergen Schwarzer Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Agend Büro<br />

Burkhard Schweppe Bundesamt für Naturschutz schweppb@bfn.de<br />

Mirko Seffzig<br />

Matthias Seiche Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland matthias.seiche@bund.net<br />

Dr. Annette Seliger<br />

Dr. Albert Statz<br />

Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung<br />

und Landwirtschaft annette.seliger@bmvel.bund.de<br />

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-<br />

torsicherheit Albert.Statz@bmu.bund.de<br />

Christoph Steinhauer Lokale Aktionsgruppe Naturpark Westhavelland Christoph.STEINHAUER@t-online.de<br />

Dr. Stefan Summerer Umweltbundesamt<br />

Janos Szecsédi Vita-Zentrum info@vitazentrum.com<br />

Dr. Gerhard Timm Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland gerhard.timm@bund.net<br />

Cordula Vieth Bund-Länder-AK Nachhaltige Entwicklung cordula.vieth@bug.hamburg.de<br />

Gudrun Vinzing Grüne Liga Berliner.agenda21@grueneliga.de<br />

Lars Vogelsang Agenda-Agentur Berlin mail@agenda-agentur.de<br />

Constantin Vogt BUNDjugend constantin.vogt@bund.net<br />

Katharina Voss<br />

Monika Wächter<br />

Ilka Wagner<br />

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-<br />

torsicherheit katharina.voss@bmu.bund.de<br />

GSF Projektträger für Umwelt- und Klimaforschung des<br />

B<strong>MB</strong>F monika.waechter@gsf.de<br />

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-<br />

hergen.schwarzer@senstadt.verwalt-Berlin.de<br />

torsicherheit Ilka.Wagner@bmu.bund.de<br />

79


Dr. Michael Wehrspaun Umweltbundesamt<br />

Hubert Weinzierl Deutscher Naturschutzring h.weinzierl@bund-naturschutz.de<br />

Christine Wenzl Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland christine.wenzl@bund.net<br />

Julia Werner<br />

Hansvolker Ziegler<br />

International Group of Funding Agencies for Global<br />

Change Research (IGFA) und B<strong>MB</strong>F Hansvolker.Ziegler@B<strong>MB</strong>F.BUND.DE<br />

Roland Zieschank Freie Universität Berlin zieschan@zedat.fu-berlin.de<br />

80


14 Fragebogenaktion zur Umweltdimension der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />

an alle Mitgliedsverbände und interessierten Verbände<br />

Seit März diesen Jahres liegt die Endfassung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung<br />

vor. Zum erstenmal liegt damit ein ressortabgestimmtes, langfristig angelegtes Regierungsprogramm vor.<br />

Der Deutsche Naturschutzring arbeitet zusammen mit dem BUND und dem NABU dazu in einem F&E-Vorhaben<br />

des Bundesumweltministeriums „Umweltdimension der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“.<br />

Einer der Schwerpunkte dieses Projektes ist neben der Beratung und konstruktiv/kritischen Begleitung des<br />

Erarbeitungsprozesses nun auch die Konzeption für die Gestaltung des Dialog- und Konsultationsprozesses<br />

zu den ökologischen Themen der Nachhaltigkeitsstrategie. Die Botschaften der Nachhaltigkeitsstrategie gilt<br />

es zu verbreiten, eine breite Akzeptanz in der Gesellschaft dafür zu schaffen, zur Mitarbeit und zur praktischen<br />

und konkreten Umsetzung in Handeln zu animieren.<br />

Die Informationen und Botschaften der Nachhaltigkeitsstrategie sind in der Bevölkerung, in den einschlägigen<br />

Gremien, den Verbänden und den Medien über vielseitige Wege verbreitet worden. Die Resonanz<br />

scheint bisher jedoch recht zurückhaltend. Wir würden Sie nun gerne befragen, wie bei Ihnen der Informations-<br />

und Dialogprozess angekommen und weiter verfolgt wird.<br />

Hierzu möchten wir Ihnen eine Reihe von Fragen stellen. Mit Hilfe Ihrer Antworten möchten wie eine Arbeitsgrundlage<br />

finden, von der aus sich unser weiteres Vorgehen ableiten lässt.<br />

Wir möchten uns daher schon im voraus für Ihre aktive Mitarbeit, Ihre Mühe und Ihr Entgegenkommen bedanken.<br />

Ihre<br />

Helga Inden-Heinrich<br />

Stellv. Generalsekretärin<br />

1. Wie haben Sie von der Nachhaltigkeitsstrategie erfahren?<br />

� vom Dachverband-Netzwerk<br />

� Presse<br />

� Fernsehen<br />

� Internet<br />

� sonstige<br />

2. Haben Sie sich näher mit den Inhalten der Nachhaltigkeitsstrategie befasst?<br />

intensiv � � � � � noch nicht<br />

3. Entspricht dieser Inhalt Ihren Erwartungen an eine nationale Nachhaltigkeitsstrategie?<br />

ja voll � � � � � überhaupt nicht<br />

4. Welche Themen halten Sie für besonders wichtig?<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

5. Was fehlt Ihnen in der Nachhaltigkeitsstrategie?<br />

1.<br />

81


2.<br />

3.<br />

6. Worin sehen Sie die Vorteile und Chancen dieser nationalen Nachhaltigkeitsstrategie?<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

7. Wie beurteilen Sie die „Lesbarkeit“ der Nachhaltigkeitsstrategie?<br />

a) Übersichtlichkeit<br />

sehr übersichtlich � � � � � wenig übersichtlich<br />

b) Sprache<br />

sehr ansprechend � � � � � weniger ansprechend<br />

c) Textlänge<br />

gute Länge � � � � � zu lang<br />

8. Haben Sie sich angesprochen gefühlt?<br />

sehr � � � � � gar nicht<br />

9. Haben Sie die Informationen weitergeleitet an Ihre Untergliederungen, Gremien und Mitakteure? Wenn ja,<br />

an welche?<br />

10. Haben Sie für sich/Ihren Verband/Gruppe/Stiftung bestimmte Themenschwerpunkte aus der<br />

Nachhaltigkeitsstrategie bearbeitet? Welche und warum gerade diese?<br />

11. Bearbeiten Sie Themen mit Kooperationspartnern?<br />

ja � nein �<br />

12. Worin sehen Sie die größten Schwierigkeiten, das Wort Nachhaltigkeitsstrategie zu transportieren?<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

13. Große Themen sind der Dialog und die Partizipation: Welche nächsten konkreten Schritte<br />

stellen Sie sich im angestrebten Dialogprozess vor?<br />

Bitte faxen Sie diesen Antwortbogen zurück an: DNR-Geschäftsstelle Berlin; Fax: 030 / 44 33 91 80<br />

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