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KF_Festschrift_1107_v44 Internet - Kinderfreunde

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100 Jahre <strong>Kinderfreunde</strong><br />

Steiermark Magazin<br />

Sonderausgabe • Nr. 2/2008<br />

Die Jahrhundertidee<br />

Im Interesse der Kinder


2<br />

Die Betreuung und Erziehung unserer Kinder ist<br />

ein elementares Thema unserer Gesellschaft, das<br />

vor allem auf dem Faktor Vertrauen basiert. Bei<br />

wem sind unsere Jüngsten am besten aufgehoben?<br />

Wem übertragen wir diese große Verantwortung?<br />

Die Österreichischen <strong>Kinderfreunde</strong><br />

geben seit nunmehr 100 Jahren kompetente und<br />

einfühlsame Antwort auf diese Fragen.<br />

Besonders freut mich dabei, dass die <strong>Kinderfreunde</strong><br />

in der Steiermark gegründet wurden und sich<br />

zu einer überaus anerkannten Bewegung in ganz<br />

Österreich entwickelt haben. Somit möchte ich<br />

allen, die den erfolgreichen Weg dieser Institution<br />

begleitet und möglich gemacht haben, meinen<br />

herzlichen Dank aussprechen und wünsche den<br />

Österreichischen <strong>Kinderfreunde</strong>n, vor allem aber<br />

den Kindern, weiterhin viel Freude sowie alles<br />

Gute für die Zukunft!<br />

Mag. Franz Voves<br />

Landeshauptmann<br />

der Steiermark<br />

Gratiskinderbetreuung für alle steirischen Familien!<br />

Als Familienlandesrätin setze ich klare Maßnahmen, um zukünftigen Eltern die Entscheidung<br />

für Kinder zu erleichtern, ohne andere Werte, etwa berufliches Fortkommen<br />

oder finanzielle Unabhängigkeit, gänzlich aufgeben zu müssen. Ein Land ohne<br />

Kinder ist ein Land ohne Zukunft. Nur eine kinderfreundliche Gesellschaft kann eine<br />

zukunftsfähige Gesellschaft sein. Ich setze daher auf eine Familienpolitik, die es Frauen<br />

und Männern leichter macht, sich ihre Kinderwünsche zu erfüllen – ohne dabei<br />

ihre beruflichen Wünsche und Perspektiven zu gefährden –, und die Kindern, unabhängig<br />

von ihrer sozialen Herkunft, gute Chancen ermöglicht. Es ist gelungen, gerade<br />

in der Kinderbetreuung – dem Eckpfeiler zur besseren Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie – wesentliche Meilensteine zu setzen.<br />

Ich will den eingeschlagenen erfolgreichen Weg konsequent weitergehen und mit<br />

der Gratiskinderbetreuung für alle steirischen Familien einen weiteren Meilenstein<br />

für die Steiermark setzen! Ich habe diese Gesetzesnovelle bereits vor Monaten vorbereitet.<br />

Da nun diesbezüglich ein gemeinsamer politischer Wille in der Steiermark<br />

evident ist, müssen wir gemeinsam zeigen, dass uns die steirischen Familien etwas<br />

wert sind und die erforderlichen finanziellen Mittel bereitstellen!<br />

Dr. in Bettina Vollath<br />

Landesrätin für Jugend, Frauen,<br />

Familie und Bildung<br />

Vorworte<br />

Kinder und Jugendliche können in gesellschaftlicher sowie auch in politischer<br />

Hinsicht die Basis für ein integratives, friedvolles, demokratisches Zusammenleben<br />

in der Zukunft bilden. Um ihre Bedürfnisse und Chancen auf<br />

persönliche Entwicklung, Anerkennung und Bildung wahrzunehmen und<br />

darauf einzugehen, ist es wichtig, diese entsprechend zu fördern.<br />

Die <strong>Kinderfreunde</strong> – vor 100 Jahren von Anton Afritsch in Graz gegründet –<br />

bieten den Kindern und Jugendlichen nicht nur spannende, kurzweilige<br />

und unterhaltende Programme, sondern vermitteln ihnen auch gesellschaftspolitische<br />

Werte wie Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität.<br />

Zudem macht das pädagogische Leitbild der <strong>Kinderfreunde</strong> die jungen<br />

Menschen zu gleichwertigen PartnerInnen mit einem besonderen Lebensraum.<br />

Seit 100 Jahren stehen die <strong>Kinderfreunde</strong> für die jüngsten und schwächsten<br />

in unserer Gesellschaft und ermöglichen ihnen viele schöne, wertvolle<br />

Stunden.<br />

Zu diesem Jubiläum gratuliere ich herzlich und wünsche allen, die mit viel<br />

Engagement mitwirken, alles Gute!<br />

Dr. Kurt Flecker<br />

Landeshauptmann-<br />

Stellvertreter<br />

Eine der rund 600 österreichischen Ortsgruppen<br />

der <strong>Kinderfreunde</strong> befindet sich in meiner Gemeinde<br />

Gosdorf. Vor mittlerweile auch schon 15 Jahren<br />

gegründet, ist sie stetig gewachsen und heute aus<br />

dem Gemeindeleben nicht mehr wegzudenken. Einige<br />

der Kinder sind heute schon erwachsen und<br />

denken mit großer Freude an die vielen unbeschwerten<br />

Stunden zurück, die sie mit den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />

verbracht haben. Die Gosdorfer Kinder<br />

stehen stellvertretend für viele Tausend österreichische<br />

Kinder, die mit den <strong>Kinderfreunde</strong>n viele schöne<br />

Erlebnisse verbinden.<br />

Seit 100 Jahren setzen sich die <strong>Kinderfreunde</strong> für die<br />

Jüngsten unserer Gesellschaft ein. Seit 100 Jahren<br />

opfern viele ehrenamtliche MitarbeiterInnen ihre<br />

wertvolle Zeit zum Wohle unserer Kinder. Ihnen gilt<br />

in diesen Jubiläumstagen ein besonderer Dank,<br />

ebenso wie ihrem Gründer Anton Afritsch, der damals<br />

schon erkannt hat: Unsere Zukunft sind die<br />

Kinder.<br />

Toni Vukan<br />

Landesgeschäftsführer<br />

SPÖ Steiermark und<br />

Bürgermeister von Gosdorf


Vorworte<br />

Barbara Gross<br />

SPÖ-Landesfrauenvorsitzende<br />

3. Präsidentin Landtag Steiermark<br />

100 Jahre <strong>Kinderfreunde</strong> sind wahrlich ein<br />

Grund stolz zu sein. Nicht viele Vereine in Österreich<br />

können auf eine so langjährige wie auch<br />

außergewöhnliche Geschichte zurückblicken.<br />

Eine Geschichte, die am 26. Februar 1908 mit<br />

dem unbändigen Idealismus, Ehrgeiz und Einsatz<br />

einer Gruppe engagierter Frauen und<br />

Männer rund um Anton Afritsch in Graz ihren<br />

Ausgangspunkt genommen hat mit dem Ziel,<br />

der Not der damaligen Arbeiterkinder entgegenzutreten<br />

»…und [die] Kinder empfänglich zu<br />

machen für alles Gute und Schöne, veredelnd auf<br />

sie einzuwirken, sie zu guten Menschen zu machen,<br />

ihr jugendliches Gemüth empfänglich zu<br />

machen, ihre Bedürfnisse zu wecken für höhere<br />

Genüsse als den Trunk in rauchiger Wirtshausstube<br />

mit seiner Leib und Seele vergiftenden Atmosphäre<br />

…«.<br />

Dr. Reinhard Meier, MAS<br />

Landesvorsitzender<br />

Frauen verdienen bessere Einkommen und<br />

leistbare Kinderbetreuung!<br />

Bei den Einkommensunterschieden zwischen<br />

Männern und Frauen hält Österreich einen traurigen<br />

Rekord. Männer bekommen rund 40 Prozent<br />

mehr als Frauen sowie drei Viertel aller<br />

Bruttobezüge. Die starke Einkommensdifferenz<br />

ist auch in der hohen Teilzeitbeschäftigung von<br />

Frauen begründet. Derzeit arbeiten in der Steiermark<br />

fast 43 Prozent Frauen Teilzeit, aber nur<br />

4,5 Prozent Männer! Teilzeitarbeit ist für viele<br />

Frauen aus familiären Gründen vorübergehend<br />

eine praktikable Lösung. Allerdings ist zu bedenken,<br />

dass Teilzeitjobs bei uns vorwiegend im<br />

Niedriglohnbereich angeboten werden, dass<br />

der Wiedereinstieg in Vollzeit- bzw. höherqualifizierte<br />

Tätigkeiten schwierig und oft gar nicht<br />

möglich ist.<br />

Rund eine Million Menschen sind in Österreich<br />

armutsgefährdet, 5 Prozent sind manifest arm.<br />

Am stärksten betroffen sind alleinerziehende<br />

und alleinlebende Frauen.<br />

Eine Tradition, die zwei Weltkriege und die Jahre<br />

der Verbotszeit von 1934 bis 1945 überdauerte<br />

und, wiedererstarkt in der Zweiten Republik<br />

– auf die veränderten gesellschaftlichen<br />

Bedingungen reagierend und in Ergänzung<br />

zum traditionellen Ehrenamt –, durch den Auf-<br />

und Ausbau vielfältiger hauptamtlicher Leistungsbereiche<br />

auch zu einem bedeutenden<br />

wirtschaftlichen Faktor heranwuchs.<br />

Besonders hervorzuheben sind dabei die unzähligen<br />

ehrenamtlichen FunktionärInnen und<br />

MitarbeiterInnen, die sich uneigennützig in<br />

den Dienst der gemeinsamen Sache gestellt<br />

haben und nach wie vor stellen und ohne die<br />

die Erfolgsgeschichte <strong>Kinderfreunde</strong> nicht<br />

denkbar wäre. Ihnen, die die Umsetzung der<br />

»Jahrhundertidee <strong>Kinderfreunde</strong>« durch ihren<br />

persönlichen Einsatz erst ermöglicht und ge-<br />

Ing. Mag. Dr.<br />

Bernd Kastenhuber<br />

Landesgeschäftsführer<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Armut ist menschenunwürdig und wirtschaftsfeindlich,<br />

davon bin ich fest überzeugt. Ich begrüße daher alle gegensteuernden<br />

Maßnahmen und Vorhaben der Bundesregierung<br />

wie eine steuerliche Entlastung der kleinen und<br />

mittleren Einkommen, den Mindestlohn von 1.000 Euro,<br />

gezielte berufliche Frauenförderung sowie mehr und leistbare<br />

Kinderbetreuungsplätze. Meine volle Unterstützung<br />

hat auch die Forderung von Landesrätin Bettina Vol lath<br />

nach gratis Kinderbetreuung für alle steirischen Kinder.<br />

Armutsgefährdung entsteht auch, wenn Unterhaltszahlungen<br />

für Kinder nicht oder nicht regelmäßig gezahlt<br />

werden. Deshalb unterstützen die SPÖ-Frauen die geplante<br />

Gesetzesänderung mit dem Ziel, das Unterhaltsrecht<br />

zu verbessern und zu vereinfachen.<br />

Wir wollen soziale Sicherheit – für alle Kinder und Eltern!<br />

Ziel der SPÖ-Frauen:<br />

• Berufschancen erhöhen<br />

• Einkommensschere verringern<br />

• Armut bekämpfen<br />

• Sicherer Unterhalt – für alle Kinder<br />

tragen haben, sei an dieser Stelle ein besonderer<br />

Dank ausgesprochen.<br />

Idealismus, (Werte-)Gemeinschaft und persönlicher<br />

Einsatz zum Wohle der Kinder sind jene<br />

Pfeiler, auf denen die <strong>Kinderfreunde</strong> gegründet,<br />

aufgebaut und weiterentwickelt wurden.<br />

Diese Pfeiler haben sich – gerade auch in<br />

schwierigen Zeiten – als besonders tragfähig<br />

erwiesen. Aus diesem Grund können die <strong>Kinderfreunde</strong><br />

auch in einer Zeit tiefgreifender<br />

Veränderungen, wachsender Unsicherheit sowie<br />

zunehmender Komplexität und Dynamik<br />

mit großer Zuversicht die Aufgaben der Zukunft<br />

im Interesse der Kinder, Jugendlichen<br />

und Familien anpacken. Frei nach dem Motto:<br />

»Gestalten wir gemeinsam mit den Kindern<br />

eine Welt, zu der sie gehören wollen!«<br />

Vorworte ................................................................................................................ 2 – 3<br />

Anton-Afritsch-Gedenktafelenthüllung .................................................... 4<br />

Österreichweiter Festakt in Graz .................................................................... 5<br />

Gründung der <strong>Kinderfreunde</strong> in Graz 1908 .................................... 8– 12<br />

Durch meine Brille – Interview mit Luis Pfeiler ...........................14 – 15<br />

Historische Blitzlichter .............................................................................. 16 – 17<br />

Von der Kinder-Erholung zur Ferienaktion ................................. 20 – 23<br />

Ehrentafel für steirische <strong>Kinderfreunde</strong>funktionäre .............. 24 – 25<br />

Plakat als Beilage<br />

Landesobmänner/Vorsitzende nach 1945 ............................................. 24<br />

Landessekretäre/Geschäftsführer nach 1945 ....................................... 25<br />

Ferien mit den <strong>Kinderfreunde</strong>n ......................................................... 26 – 28<br />

Das Anton-Afritsch-Kinderdorf am Steinberg .......................... 30 – 35<br />

Wir sind die Roten Falken ...................................................................... 36 – 38<br />

Die <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark in der Ära Kreisky ..................... 39 – 42<br />

Resümee und Ausblick ........................................................................... 46 – 47<br />

3


4<br />

Anton-Afritsch-Gedenktafelenthüllung<br />

Österreichweite Auftaktveranstaltung<br />

JAHRHUNDERTIDEE KINDERFREUNDE in Graz<br />

Anlässlich des 100-jährigen<br />

Bestehens enthüllten die<br />

<strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark<br />

an ihrem Gründungstag eine Gedenktafel<br />

in Erinnerung an Anton<br />

Afritsch an dem Ort, an dem die<br />

<strong>Kinderfreunde</strong>-Bewegung ihren<br />

Ausgangspunkt genommen hat,<br />

der heutigen UCI Kinowelt Annenhof<br />

in der Grazer Annenstraße<br />

Nummer 29.<br />

Am 26. Februar 1908 wurde in<br />

Graz die JAHRHUNDERTIDEE KIN-<br />

DERFREUNDE Wirklichkeit. An<br />

diesem Tag hat der steirische Sozialdemokrat<br />

und Gewerkschafter<br />

Anton Afritsch mit zahlreichen<br />

Mitkämpferinnen und Mitkämpfern<br />

den »Arbeiterverein <strong>Kinderfreunde</strong>«<br />

ins Leben gerufen. Als<br />

Selbsthilfeverein gegründet,<br />

machten es sich die <strong>Kinderfreunde</strong><br />

zur Aufgabe, die Armut von<br />

Arbeiterkindern zu lindern.<br />

In Erinnerung daran enthüllten<br />

der Oberösterreichische Soziallandesrat<br />

und Bundesvorsitzen-<br />

de der <strong>Kinderfreunde</strong> Joschi<br />

Ackerl und Landesvorsitzender<br />

Dr. Reinhard Meier in Anwesenheit<br />

von Landesrätin Dr. in Bettina<br />

Vollath, der Enkelin des Gründers<br />

Eva Klepp-Afritsch und zahlreichen<br />

hochrangigen <strong>Kinderfreunde</strong>funktionärInnen<br />

und Gästen<br />

die Gedenktafel.<br />

Landesvorsitzender Dr. Reinhard<br />

Meier würdigte das Werk des<br />

Gründers und betonte, dass es<br />

ihn » als Landesvorsitzenden der<br />

<strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark mit<br />

Freude und Stolz erfüllt, dass diese<br />

Jahrhundertidee in der Steiermark<br />

ihren Ursprung genommen<br />

hat und heute – 100 Jahre später<br />

– die <strong>Kinderfreunde</strong> Österreichs<br />

größte Familienorganisation<br />

sind.«<br />

Im Rahmen der Geburtstagsfeierlichkeiten<br />

wurde auch die Wanderausstellung,<br />

die 2008, ausgehend<br />

von Graz, durch ganz Österreich<br />

tourt, erstmals öffentlich<br />

präsentiert.<br />

Von links: LAbg. Mag. a Uschi Lackner, Dr. Reinhard Meier,<br />

Inge Schafarik, LR Dr. in Bettina Vollath, LR Joschi Ackerl,<br />

Franz Pock (<strong>KF</strong> Tirol), Eva Klepp-Afritsch, Friedl Grundei (<strong>KF</strong> Wien)<br />

Dr. Reinhard<br />

Meier,<br />

Dr. in Bettina<br />

Vollath,<br />

Joschi Ackerl<br />

26. Februar<br />

Pressekonferenz, Gedenktafelenthüllung und<br />

Eröffnung der Wanderausstellung, Graz<br />

9. März Österreichweiter Festakt, Graz<br />

10. – 12. Mai Jubiläumspfingstlager, Mödling<br />

17. Mai<br />

17. Mai<br />

Landeskonferenz der <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark<br />

in den Kammersälen, Graz<br />

Enthüllung eines künstlerischen Erinnerungszeichens<br />

an Anton Afritsch im Volksgarten, Graz<br />

17. Mai Großes Spielefest im Volksgarten, Graz<br />

20. Juni Kinderrechte-Demonstration – Kidsparade, Graz<br />

9. – 19.<br />

Juli<br />

Herbst<br />

5.–14.<br />

September<br />

November<br />

Gedenktafelenthüllung<br />

Dr. Reinhard Meier, Dr. in Bettina Vollath, Joschi Ackerl,<br />

Eva Klepp-Afritsch, Gernot Rammer<br />

Steirischer<br />

Veranstaltungskalender 2008<br />

Sommerferienaktion und<br />

»Fest der Freundschaft«, Döbriach, Kärnten<br />

Gemeinschaftsprojekt mit dem Verlag »Jugend & Volk«<br />

zur Förderung des kindlichen Fremdsprachenerwerbs<br />

Zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen<br />

rund um den Welttag des Kindes<br />

Aktionen anlässlich des Internationalen Tages<br />

der Kinderrechte am 20. November


Festakt<br />

JAHRHUNDERTIDEE <strong>Kinderfreunde</strong><br />

Österreichweiter Festakt in Graz<br />

Als erste österreichweite Großveranstaltung im Jubiläumsjahr<br />

2008 wurde am 9. März das 100-jährige Bestehen der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

im Rahmen eines feierlichen Festaktes in Graz gefeiert.<br />

Mit einem stolzen Rückblick<br />

feierten rund 500<br />

geladene Gäste den<br />

runden Geburtstag der größten<br />

Familienorganisation Österreichs.<br />

Zahlreiche ehemalige und aktive<br />

MitarbeiterInnen und FunktionärInnen,<br />

VertreterInnen aus befreundeten<br />

Organisationen und<br />

auch eine Reihe prominenter<br />

Persönlichkeiten wie LH Mag.<br />

Franz Voves und NRAbg. FSG-<br />

Vorsitzender Wilhelm Haberzettl<br />

konnten vom Landesvorsitzenden<br />

Dr. Reinhard Meier begrüßt<br />

werden.<br />

Nationalratspräsidentin Mag. a<br />

Barbara Prammer, die die <strong>Kinderfreunde</strong><br />

als »Organisation, in der<br />

Demokratie gelebt und gelernt<br />

wird« und in der »Toleranz, Verständnis<br />

füreinander sowie Minderheiten<br />

und andere Meinungen<br />

akzeptieren nicht nur Schlagwörter<br />

sind« beschreibt, verlieh<br />

im Zuge des Festaktes Auszeichnungen<br />

der Republik Österreich<br />

an besonders verdiente FunktionärInnen<br />

der <strong>Kinderfreunde</strong>, unter<br />

ihnen Alois Mandl (Ortsgruppe<br />

Graz-Gries) von den steirischen<br />

<strong>Kinderfreunde</strong>n.<br />

Bundesvorsitzender LR Joschi<br />

Ackerl schloss seine Rede mit<br />

dem Apell: »Dieses Land ist durch<br />

die <strong>Kinderfreunde</strong> mitverändert<br />

worden. Tun wir das weiter!« LH<br />

Franz Voves betonte in seinen<br />

Grußworten: »Es gibt nichts<br />

Wichtigeres, als unseren Kindern<br />

Werte mitzugeben.« NAbg. und<br />

FSG-Vorsitzender Wilhelm Haberzettl<br />

legte besonderes Gewicht<br />

auf die Berührungspunkte<br />

von Gewerkschaft und <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />

von Beginn an und betonte,<br />

dass das Gemeinsame<br />

auch heute überwiege. Auch<br />

Bundespräsident Dr. Heinz Fischer,<br />

Bundeskanzler Dr. Alfred<br />

Gusenbauer und Ehrenvorsitzende<br />

der österreichischen <strong>Kinderfreunde</strong><br />

sowie BM a. D. Gertrude<br />

Fröhlich-Sandner sandten per Videobotschaft<br />

berührende Grußworte<br />

und wünschten den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />

viel Kraft und Engagement<br />

im Interesse unserer<br />

Kinder und Familien für die<br />

nächsten 100 Jahre.<br />

Mit dem <strong>Kinderfreunde</strong>chor<br />

Fohnsdorf-Wasendorf, einer Grazer<br />

Jugendband, einer Swing-<br />

Kapelle, einer Theatergruppe, Videos<br />

und Kurzclips, Videoanimationen<br />

und Highlights wie eine<br />

Riesen-Geburtstagstorte und<br />

Hunderte Luftballons wurde die<br />

Veranstaltung zu einem Festtagsevent,<br />

auf dem sich die österreichischen<br />

<strong>Kinderfreunde</strong> als<br />

erfolgreiche, stolze und »junge«<br />

Kinder- und Familienorganisation<br />

präsentierten.<br />

Nationalratspräsidentin<br />

Mag. a Barbara Prammer verleiht<br />

Alois Mandl, Ortsgruppe Graz-<br />

Gries, eine Auszeichnung der<br />

Republik Österreich<br />

Von links: Bundesvorsitzender Joschi Ackerl, Landesvorsitzender<br />

Dr. Reinhard Meier, Vorsitzender der <strong>Kinderfreunde</strong> Salzburg Rudolf<br />

Barkmann, Nationalratspräsidentin Mag. a Barbara Prammer,<br />

Vorsitzende der Wiener <strong>Kinderfreunde</strong> Erni Graßberger mit Kindern<br />

des <strong>Kinderfreunde</strong>chors Fohnsdorf-Wasendorf<br />

Ein Geburtstagsständchen des <strong>Kinderfreunde</strong>chors unter der Leitung<br />

von Ingrid Kropf jun. (im Hintergrund: Joschi Ackerl, Bernd Dobesberger,<br />

Rudolf Barkmann, Dr. Reinhard Meier und Erni Graßberger)<br />

5


6<br />

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Pöls nützt seit nunmehr fünf<br />

Jahren die Chance, über einen<br />

Jugendaustausch mit der kroatischen<br />

Tourismusgemeinde Medulin<br />

sich als »Plattform des europäischen<br />

Gedankens« zu präsentieren<br />

und ihre kommunalen Stärken<br />

hervorzuheben.<br />

Die völkerverbindende Partnerschaft<br />

hat ihren Ursprung vor allem<br />

in dem Bemühen, Menschen kennenzulernen,<br />

wie sie wirklich sind<br />

oder wie sie sich selbst sehen. Eine<br />

der Früchte des gegenseitigen Verständnisses<br />

ist die Korrektur falscher<br />

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Vorstellungen, die Überwindung<br />

von Vorurteilen. So unterschiedlich<br />

die Kulturen in den beiden Gemeinden<br />

auch sind, sie leben den Dialog<br />

trotz und gerade wegen ihrer unterschiedlichen<br />

Kulturen!<br />

Dieses landesweit einzigartige Projekt<br />

ist ein nachhaltiges Zeichen für<br />

den offenen Geist im Sinne der europäischen<br />

Idee! Nie wieder Krieg!<br />

Diese Botschaft bestimmte einst die<br />

Gründung der Europäischen Union<br />

und diesen Grundgedanken birgt<br />

auch die völkerverbindende Partnerschaft<br />

zwischen Medulin und<br />

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Pöls: Plattform des europäischen Gedankens<br />

Pöls in sich. »Während unsere Väter<br />

sich noch im Krieg in feindlichen<br />

Lagern gegenübergestanden waren,<br />

sehen wir heute die Meduliner<br />

Bevölkerung als unsere Freunde,<br />

bauen Vorurteile ab und haben<br />

mit der Istrischen Küstenstadt ei-<br />

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nen bestens funktionierenden Jugendaustausch.<br />

»Für uns ist es eine<br />

Selbstverständlichkeit, den Dialog<br />

zwischen Menschen verschiedener<br />

Herkunft partnerschaftlich zu führen«,<br />

so der Pölser Bürgermeister<br />

Ernst Korp.<br />

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7


8<br />

Gerhard Buchgraber<br />

Gründung der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

in Graz 1908<br />

1910: Ferienaktion für Arbeiterkinder in Hundsdorf<br />

1917: Ferienkolonie Hundsdorf<br />

Kriegskinderhort Graz<br />

I. Gesellschaftliche Lage<br />

um die Jahrhundertwende<br />

Dass gerade in Graz – acht Jahre<br />

nach der Jahrhundertwende von<br />

1900 – die Gründung eines neuen<br />

Arbeitervereins erfolgte, der<br />

sich speziell der Kinder der Arbeiterschaft<br />

annahm, ist kein historischer<br />

Zufall. Die spezifische soziale<br />

Lage in der Stadt, nach dem<br />

ungebremsten Strukturwandel<br />

des Kapitalismus in der Habsburgermonarchie<br />

(vgl. S. Good,<br />

1984), in Verbindung mit der Person<br />

Anton Afritsch als geistigem<br />

Haupt der neuen Bewegung, gaben<br />

dafür den Ausschlag. Afritsch<br />

selbst berichtet im sozialdemokratischen<br />

Periodikum »Der<br />

Kampf« (1909):<br />

»Seit fast zwei Jahren besteht bei<br />

uns in Graz der Arbeiterverein ›<strong>Kinderfreunde</strong>‹,<br />

ein Verein, der sich, wie<br />

schon der Name besagt, mit den<br />

Kindern der Arbeiter beschäftigt. Es<br />

ist der einzige in seiner Art in Österreich<br />

und auch vom Ausland ist uns<br />

nichts Ähnliches bekannt.«<br />

Um die Gründungszusammenhänge<br />

besser verstehen zu können,<br />

sollen nachfolgend jene drei<br />

Aspekte anhand der Quellen in<br />

wenigen Strichen nachgezeichnet<br />

werden, die dafür maßgeblich<br />

waren:<br />

• Sozialökonomische<br />

Voraussetzungen in Graz<br />

• Biographische Dimension<br />

des Gründers<br />

• Geistige Situation der Zeit<br />

1) Sozialökonomische<br />

Voraussetzungen<br />

Die Zeit des letzten Viertels des<br />

19. Jahrhunderts ist die Zeit des<br />

historischen Durchbruchs des<br />

Kapitalismus in Österreich. Nach<br />

zögerlichen Anfängen setzt nach<br />

der großen Weltwirtschaftskrise<br />

1873 ein Strukturwandel des Kapitalismus<br />

ein, den die historische<br />

Gründung<br />

Forschung als europäischen Imperialismus<br />

bezeichnet. Kapitalkonzentration<br />

und Monopolisierung<br />

sind die herausragenden<br />

Kennzeichen (Hautmann/Kropf,<br />

1974. S. 81). Mit der kapitalistischen<br />

Industrie entsteht in den<br />

städtischen Zentren der Monarchie<br />

auch eine Arbeiterklasse als<br />

neue soziale Schicht. In diese Zeit<br />

fällt daher nicht nur die Gründung<br />

der Sozialdemokratie<br />

1888/89 als einheitliche politische<br />

Partei unter der Führung<br />

von Viktor Adler, sondern fast genau<br />

20 Jahre dannach die Gründung<br />

der <strong>Kinderfreunde</strong> als sozialdemokratischer<br />

Arbeiterverein.<br />

Die sozialdemokratische Abeiterbewegung<br />

Österreichs entdeckte<br />

sozusagen die Kindheit und<br />

mit ihr die Bedeutung und Notwendigkeit<br />

einer Familienorganisation,<br />

die dringend gebraucht<br />

wurde, wollte man als politische<br />

Bewegung für ein neues Familienbild<br />

eintreten und diese Frage<br />

nicht allein den konservativen<br />

und klerikalen Einrichtungen<br />

überlassen.<br />

Die sozialökonomische Lage in<br />

Graz um diese Zeit ist geradezu<br />

katastrophal. Die Straßenkinder<br />

von Graz bilden eine unübersehbare<br />

soziale und menschliche<br />

Not, von deren Ausmaß man sich<br />

heute kaum eine Vorstellung machen<br />

kann. Die Quellen der Zeit<br />

können hier nur exemplarisch einige<br />

Ausschnitte wiedergeben:<br />

»Monatsbudget einer Grazer Arbeiterfamilie<br />

um 1900: Mann (48 J.),<br />

Frau (48 J.), 8 Kinder, davon 2 verstorben,<br />

2 außer Haus, 4 Kinder im<br />

Alter von 4, 10, 11, 12 Jahren, der<br />

Mann arbeitet in einer Schuhfabrik<br />

mit einem Wochenlohn v. 6 Gulden,<br />

tägliche AZ: 10 Stunden.<br />

Einnahmen: Monatslohn, Bettgehereinnahmen<br />

u. Heimarbeit<br />

insgesamt 50,78 Gulden. Alles muss<br />

für unmittelbare Lebenshaltung<br />

ausgegeben werden, davon 65 %


Gründung<br />

für Nahrungsmittel, 25 % für Wohnung,<br />

10 % für Kleidung und alle<br />

sonstigen Bedürfnisse, keine Kranken­<br />

od. Altersvorsorge, elende<br />

Wohn­ und Ernährungsverhältnisse«<br />

(St. Riesenfellner, 1989).<br />

Die Armenviertel von Graz breiteten<br />

sich in den sogenannten Vorstädten<br />

aus. Die bürgerliche Stadt<br />

– heute die Bezirke Innenstadt,<br />

Leonhard, Geidorf – war von den<br />

Armenvierteln geradezu umringt.<br />

In diese Situation hinein<br />

kommt Anton Afritsch, gebürtiger<br />

Klagenfurter, selbst ein uneheliches<br />

Kind einer Fabriksarbeiterin,<br />

also aus jener sozialen<br />

Schicht kommend, die zu den<br />

Hauptleidtragenden des Kapitalismus<br />

der Zeit gehörten. Daraus<br />

resultierte seine Empathie für die<br />

Kinder seiner Klasse. Sein großes<br />

Herz für Kinder galt allen Kindern,<br />

nicht nur den wohlerzogenen,<br />

sondern auch den sogenannten<br />

»Pülchern« (A. Afritsch, 1909), weil<br />

er die prägende Kraft jener sozialen<br />

Faktoren erkannte, die später<br />

die Wissenschaft mit Sozialisation<br />

umschrieb. Massenelend und<br />

triste Lebensumstände waren für<br />

die Arbeiterklasse der Zeit prägend.<br />

Weder Kultur noch Bildung<br />

spielten in dieser Welt eine große<br />

Rolle, häufig überschattete das<br />

alleinige Ringen um die materielle<br />

Existenz alles andere (Vocelka,<br />

2002).<br />

1933: Tagesheimstätte am Pfeifferhof<br />

1912: Ausflüge von Grazer Kindern auf den Pfeifferhof<br />

1920: 1. Mai-Wanderung<br />

2) Biographische Dimension:<br />

Anton Afritsch (1873–1924)<br />

Anton Afritsch wurde 1873 in Klagenfurt<br />

geboren und hatte selbst<br />

eine schwere Kindheit. Seinen<br />

Vater kannte er nicht, er wuchs<br />

bei seiner überstrengen Großmutter<br />

auf mit »wenig häuslicher<br />

Wärme und Liebe« (A. Afritsch d.<br />

J., 1977) und musste früh sein<br />

Geld selbst verdienen (A. Magaziner,<br />

1975). Kinderarbeit war in<br />

dieser Zeit an der Tagesordnung.<br />

So zeigt eine Erhebung des Zentralvereins<br />

der österreichischen<br />

Lehrerschaft für die Jahrhundertwende,<br />

dass von den rund 80.000<br />

befragten Kindern 28,5 % er-<br />

9


10<br />

1921: Schuhplattler der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

werbstätig waren, davon rund<br />

zwei Drittel in der Landwirtschaft<br />

(J. Deutsch, Kampf, Jg.1, 1908).<br />

Schon 1916 stieg der Anteil auf<br />

52,5 % der 13- bis 14-Jährigen<br />

(O. Glöckl ebd.).<br />

Was wir heute an spärlichen Angaben<br />

zu Afritsch’ Lebensgeschichte<br />

noch finden können, so<br />

geht daraus hervor, dass er in seinem<br />

Bildungsgang Autodidakt<br />

war. Nach der Volksschule ging er<br />

in Kärnten in die Tischlerlehre, die<br />

er mit der Gesellenprüfung abschloss.<br />

Wie es damals üblich war<br />

begab er sich als junger Handwerksgeselle<br />

auf die Walz. Diese<br />

Lehr- und Wanderjahre führten<br />

ihn arbeitsuchend durch viele<br />

Gebiete der Monarchie. Längere<br />

Zeit hielt er sich in Linz auf,<br />

schließlich zog er nach Graz.<br />

Familie Afritsch im Jahre 1904<br />

In Graz kam er bald mit der Gewerkschaftsbewegung<br />

in Berührung<br />

und übernahm die Funktion<br />

des Obmanns der Holzarbeiter.<br />

In dieser Zeit lernte er seine<br />

spätere Frau kennen, ihre Trauung<br />

fand in der alten Münzgrabenkirche<br />

statt. Fünf Kinder entstammten<br />

dieser Ehe, darunter<br />

der spätere Innenminister Josef<br />

Afritsch (1901) und der steirische<br />

Landtagspräsident Anton Afritsch<br />

d. J. (1902).<br />

Afritsch war auch ein großer Bücherfreund<br />

und seinen Bildungshunger<br />

konnte er durch fortdauerndes<br />

Selbststudium zu vielen<br />

Bereichen des Wissens stillen.<br />

Ganz in der Tradition der Aufklärung<br />

stehend haben ihn Rousseaus<br />

»Emile« und »Wie Gertrud<br />

ihre Kinder lehrt« in seiner pädagogischen<br />

Perspektive beeinflusst,<br />

auch in dem Werk von Ellen<br />

Key, »Das Jahrhundert des<br />

Kindes«, fand Anton Afritsch eine<br />

geistige Basis für seine lebensreformerische<br />

Initiative (A. Afritsch<br />

d. J. 1977). Bald trat er in die Redaktion<br />

des »Arbeiterwillen« ein,<br />

des polititischen Organs der steirischen<br />

Sozialdemokratie. Was<br />

die Gründung der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

von allen anderen Vereinen der<br />

Zeit, die sich der Verbesserung<br />

der Lage der Kinder zuwandten,<br />

unterschied, war von Anfang an<br />

die Zielsetzung, keine von den<br />

gesellschaftlichen Implikationen<br />

XXXXXX<br />

losgelöste Vereinspraxis zu führen,<br />

sondern der Verein sollte sich<br />

»fortschrittliche Erziehungsgrundsätze<br />

zum Ziel setzen, Eltern und<br />

Erzieher sollten den Kindern durch<br />

Führen einer partnerschaftlichen<br />

Ehe, durch solidarisches Verhalten<br />

sowie durch Ablehnung der Prügelstrafe<br />

zu einem Vorbild werden«<br />

(Ed. Staudinger, 1984). Und Afritsch<br />

selbst schreibt 1910 dazu, wenn<br />

er aufgeordert, in diese Richtung<br />

verstärkt publizistisch zu wirken:<br />

»Wie schön wäre es, wenn wir neben<br />

unseren anderen Verbandsorganen<br />

ein solches hätten für diese<br />

Sache. Erziehung und Ratschläge<br />

für die Eltern könnte es in einem Teile,<br />

Lust und Freude für die Kinder in<br />

seinem anderen Teile bringen«.<br />

Aber in beide Richtungen hin geschehe<br />

zu wenig und Afritsch<br />

mahnt: »Wer die Jugend hat, hat<br />

die Zukunft, und die Jugend beginnt<br />

nicht erst mit dem 14. Jahr.«<br />

(Der Kampf, 1909)<br />

1917 übernimmt Afritsch – zehn<br />

Jahre nach der Einführung des allgemeinen<br />

und gleichen Wahlrechts<br />

für Männer – noch während<br />

des 1. Weltkriegs ein Gemeinderatsmandat<br />

in Graz und wird nach<br />

der »österreichischen Revolution<br />

1919« (O. Bauer, 1923) und der damit<br />

einhergehenden Neuwahl der<br />

Stadtregierung Stadtrat für Jugendfragen.<br />

Das Amt behielt er<br />

bis zu seinem plötzlichen Tod mit<br />

51 Jahren am 7. Juli 1924.


1920: Sportübungen der Pfeiferlbuben<br />

3) Geistige Situation der Zeit<br />

Der Begriff des »Fin de Siècle«,<br />

eine Art Endzeitstimmung des<br />

auslaufenden Jahrhunderts, charakterisiert<br />

die geistige Lage der<br />

Zeit. Zwischen »Unentwegtheit<br />

und Apathie« zeige sich die geistige<br />

Öffentlichkeit, so Karl Kraus<br />

1899 in der Nummer 1 seiner Zeitschrift<br />

»Fackel«, die dem Land daherleuchten<br />

solle, denn die Sonne<br />

sei hier – zum Unterschied zur Zeit<br />

Karls V. – noch nie aufgegangen.<br />

Zahlreiche lebensreformerische<br />

Initiativen der Zeit traten auch mit<br />

diesem Anspruch auf, das neue<br />

Leben zu suchen, um einen Ausweg<br />

aus den krassen und allseitig<br />

spürbaren Widersprüchen der kapitalistischen<br />

Entwicklung zu finden<br />

(wie z. B. R. Steiner, Wandervögel,<br />

… u.a.m.). Sie blieben aber oft<br />

in der bürgerlichen und konservativen<br />

Weltsicht verhaftet. Zu Recht<br />

hat daher die jüngere historische<br />

Forschung in der Gründung der<br />

<strong>Kinderfreunde</strong> die Perspektive einer<br />

spezifisch sozialistischen Lebensreformbewegung<br />

(E. Staudinger,<br />

1984) erkannt, die sich in<br />

der ersten Republik noch zunehmend<br />

stärker ausprägte und mit<br />

den Namen Max Adler (»Neue<br />

Menschen«), O. F. Kanitz (»Das proletarische<br />

Kind«) und Max Winter<br />

(vgl. St. Riesenfellner, Sozialreporter,<br />

1987) verbunden ist.<br />

Die Auflösung traditioneller Normen<br />

und Werte in der Zeit zu-<br />

nehmender kapitalistischer Entwicklung<br />

führten neben den<br />

zahlreichen lebensreformerischen<br />

Strömungen auch zu einigen<br />

fürsorgerischen Maßnahmen<br />

staatlicher Stellen, um die<br />

größte Not zu lindern. Meist waren<br />

diese in karitativen Vereinen<br />

adeliger oder bürgerlicher Mäzene<br />

organisiert. Der Bericht der<br />

Steiermärkischen Zentralstelle<br />

für Erholungsfürsorge 1924 führt<br />

36 Vereine in der Steiermark auf,<br />

darunter weisen die <strong>Kinderfreunde</strong><br />

die größte betreute Kinderanzahl<br />

aus, mit 26,3 % aller steirischen<br />

Kinder. Die <strong>Kinderfreunde</strong><br />

waren dabei aber der einzige<br />

Selbsthilfeverein von Eltern der<br />

steirischen Arbeiterschaft mit erklärt<br />

demokratischen Erziehungsgrundsätzen.<br />

II. Organisationsentwicklung<br />

1908–1918<br />

Fast zwei Jahre lang blieb der Verein<br />

<strong>Kinderfreunde</strong> allein auf Graz<br />

beschränkt, erst weiterer Aufrufe<br />

und Anregungen von Afritsch<br />

hatte es bedurft, diese Idee zu<br />

verbreiten und die anfängliche<br />

Skepsis auch innerhalb der Arbeiterbewegung<br />

zu überwinden.<br />

Die ausführliche Schilderung<br />

durch Afritsch im »Kampf« 1909<br />

zeigt sehr deutlich dieses Bestreben.<br />

In Graz vergrößerte sich der<br />

Verein von anfänglich 60 Gründungsmitgliedern<br />

auf 1.000 in-<br />

Ortsgruppe Eggenberg in den 20er Jahren<br />

1919: Die Pfeiferlbuben des Arbeitervereins »<strong>Kinderfreunde</strong>« in Graz<br />

11


12<br />

1912: Sonntagswanderung auf den Steinberg<br />

Baden am Pfeifferhof in den 20er-Jahren<br />

nerhalb dieser Zeit. Erst 1910 erfolgte<br />

die Gründung eines weiteren<br />

Vereins in Wien-Floridsdorf<br />

(Tesarek, 1958). Dann allerdings<br />

ging es Schlag auf Schlag und<br />

schon 1913, zum fünfjährigen Jubiläum,<br />

konnten Gruppen aus<br />

Eggenberg, Andritz, Gösting (damals<br />

noch eigene Gemeinden),<br />

Frohnleiten, Bruck, Diemlach, Leoben,<br />

Fohnsdorf, Marburg und<br />

Fürstenfeld genannt werden<br />

Auch in Kärnten und Salzburg (als<br />

Alpenländischer Verband) und in<br />

Niederösterreich und Wien erfolgtenOrtsgruppengründungen,<br />

wo 1915 mit 20 Ortsgruppen<br />

ein erster Höhepunkt erreicht<br />

wurde (A. Tesarek, 1958).<br />

Einen schweren Rückschlag<br />

brachte die Katastrophe des ersten<br />

Weltkriegs. Die <strong>Kinderfreunde</strong><br />

zählten nicht zu jenen, die<br />

der allgemeinen Kriegsbegeisterung<br />

zujubelten. So konnte man<br />

in der Monatszeitschrift »Der<br />

Kinderfreund« (erstmals 1912 erschienen)<br />

lesen: »Und nicht zuviel<br />

jubeln über den Krieg …und nicht<br />

vergessen, dass er eine furchtbare<br />

Blutschuld ist, die namenloses Leid<br />

über die Völker gebracht hat«.<br />

Auch A. Afritsch berichtet: »Der<br />

Krieg hat vieles zerstört. Die von<br />

Idealismus beseelten Eltern von<br />

damals haben vielfach Eltern Platz<br />

gemacht, die den Weg zum Verein<br />

nur gefunden haben, um ihre Kinder<br />

vor der dringendsten Not des<br />

Tages zu schützen. Die Erziehungsarbeit<br />

ist zu bloßer Fürsorgearbeit<br />

herabgesunken.« (A.Tesarek, 1958).<br />

Trotz alledem reifte in den<br />

Kriegsjahren vieles innerhalb der<br />

neuen Organisation heran, was<br />

später dann zum Durchbruch<br />

kam. So wurde die Vereinigung<br />

der alpenländischen und niederösterreichischen<br />

Vereine zum<br />

»Reichsverein« (25.2.1917) herbeigeführt,<br />

mit Max Winter als<br />

erstem und Anton Afritsch als<br />

zweitem Obmann, mit 30 Ortsgruppen<br />

und fast 10.000 Mitgliedern.<br />

Erst nach Ende des Krieges,<br />

in der ersten Republik, stieg die<br />

Zahl der Mitglieder und Ortsgruppen<br />

dann sprunghaft an<br />

und erreichte 1924 bereits eine<br />

Größe von 355 Ortsgruppen und<br />

etwas über 90.000 Mitglieder<br />

(Rote Saat, 1925).<br />

III. Die Zeit der ersten<br />

Republik 1919–1933<br />

In der Zeit der Ersten Republik<br />

wandten sich die <strong>Kinderfreunde</strong><br />

nun als proletarische Massenor-<br />

ganisation immer stärker den Fragen<br />

einer klassenkämpferisch<br />

betonten sozialistischen Erziehung<br />

zu. Ganz im Zeichen des<br />

Austromarxismus erfolgte eine<br />

theoretische Begründung ihrer<br />

praktischen Kindererziehungsarbeit.<br />

Max Adlers Buch »Neue<br />

Menschen«(1924), die von F. Kanitz<br />

herausgegebene »Sozialistische<br />

Erziehung« (seit 1921) und<br />

Alfred Adlers Individualpsychologie<br />

(seit 1926) sind die herausragenden<br />

Beiträge zu diesem Konzept.<br />

Die sogenannte »Schönbrunner<br />

Schule« wurde zum<br />

Zentrum der sozialistischen Erziehung<br />

im neuen Österreich.<br />

Auch die neuen Statuten (1922),<br />

die jene von 1917 ablösten, sollten<br />

den sozialistischen Erziehungsgedanken<br />

festigen, der im wesentlichen<br />

an drei Punkten konzeptionell<br />

festgemacht wurde:<br />

1. Kritische Erziehung<br />

(»Erziehung zur Klarheit«)<br />

2. Freie Erziehung<br />

(das Ziel sind »innerlich freie<br />

Menschen«) und<br />

3. Erziehung zur Solidarität und<br />

gegenseitiger Hilfe, die vor allem<br />

durch die Betonung der<br />

Quellen und Literatur:<br />

E Afritsch Anton,<br />

Für unsere Kinder; in:<br />

Der Kampf, Jg. 3, Wien, 1909.<br />

E Bauer Otto, Die österreichische<br />

Revolution. Wien, 1923.<br />

E Deutsch Julius,<br />

Gegen die Kinderarbeit; in:<br />

Der Kampf, Jg.1, Wien, 1908.<br />

E Good David F.,<br />

Der wirtschaftliche Aufstieg<br />

des Habsburgerreiches.<br />

Wien-Köln-Graz, 1984.<br />

E Hautmann J./Kropf R.,<br />

Die österreichische Arbeiterbewegung.<br />

Wien, 1974.<br />

E Kraus Karl,<br />

Die Fackel, Nr. 1, Wien, 1899.<br />

E Langhof K.,<br />

Mit uns zieht die neue Zeit.<br />

Pädagogik und Arbeiterbewegung.<br />

Bochum, 1983.<br />

E Magaziner Alfred,<br />

Die Wegbereiter.<br />

Aus der Geschichte der<br />

Arbeiterbewegung.<br />

Wien, 1975.<br />

Gründung<br />

emotionalen Komponente der<br />

Gemeinschaftsbildung in den<br />

Kindergruppen angestrebt<br />

wurde (Langhof,1983).<br />

Am Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise<br />

1929 zählten die <strong>Kinderfreunde</strong><br />

erstmals über 100.000<br />

Mitglieder in zahlreichen Ortsgruppen<br />

(363) und wurden zur<br />

stärksten Kulturorganisation der<br />

Arbeiterbewegung neben Partei,<br />

Gewerkschaft und Genossenschaft.<br />

Mit dem 12. Februar 1934 begann<br />

jedoch die blutige Verfolgung<br />

der Sozialisten, der auch zahlreiche<br />

»<strong>Kinderfreunde</strong>« zum Opfer<br />

fielen, die Organisation wurde<br />

verboten und mit Gewalt aufgelöst,<br />

das erarbeitete Vereinsvermögen<br />

beschlagnahmt. Führende<br />

Proponenten mussten emigrieren<br />

(wie Max Winter) oder sind<br />

im KZ umgekommen (so F. Kanitz<br />

in Buchenwald 1940). Elf Jahre faschistische<br />

Diktatur und Zweiter<br />

Weltkrieg brachten Millionen<br />

Menschen Tod und Verderben,<br />

ehe im Dezember 1945 in Salzburg<br />

mit dem Neuaufbau der<br />

<strong>Kinderfreunde</strong> begonnen werden<br />

konnte.<br />

E Riesenfellner Stephan (Hg.),<br />

Arbeiterleben. Graz, 1989.<br />

E Rote Saat.<br />

Fünfter Bericht des<br />

sozialdemokratischen<br />

Erziehungs- und Schulvereins.<br />

Wien, 1926.<br />

E Staudinger Eduard,<br />

Die andere Seite des<br />

Arbeiteralltags ( = Für Freiheit,<br />

Arbeit und Recht.<br />

Zur gleichnamigen<br />

Wanderausstellung:<br />

Steirische Arbeiterbewegung).<br />

Graz, 1984.<br />

E Tesarek Anton, Die Österreichischen<br />

<strong>Kinderfreunde</strong><br />

1908–1958. Wien, 1958.<br />

E Tätigkeitsbericht der<br />

Zentralstelle für Erholungsfürsorge,<br />

hg. v. M. Lobenwein.<br />

Graz,1924.<br />

E Vocelka Karl,<br />

Geschichte Österreichs.<br />

Kultur-Gesellschaft-Politik.<br />

München, 4.A., 2002.


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Lafnitztal 290 m über dem Meeres spiegel<br />

und hat derzeit 1.284 Einwohner.<br />

Mit vielen Spazierwegen in einer<br />

wald reichen Landschaft ist Neudau<br />

ein idealer Ort für alle, die Ferien<br />

machen wollen.<br />

Eine Besonderheit sind die inmitten des<br />

Waldes gelegenen zwei großen Teiche,<br />

die im Besitze der Familie Kottulinsky<br />

stehen. Hier sind Raritäten aus Fauna<br />

und Flora zu finden.<br />

Neudau ist vor allem eine sehr<br />

kinderfreundliche Gemeinde und bietet<br />

für die Kleinen und Jugend lichen attraktive<br />

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Erscheinungsort Graz<br />

Verlagspostamt: 8010 Graz, P.b.b.,<br />

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Redaktionsleitung:<br />

Dr. Reinhard Meier, MAS<br />

Mag. a Barbara Romar<br />

MitarbeiterInnen dieser Ausgabe:<br />

Mag. Gerhard Buchgraber, BBakk Alexandra<br />

Fischerauer, Ing. Mag. Dr. Bernd Kastenhuber,<br />

Andreas Loinig, Petz Macsek, Luis Pfeiler<br />

Fotos: <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark,<br />

Gesellschaft für steirische Kinderdörfer,<br />

Arno Friebes<br />

Impressum:<br />

Herausgeber und Medien inhaber (Verleger):<br />

<strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark<br />

Kaiserfeldgasse 22, 8010 Graz<br />

Tel.: 0316/82 55 12<br />

www.kinderfreunde-steiermark.at<br />

ZVR: 653016007<br />

Produktion und Anzeigen redaktion:<br />

Werbeagentur RoRo + Zec<br />

Hugo-Schuchardt-Straße 7, 8010 Graz<br />

Tel.: 0316/67 65 38, www.roro-zec.at<br />

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13


14<br />

Durch meine Brille<br />

Eine unvollständige Betrachtung der ehrenamtlichen Tätigkeiten der <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark ab 1970.<br />

Ein Interview mit Luis Pfeiler.<br />

Seit ihrer Gründung 1908 verfolgen<br />

die <strong>Kinderfreunde</strong> im Wesentlichen<br />

ein Ziel, das im Vereinsstatut<br />

als § 2 niedergeschrieben<br />

wurde: als nichtpolitischer<br />

Verein das geistige und leibliche<br />

Wohl der Kinder zu fördern.<br />

Seit 100 Jahren wird in Millionen<br />

von Stunden, mit Zehntausenden<br />

ehrenamtlichen MitarbeiterInnen<br />

dieses Ziel in der Steiermark<br />

verfolgt und Schritt für<br />

Schritt umgesetzt.<br />

Luis Pfeiler, ehemaliger Gebietsreferent<br />

und Landessekretär,<br />

gewährt uns Einblicke in diesen<br />

prägenden Zeitabschnitt.<br />

Unter welchen Voraussetzungen<br />

hast du die Funktion als<br />

Gebietsreferent übernommen?<br />

Spürbare gesellschaftliche Veränderungen<br />

Ende der 60er- und<br />

Anfang der 70er-Jahre veranlassten<br />

die Österreichischen <strong>Kinderfreunde</strong>,<br />

Strukturen und Inhalte<br />

der pädagogischen Aktivitäten<br />

neu zu überdenken. Auch den<br />

basisdemokratischen Bestrebungen<br />

jener Zeit wurde dabei versucht,<br />

Rechnung zu tragen.<br />

In Zusammenarbeit mit den<br />

FunktionärInnen aus den Bundesländern<br />

entwickelte die Bundesorganisation<br />

den »Pädagogischen<br />

Plan«.<br />

Die in diesem Zusammenhang<br />

neu eingesetzten GebietsreferentInnen<br />

waren ein wichtiger<br />

Bestandteil für die Umsetzung<br />

dieser Ziele. Die Kosten für diese<br />

hauptamtlichen MitarbeiterInnen<br />

wurden zwischen Bund und<br />

Ländern aufgeteilt.<br />

Was war der Vorteil dieser<br />

neuen Struktur?<br />

Es war die erklärte Absicht des<br />

»Pädagogischen Plans«, dass die<br />

Tätigkeit der GebietsreferentInnen<br />

den Ortsgruppen und der<br />

Schulungstätigkeit in den Bezir-<br />

ken zugute kommen sollte. Aus<br />

diesem Grund setzte die Landesorganisation<br />

Steiermark ihre GebietsreferentInnen<br />

in jenen Bezirken<br />

ein, in denen sie wohnten,<br />

denn sie kannten die FunktionärInnen<br />

und die Situation der einzelnen<br />

Ortsgruppen. Außerdem<br />

verkürzte sich dadurch die Anreise<br />

bei Ortsgruppentreffen.<br />

Im »Pädagogischen Plan« waren<br />

Jahresthemen vorgesehen.<br />

Wie wurden diese umgesetzt?<br />

»Teamquiz« war dann in diesem<br />

Rahmen eines der ersten Jahresthemen,<br />

die vom damaligen Landesvorsitzenden<br />

Karl Birzele im<br />

Kinderdorf Steinberg entwickelt,<br />

getestet und schließlich den steirischen<br />

Bezirks- und Ortsorganisationen<br />

als pädagogische Aktion<br />

angeboten wurden. Mit »Folge<br />

der Spur« stand den Gruppen<br />

bald darauf ein Jahresspiel der<br />

Bundesorganisation zur Verfügung.<br />

Dieses wurde in der Steiermark<br />

sehr gut angenommen,<br />

denn die Inhalte waren kindgemäß,<br />

die Ziele erreichbar, und es<br />

gab auch sehr attraktive Preise zu<br />

gewinnen.<br />

Bundes- und Landesthemen für<br />

die Ortsgruppen wechselten nun<br />

in unregelmäßiger Reihenfolge,<br />

wobei die Landesthemen fast<br />

immer von der Pädagogischen<br />

Landesstelle erarbeitet wurden.<br />

Die GebietsreferentInnen hatten<br />

dabei unterstützende Funktion.<br />

Bildung war immer schon<br />

ein Hauptanliegen der<br />

<strong>Kinderfreunde</strong>. Welche<br />

Maßnahmen dazu gab es in<br />

den 70ern und 80ern in der<br />

Steiermark?<br />

Für die Aus- und Weiterbildung<br />

der MitarbeiterInnen in den Ortsgruppen<br />

waren die pädagogi-<br />

schen GebietsreferentInnen und<br />

in einigen Bezirken auch ehrenamtliche<br />

SchulungsleiterInnen<br />

zuständig. Im Landesbereich<br />

wurden je ein Wochenendseminar<br />

im Frühjahr und eines im<br />

Herbst organisiert und durchgeführt.<br />

Ob die Themen der Seminare<br />

dem Bedarf der FunktionärInnen<br />

entsprach, konnte in vielen<br />

Fällen an der jeweiligen TeilnehmerInnenanzahl<br />

abgelesen<br />

werden. Nicht immer deckten<br />

sich die Ideen der Pädagogischen<br />

Landesstelle und der GebietsreferentInnen<br />

mit den Erwartungen<br />

der OrtsfunktionärInnen. Es<br />

passierte manchmal, dass vor allem<br />

die bildungspolitischen Seminarziele<br />

zu hoch angesetzt<br />

wurden.<br />

Wie wurden pädagogische<br />

Ziele in der Steiermark<br />

konkret umgesetzt? Welche<br />

Unterstützung gab es für die<br />

MitarbeiterInnen vor Ort?<br />

Um die pädagogischen MitarbeiterInnen<br />

in den Ortsgruppen in<br />

ihrer Tätigkeit zu unterstützen,<br />

entwickelte die Pädagogische<br />

Landesstelle zu den verschiedenen<br />

Anlässen, wie zum Beispiel<br />

Weihnachten, Tag des Kindes, Kinderfasching<br />

und vielen anderen,<br />

schriftliche Behelfe. Hierbei wurde<br />

besonders darauf geachtet, die<br />

pädagogische Linie der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

auf eine praktische Anwendbarkeit<br />

auszurichten.<br />

Am deutlichsten war die Ablehnung<br />

vieler FunktionärInnen zu<br />

spüren, als die Pädagogische<br />

Landesstelle Spiele ohne Verlierer<br />

zu Gunsten der bisher üblichen<br />

Wettbewerbe und Wettbewerbsspiele<br />

in Schulungen, in<br />

Arbeitsbehelfen und Seminaren<br />

vermittelte. Im Lauf der Zeit wurde<br />

diese Linie fast überall bei den<br />

<strong>Kinderfreunde</strong>n Standard. In diesem<br />

Bereich wurden die Ideen<br />

Interview<br />

der Pädagogischen Landesstelle<br />

in einem hohen Ausmaß erfolgreich<br />

in den Ortsgruppen umgesetzt.<br />

Kannst du uns besonders<br />

innovative und erfolgreiche<br />

Aktionen nennen?<br />

Dieses Umdenken bei vielen<br />

FunktionärInnen ermöglichte<br />

dann viele Jahresthemen, wie<br />

beispielsweise die Aktion Planquadrat<br />

»Überall die Nase rein«.<br />

Vor allem aber bot die Aktion<br />

»Kinderfreundliche Gemeinde«<br />

gute Umsetzungsmöglichkeiten<br />

in den Ortsgruppen. Das Ziel war,<br />

Kinder, Jugendliche und Eltern<br />

aktiv am Gestalten von Teilbereichen<br />

ihrer Gemeinde mitwirken<br />

zu lassen. Dieses gemeinsame<br />

Projekt der <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark,<br />

der Roten Falken und des<br />

Gemeindevertreterverbandes<br />

wirkte bei den teilnehmenden<br />

Gruppen überaus bewusstseinsbildend<br />

und war teilweise sehr<br />

erfolgreich. Dieses Thema wurde<br />

von der neu gegründeten »Kommunalen<br />

Beratungsstelle für Kinder-<br />

und Jugendbeteiligung«<br />

übernommen. Das war eine von<br />

vielen Aktionen, die unserem Anliegen<br />

einer Beteiligung der Menschen<br />

gerecht wurden und zur<br />

Demokratisierung der Gesellschaft<br />

beitrugen.<br />

Die Ortsgruppentätigkeit<br />

ist seit 100 Jahren Basis der<br />

<strong>Kinderfreunde</strong>arbeit. Wie<br />

entwickelte sie sich zu deiner<br />

Zeit?<br />

Die 70er- und 80er-Jahre waren<br />

eine Zeit, in der Ortsgruppengründungen<br />

keine Seltenheit<br />

waren. Neugründungen waren<br />

jedoch immer dann leichter<br />

möglich, wenn man Obleute von<br />

SPÖ-Lokalorganisationen zur Unterstützung<br />

gewinnen konnte.


Interview<br />

Diese Unterstützung und Hilfe<br />

vor Ort ist unerlässlich, nur so<br />

können die regionalen und örtlichen<br />

Bedürfnisse und Gegebenheiten<br />

berücksichtig und umgesetzt<br />

werden.<br />

Ein Beispiel bitte …<br />

Im Bezirk Leoben war man lange<br />

Jahre stolz darauf, dass es in jeder<br />

SPÖ-Lokalorganisation auch eine<br />

<strong>Kinderfreunde</strong>-Ortsgruppe gab.<br />

Landesweit gab es leider allerdings<br />

auch immer wieder <strong>Kinderfreunde</strong>-Gruppen,<br />

die stillgelegt<br />

oder aufgelöst wurden.<br />

Durch Neugründungen wurde<br />

dieses Manko, über das ganze<br />

Bundesland gesehen, anzahlmäßig<br />

mehr als wettgemacht.<br />

Doch manchmal kam es auch anders,<br />

so geschehen 1986. Ilse<br />

Mandl, eine Lehrerin, kam in das<br />

Büro der Landesorganisation und<br />

erklärte dort, in Birkfeld eine Ortsgruppe<br />

gründen zu wollen. Die<br />

Freude war groß, doch der Fairness<br />

halber wurde ihr erklärt, dass<br />

eine solche Tätigkeit natürlich<br />

auch mit Arbeit verbunden sei.<br />

Doch sie scheute diese Arbeit<br />

nicht. So wurde die Ortsgruppe<br />

Birkfeld gegründet und diese betreibt<br />

u. a. heute noch erfolgreich<br />

einen Tauschladen für Kinderbekleidung,<br />

wobei der Reinerlös der<br />

Kinderkrebshilfe zugute kommt.<br />

Für dieses soziale Engagement<br />

erhielt Ortsgruppe zweimal den<br />

Anton-Tesarek-Preis verliehen.<br />

Stichwort<br />

»Gender Mainstreaming«:<br />

Setzten die <strong>Kinderfreunde</strong><br />

auch hier Maßstäbe?<br />

Bei diesen Neugründungen und<br />

auch bei den Jahreshauptversammlungen<br />

von bestehenden<br />

Ortsgruppen wurden zunehmend<br />

mehr Frauen als Vorsitzende<br />

in den Vorstand gewählt. Ein<br />

Trend, der sich in den 90er-Jahren<br />

noch verstärkte.<br />

Zum 100-jährigen Bestandsjubiläum<br />

haben in der Steiermark fast<br />

50 % der Ortsgruppen weibliche<br />

Vorsitzende. Im Sinne der Gleichwertigkeit<br />

ist das eine erfreuliche<br />

Bilanz.<br />

Wie kann man sich die<br />

Arbeitsbedingungen in einer<br />

Orts gruppe konkret vorstellen?<br />

Lernt man die Situation der Ortsgruppen<br />

etwas genauer kennen,<br />

so stellt man unterschiedlichste<br />

Voraussetzungen für deren Aktivitäten<br />

fest. Das liegt zum Teil in<br />

der Persönlichkeitsstruktur des<br />

oder der Vorsitzenden und an<br />

der Unterstützung der MitarbeiterInnen,<br />

wie auch zum Teil an<br />

ihren Möglichkeiten vor Ort.<br />

Es gibt Ortsgruppen, die wie kleine<br />

Unternehmen mit eigenen<br />

Gebäuden und Ferienheimen<br />

geführt werden. Andere haben<br />

nur ein bis zwei angemietete<br />

Räume.<br />

Um ehrlich zu sein, gab und gibt es<br />

auch immer wieder einige wenige<br />

Gruppen, die nur »auf dem Papier«<br />

bestehen und von den FunktionärInnen<br />

aus den unterschiedlichsten<br />

Motiven – zumindest für einige<br />

Zeit – »gehalten« werden.<br />

Eine regelmäßige Gruppentätigkeit<br />

setzt viel Engagement, viel<br />

Zeit, geeignete Räumlichkeiten<br />

und viele MitarbeiterInnen voraus<br />

– und das alles in der Freizeit.<br />

Leider sind diese Voraussetzungen<br />

nicht zu jeder Zeit in jeder<br />

Ortsgruppe im erforderlichen<br />

Ausmaß gegeben.<br />

Wie wurde in solchen<br />

Situationen reagiert?<br />

Manchmal – wenn auch sehr selten<br />

– mussten Ortsgruppen nach<br />

einiger Zeit wirklich stillgelegt<br />

oder aufgelöst werden, einige<br />

Luis Pfeiler<br />

Male wurde die Tätigkeit nach<br />

einer Unterbrechung wieder aufgenommen.<br />

Einige konzentrierten ihre Energie<br />

auf neue, der jeweiligen Zeit<br />

bezogene Tätigkeitsfelder, wie<br />

z. B. die Gründung des Kinderschutzzentrums<br />

Oberes Murtal<br />

mit Unterstützung der Orstgruppe<br />

Knittelfeld oder das KIBIZ (Kindergarten,Nachmittagsbetreuung,<br />

KISPIBU) der Ortsgruppe<br />

St. Leonhard und verzeichneten<br />

damit sehr gute Erfolge. Andere<br />

wiederum verlagerten ihre<br />

Schwerpunkte auf meist offene<br />

Veranstaltungen und die Ferienaktion.<br />

Welchen neuen<br />

Herausforderungen hatten sich<br />

die <strong>Kinderfreunde</strong> zu stellen?<br />

Die Herausforderungen für die<br />

<strong>Kinderfreunde</strong> werden immer<br />

größer. Die Freizeitindustrie hat<br />

Kinder schon seit längerem als<br />

gewinnbringende Kunden entdeckt<br />

und bietet mit großem<br />

Werbeetat entsprechende Angebote.<br />

Wolfgang Schnelzer hat<br />

gemeinsam mit seinem Team in<br />

seiner Zeit als Landesvorsitzender<br />

begonnen, diesem Trend<br />

entgegenzusteuern. Erstaunlich<br />

viele Ortsgruppen führen nach<br />

wie vor regelmäßige Treffen mit<br />

ihren Kindern durch, und das<br />

trotz der bereits angesprochenen<br />

Ablenkungen und der intensiven<br />

schulischen Verpflichtungen.<br />

Deswegen finde ich die Be-<br />

schlüsse im Rahmen der Steyrer<br />

Erklärung, die Gruppentätigkeit<br />

mit österreichweit 100 Neugründungen<br />

zu forcieren und aufzuwerten,<br />

besonders wichtig.<br />

Die MitarbeiterInnen in den<br />

Ortsgruppen arbeiten ja in ihrer<br />

Freizeit, das heißt ehrenamtlich.<br />

Ist die ehrenamtliche Tätigkeit<br />

noch aktuell?<br />

Das Ehrenamt bei den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />

bedeutet, unentgeltlich<br />

für die Verbesserung der Situation<br />

von Kindern aktiv zu sein.<br />

Sicher müssen die <strong>Kinderfreunde</strong><br />

ständig dazulernen, aber auch<br />

ihre Vorhaben und Leistungen<br />

deutlich und laut an die Öffentlichkeit<br />

bringen. Dazu ist 2008 die<br />

Gelegenheit günstig wie schon<br />

lange nicht. Spricht man mit Eltern<br />

über die Freizeitbeschäftigung<br />

ihrer Kinder, so erhält man<br />

den Eindruck, als wäre die Anerkennung<br />

zur Gemeinschaftserziehung<br />

im Steigen begriffen.<br />

Sollte sich dieses Gefühl als Trend<br />

bestätigen, dann wäre das zum<br />

Jubiläum der <strong>Kinderfreunde</strong> ein<br />

schönes Geschenk.<br />

Danke für deine Einblicke<br />

in einige erfolgreiche und<br />

spannende Jahrzehnte der<br />

<strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark.<br />

Interview:<br />

Petz Macsek und<br />

Mag. a Barbara Romar<br />

15


16<br />

1975: Kasperlbus – Der Kasperl<br />

begeisterte die Kinder schon<br />

in den 70ern<br />

März 1992: Veranstaltung zur Aktion » Kinderfreundliche Gemeinde«<br />

in Leoben<br />

Tag des Kindes bei den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />

Der Welttag des Kindes wird bei den <strong>Kinderfreunde</strong>n seit 1948<br />

gefeiert. Im gesamten Bundesgebiet veranstalten Hunderte<br />

Ortsgruppen Aktionen, Feste und Veranstaltungen, die jeweils<br />

unter einem Jahresthema stehen. Begonnen wurde 1948 mit<br />

»Rote Herzen für Österreichs Kinder«. Eine unvollständige Auswahl<br />

soll »historische« Einblicke in diese – heute noch immer –<br />

aufrechte Tradition geben.<br />

1978: Welttag des<br />

Kindes, Leoben<br />

1983: Tag des Kindes<br />

Ortsgruppen<br />

1977: Aktion Osterhase, Bgm.-Stv.<br />

K. Stoiser, LR Dr. D. Strenitz<br />

1954: Tag des Kindes zum Thema: »Junge Heimat Europa«, Liezen<br />

1950:<br />

Tag des<br />

Kindes,<br />

Trabrennplatz<br />

Graz<br />

Historische<br />

Blitzlichter<br />

1981: Tag des Kindes, Graz-Andritz<br />

1978: Tag des Kindes, Graz-<br />

Eggenberg, mit dem ehem.<br />

LH-Stv. a. A. Adalbert Sebastian


Ortsgruppen<br />

1987: Skiffle-Band der <strong>Kinderfreunde</strong> Leoben bei<br />

einer Veranstaltung in der VS Göss<br />

1982: Aktion Osterhase,<br />

Graz mit A. Kostanjsek (re.)<br />

Aktion Osterhase<br />

Bereits 1968 begannen die vier Wohlfahrtsorganisationen Gesellschaft<br />

Österreichischer Kinderdörfer, die Lebenshilfe für Behinderte, die Österreichische<br />

Gesellschaft »Rettet das Kind« und die Österreichischen <strong>Kinderfreunde</strong><br />

Sammelaktionen unter dem Namen »Osterhase«, die Jahr für Jahr<br />

erfolgreicher wurden und deren Ehrenschutz u. a. die Bundespräsidenten<br />

Franz Jonas und Dr. Rudolf Kirchschläger übernommen hatten. Heute ist sie<br />

unter der Aktion »Licht ins Dunkel« bekannt, ein eigener Verein mit 7 Mitgliedern,<br />

darunter die Österreichischen <strong>Kinderfreunde</strong>.<br />

Wintertreffen in den 50ern in Vordernberg 2007: Tag des Kindes in Knittelfeld<br />

Die Ortsgruppe Afritschgarten in den frühen 50ern<br />

1981:<br />

Traditionelles<br />

Eismaskenfest<br />

am Grazer Hilmteich<br />

50er-Jahre: Tag des Kindes, Pfeifferhof:<br />

Freundschaft mit den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />

17


18<br />

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Die Gemeinde Seiersberg<br />

wird in den ältesten Urkunden<br />

vom 13. April 1148 mit<br />

›SIRISPERICH‹ bezeichnet.<br />

Vier Ortsteile bilden die<br />

Gemeinde, nämlich Gedersberg,<br />

Neuseiersberg,<br />

Seiersberg und Mantscha.<br />

Die Ortsteile Gedersberg<br />

und Neuseiersberg dienen in erster Linie der<br />

Wohnverbauung. Gedersberg ist zudem auch ein<br />

Naherholungsraum für Jung und Alt. Hier beginnt<br />

die Schilcherweinstraße und man kann sich hier an<br />

zahlreichen Buschenschanken laben.<br />

Im gesamten Gemeindegebiet von Seiersberg<br />

befinden sich zahlreiche Vereine, in welchen Sportarten<br />

wie Stockschießen, Bogenschießen, Reiten<br />

usw. ganzjährig betrieben werden. Weiters betreibt<br />

die Gemeinde Seiersberg im Winter auch einen Kinderschilift,<br />

einen Eislaufplatz und eine Langlaufloipe.<br />

In Seiersberg haben rund 7.000 Bürgerinnen und<br />

Bürger ihren Wohnsitz.<br />

Im Bereich des Gemeindeamtes befindet sich<br />

ein Seniorenwohnhaus sowie ein Tagesseniorenzentrum,<br />

das von der Volkshilfe geleitet wird.<br />

Unseren Kindern stehen eine Krabbelstube, drei<br />

Kindergärten und eine Volksschule mit Nachmittagsbetreuung<br />

zur Verfügung.<br />

Seiersberg ist Partnergemeinde der Gemeinde<br />

Hausham, Kreis Miesbach, Bayern, Deutschland und<br />

Lendava, Slowenien.<br />

Information:<br />

Gemeindeamt, Telefon 0316/282111 Fax DW 66<br />

E-Mail: gde@seiersberg.steiermark.at<br />

www.seiersberg.at<br />

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• Sport- und Kinderspielplätze<br />

• Bogenschießanlage<br />

• Tennisanlage<br />

• Schilift<br />

• Langlaufl oipe<br />

• Nordisches Jugendund<br />

Schülerzentrum<br />

• Reiterranch Rodeo<br />

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UND WENN ER JETZT ZU<br />

EINEM EINSATZ GERUFEN<br />

WIRD, WÄRE ER BEREIT.<br />

(Denn die 62.000 Steirerinnen und Steirer in ehrenamtlichen,<br />

freiwilligen Funktionen wissen, wie wichtig ihre Tätigkeit für<br />

die Allgemeinheit ist.)<br />

Ihnen allen gilt der Dank für ihren aufopfernden Einsatz bei<br />

kleinen und großen Katastrophen. Und jenen, die abseits stehen,<br />

gilt der Appell: Die steirischen Einsatzorganisationen brauchen<br />

Euch – z. B. die Freiwilligen Feuerwehren, das Rote Kreuz, die<br />

Bergrettung, die Rettungshundebrigade, die Wasserrettung oder<br />

die Höhlenrettung.<br />

DIE WICHTIGSTEN NOTRUFNUMMERN:<br />

112 Euro-Notruf, 122 Feuerwehr,<br />

130 Landeswarnzentrale, 133 Polizei,<br />

140 Bergrettung, 144 Rettung.<br />

Katastrophenschutz und Landesverteidigung<br />

kDer Landeshauptmann<br />

www.katastrophenschutz.steiermark.at<br />

19


20<br />

Von der Kinder-Erholung<br />

zur Ferienaktion<br />

Fahrt zur<br />

Erholungsaktion<br />

am<br />

Packer<br />

Stausee<br />

in den<br />

50er-<br />

Jahren<br />

1923: Kindergruppe in Hundsdorf<br />

1926: Erholungsheim Steinberg, Spielplatz<br />

Die Ferienheime und damit<br />

die Ferienaktionen haben<br />

eine lange Geschichte<br />

bei den steirischen <strong>Kinderfreunde</strong>n.<br />

Anton Afritsch, der Gründer<br />

der <strong>Kinderfreunde</strong> hatte damit<br />

begonnen, den Arbeiterkindern<br />

bei mehrtägigen Wanderungen<br />

und Reisen etwas Besonderes erleben<br />

zu lassen. Das positive<br />

Echo seitens der Eltern und der<br />

Kinder auf eine erstmals im Sommer<br />

1909 durchgeführte Wanderung<br />

(21. – 24. August 1909) mit<br />

etwa 40 Kindern auf den Hochlantsch<br />

animierte die VereinsfunktionärInnen<br />

und einige LehrerInnen,<br />

in den folgenden Jahren<br />

zu weiteren »Großausflügen«<br />

und Reisen: so 1910 bis 1914 jeweils<br />

10 – 14 Tage auf den Dobratsch<br />

in Kärnten, die Hohen Tauern,<br />

das Salzkammergut und<br />

auch nach Wien-Floridsdorf.<br />

1910 gab es die erste »Ferienkolonie«<br />

unter der persönlichen Leitung<br />

von Anton Afritsch samt<br />

Familie am »Seidlerhof« in Hörgas<br />

bei Gratwein. Gemeinsam mit<br />

dem »Verein zur Bekämpfung der<br />

Tuberkulose in der Steiermark«<br />

(1913) konnte die Kapazität des<br />

»Seidlerhofes« nach Um- und<br />

Ausbauten bis zum Sommer 1917<br />

auf 110 Kinder erweitert werden.<br />

Hörgas blieb kein Einzelfall. Die<br />

Schaffung von »Ferienkolonien«<br />

zählte bald zum erklärten Ziel aller<br />

leistungsfähigen Ortsgruppen.<br />

Kinder-Erholung<br />

Petz Macsek<br />

1919 wurde von den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />

unter Anton Afritsch das<br />

»Steinbergschlössl« (»Schloss<br />

Salm«) am Steinberg bei Graz angekauft,<br />

um ein Kinderheim zu<br />

errichten.<br />

Viele erholungsbedürftige Kinder<br />

kamen in den Genuss dieser<br />

»Ferienkolonie«. Auch heute<br />

noch werden die (modifizierten)<br />

Intentionen und Ideen der <strong>Kinderfreunde</strong>-Bewegung<br />

in der<br />

Anlage des Anton-Afritsch-Kinderdorfs<br />

am Steinberg gelebt<br />

und umgesetzt. (Siehe hiezu<br />

auch den Beitrag »Neues Leben<br />

im alten Schloss – Steinberg bei<br />

Graz«.)<br />

Es wurden weitere Erholungsheime<br />

errichtet, und zwar in Hundsdorf,<br />

in Eichberg, in Waldhaus,<br />

am Pfeifferhof bei Andritz und<br />

auf der Tollinghöhe bei Leoben.<br />

Durch die schrecklichen, die weitere<br />

Zukunft fürchterlich prägenden<br />

Ereignisse von 1934 und die<br />

von der damaligen Politik veranlasste<br />

Auflösung der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

wurden alle diese Einrichtungen<br />

beschlagnahmt.<br />

1945 wurden die »<strong>Kinderfreunde</strong>«<br />

wiedergegründet. Im »Bericht<br />

des Landesvorstandes zur<br />

Landeskonferenz 1947« heißt es<br />

unter anderem: »Im Kampf gegen<br />

Not und Hunger bemüht<br />

sich die Landesgruppe um die<br />

Errichtung möglichst vieler Erholungsheime.<br />

Es gelang, neben


Kinder-Erholung<br />

Bootsbau in Sekirn Aus den 50er-Jahren…<br />

1923: MitarbeiterInnen am Steinberg<br />

dem bereits bestehenden Dr.-<br />

Ehler-Haus und der Tollinghöhe<br />

den Pfeifferhof bei Andritz und<br />

das Wallisch-Heim in der Fölz in<br />

Betrieb zu nehmen.« Vierzig Jahre<br />

nach der Gründung der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

steht im Bericht zur<br />

Landeskonferenz 1948: »Die Erholungsaktionen<br />

im Sommer<br />

1947 haben unter der Kinderlähmungsepidemie<br />

gelitten; trotzdem<br />

konnten 2.300 Kinder mit<br />

48.700 Verpflegstagen versorgt<br />

werden«.<br />

Trotz der Schwierigkeiten in den<br />

Nachkriegsjahren wurden die Erholungsaktionen<br />

ausgebaut und<br />

erweitert. Zu den bestehenden<br />

Heimen wie Steinberg, Pfeifferhof<br />

und Töllinghöhe kam 1950<br />

Sekirn am Wörthersee dazu. Das<br />

damalige Hotel »Wienerheim«,<br />

das auch der englischen Besatzungsmacht<br />

als Quartier diente,<br />

wurde von FunktionärInnen<br />

schon 1949 besichtigt und<br />

schlussendlich gekauft. 1950 zogen<br />

die ersten Kinder ein, das<br />

»Sonnenland Sekirn« war gebo-<br />

Das Ferienhaus Sekirn am Wörthersee im Wandel der Zeit<br />

21<br />

1985


22<br />

1954: Zeltcamp am Klopeinersee<br />

50er-Jahre: Ferienaktion der <strong>Kinderfreunde</strong> Kapfenberg<br />

am Packer Stausee<br />

Keutschacher See in den 70er-Jahren<br />

ren. Unter Sepp Sulzbacher als<br />

Verwalter und Heimleiter wurde<br />

1967 das »Mädchenhaus« neu erbaut,<br />

1979 wurde das »Bubenhaus«<br />

errichtet und 1980 erfolgte<br />

die Erweiterung des Verwaltungsgebäudes.<br />

»Urlaub für dein Kind« war das<br />

Motto der Ferienaktion Anfang<br />

1960. Es gab Ferienheime in der<br />

Steiermark, in Kärnten und im damaligen<br />

Jugoslawien. Das Ausland<br />

bildete einen immer stärkeren<br />

Anziehungspunkt für die Kinder<br />

und Jugendlichen. Mit dem<br />

Kinderheim in »Savudrija« in Kroatien<br />

kam noch ein »Großheim«<br />

hinzu. Das 1910 als Badehospiz<br />

Ferienaktion am Pfeifferhof in den 70er-Jahren<br />

Projekt: »Natur erforschen«<br />

Kinder-Erholung<br />

gebaute Haus, später als Erholungsheim<br />

für »Kriegswaisen« geführt,<br />

wurde ab 1972 neuer wichtiger<br />

und wertvoller Stützpunkt<br />

der <strong>Kinderfreunde</strong> an der Adria.<br />

Die verschiedenen Heime lagen<br />

in den verschiedensten Regionen<br />

Österreichs und schließlich<br />

auch im benachbarten Ausland.<br />

Bei aller Unterschiedlichkeit hatten<br />

doch alle ihren eigenen Charakter,<br />

hatten für die Kinder und<br />

Jugendlichen ihren eigenen Reiz<br />

und übten und üben jedes für<br />

sich eine jeweils eigene Anziehungskraft<br />

aus.


Kinder-Erholung<br />

65 Jahre Tollinghöhe: Hannes<br />

Truschnig, Wolfgang Schnelzer,<br />

Hans Gorecan, Siegfried Ussar,<br />

Gertrude Fröhlich-Sandner<br />

Ferienlogos im Wandel der Zeit<br />

80er-Jahre: »Lind«<br />

23


24<br />

Ehrentafel<br />

Ehrentafel für steirische Kind<br />

Seit der Gründung der <strong>Kinderfreunde</strong> im Jahre 1908 haben sich viele Frauen und Männer<br />

in den Dienst der steirischen <strong>Kinderfreunde</strong> gestellt.<br />

Stellvertretend für die vielen MitarbeiterInnen möchten wir einige namentlich in Erinnerung rufen:<br />

Anton Afritsch<br />

als Gründer des Arbeiter -<br />

vereines »<strong>Kinderfreunde</strong>«,<br />

geboren am 18.12.1873<br />

in Klagenfurt, gestorben<br />

am 7. 7. 1924 in Graz<br />

Anton Afritsch<br />

Sohn des Gründers, Zweiter Landtags präsident<br />

Norbert Horvatek (re.), Stv. Landesobmann, Bgm. von Fohnsdorf, NR, LH-Stellvertreter<br />

im Gespräch mit Bundespräsident Adolf Schärf und LH-Stv. Reinhard Machold<br />

Dr. Richard Wolf<br />

Ehrenamtl. Landes sekretär<br />

1920 – 1934, Landesobmann<br />

1948 – 1951, Stadtschulrat<br />

Univ.-Doz. Dr. Karl Birzele<br />

Landesobmann von<br />

1954 – 1986, Gründer des<br />

»Anton-Afritsch-Kinderdorfes«<br />

am Steinberg, Gründer<br />

»Jugend am Werk«<br />

Landesobmänner/Vorsitzende<br />

nach 1945<br />

• Sepp Pölzl (1946 bis 1947)<br />

• Richard Wolf (1947 bis 1954)<br />

• Dr. Karl Birzele (1954 bis 1986)<br />

• Wolfgang Schnelzer (1986 bis 2002)<br />

• Mag. a Ursula Lackner (2002 bis 2004)<br />

• Dr. Reinhard Meier, MAS (seit 2004)<br />

Josef Onderka<br />

Landeskassier von<br />

1950 bis 1991,<br />

Bez.-Ausschuss Graz


Ehrentafel<br />

erfreunde-FunktionärInnen<br />

Anton Eisenköck (re.), Bad Aussee, lang jähriges Mitglied des<br />

Landesvorstands<br />

Sepp Sulzbacher jun. (li.), Heimausschuss obmann, Verwalter<br />

und Leiter »Sonnenland Sekirn« – lang jähriges Mitglied des<br />

Landesvorstands in Diskussion mit Dr. Fritz Wolf, Landesschulinspektor,<br />

Mitglied des Landesvorstands, Bez. Graz, OG Graz-<br />

Jakomini<br />

Landessekretäre/Geschäftsführer nach 1945<br />

• Rudolf Schwarz (prov. 1946 bis 1947)<br />

• Sepp Pogerschnig (1947 bis 1948)<br />

• Rudolf Schwarz (1948 bis 1962)<br />

• Walter Gotschacher, Pädagogischer Sekretär (1960 bis 1963)<br />

• Anton Neubauer (1962 bis 1970)<br />

• Christian Peter (1970 bis 1972)<br />

• Rudolf Müller (1972 bis 1991)<br />

• Alois Pfeiler (1991 bis 1998)<br />

• Peter Sponer (1993 bis 2002)<br />

• Mag. Thomas Schnaubelt (2002 bis 2004)<br />

• Ing. Mag. Dr. Bernd Kastenhuber (seit 2004)<br />

Herbert Ganster, OG Hönigsberg, langjähriger Vertreter<br />

des Mürztales im Landesvorstand mit Gertrude Fröhlich-<br />

Sandner<br />

Rupert Atteneder<br />

Kapfenberg, Mitglied des<br />

Landesvorstands, Leiter des<br />

OG-Heimes Diemlach<br />

Sepp Belak<br />

Stv. Landesobmann 1946 – 1959<br />

Anni Birzele<br />

Langjährige Leiterin des<br />

»Anton-Afritsch-Kinderdorfes«<br />

Andreas Dulnig<br />

Erster Verwalter am Steinberg<br />

Betty Dulnig<br />

»Gute Seele« am Steinberg<br />

Dr. Hans Herzog<br />

Mitglied des Landesvorstands,<br />

Heimausschuss obmann<br />

nach 1945, Heimleiter Sekirn<br />

Karl Hütter<br />

OG Feldbach, Mitglied des Landesvorstands<br />

Alfred Kostanjsek<br />

Stv. Landesobmann, Bezirksobmann<br />

Graz, OG Graz-Eggenberg<br />

Franz Matoschofsky<br />

Erster Sekretär der<br />

<strong>Kinderfreunde</strong><br />

Franz Miggitsch<br />

OG Selzthal, Bezirksvorsitzender,<br />

Mitglied des Landesvorstands<br />

Hertha Nest<br />

OG Weiz, Bezirksvorsitzende,<br />

Mitglied des Landesvorstands<br />

Helmut Rantschl<br />

Mitglied des Landesvorstands,<br />

Bezirks obmann Bruck/Mur,<br />

OG-Obmann, Heimausschuss<br />

Karl Schlag<br />

Pölfing-Brunn, Heimleiter<br />

Dr. Eduard Speck<br />

Landesobmann nach 1924 –<br />

späterer Bürgermeister der<br />

Stadt Graz<br />

Josef Sulzbacher sen.<br />

Gründer des <strong>Kinderfreunde</strong> chors<br />

in den 20-Jahren, Komponist von<br />

<strong>KF</strong>-Liedern wie »Wenn die Wiesen<br />

wieder grün …«<br />

August Theusl<br />

Kassier vor 1945, 1946 – 1948<br />

Stv. Landesobmann, Gründer<br />

des Augartenheimes<br />

Alois Walch<br />

Mitglied des Landesvorstands,<br />

Heim ausschussobmann<br />

nach 1945<br />

25


26<br />

Die 1970er- und 80er-<br />

Jahre – mehr Kinder und<br />

Jugendliche als je zuvor!<br />

Ein wichtiges Standbein der Ferienaktion<br />

für diese Zeit ist das Falkencamp<br />

am Keutschacher See,<br />

das zu Beginn der 70er-Jahre in<br />

Betrieb genommen wurde und<br />

bis zu Beginn des neuen Jahrhunderts<br />

als bedeutendes Zeltlager<br />

von den Steirischen <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />

geführt wurde. Vor allem<br />

die pädagogischen Konzepte,<br />

die dort entwickelt wurden,<br />

und die Möglichkeit für die teilnehmenden<br />

Kinder und Jugendlichen,<br />

den Freiraum, den das<br />

Keutschacher Camp bot, positiv<br />

zu nutzen, war vorbildlich für andere<br />

späteren Ferienaktionen der<br />

<strong>Kinderfreunde</strong>.<br />

An den Sommer-Ferienaktionen<br />

dieser beiden Jahrzehnte nahmen<br />

mehr Kinder und Jugendliche<br />

teil als je zuvor. So waren<br />

Mitte der 80er-Jahre ca. 5.500 Kinder<br />

jährlich bei den unzähligen<br />

Ferienaufenthalten dabei. Wichtige<br />

Destinationen neben den<br />

bereits genannten sind am Ende<br />

dieser Epoche, z. B. Lind, Landskron,<br />

Waiern im Inland oder Borozija,<br />

Selce und Balatonfenyves im<br />

Ausland.<br />

Ferienaktion<br />

Andreas Loinig<br />

Mehr als nur Urlaub !<br />

Ferien mit den <strong>Kinderfreunde</strong>n – auch im neuen Jahrhundert immer ein Erlebnis<br />

Am Strand im Feriencamp Marina Julia<br />

Musicalcamp Zeltcamp Andau der <strong>Kinderfreunde</strong> Bezirk Bruck a. d. Mur<br />

Wandel des Angebots<br />

und Änderungen der<br />

Anforderungen<br />

Stand die gesamte Ferienaktion<br />

vor etwa 1990 zumeist unter einem<br />

gemeinsamen Motto (z. B.<br />

»Findet Mister X«, »Wir alle sind<br />

Künstler«, »Folge der Spur«), so<br />

wurden die Angebote seit den<br />

90er-Jahren zunehmend stärker<br />

differenziert. Immer mehr kleinere<br />

Camps mit speziellen Themenstellungen<br />

und unterschiedlichen<br />

Schwerpunktangeboten<br />

wurden entsprechend der Nachfrage<br />

entwickelt (Lerncamps,<br />

Gewichtsreduktions-Camp, Fußballcamp<br />

u.v.m.). Viele der früheren<br />

»Großheime« konnten nicht<br />

weiter betrieben werden, weil<br />

zum Teil die Angebote nicht<br />

mehr angenommen wurden,<br />

aber hauptsächlich, da die Anzahl<br />

der teilnehmenden Kinder<br />

und Jugendlichen (aufgrund der<br />

erheblich rückläufigen Geburtenrate<br />

und somit der geringeren<br />

Kinderzahlen insgesamt) stark<br />

zurückging.<br />

Aber die Gründe hiefür sind vielschichtiger:<br />

Neben der bereits<br />

genannten sinkenden Geburtenrate<br />

kamen auch eine Vielzahl an<br />

Ferienaktionsanbietern neu und<br />

zusätzlich auf den »Markt«. Und<br />

vor allem die Streichung zweier<br />

wichtiger Unterstützungsmöglichkeiten<br />

für die Familien (Zuschuss<br />

der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse,<br />

Streichung<br />

des Sozialen Dienstes aus dem<br />

Jugendwohlfahrtsgesetz) zu Beginn<br />

des neuen Jahrtausends<br />

sind wesentliche Merkmale dieser<br />

Entwicklung.<br />

Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen<br />

gelang es den<br />

Steirischen <strong>Kinderfreunde</strong>n, die<br />

Ferienaktion als ein zentrales<br />

Standbein ihrer Arbeit weiterzuführen<br />

– sie sind nicht nur in der<br />

Steiermark, sondern auch österreichweit<br />

der größte Anbieter für<br />

Kinder und Jugendferien. Begleitet<br />

wird diese Entwicklung auch<br />

von veränderten Ansprüchen der<br />

teilnehmenden Kinder und deren<br />

Eltern. Sensibilisiert durch die öffentliche<br />

Diskussion stiegen vor<br />

allem die Anforderungen in Bezug<br />

auf die Qualität der Betreuung<br />

der Kinder und Jugendlichen<br />

berechtigterweise stark an.<br />

Die Steirischen <strong>Kinderfreunde</strong><br />

setzten sich aber bereits sehr<br />

früh mit diesem Thema auseinander<br />

und entwickelten als einziger<br />

Anbieter umfassende »Richtlinien<br />

zur Qualitätssicherung«<br />

(1997), die seit dem Vorjahr (2007)<br />

in einer überarbeiteten und erweiterten<br />

Neufassung vorliegen<br />

und gelebt werden.<br />

Heute führen die <strong>Kinderfreunde</strong><br />

Steiermark neben dem Ferienhaus<br />

Sekirn am Wörthersee das<br />

1993 übernommene Feriencamp<br />

Marina Julia an der Lagunenstraße<br />

von Grado als »eigene« Feriendestinationen.<br />

Alle anderen<br />

Ferienangebote werden in Kooperation<br />

mit Partnern durchgeführt.<br />

Gerade im Jubiläumsjahr<br />

wird das beliebte Camp Marina<br />

Julia, der einzige Ferienaktionsstandort<br />

an der italienischen Adria,<br />

für steirische Kinder und Jugendliche<br />

umfassend saniert<br />

und erweitert, um eine langfristige<br />

Absicherung zu ermöglichen.


Ferienaktion<br />

Fußballcamp<br />

Ferien mit <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />

heute – mehr als nur<br />

Urlaub!<br />

Unter diesem Motto steht die Ferienaktion<br />

heute. Action und<br />

Spaß, abwechslungsreiche Programme,<br />

Workshops sowie Spezialangebote<br />

sind wichtige Bestandteile<br />

der Ferienaktion. Ferien<br />

mit den <strong>Kinderfreunde</strong>n be-<br />

Musikprojekt in Marina Julia/Italien<br />

Gitarrenworkshop<br />

Sprachcamp der <strong>Kinderfreunde</strong> in Brighton/England<br />

deutet aber gerade heute viel<br />

mehr.<br />

Kinder sind die meiste Zeit des<br />

Jahres in ihren Entfaltungsmöglichkeiten<br />

eingeschränkt. Den<br />

Großteil des Tages verbringen sie<br />

sitzend, sie dürfen nicht laut sein,<br />

können sich nicht austoben, weil<br />

sich sonst Nachbarn ärgern.<br />

Kindgerechte Spiel- und Freiräume<br />

zum Erforschen stehen kaum<br />

mehr zur Verfügung – dies gilt<br />

vor allem für den städtischen Lebensraum.<br />

Wenn auch nur für<br />

zwei oder drei Wochen im Jahr<br />

– Ferienaktionen bieten hier eine<br />

Möglichkeit zum »Auftanken«<br />

und zum Erlangen neuer Ressourcen.<br />

In einem »behüteten« Freiraum<br />

können Kinder Neues entdecken,<br />

sie lernen, ihre Fähigkeiten einzu-<br />

Camp in Passail<br />

Zirkusworkshop in Sekirn<br />

schätzen und zu entwickeln, sie<br />

dürfen Fehler machen und feiern<br />

»Erfolge«, die ihr Selbstvertrauen<br />

stärken und ihre Selbstständigkeit<br />

fördern.<br />

Weitere wesentliche Elemente<br />

der Ferienaktion der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

sind Partizipation und Mitsprache.<br />

Auch wenn eine gewisse<br />

programmatische Planung für<br />

jedes Camp im Vorfeld getroffen<br />

27


28<br />

Sport und Spaß in Kroatien Rafting auf der Salza beim Outdoor-Actioncamp<br />

wird – letztlich sollen die Kinder<br />

und Jugendlichen ihren Ferienaufenthalt<br />

unter der Begleitung<br />

der Erwachsenen selbst gestalten.<br />

Und nicht zuletzt: Die Ferienaktionen<br />

der <strong>Kinderfreunde</strong> sind<br />

für alle offen, für Kinder mit Migrationshintergrund,<br />

für Kinder<br />

aus Familien mit geringem Einkommen<br />

ebenso wie für Kinder<br />

aus wohlhabenden Familien, für<br />

Kinder mit Behinderung sowie<br />

für Kinder mit zusätzlichem Betreuungsbedarf.<br />

Natürlich ent-<br />

Tauchkurse am Wörthersee<br />

stehen im Zusammenleben Konflikte,<br />

denn diese sind im Zusammenleben<br />

ja zwangsläufig und<br />

ganz »normal«. Aber gerade das<br />

Erkennen dieser Tatsache, das Erlernen<br />

und Üben der gemeinsamen<br />

Lösungsfindung, eines<br />

friedvollen Umgangs mit Unterschieden<br />

gibt den Kindern und<br />

Jugendlichen diese sozial stärkenden<br />

Impulse, die für ihren<br />

weiteren Lebensweg so wesent<br />

lich sind.<br />

Unsere Ferien-Highlights für Kids<br />

• Fußballcamp • Musicalcamp • Actioncamp • Lerncamp<br />

• Tauch-, Surf-, Segel- oder Kajakcamp • Sprachcamp …<br />

Reitkurs im Sportcamp Passail<br />

Mit den <strong>Kinderfreunde</strong>n in Sekirn in Kärnten<br />

Ferienaktion


Werbung<br />

»Seit 100 Jahren Freunde der<br />

steirischen Kinder und Familien«<br />

Vom »sozialen Ansatz« der <strong>Kinderfreunde</strong>-Aktivitäten<br />

fasziniert:<br />

Der Steirische SPÖ-Klubobmann<br />

LAbg. Walter Kröpfl.<br />

(Foto: SPÖ/Gallhofer)<br />

»Seit 100 Jahren sind die <strong>Kinderfreunde</strong> in<br />

unserem Bundesland wahre Freunde der<br />

Kinder und Familien und haben vor allem<br />

vielen jungen Menschen aus sozial benachteiligten<br />

Familien unbeschwerte und<br />

schöne Urlaubstage im Rahmen der Ferienaktionen<br />

beschert«, streut der Klubobmann<br />

der steirischen SPÖ, LAbg. Walter<br />

Kröpfl, dem »Geburtstagskind« Blumen.<br />

»Ich kann aus eigener Erfahrung sprechen,<br />

dass man sich an Ferien mit den<br />

<strong>Kinderfreunde</strong>n sein Leben lang positiv<br />

erinnert«, weiß SPÖ-Klubobmann Walter<br />

Kröpfl zu berichten: »Als Sozialdemokrat<br />

und sozialdemokratischer Politiker hat<br />

mich auch der soziale Ansatz, so wie ihn<br />

der <strong>Kinderfreunde</strong>-Gründer Anton Afritsch<br />

formuliert hat, fasziniert.« Und gerade<br />

dieser »soziale Ansatz« sei heute<br />

wichtiger denn je, betont Kröpfl: »Es gibt<br />

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leider immer noch viel zu viele Kinder, die<br />

aus zerrütteten Familien kommen, und<br />

denen durch die vielfältigen Aktivitäten<br />

der <strong>Kinderfreunde</strong> geholfen werden<br />

kann.« Im Besonderen gelte das für junge<br />

Menschen mit Migrationshintergrund,<br />

um die sich die steirischen <strong>Kinderfreunde</strong><br />

in ganz besonderem Maße kümmern<br />

würden, wie Kröpfl hervorstreicht.<br />

Anlässlich des runden Geburtstages gratuliert<br />

Klubobmann Walter Kröpfl im Namen<br />

des gesamten SPÖ-Landtagsklubs<br />

dem steirischen <strong>Kinderfreunde</strong>-Team<br />

rund um Landesvorsitzenden Reinhard<br />

Meier und Landesgeschäftsführer Bernd<br />

Kastenhuber und wünscht den engagierten<br />

Kinderfreundinnen und <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />

alles Gute für die Zukunft.<br />

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Ins_Image_187x43.indd 1 10.04.2008 11:28:21 Uhr<br />

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30<br />

»Es war<br />

ein kleines, verwunschenes<br />

Schloss, das<br />

träumte lange verschla­<br />

fen vor sich hin, bis eines Tages ein<br />

Zauberer kam und es auf wundersame<br />

Weise zu neuem Leben erweckte.<br />

Er füllte es bis an den Rand<br />

mit Kinderlachen. Anton Afritsch –<br />

so hieß der Zauberer. Seine Zauberworte<br />

waren Idealismus und Entschlossenheit«.<br />

So steht es in der Einleitung, geschrieben<br />

von Karl Birzele, in der<br />

Sondernummer von »Der österreichische<br />

Kinderdorfbrief«, Ausgabe<br />

September 1963.<br />

Anton Afrisch, der das »Schlössel«<br />

(Schloss Salm) am Steinberg bei<br />

Graz von den Sonntagswanderungen<br />

mit »seinen« Arbeiterkindern«<br />

gut kannte, erwarb 1919<br />

dieses Anwesen. In einem Handkoffer,<br />

vollgepackt mit Banknotenbündeln,<br />

trugen Afritsch und<br />

seine Mitstreiter das Geld auf den<br />

Steinberg und machten den Vertrag<br />

perfekt.<br />

Mit freiwilligen Helfern, vornehmlich<br />

arbeitslosen Pucharbeitern,<br />

wurde mit wenig Geld und sehr<br />

viel Mühe der ehemals »gräfliche<br />

Besitz« zu einem Kinderheim umgebaut.<br />

Es wurde auch ein Ehepaar<br />

gesucht, das diesen Besitz<br />

verwalten und betreuen sollte.<br />

Andreas Dulnig und seine Frau<br />

Betty übernahmen diese Tätigkeit<br />

und waren über 40 Jahre mit<br />

dem Steinberg verbunden. 1934<br />

wurde auch dieser Besitz beschlagnahmt<br />

und enteignet.<br />

Nach der Rückerstattung durch<br />

die Republik Österreich begann<br />

1948 wieder ein Heimbetrieb.<br />

Um Anton Afritsch ein unvergängliches<br />

Denkmal zu setzen,<br />

sollte mit Unterstützung der gesamten<br />

Österreichischen <strong>Kinderfreunde</strong><br />

auf seiner intensivsten<br />

Wirkungsstätte, dem Steinberg,<br />

das »Anton-Afritsch-Kinderdorf«<br />

geschaffen werden.<br />

Ein Zeitzeuge erinnert sich: Ing.<br />

Fritz Dulnig, Sohn des le gendären<br />

Verwalterehepaares schrieb unter<br />

anderem in der <strong>Festschrift</strong><br />

»40 Jahre Anton-Afritsch-Kinderdorf«:<br />

»Ich glaube es war im Sommer<br />

1954, da erzählte mir Birzele am<br />

Grazer Bahnhof von seiner Idee, am<br />

Steinberg ein Kinderdorf zu errichten.<br />

Er hatte bereits ein Konzept,<br />

aber es war ohne Trinkwasser nicht<br />

zu verwirklichen. In zahllosen Sitzungen<br />

wurden Pläne erstellt, und<br />

ich gründete eine Wassergenossenschaft,<br />

bestehend aus unserm Heim<br />

und weiteren fünf oder acht Besitzern.<br />

In Eigenregie bauten wir eine<br />

Wasserleitung unter großen<br />

Schwierigkeiten, wo neben der jetzigen<br />

Sternwarte ein Hochbehälter<br />

errichtet wurde. Damit war der Weg<br />

frei zur Errichtung des Kinderdorfes.«<br />

Am 20. Oktober 1956 beschließt<br />

der Bundesvorstand der Österreichischen<br />

<strong>Kinderfreunde</strong>, das Kinderdorf<br />

zu bauen. Der Grundstein<br />

wurde am 27. Oktober 1957 gelegt.<br />

Rund um dieses »Schlössel«<br />

wurde ein ganzes Kinderdorf erbaut.<br />

1958, im fünfzigsten Jubiläumsjahr<br />

der <strong>Kinderfreunde</strong>, wurde<br />

dann das »Anton-Afritsch-<br />

Kinderdorf« eröffnet. Der Schöpfer<br />

und Initiator: Univ.-Prof. Dr.<br />

Karl Birzele, langjähriger Landesobmann<br />

und Ideengeber der<br />

Steinberg<br />

Petz Macsek<br />

Das Anton-Afritsch-Kinderdorf<br />

»Der Steinberg«<br />

Anton-Afritsch-Kinderdorf Ausritt zur Felsenbühne Europahaus mit Pool<br />

steirischen <strong>Kinderfreunde</strong>. Sein<br />

Vorbild war das Kinderdorf Trogen<br />

in der Schweiz. Langjährige<br />

Leiterin war Anni Birzele (»Tante<br />

Anni«), die über drei Jahrzehnte<br />

hinweg die pädagogischen Ideen<br />

ihres Mannes in die Praxis umsetzte.<br />

Soziales Lernen, SchülerInnen-Mitbeteiligung,<br />

aktive<br />

Demokratie und Selbstverantwortung<br />

waren die Grundbausteine<br />

des Kinderdorflebens.<br />

Heute ist »der Steinberg« eine<br />

blühende Einrichtung. Sie besteht<br />

aus dem Kinderdorf (das<br />

gerade umfassend saniert und<br />

ausgebaut wird, um den gegenwärtigen<br />

und zukünftigen Anforderungen<br />

zu entsprechen), dem<br />

Kindergarten, einem Schulungszentrum,<br />

der Volkssternwarte,<br />

dem Bauernhaus und dem Bildungszentrum<br />

im Europahaus,<br />

wo Kurse und Seminare abgehalten<br />

werden und wo Schülerinnen<br />

und Schüler der verschiedensten<br />

Schulen aus der gesamten Steiermark<br />

auch ihre Schullandwochen<br />

verbringen.


Steinberg<br />

Gerhard Buchgraber<br />

Neues Leben im alten Schloss –<br />

Steinberg bei Graz<br />

Die <strong>Kinderfreunde</strong> auf der Suche<br />

nach einer besseren Welt<br />

Was »der Steinberg« für<br />

die Steirische <strong>Kinderfreunde</strong>-Bewegung<br />

an<br />

Symbolkraft bedeutet ist schwer<br />

in wenige Worte zu fassen. Nicht<br />

nur, weil seine Tradition ganz an<br />

die Anfänge der <strong>Kinderfreunde</strong>-<br />

Bewegung zurückweist – 1919<br />

wurde von Anton Afritsch dieses<br />

kleine Schlössl mit Wäldern und<br />

Wiesen im Westen von Graz für<br />

die <strong>Kinderfreunde</strong> erworben –,<br />

sondern auch wegen des zum<br />

50-jährigen Jubiläum der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

dort gegründeten und<br />

neu errichteten Kinderdorfs als<br />

eines alternativen pädagogischen<br />

Versuchs institutionalisierter<br />

Erziehung, der einzigartig<br />

blieb und weit über die Grenzen<br />

des Landes hinaus Beachtung<br />

und Nachahmung gefunden hat.<br />

Diese Einrichtung sollte ein lebendiges<br />

Denkmal für Anton Afritsch<br />

sein und bleibt untrennbar<br />

mit dem Namen des Initiators<br />

und Gründers Karl Birzele verbunden,<br />

mit dessen Suche nach<br />

einer besseren und friedlicheren<br />

Welt.<br />

I. Der Steinberg in der Zeit<br />

von 1919–1934<br />

Berührend ist heute noch die<br />

Schilderung des Kaufabschlusses<br />

ein Jahr nach dem Ende des Ersten<br />

Weltkriegs vom ersten Sekretär<br />

der <strong>Kinderfreunde</strong>, Franz Matoschofsky:<br />

»Nun war der Vertrag<br />

perfekt. Nach der Anzahlung und<br />

nach dem Verkauf wertvoller Einrichtungsgegenstände<br />

konnte der<br />

letzte hohe Betrag aufgebracht<br />

werden. Gut gezählt und sauber<br />

geordnet lag das Papiergeld in einem<br />

Handkoffer. Eine kleine Gruppe<br />

von Freunden wanderte nach<br />

Steinberg, mit dem Koffer voll Geld.<br />

Jeder von uns hat den Koffer ein<br />

Stück des Weges getragen. Die <strong>Kinderfreunde</strong><br />

wurden Besitzer eines<br />

Schlosses.« (A. Afritsch d. J., 1977). Es<br />

war Afritsch’ Liebe zur Natur, sein<br />

Streben, den Kindern der Arbeiterklasse<br />

die Möglichkeit dieser<br />

archaischen Bildungskraft in einer<br />

eigenen Einrichtung geben<br />

zu können, die ihn – trotz vieler<br />

Widerstände – veranlassten, dieses<br />

freie und große Naturareal<br />

des Grafen Salm zu erwerben.<br />

Wöchentliche Ausflüge und<br />

Wanderungen der <strong>Kinderfreunde</strong>-Gruppen<br />

hinaus aus der Stadt<br />

in Richtung Steinberg erfolgten<br />

in dieser Zeit des Aufbruchs zu<br />

einem neuen Leben, wie auch<br />

die Organisation sogenannte<br />

»Ferienkolonien« für Schulkinder.<br />

Damit war der Steinberg das erste<br />

eigene <strong>Kinderfreunde</strong>-Ferienheim<br />

und blieb dies bis 1934, bis<br />

zum Verbot der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

durch die austrofaschistische<br />

Diktatur, als ein Naturparadies für<br />

viele Kinder im Sommer und an<br />

vielen Wochenenden. Mit dem<br />

Erwerb des Steinberg-Areals<br />

setzten Afritsch und die <strong>Kinderfreunde</strong><br />

neue Maßstäbe nach<br />

den ersten 10 Jahren ihres Wirkens,<br />

quasi als ersten Höhepunkt,<br />

nämlich eine eigene Anlage zu<br />

schaffen, um die angestrebten<br />

Ziele einer Bildungsarbeit für alle<br />

Kinder, insbesondere für die der<br />

Arbeiterklasse besser verwirklichen<br />

zu können. Einer von jenen,<br />

So sah der Steinberg zur Zeit von Anton Afritsch aus<br />

Luftaufnahme aus den 90er-Jahren<br />

die schon in den Dreißigerjahren<br />

in der Ferienkolonie Steinberg<br />

mitwirkten, war Karl Birzele, zunächst<br />

als Erzieher und 1931 als<br />

Ferienheimleiter, die ganzen<br />

Sommer über (PA. Birzele, Bl.v.<br />

Sept. 1931).<br />

Nach dem Verbot der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

wurde auch das Steinbergareal<br />

beschlagnahmt und<br />

gelangte in der nachfolgenden<br />

Zeit in Privatbesitz, wo es bis zur<br />

Befreiung durch die Alliierten<br />

1945 verblieb. Erst über den Restitutionsfonds<br />

der wiederbe-<br />

gründeten Republik Österreich<br />

konnte die so geraubte Anlage<br />

wieder an die <strong>Kinderfreunde</strong> zurückgelangen.<br />

II. Neuer Impuls 1958:<br />

Die Gründung des Anton-<br />

Afritsch -Kinderdorfs<br />

A) Der Anfang – Wiederaufbau<br />

und Sozialdemokratie<br />

Es war unmittelbar nach dem<br />

Ende der Besatzungszeit in Österreich<br />

nach 1955, als der Gedanke<br />

an die Gründung einer Betreu-<br />

31


32<br />

Luftaufnahme des Anton-Afritsch-Kinderdorfes in den 70er-Jahren<br />

ungs- und Bildungseinrichtung<br />

für Kinder am Steinberg bei den<br />

Steirischen <strong>Kinderfreunde</strong>n in der<br />

Person von Karl Birzele heranreifte.<br />

Es war die Zeit des beginnenden<br />

Wiederaufbaues in Österreich,<br />

nach den verheerenden<br />

materiellen und geistigen Zerstörungen<br />

durch Nazidiktatur und<br />

Weltkrieg. Ebenso eine Zeit der<br />

Suche nach Perspektiven für eine<br />

zukünftige Gestaltung gesellschaftlicher<br />

pädagogischer Einrichtungen<br />

im neuen demokratischen<br />

Österreich. Denn der Aufholbedarf<br />

an demokratischer<br />

Kultur in Österreich war besonders<br />

groß, hatten nicht wenige<br />

Österreicher doch auch wesentlichen<br />

Mitanteil an der Errichtung<br />

der vergangenen faschistischen<br />

Diktaturen des Landes, wie auch<br />

»Altes Schlössl« mit dem Neubau des Kinderdorfes in den 50er-Jahren<br />

die jüngere historische Forschung<br />

nachweist. Die Frage nach dem<br />

Versagen der alten Bildungseinrichtungen<br />

wurde allerorts gestellt.<br />

Die Steirischen <strong>Kinderfreunde</strong><br />

mit Karl Birzele als ihrem Obmann<br />

seit 1949 stellten sich dieser<br />

Herausforderung und der Anlass,<br />

das 50-Jahre-Jubiläum der <strong>Kinderfreunde</strong>,<br />

wurde von Birzele als<br />

ein Auftrag des Gründers gesehen,<br />

an der Stelle, wo Afritsch den<br />

ersten Schritt gesetzt hatte, ein<br />

»lebendiges Erinnerungsmal«<br />

(Birzele, 1965) in seinem Geiste<br />

zu setzen. Einige Jahre beanspruchten<br />

die konzeptionellen<br />

Vorbereitungen, die von Karl Birzele<br />

immer wieder vorangetrieben<br />

wurden. Die wiedererstandene<br />

sozialdemokratische Bewegung<br />

in der Zweiten Republik<br />

konnte für dieses Projekt gewonnen<br />

werden. Die Gründungsurkunde<br />

vom 27. 10. 1957 ist vom<br />

Vizekanzler Pittermann gezeichnet.<br />

In der heißt es:<br />

»Wir widmen dieses Kinderdorf der<br />

Erinnerung und dem Gedenken an<br />

XXXXXX<br />

den großen österreichischen Kinderfreund<br />

Anton Afritsch. Sein Wirken<br />

befreite die Kinder aus Not und<br />

Bedrückung, bahnte den Weg zu<br />

selbstbewusstem Menschentum:<br />

im Kinderdorf soll sein Werk fortleben<br />

und die jungen Generationen<br />

reifen lassen zum Wirken in einer<br />

neuen größeren und friedlichen<br />

Heimat, der jungen Heimat Europa.«<br />

(Tesarek, 1958).<br />

Dem Gründungskuratorium gehörten<br />

u.a. an:<br />

Bruno Pittermann, Anton Benya,<br />

Bruno Kreisky, Josef Afritsch,<br />

Franz Jonas, Ernst Koref, Karl<br />

Waldbrunner, Norbert Horvatek,<br />

Hans Mandl, Jakob Bindl, Karl Birzele<br />

u. a. (J. Bindl, 1983). Der<br />

»Sputnik-Schock« (1957) im Westeuropa<br />

des Kalten Krieges bewirkte<br />

hier zusätzlich eine breitere<br />

Unterstützung für dieses Vorhaben,<br />

wurde als eine Intention<br />

für die Errichtung doch auch der<br />

Beitrag für die »Weckung der<br />

Masse der Intelligenzen im Produktions-<br />

und Gesellschaftsbetrieb«<br />

(Birzele, 1965) postuliert.


Steinberg<br />

B) Karl Birzele (1913–1992) als<br />

Initiator der bedeutendsten<br />

pädagogischen Innovation<br />

Steiermarks der Wiederaufbauzeit<br />

Karl Birzele wurde 1913 in Liebenau,<br />

damals noch südlicher Vorort<br />

von Graz, in ärmlichen Verhältnissen<br />

geboren. Seinen Vater<br />

verlor er früh 1917 im Ersten Weltkrieg,<br />

in jenem »Weltenbrand«, in<br />

dem erstmals grauenvolle Massenvernichtungsmittelunendliches<br />

Leid über so viele Menschen<br />

brachten. Seine Mutter schickte<br />

ihn schon in diesen Tagen zu den<br />

<strong>Kinderfreunde</strong>-Gruppen, zu den<br />

»Bloßfüßigen«, wie sie wegen ihrer<br />

ärmlichen Kleidung genannt<br />

wurden (PA. Birzele, 1930), wo er<br />

mit jenen Visionen der Befreiung<br />

der Arbeiterklasse in Berührung<br />

kam, die die ersten <strong>Kinderfreunde</strong>-Gruppen<br />

in Graz beflügelten.<br />

Dank seiner umsichtigen und<br />

kinderfreundlichen Volksschullehrerin<br />

konnte er gegen den<br />

Willen seiner Mutter das Kepler-<br />

Gymnasium in Graz besuchen,<br />

das er 1930 mit der Matura abschloss.<br />

Schon damals drängte<br />

ihn der Wunsch, ein Studium zu<br />

ergreifen, das er aber aus materiellen<br />

Gründen nur als Werkstudent<br />

absolvieren konnte. Als<br />

Sprachenlehrer an der VHS arbeitend,<br />

studierte er gleichzeitig<br />

Sprachwissenschaften und Psychologie<br />

und promovierte 1935<br />

in Psychologie zum Dr. phil. Zu<br />

dieser Zeit lernte er bei den »Roten<br />

Falken«, der Jugendorganisation<br />

der <strong>Kinderfreunde</strong>, seine<br />

spätere Frau Anni kennen, die<br />

Heirat folgte 1938. Seine weitere<br />

berufliche Tätigkeit zeigt ihn als<br />

Berufsberater im Landesarbeitsamt<br />

in Graz, in das er noch vor<br />

dem Zweiten Weltkrieg 1936 eintrat<br />

und als dessen Leiter er unmittelbar<br />

nach Kriegsende von<br />

der englischen Militärverwaltung<br />

1946 bestellt wurde (PA. Birzele,<br />

1946). Diese Tätigkeit übte er bis<br />

zu seiner Pensionierung aus.<br />

Gleichzeitig habilitierte er sich an<br />

der Universität Graz und erlangte<br />

die Dozentur am Institut für Psychologie,<br />

wo er aber erst 1945<br />

aus politischen Gründen die<br />

Lehrtätigkeit aufnehmen konnte.<br />

Zum Universitätsprofessor für<br />

Psychologie wurde er 1970 er-<br />

nannt.<br />

Seine wissenschaftlichen Arbeiten<br />

zeigen sein ständiges Bemühen<br />

um eine theoretische Grundlegung<br />

der Pädagogik der <strong>Kinderfreunde</strong>.<br />

Besonders beeinflusst<br />

durch Max Adlers Neue<br />

Menschen, aber auch von Alfred<br />

Adlers Individualpsychologie,<br />

Kerschensteiners Arbeitsschulbewegung,<br />

Deweys pädagogischem<br />

Demokratiekonzept, MakarenkosResozialisierungsexperimenten,<br />

Lewins Persönlichkeitstheorie,<br />

der modernen Lernpsychologie<br />

und der Nicht-direktiven<br />

Spieltherapie sowie Elementen<br />

der Psychoanalyse Freuds entwickelte<br />

Birzele in den fünfziger<br />

Jahren sein Konzept der sogenannten<br />

»Aktivitätspädagogik«,<br />

das im Wesentlichen um fünf pädagogische<br />

Schwerpunkte kreist<br />

und von ihm in mehreren Arbeiten<br />

expliziert wurde: »Aktive Gemeinschaftserziehung<br />

(1951),<br />

Selbsttätiges Spielen (1951), Formen<br />

der Kinderdemokratie<br />

(1954), Training des Arbeits- und<br />

Leistungswillens (1956) und Kreativitätsförderung<br />

(1960).« Damit<br />

wurde nach den dunklen Jahren<br />

der beiden Faschismen mit Birzele<br />

erstmals in der Steiermark in<br />

Theorie und Praxis der Anschluss<br />

an die internationale pädagogische<br />

Entwicklung der Zeit wiedergefunden.<br />

Birzeles Verdienst 1957: Grundsteinlegung, Urkunde Steinberg<br />

1956: Spatenstich Steinberg<br />

33


34<br />

1994: Kinder des Anton-Afritsch-Kinderdorfes mit der Grundforderung<br />

»Kind sein dürfen«<br />

1994: Eine <strong>Kinderfreunde</strong>-Musikgruppe bei der Enthüllung der Büste<br />

des Kinderdorf-Gründers Karl Birzele<br />

1954: Der Steinberg wurde immer schon als Bildungshaus der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

und der Roten Falken genutzt, wie hier bei einer Herbstschulung.<br />

ist es auch, dies mit der <strong>Kinderfreunde</strong>-Organisation<br />

in der Steiermark<br />

und mit dessen Gründer<br />

Anton Afritsch im Kinderdorf<br />

Steinberg praktisch verbunden<br />

zu haben, zu einer Zeit, in der im<br />

konservativen gesellschaftspolitischen<br />

Umfeld der Steiermark<br />

nach 45 noch lange kein reformerischer<br />

Aufbruch in Sicht war.<br />

Viele <strong>Kinderfreunde</strong>-Gruppen<br />

der Steiermark arbeiten heute<br />

noch in einer zeitgemäßen Fortsetzung<br />

nach Elementen dieser<br />

Konzeption, die nach wie vor in<br />

einigen Belangen praktische Relevanz<br />

besitzt, insbesondere<br />

dort, wo es um die Verbindung<br />

der individuellen Förderung von<br />

Kindern mit einer geeigneten sozialen<br />

Kompetenz in ihrer Persönlichkeitsbildung<br />

geht. Zahlreiche<br />

pädagogische Neuerungen der<br />

Gegenwart finden sich bereits<br />

darin vorweggenommen. An einer<br />

aktiven und lebendigen Weiterentwicklung<br />

nach mehreren<br />

Richtungen hin, wird heute wieder<br />

verstärkt gearbeitet (so z. B.<br />

im KIBIZ des Birzele-Hauses in<br />

Graz). Im Jahre 1989 beendete<br />

Birzele, schon in hohem Alter, seine<br />

Tätigkeit am Steinberg, wodurch<br />

auch ein historischer Abschnitt<br />

der <strong>Kinderfreunde</strong>-Zeit<br />

am Steinberg zu Ende ging und<br />

die geänderten gesellschaftlichen<br />

Bedingungen des ausgehenden<br />

20. Jahrhunderts nach<br />

einer Neugestaltung verlangten.<br />

In den letzten Jahren beschäftigte<br />

er sich wieder verstärkt mit<br />

dem Einfluss der Sonnenaktivitäten<br />

auf die menschlichen Lebensvorgänge<br />

und versuchte,<br />

aus seinen Forschungen in diesem<br />

Zusammenhang psychologische<br />

und kulturphilosophische<br />

Hypothesen abzuleiten. Er gründete<br />

auch die »Johannes-Kepler-<br />

Volkssternwarte« am Steinberg.<br />

1992, im achtzigsten Lebensjahr,<br />

ist Karl Birzele in Graz verstorben.<br />

C) Das besondere Reformkonzept<br />

des Anton-Afritsch-<br />

Kinderdorfs<br />

Dass das Kinderdorf am Steinberg<br />

kein herkömmliches Kinderheim<br />

werden, sondern durch jenen<br />

Geist geprägt sein sollte, den<br />

schon Afritsch in philanthropischer<br />

Intention auf den Steinberg<br />

Steinberg<br />

brachte, wurde von Anfang an<br />

klar formuliert. Es seien daher in<br />

aller Kürze jene wesentlichen pädagogischen<br />

Leitpunkte und Intentionen<br />

charakterisiert, die das<br />

Besondere des »Steinbergkonzeptes«<br />

ausmachten:<br />

E Ziel war es, in Form neuer<br />

Klein gruppenpädagogik, allen<br />

Kindern, die regional, sozial<br />

oder familiär benachteiligt waren,<br />

zu helfen, ihre Persönlichkeit<br />

bilden zu können.<br />

E Neben der Förderung der Fähigkeiten<br />

auf schulischem Gebiet,<br />

standen die Förderung<br />

der Begabungen und die Kreativitätsförderung<br />

der Kinder<br />

im Mittelpunkt.<br />

E Die Verbindung von Begabungsförderung<br />

mit freier<br />

Persönlichkeitsbildung nach<br />

»fort schrittlich demokratisch«<br />

geführten Prinzipien (z. B.<br />

Dorfverfassung, Selbstverwaltung)<br />

war ein zentrales Anliegen,<br />

als Gemeinschaftserziehung<br />

mit spezifisch entwickelter<br />

Gruppenpädagogik und<br />

neuen Formen einer »Kinderdemokratie«.<br />

E »Aktives Spielen« als neue<br />

Spielart (Aktionsspiel und<br />

Teamspiel) wurde als methodisches<br />

Instrument erstmals<br />

systematisch entwickelt und<br />

betont eingesetzt. Viele der<br />

neueren spielpädagogischen<br />

Elemente finden sich in Ansätzen<br />

E Die besondere Rolle und Bedeutung<br />

der Gruppendynamik<br />

für den institutionalisierten<br />

pädagogischen Prozess<br />

wurde für die Praxis systematisch<br />

und wissenschaftlich reflektiert<br />

und konzipiert und<br />

fand erstmals in dieser Form<br />

praktische Anwendung (K. Birzele,<br />

1965).<br />

An einigen praktischen Beispielen<br />

soll diese Konzeption der<br />

Birzele’schen Aktivitätspädagogik<br />

kurz charakterisiert werden,<br />

wobei an dieser praktischen Arbeit<br />

seine Frau Anni Birzele, als<br />

pädagogische Leiterin des Kinderdorfs<br />

am Steinberg, einen besonders<br />

hohen Anteil für die Umsetzung<br />

trug.<br />

Da ist zunächst einmal die Einrichtung<br />

eines »Kinderparlaments«<br />

und die »Dorfverfassung«,<br />

die Kinder zu einer Mitbe-


Steinberg<br />

stimmung und Mitverantwortung<br />

des sozialen Lebens heranführt.<br />

Ein Lernfeld, das so in keinem<br />

Kinderdorf bisher existierte<br />

und die Möglichkeiten und Grenzen<br />

eines derartigen Experiments<br />

zeigte. Schließlich die zahlreichen<br />

Methoden der »Aktivitätserziehung«,<br />

um die Ziele Selbstaufgaben<br />

der Gruppe, freier Ausdruck,<br />

Neigungsgruppen, kollektives<br />

Spiel kreisend. Besonders zu erwähnen<br />

ist dabei die Thematik<br />

der Ökopädagogik, die schon<br />

sehr früh, Mitte der Siebzigerjahre,<br />

Eingang gefunden hat: Solarmobil,<br />

Sonnenlehrpfad und<br />

Sonnenhaus am Steinberg sind<br />

Zeugen davon. Neben diesen<br />

Beispielen ließen sich noch viele<br />

weitere anführen, wobei soziale<br />

Erziehung und die Bildungsmöglichkeiten<br />

demokratischer Werthaltungen<br />

für die heranwachsenden<br />

Kinder immer im Mittelpunkt<br />

standen.<br />

1956: Spatenstich Steinberg<br />

Das neu errichtete »Europahaus« mit Schulungs- und Schlafräumen<br />

1994: Büste des Gründers<br />

des Anton-Afritsch-Kinderdorfes<br />

Quellen und Literatur:<br />

E Afritsch Anton (d. J.), Erinnerungen.<br />

Vom Buchhändler zum Landtagspräsidenten.<br />

Graz, 1977.<br />

E Bindel Jakob (Hg.),<br />

75 Jahre <strong>Kinderfreunde</strong> 1908–1983.<br />

Skizzen-Erinnerungen. Wien, 1983.<br />

E Birzele Karl, Aktive Kinder.<br />

Theorie und Praxis eines Erziehungsversuchs<br />

1983: Theaterstück in der Felsenbühne<br />

( = Etudes Pédagogiques Nr. 14, hg. V. F.I.C.E.),<br />

Wien, 1965.<br />

E PA Birzele = Privatarchiv Birzele, Graz.<br />

E Lambauer Hannes, Literatur und Theater<br />

( = Geschichte der Stadt Graz, hg. v. W. Brunner),<br />

Graz, 2003.<br />

E Tesarek Anton, Die österreichischen <strong>Kinderfreunde</strong><br />

1908–1958. Wien, 1958.<br />

35


36<br />

»Wir sind die Roten Falken!«<br />

Die Jugendbewegung innerhalb der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

Ein Interview mit Luis Pfeiler<br />

1983: Friedensmarsch in Wien<br />

Die Roten Falken wurden<br />

1925 von Anton Tesarek<br />

gegründet, um innerhalb<br />

der <strong>Kinderfreunde</strong> für die 9- bis<br />

15-Jährigen ein adäquates Bildungs-<br />

und Freizeitambiente zu<br />

schaffen und um sie mit den<br />

Grundwerten Freiheit – Gleichheit<br />

– Gerechtigkeit vertraut zu<br />

machen. In diesen eigenständigen<br />

und selbstverwalteten Gemeinschaften<br />

spielte die kritische<br />

Auseinandersetzung mit der Gesellschaft<br />

von Beginn an eine<br />

wichtige Rolle.<br />

Luis Pfeiler, Falkenmitglied seit<br />

seiner Kindheit, prägte in den<br />

70ern und 80ern als Orts-, Bezirksund<br />

stellvertretender Landesfalke<br />

sowie als Gebietsreferent und<br />

Landessekretär der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

gemeinsam mit Hunderten<br />

FunktionärInnen zahlreiche steirische<br />

Aktionen und pädagogische<br />

Inhalte mit.<br />

Die Roten Falken haben sich<br />

seit ihrer Gründung 1925 immer<br />

schon sozialpolitisch sehr stark<br />

engagiert. Gab es hier nach dem<br />

Krieg Veränderungen?<br />

Waren bis in die 60er-Jahre sozialdemokratische<br />

Inhalte mit teilweise<br />

»pfadfinderähnlichen« Äußerlichkeiten<br />

und Bewertungsmustern<br />

kombiniert, so begannen<br />

die Landes- und Bundesverantwortlichen<br />

der Roten Falken<br />

ab 1969 eine (basis-)politische<br />

und pädagogische Eigenständigkeit<br />

zu entwickeln. Das revolutionäre<br />

68er-Jahr hatte auch bei<br />

den Roten Falken nachhaltige<br />

Spuren hinterlassen.<br />

Wie arbeiteten die Roten Falken<br />

in der Steiermark?<br />

Für die Bezirksverantwortlichen<br />

der Roten Falken wurden Treffen<br />

mit dem Ziel organisiert, die politischen<br />

und pädagogischen Aktivitäten<br />

bei den Roten Falken zu<br />

verstärken. Dieses Team gab sich<br />

die Bezeichnung »Zentraler Kreis«,<br />

was in der Abkürzung dann öfter<br />

als »ZK« zu lesen war. Von so manchem<br />

<strong>Kinderfreunde</strong>-Funktionär<br />

und so mancher -Funktionärin<br />

wurde das als Provokation empfunden,<br />

obwohl der demokratisch<br />

ausgerichtete Zentrale Kreis<br />

mit dem damaligen sowjetischen<br />

Zentralkomitee absolut nichts<br />

gemeinsam hatte. Für die Bezirksfalken<br />

war bei den monatlichen<br />

Treffen in Bruck große Aufbruchsstimmung<br />

spürbar. Man<br />

fuhr mit konkreten Vereinbarungen<br />

und motiviert in seinen Bezirk<br />

zurück. Einige Gebietsreferenten<br />

waren zu dieser Zeit<br />

gleichzeitig auch für die Bildungsarbeit<br />

bei den Roten Falken zuständig.<br />

Eine Situation, die für die<br />

Roten Falken sehr von Vorteil<br />

war.<br />

Stichwort »Bildung«: Auf welche<br />

neuen Impulse setzten die Roten<br />

Falken in der Steiermark?<br />

Am Anfang der 70er waren es<br />

noch traditionelle Methoden, mit<br />

denen versucht wurde, politische<br />

Inhalte und freizeitpädagogische<br />

Praxis in den Schulungen zu vermitteln.<br />

In diesem Jahrzehnt orientierte<br />

sich die Art der Wissens-<br />

Rote Falken<br />

vermittlung immer stärker an<br />

den spürbaren Veränderungen<br />

dieser Zeit. Wolf Harranth als Bundesfalke,<br />

und später Wolfgang<br />

Schnelzer als steirischer Landesfalke,<br />

brachten viele neue Impulse<br />

für die Aktions- und Bildungsarbeit<br />

ein. Doch wie so oft waren<br />

die Schritte nach vorne einfach<br />

zu groß und daher zeigten viele<br />

gute und gut gemeinte Ansätze<br />

wenig Nachhaltigkeit in den<br />

Gruppen der Roten Falken.<br />

Diese Erkenntnisse nahmen die<br />

BildungsfunktionärInnen der Roten<br />

Falken zum Anlass, um sich<br />

bei der Entwicklung von neuen<br />

Ideen stärker an den Bedürfnissen<br />

und Möglichkeiten der GruppenleiterInnen<br />

und deren Kindergruppen<br />

zu orientieren.<br />

Die Auseinandersetzung um<br />

die aktuelle Lebenssituation<br />

von Kindern hat bei den Roten<br />

Falken eine jahrzehntelange<br />

Tradition. Wie wurde diese umgesetzt?<br />

Vom Grazer HelferInnenkreis ausgehend<br />

wurde die Aktion »Nicht<br />

nur Geschenke – Dein Kind<br />

braucht Dich!« von einigen Bezirken<br />

übernommen. Dabei wurden<br />

riesige Schachteln mit Geschenkpapier<br />

umhüllt und dazu entsprechend<br />

umgetextete Weihnachtslieder<br />

gesungen. Diese<br />

Aktionen wurden auf belebten<br />

öffentlichen Plätzen durchgeführt<br />

und provozierten teilweise<br />

heftige Reaktionen.<br />

Viele erinnern sich noch gut<br />

an die Anti-Kriegsspielzeug-<br />

Aktion …<br />

Die Anti-Kriegsspielzeug-Aktion<br />

wurde in Graz und den Bezirken<br />

in der Öffentlichkeit ganz groß<br />

aufgezogen. Unter anderem standen<br />

eine – für die damalige Zeit<br />

hochmoderne – Multi-Media-<br />

Schau mit zwei gleichzeitig operierenden<br />

Diaprojektoren und<br />

eine überdimensionale »Vernichtungsmaschine<br />

für Kriegsspiel-


Rote Falken<br />

1959: Jahreshauptversammlung der Sturmfalken<br />

zeug« zur Verfügung. Die Kinder<br />

konnten dort ihre Spielzeugwaffen<br />

in eine Öffnung geben, wobei<br />

eine Geräuschkulisse den Eindruck<br />

vermittelte, als würde das<br />

Kriegsspielzeug nun zerstört. Kurz<br />

darauf erhielt das betreffende<br />

Kind nun ein die Gemeinschaft<br />

förderndes Spiel zurück.<br />

Kommt dir spontan noch eine<br />

Aktion in den Sinn?<br />

Im schulischen Bereich setzten<br />

sich die Roten Falken dafür ein,<br />

die gemäßigte Kleinschreibung<br />

zuerst einmal bei den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />

einzuführen. Ein diesbezüglicher<br />

Antrag der Roten<br />

Falken wurde bei der Landeskonferenz<br />

1979 überraschend mit<br />

Mehrheit angenommen. Allerdings<br />

hielten sich an diesen Beschluss<br />

nur das Büro der Landesorganisation<br />

und die meisten<br />

Rote-Falken-FunktionärInnen.<br />

Nach kurzer Zeit setzte sich – wie<br />

man bestimmt auch in dieser<br />

<strong>Festschrift</strong> sieht – die »übliche«<br />

bzw. amtliche Schreibweise wieder<br />

durch.<br />

Die Roten Falken haben sich<br />

nie gescheut, aktuelle Themen<br />

kritisch zu hinterfragen. Wie<br />

sah das in der Friedens- und Umweltbewegung<br />

der 80er-Jahre<br />

aus?<br />

Die Diskussion um die Volksabstimmung<br />

über das Atomkraftwerk<br />

Zwentendorf war wesentlich<br />

kontroverser als bei anderen<br />

Themen. Bei den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />

waren die meisten MitarbeiterInnen<br />

für eine Inbetriebnahme. Der<br />

Zentrale Kreis der Roten Falken<br />

war fast geschlossen dagegen,<br />

während es bei den GruppenleiterInnen<br />

der Roten Falken sowohl<br />

Befürworter als auch GegnerInnen<br />

gab. Bei einem Landesseminar<br />

auf der Pack, genau am Wochenende<br />

der Volksabstimmung,<br />

wurde von den ReferentInnen<br />

Zwentendorf noch einmal intensiv<br />

thematisiert. Das Ergebnis ist<br />

Geschichte.<br />

… und bei der Friedensbewegung?<br />

Der Vietnamkrieg und die atomare<br />

Aufrüstung der USA und der<br />

Sowjetunion führte in vielen Ländern<br />

zu Friedensmärschen, an<br />

denen mehrere 10.000, manchmal<br />

100.000 Menschen teilnahmen.<br />

Für viele GruppenleiterInnen<br />

der Roten Falken und auch<br />

der <strong>Kinderfreunde</strong> war es ein Bedürfnis,<br />

dort dabei zu sein.<br />

Den meisten Falken war das Thema<br />

aber nicht nur ein theoretisches<br />

Anliegen: Wenn MitarbeiterInnen<br />

der Roten Falken in das<br />

so genannte »wehrfähige Alter«<br />

kamen, war es üblich, dass sie<br />

sich zum Zivildienst meldeten.<br />

Mit einer Vertrauensperson von<br />

den <strong>Kinderfreunde</strong>n gab es vor<br />

der Zivildienstkommission fast<br />

immer ohne Probleme die nötige<br />

Bewilligung.<br />

Ein Rote-Falken-Helfer aus Leoben,<br />

der die Genehmigung zum<br />

Zivildienst schon in der Tasche<br />

hatte, absolvierte trotzdem den<br />

Grundwehrdienst beim Bundesheer,<br />

denn er wollte unbedingt<br />

Pilot werden. Ohne Absolvierung<br />

des Bundesheeres war dies damals<br />

nicht möglich. Er schaffte<br />

Aktion »Kampf gegen das Kriegsspielzeug«<br />

1980: Chor der Roten Falken Leoben mit Skiffle-Band<br />

1975: Falkenrat in Graz<br />

37


38<br />

1983: Friedensveranstaltung am Grazer Hauptplatz<br />

Kampf dem Kriegsspielzeug<br />

die Ausbildung zum Berufspiloten.<br />

Heute ist er in der SPÖ-Gemeinderatsfraktion<br />

in einem Ort<br />

in der Nähe von Schwechat aktiv<br />

tätig. Seine Grundeinstellung bekam<br />

er wohl unter anderem im<br />

Chor der Roten Falken Leoben,<br />

der fast ausschließlich Lieder mit<br />

gesellschaftskritischen Inhalten<br />

bei vielen Veranstaltungen aufführte.<br />

Wie sah es mit pädagogischen<br />

Impulsen – abgesehen von den<br />

vielfältigen Aktionen – aus?<br />

Ein gutes Beispiel dafür waren die<br />

Schitage: Bei den Bezirks- und<br />

Landesschitagen wurde jahrzehntelang<br />

das Wettbewerbsritual<br />

der großen und kleinen Schibewerbe<br />

kopiert. Manche FunktionärInnen<br />

warben daraufhin oft<br />

Kinder, die in Schivereinen trainiert<br />

wurden, an. Diese standen<br />

natürlich auf dem Siegerpodest,<br />

während die Kinder von den Falkengruppen<br />

fast ausschließlich<br />

die hinteren Plätze belegten.<br />

Bei der Neuausrichtung der nun<br />

»Wintertreffen« genannten Veranstaltungen,<br />

standen vielfältige<br />

sportliche und spielerische Bewerbe<br />

ohne Zeitnehmung im<br />

Vordergrund. Auch wenn es anfangs<br />

teilweise Widerstand gab,<br />

so setzte sich diese Form, natürlich<br />

immer wieder mit neuen Ideen<br />

versehen, durch.<br />

Mit der Aktion »Kinderfreundliche<br />

Gemeinde«, initiiert von den<br />

<strong>Kinderfreunde</strong>n, den Roten Falken<br />

und dem GemeindevertreterInnenverband,<br />

und vielen weiteren<br />

pädagogischen Maßnahmen<br />

wurde der Partizipationsgedanke<br />

– Kinder und Jugendliche bestimmen<br />

ihr Lebensumfeld mit –<br />

immer stärker ausgebaut.<br />

Auch in den Feriencamps der Falken<br />

konnten die Kinder schon<br />

sehr früh aktiv bei der Planung<br />

»ihrer« Aufenthalte mitbestimmen.<br />

In den Falkencamps<br />

Döbriach und Keutschach hielten<br />

die Ideen der Roten Falken<br />

ebenfalls Einzug. Auch hier wurde<br />

versucht, Ferienprogramme<br />

kindergemäß, abenteuerlich und<br />

spannend umzusetzen. In Keutschach<br />

wurden mehrere Turnusse<br />

im Team mit wechselnden<br />

1979: Gemäßigte Kleinschreibung<br />

Aktion gegen Kriegsspielzeug,<br />

Radioaufnahme in Leoben<br />

Funktionen der BetreuerInnen<br />

geleitet.<br />

Neben den Feriencamps waren<br />

vor allem die Pfingsttreffen<br />

Highlights für alle Altersgruppen<br />

…<br />

Bei den Pfingstlagern wechselten<br />

einander Bundes-, Landes- und<br />

Bezirkstreffen ab. Die Landespfingstlager<br />

wurden vom Zentralen<br />

Kreis gemeinsam mit den örtlichen<br />

FunktionärInnen wirklich<br />

sorgfältig vorbereitet und durchgeführt.<br />

Die Programme wurden<br />

in monatelanger Vorbereitung<br />

zusammengestellt. Zwischen 800<br />

und 1.000 TeilnehmerInnen waren<br />

damals der Regelfall.<br />

»Graufalken« können Geschichten<br />

erzählen, die heute kaum<br />

mehr vorstellbar sind: Harald Antal<br />

z. B. von einem Pfingsttreffen<br />

im Grazer Grünanger, das in den<br />

nahe gelegenen Turnsaal einer<br />

Schule evakuiert werden musste,<br />

weil nach tagelangen Regenfällen<br />

das gesamte Gelände unter<br />

Wasser stand.<br />

Die Roten Falken sind heute<br />

– zumindest in der Steiermark –<br />

zwar nicht sehr zahlreich, aber<br />

doch noch in einigen Gruppen<br />

aktiv. Wie kam es dazu?<br />

Nach Rudi Müller, Wolfgang<br />

Schnelzer, der später Landesvorsitzender<br />

wurde, Siegfried<br />

Schafarik und Harald Antal wurde<br />

Rote Falken<br />

Die Vernichtungsmaschine<br />

für Kriegsspielzeug<br />

Aktion: »Nicht nur Geschenke –<br />

Dein Kind braucht Dich!«<br />

Franz Ferner vom steirischen Falkenrat<br />

1984 zum Landesfalken<br />

gewählt.<br />

In diese sehr aktive Zeit fällt auch<br />

die Gründung eines Frauenarbeitskreises.<br />

Es war dies der Start<br />

zu einem bewussten emanzipatorischen<br />

Denken bei den Falken<br />

– und auch bei vielen <strong>Kinderfreunde</strong>-FunktionärInnen.<br />

Nach Franz Ferner bildete ein<br />

Dreierteam aus dem Kreis der<br />

MitarbeiterInnen die Leitung der<br />

Landesstelle der Roten Falken.<br />

Aufgrund von Problemen mit der<br />

Landesführung der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

legten alle Rote-Falken-FunktionärInnen<br />

im Landesleitungsteam<br />

geschlossen ihre Funktionen<br />

zurück. Versuche, eine neue<br />

Landesstelle für die Roten Falken<br />

zu »installieren« sind bisher – leider<br />

noch – ohne Erfolg geblieben.<br />

Doch trotz dieser Entwicklung<br />

gibt es die Roten Falken in<br />

der Steiermark nach wie vor. Es<br />

bestehen zwar nur wenige Gruppen,<br />

aber sie leisten gute Arbeit.<br />

Und viele Bestrebungen der Roten<br />

Falken werden auch 2008<br />

und bestimmt auch in den darauf<br />

folgenden Jahren engagiert<br />

umgesetzt werden.<br />

Interview:<br />

Petz Macsek und<br />

Mag. a Barbara Romar


Ära Kreisky<br />

Alexandra Fischerauer<br />

Die <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark<br />

in der Ära Kreisky<br />

Wenn Ali Mandl, langjähriges<br />

Mitglied der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

Steiermark<br />

bzw. Ortsgruppenvorsitzender in<br />

der Grazer Ortsgruppe Gries (und<br />

seit kurzem auch Träger des Goldenen<br />

Ehrenzeichens für Verdienste<br />

um die Republik Österreich)<br />

über die Ära Kreisky spricht,<br />

dann von einer Zeit des Aufbruchs,<br />

von einer sehr positiven<br />

Zeit. Selbst bei den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />

Steiermark – damals wie<br />

auch heute – in der Ortsgruppe<br />

Gries tätig, stand ihm Bruno Kreisky<br />

mehrmals gegenüber. Ali<br />

Mandl beschreibt ihn als offenen<br />

Menschen, der seinen Mitmenschen<br />

nicht aus dem Weg ging,<br />

sondern, ganz im Gegenteil, auf<br />

sie zuging. »Die Leute reden heute<br />

des öfteren negativ über ihn.<br />

Aber sie vergessen zu erwähnen,<br />

dass er viel für die armen Menschen<br />

getan hat, für die sozial<br />

Schwachen« so Ali Mandl.<br />

Die Ära Kreisky, die Zeit von 1970<br />

bis 1983 »bewegt« die Menschen<br />

noch heute, es wurden damals<br />

sehr viele Grundsteine für ein sozialeres<br />

Zusammenleben gelegt,<br />

einige dieser Grundsteine mit Hilfe<br />

der <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark.<br />

Bruno Kreisky hat<br />

weiterentwickelt …<br />

»… sorgte für mehr Chancen für<br />

mehr Menschen.«<br />

(A. Gusenbauer, 2007)<br />

Die »Ära Kreisky« – sie dauerte<br />

von 1970 bis 1983 – hat nachhaltige<br />

Spuren hinterlassen: Österreich<br />

wurde im Laufe dieser Zeit<br />

moderner und liberaler, es wurden<br />

viele Reformen durchgeführt.<br />

Österreich sollte ein »Staat<br />

der Wohlfahrt für alle« werden.<br />

So wurden zum Beispiel neben<br />

der Strafrechtsreform von 1975,<br />

im Rahmen derer unter anderem<br />

das patriarchalische Ehe- und Familienrecht<br />

durch ein partnerschaftliches<br />

ersetzt wurde, auch<br />

im Bildungswesen zahlreiche Än-<br />

1. Mai-Aufmarsch in den 70er-Jahren: Bruno Kreisky am Grazer Hauptplatz<br />

derungen vorgenommen: die<br />

SchülerInnenfreifahrt und das<br />

Gratisschulbuch wurden eingeführt<br />

und somit die Bildungschancen<br />

vor allem jener Kinder,<br />

die am Land lebten, vergrößert.<br />

Im Jahr 1974 trat das Schulorganisationsgesetz<br />

in Kraft, das etliche<br />

Beeinträchtigungen der Rechte<br />

der LehrerInnen und eine Verbesserung<br />

der Rechte der SchülerInnen<br />

mit sich brachte. Es wurden<br />

die Aufgaben der SchülerInnenmitverwaltung<br />

geregelt und<br />

auch die Betragensnoten ab der<br />

7. Schulstufe abgeschafft. Auch<br />

die Hochschulstudiengebühren<br />

wurden im Rahmen der Kreisky-<br />

Ära für ÖsterreicherInnen und<br />

auch Studierende aus Entwicklungsländern<br />

abgeschafft. Der<br />

Zugang zu den Universitäten für<br />

Menschen jeglicher (vor allem<br />

1983: Afritschgarten in Graz, Landes-GF Rudi Müller mit Luftballons<br />

39


40<br />

1976: Dezembertreiben<br />

Weihnachtsbasteln<br />

1981: Dezembertreiben im Haus<br />

der Jugend<br />

1981: Dezembertreiben im Haus<br />

der Jugend<br />

1981: Dezembertreiben im Haus der Jugend, (li.) Bgm. Alfred Stingl<br />

sozialer) Herkunft sollte ermöglicht<br />

werden. Weiters kam es zu<br />

einer Demokratisierung der Universitäten.<br />

Allesamt Forderungen, die den<br />

steirischen <strong>Kinderfreunde</strong>n damals<br />

und auch heute noch besonders<br />

am Herzen liegen.<br />

Und auch viel beachtete außenpolitische<br />

Initiativen, die Österreich<br />

eine bis dahin nicht gekannte<br />

internationale Anerkennung<br />

eintrugen, wurden gesetzt<br />

(vgl. www.wien.spoe.at bzw. vgl.<br />

Weissensteiner in www.wienerzeitung.at).<br />

Ziel der Steuerreform unter Bruno<br />

Kreisky in den frühen 70er-<br />

Jahren war es, eine Umverteilung<br />

zugunsten der sozial Schwächeren<br />

zu erwirken. In der Wirtschaftspolitik<br />

wiederum galten<br />

seine Bestrebungen in erster Linie<br />

der Aufrechterhaltung der<br />

Vollbeschäftigung. Kreisky bereiteten<br />

»ein paar Milliarden [Schilling;<br />

Anm. d. Verf.] Schulden weniger<br />

schlaflose Nächte als ein<br />

paar Hunderttausend Arbeitslose«.<br />

Er begegnete dieser drohenden<br />

Arbeitslosigkeit und dem<br />

Ölschock 1973 und seinen Auswirkungen<br />

mit expansiver Budgetpolitik,<br />

dem sogenannten<br />

»deficit spending« (vgl. Weissensteiner<br />

in www.wienerzeitung.<br />

at). Nebenbei bemerkt: Es gelang<br />

ihm, im Endeffekt, die Arbeitslosenrate<br />

relativ niedrig zu halten.<br />

Dennoch gibt es auch heute<br />

noch KritikerInnen, die ihm zahlreiche<br />

Fehleinschätzungen vorwerfen.<br />

Bruno Kreisky und die<br />

<strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark<br />

Der Einfluss Kreiskys auf die österreichische<br />

– und somit auch auf<br />

die steirische – Bildungs- und Familienpolitik<br />

war weitreichend.<br />

Zu Zeiten der Ära Kreisky waren<br />

die heutigen Österreichischen<br />

<strong>Kinderfreunde</strong> noch in die SPÖ<br />

eingegliedert. Die »SPÖ – Freie<br />

Schule <strong>Kinderfreunde</strong>« hat es<br />

sich dabei zur Aufgabe gemacht,<br />

Erziehungsarbeit am Kinde zu<br />

leisten bzw. »das geistige und<br />

leibliche Wohl aller Kinder und<br />

deren Erziehung zur sozialistischen<br />

Gesinnung zu fördern«.<br />

Freie Schule bedeutete freien<br />

Schulzugang für jedes Kind, später<br />

auch eine gemeinsame Schule<br />

der 10- bis 14-Jährigen statt der<br />

Trennung in Hauptschule und<br />

Gymnasium. Die Gymnasien sollten<br />

allen Kindern, ungeachtet ih-<br />

Ära Kreisky<br />

rer gesellschaftlichen Herkunft,<br />

offenstehen und somit allen Kindern<br />

eine höhere Bildung vermitteln.<br />

In den Vordergrund gestellt<br />

werden sollte dabei die Kombination<br />

aus sozialem Lernen und<br />

dem Lernen von reinen Fakten<br />

(vgl. Bindel S. 288f).<br />

Diese neue Erziehungs- und<br />

Schulpolitik der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

stellt den Beginn wesentlicher<br />

Entwicklungen des österreichischen<br />

Schulwesens dar. So sind<br />

die Bildungsexpansion der 60er-<br />

Jahre und die Schulreformen der<br />

70er- und 80er-Jahre unter anderem<br />

auch auf die Aktivitäten der<br />

<strong>Kinderfreunde</strong> zurückzuführen.<br />

Schon von Beginn an haben die<br />

<strong>Kinderfreunde</strong> die Bedeutung<br />

einer Erziehung erkannt, die<br />

»nicht bloß der Integration der<br />

heranwachsenden Generation in<br />

die bestehende Gesellschaft dienen<br />

will, sondern auf die ständige<br />

Veränderung und Verbesserung<br />

dieser Gesellschaft ausgerichtet<br />

ist.« (vgl. Bindel S. 386)<br />

Pädagogische Jahresprogramme<br />

sorgten im Endeffekt auch für<br />

Aktionen zum Schutz und zur Erweiterung<br />

der Lebensräume unserer<br />

Kinder (vgl. ebda.).<br />

So entstand zum Beispiel auch in


Ära Kreisky<br />

Zeiten der Ära Kreisky der umfassende<br />

Forderungskatalog »99<br />

Forderungen an uns alle« (vgl.<br />

Bindel, S. 388 ff.), der die Bedingungen<br />

für eine zufriedenstellende<br />

Erziehung aller österreichischen<br />

Kinder enthält und an dem<br />

steirische Ortsgruppen und die<br />

Landesorganisation Steiermark<br />

bzw. die Roten Falken maßgeblich<br />

beteiligt waren. Es entstanden<br />

in gemeinsamer Tätigkeit 99<br />

Vorschläge zur Gestaltung eines<br />

kinderfreundlichen Österreichs,<br />

wobei einige dieser Vorschläge<br />

auch tatsächlich verwirklicht<br />

wurden.<br />

Die Jahre 1979–1980<br />

als Beispiel: »Probleme<br />

solidarisch lösen.«<br />

In den Jahren 1970 – 1983, der<br />

Kreisky-Ära, haben unzählige<br />

Veranstaltungen und Aktionen<br />

der <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark<br />

stattgefunden. Da die Auflistung<br />

und Beschreibung dieser Veranstaltungen<br />

bzw. Aktionen den<br />

Rahmen dieses Artikels bei weitem<br />

sprengen würde, werden<br />

nun die Jahre 1979–1980 als exemplarisches<br />

Beispiel herangezogen.<br />

Dr. Karl Birzele, seinerzeit Landesobmann<br />

der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

Steiermark, schrieb in der Einleitung<br />

des Berichtes der Landeskonferenz<br />

(1981) wie folgt: »In<br />

den 80er-Jahren wird die <strong>Kinderfreunde</strong>arbeit<br />

nicht leichter werden.<br />

Die Entartungserscheinungen<br />

in der Gesellschaft nehmen<br />

zu und die Kinder sind davon zu-<br />

allererst bedroht und betroffen.<br />

So werden wir viel mehr Elternarbeit<br />

leisten müssen, um zu helfen,<br />

mit dem fast Unmöglichen<br />

fertigzuwerden: inmitten von<br />

materialistischer Konsumeinstellung<br />

und ungesundem Machtstreben<br />

die Kinder in der Familie<br />

zu schützen, damit sie dennoch<br />

natürlich aufwachsen können.<br />

Auch unsere Kindergemeinschaften<br />

in den Ortsgruppen, den Ferienheimen<br />

und Lagern haben<br />

große Aufgaben. Neben Freude<br />

und Entspannung, die sie erleben<br />

sollen, werden wir sie die<br />

demokratische Gemeinschaft<br />

lehren und sie mit ihnen üben –<br />

viel mehr noch als bisher. Wir<br />

werden wahrscheinlich die einzigen<br />

sein, die sich dieser Aufgabe<br />

ernsthaft annehmen. Außer der<br />

<strong>Kinderfreunde</strong>arbeit im engeren<br />

Kreis dürfen wir auf die politischen<br />

Aufgaben nicht vergessen:<br />

Die Gesellschaft müssen wir ändern.<br />

Die Wirtschaft, das Produzieren,<br />

das Arbeits- und Freizeitleben,<br />

die Schule, sie sollen<br />

menschlicher und kinderfreundlicher<br />

werden.«<br />

»Probleme solidarisch lösen« –<br />

einer der vielen aussagekräftigen<br />

Slogans dieser Zeit, die auch<br />

durch die <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark<br />

tatsächlich verwirklicht<br />

wurden. Dies geschah – und geschieht<br />

noch immer – bei unzähligen<br />

Heimstunden, beim Wandern,<br />

bei Festen und Feiern, bei<br />

der Durchführung der jährlichen<br />

großen Ferienaktion, bei der Errichtung<br />

von Heimen und Spielplätzen,<br />

bei Sammelaktionen für<br />

1981: (ganz rechts) im Kreis von Delegierten als Referent bei der<br />

Landeskonferenz: Dr. Heinz Fischer<br />

1983: Steinberg, Graz – Theaterspiel in der Felsenbühne<br />

Eismaskenfest von 1975, im Hintergrund Vojo Radkovic<br />

die Dritte Welt, für Behinderte,<br />

bei Aufklärung und Werbung<br />

und noch vielen anderen Dingen.<br />

Im Mittelpunkt dieser gesellschaftspolitisch<br />

wichtigen Arbeit<br />

standen und stehen dabei noch<br />

immer die Kinder. Das Jahr 1979<br />

selbst wurde von der UNO zum<br />

»Weltjahr des Kindes« erkoren.<br />

So fand unter anderem eine Vogelnistkastenaktion<br />

statt, im<br />

Zuge derer rund 200 Nistkästen<br />

von Buben und Mädchen der<br />

Kinder- und Landesjugendverbände<br />

angefertigt und ausgehängt<br />

wurden. Weiters entwickelte<br />

sich aus der Idee »Probleme<br />

solidarisch lösen« heraus eine<br />

Solidaritätsaktion für Arusha, einer<br />

Stadt im Nordosten Tasanias.<br />

Diese Aktion fand den Abschluss<br />

in einer Benefizveranstaltung, die<br />

im Grazer Opernhaus durchgeführt<br />

wurde. Unter dem Motto<br />

»Elterngespräch« fanden in den<br />

Jahren 1979–1980 laufend Fort-<br />

1978: Aktion Osterhase<br />

mit LR Sepp Gruber<br />

41


42<br />

1975: Kasperlbus – unterwegs in der Steiermark<br />

1977: Kindertreffen in Graz<br />

1983: »Friedensfest« am Grazer Hauptplatz<br />

bildungsveranstaltungen und<br />

Diskussionen rund um das Thema<br />

Schule statt. Zentrale Punkte<br />

dieser Veranstaltungen waren<br />

schon damals eine bessere<br />

Ausbildung der Kinder, mehr<br />

Chancengleichheit durch eine<br />

gemeinsame Schule der 10- bis<br />

14-Jährigen als auch eine<br />

menschlichere und kinderfreundlichere<br />

Schule. Auch kann<br />

von zahlreichen Zeltlagern der<br />

Roten Falken berichtet werden.<br />

Im Jahr 1980 wurde von denselben<br />

eine erfolgreiche Aktion gegen<br />

das Kriegsspielzeug durchgeführt.<br />

Dabei wurde gegen eine<br />

permanente Aufrüstung von<br />

Kriegsgeräten protestiert und es<br />

konnte beim Verteidigungsministerium<br />

erreicht werden, dass<br />

Kinder in Zukunft nicht mehr auf<br />

Panzern und ähnlichen Gerätschaften<br />

bei Waffenschauen des<br />

Bundesheeres herumspielen<br />

durften. Weiters kann neben erfolgreichen<br />

Aufführungen der<br />

Kinder- und Jugendbühne von<br />

einer regen Teilnahme am ständigen<br />

Kinderkreis der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

Steiermark berichtet<br />

werden. Insgesamt nahmen fast<br />

10.000 Kinder an diesem in den<br />

Ära Kreisky<br />

unterschiedlichen steirischen Bezirken<br />

teil. Die Anzahl der Kinder,<br />

die in dieser Zeit an den von den<br />

<strong>Kinderfreunde</strong>n Steiermark veranstalteten<br />

Ferienlagern und Urlauben<br />

teilgenommen haben, ist<br />

beachtlich: Etwa 7.000 Kinder<br />

konnten mit Hilfe von 800 erfahrenen<br />

FerialmitarbeiterInnen in<br />

insgesamt 20 Heimen und Lagern<br />

wunderschöne Wochen<br />

verbringen.<br />

Zum Abschluss noch einige Zahlen,<br />

die neben der »inneren«<br />

Größe der <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark<br />

auch ihre »äußere« Größe<br />

deutlich machen sollen, schon<br />

in den Zeiten der Ära Kreisky: In<br />

etwa 125 Ortsgruppen waren im<br />

Jahr 1983 rund 15.000 Mitgliederfamilien<br />

organisiert. Außerdem<br />

kann von ca. 25 Kindergartengruppen,<br />

40 Hortgruppen,<br />

75 Sport- und Neigungsgruppen<br />

sowie mehr als 100 Freundschaftsgruppen<br />

berichtet werden.<br />

Somit kann die Ära Kreisky<br />

als eine überaus prosperierende<br />

Zeit und einer Zeit der Veränderungen<br />

und Weiterentwicklungen<br />

– nicht nur für die <strong>Kinderfreunde</strong><br />

Steiermark – angesehen<br />

werden.<br />

FAMILIE<br />

(aus: »99 Forderungen an uns alle – Vorschläge für ein kinderfreundliches<br />

Österreich«)<br />

Der Familie kommt in unserer Gesellschaft nach wie vor besondere<br />

Bedeutung zu. Als Teil dieser Gesellschaft vollzieht sie aber<br />

auch gesellschaftliche Entwicklungen mit und ist sozialen, wirtschaftlichen<br />

und kulturellen Einflüssen ausgesetzt.<br />

Neben der Sorge um das körperliche Wohl der Kinder ist es die<br />

wichtigste Aufgabe der Familie, dem Kind Geborgenheit und Sicherheit<br />

zu geben und jene Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten,<br />

die es zur Entfaltung seiner emotionalen, sozialen und<br />

schöpferischen Fähigkeiten braucht. […] (vgl. Bindel S. 289)<br />

Quellen<br />

E Petritsch, Wolfgang (1981): Bruno Kreisky. Nicolaische Verlagsbuchhandlung,<br />

Berlin<br />

E www.wien.spoe.at<br />

E www.kreisky.org<br />

E www.wienerzeitung.at/linkmap/personen/kreisky2.htm<br />

Friedrich Weissensteiner<br />

E Bericht der Landeskonferenz der <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark,<br />

1981<br />

E Bindel, Jakob (1982):<br />

75 Jahre Österreichische <strong>Kinderfreunde</strong>: 1908–1983


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kinderlärm ist zukunftsmusik.<br />

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Ins. Gemeinde Wagna 187x43mm 25.03.2008<br />

kids<br />

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2008<br />

Die Demo<br />

für Kinderrechte<br />

in Graz<br />

Freitag, 20. Juni 2008<br />

www.kidsparade.at<br />

43


44<br />

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und in der gesamten Steiermark!<br />

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Gut für alle im Land.«<br />

„Für neuen Fortschritt in sozialer Ausgewogenheit – dafür<br />

werden wir auch in der 2. Regierungs-Halbzeit arbeiten.“<br />

Gemeinde<br />

Hart bei Graz<br />

Die Gemeinde Hart bei Graz liegt am<br />

östlichen Stadtrand von Graz und ist<br />

durch die ruhige Lage mit vielen schönen Spazier- und<br />

Wanderwegen, sowie einem ausgebauten Radwegnetz ein<br />

beliebtes Naherholungsgebiet. Auf sinnvolle Freizeitgestaltung<br />

in sportlicher, wie auch in kultureller Hinsicht, wurde<br />

schon immer großer Wert gelegt. Diesbezüglich kann die<br />

Gemeinde auf zahlreiche Projekte hinweisen, wie einen<br />

Jugend- und Freizeitpark mit Skaterbahn, Beachvolleballund<br />

Streetsoccerplatz.<br />

Im Ortszentrum befindet sich neben der Mehrzweckhalle<br />

mit Gastronomie, die für Veranstaltungen aller Art, wie<br />

Musikveranstaltungen, Kabarett, Sportveranstaltungen und<br />

Familienfeiern sehr gut geeignet ist, ein neu errichtetes<br />

Netzwerk-Hotel, das als Zentrum von zahlreichen Dienstleistungen,<br />

dem modernen Nomaden ein niveauvolles<br />

Angebot bereitstellt. Ein Restaurant mit Cafe-Bar und<br />

Lounge rundet dieses Gefüge ab. Gegenüberliegend befindet<br />

sich die Wellnessanlage mit Sportcafe, Tennishalle,<br />

Hallenbad, Saunaanlage, Fitnesscenter und Physikalischem<br />

Therapiezentrum (Massage, Kosmetik, Fußpflege). Seminar-<br />

bzw. Tagungsräume im Obergeschoss können über die<br />

Gemeinde angemietet werden.<br />

Das Fußballstadion mit VIP-Bereich und 400 überdachten<br />

Sitzplätzen bietet für alle Fußballbegeisterten eine tolle Atmosphäre.<br />

Das neu errichtete Eisstadion mit einer Eisfläche<br />

von 30 x 60 m bietet allen Eislaufbegeisterten optimale<br />

Bedingungen.<br />

Gemeinde Lafnitz<br />

»Das Tor zum Lafnitztal«<br />

Tel. Nr. 03338/23 07, Fax-DW 4<br />

E-Mail: gde@lafnitz.steiermark.at<br />

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Gewerbegebiet, Nahversorgung<br />

und Kultur<br />

45


46<br />

Reinhard Meier<br />

Resümee und Ausblick<br />

Nach der Darstellung der Entwicklung der <strong>Kinderfreunde</strong><br />

und einiger Eckpunkte unserer Organisation,<br />

gilt es, die Gegenwart zu charakterisieren und vor<br />

allem den Blick nach vorne zu richten, wie und wohin<br />

sich die <strong>Kinderfreunde</strong> in der näheren Zukunft hin<br />

entwickeln sollen und können.<br />

Doch beginnen wir<br />

mit der Gegenwart:<br />

Die <strong>Kinderfreunde</strong> haben sich im<br />

abgelaufenen Jahrhundert vor<br />

allem dadurch einen Namen gemacht,<br />

dass sie ein vielfältiges<br />

und umfangreiches Angebot das<br />

ganze Jahr über in den verschiedenen<br />

Ortsgruppen erstellt und<br />

umgesetzt haben bzw. natürlich<br />

auch gegenwärtig umsetzen.<br />

Diese Leistung beruht auf dem<br />

Einsatz und dem Engagement<br />

der vielen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen,<br />

die sich – unterstützt<br />

durch die Landesorganisation –<br />

dieser Herausforderung stellten<br />

bzw. stellen. Diesem Personenkreis<br />

gebührt hiefür unser aufrichtiger<br />

Dank.<br />

Ein weiteres wichtiges Element<br />

der Bewegung war und ist es, im<br />

Rahmen der Ferienaktion Kindern<br />

und Jugendlichen wesentliche<br />

Entwicklungsmöglichkeiten<br />

in der Freizeit und in entspannter<br />

Atmosphäre anzubieten. Spiel,<br />

Sport, Spaß in einer anderen Umgebung<br />

mit anderen Kindern zu<br />

haben, tragen wesentlich zur Erweiterung<br />

des Horizonts bei und<br />

es bieten sich neue Gelegenheiten,<br />

»Anderes« kennenzulernen,<br />

neue Erfahrungen zu machen,<br />

Kontakte zu knüpfen und somit<br />

neue Freunde zu gewinnen.<br />

In diesem Zusammenhang lernen<br />

und üben sie soziale, gesellschaftsrelevante<br />

Fähigkeiten, Eigenschaften<br />

und Tugenden ein:<br />

miteinander reden, etwas aushandeln,<br />

gemeinsam zu einem<br />

Ergebnis zu kommen, Verantwortung<br />

zu übernehmen usw.<br />

Also genau jene Elemente, die so<br />

wesentlich für das demokratische<br />

Zusammenleben sind und<br />

die zur Heranbildung der jeweiligen<br />

Persönlichkeit wesentlich<br />

beitragen.<br />

In den 80er- und 90er-Jahren fand<br />

aber auch eine Veränderung in<br />

der Gesellschaft insgesamt statt.<br />

Es wurde plötzlich alles (fast nur<br />

mehr oder zumindest vornehmlich)<br />

durch die ökonomische Brille<br />

betrachtet. Natürlich ist es wichtig<br />

und richtig, mit Geld, besonders<br />

öffentlichen Geldern, sorgsam<br />

und sparsam umzugehen. Doch<br />

dies darf nicht der einzige Gesichtspunkt<br />

sein! Denn Arbeit im<br />

pädagogischen Bereich – also genau<br />

in dem Bereich, in dem die<br />

<strong>Kinderfreunde</strong> seit nunmehr 100<br />

Jahren so erfolgreich tätig sind –<br />

zeigt sich der »Erfolg« nicht sofort,<br />

sondern erst mit zeitlicher Verzögerung.<br />

Alles, was heute in die Bildung<br />

und Ausbildung der Kinder und<br />

Jugendlichen investiert wird, wird<br />

erst in einigen Jahren sicht- und<br />

spürbar. Also mit Verzögerung.<br />

Und jede Maßnahme, jeder investierte<br />

Euro in der Prophylaxe erspart<br />

viele, viele Euros in der Zukunft!<br />

Nun, um diesen veränderten gesellschaftlichenRahmenbedingungen<br />

Rechnung zu tragen, haben<br />

die <strong>Kinderfreunde</strong> Steiermark<br />

sich auch in Feldern engagiert, die<br />

von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen<br />

wegen der zeitlichen Intensität<br />

und auch im Sinne der Professionalisierung<br />

nicht mehr zu bewerkstelligen<br />

waren bzw. sind.<br />

So zeichnet sich<br />

die Ferienaktion<br />

dadurch aus,<br />

dass in verschiedenen Camps an<br />

verschiedenen Orten im In- und<br />

Ausland unterschiedliche Themenschwerpunkte<br />

auch für unterschiedliche<br />

Altersgruppen<br />

gesetzt werden, um eben den<br />

unterschiedlichen Bedürfnissen<br />

der Kinder und Jugendlichen gerecht<br />

zu werden. Aber auch die<br />

Organisation und Durchführung<br />

von Schulcamps oder gar von<br />

EU-Camps bedürfen umfangreicher<br />

Planungsarbeiten und natürlich<br />

entsprechender Begleitung<br />

und Umsetzung.<br />

Neben den vorhin genannten<br />

Bereichen engagierten<br />

sich die <strong>Kinderfreunde</strong><br />

sehr bald im Bereich<br />

der Nachmittagsbetreuung an<br />

Schulen (KISS – Lern- und Freizeitbetreuung).<br />

Der Bedarf stieg<br />

und steigt kontinuierlich an und<br />

so gestalten wir die Nachmittagsbetreuung<br />

mittlerweile an<br />

weit mehr als zehn Standorten in<br />

Graz und in verschiedenen Bezirken<br />

der Steiermark.<br />

Die Familienakademie<br />

(FAMAK) führt steiermarkweitLernberatung<br />

und Familiencoaching<br />

durch, erarbeitet, organisiert und<br />

gestaltet Lehrgänge, Workshops<br />

und Vorträge im Bereich der Elternbildung.<br />

Weitere Schwerpunkte<br />

liegen bei interkulturellen<br />

Initiativen bzw. Integrationsfragen<br />

und Weiterbildungsangeboten<br />

für ehrenamtliche und für<br />

hauptamtliche MitarbeiterInnen.<br />

Resümee & Ausblick<br />

Die Zukunft ist eine undankbare Person, die grad nur die quält,<br />

die sich recht sorgsam um sie bekümmern.<br />

Johann Nepomuk Nestroy<br />

Das Zentrum für<br />

Gesundheitsförderung<br />

(ZfG) erarbeitet<br />

innovative Gesundheitsprojekte<br />

für Kindergärten, Schulen,<br />

Krankenhäuser, Betriebe und<br />

Kommunen. Im Vordergrund steht<br />

die Entwicklung und Förderung<br />

eines gesunden Lebensstils von<br />

klein an. Dem Gesundheitskasperl<br />

z. B. gelingt es, Themen und Inhalte<br />

kindgerecht zu vermitteln.<br />

Die Interdisziplinäre<br />

Frühförderstelle leistet<br />

Früherkennung, Entwicklungsförderung<br />

und Familienbegleitung. Das heißt<br />

sie arbeitet mit Kindern (und deren<br />

Eltern), die Entwicklungsverzögerungen<br />

oder bereits in der<br />

frühen Kindheit Schwierigkeiten<br />

(z. B. beim Lernen) aufweisen, mit<br />

dem Ziel, diese frühzeitig zu erkennen,<br />

entsprechend zu fördern<br />

und so dazu beizutragen, einen<br />

erfolgreichen Start ins Leben zu<br />

ermöglichen.<br />

Das Kinderschutzzentrum<br />

Oberes Murtal<br />

mit Sitz in Knittelfeld<br />

und Außenstellen in<br />

Murau bzw. Bruck/Mur ist eine<br />

sehr notwendige Einrichtung zum<br />

Schutz jener, die bereits in frühen<br />

Jahren ihres Lebens sehr schlimme<br />

Erfahrungen machen mussten.<br />

Das Kinderschutzzentrum ist<br />

nicht nur Anlaufstelle für Betroffene<br />

sondern auch für deren Eltern.<br />

Von hier aus wird aber auch wesentliche<br />

Arbeit in der Prophylaxe<br />

in Form von Informationen und<br />

Vorträgen an Schulen oder bei Eltern-abenden<br />

geleistet.


Resümee & Ausblick<br />

Neben all diesen ganzjährigen<br />

Einrichtungen planen, organisieren<br />

und gestalten wir wesentliche<br />

Aktionen: Einen Schwerpunkt<br />

unserer Arbeit bilden die<br />

Kinderrechte, für die wir immer<br />

wieder vehement eintreten. Dies<br />

gipfelt in der Kidsparade, die<br />

2007 erstmals in Graz durchgeführt<br />

wurde und nach 2008 weiter<br />

im Zweijahresrhythmus<br />

durchgeführt werden soll. Hilfsaktionen<br />

in Katastrophenfällen<br />

wie seinerzeit beim Fall Tschernobyl<br />

bzw. die Hochwasserhilfe<br />

2005, Initiativen zum Vaterschutzmonat<br />

oder zur Väterkarenz, zum<br />

Gratiskindergarten, zur politischen<br />

Partizipation wie z. B. Wählen<br />

ab 16, Kinder-Animation bei<br />

Festen und Feiern, Kinderbetreuung<br />

bei verschiedenen Anlässen,<br />

auch bei Konferenzen oder Kongressen,<br />

oder aber der allseits<br />

bekannte Kinderfasching jeweils<br />

am Faschingdienstag – übrigens<br />

die größte (nicht nur wegen der<br />

Teilnehmerzahl) Kinder-Faschingsveranstaltung<br />

in Graz.<br />

Und dann natürlich noch etwas,<br />

was zwar viel Einsatz und Hirn<br />

erfordert, in der Öffentlichkeit<br />

jedoch kaum oder nicht zu sehen<br />

ist: Das Lobbying für Kinder und<br />

ihre Anliegen in der Form, dass<br />

Gutachten und Stellungnahmen<br />

zu Gesetzesentwürfen erarbeitet<br />

und erstellt werden oder etwa<br />

das Vermitteln von Gesprächen<br />

zwischen der Politik und Konfliktparteien.<br />

In diesem Sinne steuern<br />

wir auch Ideen für PolitikerInnen<br />

und Entwickler für Initiativen bei.<br />

Und wie wird<br />

es weitergehen?<br />

Ich versichere, dass wir auch in<br />

Zukunft die bewährten Einrichtungen<br />

und Aktivitäten weiterführen<br />

werden, aber uns auch in<br />

neuen Aufgabenfeldern engagieren<br />

werden.<br />

So wird in nächster Zukunft sicher<br />

ein Hauptaugenmerk darauf<br />

gerichtet sein, unseren Beitrag<br />

zur Vereinbarkeit von Beruf und<br />

Familie zu leisten. Der Bedarf an<br />

Möglichkeiten zur professionellen<br />

Kinderbetreuung ist durch<br />

die veränderten, flexibilisierten<br />

Arbeitszeiten weiter im Steigen.<br />

Wir entwickeln gerade hier ein<br />

vielfältiges, den jeweiligen Bedürfnissen<br />

und örtlichen Gegebenheiten<br />

angepasstes Angebot.<br />

Oder zum Thema Kindergarten:<br />

Bestärkt durch neueste Forschungsergebnisse<br />

der Gehirnforschung<br />

treten wir vehement<br />

für die Anerkennung des Kindergartens<br />

als Bildungseinrichtung<br />

ein. Diese frühkindliche, vorschulische<br />

Lernsituation, die jedoch<br />

nicht eine Vorverlegung der<br />

Schulpflicht darstellen soll und<br />

kann, dient den Entwicklungsund<br />

Entfaltungsmöglichkeiten<br />

jedes Kindes und ist daher auch<br />

zentrales inhaltliches Element<br />

unserer Forderung nach zumindest<br />

einem verpflichtenden, für<br />

die Eltern kostenfreien Kindergartenjahr<br />

(Stichwort: Gratiskindergarten).<br />

Seit einigen Jahren fordern wir für<br />

Väter die Möglichkeit, sich nach<br />

der Geburt eines Kindes verstärkt<br />

dem Kind widmen zu können.<br />

Unser diesbezügliches Anliegen,<br />

»Papa aktiv«, wurde vor kurzem<br />

endlich von der Politik aufgegriffen<br />

und wird nun unter dem Titel<br />

»Vaterschutzmonat« diskutiert.<br />

Wir werden also weiterhin für<br />

eine Chancengerechtigkeit wie<br />

Zugang zu Bildung, zu sozialem<br />

Ausgleich innerhalb der Gesellschaft<br />

eintreten, aber natürlich<br />

auch für eine kinderfreundliche<br />

und kindgerechte Umwelt. Wir<br />

werden dort einspringen, wo auf<br />

Grund veränderter Rollen und/<br />

oder Anforderungen der Eltern<br />

diese ihren Aufgaben ihren Kindern<br />

gegenüber nicht mehr ausreichend<br />

gerecht werden (können),<br />

wir werden weiterhin für<br />

Friedenserziehung und auch für<br />

politische Partizipation eintreten.<br />

Noch stärker widmen werden wir<br />

uns als soziale Dienstleistungseinrichtung<br />

den Bereichen Sozial-<br />

und Lernbetreuung, hier sind<br />

die <strong>Kinderfreunde</strong> bereits anerkannte<br />

Träger, sowie die Leistungen<br />

Erziehungshilfe und Sozialbetreuung.<br />

Unsere Aufgabe wird<br />

es verstärkt sein, Kindern vielfältige<br />

und herausfordernde Lernor-<br />

te zu bieten und ihre soziale<br />

Entwicklung zu unterstützen.<br />

Die <strong>Kinderfreunde</strong> sind<br />

nunmehr 100 Jahre alt. In<br />

der Retrospektive kann man<br />

vereinfacht und verkürzt sagen:<br />

Diese Idee, die Jahrhundertidee,<br />

hat sich deshalb<br />

so lange und so gut<br />

behauptet, weil im Grunde<br />

genommen die Probleme<br />

sehr ähnlich geblieben sind.<br />

Natürlich haben sich gesellschaftliche,<br />

soziale und ökonomische<br />

Bedingungen in<br />

diesem Zeitraum gravierend<br />

verändert. Daher sind<br />

auch andere Methoden<br />

und Herangehensweisen<br />

an diese Probleme gefragt,<br />

anders als zur Gründungszeit.<br />

Wir werden also auch in Zukunft<br />

alles daran setzten,<br />

was seit nunmehr 100 Jahren<br />

von den <strong>Kinderfreunde</strong>n<br />

so erfolgreich gestaltet<br />

und umgesetzt wurde: aktiv<br />

und engagiert, mit vollem<br />

Einsatz und Engagement<br />

weiterhin alles zu tun,<br />

was zum Schutz und Wohle<br />

jenes Teils der Gesellschaft<br />

gereicht, der des Schutzes<br />

der Erwachsenen bedarf.<br />

Wir – sowohl unsere ehrenamtlichen<br />

wie auch unsere<br />

hauptberuflichen MitarbeiterInnen<br />

– werden auch<br />

weiterhin dafür eintreten,<br />

daran mitarbeiten und dafür<br />

kämpfen, dass die Welt<br />

kinderfreundlicher und<br />

kindgerechter und somit<br />

letztlich ein wenig gerechter<br />

und fairer wird.<br />

2007: Kidsparade in Graz<br />

2006: Kinderrechteaktion »Quatsch«<br />

Sommersportler<br />

aufgepasst !<br />

Unsere Freizeitanlage<br />

ist täglich geöffnet.<br />

Zur Verfügung stehen:<br />

• Funcourt<br />

• Fußballplatz<br />

• Beach-Volleyballplatz<br />

• Tennisplätze<br />

Weitere Infos im ju:fa-Cafe<br />

Tel.: 03142/28628<br />

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