Die erzgebirgischen Orte mit Eigennamen - geschichte-ana.de

88a. Witzschdorf bei Zschopau W 1399
Wetzel (Kurzform für Werner!)
89.Wittgensdorf bei Chemnitz W 1404
Witten(s)dorf, Wüstung (neuaufgebaut) bei Oelsnitz W 1464
Wittich, Witego.
90.Wolfersgrün bei Schneeberg W 1533
Wolfart.
Man könnte in diesen 90 Namen nach Analogie der Ortsnamen K ö n i g s w a l d e
bei Buchholz (W 1367) und C ä m m e r s w a l d e bei Sayda (O 1350) entweder – übrigens
seltener – Grundherren (in diesen beiden Fällen den König von Böhmen und seinen
Kämmerer [s. o.], den Herrn von Riesenburg) oder die „Lokatoren“, d. h. die
Gründungsleiter, die R o d e m e i s t e r oder S i e d e l f ü h r e r erblicken. 32 Das letztere
wird in sehr vielen, um nicht zu sagen: in den meisten Fällen zutreffen. Aber haben
wir nicht auch damit zu rechnen, daß die neuen Anbauer unseres Erzgebirges aus
ihrer alten Heimat solche Ortsnamen mitbrachten, die mit P e r s o n e n namen zusammenhängen?
Ich warte zunächst mit einer Tatsache auf: es handelt sich hierbei um zahlreiche
Dörfer der Chemnitzer Pflege, wobei ich betone, daß es nicht um 2 – 3 oder 3 – 4 geht,
sondern daß die Anzahl Eindruck machen muß. Hier kann also von einem Zufalle keine
Rede mehr sein.
Man vergleiche also (auch etwas über den erzgebirgischen Bereich hinaus) um
Chemnitz:
a) nördlich (5):
1. Schönborn bei Mittweida – Schönborn bei Triptis;
2. Ottendorf bei Lichtenwalde – Ottendorf bei Roda;
3. Lichtenau (Ober- und Nieder-) bei Frankenberg – Lichtenau bei Triptis;
4. *Ebersdorf (Nr. 20), in Chemnitz einverleibt – Ebersdorf bei Triptis bez. (Groß-)
Ebersdorf bei Roda;
5. *Braunsdorf (Nr. 12) bei Flöha – Braunsdorf bei Triptis. –
b) westlich (7):
6. *Wittgensdorf (Nr. 89) bei Chemnitz – Wittchensdorf bei Weida;
7. *Burkersdorf (Nr. 14), jetzt in Burgstädt (früher Städtlein Burkersdorf) – Burkersdorf
bei Weida;
8. *Hartmannsdorf (Nr. 40) bei Limbach – Hartmannsdorf bei Gera;
9. *Röhrsdorf (Nr. 72) bei Limbach (Rudigersdorff) – Rudersdorf bei Gera (Rudigesdorf);
10. Grüna bei Chemnitz – Grüna bei Klosterlausnitz;
11. *Borsendorf (Wüstung) bei Chemnitz – Porstendorf (Burschendorf) bei Weida;
12. Schönau bei Chemnitz – Schöna bei Weida.
32 Wir wollen nicht vergessen, daß es zur Zeit der Ansiedlung noch gar k e i n e Familiennamen (in
unserem Sinne) gab! Höchstens für den Adel (liberi und ministeriales) begann die Bezeichnung nach
dem Besitze oder dem Orte des Dienstlehns.
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