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Abschlussbericht<br />
zum Forschungs- und Entwicklungsvorhaben Nr. 901 11 105<br />
Umweltdimension der nationalen<br />
Nachhaltigkeitsstrategie<br />
01. November 2001 bis 31. Dezember 2002
Impressum<br />
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
(BMU)<br />
Referat Öffentlichkeitsarbeit<br />
11055 Berlin<br />
service@bmu.bund.de<br />
www.bmu.de<br />
Redaktion: Dr. Karin Freier<br />
BMU, Referat G I 1 „Allgemeine und grundsätzliche Angelegenheiten<br />
der Umweltpolitik, Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsstrategien,<br />
Fachaufsicht UBA“<br />
Helga Inden-Heinrich<br />
Deutscher Naturschutzring (DNR)<br />
Am Michaelshof 8 - 10<br />
53177 Bonn<br />
Info@dnr.de<br />
Inhaltliche Bearbeitung: Petra Brüggemann<br />
Gerald Knauf<br />
DNR (Adresse wie oben)<br />
Evelyn Faust<br />
Naturschutzbund Deutschland (NABU)<br />
Bundesvertretung Berlin<br />
Invalidenstr. 112<br />
10115 Berlin<br />
evelyn.faust@nabu.de<br />
Christine Wenzl<br />
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)<br />
Am Köllnischen Park 1<br />
10179 Berlin<br />
christine.wenzl@bund.net<br />
Stand: Juli 2003 (1. Auflage, 1500 Stück)<br />
2
Inhalt<br />
1 Einleitung 4<br />
2 Methodische Herangehensweise zur Gestaltung des Dialog- und<br />
Konsultationsprozesses 4<br />
3 Ergebnisse des ersten Projektabschnitts 5<br />
3.1 Fachgespräche und Workshop 5<br />
3.2 Dokumentation des NABU-Fachgespräches Mobilität am 05.02.2002 5<br />
3.3 Dokumentation der Vor- und Nachbereitung des BUND-Fachgespräches „21 Ziele<br />
in der Nachhaltigkeitsstrategie“ am 06.02.2002 6<br />
3.4 Dokumentation des BUND-Fachgespräches „Internationale Dimension nachhaltiger<br />
Agrarpolitik“ am 28.02.2002 7<br />
3.5 Dokumentation der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des<br />
Workshops „Die Umweltdimension der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie -<br />
Positionen und Beiträge der Umweltverbände, Perspektiven für den weiteren<br />
Prozess“ am 07./ 08.03.2002 8<br />
3.6 Stellungnahmen zum Entwurf der Strategie 9<br />
3.7 Analyse und Bewertung der Endfassung der Strategie 9<br />
4 Ergebnisse des zweite Projektabschnitts 10<br />
4.1 Fachgespräche und inhaltliche Vorbereitungen des Workshops 10<br />
4.2 Dokumentation des NABU Fachgesprächs Flächenverbrauch 10<br />
4.3 Fachliche Vorbereitung zur Thematik „Nachhaltige Lebensstile“ durch den BUND 11<br />
4.4 Workshop „Kommunikation und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie“ 14<br />
5 Bewertung und Schlussfolgerungen des Vorhabens 15<br />
5.1 Bewertung der Partizipationsinstrumente 15<br />
5.2 Schlussfolgerungen für die Gestaltung des Konsultations- und Dialogprozesses zur<br />
Umweltdimension der Nachhaltigkeitsstrategie: Empfehlungen an die<br />
Bundesregierung für den Revisionsprozess 18<br />
6 Zusammenfassung 23<br />
Anhang 25<br />
3
1 Einleitung<br />
Mit diesem Bericht wird das F&E-Vorhaben 90111105 des Bundesumweltministeriums „Die Umweltdimension<br />
der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“ abgeschlossen. Er fasst die erzielten Projektergebnisse<br />
von Vorhabensbeginn, 01.11.2001 bis Vorhabensende, 31.12.2002 zusammen.<br />
Der erste Projektabschnitt vom 01. November 2001 bis 01. Juni 2002 befasste sich schwerpunktmäßig<br />
mit der zweiten Dialogphase der Bundesregierung zum Entwurf der Nachhaltigkeitsstrategie und<br />
beinhaltete die Bündelung der Positionen und Beiträge der Umweltverbände zur „Umweltdimension<br />
der Nachhaltigkeitsstrategie“, die anhand von verbandsinternen Diskussionen, Fachgesprächen und<br />
einem Workshop erarbeitet wurden. Die deutschen Natur- und Umweltverbände mit insgesamt über 5<br />
Millionen Einzelmitgliedern sollten durch einen gezielten und breit angelegten Meinungsaustausch in<br />
ihren Verbänden zu den ökologischen Themen der Nachhaltigkeitsstrategie zu einer Verbesserung der<br />
Information und Akzeptanz bei umweltpolitisch engagierten Akteuren beitragen.<br />
Im Mittelpunkt des zweiten Arbeitsschrittes des F&E-Vorhabens (Juni bis Dezember 2002) standen die<br />
praktischen Anwendungsmöglichkeiten und die Umsetzung der Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie<br />
durch die Umweltverbände in ihren jeweiligen Bereichen sowie die Gestaltung des weiteren Dialogprozesses.<br />
Um die einzelnen Verbände mit ihrer speziellen Klientel gezielter ansprechen zu können<br />
und den individuellen Sachverstand optimal auszunutzen, haben DNR, BUND und NABU jeweils konkrete<br />
Themen der Strategie aufgegriffen und in Fach- bzw. Einzelgesprächen für einen gemeinsamen<br />
Workshop Anfang November vorbereitet. Die Themen waren:<br />
� NABU: Nachhaltige Siedlungsentwicklung (Nachhaltigkeitsstrategie, Kapitel E. VII)<br />
� BUND: Nachhaltige Konsummuster und Lebensstile (in der Nahhaltigkeitsstrategie nicht<br />
explizit benannt)<br />
� DNR: Bildung für nachhaltige Entwicklung (Nachhaltigkeitsstrategie, Kapitel E. V)<br />
2 Methodische Herangehensweise zur Gestaltung des Dialog- und<br />
Konsultationsprozesses<br />
In Beratung mit dem BMU wurden zunächst mögliche Ziele und Zielgruppen des Dialog- und Konsultationsprozesses<br />
zur Nachhaltigkeitsstrategie erörtert. Es wurde festgestellt, dass die Zielgruppe der<br />
„umweltpolitisch engagierten gesellschaftlichen Gruppen“ als Hauptadressat des Projektes zu differenzieren<br />
sei nach unterschiedlichen Interessen und Vorkenntnissen der Akteure, um zielgruppenspezifische<br />
Dialog- und Konsultationsformen entwickeln zu können. Hier wurde unterschieden zwischen<br />
(1) nicht-aktiven Mitgliedern der Umweltverbände (a) ohne Kenntnisse, (b) mit ablehnender oder (c)<br />
mit zustimmender Haltung zu nachhaltiger Entwicklung, (2) Mitgliedern, die auf lokaler, regionaler<br />
und Länderebene aktiv sind (a) mit indifferenter Haltung gegenüber nachhaltiger Entwicklung, (b)<br />
engagiert in diesem Bereich oder (c) mit ablehnender Haltung sowie (3) Mitgliedern, Funktionsträgern<br />
und Hauptamtlichen, die auf Bundesebene aktiv sind (a) mit vorwiegend fachspezifischem Engagement,<br />
(b) engagiert direkt im Bereich nachhaltiger Entwicklung oder (c) mit ablehnender Haltung<br />
gegenüber nachhaltiger Entwicklung.<br />
Als Zielsetzungen des Dialog- und Konsultationsprozesses wurde unterschieden zwischen (1) Einflussnahme<br />
der Umweltverbände auf die Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie (Umsetzung und<br />
Revisionsprozess), die mögliches Ergebnis von Konsultationen sein könnte, (2) wechselseitiger Dialog<br />
zwischen Umweltverbänden, Öffentlichkeit und Bundesregierung über die Grundverständnisse zu<br />
nachhaltiger Entwicklung – als Ergänzung zu dem als unzureichend kritisierten Dialogprozess der<br />
Bundesregierung zur Nachhaltigkeitsstrategie, (3) Vertiefung der Kenntnisse über nachhaltige Entwicklung<br />
und die Nachhaltigkeitsstrategie in den o.g. Zielgruppen, (4) Erhöhung der Akzeptanz/ des<br />
Zustimmungsgrades zur Nachhaltigkeitsstrategie bei den o.g. Zielgruppen.<br />
4
Zu den genannten 4 Zielsetzungen wurden konkrete Vorschläge zur Gestaltung des Dialog- und Konsultationsprozesses<br />
erarbeitet und jeweils Empfehlungen an die Bundesregierung zu den Maßnahmen<br />
gegeben:<br />
Zu Zielsetzung (1): Die ernsthafte Beteiligung an Konsultationen zur Erstellung und Weiterentwicklung<br />
der Nachhaltigkeitsstrategie erfordert umfangreiche Fachkenntnisse in den betroffenen Politikbereichen<br />
und über den Prozess der NHS. Es gibt in den Umweltverbänden eine Reihe von Expert/iinnen,<br />
die sich mit fundierten Vorschlägen einbringen können, aufgrund ihrer Funktion jedoch nicht von<br />
vornherein auszumachen sind und daher der direkten Ansprache bedürfen. Um diese Personen zu<br />
erreichen und zu motivieren, werden folgende Maßnahmen geplant: Nutzung verbandsinterner Mitteilungen,<br />
Herstellen und Pflege persönlicher Kontakte, Gelegenheiten zur gemeinsamen Bildung und<br />
Schaffung von Foren zur Entwicklung und Diskussion der Positionen der Umweltverbände (z.B. durch<br />
Fachgespräche und Workshops). Der Bundesregierung wird empfohlen, zur Vernetzung des Meinungsbildungsprozesses<br />
innerhalb der Umweltverbände zur NHS kontinuierlich personelle Ressourcen<br />
bereitzustellen, um die Kontaktaufnahme und –pflege der Expert/innen für eine breite und fachlich<br />
fundierte Beteiligung an den Konsultationen sichern zu können. Bei den Meinungsbildungsprozessen<br />
ist auch der Dialog mit Wissenschaftler/innen zu intensivieren. Vorliegende verwertbare wissenschaftliche<br />
Ergebnisse können mit Hilfe der o.g. Netzwerkbildung innerhalb der Umweltverbände transferiert<br />
werden. Das Dialogforum im Internet, das die Bundesregierung in der zweiten Dialogphase zur<br />
Erstellung der NHS als partizipatives Element erprobt hatte, sollte in der Phase des Revisionsprozesses<br />
2003/2004 wiederholt werden und darauf hingearbeitet werden, dass es dann einhergeht mit<br />
intensiver systematischer Vorbereitung und frühzeitiger formeller Einladung an die Verbände, sich zu<br />
beteiligen. Weiterhin sollten offene Fragen, die im Laufe des Konsultationsprozesses zu beantworten<br />
sind, deutlich formuliert und zur Diskussion gestellt werden, um damit sowohl die politische Relevanz<br />
als auch die öffentliche Aufmerksamkeit für die Nachhaltigkeitsstrategie zu erhöhen. Zudem ist die<br />
Frage der Glaubwürdigkeit bei der Umsetzung von politischen Entscheidungen von großer Bedeutung<br />
für die Bereitschaft an konstruktiver Mitarbeit umweltpolitisch engagierter Akteure in der Gesellschaft.<br />
Zu Zielsetzung (2): Neben den Konsultationen zu den fachspezifischen Zielen und Maßnahmen der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie bedarf es auch einer grundsätzlichen Verständigung der Vermittlung in einer<br />
breiten Öffentlichkeit. Die Umweltverbände werden ihr Verständnis von Nachhaltigkeit/<br />
Zukunftsfähigkeit anhand ihrer bestehenden Medien und Foren weiter in die Bevölkerung tragen.<br />
Dabei soll die Diskussion auch konkret anhand einzelner Bedürfnisfelder (Wohnen, Mobilität, Ernährung<br />
etc.) geführt und neben weit in die Zukunft reichenden Visionen leicht umsetzbare Ansatzpunkte<br />
für eigenes Handeln aufgezeigt werden. Mit diesem zweigleisigen Ansatz sollen in dem Workshop im<br />
Herbst 2002 konkrete Empfehlungen erarbeitet werden.<br />
Zu Zielsetzung (3) und (4): Ergibt sich aus erfolgreichen Maßnahmen zu (1) und (2).<br />
3 Ergebnisse des ersten Projektabschnitts<br />
3.1 Fachgespräche und Workshop<br />
Anhand von mehreren Fachgesprächen zu speziellen ökologischen Themenschwerpunkten, deren<br />
Ergebnisse in einen großen Workshop im März kurz vor der endgültigen Überarbeitung des Entwurfes<br />
der Nachhaltigkeitsstrategie eingespeist wurden, konnten die Erwartungen aus den Reihen der Umweltverbände<br />
gebündelt und in den Konsultationsprozess mit der Bundesregierung eingebracht werden.<br />
3.2 Dokumentation des NABU-Fachgespräches Mobilität am 05.02.2002<br />
Zum Themenschwerpunkt Mobilität in der Nachhaltigkeitsstrategie hat der NABU am 5. Februar 2002<br />
Fachexperten aus den Umweltverbänden eingeladen, um sich mit den Vertretern aus den Ressorts,<br />
5
die an der Strategie mitgearbeitet haben, auszutauschen und zu den Anforderungen an eine umweltverträgliche<br />
Mobilität, insbesondere der Prioritätensetzung für ein Indikatorensystem im Verkehrsbereich,<br />
Stellung zu beziehen.<br />
Mit ca. 30 Teilnehmern aus den Verbänden NABU, BUND, DNR, VCD, ADFC, Germanwatch, Greenpeace,<br />
Umkehr e.V., Grüne Liga und Vertretern des BMU und BMVBW wurden nach einer allgemeinen<br />
Einführung zu den Anforderungen an die Mobilität im Entwurf der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung<br />
und den Anforderungen aus Sicht des Nachhaltigkeitsrates die Ziele und Indikatoren<br />
intensiv diskutiert. Hierbei waren besonders Qualität und Quantität von Interesse, welche Zielkonflikte<br />
(Prioritäten) sich aus der Strategie ergeben, und es stellte sich die Frage nach der Verbindlichkeit und<br />
der Umsetzung.<br />
Die Ergebnisse des Fachgespräches flossen als Baustein in die Diskussionen im Dialogforum 2<br />
„Umweltverträgliche Mobilität – Handlungsschwerpunkte der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“ des<br />
Workshops am 7./ 8.3.2002 zur weiteren Beratung ein.<br />
3.3 Dokumentation der Vor- und Nachbereitung des BUND-Fachgespräches „21 Ziele in<br />
der Nachhaltigkeitsstrategie“ am 06.02. 2002<br />
Vorbereitung:<br />
1. Im Oktober 2001 wurde der BUND als Teil der DNR-Delegation zu der ersten Konsultation im<br />
Bundeskanzleramt zur Nachhaltigkeitsstrategie eingeladen. Da der dort vorgelegte Fragenkatalog<br />
der Bundesregierung aufgrund der kurzen Einladungsfrist (1 Woche) im Vorfeld nicht breit diskutiert<br />
werden konnte, wurden diese Fragen im Nachgang an die Facharbeitskreise und Landesverbände<br />
des BUND weitergeleitet.<br />
2. Im November 2001 begannen die Arbeiten in der Bundesgeschäftsstelle an der Zusammenstellung<br />
der vom BUND geforderten Ziele und Indikatoren für die nationale Nachhaltigkeitsstrategie.<br />
Diese Zusammenstellung wurde zunächst auf der Basis der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“<br />
und der fachspezifischen Positionen des BUND erstellt.<br />
3. Nachdem der Entwurf der Bundesregierung für die nationale Nachhaltigkeitsstrategie am 17. Dezember<br />
veröffentlicht wurde, bestimmten die darin enthaltenen 21 Ziele und Indikatoren die<br />
Struktur der Diskussion innerhalb der Umweltverbände. Zur leichteren Übersicht für die beteiligten<br />
Akteure wurde eine Synopse der Ziele im Entwurf der NHS und des Diskussionsstandes der<br />
Umweltverbände erstellt. Diese Synopse wurde wiederum mit Bitte um Feedback an die Facharbeitskreise<br />
und die Fachreferent/innen gesandt.<br />
4. Nach Abstimmung mit den beteiligten Verbänden und Referent/innen wurde im Januar 2002 zu<br />
dem Fachgespräch „21 Ziele in der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“ für den 6. Februar 2002<br />
eingeladen. Die Einladung wurde verbändeübergreifend (Verteiler Forum Umwelt und Entwicklung),<br />
über die verbandsinternen Verteiler des BUND und mit persönlicher Ansprache an ca. 20<br />
Expert/innen aus der Indikatorendebatte versandt. Außerdem wurden Vertreter/innen des Bundesumweltministeriums,<br />
des Umweltbundesamtes und des Bundeskanzleramtes sowie von wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen eingeladen. Der Einladung waren die stichpunktartige Gegenüberstellung<br />
der 21 Ziele aus dem Entwurf der Nachhaltigkeitsstrategie mit den Zielen des BUND sowie<br />
die betreffenden Textauszüge der Nachhaltigkeitsstrategie beigefügt.<br />
5. Zwischen Einladung und Durchführung des Fachgesprächs gingen mehrere Stellungnahmen von<br />
Fachexpert/innen ein, die zur Vor- und Nachbereitung des Fachgesprächs genutzt wurden:<br />
� Stellungnahme des BUND-AK-Sprechers Immissionsschutz zu den Zielen in den Bereichen<br />
Lärm, Luftschadstoffe und Stickstoffeinträge<br />
6
� Stellungnahme des BUND-Arbeitskreises Energie zu den Zielen und Maßnahmen im<br />
Handlungsfeld Klima und Energie<br />
� Beitrag des BUND-Landesvorsitzenden Sachsen-Anhalt zur Indikatorendebatte<br />
� Beitrag des BUND-Arbeitskreises Gesundheit zur Nachhaltigkeitsstrategie<br />
� Publikationen der betreffenden BUND-Landesverbände zum Umweltplan Baden-Württemberg<br />
und zum Landesentwicklungsplan Hessen<br />
� Studie von Roland Zieschank, Forschungsstelle für Umweltpolitik an der FU Berlin: Zum aktuellen<br />
Stand von Umweltindikatoren im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung<br />
� Publikation von Volker Teichert/Hans Diefenbacher (FEST Forschungsstelle der Evangelischen<br />
Studiengemeinschaft Heidelberg / BUND-AK Wirtschaft) zu Nachhaltigkeitsindikatoren auf<br />
kommunaler Ebene<br />
6. Im Vorfeld des Fachgesprächs fanden mehrere Telefonate mit der zuständigen Abteilung im Bundeskanzleramt<br />
statt, die zugesagt hatte, bei dem Fachgespräch am 6. Februar gemeinsam mit<br />
den Teilnehmer/innen zu diskutieren, dann jedoch kurzfristig absagen musste.<br />
7. Das Fachgespräch fand am 6. Februar in der BUND-Bundesgeschäftsstelle mit 25 Teilnehmer/innen<br />
statt.<br />
Nachbereitung:<br />
8. Unmittelbar im Anschluss an das Fachgespräch wurden die zentralen Ergebnisse in Form eines<br />
Briefes der drei Ratsmitglieder Jochen Flasbarth, Hubert Weinzierl und Angelika Zahrnt sowie des<br />
WWF an den Leiter des Staatssekretärsausschusses für nachhaltige Entwicklung und zur Kenntnis<br />
an das Bundesumweltministerium gesandt.<br />
9. Bei der zweiten Konsultation des Bundeskanzleramtes mit den Umweltverbänden am 19. Februar<br />
bildeten die Ergebnisse des Fachgespräches und der Brief an das Bundeskanzleramt eine zentrale<br />
Gesprächsgrundlage.<br />
10. Die gemeinsamen Forderungen von DNR/BUND/NABU/WWF zu den 21 Zielen wurden in der Zeit<br />
vor der Verabschiedung der umfassenderen Stellungnahme zum Entwurf der NHS auf der Website<br />
www.bund.net veröffentlicht.<br />
11. Die Ergebnisse des Fachgesprächs gingen außerdem in die gemeinsame Stellungnahme von<br />
DNR/BUND/NABU zum Entwurf der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie ein.<br />
12. In mehreren Presseveröffentlichungen von DNR/BUND/NABU von Dezember 2001 bis Mai 2002<br />
wurde die Bedeutung der 21 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung besonders hervorgehoben.<br />
13. Die Teilnehmer/innen des Fachgesprächs vom 6. Februar wurden über den weiteren<br />
Diskussionsprozess per e-mail-Verteiler auf dem laufenden gehalten (Brief an Kanzleramt, Stellungnahme<br />
der Verbände, endgültige Version der NHS).<br />
3.4 Dokumentation des BUND-Fachgespräches „Internationale Dimension nachhaltiger<br />
Agrarpolitik“ am 28.02.2002<br />
Vorbereitung<br />
Die Expertise zahlreicher Fachexpertinnen und Fachexperten ist in die Vorbereitung des<br />
Fachgesprächs „Internationale Dimension nachhaltiger Agrarpolitik“ am 28.2.2002 eingeflossen. Es<br />
wurde mit Expertinnen und Experten aus dem Arbeitskreis Landwirtschaft des BUND, mit den<br />
7
Agrarexpert/innen der anderen Umweltverbände (NABU, Greenpeace, WWF) und von<br />
Nichtregierungsorganisationen aus dem Entwicklungsbereich (eed, Misereor, FIAN, German Watch,<br />
Forum Umwelt und Entwicklung) sowie mit Vertreter/innen des BMU und des BMVEL Kontakt<br />
aufgenommen. Damit konnten die vielschichtigen Aspekte der Thematik berücksichtigt und die<br />
Fragestellung des Fachgesprächs bereits im Vorfeld zugespitzt werden.<br />
Verlauf des Fachgesprächs<br />
Ausgehend von der Feststellung, dass der Agrarbereich in der Nachhaltigkeitsstrategie die internationale<br />
Dimension nicht ausreichend berücksichtigt, dieser aber eine große Bedeutung beizumessen ist,<br />
diente das Fachgespräch einer gemeinsamen Positionsfindung von Umwelt- und Entwicklungsverbänden.<br />
Diskutiert wurden vor allen Dingen die regionale Produktion und der Schutz regionaler Produkte,<br />
Handelsfragen im Zusammenhang mit Umwelt- und Sozialstandards sowie die Frage nach<br />
Indikatoren für eine internationale nachhaltige Agrarpolitik. Außerdem wurde das Projekt „Welthunger<br />
bekämpfen mit nachhaltiger, standortgerechter Landnutzung“ des Nachhaltigkeitsrates vorgestellt<br />
und diskutiert, das nun auch Bestandteil der vom Kabinett verabschiedeten Nachhaltigkeitsstrategie<br />
ist.<br />
Zu den detaillierten Inhalten und Ergebnissen des Fachgesprächs verweisen wir auf die dem BMU<br />
vorliegenden Unterlagen (Einladungsschreiben, Teilnehmer/innenliste, Protokoll, Thesenpapier, Kurzdarstellung<br />
der Projekte des Nachhaltigkeitsrates).<br />
Nachbereitung, Resultate<br />
Die Ergebnisse des Fachgesprächs wurden mit einem Thesenpapier in das Dialogforum „Umweltverträgliche<br />
Landwirtschaft“ im Rahmen des Workshops „Umweltdimension der Nachhaltigkeitsstrategie“<br />
am 7./8.3.2002 eingebracht. Dadurch konnte an die am 28.2.2002 begonnene Diskussion angeknüpft<br />
und diese im größeren Rahmen fortgesetzt werden.<br />
Die Ergebnisse des Fachgesprächs und des Dialogforums sowie ausführliche Kommentare aus dem<br />
Arbeitskreis Landwirtschaft des BUND wurden in die Stellungnahme von DNR, NABU und BUND zum<br />
Entwurf der Nachhaltigkeitsstrategie eingearbeitet.<br />
Ein weiteres Resultat des Fachgesprächs am 28.2.2002 ist die Veröffentlichung eines Artikels von<br />
Rudolf Buntzel, eed im BUNDmagazin 2/2002 zum Thema „Agrarwende in Deutschland und EU. Wo<br />
bleibt der Süden.“<br />
3.5 Dokumentation der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des Workshops<br />
„Die Umweltdimension der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie - Positionen und<br />
Beiträge der Umweltverbände, Perspektiven für den weiteren Prozess“ am 07./<br />
08.03.2002<br />
Der Workshop richtete sich sowohl an Vertreter/innen der Umwelt- und Entwicklungsverbände als<br />
auch an Expert/innen der Bundesministerien und den nachgeordneten Behörden sowie an Sachverständige<br />
aus dem Wissenschaftsbereich. Es nahmen mehr als 100 Personen an diesem Workshop teil.<br />
Der Workshop verfolgte zwei Ziele:<br />
� Positionierung der Umweltverbände zu den umweltrelevanten Aspekten des Entwurfs der nationalen<br />
Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung<br />
� Ausgestaltung und in Gang setzen des Dialogprozesses der Bundesregierung zur Nachhaltig-<br />
keitsstrategie durch die Umweltverbände<br />
8
Am ersten Tag wurde in drei Dialogforen analog zu den Handlungsfeldern „Klimaschutz und Energiepolitik“,<br />
„umweltverträgliche Mobilität“ und „umweltverträgliche Landwirtschaft“ den Teilnehmer/innen<br />
Gelegenheit gegeben, ihre Anregungen, Erwartungen, Lob und Kritik zum Entwurf der<br />
nationalen Nachhaltigkeitsstrategie zu äußern. Die Diskussion wurde durch Eingangsstatements des<br />
Bundesumweltministers, der Präsidenten und Vorsitzenden der Projektverbände eingeleitet. Die Ergebnisse<br />
der Fachgespräche flossen in die Diskussion mit ein. Die Diskussion diente der endgültigen<br />
Abstimmung einer gemeinsamen Stellungnahme der Umweltverbände zum Entwurf der Nachhaltigkeitsstrategie<br />
der Bundesregierung.<br />
Die Ausgestaltung des Dialogprozesses zur Nachhaltigkeit durch die Umweltverbände innerhalb ihrer<br />
Klientel und darüber hinaus wurde an dem zweiten Tag des Workshops thematisiert. Mit offenen Moderationsformen<br />
entwickelten die Teilnehmer/innen Lösungsansätze für die Information und die<br />
Kommunikation von Nachhaltigkeit, aber auch zur Förderung der Bereitschaft, den Nachhaltigkeitsgedanken<br />
im Alltag in Handeln umzusetzen. Es wurde deutlich, dass dies gerade auch auf der lokalen<br />
Ebene leistbar und schnell umsetzbar ist. Allerdings müssen sich auch die Strukturen innerhalb der<br />
Verbände ändern und neue Allianzen gebildet werden, um Nachhaltigkeit besser kommunizieren zu<br />
können.<br />
Die Dokumentation des Workshops befindet sich im Anhang 1<br />
3.6 Stellungnahmen zum Entwurf der Strategie<br />
Die Ergebnisse der Fachgespräche und des Workshops flossen in die Stellungnahme von DNR, NABU<br />
und BUND zum Entwurf der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung ein (vgl. Anlage<br />
2.1). Darin begrüßten die Verbände die Erarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie, machten jedoch<br />
deutlich, dass der Dialogprozess viel zu kurzfristig angesetzt wurde, um breite demokratische<br />
Beteiligungsmöglichkeiten und einen umfassenden fachlichen Austausch zu gewährleisten, bevor die<br />
Strategie vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. In der umfassenden Stellungnahme fordern die<br />
Umweltverbände Nachbesserungen an der Nachhaltigkeitsstrategie, die im Einzelnen in dem bereits<br />
vorliegenden Dokument erläutert sind. Die Stellungnahme fand auch in die Konsultationen im Bundeskanzleramt<br />
Eingang und wurde in der Öffentlichkeit auf den Internet-Seiten der Verbände<br />
(www.dnr.de, www.bund.net, www.nabu.de/Nachhaltigkeit) kommuniziert.<br />
3.7 Analyse und Bewertung der Endfassung der Strategie<br />
In einer ersten gemeinsamen Pressemeldung direkt nach Verabschiedung der Nachhaltigkeitsstrategie<br />
durch das Bundeskabinett am 17. April begrüßten die Vorsitzenden von DNR, BUND und NABU, dass<br />
die Bundesregierung bei der Überarbeitung der Strategie einige wichtige Anliegen der Umweltverbände<br />
übernommen hat. Sie würdigten seine Funktion als verbindliches, ressortabgestimmtes, politisches<br />
Programm, das als deutscher Beitrag zum Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung im September<br />
2002 im südafrikanischen Johannesburg vorgelegt werden könne. Allerdings kritisierten sie vor allem<br />
das Fehlen eines verbindlichen mittel- und langfristigen Klimaschutzzieles, Mängel bei den Vorhaben<br />
zur Weiterführung der ökologischen Steuerreform und bei der Erhöhung von Finanzmitteln für Entwicklungshilfe<br />
sowie das Festhalten an der Kohlesubventionierung.<br />
Die Umweltverbände sind der Auffassung, dass es nun nach Verabschiedung der Strategie besonders<br />
darauf ankomme, neben den erforderlichen Nachbesserungen, der Erweiterung und Fortschreibung<br />
auf eine schnelle Umsetzung und ein gutes Monitoring zu zielen. Die Nachhaltigkeitsstrategie darf<br />
nicht als „Hausaufgabe“ für Johannesburg nach dem Weltgipfel in den Schubladen verschwinden,<br />
sondern soll in seiner Funktion als anwendbares politisches Instrument in der Gesellschaft wahrgenommen<br />
werden. Der langfristig angelegte Prozess einer nachhaltigen Entwicklung geht weiter (siehe<br />
auch Anlage 2.1).<br />
9
4 Ergebnisse des zweite Projektabschnitts<br />
4.1 Fachgespräche und inhaltliche Vorbereitungen des Workshops<br />
Zur gezielten Vorbereitung des gemeinsamen Workshops „Kommunikation und Umsetzung der nationalen<br />
Nachhaltigkeitsstrategie“ am 06. November 2002 in Berlin wurde ein Fachgespräch, eine Fachtagung<br />
sowie umfangreiche fachliche Vorbereitungen zu den verschiedenen Themenschwerpunkten<br />
realisiert. Außerdem wurde durch die Agenda-Agentur Berlin eine Materialsammlung zu nachhaltigen<br />
Lebensstilen erstellt, die zahlreiche Literaturhinweise, Projekte und Internetseiten enthält, bei denen<br />
es um nachhaltige Lebensstile und die erfolgreiche Kommunikation nachhaltiger Lebensstile geht. Sie<br />
wurde nach ihrer Fertigstellung den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Workshops präsentiert<br />
und auf der Internetseite des BUND zur Verfügung gestellt. Im Folgenden werden die wichtigsten<br />
Ergebnisse des Vorbereitungsprozesses dargestellt. Im Rahmen der inhaltlichen Vorbereitungen für<br />
den Workshop wurde auch ein Konzept erarbeitet (siehe Anlage 2.4).<br />
4.2 Dokumentation des NABU Fachgesprächs Flächenverbrauch<br />
Das Fachgespräch am 18.10.02 diente der Vorbereitung und inhaltlichen Abstimmung zum Thema<br />
Flächenverbrauch für den Workshop der Umweltverbände DNR, BUND und NABU gemeinsam mit dem<br />
BMU im Rahmen des Projektes „Umweltdimension der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“ am<br />
6.11.2002 in der NABU-Bundesgeschäftsstelle Bonn. Teilnehmer waren seitens des BMU Frau Dr.<br />
Freier (Referat G I 1), Herr Franz (Referat G I 2), Herr Walter (Ref. N I 1), Herr Schäfer (Ref. Bodenschutz),<br />
seitens der Umweltverbände Herr Heuser (BUND), Herr Knauf (DNR), Herr Kriese (NABU),<br />
Herr Heinrich (NABU), Herr Flaig (NABU), Frau Faust (NABU) sowie der Moderator für den geplanten<br />
Workshop, Herr Jakubowski.<br />
Evelyn Faust stellte kurz zum Einstieg in die Thematik das Kapitel „Flächeninanspruchnahme“ aus der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie vor. Die Bundesregierung hat das Ziel in der Nachhaltigkeitsstrategie festgelegt,<br />
bis zum Jahr 2020 die Flächeninanspruchnahme auf max. 30 ha/Tag zu reduzieren. Dieses Ziel<br />
wurde im Oktober 2002 abgeschlossenen Koalitionsvertrag bekräftigt mit dem Vorhaben, eine Strategie<br />
zur Erreichung dieses Zieles zu entwickeln.<br />
Ulrich Kriese, siedlungspolitischer Sprecher des NABU, hielt anschließend sein Impulsreferat zu den<br />
Forderungen des NABU für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung. Der NABU hat das in einer vom<br />
Wuppertal-Institut erstellten Studie geforderte Ziel übernommen, den Netto-Flächenverbrauch auf<br />
Null bis 2010 zu senken. Im Rahmen des Fachgesprächs sollte keine Zieldebatte um einzelne Zahlen<br />
geführt, sondern die erforderlichen Maßnahmen konkretisiert werden. Vier Faktoren sind bei dem<br />
Thema Flächenverbrauch besonders zu berücksichtigen:<br />
� der demographische Wandel<br />
� der bevorstehende Werteverfall des Gebäudebestandes<br />
� die Arbeitsmarktsituation in der Bauwirtschaft und<br />
� die Vorteile für die Baubranche bei einer Konzentration auf Sanierung und Umbau<br />
Die Instrumente zur Erreichung der Zielrichtung liegen in der Steuer- und Förderpolitik sowie im Bauplanungsrecht.<br />
Herr Kriese machte auf den gravierenden Widerspruch zwischen der allgemein negativen<br />
Bewertung des Flächenverbrauchs einerseits und der im Einzelfall meist besseren Bewertung von<br />
Gartenland und Grünflächen im Vergleich zu Ackerland aufmerksam (Biotopwertverfahren). Eine Umwelt-<br />
und Naturschutzpolitik, die eine spürbare Eindämmung des Flächenverbrauchs erzielen möchte,<br />
hat eine bessere Bewertung von landwirtschaftlich genutzten Flächen zur Voraussetzung. Im Grundsatz<br />
müsse gelten: Jede noch nicht überbaute bzw. zuvor nicht überbaute Fläche ist gleichen Wertes<br />
– wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Dies sollte bei der Bauleitplanung berücksichtigt werden.<br />
10
Bevor auf einzelne konkrete Maßnahmen eingegangen wurde, war gewünscht, dass einer Grundsatzdiskussion<br />
Raum gegeben werde. Aus Sicht des BMU ist in der Argumentation um den Flächenverbrauch<br />
dringend notwendig, nicht allein aus der umwelt- und naturschutzorientierten Perspektive<br />
heraus zu diskutieren. Ein attraktives Landschaftsbild ist ebenso einzubeziehen wie die Qualität der<br />
Flächeninanspruchnahme aus Bodenschutzsicht. Außerdem zählen in diesem Zusammenhang auch<br />
besonders Fragen der Sozial- und Familienpolitik. Das Thema sollte möglichst breit angegangen und<br />
nicht nur im Rahmen der Baupolitik diskutiert werden.<br />
Dafür wird ein gemeinsames Lobbying von BMU und Umweltverbänden als sinnvoll erachtet, in dem<br />
besonders die kommunikative Ebene zu betonen ist, um Sensibilität für die Problemlage in der Gesellschaft<br />
zu erreichen. Neben der Instrumentendiskussion soll im Rahmen des Workshops daher die<br />
Kommunikation des Themas Flächenverbrauch im Mittelpunkt stehen, um für politische Maßnahmen<br />
Akzeptanz zu schaffen.<br />
Es wird vorgeschlagen, einen Dialogprozess mit Kommunen und Verbänden zum Thema Flächenverbrauch<br />
in Gang zu setzen. Der Workshop sollte die Argumentation des BMU stützen, Ziele zu bereits<br />
vorhandenen Instrumenten zu definieren. Die Ziele und Handlungsfelder sollten definiert, aber<br />
die Instrumente offen gelassen werden. Eine vertiefte Instrumentendiskussion sei verfrüht – daher<br />
müsse zunächst ein Grundkonsens über die grobe Ausrichtung hergestellt werden. Die Botschaft lautet,<br />
dass die Instrumente zu ökologisieren sind und beispielsweise Steuern nicht neu erhoben, sondern<br />
umgelenkt werden müssen.<br />
Darüber, dass der Handel mit Flächenausweisungsrechten, wie es vom SRU im jüngsten Sondergutachten<br />
Naturschutz als Lösungsweg in die Diskussion gebracht wurde, aus Sicht des Umweltschutzes<br />
gegenüber der Flächenverbrauchsabgabe nachteilig ist, besteht Konsens in der Gesprächsrunde.<br />
Schließlich wurden die einzelnen NABU-Forderungen aus seinem siedlungspolitischen Grundsatzprogramm<br />
„Bauen in Deutschland“, diskutiert. Man ist sich einig, dass in einer Reform der Grundsteuer<br />
die Mobilisierung von Baulandreserven innerhalb des Siedlungsbereiches sowie die Begünstigung des<br />
flächensparenden Bauens festgeschrieben werden sollte. In den kommunalen Finanzausgleich sollte<br />
eine ökologische Komponente eingebaut werden. Bei der Reform des Baugesetzbuches müsste u.a.<br />
die Innenentwicklung von Siedlungen im Planungsrecht verankert werden. Die Bau- und Wohneigentumsförderung<br />
müsste auf den Bestand und Innenbereich konzentriert werden. Weiterhin sollten<br />
Regelungen in der Steuerpolitik (Grunderwerbsteuer, Einkommensteuer, Gewerbesteuer, Abschreibungsfristen,<br />
Entfernungspauschale) ökologisch gestaltet und auch die Mittel für Verkehrsprojekte auf<br />
den Bestand konzentriert werden. Die Strategie zur Reduktion der Flächeninanspruchnahme sollte in<br />
Analogie zum CO2-Minderungsprogramm ein Paket mit allen geeigneten Maßnahmen und nach<br />
Überprüfung aller Politikbereiche und Ressorts schnüren.<br />
Der vorläufige Endbericht zur Reform der Grundsteuer liegt dem BMU gerade vor. In einem Treffen<br />
zwischen Herrn Franz, BMU und Ulrich Kriese (NABU) wurde darüber beraten.<br />
4.3 Fachliche Vorbereitung zur Thematik „Nachhaltige Lebensstile“ durch den BUND<br />
1) Bilateraler Fachaustausch und Erstellung eines ausführlichen Hintergrundpapiers<br />
Der BUND erstellte ein Konzept für das Hintergrundpapier, das zentrale Argumentationslinien der<br />
Diskussion um nachhaltige Lebensstile in den Industrieländern enthält. Auf Basis des Papiers wurden<br />
dann Gespräche mit Vertreter/innen des BUND und einer Vielzahl von Organisationen und Institutionen<br />
geführt, darunter der BUND-Arbeitskreise „Wirtschaft und Finanzen“ und „Umwelt und Gesundheit“,<br />
der BUND-Jugend, der evangelischen Akademie Bad Boll, des Berliner Senats, der Berliner Lokalen<br />
Agenda, des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, des<br />
Instituts für sozial-ökologische Forschung ISOE, des ECOLOG Instituts für sozial-ökologische Forschung<br />
und Bildung, dem Sustainable Europe Research Institute und der Initiative „Anders besser<br />
leben“.<br />
11
Im Ergebnis der Gespräche kristallisierten sich die folgenden Aspekte heraus:<br />
a) Das Medium der Werbung könnte stärker im Sinne der Nachhaltigkeit eingesetzt werden.<br />
Kurze, pfiffige Videoclips könnten dazu beitragen, einen anderen Umgang mit Rohstoffen und<br />
Energie voranzubringen. In diesem Zusammenhang wurde an den Videoclip „Bankräuberüberfall“<br />
erinnert, den das BMU vor zwei Jahren zum Thema Spritsparen herausgegeben hatte. Problematisch<br />
ist allerdings, dass damit nur eine höhere Effizienz gefordert werde und nicht die Vermeidung<br />
von Konsum. Bei einer breiten Kommunikationsstrategie könnte es darum gehen, die Bereiche<br />
Mode, Ernährung und Mobilität entsprechend aufzubereiten (Stichwort „re-fashioning“).<br />
b) Der Ansatz, verschiedene Zielgruppen jeweils spezifisch anzusprechen stieß schon bei den<br />
Diskussionen im Vorfeld der Veranstaltung auf positive Resonanz. Tatsächlich konzentriere sich<br />
ein großer Teil der Kommunikationsaktivitäten der Umweltverbände auf ein gut gebildetes Mittelstandsmilieu.<br />
Gleichzeitig besteht aber der Anspruch, nachhaltiges Handeln in der Breite der<br />
Gesellschaft zu verankern. Dies macht es erforderlich, die verschiedenen Schichten und Gruppen<br />
unterschiedlich und in ihrer Sprache anzusprechen. Vor allen Dingen bei ehrenamtlicher Arbeit<br />
stoßen wir mit dem Anspruch einer differenzierteren Ansprache jedoch schnell an ein Kapazitäten-<br />
und Know-how-Problem.<br />
Noch schwieriger wird die Kommunikation dann, wenn grundsätzlich unterschiedliche Wertvorstellungen<br />
bestehen. „Weniger ist mehr“ ist, was persönliche Besitzgüter anbetrifft vielleicht<br />
denen, die viel haben leichter vermittelbar als denen, für die bestimmte Konsumgüter ein kostbar<br />
erkämpftes Privileg darstellen und Statusfunktionen (auch im Sinne von Dazugehörigkeit) erfüllen.<br />
Umgekehrt wurde zu diesem Diskussionspunkt angemerkt, dass die Ökobilanz des persönlichen<br />
Konsums bei den Menschen, die über ein höheres Einkommen verfügen, oft schlechter ist,<br />
als die der weniger Verdienenden. Zum Beispiel leisten sich Besserverdienende oft mehrere Urlaubsflugreisen<br />
im Jahr.<br />
c) Mehrfach wurde das Verhältnis zwischen Konsumverhalten und Zeitbudgets angesprochen.<br />
Nachhaltiges Konsumieren, z.B. in den Bereichen Ernährung und Mobilität kann sehr Zeit<br />
beanspruchend sein. Wenn uns mehr Zeit zur Verfügung stünde, wäre das dem nachhaltigen<br />
Konsumieren sehr zuträglich. In diesem Sinne könnten auch Arbeitszeitmodelle, die zeitlich mehr<br />
Spielraum eröffnen und die Arbeit außerhalb der unmittelbaren Erwerbsarbeit (z.B. Ehrenamt,<br />
Familien- und Versorgungsarbeit) stärker bewerten, neue Chancen für eine nachhaltige<br />
Entwicklung eröffnen.<br />
d) Die Frage, wie der Unterschied zwischen Wissen und Handeln überbrückt werden kann,<br />
wurde thematisiert. Sie stellt sich umso drängender, wenn davon ausgegangen werden kann,<br />
dass Teile der Bevölkerung um die Probleme, die mit dem Konsumverhalten in den Industrieländern<br />
verbunden sind durchaus wissen, und sich dennoch anders verhalten. Vernunftappelle sind<br />
oft nicht zielführend. Ein Lösungsansatz wird in der Vermittlung einer ganzheitlichen Grundhaltung<br />
gesehen. Entsprechend kann auch die eigene Gesundheit eine hohe Motivation für einen<br />
veränderten und nachhaltigen Lebensstil darstellen.<br />
e) Darüber hinaus ist zur Änderung des Konsumverhaltens und um eine nachhaltige Entwicklung<br />
insgesamt voranzubringen eine grundsätzliche Wertediskussion erforderlich. Die Bemühungen<br />
und auch die Fortschritte beschränken sich bislang zumeist auf einzelne Handlungsfelder und<br />
sind den massiven Problemen von Ungerechtigkeit im Nord-Südverhältnis sowie den sichtbaren<br />
Umweltproblemen (z.B. Klimawandel) nicht angemessen. Expert/innen aus der milieuspezifischen<br />
sozial-ökologischen Forschung weisen allerdings darauf hin, dass eine zu starke Problematisierung<br />
bei manchen Bevölkerungsgruppen Abwehrreaktionen hervorruft. Auch für einen grundsätzlich<br />
gesellschaftskritischen Ansatz ist es demnach erforderlich, an vorhandenen Bedingungen anzuknüpfen<br />
und „Resonanz zu erzeugen“.<br />
f) Bedeutend für die Ermutigung, das individuelle Verhalten zu ändern, sind die folgenden<br />
12
Rahmenfaktoren: eine unterstützende Umgebung, Feedback bzw. positive Rückmeldung, alternative<br />
und abgestufte Verhaltensangebote sowie natürlich Bildung und Information. Von einer Gesprächspartnerin<br />
wurde in diesem Kontext auf den Setting-Ansatz der WHO hingewiesen, bei dem<br />
besonders darauf geachtet wird, dass sich Gruppen bilden, um sich gegenseitig in einer veränderten<br />
Lebensweise zu unterstützen.<br />
g) Hervorgehoben wurde, dass die einzelnen Bereiche des täglichen Konsums privater Haushalte<br />
unterschiedlich starke Umweltfolgen mit sich bringen. Nachhaltige Konsummuster sollen vor<br />
allem in den Bereichen ausgebaut werden, wo Veränderungen im Verbraucherverhalten ökologisch<br />
signifikant sind. Die Bereiche mit der größten Umweltrelevanz sind Bauen und Wohnen, Ernährung<br />
und Mobilität - gemessen an Energie- und Materialverbrauch (vgl. S. Lorek, J. Spangenberg,<br />
C. Felten [Wuppertal Institut] 1999: „Prioritäten, Tendenzen und Indikatoren umweltrelevanten<br />
Konsumverhaltens“; vgl. auch UBA 2002: „Nachhaltige Konsummuster“). Der Energieverbrauch<br />
privater Haushalte wird zu einem hohen Prozentsatz durch das Heizen verursacht, gefolgt<br />
von Autoverkehr und Ernährung (Fleischkonsum). Die Kommunikation möglicher Veränderungsvorschläge<br />
bei Konsum und Lebensstilen sollte dies stärker berücksichtigen, z.B. indem bei<br />
Publikationen auf die unterschiedliche Energieintensität der Handlungsfelder transparent hingewiesen<br />
wird.<br />
h) Es wurde darauf hingewiesen, mögliche Konsequenzen für die Märkte in den<br />
Entwicklungsländern zu bedenken, die veränderte Lebensstile und Konsumverhalten in den<br />
Industrieländern mit sich bringen können. Durch höhere Sozial- und Umweltstandards im Norden<br />
können Handelsbarrieren für die Produzenten im Süden entstehen. Das Bemühen um nachhaltigen<br />
Konsum und die Verbesserung der Sozial- und Umweltstandards im Norden sollte insofern<br />
damit verknüpft sein, die Produzent/innen im Süden stärker noch als bisher dabei zu<br />
unterstützen, ihrerseits höhere Sozial- und Umweltstandards zu erreichen. Außerdem soll der<br />
Marktanteil fair gehandelter Lebensmittel in den Industrieländern vergrößert werden.<br />
2) Fachtagung „Mit Verbrauchermacht zur Nachhaltigkeit“<br />
Die Tagung „Mit Verbrauchermacht zur Nachhaltigkeit“ wurde in Kooperation vom BUND, der evangelischen<br />
Akademie Bad Boll, dem Verbraucherzentralen Bundesverband und der Verbraucher Initiative<br />
organisiert und fand vom 9.-10. Oktober 2002 in Bad Boll statt. Die Veranstaltung wurde in Form<br />
einer Expertenrunde durchgeführt, bei der u.a. auch der erste Entwurf des Hintergrundpapiers,<br />
das der BUND für das Dialogforum Lebensstile beim Workshop am 6. November erstellt hat, diskutiert<br />
worden ist (siehe Anlage 11).<br />
Die leitende Fragestellung der Tagung lautete „Wie lassen sich Verbraucherinteressen für mehr Gerechtigkeit<br />
und weniger Ressourcenverbrauch organisieren?“ Sie wurde in engem Zusammenhang mit<br />
der Thematik nachhaltiger Lebensstile diskutiert. Im Zentrum der Veranstaltung stand eine Zukunftswerkstatt<br />
zu der Frage, welche Aktivitäten der verschiedenen anwesenden gesellschaftlichen Gruppen<br />
und Organisationen es im Bereich nachhaltiger Konsum bereits gibt. Das Bedürfnisfeld „Ernährung“<br />
wurde als Beispiel gewählt, um konkrete Aktivitäten benennen zu können. Die genannten Aktivitäten<br />
und Ideen wurden im Hinblick auf die Akteure/Bereiche „Politik“, „Unternehmen“, „Verbraucher/innen“<br />
und „Öffentlichkeit/Medien“ sortiert. Die entstehende Matrix wurde in der anschließenden<br />
Diskussion zuerst auf Lücken und dann auf besondere teils auch querliegende Punkte hin unter die<br />
Lupe genommen. Sogenannte Merkposten wurden hervorgehoben, so wie die Veränderung der<br />
Nachfrage, die Suche nach besonders guten Möglichkeiten und Situationen für die Ansprache, die<br />
Bedeutung von Umbruchssituationen dabei und der Synergieeffekt, den es haben kann, Institutionen<br />
und Großverbraucher auf alternative Konsummöglichkeiten hin anzusprechen.<br />
Die Ergebnisse der Fachtagung wurden in das BUND-Thesenpapier aufgenommen und haben darüber<br />
hinaus dazu beigetragen, den Ablauf des Dialogforums zu „Nachhaltigen Lebensstilen“ im Workshop<br />
am 6.11.2002 zu strukturieren (siehe Anlage 2.3).<br />
13
3) Materialsammlung „Nachhaltige Lebensstile“<br />
Im Auftrag des BUND hat die Agenda-Agentur Berlin eine Materialsammlung erstellt, die über 150<br />
kommentierte Literaturhinweise, Projekte und Links zu Internetseiten zur Thematik „Nachhaltige Lebensstile“<br />
enthält. Die Materialsammlung gibt einen Überblick über die Aktivitäten zu nachhaltigen<br />
Lebensstilen. Der Kommunikationsaspekt wird dabei besonders berücksichtigt.<br />
Sie umfasst folgende Themenfelder:<br />
� Lebensstilforschung und Milieuspezifik<br />
� Kommunikationsprojekte von Nichtregierungsorganisationen<br />
� Praxisbeispiele von Nichtregierungsorganisationen<br />
� Kampagnen des Staates<br />
� Erfolg nichtstaatlicher Kampagnen<br />
� Kritik/Pragmatismus (Grundsatzfragen)<br />
� Gender/Geschlechterverhältnis (besonders Mobilität)<br />
� Kinder (insbesondere Konsum).<br />
Die Materialsammlung spiegelte den Stand der Diskussion wieder und bildete damit eine wertvolle<br />
Grundlage im Rahmen der fachlichen Vorbreitung des Workshops am 6. November und wurde im<br />
Vorfeld an die Teilnehmer/innen verschickt. Sie steht auch weiterhin zur Verfügung und ist im Internet<br />
unter http://zukunftscafe.de/sammlung.xls abrufbar.<br />
4.4 Workshop „Kommunikation und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie“<br />
Am 06. November 2002 fand im Haus Harnack in Berlin der Workshop „Kommunikation und Umsetzung<br />
der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie statt. Dieser Workshop richtete sich, wie auch der erste<br />
Workshop, an Vertreter/innen der Umwelt-, Naturschutz-, Verbraucher- und Entwicklungsverbände<br />
sowie auch an Expert/innen der Bundesministerien und deren nachgelagerten Behörden und sachverständige<br />
aus der Wissenschaft.<br />
Der Workshop hatte die Zielsetzung, Empfehlungen für die erfolgreiche Kommunikation und Umsetzung<br />
der Strategie durch die Bundesregierung und die Umweltverbände am Beispiel von nachhaltigen<br />
Lebensstilen und Konsummustern sowie von nachhaltiger Siedlungsentwicklung zu erarbeiten.<br />
Der Workshop wurde mit einer Diskussionsrunde über die Auswirkungen des Weltgipfels für Nachhaltige<br />
Entwicklung in Südafrika auf die nationale Nachhaltigkeitsstrategie eröffnet. Es wurde deutlich,<br />
dass es jetzt auf die Umsetzung ankomme und die müsse auf nationaler Ebene konkretisiert werden.<br />
Dieser einführenden Diskussion folgte im Plenum eine Gesprächsrunde zu Bildung und Kommunikation<br />
für eine nachhaltige Entwicklung als Aufgabe der Nichtregierungsorganisationen. Dabei wurden<br />
Stand, Defizite und Lösungsansätze angesprochen. Zwischendurch hatten die Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer die Gelegenheit eine persönliche Bilanz von nachhaltigem Lebensstil zu reflektieren. Nach<br />
der Mittagspause wurden zwei Parallelforen zu den Themen Lebensstile und Flächenverbrauch angeboten.<br />
Beide Foren hatten es sich zur Aufgabe gemacht, Empfehlungen an die Bundesregierung zur<br />
Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie zu erarbeiten. Der Workshop wurde mit einer Talkrunde abgeschlossen,<br />
die die Anforderungen an die Politik und die Rolle der gesellschaftlichen Akteure bei der<br />
Weiterentwicklung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie thematisierte. (siehe Programm in Anlage<br />
4). Die ausführliche Dokumentation des Workshops ist dem Bericht unter Anhang 3 beigefügt.<br />
14
5 Bewertung und Schlussfolgerungen des Vorhabens<br />
5.1 Bewertung der Partizipationsinstrumente<br />
5.1.1 Kommunikation als Zielsetzung des Projektes<br />
Kommunikation ist die Grundvoraussetzung dafür, dass Nachhaltige Entwicklung möglich wird. Schon<br />
beim Erarbeiten der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, aber noch viel mehr bei deren Umsetzung<br />
sollten die deutschen Natur- und Umweltverbände durch einen gezielten und breit angelegten Meinungsaustausch<br />
mit ihren Verbänden und ihren Untergliederungen bis auf Kreis- und Ortsebene zu<br />
den ökologischen Themen der Nachhaltigkeitsstrategie zu einer Verbesserung der Information und<br />
Akzeptanz bei umweltpolitisch engagierten Akteuren beitragen. Durch das F&E Vorhaben sollten Positionen<br />
und Beiträge der Verbände zum Entwurf der NHS gebündelt und in die Diskussionen des Umweltministeriums<br />
mit einbezogen werden.<br />
Die Entwicklung des Dialogs und der Kommunikation wird von den beteiligten Umweltverbänden positiv<br />
bewertet. Insbesondere konnte durch das Projekt eine Verbesserung der Kommunikationssituation<br />
innerhalb der vierzehnmonatigen Laufzeit erreicht werden. Dabei kamen unterschiedliche Herangehensweisen<br />
zum Einsatz. Die Verbände wählten sowohl einen fachspezifischen Ansatz mit dem<br />
gezielt der Austausch mit internen und externen Experten gesucht wurde, als auch eine breit angelegte<br />
Informationskampagne. Die Verbandsgremien, Mitgliedsverbände, Landesverbände und Fachausschüsse<br />
wurden durch Anschreiben und Internet-Seiten über den Entwurf der Nachhaltigkeitsstrategie<br />
informiert und dazu aufgefordert, Verbesserungsvorschläge, inhaltliche Kritik oder Bewertungen<br />
zu formulieren. Dabei wurde schnell deutlich, dass es in den Verbänden unterschiedliche Vorkenntnisse<br />
und Interessen gibt, so dass sich die Vermittlung der gesamten Strategie außerhalb von<br />
Expertengruppen, die sich ohnehin mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen, z. T. als sehr schwierig<br />
erwies und viel Überzeugungsarbeit benötigte.<br />
5.1.2 Workshops:<br />
(„Umweltdimension der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie – Positionen und<br />
Beiträge der Umweltverbände, Perspektiven für den weiteren Prozess“ und<br />
„Kommunikation und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie der Nachhaltigkeitsstrategie“)<br />
Die Workshops stießen auf breites Interesse und überstiegen mit der Zahl der Teilnehmer/innen die<br />
Erwartungen der Organisatoren. Der erste Workshop terminiert im Vorfeld des Weltgipfels für Nachhaltige<br />
Entwicklung (WSSD), hatte den Bonus der Vorbereitungsphase auf der einen Seite, fand aber<br />
auch in großer Konkurrenz zu den zahlreichen anderen Veranstaltungen zur WSSD statt. Somit konnten<br />
einige einschlägige Expert/innen hieran nicht teilnehmen. Die Bedeutung hiervon für den Ausgang<br />
der Workshops lässt sich nicht messen. In dem ersten Workshop konnten verschiedene Diskussionsforen<br />
angeboten werden, z.B. „open space“ (Veranstaltung bei der nur ein moderiertes Thema dem<br />
Plenum zur Diskussion gestellt wird). Dieses Instrument wurde von den Teilnehmer/innen gerne angenommen.<br />
Das im Beiprogramm des ersten Workshops eingebaute Theaterstück zum Thema Nachhaltigkeit<br />
hat die Bedeutung eines weiteren Instrumentes aufgezeigt. In diesem Instrument liegt noch<br />
ein großes Potential, welches in Zukunft stärker berücksichtigt werden sollte.<br />
Der zweite Workshop fand ebenso gute Resonanz wie der erste, was zum einen darauf zurückzuführen<br />
ist, dass diese Veranstaltung mit ausreichendem zeitlichen Abstand zur WSSD stattfand und somit<br />
einer der wenigen Workshops zu diesem Thema war, und zum anderen, dass die ausgewählten Themen<br />
Bildung, Lebensstile und Flächenverbrauch einen großen Diskussionsbedarf haben. Die Projektverantwortlichen<br />
haben im Vorfeld verschiedene Veranstaltungsformen geprüft und schließlich die<br />
Form des Workshops gewählt. Das gute Ergebnis des Workshops verweist auf die richtige Wahl.<br />
15
Beide Workshops erarbeiteten Vorschläge, wie Nachhaltige Entwicklung anhand der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />
kommuniziert und deren Akzeptanz bei den Umwelt- und Naturschutzverbänden<br />
ausgebaut werden kann. Die Ergebnisse und die daraus resultierenden Anforderungen an die Umwelt-<br />
und Naturschutzverbände sind vielschichtig und komplex.<br />
In beiden Workshops konnte durch die vorhandene fachliche Kompetenz ein wichtiger Dialog zwischen<br />
Umwelt-, Naturschutz- und Verbraucherverbänden, der Regierung und wissenschaftlichen Institutionen<br />
aufgebaut werden, der Widersprüche, verschiedene Ansätze zur Kommunikation von<br />
Nachhaltigkeit aber auch Gemeinsamkeiten entscheidend gefördert hat.<br />
Während beim ersten Workshop die Kommunikation innerhalb der Umwelt- und Naturschutzverbände<br />
im Fordergrund stand, wurde beim zweiten Workshop auch die Bedeutung einer Kommunikation<br />
Nachhaltiger Entwicklung anhand von Inhalten aus der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie in der<br />
breiten Öffentlichkeit diskutiert. Die Empfehlungen müssen, insbesondere des zweiten Workshops,<br />
noch in konkrete Schritte umgesetzt werden. Der zweite Workshop fand zum Abschluss des Projektes<br />
statt und entwickelte viele gute Ideen und Ansätze für eine verbesserte Kommunikation der Inhalte<br />
der Nachhaltigkeitsstrategie, die es nun gilt weiterzuverfolgen.<br />
In einem anschließenden Projekt muss die Weiterentwicklung der bereits vorhandenen Ansätze eine<br />
zentrale Rolle spielen. Auch wird es für dieses Projekt eine große Herausforderung werden, den aufgebauten<br />
Dialog und die Akzeptanz zu stärkerem und konkretem Handeln überzuleiten.<br />
5.1.3 Fachgespräche (Mobilität, 21 Ziele in der Nachhaltigkeitsstrategie, internationale<br />
Dimension nachhaltiger Agrarpolitik, Flächenverbrauch)<br />
Die Fachgespräche hatten unterschiedliche kommunikative Zielsetzungen. Für diese Gespräche<br />
konnte die Fachkompetenz der Umwelt- und Naturschutzverbände mobilisiert werden, zum Einen, um<br />
die Verbände in den Konsultationsprozess zum Entwurf der Nachhaltigkeitsstrategie zu integrieren<br />
und zum Anderen um die beiden Workshops des F&E Vorhabens inhaltlich vorzubereiten.<br />
Die Fachgespräche haben in diesen Zusammenhang ihr Ziel erreicht: der Dialog mit den verschiedenen<br />
Akteuren konnte umgesetzt werden, so dass am Ende eine gemeinsame Stellungnahme zum<br />
Entwurf und eine Analyse und Bewertung der Endfassung der Strategie vorgenommen werden<br />
konnte. Außerdem konnten die Workshops durch die entsprechenden Fachgespräche entscheidend<br />
inhaltlich vorbereitet werden und die wichtigsten fachlichen Gremien nicht nur der Umwelt- und Naturschutzverbände<br />
untereinander, sondern auch der Verbraucherverbände, Wissenschaft und Regierungsvertreter<br />
einbezogen werden.<br />
5.1.4 Begleitende Kommunikationsinstrumente<br />
Der Konsultations- und Partizipationsprozess wurde durch folgende vor-, bzw. nachbereitende Maßnahmen<br />
begleitet:<br />
� Versand von Fragebögen an die Mitgliedsverbände zur Teilauswertung des Kommunikations- und<br />
Dialogprozesses im Rahmen des F&E Vorhabens (siehe Anhang 14);<br />
� Versand von Informationen und Ergebnissen über die aktuellen und relevanten Entwicklungen des<br />
Dialogs- und Konsultationsprozesses zur Nachhaltigkeitsstrategie;<br />
� Nutzung der Internetseiten von DNR, BUND, NABU für die Kommunikation von Informationen und<br />
Ergebnisse zu den Inhalten des Projektes)<br />
� Kommunikation von Stellungnahmen der eingebundenen Verbände zur Nachhaltigkeitsstrategie;<br />
� Kommunikation der Diskussionsergebnisse aus den Fachgesprächen durch Protokolle die an die<br />
einbezogenen Verbände und Experten verschickt wurden;<br />
16
� Kommunikation der Ergebnisse der Workshops durch Dokumentationen an alle TeilnehmerInnen<br />
und Interessierten;<br />
� Veröffentlichung der Stellungnahme zum Entwurf der Nachhaltigkeitsstrategie in<br />
Verbandspublikationen und als Pressemitteilung;<br />
� Gemeinsame Pressemitteilungen der Umwelt- und Naturschutzverbände zum Entwurf der<br />
Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie ;<br />
� Veröffentlichung von Artikeln in Verbändezeitschriften und im Internet;<br />
� Materialsammlung zu „Nachhaltige Lebensstile“;<br />
� Projektgespräche und Meinungsaustausch der Umwelt- und Naturschutzverbände mit Vertretern<br />
des BMU;<br />
� Expertengespräche;<br />
� Veröffentlichung der Analyse und Bewertung der Endfassung der Strategie.<br />
Die genannten Maßnahmen haben bis auf die Fragebogenaktion ihr Ziel erreicht. Das Thema Nachhaltigkeit<br />
anhand der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie konnte in den Umwelt- und Naturschutzverbänden<br />
weiter verankert werden, so dass das breite Spektrum der Verbände sich mehr mit den Inhalten<br />
der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie befassen und auseinander setzen können.<br />
Die Umweltverbände haben intensiv über die Verbandspublikationen und das Internet die Nachhaltigkeitsstrategie<br />
kommuniziert. Inwieweit der Einsatz von Internet und Verbandspublikationen Informationen<br />
von dem breiten Spektrum der Mitglieder aufgenommen wurden, konnte nicht im einzelnen<br />
überprüft werden. Die Berichte führten aber dazu, dass sich Aktive von der lokalen Ebene in die Diskussionen<br />
zur Nachhaltigkeitsstrategie einbrachten.<br />
Die vom DNR initiierte Fragebogenaktion hat nur eine unbedeutende Resonanz hervorgerufen. Das<br />
Medium der Fragebögen als ein Kommunikationsinstrument war für die angewendete Thematik nicht<br />
gut geeignet. Um das Ergebnis der Befragung zu verbessern, müsste man den Aufwand (besonders<br />
personell) deutlich erhöhen.<br />
Die Projektgespräche und der Meinungsaustausch mit Vertretern des Umweltministeriums war ein<br />
wichtiger Bestandteil des Projektes und wirkte sich sehr positiv auf den Verlauf und die Dynamik des<br />
Vorhabens aus.<br />
Um das Thema der Nachhaltigkeitsstrategie angemessen kommunizieren zu können, benötigen die<br />
Verbände mehr Zeit, andere Formen der Ansprache und sogenannte konkrete, greifbare, erlebbare<br />
„Aufhänger“ und auch andere Instrumente, die in der Lage sind die „Leute dort abzuholen, wo sie<br />
stehen“. Die Nachhaltigkeitsstrategie bietet ein breites Spektrum an Themen, die als Anhaltspunkte<br />
genommen werden können.<br />
Während im Winter 2001/2002 viele Aktive in den Umweltverbänden erstmals mit dem Prozess der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie konfrontiert wurden und die zeitliche Kürze des Konsultationsprozesses den<br />
Dialog prägte, hat sich seit dem Sommer 2002 ein Netzwerk von Nachhaltigkeits-Interessierten gebildet,<br />
das den Prozess der Umsetzung und Fortentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie interessiert<br />
begleitet.<br />
Insbesondere bei den beiden Schwerpunkt-Themen des Projektes „Flächenverbrauch und Lebensstile“<br />
ist ein enges Netzwerk zwischen den Projekt-Mitarbeiterinnen und anderen aktiven Organisationen<br />
entstanden. Von diesen Organisationen kam zum Teil die explizite Aufforderung an die Umweltverbände,<br />
an den angestoßenen Themen "dran zu bleiben". Das Netzwerk umfasst dabei bisher neben<br />
den Umweltverbänden auch Entwicklungsorganisationen, Verbraucherorganisationen, kirchliche Initiativen<br />
und Einrichtungen. Die Zahl der an Querschnittsthemen Interessierten (Bildung, Lebensstile)<br />
hat im zweiten Halbjahr 2002 im Umfeld des Workshops vom 6.11.2002 stark zugenommen.<br />
17
5.1.5 Empfehlungen für die Fortsetzung des Dialogs<br />
Der bisher stattgefundene Partizipationsprozess kann nur als ein guter Start verstanden werden. Wie<br />
die Erfahrungen aus dem vorangegangenen Projekt zeigen, kann in dem weiterführenden Dialog mit<br />
den gleichen Kommunikationsinstrumenten weitergearbeitet werden. Weiterhin besteht noch ein großer<br />
Bedarf, durch die Bündelung und Vernetzung der Umwelt- und Naturschutzverbände den Nachhaltigkeitsprozess<br />
zu begleiten und den Nachhaltigkeitsgedanken verstärkt in die Verbandsarbeit zu<br />
integrieren. Das Monitoring der Nachhaltigkeitsstrategie kann hierbei eine wichtige integrative Rolle<br />
übernehmen.<br />
Es ist wichtig, neben den bewährten Kommunikationsformen auch über neue und innovative Instrumentarien<br />
nachzudenken, um den begonnenen Kommunikations- und Dialogprozess zur Umsetzung<br />
der Nachhaltigkeitsstrategie effizienter gestalten zu können. Instrumente, wie z.B. „open space“ oder<br />
Theaterprojekte, können ein wichtiger Beitrag sein, um z.B. kreative Mitarbeit zu fördern.<br />
Neben der internen Kommunikation der Verbände gewinnt eine nach außen wirkende Kommunikation<br />
(z.B. Medien und Internet) immer mehr an Bedeutung. Aus diesem Grund muss in Zukunft vermehrt<br />
eine Kommunikationsstrategie entwickelt werden, die die Nachhaltigkeitsstrategie in die Bevölkerung<br />
transportiert und Beteiligungs- und Umsetzungsmöglichkeiten aufzeigt und zur Bewusstseinsbildung<br />
beiträgt.<br />
5.2 Schlussfolgerungen für die Gestaltung des Konsultations- und Dialogprozesses zur<br />
Umweltdimension der Nachhaltigkeitsstrategie: Empfehlungen an die Bundesregierung<br />
für den Revisionsprozess<br />
5.2.1 Ziele und Akteure des Konsultations- und Dialogprozesses<br />
Der Dialogprozess zur Umweltdimension im Rahmen der Revision der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />
sollte im wesentlichen zwei Zielen gerecht werden:<br />
1. Fachwissen und Forderungen aus den Reihen der Umweltverbände und anderen<br />
Nichtregierungsorganisationen und gesellschaftlichen Gruppen sollen in die Weiterentwicklung der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie einfließen.<br />
2. Die Nachhaltigkeitsstrategie soll in diesem Zusammenhang sowohl innerhalb der Umweltverbände<br />
als auch der interessierten Öffentlichkeit verstärkt zugänglich gemacht werden. Dabei ist zu berücksichtigen,<br />
dass sich in den Umweltverbänden wie auch in anderen gesellschaftlichen Organisationen<br />
ein sehr differenziertes Spektrum von Akteuren findet: allein die Gruppe der potentiell<br />
an der Nachhaltigkeitsthematik Interessierten lässt sich aufgrund der Erfahrungen aus dem F&E-<br />
Vorhaben grob in drei Gruppen unterteilen:<br />
� Fachlich Interessierte, die die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie eng verfolgen (z.B. in<br />
den Bereichen Mobilität und Flächenverbrauch);<br />
� am Prozess der Nachhaltigkeit Interessierte, die die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung<br />
im Verhältnis zur internationalen (WSSD, EU-NHS) oder lokalen (lokale Agenda 21) Nachhaltigkeitspolitik<br />
betrachten;<br />
� die Zahl der an Querschnittsthemen Interessierten (Bildung, Lebensstile) hat im zweiten Halbjahr<br />
2002 im Umfeld des Workshops vom 6.11.2002 stark zugenommen.<br />
Hinzu kommen nicht-aktive Mitglieder der Verbände und Aktive auf lokaler oder regionaler Ebene mit<br />
unterschiedlich starkem Interesse an der Nachhaltigkeitsdiskussion. Darüber hinaus sollte bei verschiedenen<br />
Gruppen innerhalb der Bevölkerung durch gezielte Ansprache das Interesse für den<br />
Nachhaltigkeitsprozess gestärkt werden.<br />
18
5.2.2 Empfehlungen an die Bundesregierung<br />
Aus den Erfahrungen des F&E-Vorhabens lassen sich die folgenden Empfehlungen ableiten, um eine<br />
breite Beteiligung bei der Weiterentwicklung der Strategie zu gewährleisten.<br />
Netzwerke innerhalb der Umweltverbände<br />
Bestehende Netzwerke innerhalb der Umweltverbände und mit anderen gesellschaftlichen Organisationen<br />
sollten gestärkt werden.<br />
1. Personelle Ressourcen bei den Umweltverbänden stärken:<br />
Die Bereitstellung personeller Ressourcen zur Vernetzung des Meinungsbildungsprozesses innerhalb<br />
der Umweltverbände zur Nachhaltigkeitsstrategie ist auch in Zukunft der erfolgversprechendste<br />
Weg, breite und fundierte Beteiligung an den Konsultationen zu sichern. Wegen der<br />
diffusen Streuung der ansprechbaren Expert/innen in den Verbänden ist dies eine sehr zeitintensive<br />
Aufgabe. Die regelmäßige Nutzung der verbandsinternen Publikationen ist notwendig, um<br />
der Nachhaltigkeitsstrategie die notwendige Aufmerksamkeit zu verschaffen, erübrigt aber nicht<br />
den persönlichen Kontakt.<br />
2. Netzwerke zwischen Umweltverbänden und wissenschaftlichen Institutionen:<br />
Im Rahmen des F&E-Vorhabens hat sich seit dem Sommer 2002 ein Netzwerk von Nachhaltigkeits-Interessierten<br />
gebildet, die den Prozess der Umsetzung und Fortentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie<br />
interessiert begleiten. Der weitere Ausbau dieser Netzwerke ist ein Faktor, der<br />
zum Gelingen des Partizipationsprozesses maßgeblich beitragen kann.<br />
Bei den Meinungsbildungsprozessen innerhalb der Umweltverbände ist auch der Dialog mit Wissenschaftler/innen<br />
zu intensivieren. Für die meisten Fragen zu Details der Positionsbildung liegen<br />
verwertbare wissenschaftliche Ergebnisse vor, die mit Hilfe der Netzwerkbildung von der Wissenschaft<br />
zu den Umweltverbänden transferiert werden können.<br />
Spielraum bei der Weiterentwicklung der Strategie<br />
Fachinteressen sollten aufgegriffen und gestärkt werden. Im Rahmen der Weiterentwicklung der<br />
Strategie muss realer Spielraum bestehen, politische Zielsetzungen zu beeinflussen.<br />
3. Verknüpfung der Revision der Nachhaltigkeitsstrategie mit weiterführenden politischen<br />
Entscheidungen:<br />
Entscheidend für die Intensität mit der sich die Umweltverbände an der Konsultation zur Nachhaltigkeitsstrategie<br />
beteiligen, ist die Einschätzung, inwieweit die Erstellung bzw. Revision der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie mit weiterführenden politischen Entscheidungen verbunden ist, oder ob<br />
lediglich bereits getätigte Beschlüsse zusammengefasst werden. Zwar hat auch eine bloße Zusammenfassung<br />
beschlossener Maßnahmen ihren Sinn (kommunikative Wirkung, Erhöhung der<br />
Kohärenz und Verbindlichkeit), aber eine noch intensivere Beteiligung seitens der Stakeholder ist<br />
nur zu erwarten, wenn es um mehr geht. Das könnte zum Beispiel dadurch signalisiert werden,<br />
dass die Bundesregierung offene Fragen formuliert, die sie im Laufe des Konsultationsverfahrens<br />
beantworten will. Die Formulierung einer begrenzten Anzahl hinreichend konkreter Fragen könnte<br />
gleichermaßen die politische Relevanz und die öffentliche Aufmerksamkeit für die Nachhaltigkeitsstrategie<br />
erhöhen.<br />
19
Instrumente für die Realisierung des Dialogprozesses<br />
Der Dialogprozess sollte Internetforum mit Veranstaltungen kombinieren. Zusätzliche<br />
Öffentlichkeitsarbeit ist sinnvoll. Ein realistischer Zeitrahmen ist von essentieller Bedeutung für das<br />
Gelingen des Beteiligungsprozesses.<br />
4. Dialogforum im Internet:<br />
Das Experiment des Dialogforums im Internet aus der zweiten Dialogphase zur Erstellung der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie sollte während des Revisionsprozesses 2003/2004 wiederholt werden,<br />
allerdings unter Einbeziehung folgender Überlegungen:<br />
� Wenn das Forum tatsächlich der Konsultation und nicht lediglich der Akzeptanzsteigerung<br />
dient, dann muss es über einen längeren Zeitraum eingerichtet werden (mindestens 6 Monate).<br />
� Um die Diskussion zu strukturieren, könnten phasenweise Schwerpunktthemen zur Diskussion<br />
gestellt werden. Die Ernsthaftigkeit der Konsultation könnte dadurch unterstrichen werden,<br />
dass die Bundesregierung selbst offene Fragen formuliert, zu denen die Meinungsbildung zwischen<br />
den Ressorts noch nicht abgeschlossen ist. Die Positionen und Argumente unterschiedlicher<br />
Stakeholder wären dann systematisch aufbereitet im Internet zu finden (Anhörung im<br />
Netz). Notwendig wäre eine formelle Einladung an die Verbände, sich offiziell an dieser Form<br />
des Dialogs zu beteiligen. Der Vorteil eines solchen Verfahrens wäre, dass sich nicht nur die<br />
offiziell beauftragten Verbandsfunktionäre mit den Fragen befassen würden, sondern auch<br />
die o.a. Expert/innen aus unterschiedlichen Fachgebieten und Ebenen der Verbände.<br />
� Das Internetforum muss unbedingt mit face-to-face-Treffen zwischen Vertreter/innen der<br />
Bundesregierung und der gesellschaftlichen Gruppen kombiniert werden. Denkbar sind periodische<br />
Treffen über den gesamten Zeitraum, evtl. jeweils zu Beginn oder zum Schluss einer<br />
thematischen Konsultationsphase. Auch auf den Foren und Veranstalt ungen,<br />
die für größere<br />
Kreise oder auf regionaler Ebene stattfinden, sollte auf den Internetprozess unmittelbar Bezug<br />
genommen werden.<br />
5. Veranstaltungen und Dialogforen:<br />
Die Bundesregierung soll zum Beginn des Revisionsprozesses eine große Auftaktveranst altung mit<br />
medialer Wirkung durchführen. Bei dieser Gelegenheit sollen die Vertreter/innen der Ressorts aus<br />
dem Staatssekretärausschuss für Nachhaltige Entwicklung berichten, was der Stand der Umsetzung<br />
in den jeweiligen Bereichen der Nachhaltigkeitsstrategie ist.<br />
Als weitere Veranstaltungen für den Revisionsprozess könnten der im Folgeprojekt des F&E-Vorhabens<br />
vorgesehene Workshop von DNR, NABU, BUND und BMU/UBA im Herbst 2003 und auch<br />
die geplante Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung am 2. Oktober 2003 dienen.<br />
Die Präsenz von Vertreter/innen der Bundesregierung hat sich bei den Fachgesprächen und<br />
Workshops im Rahmen des F&E-Vorhabens als sehr konstruktiv für den Dialogprozess erwiesen:<br />
Diese Zusammenarbeit sollte bei allen Veranstaltungen, die für das Folgeprojekt geplant sind,<br />
fortgesetzt werden.<br />
Die Konsultationen im Kanzleramt mit gesellschaftlichen Gruppen sollten bei der Revision der<br />
Strategie wieder aufgenommen werden. Wie bei den Internetforen sollte auch hier jeweils ein<br />
fachlicher Schwerpunkt gelegt und soweit möglich eine ergebnisoffene Diskussion geführt werden.<br />
Wichtig ist ein transparentes Einladungsverfahren mit angemessenem zeitlichen Vorlauf. Die<br />
Akteure der lokalen Ebene sollen hier die Möglichkeit haben, ihre langjährige Erfahrung im Bereich<br />
der Lokalen Agenda 21 einzubringen.<br />
Die Mitglieder des Deutschen Bundestages müssen in den Revisions- und Dialogprozess einbezo-<br />
20
gen werden. Dazu gehört als Grundvoraussetzung, dass die Bundesregierung den Bundestag regelmäßig<br />
über die Arbeit des Staatssekretärausschusses und den Stand der Umsetzung und Weiterentwicklung<br />
der Strategie informiert.<br />
Die Bundesländer müssen stärker in den nationalen Nachhaltigkeitsprozess eingebunden werden.<br />
Eine Veranstaltung zur Verknüpfung der Bundes- und Länderebene soll Gelegenheit bieten, die<br />
folgenden Fragen öffentlich zu diskutieren: Was kann aus der Erfahrung der Länder für die Bundesebene<br />
gelernt werden? Wo kann der Bund die Länder bei der Umsetzung der nationalen<br />
Nachhaltigkeitsstrategie unterstützen? (Diese Fragen sind z.B. für die Umsetzung des Flächenziels<br />
in der nationalen Strategie sehr relevant.)<br />
Das Internetforum soll von Veranstaltungen mit regionalen und fachlichen Schwerpunkten begleitet<br />
werden, die mit Unterstützung der Bundesregierung von verschiedenen Organisationen ab<br />
September 2003 durchgeführt werden könnten.<br />
6. Öffentlichkeit für die Nachhaltigkeitsstrategie schaffen:<br />
Eine umfassende zielgruppenspezifische Kommunikationsstrategie um die Bevölkerung zu erreichen<br />
ist von zentraler Bedeutung für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie. Eine Voraussetzung<br />
für die Verbreitung der Kenntnisse über die Nachhaltigkeitsstrategie sind dabei besser aufbereitete<br />
Informationsmaterialien seitens der Bundesregierung.<br />
Die Langfassung der Strategie sollte in ausreichender Anzahl der interessierten Öffentlichkeit zur<br />
Verfügung gestellt werden<br />
� Die Kurzfassung der Strategie sollte in hoher Auflage verteilt werden, um einer breiten<br />
Bevölkerung zugänglich gemacht zu werden.<br />
� Ständig aktualisierte Informationen über den Umsetzungsstand der Projekte der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie (der Bundesregierung und des Rates für Nachhaltige Entwicklung)<br />
sollten vorliegen und veröffentlicht werden.<br />
� Für die Akteure auf der lokalen Ebene sollten die wesentlichen unterstützenden Punkte aus<br />
der Nachhaltigkeitsstrategie in knapper und anschaulicher Form aufbereitet werden und mit<br />
einem relativ breiten Verteilerkreis (z.B. BUND: 2200 Orts- und Kreisgruppen) verbreitet werden.<br />
Die Koordinationsstelle Agenda-Transfer könnte dabei eine aktive Rolle übernehmen.<br />
Dafür muss es gewährleistet sein, dass dort ausreichend Ressourcen vorhanden sind.<br />
Die Akteure der kommunalen Ebene sollen aufgefordert werden, die Zielsetzungen der nationalen<br />
Nachhaltigkeitsstrategie auch auf der nationalen Ebene umzusetzen. Die Verbindung<br />
zwischen der nationalen Strategie und den entsprechenden Länderprogrammen soll im Rahmen<br />
des Bund-Länder-Arbeitskreises „Nachhaltige Entwicklung“ weiterverfolgt werden.<br />
� Gesondertes Material könnte auch im Bildungsbereich sinnvoll sein. Für ausgewählte Gruppen<br />
der Bevölkerung könnte gesondertes Material angefertigt werden. Zum Beispiel könnte für<br />
Schüler/innen Schulmaterial hergestellt werden. Auch für die außerschulische Bildung, für<br />
Volkshochschulkurse und für interessierte Senior/innen könnte Material für die Vermittlung der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie bereit gestellt werden.<br />
� Zur Kommunikation des Nachhaltigkeit sgedankens und zur weiteren Bekanntmachung der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie in der Bevölkerung sollen in Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen<br />
Gruppen Kommunikationsmittel wie Videospots entwickelt werden, die im Fernsehen regelmäßig<br />
zur Hauptsendezeit, z.B. vor der Tagesschau ausgestrahlt werden. Hier können auch Prominente<br />
einbezogen werden. Auch könnte mit dieser Sendung die Adresse des Internetforums<br />
der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden.<br />
21
7. Realistischer Zeitrahmen<br />
Der Konsultationsprozess sollte im September 2003 starten, so dass ein Vorlauf von einem halben<br />
Jahr bis zur Revision der Strategie durch die Bundesregierung und den Bundestag besteht. Zu diesem<br />
Zeitpunkt sollten das Internetforum gestartet und die gesellschaftlichen Akteure zur Beteiligung eingeladen<br />
werden.<br />
Die Empfehlungen bauen auf dem Papier „Modellhafte Gestaltung des Dialog- und Konsultationsprozesses“<br />
von Matthias Seiche (BUND) auf, das im Rahmen des F&E-Vorhabens erstellt und bei der<br />
Arbeitsbesprechung mit dem BMU am 26.06.2002 vorgelegt wurde. Das Papier befindet sich im Anhang<br />
2.2.<br />
22
6 Zusammenfassung<br />
Mit diesem Bericht wird das F&E Vorhaben des Bundesumweltministeriums „Die Umweltdimension der<br />
nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“ abgeschlossen. Das Projekt wurde in zwei Projektabschnitte<br />
unterteilt, die sich zum einen mit der Positionsfindung der Umwelt- und Naturschutzverbände zum<br />
Entwurf der Nachhaltigkeitsstrategie und zum anderen mit den praktischen Anwendungsmöglichkeiten<br />
und der Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie durch die Umweltverbände beschäftigten. Dabei<br />
wurden beispielhaft die Themen Mobilität, Agrarpolitik, Klimaschutz und Energiepolitik, nachhaltige<br />
Siedlungsentwicklung, nachhaltige Konsummuster und Lebensstile sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung<br />
aufgegriffen.<br />
Motiviert wurde das Vorhaben durch den Wunsch, die Einflussnahme der Umwelt- und Naturschutzverbände<br />
auf die Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie durch deren Bündelung zu verstärken,<br />
wobei der Kommunikation der Nachhaltigkeitsstrategie in die Verbände eine grundlegende Bedeutung<br />
beigemessen wurde. Durch breiten Dialog mit Experten von Verbänden, Wissenschaft und Regierung<br />
konnte die Motivation in zielorientiertes Handeln umgesetzt werden.<br />
Anhand von mehreren Fachgesprächen und zu den oben genannten Themenschwerpunkten, deren<br />
Ergebnisse in einem ersten großen Workshop kurz vor der endgültigen Überarbeitung des Entwurfes<br />
der Nachhaltigkeitsstrategie eingespeist wurden, konnten die Erwartungen aus den Reihen der Umweltverbände<br />
gebündelt und in den Konsultationsprozess der Bundesregierung eingebracht werden.<br />
Neben der Positionierung der Umweltverbände zu den umweltrelevanten Aspekten des Entwurfs der<br />
nationalen Nachhaltigkeitsstrategie wurde in diesem Workshop auch der Dialogprozess zur Nachhaltigkeitsstrategie<br />
durch die Umweltverbände ausgestaltet und in Gang gesetzt. Es wurden Lösungsansätze<br />
für die Information und die Kommunikation von Nachhaltigkeit entwickelt, aber auch zur Förderung<br />
der Bereitschaft, den Nachhaltigkeitsgedanken im Alltag in Handeln umzusetzen.<br />
Zur gezielten Vorbereitung des zweiten Workshops „Kommunikation und Umsetzung der nationalen<br />
Nachhaltigkeitsstrategie“ wurden ebenfalls Fachgespräche zu den o.g. Themenschwerpunkten realisiert.<br />
Der Workshop erarbeitete Empfehlungen für die erfolgreiche Kommunikation und Umsetzung<br />
der Strategie durch die Bundesregierung und die Umweltverbände.<br />
Die Workshops stießen auf breites Interesse. Besonders beim zweiten Workshop wurde deutlich, dass<br />
sich die ausgewählten Themen Bildung, Lebensstile und Flächenverbrauch durch einen großen<br />
Diskussionsbedarf auszeichnen. In beiden Workshops konnte durch die vorhandene fachliche Kompetenz<br />
ein wichtiger Dialog zwischen Umwelt-, Naturschutz- und Verbraucherverbänden, der Regierung<br />
und wissenschaftlichen Institutionen aufgebaut werden, der Widersprüche aufgedeckt, verschiedene<br />
Ansätze zur Kommunikation von Nachhaltigkeit aber auch Gemeinsamkeiten entscheidend gefördert<br />
hat.<br />
Am Ende des Berichtes werden neben den Empfehlungen für ein weiteres Projekt die verschiedenen<br />
Kommunikationsinstrumente und Maßnahmen aufgelistet und nach ihrer Wirkung für das Vorhaben<br />
eingeschätzt, wobei eine generell positive Einschätzung erfolgte. Um jedoch das Thema der Nachhaltigkeitsstrategie<br />
angemessen kommunizieren zu können, benötigen die Verbände mehr Zeit, andere<br />
Formen der Ansprache und sogenannte konkrete, greifbare, erlebbare „Aufhänger“, die in der Lage<br />
sind die „Leute dort abzuholen, wo sie stehen“. Zu den verschiedenen Fachthemen ist ein Netzwerk<br />
zwischen den Projekt-Mitarbeiter/innen und anderen aktiven Organisationen entstanden. Von diesen<br />
Organisationen kam zum Teil die explizite Aufforderung an die Umweltverbände, an den angestoßenen<br />
Themen "dran zu bleiben".<br />
Zur weiteren Gestaltung des Dialog- und Konsultationsprozesses wurde eine konkrete Empfehlung an<br />
die Bundesregierung zur Gestaltung des Revisionsprozesses abgegeben. Auch hier sollten, wie für das<br />
F&E-Vorhaben bereits entwickelt, Fachwissen und Forderungen aus den Reihen der Umweltverbände<br />
und anderen Nichtregierungsorganisationen und gesellschaftlichen Gruppen in die Weiterentwicklung<br />
der Nachhaltigkeitsstrategie einfließen und innerhalb der Umweltverbände als auch der interessierten<br />
23
Öffentlichkeit verstärkt zugänglich gemacht werden.<br />
Das Vorhaben wurde von den Beteiligten als ein erster wichtiger Schritt bewertet, die Ansätze und<br />
Ergebnisse sollten aber in einem anschließenden Projekt weiterentwickelt werden. Auch wird es für<br />
ein zukünftiges Projekt eine große Herausforderung werden, den aufgebauten Dialog und die Akzeptanz<br />
zu stärkerem und konkretem Handeln überzuleiten.<br />
24
Anhang<br />
Inhalt<br />
1 Dokumentation Workshop: Die Umweltdimension der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />
27<br />
2 Arbeitsbesprechung am 26.06.02 zum Forschungs- und Entwicklungs-<br />
vorhaben Nr. 901 11 105, „Umweltdimension der nationalen<br />
Nachhaltigkeitsstrategie“ 38<br />
2.1 Analyse der Endfassung der Nachhaltigkeitsstrategie 38<br />
2.2 Modellhafte Gestaltung des Dialog- und Konsultationsprozesses 39<br />
2.3 Konzeption des 2. Workshops im Rahmen des Forschungs- und<br />
Entwicklungsvorhabens „Umweltdimension der Nachhaltigkeitsstrategie“ zum<br />
Thema Kommunikation der Nachhaltigkeitsstrategie. Hintergrundpapier zum<br />
Bereich Lebensstile und Kommunikation (BUND) 45<br />
2.4 Konzeption des 2. Workshops im Rahmen des Forschungs- und<br />
Entwicklungsvorhabens „Umweltdimension der Nachhaltigkeitsstrategie“ zum<br />
Thema Kommunikation der Nachhaltigkeitsstrategie. 48<br />
3 Workshop „Kommunikation und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie“ 51<br />
3.1 Einleitung 51<br />
3.2 „Berlin – Johannesburg und zurück: Ergebnisse des Gipfels für nachhaltige<br />
Entwicklung und Schlussfolgerungen für die nationale Nachhaltigkeitsstrategie“ 51<br />
3.3 Persönliche Nachhaltigkeitsbilanz 51<br />
3.4 Bildung und Kommunikation für eine nachhaltige Entwicklung als Aufgabe der<br />
Nichtregierungsorganisationen – Stand, Defizite, Lösungsansätze 52<br />
3.5 Dialogforum 1: Nachhaltige Lebensstile 52<br />
3.6 Dialogforum 2: Flächenverbrauch 55<br />
3.7 Nationale Nachhaltigkeitsstrategie: Wie geht es weiter? Anforderungen an die<br />
Politik und die Rolle der gesellschaftlichen Akteure 60<br />
4 Programm des Workshops Kommunikation und Umsetzung der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie 60<br />
5 Persönliche Nachhaltigkeitsbilanz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer 61<br />
6 Was Siebenjährige können/erfahren haben sollten (eine Auswahl) 62<br />
7 „PISA – Stunde der Umweltbildung“ von Klaus Hübner (DNR/LBV) 63<br />
7.1 PISA-Steckbrief 63<br />
7.2 Ergebnisse in der Tat nicht berauschend 63<br />
7.3 Rolle der Umweltbildung 63<br />
7.4 Agenda für den Vorschulbereich nötig 64<br />
7.5 Naturnahes Schulgelände fördert naturwissenschaftliche Grundbildung 64<br />
7.6 Genaues Hinsehen notwendig 65<br />
8 Grundlagenpapier „Lebensstile als Zielgruppen in der Kommunikation für<br />
eine nachhaltige Entwicklung“ von Silke Kleinhückelkotten (ECOLOG) 66<br />
9 Sieben Thesen zur Kommunikation für eine nachhaltige Entwicklung 68<br />
10 Soziale Milieus nach Sinus (2002) 69<br />
25
11 Hintergrundpapier zum Thema „Nachhaltige Lebensstile“ 70<br />
11.1 Problemaufriss 70<br />
11.2 Thesen/Empfehlungen 72<br />
11.3 Forderungen an die Politik 73<br />
11.4 Umgang mit Unternehmen: Strategie zwischen Allianzen und öffentlichem Druck? 74<br />
12 Ergebnisse Dialogforum 1: Nachhaltige Lebensstile 75<br />
13 Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer Workshop „Kommunikation und<br />
Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie“ 77<br />
14 Fragebogenaktion zur Umweltdimension der nationalen Nachhaltig-<br />
keitsstrategie an alle Mitgliedsverbände und interessierten Verbände 81<br />
26
1 Dokumentation Workshop: Die Umweltdimension der nationalen<br />
Nachhaltigkeitsstrategie<br />
Positionen und Beiträge der Umweltverbände<br />
Perspektiven für den weiteren Prozess<br />
Dokumentation des Workshops<br />
vom 7. bis 8. März 2002<br />
Harnack-Haus, Berlin<br />
Hrsg.: Deutscher Naturschutzring<br />
Am Michaelshof 8-10<br />
53117 Bonn<br />
Text und Redaktion: Helga Inden-Heinrich<br />
Petra Brüggemann<br />
Druck: Druckerei Eberwein, Bonn<br />
Diese Broschüre wurde im Rahmen des F&E-Projektes „Umweltdimension<br />
der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“ durch<br />
das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
gefördert.<br />
Juli 2002<br />
27
Vorwort<br />
Nachhaltigkeit als gesellschaftliche Aufgabe<br />
Der Workshop „Die Umweltdimension der nationalen<br />
Nachhaltigkeitsstrategie“ wurde gemeinsam<br />
vom Bundesministerium für Umwelt,<br />
Naturschutz und Reaktorsicherheit und dem<br />
Deutschen Naturschutzring organisiert. Er fand<br />
im Rahmen des F&E-Vorhabens „Umweltdimension<br />
der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“<br />
statt, in dem die Umweltverbände DNR,<br />
BUND und NABU aufgefordert sind, den Dialogprozess<br />
zur Nachhaltigkeitsstrategie modellhaft<br />
zu gestalten und zu unterstützen.<br />
Die Umweltverbände haben in verschiedenen<br />
Fachgesprächen ihre Positionen zum Entwurf<br />
der Bundesregierung zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />
heraus gearbeitet. In zwei<br />
Fachgesprächen zu den 21 Zielen und Indikatoren<br />
der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />
und zur internationalen Dimension nachhaltiger<br />
Agrarpolitik hat der BUND inhaltliche Vorarbeiten<br />
für den Workshop geleistet. Der NABU<br />
hat in einem Fachgespräch zur Mobilität<br />
ebenfalls eine wichtige Grundlage für die weitere<br />
Diskussion im Workshop geschaffen. Die<br />
Ergebnisse der Fachgespräche dienten am<br />
ersten Tag des Workshops als Basis für die<br />
endgültige Meinungsfindung und für die<br />
Abstimmung innerhalb der Dialogforen zu den<br />
Handlungsfeldern „Klimaschutz und Energiepolitik“,<br />
„umweltverträgliche Mobilität“ und<br />
„umweltverträgliche Landwirtschaft“. Die Ergebnisse<br />
der Dialogforen sind inzwischen in<br />
die gemeinsame Stellungnahme der Umwelt-<br />
verbände eingeflossen und der Bundesregierung<br />
zugeleitet worden.<br />
Am zweiten Tag des Workshops sollte festgestellt<br />
werden, welche Beiträge die Umweltverbände<br />
zur Kommunikation von Nachhaltigkeit<br />
innerhalb ihrer Verbände und ihrer Klientel,<br />
aber vor allem in der Gesellschaft leisten können.<br />
Gerade die Ausgestaltung des weiteren Nachhaltigkeitsprozesses<br />
durch die Umweltverbände<br />
wird ein wichtiges Thema sein, das die<br />
Verbände noch lange beschäftigen wird. Der<br />
Workshop war dazu ein erster Schritt. Daher<br />
wird es im Rahmen des Dialogprozesses noch<br />
weitere Folgeveranstaltungen zur Verankerung<br />
des Nachhaltigkeitsgedankens in der Bevölkerung<br />
und zu den Möglichkeiten der Umsetzung<br />
in konkretes Handeln geben.<br />
Mein Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
des Bundesministeriums für Umwelt,<br />
Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie der<br />
iku-GmbH für die ergebnisorientierte Moderation.<br />
Nicht zuletzt hat das Improvisationstheater<br />
Emscherblut wesentlich dazu beigetragen,<br />
die Anliegen und Themenstellungen des<br />
Workshops auf originelle und humorvolle<br />
Weise zu transportieren.<br />
Hubert Weinzierl<br />
Präsident des Deutschen Naturschutzrings<br />
28
Ziele und Handlungsfelder der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />
Moderierte Talkrunde mit:<br />
Jürgen Trittin Bundesminister für Umwelt, Naturschutz, und Reaktorsicherheit<br />
Hubert Weinzierl Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR)<br />
Angelika Zahrnt Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland<br />
(BUND)<br />
Jochen Flasbarth Präsident des Naturschutzbundes (NABU)<br />
Michael Frein Evangelischer Entwicklungsdienst (EED), Verband entwicklungspolitischer<br />
deutscher Nicht-Regierungs-Organisationen (VENRO)<br />
Bundesumweltminister Jürgen Trittin stellte die<br />
mit den anderen Bundesministerien abgestimmte<br />
Nachhaltigkeitsstrategie vor und rief<br />
die Verbände und ihre Mitglieder zur aktiven<br />
Unterstützung auf.<br />
Hubert Weinzierl stellte fest, dass von der<br />
„Aufbruchsstimmung von Rio“ nicht viel geblieben<br />
sei. Hier müsse in Johannesburg wieder<br />
angesetzt werden. Nachhaltigkeit sei mit Globalisierungskritik<br />
zusammen zu bringen und<br />
eine Lebensstil- und Wertedebatte zu führen.<br />
Angelika Zahrnt kritisierte, dass bedeutende<br />
Klima-Einsparpotentiale, wie beim Bundesverkehrswegeplan<br />
oder den Steinkohlesubventionen,<br />
nicht ausreichend beachtet worden seien.<br />
Jochen Flasbarth meinte, mehr als das Fehlen<br />
des Wortes „Umwelt“ in dem Papier seien die<br />
mangelhaften quantitativen Ziele zu kritisieren.<br />
Es müsse zudem auch gesagt werden, dass<br />
es bei einer nachhaltigen Entwicklung Verlierer<br />
gäbe und welche Perspektiven man diesen<br />
bieten würde. Den Kernkonflikt mit sowohl<br />
ökologischer als auch sozialer Brisanz sehe er<br />
beim „Wachstumsdogma“.<br />
Michael Frein kritisierte die fehlende Abstimmung<br />
mit dem entwicklungspolitischen Aktionsprogramm<br />
2015 des Bundesministeriums<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />
(BMZ). Es fehlten friedenspolitische<br />
Gesichtspunkte ebenso wie ökonomische und<br />
kulturelle Menschenrechte.<br />
Die Verbändevertreter stellten übereinstimmend<br />
fest, dass in dem vorliegenden Entwurf<br />
das Thema Nord-Süd-Gerechtigkeit weitgehend<br />
fehle. Hier müsse unbedingt nachgebessert<br />
werden.<br />
In drei parallelen moderierten Dialogforen wurde die Gelegenheit zur Diskussion zwischen den Vertretern<br />
des Bundesumweltministeriums und der Umweltverbände zum Entwurf der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />
gegeben. Die Dialogforen orientierten sich an den Haupt-Handlungsfeldern des<br />
Entwurfs.<br />
Am Ende der Diskussion hatten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen Gelegenheit, die aus ihrer Sicht<br />
wichtigsten Forderungen an die Bundesregierung mit je fünf Punkten zu markieren.<br />
Dialogforum 1:<br />
„Klimaschutz und Energiepolitik“ –<br />
Handlungsschwerpunkte der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />
Kurzstatements: Franzjosef Schafhausen, Leiter der Arbeitsgruppe Z II 6 „Klimaschutzprogramm<br />
der Bundesregierung, Umwelt und Energie“, BMU und Hubert Weinzierl,<br />
DNR<br />
Der Entwurf der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />
betont die Gleichrangigkeit der drei<br />
energiepolitischen Ziele:<br />
• Wirtschaftlichkeit für Erzeuger und<br />
Verbraucher,<br />
• Sicherung von Umwelt, Klima und<br />
29
Ressourcen,<br />
• Sicherheit der Energieversorgung.<br />
Innerhalb dieses Rahmens wird am Energiemix<br />
festgehalten. Die Treibhausgase sollen<br />
weiter reduziert werden, indem Energiesparen<br />
gefördert wird, die Energie- und Rohstoffeffizienz<br />
gesteigert („Faktor 4“) und die erneu-<br />
Wesentliche Forderungen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen:<br />
erbaren Energien ausgebaut werden.<br />
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen äußerten<br />
ihre Zustimmung zu den energiepolitischen<br />
Ansätzen der Bundesregierung, insbesondere<br />
zu den deutlichen Signalen für eine Energiewende.<br />
• Reduktion der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent bis 2020 und um 80 Prozent bis 2050<br />
bezogen auf 1990;<br />
• Fortführung und Weiterentwicklung der Ökosteuer in eine ökologische Finanzreform (z.B. Erhebung<br />
einer Kerosinsteuer);<br />
• Abbau der Steinkohlesubventionen bis 2010;<br />
• stärkere Nutzung der Energieeinsparpotentiale im Gebäudebereich;<br />
• Fortführung der Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung und der erneuerbaren Energien;<br />
• Halbierung des Primärenergieverbrauchs bis 2050 in Deutschland;<br />
• Erhöhung des Anteils der Kraft-Wärme-Kopplung an der Stromerzeugung bis 2010 auf 30 Prozent.<br />
Dialogforum 2:<br />
„Umweltverträgliche Mobilität –<br />
Handlungsschwerpunkte der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“<br />
Kurzstatements: Reinhard Kaiser, Leiter der Unterabteilung Z II „Planung und Koordinierung,<br />
Umwelt und Energie“, BMU und Jochen Flasbarth, NABU<br />
Der strategische Lösungsansatz für eine<br />
nachhaltige Verkehrspolitik liegt in Effizienzsteigerungen,<br />
wodurch das Wirtschafts- und<br />
Verkehrswachstum mittel- bis langfristig entkoppelt<br />
werden soll. Die Transportintensität im<br />
Güterverkehr soll bis 2020 um 5 Prozent gegenüber<br />
1999 vermindert werden. Durch weitere<br />
erhebliche Investitionen in die Schienen-<br />
Wesentliche Forderungen der Teilnehmer/innen:<br />
• Vorrang für Verkehrsvermeidung;<br />
• Reduzierung der absoluten Verkehrsmengen;<br />
• umweltverträglicher Ausbau und Unterhaltung von Bundeswasserstraßen;<br />
• Maßnahmen zur Lärmminderung;<br />
infrastruktur soll die Güterverkehrsleistung auf<br />
der Schiene bis 2015 gegenüber 1997 verdoppelt<br />
werden.<br />
Die Einführung der LKW-Maut ist dabei ein<br />
wichtiges Instrument. Dieser erste Schritt zur<br />
Internalisierung der externen Kosten fand bei<br />
den Teilnehmern und Teilnehmerinnen große<br />
Zustimmung.<br />
30
• mehr als Verdopplung des Schienengüterverkehrs bis 2020;<br />
• Ablehnung des Metrorapid;<br />
• modal-split über alle Verkehrsträger (einschl. Fußgänger und Fahrradfahrer)<br />
Dialogforum 3:<br />
„Umweltverträgliche Landwirtschaft“ –<br />
Handlungsschwerpunkte der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“<br />
Kurzstatements: Kilian Delbrück, Leiter des Referats N II 5 „Umweltangelegenheiten der Land-<br />
und Forstwirtschaft“, BMU und Angelika Zahrnt, BUND<br />
Bei der nachhaltigen Agrarpolitik spielt der<br />
vorsorgende Verbraucherschutz eine wichtige<br />
Rolle. Die eingeleitete Agrarwende, die durch<br />
eine umweltverträglichere Produktion gekennzeichnet<br />
ist, soll fortgesetzt werden. Der Anteil<br />
des ökologischen Landbaus an der landwirtschaftlich<br />
genutzten Fläche soll auf 20 Prozent<br />
bis 2010 gesteigert werden. Gleichzeitig sollen<br />
die wirtschaftlichen Perspektiven für die nachhaltige<br />
Landwirtschaft verbessert und die ländlichen<br />
Räume auch außerhalb der Landwirt-<br />
Wesentliche Forderungen der Teilnehmer/innen:<br />
• Ablehnung der Gentechnik;<br />
• Abbau umweltschädlicher Subventionen;<br />
schaft (Handel, Handwerk, Dienstleistungen)<br />
stärker entwickelt werden. Hierzu sind Umschichtungen<br />
von Direktzahlungen im Marktbereich<br />
in Maßnahmen der ländlichen Entwicklung<br />
und zur Förderung der Umwelt vorgesehen.<br />
Die eingeleitete Agrarwende wurde von allen<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern uneingeschränkt<br />
begrüßt und sollte unbedingt fortgesetzt<br />
werden.<br />
• Aufnahme der nachhaltigen Forst- und Waldbewirtschaftung sowie der nachhaltigen Fischerei;<br />
• stärkere Unterstützung der Entwicklungsländer zur Erreichung höherer Sozial- und Umweltstandards;<br />
• Umlenkung von Forschungsmitteln in eine nachhaltige Agrarwirtschaft<br />
• stärkere Betonung des Erhalts ländlicher Verarbeitungsformen;<br />
• Aktionspläne zur gesunden Ernährung;<br />
• Thematisierung von Lebensstilfragen, wie z. B. überhöhter Fleischkonsum.<br />
Die Forderungen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Dialogforen sind in die Stellungnahme der<br />
Verbände zum Entwurf der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie eingeflossen. Die Stellungnahme, die<br />
Ergebnisse der Fachgespräche, die den Dialogforen zugrunde lagen, und die Nachhaltigkeitsstrategie,<br />
können angefordert werden (s. hierzu „Kontakte“ am Ende der Broschüre).<br />
Der erste Tag war von der bekannten und „klassischen“ Vorgehensweise mit Elementen wie Talkrunde<br />
und Dialogforen geprägt; ein angemessenes Verfahren, da die nationale Nachhaltigkeitsstrategie<br />
kommentiert und Änderungsvorschläge eingebracht werden sollten.<br />
Das Improvisationstheater „Emscherblut“ markierte nicht nur das Ende des ersten Workshop-Tages,<br />
31
sondern leitete auch zur open-space-Phase des zweiten Tages über.<br />
Der zweite Tag wurde ganz bewusst als offener Raum, als Experimentierfeld, gestaltet.<br />
Seit dem „Erdgipfel“ in Rio de Janeiro (1992)<br />
gehört „sustainable development“ und die –<br />
etwas sperrige - deutsche Übersetzung „nachhaltige<br />
Entwicklung“ zum Standardvokabular<br />
von Politiker/innen, Verwaltungsfachleuten,<br />
Führungskräften in der Wirtschaft und im Banken-<br />
und Versicherungsgewerbe sowie haupt-<br />
und ehrenamtlich Tätigen in den Umwelt- und<br />
Entwicklungsverbänden. Die überwiegende<br />
Mehrheit der Bevölkerung kennt den Begriff<br />
jedoch nicht. Daher ist es dringend erforderlich,<br />
ihn „mit Leben zu erfüllen“, lebbar zu machen<br />
und nachhaltig im Bewusstsein der<br />
Bevölkerung zu verankern. Dies ist umso<br />
wichtiger, da die Umsetzung von nachhaltigem<br />
Wirtschaften, Produzieren und Konsumieren<br />
keine alleinige Aufgabe der Politik ist, sondern<br />
insbesondere auch das individuelle Verhalten<br />
der Bürgerinnen und Bürger wesentlich zur<br />
Nachhaltigkeit beiträgt.<br />
Bei den open-space-Veranstaltungen standen<br />
daher im Vordergrund, WIE die Umweltbewegung<br />
Nachhaltigkeit bei ihren Mitgliedern und<br />
bei anderen gesellschaftlichen Gruppen, aber<br />
auch in der breiten Öffentlichkeit verankern<br />
können.<br />
• Welche Instrumente gibt es, die die Kommunikation über Nachhaltigkeit fördern und wie können<br />
wir diese Instrumente nutzen?<br />
• Wie können wir konkret zur Umsetzung von Nachhaltigkeit beitragen?<br />
• Wo liegen Hemmnisse, die die Umsetzung von Nachhaltigkeit erschweren oder behindern?<br />
• Wie können wir diese Hemmnisse aufbrechen?<br />
Dies waren die zentralen Fragen an die Umweltverbände, auf die mit Hilfe von konventionellen, aber<br />
auch mit nicht-alltäglichen Moderationsformen Lösungen gefunden werden sollten.<br />
Die Ergebnisse sind nachfolgend dargestellt; die eingestreuten Fotos mit den Untertiteln verdeutlichen<br />
die Moderationsmethoden.<br />
Verstärkte Umweltkommunikation als eigenständiges Gestaltungsfeld einer Verbändepolitik für nachhaltige<br />
Entwicklung<br />
Es gibt mittlerweile viele gute Beispiele für die<br />
Bildungsarbeit der Verbände; es werden jedoch<br />
nur die Menschen erreicht, die von sich<br />
aus Interesse für das jeweilige Thema haben.<br />
„Nachhaltigkeit“ als eigenes Thema ist sehr<br />
komplex und erfordert vernetztes Denken. Es<br />
wird daher häufig nicht explizit angesprochen,<br />
vielmehr wird Nachhaltigkeit auf Teilbereiche<br />
reduziert, wie z.B. Naturschutz, Klima, Verkehr,<br />
Landwirtschaft oder Handel, aber nicht –<br />
wie geboten – themenübergreifend.<br />
Es müssen also Mittel und Wege gefunden<br />
werden, um den Menschen<br />
• die Idee der Nachhaltigkeit nahe zu bringen<br />
und<br />
• das individuelle Verhalten in allen Lebensbereichen<br />
nachhaltig zu gestalten.<br />
Die „reine Lehre“ über Nachhaltigkeit in Form<br />
von Vorträgen und Seminaren reicht dazu<br />
nicht aus. Nachhaltigkeit muss (be)greifbar,<br />
erfahrbar und lebbar werden und vor allem,<br />
nachhaltiges Handeln muss positiv besetzt und<br />
belohnt werden, es muss Vorteile bringen. Der<br />
Bezug zwischen dem abstrakten Begriff<br />
„Nachhaltigkeit“ und der persönlichen Betroffenheit<br />
muss hergestellt werden.<br />
Dies funktioniert – nach übereinstimmender<br />
Meinung der Teilnehmer/innen - nur durch das<br />
Herunterbrechen der Inhalte von Nachhaltigkeit<br />
auf die lokale Ebene. Kommunale Planungen,<br />
aber auch alltägliche Ereignisse können<br />
genutzt werden, um Nachhaltigkeit zu kommunizieren,<br />
vorzuzeigen und nachzuahmen.<br />
Strategische Allianzen schaffen: gleiches Ziel,<br />
verschiedene Wege, verschiedene Akteure<br />
Es gibt bereits verschiedene Kooperationen, z.<br />
32
B. national zwischen Wirtschaftsunternehmen<br />
und Umweltverbänden sowie mit Kirchen,<br />
Sportverbänden, Öko-Agrarverbänden sowie<br />
mit den Ministerien auf Bundes- und Landesebene.<br />
Dies sind Kooperationen mit gesellschaftlichen<br />
Gruppen und Institutionen, die<br />
ökologischen und/oder sozialen Inhalten nahe<br />
und einer Zusammenarbeit mit Umweltverbänden<br />
positiv gegenüber stehen. Diese gilt es<br />
zu stärken und auszubauen.<br />
Die Diskussion zeigte deutlich, dass die<br />
Strukturen in den Verbänden nicht ausreichen,<br />
um die steigenden Informationsansprüche der<br />
Basis über komplexe internationale ökonomische<br />
Zusammenhänge (WTO/Globalisierung)<br />
erfüllen zu können. In der Umweltbewegung<br />
muss daher die Diskussion nicht nur über Natur-<br />
und Umweltschutz, sondern verstärkt auch<br />
über soziale und ökonomische Aspekte geführt<br />
werden. In diesem Zusammenhang wurde<br />
darauf hingewiesen, dass es nicht zielführend<br />
ist, Allianzen nur dann aufzubauen, „wenn man<br />
sie braucht“. Vielmehr sollten Kampagnen, die<br />
von anderen gesellschaftlichen Gruppen initiiert<br />
werden, von den Umweltverbänden unterstützt<br />
werden – auch wenn sie nicht direkt mit<br />
„Umwelt“ zu tun haben, aber ein wichtiges gemeinsames<br />
gesellschaftspolitisches Anliegen<br />
transportieren. Beispielsweise hat der DNR die<br />
Kampagne der Kirchen „gegen rechts“ mit<br />
unterstützt. Das wichtige Signal bei einer solchen<br />
Vorgehensweise ist: Die Umweltverbände<br />
öffnen sich gegenüber anderen Themen<br />
und das Anliegen wird durch den größeren<br />
Unterstützerkreis besser wahrgenommen und<br />
gestärkt. Umgekehrt sollten natürlich auch<br />
andere Nicht-Regierungsorganisationen Umweltbelange<br />
mit unterstützen.<br />
Es wurde deutlich, dass es auch kaum „Kooperationen für Nachhaltigkeit“ mit kommunalen Entscheidungsträgern<br />
gibt. Hier liegt ein großes Defizit. Die Entscheidungen, die auf der lokalen Ebene getroffen<br />
werden, sind oft immer noch nicht nachhaltig und werden aber trotzdem von der Bevölkerung<br />
unterstützt, da ein „Nachhaltigkeitsbewusstsein“ weitgehend fehlt. Die lokalen Agenda-Gruppen sind<br />
alleine nicht einflussreich genug, um sich gegen nicht-nachhaltige kommunale Planungen zur Wehr zu<br />
setzen; Konkurrenz innerhalb der Agenda-Gruppen ist hier fehl am Platz.<br />
Neue Wege gehen<br />
Die lokalen Agenda-Gruppen, deren Mitglieder<br />
häufig identisch sind mit Mitgliedern von Umweltverbänden<br />
und anderen Nicht-Regierungsorganisationen,<br />
müssen in jeder Hinsicht<br />
(finanziell, personell, strukturell) gestärkt werden.<br />
Lokale Agenda-Gruppen oder Umweltverbände<br />
könnten neue (außergewöhnliche)<br />
Allianzen im Rahmen von privat-public-partnership-Modellen<br />
bilden. Beispielsweise<br />
könnte man sich eine Kooperation mit einer<br />
Fast-Food-Kette vorstellen; mit dem Ziel, regional<br />
produzierte Ökoprodukte anzubieten.<br />
Besucher und Besucherinnen des fast-food-<br />
Restaurants könnten über kurze Informationen<br />
zum Ökolandbau Zugang zum nachhaltigen<br />
Produzieren bekommen. Nicht zu unterschätzen<br />
ist die Tatsache, dass eine Klientel erreicht<br />
wird, die über herkömmliche Bildungsmaßnahmen<br />
nicht gewonnen werden kann.<br />
Bewusstseinbildung/ Unterstützung<br />
des einzelnen bei der Lebensstilumstellung<br />
Auch für das Thema Nachhaltigkeit gilt: der<br />
Eine weitere Möglichkeit, Nachhaltigkeit zu<br />
kommunizieren, wäre, Beratungsleistungen<br />
unter dem Gesichtspunkt Nachhaltigkeit anzubieten,<br />
im Verkehrsbereich z. B. beim car-sharing<br />
oder im Bildungsbereich bei der Erarbeitung<br />
der Curricula.<br />
Flankiert und unterstützt werden sollten die<br />
lokalen Agenda-Gruppen bzw. die Bürger und<br />
Bürgerinnen einer Gemeinde durch „kommunale<br />
Nachhaltigkeitsberater“. Vorhandene<br />
Ausbildungsprogramme, etwa zum Abfallberater/Abfallberaterin,<br />
könnten umgestellt und<br />
erweitert werden. Hier könnten auch die bestehenden<br />
Umweltbildungseinrichtungen und –<br />
potentiale im informellen Bildungsbereich genutzt<br />
werden.<br />
Es müssen auch verstärkt neue kreative Kooperationen,<br />
z. B. mit großen Handelsketten<br />
aufgebaut werden. Es muss hier noch eine<br />
geeignete Plattform gefunden werden, mit der<br />
Umweltverbände für ökonomische Fragestellungen<br />
zu gewinnen wären.<br />
Weg vom Wissen zur Bewusstseinsbildung<br />
und schließlich zum nachhaltigen Handeln ist<br />
nicht zwangsläufig - leider auch nicht immer<br />
bei Mitgliedern von Umweltverbänden.<br />
Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen des<br />
Workshops waren sich darin einig, dass nur<br />
33
mit positiver Verstärkung, dem Belohnen von<br />
nachhaltigem Handeln die Mehrheit der Gesellschaft<br />
erreicht und überzeugt werden kann.<br />
Die Umweltverbände sollten daher stärker als<br />
bisher eine Wertediskussion – aber ohne „erhobenen<br />
Zeigefinger“ – beginnen. Der alte<br />
Ausblick<br />
In der open-space-Phase des Work-shops hat<br />
sich deutlich herausgestellt, dass sowohl die<br />
interne Kommunikation in den Verbänden als<br />
auch die Kommunikation nach außen verbessert<br />
werden muss, um Nachhaltigkeit effektiver<br />
zu transportieren.<br />
Die spannende Frage und Arbeitsaufgabe für<br />
die nächste Zeit wird daher sein, WIE dies am<br />
besten umzusetzen wäre. Vor allem für die<br />
Kommunikation nach außen fehlen noch konkrete<br />
Beispiele und eine Strategie zur Umsetzung.<br />
Dies könnte ein möglicher Ansatzpunkt<br />
für den im Rahmen des F&E-Vorhabens „Umweltdimension<br />
der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“<br />
geplanten zweiten Workshop Ende<br />
2002 sein. Über die in der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />
festgelegten Politikziele, z. B.<br />
zu den Themen Flächenverbrauch und Artenschutz,<br />
lässt sich ein Bezug zur lokalen Handlungsebene<br />
herstellen und die Bürgerinnen<br />
und Bürger können zur Mitarbeit animiert werden.<br />
Mit der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />
ist der Startschuss gegeben worden, der<br />
Nachhaltigkeit endlich ein Gesicht zu geben.<br />
Slogan „gut leben, statt viel haben“ oder „global<br />
denken – lokal handeln“ muss mit neuen<br />
Beispielen unterlegt werden. Der Nutzen und<br />
Wert – für alle Bereiche der Nachhaltigkeit,<br />
national wie international, - muss sichtbar werden.<br />
34
Teilnehmer/innen:<br />
Name Organisation<br />
Aghte, Heike Umweltbüro Neubeuren / VCD<br />
Bachmann, Günther Rat für Nachhaltige Entwicklung<br />
Backhaus, Renate BUND-Bundesvorstand<br />
Baldauf, Josef NABU<br />
Bauer, Matthias DNR Berlin<br />
Baumann, Frank Büro Blau<br />
Berns, Cornelia BMVEL<br />
Brandstätter, Johannes Brot für die Welt<br />
Brendle, Uwe BfN<br />
Brüggemann, Petra DNR Berlin<br />
Brümmer, Kerstin NAJU<br />
Bückmann, Tomas GRÜNE LIGA<br />
Busemeyer, Marius BMU<br />
Buss, Roman<br />
Delbrück, Dr. Kilian BMU<br />
Dihlmann, Margita bfub e. V.<br />
Flasbarth, Jochen NABU / DNR Präsidium<br />
Flege, Dirk Allianz pro Schiene e. V.<br />
Frein, Michael EED, VENRO<br />
Fukumoto, Masao<br />
Gallas, Dr. Andres BMU<br />
Goedeke, Ingelore BMU<br />
Göthe, Susanne Neues Deutschland<br />
Grahl, Andrea Rhombos Verlag<br />
Große, Wolfgang ADFC<br />
Günkel, Matthias<br />
Haenlein, Dr. Leo Bundesverband für Umweltberatung<br />
Herding, Wiebke BUND-Jugend<br />
Hinricher, Dr. Martina BMVBW<br />
Hübner, Klaus DNR Präsidium<br />
Inden-Heinrich, Helga DNR Bonn<br />
Iversen, Sven Agenda-Agentur, Bonn<br />
Jaksche, Jutta Rat für Nachhaltige Entwicklung<br />
Jörgens, Helge Rat von Sachverständigen für Umweltfragen<br />
Jung, Dirk BMU<br />
Jungbauer, Walter BUND<br />
Kaiser, Reinhard BMU<br />
Kaminski, B. Wissenschaftszentrum Berlin<br />
Karmanski, Andreas FU Berlin<br />
Kohlová, Markéta BMU<br />
Koll, Claudia Rat für Nachhaltige Entwicklung<br />
Krug, Stefan Greenpeace, Politische Vertretung Berlin<br />
Krüger, Christine Deutsches Institut für Urbanistik<br />
Kuehr, Rüdiger United Nations University<br />
35
Kuhlwein, Eckart Natur Freunde Deutschlands<br />
Kuhn, Rainer<br />
Kunze, Brigitte VCD<br />
Lauermann, Gabrielle Öko-Institut<br />
Lenke, Susanne Rhombos Verlag<br />
Löwe, Christian Umweltbundesamt<br />
Lottsiepen, Gerhard VCD<br />
Luy, Julius Georg Auswärtiges Amt<br />
Marsch, Solvey BUND<br />
Maier, Jürgen Forum Umwelt & Entwicklung<br />
Meyer, Andrea BMU<br />
Miller, Leif DNR Präsidium<br />
Müller-Plantenberg, Clarita<br />
Nietfeld, Dr. Annette Arbeitsgemeinschaft für Umweltfragen<br />
Niewiedzial, Katarina<br />
Nill, Jan VÖW<br />
Obschernikat, Guido Rat für Nachhaltige Entwicklung<br />
Paulsch, Dr. Axel Institut für Biodiversität - Netzwerk e. V.<br />
Preuss, Thomas Deutsches Institut für Urbanistik<br />
Prügel, Manfred NABU Hamburg<br />
Röscheisen, Helmut DNR Bonn<br />
Runge, Tania<br />
Schack, Korinna BMU<br />
Schäfer, Tobias WWF<br />
Schafhausen, Franzjosef BMU<br />
Schlüter, Klaus Grüne Liga<br />
Schneider, Werner DGB<br />
Scholz, Dieter Arbeitsgemeinschaft Deutscher. Waldbesitzer<br />
Seiche, Matthias BUND<br />
Semmelvoott, Anja Arbeitsgemeinschaft für Umweltfragen<br />
Staats, Jens-Uwe BMVBW<br />
Statz, Dr. Albert BMU<br />
Steffenhagen, Britta DNR Berlin<br />
Stuber, Martin DGB<br />
Stubner, Heiko<br />
Timm, Dr. Gerhard BUND, Geschäftsführer<br />
Tomerius, Stephan Deutsches Institut für Urbanistik<br />
Trittin, Jürgen BMU<br />
Unselt, Christian NABU<br />
Vaupel, Katja BUND<br />
Vogelsang, Lars Agenda-Agentur-Berlin<br />
Voß, Katharina BMU<br />
Walter, Bernhard EED<br />
Wazlawik, Dr. Klaus BMU<br />
Weinzierl, Hubert DNR Präsidium<br />
Weise, Ulrike BMU<br />
Wenzl, Christine BUND<br />
Wessel, Elisabeth BMU<br />
36
Wiegante, Dr. Friedrich<br />
Wotke, Albert<br />
Wolz, Dr. Birgit BMU<br />
Wurzel, Angelika Deutscher Rat für Landschaftspflege, BBN<br />
Zagelow, Alexander BMU<br />
Zahrnt Dr., Angelika BUND<br />
Ziegler, Hansvolker B<strong>MB</strong>F<br />
Zieschank, Roland Forschungsstelle für Umweltpolitik, FU Berlin<br />
37
2 Arbeitsbesprechung am 26.06.02 zum Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />
Nr. 901 11 105, „Umweltdimension der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“<br />
2.1 Analyse der Endfassung der Nachhaltigkeitsstrategie<br />
Die Umweltverbände DNR, BUND und NABU begrüßen, dass die Endfassung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />
gegenüber dem Entwurf an umweltpolitischem Profil gewonnen hat. Die internationalen und entwicklungspolitischen<br />
Aspekte finden eine stärkere Berücksichtigung und die Bedeutung der Bildung für eine<br />
nachhaltige Entwicklung wurde stärker herausgestellt.<br />
Eine klare Verbesserung gegenüber dem Entwurf ist das formulierte Ziel in der Endfassung, den Anteil der<br />
erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch auf 50% bis 2050 zu erhöhen. Diese Zielmarke war ein<br />
wichtiges Anliegen der Umweltverbände und wird als Signal für die Energiewende von den Umweltverbände<br />
unterstützt.<br />
Das ambitionierte Ziel der Bundesregierung, die Flächeninanspruchnahme von zur Zeit 130 Hektar pro Tag<br />
auf 30 Hektar pro Tag bis 2020 zu verringern, wird ebenso begrüßt wie die eingeleitete Agrarwende mit dem<br />
Ziel, den Anteil des ökologischen Anbaus an der landwirtschaftlich genutzten Flächen bis 2010 auf 20 Prozent<br />
zu steigern .<br />
Insgesamt gibt die Strategie allerdings in weiten Teilen nur die Politik der Bundesregierung der 14. Legislaturperiode<br />
wieder. Ein großer Teil der formulierten Ziele ist ohnehin schon Bestandteil bundesdeutscher Politik<br />
bzw. gibt die Vorgaben europäischer Richtlinien sowie internationaler Übereinkommen wieder.<br />
Die Analyse der Probleme und der langfristigen negativen Folgen z. B. des Klimawandels und des zunehmenden<br />
Straßenverkehrs werden umfassend und größtenteils richtig dargestellt; die politischen Schlussfolgerungen<br />
im Sinne einer nachhaltigen Politik werden oft nicht oder nur ansatzweise (LKW-Maut) vollzogen.<br />
Langfristige Perspektiven, Visionen und strategische Ansätze, die eine „Trendumkehrpolitik“ einleiten könnten,<br />
tauchen nur vereinzelt in der Strategie auf.<br />
Dies betrifft insbesondere:<br />
� Das Fehlen der Klimaschutzziele (Reduktion der CO2-Emissionen um 40% bis 2020 und um 80% bis<br />
2050);<br />
� Das Fehlen des international vereinbarten Ziels, bis 2007 0,7 % des Bruttosozialproduktes für<br />
Entwicklungszusammenarbeit aufzubringen;<br />
� Die Stärkung des Ansatzes zur Verkehrsvermeidung.<br />
Im Zuge des Revisionsprozesses der Nachhaltigkeitsstrategie sollte die Bundesregierung ihre Politik stärker<br />
auf den Vorsorgeaspekt ausrichten. Das international hohe Ansehen der Bundesregierung bei der Klimapolitik<br />
droht verloren zu gehen, wenn keine ambitionierten Klimaschutzziele verfolgt werden. Die Bundesregierung<br />
muss hier offensiver vorgehen; die Vorreiterrolle muss sichtbar werden durch das Verlassen der anachronistischen<br />
Kohlebestandsschutzpolitik, die Fortführung der Ökosteuer und ihre Weiterentwicklung in eine<br />
ökologische Finanzreform und die aktive Unterstützung des Emissionshandels.<br />
Weiterhin kann die in der Strategie - zu Recht - geforderte Bürgerbeteiligung an einer Nachhaltigkeitspolitik<br />
nur dann effektiv sein, wenn den Bürger/innen auch die gesetzlichen Möglichkeiten zu einem nachhaltigen<br />
Handeln gegeben werden. Deshalb sollten die Rechte der Bürger/innen durch ein umfassendes Verbraucherinformationsgesetz<br />
und Umwelthaftungsgesetz gestärkt werden.<br />
Nach Ansicht der Umweltverbände sollten bei der Fortentwicklung der Strategie auch neue Themen wie die<br />
Fischerei- und Abfallpolitik als Handlungsfelder aufgenommen werden.<br />
38
2.2 Modellhafte Gestaltung des Dialog- und Konsultationsprozesses<br />
I. Mögliche Ziele und Zielgruppen des Dialog- und Konsultationsprozesses zur Nachhaltigkeitsstrategie<br />
(Matthias Seiche)<br />
In diesem Diskussionspapier wird erörtert, mit welchen Maßnahmen der Dialog und die Konsultationen zur<br />
Nachhaltigkeitsstrategie im Bereich der umweltpolitisch engagierten gesellschaftlichen Gruppen verbessert<br />
werden können.<br />
Die Beschreibung der Zielgruppe der „umweltpolitisch engagierten gesellschaftlichen Gruppen“ macht deutlich,<br />
dass es hier nicht um Kommunikation in die allgemeine Öffentlichkeit hinein geht. Aber auch innerhalb<br />
der umweltpolitischen Gruppen muss stark nach den unterschiedlichen Interessen und Vorkenntnissen der<br />
Akteure differenziert werden. Die folgende Differenzierung der Zielgruppen dient dem Zweck, zielgruppenspezifische<br />
Dialog- und Konsultationsformen zu entwickeln:<br />
1. nicht-aktive Mitglieder der Umweltverbände<br />
a. ohne Kenntnisse zu nachhaltiger Entwicklung<br />
b. mit ablehnender Haltung ggü. nachhaltiger Entwicklung<br />
c. mit zustimmender Haltung ggü. nachhaltiger Entwicklung<br />
2. Mitglieder, die auf lokaler, regionaler und Länderebene aktiv sind<br />
a. mit indifferenter Haltung ggü. nachhaltiger Entwicklung und fachspezifischem Engagement (z.B.<br />
Naturschutzprojekte)<br />
b. engagiert im Bereich nachhaltiger Entwicklung (z.B. lokale Agenda 21, Bildungsarbeit)<br />
c. mit ablehnender Haltung ggü. nachhaltiger Entwicklung (z.B. weil reine Protestaktionen als<br />
aussichtsreicher zur Durchsetzung von Umweltbelangen angesehen werden.)<br />
3. Mitglieder, Funktionsträger/innen und Hauptamtliche, die auf Bundesebene aktiv sind<br />
a. mit vorwiegend fachspezifischem Engagement (z.B. Energiepolitik)<br />
b. engagiert im Bereich nachhaltiger Entwicklung (z.B. Nachhaltigkeitsstrategie, WSSD Vor- und<br />
Nachbereitung, Zukunftsfähiges Deutschland, Querschnittsthemen)<br />
c. mit ablehnender Haltung ggü. nachhaltiger Entwicklung (z.B. weil reine Protestaktionen als<br />
aussichtsreicher zur Durchsetzung von Umweltbelangen angesehen werden.)<br />
Zur weiteren Annäherung an die Fragestellung können folgende mögliche Zielsetzungen des Dialogs<br />
und der Konsultation unterschieden werden:<br />
1. Einflussnahme der Umweltverbände auf die Weiterentwicklung der NHS (Umsetzung und Revisionsprozess)<br />
2. Dialog zwischen Umweltverbänden, Öffentlichkeit und Bundesregierung über die Grundverständnisse zu<br />
nachhaltiger Entwicklung<br />
3. Vertiefung der Kenntnisse über nachhaltige Entwicklung und die Nachhaltigkeitsstrategie bei den o.a.<br />
Zielgruppen<br />
4. Erhöhung der Akzeptanz/des Zustimmungsgrades zur Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung bei<br />
den o.a. Zielgruppen<br />
Dabei ist 1. ein mögliches Ergebnis von Konsultationen, 2. ist wechselseitiger Dialog und 3. und 4. sind eher<br />
Formen von Einbahnstraßenkommunikation. Die Übergänge sind fließend.<br />
Welche Ziele des Dialogs und der Konsultation sind aus Sicht der Umweltverbände prioritär und<br />
welche Kommunikationsmethoden sind für die o.a. Zielgruppen geeignet?<br />
Während aus Sicht der Bundesregierung möglicherweise die Ziele 3. Vertiefung der Kenntnisse und 4. Erhöhung<br />
der Akzeptanz vorrangig sind, sind es aus der Sicht der Umweltverbände vor allem die Ziele 1. Einflussnahme<br />
der Umweltverbände und 2. Dialog zwischen Umweltverbänden, Öffentlichkeit und Bundesre-<br />
39
gierung. Aber auch die Ziele 3. und 4. werden von den Umweltverbänden teilweise angestrebt, denn die<br />
Umweltverbände haben selbst Leitbilder für nachhaltige Entwicklung entworfen und haben ein Interesse,<br />
dass diese Leitbilder an ihrer Basis und bei ihren Aktiven auf breite Unterstützung stoßen. Außerdem enthält<br />
die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung einige Elemente, die von den Umweltverbänden unterstützt<br />
werden und zu deren Umsetzung auf lokaler, regionaler und Bundesebene erhöhte Kenntnisse und Akzeptanz<br />
bei den Aktiven der Umweltverbände wichtig sind.<br />
II. Vorschläge zur Gestaltung des Dialogs und der Konsultation:<br />
Bei den folgenden konkreten Vorschlägen zur Gestaltung des Dialogs und der Konsultation wird auf die vorangegangenen<br />
systematischen Vorüberlegungen bezug genommen. Es handelt sich dabei aber eher um<br />
Thesen zur Diskussion als ein vollständig ausgefülltes Raster für alle Ziele und Zielgruppen.<br />
Zu 1. Einflussnahme der Umweltverbände auf die Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie<br />
Die ernsthafte Beteiligung an Konsultationen zur Erstellung und Weiterentwicklung der NHS erfordert relativ<br />
umfangreiche Fachkenntnisse in den betroffenen Politikbereichen und über den Prozess der Nachhaltigkeitsstrategie.<br />
Dennoch gibt es in den Umweltverbänden eine Reihe von Expert/innen, die sich in entsprechende<br />
Konsultationen mit fundierten Vorschlägen einbringen können. Diese sind allerdings nicht von vornherein<br />
aufgrund ihrer Funktion auszumachen (Funktionen wie „Arbeitskreissprecher/in Nachhaltigkeit“ oder „Fachreferent/in<br />
Nachhaltigkeit“ sind in den Verbänden selten bis gar nicht vorhanden). Meistens ist es persönlicher<br />
Einsatz für das Leitbild nachhaltiger Entwicklung gepaart mit Kenntnissen in einem oder mehreren Politikbereichen,<br />
die zur Beteiligung an Konsultationen motivieren und befähigen.<br />
Um diese Personen zu erreichen und zu motivieren, sind folgende Maßnahmen erfolgversprechend:<br />
� Nutzung verbandsinterner Mitteilungen (Abstufung am Beispiel BUND: E-Mail Verteiler Bundesvorstand,<br />
Landesvorstände, Landesgeschäftsstellen, Arbeitskreissprecher/innen, Fachreferent/innen; Aussendungen<br />
auf Papier an diese Verteiler; BUNDschau = Zeitschrift an Aktive auf allen Ebenen mit 3800 Auflage;<br />
BUNDmagazin = Mitgliederzeitschrift mit 240.000 Auflage)<br />
� Herstellen und Pflege persönlicher Kontakte zu engagierten Teilnehmer/innen der Nachhaltigkeitsdebatte<br />
(individuelle Ansprache per Telefon und E-Mail)<br />
� Gelegenheiten zur gemeinsamen Bildung und Artikulation der Positionen der Umweltverbände schaffen<br />
(z.B. Fachgespräche, Workshops)<br />
Dabei sind Formen persönlicher Kommunikation deutlich überlegen gegenüber Formen der klassischen Öffentlichkeitsarbeit<br />
oder Massenkommunikation. Die Expert/innen wollen mit ihrem Fachwissen ernst genommen<br />
werden und nicht das Gefühl haben, lediglich Adressat einer Einbahnstraßenkommunikation zu sein.<br />
Empfehlungen:<br />
1. Die Bereitstellung personeller Ressourcen zur Vernetzung des Meinungsbildungsprozesses innerhalb der<br />
Umweltverbände zur Nachhaltigkeitsstrategie ist auch in Zukunft der erfolgversprechendste Weg, breite<br />
und fundierte Beteiligung an den Konsultationen zu sichern. Wegen der diffusen Streuung der ansprechbaren<br />
Expert/innen in den Verbänden ist dies eine sehr zeitintensive Aufgabe. Die regelmäßige Nutzung<br />
der verbandsinternen Publikationen (siehe oben) ist notwendig, um der Nachhaltigkeitsstrategie die<br />
notwendige Aufmerksamkeit zu verschaffen, erübrigt aber nicht den persönlichen Kontakt.<br />
2. Bei den Meinungsbildungsprozessen innerhalb der Umweltverbände ist auch der Dialog mit<br />
Wissenschaftler/innen zu intensivieren. Für die meisten Detailfragen zu Details der Positionsbildung liegen<br />
verwertbare wissenschaftliche Ergebnisse vor, die mit Hilfe der o.a. Netzwerkbildung von der Wissenschaft<br />
zu den Umweltverbänden transferiert werden können.<br />
3. Das Experiment des Dialogforums im Internet aus der zweiten Dialogphase zur Erstellung der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie sollte während des Revisionsprozesses 2003/2004 wiederholt werden, allerdings<br />
40
unter Einbeziehung folgender Überlegungen: Wenn das Forum tatsächlich der Konsultation und nicht lediglich<br />
der Akzeptanzsteigerung dient, dann muss es über einen längeren Zeitraum eingerichtet werden<br />
(mind. 6 Monate). Um die Diskussion zu strukturieren, könnten phasenweise Schwerpunktthemen zur<br />
Diskussion gestellt werden. Die Ernsthaftigkeit der Konsultation könnte dadurch unterstrichen werden,<br />
dass die Bundesregierung selbst offene Fragen formuliert, zu denen die Meinungsbildung zwischen den<br />
Ressorts noch nicht abgeschlossen ist. Die Positionen und Argumente unterschiedlicher Stakeholder<br />
wären dann systematisch aufbereitet im Internet zu finden (Anhörung im Netz). Notwendig wäre eine<br />
formelle Einladung an die Verbände, sich offiziell an dieser Form des Dialogs zu beteiligen. Der Vorteil<br />
eines solchen Verfahrens wäre, dass sich nicht nur die offiziell beauftragten Verbandsfunktionäre mit den<br />
Fragen befassen würden, sondern auch die o.a. Expert/innen aus unterschiedlichen Fachgebieten und<br />
Ebenen der Verbände. Allerdings muss realistischerweise eingeschränkt werden, dass diese Form öffentlich<br />
transparenten und demokratischen Lobbyings bei manchen Anspruchsgruppen wenig Akzeptanz finden<br />
wird. Es ist zu befürchten, dass gerade die Interessengruppen aus der Wirtschaft, die sich mehr<br />
Durchsetzungschancen bei einem Lobbying hinter verschlossenen Türen erhoffen, nur begrenzt auf ein<br />
solches Verfahren einlassen würden.<br />
4. Entscheidend für die Intensität mit der sich die Umweltverbände an der Konsultation zur Nachhaltigkeitsstrategie<br />
beteiligen ist aber die Einschätzung, inwieweit die Erstellung bzw. Revision der Nachhaltigkeitsstrategie<br />
mit weiterführenden politischen Entscheidungen verbunden ist, oder ob lediglich bereits getätigte<br />
Beschlüsse zusammengefasst werden. Zwar hat auch eine bloße Zusammenfassung beschlossener<br />
Maßnahmen ihren Sinn (kommunikative Wirkung, Erhöhung der Kohärenz und Verbindlichkeit), aber eine<br />
noch intensivere Beteiligung seitens der Stakeholder ist nur zu erwarten, wenn es um mehr geht. Das<br />
könnte zum Beispiel dadurch signalisiert werden, dass die Bundesregierung pointierte offene Fragen<br />
formuliert, die sie im Laufe des Konsultationsverfahrens beantworten will (z.B. „Welches Klimaschutzziel<br />
soll sich Deutschland setzen?“, „Welche Subventionen sollen wie abgebaut/umgebaut werden?“, „Welche<br />
Tierhaltungsformen sollen zukünftig noch zulässig sein?“). Die Formulierung einer begrenzten Anzahl<br />
hinreichend konkreter Fragen könnte gleichermaßen die politische Relevanz und die öffentliche Aufmerksamkeit<br />
für die Nachhaltigkeitsstrategie erhöhen.<br />
Zu 2. Dialog zwischen Umweltverbänden, Öffentlichkeit und Bundesregierung über die Grundverständnisse<br />
zu nachhaltiger Entwicklung<br />
Die Grundverständnisse zu nachhaltiger Entwicklung von Umweltverbänden und Bundesregierung unterscheiden<br />
sich in einigen wesentlichen Punkten (z.B. Bedeutung von Lebensstilfragen, Rolle des begrenzten<br />
Umweltraumes als Leitplanke für wirtschaftliches Handeln) haben aber auch große übereinstimmende Bereiche<br />
(z.B. Lebensqualität und Generationengerechtigkeit im Zentrum des Nachhaltigkeitsverständnisses, hohe<br />
Bedeutung der Effizienzsteigerung).<br />
Ergänzend zu den Konsultationen über die konkreten Ziele und Maßnahmen in der Nachhaltigkeitsstrategie<br />
wird zwischen der Bundesregierung und den Umweltverbänden auch der Dialog über die Grundverständnisse<br />
zu nachhaltiger Entwicklung geführt (z.B. über die Frage, inwieweit in die Strategie auch absolute Ziele zur<br />
Verringerung des Ressourcenverbrauchs aufgenommen werden sollten, welchen Stellenwert die Entwicklungsaspekte<br />
erhalten, wie ein Kapitel zu Ethik nachhaltiger Entwicklung formuliert sein könnte).<br />
Viel mehr noch als die Konsultationen zu den fachspezifischen Zielen und Maßnahmen bedarf diese grundsätzliche<br />
Verständigung der Vermittlung durch eine breitere Öffentlichkeit. Die Umweltverbände wollen ihr<br />
Verständnis von Nachhaltigkeit/Zukunftsfähigkeit weiter in die Bevölkerung tragen. Die Bundesregierung<br />
kann sich nur begrenzt von den Einstellungen und Werthaltungen der Bevölkerung entfernen. Das Grundverständnis<br />
in der Nachhaltigkeitsstrategie wird daher immer ein Kompromiss zwischen den Einstellungen in der<br />
Bevölkerung, den Positionen der Interessenverbände und den Werthaltungen der die Bundesregierung tragenden<br />
Parteien sein.<br />
Empfehlung für das Forschungsvorhaben:<br />
Die Frage, inwieweit Lebensstile, die den Anforderungen der Nachhaltigkeit gerecht werden, realisiert und<br />
41
von der Politik befördert werden können, ist aus Sicht der Umweltverbände entscheidend dafür, dass die<br />
Nachhaltigkeitsdebatte auf Dauer mehr bringt, als ein begriffliches Dach für ohnehin laufende politische Prozesse<br />
zu bieten. Der im Herbst 2002 geplante Workshop von BMU, DNR/BUND/NABU mit dem Unterthema<br />
nachhaltige Lebensstile soll daher ausloten, wie die Lebensstildebatte in einer überarbeiteten Fassung der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie aufgenommen werden könnte. Die Bundesregierung wird gebeten, diese Debatte<br />
nicht als interne Debatte der Umweltverbände zu begreifen, sondern in eigenen Beiträgen darzustellen, welche<br />
Rolle ihre Akteure in Lebensstildebatten zukünftig einnehmen werden. Auch wenn realistischerweise<br />
anzuerkennen ist, dass sich die Spannbreite von einem Luxusautos fahrenden Bundeskanzler bis zu einer<br />
Verfechterin des ökologischen Landbaus nicht einebnen lässt, so wäre die Chance einer konsistenteren Vermittlung<br />
nachhaltiger Lebensstile durch die Akteure der Bundesregierung wünschenswert.<br />
Empfehlung für die Umweltverbände:<br />
Die Umweltverbände tragen die Diskussion über nachhaltige Lebensstile bereits mit einer Fülle von Projekten<br />
in die Bevölkerung. Dabei wird die Diskussion zunehmend konkreter anhand einzelner Bedürfnisfelder geführt<br />
(Wohnen, Mobilität, Ernährung, Kleidung etc.) und es werden neben weit in die Zukunft reichenden<br />
Visionen auch leicht umsetzbare Ansatzpunkte für Lebensstiländerungen ausgehend von den heutigen Konsummustern<br />
präsentiert (z.B. Mobilcard). Diese Zweigleisigkeit sollte fortgeführt werden, wobei konkrete<br />
Empfehlungen aus dem Workshop im Herbst 2002 hervorgehen sollen.<br />
Zu 3.: Vertiefung der Kenntnisse über nachhaltige Entwicklung und die Nachhaltigkeitsstrategie<br />
bei den o.a. Zielgruppen<br />
Die Vertiefung von Kenntnissen über die Nachhaltigkeitsstrategie ist kein Selbstzweck. Auch innerhalb der<br />
o.a. ausdifferenzierten Gruppen der Umweltverbände wird es nur gelingen, Aufmerksamkeit für die Nachhaltigkeitsstrategie<br />
zu gewinnen, wenn die Strategie für die von den jeweiligen Akteuren verfolgten Ziele Unterstützung<br />
bietet. Das kann z.B. der Fall sein, wenn:<br />
� Akteure auf lokaler Ebene den Druck für bestimmte Entscheidungen mit Verweis auf die<br />
Nachhaltigkeitsstrategie erhöhen können (Beispiel: verringerte Ausweisung von Bebauungsgebieten mit<br />
Verweis auf Ziel, den Flächenverbrauch zu verringern);<br />
� Fachpolitiker/innen Unterstützung für bestimmte Ziele aus der Nachhaltigkeitsstrategie erhalten (z.B.<br />
Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien);<br />
� die Nachhaltigkeitsstrategie Rückfallpositionen enthält, die zwar nicht Position der Umweltverbände sind,<br />
aber näher an deren Position liegen als möglicherweise neue in der Regierungspolitik formulierte Ziele.<br />
Empfehlungen:<br />
1. Für die Verbreitung der Kenntnisse über die Nachhaltigkeitsstrategie wären besser aufbereitete<br />
Informationsmaterialien seitens der Bundesregierung hilfreich (z.B. Kurzfassung in hoher Auflage, ständig<br />
aktualisierte Informationen über den Umsetzungsstand der Projekte der Nachhaltigkeitsstrategie).<br />
2. Für die Akteure auf der lokalen Ebene könnten die wesentlichen unterstützenden Punkte aus der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie in knapper und anschaulicher Form aufbereitet werden und mit einem relativ<br />
breiten Verteilerkreis (z.B. BUND: 2200 Orts- und Kreisgruppen) verbreitet werden. Es ist allerdings fraglich,<br />
ob sich eine ausreichende Anzahl relevanter Punkte herausarbeiten lässt, so dass ein solches Informationsangebot<br />
tatsächlich genutzt würde.<br />
3. Bei Fachpolitiker/innen in den „harten“ Politikbereichen (z.B. Energie, Verkehr, Landwirtschaft) wird das<br />
Interesse vermutlich auch in Zukunft stark auf die jeweils auf der politischen Agenda anstehenden Entscheidungen<br />
gerichtet sein (z.B. KWK-Ausbau, LKW-Maut, Agenda 2007). Realistischerweise werden<br />
diese die Nachhaltigkeitsstrategie nur von Fall zu Fall als Argumentationsstütze heranziehen, um sich für<br />
eine stärkere Übereinstimmung der Fachpolitiken mit der Nachhaltigkeitsstrategie einzusetzen (z.B. Anpassung<br />
der Bundesverkehrswegeplanung an die Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie). Diese Chance werden<br />
die Fachpolitiker/innen jedoch nur nutzen können, wenn sie situationsbezogen darauf aufmerksam<br />
42
gemacht werden. Wie schon bei den unter 1. angesprochenen Konsultationen ist auch hier die persönliche<br />
Ansprache der Fachpolitiker/innen durch die Mitarbeiter/innen des Forschungsvorhabens von<br />
DNR/BUND/NABU am aussichtsreichsten. Ergänzend dazu können Veröffentlichungen in Verbandsorganen,<br />
im Internet und in Zeitschriften, die jeweils den aktuellen Zusammenhang zwischen fachpolitischen<br />
Entscheidungen und der Nachhaltigkeitsstrategie verdeutlichen, die Aufmerksamkeit für diesen Zusammenhang<br />
erhöhen.<br />
Zu 4. Erhöhung der Akzeptanz/des Zustimmungsgrades zur Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung<br />
bei den o.a. Zielgruppen<br />
Während bei den Zielen 1. - 3. davon ausgegangen wurde, dass die Multiplikator/innen der Umweltverbände<br />
ihr eigenes Verständnis von Nachhaltigkeit der Netzwerk-Kommunikation zugrunde legen und dabei die<br />
übereinstimmenden Aspekte der Nachhaltigkeitsstrategie als Instrument nutzen, wird im folgenden der Zielsetzung<br />
nachgegangen, wie die Inhalte der Nachhaltigkeitsstrategie ohne kritische Distanz an die o.a. Gruppen<br />
in den Umweltverbänden vermittelt werden können.<br />
� Die Multiplikator/innen der Umweltverbände werden vorrangig „neutrale“ Nachrichten weitergeben (z.B.<br />
„der Text der Nachhaltigkeitsstrategie ist zu finden unter...“) und weniger die Argumente der Bundesregierung,<br />
warum sie an verschiedenen Stellen die Erwartungen der Umweltverbände nicht erfüllt hat.<br />
� Allerdings bieten die Konsultationen (z.B. Dialog-Forum im Internet und gemeinsam von BMU und<br />
DNR/BUND/NABU veranstaltete Workshops) Foren, in dem die Bundesregierung und die Umweltverbände<br />
gleichermaßen ihre Argumente vorbringen können. Dadurch kann die Bundesregierung auch bei den<br />
Umweltverbänden um Unterstützung/Verständnis für ihre Position werben.<br />
� Eine explizite Akzeptanzwerbung für die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung durch<br />
Multiplikator/innen der Umweltverbände wäre aufgrund der inhaltlichen Differenzen und der<br />
unterschiedlichen Rollen nicht zweckmäßig.<br />
Empfehlung:<br />
Bei dem gemeinsamen Workshop von BMU und DNR/BUND/NABU im Herbst 2002 steht die Kommunikation<br />
des Themas nachhaltiger Entwicklung im Mittelpunkt. Dort wird auch konkretisiert, wie die Rollenverteilung<br />
zwischen Bundesregierung und Umweltverbänden bei der Kommunikation des Leitbildes nachhaltiger Entwicklung<br />
im allgemeinen und der Nachhaltigkeitsstrategie im besonderen gestaltet werden kann. Den Workshop-Ergebnissen<br />
soll hier noch nicht vorgegriffen werden.<br />
III. Laufende Kommunikationsaktivitäten (Christine Wenzl)<br />
In Ergänzung zu den oben angestellten konzeptionellen Überlegungen wird am Beispiel des BUND dargestellt,<br />
welche Kommunikationsformen im Rahmen des Forschungsvorhabens bereits praktiziert werden. Dies<br />
ist keine Zusammenfassung aller Kommunikationsaktivitäten der Umweltverbände im Bereich nachhaltiger<br />
Entwicklung, sondern ein Ausschnitt:<br />
1) Über Artikel in der BUNDschau und im BUNDmagazin sollen Aktive und Mitglieder des BUND über die<br />
Nachhaltigkeitsstrategie und Themen im Zusammenhang mit nachhaltiger Entwicklung, wie z.B. nachhaltigen<br />
Kosummustern etc. informiert und auf dem Laufenden gehalten werden.<br />
2) Auf der Internet-Seite des BUND sind Pressemitteilung, Stellungnahme der Umweltverbände zum Entwurf,<br />
Synopse, und der Artikel zur NHS, der im Juli in der BUNDschau erscheinen wird, zu finden (derzeit<br />
unter der Rubrik „Rio + 10). Es ist geplant, dort auch einen Hinweis zu geben, dass die Protokolle der<br />
Fachgespräche und die Publikation des DNR-Workshops in der Bundesgeschäftstelle des BUND erhältlich<br />
sind, sowie links zu setzen zur Internetseite der Bundesregierung (www.dialog-nachhaltigkeit.de) und<br />
der Seite des Nachhaltigkeitsrates.<br />
3) Bestehende Netzwerke im Bereich nachhaltige Entwicklung, sowohl in den Umweltverbänden als auch im<br />
43
Forum Umwelt und Entwicklung werden gestärkt und neue Kontakte geknüpft.<br />
4) Mit der interaktiv geplanten Vorbereitung des Workshops im Herbst werden Fachexpert/innen des BUND,<br />
<strong>Nabu</strong> und DNR sowie anderer zivilgesellschaftlicher und staatlicher Organisationen und wissenschaftlicher<br />
Institutionen in den Dialog über die Kommunikation der Nachhaltigkeitsstrategie anhand der Themen<br />
Lebensstile, Umweltbildung sowie Artenvielfalt und Flächenverbrauch eingebunden.<br />
5) Auf dem Workshop sollen mit der gezielten Einladung von Werbefachleuten, Bildungsexpert/innen,<br />
Mitarbeiter/innen von Bundespresseamt und aus der Öffentlichkeitsabteilung des BMU weitere<br />
Möglichkeiten der Vermittlung der Nachhaltigkeitsstrategie diskutiert werden.<br />
44
2.3 Konzeption des 2. Workshops im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens<br />
„Umweltdimension der Nachhaltigkeitsstrategie“ zum Thema Kommunikation der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie<br />
Hintergrundpapier zum Bereich Lebensstile und Kommunikation (BUND)<br />
Fragestellung und Ziel des Workshops<br />
Das Thema Lebensstile hat verschiedene Komponenten. Neben der global begründeten Notwendigkeit, die<br />
Lebensstile in den Industrieländern zu verändern, werden immer mehr positive Leitbilder eines nachhaltigen<br />
Lebensstil entwickelt. Wie lassen sich diese vermitteln? Welche Bedeutung haben Rahmenbedingungen, die<br />
von der Politik geschaffen werden müssen und Angebote auf dem Markt von Unternehmen? Welche Rolle<br />
spielen Medien und Werbung? Wie kann mit Zielkonflikten umgegangen werden, welche Lösungsansätze gibt<br />
es hier? Welche guten Projektbeispiele gibt es bereits? Diese Fragen sollen den Kern der Diskussion zum<br />
Thema Lebensstile im Rahmen des Workshops bilden. Ziel dieses Workshopteils ist es, Ideen zu entwickeln<br />
wie mittels der Lebensstildiskussion ein Beitrag zur Vermittlung der Nachhaltigkeitsstrategie geleistet werden<br />
könnte. Oder vielmehr umgekehrt: welchen Beitrag die Kommunikation zur Nachhaltigkeitsstrategie u<br />
einer Veränderung der Lebensstile leisten könnte.<br />
Notwendigkeit für veränderte Lebensstile: Grenzen der natürlichen Ressourcen<br />
Die Grenzen der natürlichen Ressourcen weltweit, der im Nord-Süd-Vergleich stark überhöhte Energie- und<br />
Ressourcenverbrauch des Nordens bei anhaltender Armut und Hunger in den Entwicklungsländern bilden<br />
den Hintergrund, vor dem seit Jahren über nachhaltige Konsummuster und veränderte Lebensstile in den<br />
Industrienationen nachgedacht wird. Hinzu kommt, dass, würden die Entwicklungsländer den gleichen Konsumanspruch<br />
erheben wie die Industrieländer, damit spätestens die Grenzen des Planeten erreicht wären.<br />
Lebensstile, Verantwortung der einzelnen und Nachhaltigkeitsstrategie<br />
Die nationale Nachhaltigkeitsstrategie nimmt Bezug auf die Lebenssituation und die Verantwortung der Bevölkerung.<br />
Das Leitbild der Nachhaltigkeit wird konkret mit den verschiedenen Aspekten von Lebensqualität<br />
für die Bevölkerung verknüpft, z.B. gesunde Nahrungsmittel, Vermeidung von Lärm und Unfällen. Leider<br />
weicht die Strategie einer offenen Auseinandersetzung mit den nicht nachhaltigen Lebensstilen in den Industriestaaten<br />
aber aus. Andererseits wird die Verantwortung aller für das Gelingen einer nachhaltigen Entwicklung<br />
im Sinne der Nachhaltigkeitsstrategie klar formuliert.<br />
Zahlen und Fakten, Leitbilder und Visionen<br />
Für die Kommunikation des Themas sind verschiedene Herangehensweisen denkbar: Zahlen und Fakten<br />
belegen sehr eindrucksvoll, dass wir im Hinblick auf die Anforderungen an internationale Gerechtigkeit und<br />
die Endlichkeit der natürlichen Ressourcen unsere Konsum- und Lebensstil ändern müssen. Doch lässt sich<br />
der Bevölkerung damit allein ein anderer Lebensstil vermitteln?<br />
Es gibt umgekehrt viele positive Bilder, Visionen und Modelle – Leitbilder, wie nachhaltige Lebensstile aussehen<br />
könnten, in einer entsprechend veränderten Umwelt und mit durchaus gewinnbringenden neuen Möglichkeiten<br />
verknüpft. Zum Beispiel denken Expert/innen im Bereich nachhaltiger Mobilität darüber nach, wie<br />
eine Umgebung beschaffen sein könnte, die Mobilitätswege verringern hilft: es entsteht das Bild der lebendigen<br />
Stadt mit einer Mischung aus Wohnen und Arbeiten und guter Infrastruktur. Oder die Idee, das Auto,<br />
das von so vielen bevorzugt genutzt wird, in kombinierte Mobilität einzubinden, sowie davon ausgehend gute<br />
und attraktive Alternativen zu schaffen (z.B. park&ride; carsharing; rent-a-bike; Sammeltaxen und Anrufbusse).<br />
45
Staatliche Rahmenbedingungen und Anreize, Angebote der Wirtschaft<br />
Um konkrete Alternativen verwirklichen zu können, sind auch Politik und Wirtschaft gefragt: es müssen von<br />
Seiten der Politik Anreize und Rahmenbedingungen geschaffen – und zwar sowohl für Konsument/innen als<br />
auch für die Wirtschaft, nachhaltig, d.h. sozial und ökologisch verantwortlich zu produzieren - und von den<br />
Unternehmen nachhaltige Produkte angeboten werden. Diese Angebote müssen dann jedoch auch zielgerichtet<br />
kommuniziert werden. Oft ist beispielsweise die Anschaffung eines energiesparenden Haushaltsgerätes<br />
nur im ersten Moment teurer als die eines konventionellen Gerätes, und die Differenz wird durch die<br />
geringeren Nutzungskosten wieder ausgeglichen. Ein Urlaub an der Ostsee kann erholsamer sein als eine<br />
Fernreise. Auch für den bevorzugten Verzehr von Biolebensmitteln, fair gehandelten und regionalen Lebensmitteln<br />
gibt es gute Gründe. Es kommt aber darauf an, diese auch zu vermitteln.<br />
Vermittlung und Werbung<br />
Wie lassen sich nachhaltige Lebensstile über Werbung transportieren? Hier sind verschiedene Akteure gefragt,<br />
u.a. Unternehmen selbst und Medien. Es fragt sich außerdem, wer die Verantwortung dafür trägt,<br />
oder, anders formuliert, wie die Rollen verteilt sind, und wer welche Verantwortung trägt: Staat, Umweltverbände,<br />
Unternehmen.<br />
Für eine Kampagne der Bundesregierung zur Nachhaltigkeitsstrategie würde es sicherlich nicht ausreichen,<br />
den Begriff der Nachhaltigkeit auf Plakatwände zu bringen. Über Werbung hinaus können symbolische Politik<br />
und Vorbildfunktion bekannter Politiker/innen relevant werden.<br />
Was die Umweltverbände anbetrifft, so ist deren Verhältnis und das anderer zivilgesellschaftlicher Gruppen<br />
zur Werbung in mancher Hinsicht noch zu klären. Viel könnte bereits mit einem überzeugenden Wandel im<br />
Konsumverhalten bei Mitgliedern der Umweltverbände erreicht werden. Bezüglich der Herangehensweise ist<br />
zu diskutieren, ob radikal andere Leitbilder notwendig sind, um Lebensstile zu verändern, oder eher mit behutsamen<br />
kleinen Schritten, die an derzeitige Konsummuster anschließen, etwas erreicht werden kann.<br />
Zielkonflikte und Brüche, Lösungsansätze<br />
Eine wichtige Funktion bei der Vermittlung könnte der offene Umgang mit Brüchen und Zielkonflikten haben<br />
– in jedem Fall ist dies ein spannender Aspekt für die Diskussion im Workshop. Mit Zielkonflikten sind Konflikte<br />
gemeint, die bei der Verfolgung eines möglichst nachhaltigen Lebensstils bzw. Konsumverhalten auftreten<br />
können, wie beispielsweise steigender (Auto)verkehr bei Direkteinkauf auf dem Biohof, oder auch der<br />
Konflikt zwischen der Forderung nach Marktzugang für Produkte aus Entwicklungsländern einerseits und<br />
nach dem Verzehr möglichst ausschließlich regional erzeugter Produkte andererseits. Brüche meint zum Beispiel:<br />
widerspricht es dem Anspruch/der Philosophie von Biolebensmitteln, die eine möglichst geringe Verarbeitungstiefe<br />
aufweisen sollten, wenn im Biosupermarkt zunehmend convenience food angeboten wird?<br />
Damit können auf der anderen Seite möglicher Weise neue Bevölkerungsgruppen angesprochen werden.<br />
Es sollen hier allerdings in jedem Fall vorhandene Lösungsansätze vorgestellt werden (vgl. z.B. Aufsatz von<br />
Michael Windfuhr „Produkte aus der Region oder aus Entwicklungsländern? Ein ‚nachhaltiges’ Dilemma –<br />
Möglichkeiten, sich sinnvoll zu verhalten“ in BUND/Misereor (Hrsg.): „Wegweiser für ein zukunftsfähiges<br />
Deutschland“ (2002), in dem die Möglichkeiten der/des einzelnen sehr klar kontrastiert werden mit der Verantwortung<br />
der Politik.)<br />
Projektbeispiele<br />
Es bietet sich an, im Rahmen des Workshops ein oder zwei gute Beispiele für Projekte im Bereich nachhaltiger<br />
Lebensstile vorzustellen und zu diskutieren. Dafür kommt z.B. das BUND-Projekt einer MobilCard im Bereich<br />
Mobilität in Frage. Mit Schwerpunkt auf den Bereich Ernährung könnte das Projekt nachhaltiger Warenkorb<br />
des Nachhaltigkeitsrates vorgestellt werden.<br />
46
Teilnehmer/innen<br />
Neben den Expert/innen aus Umweltverbänden, Entwicklungsorganisationen und Umweltministerium und<br />
der interessierten Öffentlichkeit sollten auch Werbefachleute sowie Vertreter/innen von Parteien und der<br />
Regierung an dem Workshop teilnehmen, die dort für das Thema Nachhaltigkeit bzw. Öffentlichkeitsarbeit<br />
verantwortlich sind.<br />
Konkret könnten Fachexpert/innen der folgenden Stellen/Organisationen eingeladen und nach Möglichkeit<br />
auch bereits in die Planung des Workshops einbezogen werden.<br />
� Marketingkampagne Biosiegel<br />
� Bundespresseamt<br />
� BMU Bereich Öffentlichkeitsarbeit<br />
� ECOLOG-Institut für sozial-ökologische Forschung und Bildung gGmbH (zum Thema Kommunikation<br />
für eine nachhaltige Entwicklung)<br />
� Umweltbundesamt<br />
� Evangelische Akademie Tutzing<br />
Welchen Beitrag kann der Workshop mit dem Thema „Lebensstile“ im Rahmen der Auseinandersetzung<br />
mit der Nachhaltigkeitsstrategie leisten?<br />
Die Umweltverbände haben die Kritik geäußert, dass ein anderer Lebensstil in der Nachhaltigkeitsstrategie<br />
nicht konsequent durchbuchstabiert wird. Vielmehr liegt eine hauptsächlich an Effizienz orientierte Strategie<br />
vor. Eine Auseinandersetzung mit dem Konflikt zwischen einer ungebrochenen Wachstumsphilosophie und<br />
den Anforderungen nachhaltiger Entwicklung, nämlich die absoluten Grenzen der Belastbarkeit der Natur<br />
anzuerkennen, wird vermieden.<br />
Dieses ist ein Bereich, wo Nachbesserungen notwendig sind. Spätestens mit Blick auf den Revisionsprozess<br />
könnte diskutiert werden, ob ein weiteres Kapitel in der Nachhaltigkeitsstrategie zum Bereich nachhaltige<br />
Lebensstile in Deutschland sinnvoll ist. Ergebnisse von Studien zu Umwelt und Nachhaltigkeit wie die des<br />
BMU und UBA zum Umweltbewusstsein in Deutschland (2000) sollten in kohärenter Weise in die Nachhaltigkeitsstrategie<br />
eingearbeitet werden.<br />
Da es bei dem Workshop ja zentral um Kommunikation geht, stellt sich außerdem die Frage, wie Visionen in<br />
Richtung Nachhaltigkeit mit der Bevölkerung entwickelt werden können, und welche Instrumente dafür wiederum<br />
in der Nachhaltigkeitsstrategie viel stärker verankert werden müssten.<br />
47
2.4 Konzeption des 2. Workshops im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens<br />
„Umweltdimension der Nachhaltigkeitsstrategie“ zum Thema Kommunikation der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie.<br />
Hintergrund:<br />
„Nach dem Verständnis der Bundesregierung hat eine Kommunikation für eine nachhaltige Entwicklung die<br />
Aufgabe, über Ziele und Umsetzungswege des Nachhaltigkeitsprozesses zu informieren, Verständnis und<br />
Aufgeschlossenheit dafür zu wecken sowie eine breite Akzeptanz und Unterstützung für die Nachhaltigkeitspolitik<br />
zu erzielen“ (Bericht der Bundesregierung zur Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung).<br />
Der Bericht stellt in verschiedenen Bereichen einen Weiterentwicklungsbedarf fest. Insbesondere die Intensivierung<br />
des Dialogs über innovative Konzepte einer Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie die Förderung<br />
der Vernetzung der verschiedenen Akteure sind zwei Aspekte, die in dem Workshop näher beleuchtet werden<br />
sollen. Exemplarisch sollen diese Schwerpunkte am Beispiel eines bekannten Zieles der Nachhaltigkeitsstrategie<br />
(Flächenverbrauch) und eines neuen, in der Strategie nicht explizit benannten Zieles (Lebensstile)<br />
aufgearbeitet werden.<br />
Ziel des Workshops:<br />
Das Ergebnis des Workshops soll es sein,<br />
� Empfehlungen an das BMU und für die Umweltverbände zu erarbeiten, wie das Thema Nachhaltigkeit und<br />
konkret die Nachhaltigkeitsstrategie weiter kommuniziert werden können.<br />
� eine Empfehlung zu formulieren, wie der Aspekt nachhaltige Lebensstile im Rahmen des Revisionsprozesses<br />
in der Nachhaltigkeitsstrategie verankert werden kann.<br />
� exemplarisch zum Thema Flächenverbrauch Aussagen zu treffen, wie das ambitionierte Ziel, das in der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie festgelegt wurde, umgesetzt werden kann, und welche Akteure dafür einbezogen<br />
werden sollen (z.B. Verknüpfung mit Planungen auf der kommunalen Ebene).<br />
Format:<br />
Geplant ist ein stark ergebnisorientierter Workshop über einen ganzen Tag. Beginn und Ende sollen im Plenum<br />
stattfinden; das Kernstück bilden zwei parallele Workshops zu den Themen nachhaltige Lebensstile und<br />
Reduzierung des Flächenverbrauchs.<br />
Vorbereitung:<br />
Um gute Ergebnisse und Empfehlungen zu gewährleisten, ist eine intensive Vorlaufphase vorgesehen. Vorhandenes<br />
Expertenwissen soll gebündelt in die Vorbereitung einfließen. Dazu planen wir<br />
� die Erstellung einer Materialsammlung (regionale Initiativen und Projekte, Kampagnen von<br />
zivilgesellschaftlichen Gruppen, wissenschaftlichen Gruppen, wissenschaftlichen Studien von Forschungsinstitutionen<br />
und Stiftungen, etc.) im Bereich Bildung für eine nachhaltige Entwicklung und Kommunikation<br />
im informellen Bereich, speziell unter dem Aspekt Lebensstile und Flächenverbrauch (bzw. Bedürfnisfeld<br />
Bauen und Wohnen).<br />
� auf Basis der Materialsammlung gezielte bilaterale Gespräche mit Expert/innen zu führen, deren Ergebnisse<br />
in den Workshop einfließen sollen.<br />
� zum Thema Lebensstile eine Materialsammlung zur Einstellung der Bevölkerung in verschiedenen Bereichen<br />
(Nachhaltigkeits-Debatte, Nord-Süd, Verteilung der Verantwortung zwischen Staat und Bürger/innen)<br />
durchzuführen und bilaterale Gespräche mit Fachexpert/innen und Gruppierungen zu führen,<br />
die im Gebiet nachhaltige Lebensstile aktiv sind. Eine kurze Dokumentation der geführten Gespräche ist<br />
vorgesehen.<br />
• ein vorbereitendes Fachgespräch zum Thema Flächenverbrauch, bei dem die entscheidenden Aspekte<br />
identifiziert werden sollen.<br />
48
Ablauf:<br />
Vormittag:<br />
Einstieg: mit einer spannenden Präsentation (z.B. der Ergebnisse der Recherche zum Thema Umweltbildung<br />
und Kommunikation von Nachhaltigkeit), oder einem Einstiegsreferat (de Haan oder N.N. von einem informellen<br />
Bildungsträger), mit einem Überblick über den Stand der Diskussion bei der Bildung für eine nachhaltige<br />
Entwicklung); Moderation: Klaus Hübner (LBV).<br />
2 Workshops parallel:<br />
Kommunikation anhand der Bereiche Lebensstile und Flächenverbrauch<br />
Ablauf des Workshops Nachhaltige Lebensstile und Kommunikation (exemplarisch):<br />
Diskussion zu den folgenden Aspekten:<br />
1) Fakten und Zahlen: wie steht es um das Umweltbewusstsein der Bevölkerung, der Umweltverbände,<br />
welchen Stellenwert hat die Diskussion um Lebensstile?<br />
2) Nachhaltige Lebensstile in Deutschland – geteilte Verantwortung des Staates und der Wirtschaft,<br />
zivilgesellschaftlicher Gruppen oder des einzelnen?<br />
3) Visionen, Leitbilder, Lösungsansätze und gute Beispiele:<br />
a) Vorstellung positiver Leitbilder, wie ein nachhaltiger Lebensstil aussehen könnte, in einer<br />
entsprechend veränderten Umwelt und mit gewinnbringenden Möglichkeiten verknüpft.<br />
b) Vorstellung eines Beispiels: das Projekt MobilCard<br />
4) Zusammenhang Thema Lebensstile und NHS: wie kann das Thema konkret/stärker in der NHS verankert<br />
werden?<br />
5) Stellenwert / Möglichkeiten von Werbung und Vermittlung<br />
Mittag: Gelegenheit für die Teilnehmer/innen ihre Initiativen und Aktionen (best practice) vorzustellen.<br />
Nachmittag:<br />
Fortsetzung der beiden Workshops unter dem Gesichtspunkt Vermittlung der jeweiligen Thematik.<br />
Zielorientierte Fortsetzung der Workshops: Ausarbeitung von Ergebnissen und Empfehlungen<br />
Zusammenführung der Workshops<br />
Kurze Vorstellung der Ergebnisse der einzelnen Workshops.<br />
Abschlusssession<br />
Diskussion über die Ergebnisse:<br />
� Praktikabilität der Umsetzung (z.B. Allianzbildung)<br />
� Stellungnahmen der Teilnehmer/innen zu einem geplanten Ergebnispapier (Empfehlungen an die<br />
Bundesregierung und an die Verbände)<br />
Teilnehmer/innen<br />
Neben den Expert/innen aus Umweltverbänden, Entwicklungsorganisationen und Umweltministerium und<br />
der interessierten Öffentlichkeit sollten auch Werbefachleute sowie Vertreter/innen von Parteien und der<br />
Regierung an dem Workshop teilnehmen, die dort für das Thema Nachhaltigkeit bzw. Öffentlichkeitsarbeit<br />
49
verantwortlich sind.<br />
Konkret könnten Fachexpert/innen der folgenden Stellen/Organisationen eingeladen und nach Möglichkeit<br />
auch bereits in die Planung des Workshops einbezogen werden.<br />
� Marketingkampagne Biosiegel<br />
� Bundespresseamt<br />
� BMU Bereich Öffentlichkeitsarbeit<br />
� B<strong>MB</strong>F<br />
� Vertreter Bund-Länder-Kommission für Berufsplanung und Forschungsförderung<br />
� ECOLOG-Institut für sozial-ökologische Forschung und Bildung (zum Thema Kommunikation für eine<br />
nachhaltige Entwicklung)<br />
� Umweltbundesamt<br />
� Deutsche Bundesstiftung Umwelt<br />
� Evangelische Akademie Tutzing<br />
� Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung<br />
� Vertreter der Umweltzentren<br />
� Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung<br />
� Div. Bildungszentren<br />
� Agenda- Transfer (Agentur für Nachhaltigkeit)<br />
50
3 Workshop „Kommunikation und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie“<br />
3.1 Einleitung<br />
Das Interesse an dem Workshop war mit 110 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unerwartet hoch und hat<br />
deutlich gemacht, dass die Nachhaltigkeitsdebatte aktueller denn je ist. Der Workshop richtete sich an<br />
Vertreterinnen/Vertreter sowie Expertinnen/Experten von Umwelt- und Entwicklungsverbänden, Bundesministerien<br />
und Sachverständige aus dem Wissenschaftsbereich. (Eine Teilnehmerliste befindet sich im Anhang<br />
13)<br />
Das Ziel war es, Empfehlungen für die erfolgreiche Kommunikation und Umsetzung der Strategie durch die<br />
Bundesregierung und Umweltverbände am Beispiel von nachhaltigen Lebensstilen und Konsummustern,<br />
sowie von nachhaltiger Siedlungsentwicklung zu erarbeiten. (Das Programm befindet sich im Anhang 4)<br />
3.2 „Berlin – Johannesburg und zurück: Ergebnisse des Gipfels für nachhaltige Entwicklung<br />
und Schlussfolgerungen für die nationale Nachhaltigkeitsstrategie“<br />
Eingeleitet wurde der Workshop durch eine moderierte Talkrunde. Hubert Weinzierl (Präsident des<br />
Deutschen Naturschutzring) eröffnete die Veranstaltung und ließ anschließend in seinem Eingangsstatement<br />
erkennen, dass der „Geist von Rio“ in Johanneburg nicht mehr heraufbeschworen werden konnte<br />
und eher einer ernüchternden Atmosphäre gewichen ist: Der Unterschied zwischen arm und reich ist gewachsen,<br />
vielerorts ist die Umweltzerstörung vorangeschritten und schließlich der Rückzug der USA aus einigen<br />
internationalen Politikprozessen hat den Prozess zusätzlich belastet. Dennoch hat Johannesburg diesem<br />
Druck standgehalten und der befürchtete Stillstand konnte überwunden werden. In Teilbereichen, wie z.B.<br />
beim Trinkwasser und der sanitären Grundversorgung oder im Chemikalienbereich konnten sogar Fortschritte<br />
erzielt werden, die neue Chancen und Wege in die Zukunftsfähigkeit aufzeigen. Michael Frein<br />
(Evangelischer Entwicklungsdienst) bestätigte dies, betonte aber, dass der Blickwinkel wichtig sei: Die<br />
Ergebnisse von Johannesburg werden den Problemen, vor denen wir stehen, in keiner Weise gerecht. Berücksichtigt<br />
man jedoch die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen des Johannesburg-Gipfels,<br />
das politische Klima nach dem 11. September 2001, die globale wirtschaftliche Gesamtsituation und den<br />
gescheiterten Vorbereitungsprozess, so müsse das Ergebnis positiv bewertet werden. Insofern markiere<br />
Johannesburg wohl nicht den Durchbruch zu einer wirklich nachhaltigen Entwicklung, angesichts der erreichten<br />
Ergebnisse könne dennoch nicht von einem vollständigen Scheitern des Gipfels gesprochen werden.<br />
Was nun anstünde, ist die Umsetzung der Johannesburg-Beschlüsse, auch wenn sie insgesamt unzureichend<br />
sein mögen. Denn Erfolg und Misserfolg des Gipfels würden schlussendlich daran zu messen sein, inwieweit<br />
es gelingen wird, die Ergebnisse in die politische Praxis umzusetzen. Stephan Contius (Bundesumweltministerium)<br />
bemerkte, die Bundesregierung und die EU insgesamt habe die Messlatte mit anspruchsvollen<br />
Forderungen an den Gipfel bewusst hoch angelegt, um in Johannesburg tatsächlich einzelne Fortschritte<br />
durchsetzten zu können. Dies habe sich ausgezahlt: Gegen den Widerstand insbesondere der USA, Japans<br />
und Australiens konnten neue Ziele vereinbart werden. Allerdings seien durch die hohe Messlatte auch Enttäuschungen<br />
vorprogrammiert gewesen. Im Vordergrund müsse jetzt die Umsetzung der einzelnen Festlegungen<br />
stehen. Auch für die deutsche Weiterentwicklung und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie seien<br />
die Ergebnisse hilfreich. Bernhard Pötter (Tageszeitung) machte in Johannesburg jede Menge Gespenster<br />
aus, aber keinen Geist. Während es in Rio eine Aufbruchoffensive gab, gingen die Verhandlungen<br />
in Johannesburg in vielen Bereichen in die Defensive.<br />
3.3 Persönliche Nachhaltigkeitsbilanz<br />
Während einer kurzen Kaffeepause wurden die Teilnehmer/innen dazu aufgefordert ihre persönliche Nachhaltigkeitsbilanz<br />
zu überprüfen. Anhand von fünf Beispielen der größten Nachhaltigkeitssünden (Fernreisen,<br />
Haus im Grünen, Südfrüchte, Auto, Handy) wurden die Teilnehmer/innen mit der Frage konfrontiert, bei welchen<br />
Gütern/Dienstleistungen der Verzicht am schwersten fällt? (siehe Anhang 3.3).<br />
51
3.4 Bildung und Kommunikation für eine nachhaltige Entwicklung als Aufgabe der Nichtregierungsorganisationen<br />
– Stand, Defizite, Lösungsansätze<br />
Bei der Gesprächsrunde diskutierten Klaus Hübner (Landesbund für Vogelschutz Bayern/Deutscher Naturschutzring)<br />
und Silke Kleinhückelkotten (ECOLOG Institut) über „Bildung und Kommunikation für eine nachhaltige<br />
Entwicklung als Aufgabe der Nichtregierungsorganisationen – Stand, Defizite, Lösungsansätze“. Moderiert<br />
wurde das Gespräch von Petra Niesbach (Verbraucherzentrale NRW).<br />
Schon im Vorfeld des Workshops wurde zusammen mit anderen Materialien ein Fragebogen verschickt, der<br />
die Teilnehmer/innen auf das Thema einstimmen sollte. Donata Elschenbroich vom Deutschen Jugendinstitut<br />
hat im Gespräch mit Menschen aller Schichten – Eltern, Pädagogen, Hirnforschern, Entwicklungspsychologen,<br />
Unternehmern, Verkäufern, Arbeitslosen – eine Wunschliste für „Weltwissen“ von Sieben-jährigen entworfen<br />
und in einem Buch veröffentlicht, die lebenspraktische, soziale, motorische Fähigkeiten und Erfahrungen<br />
ebenso umgreift wie kognitive und ästhetische. Die Aufgabe der Teilnehmer/innen bestand darin zu<br />
entscheiden, ob Sie diese Fähigkeit oder Fertigkeit für mehr/weniger bedeutend für Menschen halten, die fit<br />
sein müssen für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts (Fragebogen im Anhang 14).<br />
In seinem Beitrag bezeichnete Klaus Hübner die Ergebnisse der PISA Studie als die Stunde der Umweltbildung.<br />
Was bei der heutigen schulischen Bildung gebraucht wird, ist eine ganzheitliche Herangehensweise die<br />
durch eine Bildung für nachhaltige Entwicklung gezielt vermittelt werden kann, wie z.B. Gestaltungskompetenz,<br />
Stärkung des Selbstwertgefühls sowie motorische und sprachliche Grundfähigkeiten. Näheres hierzu<br />
von Klaus Hübner befindet sich im Anhang 7.<br />
Silke Kleinhückelkotten stellte ein Konzept vor, bei dem Lebensstile als Zielgruppe in der Kommunikation für<br />
eine Nachhaltige Entwicklung definiert werden. Durch dieses Konzept können soziale Milieus zielgenau angesprochen<br />
werden, wodurch eine höhere Effizienz von Kommunikation erzielt werden kann (ein Grundlagenpapier,<br />
die von Silke Kleinhückelkotten vorgestellten Thesen zur Kommunikation von Nachhaltiger Entwicklung,<br />
eine Grafik zu sozialen Milieus sowie einige Literaturhinweise befinden sich im Anhang 8, 9, 10)<br />
3.5 Dialogforum 1: Nachhaltige Lebensstile<br />
Nach einer Begrüßung durch den Moderator, Klaus Hübner (DNR/Landesbund für Vogelschutz Bayern) leitet<br />
Herr Timm (BUND) in die Thematik ein. Er verweist insbesondere auf die Debatte um ökologische Modernisierung<br />
und strukturelle Ökologisierung. Für eine strukturelle Ökologisierung ist Partizipation erforderlich, im<br />
Unterschied zur technischen Effizienz- bzw. Modernisierungsstrategie.<br />
3.5.1 Kurzstatement von Christine Wenzl (BUND):<br />
Christine Wenzl beginnt ihr Statement mit der Analyse, dass die weltweiten natürlichen Ressourcen begrenzt<br />
sind und überhöhter Ressourcenverbrauch im Norden bei anhaltender Armut im Süden es notwendig machen,<br />
verstärkt über nachhaltige Lebensstile und Konsummuster in den Industrieländern nachzudenken.<br />
Positiv gewendet stehen bei dem Leitbild „Gut leben statt viel haben“ aus der BUND/Misereor-Studie „Zukunftsfähiges<br />
Deutschland“ der Gewinn an Lebensqualität und das Interesse der Menschen an einem alternativen<br />
Lebensstil im Vordergrund. Gut leben statt viel haben umfasst dabei nicht nur alternative Konsummöglichkeiten<br />
sondern auch, immateriellen Bedürfnissen einen höheren Wert beizumessen, wie z.B. dem<br />
Zeitwohlstand. Wie sollen jedoch Änderungen umgesetzt werden, wenn der gesellschaftliche Trend in eine<br />
ganz andere Richtung geht?<br />
Umweltverbände und NGOs können u.a. damit zu einer Veränderung der Lebensstile beitragen, dass sie<br />
diese erfolgreicher kommunizieren. Dazu gehört z.B. Menschen gruppenspezifisch und situationsspezifisch<br />
anzusprechen. Besondere Lebenssituationen und Umbrüche wie Umzug, Geburt von Kindern, Kindergarten<br />
oder Schulbeginn könnten Momente sein, wo Einzelne bereit sind, ihren Lebensstil zu überdenken und etwas<br />
zu verändern. Eine verstärkende Umgebung und positives Feedback, z.B. durch Wettbewerbe und Preise<br />
können dabei unterstützend wirken. Besonders wichtig ist es, dass Großverbraucher und Institutionen angesprochen<br />
werden, auf ein nachhaltiges Angebot umzustellen. Damit kann auch das Interesse bei Einzelnen<br />
geweckt werden. Allianzen und verstärkte Absprachen zwischen Umwelt-, Entwicklungs- und Verbraucherorganisationen<br />
können dabei helfen, stärkeren politischen Druck auszuüben.<br />
52
Zugleich müssen jedoch auch die politischen Rahmenbedingungen, Anreize, Preise und Angebot entsprechend<br />
verändert werden. Die Politik ist gefragt: neben einem verstärkten Beitrag der Bildung für eine nachhaltige<br />
Entwicklung und sollte mit dem Verbraucherinformationsgesetz die Information für die Verbraucher/innen<br />
transparenter werden. Der Rahmen für Aktionsprogramme für nachhaltigen Konsum, der mit dem<br />
Aktionspapier bei dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg geschaffen wurde, soll durch<br />
internationale und nationale Initiativen ausgestaltet werden.<br />
Die deutsche Regierung muss ihren Beitrag zu nationalen und internationalen Rahmenbedingungen leisten.<br />
Dazu gehört u.a., das Welthandelsrechts zu prüfen und zu verändern, ökologisch kontraproduktive Subventionen<br />
zu reduzieren bzw. abzuschaffen und Ökosteuer und Energiepreise angemessen zu erhöhen. Nachhaltiger<br />
Konsum kann durch politische Maßnahmen konkurrenzfähig gemacht werden: Das bedeutet auch eine<br />
Veränderung bei den Preisen. Schließlich sollte das Thema nachhaltige Lebensstile bei der Weiterentwicklung<br />
der Nachhaltigkeitsstrategie im Rahmen der für das Frühjahr 2004 vorgesehenen Revision in kohärenter<br />
Weise eingearbeitet werden (der ganze Redebeitrag befindet sich im Anhang 11).<br />
3.5.2 Kurzstatement von Cornelia Quennet-Thielen (BMU)<br />
Frau Quennet-Thielen, Unterabteilungsleiterin für Grundsatzfragen im Bundesumweltministerium, stellt einleitend<br />
fest, dass in der Analyse große Übereinstimmung bestehe. Die Herausforderung sei, weitere Ansätze<br />
zur Förderung nachhaltiger Lebensstile zu entwickeln, ohne sich dem Vorwurf auszusetzen, die Bürger/innen<br />
zu bevormunden oder als „Verzichts-Prediger“ abgetan zu werden. Dabei gelte es, statt auf Entwicklung<br />
theoretischer Konzepte stärker auf pragmatische, wirkungsvolle und von den Verbraucher/innen positiv<br />
wahrgenommene Strategien und Maßnahmen zu setzen.<br />
Die Aufgabe der Politik/Regierung liegt vor allem darin, die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen und die<br />
vielfältigen Akteure zusammen zu bringen und zu gemeinsamen Vorgehen zu motivieren. Zur Gestaltung der<br />
Rahmenbedingungen nutzt sie ein breites Bündel von Instrumenten vom Ordnungsrecht über finanzielle<br />
Anreize und ökonomische Instrumente bis hin zu Bildung und Information. So müssen insbesondere die<br />
Preise die ökologische Wahrheit wiedergeben, also die sogenannten externen Kosten durch Umweltverbrauch<br />
und -belastung einbeziehen.<br />
Mit der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung ist hier ein wichtiger erster Schritt getan. Sie ist kein<br />
abschließendes Dokument, sondern wird kontinuierlich überprüft und angepasst bzw. fortentwickelt werden.<br />
Das vorgesehene Monitoring wird aufzeigen, wo weiterer Handlungsbedarf besteht; auch sollen neue Themenfelder<br />
erfasst und weitere Maßnahmen beschlossen werden. Die Koalitionsvereinbarung der neuen Bundesregierung<br />
enthalte hierfür wichtige Festlegungen, so zum Beispiel:<br />
Fortentwicklung der ökologischen Steuerreform zur ökologischen Finanzreform<br />
Umgestaltung der Eigenheimzulage (Neubau wird gegenüber Altbau nicht mehr bevorzugt)<br />
Umwelt- und Verbraucherinformation; dabei soll ein Auskunftsanspruch nicht nur gegenüber öffentlichen<br />
Stellen, sondern auch gegenüber der Wirtschaft bestehen.<br />
Energieeffizienz und erneuerbare Energien sollen durch Förderprogramme weiter vorangebracht werden.<br />
Wichtig sei auch eine verstärkte Attraktivität von Umweltkennzeichen. Die nachhaltige Beschaffung gerade<br />
durch die öffentliche Hand mit ihrer großen Nachfragemacht auf dem Markt muss vorangebracht werden.<br />
Dabei ist den „Haushältern“ noch besser zu vermitteln, dass Umweltanforderungen bereits heute erlaubte<br />
Kriterien bei der Beschaffung sind und ihre Berücksichtigung die Wirtschaftlichkeit von Entscheidungen<br />
durchaus befördern kann. BMU und UBA messen dem Akteursdialog hohe Bedeutung bei und haben alle<br />
wichtigen Gruppen an einen Tisch gebracht. Daraus entstanden im April 2000 gemeinsame Grundsätze<br />
(„Tutzinger Erklärung“). Dieser Prozess soll in geeigneter Form fortgeführt werden. Außerdem unterstützt<br />
das BMU vielfältige Umweltberatungs- und Verbändeprojekte.<br />
Frau Quennet-Thielen formuliert abschließend die Frage, auf welche konkreten Initiativen, Forderungen und<br />
Projekte sich die Verbände einigen könnten, um sie in den Prozess der Nachhaltigkeitsstrategie einzubringen.<br />
Sie hoffe, dass sich verstärkt Aussagen zu nachhaltigen Lebensstilen in die Nachhaltigkeitsstrategie einbringen<br />
lassen; in der bislang zugegebenermaßen der Effizienzansatz dominiert – nicht zuletzt angesichts der<br />
Notwendigkeit positiver Bilder bei der Kommunikation. Deshalb sei es in jedem Fall wichtig, nicht nur For-<br />
53
derungen zu entwickeln, sondern auch über Pilotvorhaben nachzudenken, die die Menschen positiv ansprechen.<br />
3.5.3 Zusammenfassung der wesentlichen Diskussionsergebnisse<br />
� Eine Schwierigkeit bei zahlreichen Kampagnen zur Umwelt-Verbraucherinformation ist die Informationsfülle.<br />
5000 Tipps auf einmal sind von den Verbraucher/innen nicht zu verarbeiten. Häufig wird in Kampagnen<br />
die Umweltrelevanz verschiedener Verhaltensweisen zu wenig gewichtet. Dadurch<br />
werden im Hinblick auf ihre Umweltauswirkungen eher untergeordnete Aspekte von den Verbraucher/innen<br />
als entscheidend wahrgenommen. Zum Beispiel regen sich deutsche Tourist/innen darüber<br />
auf, dass in Hotels auf Mallorca die Marmelade zum Frühstück in Plastikdöschen serviert wird, vergessen<br />
dabei aber, dass der Flug nach Mallorca viel gravierende Umweltauswirkungen hat. Die Umweltverbände<br />
sollten in ihren Kampagnen deshalb die Bedürfnisfelder Mobilität, Bauen und Wohnen (Heizung) und Ernährung<br />
in den Mittelpunkt stellen, denn diese sind für den Großteil der Umweltbeeinträchtigungen verantwortlich.<br />
� Initiativen, wie der Lifeguide München (www.lifeguide-muenchen.de), wurde beim Markt der<br />
Möglichkeiten auf dem Workshop vorgestellt, sollten auch von anderen Städten genutzt und übertragen<br />
werden. Insbesondere lokale Informationen für nachhaltige Lebensstile können Verhalten wirksam beeinflussen,<br />
weil die Verbraucher/innen neben allgemeinen Tipps auch konkrete Informationen über Einkaufsquellen<br />
erwarten. Der Zusammenschluss LAND (http://www.agenda21-netzwerk.de) wird voraussichtlich<br />
zur Verbreitung der Informationen beitragen.<br />
� Die Kommunikation zu nachhaltigen Lebensstilen kann sich nicht alleine auf die Vermittlung praktischer<br />
Informationen beschränken. An erster Stelle steht die Vermittlung anderer Werte. Die Frage ist, wie<br />
die Vermittlung von Lebensstilen von den Umweltverbänden mit ihren Zielen genauso wirksam werden<br />
kann, wie Mac Donalds die Fast-Food-Kultur geprägt hat.<br />
� Diskutiert wird, ob bei der Revision der Nachhaltigkeitsstrategie auch ein Kapitel zu Lebensstilen<br />
eingefügt werden sollte. Während einige Teilnehmer/innen betonen, dass die Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />
für nachhaltige Lebensstile vor allem in den einzelnen Handlungsfeldern verortet werden<br />
müsse, legen andere Teilnehmer/innen darauf Wert, dass zusätzlich auch im Einleitungsteil der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie ein eigenes Kapitel mit den Querschnittsaspekten (z.B. Wertewandel, gut leben<br />
statt viel haben, verändertes Zeit- und Arbeitsverständnis etc.) eingefügt werden sollte.<br />
� Kritisiert wird, dass viele Menschen und insbesondere Politiker/innen die Lebenswirklichkeit in vielen<br />
Teilen der Erde gar nicht mehr emotional an sich heranlassen. Symptomatisch dafür ist der Beschluss<br />
von Johannesburg, der Hälfte der Menschheit in den nächsten Jahren den Zugang zu sauberem Wasser<br />
zu ermöglichen - was ist mit der anderen Hälfte? Die intensivere und persönlichere Auseinandersetzung<br />
mit diesen Missständen kann auch eine Motivation sein, sich einem nachhaltigeren Lebensstil zuzuwenden.<br />
Zusammen mit der Motivation, anders besser zu leben (siehe der Name der gleichnamigen Initiative,<br />
die sich ebenfalls beim Markt der Möglichkeiten vorstellte), kann dies Ausgangspunkt für eine Veränderung<br />
des persönlichen Lebensstils sein.<br />
� Diskutiert wird, inwieweit die Umweltverbände in allen Bevölkerungskreisen oder zunächst einmal<br />
im Kreise der eigenen Mitglieder und bei Kirchen, Umweltgruppen, Friedensgruppen und weiteren<br />
Nichtregierungsorganisationen für nachhaltige Lebensstile werben sollten. Klassischer Weise sind die eigenen<br />
Mitglieder die direkte Adresse für die Kommunikation. Wird der Dialog auf andere Gruppen erweitert,<br />
bedeutet dies eine zusätzliche Herausforderung. Für den Anfang im eigenen Kreise spricht, dass<br />
für eine Änderung von Lebensstilen auch persönliche Kontakte und Gruppenbildung wichtig sind. Beispielsweise<br />
hat der BUND-Landesverband Hessen eine Landesdelegiertenversammlung zum Anlass genommen,<br />
über die Veränderung des eigenen persönlichen Lebensstils der Delegierten zu reflektieren und<br />
sich Verbesserungen vorzunehmen (http://www.bund-hessen.de/projekte/verbund/index.html).<br />
� Als Ergänzung/Kontrapunkt zur Auseinandersetzung mit der negativen Lebenswirklichkeit wird<br />
vorgeschlagen, vor allem emotional positive Botschaften zu vermitteln: Was keinen Spaß macht,<br />
werden wir im Leben nicht durchbringen. (Wie wäre es mit einer Big Brother - Fernsehsendung, in der<br />
54
nachhaltige Lebensstile getestet werden?)<br />
� Es wird darauf hingewiesen, dass der staatliche Einfluss bei der Werte- und Lebensstilentwicklung<br />
begrenzt ist. Er besteht vor allem bei der Bildung und den gesetzlichen Rahmenbedingungen für<br />
nachhaltigen Konsum. Da bei vielen Politiker/innen der Begriff der Suffizienz negativ belastet ist, konzentrierte<br />
sich die Nachhaltigkeitsstrategie bisher auf die Effizienzstrategie. Hier müssen die Umweltverbände<br />
noch viel Überzeugungsarbeit leisten.<br />
3.5.4 Fortsetzung der Diskussion in drei Gruppen mit der Delphi-Methode<br />
Die Teilnehmer/innen teilen sich in drei Gruppen auf, die an drei Tafeln hintereinander die folgenden Fragen<br />
diskutieren und wesentliche Aspekte dazu festhalten.<br />
1. „Hemmnisse – was steht nachhaltigen Lebensstilen entgegen?“,<br />
2. „Mögliche Aktivitäten im Bereich Bildung“ und „Ideen für Aktivitäten im Bereich Kommunikation“<br />
3. „Konkrete Schritte – was können wir konkret unternehmen?“<br />
Die Stationen werden im Zirkel von allen drei Gruppen aufgesucht, so dass jeder sich zu jedem Thema einbringen<br />
kann. Abschließend werden die Tafeln in der großen Gruppe erläutert und nach Punktesystem (ein<br />
Punkt pro Person und Tafel) bewertet. Die höchste Punktzahl erhalten somit die Vorschläge, denen von den<br />
Teilnehmer/innen die größte Relevanz beigemessen wird:<br />
Zu 1) Unter den persönlichen Hemmnissen werden offenbar Bequemlichkeit und Gewohnheit als gravierend<br />
eingeschätzt, aber auch der Fakt, dass der persönliche Nutzen, der mit einer Veränderung des Lebensstils<br />
verbunden sein kann, z.B. für die Gesundheit oder in Form von Kostenersparnis, nicht bekannt ist. Gesellschaftlich<br />
fehlten Visionen und hätten nachhaltige Werte zu geringe Akzeptanz in der Gesellschaft. Als das<br />
größte politische Hemmnis wird die Preispolitik eingeschätzt.<br />
Zu 2) Bei möglichen Aktivitäten im Bereich der Bildung wird es für am bedeutendsten angesehen, Werthaltungen<br />
auf eine langfristige Perspektive hin zu schaffen und starke Persönlichkeiten zu fördern. Im Kommunikationsbereich<br />
wird hervorgehoben, wie wichtig es ist, Emotionen zu wecken, und entsprechend, Farben<br />
und positive Bilder zu nutzen, um Botschaften zu vermitteln. Für zentral wird es auch erachtet, die Kommunikation<br />
zielgruppenspezifisch zu gestalten.<br />
Zu 3) Unter den konkreten Vorschlägen erhält die Idee, Nachhaltigkeit in öffentliche Fernsehsendungen einzubringen,<br />
die höchste Punktzahl. Gemeint sind damit bereits existierende Sendungen mit hoher Einschaltquote,<br />
wie z.B. der sonntägliche „Tatort“. Mit beinahe gleich hoher Punktzahl wird der Vorschlag bewertet,<br />
Projekte vor Ort zu realisieren.<br />
Die Auflistung der Vorschläge zu den drei Fragestellungen befindet sich im Anhang 12.<br />
3.6 Dialogforum 2: Flächenverbrauch<br />
Der Moderator, Herr Jakubowski, führt in die Thematik ein. Die Problematik des Flächenverbrauchs ist in der<br />
Gesellschaft noch viel zu wenig thematisiert und sollte anhand konkreter, positiver Beispiele (Alternativen zu<br />
flächenverzehrenden Neubauten) kommuniziert und dabei mit attraktiven Bildern gearbeitet werden. Die Art,<br />
wie man lebt bzw. wohnt, sei dabei eher eine Frage der Lebensumstände und weniger des „Stils“, so dass<br />
insbesondere soziale Faktoren bei der Diskussion um den Flächenverbrauch stärker berücksichtigt werden<br />
müssten. Die Verknüpfung mit der Frage nach dem Lebensstil sei zu abgehoben und solle vermieden werden.<br />
3.6.1 Kurzstatement von Jochen Flasbarth (NABU)<br />
Jochen Flasbarth, Präsident des NABU, stellt in seinem Impulsreferat das Thema Siedlungsentwicklung<br />
und Flächenverbrauch zunächst in den globalen Zusammenhang aus Bevölkerungsexplosion und dem damit<br />
verbundenen Druck auf die Flächen zum einen aufgrund der Notwendigkeit zur Ertragssteigerung, um die<br />
Ernährung zu sichern, und zum anderen wegen der Zunahme von Siedlungs- und Verkehrsflächen zu Lasten<br />
fruchtbarer Böden. In Industrieländern ist insbesondere der steigende Pro-Kopf-Verbrauch von Flächen –<br />
trotz rückgängiger Bevölkerungszahlen – problematisch. Das Thema Flächenverbrauch wird auch in Zukunft<br />
55
eines der großen gesellschaftlichen und ökologischen Probleme bleiben, insbesondere für den Erhalt der<br />
biologischen Vielfalt und für unsere Lebensqualität. Die Benennung der 130 ha, die täglich an Fläche verbraucht<br />
werden, sollte präzise in versiegelte Fläche und unversiegelte Fläche differenziert werden, jedoch<br />
seien auch bei den 50% nicht versiegelter Fläche Beeinträchtigungen durch Verkehrswege, Zerschneidung<br />
der Landschaft etc. zu verzeichnen.<br />
Der NABU schließt sich der Forderung aus der Studie des Wuppertal-Instituts an, die jährlich zusätzlich in<br />
Anspruch genommenen Flächen auf Null bis zum Jahr 2010 zurückzuführen. Demgegenüber hat die Bundesregierung<br />
in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie als Ziel formuliert, die Flächeninanspruchnahme auf max. 30<br />
ha/Tag bis 2020 zu senken. Aus Sicht von Jochen Flasbarth ist es zwar auch notwendig, über das „richtige“<br />
Ziel zu streiten – noch wichtiger aber sei, dass rasch ein Instrumentarium entwickelt werde, mit dem maßgebliche<br />
Schritte in Richtung eines verminderten Flächenverbrauchs durchgesetzt werden.<br />
Das Leitbild einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung setze sich zusammen aus drei<br />
wesentlichen Aspekten:<br />
1. Ausrichtung am Flächenverbrauch: die Siedlungsentwicklung muss in den Grenzen der Städte und Dörfer<br />
von heute stattfinden.<br />
2. Innenentwicklung vor Außenentwicklung: Planung, Entwicklung und Erschließung zusätzlicher Bau-,<br />
Wohn- und Nutzflächen im bebauten Siedlungsbestand. Das Leitbild der Innenentwicklung hat neben<br />
ökologischen auch ökonomische und soziale Vorteile (Einzelhandel innerhalb Ortschaften erhalten, Arbeitsplätze<br />
durch Bestandssanierung schaffen, etc.)<br />
3. Erhaltung unzersiedelter Landschaftsräume, gerade auch in Ballungsräumen<br />
Zur Kommunikation des Leitbildes in der Gesellschaft sollten bessere Alternativen gegenüber dem flächenzehrenden<br />
Bau von Eigenheimen im Grünen dargestellt werden. Das positive Image des Neubaus außerhalb<br />
des gewachsenen Siedlungsbestandes muss dem Willen und der Möglichkeit weichen, die Städte und Dörfer<br />
in ihren Grenzen von Heute zu gestalten und Defiziten nicht durch Flucht auszuweichen, sondern sie durch<br />
Veränderungen vor Ort zu beheben. Hierin liegt die größte Herausforderung. Auf nichts reagieren die Menschen<br />
so sensibel und abwehrend wie auf Eingriffe des Staates in ihre freie individuelle Lebensgestaltung –<br />
dies gilt beim Wohnen ebenso wie bei der Mobilität und bei der Urlaubsgestaltung. Wir müssen der Gesellschaft<br />
vermitteln, dass eine nachhaltige Siedlungsentwicklung nicht nur für den Naturerhalt, sondern auch<br />
für die Sicherung und Steigerung der eigenen Lebensqualität ebenso notwendig ist wie schließlich auch für<br />
die Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen im Einzelhandel, in der Bau- und Immobilienwirtschaft wie<br />
auch einer möglichst ökologischen und/oder extensiven Land- und Forstwirtschaft und dem Tourismus.<br />
Zur Umsetzung sind starke politische Instrumente mit ökonomischer Lenkungswirkung dringend erforderlich.<br />
Bisher lenkte die Bau- und Eigentumsförderung die Siedlungsentwicklung in die falsche Richtung, da<br />
Neubauten höher befördert wurden als der Kauf von bestehenden Immobilien. Der NABU begrüßt daher<br />
außerordentlich, dass sich die Koalitionsparteien auf eine Angleichung der Eigenheimförderung für Alt- und<br />
Neubauten verständigt haben. Zur konkreten Ausgestaltung der neuen Eigenheimzulage hat der NABU einen<br />
zusätzlichen siedlungspolitischen Ökobonus für das Bauen bzw. den Erwerb im Bestand vorgeschlagen.<br />
Schließlich fördert auch die Konstruktion des derzeit geltenden Steuerrechts den Flächenverbrauch: Kaum<br />
spürbare Grundsteuersätze lassen Gedanken über Flächen-Sparen erst gar nicht aufkommen. Die Gemeinden,<br />
Träger der Planungshoheit, stehen untereinander im Wettbewerb um Gewerbebetreibende (Gewerbesteuer)<br />
und Einwohner (Einkommenssteuer). Der NABU fordert eine Reform der Steuer- und Förderpolitik,<br />
der Gemeindefinanzierung und der Eigenheimförderung, weiterhin eine Versiegelungsabgabe sowie die Abschaffung<br />
der Entfernungspauschale. Außerdem muss das Thema nachhaltige Siedlungsentwicklung in allen<br />
betreffenden Politikressorts verankert werden. Auf kommunaler Ebene würde ein vernünftiges regionales<br />
Bauflächenmanagement durch die Einrichtung von Planungsverbänden und eine verstärkte interkommunale<br />
Zusammenarbeit gefördert werden.<br />
3.6.2 Kurzstatement von Peter Franz (BMU)<br />
Peter Franz, Referatsleiter im BMU bestätigt in seinem Statement die Notwendigkeit des Einsatzes insbe-<br />
56
sondere ökonomischer Instrumente neben den planerischen und rechtlichen Instrumenten zur Reduzierung<br />
der Flächeninanspruchnahme und unterstützt die Forderungen der Umweltverbände im Grundsatz. Flächenverbrauch<br />
ist in der Politik, in der Planungspraxis und in der Wissenschaft ein seit langem diskutiertes Thema<br />
– es besteht viel Klarheit über die Ursachen, jedoch ist es derzeit noch zu früh, um abgestimmte Maßnahmen<br />
präsentieren zu können. Im neuen Koalitionsvertrag wurde daher beschlossen, eine solche Strategie<br />
zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme zu erarbeiten, damit das Ziel der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie,<br />
den Flächenverbrauch bis zum Jahr 2020 auf 30 ha/Tag zurückzuführen, erreicht werden<br />
kann.<br />
Derzeit werden täglich rund 130 ha Fläche für Siedlungs- und Verkehrszwecke in Anspruch genommen. Von<br />
einem Fortschreiten des Flächenverbrauchs auf derzeitig hohem Niveau ist vorerst auszugehen. Dabei ist<br />
festzustellen, dass die Siedlungsflächenzunahme sich weitgehend von der Einwohnerentwicklung entkoppelt<br />
hat. Die Folge ist, dass die Bevölkerung mit rückläufigen Einwohnerzahlen sich auf immer größere Siedlungsflächen<br />
verteilt. Dabei gibt es eine Konzentration auf das Umland der großen Städte und Verdichtungsräume.<br />
Für den hohen Flächenverbrauch sind verschiedene Verursacher verantwortlich: 37% der täglichen<br />
Flächeninanspruchnahme werden für Wohnzwecke, 33% für Gewerbeflächen und 17% für Verkehrsflächen<br />
benötigt (13% nicht statistisch zuzuordnen). Der überwiegende Teil geht außerhalb des besiedelten<br />
Bereichs auf Kosten meist landwirtschaftlich genutzter Freiflächen, d.h. teilweise fruchtbare Böden, die als<br />
nicht erneuerbare Ressource in ihrem Vorkommen begrenzt sind, gehen damit verloren.<br />
Es muss dringend eine Trendwende beim Flächenverbrauch eingeleitet werden Hierfür soll ein abgestimmter<br />
Mix von Initiativen und Instrumenten in den verschiedenen politischen Handlungsbereichen – Raum- und<br />
Umweltplanung, Naturschutz, Flächenrecycling, Flächenbesteuerung, Förderprogramme, Verkehrsmanagement<br />
und Bewusstseinsbildung – zu einer wirksamen Reduzierung der Flächeninanspruchnahme entwickelt<br />
werden. Dazu ist die Zusammenarbeit mit Ländern und Kommunen erforderlich.<br />
Zur Umstrukturierung von Förderinstrumenten wird zunächst bei der Eigenheimzulage angesetzt. Im Koalitionsvertrag<br />
wurde bereits festgelegt, die Fördersätze der Eigenheimzulage für Alt- und Neubauten anzugleichen<br />
und auf Familien zu konzentrieren.<br />
Ein weiterer Problembereich bezüglich des Flächenverbrauchs ist der Verkehr. Bereits in der vergangenen<br />
Legislaturperiode hat die Bundesregierung eine gründliche Überprüfung des gesamten Bundesverkehrswegeplans<br />
eingeleitet, wobei der Naturschutz eine zentrale Rolle gespielt hat. Erstmals wurden von den<br />
1.800 Straßenbauprojekten 700 sensible Vorhaben einer Umweltrisikoeinschätzung unterzogen. Die Ergebnisse<br />
stehen nun ebenso wie die Bewertung des Nutzen-Kosten-Verhältnisses und die Einschätzung der<br />
Raumwirksamkeit zur Verfügung. Bis 2003 werden die Auswirkungen jedes einzelnen Projektes abgewogen.<br />
Weiterhin sollte die Städtebauförderung als wichtiges Instrument zur Förderung der Innenentwicklung der<br />
Städte, der Umnutzung und Nutzungsmischung, in ihrem Finanzrahmen gestärkt werden.<br />
3.6.3 Kurzstatement von Andreas Feldtkeller, Stadtplaner von Tübingen a.D.<br />
Andreas Feldtkeller, Stadtplaner von Tübingen a.D., erläutert seine Thesen zum Flächenverbrauch aus<br />
der Sicht künftiger Stadtentwicklung, die er anhand zahlreicher Darstellungen, Umfragewerte und positiver<br />
Beispiele aus Stadtentwicklungsprojekten in Tübingen unterlegt:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Der gegenwärtig hohe Landschaftsverbrauch ist nichts anderes als die Folge einer seit 80 Jahren unentwegt<br />
gebräuchlichen „zersiedelnden“ Art der Stadtentwicklungspolitik. Ohne ausdrückliche Revision dieser<br />
Politik – in Zielsetzung, Strategie und Controlling – ist die Zurückführung der Landschaftszerstörung<br />
und -zerschneidung auf ein vertretbares Maß nicht zu schaffen. Die anstehende Revision ist bis jetzt<br />
über allgemeine Deklarationen nicht hinaus gelangt.<br />
Die Zielmarke für die Reduzierung des Landschaftsverbrauchs wird dann Wirkung entfalten, wenn sie<br />
eine spürbare Schubkraft für das Umsteuern in der Stadtentwicklungspolitik entwickelt. Die in der Nachhaltigkeitsstrategie<br />
formulierte Zielmarke enttäuscht diese Erwartung. Eine Revision der Stadtentwicklungspolitik ist in jedem Fall notwendig: Dies erfordern vor allem die<br />
veränderten und sich weiter verändernden sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten (für eine bessere<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie, für eine stärkere Berücksichtigung der Bedürfnisse von Kin-<br />
57
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
dern und Jugendlichen, zur Stärkung mittelständischer Beschäftigung, zur besseren Integration der<br />
wachsenden Bevölkerungsanteile mit Migrationshintergrund). Die Erfordernisse stoßen bishe r kaum auf<br />
ernsthaftes politisches Interesse.<br />
Ziel des Umsteuerns muss sein, den Anteil „städtischer“ Siedlungsformen mit hoher Nutzungsdichte,<br />
funktionaler Vielfalt und erschwinglichen Kosten im Vergleich zu flächenaufwendigen und zonierenden<br />
Siedlungsformen drastisch zu erhöhen. Auf diese Weise muss eine nachfragegerechte Balance zwischen<br />
diesen beiden unterschiedlich ausgerichteten Siedlungsformen angesteuert werden. Derartige städtische<br />
Siedlungsformen werden seit 80 Jahren nicht mehr neu geschaffen.<br />
Neuere Untersuchungen zeigen, dass ein hoher Anteil der Bevölkerung keineswegs an den Stadtrand<br />
drängt, sondern Möglichkeiten in funktional gemischten Gebieten in der Stadt sucht. Bei entsprechend<br />
ausgebautem Angebot könnte sich zeigen, dass im Bereich der sogenannten Eigenheime kein zusätzlicher<br />
Bedarf mehr besteht.<br />
(Gutachten BBR / empirica „Hemmnisse der Wohneigentumsbildung“, Umfrage „Sternstadt“.)<br />
Für die Schaffung neuer „städtischer“ Quartiere auf Stadtbrachen bieten sich nicht nur die (meist teuren)<br />
Innenstadtlagen an, sondern vor allem die preiswerteren und für Kapitalanleger weniger attraktiven Lagen<br />
am Innenstadtrand und in den innenstadtnahen Teilen der Peripherie. Durch effiziente Nutzung der<br />
vorhandenen Brachen lässt sich vermutlich der gesamte Flächenbedarf der kommenden Jahre decken.<br />
Es geh t nicht allein und in erster Linie darum, die „Innenstädte wieder attraktiv“ zu machen.<br />
Unter den heute bestehenden Bedingungen und gesetzlichen Vorgaben setzt die Schaffung neuer städtischer<br />
Quartiere zahlreiche Regel- und Tabuverletzungen voraus. Ein sehr beliebtes Tabu (gerade auch<br />
bei „ökologisch Aufgeklärten“) ist z.B. die These, dass „Dichte“ soziale Konflikte erzeuge. Dem Umsteu-<br />
ern entgegenstehende Regeln und Tabus: Arbeiten und Wohnen ertragen nicht unmittelbare Nachbarschaf<br />
t, hohe Dichten sind ungesund, ausgebrauchte Bausubstanz ist abzureißen, Geschossbau können<br />
nur Bauträger – aber nicht die künftigen Nutzer – errichten, Parkplätze müssen unmittelbar bei den Nutzungen<br />
liegen.<br />
Die folgende Auflistung der Hemmnisse bei der Revision der Stadtentwicklungspolitik zeigt, wie vielfältig<br />
die Faktoren sind, die ein Umsteuern erschweren oder vereiteln. Alle politischen Ebenen sind bei der Beseitigung<br />
dieser Hemmnisse gefordert, keineswegs – wie es in der Nachhaltigkeitsstrategie heißt – in<br />
erster Linie die Länder und Kommunen. Der Abbau der Hemmnisse scheitert bisher schon daran, dass in<br />
Politik und Planung – angesichts sogenannter „Megatrends“ – wenig Bereitschaft besteht, sich mit der<br />
„Krise der Städte“ und deren gesellschaftlichen Folgen kritisch und konstruktiv auseinander zu setzen.<br />
3.6.4 Hemmnisse bei der Reduzierung des Landschaftsverbrauchs<br />
Im Bereich der Zielbestimmung und -vermittlung:<br />
fehlende wirksame – zeitlich abgestufte und regional aufgeschlüsselte Zielwerte, fehlende gesellschaftswissenschaftliche<br />
Diskussion über die Ziele der Stadtentwicklung, fehlende öffentliche Aufklärung über die Ziele<br />
der Stadtentwicklung, Vorurteile gegenüber „Dichte“ bei Experten und ökologisch orientierten Protagonisten<br />
sowie fehlende nachhaltigkeitsstrategische Spielregeln beim interkommunalen Wettbewerb.<br />
Im Bereich von Strategie und Umsetzung:<br />
fehlende lokale und regionale Flächenbilanzen, fehlende offizielle und öffentliche Aufklärung über externalisierte<br />
und subventionierte Lasten von Siedlung, ruhendem und fließendem Verkehr,<br />
kontraproduktive Subventionen und Steuerprivilegien (Entfernungspauschale, Eigenheimzulage bei Außenentwicklung,<br />
Förderung von flächenverbrauchenden und mittelstandsgefährdenden Gewerbeprojekten, Förderung<br />
des „ökologischen“ Bauens auf der grünen Wiese), unzureichende staatliche Hilfen bei der Mobilisierung<br />
von Siedlungsbrachen, kontraproduktive Baunutzungsverordnung (bevorzugte Nutzungstrennung, zu<br />
niedrige Höchstdichten, Freiwilligkeit bei der Festlegung von Mindestdichten), Bevorzugung von Bauträgern<br />
gegenüber Nutzern bei städtebaulichen Maßnahmen sowie fehlende nachhaltigkeitsstrategische Steuerung<br />
der Siedlungsentwicklung durch steuerliche Maßnahmen.<br />
58
Im Bereich der kontinuierlichen Erfolgskontrolle:<br />
� Fehlende Kontrolle über die Einhaltung von § 1a (1) BauGB bei der Aufstellung von Bebauungsplänen,<br />
� fehlende Kontrolle über die Einhaltung von § 2 (1 und 2) ROG bei der Aufstellung von Bauleitplänen sowie<br />
� fehlendes öffentliches Berichtswesen über kommunale / regionale Flächeninanspruchnahme im Innen-<br />
und Außenbereich.<br />
Aufgrund seiner gesammelten langjährigen Erfahrungen aus der gängigen Praxis der Stadtplanung ist für<br />
Andreas Feldtkeller beim derzeitigen Diskussionsstand – auch im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie –<br />
noch keine Trendwende zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme in Sicht.<br />
3.6.5 Wesentliche Diskussionsbeiträge:<br />
� Regionale Unterschiede im Flächenverbrauch sind immens; die Ursachen liegen zum einen in den<br />
demographischen Entwicklungen bestimmter Regionen und zum anderen in der Abwanderung in wirtschaftliche<br />
Boomregionen; die Instrumente zur Reduktion des Flächenverbrauchs müssen also auf diese<br />
regionalen Unterschiede Bezug nehmen.<br />
� Flächenverbrauch ist ein großes Querschnittsthema, welches sehr viele verschiedene Politikfelder tangiert;<br />
die bestehende Förderpolitik wirkt häufig kontraproduktiv.<br />
� Ursachen für den anhaltend hohen Flächenverbrauch liegen weniger in den rechtlichen Grundlagen, sondern<br />
mehr in der mangelnden Umsetzung der bereits vorhanden Instrumente im Raumordnungsgesetz,<br />
BauGB, Bundes-Bodenschutzgesetz etc.; die Interessen der Kommunen, der Stadtplaner, die interkommunale<br />
Konkurrenz um die Einkommens- und Gewerbesteuer sowie die unzureichende Verknüpfung von<br />
überregionaler Planung und kommunaler Selbstbestimmung sind einige der vielen Ursachen für den Flächenverbrauch.<br />
� Bei der Lösung vorhandener Zielkonflikte zwischen Naturschutz und Bebauung wird in den<br />
Abwägungsprozessen der Verlust an Ackerfläche häufig zu niedrig bewertet.<br />
� Verbesserung der Kommunikation ist erforderlich; hier geht es um die Entwicklung positiver neuer Leitbilder<br />
zugunsten attraktiver Stadtviertel im Gegensatz zum noch bestimmenden Leitbild des Hauses im Grünen<br />
� Vermittlung in der Öffentlichkeit, dass der Boden eine sensible, nicht erneuerbare Ressource darstellt, die<br />
es zu erhalten gilt.<br />
� Entwicklung neuer Instrumente zur Reduktion des Flächenverbrauchs erforderlich, z.B. Handel mit<br />
Flächenausweisungsrechten (vgl. Naturschutzgutachten des SRU).<br />
� Alle in Frage kommenden Instrumente müssen zunächst auf den Prüfstand, um dann in einem Paket für<br />
die Entwicklung der Strategie zur Reduktion der Flächeninanspruchnahme gebündelt zu werden. Dabei<br />
sollen auch EU-Regelungen auf flächenverzehrende Maßnahmen abgeklopft werden.<br />
� Stärkere Partizipation der Bürger an den konkreten Stadtplanungen und –gestaltungen erforderlich; hier<br />
sind mit guten Beispielen, z.B. Tübingen, Signale zu setzen.<br />
� Neue Nutzung bereits genutzter Flächen im innerstädtischen Bereich (besser als „Nachverdichtung“ zu<br />
kommunizieren) kann zu mehr sozialer, kultureller und ökonomischer Vielfalt in den Städten führen.<br />
� Die NABU-Kampagne „Living 2010“ leistet einen guten Beitrag, um das Thema Siedlungsentwicklung und<br />
Flächenverbrauch öffentlichkeitswirksam vorzustellen.<br />
3.6.6 Fazit<br />
Für die Strategie zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme müssen zum einen die politischen Rahmenbedingungen<br />
geändert und ein Mix aus verschiedenen, v.a. auch ökonomischen Instrumenten zusammengestellt<br />
werden. Außerdem gilt es, eine Kommunikationsstrategie zu entwickeln, um mehr Sensibilität für die<br />
Problematik sowohl in der Gesellschaft als auch in den verschiedenen Ressorts zu schaffen und anhand guter<br />
Beispiele aufzuzeigen, wie nachhaltige Stadtentwicklung aussehen und was jeder dafür tun kann.<br />
59
3.7 Nationale Nachhaltigkeitsstrategie: Wie geht es weiter? Anforderungen an die Politik und<br />
die Rolle der gesellschaftlichen Akteure<br />
Die abschließende Talkrunde wurde von Brigitte Dahlbender (BUND) eröffnet: Bei der Weiterführung der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie muss eine Suffizienzstrategie sowie Lebensstilfragen stärker in den Vordergrund<br />
gerückt werden, denn mit win-win Lösungen alleine kommen wir nicht weiter. Jochen Flasbarth (NABU)<br />
wies auf die Notwendigkeit staatlich stringenten und ernsthaften Handelns hin. Außerdem müssten in Zukunft<br />
auch Zielkonflikte deutlicher erfasst und Lösungsansätze dazu gefunden werden.<br />
Reinhard Loske (Bündnis 90/ Die Grünen) betonte besonders die für den Flächenverbrauch bereits<br />
vorhandenen Instrumente, die einem weiteren Flächenverbrauch umkehren können, wies aber auch auf die<br />
Problematik anderer Maßnahmen, wie z.B. Eigenheimzulage oder Kilometerpausschale hin, die in ihrer derzeitigen<br />
Ausgestaltung einer nachhaltigen Siedlungspolitik im Weg stehen. Modern sei was wächst, kommentierte<br />
Michael Müller (SPD/DNR) unser Dilemma und erinnerte daran, dass uns Nachhaltigkeit<br />
zwingt, über unsere Gesamtsituation nachzudenken. Im Kern muss Zeit in alle Entscheidungen mit einbezogen,<br />
die Grenzen der Natur respektiert und Lösungen solidarisch gefunden werden. Cornelia Quennet-<br />
Thielen (BMU) bestätigte die Bedeutung der Nachhaltigkeitsstrategie, da sie sich inzwischen wie ein roter<br />
Faden durch die Koalitionsvereinbarungen zieht. Wichtig sei es nun, Zielvorgaben umzusetzen und sie anhand<br />
konkreter Beispiele einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen.<br />
Im Rückblick wird deutlich, welche Bedeutung die Kommunikation und Umsetzung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />
hat und vor allem wie groß der Bedarf aber auch das Interesse an einer weiterführenden<br />
Diskussion zum Thema ist. Deutlich wurde auch der Impuls, der durch den Weltgipfel in Johannesburg ausgelöst<br />
wurde und der im Nachhinein doch verstärkte Motivation ausgelöst hat Themen der Nachhaltigkeitsdebatte<br />
verstärkt führen zu wollen. Aus diesem Grund muss der Dialog weitergehen, denn bis zur Umsetzung<br />
von nachhaltiger Entwicklung ist es noch ein langer Weg.<br />
4 Programm des Workshops Kommunikation und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie<br />
9:00 Registrierung / Kaffee<br />
9:30 Begrüßung Hubert Weinzierl, DNR<br />
9:35 Berlin - Johannesburg und zurück: Ergebnisse<br />
des Gipfels für nachhaltige Entwicklung und<br />
Schlussfolgerungen für die nationale Nachhaltig-<br />
keitsstrategie<br />
Moderierte Talkrunde und anschließende Diskussion<br />
10:30 Persönliche Nachhaltigkeitsbilanz der Teilnehmer/ innen<br />
10:45 Bildung und Kommunikation für eine nachhaltige<br />
Entwicklung als Aufgabe der Nicht-Regierungs-<br />
organisationen - Stand, Defizite, Lösungsansätze<br />
Moderierte Diskussion<br />
Hubert Weinzierl, DNR<br />
Michael Frein, VENRO/EED<br />
Stephan Contius, BMU<br />
Bernhard Pötter, Tageszeitung<br />
Moderation: Gerhard A. Jakubowski<br />
Klaus Hübner, DNR/LVB<br />
Silke Kleinhückelkot en, t ECOLOG<br />
12:00 Markt der Möglichkeiten “Nachbar Natur” (NABU),<br />
Moderation: Petra Niesbach, Verbraucher- Zentrale NRW<br />
Initiative „Anders besser Leben”<br />
Projekt „Nachhaltiger Warenkorb” (RNE),<br />
Lifeguide - München - Internetplattform für zukunftsfähige<br />
Lebensstile<br />
60
12:30 Mittagessen<br />
Zwei parallele Dialogforen<br />
13:30 Dialogforum 1: Nachhaltige Lebensstile Christine Wenzl, BUND<br />
Cornelia Quennet-Thielen, BMU<br />
Moderation: Klaus Hübner, DNR/LVB<br />
13:30 Dialogforum 2: Flächenverbrauch Jochen Flasbarth, NABU<br />
16:00 Kaffeepause<br />
Markt der Möglichkeiten<br />
16:30 Nationale Nachhaltigkeitsstrategie: Wie geht es<br />
17:30 Ende<br />
weiter? Anforderungen an die Politik und die<br />
Rolle der gesellschaftlichen Akteure<br />
Moderierte Talkrunde<br />
Peter Franz, BMU<br />
Moderation: Gerhard A. Jakubowski<br />
Jochen Flasbarth, NABU<br />
Dr. Brigitte Dahlbender, BUND<br />
Dr. Reinhard Loske, MdB, Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN<br />
Michael Müller, SPD/DNR<br />
Cornelia Quennet Thielen, BMU<br />
Moderation: Klaus Hübner, Gerhard A. Jakubowski<br />
5 Persönliche Nachhaltigkeitsbilanz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
Auswertung der Befragung<br />
„Nachhaltigkeitssünden“ Anzahl der Personen, die auf diesen<br />
Luxus nur schwer verzichten könnten<br />
In Prozent<br />
Flugzeug 18 24<br />
Auto 10 14<br />
Ananas 11 15<br />
Haus 28 38<br />
Handy 7 9<br />
61
6 Was Siebenjährige können/erfahren haben sollten (eine Auswahl)<br />
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die eigene Anwesenheit als positiven Beitrag erlebt haben. „Wenn du nicht wärst…“.<br />
„Da hast du uns gefehlt…“<br />
Bilder für seelische Bewegung kennen. „Wie wenn ein Luftballon platzt „ein Fass über-<br />
läuft“…“,<br />
eine Erinnerung daran haben, dass ein eigener Lernfortschritt in anderen Behagen<br />
auslöste<br />
mit dem Vater gekocht, geputzt, Betten bezogen, gewerkelt, ganze Tage verbracht<br />
haben. Von ihm während einer Krankheit gepflegt worden sein.<br />
geringe<br />
Relevanz<br />
große<br />
Relevanz<br />
□ □<br />
□ □<br />
□ □<br />
□ □<br />
die Erfahrung machen können, dass Wasser den Körper trägt □ □<br />
eine Kissenschlacht gemacht haben. □ □<br />
einen Schneemann gebaut haben, eine Sandburg, einen Damm im Bach. Ein Feuer im □ □<br />
Freien anzünden und löschen können. Windlicht, Windrad erproben<br />
eine Ahnung von Welträumigkeit, von anderen Kontinenten haben □ □<br />
eine Sammlung angelegt haben □ □<br />
das Märchen vom Holzlöffel kennen und andere elementare Stoffe/Gleichnisse von □ □<br />
Aussetzung und Geborgenheit<br />
ein Geheimnis für sich behalten können. „Nur du und ich“, „es bleibt unter uns“, die-<br />
sen Wunsch kennen.<br />
□ □<br />
den Unterschied zwischen Markt und Supermarkt kennen □ □<br />
gesät und geerntet haben □ □<br />
typisches Jungen- und Mädchenspielzeug kennen. Nach der eigenen Meinung dazu □ □<br />
gefragt worden sein.<br />
in einem Streit vermittelt haben. Einem Streit aus dem Weg gegangen sein. □ □<br />
die Adern des Blattes und die Adern der eigenen Hand studieren □ □<br />
Obstsorten, und wie sie sich im Duft unterscheiden. Drei Lieblingsdüfte. □ □<br />
Flüche, Schimpfwörter kennen (in zwei Sprachen). Eine Ahnung von Stilebenen, □ □<br />
Sprachkonventionen haben, wo sagt man was.<br />
wissen, dass nicht alle Wünsche gleich in Erfüllung gehen □ □<br />
über Regeln verhandelt haben. Eine Regel verändert haben. Mit dem Begriff „Aus- □ □<br />
nahme“ etwas verbinden.<br />
den eigenen Pulsschlag gefühlt haben, und den von Freund und Tier □ □<br />
einem Meister, einer Expertin, einem Könner begegnet sein. Neben ihm oder ihr gear- □ □<br />
beitet haben.<br />
62
7 „PISA – Stunde der Umweltbildung“ von Klaus Hübner (DNR/LBV)<br />
7.1 PISA-Steckbrief<br />
Name:<br />
PISA bedeutet „program for international student assessment“: Programm zum internationalen<br />
Schüler-Leistungs-Vergleich. Der Test fand zwischen Mai und Juni 2000 statt.<br />
Gegenstand:<br />
Schwerpunkt war der Test der Lesekompetenz, außerdem wurden auch die mathematische und<br />
naturwissenschaftliche Grundbildung geprüft. In allen drei Bereichen wurden fünf Kompetenzstufen,<br />
d. h. Schwierigkeitsgrade unterschieden. Am internationalen Test nahmen 15jährige<br />
Schülerinnen und Schüler aus allen Schularten teil. Dabei wurde für Deutschland eine repräsentative<br />
Stichprobe von etwa 5.000 Jugendlichen aus 219 Schulen ausgewählt.<br />
Aufgaben:<br />
PISA fragt nach fächerübergreifenden Kompetenzen und nach Kenntnissen und Fähigkeiten, die<br />
von einem tiefgehenden Verständnis zeugen. Ebenso wird Wert auf Fähigkeiten gelegt, die<br />
auch im späteren Erwachsenenleben eine Rolle spielen.<br />
Die internationale PISA-Studie hat in der Bundesrepublik hohe Wogen geschlagen. Obwohl dieser in regelmäßigen<br />
Abständen durchgeführte Test im Ergebnis kaum ein anderes brachte als in den Jahren zuvor,<br />
alarmierte das Abschneiden der Bundesrepublik wohl in Kombination mit der schlechten Wirtschaftslage quer<br />
durch die Parteien alle Politiker.<br />
„Ende der Kuschelpädagogik“, „Lehrpläne entrümpeln“, „am Bildungssystem der PISA-Sieger orientieren“<br />
und vieles andere mehr waren die ersten Reaktionen auf den mäßigen 20. Platz innerhalb der 32 Länder, die<br />
in der OECD (Organisation für wirtschaftliche Kooperation und Entwicklung) zusammengeschlossen sind und<br />
innerhalb derer der Test stattfand.<br />
Die Bundesrepublik setzte auf PISA noch PISA E (E steht für Erweiterungsstudie) drauf. Die Kultusminister-<br />
Konferenz gab den Auftrag zu dieser erweiterten Studie, in der die einzelnen deutschen Länder miteinander<br />
verglichen wurden. Diese Studie ergab dann eine Reihenfolge mit ausgeprägtem Süd-Nord-Gefälle: Bayern<br />
an der Spitze, gefolgt von Baden-Württemberg, am Ende die Länder Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Bremen.<br />
Dieses „Ranking“ belebt seitdem die innerdeutsche Bildungsdiskussion und führt dazu, wechselseitig<br />
die Länder bzw. Bundeskompetenzen in Sachen Bildung in Frage zu stellen.<br />
7.2 Ergebnisse in der Tat nicht berauschend<br />
Neben den Defiziten in der naturwissenschaftlichen und mathematischen Grundbildung sowie der Lesekompetenz<br />
ist es aber noch ein weiterer Aspekt, der nachdenklich macht: Die PISA-Forscher versuchen auch<br />
zentrale Aspekte von Kooperation und Kommunikation in internationalen Tests zu erfassen und die Defizite<br />
scheinen auch in diesem Bereich vorhersehbar zu sein. Unbestritten ist nämlich, „um aktiv, produktiv und<br />
verantwortlich am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können, müssen Schüler nicht nur akademische,<br />
sondern auch soziale Fertigkeiten erwerben. Dies gilt insbesondere in einer Zeit, in der die soziale Umwelt<br />
durch Entwicklungen wie die Globalisierung der Wirtschaft, multikulturelle Durchmischung von Arbeits- und<br />
Lebenswelten und die zunehmende Bedeutung von Teamarbeit komplexer wird. Wer sich in einer solchen<br />
Welt zurechtfinden will, muss in der Lage sein, soziale Informationen angemessen zu interpretieren und<br />
flexibel darauf zu reagieren“, so die Projektkoordinatoren am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in<br />
Berlin.<br />
7.3 Rolle der Umweltbildung<br />
Betrachtet man die Methoden und Inhalte der Umweltbildung vom Arche Noah Kindergarten des LBV bis hin<br />
63
zur Arbeit in den Zentren unseres Verbandes, aber auch in den Einrichtungen anderer Träger, so ist sie vor<br />
allem von einem Prinzip geprägt: Förderung von Gestaltungskompetenz. Diese Fähigkeit soll die Menschen in<br />
die Lage versetzen, sich aktiv an der Gestaltung ihres Lebensumfeldes zu beteiligen, oder wie es in der wissenschaftlich<br />
exakten Definition heißt „Vermögen, die Zukunft von Sozietäten, in denen man lebt, in aktiver<br />
Teilhabe im Sinne nachhaltiger Entwicklung modifizieren und modellieren zu können.“ Und für unsere Arbeit<br />
gilt auch, dass wir versuchen, immer ganzheitlich vorzugehen, d. h. sowohl Kopf als auch Herz und Hand der<br />
Menschen anzusprechen. Das heißt, ganz gleich, ob bei der Erkundung eines Lebensraumes, der Planung<br />
und dem Gestalten eines naturnahen Schulhofes, immer geht es um das „Begreifen“ im wahrsten Sinne des<br />
Wortes, die praktische Anwendung des neu Gelernten und die Einbeziehung möglichst vieler Sinne, um optimalen<br />
Lernerfolg zu erreichen.<br />
Kooperation und Kommunikation spielen bei der Aufgabenstellung eine große Rolle, so dass auch diese Fähigkeiten<br />
in die tägliche praktische Umweltbildungsarbeit fest integriert sind. Aber lassen Sie mich am Beispiel<br />
Lesekompetenz unseren pädagogischen Ansatz einmal näher erläutern.<br />
Lesekompetenz wird ja nicht erst in der Schule erworben. Lange, bevor das kleine B mit dem kleinen D verglichen<br />
wird und der Unterschied – der für immer mehr Schüler immer schwerer fällt – herausgearbeitet<br />
wird, haben sich die Kinder schon Fähigkeiten und Fertigkeiten erworben, die ihnen diese Aufgabe erleichtern<br />
– oder auch nicht! Lange, bevor man selber schreibt, wird bei den Kindern über Zuhören und Reden<br />
Sprachkompetenz angebahnt. Unterstützt wird eine solche Entwicklung zusätzlich durch das Differenzieren<br />
lernen in ganz unterschiedlichen Bereichen, und hier bietet die Natur einen unerschöpflichen Lernort. Ob<br />
beim Unterscheiden von Blättern, Gräsern, Käfern oder Schmetterlingen, an „Draußentagen“ oder Waldwochen,<br />
oder bei dem täglichen Erkunden des Außengeländes lernen Kinder genau hinzusehen: ist der Blattrand<br />
glatt, mit kleinen Zähnen oder eingekerbt, worin unterschieden sich Blüten von Gänseblümchen, Löwenzahn<br />
oder Wiesensalbei und Co, ist es ein Laubfrosch oder ein Grasfrosch? Das in der Natur Gefundene<br />
wird in Bestimmungsbüchern verglichen, es wird geredet und gefragt, solange bis die Kinder wissen, womit<br />
sie es zu tun haben. Ein weites Übungsfeld, das es den Kindern hinterher erleichtert, auch auf ganz anderen<br />
Gebieten wie z. B. dem Lesen und Schreiben rascher voranzukommen. Da auch die Mathematik im PISA-<br />
Test nicht in abstrakter Form verstanden wird, sondern eingebettet ist in den Kontext von Problemlagen,<br />
Situationsinterpretationen usw., hängt die Leistungsfähigkeit in Mathematik in ganz starkem Maße von der<br />
Lesekompetenz ab. Aber wenden wir unseren Blick auf die naturwissenschaftliche Grundbildung.<br />
7.4 Agenda für den Vorschulbereich nötig<br />
Dass die 4.000 Stunden, die Kinder im Kindergarten verbringen, zum reinen Aufbewahren und Beaufsichtigen<br />
viel zu schade sind, darüber sind sich mittlerweile alle einig. Gezielte Bildung kann nicht früh genug ansetzen<br />
und ist überhaupt kein Widerspruch zum spielerischen Entdecken der Welt. Ob es um positive Identifikation<br />
der Kinder mit sich selbst geht, um optimale motorische Entwicklung, kommunikative oder soziale<br />
Kompetenzen bis hin zur Gestaltungskompetenz – all dies lässt sich im Kindergartenalltag mit Hilfe der Umweltbildung<br />
optimal realisieren. Durch ein abwechslungsreich gestaltetes Außengelände beispielsweise lassen<br />
sich Grob- und Feinmotorik quasi nebenbei schulen. Erlebnis- und Ruhezonen, Forscherecke und Atelier,<br />
Träumeland und Matschecken – all diese vielfältigen Angebote ermöglichen es den Kindern, ihre eigenen<br />
Fähigkeiten und Fertigkeiten im für sie optimalen Rhythmus zu entwickeln. Welche Elemente aus unserer<br />
Konzeption sich problemlos oder mit wenig Aufwand in andere Einrichtungen übertragen lassen, wird am<br />
Ende des Projektes dokumentiert und einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Schon jetzt lässt sich allerdings<br />
mit Bestimmtheit sagen, dass die Umweltbildung weit mehr leistet als einen Beitrag zur Sensibilisierung für<br />
die Schönheit und Schutzwürdigkeit unserer natürlichen Umgebung. Und man wird sicher auch über neue<br />
Aufgaben und Qualifizierung von Erzieher/innen nachdenken müssen, denn in dieser frühen Phase kindlicher<br />
Entwicklung lässt sich wesentlich mehr bewegen und fördern, als dies in der jetzigen Kindergartenrealität<br />
geschieht.<br />
7.5 Naturnahes Schulgelände fördert naturwissenschaftliche Grundbildung<br />
Die PISA-Forscher verstehen darunter die „Fähigkeit, naturwissenschaftliches Wissen anzuwenden, naturwissenschaftliche<br />
Fragen zu erkennen und aus Belegen Schlussfolgerungen zu ziehen, um Entscheidungen zu<br />
64
verstehen und zu treffen, welche die natürliche Welt und die durch menschliches Handeln in ihr vorgenommenen<br />
Veränderungen beträfe“. Die Umgestaltung eines Schulhofes in ein naturnahes und erlebnisorientiertes<br />
Außengelände bietet ein ideales Feld, um diese Grundbildung zu erreichen. Die Schüler müssen sich<br />
informieren über regionale Baumaterialien, standortgerechte Bepflanzung, handwerkliche Techniken, Reihenfolge<br />
bei Planung und Durchführung und vieles andere mehr: Welche Pflanze braucht welchen Standort,<br />
wie wird eine Trockenmauer stabil, welche Werkzeuge brauche ich für die Bearbeitung von Holz, wie kann<br />
ich durch geschicktes Auffangen von Regenwasser ein Wasserspielgelände entstehen lassen – alles Probleme,<br />
die Schüler, Lehrer und Eltern dazu bringen, intensiv miteinander zu kommunizieren, zu planen, vorausschauend<br />
zu denken, sich mit Experten kurzzuschließen und Verantwortung zu übernehmen. Hier sind<br />
wir ganz dicht bei dem, was die PISA-Forscher fordern: naturwissenschaftliches Wissen im Kontext gesellschaftlicher<br />
Realität. Hier wird das Ziel Gestaltungskompetenz erreicht durch Verknüpfung von Wissen mit<br />
Planung, Realisation und Folgenutzung. Die Kinder sind am Ende eines solchen Projektes stolz auf das von<br />
ihnen Geleistete, haben zurecht starkes Selbstbewusstsein entwickelt, das sich auf konkrete vorzeigbare<br />
Erfolge gründet, und damit erreichen wir mit dem Ziel Gestaltungskompetenz auch noch etwas ganz anderes.<br />
Wir leisten dadurch einen wesentlichen Beitrag zur Drogen- oder Gewaltprävention, denn starke Kinder<br />
sind wesentlich weniger anfällig für solche Verführungen oder müssen ihrem Frust nicht ungezügelt freien<br />
Lauf lassen. Eine Tatsache, die uns von vielen Experten bestätigt wird, die wir aber in der Vergangenheit viel<br />
zu wenig kommuniziert haben.<br />
7.6 Genaues Hinsehen notwendig<br />
Wir werden uns auch weiterhin ganz konkret an der Entwicklung von Schule beteiligen müssen. Die konkreten<br />
Inhalte der Lehrpläne müssen überprüft werden, ob sie den Kriterien der Gestaltungskompetenz standhalten.<br />
Je eher ein Schüler den Sinn der Lerninhalte versteht und in der Lage ist, sie im täglichen Leben<br />
anzuwenden, um so höher wird auch die Motivation sein, sich engagiert am Unterricht und dem Schulleben<br />
zu beteiligen. Und die mangelnde Motivation ist ja eine der großen Probleme unserer Schullandschaft quer<br />
durch alle Schularten. Auch hier sehe ich eine große Chance, durch stärkere Hinwendung zum Ziel Gestaltungskompetenz<br />
eine neue Lernkultur in unseren Schulen anzustoßen.<br />
Vergessen darf man aber bei all diesen Überlegungen und konkreten Projekten nicht, dass Kindergarten,<br />
Schule oder die außerschulischen Einrichtungen nur familienbegleitende Funktion haben. Auch hier ist es<br />
dringend nötig, enger mit den Eltern zusammenzuarbeiten, denn ganz wesentliche Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />
werden durch das Elternhaus entscheidend geprägt. Dies macht eine Studie der Stiftung Lesen deutlich.<br />
Einem Drittel der deutschen Kinder wird zu Hause nicht mehr vorgelesen. Was dies heißt mag ermessen,<br />
wer selber Geschwistern, Kindern oder Enkelkindern vorliest und weiß, wie gespannt und aufmerksam<br />
Kinder dabei zuhören, nachfragen und das Gehörte selber weitergeben. Solche Defizite kann weder ein Kindergarten<br />
noch eine Schule auffangen, allenfalls abmildern.<br />
Der nächste PISA-Zensus ist 2005. Ein nicht all zu langer Zeitraum, in dem sich aber doch sicher einiges<br />
bewegen lässt, allerdings nur in kleinen Schritten und nur dann, wenn alle Beteiligten, Schule, Elternhaus<br />
und außerschulische Bildungsträger am gleichen Strang ziehen. Alleinige Schuldzuweisungen sind hier wenig<br />
hilfreich.<br />
65
8 Grundlagenpapier „Lebensstile als Zielgruppen in der Kommunikation für<br />
eine nachhaltige Entwicklung“ von Silke Kleinhückelkotten (ECOLOG)<br />
Die Umweltkommunikation und auch die Kommunikation für eine nachhaltige Entwicklung tun sich im Gegensatz<br />
zur Werbung schwer bei der Festlegung genau definierter Zielgruppen und der Berücksichtigung der<br />
gesellschaftlichen Pluralisierungs- und Individualisierungstendenzen. Hier scheinen die Adressaten oftmals<br />
weitgehend unbekannte Wesen zu sein, die bestenfalls nach soziodemographischen Faktoren wie Alter, Geschlecht,<br />
Sprache, Einkommen und Bildungsstand unterschieden werden.<br />
Die Kommunikation für eine nachhaltige Entwicklung könnte wesentlich erfolgreicher werden, wenn sie wie<br />
das Produktmarketing mit einem differenzierteren Zielgruppenkonzept arbeiten würde, da ein solches zielgruppen-<br />
bzw. lebensstil-orientiertes Herangehen an den Kommunikationsprozess die Chancen der Kommunikation<br />
für eine nachhaltige Entwicklung erhöht, auch 'schwierige' Zielgruppen zu erreichen und zu neuen<br />
An- bzw. Einsichten sowie nachhaltigeren Verhaltensweisen anzuregen. Doch eigene Erhebungen sind sehr<br />
kosten- und personalaufwendig. Hier kann die Arbeit mit bestehenden Lebensstilkonzepten sinnvoll sein, die<br />
Angaben über Werte, Einstellungen und Verhalten der Adressaten liefern.<br />
Lebensstilgruppen bzw. soziale Milieus bieten die Möglichkeit einer gezielteren Ansprache, da sie Gruppen<br />
mit ähnlichen Einstellungen, Verhaltensweisen und sozialen Faktoren zusammenfassen. So können größere<br />
Gruppen als mit einer reinen "face-to-face-Kommunikation" angesprochen werden, zugleich werden die erheblichen<br />
Streuverluste von Maßnahmen nach dem "Gießkannenprinzip" vermieden.<br />
Die Betrachtung der bestehenden Milieus hinsichtlich ihrer Umweltverträglichkeit, als einem der Aspekte der<br />
Nachhaltigkeit, zeigt, dass es zur Zeit keine "umweltverträglichen" Milieus gibt. Stattdessen herrschen Kombinationen<br />
von in einigen Bereichen sehr nachhaltigen Verhaltensweisen wie Abfallvermeiden und Energiesparen<br />
mit in anderen Bereichen sehr "unnachhaltigen" Verhaltensweisen wie häufige und weite Flugreisen<br />
oder starke Autonutzung auftreten. Es handelt sich also um höchst ambivalente Lebensstile, was die Umweltverträglichkeit<br />
anbelangt.<br />
Für die Kommunikation für eine nachhaltige Entwicklung bedeuten diese Überlegungen zur Zielgruppen-<br />
bzw. Milieuorientierung, dass sie sich bei der Auswahl der zu kommunizierenden Themen und der kommunikativen<br />
Kanäle an den Vorlieben und Abneigungen der Milieus orientieren sollte. Da sich nicht jedes Thema<br />
in jedem Milieu kommunizieren lässt, - auch vor dem Hintergrund meist knapper personeller und finanzieller<br />
Ressourcen - sich auf einzelne Milieus zu konzentrieren. Dabei kann es sinnvoll sein, sich zunächst auf die<br />
Milieus zu konzentrieren, die ohnehin schon interessiert sind. Durch eine schärfere Zielgruppenansprache<br />
dieser umweltorientierten Milieus lassen sich relativ leicht Erfolge erzielen. Um auch Milieus mit anderen<br />
Orientierungen ansprechen zu können, reicht eine Veränderung der Zielgruppenansprache allein nicht aus,<br />
hier müssen zunächst Themen ausgewählt und Angebote geschaffen werden, die auch für diese Milieus attraktiv<br />
sind.<br />
Tabelle: Kurzcharakteristik der sozialen Milieus 2002 und Kommunikative Ansätze für eine Beispiel-Kampagne<br />
zum Kauf von Naturmode<br />
Soziale Milieus Kommunikative Ansätze<br />
Etablierte 10%: Das selbstbewusste Establishment:<br />
Erfolgs-Ethik, Machbarkeitsdenken und ausgeprägte<br />
Exklusivitätsansprüche<br />
Postmaterielle 10%: Das aufgeklärte Nach-68er-<br />
Milieu: Postmaterielle Werte, Globalisierungskritik und<br />
intellektuelle Interessen<br />
GESELLSCHAFTLICHE LEITMILIEUS<br />
Sachlich, informativ, anspruchsvoll, seriös<br />
Zugang über: Exklusivität („Natürlich besonders – Mode<br />
für gehobene Ansprüche“)<br />
Sachlich, informativ, anspruchsvoll, witzig<br />
Zugang über: Umwelt („Natürlich gut – Natur auf der<br />
Haut“)<br />
Moderne Performer 8%: Die junge, unkonventionelle Innovativ, technisch, modisch, kreativ, originell<br />
66
Leistungselite: intensives Leben – beruflich und privat,<br />
Multi-Optionalität, Flexibilität und Multimedia-<br />
Begeisterung<br />
Konservative 5%: Das alte deutsche Bildungsbür-<br />
gertum: konservative Kulturkritik, humanistisch ge-<br />
prägte Pflichtauffassung und gepflegte Umgangsfor-<br />
men<br />
Traditionsverwurzelte 15%: Die Sicherheit und<br />
Ordnung liebende Kriegsgeneration: verwurzelt in der<br />
kleinbürgerlichen Welt bzw. in der traditionellen Arbei-<br />
terkultur<br />
DDR-Nostalgische 6%: Die resignierten Wende-<br />
Verlierer: Festhalten an preußischen Tugenden und<br />
altsozialistischen Vorstellungen von Gerechtigkeit und<br />
Solidarität<br />
Bürgerliche Mitte 16%: Der statusorientierte mo-<br />
derne Mainstream: Streben nach beruflicher und sozi-<br />
aler Etablierung, nach gesicherten und harmonischen<br />
Verhältnissen<br />
Konsum-Materialisten 11%: Die stark materialis-<br />
tisch geprägte Unterschicht: Anschluss halten an die<br />
Konsum-Standards der breiten Mitte als Kompensati-<br />
onsversuch sozialer Benachteiligungen<br />
Experimentalisten 7%: Die extrem individualistische<br />
neue Boheme: Ungehinderte Spontaneität, Leben in<br />
Widersprüchen, Selbstverständnis als Lifestyle-Avant-<br />
garde<br />
Hedonisten 11%: Die Spaß-orientierte moderne Un-<br />
terschicht / untere Mittelschicht: Verweigerung von<br />
Konventionen und Verhaltenserwartungen der Leis-<br />
tungsgesellschaft<br />
TRADITIONELLE MILIEUS<br />
MAINSTREAM-MILIEUS<br />
HEDONISTISCHE MILIEUS<br />
Zugang über: Individualität („nature for you – Dein<br />
Outfit so überzeugend wie Du“)<br />
Sachlich, informativ, anspruchsvoll, seriös<br />
Zugang über: Qualität („Natürliche Qualität – zeitlose<br />
Naturmode“)<br />
Sachlich, anschaulich, einfach, seriös, freundliche<br />
Zugang über: Tradition („Aus Tradition gut – Bewährtes<br />
aus der Natur“)<br />
Sachlich, anschaulich, seriös, freundlich<br />
Zugang über: Tradition („Aus Tradition gut – Bewährtes<br />
aus der Natur“)<br />
Sachlich, informativ, freundlich, modisch<br />
Zugang über: Gesundheit („Natürlich gesund – Mode<br />
zum Wohlfühlen“)<br />
Anschaulich, einfach, freundlich, (modisch)<br />
Zugang über: prominente Vorbilder und Konformität<br />
(„Dabei sein- Sportler XXX trägt Mode von ...“)*<br />
Technisch, innovativ, modisch, kreativ, originell<br />
Zugang über: Lifestyle-Avantgarde („Natural lifestyle –<br />
Individual fashion“)<br />
Einfach, modisch, originell, witzig<br />
(Teilweise) Zugang über: Nonkonformismus („Krass<br />
anders – Shirts vom Baum“)*<br />
Die Beispiele sollen mögliche Ansprechweisen illustrieren. In den Milieus der Konsum-Materialisten und Hedonisten<br />
dürfte es schwierig sein, Naturmode zu ‚vermarkten’ – nicht zuletzt weil die Einkommen hier sehr<br />
niedrig sind.<br />
67
9 Sieben Thesen zur Kommunikation für eine nachhaltige Entwicklung<br />
„Sollen künftig Mutter Beimer und Steffi Graf für das Konzept 'Nachhaltige Entwicklung' werben?"<br />
Thesen:<br />
1. Das Konzept Nachhaltige Entwicklung ist auch zehn Jahre nach Rio immer noch ein 'Minderheitenkonzept'-<br />
bekannt und diskutiert in Expertenkreisen und überhaupt in höher gebildeten Kreisen.<br />
2. Das Problem: Das Leitbild ist nicht 'griffig', vermittelt keine Bilder und Visionen einer besseren Zukunft.<br />
Es ist deshalb nicht kompatibel mit den Lebenswelten der meisten Menschen.<br />
3. Für die 'Popularisierung' des Leitbildes ist eine Kommunikation über die konkreten Inhalte einer<br />
nachhaltigen Entwicklung, wie umwelt- und sozialverträgliche Mobilität, Ökologische Landwirtschaft oder<br />
Sanfter Tourismus, nötig. Diese müssen mit der konkreten Alltagswelt der Menschen in Verbindung<br />
gebracht werden.<br />
4. Die Kommunikation zu Themen einer nachhaltigen Entwicklung muss dabei zielgruppenorientiert vorgehen:<br />
In den letzten 20 Jahren hat sich eine Vielzahl von verschiedenen Lebensstilen herausgebildet.<br />
Diese fassen, Menschen mit ähnlichen Werten, Einstellungen, Verhaltensweisen und auch ähnlichen Bildungs-<br />
und Einkommensverhältnissen zusammen.<br />
5. Die bestehenden Lebensstile bzw. sozialen Milieus in Deutschland zeigen erhebliche Unterschiede in<br />
nachhaltigkeitsrelevanten Einstellungen, Werten und Verhaltensweisen. Auch die Kommunikationsgewohnheiten<br />
unterscheiden sich deutlich.<br />
6. Bisher wurden im Nachhaltigkeitsdiskurs vor allem Angehörige des Post- materiellen und des Konservativen<br />
Milieus erreicht. Diese sind auch neben Vertretern aus der Bürgerlichen Mitte am häufigsten in<br />
Agenda-Prozessen und in Nichtregierungsorganisationen engagiert.<br />
7. Um auch Angehörige anderer Milieus zu erreichen, müssen neue Formen der Kommunikation gefunden<br />
werden, Die unterschiedlichen Interessen und Kommunikationsgewohnheiten müssen berücksichtigt<br />
werden.<br />
Fazit:<br />
Kommunikation für eine nachhaltige Entwicklung muss inhaltsorientiert, all-tagstauglich und zielgruppen-<br />
/lebensstilorientiert erfolgen. Will sie neue Zielgruppen erschließen, muss sie neue Formen der Ansprache<br />
und der Beteiligung erproben.<br />
68
10 Soziale Milieus nach Sinus (2002)<br />
69
11 Hintergrundpapier zum Thema „Nachhaltige Lebensstile“<br />
Christine Wenzl, BUND-Bundesgeschäftstelle<br />
Die Grenzen der natürlichen Ressourcen weltweit, der im Nord-Süd-Vergleich stark überhöhte Energie- und<br />
Ressourcenverbrauch des Nordens bei anhaltender Armut und Hunger in den Entwicklungsländern bilden<br />
den Hintergrund, vor dem seit Jahren über nachhaltige Konsummuster und veränderte Lebensstile in den<br />
Industrienationen nachgedacht wird. Hinzu kommt, dass, würden die Entwicklungsländer den gleichen Konsumanspruch<br />
erheben wie die Industrieländer, damit spätestens die Grenzen des Planeten erreicht wären.<br />
Nachhaltige Lebensstile und nachhaltiger Konsum bieten jedoch nicht nur eine Antwort auf soziale und ökologische<br />
Probleme. „Gut leben statt viel haben“, das Leitbild aus der BUND/Misereor-Studie „Zukunftsfähiges<br />
Deutschland“, hat den Rahmen für zahlreiche Projekte und vielfältige Initiativen aufgespannt, die dem „immer<br />
schneller immer mehr“ eine positive Vision vom besseren Leben entgegensetzen. Dabei stehen der Gewinn<br />
an Lebensqualität und das Interesse der Menschen an einem veränderten Lebensstil im Vordergrund.<br />
Alternative Konsummöglichkeiten beziehen sich z.B. auf ökologische und fair gehandelte Produkte, auf kooperative<br />
Nutzungskonzepte statt Besitz, auf eine veränderte Mobilität.<br />
In diesem Papier werden Empfehlungen und Thesen aufgestellt, die sich auf die folgenden Fragen beziehen:<br />
Was kann der und die einzelne tun? Was muss an den politischen Rahmenbedingungen, an Marktbedingungen<br />
und Angebot verändert werden? Akteure, Handlungs- und Kooperationsmöglichkeiten werden benannt.<br />
Ebenso auch Zielkonflikte, die Konzepte nachhaltiger Lebensweisen mit sich bringen, vor allem was die Nord-<br />
Süd- Dimension, aber auch Unterschiede in Einkommen und anderen Voraussetzungen hierzulande betrifft.<br />
11.1 Problemaufriss<br />
11.1.1 Nachhaltige Lebensstile und Konsummuster: eine Leerstelle in der nationalen<br />
Nachhaltigkeitsstrategie?<br />
Die nationale Nachhaltigkeitsstrategie nimmt Bezug auf die Lebenssituation und die Verantwortung der Bevölkerung.<br />
Das Leitbild der Nachhaltigkeit wird konkret mit den verschiedenen Aspekten von Lebensqualität<br />
für die Bevölkerung verknüpft, z.B. gesunde Nahrungsmittel, Vermeidung von Lärm und Unfällen. Die Verantwortung<br />
aller für das Gelingen einer nachhaltigen Entwicklung im Sinne der Strategie wird klar formuliert,<br />
ein anderer Lebensstil aber nicht konsequent durchbuchstabiert. Vielmehr liegt eine hauptsächlich an Effizienz<br />
orientierte Strategie vor. Eine Auseinandersetzung mit dem Konflikt zwischen einer ungebrochenen<br />
Wachstumsphilosophie, den nicht nachhaltigen Lebensstilen in den Industriestaaten und den Anforderungen<br />
nachhaltiger Entwicklung wird vermieden.<br />
In diesem Bereich sind Nachbesserungen notwendig. Spätestens mit Blick auf die im Frühjahr 2004 geplante<br />
Revision der Nachhaltigkeitsstrategie sollte diskutiert werden, wie ein weiteres Kapitel in der Nachhaltigkeitsstrategie<br />
zum Bereich nachhaltige Lebensstile in Deutschland gestaltet werden kann. Ergebnisse von Studien<br />
zu Umwelt und Nachhaltigkeit wie die des BMU und UBA zum Umweltbewusstsein in Deutschland (2000)<br />
sollten in kohärenter Weise in die Nachhaltigkeitsstrategie eingearbeitet werden. Mit Blick auf das Thema<br />
Kommunikation stellt sich außerdem die Frage, wie die Debatte über nachhaltige Lebensstile verstärkt, wie<br />
positive Beispiele kommuniziert und der Raum für die Entwicklung von Visionen geschaffen werden können.<br />
Auch die Instrumente dafür müssten viel stärker in der Nachhaltigkeitsstrategie verankert werden.<br />
11.1.2 Staatliche Rahmenbedingungen und Anreize<br />
Um konkrete Alternativen im Bereich Lebensstile und Konsummuster verwirklichen zu können, sind Politik<br />
und Wirtschaft gefragt: es müssen von Seiten der Politik Anreize und Rahmenbedingungen geschaffen werden<br />
– und zwar sowohl für Konsument/innen als auch für die Wirtschaft, nachhaltig, d.h. sozial und ökologisch<br />
verantwortlich zu produzieren. Die Absicht der Bundesregierung, ein Verbraucherinformationsgesetz<br />
zu verabschieden sowie der in Johannesburg beschlossene internationale Rahmen für Aktionsprogramme zu<br />
Konsum- und Produktionsmustern sind hierbei ebenso wichtige Eckpunkte wie die Weiterentwicklung der<br />
70
Ökosteuer.<br />
11.1.3 Vermittlung von Nachhaltigkeit durch Staat und Politik<br />
Die Erwartung der Umweltverbände an staatliche Kampagnen und ihre Wirksamkeit ist noch genauer zu<br />
klären. Welchen Mitteleinsatz und welche Budgets sollten wir sinnvoll fordern? Für eine Kampagne der Bundesregierung<br />
zur Nachhaltigkeitsstrategie würde es sicherlich nicht ausreichen, den Begriff der Nachhaltigkeit<br />
auf Plakatwände zu bringen. Genauso wichtig ist das Unterlassen staatlicher Kampagnen für nicht-nachhaltige<br />
Produkte. Auch der Umgang der Regierung mit großen Werbekampagnen der Industrie müsste sich<br />
dort, wo staatlicher Einfluss möglich ist, an Nachhaltigkeitskriterien orientieren (Beispiel Tabakwerbung).<br />
Über Werbung hinaus könnten das Vorbild bekannter Politiker/innen und von Institutionen (z.B. über das<br />
Beschaffungswesen) dazu beitragen, das Thema zu transportieren.<br />
11.1.4 Angebotsseite und Werbung durch Unternehmen<br />
Unternehmen sollten stärker nachhaltige Produkte herstellen und anbieten. Diese Angebote müssen dann<br />
auch zielgerichtet kommuniziert werden. Dazu gehören sowohl die Information über die Vorteile eines nachhaltigen<br />
Produktes als auch eine Werbung, die ökologische oder nachhaltige Produkte für breite Bevölkerungskreise<br />
attraktiv macht. So wie das Interesse für bestimmte Produktgruppen wie das Handy oder Markenkleidung<br />
stark über Medien und Werbung geleitet wird, kann vielleicht auch eine gezielte Werbung nachhaltigen<br />
Produkten zum Weg aus der Nische verhelfen.<br />
11.1.5 Die Kommunikation nachhaltiger Lebensstile durch Umweltverbände und NGOs<br />
Für die Kommunikation nachhaltiger Lebensstile durch Umweltverbände und NGOs sind verschiedene Herangehensweisen<br />
denkbar: Zahlen und Fakten belegen sehr eindrucksvoll, dass wir unseren Konsum- und Lebensstil<br />
ändern müssen. Wäre die persönliche Umwelt- bzw. Nachhaltigkeitsbilanz transparenter, z.B. durch<br />
einen Vermerk der CO2-Emmissionsbilanz eines Fluges auf dem Flugticket, würde das vielleicht manchen<br />
zum nachdenken anregen. Doch lässt sich der Bevölkerung so ein anderer Lebensstil vermitteln?<br />
Es gibt umgekehrt viele positive Bilder, Visionen und Modelle – Leitbilder, wie nachhaltige Lebensstile aussehen<br />
könnten, in einer entsprechend veränderten Umwelt und mit durchaus gewinnbringenden neuen Möglichkeiten<br />
verknüpft. Zum Beispiel denken Expert/innen im Bereich nachhaltiger Mobilität darüber nach, wie<br />
eine Umgebung beschaffen sein könnte, die Mobilitätswege verringern hilft: es entsteht das Bild der lebendigen<br />
Stadt mit einer Mischung aus Wohnen und Arbeiten und guter Infrastruktur. Oder die Idee, das Auto,<br />
das von so vielen bevorzugt genutzt wird, in kombinierte Mobilität einzubinden, sowie davon ausgehend gute<br />
und attraktive Alternativen zu schaffen, wie z.B. park&ride, carsharing, Mietfahrräder, Sammeltaxen und<br />
Anrufbusse.<br />
Für die Kampagnen der Umweltverbände zu einzelnen Themen könnte eine stärker zielgruppenorientierte<br />
und situationsspezifische Herangehensweise sinnvoll sein. Kampagnen sollten nicht nur an politischen Situationen<br />
andocken, sondern gezielt Menschen in Umbruchsituationen ansprechen und Aspekte wie Feedback<br />
und Ermutigung durch eine entsprechende Umgebung stärker in Kampagnenplanung einbeziehen. In diesem<br />
Zusammenhang ist auch zu diskutieren, ob radikal andere Leitbilder notwendig sind, um Lebensstile zu verändern,<br />
oder eher mit behutsamen kleinen Schritten, die an derzeitige Konsummuster anschließen, etwas<br />
erreicht werden kann.<br />
11.1.6 Grundsätzliche Überlegungen<br />
„Gut leben und viel haben“, mögen sich einige in unserem Land sagen, die den Anspruch, möglichst nachhaltig<br />
zu konsumieren und einen persönlichen Beitrag für einen schonenderen Umgang mit der Umwelt und<br />
größere internationale Gerechtigkeit zu leisten nicht teilen. Sie setzen - aus unterschiedlichen Motiven - andere<br />
Prioritäten. Die Tatsache, dass große Teile der Bevölkerung schwer zugänglich sind für die Thematik<br />
nachhaltiger Konsum und nachhaltige Lebensstile legt eine tiefergehende Debatte über Werte in unserer<br />
Gesellschaft nahe.<br />
Umgekehrt gibt es eine wachsende Zahl Gruppen und Initiativen, die sich bereits zum Ziel gesetzt haben,<br />
einen anderen Lebensstil zu praktizieren. Die Akteure dieser Projekte sind überzeugt, dass mit einem alter-<br />
71
nativer Lebensstil ein Beitrag zu einer gesellschaftlichen Veränderung geleistet werden kann und dieser darüber<br />
hinaus ein Gewinn für das persönliche Leben, Wohlbefinden und Gesundheit ist.<br />
Parallel zu aktuellen Kommunikationsstrategien, die vor allem bei Veränderungen in einzelnen Bereichen und<br />
bestimmten Bevölkerungsgruppen ansetzen, ist ein grundsätzliches Umdenken erforderlich. Ein veränderter<br />
Umgang mit Zeit, ein Hinterfragen des „immer schneller, immer mehr“ und ein größeres Bewusstsein über<br />
Zeitwohlstand sind dabei zentrale Komponenten. Auch die Verankerung eines anderen Arbeitsbegriffes in<br />
unserer Gesellschaft könnte einen wertvollen Beitrag zu einem nachhaltigen Lebensstil leisten. Dieser sollte<br />
sowohl Teilzeitarbeitmodelle (weniger Geld mehr Zeit) als auch die Anerkennung von ehrenamtlicher Arbeit,<br />
Familien- und Hausarbeit und damit verbunden eine andere Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern beinhalten.<br />
11.1.7 Zielkonflikte und Brüche, Lösungsansätze<br />
Eine wichtige Funktion bei der Vermittlung alternativer Lebensstile hat der offene Umgang mit Brüchen und<br />
Zielkonflikten. Diese können bei dem Verfolgen eines möglichst nachhaltigen Lebensstils bzw. Konsumverhalten<br />
auftreten, wie z.B. mit steigendem (Auto)verkehr bei Direkteinkauf auf dem Biohof. Brüche spiegeln<br />
sich z.B. in der Frage wider, ob es dem Anspruch bzw. der Philosophie von Biolebensmitteln widerspricht, die<br />
eine möglichst geringe Verarbeitungstiefe aufweisen sollten, wenn im Biosupermarkt zunehmend conve-<br />
nience food angeboten wird? Damit können auf der anderen Seite möglicher Weise neue Bevölkerungsgruppen<br />
angesprochen werden.<br />
Zielkonflikte werden auch deutlich, sobald die entwicklungspolitische Perspektive einbezogen wird. Dabei<br />
lassen sich Konflikte zwischen der Forderung nach Marktzugang für Produkte aus Entwicklungsländern einerseits<br />
und nach dem Verzehr möglichst ausschließlich regional erzeugter Produkte andererseits ein Stück weit<br />
lösen, in dem die Möglichkeiten der/des einzelnen sehr klar kontrastiert werden mit der Verantwortung der<br />
Politik (vgl. z.B. Aufsatz von Michael Windfuhr „Produkte aus der Region oder aus Entwicklungsländern? Ein<br />
‚nachhaltiges’ Dilemma – Möglichkeiten, sich sinnvoll zu verhalten„ in BUND/Misereor [Hrsg.]: „Wegweiser<br />
für ein zukunftsfähiges Deutschland“ [2002]).<br />
Mit Blick auf einen Interessenausgleich zwischen Nord und Süd ist zu bedenken, dass die Interessen der<br />
Entwicklungsländer, der ProduzentInnen und Bevölkerung dort oft nicht mit denen der Industrieländer übereinstimmen.<br />
Konflikte liegen u.a. darin, dass<br />
� die Produktionen größtenteils nicht-nachhaltiger Produkte im Süden auf die Absatzmärkte des Nordens<br />
angewiesen sind<br />
� die hierzulande gern gesehenen Fair-trade-Produkte nicht nur hier sondern auch bei der Produktion in<br />
den Entwicklungsländern ein Nischenmarkt sind. Eine Verstärkung allein der fair-trade-Nachfrage hat daher<br />
nur begrenzte Effekte. Mit mehr Marktöffnung generell könnte aus Entwicklungsländerperspektive viel<br />
mehr erreicht werden.<br />
11.2 Thesen / Empfehlungen<br />
11.2.1 Kommunikation nachhaltiger Lebensstile durch Umweltverbände und NGOs<br />
Eine individuell veränderte Nachfragestruktur macht einen Unterschied, es müssen zugleich aber auch die<br />
politischen Rahmenbedingungen, Anreize, Preise und Angebot entsprechend verändert werden.<br />
Umweltverbände / NGOs können insofern in zwei Richtungen agieren und sowohl Forderungen an die Politik<br />
(Unternehmen, Öffentlichkeit) stellen, als auch einen Beitrag zur Kommunikation nachhaltigen Konsumverhaltens<br />
den VerbraucherInnen gegenüber leisten.<br />
1) Unterschiedliche Milieus müssen auf ihre jeweilige Veränderungsbereitschaft, Motivation und Erreichbarkeit<br />
hin angesprochen werden. Nachhaltige Lebensstile können nur sinnvoll kommuniziert werden, wenn<br />
die Lebenssituation der Menschen, die wir erreichen wollen mitgedacht wird, d.h. die Ansprache situations-<br />
und gruppenspezifisch erfolgt. Besondere Lebenssituationen und Umbrüche wie Umzug, Geburt von<br />
Kindern, Kindergarten oder Schulbeginn könnten Momente sein, wo einzelne bereit sind, ihren Lebensstil<br />
zu überdenken und etwas zu verändern.<br />
72
2) Um mit der oft bestehenden Diskrepanz zwischen gutem Willen einerseits und konsequentem Handeln<br />
andererseits umzugehen, sind die folgenden Faktoren wichtig:<br />
� Eine unterstützende Umgebung: wenn mehr Leute das gleiche Ziel verfolgen, ähnliche Umstellungen<br />
oder sogar Strapazen auf sich nehmen ist das eine Ermutigung für jeden Einzelnen. Das gilt ebenso<br />
für Einstellungen und Werte in der Gesellschaft, die Nachhaltigkeit fördern.<br />
� feedback: Ebenso hilfreich ist es sicherlich, wenn die Menschen, die etwas in ihrem Leben verändern,<br />
die positiven Konsequenzen auch wahrnehmen können oder mindestens eine Rückmeldung erhalten.<br />
Das kann mittelbar z.B. auch über Wettbewerbe, Preise und Publikationen geleistet werden.<br />
� Verhaltensangebote: Es sollte attraktive Angebote geben, die dazu einladen, sich alternativ zu verhalten.<br />
Diese können so abgestuft sein, dass eine Beteiligung gut möglich ist: mit verschiedenen Motiven<br />
sich zu engagieren, mit unterschiedlicher Bereitschaft, Zeit oder finanzielle Ressourcen zu investieren,<br />
und ohne die Sorge haben zu müssen, damit in der „Ökonische“ zu landen.<br />
� Bildung: Bildung für nachhaltige Entwicklung und die Weitergabe und Transparenz von Informationen<br />
muss weiterhin eine wichtige Rolle spielen.<br />
3) Die unterschiedlichen Motive, die bei Teilen der Bevölkerung mit konventionellem Konsum verbunden<br />
sind, wie z.B. die Erfüllung von Statuswünschen und die Hoffnung auf Anerkennung, sollten respektiert<br />
und bei der Kommunikation nachhaltiger Konsummuster mit reflektiert werden. Die Vermittlung, dass<br />
alternativer Konsum auch „cool“ sein kann ist dabei aber nur ein Teil der Lösung.<br />
4) Allianzen, Kooperationen und stärkere Absprachen der Akteure sind unerlässlich. Sie sind hilfreich sowohl<br />
um politischen Lobbydruck aufzubauen, als auch um die verschiedenen Gruppen/Milieus unter der<br />
VerbraucherInnen möglichst gezielt ansprechen zu können. Beides erfordert eine Bündelung der Ressourcen.<br />
5) Situationen wie Skandale mit der damit verbundenen Wachsamkeit und Bereitschaft bei der Politik und<br />
bei den VerbraucherInnen etwas zu verändern sollten dafür genutzt werden, politischem Druck aufzubauen.<br />
Umgekehrt bieten auch positive Kampagnen des BMVEL Gelegenheiten, die positiv für die gemeinsame<br />
Lobbyarbeit verschiedener NGOs genutzt werden könnten.<br />
6) Großverbraucher und Institutionen wie Akademien, Kantinen, Krankenhäuser eignen sich als<br />
Ansprechpartner für eine fortgesetzte Umstellung auf ein nachhaltiges Angebot im Bereich Lebensmittel<br />
und Getränke etc. Das beihaltet z.B. regionale, in ökologischem Anbau hergestellte und fair gehandelte<br />
Lebensmittel. Damit kann auch bei Einzelnen für alternative Konsummöglichkeiten Interesse geweckt<br />
werden, gerade auch durch das Gespräch innerhalb dieser Institutionen.<br />
11.3 Forderungen an die Politik<br />
Die folgenden Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen sind notwendig, um einen nachhaltigen<br />
Konsum zu stärken. Daraus ergeben sich unsere Forderungen an die nationale Nachhaltigkeitsstrategie:<br />
7) Beteiligung der Regierung an der (zielgruppenspezifischen) Vermittlung nachhaltiger Lebensstile. Kampagne<br />
des BMVEL vergleichbar der Verbraucher-Zentrale NRW mit einem Plakat „Gönnen Sie sich mal<br />
was!“ (gemeint ist: eine Stunde im Park). Außerdem muss der Beitrag zur schulischen und außerschulischen<br />
Bildung für nachhaltige Entwicklung verstärkt werden.<br />
8) Der Staat soll mit nachhaltigem Beschaffungswesen staatlicher Institutionen eine Vorreiterrolle übernehmen.<br />
9) Das von der Bundesregierung mit dem Koalitionsvertrag erneut geplante Verbraucherinformationsgesetz<br />
muss verabschiedet werden.<br />
10) Der Rahmen für Aktionsprogramme für nachhaltigen Konsum, der mit dem Aktionspapier bei dem Weltgipfel<br />
in Johannesburg geschaffen worden ist, soll durch internationale und nationale Initiativen ausgestaltet<br />
werden.<br />
73
11) Nachhaltiger Konsum soll durch politische Maßnahmen konkurrenzfähig gemacht werden. Das bedeutet<br />
auch eine Veränderung bei den Preisen.<br />
12) Die deutsche Regierung muss national und international die Rahmenbedingungen für eine grundsätzliche<br />
Veränderung des Konsumverhaltens der Bevölkerung zu schaffen. Dazu müssen die Gesetzgebung<br />
in Deutschland und Europa und das Welthandelsrecht verändert, ökologisch kontraproduktiven Subventionen<br />
reduziert bzw. abgeschafft und Ökosteuer und Energiepreise angemessen erhöht werden. Patentrecht,<br />
Forschung und Haftungsrecht müssen grundlegend verändert werden.<br />
11.4 Umgang mit Unternehmen: Strategie zwischen Allianzen und öffentlichem Druck?<br />
Bei Unternehmen gibt es einerseits positive Projekte und Produktumstellungen: das sind Bereiche, wo Allianzen<br />
mit Umweltverbänden denkbar sind. Andererseits besteht in bestimmten Industriezweigen wie z.B. der<br />
Autoindustrie das Interesse, mit der Produktion nicht-nachhaltiger Produkte fortzufahren und auch eine entsprechende<br />
Nachfrage zu fördern. Dies macht weiterhin öffentlichen Druck notwendig.<br />
13) Die Bedeutung der Marktsituation sowie von Markt- und „Industriestandards“ sollte nicht unterschätzt<br />
werden. Nachhaltigen Produkten kann der Markt zum Durchbruch verhelfen, wenn eine „kritische<br />
Masse“ z.B. von phosphatfreien Waschmitteln in Produktion, Handel und Konsum erreicht ist. Eine<br />
Handlungsoption für NGOs ist es, Druck auf Unternehmen und auf den Handel auszuüben sowie zu versuchen,<br />
Einfluss auf Handelsunternehmen zu nehmen.<br />
14) Handel und Unternehmen sollen zu einem verbesserten Image von ökologischen und sozial verträglich<br />
hergestellten Produkten beitragen. Diese sollen nicht nur als „Nische“ beworben werden. Zu diskutieren<br />
ist, welchen Beitrag auch die NGOs dazu leisten können, dass fair gehandelte Produkte etc. den Weg<br />
aus der Nische finden und professioneller vermarktet werden.<br />
15) Barrieren wie Interessen, Macht, starke Lobby der Produzenten sind strukturell stärker als die Macht der<br />
KonsumentInnen und der Nachfrage. Bestehende Rahmenbedingungen, Patentrecht, Forschung, Haftung<br />
tragen entscheidend dazu bei. Es ist daher unerlässlich, die Unternehmen weiterhin unter Druck<br />
setzen. Die Umweltverbände sollten den Druck auf Unternehmen erhöhen, die nicht-nachhaltige Produkte<br />
herstellen.<br />
16) Nicht nur Produkte sondern auch die (weltweiten) Produktionsbedingungen müssen nachhaltigen Bedingungen<br />
genügen. Umweltverbände und NGOs müssen daher die Forderung nach verbesserten und international<br />
verbindlichen Sozial- und Umweltstandards aufrecht erhalten.<br />
74
12 Ergebnisse Dialogforum 1: Nachhaltige Lebensstile<br />
Auflistung der Vorschläge an den drei Stationen und Bewertung in Punktzahlen<br />
Hemmnisse<br />
Persönliche Hemmnisse<br />
Gesellschaftliche Hemmnisse<br />
Politische Hemmnisse<br />
Persönlicher Nutzen/Gewinn unbekannt, z.B. Gesundheit, Kostenersparnisse 4<br />
Höhere Kosten für nachhaltige Produkte<br />
Zeitfaktor: schwierige Beschaffung (z.B. Ökobaustoffe)<br />
Das Denken „Weniger ist weniger“ 2<br />
Bequemlichkeit 5<br />
Gewohnheit 6<br />
Andere elementare Sorgen<br />
Das Denken „entweder - oder“<br />
Überforderung: Zu viel Information/ schlechter Zugang zu Informationen<br />
Gleichgültigkeit 1<br />
Visionen fehlen 6<br />
Eliten/ Vorbilder leben Nachhaltigkeit nicht vor<br />
Zielkonflikte 2<br />
Angst vor Anerkennungsverlust 2<br />
Angst vor Veränderungen (Verschlechterungen) 1<br />
Angst vor Wohlstandsverlust<br />
Massive Werbung für nicht nachhaltige Produkte/Lebensstile<br />
Nachhaltige Werte haben geringe Akzeptanz in der Gesellschaft 5<br />
Sozialer Druck 1<br />
Isolation<br />
Aktivitäten im Bildungsbereich<br />
Konsensfindung in der Politik<br />
Preispolitik 4<br />
Mangelnde Rahmenbedingungen<br />
Fehlende Zieldefinition/mangelnde Methoden/fehlende Finanzierung 2<br />
Zu wenig verlässliche Informationen in Form von Labeln und Kennzeichnungen<br />
Werthaltungen - langfristig 14<br />
Soziale Kompetenz 2<br />
Vernetztes Denken 3<br />
Eigenverantwortung/Verantwortungsbewusstsein 4<br />
Innovationspotential 1<br />
Selbstorganisation 3<br />
Konfliktfähigkeit schaffen 4<br />
Zukunftsdenken üben / Bewusstsein reflektieren 2<br />
75
Fähigkeit zur Informationsbearbeitung/-bewältigung 2<br />
Curricula<br />
Lehrerfortbildung 3<br />
Förderung starker Persönlichkeit 5<br />
Lebensnahe Bildung 4<br />
Aktivitäten Kommunikation<br />
Farben, positive Bilder nutzen um Botschaften zu vermitteln 8<br />
Runde Tische/ Ebenen und Gruppen vernetzen 5<br />
Risikokommunikation<br />
Werbung a. Verhaltensangebot, b. Produktangebot 4<br />
Verständnis schaffen 1<br />
Zielgruppenspezifisch 8<br />
Weniger Siegel<br />
Emotionen wecken 11<br />
Öffentliche Foren schaffen und nutzen 3<br />
Konkrete Schritte<br />
Prominente und Vorbilder mit ins Boot holen 2<br />
Drehbücher für: Kasper-, Straßen- und Bauertheater<br />
Gesellschaftsspiele kreieren<br />
CMA Werbung für Fleisch abschaffen (Kammer paritätisch besetzten)<br />
Mitglieder christlicher Organisationen und von NGOs ansprechen 2<br />
Ökokantinen in allen staatlichen Institutionen 1<br />
Kampagne für Ökofood in staatlichen Einrichtungen<br />
Nachhaltigkeit in öffentliche Fernsehsendungen einbringen (Öko-Tatort) 11<br />
BMZ Spot für fairen Handel 1<br />
Appetizer für ökologische Mobilität (ÖPNV) 4<br />
Stiftung Warentest soll über Nachhaltigkeit informieren<br />
Regionales Netzwerk 1<br />
Öko-Quiz (Jauch)<br />
Projekte vor Ort realisieren 8<br />
AGs in Schulen in Verbindung mit Umweltverbänden 1<br />
Strukturen für neue Netzwerke entwickeln 2<br />
Nachhaltige Lebensstile in Familien vorleben 2<br />
Professionalisierung von Umweltverbänden 4<br />
Ausbildung und -nutzung von Kommunikationsprofis 4<br />
Marktforschung für ökologische Motive 3<br />
76
13 Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer Workshop „Kommunikation und<br />
Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie“<br />
Vorname Name Organisation E-Mail<br />
Günther Bachmann Geschäftsstelle für den Rat für Nachhaltige Entwicklung guenther.Bachmann@nachhaltigkeitsrat.de<br />
Alexander Badinski Fritz-Haber Institut der Max-Planck Gesellschaft badinski@fhi-berlin.mpg.de<br />
Elisabeth Bahr Vita-Zentrum info@vitazentrum.com<br />
Dr. Renate Behrendt Presse- und Informationsdienst der Bundesregierung<br />
Nadine Bethke Deutsche Umwelthilfe info@duh.de<br />
Dr. Dieter Blaschke<br />
Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung<br />
und Landwirtschaft<br />
Kati Blaudzun Umweltbundesamt kati.blaudzun@uba.de<br />
Gerhard Breidenstein<br />
Lars Büthe BUND lars.buethe@bund.net<br />
Reinhold Buttgereit Bewag Buttgereit.Reinhold@Bewag.com<br />
Stephan Contius<br />
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-<br />
torsicherheit stephan.contius@bmu.bund.de<br />
Kira Crome Geschäftsstelle für den Rat für Nachhaltige Entwicklung kira.crome@nachhaltigkeitsrat.de<br />
Dr. Brigitte Dahlbender Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland brigitte.dahlbender@bund.net<br />
Maik Eimertenbrink Stiftung Naturschutz Berlin Maik.Eimertenbrink@Stiftung-Naturschutz.de<br />
Felix Ekardt Universität Rostock felixekardt@web.de<br />
Thomas Elsner Bundeskanzleramt<br />
André Emmermacher<br />
Gisela Enders BUNDjugend gisela.enders@bund.net<br />
Evelyn Faust Naturschutzbund Deutschland evelyn.faust@nabu.de<br />
Hr. Feldtkeller Stadtplaner<br />
Bernd Fischer Bundesministerium für Bildung und Forschung bernd.fischer@bmbf.bund.de<br />
Dr. Norbert Frank Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland norbert.franck@bund.net<br />
Peter Franz<br />
Karin Freier<br />
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-<br />
torsicherheit Peter.franz@bmu.bund.net<br />
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-<br />
torsicherheit Karin.Freier@bmu.bund.de<br />
Michael Frein Evangelischer Entwicklungsdienst michael.frein@eed.de<br />
Thomas Frischmuth Deutscher Naturschutzring<br />
Christine Gantert Stadtverwaltung Berlin christine.gantert@ba-mitte.verwalt-berlin.de<br />
Dr. Dieter Gottlob Umweltbundesamt Dieter.gottlieb@uba.de<br />
Nika Greger Deutscher Naturschutzring nika.greger@dnr.de<br />
Reiner Grube<br />
Markus Grünewald imug Institutfür Markt-umwelt-Gesellschaft e.V. gruenewald@imug.de<br />
Reinhart Günzel Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland<br />
Leo Haenlein<br />
Hannes Hafenbrack Oro Verde HHafenbrack@oroverde.de<br />
77
Rudolf Haindl Förderverein LAG 21 Treptow-Köpenik<br />
Stefanie Hensel Landesbund für Vogelschutz in Bayern s-hensel@lbv.de<br />
Christine Henseling Öko-Institut c.henseling@oeko.de<br />
Albrecht Hoffmann Agenda Transfer info@agenda-transfer.de<br />
Martha Hölters-Freier Umweltbundesamt magdalena.hoelters-freier@uba.de<br />
Klaus Hübner Landesbund für Vogelschutz in Bayern k-huebner@lbv.de<br />
Helga Inden-Heinrich Deutscher Naturschutzring helga.inden-heinrich@dnr.de<br />
Sven Iversen Agenda-Agentur Berlin mail@agenda-agentur.de<br />
Gerhard Jakubowski Kommunikations- und Konfliktberatung<br />
Norbert Jentzsch NaturFreunde Deutschland njentzsch@t-online.de<br />
Dirk Jung<br />
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-<br />
torsicherheit Dirk.jung@bmu.bund.net<br />
Mario Kahl Bund Deutscher Landschaftsarchitekten mario.kahl.bdla.de<br />
Andreas Karmanski Forschungsstelle für Umweltschutz akarmans@zedat.fu-berlin.de<br />
Anja Kintzel FAB<br />
Tanja Klebsch<br />
ECOLOG Institut für sozial-ökologische Forschung und<br />
Silke Kleinhückelkotten Bildung silke.kleinhueckelkotten@ecolog-institut.de<br />
Klaus Peter Klich KP.Klich@t-online.de<br />
Gerald Knauf Deutscher Naturschutzring gerald.knauf@dnr.de<br />
Andreas Kraemer Ecologic kraemer@ecologic.de<br />
Jochen Krautwald Futur X krauti96@zedat.fu-berlin.de<br />
Rolf Kreibig IZT, Berlin r.kreibich@izt.de<br />
Klaus D. Kreuzer Bürgerstiftung Zukunftsfähiges München k.d.kreuzer@t-online.de<br />
Sabine Krüger Büro Winfried Hermann winfried.hermann@bundestag.de<br />
Ulrike Krüger Deutsche Umwelthilfe info@duh.de<br />
Burkhard Lange Akademie für Raumforschung und Landesplanung lange@arl-net.de<br />
Heike Leitschuh-Fecht<br />
Umwelt- und Wirtschaftsjournalismus, Moderation,<br />
beratung felei@t-online.de<br />
Ottmar Lell Verbraucherzentrale Bundesverband lell@vzbv.de<br />
Christiane Lellig Germanwatch lellig@germanwatch.org<br />
Martin Lichtl LICHTL Beratung für Umweltkommunikation m.lichtl@lichtl.com<br />
Heiko Lietz Ökumenische Gesellschaft agendabuero@tbx.berlinet.de<br />
Sylvia Lorek Sustainable Europe Research Insitute sylvia.lorek@seri.de<br />
Dr. Reinhard Loske Fraktion Bündnis 90/Die Grünen reinhard.loske@bundestag.de<br />
Volkmar Luebke Verbraucher Initiative vluebke@hotmail.com<br />
Julius Georg Luy Auswärtiges Amt<br />
Daniel Mittler Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland daniel.mittler@bund.net<br />
Michael Müller Bundestagsabgeordneter michael.mueller@bundestag.de<br />
Renate Nestler Stadtverwaltung Berlin renate.nestler@ba-nitte.verwalt-berlin.de<br />
78
Petra Niesbach Verbraucherzentrale NRW petra.niesbach@vz-nrw.de<br />
Gertrude Penn-Bressel Umweltbundesamt<br />
Kristin Petersen Studentin kristin.petersen@uni-lueneburg.de<br />
Katrin Pommer wbpr Public Realtions katrin.pommer@wbpr.de<br />
Bernhard Pötter Tageszeitung<br />
Thomas Preuß Deutsches Institut für Urbanistik preuss@difu.de<br />
Cornelia Quennet-Thielen<br />
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-<br />
torsicherheit<br />
Dieter Rink Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle rink@alok.ufz.de<br />
Claudia Rist Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung c.rist@izt.de<br />
Peter Rottach Brot für die Welt p.rottach@brot-fuer-die-welt.org<br />
Dr. Susanne Salinger BUND Berlin mauersegler@BUND-Berlin.de<br />
Korinna Schack<br />
Dr. Carolin Schilde<br />
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-<br />
torsicherheit korinna.schack@bmu.bund.de<br />
Ministerium für Landwirtschaft, Umweltbildung und<br />
Raumordnung Carolin.Schilde@MLUR.Brandenburg.de<br />
Matthias Schnauss KATE schnauss@kateberlin.de<br />
Gerrit Schrammen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Gerrit.schrammen@bund.net<br />
Martin Schuler Ökumenische Initiative Eine Welt martin.schuler@oeiew.de<br />
Hergen Schwarzer Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Agend Büro<br />
Burkhard Schweppe Bundesamt für Naturschutz schweppb@bfn.de<br />
Mirko Seffzig<br />
Matthias Seiche Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland matthias.seiche@bund.net<br />
Dr. Annette Seliger<br />
Dr. Albert Statz<br />
Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung<br />
und Landwirtschaft annette.seliger@bmvel.bund.de<br />
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-<br />
torsicherheit Albert.Statz@bmu.bund.de<br />
Christoph Steinhauer Lokale Aktionsgruppe Naturpark Westhavelland Christoph.STEINHAUER@t-online.de<br />
Dr. Stefan Summerer Umweltbundesamt<br />
Janos Szecsédi Vita-Zentrum info@vitazentrum.com<br />
Dr. Gerhard Timm Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland gerhard.timm@bund.net<br />
Cordula Vieth Bund-Länder-AK Nachhaltige Entwicklung cordula.vieth@bug.hamburg.de<br />
Gudrun Vinzing Grüne Liga Berliner.agenda21@grueneliga.de<br />
Lars Vogelsang Agenda-Agentur Berlin mail@agenda-agentur.de<br />
Constantin Vogt BUNDjugend constantin.vogt@bund.net<br />
Katharina Voss<br />
Monika Wächter<br />
Ilka Wagner<br />
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-<br />
torsicherheit katharina.voss@bmu.bund.de<br />
GSF Projektträger für Umwelt- und Klimaforschung des<br />
B<strong>MB</strong>F monika.waechter@gsf.de<br />
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reak-<br />
hergen.schwarzer@senstadt.verwalt-Berlin.de<br />
torsicherheit Ilka.Wagner@bmu.bund.de<br />
79
Dr. Michael Wehrspaun Umweltbundesamt<br />
Hubert Weinzierl Deutscher Naturschutzring h.weinzierl@bund-naturschutz.de<br />
Christine Wenzl Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland christine.wenzl@bund.net<br />
Julia Werner<br />
Hansvolker Ziegler<br />
International Group of Funding Agencies for Global<br />
Change Research (IGFA) und B<strong>MB</strong>F Hansvolker.Ziegler@B<strong>MB</strong>F.BUND.DE<br />
Roland Zieschank Freie Universität Berlin zieschan@zedat.fu-berlin.de<br />
80
14 Fragebogenaktion zur Umweltdimension der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie<br />
an alle Mitgliedsverbände und interessierten Verbände<br />
Seit März diesen Jahres liegt die Endfassung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung<br />
vor. Zum erstenmal liegt damit ein ressortabgestimmtes, langfristig angelegtes Regierungsprogramm vor.<br />
Der Deutsche Naturschutzring arbeitet zusammen mit dem BUND und dem NABU dazu in einem F&E-Vorhaben<br />
des Bundesumweltministeriums „Umweltdimension der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“.<br />
Einer der Schwerpunkte dieses Projektes ist neben der Beratung und konstruktiv/kritischen Begleitung des<br />
Erarbeitungsprozesses nun auch die Konzeption für die Gestaltung des Dialog- und Konsultationsprozesses<br />
zu den ökologischen Themen der Nachhaltigkeitsstrategie. Die Botschaften der Nachhaltigkeitsstrategie gilt<br />
es zu verbreiten, eine breite Akzeptanz in der Gesellschaft dafür zu schaffen, zur Mitarbeit und zur praktischen<br />
und konkreten Umsetzung in Handeln zu animieren.<br />
Die Informationen und Botschaften der Nachhaltigkeitsstrategie sind in der Bevölkerung, in den einschlägigen<br />
Gremien, den Verbänden und den Medien über vielseitige Wege verbreitet worden. Die Resonanz<br />
scheint bisher jedoch recht zurückhaltend. Wir würden Sie nun gerne befragen, wie bei Ihnen der Informations-<br />
und Dialogprozess angekommen und weiter verfolgt wird.<br />
Hierzu möchten wir Ihnen eine Reihe von Fragen stellen. Mit Hilfe Ihrer Antworten möchten wie eine Arbeitsgrundlage<br />
finden, von der aus sich unser weiteres Vorgehen ableiten lässt.<br />
Wir möchten uns daher schon im voraus für Ihre aktive Mitarbeit, Ihre Mühe und Ihr Entgegenkommen bedanken.<br />
Ihre<br />
Helga Inden-Heinrich<br />
Stellv. Generalsekretärin<br />
1. Wie haben Sie von der Nachhaltigkeitsstrategie erfahren?<br />
� vom Dachverband-Netzwerk<br />
� Presse<br />
� Fernsehen<br />
� Internet<br />
� sonstige<br />
2. Haben Sie sich näher mit den Inhalten der Nachhaltigkeitsstrategie befasst?<br />
intensiv � � � � � noch nicht<br />
3. Entspricht dieser Inhalt Ihren Erwartungen an eine nationale Nachhaltigkeitsstrategie?<br />
ja voll � � � � � überhaupt nicht<br />
4. Welche Themen halten Sie für besonders wichtig?<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
5. Was fehlt Ihnen in der Nachhaltigkeitsstrategie?<br />
1.<br />
81
2.<br />
3.<br />
6. Worin sehen Sie die Vorteile und Chancen dieser nationalen Nachhaltigkeitsstrategie?<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
7. Wie beurteilen Sie die „Lesbarkeit“ der Nachhaltigkeitsstrategie?<br />
a) Übersichtlichkeit<br />
sehr übersichtlich � � � � � wenig übersichtlich<br />
b) Sprache<br />
sehr ansprechend � � � � � weniger ansprechend<br />
c) Textlänge<br />
gute Länge � � � � � zu lang<br />
8. Haben Sie sich angesprochen gefühlt?<br />
sehr � � � � � gar nicht<br />
9. Haben Sie die Informationen weitergeleitet an Ihre Untergliederungen, Gremien und Mitakteure? Wenn ja,<br />
an welche?<br />
10. Haben Sie für sich/Ihren Verband/Gruppe/Stiftung bestimmte Themenschwerpunkte aus der<br />
Nachhaltigkeitsstrategie bearbeitet? Welche und warum gerade diese?<br />
11. Bearbeiten Sie Themen mit Kooperationspartnern?<br />
ja � nein �<br />
12. Worin sehen Sie die größten Schwierigkeiten, das Wort Nachhaltigkeitsstrategie zu transportieren?<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
13. Große Themen sind der Dialog und die Partizipation: Welche nächsten konkreten Schritte<br />
stellen Sie sich im angestrebten Dialogprozess vor?<br />
Bitte faxen Sie diesen Antwortbogen zurück an: DNR-Geschäftsstelle Berlin; Fax: 030 / 44 33 91 80<br />
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