AnsichtsPDF - Styria Multi Media Corporate

move
OMV Mitarbeitermagazin
Think twice
Think
Resource-
fulness

Resourcefulness
06
„We think twice.“
Das Leitmotiv von Resourcefulness,
dem OMV Konzept
für für verantwortungsvolles
Handeln, führt uns uns auch auch
optisch durchs Heft: Denken
wir wir zweimal nach, nach, finden wir wir
innovative Lösungen, die
sicherer, sozialer, umwelt- umweltverträglicher
und effizienter
sind, und schaffen wir
Win-win-Situationen.
28
Doljchim.
Die Petrom verfolgt einen innovativen
Ansatz und nützt eine
alte Chemiefabrik für eine neue
Zukunft, in der erfahrene Mitarbeiter
und eine gute Infrastruktur
den Grundstein für nachhaltige
Initiativen legen.
14
Dinge neu andenken,
ausgetretene Wege verlassen,
kreativ sein. Rund 350 OMV
Kollegen haben sich bereits
verpflichtet, einen Teil ihrer
Arbeitszeit einem Resourcefulness-Projekt
zu widmen.
inhalt
Lieber Leser, liebe Leserin
Kennen Sie ihr Alter Ego?
Es steht vielleicht manchmal auf Bremse, wenn Sie schon loslegen wollen. Es überlegt lieber nochmal,
wenn Sie sich schon entschlossen haben. Es fordert Sie auf, einen anderen Weg in Betracht zu ziehen,
wenn wenn Sie die Route schon schon geplant haben. haben. Ihr Alter Ego ermutigt Sie, ein zweites Mal nachzudenken
und Ihr Handeln zu hinterfragen. „We think twice“ twice“ ist also der Leitgedanke, der Resourcefulness aus
macht macht – das OMV OMV Konzept für für verantwortungsvolles Handeln. Dieses steht steht für für den Anspruch und die
Aufforderung an uns selbst nach innovativen Ansätzen und kreativen Lösungen zu suchen umso das
Bestmögliche zu erzielen – für die OMV, die Gesellschaft und die Umwelt. Viele OMV Kollegen haben
Ihr Alter Ego bereits entdeckt. Der visuelle rote Faden dieses move XXL setzt genau hier an und so ha
ben wir unsere Kollegen gemeinsam mit ihrem Alter Ego zum Shooting gebeten. Gleichzeitig erzählen
sie uns von ihren außergewöhnlich Projekten und einzigartigen Erfahrungen. Seinen Sie mutig und ent
decken auch Sie Ihr Alter Ego!
Viel Spaß beim Lesen!
Ihre Chefredaktion
Pia Kiss-Horvath und Alexandra Ulrich
3 Inhalt
4 A word from the CEO
6 Begriffe-Konzepte-Ziele:
Wie viel Resourcefulness steckt in uns?
10 Our Values: Viele Wege, ein Ziel
13 Tagebuch Tunesien: Wenn die Wüste aufblüht
14 Executive & Talent Challenge: An der Quelle
18 OMV Pakistan: Ein solider Grundstein
20 Libya Youth Center I:
Eine ungewöhnliche Partnerschaft
22 Libya Youth Center II:
Montag ist der aufregendste Tag der Woche
24 Resourcefulness Petrom: Auf dem richtigen Weg
25 Der Blick von außen: In welcher Welt wollen wir leben?
26 Safety: Leading by example
28 Doljchim: Auf Worte folgen Taten
30 Integrated Graduate Development Program:
Grenzen überschreiten
32 OMV Rumänien: Zurück im Leben
34 Carbon-Management: Auf kleinem Fuß
36 Wasser-Management: Jeder Tropfen zählt
39 Zahlen & Fakten: Wussten Sie, dass ...?
40 Second Generation Renewables: Was bringt die Zukunft?
iMPRESSUM
Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: OMV Aktiengesellschaft, Trabrennstraße 6–8, 1020 Wien, Tel.: +43 1 40440-0.
Chefredaktion: Alexandra Ulrich, Pia Kiss-Horvath. Externe Redaktion, Projektleitung, Gestaltung:
Styria Multi Media Corporate GmbH & Co KG, Geiselbergstraße 15, 1110 Wien; Claudia Greifoner, frontpage FR+PG Kommunikationsberatung Gmbh (Konzept, Redaktionsleitung), Nina Ullrich & Karin Dreher (Art-Direktion,
Layout), Olivia Forstmayr (Projektleitung), Viola Jantzen & Julia Kropik (Projektassistenz), Ruzica Horvath (Grafik), Barbara Hofmann (Lektorat). Produktion: m4! Mediendienstleistungs GmbH & Co KG, www.m-4.at.
Druck: i+i print spol. s r.o., Bratislava. Papier: Terraprint Gloss (Cover: 150 g, Kern: 80 g). Fotos: Lukas Dostal, Getty Images, istockphoto, OMV Archiv, OMV Mitarbeiter. // In «move XXL» werden keine Sonderzeichen
verwendet. Im Interesse des Textflusses und der Lesefreundlichkeit werden durchgehend geschlechtsunspezifische Termini gebraucht: Die Bezeichnungen Mitarbeiter, Partner usw. beziehen jeweils die weibliche Form mit ein.
OMV »move XXL« 1/2012 3

A Word from the Ceo
eine frage
der Haltung
OMV Generaldirektor Gerhard Roiss über Resourcefulness als innere
Haltung jedes Einzelnen, über Ziele, die man glaubwürdig leben und
verinnerlichen muss, und warum es von entscheidender Bedeutung
ist, Nachhaltigkeit als Herzensangelegenheit zu begreifen.
A Word from the Ceo
Glaubwürdig und authentisch
Liebe Kolleginnen
und Kollegen!
A
lle reden darüber: bewusst leben,
langfristig denken, verantwortungsvoll
handeln, die nächste Generation im Blick
haben. Nicht nur privat beschäftigt uns das Thema
Nachhaltigkeit. Es ist Teil unseres Lebens. Denn
unser Handeln heute hinterlässt nachhaltige
Spuren in der Zukunft.
Nachhaltigkeit rückt somit immer mehr auch
in den Mittelpunkt des unternehmerischen
Handelns. Verantwortung zu übernehmen ist
das Stammkapital für unsere Zukunft. Verantwortungsvoll
agieren darf und soll aber auch
Freude machen. Mitunter sind es kleine Dinge
als Ausdruck eines nachhaltigen Verhaltens, die
Großes bewirken können. Reflektieren und hinterfragen
wir daher täglich unser Handeln. Resourcefulness,
unser neu gestaltetes Konzept für verantwortungsvolles
Handeln, wird uns dabei als Ergänzung
zu unserer Wachstumsstrategie unterstützen.
Für die OMV ist nachhaltiges Wirtschaften
ein wichtiger Teil der Unternehmensstrategie.
Langfristige und faire Beziehungen zu unseren
Geschäftspartnern waren schon immer wichtiger
als kurzfristige Gewinnoptimierung. Als integrierter,
internationaler Öl- und Gaskonzern sind wir
mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Der
weltweite Energiebedarf wächst kontinuierlich.
Jedes Unternehmen muss sich daher überlegen,
wie es den Nachhaltigkeitsgedanken in seiner
Wertschöpfungskette optimal umsetzt – auch wir.
Resourcefulness fordert uns aktiv auf zu erkennen
und zu handeln. Für unseren wirtschaftlichen Er-
folg ist es entscheidend, dass wir als Teil der Gesellschaft
Verantwortung wahrnehmen und übernehmen
– ohne Wenn und Aber. Wir wissen, dass
wir sparsam und sorgsam mit menschlichen und
natürlichen Ressourcen umgehen müssen. Genauso
müssen wir ganzheitlich denken und langfristige
Entscheidungen treffen. Wir sind aufgefordert
unser Bewusstsein hinsichtlich der Qualität
unserer Arbeit und Arbeitssicherheit immer wieder
in neue Beziehung zu setzen und zu hinterfragen,
denn wir sind für unser Handeln selbst verantwortlich.
Dabei ist Vertrauen wichtig – das Vertrauen,
das wir als Investor, Arbeit- und Auftraggeber
vermitteln. Je mehr wir wachsen, desto größer
ist unsere Verantwortung: für unser Geschäft, für
sichere Arbeitsplätze, das Wohlbefinden der Mitarbeiter,
für einen respektvollen Umgang mit unseren
Stakeholdern, aber auch dafür, dass wir in
Krisenzeiten Rückgrat beweisen. Eines muss uns
klar sein: Ein profitables Unternehmen ohne gelebte
und glaubwürdige Nachhaltigkeit wird schnell
zum Strohfeuer. Andererseits hat ein verantwortungsvoll
agierendes Unternehmen ohne Profitabilität
langfristig keine Chancen am Markt zu bestehen.
Für den langfristigen Erfolg unseres Unternehmens
müssen sich daher Profitabilität und
Nachhaltigkeit in Balance halten: Wirtschaftlicher
Erfolg ist das eine. Für ein gesundes Gleichgewicht
haben wir aber auch auf Sozial- und Umweltaspekte
zu achten, daher „We think twice“, unser
Leitmotiv für verantwortungsvolles Handeln.
Für mich beginnt Resourcefulness beim
Menschen. Sicherheit und Gesundheit sind wertvolle
Güter. Sie stehen an oberster Stelle. Es geht
dabei nicht nur um das Vermeiden von Arbeitsunfällen,
sondern um die Vorsorge unserer Mitarbeiter
– damit sie nach einem langen Arbeitsleben
als gesunde Menschen in den Ruhestand gehen
können. Hier haben wir durchaus Aufholbedarf.
Wir werden im Unternehmen gezielte Programme
anbieten und einen Anstoß für ein bewusstes
(Arbeits)-Leben geben. Zum Beispiel: Mach mehr
Bewegung! Ernähr dich gesünder! Der zweite
Punkt, der mir wichtig ist, ist unser Diversity
Management.
Vielfalt und Chancengleichheit im Unternehmen
zu fördern, ist für mich essentiell. Wir konzentrieren
uns dabei auf zwei Aspekte: Internationalität
und Gender. Dabei geht es nicht nur um die
Gleichberechtigung der Geschlechter, sondern vor
allem um die Karriereförderung von Frauen. Wir
haben uns das Ziel gesetzt, dass bis 2020 etwa
30 Prozent der Führungskräfte weiblich sein sollen.
Vorrangig für mich ist: Mit welchen Mitteln können
wir dieses Ziel erreichen? Dazu haben wir spezielle
Karrierepläne entwickelt, sogenannte „Fast
Track-Systeme“, bei denen das Unternehmen die
Weiterentwicklung und Job-Rotation-Möglichkeiten
von Mitarbeiterinnen fördert. Sie müssen
nicht warten, bis eine Stelle verfügbar ist, sondern
der Job wird aktiv für sie frei gemacht. Wir entwickeln
Coachingprogramme für Frauen, die das
Potenzial für eine Führungsposition haben. Und
wir stellen bei der Neuaufnahme von kaufmännischen
Lehrlingen bevorzugt Frauen ein. Dritter
wesentlicher Aspekt ist das Bildungsthema.
Bildung ist nah am Menschen. Bildung ist
zentral für die nachhaltige Entwicklung unseres
Unternehmens und ein wichtiger Wettbewerbsfaktor.
Denn Bildung schafft Differenzierung, Positionierung
und sichert nachhaltig Arbeitsplätze.
Bildung braucht daher Mut, etwas verändern zu
wollen. Wir müssen einerseits Wissen und Können
vermitteln, aber nicht vergessen, dass Bildung
auch Herz und Charakter formt. Die Herausforderung
heute liegt stark bei der Förderung von jungen
Menschen. Ganz wichtig für mich ist, dass sie
motiviert werden, technische Berufe zu erlernen.
Daran haben wir in unserer Industrie noch zu arbeiten.
Die Frage ist: Welchen Anreiz kann ich als
Unternehmen schaffen, damit die Jugend Bildung
als Chance für eine erfolgreiche Zukunft sieht?
Als Unternehmen sind wir hier gefordert,
verstärkt in die Qualität unserer Bildungsmaßnahmen
zu investieren. So unterstützen wir Initiativen
in den Bereichen Energie und Management
in unseren Kernmärkten und fördern die wirt-
schaftliche Entwicklung unserer Anrainergemeinden
durch Unterstützung lokaler Wertschöpfung
und berufsorientierter Ausbildungsmaßnahmen.
Wir sind auch gefordert, hier Bildungs-Know-how
aufzubauen und dieses in unsere Länder zu tragen
– unsere „Bildungs-Software“ zu exportieren,
um nachhaltig wettbewerbsfähig zu sein. Konkret
investieren wir in Stipendienprogramme, um
Jugendlichen aus Tunesien oder Kurdistan eine
fachspezifische Ausbildung, also ein Studium der
Geologie und Bohrtechnik an der Montanuniversität
Leoben oder Ploiesti zu ermöglichen. Darüber
hinaus kooperieren wir mit der Wirtschaftsuniversität
Wien im Aufbau eines Think Tanks auf dem
Gebiet der Energiewirtschaft und sponsern einen
MBA Lehrgang für Energiemanagement. Weiter
unterstützen wir einen Lehrstuhl an der Wirtschaftsuniversität
Wien, der sich mit der Erfolgsmessung
sozialer Effekte durch Nachhaltigkeitsarbeit beschäftigt.
Und wir beginnen mit dem Aufbau eines
forschungsspezifischen Wissensnetzwerkes, um
Energiekreisläufe der Zukunft zu etablieren. So
gibt es an der Universität Cambridge einen Forschungsauftrag
an das österreichische Christian
Doppler-Labor mit dem Ziel, erdölfreie Biokraftstoffe
der Dritten Generation herzustellen. Ganz
wesentlich ist mir aber auch der Aufbau des unternehmensinternen
Wissensmanagements – Bildung
aktiv ins Unternehmen zu bringen. Hier starten wir
im Herbst mit einer Vortragsreihe internationaler
Experten.
Aber Resourcefulness heißt auch die Sicherung
der natürlichen Ressourcen, um die Energie
für ein gemeinsames Morgen zu garantieren.
Die OMV hat einen massiven CO2-Output, wir
sind daher gefordert mit einem gezielten Carbon-
Management unseren ökologischen Fußabdruck zu
reduzieren und mit der Ressource Wasser verantwortungsvoll
umzugehen. Darüber hinaus müssen
wir über umweltschonendere Energiequellen nachdenken.
Wie schaffen wir es aber, alle diese Themen
im Unternehmen nachhaltig zu verankern?
Resourcefulness lebt von Glaubwürdigkeit
und Authentizität. Es geht um das Schaffen und
Bewahren von Werten. Ohne Sicherheit und Stabilität
kann es keine nachhaltige wirtschaftliche und
soziale Entwicklung geben. Das muss uns bewusst
sein. Das müssen wir verinnerlichen, dann
werden wir kommende Herausforderungen als
Chancen begreifen und annehmen. Nachhaltigkeit
ist die Bereitschaft umzudenken und auch das
eigene Handeln zu hinterfragen. Wir müssen
Transparenz und Qualität deutlich verbessern
und als klaren und wichtigen Wettbewerbsvorteil
sehen, dann werden wir nachhaltig erfolgreich
bleiben. Wir werden das Thema für das Unternehmen
offensiv besetzen und mutig nach vorne
gehen. Es muss mehr sein als nur ein Konzept,
das in Hochglanzmagazinen abgedruckt ist.
Verantwortungsvolles Handeln beginnt bei
der inneren Einstellung jedes Einzelnen. Es ist
eine Frage der Haltung, und es geht darum, die
gesetzten Ziele glaubwürdig zu leben. Es ist daher
entscheidend, dass wir Resourcefulness nicht nur
als Kopfthema, sondern als Herzensangelegenheit
begreifen. So müssen sich beispielsweise unsere
Manager für ein Resourcefulness-Projekt, ein
nachhaltiges Sozialprojekt, engagieren. Das ist neu
im Unternehmen und in den persönlichen Zielvorgaben
verankert. Gerade im Top-Management sind
wir gefordert mit gutem Beispiel voranzugehen.
Wir müssen Orientierung geben, Motivation schaffen
und Anreiz und Anstöße für innovative Lösungen
bieten, die langfristig Win-win-Situationen für uns
persönlich, für das Unternehmen, die Gesellschaft
und die Umwelt bringen: Wo Platz für Erfolg ist, ist
auch Platz für Verantwortung. Es ist eben eine
Frage der Haltung. Daher: Bewahren wir diese
Haltung – jederzeit!
Ihr Gerhard Roiss
A Word from the Ceo
„ein profitables
Unternehmen
ohne gelebte
und glaubwürdige
Nachhaltigkeit
wird schnell
zum Strohfeuer.
Andererseits
hat ein nachhaltigesUnternehmen
ohne
Profitabilität
langfristig
keine Chancen,
am markt zu
bestehen.“
Gerhard Roiss,
Generaldirektor und
Vorsitzender
des Vorstandes
OMV »move XXL« 1/2012 5

6
ResouRcefulness Konzept
OMV »move XXL« 1/2012
Wie viel
Resourcefulness
steckt in uns?
ResouRcefulness Konzept
Marie-Hélène Ametsreiter, Head of Corporate Sustainability (OMV Corporate),
und Mariana Gheorghe, CEO Petrom, über die Vision und Mission eines
Nachhaltigkeitskonzeptes, das auf den zweiten Blick selbsterklärend ist und
zeigt, warum profitables Wachstum nur über verantwortungsvolles Handeln
erreichbar ist. Übrigens: In uns allen steckt ein Stück Resourcefulness.
Wir müssen es nur zum Leben erwecken – am besten gemeinsam.
Worauf warten Sie noch?

„Drei Dinge sind mir wichtig.
erstens: der Aufbau eines gemeinsamen
Verständnisses innerhalb
des oMV Konzerns. zweitens:
das geschlossene commitment
des top-Managements. Drittens:
das formulieren klar verständlicher
ziele, die wir gemeinsam
konsequent umsetzen.“
Marie­Hélène Ametsreiter, Head of Corporate
Sustainability (OMV Corporate)
8
OMV »move XXL« 1/2012
W
arum ist ein nachhaltiges Umdenken
generell in Unternehmen erforderlich?
Marie-Hélène Ametsreiter: Ich bin
überzeugt, dass Nachhaltigkeit mittlerweile ein entscheidender
Wettbewerbsfaktor in jeder Industrie geworden
ist – wenn es zum Beispiel um die besten Mitarbeiter und
Kunden oder um neue Förderlizenzen geht. Als integriertes,
internationales Öl­ und Gasunternehmen sind wir
mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Der weltweite
Energiebedarf wächst deutlich. Gleichzeitig kommt
dem Schutz der Umwelt und dem Wohl der Menschen
ein immer höherer Stellenwert zu. Dabei steigen auch die
Anforderungen an unser Unternehmen in dem Maße, wie
wir weiter wachsen. Die OMV kann sich zwar nicht über
Größe international differenzieren, sehr wohl aber über
ihre Verantwortung und Reputation. Verantwortungsvolles
und nachhaltiges Handeln ist daher die Voraussetzung,
um weiterhin erfolgreich zu sein. Und wir müssen auch
unsere Haltung nachhaltig ändern – zum Wohl des Unternehmens,
der Gesellschaft und der Umwelt.
Was wünschen Sie sich im Speziellen durch die
Implementierung von Resourcefulness?
MHA: Drei Dinge sind mir wichtig. Erstens: der Aufbau
eines gemeinsamen Verständnisses innerhalb des OMV
Konzerns. Alle Kollegen sollen wissen, was für uns verantwortliches
Handeln konkret bedeutet. Zweitens: das geschlossene
Commitment des Top­Managements für das
Konzept, und drittens: das Formulieren klar verständlicher
Ziele, die wir gemeinsam konsequent über die nächsten
Jahre umsetzen.
Wie wichtig ist es, dass Veränderungen vom
Top­Management vorangetrieben werden?
Mariana Gheorghe: Ich glaube, dass jeder Wandel
in Organisationen vom Top­Management ausgeht. Damit
dieser Bestand hat, müssen die Führungskräfte alle Mit­
arbeiter motivieren, diesen Wandel mitzutragen. So auch
beim Resourcefulness­Konzept. In der Petrom sollte sich
jeder Vorstand als Botschafter für Resourcefulness verstehen,
und ich glaube, dass wir bereits auf dem besten Weg
dorthin sind. Bei uns in der Petrom arbeiten beispielsweise
einige an Mikrokredit­Projekten in den Gemeinden, oder
sie versuchen, neue Jobs in einer Region zu schaffen, in
der wir unsere Geschäftstätigkeit aufgeben mussten. Auf
der anderen Seite werden alle Mitarbeiter die Chance erhalten,
durch unsere kommende Kommunikationskam­
pagne mehr über Resourcefulness zu erfahren, und ihnen
werden neue Möglichkeiten geboten, sich im Rahmen von
Freiwilligen­Projekten einzubringen. Jetzt müssen wir nur
noch die Unterstützung von oben mit dem Einsatz und
dem Vertrauen von unten zusammenführen.
Warum braucht der OMV Konzern überhaupt ein
neues Nachhaltigkeitskonzept?
MHA: Weil wir Verantwortung haben – Verantwortung
für die Menschen, unsere Natur und unser Geschäft. Die
OMV hat eine lange Tradition beim Thema Nachhaltigkeit
und wir können auf einem soliden Fundament aufbauen.
Wir haben viele Dinge bereits in der Vergangenheit richtig
gemacht. Mit Resourcefulness schaffen wir nun einen
strukturierten Rahmen für alle Maßnahmen und setzen
klare Prioritäten. So können wir uns klug auf die Zukunft
vorbereiten und sicherstellen, dass unser Handeln mit
den Bedürfnissen und Anforderungen der Gesellschaft
und der Menschen in den Regionen, in denen wir tätig
sind, korrespondiert. Wir wollen ein Vorbild für verantwortungsvolles
Geschäftsverhalten werden.
Was ist die Vision von Resourcefulness?
MHA: Wir wollen die Energieversorgung für ein gemeinsames
Morgen sicherstellen. Daher investieren wir in die
Sicherung und Entwicklung zukünftiger Energieressourcen.
Dabei ist der Mensch unsere wichtigste Ressource, um
langfristigen Geschäftserfolg zu erzielen. Unser Fokus liegt
daher auf Sicherheit, Gesundheit und Bildung. Weiterer
Schwerpunkt ist der sorgsame Umgang mit natürlichen
Ressourcen – besonders Wasser und C02. Es ist uns wichtig,
mit der Energie und den Rohstoffen effizient umzugehen
und Emissionen und Abfälle zu vermeiden.
Wie sehen Sie die Vision aus rumänischer Perspektive?
MG: Die Petrom ist als größtes rumänisches Unternehmen
eine starke Säule unserer Gesellschaft – wir tragen zu
rund zehn Prozent der rumänischen Staatseinnahmen bei,
wir beschäftigen mehr als 20.000 Menschen und weitere
77.000 Menschen arbeiten für unsere 17.000 Zulieferer, vorwiegend
rumänische Unternehmen. Wir sind landesweit in
mehr als 300 Gemeinden im Öl­, Gas­ und Energiesektor
aktiv, und das stellt uns jeden Tag vor neue ökologische und
operative Herausforderungen. Wer wie wir eine tragende
Rolle in der Gesellschaft spielt, hat auch große Verantwortung.
Deshalb haben wir die Prinzipien der nachhaltigen
Entwicklung schon seit 2007 in unsere Geschäftsstrategie
eingeführt und die Plattform „Respect for the future“ aufgebaut,
die in den vergangenen fünf Jahren rund EUR 30
Millionen für Umwelt­, Gesundheits­ und Bildungsprojekte
bereitgestellt hat. Mit Resourcefulness erreicht unser
Engagement eine neue strategische Stufe, indem wir versuchen,
es in unsere Geschäftstätigkeit einzubetten und
uns insgesamt an einer nachhaltigen Nutzung von finan­
ziellen, menschlichen und natürlichen Ressourcen zu orientieren.
Wir arbeiten in einem Geschäftsfeld, das öffentliche
Ressourcen managed und allein deshalb berührt das
Resourcefulness­Konzept den Kern unserer täglichen Arbeit.
Resourcefulness handelt vom Wandel einer Organisation,
die langfristig verantwortlich denkt und agiert. Um diese
Idee mit Leben zu erfüllen, muss sich das Management zu
unseren Nachhaltigkeitszielen verpflichten, damit sich das
auf das Engagement der Mitarbeiter überträgt. Wir sind in
Rumänien die Nummer eins bei Corporate Social Responsibility
(CSR), und jetzt ist es unser Ziel, auch Vorreiter und
Vorbild für nachhaltige Geschäftstätigkeit zu sein. Das wird
nicht einfach, aber ich bin überzeugt, dass wir alle notwendigen
Ressourcen und die richtigen Ziele haben, um
Resourcefulness mit Leben zu erfüllen.
Wir alle kennen einige der Schwierigkeiten, mit denen
Sie in Rumänien konfrontiert waren. Können Sie uns
von Ihren Erfahrungen erzählen? Und was sind Ihre
konkreten Ziele?
MG: Als ich die Herausforderung annahm, CEO zu werden,
wollte ich die Petrom in ein modernes europäisches
Unternehmen und einen starken, verlässlichen Partner für
die rumänische Wirtschaft verwandeln.
Im Rückblick war das 2006 ein ambitioniertes Ziel. Schließlich
sprach man damals über uns fast ausschließlich im Zu­
sammenhang mit Korruption, zu hohem Personalstand und
umweltschädlichem Geschäftsverhalten. Die Erfahrung hat
gezeigt, dass Einsatz, Mut, Entschlossenheit und engagierte
Menschen den Wandel möglich machen. Heute verpflichtet
sich die Petrom darauf, diesen Wandel mit Resourcefulness
noch weiter zu tragen und das Top­Management sowie alle
20.000 Mitarbeiter zu inspirieren, Nachhaltigkeitsprinzipien
jeden Tag neu zu leben.
Wie ist der Name Resourcefulness entstanden?
MHA: Wir wollten einen eigenständigen Namen kreieren,
der für alles steht, was uns in diesem Zusammenhang wichtig
ist. So sind wir auf das Kunstwort „Resourcefulness“
gekommen, das zwei Gedanken vereint: den sorgsamen
Umgang mit unseren menschlichen und natürlichen Ressourcen
und das Suchen und Finden innovativer Lösungen.
Das Wort „resourceful“ heißt ja übersetzt Genialiät, Ideenreichtum
– und das ist auch der Kern unseres Nachhaltigkeitskonzeptes:
Wie schaffen wir es, mit Innovationskraft
und Einfallsreichtum neue Wege zu finden, um verantwortungsvoller
mit Sozialem und Umwelt umzugehen?
Was sind die Resourcefulness­Schwerpunkte?
MHA: Unser Konzept für verantwortungsvolles Handeln
beruht auf drei Säulen. Die Kernthemen sind Umwelt­
management (Eco Efficiency) mit besonderem Fokus auf
Wasser und CO2. Weiters neue Energien (Eco Innovation),
die uns helfen sollen, langfristig profitabel zu wirtschaften.
Dabei konzentrieren wir uns derzeit auf alternative Energie­
und neue Geschäftsfelder wie Wasserstoffmobilität, Geothermie
und Biofuels. Und der dritte Bereich beschäftigt sich
mit Bildung & Entwicklung (Skills to Succeed). Das bedeutet
konkret für uns, dass wir gezielt Fähigkeiten, die Menschen
brauchen, um erfolgreich zu sein, unterstützen. Wir investieren
in Beschäftigungsinitiativen und lokale Lieferantenentwicklung.
Zusätzlich unterstützen wir Bildungsinitiativen
in den Bereichen Energie und Management mit Fokus auf
Frauen.
Können Sie uns hier konkrete Beispiele nennen?
MHA: Wir sponsern zum Beispiel einen Lehrstuhl für die
Messbarmachung von Nachhaltigkeitseffekten an der Wiener
Wirtschaftsuniversität und unterstützen einen MBA­
Lehrgang für Energiemanagement. Wir setzen auf die
Förderung von jungen Frauen in technischen Berufen – mit
einem Stipendium für Frauen im Rahmen eines technischen
Grundstudiums. Weiters wollen wir verstärkt unternehmensintern
ein Wissensnetzwerk aufbauen.
Wie schaffen Sie es, das Resourcefulness­Konzept im
Unternehmen zu verankern?
MHA: Mit Resourcefulness setzen wir ein Dach über
die Themen Sicherheit, Gesundheit, Diversity, Umwelt,
Business Ethik und Menschenrechte. Unsere Mitarbeiter
sind aktiver Teil unserer Initiativen. Das Thema ist komplex.
Durch Prioritätensetzung und aktive Kommunikation versuchen
wir den Mitarbeitern einen klaren Rahmen zu geben.
Wir wollen sie motivieren, verantwortungsbewusstes und­
nachhaltiges Geschäftsverhalten aktiv
zu forcieren und Verantwortung für Resourcefulness­Projekte
zu übernehmen.
Und wir werden Resourcefulness als fixen
Bestandteil in die OMV Trainings integrieren.
Resourcefulness und „energize OMV“ scheinen
einander zu widersprechen. Wie geht
beides zusammen?
MG: Also ich glaube, dass sie sehr gut zusammenpassen
und einander ergänzen. Beide
Programme zielen darauf ab, das Maximum mit
einem sorgsamen Management der finanziellen,
natürlichen und menschlichen Ressourcen
zu erreichen. Es geht darum, mit dem, was
wir haben, verantwortlich umzugehen und
das meiste daraus zu machen; zu über legen,
wie wir besser und möglichst wirtschaftlich
arbeiten und so wertvolle Ressourcen ein­
sparen können. Und ich bin überzeugt, dass
beide – sofern sie richtig und verantwortlich
angewandt werden – in einer nachhaltigen
Geschäfts­ und Organisations entwicklung
münden.
Wie kann ich als Mitarbeiter selbst dazu
beitragen?
MHA: Wichtig ist, dass wir unseren Hausverstand
nutzen. Mit unserem Leitmotiv „We
think twice“ haben wir den Anspruch und die
Aufforderung an uns selbst, uns nicht mit Standardlösungen
zufrieden zu geben: Denken wir
zweimal nach, ob es eine innovative Lösung
gibt, die vielleicht sicherer, sozialer, umweltverträglicher
oder effizienter ist. Verlassen wir ausgetretene
Pfade und schaffen wir eine Win­win­
Situation. Dann gestaltet sich auch der Umgang
mit den Themen Arbeitssicherheit, CO2­Reduktion
oder das Gespräch mit den Nachbarn unserer
Standorte wesentlich einfacher. Werden
Sie selbst aktiv: Reden Sie mit Ihren Kollegen
über Resourcefulness! Übernehmen
Sie Verantwortung für ein Resourcefulness­Projekt
und werden Sie
zum Vorbild für verantwortungsvolles
Handeln!
Resourcefulness ist nur so gut wie das Konzept glaubwürdig
ist. Wie erreichen Sie in den Augen der Mitarbeiter
und Öffentlichkeit diese Glaubwürdigkeit?
MG: Glaubwürdigkeit und Vertrauen sind – übrigens
auch im Privatleben – besonders schwierig zu gewinnen, da
sie niemals selbstverständlich sind. Wir haben einfach versucht
ehrlich zu sein, in Win­win­Kategorien zu denken, Versprechen
einzuhalten, nie aufzugeben und konstanten Einsatz zu zeigen.
Entscheidend aber ist, dass wir die Menschen in unsere Initiativen
einbeziehen und sie direkt an den Projekten teilhaben
lassen: Mitarbeiter, Journalisten, NGOs, staatliche und lokale
Behörden, Gemeindevertreter. Denn was immer wir aufgebaut
haben, haben wir mit anderen geschafft. Durch den gemeinsamen
Einsatz wurden echte Partnerschaften geschlossen. Egal
ob sie auf formaler oder informeller Basis zustande kamen, sie
haben uns viel Glaubwürdigkeit und Vertrauen eingebracht. Ich
bin stolz auf das, was wir erreicht haben. Aber ich bin mir auch
der großen Verantwortung bewusst, dass wir die geweckten
Erwartungen nun erfüllen müssen.
ResouRcefulness Konzept
„es wird nicht einfach, aber ich
bin überzeugt, dass wir alle
notwendigen Ressourcen und
die richtigen ziele haben,
Resourcefulness mit
leben zu erfüllen.“
Mariana Gheorghe, CEO Petrom
OMV »move XXL« 1/2012 9

we think twice
Sicher in gut gutEr
r
nachbarschaft
security unD
resourcefulness
„Wir müssen die Ressource guter
Beziehungen zu unseren unmittelbaren
Nachbarn nutzen bzw. ausbauen,
denn wenn diese knapp wird, verlieren
wir die Akzeptanz in den Augen
der Menschen. Anstrengungen im
Bereich der Community Relations
helfen, Sicherheitsprobleme im Vorfeld
zu minimieren und rechtzeitig Informationen
über potenzielle Bedrohungen
zu erhalten. Dabei geht es
nicht unbedingt um Terrorismus –
auch ein Streik kann etwa mithilfe
von proaktivem Stakeholder Management
verhindert werden.“
Paul reitHer, Head of
security & resilience, Hsse (oMv
corporate)
10
OMV »move XXL« 1/2012
Viele wege ein Ziel
Resourcefulness bildet den Rahmen zu den Themen: Diversität,
HSSE, Business Business Ethik und Menschenrechte. Neun OMV OMV
Mitarbeiter zur Frage, Frage, was sie sie unter dem gemeinsamen
Dach der nachhaltigen Ressourcennutzung bewegt.
geSunde ge geSunde unde mit mitArbeiter
bEwEgEn n MEhr
HealtH Healt ealtH un unD resourcefulness
esourcefulness
„Gesundheitsförderung „Gesundheitsförderung ist ein wichtiges Manage
menttool mit hohem hohem Potenzial für die Entwicklung
von von Unternehmenskultur und Spitzenleistung. Nur
gesunde Mitarbeiter können für das Unternehmen
einen Mehrwert schaffen, und deshalb ist Vorsor
gemedizin eine nachhaltige Investition in in die die Zu- Zu
kunft der OMV. Die Aufgaben des Arbeitsmedizini
schen Zentrums sind vielfältig: Wir verbessern die
Rahmenbedingungen für den Arbeitsalltag am
Standort, retten im Notfall Leben, Leben, behandeln behandeln Mit
arbeiter vor Ort, so dass sie sie keine Zeit mit mit exter
nen Arztbesuchen verlieren, und bieten Angebote Angebote
zur Gesundheitsvorsorge. All das erreichen wir wir mit
einem multidisziplinären Team: Arbeitsmedizinern,
Arbeitspsychologen, Notfallsanitätern, Physiothe- Physiothe
rapeuten und Ernährungsberatern.“
JaDwiga Ja JaDwiga wiga line lineMayr, ineM Betriebsärztin &
Department Manager center for occupational
Health schwechat chwechat (global ( solutions)
nAchhALtig nA Für
MEnsch M und natur
environMent environ nviron unD resourcefulness
„Angenommen, lebenswichtige Ressourcen
wie Wasser und Energie würden plötzlich um
den Faktor 10 oder gar 100 teurer. Wie würden
wir dann mit ihnen umgehen? Diese Überle
gung gung hilft bei der Herausforderung, unsere unsere na- na
türlichen Ressourcen besser zu schützen und
effizienter mit mit ihnen hauszuhalten. Die Die OMV
hat sich sich zum Ziel gesetzt, den ökologischen
Fußabdruck ihrer Aktivitäten so gering gering wie wie
möglich zu gestalten und dabei im Sinne von
Resourcefulness ein noch stärkeres
Augenmerk auf das Wohl der Umwelt zu le
gen: Wir Wir müssen nach einem Gewinn für
Mensch und Natur suchen.“
BarBara Bar oBerHauser, Head of
environmental nvironmental Management, H HHsse
(oMv (o corporate)
VieLFALt als basis
für Erfolg
Diversität unD resourcefulness
„Wenn wir unser Geschäft nachhaltig betreiben
und unsere strategischen Ziele erreichen
wollen, dann müssen wir uns auf weltweit
vorhandene Talente innerhalb und außerhalb
unserer Organisation konzentrieren. Resourcefulness
heißt für mich, einer Gruppe von Mitarbeitern
unterschiedlicher Herkunft und Ausbildung
gleiche Chancen am Arbeitsplatz und
gleiche Entwicklungsmöglichkeiten einzuräumen.
Wir müssen gewährleisten, dass unsere
Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter
attraktiv sind. Wir haben zwei Kernbereiche
ausgemacht, in denen die Vielfalt unserer
Mitarbeiterschaft von besonderer Bedeutung
ist: einmal die Geschlechterverteilung und
andererseits die nationale Herkunft. Unser
Ziel ist es, im Lauf der kommenden Jahre die
Anzahl an weiblichen und internationalen Mitarbeitern
in höheren Managementpositionen
wesentlich zu steigern. Das Ausschöpfen des
vollen Potenzials, das in dieser Vielfalt liegt,
ist zu einer wichtigen unternehmerischen
Priorität geworden, da nur so die nachhaltige
Tragfähigkeit unseres Geschäftsmodells
sichergestellt ist.“
Birgit Beck, Head of talent Management
and learning, Human resources
(oMv corporate)
Zwei Seiten
EinEr MEdaillE
sicHerHeit unD resourcefulness
„Für mich sind im Begriff Resourcefulness
zwei Grundideen enthalten: Die Knappheit
an Ressourcen einerseits, und andererseits
die sich daraus ergebende Anforderung, bei
ihrem effizienten und vorsichtigen Einsatz
intelligent vorzugehen. Deshalb gehen
Sicherheit und nachhaltige, langfristige
unternehmerische Perspektiven eng miteinander
einher. Ein Geschäftsmodell, das
den Menschen oder der Umwelt schadet,
kann nie nachhaltig sein. Wenn ein Unglück
passiert und das Unternehmen als fahrlässig
dargestellt wird, wird zwangsläufig dessen
Ruf beschädigt. Indem wir also gleichzeitig
Mensch und Umwelt schützen, verbessern
wir erheblich unsere Chancen auf
langfristige Rentabilität.“
Horacio Haag, senior Department
Manager, safety (oMv corporate)
nutZung unErschlossEnEr
rEssourcEn
Diversität unD resourcefulness
„Resourcefulness heißt auch, jene Menschen besonders
zu fördern, die aus unterschiedlichen Gründen nur eingeschränkten
Zugang zu wirtschaftlicher Entwicklung und
Ausbildung haben. Hier geht es um Aktivitäten, die unter
anderem Frauen in ländlichen Gegenden ermöglichen,
sich unabhängige Einkommensquellen zu erschließen.
Wir fördern Kinder aus wirtschaftlich schwachen und
bildungsfernen Schichten im Zugang zu Bildung. Wir finanzieren
Stipendienprogramme, die interkulturelles Lernen
und Verstehen fördern. Wir unterstützen Programme, die
Aufstiegschancen für Frauen verbessern und Mädchen
motivieren, in technische Berufe zu gehen.“
JasMine BöHM, employees‘ engagement,
sustainability (oMv corporate)
we think twice
OMV »move XXL« 1/2012 11

we think twice
geSundheit
als rEssourcE
HealtH unD
resourcefulness
„Die Frage an mich als Ärztin
lautet: Welche Folgen haben meine
Handlungen und wie kann ich
die ungesunde Fixierung auf
kurzfristige Vorteile überwinden?
Wir helfen Kollegen zu verstehen,
welchen Einfluss ihr Arbeitsund
Führungsstil auf die eigene
Gesundheit und die ihrer Mitarbeiter
hat. Und wir entwickeln
Präventions- und Sensibilisierungskampagnen,
um damit
langfristig nachhaltiges Arbeitsverhalten
zu unterstützen.“
susanne scHunDertatzBer,
Head of Health
Management, Hsse
(oMv corporate)
12
OMV »move XXL« 1/2012
reputAtion als
rEssourcE
Business etHics unD
resourcefulness
„Resourceful zu sein heißt auch,
die Ressourcen der OMV gegen
potenzielle Vorwürfe abzusichern.
Denn wer sich nicht rechtskonform
verhält, bietet den Behörden
verschiedener Länder eine
Angriffsfläche. Indem wir Prozesse
etablieren und Mitarbeiter trainieren,
um jeglichen Anschein
von Korruption, Preisabsprachen,
Insider-Trading oder Marktmanipulationen
zu vermeiden, verhindern
wir finanziellen Schaden und
beugen Reputationsverlust vor.
Und wir schaffen einen Multiplizierungseffekt,
indem wir weltweit
als Vorbild für verantwortliche
Geschäftspraktiken auftreten.”
cornelia stroMMer,
compliance officer
(oMv corporate)
recht AuF anErkEnnung
HuMan rigHts unD resourcefulness
„Die Grundrechte des Menschen zu respektieren
bedeutet, seine Würde und seine Kompetenzen
anzuerkennen. Human Rights sind deshalb ein
zentraler Aspekt von Resourcefulness. Die OMV
ist auch in Ländern aktiv, in denen Menschenrechte
nicht ganz oben auf der Agenda stehen. Trotzdem
oder genau deshalb müssen wir jeden Tag zur
Kooperation mit Kollegen und externen Stakeholdern
nutzen, um sie dafür zu sensibilisieren.“
siMone alaya, senior expert stakeholder
Management, sustainability (oMv corporate)
Wenn die
Wüste aufblüht Lokale
Wie entwickelt man ein Community Relations Projekt,
das den Bedürfnissen der lokalen Stakeholder gerecht
wird und gleichzeitig Vorteile für die OMV bringt?
Man fährt vor Ort, um es herauszufinden.
Das dachten sich auch Stefan Waldner, Senior Vice
President, Corporate Development Mergers & Acquisitions
(OMV Corporate), und Radu Sorin Caprau, Head
of Retail Department (Petrom), und machten sich für
ihr Resourcefulness-Projekt im Rahmen der Executive
Challenge auf den Weg nach Tunesien. Für move haben
sie Tagebuch über ihre Erfahrungen geführt.
Montag, 12. Marz 2012
Auf unserem Flug von Lyon nach Tunis begegnen
wir einander zum ersten Mal. Wir besprechen
unser gemeinsames Projekt, in dem es um
die Entwicklung eines Konzepts für Community
Relations in Tunesien geht. Es ist ein gutes Gefühl,
den Büroalltag des Headoffice oder der
Petrom City hinter sich zu lassen und Einblicke
in das Leben und die Arbeit vor Ort zu gewinnen.
Das Ziel unserer Reise ist es, die bestehenden
Community Relations Aktivitäten der OMV
in diesem Land so gut wie möglich zu verstehen
und herauszufinden, was die betreffenden
Stake holder darüber denken. Unser erstes Treffen
mit dem tunesischen Industrie- und Handelsminister
macht deutlich, dass man koordinierter
vorgehen muss. Der Minister zeigt sich vom
derzeitigen Umfang der OMV Nachhaltigkeitsprogramme
unbeeindruckt. Erst als wir ihm
unsere Ideen zur Steigerung der lokalen Arbeitsleistung
durch Berufsausbildungsprogramme
präsentieren, erzählt er uns von einem Projekt
des Entwicklungsministeriums, bei dem lokale
Bedürfnisse und Regionen identifiziert werden
sollen, in denen Unterstützung seitens der Industrie
notwendig ist. Unser Besuch erfolgt zur
richtigen Zeit, da wir einen nachhaltigen Ansatz
verfolgen, von dem beide Seiten profitieren
sollen, anstatt Vorschläge der Regierung ausschließlich
finanziell zu unterstützen.
Dienstag, 13. Marz 2012
Heute fliegen wir nach El Borma, um den Produktionsstandort
Waha zu besichtigen. Wir freuen
uns, die E&P Assets erstmals aus nächster Nähe
zu sehen. Während der sechsstündigen Autofahrt
in der heißen Wüste unterhalten wir uns mit
Hafidh Chaibi, unserem Nachhaltigkeits-Experten
in Tunesien, über mögliche Ideen zu potenziellen
Projekten. Dabei stellen wir beide fest, dass wir
nicht besonders oft direkten Kontakt mit der
E&P Welt haben. Es ist wirklich höchste Zeit,
Ideen auszutauschen, andere Arbeitsweisen
kennenzulernen und gleichzeitig Einblicke in lokale
Kulturen zu gewinnen. Als wir am Ziel ankommen,
sind wir beide zutiefst beeindruckt: Einerseits
davon, wie gut der Betrieb der Anlage unter
höchsten Sicherheitsvorkehrungen funktioniert –
aber auch von den Lebens- und Arbeitsbedingungen
in den Camps. Der Arbeitsalltag der Kollegen
dort ist sehr hart und sie tragen große Verantwortung.
Wie die anderen auch verbringen wir
die Nacht in einem Container. Es gibt sogar einen
Fitness-Container, für diejenigen, die zusätzliches
Training brauchen!
Mittwoch, 14. Marz 2012
Wir machen uns auf den Weg nach Tataouine, einer
Region im Süden, die 25 Prozent der Landesfläche
einnimmt. Nachdem es in den letzten Tagen selten,
aber doch geregnet hat, blüht die Wüste. Dieser
beeindruckende Anblick ist hoffentlich auch ein gutes
Omen für unsere bevorstehende Arbeit. Dort
treffen wir den Gouverneur der Region, einen vernünftigen
und besonnenen Mann, der uns ohne zu
zögern die vorrangigsten Probleme der Gegend
erklärt: Armut und Arbeitslosigkeit. Erstaunlicherweise
sind von den 8.000 Arbeitslosen der Region
4.200 Universitätsabsolventen! Er versteht natürlich,
dass direkte Anstellungen von Seiten der Ölindustrie
begrenzt sind, wir sind aber auch alle
gemeinsam überzeugt, dass Investitionen und das
Schaffen indirekter Arbeitsplätze ebenso wichtig
sind. Wir erzählen ihm, dass wir in ein lokales
Ausbildungszentrum investieren wollen. Er ist
von unserer Idee begeistert und schlägt sogar
einen gemeinsamen Workshop mit Vertretern
des Entwicklungsministeriums, der lokalen Behörden
und Ölkonzerne vor, um Maßnahmen
zur Ankurbelung der lokalen Wirtschaft und Arbeitsplatzschaffung
zu entwickeln. Wir werden in
diesem Bereich eine führende Rolle einnehmen.
Donnerstag, 15. Marz 2012
Zurück in der Hauptstadt treffen wir den Minister
für regionale Entwicklung. Er hat die zweifelsohne
große, aber auch herausfordernde Aufgabe, die
zahlreichen Entwicklungsprojekte, die in einer
aktuellen Studie identifiziert wurden, auch umzusetzen:
Dazu gehören unter anderem die Verbesserung
der ländlichen Infrastruktur, der Bau von
Bewässerungssystemen, Schulen und Krankenhäusern.
Natürlich sind wir nicht in der Lage, uns
an allen Vorhaben zu beteiligen, aber wir zeigen
Interesse für die Projekte, die auf nachhaltiger
Entwicklung, der Schaffung von Kapazitäten und
finanzieller Unterstützung basieren. Wir blicken auf
vier großartige Tage zurück, die trotz kleinerer
Anstrengungen voll Inspiration waren. Und wir
freuen uns darauf, unsere Ideen vor Ort in die Tat
umzusetzen und sie wachsen zu sehen.
Diese Reise auf für uns ungewohntem Terrain war
unglaublich und gleichzeitig einmalig. Und wir
haben eines gelernt: Die Welt der OMV öffnet den
Blick für Neues und Wesentliches. Man wächst mit
der Herausforderung und sammelt wertvolle Erfahrungen,
die die tägliche Arbeit bereichern. Wir
können nur jedem raten: Ergreifen Sie die Chance,
wenn sie sich bietet – diese Erlebnisse und Erfahrungen
werden Ihren Horizont erweitern!
WE think tWicE
Was ist der Beitrag
zu ResouRcefulness?
Wertschöpfung steigern
Berufsbildende Maßnahmen
Entwicklung lokaler Beschäftigung
Entwicklung lokaler Lieferanten
Stakeholder Engagement
Erhalten der „license to operate“
Radu Sorin Caprau,
Head of Retail Department (Petrom)
Stefan Waldner,
Senior Vice President, Corporate
Development Mergers &
Acquisitions (OMV Corporate)
OMV »move XXL« 1/2012 13

We think tWice
Die Chance, sich für Mensch und
Umwelt zu engagieren, weckt ungeahnte
kreative Kräfte und sichert eine nachhaltige
Zukunft für die OMV und ihre Stakeholder:
Die Projekte OMV Run & Fun (für die
Lebenshilfe Matzen), das „Fly Inn Refinery
Hotel“ (für ein Bienenhotel in der Lobau)
und die Kooperation mit *peppa (Interesse
für eine technische Karriere bei Mädchen
aus Migrantenfamilien wecken), sind
hervorragende Beispiele dafür.
ERwECKEn wIR
RESOURCEFULnESS
jeDen tAG
zuM Leben
14
OMV »move XXL« 1/2012
An der
Quelle
Lacramioara Diaconu, Diaconu Diaconu, ,
Vice President
Investor Relations
(OMV Corporate),
Projekt: Entwicklung eines
Diversitätsmanagement
Plans für die OMV
Als ich in diesem sozial benachteiligten Dorf in
Pakistan war, wurde ich sehr nachdenklich gestimmt. Wenn
wir hier nach Öl und Gas bohren, warum sollen wir dann nicht
auch nach Wasser für die Menschen bohren? Wo auch immer
unser Unternehmen tätig ist, hinterlässt es Spuren, und wir
konsumieren Ressourcen. Wir müssen aber sicherstellen,
dass die Menschen vor Ort langfristig davon profitieren,
sonst wird unsere Arbeit in Zukunft zunehmend schwieriger.
Gabriel Selischi, Director Domestic Assets
(e&P) – executive challenge, Skills to succeed
in the „Mehar“ communities
Jeder von uns kann für
Menschen, die nicht im Leistungsleben
stehen können, einen wertvollen Beitrag
leisten. Ich hoffe, dass unsere Initiative
andere motiviert, sich in Resourcefulness-
Projekten zu engagieren. Nicht nur
darüber reden, sondern etwas tun.
Rosemarie krenn,
Department Manager Stock
Accounting (Global Solutions),
talent challenge Run & Fun
Thomas Gangl,
Senior Vice President Refinery
Burghausen (R&M),
Projekt: Einführung eines
Energiemanagementsystems
für die OMV
enn wir weltweit Öl und Gas fördern,
sollten wir Menschen und Umwelt vor
Ort mit Respekt und nachhaltigen
Konzepten begegnen. Spätestens wenn wir also z.B.
Miano in Pakistan verlassen, müssen wir sicherstel
len, dass die Menschen sich dort selbst mit Wasser
versorgen können.“ Ein ehrgeiziges Ziel, das sich Julia
Friebel, Senior Vice President Legal (OMV Corporate),
in ihrer Rolle als Projektsponsor gesetzt hat. Die Was
serversorgung in der pakistanischen Wüste ist prekär:
7.000 Bewohner der 57 Dörfer haben dort nur sehr
eingeschränkten Zugang zu lebenswichtigem Süß
wasser. Zwar hat die OMV Pakistan vor einigen Jah
ren erfolgreich Wasserpumpen installiert und dort, wo
das Grundwasser brackig ist, ein System von Wasser
behältern eingerichtet, die mithilfe von Tankfahrzeugen
aufgefüllt werden. Allerdings ist diese Lösung wenig
nachhaltig, denn sobald die OMV ihre Förderung vor
Ort beendet, sind auch die Wasserbehälter nicht mehr
in Betrieb. Julia Friebel und das lokale Team arbeiten
daran, dass sich die Trinkwasser-Situation für die Zeit
Respektvoll agieren
We think tWice
Seit November 2011 haben sich bereits rund 350
OMV Mitarbeiter verpflichtet, einen Teil ihrer Arbeitszeit
einem Resourcefulness-Projekt zu widmen: angefangen
mit „Management by Objective“ (MbO) Zielen über
Projekte im Executive oder Talent Challenge Programm
bis hin zu Sponsorship-Rollen für Senior Vice Presidents.
Ist das nur der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen
Stein oder jener, der den Stein ins Rollen bringt und
nachhaltige Veränderungen bewirkt?
Eine Bestandsaufnahme.
nach dem Ende der OMV Aktivitäten in der Gegend
maßgeblich verbessert und sich die Menschen eigenständig
mit Wasser versorgen können. „Ziel der Sponsorship-Rolle
ist es, dass Projekte eine Außenperspektive
bekommen“, erklärt Jasmine Böhm, verantwortlich
für das Employee Sustainability Engagement bei
der OMV. „Das ist großartig, denn wie in Miano geben
die Senior Vice Presidents damit wichtigen Initiativen
einen Schub.“
Mit fremden Welten vertraut werden
Auch bei den individuellen Zielvereinbarungen verpflichten
sich Mitarbeiter, mindestens fünf Prozent
ihrer Arbeitszeit in ein Resourcefulness-Projekt zu investieren.
„Unsere Erfahrungen sind bisher extrem
positiv“, bestätigt Böhm. „Die Kollegen sind begeistert,
sich einmal einem anderen Aufgabengebiet widmen
zu können. Sie haben zum Teil völlig neue Projekte
initiiert oder sich Gedanken gemacht, wie sie bereits
existierende Nachhaltigkeitsinitiativen ergänzen
oder erweitern können. Die OMV übernimmt hier
In der türkischen Stadt Ünye unterstützt die
OMV ein Projekt zur Herstellung von handgewebten
Leinen- und Seidenstoffen. Durch die Zusammen-
arbeit mit der Gemeinde, die verbesserten Möglichkeiten
für Frauen und unsere Unterstützung der
Industrie vor Ort, möchten wir Teil einer nachhaltigen
Entwicklung sein und langfristige Beziehungen mit
der umliegenden Gemeinde aufbauen. Mit diesem
Projekt soll neues Interesse für die alte traditionelle
Handwerkskunst in unserer modernen Welt geweckt
werden. Dadurch sind einheimische Frauen in der
Lage, ihr Einkommen zu steigern und für das Wohl
ihrer Familie zu sorgen. esin Mayaoz,
community Relations Specialist (OMV Samsun)
OMV »move XXL« 1/2012 15

We think tWice We think tWice
16
OMV »move XXL« 1/2012
Birgit Schillerwein,
Trading Professional,
Origination (R&M),
Projekt: Fly Inn Refinery Hotel
eine Vorreiterrolle, indem sie die Aktivierung der
Mitarbeiter für Resourcefulness -Themen einen Riesenschritt
voranbringt – und die bisherige Resonanz
macht uns allen Mut für die Zukunft.“
Jede Initiative braucht Leadership, also Menschen,
die ein Projekt mit dem Gewicht ihrer Position und
Erfahrung über alle Unternehmensebenen hinweg
vorantreiben können. Neben dem Sponsorship erfüllt
diesen Zweck auch die Integration von Resourcefulness
in die Executive Challenge – das Entwicklungsprogramm
für Führungskräfte, die in Zukunft für
Executive- und Board-Positionen in Frage kommen.
17 Teilnehmer im Executive Challenge Programm haben
in diesem Zusammenhang die Verantwortung für
acht Projekte übernommen. „Wir wollen damit erreichen,
dass auch Top-Manager für Nachhaltigkeitsziele
sensibilisiert und mit Themen konfrontiert werden,
mit denen sie nicht jeden Tag umgehen“, erklärt Birgit
Beck, Head of Talent Management and Learning,
Human Resources (OMV Corporate). “Und es geht
darum, dass unsere zukünftigen Top-Manager Kontakt
Ich hoffe, dass die Mädchen
durch unseren Workshop eine Vor-
stellung davon erhalten, was sie
beruflich erreichen können. Schön wäre
es, wenn in ihren Köpfen die eine oder
andere Grenze zu wackeln beginnt.
Umgekehrt bringt mir dieses Eintauchen
in eine andere Welt neue Impulse –
jedes Abweichen von der Routine
eröffnet für mich neue Denk- und
Handlungsspielräume.
ulrike john, Global talent
Management & Learning
(OMV corporate),
talent challenge, *peppa
mit Menschen aus verschiedenen Geschäftsbereichen,
Kulturen und sozialen Schichten haben”,
fügt Inaam Ahmad, Group Talent Manager (OMV
Corporate), hinzu.
Kreativität nutzen
Ein Beispiel für bereichsübergreifende Zusammen-
arbeit im Rahmen des Executive Challenge Programms
ist die konzernweite Einführung eines Energiemanagementsystems,
das die Energieeffizienz
der OMV langfristig erhöhen soll. Thomas Gangl,
Senior Vice President Refinery Burghausen (R&M),
ist sich der besonderen Herausforderung bewusst:
„Da dieses Projekt alle Geschäftsbereiche umfasst,
wird es sicher spannend: viele unterschiedliche
Sichtweisen, viele Stakeholder, die jeweils verschiedene
Ansätze haben. Wir wollen auch den Aspekt
der wirtschaftlichen Sinnhaftigkeit eines solchen Systems
einbringen.” Resourcefulness bedeutet für ihn:
„Dinge neu andenken, ausgetretene Wege verlassen,
kreativ sein.“ Ganz im Sinne des „We think
Florian Morhardt,
Project Manager,
Operative Program Management
(OMV Corporate),
Projekt: Run & Fun
twice“-Gedankens, denn dieser fordert dazu auf, uns
nicht mit Standardlösungen zufrieden zu geben,
sondern uns jedes Mal zu fragen: Ist das wirklich die
beste Lösung oder gibt es einen alternativen Weg,
der zusätzlich einen Mehrwert für unsere direkte Umwelt
schafft? Neue Denkansätze sind auch in dem
Projekt gefragt, mit dem Lacramioara Diaconu, Vice
President Investor Relations (OMV Corporate), betraut
wurde. Ihre Aufgabe: Das Thema Diversity in
der OMV weiter voranzubringen und so die Vielfalt
von Geschlechtern und Nationalitäten im Top-Management
zu erhöhen. „Ich glaube, dass eine größere
Vielfalt dem Unternehmen einen Mehrwert bringt.
Sie wirkt wie ein Katalysator für neue Ideen und Innovation
– und zwingt uns alle dazu, den Status quo
in Frage zu stellen. Langfristig darf sich Diversity
nicht auf isolierte Initiativen beschränken, sondern
muss selbstverständlich werden.” Jeder von uns
kann in seinem unmittelbaren Umfeld aktiv werden.
Wen macht es nicht traurig, wenn Menschen hinter
ihren Möglichkeiten zurückbleiben?
Für mich ist es faszinierend,
dass ich an einem konkreten Problemfall
arbeite und klare Ergebnisse erzielen
kann. Ich hoffe, dass es meine Sensibilität
gegenüber den Menschen und ihren
Problemen erhöht. Echter Erfolg bedeutet
für mich, wenn unsere Resourcefulness-
Initiative auch zum Business-Projekt wird.
borislav Radosavljevic,
Senior Vice President corporate
Procurement (OMV corporate),
executive challenge, Skills to succeed
in Petrom communities
Michael Graf,
Department Manager, Corporate Procurement
Strategy & Processes GTPP-S
(OMV Corporate),
Projekt: *peppa
We think twice!
Den meisten Mitarbeitern ist das Schicksal ihrer Mitmenschen
keineswegs egal und die Möglichkeit, sich
einzubringen, weckt oft ungeahnte kreative Kräfte. So
erging es auch den Teilnehmern des Talent Challenge
Programms, die sich für Resourcefulness Ziele engagierten.
Beim Projekt des „Fly Inn Refinery Hotels“
brachten mehrere Talente Schüler der polytechnischen
Schule Himberg (NÖ) mit Wiener OMV Lehrlingen
zusammen, um gemeinsam ein Bienenhotel in der
Lobau und der Raffinerie Schwechat zu bauen – ein
nachhaltiger Gewinn für die Umwelt und die OMV,
denn die Hotels helfen nicht nur Wildbienen beim
Überwintern, sondern präsentieren das Unternehmen
zukünftigen Lehrlingen als attraktiven und umweltbewussten
Arbeitgeber. „Dieses Projekt verbindet
aus unserer Sicht sehr wichtige Ressourcen: Neben
finanziellen Mitteln sind Mensch und Umwelt unverzichtbare
Komponenten eines CSR-bewussten Unternehmens“,
verdeutlicht Birgit Schillerwein, Trading
Professional, Origination (R&M). Andere Talente hat-
Innovative Innovative Lösungen
Lösungen finden
finden
Im täglichen Business stehen
für uns meist finanzielle Aspekte im
Vordergrund. Wir sollten uns bewusst
sein, dass der Erfolg eines Resourcefulness-
Projektes nicht immer mit herkömmlichen
Kennzahlen bewertet werden kann.
Ein gemeinsames Umdenken ist daher
besonders gefragt!
Roberto tebaldi, Department
Manager business Analysis (G&P),
talent challenge, Fly inn Refinery hotel
ten die Idee, mit OMV Run & Fun zu kooperieren, um
Spenden für die Lebenshilfe in Matzen zu sammeln,
eine Organisation, die Menschen mit Behinderungen
hilft. Die OMV pflegt seit 2003 nachbarschaftliche
Beziehungen mit der Lebenshilfe – im wahrsten Sinne
des Wortes, da die Menschen direkt neben dem
Firmengelände der OMV wohnen. Auf die Lebenshilfe
kam man, da es bereits viele Kooperationen gibt und
ein Mehr an Unterstützung immer benötigt wird. „Wir
wollten auf jeden Fall ein Projekt initiieren, das öffentlichkeitswirksam
ist und einen direkten Nutzen generiert“,
beschreibt Florian Morhardt, Project Manager,
Operative Program Management (OMV Corporate),
die Zielsetzung. Also ließen sie den Spruch „Ich erlaufe
EUR 1/km für die Lebenshilfe – OMV Mitarbeiter
helfen“ auf die Rückseite der Run & Fun T-Shirts
drucken und ermutigten ihre Kollegen zu laufen.
Das Ergebnis sind EUR 15.000 für die Lebenshilfe.
Wie kann man bestehende Initiativen und Kooperationen
so mit Resourcefulness vereinbaren, dass sie
wirklich nachhaltig werden? Diese Frage stellten sich
auch Michael Graf, Department Manager Procurement
Strategy & Processes (OMV Corporate) und
seine Kollegen, als sie im Rahmen des Talent Challenge
Programms ein Projekt mit *peppa, dem Interkulturellen
Mädchenzentrum der Caritas Wien, starteten.
Seine Kolleginnen veranstalteten Workshops über
mögliche Karrieren innerhalb der OMV und ermutigten
die vorwiegend aus Migrantenfamilien stammenden
Mädchen dazu, sich Gedanken über ihre Zukunft
zu machen. „Integration ist ein Thema, das unsere
Gesellschaft noch lange beschäftigen wird“, so Graf.
„Indem wir Frauen aus ihrem Beruf erzählen lassen,
möchten wir positive Vorbilder für die Mädchen
schaffen.“
All diese vielen Tropfen aus der Resourcefulness-
Quelle verwandeln sich zunächst in ein Rinnsal, dann
in einen Bach und schließlich in einen mächtigen
Fluss – eine Bewegung, die nicht mehr zu stoppen ist
und sicher in eine nachhaltige Zukunft für die OMV
und ihre Stakeholder mündet.
Frauen und Männer haben unterschiedliche
Stärken als Führungskräfte,
aber ich denke, die Mischung macht es
aus. Je effizienter wir unsere internen
Human Resources nützen, umso erfolgreicher
sind wir auf lange Sicht. Ich bin
der Meinung, dass wir den Menschen
Herausforderungen bieten müssen.
Wichtig ist aber auch, dass die Ziele erreichbar
sind. Nur so gelingt es uns, die
Menschen glücklich zu machen.
Luiza tomescu, Director,
Legal (Petrom), executive challenge,
Diversitätsmanagement in der OMV
OMV »move XXL« 1/2012 17

Bildung & Entwicklung
OMV Pakistan ermöglichte
die Errichtung von 65 Volksschulen
in entlegenen ländlichen
Ge bieten und unterstützt
deren laufenden Betrieb. Die
Schulen werden bereits von
über 3.000 Kindern besucht,
zwei Modell-Schulen in nahe
gelegenen Städten sorgen für
die weiterführende Ausbildung
von rund 1.000 Schülern.
18
OMV »move XXL« 1/2012
Ein solider
Grundstein
Bildung ist der einzige Hoffnungsträger.
Es ist bemerkenswert,
wie sich die Kinder im Vergleich zu
damals, als sie das erste Mal hier
waren, verändert haben. Das zeigt,
dass wir durch harte Arbeit und
Engagement tatsächlich Positives
bewirken können.
lehrer der citizen
Foundation
ie meisten Menschen, die in gemäßigten
Klimazonen leben, empfinden trockene,
dürre Landschaften als bedrückend: tagsüber Temperaturen
von weit über 40 Grad Celsius, endlose,
staubige Ebenen oder kahle Felsen und kaum Bäume
oder Sträucher als Zuflucht vor der drückenden
Hitze. Erlebt man jedoch den unglaublichen Einfallsreichtum,
mit dem sich die Menschen in dieser
rauen Umgebung einen Lebensraum erschaffen
haben, wird man nachdenklich. Woher nehmen
die Menschen die Kraft und die Ausdauer, um diesen
schwierigen Lebensbedingungen zu trotzen?
Und was kann man tun, um ihre Stärken und ihre
Kreativität zu unterstützen und ihnen zu helfen,
ihre Lebensbedingungen zu verbessern? Überlegungen
wie diese führten zum „Primary Education
Project“, das 2003 in der südöstlichen Provinz Sindh
ins Leben gerufen wurde. Unter dem Motto „Rising
through Education“ – Aufstieg durch Bildung – half
das Community Development Program von OMV
Pakistan gemeinsam mit dem Bezirksschulamt und
lokalen Gemeinden, 3.000 Kindern den Weg in eine
bessere Zukunft zu ebnen. Für die Bevölkerung in
diesem ländlichen Gebiet sind Grundrechte wie
eine angemessene Gesundheitsversorgung,
Bildung, das Leben in einem Rechtsstaat und
Zugang zu sauberem Trinkwasser keine Selbst-
verständlichkeit. Trotzdem haben die Menschen
dort, wie überall in der Welt, vielerlei Träume und
Ambitionen, sagt Tajreen Midhat Jafri, Trainee bei
OMV Pakistan, der intensiv an dem Projekt mit
arbeitet. „Bildung ist ein Grundrecht, das die Menschen
ermutigt, sich anderer Rechte und Pflichten
bewusst zu werden, die zur wirtschaftlichen und sozialen
Entwicklung beitragen. Sie ermöglicht es den
Menschen, sich an der Veränderung ihres Lebens und
der Gesellschaft, der sie angehören, zu beteiligen.“
Der Mädchenanteil steigt
Der Viertklässler Mujahid aus dem Dorf Muhammad
Buksh Bhunbaro ist ein Beispiel dafür: „Ich möchte
Arzt werden, wenn ich groß bin, und meinem Volk
Irum Hashmat,
Community Relations Manager,
Corporate Sustainability
(OMV Corporate)
dienen“, erklärt er mit der Entschlossenheit eines
jungen Mannes, der an eine Welt voller Chancen
glaubt. Oder Pari aus Baari, die studieren will und
Lehrerin werden möchte, obwohl die Gleichbehandlung
der Geschlechter in Sindh noch Zukunftsmusik
ist. „Die Einstellung der Menschen zu verändern
kann Generationen dauern“, fügt Jafri hinzu. „Die
gute Nachricht ist jedoch, dass der Mädchenanteil
an den von der OMV betriebenen Grundschulen
fast 40 Prozent beträgt.“ Das ist ein großartiger
Erfolg in einem Land, in dem dieser Anteil landesweit
unter 20 Prozent liegt.
Irum Hashmat, Community Relations Manager,
Corporate Sustainability (OMV Corporate), leitete
Bildung & Entwicklung
Was ist der Beitrag
zu ResouRcefulness?
lokale wertschöpfung steigern
lokale Bildungsinitiativen
Entwicklung lokaler
Beschäftigung
Förderung von diversität
Behalten einer „license to operate“
das Programm bis 2011 und weiß, wie schwer es
ist, die lokale Bevölkerung zum Nachdenken zu
bewegen. Deshalb richtete die OMV ein eigenes
Mobilisierungsteam ein, das Eltern in der Gemeinde
ermutigt, ihre Kinder in die Schule zu schicken.
„Eine Schule ganz in der Nähe zu bauen und örtliche
Lehrkräfte einzustellen, war natürlich wichtig, um
den Anteil der Mädchen in der Schule zu erhöhen.“
Lokale Fähigkeiten fördern
Um für einen stetigen Zustrom qualifizierter Lehrkräfte
zu sorgen, richtete die OMV auch das Training
Resource Center (TRC) in Chundko City ein, das alle
Grundschulen des Dorfes beaufsichtigt, den Bedarf
an Lehrkräften evaluiert sowie die Lehrtätigkeit und
die berufliche Entwicklung durch eine formelle Ausbildung
unterstützt. Schließlich ist die Qualität einer
Schule nur so gut wie die Qualität ihrer Lehrkräfte –
sind sie es doch, die die Jugend betreuen und ausbilden.
„Das ist unser Beitrag zur Förderung der lokalen
Fähigkeiten“, erklärt Hashmat. „Die Gemeinde hat
nun begonnen, sich mit den Projekten zu identifizieren,
und das ist auf lange Sicht der einzige Weg zu
Nachhaltigkeit.“
Weiterhin kooperiert die OMV auch mit The
Citizen Foundation (TCF) und der Pakistan Rangers
Public School (PRPS), die in den urbanen Gebieten,
in der Nähe der dörflichen Grundschulen, Modellschulen
bis zur zwölften Schulstufe betreiben. Hier
können die Schüler ihre höhere Schulbildung an
Institutionen abschließen, die den Vergleich mit den
besten Schulen der Großstädte nicht zu scheuen
brauchen; damit steht ihnen der Weg zu einer weiteren
Berufsausbildung oder zu einem Universitätsstudium
offen. Es ist und bleibt das Ziel der OMV,
den Menschen zu helfen, den ersten Schritt zu tun,
und, so fasst Hashmat zusammen: „Grundsteine zu
legen, die den Menschen genügend Raum für
Wachstum und Entwicklung geben.“
OMV »move XXL« 1/2012 19

Bildung & entwicklung / community
eine ine ungewöhnliche
Partnerschaft
Als die OMV beschloss, gemeinsam mit dem
Hilfswerk Austria International International das OMV Libya Libya
Youth Center in Tripolis zu gründen, standen
die Verantwortlichen vor großen Herausfor
derungen: Sie mussten nicht nur in in kürzester
Zeit Zeit ein neues Projekt auf auf die Beine Beine stellen,
sondern sich auch mit mit einer gänzlich gänzlich anderen
Kultur und Arbeitsweise auseinandersetzen.
Doch der Einsatz aller Beteiligten hat sich
gelohnt. Drei Kollegen der ersten Stunde über
ihre ihre Erfahrungen in einem Land, in dem sich
die Menschen nach einer ungewissen Zeit
nichts sehnlicher wünschen als Stabilität.
I
m vergangenen Sommer, als sich das Land mitten im Umbruch befand,
Im vergangenen Sommer, als sich das Land mitten im Umbruch befand,
bat man die OMV, Gelder freizugeben, freizugeben, Treibstoff bereitzustellen und etwas etwas
für junge Libyer zu tun, tun, die unter den Konfliktfolgen besonders zu leiden leiden
hatten. Die OMV ist diesen Bitten nachgekommen. „Das OMV Libya Youth Youth
Center richtet sich sich vor allem an junge Menschen, die nur nur schwer mit ihren
traumatischen Erlebnissen fertigwerden“, fertigwerden“, erklärt David Latin, Senior Vice
President North Africa Africa and and Offshore (OMV (OMV Corporate). „Wir wollten den jun
gen Menschen helfen, sobald es die Situation in Tripolis zuließ. zuließ. Schließlich
bedeutet Resourcefulness auch, auch, zu erkennen, welche Hilfe die Menschen in
unserem Wirkungsbereich am dringendsten benötigen – und und diese diese dann
rasch zu ermöglichen. Wir unterstützen Projekte, die gezielt helfen und eine
Grundlage für eine langfristige Partnerschaft schaffen. Gleichzeitig erschlie
ßen wir damit neue neue Geschäftsmöglichkeiten Geschäftsmöglichkeiten für die OMV.“ Wie Wie funktioniert
das? „Wenn wir in die Fähigkeiten der Menschen vor vor Ort investieren, wirkt
sich sich das positiv auf unsere unsere Geschäftstätigkeit aus. Menschen, die die mit mit dem
OMV Libya Youth Center in Berührung kommen, sehen sofort, sofort, wer wir sind
und wofür wofür wir stehen stehen – und diese positiven Assoziationen Assoziationen sind Gold wert.“ wert.“
Das Das Hilfswerk Austria International erwies sich dabei als perfekter Partner.
Wie in jeder Beziehung gab gab es natürlich auch einige Anfangsschwierigkeiten
zu meistern. Dank Dank ihres unermüdlichen Einsatzes ist es den Projektmitarbei
tern tern aber gelungen, den den ambitionierten Plan in in die Realität umzusetzen.
Am 8. 8. Mai feierten in Tripolis Besucher, Mitarbeiter und die jungen
Libyer des Youth Centers gemeinsam die offizielle Eröffnung. „Es war eine
großartige und bewegende Erfahrung“, sagte David Latin während der Feier.
„Ich bin sehr stolz auf das, was unsere unsere Teams gemeinsam mit der libyschen
Regierung und den Einwohnern der Stadt in so kurzer Zeit erreicht
haben.“
SorgfaltSpflicht
Sorgfalt SorgfaltSpflicht pflicht
beachten
Anfang Oktober 2011 bin ich nach Tripolis gereist, um
die Wiederaufnahme der Geschäftstätigkeit der OMV
und die Verlegung von fünf Expats nach Tripolis zu
organisieren. Ich musste darauf achten, niemanden
unkalkulierbaren Gefahren auszusetzen, auszusetzen, sowie Maß
nahmen zur Risikobewältigung umsetzen. Konkret
hieß das, für für die die Sicherheit der der Büros und privaten
Unterkünfte zu sorgen, einen geschützten Zufluchtsort
für den Notfall einzurichten einzurichten und strenge Reisebestim
mungen festzulegen.
Als Als ich ich also das das erste Mal von unserer Zusammen-
Zusammen
arbeit mit dem Hilfswerk Austria International im
„OMV „OMV Libya Youth Project“ hörte, stand ich vor einem
Dilemma: Wenn man ihren Einsatz zum OMV Ge
schäftsbereich zählen zählen würde, so wären wir rechtlich
für sie verantwortlich und müssten ihre Aktivitäten
gemäß unseren Sicherheitsstandards regeln. Das
hätte sie aber in ihrer Arbeit behindert: Die Hilfswerk-
Mitarbeiter hätten nachts nicht Auto fahren dürfen und
ihre Kontakte mit lokalen Stakeholdern einschränken
müssen – was schwer vorstellbar ist für eine NGO, die
versucht, Menschen zu helfen. Wir standen also vor
einem Interessenskonflikt, Interessenskonflikt, denn wir wollten ihnen
ermöglichen, das zu tun, was sie am besten können:
gemeinsam mit den betroffenen Menschen vor Ort
dieses wunderbare Projekt zu verwirklichen. Deshalb
beschlossen wir, ihnen auf halbem Weg entgegen
zukommen.
zukommen.
Ohne sie unseren HSSE-Vorschriften zu unterstel
len, haben wir die Mitarbeiter des Hilfswerks Austria
International International darin darin beraten, wie sie sie Sicherheitsprüfun
gen durchführen, kompetentes Sicherheitspersonal
finden finden und sich sich in in einem Notfall zu verhalten hätten. hätten.
Schlussendlich wussten alle, dass wir sie im Fall der
Fälle bedingungslos unterstützen würden. Natürlich
hoffen wir, dass es nicht so weit kommt und ihr
Engagement Engagement für für die die libysche libysche Jugend belohnt belohnt wird. wird.
PATrICK PAT PATrICK ICK BBLACK
BLACK, LACK, Senior Expert Physical Security,
Security & Resilience (E&P)
SehnSucht ucht nach
normalität
ormalität
Ich bin Libanesin und mein Land war viele Jahre lang
vom Bürgerkrieg zerrissen. zerrissen. Dennoch Dennoch war selbst selbst für
mich die Situation in Libyen alles andere als normal.
Die Menschen Menschen sind sind sehr freundlich, freundlich, aber aber die HerausHerausforderungen sind gewaltig: Es Es fehlt an der nötigsten
Infrastruktur, das Bildungssystem Bildungssystem ist schwach, es
gibt gibt kaum kaum Freizeitmöglichkeiten und Einrichtungen
für Kinder, Kinder, viel viel zu viele Menschen sind arbeitslos und und
haben Angst Angst vor vor der der Zukunft. Gleichzeitig Gleichzeitig sehnen sie
sich nach Normalität Normalität und geregelten geregelten Strukturen. Strukturen.
Während der ersten zwei zwei Wochen Wochen nach der Eröffnungnung
des des Libya Libya Youth Centers haben haben sich 260 Kinder
und Jugendliche angemeldet. Außerdem wurden
38 Freiwillige eingesetzt. Viele der Kinder, die zu uns
kommen, haben sich bereits deutlich verändert und
lachen häufiger. Ich kann die Erleichterung und das
Vertrauen der Eltern spüren, wenn ihre Kinder zu uns
kommen. Das Zentrum ist ein wichtiger Fixpunkt in
ihrem Leben, und sogar die Freiwilligen erscheinen
jeden Tag, obwohl es nicht nötig wäre, dass immer
alle zur selben Zeit hier sind. Viele der Kinder kommen
direkt nach der Schule zu uns, noch bevor wir
hier unsere Tore öffnen, und sie würden am Abend
am liebsten hierbleiben.
Dennoch nimmt die neue Normalität erst langsam
Gestalt an. 42 Jahre lang haben die Menschen in
Libyen unter demselben repressiven Regime gelitten.
Sie wünschen sich in dieser Übergangszeit Hilfe von
außen, wollen dabei aber nicht ihre Würde verlieren.
Die Lage scheint stabil zu sein, doch jeder weiß, dass
verdrängte Konflikte jederzeit wieder ausbrechen
können. Genau das macht unsere Arbeit so wichtig.
Wir leben den Menschen Alternativen vor und helfen
ihnen dabei, sich eine neue, friedlichere Zukunft
aufzubauen.
MIrEILLE KArAKY, Internationale Sozialarbeiterin,
Hilfswerk Austria International
eile geboten
„Bei der Umsetzung des Projekts ist Eile geboten,
denn die Umstände sind dringend.“ Die OMV
und das Hilfswerk Austria International haben die
Dringlichkeit der Situation in ihrem Vertrag deutlich
zum Ausdruck gebracht, und ich befand mich
dadurch als Projektmanager in einem Dilemma.
Community Relations und Development erstrecken
sich normalerweise – in Übereinstimmung
mit unserem Business – über einen Zeitraum
von Jahren beziehungsweise Jahrzehnten.
In diesem Fall waren aber plötzlich Tage und
Stunden ausschlaggebend. Einerseits wollte ich
die notwendige Zeit in Anspruch nehmen, um
gute Arbeit zu leisten, auf der anderen Seite aber
lief mir die Zeit davon, weil wir den Menschen
so schnell wie möglich helfen wollten. Unsere
lokalen Lieferanten hingegen vertrösteten uns
auf „morgen“ und „übermorgen“. Ich musste
buchstäblich einen Balanceakt zwischen „Gleich
getan ist viel gespart“ und „Gut Ding braucht
Weile“ leisten. Es gab einige extrem schwierige
Momente, zum Beispiel, als Anfang Dezember ein
weiteres Reiseverbot für Libyen seitens der OMV
erfolgte. Sollte dies auch für das Hilfswerk gelten?
Für die Mitarbeiter des Hilfswerks stand das außer
Frage, denn sie mussten dort sein, wo sie am
meisten gebraucht wurden, und zwar in diesem
Augenblick. Wir schliefen eine Nacht darüber und
entschieden am nächsten Tag. Es heißt: „Der Zufall
begünstigt nur einen vorbereiteten Geist“ (siehe
„Sorgfaltspflicht beachten“), doch unsere Entscheidungen
hätten fatale Folgen haben können.
Das Ergebnis zeigt, dass sich einige schlaflose
Nächte schlussendlich ausgezahlt haben. So
eröffneten wir am 1. April das Youth Center mit
einer zweimonatigen Verspätung. Nichtsdestotrotz
haben wir anderen gegenüber einen großen
Vorsprung, denn unser Projekt ist das bislang
einzige in Libyen, das so weit fortgeschritten ist.
Ich bin sehr stolz darauf, was das Team innerhalb
von sechs Monaten erreicht hat. Letzten Endes
kann man keinen straffen Zeitplan einhalten, wenn
es darum geht, Menschen zu helfen, ihre Traumata
im Zusammenhang mit Diktatur und Revolution
zu überwinden. Wenn sich herausstellt, dass die
Realität anders aussieht als erwartet, muss man
das Projekt an die Bedingungen anpassen, und
nicht umgekehrt. Als Projektmanager habe ich
vielleicht die Uhr im Blick, aber die Menschen vor
Ort haben die Zeit.
rICHArD BACHIngEr, Community
Relations Manager, Corporate Sustainability
(OMV Corporate)
Bildung & entwicklung /
community
Das libya Youth center ist ein
wichtiger Fixpunkt im leben der Kinder.
Spaß & action kommen ab nun nicht mehr
zu kurz. Wer wohl den elfmeter hält?
OMV »move XXL« 1/2012
OMV »move XXL« 1/2012 20 21

Bildung & Entwicklung / community
montag ist der
aufregendste Tag der Woche
Die OMV gründete das erste und einzige
Zentrum für traumatisierte Jugendliche in
Tripolis, einen Zufluchtsort, der Linderung
nach einer konfliktreichen Vergangenheit
verspricht.
Nina Borufka,
Projektleiterin,
Hilfswerk Austria
International
Emotion pur: Kinderzeichnungen
von jungen Libyern Libyern zeigen, wie nah oft
Glück und Leid beisammenliegen.
Jamilah Massoud, Sozialarbeiter:
„Das ist ein wundervolles Projekt. Ich
kann es kaum erwarten, dass wir alle –
meine Studenten und ich – Teil davon
sind. Und es ist umso schöner, dass es
kein politisches Projekt ist, sondern von
einem internationalen Unternehmen und
einer internationalen Hilfsorganisation
finanziert und umgesetzt wird.” Nour Noureldine al Dawi: „Ich bin
immer so glücklich, wenn die Sozialarbeiter
vom Hilfswerk in unsere Schule und meine
Klasse kommen und mit uns spielen. Da
habe ich jedes Mal viel gelacht. Das ist
schön, weil ich das schon so lange nicht
mehr gemacht habe. Ich wünsche mir sehr,
dass ich immer an den Aktivitäten des
Jugendzentrums teilnehmen kann.“
W
enn man in Libyen bei jemandem zu Hause eingeladen
ist, ist es üblich, dem Gastgeber ein
Geschenk zu überreichen. Die OMV nimmt sich
diesen Brauch zu Herzen und möchte den Libyern, die so
Schlimmes erlebt haben, etwas zurückgeben. „Obwohl die
Menschen froh sind über die Veränderungen in ihrem Land,
sorgen sie bei Kindern und Erwachsenen auch für Verwirrung.
Es gibt eine neue Flagge, eine neue Hymne und vieles mehr“,
so Nina Borufka, Projektleiterin beim Hilfswerk Austria
International, dem Realisierungspartner der OMV. Die Ereignisse
des vergangenen Jahres waren dramatisch, und vielen
Libyern machen ihre neu gewonnenen Freiheiten Angst und
Hoffnung zugleich. Ihre Kollegin Mireille Karaky, internationale
Sozialarbeiterin des OMV Libya Youth Centers, konnte die
Auswirkungen auf die Jugendlichen vor Ort deutlich mitverfolgen:
„Die Kinder leiden noch immer unter dem Krieg. Das
erkennt man an ihrer Wortwahl, ihren Zeichnungen und daran,
wie sie sich verhalten.“
Da ist zum Beispiel die Zeichnung des elfjährigen Anas.
Er hat sich selbst als Revolutionär gemalt: Die Gewalterlebnisse
haben bei Anas eine große emotionale Wunde hinterlassen,
die wieder tief aufreißen kann, wenn man ihn damit allein
lässt. Vielerorts würden unter diesen Umständen Psychologen
Ahmad Abou Rima: „Ich habe
immer schon Fußball mit meinen Freunden
gespielt, aber diese Spiele hier sind ganz
anders. Das gefällt mir gut. Ich erzähle all
meinen Freunden vom Zentrum, denn ich
möchte sie alle gerne dorthin mitnehmen.”
Gerade in Krisenzeiten beweisen sich wahre Partner.
Mit dem OMV Libya Youth Center können wir der jungen
Generation helfen, ihre Ängste zu überwinden und ihnen
eine Perspektive für eine sorgenfreie Zukunft bieten.
und Sozialarbeiter den Kindern und Jugendlichen dabei helfen,
die Veränderungen in ihrem Leben zu verarbeiten und sie bei
der Traumabewältigung unterstützen. Das alte Regime in
Libyen zeigte hierfür allerdings wenig Interesse. „Es gibt keine
vergleichbaren Einrichtungen in Tripolis. Die Mehrheit der hiesigen
Psychologen und Sozialarbeiter besuchten Universitäten,
an denen der Unterricht von mangelnder Qualität und veraltet
war, und sie wurden nie entsprechend geschult“, erklärt
Borufka. „Viele haben nicht einmal in diesem Bereich
gearbeitet.“
Aus diesem Grund hat die OMV die Errichtung des Libya
Youth Centers, einer psychosozialen Betreuungseinrichtung für
Kinder und Jugendliche, veranlasst. In den kommenden zwei
Jahren sollen mindestens 1.200 libysche Kinder und Jugendliche
direkt im neuen Libya Youth Center unterstützt und
160 bis 180 Sozialarbeiter ausgebildet werden, damit die Arbeit
fortgesetzt und ausgeweitet werden kann. „Wir haben mit
zahlreichen Aktivitäten für 180 Kinder an Schulen begonnen
und 50 Sozialarbeiter ausgebildet. Auch im Libya Youth Center
wurde die Arbeit aufgenommen. Bis jetzt sind 260 Kinder bei
uns angemeldet“, sagt Karaky.
Seit der Eröffnung des OMV Libya Youth Centers am 1. April
wurden die positiven Ergebnisse der Arbeit bereits in einigen
Bildung & Entwicklung / community
Zeichnungen der Kinder sichtbar. Die elfjährige Fatma malte
sich selbst mit einem Lächeln beim Seilspringen am Anmeldetag,
den sie als schönsten Tag ihres Lebens bezeichnet: „Seit
dem ersten Tag im Zentrum bin ich glücklicher.“ Siraj (11 Jahre)
malte den blühenden Garten des Zentrums, in dem viele Aktivitäten
stattfinden. „Der aufregendste Tag der Woche ist jetzt
Montag“, sagt er, und am liebsten würde er jeden Tag hierherkommen.
Zu guter Letzt malte Moataz (9 Jahre) die neue libysche
Flagge neben die seines eigenen Stammes „Amazigh“
und drückt damit seinen Wunsch nach einem vereinten, friedlichen
und ausgesöhnten Libyen aus. Die Kinder und Eltern setzen
riesige Hoffnungen in die Arbeit des Zentrums, und Borufka
muss sich manchmal selbst zwingen, auf den Boden der Tatsachen
zurückzukehren: „Das neue Libyen braucht in jedem
Lebensbereich Reformen, und diese können nicht über Nacht
erfolgen. Viele Unternehmen sind nach wie vor geschlossen
und es ist oft sehr schwierig, an Waren oder Dienstleistungen
zu gelangen, die wir für unsere Arbeit benötigen. Da ist es ungemein
hilfreich, dass die OMV uns Kontakte zu zuverlässigen
Geschäftspartnern vermittelt.“ Und Karaky fügt hinzu: „Bei
allen Schwierigkeiten – wir möchten der jungen Generation in
Libyen mit unserer Arbeit eine bessere Zukunft ermöglichen.
Mit viel Energie und Begeisterung werden wir es schaffen.“
Mireille Karaky, internationaler
Sozialarbeiter: „Es gibt nichts Schöneres
als ein Kinderlachen oder auch einen
Sozialarbeiter zu motivieren, der das
Interesse an seiner Arbeit verloren hat
und sich dadurch nutzlos fühlt.“
OMV »move XXL« 1/2012
OMV »move XXL« 1/2012 22 23

Konzept
Nachhaltige Entwicklung in den
Gemeinden: Die Projekte im Rahmen von
„Andrei’s Country“ veranschaulichen gut,
wie der Resourcefulness-Gedanke in der
Petrom umgesetzt und gelebt wird.
24
OMV »move XXL« 1/2012
Mona Nicolici,
Department Manager,
Community Relations &
Social Affairs (Petrom)
W
as bedeutet „Resourcefulness“
für Sie?
Mona Nicolici: Darunter verstehe
ich den respektvollen Umgang mit allen
Ressourcen, unabhängig davon, ob es um humane,
natürliche oder finanzielle Ressourcen geht. Der
Industriesektor, in dem wir arbeiten, birgt viele
Risiken und wir tragen große Verantwortung.
Deshalb ist es von grundlegender Bedeutung,
dass wir die Verpflichtungen, die wir gegenüber
unseren Stakeholdern haben, nachhaltig erfüllen.
Nur so sichern wir den Erfolg unseres Unternehmens
und können Probleme auch in Zukunft
bewältigen. Dieser Ansatz muss aber von jedem
Einzelnen verfolgt werden, nicht nur von der einen
oder anderen Abteilung.
Wie können wir nachhaltiger werden?
MN: Ich denke, dass es sehr wichtig ist, über
Gewinnerzielung und Kostenreduzierung hinauszudenken
und stattdessen unsere wirtschaftlichen
Erfolge zu verbessern, indem wir das Wohlergehen
unserer Gemeinden, Mitarbeiter und Partner ins
Auge fassen. Durch Nachhaltigkeit können langfristige
Gewinne erzielt werden. Ich bin davon überzeugt,
dass wir dies nur erreichen, wenn wir all
unseren Stakeholdern respektvoll begegnen und
ihr Vertrauen gewinnen. Das ist auch der Grund
dafür, warum wir Resourcefulness in unsere
Unternehmensstrategie integriert haben.
Wie wird diese Integration nun ganz konkret
umgesetzt?
MN: Das geschieht nicht über Nacht und wird
natürlich noch dauern. Diesen neuen Ansatz mehr
als 20.000 Menschen zu vermitteln, sodass sie ihn
umsetzen können, ist nicht einfach. Damit wir unser
Ziel erreichen, müssen alle Führungskräfte erkennen,
wie wichtig echte Dialoge mit ihren Stakeholdern
und langfristige Erfolge durch verantwortungsvolle
Unternehmenspraktiken sind. All diese
Maßnahmen helfen uns, von den Gemeinden, in
denen wir tätig sind, als vertrauenswürdiger Partner
wahrgenommen zu werden, und tragen dazu bei,
dass unser Unternehmen sowohl wirtschaftlich als
auch sozial nachhaltiger wird.
Worin sehen Sie besondere Herausforde -
rungen?
MN: Ich denke, die größte Herausforderung liegt
darin, die Änderungen bezüglich unserer Namensgebung
zu kommunizieren. In den vergangenen
fünf Jahren stand Corporate Social Responsibility
(CSR) im Fokus. Unsere Mitarbeiter sind in unsere
Projekte eingebunden und fungieren als Botschafter
unseres Unternehmens im Bereich Nachhaltigkeit.
Auf dem
richtigen Weg
Seit fünf Jahren engagiert sich Mona
Nicolici für das Thema Nachhaltigkeit
in der Petrom. Sie ist Gesicht und
Stimme der „Social Responsi bility“
innerhalb des Unternehmens. move
hat sich mit ihr über bereits erzielte
Erfolge und nachhaltige Zukunftspläne
unterhalten.
Wir sind zu einem Vorbild für soziales Engagement
im rumänischen Wirtschaftsleben geworden. Der
Übergang in der Terminologie von CSR zu Nachhaltigkeit
und nun zu Resourcefulness wird also doppelt
so schwer. Außerdem werden wir den englischen
Begriff verwenden, für den es keine rumänische
Übersetzung gibt. Wir planen daher ganz einfach
über das verantwortungsvolle Verhalten von
Unternehmen im Zusammenhang mit natürlichen,
humanen und finanziellen Ressourcen zu sprechen
und zu erklären, was dies im Konkreten bedeutet.
Fällt Ihnen eine Initiative der Petrom ein, die die
Idee von Resourcefulness gut zum Ausdruck
bringt?
MN: Ich denke, dass „Andrei’s Country“, unser
Vorzeigeprojekt in Rumänien, am besten verdeutlicht,
was wir unter Resourcefulness verstehen.
Während der vergangenen drei Jahre konnten wir
viele Menschen zusammenführen, die an einer
nachhaltigen Entwicklung in den Gemeinden, in denen
unser Unternehmen tätig ist, interessiert sind.
Es geht darum, Menschen dabei zu unterstützen,
die Grundlage für eine bessere Zukunft zu schaffen.
Welche Pläne haben Sie für die kommenden
Monate, um Resourcefulness zu fördern?
MN: Wir sind uns darüber im Klaren, dass sich
die Aktivitäten unseres Unternehmens auf die Umwelt
auswirken. Deshalb haben wir die Idee, Bäume
zu pflanzen, gemeinsam als Projekt ins Leben
gerufen: Bäume absorbieren CO2 und verringern
die negativen Auswirkungen nationaler Katastrophen
wie Überschwemmungen oder Erdrutsche.
Dieses Jahr haben wir beispielsweise Anwohner
beschäftigt, die die Aussaat pflegen und das Wachstum
gesunder und starker Wälder fördern. So schützen
wir Bäume und schaffen neue Beschäftigungsmöglichkeiten.
Im Rahmen unserer Projekte bemühen
wir uns immer mehr darum, die wirtschaftliche
Situation der Gemeinden zu verbessern, insbesondere
durch soziale Unternehmensprogramme.
Woran messen Sie den Erfolg von Resource-
fulness?
MN: Neben den Key Performance Indicators
(KPIs) bedeutet Erfolg, die Beziehung zu den
Gemeinden, in denen wir tätig sind, positiv zu gestalten.
Erfolg bedeutet auch, dass jeder Einzelne
involviert ist, von den Petrom Mitarbeitern bis hin
zu lokalen Stakeholdern. Die Menschen haben
außergewöhnliches Engagement gezeigt, und ohne
die vielen Arbeitsstunden von Freiwilligen hätten
wir nie so viel erreichen können.
Wenn Sie vom heutigen Standpunkt auf die
kommenden ein bis zwei Jahre blicken – wann
wäre das „Projekt Resourcefulness“ verwirklicht?
MN: Ich denke, der Weg ist das Ziel, aber wenn
zumindest die Hälfte der E&P Asset Manager
Gemeinschaftsprojekte und den Dialog mit Stakeholdern
in ihre Jahresplanung und Ergebnispräsentationen
einbeziehen, wissen wir, dass wir auf
dem richtigen Weg sind.
ie war Nachhaltigkeit so wichtig wie
heute. Was sind aus Ihrer Sicht die
wichtigsten Herausforderungen,
vor denen wir stehen?
MR: Die eigentliche Frage ist: Wie können wir
die Gesellschaft so gestalten, dass möglichst viele
Menschen für diese Herausforderungen eine Antwort
finden. Dabei haben sowohl die Politik als auch
die Wirtschaft und natürlich Unternehmen eine
wichtige Rolle und Verantwortung. Aber die Probleme
sind so groß, dass wir sie nur lösen werden,
wenn möglichst viele Menschen selbst zu Problemlösern
werden. Wir nennen das Changemaker. Bei
Ashoka haben wir die Vision, in einer Welt zu leben,
wo möglichst viele Menschen Changemaker werden:
Junge, Alte, Menschen, die schreiben können,
Menschen, die nicht schreiben können, reiche Menschen
oder Menschen, die nur wenige Ressourcen
zur Verfügung haben.
Welche grundsätzlichen Eigenschaften braucht
es, um diese Probleme zu lösen?
in welcher Welt
wollen wir leben?
Marie Ringler, Geschäftsführerin von Ashoka Österreich,
Teil der weltgrößten Organisation zur Förderung
sozialen Unternehmertums, über nachhaltiges
Wirtschaften, Selbstverantwortung und Leidenschaft.
MR: Man braucht gesellschaftliche Voraussetzungen
wie Demokratie und Rechtssicherheit,
aber auch persönliche Voraussetzungen – wie die
Fähigkeit, mit anderen mitzufühlen, um deren
Probleme überhaupt wahrnehmen zu können.
Außerdem braucht man Teamfähigkeit, Eigeninitiative
und unternehmerisches Denken. Wir wollen
Menschen dazu befähigen, diese Qualitäten zu
entwickeln. Das alles steckt in uns, aber wir müssen
die Menschen auch ermutigen, dies zu tun. Es
geht um die Eigeninitiative, Probleme zu sehen und
zu lösen und dabei kreativ und hartnäckig zu sein.
Das ist für mich die langfristige Lösung.
Was kann der Einzelne tun?
MR: Wichtig und wesentlich ist: Wo spüre ich
meine Leidenschaft? Wo berührt mich etwas?
Und dort dann Ideen zu entwickeln und sich
einzusetzen. Ganz oft geht es nicht ums Geld,
sondern um Ideen, um Kompetenz. Darum,
unterschiedliche Ressourcen zu mobilisieren,
Menschen mitzunehmen, zu begeistern. Jeder
von uns kann tagtäglich ein gesellschaftliches
Problem lösen.
Wie kann die OMV ihre besondere Verantwortung
aus Ihrer Sicht am besten wahrnehmen?
MR: Es gibt mehrere Punkte zum Ansetzen.
Zum einen ist es die Einhaltung von grundsätzlichen
Standards wie Menschenrechten, Transparenz und
umweltschonender Produktion. Das muss für ein
Unternehmen wie die OMV ja längst eine Selbstverständlichkeit
sein. Darüber hinaus hat ein Öl­ und
Gasunternehmen eine besondere Verantwortung
gegenüber der Umwelt und den Menschen, mit
denen und für die es arbeitet. Eine Verantwortung,
die es erfüllen kann, indem es der Gesellschaft
etwas zurückgibt, indem es Menschen dabei unterstützt,
Probleme selbst in die Hand zu nehmen.
Wie kann man Menschen dazu ermutigen, genau
dort, wo sie sind, aktiv zu werden und etwas zu
ändern? Das gilt für den Einzelnen genauso wie für
große Unternehmen. Ich bin davon überzeugt, dass
nur ein Unternehmen, dem es gelingt, möglichst
viele seiner Mitarbeiter zu motivieren, in ihrem
eigenen spezifischen Wirkungsbereich zu Changemakern
zu werden, nachhaltig erfolgreich sein kann.
Brauchen Unternehmen besondere Fähigkeiten,
um nachhaltig wirken zu können?
MR: Man braucht Gestaltungswillen und einen
Sinn für nachhaltiges Wirtschaften. Changemaking
muss in das Unternehmen und in seine Kultur
hineingebracht werden. Langfristig sind Unternehmen
nur dann erfolgreich, wenn es dort viele
Menschen gibt, die den Freiraum haben, Neues zu
entwickeln.
Was kann die OMV tun, damit ihr Nachhaltigkeitsprogramm
Bestand hat und langfristig
gelebt wird?
MR: Der allerwichtigste Punkt ist Glaubwürdigkeit.
Glaubwürdig kann man dann sein,
wenn Qualität und Wirksamkeit wirklich ernst
genommen werden. Wenn die Initiativen geprüft
werden und es möglich ist, aus Fehlern zu lernen.
Dazu braucht es das klare Bekenntnis des Managements.
Damit sollte auch verbunden sein, dass der
Erfolg eines Managers nicht nur an seinen Zahlen,
sondern auch an der Wirksamkeit von Nachhaltigkeits­
und CSR­Programmen und Initiativen gemessen
wird. Dazu braucht es die angesprochenen
Freiräume für Mitarbeiter – und natürlich sollten
Nachhaltigkeitsprogramme mit ausreichend Geld
ausgestattet sein.
Wenn Sie sich von einem internationalen
Unternehmen etwas wünschen dürften –
was wäre das?
MR: Dass es einerseits seine grundlegende
Verantwortung gegenüber der Umwelt und der
Gesellschaft erfüllt. Und dass es sich darüber
hinaus immer auch die Frage stellt: Wie können
wir die Menschen, mit denen wir arbeiten und die
im Umfeld leben – wie Anrainer, Kommunen, Zulieferer
– dazu ermächtigen, mit uns gemeinsam
zu Problemlösern zu werden? Es ist wichtig, dass
die Menschen zunehmend kritischer werden und
sich die Frage stellen: In welcher Welt leben wir,
und in welcher Welt wollen wir leben? Denn am
Ende des Tages haben wir alle nur eine Welt. Unternehmen,
die diesen kritischen Blick von außen
als positive Chance erkennen, etwas zu verändern
und zu bewegen, können echte, positive gesellschaftliche
Verantwortung übernehmen.
Der Blick von Aussen
Ashoka –
nachhaltig
wirksame
Weltverbesserung
Ashoka kommt aus dem
Sanskrit und bedeutet
„das aktive Überwinden
von Missständen“.
Die Organisation
Ashoka wurde 1980
von Bill Drayton in
Indien gegründet.
Inzwischen arbeiten
fast 3.000 von Ashoka
geförderte „soziale
Unternehmer“ in über
70 Ländern der Welt
an unterschiedlichen,
nachhaltig wirksamen
Projekten zur Förderung
von Chancengleichheit
und Umweltschutz.
Sie reichen von der
Bereitstellung von
Mikrokrediten für
Kleinstunternehmen
bis zur Gründung einer
Firma mit Arbeitsplätzen
für Autisten.
Soziale Unternehmer
sind unter anderem
ausgebildete Krankenschwestern,
Lehrer oder
Menschen, die im
Amazonas-Urwald
aufgewachsen sind und
nie eine Schule besucht
haben. Sie alle ver-
bindet, dass sie unternehmerisch
kreativ sind
und Verantwortung
übernehmen wollen.

ResouRcefulness Konzept
Mit gutem
Beispiel voran
Ja, die Exploration und Produktion von Öl und Gas kann mitunter gefährlich
sein, und ja, E&P verursacht erhebliche CO2-Emissionen. Für Jaap Huijskes,
OMV OMV OMV Vorstandsdirektor Vorstandsdirektor Vorstandsdirektor und und und verantwortlich verantwortlich verantwortlich für für für E&P, E&P, E&P, ist ist das das das ein ein ein Grund Grund Grund mehr, mehr, mehr,
diese diese diese zentralen zentralen zentralen Herausforderungen Herausforderungen Herausforderungen gezielt gezielt gezielt in in Angriff Angriff Angriff zu zu nehmen. nehmen. nehmen. move move move hat hat hat nach nach nach
einem einem einem anstrengenden anstrengenden anstrengenden aber aber aber erfüllenden erfüllenden erfüllenden Tag Tag Tag beim beim beim Helicopter-Überlebens-Training
Helicopter-Überlebens-Training
Helicopter-Überlebens-Training
in in Rumänien Rumänien Rumänien mit mit mit ihm ihm ihm gesprochen.
gesprochen.
gesprochen.
R
esourcefulness bedeutet, mit mensch-
esourcefulness bedeutet, mit menschlichen
und natürlichen Ressourcen sorgfältig
umzugehen, sowie nach innovativen
Lösungen zu suchen, die Win-win Situationen
für die OMV, die Menschen und die Umwelt
schaffen. Welchen Beitrag können wir alle hier
leisten?
Jaap Huijskes: Eines Eines steht in meinem Wertesystemsystem
ganz oben: oben: Ich übernehme übernehme die Verantwor- Verantwor
tung für für die Gesundheit Gesundheit und Sicherheit für alle
Menschen, die für uns arbeiten. Das ist ist einfach
Teil meiner DNA, und es geht Hand in Hand mit
der Verantwortung gegenüber der Umwelt.
Schließlich möchte ich, dass auch unsere Nachbarn
gesund gesund bleiben. Tatsache ist, dass wir wir in
einem zunehmend schwierigen Umfeld arbeiten.
Immer mehr Menschen Menschen haben eine Art “Nicht
vor meiner Haustür“-Einstellung. Um unsere
Geschäftstätigkeiten langfristig aufrecht zu halten, halten,
müssen wir uns also laufend verbessern.
Können Sie einige Beispiele nennen?
JH: Wir müssen beispielsweise die „sichtbaren
Spuren“ reduzieren, die wir hinterlassen. Wenn
früher die meisten Ölkonzerne an 1.000 Stellen, die
über ein großes Gebiet verteilt verteilt waren, nach Öl und
Gas gebohrt haben, dann dann ist es aus heutigem Stand
der Technik möglich, die Bohrungen zu bündeln und
sich auf 50 Bohrlöcher zu beschränken. Also sollten
wir das auch tun. Oder denken Sie an die Ausrüstung,
die ungenutzt herumliegt – weg damit! Die
fixen Bohrtürme, die viele der alten Bohrlöcher Bohrlöcher
noch hatten – entfernen wir sie, damit damit sie nicht nicht
wie Fremdkörper in der Landschaft stehen!
Letzte Letzte Woche war ich auf dem Land Land bei einer
Bohranlage in in Rumänien, Rumänien, wo wo wir wir eine ziemlich
laute Pumpe durch eine viel leisere ausgetauscht
haben. Daraufhin hat sich ein benachbarter Bauer
bei uns bedankt. Menschlich ist es natürlich groß- großartig,
wenn wir wir persönliches Feedback auf eine
Maßnahme erhalten. Für unser Unternehmen Unternehmen bedeutet
es aber viel mehr, denn wir schaffen schaffen auf diese
Weise langfristige Wettbewerbsvorteile. Wir müssen
für die gesamte Industrie tonangebend sein.
Welche Veränderungen sind innerhalb von E&P
notwendig?
JH: Ich denke, dass dass sich unsere Haltung schon
vor langer Zeit verändert hat. Wir wissen, dass
26
OMV »move XXL« 1/2012
Jaap Huijskes,
OMV Vorstandsdirektor
und verantwortlich für E&P
Sicherheit geht vor
sich unser Geschäft stark auf Mensch und Umwelt
auswirkt. Und diese Auswirkungen können manchmal
sehr negativ sein, wie einige Industrieunfälle
im Laufe der Vergangenheit gezeigt haben. In
Österreich haben wir verschiedene Formen der
unkonventionellen Gasförderung evaluiert, darunter
die Erschließung von Schiefergasvorkommen.
Allerdings möchten wir das deutlich anders an-
gehen als es bisher geschah. Wir entwickeln Methoden,
die den natürlichen Ressourcen und den
Menschen, die sie nutzen, nicht schaden. Jetzt ist
es an der Zeit, dies der Öffentlichkeit zu kommunizieren.
Da wir bei E&P die Dinge größtenteils aus
einer technischen Perspektive betrachten, könnte
dies die größte Herausforderung sein.
„Sicherheit geht vor“, das war von Ihrem ersten
Arbeitstag an Ihr grundlegendes Motto. Warum
sind Gesundheit und Sicherheit so bedeutende
Faktoren für Resourcefulness?
JH: Wie gesagt, wir haben sehr viel Zeit und
Mühe in die persönliche Sicherheit investiert. Wir
haben die „goldenen HSSE Regeln“ entwickelt,
die in knappen, einprägsamen Sätzen ausdrücken,
worauf wir achten müssen und wie wir unsere
eigene Sicherheit gewährleisten. Wir haben in
Fahrtrainings investiert und die Schulungen in den
Bohranlagen verbessert. Die „Lost Time Injury (LTI)“-
Raten sind in den vergangenen zwei Jahren bereits
deutlich gesunken, es kann allerdings noch
sehr viel verbessert werden. Und dann gibt es den
zweiten Arbeitsschwerpunkt: die Prozess-Sicherheit.
Das bedeutet, dafür zu sorgen, dass unsere
Anlagen und die Ausrüstung sicher sind und bleiben.
Im Grunde müssen wir gewährleisten, dass
Gas und Öl in den Rohren bleiben. Ich sage meinen
Leuten immer: Wenn Sie in einer Dynamit-
fabrik arbeiten würden, würden Sie bei jedem
Arbeitsschritt genau aufpassen, was Sie tun. Für
uns besteht hier kein Unterschied, denn Öl und
Gas sind ganz offensichtlich explosiv. Darum
investieren wir auch sehr viel in diesem Bereich.
Wie wichtig und hilfreich ist das Commitment
des Vorstands?
JH: Es ist absolut unverzichtbar! Wir müssen
uns nicht nur zu diesen Zielen aktiv bekennen,
sondern auch mit gutem Beispiel vorangehen.
Übrigens spreche ich gerade von Rumänien aus
mit Ihnen, wo ich heute Nachmittag ein Helicopter-
Überlebens-Training absolviert habe. Morgen werde
ich mir ein Projekt in der Küstengegend ansehen.
Warum ich einen Tag lang beim Training mitgemacht
habe? Ich kann nicht von allen anderen
eine Teilnahme einfordern und mich selbst davon
ausnehmen. Das wäre unglaubwürdig.
Resourcefulness stellt die Reduzierung von
CO2 Emissionen und Wasserverbrauch als Teil
des Eco-Efficiency Maßnahmen in den Vordergrund.
Welchen Beitrag leistet E&P in dieser
Hinsicht?
JH: Wir arbeiten unter anderem daran, das Abfackeln
von Gas bei der Ölproduktion zu minimieren.
Wir können das zwar niemals gänzlich verhindern,
aber eine Reduktion ist möglich. Zum Beispiel indem
wir Gas in das Reservoir zurückführen, exportieren
und verkaufen. Eine andere Möglichkeit ist, das Gas
vor Ort zu verstromen. Das Wasser, das wir zur Ölproduktion
verwenden, bereiten wir im Allgemeinen
auf und verwenden es zur Produktion wieder. Oder
wir reinigen es und führen es in die Wasserreservoirs
zurück. Wie gesagt, E&P hat bereits sehr viel
erreicht, aber wir können noch mehr tun.
Wie sieht eine verantwortungsvolle, sichere
Zukunft im Unternehmen Ihrer Vorstellung
nach aus?
JH: Oberste Priorität: Wir verletzen niemanden,
niemals und nirgendwo – null Toleranz in Sachen
Sicherheit. Zweitens müssen wir noch sehr viel
weiter gehen, um die Auswirkungen unserer
Arbeit auf die Umwelt einzuschränken. Natürlich
können wir diese niemals ganz aussschließen,
aber es gilt, sie zu minimieren.
ResouRcefulness Konzept
Respekt gegenüber
menschlichen Ressourcen
Beibehaltung und erwerb einer
„license to operate“
förderung der effizienteren
nutzung von Ressourcen
Reduzierung der Auswirkungen
auf die umwelt
„Meine Vision: Bei uns verletzt sich
niemand, niemals und nirgendwo –
null toleranz in sachen sicherheit.“
Jaap Huijskes, OMV Vorstandsdirektor und
verantwortlich für E&P
Was ist der Beitrag
zu ResouRcefulness?
OMV »move XXL« 1/2012 27

Die Petrom verfolgt einen inno-
vativen Ansatz und nützt eine
alte Chemiefabrik für eine neue
Zukunft. Beim Doljchim-Projekt
haben erfahrene Mitarbeiter
und die gute Infrastruktur
den Grundstein für nachhaltige
Initiativen gelegt.
Bildung & Entwicklung / community
W
issen Sie, was es für die Menschen
in dieser Region bedeutet, ihren Job
zu verlieren?“ Als Dumitru Ungureanu,
der loyale Geschäftsführer der früheren Doljchim
Chemiewerke, diese Frage Hilmar Kroat-Reder,
Executive Board Member von Gas & Power (Petrom
und Petrol Ofisi) stellte, wurde dieser nachdenklich,
denn er wusste, dass man darauf kaum eine ange-
messene Antwort geben konnte. Seit Jahren war er
für das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen ver-
antwortlich. Jetzt fehlten ihm fast die Worte: „Natür-
lich weiß ich, dass davon nicht nur die Mitarbeiter,
sondern auch ihre Familien, ihre Kollegen und Freun-
de, Schulen, Sportvereine und viele andere Bereiche
betroffen sind.“ Doljchim war seit den 1960er-Jahren
eine der wichtigsten Chemiefabriken in Rumänien
und produzierte hauptsächlich Düngemittelprodukte
und Methanol. Mit rund 1.300 Beschäftigten im Jahr
2007 war die Chemiefabrik einer der wichtigsten
Arbeitgeber im Großraum Craiova. Allerdings wären
erhebliche Investitionen in die Anlage erforderlich
gewesen, um europäische Umweltstandards zu er-
füllen, und man fand im Unternehmen keinen Käufer,
der die Geschäfte auf nachhaltige Weise fortführen
wollte. 2011 wurde daher der Beschluss gefasst, das
Werk endgültig zu schließen. Ein Viertel der früheren
Beschäftigten ging in den Ruhestand, die anderen
nahmen an einem Programm teil, das den Berufs-
wechsel erleichtern soll und den Menschen dabei
hilft, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Es umfasst
Ausbildungskurse und Umschulungen und ist bei
Neu-Unternehmensgründungen behilflich. Nichts-
destotrotz „brach buchstäblich mein Herz, als ich
Dumitru die Nachricht überbrachte“, erinnert sich
Kroat-Reder. „Ich konnte die Enttäuschung in
seinen Augen sehen.“
Ein Neubeginn
Er wusste aber auch: Jedes Ende ist die Chance
für einen neuen Anfang. Durch Veränderungen
gewinnt man auch Zeit, um innezuhalten und zu
reflektieren: Warum sollte dieser 240 Hektar große
Industriestandort mit seiner Zug- und Straßenanbin-
dung nach Europa, mit seinem Versorgungssystem,
seiner Abwasseraufbereitungsanlage und mit quali-
fizierten Arbeitskräften brach liegen und nach und
nach verfallen? Warum nicht die Infrastruktur und
das große Potenzial der lokalen Gemeinschaften
nutzen, um etwas Neues und wirtschaftlich Nach-
haltiges zu schaffen? Kroat-Reder war voller Begeis-
terung: „Als ich Dumitru von unserer Idee erzählte,
den Standort für alternative Zwecke sanieren zu
wollen und ihn in ein modernes und innovatives
Gewerbegebiet zu verwandeln, das die lokale und
regionale Entwicklung beleben sollte, konnte ich
sehen, wie seine Augen wieder zu strahlen be-
gannen. Wir wussten beide, dass wir dadurch Gele-
genheit hatten, zu zeigen, dass wir nicht nur über
Nachhaltigkeit reden, sondern den Worten auch
Taten folgen lassen.“ Sie waren sich jedoch im
Klaren darüber, dass auch das stärkste Team mit
den besten Ideen nur mit der Rückendeckung der
relevanten Stakeholder etwas erreichen kann.
Deshalb gründeten sie das Community Resource
Center (CERC) in Isalnita, einer Stadt, die in der
Nähe von Doljchim liegt und am stärksten von den
Entlassungen betroffen war. Das CERC bietet loka-
len Behörden, Bürgern und dem Petrom Resource-
fulness-Team eine Stakeholder-Plattform für monat-
liche Treffen, bei denen jeder seine Ideen und Ar-
beitskraft einbringen kann. Diese Initiative hat viele
überrascht, wie sich Kroat-Reder erinnert: „Als wir
ihnen gesagt haben: ‚Als Gemeinschaft seid ihr
selbst tonangebend und müsst Eigenverantwortung
übernehmen‘, wusste ich, dass sie einen derartigen
Dialog nicht kannten. Aber sie wollten sich engagie-
ren, ihre eigene Zeitung gründen und uns berichten,
welche nachhaltige Geschäftsentwicklung sie bie-
ten konnten.“ Eine der zahlreichen Initiativen war
zum Beispiel, das Potenzial für regionalen Gemüse-
anbau zu erkennen, der möglicherweise Unterneh-
men anziehen könnte, die in Kühlung, Tiefkühlung
und Verarbeitung von Gemüse investieren.
Innovation fördern
Natürlich kann man ein Gewerbegebiet nicht aus dem
Nichts aufbauen. Deshalb hat die Petrom 2012 um-
fangreiche Mittel zur Unterstützung von Community
Relations Projekten und für die Renovierung eines
Gründerzentrums für rund 20 Unternehmen zur Ver-
fügung gestellt. Zusätzlich ist man eine Partnerschaft
mit dem United Nations Developing Program (UNDP)
eingegangen und investiert über einen Zeitraum von
drei Jahren in dieses Gründerzentrum. Petrom R&M
hat beschlossen, am Standort ein modernes Tanklager
zu errichten, das mit Ende dieses Jahres betriebsbe-
reit ist. Außerdem werden vom lokalen Unternehmen
Promat, einem Hersteller für Zubehör der Lokomotiv-
industrie, rund 200 neue Arbeitsplätze geschaffen.
„Wir werden auch das Potenzial einer Photovoltaik-
anlage prüfen. Die endgültige Entscheidung wird aber
erst getroffen, wenn die Begutachtung abgeschlossen
ist“, fügt Bogdan Simion, Senior Expert G&P (Petrom)
hinzu. „Weiters ermitteln wir auch alternative Nutzungs-
möglichkeiten für die übrigen Teile des Standorts. Wir
wissen, dass wir erst am Beginn einer spannenden
Reise stehen, aber wir sind uns unserer Verantwor-
tung und unserer Reputa tion durchaus bewusst.“ Wie
sehen der Standort und die umliegenden Gemein-
schaften seiner Vorstellung nach in den kommenden
fünf Jahren aus? „Es wird ein florierendes Gewerbe-
gebiet mit einer unabhängigen Energieversorgung und
vielen erfolgreichen Unternehmen sein, das sich opti-
mal in die lokale Gemeinschaft einfügt. Die Menschen
werden sogar mehr Arbeit haben als in den besten
Zeiten von Doljchim.“ Für eine derartige Zukunft lohnt
sich die Reise auf jeden Fall.
lokale wertschöpfung durch
berufsbildende maßnahmen
Entwicklung lokaler
Beschäftigung
Stakeholder Engagement
Förderung des lokalen
unternehmertums
umsetzung von nachhaltigen,
umweltfreundlichen lösungen
Verbesserung des images der
Petrom als verantwortungsvoller
Arbeitgeber und vorbildlicher
corporate citizen in Rumänien
Was ist der Beitrag
zu ResouRcefulness?
Resourcefulness bei Doljchim:
Das 240 Hektar große Industriegelände bei
craiova wird gerade zu einem modernen,
innovativen Gewerbegebiet mit unabhängiger
energieversorgung und vielen erfolgreichen
unternehmen umgebaut, das die Wirtschaft
vor ort ankurbeln soll und den Menschen
wieder sichere Arbeitsplätze bietet.
Bildung & Entwicklung / communtity
Chancen erkennen und nutzen
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LINIE DE RACORDARE CU PLANSA 5
LINIE DE RACORDARE CU PLANSA 4
C802
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N
N
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9141
9142
SC COREMI SA
Facla
1CC
S=1901814mp
Parcela cu nr. cadastral prov. 92
Parcela cu nr. cadastral prov. 180/1/6
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BildunG & EntwicklunG
Grenzen
überschreiten
Das Integrated Graduate Development Program der
OMV bereitet junge technische Universitätsabsolventen
auf neue Herausforderungen vor und bezieht
multikulturelle und multidisziplinäre Elemente in
das Ausbildungsprogramm ein.
W
ie kann man eine ständig wachsende
OMV auf eine Zukunft vorbereiten, in
der qualifizierte Fachexperten rar, aber
gleichzeitig für den Erfolg des Unternehmens von
immer größerer Bedeutung sind? „Resourcefulness
heißt, Ressourcen und Talente für die Zukunft zu
sichern”, so Inaam Ahmad, Group Talent Manager
(OMV Corporate). „Wir sehen uns in verschiedenen
Ländern unterschiedlichen Herausforderungen ausgesetzt:
Im Westen altert die arbeitende Bevölkerung
und zugleich herrscht in vielen Entwicklungsländern
ein Mangel an ausgebildeten Arbeitskräften. Es gilt,
diesen Herausforderungen rechtzeitig zu begegnen –
also nicht das Feuer erst dann zu löschen, wenn es zu
spät ist, sondern einen Rauchmelder bereits lange Zeit
vor dem möglichen Auftreten eines Brandes zu installieren.
Wenn wir auch in 40, 50 oder 60 Jahren noch
nachhaltiges Wachstum verzeichnen wollen, dann
müssen wir stetig für entsprechend ausgebildete
Fachkräfte sorgen.“
Genau darum geht es beim Integrated Graduate
Development Program. Das Konzept dieses länderübergreifenden
E&P Trainingsprogramms wurde im
Jahr 2007 mit der „Well Academy“ ins Leben gerufen;
seit 2011 bringt das Programm junge E&P Fachkräfte
aus der ganzen Welt zur beruflichen Weiterbildung
zusammen, die gemeinsam in sechs verschiedenen
Fachrichtungen arbeiten und studieren: Drilling & Well
Engineering, Project & Engineering, Operations &
Maintenance, Production Technology, Geosciences &
Reservoir. Das standardisierte 3­Jahres­Programm
schließt On­The­Job Training, Betreuung durch erfahrene
Mitarbeiter, Networking und herkömmlichen Unterricht
in Klassenform mit ein. In einem Teil des Programms
erfolgt der Unterricht in multidisziplinären Gemeinschaftsgruppen,
so etwa in Form von Kursen in
Kommunikation und Präsentation, Wirtschaft, HSSE
etc. In einem weiteren Teil des Programms werden
die Teilnehmer je nach Skill Pool Zugehörigkeit zusammengefasst.
„Ständig lerne ich von anderen, die ich
für absolute Spitzenkräfte halte”, sagt Alexander Heger,
Junior Drilling Engineer (E&P), nach seinem ersten
Jahr der Ausbildung. „Sie alle haben etwas gemeinsam:
Willensstärke und eine Hingabe für ihren Beruf.
Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.” Im vergangenen
Jahr haben 123 junge Frauen und Männer aus
sechs verschiedenen Ländern mit dem Programm be­
30
OMV »move XXL« 1/2012
Ich versuche immer,
Neues zu lernen, besonders von
Menschen, die meiner Meinung
nach die Besten in ihrem Job
sind. Eine Sache haben sie alle
gemeinsam: einen starken
Willen und große Einsatzbereitschaft
für ihren Beruf! Das ist
genau das, was die Spreu vom
Weizen trennt.
Alexander Heger,
Junior drilling Engineer (E&P)
gonnen, und in diesem Jahr werden es 137 Teilnehmer
aus sieben Ländern sein.
Früher war der Bereich Exploration & Production
eine vergleichsweise weniger komplexe Sparte: Öl­
Förderung bediente sich einer begrenzten Bandbreite
von Technologien, und wenn diese versiegten, dann
musste man sich nur nach anderen Fördergebieten
umsehen, wo sie von Neuem eingesetzt werden
konnten. Dieser Zugang funktionierte ausgezeichnet,
solange es noch genug unerschlossene Ölreserven
gab. In der heutigen Welt, die entwickelter und komplexer
geworden ist, genügt es nicht mehr, mit bisherigen
Methoden konkurrenzfähig bleiben zu wollen.
Vielmehr sind die Entwicklung und der Einsatz neuer,
anspruchsvollerer Technologien gefragt. OMV E&P ist
in 16 Ländern auf der ganzen Welt aktiv. So erschließen
wir etwa im Schwarzen Meer Ölquellen über größere
Entfernungen hinweg durch Horizontalbohrungen,
und in den Wüsten Pakistans fördern wir Erdgas.
Mit zunehmender Komplexität bei der Erschließung,
der Produktion und bei der Auslieferung wird es immer
wichtiger, darüber Bescheid zu wissen, was die
Kollegen in anderen Bereichen des Unternehmens
tun. Wenn wir einen ununterbrochenen Nachschub an
Energiequellen sicherstellen wollen, dann müssen wir
uns abgewöhnen, den Blick nur auf die herkömmlichen
Fördermethoden und ­gebiete zu richten, und
uns auf den Austausch von Fachwissen und Erfahrungen
zwischen unseren Mitarbeitern konzentrieren.
Deshalb ist das Programm auch auf das Konzept
einer Erweiterung der Unternehmensvielfalt ausgerichtet.
Die OMV hat sich die Erhöhung des Anteils
weib licher Mitarbeiter und solcher aus verschiedenen
Ländern in höheren Managementpositionen zum Ziel
gesetzt. „Da das Programm die internationale Ausbildung
von Universitätsabsolventen aus den unterschiedlichsten
E&P Ländern zum Ziel hat, steigen die
Möglichkeiten für die Absolventen, in Zukunft Zugang
zu jenen lokalen Managementpositionen zu erhalten,
die gegenwärtig Expatriates innehaben”, so Birgit
Beck, Head of Talent Management and Learning (OMV
Corporate). „Wenn wir in die Zukunft blicken, haben
wir noch zwei weitere Zielsetzungen vor Augen: Das
Programm über den Bereich von E&P hinaus zu erweitern,
indem wir Synergien mit anderen Geschäftsfeldern
aufdecken, und die Anzahl weiblicher Teilnehmer
zu erhöhen.“
Unser Programm ist
sowohl für die Organisatoren
als auch die Teilnehmer eine
große Herausforderung. Es
umfasst Schulungen, praktische
Erfahrungen und persönliche
Kompetenzen sowie den Aufbau
von Beziehungen zwischen
Menschen unterschiedlicher
Kulturen.
nicoleta daniela Popescu,
Junior drilling Engineer (E&P)
Was Was Was ist ist ist der der der Beitrag Beitrag Beitrag
zu zu ResouRcefulness?
ResouRcefulness?
Entwicklung lokaler wert-
schöpfung durch Bildungsinitiativen
Inaam Ahmad,
Group Talent Talent Manager
(OMV Corporate)
Entwicklung lokaler
Beschäftigung
Erweiterung der diversität
die besten Mitarbeiter finden
kompetenzen stärken
lokales, kulturelles wissen
und Fähigkeiten nutzen
Stetige talentförderung
potenzieller Mitarbeiter
Dieses Programm bietet
die einmalige Gelegenheit, Gelegenheit, erste
grundlegende Einblicke in die
Gas- und Ölindustrie zu gewin
nen sowie Absolventen aus unterschiedlichen
Kulturen zu begegnen
und dadurch den eigenen
Horizont zu erweitern.
nicole Paces,
Junior Field Engineer (E&P)
Vielfalt bringt Mehrwert
eine einmalige Gelegenheit
Von den Teilnehmern der Jahrgänge 2011 und 2012 des Graduate Development Program stammen insgesamt
25 Studenten aus dem Jemen. Das ist zwar ein großer Fortschritt, aber noch nicht genug, um den Bedarf an
Arbeitskräften zu decken, der mittelfristig für den Betrieb des Operating Block 52 im Jemen erwartet wird.
Die mangelhafte Infrastruktur im Bereich der höheren Bildung im Jemen hat zur Folge, dass wir sogar
Schwierigkeiten haben, Bewerber für Einstiegspositionen zu rekrutieren. Deshalb hat die OMV ein Stipendienprogramm
für 13 jemenitische Studenten erarbeitet, die gegenwärtig ihre Bachelor­ und Masterstudien
an der berühmten Technischen Universität Freiberg in Deutschland abschließen, mit der Zusage, nach ihrem
Studienabschluss für die OMV zu arbeiten.
„Dieses Programm, das im vergangenen Jahr ins Leben gerufen wurde, hilft nicht nur, den wachsenden
Bedarf an Fachkräften zu decken”, sagt Fadie Shaif, HR Manager (OMV Yemen), „sondern es trägt auch dazu
bei, unsere langfristigen Ziele bezüglich der Ausweitung des Pools an jemenitischen Mitarbeitern zu
erreichen. Zusätzlich können wir mit Stolz auf unsere proaktive und tatkräftige Unterstützung für das Ziel der
jemenitischen Regierung – die Entwicklung der lokalen Ressourcen an Fachkräften voranzutreiben –
verweisen.”
Hunderte junge Studenten haben sich für das Programm beworben; in Zusammenarbeit mit dem German
House in Sanaa wurden die besten und motiviertesten Bewerber ausgewählt, die an einem Intensiv­
Deutschkurs teilnehmen können.
„Ich lerne dabei nicht nur eine neue Sprache, sondern erhalte auch eine akademische und technische Ausbildung
in einer weltoffenen und multikulturellen
Institution”, bemerkt Ammar Ghanim, ein Student
der Geophysik und Geoinformatik. Für ihn
und die junge Studentin Reham Riyadh Shaker,
die sich auf Energy and Environmental Engineering
spezialisiert hat, ist dies eine einmalige
Chance: „Es geht nicht nur um das Vollstipendium,
sondern auch um die interessanten beruflichen
Perspektiven und die Anerkennung, die
uns zu Hause erwartet. Diese Erfahrung hilft,
meine Persönlichkeit weiterzuentwickeln, sie
macht mich zu einem besseren Menschen.”
Eine im Wachstum begriffene OMV kann sich
auf einen Zustrom an talentierten jungen
Fachkräften freuen.
Das Programm bereitet
mir große Freude, ich baue hier
das Wissen und das Netzwerk
für meine zukünftige Karriere bei
der OMV auf.
Martin Schmid,
wellsite Supervisor
trainee (E&P)
Fadie Shaif,
HR Manager
(OMV Yemen)
BildunG & EntwicklunG
Zusammenkommen
ist ein Anfang. ZusammenZusammenbleiben bedeutet Fortschritt.
Zusammenzuarbeiten, das
ist Erfolg.
Emad Bin Saleh,
well Academy trainee (E&P)
OMV »move XXL« 1/2012 31

BILdunG & EntwICkLunG BILdunG & EntwICkLunG
Zurück
im leben
Ana,
VIVA Shop Mitarbeiter
32
OMV »move XXL« 1/2012
Gemeinsam neue Ziele definieren
Mita,
OMV Tankstellenmitarbeiter
Was ist der Beitrag
zu ResouRcefulness?
Entwicklung lokaler
Beschäftigung
Verantwortungsvolles
Handeln fördern
Zu teamwork und
Anteilnahme ermutigen
das Image der OMV als
sozial verantwortungsvoller
Arbeitgeber stärken
„Fill up for the future“ – mit diesem Projekt erhalten
gefährdete Jugendliche in Rumänien eine zweite
Chance, um ihr Leben zum Besseren zu wenden: Dies
ist die Geschichte von Ana und Mita, eine Geschichte
mit einem Happy End – in vielerlei Hinsicht.
tellen Sie sich vor, Sie hätten die beiden obdachlosen
Teenager Ana und Mita vor einigen
Jahren in der trostlosen ehemaligen Berg-
baustadt Petrosani kennengelernt. Für beide war die
Straße damals die vorläufige Endstation, nachdem sie
in ihren Familien jahrelang nur Vernachlässigung erlebt
hatten. Die Nächte verbrachten sie in einem Obdachlosenasyl
der Caritas. Damals mochten sie sich nicht
besonders und stritten häufig. Heute sind die beiden
ein fröhliches junges Paar, die 23-jährige Ana und der
22-jährige Mita haben eine Festanstellung bei der
OMV Tankstelle in Petrosani und sie leben gemeinsam
in einer Wohnung. Meinungsverschiedenheiten gibt es
nur noch die üblichen, bezüglich Hobbys und Freizeitgestaltung,
wobei Mita lächelnd bekennt, dass es ein
Hobby gibt, das beiden wichtig ist: Kochen. Ana kocht
mit Begeisterung und Mita lässt sich von seiner Freundin
gerne kulinarisch verwöhnen. Für viele mag diese
Story wie eine Geschichte aus dem Bilderbuch klingen,
aber solche Wunder geschehen nicht einfach,
sie sind das Ergebnis harter Arbeit. Und sie zeigen
uns, dass es wichtig ist, genauer hinzusehen, wer
die obdachlosen Jugendlichen auf der Straße eigentlich
wirklich sind; wie wichtig es ist, innezuhalten und
noch einmal nachzudenken – nicht ob wir ihnen ein
paar Cent geben möchten, sondern über ihr
Potenzial und ihre Zukunft.
Genau das ist das Ziel des Programms „Fill up for
the future“, das von der OMV 2006 gemeinsam mit der
Caritas Petrosani ins Leben gerufen wurde: Jugendliche,
die Gefahr laufen, durch das Netz der Gesellschaft
zu fallen, erhalten die Chance, ein Jahr lang gegen ein
angemessenes Gehalt an einer OMV Tankstelle zu arbeiten,
sich in das Team einzufügen, ihre Schulbildung
wieder aufzunehmen und abzuschließen und sich die
grundlegenden Fähigkeiten des Lebens in einer Gemeinschaft
anzueignen. Das ist jedoch leichter gesagt
als getan. „Als wir Ana und Mita kennenlernten, waren
sie zwei Jugendliche, die kaum lesen und schreiben
konnten, nachdem sie vor Jahren die Volksschule abgebrochen
hatten. Diese wortkargen Teenager waren
kaum in der Lage, ein einfaches Gespräch zu führen“,
erzählt Dan Murgulescu, der OMV Tankstellenpartner,
der vom ersten Tag an bei dem Projekt dabei war.
„Aber sobald sich ihnen diese Chance bot, begannen
sie ihr Leben in die Hand zu nehmen – Schritt für
Schritt, zielbewusst und mit großem Optimismus.“ Ana
erinnert sich nur zu deutlich an diese Zeit: „Ich war so
beeindruckt – sie nahmen uns ohne Vorurteile gegenüber
unserem früheren Leben und Verhalten auf und
taten alles, um uns ins Team zu integrieren.“
„Als wir Ana und Mita
kennenlernten, waren sie
zwei wortkarge Jugendliche,
die kaum in der Lage waren,
ein einfaches Gespräch
zu führen.“
Dan Murgulescu, OMV Tankstellenpartner
Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Wiedereingliederung
in die Gesellschaft ohne Anleitung und Beratung
kaum gelingen kann. „Die erste Herausforderung
liegt darin, den Jugendlichen einen längerfristigen Blick
auf ihre Zukunft zu eröffnen“, so Izabella Eisler, Projektkoordinatorin
bei der Caritas Petrosani. „Zunächst
müssen wir unseren Schützlingen Verantwortung beibringen,
indem wir ihnen klarmachen, wie wichtig es
ist, pünktlich zu sein, die Aufgaben zu erledigen und
im Team zu arbeiten. Dann wenden wir uns ihrer Umgebung
und ihren Familien zu. Wir zeigen ihnen, wie
man sich sein Einkommen einteilt und seine Arbeitsbeziehungen
gestaltet, um ein soziales und stabiles
System um sich herum aufzubauen.“ Auch hier ist
Anas und Mitas Geschichte ein gutes Beispiel: Zu
Beginn ihrer Beziehung lief in Mitas Leben noch nicht
alles rund. Er schlug sich mit seinen Freunden die
Nächte um die Ohren. Doch dann stellte Ana ihn vor
die Wahl, sich zwischen ihr und ihnen zu entscheiden.
Heute sind die Kollegen an der OMV Tankstelle in
Petrosani seine Freunde. Die bisherige Erfolgsgeschichte
des Projekts ist beeindruckend: Von den
zwölf betreuten Jugendlichen ist einer heute ein erfolgreicher
Sportler, zwei sind Vollzeitangestellte und
einer hat einen Teilzeitjob. Der derzeitige Teilnehmer
entwickelt sich ebenfalls hervorragend. Aufgrund der
immer noch angespannten Situation auf dem Arbeitsmarkt
konnten jedoch nicht alle Jugendlichen fixe Jobs
finden. Trotzdem sind sie Vorbilder für ihre Kollegen,
die sie im Haus der Caritas in Petrosani treffen.
Für Franziska Richter, Expert Social Performance,
„Es macht alle Beteiligten
zu Multiplikatoren der Idee,
dass jeder Mensch eine
zweite Chance verdient.“
Franziska Richter, Expert Social Performance,
Corporate Sustainability (OMV Corporate)
Corporate Sustainability (OMV Corporate), ist das
Projekt ein klassisches Beispiel dafür, wie vorhandene
Ressourcen zugunsten aller – für die Zukunft der
Jugend, der OMV und der Gesellschaft im Allgemeinen
– eingesetzt werden können: „Das Projekt holt junge
Menschen von der Straße, motiviert sie dazu, wieder
in die Schule zu gehen und sich in geregelte Arbeitsverhältnisse
einzufügen. Außerdem zeigt es den Menschen
in der Umgebung, dass sie mehr tun können als
nur mit der Schulter zu zucken und wegzuschauen. Und
es macht alle Beteiligten zu Multiplikatoren der Idee,
dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient.“
Murgulescu schließt sich dieser Meinung an. „Ana und
Mita sind nicht nur ein Gewinn für uns als OMV Tankstellenpartner,
sondern für die Gesellschaft an sich. Diese
Entwicklung von verzweifelten Teenagern zu einem
fröhlichen, hoffnungsvollen jungen Paar lässt uns alle
anfänglichen Probleme vergessen, so schwierig der Beginn
auch war. In ihre strahlenden Gesichter zu schauen
macht uns glücklich, und wir freuen uns, unseren weiteren
Weg gemeinsam mit ihnen zurückzulegen.“
OMV »move XXL« 1/2012 33

UMwEltMANAGEMENt UMwEltMANAGEMENt
Auf
kleinem Fuß
Ein gezieltes CO2-Management soll den
ökologischen Fußabdruck der OMV
verkleinern. move erkundet die einzelnen
Bausteine auf diesem Weg.
ie sind ein Übel der modernen Zeit: die Treibhausgase,
Hauptverursacher des Klimawandels. Allen voran Kohlendioxid
(CO2). Resourcefulness bedeutet für die OMV daher auch,
Energie möglichst effizient einzusetzen und die Entstehung von
Kohlendioxid zu minimieren. Mit einem gezielten CO2-Management
wird daran gearbeitet, den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern.
Das geschieht aus gesellschaftlicher und ökologischer Verantwortung
und aus wirtschaftlichen Überlegungen. Denn Energie wird teurer,
daran besteht kein Zweifel. Der sorgsame Umgang mit Energie schont
nicht nur die Umwelt, sondern hilft auch, Kosten einzusparen.
Viel ist dafür in der Vergangenheit bereits geschehen. Doch auf
einen Schlag sind relevante CO2-Einsparungen nicht zu erreichen.
Das Konzept zum Erfolg besteht aus einer Reihe von Bausteinen.
Das neue CO2-Management evaluiert und ordnet diese Bausteine und
entwickelt innovative Lösungen.
34
OMV »move XXL« 1/2012
Silke Haupt-Herting,
Senior Expert,
Environmental Management
(OMV Corporate)
KliMA im waNdEL
Ob beim Autofahren, beim Heizen oder
bei der Industrieproduktion – stets wird
die Umwelt mit CO2 belastet. Dieses
Gas kommt zwar auch natürlich in der
Luft vor, seine steigende Konzentration
ist aber ein wesentlicher Verursacher
des Treibhauseffektes und damit der
schleichenden Erderwärmung.
Die Folge dieses Klimawandels:
schmelzende Gletscher, steigende
Meeresspiegel, zunehmende Wetter-
extreme. Wenn nicht gehandelt wird,
erwartet die Internationale Organisation
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (OECD) eine weitere Zunahme
der Treibhausgase um 50 Prozent
bis zum Jahr 2050. Hauptursache: der
starke Anstieg des Energieverbrauches.
DiE OMV
CaRbON-StRatEgiE
Im Rahmen von Resourcefulness spielt die
CO2-Strategie eine wichtige Rolle. „Die
OMV muss sowohl auf die Herausforderungen
der steigenden Energienachfrage und
der endlichen Reserven an fossilen Brennstoffen
reagieren als sich auch den steigenden
Energiekosten und dem Problem des
Klimawandels stellen,“ weiß Silke Haupt-
Herting, Senior Expert, Environmental
Management (OMV Corporate), verantwortlich
für das CO2-Management des
Unternehmens.
Dessen Kern lautet: Energie effizient
nutzen und gleichzeitig die CO2-Emissionen
senken. Denn eines steht fest: Auch die
OMV belastet die Umwelt mit CO2. Be-
deutende Quellen sind das Abfackeln des
Begleitgases bei der Ölproduktion sowie
der Energieverbrauch in den Raffinerien.
Zusätzlich im Fokus: die Belastung durch
die verkauften Treibstoffe und Heizöle.
Bereits 2008 wurde bei der OMV die erste
Carbon-Strategie erarbeitet. Ziel war damals,
1 Million Tonnen CO2 bis 2015 einzusparen.
Im Zuge von Resourcefulness erfolgt jetzt
eine inhaltliche Überarbeitung. „Dabei geht
es um unsere gesellschaftliche Verantwortung
als Unternehmen“, sagt Haupt-Herting,
„aber auch um wirtschaftliche Aspekte.
Denn die gesetzlichen Auflagen werden
immer schärfer und die Energie, die wir
verbrauchen, teurer. Wenn wir Energie
effizienter nutzen, entlasten wir nicht nur
die Umwelt, sondern sparen auch Geld.“
gEpLaNtE
maSSNahmEN
StEp bY StEp
Im nächsten Schritt wird eine detaillierte
Roadmap erarbeitet: Wie kann ein neuer
Weg vor dem Hintergrund der Business-
Strategie „Profitables Wachstum“ beschritten
werden? Denn grundsätzlich
gilt: je höher die Produktion, desto mehr
CO2-Belastung. Bei dieser Roadmap
werden nicht nur langfristige Energie-
und CO2-Ziele, sondern auch konkrete
Maßnahmenpläne für die nächsten vier
Jahre definiert. „Durch die Mitarbeit
aller Geschäftsbereiche können nicht
nur neue Geschäftsmöglichkeiten und
Synergien identifiziert werden, sondern
es entsteht auch eine größere Planungssicherheit
für alle Abteilungen“,
betont Haupt-Herting.
diE OmV
CaRbON-
StRatEgiE
StEp
bY
StEp
ERZiELtE
ERFOLgE
ERziEltE ERFOLgE
Der sorgsame Umgang mit der Natur und ihren
Ressourcen ist für die OMV wesentlich.
Es gibt bereits eine Reihe von Projekten:
Seit 2008 wurden durch die laufende
Optimierung der Raffinerien jährliche CO2-
Emissionen von mehr als 200.000 Tonnen
eingespart. Das entspricht dem durchschnittlichen
jährlichen CO2-Ausstoß von 20.000
Haushalten.
Um den Energieverbrauch effizienter
zu gestalten, wurde 2010 in den OMV
Raffinerien ein zertifiziertes Energiemanagement-System
etabliert.
Die neuen Gaskraftwerke in Brazi und
Samsun entsprechen dem neuesten tech-
nischen Standard mit verringerten CO2-
Emissionen.
kLima
im
waNdEL
WAS IST DER BEITRAG
ZU RESOURCEFULNESS?
CO2-Reduktion
Effiziente Nutzung der
natürlichen Ressourcen
Geringere Belastung der Umwel
Minimierung des
ökologischen Fußabdrucks
GEplANtE
maSSNahmEN
Im Mittelpunkt bei der Betrachtung von CO2
steht das Abfackeln des austretenden Gases
bei der Ölproduktion. „Ideal wäre es, das
überschüssige Gas zu nutzen und zu verkaufen“,
sagt Silke Haupt-Herting, „damit wäre
der Umwelt geholfen, und dem Unternehmen
auch.“
Dafür bedarf es allerdings einer entsprechenden
Infrastruktur, wie zum Beispiel
dem Bau von Pipelines. Genau das ist
derzeit in Tunesien geplant, wo es ab 2015
über die neue South Tunisia Gas Pipeline zu
einer wirtschaftlichen Nutzung des Gases
kommen soll.
Eine andere Möglichkeit ist die Rückführung
des Gases in den Boden. Diese Re-
Injektion wird gerade in Kasachstan erprobt.
„Eines unserer Hauptziele ist das Einführen
eines systematischen Fackelmanagements.“
Ein anderer Schwerpunkt ist die Einführung
eines Energiemanagement-Systems
an relevanten Standorten. „Damit soll die
Energieeffizienz optimiert werden“, so die
Carbon-Managerin. Im Fokus sind dabei vor
allem die Raffinerien. Sie hofft, rasch noch
weitere Möglichkeiten zu finden, sparsamer
mit fossilen Brennstoffen umzugehen. Auch
bei den Tankstellen wird zum Klimaschutz
beigetragen. Das reicht von stromsparender
LED-Beleuchtung bis zu optimierter Kühlung
der Waren in den VIVA Shops.
Bei einem Pilotprojekt für eine energie-
effiziente Tankstelle, das gerade in Wien
geplant wird, rechnen die OMV Experten
mit einer Senkung des Verbrauches um bis
zu 30 bis 50 Prozent. Zur generellen Strategie
von Resourcefulness gehört es auch, im
Portfolio der OMV klimafreundliche Produkte
zu forcieren. Dazu zählt unter anderem
Strom aus umweltfreundlichen Gaskraft-
werken.
OMV »move XXL« 1/2012 35

umweltmanagement
„wasser wird immer teurer, wasserknappheit
kann ein limitierender Faktor für die Produktion
werden. Darauf wollen wir rechtzeitig reagieren.“
Steffi Lienert, Expert Water, Waste, Soil & Biodiversity,
Environmental Management (OMV Corporate)
36
OMV »move XXL« 1/2012
Wasser wird oft „Blaues Gold“ genannt. Der Begriff zeigt, welchen
Wert die knappe und kostbare Ressource in vielen Ländern hat. Unter
dem Dach von Resourcefulness beschäftigt sich die OMV daher gezielt
mit dem Wassermanagement, will die bereits vorhandenen vielfältigen
Initiativen systematisieren und unternehmensweit nutzbar machen,
Schwerpunkte setzen und von den Besten lernen.
W
ährend seines Studiums in den USA und in
Kanada hat Ammar Al-Aulaqi nicht nur viel
gelernt, sondern auch einige neue Gewohnheiten
angenommen. „Ich habe es oft genossen, eine Stunde
in der heißen Badewanne zu liegen und zu entspannen“,
sagt er. Nach seiner Rückkehr in sein Heimatland Jemen
hat sich das radikal geändert. „Wenn man sieht, wie knapp
das Wasser hier ist, begnügt man sich mit einer schnellen
Dusche.“ Nicht nur privat geht er sorgfältig mit dem kostbaren
Nass um, auch beruflich: Al-Aulaqi ist Safety &
Environmental Supervisor der OMV im Jemen, in einem
der wasserärmsten Länder der Welt. Rund ein Drittel der
Bevölkerung dort hat keinen Zugang zu frischem Trinkwasser.
Jedem Einwohner stehen jährlich nur 100 Kubikmeter
Wasser aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung – die international
definierte Armutsgrenze bei Wasser liegt bei 1.000
Kubikmeter, also dem Zehnfachen. Besonders dramatisch
ist die Lage in der höher gelegenen Hauptstadt Sanaa, wo
der Grundwasserspiegel wegen zu hoher Entnahmen seit
Jahren sinkt und immer mehr Brunnen versiegen. „Sanaa
könnte die erste Hauptstadt auf der Welt sein, die wegen
akuten Wassermangels verlegt werden muss“, beschreibt
Ammar Al-Aulaqi die Dramatik.
Für die Ölproduktion ist zwar noch ausreichend Wasser
vorhanden, denn dafür ist kein kostbares Trinkwasser notwendig.
„Unser Feld liegt im Südosten des Landes nicht
sehr hoch über dem Meeresspiegel. Dadurch haben wir
Zugang zu ausreichend salzhaltigem Grundwasser.“ Leider
kann die einheimische Bevölkerung dieses Grundwasser
weder zum Trinken noch zur Versorgung der Tiere oder der
Bewässerung der Felder verwenden. Die Situation ist sehr
ernst.
Verantwortungsvolles Handeln
„Die OMV ist seit 2003 im Jemen aktiv, und es war uns von
Anfang an bewusst, dass Wasser ein sehr sensibles Thema
ist“, sagt Ammar Al-Aulaqi. Seit damals unterstützen wir vor
Ort die lokale Bevölkerung: mit Pumpen und Tankwagen, die
den Wassertransport von ergiebigen Brunnen zu den Dörfern
ermöglichen, oder der Bereitstellung von rund 15 Auffangbecken
für Regenwasser, das dank Filtern auch als
umweltmanagement
Jeder
Tropfen zählt

umweltmanagement
WAS IST DER BEITRAG
ZU RESOURCEFULNESS?
effiziente wassernutzung
geringerer Ressourcenverbrauch
Hohe Recycling-Quote
„Der Jemen ist eines der wasserärmsten
Länder der Welt. Rund ein Drittel der
Bevölkerung hat keinen Zugang zu frischem
Trinkwasser. Die OMV unterstützt vor Ort
aktiv die lokale Bevölkerung: mit Pumpen
und Tankwagen, die den Wassertransport
von ergiebigen Brunnen zu den Dörfern
ermöglichen, und mit der Bereitstellung von
Auffangbecken für Regenwasser, das
dank Filtern auch als Trinkwasser genutzt
werden kann.“
AmmAr AL-AuLAqi, Safety &
Environmental Supervisor (OmV Yemen)
Trinkwasser genutzt werden kann. Mehrere 100.000 Dollar
hat die OMV so in den vergangenen Jahren in die Wasserversorgungssicherheit
der Bevölkerung investiert. Doch der
sorgsame Umgang mit dem knappen Gut findet nicht
nur außerhalb des OMV Geländes statt. „Es gibt für
die Produktionsfelder und die Niederlassung in Sanaa
detaillierte Pläne für das Wassermanagement“, berichtet
Ammar Al-Aulaqi, „verbunden mit regelmäßigen
Schulungen der Mitarbeiter.“ Zum aktiven Wassermanagement
gehört zum Beispiel
auch, dass das Wasser für die Reinigung
der Tankwagen, die das produzierte
Öl durch die Wüste zur rund 170
Kilometer entfernten Pipeline bringen, aufgefangen,
gereinigt und wiederverwendet wird. Im Headoffice
in der Hauptstadt konnte der Wasserverbrauch durch den
bewussten Umgang um 15 Prozent gesenkt werden.
Bewusstseinswandel
Der Jemen ist kein Einzelfall – ähnliche Initiativen gibt es
auch in anderen OMV Ländern, weiß Steffi Lienert, Expert
Water, Waste, Soil & Biodiversity, Environmental Management
(OMV Corporate), und dort verantwortlich für die
sensiblen Themen Abfall, Verschmutzung und eben Wasserverwendung.
„Am Standort Sawan in Pakistan wird zum
Beispiel das gebrauchte Wasser aufgefangen, gereinigt und
dann zur Bewässerung der Grünpflanzen verwendet. So
können wir dort bereits seit zwei Jahren 100 Prozent des
Abwassers aufbereiten und wiederverwenden“, berichtet
sie zufrieden. Oder: Durch die sorgfältige Inspektion der
Wasserleitungen in der Umgebung konnten insgesamt
28 Lecks geschlossen werden. Zudem wurde der Druck in
den Trinkwasserleitungen von 7 auf 2,4 bar reduziert. Jetzt
dauert es zwar länger, bis der Kochtopf gefüllt ist, dafür
sank der Wasserverbrauch durch diese Maßnahmen in den
Sommermonaten um rund 20 Prozent. Ähnlich im österreichischen
Gänserndorf: 2009 wurde dort ein Recyclingsystem
für Waschwasser eingeführt, bei dem das gebrauchte
Wasser aufgefangen, gereinigt und für den nächsten
Vorgang wiederverwendet wird. Ersparnis bei Wasserverbrauch
und Abwasser: rund 800 Kubikmeter.
Zielgerichtete Aktivitäten
All diese Beispiele zeigen eindrucksvoll, dass die OMV ihre
Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft mehr als
ernst nimmt. Was derzeit noch fehlt, ist eine systematische
Erfassung der einzelnen Projekte und der daran geknüpften
Erfahrungen, eine Erhebung der relevanten Daten über Wasserbedarf
und -verbrauch, ein Setzen von Prioritäten – all das
sind Aufgaben für ein gezieltes Wassermanagement im Rahmen
von Resourcefulness. Aber warum so viel Aufmerksamkeit
für schlichtes Wasser? „Wir müssen ein starkes Bewusstsein
für den nachhaltigeren Umgang mit Wasser entwickeln,
denn Wasserschutz und Wasseraufbereitung sind grundlegende
Bestandteile der Ressourcenschonung“, betont auch
Barbara Oberhauser, Head of Environmental Management
(OMV Corporate). „Daher müssen wir zukünftig verstärkt auf
wasserspezifische Herausforderungen unterschiedlichster Art
reagieren. Das OMV Wassermanagement stellt sicher, dass
unsere Aktivitäten systematisch und zielgerichtet erfolgen und
auch in unsere strategischen Ziele implementiert werden“.
Kostbares Nass
Wasser ist aber nicht nur kostbar, sondern zukünftig auch
teuer. „E&P verbraucht zum Beispiel bei ihren Aktivitäten
rund 13 Millionen Kubikmeter pro Jahr, was ein erheblicher
Kostenfaktor ist“, so Steffi Lienert.
Und: „In manchen Ländern kann die
Wasserknappheit auch ein limitierender
Faktor für unsere Produk tionen
werden.“ Großnutzer von Wasser
sind auch die Raffinerien, die zum
Beispiel Wasser in Prozessen und
zum Kühlen benötigen. Sie spielen
beim Maßnahmenplan für den
Umgang mit Wasser daher eine
zentrale Rolle. „Bereits
vergangenes Jahr wurden
in der Raffinerie
Petrobrazi die externe
Kanalisation saniert
und die internen Abwasserrohre
zu 80 Prozent erneuert. Der nächste
Schritt ist die komplette Modernisierung der Kläranlage,
das Projektdesign dafür ist bereits fertig“, so Steffi
Lienert. Besonders viel verspricht sie sich von einem Pilotprojekt‚
unter der Bezeichnung „Implementierung eines
Wasser-management Planes“. Dafür wurde in Petrom E&P
präzise analysiert, wie viel Wasser verbraucht wird, wie
Transport und Speicherung erfolgen, wie viel Abwasser
entsorgt werden muss, welche Kosten anfallen – also eine
komplette Analyse des Wassermanagements. Als Schwachstellen
wurden dabei sofort die offenen Wassertanks
identifiziert, bei denen kostbares Nass verdampft oder
verschmutzt wird, fehlende Überfüllungsanzeiger sowie
undichte Wasserleitungen. Dinge, die jetzt kontinuierlich
behoben werden. „Die wertvollen Erkenntnisse aus diesem
Projekt sollen jetzt flächendeckend ausgerollt werden –
ein wichtiger Vorwärtsschritt auf der Roadmap des OMV
Wassermanagements.“
Und oft genügt es auch, Dinge einfach zu lassen, um
sorgfältig mit der kostbaren Ressource Wasser umzugehen:
„Die Mitarbeiter-Camps fast aller Ölfirmen hier im Jemen
haben Swimmingpools“, erzählt Ammar Al-Aulaqi, „im OMV
Camp haben wir bewusst darauf verzichtet. Es passt einfach
nicht, wenn die Einheimischen unter Wassermangel
leiden und wir darin herumplanschen.“ Ein erster, sehr
effektiver Schritt.
...jeder Baum der Luft
pro Jahr im Durchschnitt
23kg
CO2 entzieht?
... wer nur
statt
eine chemische Verbindung aus Kohlenstoff und Sauerstoff ist?
Kohlenstoffdioxid ist ein saures, unbrennbares, farb- und geruchloses
Gas, das sich gut in Wasser löst. Kohlenstoffdioxid, ein wichtiges Treibhausgas,
ist ein natürlicher Bestandteil der Luft, wo es
0,039 Vol%
derzeit (2011) in einer mittleren Konzentration von
(390 ppm) vorkommt.
Es entsteht sowohl bei der vollständigen Verbrennung von kohlenstoffhaltigen
Substanzen unter ausreichender Sauerstoffzufuhr als auch im Organismus durch die Atmung.
5 min 10 min
pro Jahr rund 10.000 l Wasser spart.
...für die Produktion fast aller Produkte Wasser
benötigt wird – „virtuelles Wasser“, das bei der
Herstellung gebraucht wird, aber nicht sichtbar ist.
1x Google = CO2= 4Watt
1g
1g
... eine Such-Anfrage bei Google erzeugt 2g CO2. Das entspricht
4 Watt Strom in der Stunde. Damit könnte man eine
Energiesparlampe eine Stunde lang leuchten lassen.
täglich duscht,
1 Tasse Kaffee verbraucht 140l Wasser
1 Glas Milch benötigt 200l Wasser
1 Hamburger verschlingt 2.400l Wasser
1 Rinder-Steak schluckt 7.000l Wasser
...die OMV durch Modernisierung der Raffinerien
... … 70%
der Erde
mit mit Wasser bedeckt sind,
davon sind etwa97 % Salzwasser,
rund 2%
sind Polareis und
Gletscher und nur
1% steht als Süßwasser
zur Nutzung durch den
Menschen zur Verfügung.
umweltmanagement
wussten Sie, dass…?
200.000t
bereits den Ausstoß
von jährlich mehr als CO2 einspart?
Das entspricht dem
durchschnittlichen jährlichen CO2-Ausstoû
20.000 von Haushalten
... 800 Millionen
Menschen keinen Zugang zu
sauberem Wasser haben?
OMV »move XXL« 1/2012
OMV »move XXL« 1/2012 38 39

nEuE EnERgIEn
Was bringt
die Zukunft?
Vor dem Hintergrund des prognostizierten Klimawandels
aufgrund des CO2 Anstieges in der Atmosphäre stehen alle
fossilen Energieträger unter enormem Druck. Erneuerbare
Energien sind die langfristige Zukunftshoffnung – ein
weites Feld, viele Optionen. move auf einem Besuch in
den Zukunftslaboren der OMV.
I
n der neuen Strategie setzt die OMV auch auf die
Erforschung und Entwicklung zukünftiger Energieressourcen
und konzentriert sich dabei derzeit auf
Geothermie, Biotreibstoffe der Zweiten Generation
und Wasserstoffmobilität. Neben diesen drei Themen
beschäftigen sich die Forscher noch mit vielen
anderen Zukunftsthemen: die photokatalytische Erzeugung
von Wasserstoff mittels Sonnenlicht oder
das chemische Recycling von Kunststoffen am Ende
ihres Lebenszykluses seien hier nur beispielhaft erwähnt.
„Prognosen sind schwierig, besonders wenn
sie die Zukunft betreffen“ wussten schon Mark Twain,
Karl Valentin und Winston Churchill, und es trifft immer
noch den Nagel auf den Kopf, wenn es um strategische
Investitionsentscheidungen in Zukunftstechnologien
geht. Was wird nachhaltig erfolgreich sein?
Was rechnet sich für Umwelt, Verbraucher und das
eigene Unternehmen? Und nach welchen Kriterien
soll man unter den vielen innovativen Technologien
zur alternativen Stromerzeugung und Mobilität auswählen?
Daher entschied die OMV, sich zunächst auf
die alternativen Energiequellen Geothermie, Biotreibstoffe
der Zweiten Generation und Wasserstoffmobilität
zu konzentrieren. Ziel dabei: Synergien zum bestehenden
Geschäft nutzen und profitables Wachstum
ermöglichen. „Wir gehen eben nicht in die Schokoladenproduktion“,
sagt Walter Böhme, Head of
Science & Innovation (OMV Corporate), augenzwinkernd,
„sondern schauen, welcher Weg am besten
zu unseren Kernkompetenzen passt.“ Dennoch ist es
ein weiter Weg von den ersten Ideen bis hin zu einer
Investitionsentscheidung. Diese Zeit ist geprägt von
Analysen, Forschungsprojekten, ersten Pilotversuchen,
Know-how Aufbau, Erfolgen, aber auch Rückschlägen.
Erstklassiges Know-how besitzen die Kol-
40
OMV »move XXL« 1/2012
Walter Böhme,
Head of Science & Innovation
(OMV Corporate)
Was ist der Beitrag
ZU RESOURCEFULNESS?
Erneuerbare Energiequellen
erschließen
Vorhandene Kompetenzen
und Infrastruktur nutzen
Synergien herstellen
CO2-Belastung senken
Langfristig Arbeitsplätze sichern
Führen statt folgen
Innovation statt Reaktion
leginnen und Kollegen aus E&P beispielsweise im
Bereich der Geologie. Sie wissen, wie man nach
Energiequellen bohrt. Die Experten aus G&P wiederum
haben Erfahrung im Kraftwerksbau. Was liegt da
näher, als neben Öl oder Gas noch nach einem weiteren
Schatz unter der Erde zu suchen:
Kochend heißes Wasser. Damit lässt sich in einem
Kraftwerk umweltverträglich Strom erzeugen.
Mit der Hitze der Tiefe
Es ist eine Energiequelle, die nie versiegt. Ein Kreislauf,
bei dem alles, was der Natur entnommen wird,
auch wieder zurückgegeben wird. Eine Stromproduktion
ohne Schwankungen, bei der fast kein CO2
entsteht. Bei diesem innovativen Verfahren werden
umweltschonend natürliche Ressourcen genutzt –
womit es ideal in die Resourcefulness-Strategie der
OMV passt. „Für ein Öl- und Gasunternehmen wie
die OMV ist Geothermie nicht nur artverwandt,
sondern bietet eine Reihe von Synergien“, erläutert
Wolfgang Jauk, Senior Expert New Business
Development aus dem Strategie-Bereich der OMV,
„wir haben Explorations-Know-how und kennen
uns mit Kraftwerken und Stromerzeugung aus.
Geothermie ist eine Brücke, die das verbinden
kann – und ein spannendes Feld, auf dem wir
aber auch noch viel lernen können und wollen.“
Bei Geothermie wird die Wärme der Erde genutzt.
Unser Planet ist ein gigantischer Wärme-
speicher, sozusagen eine „heiße Kugel“. Je weiter
man in die Tiefe bohrt, desto mehr steigen die Temperaturen:
Durchschnittlich um drei Grad Celsius je
hundert Tiefenmeter. Legt man Kollektoren großflächig
aus, reicht bereits eine Tiefe von 1 bis 1,5 Meter,
um ein Einzelhaus mit Wärme zu versorgen.
„Die Kraftstoffe der Zweiten generation haben einen deutlich kleineren
CO2-Fußabdruck und sind insgesamt nachhaltiger.“
Walter Böhme, Head of Science & Innovation (OMV Corporate)
Geht es um die Energiegewinnung und insbesondere
um Stromproduktion im großen Stil sind allerdings
andere Kriterien gefragt. Jauk und seine Kolleginnen
Julia Davies, Senior Geology Expert aus
E&P und Helga Prazak-Reisinger, Senior Project
Manager aus unserem Power-Bereich, fahnden
nach heißem Wasser. Denn vor allem in vulkanischen
Gegenden gibt es gewaltige unterirdische
Wasservorkommen, die durch die heißen Gesteinsschichten
auf 150 und mehr Grad aufgeheizt sind –
eine idealer „Treibstoff“, um mittels Wasserdampf
eine Turbine anzutreiben und Strom zu erzeugen.
Seit rund einem halben Jahr beschäftigen sich die
OMV Experten bereichsübergreifend mit dem neuen
Projekt: Jauk mit den strategischen Aspekten eines
solchen Business Developments, Julia Davies
mit der Geologie, Prazak-Reisinger mit der praktischen
Umsetzung der Stromerzeugung,. Hinzu
kommt das Bohr-Know-how für die Erschließung
der heißen, in rund 3.000 Meter Tiefe gelegenen
unterirdischen Quellen, das bei E&P vorhanden ist.
Der große Vorteil: Geothermie kann im Gegensatz
zu Wind- und Solarenergie als erneuerbare Energiequelle
auch für die Grundlast-Versorgung eingesetzt
werden. Denn während Wind und Sonne wetterabhängig
sind, sprudelt das heiße Wasser aus der
Erde rund um die Uhr.
Fokus Türkei
Ein möglicher Standort steht, nach dem intensiven
Studium geologischer Karten, bereits fest: Die Türkei
bietet sehr gute geologische Voraussetzungen. Und
das nicht nur wegen der vulkanischen Boden- und
Gesteinsstruktur – in Österreich müsste man mindestens
doppelt so tief bohren, um auf entsprechend
heißes Wasser zu stoßen. Ebenso entscheidend:
„Die Türkei ist ein junger, aufstrebender Markt
mit wachsendem Energiebedarf – die OMV errichtet
im türkischen Samsun bereits ein modernes Gas-
Kombikraftwerk“, sagt Jauk. Dort ebenfalls mit der
Stromproduktion aus erneuerbarer Energie vertreten
zu sein, passt sowohl zum Türkei-Fokus der OMV als
auch zum Resourcefulness-Konzept. Neu ist die Nutzung
der Erdwärme für die Stromerzeugung keineswegs.
Bereits 1904 wurde im italienischen Toskana-
Städtchen Larderello das weltweit erste geothermische
Kraftwerk errichtet. Doch lange erprobt bedeutet
nicht automatisch problemlos. Die größte derzeit
in der Türkei installierte Geothermieanlage hat eine
elektrische Leistung von fast 50 Megawatt – nicht
einmal ein Zehntel von Samsun bei annähernd gleich
hohen Engineering-Kosten. „Die Sache hört sich einfach
an, ist aber keineswegs trivial, und muss vor
allem wirtschaftlich sorgfältig kalkuliert werden“, sagt
Prazak-Reisinger. Die OMV Experten leisten daher
nEuE EnERgIEn
OMV Wasserstoff-Tankstelle am Flughafen Stuttgart.
OMV »move XXL« 1/2012 41

nEuE EnERgIEn
Geysire: Direkt unter unseren Füßen schlummert eine Energiequelle,
die umweltfreundlich und praktisch unerschöpflich ist.
zunächst detaillierte Vorarbeiten und beleuchten das
Projekt von allen Seiten. Ende 2012 soll dann auf einer
soliden Basis im Unternehmen eine Grundsatzentscheidung
getroffen werden, ob heißes Wasser
mittel- bis langfristig neben Öl und Gas ein Turbo für
die OMV werden kann.
Sprit aus Öl, Holz und Stroh
In der Raffinerie Schwechat wird seit vergangenem
Jahr eine überdimensional große Box gebaut: 20
Meter hoch, breit und tief. Was geht darin vor?
Vereinfacht kann man sich das so vorstellen: Als
Basis dient ein Raffineriezwischenprodukt wie beispielsweise
Vakuumgasöl. Man vermische es mit
Biomasse wie Holz oder Stroh, lasse alles ein thermisches
Crack-Verfahren durchlaufen und heraus
kommt: Dieselkraftstoff mit bis zu 20 Prozent Bio-
anteil. Es ist Sprit der so genannten Zweiten Ge-
neration, für den nur biogene Rohstoffe eingesetzt
werden, die nicht für den menschlichen Verzehr
geeignet sind. Natürlich ist das von der steirischen
Firma BioEnergy International (BDI) entwickelte
BioCrack-Verfahren technisch ein äußerst komplizierter
chemischer Prozess, der zunächst einmal im
Echtbetrieb getestet werden muss, doch die strategische
Idee dahinter ist einleuchtend: Wie kann man
die EU Richtlinien zum Anteil von Biokraftstoffen erfüllen,
vorhandene Raffineriekapazitäten nutzen, und
Rohstoffe wirklich nachhaltig nutzen? Da die Biokraftstoffe
der Ersten Generation aus Mais, Zuckerrohr,
Getreide und Ölsaaten gewonnen werden und so in
42
OMV »move XXL« 1/2012
Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion stehen, sind
deren Produktion nicht am Radar der OMV.
„Die Kraftstoffe der Zweiten Generation hingegen
haben einen deutlich kleineren CO2-Fußabdruck und
sind insgesamt nachhaltiger“, so Böhme.
Eigene Biotreibstoffe
Bereits heute müssen dem normalen Kraftstoff fünf
bis sieben Prozent Biokraftstoffe beigemischt werden,
bis 2018 werden es in Österreich 10 Prozent
sein. Momentan kauft die OMV diese zu. Wenn der
Versuchsbetrieb der BioCrack-Anlage in diesem Jahr
erfolgreich anläuft, dann könnte die OMV schon in
einigen Jahren ihre eigenen Biotreibstoffe der Zweiten
Generation herstellen. Nach Ansicht Böhmes ist
das ein perfektes Beispiel für wirtschaftlich profitable
Synergien mit dem Kerngeschäft der OMV: „Das
BioCrack-Verfahren ist ein typischer Raffinerieprozess.
Am Ende kommt ein fertiges Produkt heraus,
das direkt in die Kraftstoffkette eingespeist werden
kann.“ Außerdem biete es stabile Zukunftsaussichten:
„Selbst wenn im Personenverkehr der traditionelle
Verbrennungsmotor zunehmend von anderen
Systemen abgelöst wird, Kraftstoffe biogenen Ursprungs
wird man noch lange benötigen - sei es im
Flieger, im Schiff oder im Güterverkehr.“ Diese Pilotanlage
soll den Beweis liefern, dass die positiven
Ergebnisse der Laborversuche auch unter Raffineriebedingungen
darstellbar sind. Erst danach kann man
sich technologisch an eine semikommerzielle Anlage
heranwagen, natürlich sind dann wiederum die gel-
„Die geothermie ist eine Brücke,
die unser Explorations-Know-how und
unsere Erfahrung mit Kraftwerken und
Stromerzeugung verbinden könnte.“
Wolfgang Jauk, Senior Expert New Business
Development (OMV Corporate)
Corporate)
tenden Rahmenbedingungen neu zu analysieren, der
strategische Fit zu überprüfen und die Wirtschaftlichkeit
neu zu bewerten.
Jenseits von Henne und Ei
Stichwort alternative Antriebssysteme: Wie bereitet
sich die OMV auf eine mögliche Zukunft vor, in der
nur noch wenige PKWs einen klassischen Verbrennungsmotor
besitzen dürfen? Der Kraftstoffverbrauch
in Europa ist seit 2005 rückläufig. Die OMV
muss also auch über ein langfristig nachhaltiges Geschäftsmodell
für ihr Tankstellennetzwerk nachdenken.
An dieser Stelle kommt die Wasserstoffmobilität
ins Spiel - die Säule der Eco-Innovation, die am
weitesten in die Zukunft reicht. Hier muss dringend
eine pragmatische Lösung für das Urrätsel der
Menschheit gefunden werden: Wer war zuerst da,
die Henne oder das Ei? Vor einem ähnlichen Problem
stehen nämlich Automobilhersteller, Energieversorger,
Kraftstoffhersteller und Tankstellenbetreiber
beim Thema Wasserstoff. Brennstoffzellen-Fahrzeuge
werden nur gekauft, wenn es eine entsprechende
Tankstelleninfrastruktur gibt. Diese rechnet
sich aber nur dann, wenn Kunden die Autos kaufen.
Um die Katze daran zu hindern, sich Jahr für Jahr
von neuem in den Schwanz zu beißen, ist die OMV
einem Konsortium von 18 Unternehmen beigetreten,
das den Bau von Fahrzeugen und Infrastruktur
in Deutschland, als Leitmarkt für Europa, koordiniert
vorantreiben will. „Die OMV ist ein großer Mobilitätsanbieter,
und außerdem ist Erdgas heute noch
weitgehend der wichtigste Rohstoff, aus dem Wasserstoff
hergestellt wird“, begründet Böhme das Engagement
für diese Zukunftstechnologie.
Jetzt umdenken
Zu einem langsamen, aber stetigen Wandel auf Europas
Straßen gibt es keine Alternative, denn um die
EU-Klimaziele zu erfüllen, muss der CO2-Ausstoß im
motorisierten Individualverkehr bis 2050 um 95 Prozent
reduziert werden. Das ist ein ambitioniertes Ziel.
Nach Ansicht Böhmes ist es nur erreichbar, wenn das
Umdenken jetzt beginnt. In ihrer Studie sind die Mitglieder
des Konsortiums zu dem Schluss gekommen,
dass es bis 2030 ca. 1,8 Millionen Besitzer von Brennstoffzellenautos
in Deutschland geben könnte, die
dann Zugang zu einem dichten Netz von etwa 1.000
Tankstellen benötigen würden. Der Mobilitätsmix der
Zukunft wird mit Sicherheit unterschiedliche Antriebsformen
haben: Das konventionelle Auto wird zunehmend
hybridisiert angeboten, und auch Elektrofahrzeuge
haben ihren Platz: vorwiegend im Kleinwagensegment
wegen der geringeren Reichweite und für
die Nutzung in der Stadt. „Wenn wir wollen, dass die
Menschen unter den genannten Vorgaben auch morgen
so Auto fahren können wie heute, geht im mittleren
und oberen Segment für längere Reichweiten kein
Weg am Energieträger Wasserstoff vorbei“, bekräftigt
Böhme. Auf längere Sicht wird auch die Primärenergie
zur Wasserstoffherstellung aus erneuerbaren Quellen
stammen, und wenn mittelfristig einmal überschüssiger
Strom aus der Wind- und Sonnenenergieerzeu-
gung anfallen wird, eignet sich Wasserstoff oder auch
die weitere Umwandlung zu Methangas hervorragend
als Speichermedium. Walter Böhme ist überzeugt:
„Nachhaltigkeit heißt ,auf Dauer‘, ‘für die Ewigkeit‘
und Wasserstoff in seinen vielen Facetten kann das
langfristig leisten. Aber auch hier haben die Rahmenbedingungen,
die heute noch nicht festgelegt sind,
wesentlichen Einfluss darauf, wann was ein Erfolg
oder ein Misserfolg ist.
Und die OMV geht noch weiter, um geschlossene
Energiekreisläufe der Zukunft zu etablieren: Seit April
2012 gibt es eine Forschungskooperation mit einem
neu errichteten Christian-Doppler-Labor mit dem Ziel,
erdölfreie erneuerbare Kraftstoffe der Dritten Generation
herzustellen. An der Universität Cambridge arbeiten
die Forscher des Christian Doppler-Labors „Sustainable
Syngas Research“ daran, Synthesegas – eine
Vorstufe für flüssige Treibstoffe – eben nicht wie bisher
aus fossilen Brennstoffen, sondern aus CO2, Wasser
und Sonnenlicht zu gewinnen. In der ersten Phase
wird über Photokatalyse aus Wasser und Sonnenlicht
bei Raumtemperatur direkt Wasserstoff gewonnen.
Irgendwann einmal könnten dann beispielsweise
Autos ihren Sprit aus den eigenen Abgasen erzeugen.
Eines steht fest: Die OMV wird die Chancen von Geothermie,
Biotreibstoffen und Wasserstoffmobilität und
anderer Zukunftsthemen sorgfältig prüfen und auf einer
soliden Basis verantwortungsvolle Entscheidungen
treffen. Schließlich sehen wir es als unsere Aufgabe,
die Energieversorgung langfristig zu sichern –
heute ebenso wie morgen.
nEuE EnERgIEn
Bio-Crack Pilotanlage, Raffinerie Schwechat
OMV »move XXL« 1/2012 43