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Jede Schule sollte das Recht haben... - BildungsCent eV

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<strong>Jede</strong> <strong>Schule</strong> <strong>sollte</strong> <strong>das</strong> <strong>Recht</strong> <strong>haben</strong>, so etwas zu erleben!<br />

„Seit diese Runde hier besteht, ist die <strong>Schule</strong> aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Man<br />

merkt es an den Lehrern. Sie <strong>haben</strong> jetzt dieses Glitzern in den Augen.“ Mit diesen<br />

Worten beschreibt eine engagierte Mutter die neue Dynamik, die an der Alt-Lankwitzer<br />

Grundschule Einzug gehalten hat. Die Runde, von der hier die Rede ist, besteht aus zehn<br />

Personen, die ein Jahr lang den Aus- und Umbau des in die Jahre gekommenen<br />

Schulkomplexes vorangetrieben <strong>haben</strong>. Der Anlass für die Gründung dieses informellen<br />

Gremiums war die Teilnahme der dreizügigen Grundschule im Zentrum des Steglitzer<br />

Ortsteils Lankwitz an dem Programm Partners in Leadership.<br />

Die neue Schulleiterin<br />

Als Angelika Kuntzsch sich beim <strong>BildungsCent</strong> e.V. für<br />

die Teilnahme bewarb, war sie noch kommissarische<br />

Schulleiterin des deutschen Grundschulteils an der<br />

bilingualen deutsch-amerikanischen John-F. Kennedy-<br />

<strong>Schule</strong> in Berlin-Zehlendorf. Der Einstieg in <strong>das</strong><br />

Programm erfolgte zeitgleich mit ihrer Berufung zur<br />

Schulleiterin in Lankwitz. Gemeinsam mit Nicolas<br />

Silbermann, der der <strong>Schule</strong> und ihr als ehrenamtlicher<br />

Partner ein Jahr lang zur Seite stand, sorgte sie dafür,<br />

<strong>das</strong>s die für die Umsetzung innovativer<br />

Unterrichtsmodelle notwendigen baulichen<br />

Veränderungen schnellstmöglich umgesetzt wurden.<br />

Nicolas Silbermann an seinem Arbeitsplatz bei Herlitz<br />

Angelika Kuntzsch in ihrem Büro<br />

Der Partner in Leadership<br />

Das Programm Partners in Leadership<br />

bietet eine Plattform für den<br />

Austausch von Schulleiterinnen und<br />

Schulleitern mit Führungskräften aus<br />

der Wirtschaft. Wie so oft führte auch<br />

hier die Zusammenarbeit von Menschen,<br />

die leitende Funktionen in vollkommen<br />

unterschiedlichen Bereichen<br />

wahrnehmen, zu einer gegenseitigen<br />

Bereicherung und innovativen<br />

1


Problemlösungen. Nicht zu verkennen ist auch der Erkenntnisgewinn, den beide Seiten<br />

durch die intensive Beschäftigung mit anderen Arbeitsstrukturen und Denkweisen<br />

erhalten. „Durch die Arbeit mit meiner <strong>Schule</strong> habe ich Einblicke in Strukturen und<br />

Abläufe von <strong>Schule</strong> bekommen, die man weder aus Schüler- noch aus Elternperspektive<br />

bekommt“, beschreibt Nicolas Silbermann die Erfahrungen, die er an der Alt-Lankwitzer<br />

Grundschule gesammelt hat.<br />

Der Altbau der Alt-Lankwitzer Grundschule<br />

Konzentration auf die wesentlichen Aufgaben<br />

Angelika Kuntzsch hat von Beginn an Wert darauf gelegt, ihr Kollegium und die<br />

schulischen Gremien in den Austausch mit dem Herlitz-Manager einzubinden. Noch vor<br />

dem ersten Treffen forderte sie die Lehrer ihrer <strong>Schule</strong> auf, Vorschläge zu machen, wie<br />

dieser Kontakt zur Wirtschaft produktiv genutzt werden kann. Aus einer Reihe<br />

vorgeschlagener Themen wählte die erweiterte Schulleitung zusammen mit dem Partner<br />

aus der Wirtschaft einen Bereich aus. Alle Beteiligten waren sich einig, <strong>das</strong>s die<br />

Bereitstellung geeigneter Klassenräume für <strong>das</strong> jahrgangsübergreifende Lernen <strong>das</strong><br />

dringendste Anliegen der <strong>Schule</strong> ist. Als Diplom-Ingenieur mit beruflicher Erfahrung in<br />

der Bauleitung brachte Nicolas Silbermann die notwendige Expertise zur Begleitung des<br />

anstehenden Schulumbaus mit.<br />

2


Neues Lernen in neuen Räumen<br />

In einem ersten Schritt wurden im erweiterten Schulleitungskreis die gravierendsten<br />

baulichen Mängel und der Raumbedarf für die einzelnen Tätigkeitsfelder identifiziert.<br />

Offensichtlich war die Notwendigkeit zur Instandsetzung der sanitären Anlagen, die<br />

sich auf dem baulichen und technischen Stand von 1970 befanden. Augenfällig war auch<br />

der Sanierungsbedarf des Eingangsbereiches und der maroden Fenster im Altbau.<br />

Zudem war eine Anpassung des Raumangebots an die veränderte Unterrichtssituation<br />

dringend erforderlich. Durch den geplanten Wechsel zum Unterricht in<br />

jahrgangsübergreifenden Lerngruppen (JüL) mussten ausreichend große Räume<br />

geschaffen werden, in denen Gruppen mit fünf- bis achtjährigen Schülern gemeinsam<br />

lernen können.<br />

Im ehemaligen Werkraum entstand ein Klassenzimmer für Unterricht in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen<br />

Nicolas Silbermann setzte zusammen mit den Mitgliedern der Projektgruppe, in der<br />

neben vier Lehrern, der Schulleiterin und der Konrektorin auch zwei Elternvertreter<br />

und die Hortkoordinatorin vertreten waren, eine Prioritätenliste der notwendigen<br />

Renovierungs- und Umbaumaßnahmen auf. Meist übernahm er während der Sitzungen<br />

die Gesprächsmoderation. Als pragmatischer Berater, der von außen einen Blick auf <strong>das</strong><br />

System <strong>Schule</strong> wirft, konnte er bei Interessenskonflikten zwischen den einzelnen<br />

Gruppierungen vermitteln.<br />

3


Engagement zeigt Wirkung<br />

Die durch eine Angabe der erforderlichen Maßnahmen und der geschätzten Kosten<br />

ergänzte Bedarfsliste wurde umgehend an <strong>das</strong> für die schulische Infrastruktur zuständige<br />

Bezirksamt weitergereicht. Zügiges Handeln war geboten, da im Rahmen des<br />

Konjunkturpakets II kurzfristig zehn Milliarden Euro für den Aus- und Umbau von<br />

Bildungsinstitutionen zur Verfügung gestellt wurden. Sowohl die Bundesregierung als<br />

auch die Landesregierung, die kurz zuvor ein eigenes Schulinvestitionsprogramm<br />

aufgelegt hatte, wollten mit diesen Maßnahmen eine Belebung der<br />

gesamtwirtschaftlichen Situation anregen. Um die beabsichtigte Wirkung zu erzielen,<br />

wurden kurze Antragsfristen gesetzt.<br />

Nicht allen <strong>Schule</strong>n gelang es in dieser Situation, kurzfristig Bauanträge mit einer<br />

genauen Aufstellung der benötigten Maßnahmen, der beteiligten Gewerke und der<br />

voraussichtlichen Kosten auszuarbeiten. Obwohl die Mittel aus dem Konjunkturpaket<br />

vorrangig in den Umbau der Oberschulen zu Sekundarschulen fließen <strong>sollte</strong>n und von den<br />

Bauverwaltungen signalisiert wurde, <strong>das</strong>s zunächst der Investitionsstau der vergangenen<br />

Jahre abgearbeitet werde, reichte die Alt-Lankwitzer Grundschule ihre neuen<br />

Umbaupläne ein.<br />

Nicolas Silbermann, die Mitglieder der Projektgruppe und die Unterstützer vom<br />

<strong>BildungsCent</strong> e.V. sorgten auch dafür, <strong>das</strong>s die <strong>Schule</strong> auf allen Ebenen des<br />

Entscheidungsfindungsprozesses im Gespräch blieb. Auch im Umgang mit politischen<br />

Gremien und gewählten Volksvertretern<br />

zeigte sich, <strong>das</strong>s es einen Unterschied<br />

macht, wenn eine <strong>Schule</strong> ihre Anliegen<br />

nicht allein vorträgt, sondern auf<br />

tatkräftige Unterstützung von privater<br />

Seite verweisen kann.<br />

Insgesamt 320.000 Euro aus<br />

Sondermitteln wurden der <strong>Schule</strong> für ihre<br />

Umbaupläne bewilligt. Zwar wollte der<br />

Schulträger zunächst darauf bestehen,<br />

einen Jahre zuvor beantragten<br />

Ballfangzaun zu bauen, der auf der<br />

Prioritätenliste der <strong>Schule</strong> inzwischen weit<br />

nach unten gerutscht war; letzten Endes<br />

gelang es aber, die zur Verfügung<br />

gestellten Summen dort einzusetzen, wo<br />

es den vor Ort Tätigen am Sinnvollsten<br />

erscheint.<br />

Die Konrektorin Marion Schuppan beim Unterricht in<br />

einem frisch sanierten Klassenzimmer<br />

4


Impuls für Veränderung<br />

Die Partners in Leadership – Projektgruppe an der Alt-Lankwitzer Grundschule traf sich<br />

für die Dauer eines Schuljahres mindestens einmal monatlich. Nach der Bewilligung der<br />

Handwerker bei der Arbeit<br />

Anträge unterstützte sie die Schulleitung in der<br />

Begleitung und Beaufsichtigung der<br />

Bauarbeiten. Über Monate waren Handwerker,<br />

Bauarbeiter und Hilfskräfte aus<br />

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in den<br />

verschiedenen Gebäudeteilen und auf dem<br />

gesamten Schulgelände im Einsatz. Zu Beginn<br />

des neuen Schuljahres waren die dringend<br />

notwendigen Umbauarbeiten abgeschlossen. Die<br />

<strong>Schule</strong> verfügt jetzt über die Raumaufteilung,<br />

die sie für <strong>das</strong> ‚Jahrgangsübergreifende Lernen’<br />

benötigt. Ein Teil der Toilettenanlagen ist<br />

saniert, unversiegelte Fußböden wurden<br />

erneuert. Der kaiserzeitliche Altbau und <strong>das</strong><br />

Erweiterungsgebäude aus den 60er Jahren<br />

präsentieren sich in einem ansprechenden<br />

Zustand, so <strong>das</strong>s Schüler und Lehrer sich wieder<br />

gerne hier aufhalten.<br />

Neben den Umbau- und Renovierungsmaßnahmen am Schulgebäude entstand<br />

außerdem ein neuer Tartanbelag für den Sportplatz. Die Sanierung des Turnhallendaches<br />

beginnt im November 2009. Undichte Fenster werden im Januar 2010 gegen<br />

energiesparende Fensterkonstruktionen ausgetauscht. Auf der Agenda stehen zudem<br />

noch die Schaffung eines zentralen Medienraums, der Umbau eines Geräteschuppens zu<br />

einer kleinen Cafeteria und die Einrichtung einer Schulstation, in der sozialpädagogische<br />

Betreuung während der Unterrichtszeit stattfinden kann.<br />

Nachhaltige Wirkung<br />

Angelika Kuntzsch und Nicolas Silbermann entschieden sich dafür, ihre Zusammenarbeit<br />

nach Ablauf des Schuljahres zu beenden. Nach den gemeinsam erreichten Erfolgen will<br />

die Schulleitung sich wieder auf <strong>das</strong> Pädagogische konzentrieren. Was im Bereich<br />

Schulumbau gemeinsam angeschoben wurde, kann die <strong>Schule</strong> nun auch ohne<br />

Unterstützung von außen weiterführen. Die Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit mit<br />

dem Partner in Leadership wird Angelika Kuntzsch aber in ihre anderen<br />

5


Tätigkeitsbereiche einbringen. „Teamarbeit beschleunigt und optimiert <strong>das</strong> gemeinsame<br />

Handeln und macht außerdem auch große Freude!“, fasst sie ihre Erfahrungen<br />

zusammen.<br />

Auch Nicolas<br />

Silbermann zeigt sich<br />

nach Abschluss der<br />

gemeinsamen Arbeits-<br />

phase beeindruckt von<br />

dem „außerordentlich<br />

motivierten Team“ und<br />

dem „unglaublichen<br />

Engagement, <strong>das</strong> in<br />

diesem Kreis herrscht“.<br />

Sein Fazit nach einem<br />

Jahr als Partner in<br />

Leadership lautet:<br />

„Wenn ich mir jetzt die neuen Räume angucke, muss ich sagen: Es hat sich gelohnt!“<br />

Im September wurde Nicolas Silbermann von den Vertretern der Schüler, Eltern<br />

und Lehrer an der Alt-Lankwitzer Grundschule zum Mitglied der Schulkonferenz<br />

gewählt. Auf diese Weise bleibt er der <strong>Schule</strong> auch nach Beendigung der gemeinsamen<br />

Arbeitsphase als Ratgeber und Ansprechpartner erhalten. Im Dezember wird er seine<br />

außerberufliche Tätigkeit als Partner in Leadership an einer anderen <strong>Schule</strong> im Süden<br />

Berlins wieder aufnehmen. Auch dort will er dazu beitragen, Veränderungsprozesse<br />

auf den Weg zu bringen und diese zu begleiten. Der Fokus soll aber auf einem anderen<br />

Themenbereich liegen. Seine Austauschpartnerin Angelika Kuntzsch freut sich über die<br />

Einsatzbereitschaft des Herlitz-Managers für die Berliner <strong>Schule</strong>n. Nach Abschluss der<br />

Partners in Leadership - Phase an ihrer <strong>Schule</strong> ist sie der festen Überzeugung: „<strong>Jede</strong><br />

<strong>Schule</strong> <strong>sollte</strong> <strong>das</strong> <strong>Recht</strong> <strong>haben</strong>, so etwas zu erleben.“<br />

Steckbrief:<br />

<strong>Schule</strong>: Alt-Lankwitzer Grundschule<br />

Themen: Ausbau des Schulgebäudes<br />

Schulleiterin: Angelika Kuntzsch<br />

Der Sportplatz mit neuem Tartanbelag<br />

Partner: Nicolas Silbermann (Global Sourcing Manager, Herlitz PBS AG)<br />

Projektzeitraum: Oktober 2008 – September 2009<br />

Rubrik: Berlin, 2008, 2009, Grundschule<br />

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