News · Fakten · Informationen - Hofmann Verlag
News · Fakten · Informationen - Hofmann Verlag
News · Fakten · Informationen - Hofmann Verlag
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Zeitschrift für Motopädagogik und Mototherapie<br />
1<br />
31. Jahrgang<br />
März 2008<br />
Schwerpunkt<br />
Psychomotorische<br />
Gewaltprävention<br />
Offizielles Organ des<br />
Aktionskreises<br />
Psychomotorik e. V.<br />
mit Mitteilungen des<br />
Berufsverbandes der<br />
Diplom-Motologen und<br />
Diplom-Motologinnen e. V.<br />
Holger Jessel<br />
Wirkkomponenten der<br />
psychomotorischen<br />
Gewaltprävention<br />
Samuel Franz<br />
Gewaltpräventive<br />
Aspekte der<br />
sinnverstehenden<br />
psychomotorischen<br />
Entwicklungsbegleitung<br />
Amara Renate Eckert<br />
Trauma – Gewalt –<br />
Autonomie<br />
Wolfgang Beudels<br />
Gegen Gewalt<br />
ankämpfen: Ringen<br />
und Raufen als<br />
präventives Angebot<br />
im Kindergarten<br />
Norbert Meller<br />
Das H.E.A.R.T. ©<br />
Konzept<br />
Kerstin Tübing<br />
Bewegung =<br />
„bewegt sein“?!<br />
<strong>Hofmann</strong>-<strong>Verlag</strong><br />
Postfach 1360<br />
73603 Schorndorf
Zeitschrift für Motopädagogik und Mototherapie<br />
Offizielles Organ des Aktionskreises<br />
Psychomotorik e. V.<br />
mit Mitteilungen des Berufsverbandes der<br />
Dipl.-Motologen/innen e. V.<br />
Herausgeber:<br />
Aktionskreis Psychomotorik e. V.<br />
Geschäftsstelle: Kleiner Schratweg 32<br />
32657 Lemgo<br />
Tel. (0 52 61) 97 09 70, Fax (0 52 61) 97 09 72<br />
Geschäftsführender Redakteur:<br />
Prof. Dr. phil. Klaus Fischer<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Motologin Dorothee Beckmann-Neuhaus<br />
Wiss. Mitarb. Melanie Behrens<br />
Prof. Dr. phil. Ruth Haas<br />
Dipl.-Motologe Dr. Richard Hammer<br />
Dipl.-Motologe Holger Jessel<br />
Prof. Dr. phil. Heinz Mechling<br />
Prof. Dr. phil. Renate Zimmer<br />
Anschrift der Redaktion:<br />
Prof. Dr. Klaus Fischer<br />
Haselhecke 50, 35041 Marburg<br />
Tel. (0 64 21) 2 33 32 (p), Tel. (02 21) 4 70 46 73 (d)<br />
Fax (0 64 21) 2 56 92 (p), Fax (02 21) 4 70 50 85 (d)<br />
E-Mail: Klaus.Fischer@uni-koeln.de<br />
Erscheinungsweise: Vierteljährlich<br />
Bezugsbedingungen:<br />
Jahresabonnement (4 Ausgaben) e 43,60;<br />
Vorzugspreis für Studierende e 40,–;<br />
Einzelheft e 11,– (jeweils zuzügl. Versandkosten).<br />
Für die Mitglieder des Aktionskreises ist der<br />
Bezugspreis der Zeitschrift im Mitgliedsbeitrag<br />
enthalten.<br />
Die Abonnement-Rechnung ist sofort zahlbar<br />
rein netto nach Erhalt. Der Abonnement-Vertrag<br />
ist auf unbestimmte Zeit geschlossen, falls nicht<br />
ausdrücklich anders vereinbart.<br />
Abbestellungen sind nur zum Jahresende möglich<br />
und müssen spätestens 3 Monate vor dem<br />
31. Dezember beim <strong>Verlag</strong> eintreffen. Unregel-<br />
mäßigkeiten in der Belieferung bitte umgehend<br />
dem <strong>Verlag</strong> anzeigen.<br />
Der Versand und die Abonnement-Bearbeitung<br />
erfolgen über EDV. Für diesen Zweck sind die<br />
dafür notwendigen Daten gespeichert.<br />
Die Post sendet Zeitschriften auch bei Vorliegen<br />
eines Nachsendeantrags nicht nach! Deshalb bei<br />
Umzug bitte Nachricht an den <strong>Verlag</strong> mit alter und<br />
neuer Anschrift.<br />
Vertrieb:<br />
Anschrift siehe <strong>Verlag</strong><br />
Telefon (0 71 81) 402-127<br />
Anzeigen:<br />
Anschrift siehe <strong>Verlag</strong><br />
Telefon (0 71 81) 402-127, Fax (07 11 ) 55 34 61 41<br />
hechler@hofmann-verlag.de<br />
Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste vom<br />
Januar 2008<br />
Gesamtherstellung:<br />
Druckerei <strong>Hofmann</strong><br />
Steinwasenstraße 6–8, D-73614 Schorndorf<br />
International Standard Serial Number:<br />
E 7518<br />
ISSN 0170-5792<br />
Copyright:<br />
© by Aktionskreis Psychomotorik e. V. Alle<br />
Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch in Über-<br />
setzungen, nur mit Genehmigung der Redaktion.<br />
Die namentlich gekennzeichneten Beiträge geben<br />
nicht in jedem Falle die Meinung der Redaktion<br />
wieder. Die Redaktions behält sich vor, Leser-<br />
briefe gekürzt zu veröffentlichen und Manus-<br />
kripte redaktionell zu bearbeiten.<br />
<strong>Verlag</strong>:<br />
<strong>Hofmann</strong> GmbH & Co. KG<br />
Postfach 1360, D-73603 Schorndorf<br />
Tel. (0 71 81) 402-0, Fax (0 71 81) 402-111<br />
E-Mail: info@hofmann-verlag.de<br />
Inhalt<br />
editorial e 1<br />
Wirkkomponenten der psychomotorischen<br />
Gewaltprävention<br />
Holger Jessel e 3<br />
Gewaltpräventive Aspekte der sinnverstehenden<br />
psychomotorischen Entwicklungsbegleitung<br />
Samuel Franz e 11<br />
Trauma – Gewalt – Autonomie<br />
Amara Renate Eckert e 18<br />
Gegen Gewalt ankämpfen: Ringen und Raufen<br />
als präventives Angebot im Kindergarten<br />
Wolfgang Beudels e 25<br />
Das H.E.A.R.T. © Konzept<br />
Bewegung = „bewegt sein“?!<br />
Norbert Meller e 35<br />
Kerstin Tübing e 40<br />
moto.logisch – Neues aus dem BVDM e 44<br />
Buchbesprechungen / Neuerscheinungen e 46<br />
Zeitschriftenspiegel e 50<br />
Veranstaltungen/<strong>Informationen</strong> e 53<br />
Summaries + Résumés e 57<br />
ak’tuell e 1–6<br />
Titelbild:<br />
Wolfgang Beudels, Remagen<br />
Die Zeitschrift MOTORIK wird auf chlorfrei<br />
gebleichtem Papier gedruckt.<br />
Bei dieser chlorfreien Bleiche des Zellstoffs<br />
entstehen keine chlorierten organischen Verbindungen,<br />
die die Abwässer belasten könnten.
Editorial<br />
Gewalt kann als eines der „schwierigsten<br />
gesellschaftlichen Phänomene“<br />
(Heitmeyer/Schröttle 2006, 5)<br />
überhaupt bezeichnet werden, da es<br />
einerseits auf fundamentale Art und<br />
Weise mehrdeutig und andererseits<br />
permanent und voraussetzungslos<br />
verfügbar ist. Aufgrund dieser Uneindeutigkeit<br />
und Ambivalenz wird<br />
innerhalb der Gewaltforschung seit<br />
geraumer Zeit die Forderung nach<br />
mehrperspektivischen und multimodalen<br />
Analysen und Bewältigungsvorschlägen<br />
erhoben (vgl. u. a. Cierpka<br />
2005; Heitmeyer/Soeffner 2004;<br />
Heitmeyer et al. 995; Imbusch 2004;<br />
Weidner/Kilb/Jehn 2003). Festzustellen<br />
ist bislang jedoch eine weitgehende<br />
Vernachlässigung psychomotorischer<br />
Perspektiven, nicht nur im Rahmen<br />
konkreter Präventionskonzepte, sondern<br />
auch im Hinblick auf theoretische und<br />
metatheoretische Begründungszusammenhänge.<br />
Diese Beobachtung ist<br />
insbesondere deshalb erstaunlich, weil<br />
Gewalt ihrem Wesenskern nach<br />
unmittelbar an die Körperlichkeit,<br />
Leiblichkeit und Emotionalität der<br />
Akteure gebunden ist. Diese enge<br />
Verschränkung betrifft nicht nur<br />
unterschiedlichste Gewaltformen<br />
(physische, psychische, verbale, sexuelle<br />
und auch strukturelle Gewalt), sondern<br />
vor allem den übergeordneten und<br />
letztlich untrennbaren Zusammenhang<br />
von Wahrnehmen, Erleben, Denken,<br />
Fühlen und Handeln. Dieser innerhalb<br />
der psychomotorischen Konzeptentwicklung<br />
und Praxis seit jeher im<br />
Vordergrund stehende Zusammenhang<br />
liefert einen wichtigen Beitrag zu einem<br />
vertieften Verständnis sowie zur<br />
Prävention von Gewaltdynamiken und<br />
-karrieren.<br />
Die aktuelle Gewaltforschung hat<br />
darüber hinaus gezeigt, dass die Genese<br />
von gewalttätigen Verhaltensweisen<br />
ebenfalls eng an die Körper- und<br />
Leiberfahrungen sämtlicher Beteiligter<br />
gekoppelt ist (vgl. u. a. Sutterlüty 2003).<br />
Missachtungs- und Ohnmachtserfahrungen<br />
stellen bedeutsame Risikofaktoren<br />
für die transgenerationale<br />
Übertragung von Gewalt sowie für den<br />
Kreislauf von familiären Gewalterfahrungen<br />
und außerfamiliärer Gewalt dar.<br />
Diese Erfahrungen hinterlassen in der<br />
Regel deutliche Spuren, häufig auf der<br />
basalen Ebene der leiblichen Integrität<br />
(vgl. van der Kolk 2006, IX). Das<br />
bedeutet jedoch zugleich, dass sich<br />
Menschen diesen Spuren meist nicht<br />
vom Bewusstsein aus, gleichsam topdown<br />
gesteuert, nähern können,<br />
sondern – wie die Traumaforschung<br />
eindrücklich gezeigt hat (vgl. ebd.) –<br />
in erster Linie bottom-up gesteuert,<br />
nämlich über körperlich-leibliche<br />
Erfahrungen. Auch dieser Zusammenhang<br />
spricht für eine grundlegende<br />
Erweiterung der Gewalt(präventions)forschung<br />
um eine psychomotorische<br />
Perspektive.<br />
Ein weiteres Motiv für eine solche<br />
Erweiterung resultiert aus der Beobachtung,<br />
dass körper- und bewegungsorientierte<br />
Ansätze direkt an einer<br />
wesentlichen Ressource von Kindern<br />
und Jugendlichen ansetzen, an deren<br />
leiblicher Verankerung in der Welt. Aus<br />
psychomotorischer Perspektive werden<br />
über Körper-, Leib- und Bewegungserfahrungen<br />
zugleich unmittelbare<br />
Erfahrungen der Kontrolle und Selbstwirksamkeit,<br />
des Lustgewinns, der<br />
Selbstwerterhöhung sowie positive<br />
zwischenmenschliche Erfahrungen<br />
ermöglicht. Diese ressourcen- und<br />
bedürfnisorientierten Qualitäten sind<br />
an sich bereits entwicklungsfördernd,<br />
sie stellen darüber hinaus jedoch die<br />
wesentlichen Voraussetzungen dafür<br />
dar, dass sich Kinder und Jugendliche<br />
auch schwierigen Entwicklungsthemen<br />
stellen wollen bzw. können (vgl. Grawe<br />
998).<br />
Hier besteht ein Zusammenhang zu<br />
zwei weiteren Motiven: Die Unmittelbarkeit<br />
von Körpererfahrungen trägt<br />
nicht nur zur Bedürfnisbefriedigung bei,<br />
sondern ist zugleich klärend und<br />
bewusstseinsschaffend und kann im<br />
Sinne einer reflexiven Leiblichkeit zur<br />
Grundlage von individuell bedeutsamen<br />
Reflexionsprozessen werden. Darüber<br />
hinaus kann nicht genug betont<br />
werden, dass pädagogische und<br />
therapeutische Beziehungen immer<br />
zwischenleibliche Beziehungen sind.<br />
Dieses Phänomen gehört zu den<br />
klassischen Untersuchungsgegenständen<br />
der Psychomotorik und wird mit<br />
Hilfe der Konzepte des psychomotorischen<br />
bzw. tonischen Dialogs sowie<br />
der leiblich-szenischen Resonanz<br />
thematisiert.<br />
Die sechs Beiträge dieses Schwerpunktheftes<br />
zum Thema „Psychomotorische<br />
Gewaltprävention“ nähern sich dem<br />
Phänomen Gewalt und dessen Prävention<br />
aus jeweils unterschiedlichen<br />
theoretischen und praxeologischen<br />
Perspektiven, von denen die Mehrzahl<br />
in der Psychomotorik „zu Hause“ sind<br />
(vgl. Franz, Eckert, Beudels, Jessel). Aber<br />
auch die am Rande des psychomotorischen<br />
Fachdiskurses entstandenen<br />
Beiträge (vgl. Meller, Tübing) stellen<br />
dezidiert körper- und bewegungsorientierte<br />
Zugänge dar, die eine bemerkenswerte<br />
Nähe zum psychomotorischen<br />
Denken enthalten. Daraus ergibt sich<br />
ein hohes Anregungspotential, das die<br />
Gewalt(präventions)debatte um<br />
wesentliche Perspektiven erweitert und<br />
zugleich den psychomotorischen<br />
Fachdiskurs selbst bereichert.<br />
In seinem Beitrag über „Wirkkomponenten<br />
der psychomotorischen Gewaltprävention“<br />
geht Holger Jessel von der<br />
These aus, dass das Navigieren im<br />
vielfältigen und mehrdeutigen Feld der<br />
Gewaltprävention auf eine Auseinandersetzung<br />
mit grundlegenden Wirkkomponenten<br />
angewiesen ist. Diese<br />
werden nur vor dem Hintergrund<br />
elementarer Grundbedürfnisse verständlich,<br />
da sie die wesentlichen<br />
Motoren menschlichen Erlebens und<br />
Handelns darstellen. In diesem Zusammenhang<br />
wird gewalttätiges Verhalten<br />
als eine subjektiv sinnvolle Form der<br />
Bedürfnisbefriedigung verstanden, die<br />
jedoch für mindestens eine Person<br />
problematisch ist. Diese Person ist nicht<br />
zwangsläufig nur das Opfer, vielmehr<br />
wird gezeigt, dass die Wirkkomponenten<br />
der psychomotorischen Gewaltprävention<br />
für alle Beteiligten – und damit<br />
auch für die Täter – von weitreichender<br />
Bedeutung für eine gelingende Lebensführung<br />
sein können.<br />
Samuel Franz setzt sich in seinem<br />
Beitrag mit dem Thema „Gewaltpräventive<br />
Aspekte der sinnverstehenden<br />
psychomotorischen Entwicklungsbegleitung“<br />
auseinander. Er grenzt seinen<br />
Zugang dabei deutlich von sozialen
2<br />
Editorial<br />
Kompetenztrainings ab, die den<br />
gegenwärtigen Gewaltpräventionsdiskurs<br />
maßgeblich mitbestimmen. Seine<br />
Ausführungen beziehen sich auf die<br />
Analyse des tonischen Dialoges als<br />
gewaltpräventives Moment, auf die<br />
Thematisierung der posttraumatischen<br />
Regression, auf die Untersuchung des<br />
leiblich-szenischen Verstehens als<br />
grundlegende Wahrnehmungshaltung<br />
sowie auf die leiblich-szenische<br />
Resonanz der Entwicklungsbegleiterin.<br />
In ihrem Beitrag „Trauma – Gewalt –<br />
Autonomie. Psychomotorische Gewaltprävention<br />
als Hilfe zur Verarbeitung<br />
erlebter Traumatisierung“ stellt Amara<br />
Eckert ein Ausbildungsprojekt am<br />
Fachbereich Gesellschaftswissenschaften<br />
und Soziale Arbeit der<br />
Hochschule Darmstadt vor. Im Rahmen<br />
dieses Projektes wurden Überlegungen<br />
zur gewaltpräventiven psychomotorischen<br />
Arbeit mit sequentiell traumatisierten<br />
Kindern angestellt. Im Vordergrund<br />
standen dabei gemeinsame<br />
Lernprozesse in Form von Hilfen zur<br />
Verarbeitung von Trauma, um die zu<br />
erwartende Weitergabe von erlebter<br />
Gewalt zu reduzieren. Die Autorin zeigt<br />
Möglichkeiten auf, wie über psychomotorische<br />
Förderprozesse Wege zur<br />
Wiedergewinnung der eigenen Autonomie<br />
gefunden werden können.<br />
In seinem Beitrag „Gegen Gewalt<br />
ankämpfen – Ringen und Raufen als<br />
präventives Angebot im Kindergarten“<br />
widmet sich Wolfgang Beudels insbesondere<br />
dem frühen Kindesalter im<br />
Sinne eines primärpräventiven Vorgehens.<br />
Zu den wichtigsten Zielsetzungen<br />
psychomotorischer Entwicklungsförderung<br />
zählt er den Aufbau eines positiven<br />
Selbstkonzepts sowie die Entwicklung<br />
sozialkompetenten Verhaltens.<br />
Kind- und altersgemäße Bewegungs-<br />
und Spielangebote können dabei<br />
insofern gewaltpräventiv wirken, da<br />
hier ein verantwortungsbewusstes,<br />
reflexives und selbstbestimmtes<br />
Verhalten in der Auseinandersetzung<br />
mit der personalen und dinglichen<br />
Umwelt gefordert und gefördert wird.<br />
„Ringen, Raufen, Miteinander-Kämpfen“<br />
zeigt sich unter dieser Perspektive<br />
als ein besonders geeignetes Thema<br />
psychomotorischer Bewegungserziehung<br />
im Elementarbereich.<br />
Norbert Meller stellt in seinem Artikel<br />
„Das H.E.A.R.T.© Konzept – Gewaltprävention<br />
in einer stationären Einrichtung<br />
der Erziehungshilfe“ ein ganzheitlicherzieherisches<br />
Konzept der Gewaltprävention<br />
vor, das auf den Grundlagen<br />
taoistischer Philosophie und den daraus<br />
entstandenen Traditional Chinese Arts –<br />
Taoist Cultural Arts (TCA) basiert. Dieses<br />
Konzept wird seit mehreren Jahren<br />
erfolgreich in einem intensivpädagogischen<br />
Modellangebot der Jugendhilfe<br />
umgesetzt. Es ist für den Kontext der<br />
Psychomotorik vor allem deshalb<br />
aufschlussreich, da es einen körper-,<br />
wahrnehmungs- und bewegungsorientierten<br />
Zugang zur Gewaltprävention<br />
anbietet, der zwar einer vollkommen<br />
anderen Tradition entspringt, der jedoch<br />
wichtige Berührungspunkte zu den in<br />
diesem Heft vorgestellten psychomotorischen<br />
Konzepten beinhaltet.<br />
In ihrem Erfahrungsbericht „Bewegung<br />
= „bewegt sein“?!“ stellt Kerstin Tübing<br />
eine erlebnispädagogische und handlungsorientierte<br />
Trainingsmaßnahme<br />
mit drei weiblichen Jugendlichen im<br />
Rahmen der stationären Unterbringung<br />
vor. Ihr Bericht über eine dreitägige<br />
Fahrradtour macht deutlich, inwiefern<br />
die Unmittelbarkeit körper- und<br />
bewegungsorientierter Erlebnisinhalte<br />
selbst vor dem Hintergrund schwierigster<br />
Lebenssituationen entwicklungsfördernde<br />
Impulse setzen kann.<br />
Holger Jessel<br />
Literatur<br />
Cierpka, M. (Hg.) (2005): Möglichkeiten<br />
der Gewaltprävention.<br />
Göttingen: Vandenhoeck &<br />
Ruprecht.<br />
Grawe, K. ( 998): Psychologische<br />
Therapie. Göttingen: Hogrefe.<br />
Heitmeyer, W. et al. ( 995): Gewalt.<br />
Schattenseiten der Individualisierung<br />
bei Jugendlichen aus<br />
unterschiedlichen Milieus.<br />
Weinheim, München: Juventa.<br />
Heitmeyer, W./Schröttle, M. (Hg.)<br />
(2006): Gewalt. Beschreibungen<br />
– Analysen – Prävention. Bonn:<br />
Bundeszentrale für politische<br />
Bildung.<br />
Heitmeyer, W./Soeffner, H.-G. (Hg.)<br />
(2004): Gewalt. Entwicklungen,<br />
Strukturen, Analyseprobleme.<br />
Frankfurt a. M.: Suhrkamp.<br />
Imbusch, P. (2004): „Mainstreamer“<br />
versus „Innovateure“ der<br />
Gewaltforschung. Eine kuriose<br />
Debatte. In: W. Heitmeyer/<br />
H.-G. Soeffner (Hg.):<br />
Gewalt. Entwicklungen,<br />
Strukturen, Analyseprobleme.<br />
Frankfurt a. M.: Suhrkamp,<br />
25– 48.<br />
Sutterlüty, F. (2., durchges. Aufl.;<br />
2003): Gewaltkarrieren.<br />
Jugendliche im Kreislauf von<br />
Gewalt und Missachtung.<br />
Frankfurt a. M.: Campus.<br />
Van der Kolk, B. A. (2006): Geleitwort<br />
II. In: G. Marlock/H. Weiss<br />
(Hg.): Handbuch der Körperpsychotherapie.<br />
Stuttgart,<br />
New York: Schattauer, VII–XII.<br />
Weidner, J./Kilb, R./Jehn, O. (Hg.)<br />
(2003): Gewalt im Griff. Band 3:<br />
Weiterentwicklung des Anti-<br />
Aggressivitäts- und Coolness-<br />
Trainings. Weinheim, Basel,<br />
Berlin: Beltz.
Holger Jessel<br />
Wirkkomponenten der psychomotorischen<br />
Gewaltprävention<br />
Der Beitrag geht von der These aus, dass das Navigieren im vielfältigen und mehrdeutigen<br />
Feld der Gewaltprävention auf eine Auseinandersetzung mit grundlegenden<br />
Wirkkomponenten angewiesen ist. Diese Wirkkomponenten werden nur vor dem<br />
Hintergrund elementarer Grundbedürfnisse verständlich, da diese die wesentlichen<br />
Motoren menschlichen Erlebens und Handelns darstellen. In diesem Zusammenhang<br />
kann gewalttätiges Verhalten als eine subjektiv sinnvolle Form der Bedürfnisbefriedigung<br />
verstanden werden, die jedoch für mindestens eine Person problematisch ist.<br />
Diese Person ist nicht zwangsläufig nur das Opfer, vielmehr soll im Folgenden gezeigt<br />
werden, dass die Wirkkomponenten der psychomotorischen Gewaltprävention für<br />
alle Beteiligten – und damit auch für die Täter - von weitreichender Bedeutung für<br />
eine gelingende Lebensführung sein können. Mit der vorgelegten Argumentation soll<br />
zugleich eine Diskussion über Wirkfaktoren in der Psychomotorik angeregt werden.<br />
Einleitung<br />
Der Markt an Veröffentlichungen zum<br />
Thema Gewaltprävention ist unüberschaubarer<br />
denn je, wobei dies nicht<br />
nur den Bereich der Ratgeberliteratur,<br />
sondern gleichermaßen auch wissenschaftliche<br />
Publikationen betrifft (vgl.<br />
u. a. Heitmeyer/Schröttle 2006, 15 ff.).<br />
Bei einer solchen Vielfalt an Lösungsofferten<br />
taucht unweigerlich die Frage<br />
nach den Wirkkomponenten gewaltpräventiver<br />
Maßnahmen auf. Der Beitrag<br />
basiert auf der These, dass die konkreten<br />
Inhalte und Methoden unterschiedlicherGewaltpräventionsmaßnahmen<br />
letztlich austauschbar sind,<br />
sofern bestimmte Prinzipien und<br />
Wirkmechanismen, die diesen Inhalten<br />
und Methoden zugrunde liegen,<br />
berücksichtigt werden. 1 Die einzelnen<br />
Wirkkomponenten erschließen sich nur<br />
über eine Auseinandersetzung mit<br />
Grundbedürfnissen, da diese die<br />
zentralen Motoren menschlichen<br />
Erlebens und Handelns darstellen.<br />
Bedürfnisse werden in erster Linie im<br />
Kontakt mit anderen Menschen<br />
befriedigt, demnach kommt der<br />
Beziehungsgestaltung eine übergeordnete,<br />
wenn nicht die zentrale Bedeutung<br />
für das Gelingen von entwicklungsfördernden<br />
Prozessen zu (vgl. u. a.<br />
Marlock/Weiss 2006, 481). Insbesondere<br />
im Kontext der Gewaltprävention<br />
wird der Beziehungsqualität eine<br />
außerordentlich hohe Relevanz<br />
beigemessen (vgl. u. a. Cierpka 2005;<br />
Sutterlüty 200 ). Gewalttätiges<br />
Verhalten findet grundsätzlich in<br />
Beziehung statt, wobei die besondere<br />
Qualität aus einer Grenzüberschreitung<br />
resultiert, die die Verletzung elementarer<br />
Grundbedürfnisse (u. a. nach<br />
Sicherheit, nach körperlicher und<br />
emotionaler Unversehrtheit, nach<br />
Anerkennung) des Opfers beinhaltet.<br />
Ein Blick in die Biographien der<br />
überwiegenden Mehrzahl der Gewalttäter<br />
zeigt, dass deren eigenes Bedürfnis<br />
nach positiven Bindungs und<br />
Beziehungserfahrungen in der Vergangenheit<br />
häufig massiv enttäuscht<br />
wurde (vgl. u. a. Cierpka 2005; Sutterlüty<br />
200 ). Zahlreiche Gewalttäter sind<br />
selbst wiederholt bzw. dauerhaft Opfer<br />
von Missachtungs bzw. Ohnmachtserfahrungen<br />
geworden (vgl. Sutterlüty<br />
200 , 148 ff.). Missachtungserfahrungen<br />
stellen sich in der Regel in Situationen<br />
der Ausgrenzung, Ablehnung,<br />
Vernachlässigung oder Benachteiligung<br />
ein und sind demnach v. a. psychische<br />
Erfahrungen. Ohnmachtserfahrungen<br />
sind demgegenüber unmittelbar an den<br />
Körper gebunden, da Gewaltopfer ihre<br />
Handlungsunfähigkeit am eigenen Leib<br />
erfahren oder als Zeugen von Gewalt<br />
mit ihrer physischen Unfähigkeit<br />
konfrontiert sind, entsprechend ihrer<br />
affektiven Impulse bzw. moralischen<br />
Ansprüche zu handeln (vgl. ebd.). Beide<br />
Erfahrungsformen können demnach das<br />
in Beziehung erworbene Selbst und<br />
Weltvertrauen massiv beeinträchtigen,<br />
im letzteren Fall kann dieses sogar auf<br />
der basalen Ebene der leiblichen<br />
Integrität zerstört werden. Vor diesem<br />
Hintergrund muss sich jeder Ansatz der<br />
Gewaltprävention mit der Bedeutung<br />
von Grundbedürfnissen für das<br />
menschliche Erleben und Handeln<br />
auseinandersetzen. Zugleich muss er<br />
begründen können, wie er diese<br />
Grundbedürfnisse strukturell und<br />
prozessual berücksichtigt.<br />
Das Bedürfnismodell von Grawe (vgl.<br />
1998, 8 ff.) dient in diesem Beitrag<br />
Holger Jessel<br />
Dipl.Motologe<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />
Institut für Sportwissenschaft und<br />
Motologie der PhilippsUniversität<br />
Marburg, Arbeitsschwerpunkte:<br />
Psychomotorische Gewaltprävention,<br />
Motologie im Kontext angrenzender<br />
Fachdiskurse, Diagnostik; Promotion<br />
zum Thema „Psychomotorische<br />
Gewaltprävention – ein mehrperspektivischer<br />
Ansatz“; mehrjährige Tätigkeit<br />
als Projektleiter für Psychomotorik in<br />
einem MutterKindKurhaus; Dozent<br />
der Akademie für Motopädagogik und<br />
Mototherapie (ak`M).<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
PhilippsUniversität Marburg<br />
Institut für Sportwissenschaft<br />
und Motologie<br />
Masterstudiengang Motologie<br />
Barfüßerstr. 1<br />
50 2 Marburg<br />
EMail: jessel@staff.unimarburg.de
4<br />
Wirkkomponenten der psychomotorischen Gewaltprävention<br />
als Grundlage für die Darstellung der<br />
Wirkkomponenten der psychomotorischen<br />
Gewaltprävention. Ihre Systematisierung<br />
orientiert sich an dem<br />
Wirkkomponentenmodell von Grawe<br />
(vgl. ebd., 529 ff.) sowie an grundlegenden<br />
generischen Prinzipien (vgl.<br />
Schiepek 2004, 26 ). Die Ausführungen<br />
verfolgen das Ziel, basale und übergeordnete<br />
Zusammenhänge darzustellen.<br />
Aus diesem Grund wurde ein vergleichsweise<br />
hohes Abstraktionsniveau<br />
gewählt, das an einigen Stellen durch<br />
Beispiele konkretisiert wird. Der Beitrag<br />
ist von dem Bedürfnis motiviert, die<br />
Diskussion über Wirkfaktoren in der<br />
Psychomotorik anzuregen. Ausgangspunkt<br />
ist zwar der Kontext der psychomotorischen<br />
Gewaltprävention, es wird<br />
jedoch die These vertreten, dass sich die<br />
dargestellten Wirkkomponenten – mit<br />
leichten Modifikationen – auf sämtliche<br />
entwicklungsfördernden Prozesse im<br />
Rahmen der Psychomotorik übertragen<br />
lassen.<br />
Gewalt macht Sinn, sonst<br />
würde sie nicht stattfinden<br />
Es mag irritierend oder auch beängstigend<br />
sein, aber kein Verhalten – auch<br />
nicht gewalttätiges – ist sinnlos.<br />
Gewalt kann identitätsstiftend sein –<br />
sowohl für die Täter als auch für die<br />
Opfer und nur wenn man der Frage<br />
nach dem Sinngehalt dieser Verhaltensweisen<br />
nachgeht, wird man fundierte<br />
Antworten bekommen, die jenseits von<br />
oberflächlichen Schnelldiagnosen<br />
liegen. Der folgende Beitrag basiert auf<br />
der zentralen Annahme, dass alles, was<br />
ein Mensch jemals tut, den Versuch<br />
darstellt, seine Bedürfnisse zu erfüllen<br />
(vgl. Rosenberg 2004) – auch wenn sie<br />
ihm selbst und anderen mitunter nicht<br />
bewusst 2 , geschweige denn auf Anhieb<br />
verständlich sind und auch wenn sie<br />
den Bedürfnissen anderer Menschen<br />
unter Umständen deutlich entgegenstehen.<br />
Da die Befriedigung dieser<br />
Bedürfnisse im dialogischen Austausch<br />
mit anderen Menschen stattfindet, ist<br />
u. a. zu fragen, warum manchmal ein<br />
falscher Blick oder das bloße Erscheinen<br />
eines anderen Menschen genügen kann,<br />
um eine gewalttätige Auseinandersetzung<br />
auszulösen, oder warum manche<br />
Jugendliche sich in rauschartige<br />
Gewalttaten hineinsteigern, auch wenn<br />
das Opfer schon wehrlos am Boden<br />
liegt. Auch Fragen nach dem Selbstverwirklichungsgehalt,<br />
dem Freizeitwert<br />
oder der Medienwirksamkeit von<br />
Gewalt, nach dem Ideal des Kämpfertums,<br />
dem Männlichkeitswahn (vgl.<br />
Findeisen/Kersten 1999, 2), nach der<br />
Bedeutung von Anerkennung, Respekt<br />
und Ehre, aber auch nach intrinsischen<br />
Gewaltmotiven (vgl. Sutterlüty 200 ,<br />
77 ff.), die u. a. mit der Lust an Gewalt<br />
sowie der Demütigung anderer verbunden<br />
sind, müssen in diesem Zusammenhang<br />
gestellt werden. Die folgenden<br />
Thesen von Heitmeyer und Mitarbeitern<br />
(vgl. 1995, 7 ) verdichten die potentielle<br />
Attraktivität und denkbare subjektive<br />
Sinndimensionen gewaltorientierter<br />
Handlungsweisen:<br />
• Gewalt ist eine Bearbeitungs<br />
form von Ambivalenz, sie schafft<br />
Eindeutigkeit in unklaren,<br />
unübersichtlichen Situationen,<br />
• Gewalt ist die (zumindest<br />
momentan wirksame) Überwindung<br />
der eigenen Ohnmacht<br />
(Wiedergewinnung von Kontrolle),<br />
• Gewalt ist ein Mittel, um<br />
Beachtung und Aufmerksamkeit<br />
zu erlangen,<br />
• Gewalt schafft Solidarität und<br />
Anerkennung in der Gruppe,<br />
• Gewalt erweist sich als ein<br />
erfolgversprechendes Instrument,<br />
eigene Interessen durchzusetzen,<br />
• Gewalt verspricht die Rückgewinnung<br />
von körperlicher Sinnlichkeit<br />
als Gegenerfahrung in einer<br />
rationalen, sprachlich vermittelten<br />
Welt,<br />
• Gewalt ist ein Mittel, um<br />
„Abenteuer“ und „Action“ zu<br />
erleben und<br />
• Gewalt kann zu einem rauschartigen<br />
Zustand innerer Erregung<br />
führen, der im normalen<br />
Lebensvollzug sonst nicht<br />
erfahrbar ist.<br />
Die hier angesprochenen Sinndimensionen<br />
verweisen auf elementare<br />
Grundbedürfnisse des Menschen,<br />
ohne deren Verständnis nicht geklärt<br />
werden kann, wie diese auf eine<br />
gewaltfreie und damit nichtschädigende<br />
Art und Weise befriedigt<br />
werden können.<br />
Zur Bedeutung von<br />
Grundbedürfnissen für<br />
das menschliche Erleben<br />
und Handeln<br />
Mit Grawe (vgl. 1998, 82) wird davon<br />
ausgegangen, dass die Sollwerte für die<br />
motivationalen Schemata, d. h. für das,<br />
was Menschen bewegt und antreibt,<br />
von Grundbedürfnissen bestimmt<br />
werden, die allen Menschen zu eigen<br />
sind. Die motivationalen Schemata<br />
eines Menschen sind gleichermaßen<br />
seine „implizite Theorie darüber, was er<br />
tun muss, um seinen Bedürfnissen<br />
gerecht zu werden“ (ebd., 8 ; im Orig.<br />
fettgedruckt). Grundbedürfnisse<br />
können demnach als Standards<br />
aufgefasst werden, „an denen sich die<br />
gesamte psychische Aktivität ausrichtet“<br />
(ebd.). Das Bedürfnismodell von<br />
Grawe (vgl. ebd., 8 ff.) differenziert<br />
die vier Grundbedürfnisse nach<br />
Orientierung und Kontrolle, nach<br />
Lustgewinn und Unlustvermeidung,<br />
nach Bindung (bzw. positiven zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen) und<br />
nach Selbstwerterhöhung sowie ein<br />
diesen Bedürfnissen übergeordnetes<br />
Konsistenzprinzip.<br />
Das Bedürfnis nach Orientierung<br />
und Kontrolle<br />
Dieses Bedürfnis ist für Grawe grundlegend:<br />
„Jeder Mensch entwickelt ein<br />
Modell der Realität, an das er seine<br />
realen Erfahrungen assimilieren kann,<br />
und versucht, diese Realitätskonzeption<br />
(...) aufrechtzuerhalten. Anders ausgedrückt:<br />
Der Mensch hat ein Bedürfnis<br />
zu verstehen und Kontrolle zu haben“<br />
(Grawe 1998, 85; im Orig. tw. fettgedruckt).<br />
Gewalttätiges Verhalten kann<br />
vor diesem Hintergrund u. a. als Versuch<br />
verstanden werden, Kontrolle und<br />
Macht auszuüben bzw. wiederzuerlangen<br />
sowie biographische Ohnmachts<br />
bzw. Missachtungserfahrungen zu<br />
bearbeiten. Es sind insbesondere<br />
Formen der physischen Gewalt, die<br />
durch ihre Unmittelbarkeit zu einer –<br />
körperlichleiblich spürbaren – Gewissheit<br />
und Orientierung führen, die für<br />
viele Gewalttäter von großer Bedeutung<br />
ist, wie die folgende Aussage zeigt: „,Ick<br />
fand det so total geil, dass der von mir<br />
nur eene Bombe gekriegt hat und dann<br />
schon am Boden lag also.´“ (Sutterlüty<br />
200 , 55).
Das Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle r Das Bedürfnis nach Lustgewinn<br />
Das Bedürfnis nach Lustgewinn<br />
und Unlustvermeidung<br />
Dieses Bedürfnis ist dafür verantwortlich,<br />
dass der Mensch bestrebt ist,<br />
erfreuliche (lustvolle) Erfahrungen<br />
herbeizuführen und schmerzhafte,<br />
unangenehme Erfahrungen zu vermeiden<br />
(vgl. Grawe 1998, 9 ). Es ist nach<br />
Grawe angeboren und gehört damit<br />
zum biologischen Bauplan des Menschen<br />
(vgl. ebd.). Wenn ein solches<br />
Lusterlebnis im Vordergrund des<br />
gewalttätigen Verhaltens steht, so kann<br />
von LustAggression (vgl. Nolting 2005,<br />
126) gesprochen werden. Hier besteht<br />
kein besonderer Anlass und es wird<br />
auch kein bestimmter Nutzen verfolgt,<br />
es geht vielmehr um emotionale<br />
Befriedigung durch Schmerzzufügung,<br />
um Selbsterhöhung oder auch um einen<br />
stimulierenden Nervenkitzel. „,Gewalt<br />
macht Spaß, ist unkompliziert und am<br />
Ende wird mir zugestimmt. Warum<br />
sollte ich es lassen?´“ (Weidner 2006,<br />
2) – so die Aussage eines Mehrfachgewalttäters.<br />
Sutterlüty (vgl. 200 , 77 ff.)<br />
vermutet, dass der LustAggression so<br />
genannte intrinsische Gewaltmotive<br />
zugrunde liegen, die er ganz ähnlich in<br />
drei Dimensionen unterteilt: Den<br />
Triumph der physischen Überlegenheit,<br />
die Schmerzen des Opfers und die<br />
Überschreitung des Alltäglichen.<br />
Das Bedürfnis nach positiven<br />
zwischenmenschlichen Beziehungen<br />
Die Behauptung eines solchen Bedürfnisses<br />
wird durch aktuelle Ergebnisse<br />
der neurobiologischen Forschung<br />
gestützt; sie weisen darauf hin, dass der<br />
Mensch grundlegend auf soziale<br />
Resonanz und Kooperation angelegt ist:<br />
„Kern aller menschlichen Motivation ist<br />
es, zwischenmenschliche Anerkennung,<br />
Wertschätzung, Zuwendung oder<br />
Zuneigung zu finden und zu geben“<br />
(Bauer 2006, 21). Auch wenn gewalttätiges<br />
Verhalten zu schweren Störungen<br />
der zwischenmenschlichen Beziehungen<br />
führen kann, so dient es in vielen Fällen<br />
gerade der Sicherung von Beziehungen<br />
(z. B. in Form von Anerkennung in der<br />
Peergroup), der Wiederherstellung des<br />
Selbstwertgefühls und/oder der<br />
„Gerechtigkeit“ im Falle von Vergeltungsaggression<br />
(vgl. Nolting 2005,<br />
127 ff.) oder der Bearbeitung von<br />
Ohnmachts bzw. Missachtungserfahrungen.<br />
Auch hierzu ein kurzes Beispiel:<br />
„,(...) Also wenn mein Bruder mich<br />
nicht aufgehalten hätte, ich hätte es<br />
(das Messer; Anm. d. Verf.) ihm in den<br />
Bauch hineingesteckt. Ich hab`s einfach<br />
schon satt gehabt, wie er meine Mutter<br />
geschlagen hat immer, ohne –, manchmal<br />
ohne Grund´“ (Sutterlüty 200 ,<br />
171).<br />
Das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung<br />
Dieses Bedürfnis stellt nach Grawe (vgl.<br />
1998, 412) einen zentralen Ausgangspunkt<br />
der Verhaltenssteuerung dar. Das<br />
Bedürfnis nach positiver Bewertung der<br />
eigenen Person ist deshalb so bedeutsam,<br />
weil ein positiver Selbstwert mit<br />
überwiegend angenehmen Konse<br />
r Das Bedürfnis nach positiven zwischenmenschlichen Beziehungen<br />
5
6<br />
Wirkkomponenten der psychomotorischen Gewaltprävention<br />
r Das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung<br />
quenzen für das psychische und<br />
physische Wohlbefinden des Menschen<br />
einhergeht. Gewalttätiges Verhalten<br />
kann vor diesem Hintergrund als Weg<br />
zur Stabilisierung eines desintegrierten,<br />
unsicheren, hilflosen, bedrohten oder<br />
enttäuschten Selbst verstanden werden,<br />
das zu einer – zumindest kurzfristigen –<br />
Aufhebung basaler Ängste sowie<br />
Gefühle der Leere und Missachtung<br />
führt (vgl. Helsper 1995, 1 1 f.). Der<br />
Aspekt der Selbstwerterhöhung kommt<br />
in der folgenden Aussage eines<br />
Mehrfachgewalttäters prägnant zum<br />
Ausdruck: „,(...) also wenn ick zuschlage,<br />
denk ick gar nicht nach, also dann (.)<br />
r Auf der Suche nach Konsistenz<br />
mach ich`s einfach. Aber danach, so wo<br />
ick dann gesehen habe, dass er da am<br />
Boden liegt, war das denn schon `n<br />
Machtgefühl also. Ist ja meistens so,<br />
dann halt doch besser zu sein als der.<br />
Der bildet sich ein, er ist sonst wer, und<br />
dann komm icke dann an und bin<br />
besser als er: Bin wer! (...).´“ (Sutterlüty<br />
200 , 55).<br />
Das Konsistenzprinzip<br />
Dieses Prinzip stellt für Grawe (vgl.<br />
1998, 421) kein individuelles Motiv im<br />
eigentlichen Sinne dar, sondern muss<br />
als „grundlegendes Erfordernis des<br />
Funktionierens von Systemen“ (ebd.)<br />
aufgefasst werden. Konsistenz bedeutet,<br />
dass die verschiedenen nach<br />
Bedürfnisbefriedigung strebenden<br />
psychischen Prozesse einander nicht<br />
zuwiderlaufen, d. h. sich nicht gegenseitig<br />
hemmen oder vereiteln: „Je<br />
konsistenter die psychischen Prozesse<br />
sind, desto wirksamer kann die Bedürfnisbefriedigung<br />
sein“ (ebd.). Die<br />
Konsistenz psychischer Prozesse kann<br />
einerseits durch inkongruente Wahrnehmungen<br />
gefährdet werden, „die in<br />
grober und andauernder Weise gegen<br />
wichtige Schemata (d. h. gegen zentrale<br />
Grundbedürfnisse; Anm. d. Verf.) und<br />
damit verbundene Grundüberzeugungen<br />
verstoßen“ (ebd., 426), und andererseits<br />
durch so genannte SchemaKonflikte,<br />
bei denen intentionale Schemata (man<br />
möchte etwas) und Vermeidungsschemata<br />
(man möchte etwas nicht)<br />
miteinander konkurrieren. Eine nahe<br />
liegende Möglichkeit der Konsistenzsicherung<br />
besteht nun darin, Teile der<br />
Wahrnehmung bzw. Erfahrung aus dem<br />
bewussten Erleben abzuspalten oder zu<br />
verdrängen. Dadurch wird zwar die<br />
Konsistenz des bewussten Erlebens<br />
aufrechterhalten, die impliziten<br />
neuronalen Erregungsmuster, die die<br />
verdrängte Wahrnehmung repräsentieren,<br />
werden allerdings nicht deaktiviert,<br />
sondern beeinflussen im impliziten<br />
Funktionsmodus weiterhin das Erleben<br />
und Verhalten des Individuums, sie<br />
sind damit der bewussten Kontrolle<br />
entzogen (vgl. ebd., 428).<br />
Auch gewalttätiges Verhalten stellt<br />
demnach immer einen – mehr oder<br />
weniger gelungenen – Versuch der<br />
Konsistenzsicherung dar. So können<br />
beispielsweise eigene Gewalterfahrungen<br />
in der Familie (und damit die<br />
Enttäuschung des Grundbedürfnisses<br />
nach positiven zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen) zwar bis zu einem<br />
gewissen Punkt verdrängt werden, ihr<br />
Einfluss bleibt jedoch unbewusst<br />
bestehen und kann zu Projektionen der<br />
Gegengewalt (vgl. Sutterlüty 200 ,<br />
170 ff.) oder zu Formen außerfamiliärer<br />
Gewalt führen. Dies dient u. U. der<br />
Befriedigung des Bedürfnisses nach<br />
Selbstwerterhöhung, es kann jedoch<br />
auch zu Inkonsistenzen im psychischen<br />
Erleben führen (beispielsweise in Form<br />
von Konflikten zwischen dem Bedürfnis<br />
nach positiven Beziehungserfahrungen<br />
und demjenigen nach Macht und<br />
Kontrolle).<br />
Das Funktionsmodell des psychischen<br />
Geschehens von Grawe (vgl. 1998, 4 8<br />
ff.) ist um einiges komplexer als es hier<br />
erläutert werden kann. Für den vorliegenden<br />
Zusammenhang sind die<br />
dargestellten Grundbedürfnisse sowie<br />
die Differenzierung in einen impliziten<br />
und expliziten Funktionsmodus<br />
entscheidend, da sie als Orientierungsgrößen<br />
der gesamten psychischen<br />
Aktivität zugleich die Ansatzpunkte für<br />
die Wirkkomponenten und damit die<br />
Basis jeder gewaltpräventiven Arbeit<br />
darstellen. Die hier vorgestellten<br />
Wirkkomponenten sowie die generischen<br />
Prinzipien stellen dementsprechend<br />
auch eine wesentliche Grundlage<br />
im mehrperspektivischen Ansatz der<br />
psychomotorischen Gewaltprävention
(vgl. Jessel 2007) dar. Dieser Ansatz<br />
stellt einen an Identitätsentwicklungsprozessen<br />
von Jugendlichen orientierten,<br />
körper, leib und bewegungsbezogenen<br />
Zugang zur<br />
Gewaltprävention dar. Er differenziert<br />
in eine Ressourcen und Problemperspektive,<br />
eine intra und interpersonale<br />
Perspektive, einen impliziten und<br />
expliziten Funktionsmodus, eine<br />
motivationale und potentiale Perspektive<br />
sowie eine Zustands und Veränderungsperspektive<br />
und entwickelt daraus<br />
insgesamt 2 Perspektiven der psychomotorischen<br />
Gewaltprävention, deren<br />
Basis u. a. die folgenden Wirkkomponenten<br />
sind. Sie stellen nach Grawe<br />
„jeweils komplexe Prozesse und nicht<br />
einzelne Wirkfaktoren“ (Grawe 1998,<br />
547 dar.<br />
Wirkkomponenten der psychomotorischen<br />
Gewaltprävention:<br />
1. Inkonsistenzreduktion durch<br />
Ressourcenaktivierung,<br />
2. Destabilisierung von Störungsattraktoren<br />
durch problemspezifische<br />
Interventionen und<br />
. Inkonsistenzreduktion durch<br />
Veränderung motivationaler<br />
Schemata.<br />
Inkonsistenzreduktion durch<br />
Ressourcenaktivierung<br />
Im Zusammenhang mit der ersten<br />
Wirkkomponente der psychomotorischen<br />
Gewaltprävention wird davon<br />
ausgegangen, dass die Aktivierung von<br />
Ressourcen mehrere Grundbedürfnisse<br />
gleichzeitig befriedigt. Es kommt<br />
einerseits zu positiven Kontrollerfahrungen<br />
und andererseits zu selbstwerterhöhenden<br />
Wahrnehmungen auf<br />
Seiten der Klienten, beides trägt<br />
maßgeblich zu einer Reduktion von<br />
Inkonsistenzen bei (vgl. Grawe 1998,<br />
541 f.). Diese positiven Erfahrungen, die<br />
unmittelbar mit der Beziehung zum<br />
Motologen verbunden sind, führen in<br />
der Regel nicht nur zu einer Verbesserung<br />
des Wohlbefindens, sondern auch<br />
zu einem größeren Vertrauen sowie zu<br />
einer veränderten Offenheit und<br />
Aufnahmebereitschaft. Dadurch werden<br />
u. a. die Voraussetzungen für eine<br />
Auseinandersetzung mit schwierigen<br />
Entwicklungsthemen geschaffen, aus<br />
der nicht zuletzt die Tiefenwirkung und<br />
damit auch die Langfristigkeit psychomotorischer<br />
Gewaltprävention resultiert.<br />
Die Bedeutung der Ressourcenaktivierung<br />
wird auch von Rotthaus<br />
unterstrichen, der es insbesondere für<br />
die systemische Kinder und Jugendlichenpsychotherapie<br />
als wesentlich<br />
erachtet, „einen Kontext des Gelingens,<br />
einen Kontext der Kompetenz zu<br />
schaffen“ (Rotthaus 2005, 15).<br />
Die motologische Theoriebildung zeigt<br />
deutlich, dass Körper, Leib und<br />
Bewegung als Existenziale menschlichen<br />
Seins (vgl. Seewald 2004, 29)<br />
wichtige Ressourcen darstellen und<br />
dass die psychomotorische Gewaltprävention<br />
Klienten diese Ressourcen<br />
erschließbar machen kann. Der<br />
mehrperspektivische Ansatz der<br />
psychomotorischen Gewaltprävention<br />
(vgl. Jessel 2007) macht hierzu<br />
differenzierte Vorschläge. Es ist von<br />
außerordentlicher Bedeutung, dass<br />
eine ressourcenorientierte Haltung nur<br />
auf der Basis einer authentischen<br />
Beziehung vermittelbar ist und dass<br />
diese Authentizität stets auf zwischenleiblicher<br />
Ebene wahrgenommen wird.<br />
Darüber hinaus muss ausdrücklich<br />
betont werden, dass im Rahmen der<br />
psychomotorischen Gewaltprävention<br />
die spezifischen Charakteristika eines<br />
Jugendlichen in seiner aktuellen<br />
Entwicklungssituation mit den<br />
spezifischen Charakteristika des<br />
psychomotorischen Vorgehens in<br />
Wechselwirkung treten. Für eine<br />
optimale Wirksamkeit sind hierfür<br />
gezielte diagnostische Prozesse und<br />
Interventionen zu initiieren. Ressourcenaktivierung<br />
ist damit nicht als leere<br />
Hülle zu verstehen, sondern basiert auf<br />
einer differenzierten, prozessorientierten<br />
sowie individuum und<br />
kontextbezogenen Diagnostik (vgl.<br />
u. a. Klemenz 200 ).<br />
Destabilisierung von Störungsattraktoren<br />
durch problemspezifische<br />
Interventionen<br />
Problemspezifische Interventionen<br />
setzen die erste Wirkkomponente der<br />
psychomotorischen Gewaltprävention,<br />
die Ressourcenaktivierung, voraus:<br />
„Man kann ein Problem offenbar mit<br />
weitgehend gleichem Erfolg mit<br />
verschiedenen Interventionen angehen<br />
(...), aber man wird damit keinen Erfolg<br />
haben, wenn nicht auf seiten des<br />
Patienten die motivationalen Voraussetzungen<br />
dafür gegeben sind“ (Grawe<br />
1998, 55 ). Synergetisch gesprochen<br />
kann die Auseinandersetzung mit<br />
Problemen auch als Destabilisierung<br />
von Störungsattraktoren bezeichnet<br />
werden. Der Begriff des Attraktors<br />
meint, „dass sich durch positive<br />
Rückkopplung, in der Regel blitzschnell,<br />
ein Prozess bestimmter Qualität<br />
etabliert, der dann einen bestimmten<br />
Teil des Funktionierens bestimmt.<br />
Diesem Prozess bestimmter Qualität<br />
liegt ein neuronales Erregungsmuster<br />
zugrunde. Je besser ein neuronales<br />
Erregungsmuster gebahnt ist, um so<br />
stabiler ist der Attraktor“ (ebd., 486).<br />
Aggressives bzw. gewalttätiges Verhalten<br />
kann entsprechend dieser Definition<br />
als Störungsattraktor gefasst werden<br />
(vgl. ebd., 509), wobei zu berücksichtigen<br />
ist, dass die Bedingungen, die zur<br />
Entstehung dieser Verhaltensweisen<br />
führen, nicht mit denjenigen identisch<br />
sein müssen, die sie später aufrechterhalten<br />
(vgl. hierzu den Aspekt der<br />
intergenerationalen Übertragung von<br />
Gewalt sowie den Zusammenhang<br />
zwischen Kindesmisshandlung und<br />
außerfamiliärer Gewaltkriminalität<br />
(u. a. Sutterlüty 200 , 10 ff.)).<br />
Im Allgemeinen wird eine hohe<br />
Inkonsistenzspannung als wesentlicher<br />
Nährboden für die Entwicklung von<br />
Störungsattraktoren angesehen (vgl.<br />
Grawe 1998, 520); eine solche Inkonsistenzspannung<br />
kann u. a. durch die<br />
eingangs erwähnten Missachtungs<br />
bzw. Ohnmachtserfahrungen entstehen.<br />
Von entscheidender Bedeutung ist nun,<br />
dass ein neu gebildeter Störungsattraktor<br />
unter bestimmten Bedingungen<br />
einen immer größeren Teil der psychischen<br />
Aktivität bestimmt: „Er<br />
versklavt die psychischen Prozesse und<br />
bewirkt damit erst einmal eine höhere<br />
Konsistenz im psychischen Geschehen“<br />
(Grawe 1998, 505). Solche Versklavungen<br />
sind im Kontext von Aggression<br />
und Gewalt beispielsweise in Form von<br />
Phantasien Jugendlicher, sich am<br />
misshandelnden Vater oder am demütigenden<br />
Schulsystem bzw. Lehrer zu<br />
rächen (vgl. Sutterlüty 200 , 251 ff.;<br />
Robertz 2007, 6), zu beobachten.<br />
Gewaltfördernde Wahrnehmungs und<br />
Erlebensmuster sowie gewalttätige<br />
Verhaltensweisen können zu einem<br />
kurzfristigen Konsistenzgewinn führen,<br />
sie erzeugen jedoch in der Regel eine<br />
7
8<br />
Wirkkomponenten der psychomotorischen Gewaltprävention<br />
längerfristige Inkonsistenz, da durch sie<br />
wichtige Grundbedürfnisse (z. B.<br />
dasjenige nach positiven zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen), die in den<br />
impliziten Funktionsmodus verdrängt<br />
wurden, unbefriedigt bleiben. Die<br />
Destabilisierung von Störungsattraktoren<br />
ist demnach im Prozess der<br />
psychomotorischen Gewaltprävention<br />
nicht nur im Sinne der potentiellen<br />
Opfer, sondern ebenso im Sinne der<br />
Täter von elementarer Bedeutung. Sie<br />
kann beispielsweise über die Konfrontation<br />
mit der Opferperspektive, über die<br />
Verstörung gewaltfördernder Kognitionen<br />
und Rechtfertigungsmuster, über<br />
das Infragestellen medialer Darstellungen<br />
von Männlichkeit/Weiblichkeit oder<br />
über die Auseinandersetzung mit<br />
subkulturellen Werte und Normensystemen<br />
erfolgen.<br />
Inkonsistenzreduktion durch Veränderung<br />
motivationaler Schemata<br />
Die dritte Wirkkomponente der psychomotorischen<br />
Gewaltprävention bezieht<br />
sich auf den Aspekt der Inkonsistenzreduktion<br />
durch Veränderung motivationaler<br />
Schemata. Ausgangspunkt der<br />
folgenden Argumentation ist die<br />
Annahme, dass die „motivationalen<br />
Schemata bestimmen, was ein Mensch<br />
tut und erlebt. Sie bestimmen auch den<br />
Inhalt seines Bewusstseins. Das Bewusstsein<br />
stellt den mächtigsten<br />
Kontrollparameter für das Verhalten dar“<br />
(Grawe 1998, 561). Entscheidend ist nun<br />
allerdings, dass einem Menschen weder<br />
die Bedeutung motivationaler Schemata<br />
für das störende Verhalten (in unserem<br />
Fall das gewalttätige bzw. das Opferverhalten)<br />
noch diese Schemata selbst<br />
bewusst sein müssen. Die Differenzierung<br />
in einen expliziten und impliziten<br />
Funktionsmodus hat gezeigt, dass<br />
motivationale Schemata das Erleben und<br />
Verhalten eines Menschen beeinflussen<br />
können, ohne dass etwas davon in<br />
seinem Bewusstsein repräsentiert ist:<br />
„Die entsprechenden Reaktionsbereitschaften<br />
können Teil seines impliziten<br />
Gedächtnisses sein, nicht seines<br />
konzeptuellen. Insoweit das der Fall ist,<br />
hat er darauf von seinem Bewusstsein<br />
aus keinen Zugriff. Die Prozesse können<br />
nur bottomup ausgelöst, nicht topdown<br />
gesteuert werden (...)“ (ebd.).<br />
Um im Rahmen der psychomotorischen<br />
Gewaltprävention die Voraussetzungen<br />
dafür schaffen zu können, dass für diese<br />
Prozesse Bewusstseinsinhalte gebildet<br />
werden, müssen zwei Bedingungen<br />
erfüllt sein: Die Prozesse müssen im<br />
impliziten Funktionsmodus aktiviert und<br />
die Aufmerksamkeit des Klienten muss<br />
auf die aktivierten Prozesse gerichtet<br />
sein (vgl. ebd.). Vor dem Hintergrund des<br />
Konsistenzprinzips gilt es jedoch zu<br />
berücksichtigen, dass die Aufmerksamkeitssteuerung<br />
ebenfalls durch motivationale<br />
Schemata bestimmt wird, d. h.<br />
dass nur solche Inhalte ins Bewusstsein<br />
aufgenommen werden, die mit bereits<br />
vorhandenen Inhalten vereinbar sind.<br />
Gerade im Zusammenhang mit aggressiven<br />
und gewalttätigen Verhaltensweisen<br />
ist auf Seiten der Täter mit einem<br />
bedeutsamen Einfluss von Vermeidungsschemata<br />
zu rechnen, die die Aufmerksamkeit<br />
systematisch von den aktuellen,<br />
bottomup gesteuerten Prozessen<br />
weglenken. Diese Vermeidungsschemata<br />
können laut Grawe (vgl. ebd., 562) auf<br />
zweierlei Art und Weise überwunden<br />
werden. Einerseits durch einen festen<br />
und bewussten Vorsatz (der allerdings an<br />
eine Aktivierung bestimmter motivationaler<br />
Schemata gebunden ist, die bei<br />
vielen Jugendlichen, die sich gewalttätig<br />
verhalten, (zumindest zu Beginn) nicht<br />
gegeben ist) und andererseits durch die<br />
Unterstützung eines Außenstehenden,<br />
der die Aufmerksamkeit immer wieder<br />
bewusst dorthin lenkt, wo sie im<br />
impliziten Funktionsmodus nicht<br />
hinmöchte. „Eine veränderte Zuweisung<br />
von Aufmerksamkeit ist von großer<br />
Bedeutung für Veränderungen sowohl<br />
des Erlebens als auch des Handelns, weil<br />
dadurch die Entwicklung eines neuartigen<br />
Gewahrseins gefördert wird.<br />
Beispielsweise führt das Gewahrwerden<br />
der Enttäuschung über einen Verlust<br />
oder der Wut über schlechte Behandlung<br />
zu einer semantischperzeptiven<br />
Neuorganisation und zur Entstehung<br />
neuer Entscheidungs und Verhaltensmöglichkeiten“<br />
(Greenberg/Rice/Elliott<br />
200 , 41).<br />
Gelingt im Rahmen des Prozesses der<br />
psychomotorischen Gewaltprävention<br />
die Entwicklung neuer Bewusstseinsinhalte<br />
für bislang implizit verlaufene,<br />
aktiv aus dem Bewusstsein ausgeklammerte<br />
Prozesse, so kommt es zu „einer<br />
Veränderung in der bisherigen Struktur<br />
motivationaler Schemata“ (Grawe 1998,<br />
562), die von grundlegender Bedeutung<br />
ist. Neben den genannten Aspekten stei<br />
gen mit einer Reduzierung des Einflusses<br />
von Vermeidungsschemata die<br />
Möglichkeiten für eine aktive Befriedigung<br />
wichtiger Grundbedürfnisse (z. B.<br />
sich den eigenen, unter Umständen<br />
schmerzhaften Beziehungserfahrungen<br />
zu stellen). Damit ist ein zentraler<br />
Aspekt der dritten Wirkkomponente der<br />
psychomotorischen Gewaltprävention<br />
angesprochen, die Inkonsistenzreduktion<br />
durch korrektive Erfahrungen (vgl. ebd.,<br />
56 ). Solche korrektiven Erfahrungen<br />
erfordern „die Aktivierung eines<br />
intentionalen Schemas über die<br />
Schwelle hinaus, ab der bisher die<br />
Aktivität des entsprechenden Vermeidungsschemas<br />
überwog. Jede korrektive<br />
Erfahrung ist also gewissermaßen das<br />
Ergebnis eines riskanten Tests“ (ebd.,<br />
56 f.). Dafür, dass sich ein Klient<br />
solchen Risiken einer erneuten Verletzung<br />
aussetzt, müssen gleichzeitig<br />
andere Schemata aktiviert sein, für die<br />
dieser Test eine positive Bedeutung hat.<br />
Hier liegt demnach die große Bedeutung<br />
der Ressourcenaktivierung als Voraussetzung<br />
für eine erfolgreiche Problembearbeitung.<br />
Insgesamt kann eine Inkonsistenzreduktion<br />
durch Veränderung motivationaler<br />
Schemata auf dreierlei Art und Weise<br />
unterstützt werden (vgl. Grawe 1998,<br />
565): Durch die Initiierung von Klärungserfahrungen<br />
(über bewusstseinsschaffende<br />
Interventionen), durch die<br />
Initiierung von Bewältigungserfahrungen,<br />
die Vermeidungsschemata<br />
schwächen und intentionale Schemata<br />
stärken, sowie durch die Initiierung von<br />
korrektiven Erfahrungen, die unbewusste<br />
Befürchtungen entkräften und<br />
aktives bedürfnisbefriedigendes<br />
Verhalten fördern.<br />
Generische Prinzipien und ihre<br />
Bedeutung für die psychomotorische<br />
Gewaltprävention<br />
Die große Kunst psychomotorischen<br />
Arbeitens besteht in der Prozessgestaltung.<br />
Für diese Prozessgestaltung<br />
stellen die von Schiepek (vgl. 2004)<br />
formulierten generischen Prinzipien<br />
eine wesentliche Verständnis und<br />
Gestaltungsgrundlage dar. Sie basieren<br />
– ebenso wie die dargestellten Wirkkomponenten<br />
– auf selbstorganisationstheoretischen<br />
(insbesondere aus der<br />
Synergetik stammenden) Modellen und<br />
können als übergeordnete Handlungs
orientierungen in der Arbeit mit<br />
Menschen verstanden werden. Nach<br />
Schiepek ist davon auszugehen, dass<br />
nicht „das Repertoire und die Kompetenzen<br />
oder Präferenzen des Therapeuten<br />
(bzw. des Motologen; Anm. d.<br />
Verf.) bestimmen, was geschieht,<br />
sondern der Klient, genauer gesagt, der<br />
aktuelle Zustand, in dem sich die<br />
Selbstorganisation des Klienten gerade<br />
befindet“ (ebd., 26 ). Für den Prozess<br />
der psychomotorischen Gewaltprävention<br />
entscheidend ist demnach die<br />
Bereitstellung von Bedingungen für<br />
Selbstorganisationsprozesse; hierzu<br />
gehören:<br />
1. Schaffen von Stabilitätsbedingungen:<br />
Maßnahmen zur<br />
Erzeugung struktureller<br />
und emotionaler Sicherheit,<br />
Vertrauen, Selbstwertunterstützung,<br />
2. Identifikation von Mustern des<br />
relevanten Systems: Zunächst<br />
Identifikation des relevanten<br />
Systems, auf das bezogen<br />
Veränderungen angestrebt<br />
werden und daraufhin Beschreibung<br />
und Analyse von Mustern<br />
und Systemprozessen,<br />
. Sinnbezug: Klären und Fördern<br />
der sinnhaften Einordnung und<br />
Bewertung des Veränderungsprozesses<br />
durch den Klienten,<br />
Bezug zu Lebensstil und persönlichen<br />
Entwicklungsthemen,<br />
4. Kontrollparameter identifizieren<br />
und Energetisierungen ermöglichen:<br />
Herstellung motivationsfördernder<br />
Bedingungen,<br />
Ressourcenaktivierung, Bezug zu<br />
Zielen und Anliegen des Klienten,<br />
5. Destabilisierung und Fluktuationsverstärkungen<br />
realisieren:<br />
Experimente, Musterunterbrechungen,<br />
Unterscheidungen und<br />
Differenzierungen einführen,<br />
Ausnahmen identifizieren,<br />
ungewöhnliches Verhalten,<br />
6. „Kairos“ (griech.: rechter<br />
Moment, Zeitpunkt) beachten,<br />
Resonanz und Synchronisation<br />
ermöglichen: Zeitliche Passung<br />
und Koordination der Vorgehensweisen<br />
und Kommunikationsstile<br />
mit psychischen und sozialen<br />
Prozessen sowie mit den<br />
Rhythmen des Klienten,<br />
7. gezielte Symmetriebrechung<br />
vorbereiten: Zielorientierung,<br />
Antizipation und geplante<br />
Realisation von Strukturelementen<br />
des neuen Ordnungszustands,<br />
8. Restabilisierung: Maßnahmen<br />
zur Stabilisierung und Integration<br />
neuer KognitionsEmotions<br />
Verhaltensmuster (vgl. ebd.).<br />
Die Aufzählung zeigt, dass die Destabilisierung<br />
von Störungsattraktoren (Punkt<br />
5) – z. B. durch konfrontative Methoden<br />
(vgl. Weidner 2006) – an zahlreiche<br />
Voraussetzungen geknüpft ist, zu diesen<br />
gehören u. a.: Die Herstellung motivationsfördernder<br />
Bedingungen und die<br />
Aktivierung von Ressourcen (Punkt 4),<br />
die Berücksichtigung der Grundbedürfnisse<br />
nach Orientierung und nach<br />
Selbstwerterhöhung (Punkt 1), eine<br />
grundlegende systemische Sichtweise<br />
(Punkt 2), eine konsequente Orientierung<br />
an den Sinnkonstruktionen und Entwicklungsthemen<br />
der Klienten (Punkt ), die<br />
Anpassung der Interventionen an die<br />
aktuellen psychischen und sozialen<br />
Prozesse der Klienten (Punkt 6), die<br />
Antizipation potentieller neuer Ordnungszustände<br />
(Punkt 7) und die<br />
Stabilisierung und Integration neuer<br />
KognitionsEmotionsVerhaltensmuster<br />
(Punkt 8).<br />
Die genannten Prinzipien dienen in<br />
erster Linie der Organisation und<br />
Begründung der Auswahl spezieller<br />
Methoden, wobei letztere sich jeweils<br />
danach beurteilen lassen, „ob sie zur<br />
Realisation eines oder mehrerer dieser<br />
generischen Prinzipien funktionell tauglich<br />
sind. Mehrere Methoden können<br />
hierzu funktionell äquivalent sein,<br />
sodass Therapeuten ihre Präferenzen,<br />
ihren Erfahrungsschatz und ihren<br />
persönlichen Stil Gewinn bringend<br />
nutzen können“ (Schiepek 2004, 264).<br />
Schlussbemerkung<br />
Die Darstellung der verschiedenen<br />
Wirkkomponenten der psychomoto<br />
9
10<br />
Wirkkomponenten der psychomotorischen Gewaltprävention<br />
rischen Gewaltprävention legt den<br />
Schluss nahe, dass psychomotorisches<br />
Arbeiten in erster Linie auf einer<br />
erfolgreichen – strukturell und prozessual<br />
verwirklichten – Berücksichtigung<br />
elementarer Wirkmechanismen und<br />
generischer Prinzipien beruht und weit<br />
weniger als bislang angenommen auf<br />
der Umsetzung konkreter Methoden<br />
oder Praxisideen. Der Pool an praktischen<br />
Handlungsmöglichkeiten ist<br />
nicht nur im Kontext der Gewaltprävention<br />
nahezu unerschöpflich, er ist – so<br />
lässt die Geschichte der Psychomotorik<br />
und angrenzender Fachdiskurse<br />
vermuten – prinzipiell grenzenlos.<br />
Welche Handlungsvorschläge nun in<br />
welcher Disziplin und in welchem<br />
pädagogischen, therapeutischen oder<br />
entwicklungsfördernden Ansatz ihren<br />
Ursprung haben ist erstens häufig nicht<br />
zu ermitteln und zweitens offensichtlich<br />
von sekundärer Bedeutung.<br />
Entscheidend ist die Suche nach dem,<br />
was wirkt und zur Klärung dieser Frage<br />
bietet das hier diskutierte Wirkkomponentenmodell<br />
zahlreiche plausible und<br />
konsistente Anhaltspunkte. Zu wünschen<br />
bleibt eine empirische Untersuchung<br />
der hier formulierten Hypothesen<br />
sowie deren Ausdifferenzierung im<br />
Hinblick auf spezifische Entwicklungskonstellationen.<br />
1 In der aktuellen Gewaltpräventionsforschung ist<br />
es mittlerweile nahezu unbestritten, dass<br />
wirksame Gewaltprävention auf ein breites<br />
Spektrum unterschiedlichster Maßnahmen<br />
angewiesen ist (vgl. u. a. BlumMaurice 2006;<br />
Heitmeyer/Schröttle 2006). Neben individuellen<br />
und familienzentrierten Maßnahmen spielt die<br />
Erweiterung um eine ökologische Perspektive<br />
(soziale, kommunale, gesellschaftliche,<br />
politische Ebene) eine zentrale Rolle. Dabei<br />
geht es u. a. um Bildungspolitik, um familien<br />
und sozialpolitische Maßnahmen gegen<br />
Kinderarmut und sozioökonomische Belastungen<br />
oder um die Zusammenarbeit von<br />
Jugendhilfe und Schule. All diese Aspekte<br />
bleiben im Rahmen dieser Argumentation aus<br />
Komplexitätsgründen unberücksichtigt.<br />
2 Zur Unterscheidung bewusster und unbewusster<br />
Funktionsweisen der psychischen Aktivität<br />
verwendet Grawe (vgl. 1998, 74 ff.) die<br />
Begriffe expliziter und impliziter Funktionsmodus.<br />
Literatur<br />
Bauer, J. (2006): Prinzip Menschlichkeit.<br />
Warum wir von Natur<br />
aus kooperieren. Hamburg:<br />
Hoffmann und Campe.<br />
BlumMaurice, R. (2006): Breites<br />
System unterschiedlichster<br />
Maßnahmen zum Schutz von<br />
Kindern. In: W. Heitmeyer/M.<br />
Schröttle (Hg.) (2006): Gewalt.<br />
Beschreibungen – Analysen –<br />
Prävention. Bonn: Bundeszentrale<br />
für politische Bildung,<br />
52–72.<br />
Cierpka, M. (2005): „... und da hat er<br />
ihr einfach eine vors Schienbein<br />
gegeben, einfach so!“. Familiärer<br />
Kontext, individuelle Entwicklung<br />
und Gewalt. In: ders. (Hg.)<br />
(2005): Möglichkeiten der<br />
Gewaltprävention. Göttingen:<br />
Vandenhoeck & Ruprecht, 1 – 5.<br />
Findeisen, H.V./Kersten, J. (1999):<br />
Der Kick und die Ehre. Vom Sinn<br />
jugendlicher Gewalt. München:<br />
Kunstmann.<br />
Grawe, K. (1998): Psychologische<br />
Therapie. Göttingen: Hogrefe.<br />
Greenberg, L. S./Rice, L. N./Elliott, R.<br />
(200 ; im Orig. 199 ): Emotionale<br />
Veränderung fördern.<br />
Grundlagen einer prozeß- und<br />
erlebensorientierten Therapie.<br />
Paderborn: Junfermann.<br />
Heitmeyer, W./Schröttle, M. (Hg.)<br />
(2006): Gewalt. Beschreibungen<br />
– Analysen – Prävention. Bonn:<br />
Bundeszentrale für politische<br />
Bildung.<br />
Helsper, W. (1995): Zur „Normalität“<br />
jugendlicher Gewalt: Sozialisationstheoretische<br />
Reflexionen<br />
zum Verhältnis von Anerkennung<br />
und Gewalt. In: W.<br />
Helsper/H. Wenzel (Hg.) (1995):<br />
Pädagogik und Gewalt. Opladen:<br />
Leske & Budrich <strong>Verlag</strong>,<br />
11 –154.<br />
Jessel, H. (2007): Psychomotorische<br />
Gewaltprävention – ein mehrperspektivischer<br />
Ansatz.<br />
Unveröffentl. Dissertation.<br />
Marburg.<br />
Klemenz, B. (200 ): Ressourcenorientierte<br />
Diagnostik und<br />
Intervention bei Kindern und<br />
Jugendlichen. Tübingen: dgvt<br />
<strong>Verlag</strong>.<br />
Marlock, G./Weiss, H. (Hg.) (2006):<br />
Handbuch der Körperpsychotherapie.<br />
Stuttgart, New York:<br />
Schattauer, 481–487.<br />
Nolting, H.P. (vollst. überarb. &<br />
erw. Neuausg., 2005): Lernfall<br />
Aggression. Wie sie entsteht –<br />
wie sie zu vermindern ist.<br />
Eine Einführung. Reinbek:<br />
Rowohlt.<br />
Robertz, F. J. (2007): Todbringende<br />
Fantasien. In: Gehirn & Geist<br />
report, Ausgabe 1/2007,<br />
4–10.<br />
Rosenberg, M. B. (2004): Erziehung,<br />
die das Leben bereichert.<br />
Gewaltfreie Kommunikation im<br />
Schulalltag. Paderborn: Junfermann.<br />
Rotthaus, W. (2005): Zur Einführung:<br />
Systemische Kinder und<br />
Jugendlichenpsychotherapie –<br />
eine Erweiterung der therapeutischen<br />
Handlungskompetenz.<br />
In: W. Rotthaus (Hg.) ( . Aufl.,<br />
2005): Systemische Kinder- und<br />
Jugendlichenpsychotherapie.<br />
Heidelberg: CarlAuer <strong>Verlag</strong>,<br />
9–17.<br />
Schiepek, G. (2004): Synergetisches<br />
Prozessmanagement – ein<br />
Beitrag zu Theorie und Praxis<br />
der Psychotherapie. In: A. v.<br />
Schlippe/W. Chr. Kriz (Hg.)<br />
(2004): Personzentrierung und<br />
Systemtheorie. Perspektiven für<br />
psychotherapeutisches Handeln.<br />
Göttingen: Vandenhoeck &<br />
Ruprecht, 252–268.<br />
Seewald, J. (2004): Über die<br />
Genese des „Verstehenden<br />
Ansatzes“ in der Motologie.<br />
In: R. A. Eckert/R. Hammer (Hg.)<br />
(2004): Der Mensch im<br />
Zentrum. Beiträge zur sinnverstehenden<br />
Psychomotorik<br />
und Motologie. Lemgo: ak`L,<br />
27–58.<br />
Sutterlüty, F. (2., durchges. Aufl.;<br />
200 ): Gewaltkarrieren.<br />
Jugendliche im Kreislauf von<br />
Gewalt und Missachtung.<br />
Frankfurt a. M.: Campus.<br />
Weidner, J. (2006): Konfrontative<br />
Pädagogik (KP). Ein Plädoyer<br />
für eine gerade Linie mit Herz –<br />
auch im schulischen Alltag.<br />
In: R. Kilb/J. Weidner/R. Gall<br />
(2006): Konfrontative Pädagogik<br />
in der Schule. AntiAggressivitäts<br />
und Coolnesstraining.<br />
Weinheim und München:<br />
Juventa, 29–4 .
Samuel Franz<br />
Gewaltpräventive Aspekte der<br />
sinnverstehenden psychomotorischen<br />
Entwicklungsbegleitung<br />
Der Beitrag setzt sich mit der sinnverstehenden psychomotorischen Entwicklungsbegleitung<br />
von Kindern und Jugendlichen im Kontext der Gewaltprävention<br />
auseinander. Im Vordergrund steht dabei die gewaltpräventive Erfahrungsbildung<br />
im intermediären Schutzraum, die von der leiblichszenischen Präsenz des Psychomotorikers<br />
in der dialogischen Verwicklung getragen ist.<br />
Einleitung<br />
Bei vielen Gewaltpräventionsmethoden<br />
geht es um das gezielte Antrainieren<br />
sozialer Kompetenzen. Häufig stehen die<br />
Kanalisierung der aggressiven Impulse<br />
und die Verstärkung erwünschter<br />
Verhaltensweisen im Mittelpunkt der<br />
Bemühungen. Die innere Wirklichkeit der<br />
Kinder, unbewältigte seelische Konflikte<br />
und der individuelle Entwicklungskontext<br />
werden zumeist ausgeblendet, die<br />
Beziehungsebene weniger beachtet und<br />
keine haltgebenden Beziehungen<br />
angeboten (vgl. Gerspach 2002b, S. 87).<br />
In dieser Arbeit möchte ich die Kernelemente<br />
einer gewaltpräventiven psychomotorischen<br />
Entwicklungsbegleitung<br />
darstellen, welche auf den Grundlagen<br />
des sinnverstehenden Ansatzes der<br />
Motologie/Psychomotorik 1 beruht, wie er<br />
von Seewald ausgearbeitet wurde (vgl.<br />
Seewald 2004, S. 27). Im Zentrum dieses<br />
Zugangs zur Psychomotorik steht der<br />
Versuch, den Sinn bzw. die Bedeutung<br />
von Handlungen, Bewegungen und<br />
Verhaltensweisen des jeweiligen<br />
Gegenübers (dem Kind) in einem<br />
dialogischen, von tonischer Empathie<br />
und Partnerschaftlichkeit getragenen<br />
Beziehungsprozess als Botschaft zu<br />
verstehen. Auf dieser Grundlage können<br />
gemeinsame Wege der Aufarbeitung von<br />
Konflikten bzw. der Bearbeitung von<br />
Schmerz gefunden werden, um den<br />
Menschen in seiner individuellen<br />
Entwicklung zu begleiten. In die Praxis<br />
der Entwicklungsbegleitung werden<br />
auch theoretische und praxeologische<br />
Grundlagen der tiefenpsychologisch<br />
orientierten Psychomotorik nach<br />
Aucouturier mit einbezogen. Des<br />
Weiteren fließen auch psychoanalytische<br />
und dem Bereich der psychoanalytischen<br />
Pädagogik entstammende Theoreme und<br />
Konzepte mit ein. Besonders im Rahmen<br />
der psychomotorischen Gewaltprävention<br />
können Theorien, welche Einblicke in<br />
die Psychodynamik der Entstehung von<br />
Gewalt bieten, den Erklärungswissenshintergrund<br />
(in Anlehnung an<br />
Jantzen 2000, S. 1) erweitern. Sie stellen<br />
somit eine Orientierungshilfe für den<br />
Versuch dar, das Individuum in seiner<br />
Historizität, leiblichen Ganzheitlichkeit<br />
und mit seinen individuellen Entwicklungsbedürfnissen<br />
zu verstehen. In der<br />
praktischen Arbeit werden Psychomotoriker<br />
2 oft mit gewaltträchtigen Situationen<br />
bzw. Szenen konfrontiert. Sei es<br />
z. B. der eskalierende Streit der Kinder<br />
um Material oder die scheinbar zusammenhanglose<br />
Erniedrigung und Entwertung<br />
eines anderen Kindes oder des<br />
Psychomotorikers. Im Rahmen dieser<br />
Arbeit geht es jedoch nicht darum,<br />
Patentrezepte für eine Reaktion des<br />
Psychomotorikers in solchen Situationen<br />
zu präsentieren, sondern vielmehr<br />
darum, psychodynamische und methodische<br />
Zusammenhänge zu betrachten,<br />
welche ein prozessorientiertes, dialogisches<br />
und leiblich empathisches<br />
Navigieren in dem im psychomotorischen<br />
Setting dargebotenen Inszenierungszusammenhang<br />
stützen können.<br />
Die sinnverstehende<br />
psychomotorische<br />
Entwicklungsbegleitung<br />
Im Kontext der sinnverstehenden<br />
Entwicklungsbegleitung kann unter<br />
Psychomotorik im Sinne Eckert´s „das<br />
menschliche Ausdrucksgeschehen mit<br />
seinen individuellen, dialogischen und<br />
gestalterischen Aspekten, den vielfältigen<br />
Möglichkeiten sinnhaft leiblich in<br />
dieser Welt zu sein“ (vgl. Eckert 2004a,<br />
S. 60) verstanden werden. Bewegung<br />
wird somit als Bedeutungsphänomen<br />
betrachtet, in welchem sich das Kind<br />
ausdrückt und dominierende Lebensthemen<br />
in seiner Bewegungsgeschichte<br />
zeigt (vgl. Seewald 1993, S. 191). Bei der<br />
Entwicklungsbegleitung geht es um eine<br />
bewusste leiblichdialogische Verwicklung<br />
(Identifizierung) mit dem Kind und<br />
eine „darauf folgende Distanzierung<br />
(Entwicklung)“ (vgl. Fichtner 2003).<br />
Samuel Franz<br />
DiplomSozialpädagoge (FH)<br />
Zusatzqualifikation Psychomotorik;<br />
studienbegleitende Praktikumstätigkeit<br />
in einem psychomotorischen Gewaltpräventionsprojekt;<br />
Diplomarbeit zum<br />
Thema „Psychomotorische Gewaltprävention“;<br />
Anerkennungsjahr in der<br />
Kinder und Jugendpsychiatrie; studiert<br />
Motologie im dritten Semester;<br />
begleitet neben dem Studium Psychomotorikgruppen.<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
Teichwiesenweg 5<br />
35037 Marburg<br />
EMail: samuel.franz@gmx.net<br />
11
12<br />
Gewaltpräventive Aspekte der sinnverstehenden psychomotorischen Entwicklungsbegleitung<br />
Danach reflektiert der Begleiter das<br />
Verwicklungsgeschehen, besonders im<br />
Sinne einer Vergegenwärtigung seiner<br />
eigenen tonischemotionalen Reaktionen<br />
(vgl. Bortel 2001, S. 144). Nach<br />
Eckert (vgl. 2004a, S. 60) kann psychomotorische<br />
Begleitung vereinfacht als<br />
ein dialogischer Prozess betrachtet<br />
werden, welcher zu besserem Verstehen<br />
und zur Erweiterung der individuellen<br />
Ausdrucks und Handlungsmöglichkeiten<br />
der zu Begleitenden beiträgt. Vor<br />
diesem Hintergrund setzt die gewaltpräventive<br />
sinnverstehende Entwicklungsbegleitung<br />
also an der in Bewegung und<br />
Spiel leiblich reinszenierten Geschichte<br />
der Kinder an.<br />
Was versteht man unter<br />
(Gewalt-)Prävention?<br />
Der Begriff der Prävention wird im<br />
allgemeinen Sprachgebrauch als ein<br />
vorbeugendes Eingreifen verstanden,<br />
während Intervention als auf eine<br />
Bearbeitung bereits manifester Störungen<br />
gerichtet angesehen wird (vgl.<br />
Kreft/Mielenz 1996, S. 439). In Anlehnung<br />
an Caplan beschreiben Martin/<br />
Martin tertiäre Gewaltprävention als<br />
eine „gezielte Intervention“ (vgl. Caplan<br />
1964, in Martin/Martin 2003, S. 93) bei<br />
massiven Problemen, mit dem Zweck,<br />
zukünftige Normverstöße bzw. einen<br />
Rückfall zu vermeiden (vgl. Kreft/<br />
Mielenz 1996, S. 439). Davon abgegrenzt<br />
ist die sekundäre Prävention, bei<br />
welcher es darum geht, eine Verfestigung<br />
von beispielsweise aggressiven<br />
Verhaltenstendenzen zu verhindern (vgl.<br />
Martin/Martin 2003, S. 93). Letztlich<br />
soll bei der Primärprävention abweichendes<br />
Verhalten schon im Vorfeld<br />
vermieden werden. Nach dieser<br />
Definition ist der Unterschied zwischen<br />
Prävention und Intervention der<br />
Zeitpunkt der Umsetzung der jeweiligen<br />
Maßnahme, es handelt sich somit bei<br />
Prävention um eine „rechtzeitige<br />
Intervention“ (vgl. Kreft/Mielenz 1996,<br />
S. 440). Als Zielkategorie von Prävention<br />
gilt häufig der „gesellschaftlich<br />
anerkannte Normenkontext“ (ebd.) in<br />
welchen hinein meist unhinterfragt und<br />
vorbeugend integriert werden soll. Die<br />
dialogisch gestaltete „Abenteuerreise<br />
nach Irgendwo“ (vgl. Fichtner 2000,<br />
S. 74) in der entwicklungsbegleitenden<br />
spielerischen Verwicklung stellt<br />
allerdings nicht die Zielkategorie eines<br />
„normalisierten Verhaltenszustandes“<br />
(vgl. Mattner 2002, S. 25 f.) im Sinne<br />
schnellstmöglich antrainierter gesellschaftlicher<br />
Konformität als Arbeitsgrundlage<br />
in den Mittelpunkt. Vielmehr<br />
geht es darum, eine Entwicklungsatmosphäre<br />
anzubieten, welche dem<br />
Menschen durch einen „Zugewinn an<br />
Autonomie“ (vgl. Eckert 2004b, S. 138)<br />
zu Mündigkeit und Emanzipation 3<br />
verhelfen kann (vgl. Gerspach 2002b, S.<br />
88 f.).<br />
Zugrundeliegendes<br />
Gewaltverständnis<br />
Für die gewaltpräventive Arbeit der<br />
sinnverstehenden Entwicklungsbegleitung<br />
erweist sich ein erweitertes<br />
Gewaltverständnis als grundlegend,<br />
welches Gewalt im Zusammenhang mit<br />
Macht und Herrschaftsverhältnissen<br />
sieht, sich an dem beim Subjekt<br />
erzeugten Leid orientiert (vgl. Theunert<br />
1987, S. 59) und sowohl personale<br />
Gewalt als auch Formen struktureller<br />
Gewalt mit einschließt. So kann nach<br />
Theunert Gewalt als „die Manifestation<br />
von Macht und/oder Herrschaft, mit der<br />
Folge und/oder dem Ziel der Schädigung<br />
von einzelnen oder Gruppen von<br />
Menschen“ (ebd.) bezeichnet werden. Es<br />
geht darum, den Blick für die indirekten<br />
und unmittelbaren Bedingungen zu<br />
schärfen, die schädigend in die psychosoziale<br />
Entwicklung des Kindes eingreifen<br />
(vgl. Hammer/Müller 2001, S. 67).<br />
Betrachtet man Gewalt als eine Form<br />
der Aggression, so erweist sich eine<br />
Unterscheidung in konstruktive und<br />
destruktive Aggression als für ein<br />
Verstehen der bewegungsgeschichtlichen<br />
Inszenierungen der Kinder im<br />
psychomotorischen Raum als förderlich.<br />
Wobei die Verkehrung der, der Selbstbehauptung<br />
dienenden, konstruktivprimären<br />
in destruktivsekundäre<br />
Aggression auf die Erfahrung von<br />
extremem Schmerz und extremer<br />
Unlust, die mangelhafte Befriedigung<br />
kommunikativer und selbstbehauptender<br />
Impulse im Rahmen der Entwicklung<br />
zurückzuführen ist 4 . Die<br />
Entstehung destruktiver Aggression<br />
wird somit im Zusammenhang mit<br />
traumatisch erlebten und verinnerlichten<br />
frühkindlichen Beziehungserfahrungen<br />
gesehen.<br />
Entwicklung der Symbolisierungsfähigkeit<br />
im tonischen<br />
Dialog als gewaltpräventives<br />
Moment<br />
Ein zentrales Element der psychomotorischen<br />
Entwicklungsbegleitung stellt<br />
die Fähigkeit des Begleiters dar, eine<br />
tiefe, leibliche und haltgebende<br />
Übertragungs und Spiegelbeziehung<br />
(vgl. Esser 1992, S. 57) zu dem Kind<br />
einzugehen. Erst die „wechselseitige<br />
tonisch emotionale Resonanz“ (vgl.<br />
Bortel 2001, S. 146) einer echten<br />
Beziehung ermöglicht das Auftauchen<br />
der unlustvollen Geschichte des Kindes.<br />
Aufgrund der Tatsache, dass hier der<br />
Begleiter mit seinem Körper5 arbeitet,<br />
kann sich eine solche Beziehung sehr<br />
schnell entwickeln, da man an „eine<br />
archaische, affektive Sensibilität“ (vgl.<br />
Esser 1992, S. 60) rührt, welche<br />
insbesondere die MutterKindBeziehung<br />
und die tiefe affektive Geschichte<br />
des Kindes symbolisiert (ebd., S. 57).<br />
In einer solchen Beziehung kann das<br />
Kind korrektive leibliche Erfahrungen<br />
zum Zwecke des inneren Strukturaufbaus<br />
und der Repräsentanzenbildung<br />
machen. Wichtige Handlungshinweise<br />
zur Ermöglichung einer solchen<br />
Beziehung bietet Winnicott´s Theorie<br />
der „haltenden Umwelt“. Die entwicklungstheoretischen<br />
Notwendigkeiten<br />
sind in diesem Zusammenhang insbesondere<br />
die Schaffung eines intermediären<br />
Schutz und Spielraumes6 und die<br />
Holding und Containingfunktion der<br />
genügend guten Mutter. Winnicott<br />
spricht vom Halten (Holding) als<br />
basalem Bestandteil der mütterlichen<br />
Fürsorge. Dieses zunächst physische<br />
Halten wird in Form des psychischen<br />
Gehaltenwerdens zur Grundlage einer<br />
übertragenden Bedeutung, es stärkt<br />
„die angeborene Tendenz des Kindes<br />
den Körper zu bewohnen“ (vgl. Davis/<br />
Wallbridge 1983, S. 154) und sichert<br />
sein psychisches und physisches<br />
Überleben. Das Kind verinnerlicht diese<br />
mütterlichen Haltungen und sie wirken<br />
somit strukturbildend und dienen als<br />
Grundlage einer weiteren Differenzierung<br />
von Selbst und Objektrepräsentanzen<br />
(vgl. Trescher 1992, in Gerspach<br />
2002b, S. 100). Eine weitere wichtige<br />
frühe Interaktionsform, welche von dem<br />
Kind verinnerlicht wird und damit eine<br />
Strukturform darstellt, kann man im<br />
Sinne Bion´s als Containing bezeichnen
(vgl. Bion 1965, in Micus 2001, S. 81).<br />
Darunter versteht man in diesem<br />
Kontext, dass die Mutter dem Kind<br />
einen „optimalen Reizschutz“ (vgl.<br />
FingerTrescher/Trescher 1992, S. 94)<br />
bietet, d. h. sie schützt es davor, von<br />
seinen eigenen noch unintegrierbaren<br />
Empfindungen (z. B. Wut) überwältigt<br />
zu werden, indem sie diese stellvertretend<br />
für das Kind eine Zeitlang in sich<br />
bewahrt und dort stellvertretend<br />
verarbeitet (aushält). Sie dient ihm als<br />
eine Art Behälter (Container), welcher<br />
die noch „unverdaulichen (Beta)<br />
Elemente des Kindes“ (vgl. Gerspach<br />
2002a, S. 21) „verdaut“ und ihm somit<br />
dabei hilft, diese „zunehmend eigenständig<br />
in verdauliche (Alpha) Elemente<br />
zu verwandeln“ (ebd.) bzw. selbst einen<br />
inneren Bearbeitungsraum zu entwickeln.<br />
Da die Mutter sich von den<br />
destruktiven Affekten des Kindes nicht<br />
zerstören lässt, sondern ihm durch ihr<br />
„Überleben“ den Weg dahingehend<br />
ebnet, diese „unter der Vorherrschaft<br />
des verinnerlichten Bildes einer „guten<br />
Mutter“ in sein Selbst zu integrieren“<br />
(vgl. Gerspach 2002b, S. 101), kann der<br />
erbarmungslose Affektzustand weichen<br />
und die Fähigkeit zur Besorgnis 7<br />
entstehen. In der szenischen Verwicklung<br />
kann der Begleiter die Rolle der<br />
völlig angepassten Mutter vertreten.<br />
Diese ermöglicht dem Säugling in der<br />
Phase der absoluten Abhängigkeit<br />
durch genügend gute Anpassung an<br />
dessen Bedürfnisse die Illusion, der<br />
Schöpfer seiner eigenen Erfahrungen zu<br />
sein. Dadurch kann dieser ein gesundes<br />
Omnipotenzgefühl und Vertrauen<br />
entwickeln, um den Schritt in die<br />
relative Abhängigkeit bzw. in die<br />
sukzessive Differenz zwischen Selbst<br />
und NichtSelbst zu wagen (vgl.<br />
Tenbrink 2000, S. 750). Mit steigender<br />
Frustrationstoleranz kann der Begleiter<br />
dann die Rolle der optimal frustrierenden<br />
Mutter (Halten und Zumuten)<br />
einnehmen, einvernehmlich besetzte<br />
Übergangsobjekte 8 können entstehen<br />
und letztlich kann er auch die „Mutter<br />
KindBeziehung“ triangulierende<br />
Aspekte vertreten. Die Einführung der<br />
so genannten „dritten Position“ (vgl.<br />
Gerspach 1998, S. 127) ist notwendig,<br />
um empathisches Kompromissverhalten<br />
in Bezug auf Konfliktsituationen zu<br />
erwerben und um Probleme in sozial<br />
verträglicher Form zu lösen (vgl. ebd.).<br />
Gerade in Bezug auf die mangelnde<br />
Symbolisierungsfähigkeit von Kindern<br />
mit destruktivaggressiven Verhaltensweisen<br />
kann die tonische Kommunikation<br />
bzw. der tonische Dialog 9 eine<br />
Möglichkeit zur Erweiterung des<br />
„sprachlich geregelten Diskurses“ (ebd.<br />
S. 118) darstellen. Dieser bleibt hier<br />
wirkungslos und „unbelebt“, da bei<br />
diesen Kindern die Sprache aufgrund<br />
früher emotionaler Deprivation „nicht<br />
beseelt“ und „leer“ ist. Sprache kann so<br />
auch nicht der inneren Entlastung<br />
dienen und „in einer grandiosen<br />
Wendung von innen nach außen wird<br />
mit der Verhaltensstörung Terror über<br />
andere ausgeübt“ (ebd.). Aufgrund der<br />
Tatsache, dass im Rahmen der primären<br />
Sozialisation oft nur wenige Augenblicke<br />
befriedigender affektiver Abstimmung<br />
erlebt wurden, wurde der Aufbau<br />
eines konsistenten Symbolsystems<br />
verhindert, Beziehung wird nicht in<br />
Sprache gefasst und aufgrund der<br />
ausgebliebenen oder nur bedingten<br />
Verinnerlichung eines guten Objektes<br />
erscheint die Welt als bedrohlich und<br />
die Begegnung mit anderen Menschen<br />
wird als gefährlich phantasiert (ebd.,<br />
S. 117). In der tonischdialogischen<br />
Verwicklung stellt sich der Begleiter<br />
dem Kind als hinlänglich gutes Objekt<br />
im Sinne eines HilfsIch zur Verfügung<br />
und bietet damit einen potentiellen<br />
Raum, in welchem positive leibliche<br />
Erfahrungen (hier ist besonders das<br />
Bedürfnis nach inniger Wärme und<br />
Geborgenheit zu nennen, welches<br />
aggressivem Verhalten als regressives<br />
Wunschelement innewohnt) möglich<br />
werden. Der Begleiter gibt dem Kind<br />
durch seine unvoreingenommene,<br />
bedingungslose Akzeptanz den notwendigen<br />
Halt, um den unintegrierten<br />
Zustand als Chance zu einem Neubeginn<br />
zu nutzen. Er spiegelt das Kind<br />
tonischempathisch in seinen Bedürfnissen,<br />
was zu einer Synchronisation<br />
der Beziehung führt und das innere<br />
Gleichgewicht des Kindes stabilisiert.<br />
Dadurch lernt das Kind seine eigenen<br />
Gefühle besser kennen und es wird ihm<br />
ermöglicht, ein positives Selbstbild<br />
aufzubauen.<br />
Die posttraumatische<br />
Regression<br />
Bei der posttraumatischen Regression 10<br />
handelt es sich um einen, im Kontext<br />
der Gewaltprävention sehr relevanten<br />
dynamischen Übertragungszusammenhang<br />
und damit auch um einen<br />
versteckten Weg, Leid mitzuteilen.<br />
Dieser regressive szenische Zusammenhang<br />
dient dem Zweck der Abwehr,<br />
stellt aber auch ein Medium der<br />
Kommunikation und psychischen<br />
Reorganisation, eine „Wiederinszenierung<br />
unter dem Primat des Wiederholungszwangs“<br />
(vgl. FingerTrescher/<br />
Trescher 1992, S. 99) dar. Im Rahmen<br />
einer posttraumatischen Regression<br />
kommt es bei dem traumatisierten Kind<br />
zu einer enormen Schwächung des Ichs.<br />
Dies kann mit dem Ziel geschehen, der<br />
drohenden Vernichtung zu entgehen, sie<br />
wird dadurch sozusagen vorweggenommen.<br />
Zugleich wird, verbunden mit der<br />
Hoffnung auf Rettung und Schutz das<br />
„frühe Imago eines schutz und<br />
hilfegewährenden primären Objekts“<br />
(ebd.) reaktiviert. Die verzerrende<br />
Atmosphäre der Regression bewirkt<br />
jedoch, dass diese Schutzerwartungen<br />
an das traumatisierende Objekt gerichtet<br />
werden und dieses damit zum Träger<br />
des frühen Imago wird. Das Kind<br />
unterwirft sich nun vollkommen dem<br />
Täter, da es das Trauma als einen<br />
fundamentalen Liebesverlust interpretiert<br />
(vgl. Ehlert/Lorke 1988, in Berg<br />
2004, S. 101). Da der Versuch, diese<br />
Liebe wiederzuerlangen, jedoch nicht<br />
von Erfolg gekennzeichnet ist, nimmt<br />
das Kind stattdessen das Bild, welches<br />
der Täter von ihm hat, wiederum als<br />
Selbstbild in sich auf. Es kommt somit<br />
zur Introjektion 11 des traumatisierenden<br />
Objekts und das Kind hält sich nun<br />
selbst für unwürdig und schlecht, hält<br />
die erlittene Schmach für rechtens und<br />
lebt in ständiger Erwartung der „berechtigten“<br />
Wiederholung der traumatogenen<br />
Situation (vgl. FingerTrescher/<br />
Trescher 1992, S. 99). Dem Kind bleibt<br />
als einziger Ausweg, um der „unerträglichen<br />
Wiederholung des passiven<br />
Ausgeliefertseins zu entgehen“ (ebd.),<br />
jetzt nur noch die Möglichkeit der<br />
„Wendung in die aktive Wiederholung“.<br />
Die erlittene Ohnmacht, Wut und Angst<br />
wird nicht lediglich auf andere Personen<br />
projiziert, vielmehr werden, auf der Folie<br />
des Traumas als „subjektives a priori“<br />
(vgl. Küchenhoff 1990, in Finger<br />
Trescher/Trescher 1992, S. 108) jeder<br />
möglichen Erfahrung, Interaktionsverläufe<br />
unbewusst so gestaltet, dass der<br />
andere jetzt zum Opfer wird, er soll sich<br />
13
14<br />
Gewaltpräventive Aspekte der sinnverstehenden psychomotorischen Entwicklungsbegleitung<br />
hilflos und entwertet fühlen und die<br />
Schmerzen ertragen, die vom Kind nicht<br />
bewältigt werden konnten. Er soll somit<br />
im Sinne einer projektiven Identifizierung<br />
die Rolle des traumatisierten<br />
Kindes „tatsächlich“ übernehmen (vgl.<br />
FingerTrescher/Trescher 1992, S. 103),<br />
was jedoch zumeist abgelehnt wird. Die<br />
Antwort, welche das Kind erhält, dient<br />
lediglich dazu, dass sich das Kind als<br />
schlecht und bestrafungswürdig erfährt,<br />
die beschriebene Dynamik zu keiner<br />
Lösung führt und „das Trauma unter<br />
dem Diktat des Wiederholungszwangs“<br />
(ebd. S. 102) reproduziert wird. Es wird<br />
damit auch die Hoffnung kommuniziert,<br />
einen Interaktionspartner zu finden, der<br />
es versteht, wenn er mit vielfältigen<br />
Mitteln in die Rolle des traumatisierten<br />
Kindes gedrängt wird, sich aus der<br />
erzeugten traumatischen Situation (z. B.<br />
persönliche Entwertung des Begleiters)<br />
zu befreien und damit das Trauma<br />
stellvertretend zu bearbeiten (vgl.<br />
FingerTrescher/Trescher 1992, S. 178),<br />
damit dieser dann das leistet, was das<br />
Kind bisher nicht leisten konnte. Er dient<br />
ihm durch seine empathische Antwort<br />
damit als Modell, mit dem es sich<br />
identifizieren und welches strukturbildend<br />
verinnerlicht werden kann (vgl.<br />
FingerTrescher/Trescher 1992, S. 101).<br />
Das leiblich szenische Verstehen<br />
Im Rahmen einer „wirklichen“, mit Lust<br />
und Freude gelebten Beziehung (vgl.<br />
Aucouturier/Lapierre 1998, S. 39), wie<br />
sie nur auf dem Fundament eines<br />
herrschaftsfreien, kreativen Dialogs 12<br />
entstehen kann, ist in dem Zusammenhang<br />
der posttraumatischen Regression<br />
besonders die Bereitschaft des Begleiters<br />
zu leiblich szenischem Verstehen<br />
relevant. Mit der Form des leiblich<br />
szenischen Verstehens 13 ist eine<br />
Wahrnehmungshaltung des Begleiters<br />
im Sinne gleichschwebender Aufmerksamkeit<br />
(vgl. FingerTrescher/Trescher<br />
1992, S. 172), als Voraussetzung eines<br />
fördernden Dialoges verbunden. Durch<br />
leibliche, tonischempathische Sensibilisierung<br />
für tonischleiblich repräsentierte<br />
innere Konflikte und tonischemotionale<br />
Präsenz stellt diese<br />
Wahrnehmungshaltung sich auf das<br />
Unbewusste der Kinder ein. Die Sensibilisierung<br />
des Begleiters für leibliches<br />
Selbst und Fremderleben, die Bereit<br />
schaft zur Selbstreflexion und zum<br />
Aushalten innerer Konflikte und<br />
Spannungszustände (als notwendige<br />
Grundlage für die von ihm zu gewährleistende<br />
Containing und Holdingfunction)<br />
ist somit Voraussetzung für eine<br />
bewusste leiblichdialogische Verwicklung<br />
mit dem Kind im entwicklungsbegleitenden<br />
Setting. Die Fähigkeit des<br />
Entwicklungsbegleiters, die Funktion des<br />
wissenden, bewussten und helfenden,<br />
dem Kind den Zugang zur eigenen<br />
Geschichte erleichternden Zeugen zu<br />
übernehmen, ergibt sich jedoch<br />
lediglich, wenn dieser sich in einem<br />
schrittweisen Prozess die subjektive<br />
Wahrheit seiner eigenen Kindheit an<br />
eignen konnte (vgl. Miller 1988, S. 58).<br />
Dies geschieht durch authentisches<br />
Erleben und Ausdrücken 14 seiner im<br />
Rahmen des Erziehungs und Sozialisationsprozesses<br />
verdrängten Gefühle und<br />
indem er sich des im Zusammenhang<br />
mit diesem Entfremdungsprozess<br />
entstandenen Schmerzes und Terrors<br />
bewusst wird. Dieser Entfremdungsprozess<br />
findet seinen Ursprung darin, dass<br />
Eltern die authentischen Gefühle des<br />
Kindes als schwach und wertlos<br />
einstufen und das Kind dadurch lernt,<br />
sich für sein eigenes Erleben zu schämen<br />
(vgl. Gruen 2005, S. 39), seiner<br />
eigenen Wahrnehmung und seiner<br />
Gefühle, seiner Seele entfremdet wird<br />
(ebd., S. 36). Wenn ein Kind also seinen<br />
Schmerz und negative Gefühle abspalten<br />
muss, wird das, was wahr ist,<br />
weggesperrt und zum Teil des „Fremden<br />
in ihm“, der nicht leben darf (vgl. Gruen/<br />
Weber 2001, S. 19). Dieser Anteil muss<br />
dann im Leid und der Schwäche des<br />
anderen bekämpft werden und Hass und<br />
Aggression werden an andere Opfer<br />
weitergegeben (ebd., S. 39). Wenn man<br />
sein eigenes Leid verneint, ist man für<br />
Menschen, insbesondere Kinder nicht<br />
erreichbar (vgl. Gruen 2005, S. 50), kann<br />
weder hören noch fühlen, was sie<br />
„sagen“ und ist gezwungen, sich mit<br />
„irgendwelchen Erklärungen“ (vgl. Reiser<br />
1993, in Gerspach 2000b, S. 5) gegen sie<br />
abzusichern bzw. zu verschanzen und<br />
ein wirkliches Verstehen kann nicht<br />
stattfinden.<br />
Die Inszenierung<br />
Als Grundlage dieser Form des Verstehens<br />
gilt die Annahme, dass mensch<br />
liches Verhalten in Szenen verläuft.<br />
„Szene“ wird in diesem Zusammenhang<br />
„als Grundbaustein im Prozeß der<br />
Entfaltung von Subjektstruktur“<br />
verstanden (vgl. Trescher 1985, S. 134).<br />
Es wird von einer unbewussten szenischen<br />
Reproduktion unverarbeiteter,<br />
nicht angeeigneter, als konflikthaft und<br />
defizitär erlebter Erfahrungen aus<br />
frühen, wichtigen Objektbeziehungen<br />
ausgegangen. Es handelt sich demnach<br />
um eine „Wahrnehmungsverzerrung“<br />
(vgl. Trescher 1995, S. 173 f.) als<br />
„unangemessene Verschiebung einer<br />
vergangenen Beziehung in die Gegenwart“<br />
(vgl. Gerspach 2002b, S. 19), im<br />
Sinne einer oft dramatischen Wiederinszenierung<br />
mit aktuellen StellvertreterInnen<br />
(z. B. Begleiter wird unbewusst<br />
mit dem demütigenden Vater „verwechselt“),<br />
eine Wiederbelebung leidvoller<br />
Erfahrungen.<br />
Die leiblich-szenische<br />
Resonanz des Begleiters<br />
Durch die Übertragungsreaktionen 15 der<br />
Kinder, welche auch als verschlüsseltes<br />
Beziehungsangebot und Versuch, einen<br />
unmöglichen inneren Dialog in einen<br />
Dialog mit dem Begleiter zu verwandeln<br />
(vgl. Körner 1998, in Gerspach 2002a, S.<br />
22), zu verstehen ist, werden also in<br />
dem Begleiter spezifische „Beziehungsbereitschaften“<br />
(vgl. Trescher 1985, S.<br />
139) mobilisiert. Diese können den<br />
Begleiter, wenn keine Möglichkeit zur<br />
Reflexion der affektiven Teilhabe und<br />
Verstrickung besteht, für die kommunizierte<br />
Not blind machen und zum<br />
Beziehungsabbruch bzw. zu einer<br />
„Empathiesperre“ führen. Er kann sich<br />
somit dem Reinszenierungsdruck nicht<br />
entziehen und vervollständigt die Szene<br />
(vgl. Trescher 1995, S. 174). Jedoch sind<br />
es gerade jene Gefühle und Phantasien,<br />
die in dem Begleiter ausgelöst werden,<br />
welche wesentlich zum tiefgründigen<br />
Verstehen des Kindes beitragen können<br />
(vgl. Gerspach 2002a, S. 20). Auf die<br />
inszenierte Aussage des Kindes „Du bist<br />
wie die primären Objekte, du machst mit<br />
mir [wirst mit mir] dasselbe [machen]“<br />
(vgl. Trescher 1995, S. 174) gibt es somit<br />
verschiedene Möglichkeiten zu „antworten“.<br />
Eine mögliche Form der Gegenübertragung<br />
(als zunächst vorwiegend<br />
unbewusster Prozess) ist die so genannte<br />
„konkordante Identifizierung“ (vgl.
Gerspach 2002a, S. 19), hier überwiegt<br />
die Identifikation mit Aspekten der<br />
Person des Analysanden (vgl. Trescher<br />
1985, S. 125). Es geht hier um die<br />
Bereitschaft bzw. Fähigkeit, das<br />
Fremdpsychische „über ProbeIdentifikationen<br />
im eigenen Erleben nachzubilden<br />
und so zu verstehen“ (ebd.), es kann<br />
ein Rollentausch stattfinden. Der Begleiter<br />
sollte also in der Lage sein, die<br />
projizierten Anteile nicht abzuwehren,<br />
sondern zu bewahren, sie auszuhalten<br />
bzw., die Funktion eines HilfsIch<br />
übernehmend, in geeigneter, erträglicher<br />
Form zunächst stellvertretend zu<br />
bearbeiten (zu containern) (vgl. Finger<br />
Trescher/Trescher 1992, S. 100). Somit<br />
kann zwar das Trauma nicht ungeschehen<br />
gemacht werden, es wird jedoch ein<br />
potentieller Raum geschaffen, in<br />
welchem korrektive Erfahrungen<br />
möglich werden, welche dem Kind<br />
helfen, den symbolisierungsförderlichen<br />
Weg von einem Urmisstrauen hin zu<br />
„gesundem Urvertrauen“ zu gehen und,<br />
als gewaltpräventiver „Nebeneffekt“,<br />
den Gewaltzirkel zu unterbrechen. Es ist<br />
somit nicht die Aufgabe des Begleiters,<br />
die ihm zugedachte Rolle adhoc zu<br />
zerstören, sondern er sollte sie in<br />
„verdaubaren“ Schritten korrigieren, bis<br />
das Kind bereit dazu ist, von ihr<br />
abzulassen und somit seine wirkliche<br />
Autonomie zu entfalten (vgl. Aucouturier/Lapierre<br />
1998, S. 25). Im Gegensatz<br />
dazu identifiziert sich der Begleiter bei<br />
der so genannten „komplementären<br />
Identifizierung“ mit den Objekt<br />
Imagines des Kindes, weil er von diesem<br />
wie das infantile Objekt (z. B. missbrauchender<br />
Vater) erlebt und folglich auch<br />
so behandelt wird (vgl. Trescher 1985,<br />
S. 125), es überwiegt somit die Identifikation<br />
mit den Objektanteilen. In Anleh<br />
nung an Racker gibt es also insofern<br />
eine Wechselwirkung zwischen der<br />
konkordanten und der komplementären<br />
Identifizierung, als dass in dem Maße,<br />
wie der Begleiter an einer konkordanten<br />
Identifizierung scheitert und diese<br />
abwehrt, sich „bestimmte komplementäre<br />
Identifikationen“ (vgl. Racker 1959,<br />
z. n. Trescher 1985, S. 125) verstärken.<br />
Zusammenführende<br />
Schlussbemerkung<br />
Als maßgebliche Vorraussetzung dafür,<br />
dass die psychomotorische Situation<br />
ihre heilsame entwicklungsfördernde<br />
(gewaltpräventive) Wirkung entfalten<br />
kann, ist das gedeihliche Wechselspiel<br />
verschiedener komplementärer,<br />
haltgebender Komponenten erforderlich.<br />
Der institutionelle Rückhalt auf<br />
personaler und materieller, sowie<br />
Unterstützung auf emotionaler Ebene<br />
(Supervision), setzen im Arbeitskontext<br />
des Begleiters den äußeren strukturellen<br />
Rahmen dafür, dass für die Kinder<br />
innerhalb der weitgehend offenen<br />
Stundenstruktur 16 ein intermediärer<br />
Bereich mit potentieller Nachreifungsqualität<br />
zum Tragen kommen kann. Die<br />
Grundlagen für Verhaltens bzw.<br />
Entwicklungsstörungen werden<br />
besonders in der präverbalen Entwicklungsphase<br />
gelegt und der leiblichsymbolische<br />
Ausdruck des Kindes gibt<br />
Aufschluss über Erfahrungen im<br />
Rahmen dieser Entwicklungsphase.<br />
Entwicklungsbegleitende Gewaltprävention<br />
verstanden als Entwicklung<br />
und Nachreifung bzw. Persönlichkeitsstrukturbildung<br />
ermöglichende Beziehungsarbeit<br />
orientiert sich besonders<br />
an Ingredienzien einer gedeihlichen<br />
Qualität der frühen, affektiven Abstimmung<br />
mit bzw. der Beziehung zu den<br />
Primärobjekten. Es geht somit um eine<br />
leiblichdialogische Ausdifferenzierung<br />
und Korrektur von Selbst und<br />
Objektrepräsentanzen. Als eine den<br />
individuellen Entwicklungs und<br />
Beziehungshintergrund des Subjekts in<br />
den Mittelpunkt stellende Methode<br />
kann die Entwicklungsbegleitung<br />
sowohl ein wichtiges Angebot in Bezug<br />
auf die Primär, Sekundär als auch die<br />
Tertiärprävention darstellen. Eine solche<br />
subjektorientierte, personenbezogene<br />
Methode hat jedoch dennoch multifaktorielle<br />
Entstehungszusammenhänge (in<br />
Familie, Schule, Gesellschaft etc.) von<br />
Gewalt mit einzubeziehen, muss sich in<br />
Bezug auf die Kontextmodellierung<br />
ihrer Grenzen bewusst sein und ist<br />
daher notwendig auf Vernetzung<br />
angewiesen.<br />
1 Unter Motologie ist im Sinne Seewalds ein aus<br />
der Psychomotorik heraus entstandenes<br />
Fachgebiet mit explizit wissenschaftlichem<br />
Anspruch zu verstehen (vgl. Seewald 2004, S.<br />
27), während mit dem Begriff Psychomotorik<br />
eher der Anwendungsbereich gemeint ist (vgl.<br />
Eckert 2004a, S. 60).<br />
2 Bei der Formulierung von Anreden und<br />
Berufsbezeichnungen wird aufgrund der<br />
„flüssigeren Lesbarkeit“ und aus Platzspargründen<br />
die männliche Form benutzt, die<br />
selbstverständlich die weibliche Anrede<br />
beinhaltet.<br />
3 Emanzipation bedeutet hier eine Bewältigung<br />
ungelöster (frühkindlicher) Konflikte, die<br />
Integration der eigenen Feindseligkeit und<br />
Hassgefühle bzw. einen gedeihlichen Umgang<br />
mit eigenen zerstörerischen Impulsen sowie<br />
eine Versöhnung mit der eigenen mangelhaften<br />
Ausstattung (vgl. Gerspach 2002b, S.<br />
104).<br />
4 Ich möchte an dieser Stelle auf die Arbeiten<br />
von Kohut (vgl. 1981, S. 110–113) und Parens<br />
(vgl. 1995, S. 19–22) verweisen, welche<br />
ausführlich auf die Entstehung chronisch<br />
narzisstischer Wut (Kohut) bzw. feindseliger<br />
Destruktivität (Parens) eingehen.<br />
5 Bei der Begrifflichkeit Körper ist im Sinne<br />
Esser´s die Konnotation von Leib im Sinne<br />
MerleauPonty´s als eine Erlebnisform, welche<br />
das absolute „hier“ kennzeichnet und das<br />
Fundament unserer Existenz ist (vgl. Seewald<br />
2004, S. 30), mitzudenken.<br />
6 Ein beziehungsgetragener neutraler Erfahrungsbereich<br />
(vgl. Storck 1983, S. 26) zwischen<br />
Illusion und Wirklichkeit, der „dem Kind<br />
zwischen primärer Kreativität und auf<br />
Realitätsprüfung beruhender, objektiver<br />
Wahrnehmung zugestanden wird“ (vgl.<br />
Winnicott 1987, S. 21). Hier können sich<br />
innerpsychisches Geschehen und außerpsychische<br />
Realität ohne den sonst vorhandenen<br />
manipulierenden und konditionierenden<br />
„Abstimmungsdruck“ treffen und das Kind<br />
bekommt die Chance, Fähigkeiten zu<br />
entwickeln bzw. Erfahrungen zu machen, die<br />
es in seiner „natürlichen“ Entwicklung nicht<br />
erwerben konnte.<br />
7 Besorgt sein heißt in diesem Sinne, dass der<br />
Säugling nun fähig wird, die Verantwortung<br />
für seine eigenen Triebimpulse und die<br />
Funktionen, die zu ihnen gehören, zu<br />
übernehmen (vgl. Winnicott 1974, in Micus<br />
2001, S. 80).<br />
8 Der Bereich der Illusion ist der Ursprungsort<br />
der Übergangsphänomene bzw. der Symbolbildung,<br />
welche die affektive Distanznahme des<br />
Kindes in dem Sinne stützt, als dass es die<br />
durch Abwesenheit des anderen erzeugte<br />
Angst über ein Symbol (Übergangsobjekt) für<br />
dessen Anwesenheit überwinden kann (vgl.<br />
Aucouturier/Lapierre 1998, S. 55 f.). Im<br />
psychomotorischen Kontext wird das Stadium<br />
des Übergangsobjekts von den Kindern häufig<br />
wiederholt, besonders im Umgang mit<br />
Objekten, die angenehm im Kontakt sind.<br />
9 Beim tonischdialogischen Kommunikationszusammenhang<br />
in der Entwicklungsbegleitung<br />
geht es um Verstehen mittels aktiver und<br />
direkter Körperpräsenz. Es geht nicht nur um<br />
gemeinsames Handeln, sondern vielmehr um<br />
einen gemeinsamen Bewegungs und<br />
Atemrhythmus (die verschmelzende Wirkung<br />
der Kommunikation über Wärme) sowie um<br />
Hautkontakt (taktile Empfindungen) also um<br />
tonische Übereinstimmung (vgl. Seewald 2004,<br />
S. 50). Sie ist das Resultat einer progressiven<br />
symbolischen „Regression“ (vgl. Aucouturier/<br />
Lapierre 1998, S. 52/79).<br />
15
16<br />
Gewaltpräventive Aspekte der sinnverstehenden psychomotorischen Entwicklungsbegleitung<br />
10 Fischer und Riedesser definieren das<br />
psychische Trauma als ein „(...) vitales<br />
Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen<br />
Situationsfaktoren und den individuellen<br />
Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen<br />
von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe<br />
einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung<br />
von Selbst und Weltverständnis bewirkt“<br />
(vgl. Fischer/Riedesser 2003, S. 82).<br />
11 Entlang der Entwicklungslinie von Inkorporation<br />
– Introjektion – Identifikation findet<br />
Verinnerlichung als innerpsychischer<br />
Niederschlag von Erfahrungen statt (vgl.<br />
Heinemann/Hopf 2004, S. 4).<br />
12 Dieser Dialog verharrt nicht in der Zweidimensionalität<br />
des sonst in Therapien gängigen<br />
ReizAntwortModells, sondern windet sich als<br />
offene Spirale aus Vorschlag und Gegenvorschlag<br />
in die dritte Dimension aus Kreativität<br />
und Wachstum hinein (vgl. Comparetti/Roser<br />
1982, in Höhne 1991, S. 72).<br />
13 Seewald (vgl. 1997, S. 10) spricht in diesem<br />
Zusammenhang von tiefenhermeneutischem<br />
Verstehen. Es kann sich bei dem Versuch der<br />
Entschlüsselung des „verdrehten“ Sinns bzw.<br />
des scheinbaren Unsinns ereignen. Bei einer<br />
solchen Sinnkonstellation sind Symbole in die<br />
„Abwehr von Verdrängtem“ involviert und<br />
weisen auf unbewusstes Konfliktmaterial hin,<br />
verschleiern dies aber auch gleichzeitig (vgl.<br />
Seewald 1992, S. 213).<br />
14 Erlebter Hass ist kein Gift sondern ein Ausweg,<br />
der vor einem blinden Ausleben, Ausagieren<br />
und Abreagieren schützt (vgl. Miller 1990, S.<br />
79).<br />
15 Ehlhardt (vgl. 1971, S. 135 f.) bezeichnet<br />
Übertragung als ein emotionales Zentralgeschehen<br />
und an sich ubiquitären Vorgang,<br />
jetzige Situationen auf der Erfahrungsgrundlage<br />
ähnlicher früherer Erlebnisse zu erleben.<br />
Man kann in diesem Zusammenhang die<br />
positive (überwiegend freundlich zugewandte)<br />
von der negativen (feindseligablehnenden)<br />
Übertragungsreaktion unterscheiden.<br />
16 Da es den Kindern meist an innerer Struktur<br />
fehlt, ist es zum Zwecke des Strukturaufbaus<br />
notwendig, dass es einen verbindlichen<br />
zeitlichen Rahmen (Anfangs und Schlusskreis)<br />
sowie einige auch durch empathische<br />
Direktivität des Begleiters vertretene<br />
Spielregeln wie z. B. kein absichtliches<br />
Verletzen und der Regel, nicht das zu<br />
zerstören, was andere Kinder gebaut haben,<br />
gibt.<br />
Literatur<br />
Aucouturier, B./Lapierre, A. (1998):<br />
Die Symbolik der Bewegung.<br />
Psychomotorik und kindliche<br />
Entwicklung. München, Basel:<br />
ErnstReinhardt <strong>Verlag</strong>.<br />
Berg, I. (2004): Aggressivität bei<br />
Kindern aus psychoanalytischer<br />
Sicht. Möglichkeiten sinnverstehender<br />
psychomotorischer<br />
Intervention. In: A. R. Eckert/<br />
R. Hammer (Hg.): Der Mensch im<br />
Zentrum. Beiträge zur sinnverstehenden<br />
Psychomotorik und<br />
Motologie. Lemgo: <strong>Verlag</strong><br />
Aktionskreis Literatur und<br />
Medien, 97–119.<br />
Bortel, D. (2001): Die psychomotorische<br />
Beobachtung in der<br />
psychomotorischen Praxis<br />
Aucouturier. In: Praxis der<br />
Psychomotorik, Jg. 26, Heft 3,<br />
2001, 140–151.<br />
Davis, M./Wallbridge, D. (1983):<br />
Eine Einführung in das Werk von<br />
D. W. Winnicott. Stuttgart:<br />
KlettCotta.<br />
Eckert, A. R. (2004 a ): Menschen<br />
psychomotorisch verstehen und<br />
begleiten. In: A. R. Eckert/R.<br />
Hammer (Hg.): Der Mensch im<br />
Zentrum. Beiträge zur sinnverstehenden<br />
Psychomotorik und<br />
Motologie. Lemgo: <strong>Verlag</strong><br />
Aktionskreis Literatur und<br />
Medien, 59–73.<br />
Eckert, A. R. (2004b): Bewegtes<br />
Sein. Eine körperenergetische<br />
Betrachtung psychomotorischer<br />
Praxis. In: H. Köckenberger/<br />
R. Hammer (Hg.): Psychomotorik.<br />
Ansätze und Arbeitsfelder.<br />
Ein Lehrbuch. Dortmund: <strong>Verlag</strong><br />
modernes lernen, 128–143.<br />
Ehlhardt, S. (1971): Tiefenpsychologie<br />
– Eine Einführung. Stuttgart:<br />
Kohlhammer.<br />
Esser, M. (1992): BewegGründe.<br />
Psychomotorik nach Bernard<br />
Aucouturier. München, Basel:<br />
Ernst Reinhard <strong>Verlag</strong>.<br />
Fichtner, G. (2000): Vom Leistungssport<br />
zum Doppelmord. (Leidens)Geschichten<br />
aus der<br />
Genese eines Psychomotorikers.<br />
In: M. Wendler/T. Irmischer/<br />
R. Hammer (Hg.): Psychomotorik<br />
im Wandel. Lemgo: <strong>Verlag</strong><br />
Aktionskreis Literatur und<br />
Medien, 6576.<br />
Fichtner, G. (2003): Der psychomotorische<br />
Dialog. Handreichungen<br />
zu einem Kompaktseminar an<br />
der Fachhochschule Darmstadt.<br />
FingerTrescher, U./Trescher, H.G.<br />
(1992): Setting und Holding<br />
Function. Über den Zusammenhang<br />
von äußerer Struktur und<br />
innerer Strukturbildung. In: dies.<br />
(Hg.): Aggression und Wachstum.<br />
Theorie, Konzepte und<br />
Erfahrungen aus der Arbeit mit<br />
Kindern, Jugendlichen und<br />
jungen Erwachsenen. Mainz:<br />
Matthias Grünewald<strong>Verlag</strong>.<br />
Fischer, G./Riedesser, P. (2003):<br />
Lehrbuch der Psychotraumatologie.<br />
München: Reinhardt.<br />
Gerspach, M. (1998): Wohin mit den<br />
Störern? Zur Sozialpädagogik<br />
der Verhaltensauffälligkeiten.<br />
Stuttgart, Berlin, Köln: Kohlhammer.<br />
Gerspach, M. (2002a): Der Beitrag<br />
der Psychoanalyse zum Dialog.<br />
In: B. Warzecha (Hg.): Zur<br />
Relevanz des Dialogs in Erziehungswissenschaft,Behindertenpädagogik,<br />
Beratung und<br />
Therapie. Hamburg, London:<br />
Lit.<strong>Verlag</strong>. 1–32.<br />
Gerspach, M. (2002b): Zum Leitbild<br />
„gewaltfreie Erziehung“: seine<br />
anthropologischen, moralischen,<br />
sozialen und pädagogischen<br />
Grundlagen. In: Der pädagogische<br />
Blick, 10. Jahrgang, Heft<br />
2.<br />
Gruen, A./Weber, D. (2001): Hass in<br />
der Seele. Verstehen, was uns<br />
böse macht. Freiburg: Herder<br />
<strong>Verlag</strong>.<br />
Gruen, A. (4. Aufl., 2005): Der<br />
Fremde in uns. München: dtv<br />
<strong>Verlag</strong>.<br />
Hammer, R./Müller, W. (2001):<br />
Jugendliche und Gewalt. Ein<br />
Versuch, dieses Phänomen aus<br />
der Sicht der Psychomotorik zu<br />
verstehen und damit umzugehen.<br />
In: Motorik, 24 (2001), Heft<br />
2, 65–71.<br />
Heinemann, E./Hopf, H. (2. Aufl.,<br />
2004): Psychische Störungen in<br />
Kindheit und Jugend. Stuttgart:<br />
Kohlhammer.<br />
Höhne, S. (1991): Das pädiatrische<br />
Förderkonzept von A. Milani<br />
Comparetti und seine Bedeutung<br />
für die Psychomotorik. In:<br />
Motorik, 14 (1991), Heft 2.<br />
Jantzen, W. (2000): Rehistorisierende<br />
Diagnostik: Verstehende<br />
Diagnostik braucht Erklärungswissen.<br />
URL: www.ibppsychomotorik,de/forum/<br />
forum_jantzen2. htm.<br />
Kohut, H. (1981): Die Heilung des<br />
Selbst. Frankfurt a. M.: Suhrkamp<br />
<strong>Verlag</strong>.
Irrtum und Preisänderungen vorbehalten.<br />
Kreft, D./Mielenz, I. (Hg.) (4., vollst.<br />
überarb. & erw. Aufl.; 1996):<br />
Wörterbuch Soziale Arbeit.<br />
Aufgabenfelder, Praxisfelder,<br />
Begriffe und Methoden der<br />
Sozialarbeit und Sozialpädagogik.<br />
Weinheim: Juventa.<br />
Martin, L. R./Martin, P. (2003):<br />
Gewalt in Schule und Erziehung.<br />
Ursachen Grundformen der<br />
Prävention und Intervention. Bad<br />
Heilbrunn/Obb.: Klinkhardt.<br />
Mattner, D. (2002): Zur Biologisierung<br />
abweichenden kindlichen<br />
Verhaltens. In: H. Amft/<br />
M. Gerspach/D. Mattner (Hg.):<br />
Kinder mit gestörter Aufmerksamkeit.<br />
ADS als Herausforderung<br />
für Pädagogik und Therapie.<br />
Stuttgart, Berlin, Köln:<br />
Kohlhammer, 7–36.<br />
Micus, C. (2001): Friedfertige<br />
Frauen und wütende Männer.<br />
Theorien und Ergebnisse zum<br />
Umgang der Geschlechter<br />
mit Aggression. Weinheim,<br />
München: Juventa.<br />
Miller, A. (1988): Das verbannte<br />
Wissen. Frankfurt a. M.:<br />
Suhrkamp <strong>Verlag</strong>.<br />
Miller, A. (2. Aufl., 1990): Abbruch<br />
der Schweigemauer. Die<br />
Wahrheit der <strong>Fakten</strong>. Hamburg:<br />
Hoffmann u. Campe.<br />
Parens, H. (1995): Kindliche<br />
Aggressionen. Wie wir Grenzen<br />
setzen und den konstruktiven<br />
Umgang mit Gefühlen unterstützen<br />
können. München:<br />
Kösel.<br />
Seewald, J. (1992): Vorläufiges zu<br />
einer „Verstehenden Motologie“.<br />
In: Motorik, 15 (1992), Heft 4,<br />
204–221.<br />
Seewald, J. (1993): Entwicklungen<br />
in der Psychomotorik. In: Praxis<br />
der Psychomotorik, 18 (1993),<br />
Heft 4, 188–193.<br />
Seewald, J. (1997): Der „Verstehende<br />
Ansatz“ und seine Stellung in<br />
der Theorielandschaft der<br />
Psychomotorik. In: Praxis der<br />
Psychomotorik, 22 (1997), Heft<br />
1, 4–14.<br />
Seewald, J. (2004): Über die Genese<br />
des „Verstehenden Ansatzes“ in<br />
der Motologie. In: A. R. Eckert/<br />
R. Hammer (Hg.): Der Mensch im<br />
Zentrum. Beiträge zur sinnverstehenden<br />
Psychomotorik und<br />
Gustl Marlock, Halko Weiss<br />
Handbuch der<br />
Körperpsychotherapie<br />
Mit Geleitworten von Dirk Revenstorf und<br />
Bessel van der Kolk<br />
Das „Handbuch der Körperpsychotherapie“ bietet eine<br />
Gesamtübersicht über das weite Spektrum dieser Disziplin,<br />
die immer mehr Beachtung und Anhänger findet. Über 60<br />
international renommierte Vertreter und führende Lehrer<br />
der verschiedenen Grundrichtungen stellen zentrale Gesichtspunkte<br />
körperpsychotherapeutischer Behandlung<br />
vor. Alle wichtigen Bereiche – von der Geschichte, über<br />
Theorie, Methodik und die praktisch-klinischen Aspekte<br />
Motologie. Lemgo: <strong>Verlag</strong><br />
Aktionskreis Literatur und<br />
Medien, 27–58.<br />
Tenbrink, D. (2000): Übergangsraum<br />
und Übergangsphänomene. In:<br />
W. Mertens/B. Waldvogel (Hg.):<br />
Handbuch psychoanalytischer<br />
Grundbegriffe. Stuttgart, Berlin,<br />
Köln: Kohlhammer.<br />
Trescher, H.G. (1985): Theorie und<br />
Praxis der Psychoanalytischen<br />
Pädagogik. Frankfurt a. M., New<br />
York: Campus<strong>Verlag</strong>.<br />
Trescher, H.G. (1995): Handlungstheoretische<br />
Aspekte der<br />
psychoanalytischen Pädagogik.<br />
In: M. Muck/H.G. Trescher<br />
(Hg.): Grundlagen der psychoanalytischen<br />
Pädagogik.<br />
Mainz: MatthiasGrünewald<br />
<strong>Verlag</strong>.<br />
Theunert, H. (1996): Gewalt in<br />
den Medien Gewalt in der<br />
Realität. Gesellschaftliche<br />
Zusammenhänge und pädagogisches<br />
Handeln. München:<br />
KoPäd <strong>Verlag</strong>.<br />
Winnicott, D. W. (4. Aufl., 1987):<br />
Vom Spiel zur Kreativität.<br />
Stuttgart: Klett Cotta.<br />
bis hin zur Praxeologie – werden hierbei umfassend und<br />
aus verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet dargestellt.<br />
Den Autoren gelingt so eine schulenübergreifende Synopsis,<br />
die das breite Spektrum dieses Therapiekonzepts<br />
veranschaulicht, dabei aber schulenbetonte Ideologien<br />
vermeidet.<br />
Das Werk macht deutlich, dass die Körperpsychotherapie<br />
als Ganzes durch ihren langen und gefestigten Erfahrungshintergrund<br />
sowie vielfältige therapeutische Ansätze<br />
substanzielle Beiträge zur Psychotherapie leistet und aus<br />
dieser nicht mehr wegzudenken ist.<br />
1. Nachdr. 2007 der 1. Auflage 2006. 999 Seiten, 36 Abb., 3 Tab., geb.<br />
€ 99,– (D) / € 101,80 (A) • ISBN 978-3-7945-2473-0<br />
Mehr WISSEN als andere.<br />
17
18<br />
Trauma – Gewalt – Autonomie<br />
Amara Renate Eckert<br />
Trauma – Gewalt – Autonomie<br />
Psychomotorische Gewaltprävention als Hilfe zur<br />
Verarbeitung erlebter Traumatisierung<br />
Im Rahmen eines Ausbildungsprojekts am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften<br />
und Soziale Arbeit der Hochschule Darmstadt werden Überlegungen zur gewaltpräventiven<br />
psychomotorischen Arbeit mit sequentiell traumatisierten Kindern angestellt.<br />
Die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Gewaltprävention in einer durch<br />
Gewaltstrukturen gekennzeichneten Welt bleibt präsent. Letztlich geht es um<br />
gemeinsame Lernprozesse in Form von Hilfen zur Verarbeitung von Trauma, um die<br />
zu erwartende Weitergabe von erlebter Gewalt zu reduzieren. Auf diese Weise<br />
können Wege gefunden werden, die eigene Autonomie wieder zu gewinnen.<br />
Einleitung<br />
Vor etwa fünf Jahren begann ich mit<br />
einer Kollegin aus der Schulsozialarbeit<br />
im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften<br />
und Soziale Arbeit der<br />
Hochschule Darmstadt im Rahmen der<br />
Ausbildung zum Diplom-Sozialpädagogen<br />
und später zum BA Soziale Arbeit<br />
mit dem Kooperations-Projekt „Psychomotorik<br />
in der Gewaltprävention“.<br />
Ausgangspunkt gemeinsamer Überlegungen<br />
mit weiteren Vertretern der<br />
Schulsozialarbeit, der Stadt Darmstadt<br />
sowie ausgewählter Schulen war die zu<br />
beobachtende zunehmende Gewaltbereitschaft<br />
an Darmstädter Grundschulen,<br />
insbesondere in Gebieten, die als<br />
soziale Brennpunkte bezeichnet<br />
wurden. Ein Blick auf die Zusammensetzung<br />
dieser Kinder in den ersten vier<br />
Grundschuljahren zeigte einen Migrantenanteil<br />
von 50% bis 90% pro Klasse.<br />
Davon kamen die meisten Kinder aus<br />
Krisen- und Kriegsgebieten und lebten<br />
seit ein bis fünf Jahren in Deutschland.<br />
Sie hatten zum großen Teil Mühe, sich<br />
der Struktur des schulischen Alltags<br />
anzupassen, den Unterrichtsinhalten zu<br />
folgen sowie die deutsche Sprache zu<br />
verstehen und zu sprechen. Von Seiten<br />
der Lehrer wurde besonders über Hyperaktivität,<br />
Konzentrationsschwäche,<br />
körperliche Gewaltbereitschaft sowie<br />
regressives Verhalten der Kinder<br />
geklagt.<br />
Um den Kindern eine Möglichkeit der<br />
Verarbeitung von traumatisch erlebten<br />
Ereignissen anzubieten und dadurch der<br />
Wiederholung erlebter Gewalt im<br />
Schulalltag zu begegnen, wurde die<br />
Psychomotorik-Stunde als „Bewegungsinsel“<br />
am Schulvormittag konzipiert. Die<br />
Grundideen der in diesem Projekt<br />
praktizierten psychomotorischen<br />
Gewaltprävention sollen auf den<br />
folgenden Seiten skizziert werden. Dazu<br />
ist es notwendig, zunächst einen Blick<br />
auf Grundlagen der Psychotraumatologie<br />
1 und damit auf die Dynamik von<br />
traumatischen Prozessen zu werfen. Die<br />
sich daraus ergebende Verbindung von<br />
Psychomotorik und Trauma-Arbeit wird<br />
am Beispiel des Projekts dargestellt.<br />
Einige Ergebnisse einer Evaluation mit<br />
dem System psychomotorischer<br />
Effekte-Sicherung (SPES) fließen in die<br />
darauf folgende Darstellung der<br />
gewaltpräventiven Wirkungen mit ein.<br />
Begriff und Möglichkeiten einer<br />
Klassifizierung von Trauma<br />
Seit geraumer Zeit gehört Trauma zum<br />
alltäglichen Begriffsrepertoire. In der<br />
Regel wird es für mehr oder weniger<br />
stressbehaftete Alltagssituationen<br />
verwendet, jedoch meist nicht im Sinne<br />
der Psychotraumatologie. Letztere sieht<br />
psychisches Trauma (griech: Wunde) als<br />
„möglicherweise die am meisten<br />
angefochtene, ignorierte, verharmloste,<br />
verleugnete, missverstandene und nicht<br />
behandelte Ursache für menschliches<br />
Leiden“ (Levine/Kline 2005, 22).<br />
Im menschlichen Nervensystem<br />
angesiedelt, zeigt sich Trauma stets<br />
verkörpert (leiblich) und von individuellen<br />
Entwicklungs-, Erfahrungs- und<br />
Erlebensvoraussetzungen (z. B. Resilienz)<br />
sowie vom sozialen und kulturellen<br />
Kontext abhängig (Becker 2001; Brisch<br />
2003; Hausmann 2006; Hüther 2003).<br />
Psychische Traumatisierung als „vitale<br />
Diskrepanz zwischen bedrohlichen<br />
Situationsfaktoren und den individuellen<br />
Bewältigungsmöglichkeiten, das<br />
mit Gefühlen von Hilflosigkeit und<br />
schutzloser Preisgabe einhergeht und so<br />
eine dauerhafte Erschütterung von<br />
Selbst- und Weltverständnis bewirkt“<br />
(Fischer/Riedesser 2003, 82) 2 , kann<br />
nach Terr (1997) in 2 Typen eingeteilt<br />
werden: Zum einmaligen Trauma, auch<br />
Schocktrauma oder Typ I-Trauma<br />
genannt, gehören in erster Linie<br />
Naturkatastrophen, Unfälle, operative<br />
Eingriffe, Verlust-Erfahrungen u. a. m.<br />
Das Typ II–Trauma bezeichnet aufeinanderfolgende<br />
traumatische Ereignisse,<br />
bzw. traumatisierende Lebensumstände.<br />
Traumatisierende Ereignisse<br />
Um sich vor Gefahren zu schützen,<br />
besitzt der menschliche Organismus<br />
vom Säuglingsalter an instinktive<br />
Flucht- und Kampftendenzen, die der<br />
Anpassung an bedrohliche Situationen<br />
dienen. Diese können abwechselnd oder<br />
auch gleichzeitig auftreten. Letzteres<br />
führt zu einem Widerspruch, da fliehen<br />
und kämpfen nicht simultan möglich<br />
ist. Trotz der Unfähigkeit eines Säuglings<br />
oder Kleinkindes aufgrund seiner<br />
physischen Verfassung real zu kämpfen<br />
oder zu fliehen, werden durch Ausschüttung<br />
der Hormone Noradrenalin<br />
und Cortisol diese Mechanismen<br />
aktiviert. Ist es dem Opfer in diesem Fall<br />
nicht möglich, die Kontrolle über Körper<br />
und Psyche aufrechtzuerhalten, kommt<br />
es zu einer Traumatisierung (Fischer/<br />
Riedesser 2003).
Eine Unterscheidung traumatisierender<br />
Ereignisse lässt sich nach Riedesser<br />
(2003) folgendermaßen vornehmen:<br />
• Naturkatastrophen wie Erdbeben<br />
oder Vulkanausbrüche (natural<br />
disasters) und<br />
• von Menschen hervorgerufenen<br />
Katastrophen (man made disasters)<br />
• sowie Katastrophen innerhalb der<br />
Familie.<br />
Natural disasters ermöglichen dem<br />
erwachsenen Traumatisierten fast<br />
immer einen Rückhalt oder eine<br />
Reflexion des Erlebten in der betroffenen<br />
Gruppe, mit der das Unglück<br />
geteilt wird. Wenn die Natur als<br />
Verursacher empfunden wird, kann das<br />
Erlebte ein Stück weit dem „Zufall oder<br />
Schicksal“ zugesprochen werden. Im<br />
Gegensatz dazu sind man made<br />
disasters oft eine Bedrohung des<br />
Individuums aus dem Kollektiv heraus.<br />
Traumatisierte können das Erlebte im<br />
Allgemeinen nicht mit ihrer Bezugsgruppe<br />
verarbeiten, da ein oder mehrere<br />
Personen der Gruppe für ihre Traumatisierung<br />
verantwortlich sind. Besonders<br />
durch man made disasters sind schwere<br />
Störungen des Weltbildes zu erwarten,<br />
da hier der Aspekt des Zufälligen<br />
entfällt und stattdessen ein vorsätzlich<br />
grausames Handeln im Vordergrund<br />
steht.<br />
Katastrophen in der Familie wie<br />
emotionaler, körperlicher und sexueller<br />
Missbrauch, massive Vernachlässigung,<br />
Trennungserlebnisse, Erkrankung und<br />
Tod gelten als schwerstes Traumatisierungspotenzial.<br />
Dabei gilt: Je größer die<br />
Nähe zum Täter, umso schwerer sind die<br />
zu erwartenden traumatischen Folgen<br />
(Riedesser 2003). Während primäre<br />
Traumatisierung durch direkte<br />
(Gewalt)einwirkung erfahren wird, kann<br />
sekundäre Traumatisierung auch allein<br />
durch die Beobachtung oder das<br />
authentische Berichten von Gewalt und<br />
Zerstörung erfolgen. Von sekundärer<br />
Traumatisierung sind also auch<br />
professionelle Helfer, vor Ort oder in der<br />
nachfolgenden Trauma-Arbeit, bedroht.<br />
Die Folgen eines Typ II-Traumas werden<br />
als schwerwiegender beschrieben, denn<br />
durch das Fehlen oder Unterbrechen<br />
von „Erholungsphasen“ zwischen<br />
mehrfachen extremen Ereignissen, kann<br />
es u. a. zu Dissoziationen, emotionaler<br />
Anästhesie und Depersonalisation<br />
kommen. Mechanismen, die dem Kind<br />
durch Abspalten des geschädigten Teils<br />
einen unversehrten Teil erhalten, also<br />
zum größtmöglichen Schutz der<br />
kindlichen Psyche dienen (Fischer/<br />
Riedesser 2003). 3 Kommen im Leben<br />
eines Kindes beide Traumatypen<br />
zusammen, kann mit allen Symptomen<br />
und Ausdrucksformen schwerer<br />
Traumatisierung gerechnet werden.<br />
Nach Schilderungen und Berichten der<br />
am Projekt beteiligten Lehrer lag der<br />
Schluss nahe, dass für die Mehrzahl der<br />
Kinder zu Beginn des Projekts Letzteres<br />
zutraf.<br />
Ausdrucksformen psychischer<br />
Traumatisierung<br />
Als Bewältigungsformen schwerer<br />
Traumatisierung werden Formen des<br />
Wiedererlebens, des Vermeidens oder<br />
der erhöhten Erregung genannt 4<br />
(Fischer/Riedesser 2003). Zum Wiedererleben<br />
gehören z.B. Flashbacks,<br />
Alpträume oder „posttraumatische<br />
Spiele“, in denen Aspekte des Traumas<br />
reinszeniert werden. Vermeidende<br />
Bewältigungsformen können sich<br />
ausdrücken in z.B. vermindertem<br />
Interesse oder verminderter Teilnahme<br />
an wichtigen Aktivitäten, in sozialer<br />
Entfremdung und Rückzug, Bindungsstörungen,<br />
Hoffnungslosigkeit, einer<br />
eingeschränkten Bandbreite von<br />
Affekten, Schuld und Scham, der<br />
Unfähigkeit zu spielen, Regression,<br />
Depression, erlernter Hilflosigkeit sowie<br />
allgemeinen Lernstörungen. Strategien<br />
des Vermeidens beobachteten wir bei<br />
einigen Kindern unseres Projekts, bei<br />
denen wir eine Kombination von<br />
Trauma Typ I und II vermuteten.<br />
Bewältigungsformen durch erhöhte<br />
Erregung (erhöhtes Erregungsniveau)<br />
können sich z. B. durch anhaltende<br />
Schlafstörungen, plötzliche Reizbarkeit,<br />
Wut- und Gewaltausbrüche, Konzentrationsstörungen,<br />
Hyperaktivität sowie<br />
unterschiedliche Ängste zeigen.<br />
Durch diese Auflistung wird deutlich,<br />
dass die Wurzeln so genannter „kindlicher<br />
Verhaltensstörungen“ durchaus in<br />
traumatisierenden Erfahrungen zu<br />
suchen sind. Wie die Evaluation des<br />
Projekts mit SPES (Klein/Knab/Fischer<br />
2006) zeigte, lag ein größeres Traumapotenzial<br />
der Kinder im familiären<br />
Bereich vor. Probleme in der Eltern-<br />
Kind-Beziehung (35,3%) und Erziehungsinkompetenz<br />
(29,4%) wurden am<br />
häufigsten genannt. Hier ist von<br />
kumulativer Traumatisierung auszugehen.<br />
5 Als häufigste Problemlage der<br />
Jungen wurden „Aufmerksamkeits-/<br />
Konzentrationsstörung mit motorischer<br />
Unruhe“ (72,7%) genannt, bei den<br />
Mädchen dominierten „Distanzstörungen“<br />
(50%). Lese-Rechtschreibschwäche<br />
und mangelnde Lern- und Leistungsmotivation<br />
(je 41%) wurden der<br />
Gesamtgruppe attestiert. Andererseits<br />
lagen im Bereich psychosozialer und<br />
psychomotorischer Ressourcen die<br />
Kinder mit „besonderen Fähigkeiten und<br />
Leistungen“ sowie „Interesse und<br />
Freude an Bewegung“ im Rennen. Diese<br />
Bewertung durch die Lehrer lässt die<br />
Deutung zu, dass ein erhöhtes Erregungsniveau<br />
bei den evaluierten<br />
Kindern dominierte, was im schulischen<br />
Alltag schwer integrierbar schien.<br />
Gleichzeitig verfügten die Kinder über<br />
die Fähigkeit, diese Energie in (schulischen)<br />
Freiräumen als Potenzial auszudrücken.<br />
Dr. Amara Renate Eckert<br />
Dipl.-Pädagogin<br />
Professorin für Psychomotorik am<br />
Fachbereich Gesellschaftswissenschaften<br />
und Soziale Arbeit der<br />
Hochschule Darmstadt, University of<br />
Applied Science. Leitung der Zusatzqualifikation<br />
„Psychomotorik und Sport in<br />
sozialpädagogischen Arbeitsfeldern“ im<br />
Rahmen des BA Soziale Arbeit. Körperpsychotherapeutin,<br />
Supervisorin.<br />
Anschrift der Verfasserin:<br />
Hochschule Darmstadt<br />
Fachbereich Gesellschaftswissenschaften<br />
und Soziale Arbeit<br />
Gebäude E 10<br />
Adelungstraße 51<br />
64283 Darmstadt<br />
E-Mail: eckert@h-da.de<br />
19
20<br />
Trauma – Gewalt – Autonomie<br />
Bewältigung und Retraumatisierung<br />
Kinder sind durch ihre existenziellen<br />
Abhängigkeiten allgemein vulnerabler.<br />
Es stehen ihnen außerdem noch nicht<br />
die Abwehrmechanismen des Erwachsenenalters<br />
zur Verfügung. Sie drücken<br />
Erlebtes unmittelbar und unverfälscht<br />
aus, was mitunter die einzige Möglichkeit<br />
ist, ihre traumatisierenden Ereignisse<br />
zu ertragen. Im Verhalten des<br />
Kindes spiegelt sich wider, was es nicht<br />
integrieren kann, jedoch gleichzeitig zu<br />
integrieren versucht. Gewaltbereites<br />
Verhalten kann somit als Wiederholung<br />
unbewältigter Konflikte oder/und<br />
mangelnder korrigierender Erfahrungen<br />
durch begleitende Erwachsene verstanden<br />
werden. Winnicott beschreibt die<br />
Notwendigkeit, ein Trauma zu wiederholen,<br />
mit der Unmöglichkeit, die<br />
erlittenen schmerzlichen Affekte zu<br />
begreifen, zu bearbeiten und zu<br />
integrieren (Winnicott in Finger-<br />
Trescher 2000). Nach Trescher (2002)<br />
sind Wiederholungen als Versuch zu<br />
betrachten, die traumatischen Situationen<br />
zu verarbeiten und damit zum<br />
Abschluss zu bringen.<br />
Die Bandbreite daraus resultierender<br />
Ausdrucksformen wird von der Umwelt<br />
in der Regel als störend empfunden, so<br />
dass die Wahrscheinlichkeit wächst,<br />
dass das Kind durch die Abwehr der<br />
potentiellen Helfer erneut traumatisiert<br />
wird. In diesem Zusammenhang sind die<br />
vielfach formulierten Warnungen vor<br />
einer Biologisierung „abweichenden<br />
Verhaltens“ ernst zu nehmen (Mattner<br />
2004; Gerspach 2004). Vorschnelle<br />
Zuschreibungen, wie am Beispiel von<br />
„ADHS“ ausgiebig diskutiert, sind somit<br />
als Gewalt von Seiten der Zuschreibenden<br />
zu betrachten, die damit die<br />
Retraumatisierung Hilfe bedürftiger<br />
Kinder fortschreiben. „Wenn Erlebnisse<br />
von Menschen dadurch verneint<br />
werden, dass sie auf biologische und<br />
genetische Strukturen reduziert werden,<br />
dann dienen eine solche Optik und die<br />
darauf basierenden Forschungen<br />
nurmehr einem destruktiven Denken“<br />
(Gruen 2001).<br />
Die Auswirkungen selbst erlebter<br />
(kumulativer) Traumatisierung bei<br />
verantwortlichen Politikern sowie<br />
professionellen Helfern werden in der<br />
Regel übersehen oder unterschätzt und<br />
als „Alltagspathologie“ zur Normalität<br />
erklärt. Die Gefahren transgenerationaler<br />
Gewalt liegen in der Abspaltung<br />
menschlichen Schmerzes und Aktionen,<br />
die durch Empathiedefizite oder eine<br />
„Empathiesperre“ gekennzeichnet sind<br />
(Gruen 2001; Gerspach 2002). Ein<br />
wesentlicher Schwerpunkt von Professionalisierung,<br />
ob in der Ausbildung oder<br />
berufsbegleitend, muss daher in der<br />
Entwicklung von Empathiefähigkeit<br />
gesehen werden (Bauer 2006; Krebs<br />
2006).<br />
Trauma und schulischer Alltag<br />
In einer besonderen Situation befinden<br />
sich Kinder mit Migrationshintergrund,<br />
die in der Regel sowohl sequentiell als<br />
auch kumulativ traumatisiert sind<br />
(Keilson 1979; Becker 2001; Fischer/<br />
Riedesser 2003). Darunter ist zu<br />
verstehen, dass dem Drama von Krieg<br />
und Verfolgung in der Regel ein<br />
traumatisch erlebter Migrationsprozess<br />
mit Flucht und Lagerleben folgt. Die<br />
Hoffnung auf einen Neuanfang wird<br />
häufig durch die Lebenssituation im<br />
Ausland zusätzlich desillusioniert und<br />
die drohende Remigration kann als<br />
weitere traumatische Sequenz begriffen<br />
werden, die das Leben im Aufnahmeland<br />
maßgeblich beeinflusst. Nach den<br />
Erfahrungen extremer Verlustprozesse<br />
durch die Flucht kann die Realität von<br />
Schule mit ihren immanenten Strukturen<br />
instrumenteller Gewalt (Galtung<br />
1988) als weitere Bedrohung und<br />
Verunsicherung erlebt werden. Die<br />
Schule wird so zu einem Ort, an dem<br />
erlebtes Trauma neu ausgelöst wird.<br />
Statt Integration und Aufarbeitung des<br />
Erlebten mit Hilfe professioneller<br />
Bezugspersonen wird dort die Auseinandersetzung<br />
mit Inhalten eines fremden<br />
Kulturkreises erwartet, die in der Regel<br />
durch das unverarbeitete Trauma-<br />
Erleben – aufrechterhalten durch<br />
ständige neue Retraumatisierung –<br />
weder verstanden noch aufgenommen<br />
werden können. Es gibt also unter<br />
diesen Bedingungen für die Kinder keine<br />
andere Möglichkeit, als die Ausdrucksformen<br />
ihrer Traumatisierung täglich zu<br />
leben. In Unwissenheit über die<br />
retraumatisierende Wirkung von Schule<br />
unterstützen Lehrer durch ihre oftmals<br />
entwertende Reaktion auf das Verhalten<br />
der Kinder (Ausdruck des Traumas)<br />
genau dieses. Wird dieser Kreislauf nicht<br />
durchbrochen, ist die Manifestation von<br />
Depression, Gewalt und Krankheit bei<br />
Schülern sowie bei Lehrern zu erwarten.<br />
Für letztere besteht die Gefahr sekundärer<br />
Retraumatisierung, sofern sie sich<br />
nicht mit den eigenen, in diesem<br />
Kontext abgespaltenen Gefühlen<br />
auseinandersetzen, mit denen sie durch<br />
die Schüler täglich im Sinne einer<br />
Spiegelwirkung konfrontiert werden.<br />
Genau diese Vorgänge fanden wir an<br />
unserer ersten Projekt-Schule vor. Es<br />
war trotz aller Einsicht für die Mehrheit<br />
der begleitenden Lehrer schwer<br />
aushaltbar, den Schülern den Schonraum<br />
der Bewegungsinsel zu gewähren.<br />
Ein Versuch, an der Schule professionelle<br />
Hilfe in Form von Supervision zu<br />
etablieren, schlug fehl. Er wurde als<br />
eigene Entwertung interpretiert, deren<br />
Abwehr sich unter verstärkter Nutzung<br />
der Möglichkeiten struktureller Gewalt<br />
vor allem gegen Autoritäten und<br />
Kooperationspartner richtete. Dies<br />
bedeutete, dass u. a. die Bewegungsinsel<br />
zunehmend boykottiert wurde. Nach<br />
drei Jahren erfolgreicher psychomotorischer<br />
Arbeit musste das Projekt an<br />
anderen Schulen weitergeführt werden.<br />
Der wichtigste Lerneffekt bestand für<br />
uns darin zu erkennen, dass Gewaltprävention<br />
nur wirksam sein kann, wenn<br />
die beteiligten Systeme selbst Teil<br />
dieser Maßnahmen sind. Da „die<br />
Gewalttätigkeit in unserer Epoche ganz<br />
eng mit der Verneinung des Schmerzes<br />
verknüpft“ (Gruen 2001, 203) ist, gehört<br />
die Konfrontation mit selbst erlebtem<br />
Schmerz, z. B. im Rahmen von Supervision<br />
zur Professionalisierung in<br />
Arbeitsfeldern, in denen Helfende mit<br />
Trauma und Gewalt konfrontiert sind.<br />
Psychomotorische<br />
Trauma-Arbeit<br />
Wie bereits erwähnt, ist psychische<br />
Traumatisierung ein psychophysisches<br />
Geschehen. Therapeutische Interventionen<br />
und Verarbeitungshilfen müssen<br />
daher den Körper auf die ein oder<br />
andere Weise mit einbeziehen oder<br />
zumindest mit berücksichtigen (van der<br />
Kolk 2000a; van der Kolk 2000b;<br />
Rothschild 2002). Im kindertherapeutischen<br />
Bereich werden bisher je nach<br />
Alter, Entwicklungstand und Schwere<br />
der Störung Formen der Spieltherapie<br />
sowie der Kunsttherapie und der<br />
Imagination favorisiert (Gil 1996;<br />
Krüger/Reddemann 2007). In Berichten<br />
über die Einbeziehung des Körpers in
die Kindertherapie wird auf Körperpsychotherapie,<br />
sensorische Integrationsbehandlung<br />
(Ayres 1984) oder Leibtherapie<br />
zurückgegriffen (Baer/Bar-<br />
nowski-Geiser 2005; Gäbler 2006). Im<br />
Rahmen der Psychomotorik wird in der<br />
Tradition der Psychomotorischen Praxis<br />
Aucouturier unter anderem auch mit<br />
traumatisierten Kindern direkt an ihren<br />
Themen gearbeitet (Esser 1992;<br />
Doering/Doering 2003).<br />
Davon ausgehend, dass menschliches<br />
Handeln seinen individuell begründeten<br />
Sinn in seiner Lebensgeschichte hat und<br />
dessen Ausdruck ist, drückt sich der<br />
Mensch immer leiblich, vielfältig,<br />
kreativ und mit allen ihm zur Verfügung<br />
stehenden Mitteln auf seiner jeweiligen<br />
Entwicklungsstufe aus (Eckert 2004).<br />
Psychomotorische Trauma-Arbeit mit<br />
Kindern sollte demzufolge Beziehungs-,<br />
Bewegungs- und Körperarbeit, Spiel<br />
und Kreativität im intermediären Raum<br />
beinhalten. Begleitende Erwachsene<br />
stellen sich haltend (holding) und<br />
aufnehmend (containing) dem kindlichen<br />
Spiel zur Verfügung, spielen<br />
haltend und spiegelnd für das Kind. 6<br />
Gleichzeitig sollten im (interdisziplinären)<br />
Team ressourcenstärkende<br />
Hilfen für das soziale Umfeld eruiert<br />
und angeboten werden.<br />
Jede Trauma-Arbeit beginnt zunächst<br />
mit der Stärkung bzw. dem Aufbau von<br />
Ressourcen (Levine/Kline 2005). Dem<br />
folgt dann die behutsam begleitete<br />
Inszenierung und Reinszenierung<br />
einzelner Aspekte des Traumas im<br />
symbolischen Spiel. „Ein Trauma wird<br />
transformiert, indem unerträgliche<br />
Gefühle und Empfindungen von<br />
erträglichen abgelöst werden. Diese<br />
Umwandlung kann nur bei einem Grad<br />
an Aktivierung geschehen, dessen<br />
Intensität mit derjenigen vergleichbar<br />
ist, die die traumatische Reaktion<br />
auslöste“ (Levine/Kline 2005, 170). Die<br />
Einlösung dieser Forderung ist ohne die<br />
Beteiligung des Körpers mit seinen<br />
selbstregulativen Ressourcen nicht<br />
vorstellbar.<br />
Es kann somit Richtziel sein, Hilfen zur<br />
Verarbeitung von Trauma anzubieten,<br />
um die zu erwartende Weitergabe von<br />
erlebter Gewalt zu verhindern. Stattdessen<br />
sollen Wege gefunden werden,<br />
die eigene Autonomie wieder zu<br />
gewinnen.<br />
Autonomie verstehe ich mit Gruen<br />
(1984, 2001) als die Fähigkeit, die<br />
eigenen authentischen Gefühle zu<br />
spüren und zu leben. Kindliche Handlungen,<br />
die aus dieser Fähigkeit<br />
erwachsen, sind von Selbstachtung<br />
getragen, initiativ, selbstregulativ und<br />
kohärent.<br />
Das Projekt: Psychomotorik in der<br />
Gewaltprävention<br />
Im Wintersemester 2003 ging die<br />
Bewegungsinsel an einer „Brennpunktschule“<br />
an den Start. Aus den Klassen<br />
der Grundschule wurden die Kinder mit<br />
den entsprechenden familiären und<br />
kulturellen Hintergründen und „Verhaltensauffälligkeiten“<br />
von den Lehrern<br />
ausgesucht und einmal wöchentlich zur<br />
Bewegungsinsel in die Turnhalle<br />
geschickt. Der zurückbleibende Teil der<br />
Klasse erhielt in der Zeit Förder- oder<br />
Kunstunterricht. Nachdem deutlich<br />
wurde, was die Kinder auf der Bewegungsinsel<br />
erlebten, wollten ihre<br />
zurückbleibenden Klassenkameraden<br />
auch in den Genuss der Psychomotorik<br />
kommen, was aber leider organisatorisch<br />
nicht zu bewältigen war.<br />
Die Gruppenstärke lag bei 6–8 Kindern.<br />
Jede Gruppe wurde von einem Team,<br />
bestehend aus 2–4 Studierenden<br />
begleitet. Die Studierenden befanden<br />
sich im 4. Semester des Studiums der<br />
Sozialen Arbeit und hatten zum<br />
Zeitpunkt des Projektbeginns bereits 8<br />
Semesterwochenstunden Psychomotorik<br />
studiert. Sie wurden während des<br />
r Abb. 1: Halten und Reinszenieren in aktivierendem Setting<br />
zunächst auf ein Jahr begrenzten<br />
Projekts wöchentlich durch eine<br />
zweistündige Praxis-Supervision mit<br />
Video-Analyse, eine Theorie-Lehrveranstaltung<br />
sowie durch Einzelgespräche<br />
und Intervisionen begleitet. Das<br />
Lehrerkollegium nahm nach gemeinsamer<br />
Absprache die Möglichkeiten<br />
wahr, an psychomotorischen Fortbildungsnachmittagen<br />
und mehreren<br />
Terminen zum Erfahrungs- und<br />
Informationsaustausch teilzunehmen.<br />
Inhalte und Struktur<br />
Der inhaltliche Aufbau des Projekts<br />
orientierte sich an Ausbildungsstand<br />
und -plan der Studierenden: In der<br />
ersten Phase (8–10 Wochen) waren<br />
ressourcenstärkende Stunden für die<br />
Kinder vorgesehen. Ziel war der Aufbau<br />
von Selbstwertgefühl durch die<br />
körperliche Erfahrung von Selbstwirksamkeit.<br />
In der 2. Phase sollte die Verarbeitung<br />
von traumatischen Erfahrungen<br />
im Symbol- und Rollenspiel angeboten<br />
werden.<br />
Die Stunden der ersten Phase auf der<br />
Bewegungsinsel hatten folgende<br />
Struktur:<br />
1. Abbau von aktuellen Spannungen<br />
und Aggressionen durch entsprechende<br />
Gruppenspiele,<br />
2. Kreatives Bewegen und Spielen in<br />
unterschiedlich vorstrukturierten<br />
Bewegungsräumen<br />
3. Gemeinsame Aktivität zum Abschluss.<br />
21
22<br />
Trauma – Gewalt – Autonomie<br />
Die Bewegungsräume beinhalteten<br />
insbesondere Angebote für die Körpernahsinne,<br />
die der Lösung zentraler<br />
psychophysischer Blockierungen dienen<br />
sollten (Eckert 2004). Besonderer<br />
Beliebtheit erfreute sich ein 9 x 9 m<br />
großes Airtramp, das als „großes Bett“<br />
umgedeutet, Spielraum zum gemeinsamen<br />
Kämpfen, Entspannen und<br />
Fallenlassen bot. Mittelpunktsaufbauten<br />
vom Typ „Berg und Höhle“ waren<br />
beliebte Schauplätze für Spielinszenierungen,<br />
während selbstgebaute Häuser<br />
als Symbole einer Neugestaltung<br />
beschädigter Identität im Laufe des<br />
Projekts zunehmend wichtiger wurden<br />
und dem besonderen Schutz der<br />
Leitenden unterstanden.<br />
Zu Beginn des Projekts standen die<br />
Bewegungsspiele (1. Teil) im<br />
Mittelpunkt der Stunden. Dies<br />
änderte sich mit zunehmender<br />
Vertrauensbildung und Sicherheit<br />
von Kindern und Studierenden. Es<br />
entstand ein intermediärer Raum<br />
und der 2. Teil der Stunde wurde<br />
zunehmend bedeutsamer. Dabei<br />
stand die Erfahrung selbstständigen<br />
Bewegens und Handelns zunächst<br />
im Vordergrund. Zum Ende der<br />
geplanten ersten 10 Wochen<br />
begann die 2. Phase: Kinder und<br />
Studierende nutzten die Bewegungsräume<br />
für symbolische<br />
Inszenierungen, was eine neue<br />
Intensität der Arbeit und damit<br />
auch der Supervisions-Runden zur<br />
r Abb. 2: Leibliche Übertragung und Gegenübertragung im Spiel<br />
Folge hatte. Methodische Themen<br />
wurden von eigener emotionaler<br />
Betroffenheit und Fragen der<br />
Grenzsetzung von Seiten der<br />
Studierenden abgelöst. Der Umgang<br />
mit symbolischer Gewalt und die<br />
Frage nach dem Nutzen spielerischer<br />
kindlicher Inszenierungen<br />
standen im Vordergrund. Es war für<br />
die Studierenden erheblich einfacher,<br />
den Zuwachs motorischer<br />
Fähigkeiten im selbstständigen<br />
Handeln zu erkennen, als den<br />
Zuwachs innerer Stärke bei immer<br />
wieder neu inszenierten Annäherungen<br />
an die Verarbeitung inneren<br />
Schmerzes. Die Frage „Die Stunde<br />
war gut, aber was mache ich da<br />
eigentlich?“ kennzeichnete diese<br />
Phase des Nicht-Verstehens als<br />
Beginn eines neuen Verstehens-<br />
Prozesses für Studierende und<br />
Kinder. Die Vermittlung entsprechender<br />
theoretischer Grundlagen<br />
(Eckert 2004; Gerspach 2002;<br />
Hammer 2001; Seewald 2004)<br />
waren haltgebend für die Studierenden,<br />
die nun ihrerseits die Kinder<br />
mit ihren Gefühlen zunehmend<br />
besser halten konnten. In der Supervision<br />
wurden sowohl die Prozesse<br />
der Kinder, wie auch die der<br />
Studierenden begleitet, wobei die<br />
Reflexion von Übertragungen und<br />
Gegenübertragungen zum Standard<br />
gehörte. Angesichts der durch die<br />
Kinder gespiegelten existenziellen<br />
Themen ging es manchmal auch<br />
darum, „den erlittenen Tod innerhalb<br />
einer lebendigen Beziehung<br />
Gestalt annehmen zu lassen,<br />
gemeinsam zu überleben und<br />
schließlich einen symbolischen Ort<br />
zuzuweisen“ (Becker 2001). Ein Teil<br />
der Kinder reinszenierte die eigenen<br />
traumatischen Beziehungs- und<br />
Kriegsgeschichten. Sie unterbrachen<br />
die Intensität dieses Erlebens in<br />
darauf folgenden lustvollen oder<br />
entspannenden Bewegungsstunden.<br />
Dadurch entstanden Räume, das<br />
Erlebte auch physisch zu integrieren.<br />
Andere Kinder wiederum<br />
vermieden das symbolische Spiel.<br />
Sie benötigten insgesamt mehr Zeit,<br />
sich die Möglichkeiten der Bewegungsinsel<br />
zu erschließen. Die so<br />
dringend erforderliche zusätzliche<br />
Elternarbeit konnte wegen fehlender<br />
personeller Ressourcen nicht<br />
geleistet werden.<br />
Evaluation<br />
Im 2. Jahr entschieden wir uns nach<br />
mehrfacher Anfrage eines Kooperationspartners<br />
für die Evaluation der<br />
Arbeit. Da die personellen und zeitlichen<br />
Möglichkeiten für eine gründliche<br />
und umfassende Auswertung<br />
narrativer Beobachtungen und Videos<br />
der Studierenden nicht ausreichten, fiel<br />
die Wahl auf das System psychomotorischer<br />
Effekte-Sicherung (SPES), das<br />
derzeit noch neu auf dem Markt und<br />
wenig erprobt war. Wir versprachen uns<br />
von der Durchführung einige quantitative<br />
<strong>Informationen</strong>, die einen Überblick<br />
über im Verfahren definierte allgemeine<br />
Effekte erlauben. Eine Beleuchtung<br />
spezifischer Effekte und differenzierter<br />
Zusammenhänge erwarteten wir nicht.<br />
Bei der Beschäftigung mit SPES wurde<br />
schnell deutlich, dass dieses Instrument<br />
für unseren Arbeitsansatz nicht<br />
geeignet war. Zunächst waren Items<br />
einzelner Kategorien, z. B. der „psychosozialen<br />
Ressourcen“ und der „Problemlagen<br />
der Kinder“ nicht definiert, und<br />
damit der persönlichen Anmutung<br />
überlassen. Schwerwiegender war<br />
allerdings der Umstand, dass besonders<br />
bezüglich der „Problemlagen der<br />
Kinder“ Kategorien gefragt waren, die<br />
in der oben beschriebenen Weise die<br />
Kinder in der Herrschaftssprache der<br />
gesellschaftlich eingeführten emotio-
nalen Abwehr etikettierten. Begrifflichkeiten<br />
wie „Aufmerksamkeits-/Konzentrationsstörungen<br />
mit motorischer<br />
Unruhe“ oder „Entwicklungsstörungen<br />
in der Wahrnehmungsverarbeitung“<br />
hatten für uns keinerlei Wahrheitsgehalt<br />
oder Realitätsbezug, da sich bei<br />
verstehender Betrachtung der Kinder<br />
hinter dieser Begrifflichkeit völlig<br />
andere Phänomene zeigen. Diese haben<br />
mit gesellschaftlich eingeführten<br />
Etikettierungen nicht annähernd etwas<br />
zu tun. Obwohl wir uns auch in anderen<br />
Kategorien z.B. „Inhalte/Angebote“ mit<br />
unserer Arbeitsweise nicht repräsentiert<br />
sahen, beschlossen die Kooperationspartner<br />
das Verfahren dennoch zu<br />
erproben.<br />
Da einige Studierende konsequent<br />
blieben und die Teilnahme aus oben<br />
genannten Gründen verweigerten,<br />
konnte die folgende Auswertung<br />
ausgewählter Items letztlich nur für 17<br />
Kinder berechnet werden:<br />
Der Ablauf der Förderung verlief aus der<br />
Sicht des Psychomotorikers „gut“<br />
(87%), die Wirkung wurde eher gut<br />
(45%), „teil-teils“ (36%) oder schlecht<br />
(18%) beurteilt. Im Bereich der<br />
psychosozialen Ressourcen konnten fast<br />
überall Verbesserungen erreicht werden,<br />
die jedoch nicht signifikant waren.<br />
Das Gleiche galt für den Bereich der<br />
psychomotorischen Ressourcen.<br />
Lediglich in der Motorischen Lernfähigkeit<br />
wurden signifikante Verbesserungen<br />
vermerkt.<br />
Abschließende Gespräche mit den<br />
Klassenlehrern zeigten folgendes Bild:<br />
Über die Entwicklung des größeren Teils<br />
der Kinder wurde positiv berichtet. Die<br />
Bereitschaft zu destruktivem Handeln<br />
hatte abgenommen. Das Interesse an<br />
sozialen Events, auch in Verbindung mit<br />
Unterrichtsinhalten, war deutlich<br />
gestiegen. Einige Kinder begannen, sich<br />
sprachlich, kreativ und eigenaktiv ihren<br />
Aufgaben zuzuwenden. Sie schienen<br />
ihre eingangs festgestellten psychosozialen<br />
Ressourcen nun auch im schulischen<br />
Kontext einzubringen, was wir<br />
auf einen Zuwachs an<br />
Selbst(wert)gefühl und Autonomie<br />
sowie verminderte innere Erregungszustände,<br />
bedingt durch den Abbau<br />
traumatisch induzierter Spannungen<br />
zurückführten.<br />
Betrachtet man die Lerneffekte bei<br />
Studierenden und Lehrenden, so zeigte<br />
sich hier ein ähnlicher Lernprozess:<br />
Traumatisierende Ereignisse aus der<br />
eigenen Biografie konnten zum Teil<br />
bearbeitet und damit das eigene<br />
Gewaltpotential verringert werden. Der<br />
daraus folgende Zuwachs an Empathie<br />
und Autonomie wirkte gewaltpräventiv<br />
im Umgang miteinander. Kam der<br />
genannte Lernprozess nicht zustande,<br />
distanzierten sich die betreffenden<br />
Personen über kurz oder lang vom<br />
gesamten Projekt.<br />
Resümee<br />
Im Darmstädter Projekt „Psychomotorik<br />
in der Gewaltprävention“ wurde nach<br />
der kindzentrierten (Zimmer 2006) und<br />
(sinn)verstehenden Psychomotorik<br />
(Eckert 2004; Seewald 2004) mit<br />
gewaltpräventiver Zielsetzung gearbeitet.<br />
Während Selbstwertgefühl aufgebaut<br />
und traumatisierende Erfahrungen<br />
verarbeitet wurden, wurde auch<br />
deutlich, dass Gewaltprävention keine<br />
Einbahnstrasse ist. Unter Bedingungen<br />
gesellschaftsimmanenter transgenerationaler<br />
Gewalt, die sich in strukturellen<br />
und personalen Formen von Gewalt<br />
äußert, sind von gewaltpräventiven<br />
Maßnahmen immer alle Beteiligten<br />
betroffen. Eine Planung und Durchführung<br />
solcher Maßnahmen kann also nur<br />
von und für lernende Systeme erfolgen.<br />
1 Psychotraumatische Konzeptentwicklung lässt<br />
sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen<br />
und ist jeweils mit historischen Anlässen<br />
verbunden, wie z. B. 1. und 2. Weltkrieg,<br />
Vietnamkrieg (Fischer/Riedesser 2003).<br />
2 Andere Einteilungen: vgl. ICD-10, DSM IV,<br />
Levine 1998; Levine/Kline 2005; Keilson 1979;<br />
Becker 2001; Fischer/Riedesser 2003; Riedesser<br />
2003.<br />
3 Depersonalisation bezeichnet ein Gefühl der<br />
Entfremdung von Körper und Selbst (Fischer/<br />
Riedesser 2003). Dissoziation ist ein traum-<br />
oder tranceartiger Ich-Zustand, der durch<br />
Selbstverdoppelung den Selbstschutz und die<br />
Integrität gewährleisten soll. Die Betroffenen<br />
erleben sich selbst von ihrem Körper getrennt<br />
(a.a.O.). Emotionale Anästhesie. Die Kinder<br />
verlieren das Vertrauen in andere Menschen,<br />
den Kontakt zum eigenen Körper und ihren<br />
Gefühlen. Es kann so zu einer Verminderung<br />
oder dem kompletten Verlust von Empfindungen<br />
kommen (a.a.O.).<br />
4 Diese Symptome werden insbesondere auch der<br />
Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS)<br />
zugeschrieben.<br />
5 Vgl. zum Thema kumulative Traumatisierung<br />
den Artikel von S. Franz in diesem Heft.<br />
6 Vgl. zum vertieften Verständnis an dieser Stelle<br />
den Artikel von S. Franz im gleichen Heft.<br />
Literatur<br />
Ayres, J. (1984): Bausteine der<br />
kindlichen Entwicklung. Berlin:<br />
Springer.<br />
Baer, U./Barnowski-Geiser, W.<br />
(2005): Innenwelten hyperaktiver<br />
Kinder. Neukirchen-Vluyn:<br />
Affenkönig.<br />
Bauer, J. (2006): Prinzip Menschlichkeit.<br />
Hamburg: Hoffmann u.<br />
Campe.<br />
Becker, D. (2001): Trauma, Traumabehandlung,<br />
Traumageschäft. In:<br />
C. Moser/D. Nyfeler/M. Verwey<br />
(Hrsg): Traumatisierungen von<br />
Flüchtlingen und Asylsuchenden.<br />
Zürich: Seismo.<br />
Brisch, K. H. (2003): Bindungsstörungen<br />
und Trauma. In: K. H.<br />
Brisch/T. Hellbrügge (Hrsg.):<br />
Bindung und Trauma. Stuttgart:<br />
Klett-Cotta.<br />
Doering, W./Doering, W. (2003):<br />
Entwicklungssprünge. Psychomotorische<br />
Praxis Aucouturier<br />
im Dialog mit der Entwicklungsbegleitung<br />
Doering. Bremen:<br />
Edition Doering.<br />
Eckert, A. R. (2004): Bewegtes Sein.<br />
Eine körperenergetische<br />
Betrachtung psychomotorischer<br />
Praxis. In: H. Köckenberger/<br />
R. Hammer (Hrsg.): Psychomotorik.<br />
Ansätze und Arbeitsfelder.<br />
Dortmund: Borgmann.<br />
Esser, M. (1992): Beweg-Gründe.<br />
München: Reinhardt.<br />
Finger-Trescher, U. (2000): Trauma<br />
und Re-Inszenierung in professionellen<br />
Erziehungsverhältnissen.<br />
In: U. Finger-Trescher/H. Krebs<br />
(Hrsg.): Misshandlung, Vernachlässigung<br />
und sexuelle Gewalt in<br />
Erziehungsverhältnissen. Gießen:<br />
Psychosozial.<br />
Fischer, G./Riedesser, P. (2003):<br />
Lehrbuch der Psychotraumatologie.<br />
München: Reinhardt.<br />
Gäbler, N. (2006): Zurück zu den<br />
körpernahen Sinnen. Somatische<br />
Psychotherapie mit Kindern. In:<br />
G. Marlock/H. Weiss (Hrsg.):<br />
Handbuch der Körperpsychotherapie.<br />
Stuttgart: Schattauer.<br />
Galtung, J. (1988): Strukturelle<br />
Gewalt. Beiträge zur Friedens-<br />
und Konfliktforschung. Reinbek:<br />
Rowohlt.<br />
23
24<br />
Trauma – Gewalt – Autonomie<br />
Gerspach, M. (2002): Der Beitrag<br />
der Psychoanalyse zum Dialog.<br />
In: B. Warzecha (Hrsg.): Zur<br />
Relevanz des Dialogs in Erziehungswissenschaft,Behindertenpädagogik,<br />
Beratung und<br />
Therapie. Münster.<br />
Gerspach, M. (2004): Unkonzentrierte<br />
Kinder verstehen lernen.<br />
In: H. Amft/M. Gerspach/<br />
D. Mattner (Hrsg.): Kinder mit<br />
gestörter Aufmerksamkeit. ADS<br />
als Herausforderung für<br />
Pädagogik und Therapie.<br />
Stuttgart: Kohlhammer.<br />
Gil, E. (1996): Die heilende Kraft des<br />
Spiels. Spieltherapie mit<br />
mißbrauchten Kindern. Mainz:<br />
Grünewald.<br />
Gruen, A. (1984): Der Verrat am<br />
Selbst. München: dtv.<br />
Gruen, A. (2001): Der Verlust des<br />
Mitgefühls. Über die Politik<br />
der Gleichgültigkeit. München:<br />
dtv.<br />
Hammer, R. (2001): Bewegung allein<br />
genügt nicht. Dortmund: VML.<br />
Hausmann, C. (2006): Einführung in<br />
die Psychotraumatologie. Wien:<br />
UTB.<br />
Hüther, G. (2003): Die Auswirkungen<br />
traumatischer Erfahrungen<br />
im Kindesalter auf die<br />
Hirnentwicklung. In: K. H.<br />
Brisch/T. Hellbrügge (Hrsg.):<br />
Bindung und Trauma. Stuttgart:<br />
Klett-Cotta.<br />
Keilson, H. (1979): Sequentielle<br />
Traumatisierung bei Kindern.<br />
Stuttgart: Enke.<br />
Klein, J./Knab, E./Fischer K. (2006):<br />
Evaluation und Qualitätsentwicklung<br />
im Bereich psychomotorischer<br />
Förderung und<br />
Therapie. In. Motorik 29, 4, S.<br />
169–178<br />
Krebs, H. (2006): Emotionales<br />
Lernen in der Schule. In: U.<br />
Finger-Trescher/H. Krebs/ B.<br />
Müller/J. Gstach (Hrsg.):<br />
Professionalisierung in sozialen<br />
und pädagogischen Arbeitsfeldern.<br />
Gießen: Psychosozial.<br />
Krüger, A./Reddemann, L. (2007):<br />
Psychodynamisch Imaginative<br />
Traumatherapie für Kinder und<br />
Jugendliche. Stuttgart: Klett-<br />
Cotta.<br />
Levine, P. A. (1998): Trauma-<br />
Heilung. Essen: Synthesis.<br />
Levine, P./Kline, M. (2005): Verwundete<br />
Kinderseelen heilen.<br />
München: Kösel.<br />
Mattner, D. (2004): Zur Biologisierung<br />
abweichenden kindlichen<br />
Verhaltens. In: H. Amft/<br />
M. Gerspach/D. Mattner (Hrsg.):<br />
Kinder mit gestörter aufmerksamkeit.<br />
ADS als Herausforderung<br />
für Pädagogik und Therapie.<br />
Stuttgart: kohlhammer.<br />
Riedesser, P. (2003): Entwicklungspsychopathologie<br />
von Kindern<br />
mit traumatischen Erfahrungen.<br />
In: K. H. Brisch/T. Hellbrügge<br />
(Hrsg.): Bindung und Trauma.<br />
Stuttgart: Klett-Cotta.<br />
Rothschild, B. (2002): Der Körper<br />
erinnert sich. Die Psychophysiologie<br />
des Traumas und der<br />
Traumabehandlung. Essen:<br />
Synthesis.<br />
Sattler, A. (2006): Aggressionen im<br />
transgenerationalen Kontext aus<br />
psychoanalytischer Sicht.<br />
Chancen und Risiken körperorientierter<br />
Interventionen.<br />
Hochschule Darmstadt, FBGS.<br />
Schmidt, M. (2004): Möglichkeiten<br />
körperorientierter Interventionen<br />
bei traumatisierten Kindern.<br />
Hochschule Darmstadt, FBGS.<br />
Seewald, J. (2004): Über die Genese<br />
des „Verstehenden Ansatzes“ in<br />
der Motologie. In: A. R. Eckert/<br />
R. Hammer (Hrsg.): Der Mensch<br />
im Zentrum. Lemgo: AKL.<br />
Institut für Kinder- und Jugendhilfe<br />
(2004): System psychomotorischer<br />
Effekte-Sicherung (SPES),<br />
http://cms.evas-online.de/<br />
Terr, L. (1997): Schreckliches<br />
Vergessen – Heilsames Erinnern.<br />
Traumatische Erfahrungen<br />
drängen ans Licht. München:<br />
Droemer Knaur.<br />
Trescher, H.-G. (2002): Handlungstheoretische<br />
Aspekte der<br />
Psychoanalytischen Pädagogik.<br />
In: M. Muck/ H.-G. Trescher<br />
(Hrsg.): Grundlagen der psychoanalytischen<br />
Pädagogik. Gießen:<br />
Matthias-Grünewald-<strong>Verlag</strong>.<br />
Van der Kolk, B. (2000a): Die<br />
Vielschichtigkeit der Anpassungsprozesse<br />
nach erfolgter<br />
Traumatisierung: Selbstregulation,<br />
Reizdiskriminierung und<br />
Entwicklung der Persönlichkeit.<br />
In: B. Van der Kolk/A. C.<br />
McFarlane/L. Weisaeth (Hrsg.):<br />
Traumatic Stress. Grundlagen<br />
und Behandlungsansätze.<br />
Paderborn: Junfermann.<br />
Van der Kolk, B. (2000b): Der Körper<br />
vergisst nicht. In: B. Van der<br />
Kolk/A. C. McFarlane/L. Weisaeth<br />
(Hrsg.): Traumatic Stress.<br />
Grundlagen und Behandlungsansätze.<br />
Paderborn: Junfermann.<br />
Zimmer, R. (2006): Handbuch der<br />
Psychomotorik. Freiburg: Herder.
Wolfgang Beudels<br />
Gegen Gewalt ankämpfen:<br />
Ringen und Raufen als präventives<br />
Angebot im Kindergarten<br />
Zu den wichtigsten Zielsetzungen psychomotorischer Entwicklungsförderung<br />
gehören der Aufbau eines positiven Selbstkonzepts sowie die Entwicklung sozialkompetenten<br />
Verhaltens. Kind- und altersgemäße Bewegungs- und Spielangebote<br />
können dabei insofern gewaltpräventiv wirken, da hier ein verantwortungsbewusstes,<br />
reflexives und selbstbestimmtes Verhalten in der Auseinandersetzung mit der<br />
personalen und dinglichen Umwelt gefordert und gefördert wird. „Ringen, Raufen,<br />
Miteinander-Kämpfen“ zeigt sich unter dieser Perspektive als ein besonders geeignetes<br />
Thema psychomotorischer Bewegungserziehung im Elementarbereich. Schon<br />
im frühen Kindesalter wird die Bedeutung eines respektvollen und menschlichen<br />
Umgangs miteinander vermittelt und kann in zentralen Erfahrungsfeldern wie<br />
„Kooperation“, „Körperkontakt“, „Nähe und Distanz“, „Vertrauen“ unmittelbar<br />
erlebbar gemacht werden.<br />
Vorwort<br />
Die sich rasant verändernde und immer<br />
komplexer werdende moderne Gesellschaft<br />
stellt alle heutigen Kinder vor<br />
große Herausforderungen und scheint<br />
denjenigen Kindern Chancen auf eine<br />
gesunde seelische und körperliche<br />
Entwicklung zu nehmen, die sozial,<br />
emotional, finanziell benachteiligt sind.<br />
Einige dieser Kinder leiden dazu unter<br />
massiver Vernachlässigung, Verwahrlosung<br />
und machen schon früh chronische<br />
Gewalterfahrungen. Untersuchungen<br />
und Aussagen von Fachkräften aus der<br />
Praxis bestätigen, dass sich in den<br />
letzten Jahren das Verhalten von Kindern<br />
deutlich in Richtung Aggressivität und<br />
Gewalt entwickelt hat. D. h. auch Gewalt<br />
unter Kindern bzw. Gleichaltrigen hat<br />
unübersehbar zugenommen. Dies ist<br />
längst nicht mehr ein Phänomen, das nur<br />
im schulischen Rahmen auftritt, sondern<br />
auch im Kindergarten. Immer jüngere<br />
Kinder und offensichtlich nicht mehr nur<br />
die aus so genannten „high-risk-<br />
Familien“, sondern auch die aus unvollständigen<br />
und Familien mit einem<br />
multikulturellen Hintergrund sowie aus<br />
„ganz normalen Verhältnissen“ versuchen<br />
demnach zunehmend Konflikte<br />
gewaltsam zu lösen.<br />
Permanentes dissoziales, aggressives<br />
und gewalttätiges Verhalten und die<br />
Verinnerlichung einer dementsprechenden<br />
Grundhaltung ist nicht nur ein<br />
individuelles Problem, sondern in<br />
vielerlei Hinsicht ein gesamtgesellschaftliches.<br />
Selbst Politiker, die<br />
meinen, mit einer Verschärfung des<br />
Strafrechts für jugendliche und junge<br />
erwachsene Straftäter schnelle und<br />
wirksame Abhilfe zu schaffen, verweisen<br />
dabei auf die Notwendigkeit und<br />
Bedeutung früher Hilfen und präventiver<br />
Maßnahmen. Eine unzureichende<br />
Finanzierung und sicherlich die<br />
Tatsache, dass sich (Langzeit-)Effekte<br />
nur schwer empirisch nachweisen<br />
lassen, sind nur zwei Gründe, warum<br />
bislang vorhandene und theoretisch gut<br />
fundierte gewaltpräventive Programme<br />
in Kindergarten und Schule kaum<br />
eingesetzt werden.<br />
Dieser Beitrag möchte aufzeigen,<br />
welche Rolle „Ringen und Raufen“ als<br />
bewegungsorientiertes Angebot im<br />
Rahmen gewaltpräventiver Maßnahmen<br />
einnehmen kann. Dazu soll zunächst auf<br />
der Grundlage aktueller Prävalenzraten<br />
begründet werden, warum gerade frühe<br />
gewaltpräventive Initiativen notwendig<br />
und sinnvoll sind sowie nachhaltig<br />
wirken können. Darauf aufbauend wird<br />
das Handlungsfeld „Ringen und Raufen“<br />
als ein Element der Bildung und<br />
Förderung im Kindergarten näher<br />
beschrieben und Zielsetzungen daraufhin<br />
diskutiert, ob sie unter der Perspektive<br />
Gewaltprävention plausibel und<br />
realistisch sind. Dabei wird dieses<br />
Angebot nicht als eigenständiges „Anti-<br />
Gewalttraining“ verstanden, sondern als<br />
ein weitgefächertes Handlungsfeld, in<br />
dem v. a. (pro-)soziale Kompetenzen<br />
Wolfgang Beudels<br />
Lehrer für Sport und Geschichte,<br />
unterrichtet an der FH-Koblenz<br />
„Bildungs- und Sozialmanagement<br />
mit dem Schwerpunkt Frühe Kindheit“.<br />
Er ist seit über 20 Jahren in der<br />
psychomotorischen Förderung von<br />
Kindern und Jugendlichen in der Praxis<br />
wie in der Fort- und Weiterbildung<br />
von Fachkräften tätig. Veröffentlichungen<br />
zu unterschiedlichen Arbeitsbereichen<br />
und Themenfeldern der<br />
bewegungsorientierten Entwicklungsförderung.<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
Prof. Dr. Wolfgang Beudels<br />
FH Koblenz, RheinAhrCampus Remagen<br />
Südallee 2, 53424 Remagen<br />
E-Mail: beudels@rheinahrcampus.de<br />
25
26<br />
Gegen Gewalt ankämpfen: Ringen und Raufen als präventives Angebot im Kindergarten<br />
aufgebaut und eingeübt werden können.<br />
Grundlegende methodische und<br />
didaktische Hinweise, versehen mit<br />
Beispielen aus der Praxis sollen die<br />
Umsetzung erleichtern.<br />
Abgrenzung und Prävalenz<br />
aggressiven und gewaltbereiten<br />
Verhaltens im Kindergarten<br />
Der Eintritt in den Kindergarten ist eine<br />
Entwicklungsaufgabe, deren Gelingen<br />
hohe Anforderungen an das Kind stellt<br />
und bestimmte Kompetenzen voraussetzt.<br />
Aggressives Verhalten im positiven<br />
wie im wörtlichen Sinne (von lat.<br />
„aggredere = an etwas herangehen“) ist<br />
dabei durchaus hilfreich und erforderlich,<br />
um sich in der noch fremden<br />
Umgebung zurecht zu finden, selbsttätig<br />
und selbstbewusst neue soziale<br />
Beziehungen zu knüpfen und sich in<br />
eine Gruppe einzuordnen, ohne gänzlich<br />
auf eigene Wünsche und Bedürfnisse zu<br />
verzichten. Dies ist ein gesundes und<br />
natürliches Verhalten, solange andere<br />
Menschen bzw. Kinder dabei nicht zu<br />
Schaden kommen bzw. die Grenze zur<br />
Destruktivität nicht überschritten wird<br />
und Wünsche wie Bedürfnisse anderer<br />
akzeptiert werden.<br />
Während der Kindergartenzeit, in der<br />
sich Kinder körperlich, kognitiv,<br />
sprachlich und sozial rasant entwickeln,<br />
ergeben sich weitere Aufgaben, deren<br />
Bewältigung nur durch eine angemessene<br />
Verhaltens- und Gefühlsregulation<br />
möglich ist. Dies geschieht natürlicherweise<br />
mit Auseinandersetzungen,<br />
Unruhe und Konflikten wie in jedem<br />
System, in dem Menschen zusammenleben,<br />
und gehört zum Alltag des<br />
Kindergartens. Rangeleien und körperliches<br />
Kräftemessen, zeitweiliges<br />
Verweigern, bestimmten Aufgaben und<br />
Pflichten nachzukommen, sind weder<br />
Kennzeichen von Gewaltbereitschaft<br />
oder einer aggressiven Verhaltensstörung<br />
noch behandlungsbedürftig.<br />
Bei Kindern mit spezifischen Risikofaktoren<br />
(dazu zählen u. a. Impulsivität,<br />
auffälliges Sozialverhalten, verzögerte<br />
Sprachentwicklung und ein schwieriges<br />
familiäres Umfeld) sind Gefahr und<br />
Wahrscheinlichkeit größer als bei<br />
anderen, soziale Konflikte auf gewaltsame<br />
Weise zu lösen. Es geht vor allem<br />
um die „Fähigkeit, mit den eigenen<br />
Emotionen und den Emotionen anderer<br />
erfolgreich umzugehen und sich<br />
Konfliktlösungen zu überlegen, die<br />
langfristig zu zufrieden stellenden<br />
sozialen Beziehungen beitragen“<br />
(Koglin/Petermann 2006, 2). Aggressives<br />
und gewalttätiges (Lösungs-)Verhalten<br />
zeigt sich dabei nicht nur in körperlichen<br />
Attacken (wie schlagen, treten,<br />
kneifen usw.), sondern auch in sozialer<br />
Ausgrenzung, Hänseleien oder verbalen<br />
Angriffen (wie drohen, beleidigen,<br />
verspotten usw.). Es handelt sich um ein<br />
zielgerichtetes, physisches, psychisches,<br />
soziales bzw. materiell schädigendes<br />
Handeln. Die ICD-10 definiert dies als<br />
„Störung des Sozialverhaltens“ und<br />
beschreibt es als anhaltendes Muster<br />
oppositionellen oder aggressiven<br />
Verhaltens, das über einen Zeitraum von<br />
mindestens sechs Monaten anhält und<br />
die Grundrechte anderer oder wichtige<br />
altersentsprechende Normen oder<br />
Gesetze verletzt. Nach Scheithauer/<br />
Petermann (2002, 188 f.) kann dabei<br />
unterschieden werden zwischen „offenaggressivem“<br />
und „verdeckt-hinterhältigem<br />
Verhalten“, wobei typische<br />
geschlechts- und alterspezifische<br />
Ausprägungen erkennbar sind.<br />
Beachtet werden sollte jedoch, „dass<br />
Gewalt in unterschiedlichen sozialen<br />
Zusammenhängen objektiv wie<br />
subjektiv sehr Unterschiedliches<br />
bedeuten kann. Was aus der Sicht der<br />
Erwachsenen als nicht hinnehmbare<br />
Gewalttat aussieht, mag aus der<br />
Perspektive der beteiligten Kinder oder<br />
Jugendlichen eine normale bzw.<br />
akzeptable Form des körperbetonten<br />
Ausraufens von Statuspositionen und<br />
des Austestens von Grenzen der<br />
Fairness oder schlicht als Ausagieren<br />
von Lebendigkeit erlebt werden.<br />
Derartige Unterschiede der Bedeutungszuschreibung<br />
von Gewalt sind<br />
nicht nur eine Frage des Alters, sondern<br />
– wie zahlreiche Studien belegen – in<br />
besonderem Maße Ausdruck heterogener<br />
kultureller Milieus (…).<br />
Deshalb gilt insbesondere im Kindes-<br />
und Jugendalter, dass es zwar gesellschaftlich<br />
anerkannte legitime und<br />
illegitime Formen der Gewalt gibt; diese<br />
Grenzen sind jedoch nicht nur fließend,<br />
sondern sie müssen von Kindern und<br />
Jugendlichen erst erfahren und gelernt<br />
werden“ (Lüders/Holthusen 2007, 2 f.).<br />
Es liegen bislang nur wenige gesicherte<br />
Erkenntnisse darüber vor, wie viele<br />
Kinder schon vor dem Eintritt in die<br />
Schule aggressive Verhaltensstörungen<br />
und/oder permanentes gewaltbereites<br />
Verhalten bzw. Störungen des Sozialverhaltens<br />
zeigen. Dies liegt an<br />
mehreren Faktoren. Zunächst einmal<br />
zeigt sich ein äußerst heterogenes Bild<br />
gewaltbereiten und aggressiven<br />
Verhaltens im Kindes- und Jugendalter.<br />
Zudem sind Gewalt und Aggression im<br />
Kindergarten als Gegenstände empirischer<br />
Forschung erst in den letzten<br />
Jahren in Erscheinung getreten. Die<br />
Ergebnisse entsprechender Langzeitstudien<br />
sind noch nicht komplett und die<br />
vorliegenden schwer zu interpretieren.<br />
Scheithauer/Petermann (2002, 191)<br />
verweisen auf die insgesamt hohe<br />
Varianz der Untersuchungen. Die<br />
Prävalenzraten liegen z. B. bei<br />
„Störungen des Sozialverhaltens“ zwi-<br />
schen 0,4 und 8,7% und bei „Störungen<br />
mit Oppositionellem Trotzverhalten“<br />
zwischen 0,7 und 8,6%. Neben so<br />
genannten „Informanteneffekten“<br />
(differierende Angaben von Eltern,<br />
Kindern, Lehrern) führen auch methodische<br />
Unterschiede zu erheblichen<br />
Schwankungen der Auftretensrate. Weiterhin<br />
sind Rückschlüsse aus bisher<br />
vorliegenden Untersuchungen in der<br />
Allgemeinbevölkerung auf die Verhältnisse<br />
bzw. Entstehungsbedingungen in<br />
der Altersgruppe „Kinder unter sechs<br />
Jahren“ nur bedingt möglich.<br />
Einige Daten belegen dennoch die<br />
Dringlichkeit dieses Problems. So<br />
klagten in der so genannten „Erlangen-<br />
Nürnberger-Studie“ (Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen und<br />
Jugend 2004) 56% der Mütter von 675<br />
Kindern über Verhaltensprobleme und<br />
Erziehungsschwierigkeiten. In 13–17%<br />
der Fälle erreichten diese ein Ausmaß,<br />
das als kritisch einzuschätzen ist. Vor<br />
allem stabilisiert sich aggressives und<br />
hyperaktives Verhalten. Zwischen 5-8%<br />
der Kinder verblieben demnach im<br />
Risikobereich, was auf längerfristige<br />
Schwierigkeiten im Sozialverhalten<br />
hindeutet.<br />
Nach Lavigne et al. (1996, zit. n. Koglin/<br />
Petermann 2006, 10 f.) zeigen rund<br />
20% der Kinder im Alter zwischen zwei<br />
und fünf Jahren Verhaltensauffälligkeiten,<br />
9% sogar schwer wiegende. Die<br />
am häufigsten diagnostizierte Auffälligkeit<br />
war mit 16,8% die Störung mit<br />
oppositionellem Trotzverhalten.<br />
Ohne Zweifel ist ein zunehmendes<br />
Klima von Gewaltbereitschaft und
Aggression erkennbar. Dennoch ist vor<br />
Hysterie und Aktionismus zu warnen:<br />
Trotz aller Widrigkeiten, Entwicklungsgefahren<br />
und unkindgemäßen Bedingungen<br />
werden die meisten Kinder eben<br />
nicht zu Gewalttätern. Sie entwickeln<br />
sich „normal“, obwohl sie vielleicht<br />
Stunden am PC verbringen, im Kindergarten<br />
oder in der Schule (mal)<br />
gehänselt werden, aus unvollständigen<br />
Familien oder Familien stammen,<br />
in denen Streit häufig auf der Tagesordnung<br />
steht.<br />
Der Kindergarten als Ort der<br />
Prävention und Förderung<br />
Unter Prävention im weitesten Sinne<br />
fallen alle Maßnahmen, die das Auftreten<br />
von Störungen und Krankheiten<br />
unwahrscheinlicher machen oder im<br />
besten Fall sogar verhindern. Voraussetzung<br />
für ihren Einsatz ist eine theoretische<br />
Begründung der vermuteten<br />
Wirksamkeit bezogen auf das jeweilige<br />
Alter bzw. die Entwicklungsphase sowie<br />
wie empirisch abgesicherte Kenntnisse<br />
über störungsauslösende und -erhaltende,<br />
reduzierende und verhindernde<br />
Faktoren. Gewaltprävention steht dabei<br />
unter dem Dilemma, dass Gewaltfreiheit<br />
und die Ächtung von Gewalt allgemein<br />
gültige Ziele sind, dass sie jedoch im<br />
Kindes- und Jugendalter in ihren<br />
unterschiedlichen Formen immer auch<br />
als ein Phänomen aller bekannten<br />
Gesellschaften auftritt. „Zur Debatte<br />
steht deshalb nicht die Frage, ob es<br />
überhaupt Gewalt im Kindes- und<br />
Jugendalter gibt bzw. geben sollte,<br />
sondern wie mit ihr umgegangen wird<br />
und wie sie reduziert werden kann. Vor<br />
diesem Hintergrund kommt es aus<br />
unserer Sicht darauf an, Gewalthandeln<br />
im Kindes- und Jugendalter angemessen<br />
zu begegnen, d. h. unter Berücksichtigung<br />
der von den Kindern und Jugendlichen<br />
typischerweise zu leistenden<br />
Entwicklungsaufgaben“ (Lüders/<br />
Holthusen 2007, 10). Ebenso ist unstrittig,<br />
dass Förderung und Prävention umso<br />
wirksamer und dauerhafter sind, je<br />
früher sie einsetzen. Kinder im Kindergarten<br />
befinden sich in einer Entwicklungsphase,<br />
in der die innerpsychischen<br />
Strukturen noch nicht gefestigt sind,<br />
was freilich neben großen Chancen auch<br />
große Gefahren birgt. Hier hat der<br />
Elementarbereich im Übrigen aufgrund<br />
der weitgehenden Selbstständigkeit weit<br />
mehr Gestaltungsspielräume als die<br />
Schule, die vorhandenen Bildungspläne<br />
individuell im Sinne einer Stärkung der<br />
Persönlichkeit und der Vermittlung von<br />
Sozialkompetenz umzusetzen (vgl.<br />
Zimmer 2007, 10).<br />
Die Verankerung spezifischer gewaltpräventiver<br />
Programme in der Institution<br />
Kindergarten macht aber auch aus<br />
anderen Gründen Sinn. Die Maßnahmen<br />
können „unauffällig“ in den Alltag des<br />
Kindergartens eingebunden und in die<br />
Gruppensituation integriert werden.<br />
Den Erzieherinnen werden keine<br />
strengen zeitlichen Vorgaben gemacht<br />
und, da sie mit allen Kindern durchgeführt<br />
werden bzw. für alle Kinder<br />
geeignet sind, kann Stigmatisierung<br />
und Etikettierung weitgehend vermieden<br />
werden. Feste bekannte und sichere<br />
Bindungen sind darüber hinaus zentrale<br />
Wirkfaktoren.<br />
Die in der letzten Zeit „inflationäre<br />
Erweiterung des Verständnisses von<br />
Kriminal- und Gewaltprävention“, die<br />
so fast jede Sport- und Freizeitveranstaltung<br />
zu einem gewaltpräventiven<br />
Angebot deklarieren kann (vgl. Lüders/<br />
Holthusen 2007, 3), macht es notwendig,<br />
Programme und Maßnahmen, die<br />
im Sinne eines engen Präventionsbegriffes<br />
vorrangig auf die Verhinderung<br />
oder Reduktion von Gewalt hinarbeiten,<br />
von denen zu unterscheiden, die dies<br />
eher auf indirektem Weg und neben<br />
anderen Aspekten versuchen. Erstere<br />
müssen plausibel belegen, bei welcher<br />
Gefährdungslage und unter welchen<br />
Kontextbedingungen die jeweiligen<br />
Arbeitsschritte und Inhalte im Sinne<br />
einer Gewaltprävention geeignet sind.<br />
Für den Elementarbereich liegen bislang<br />
einige z. T. empirisch begleitete<br />
Programme 1 vor, die nicht nur nach<br />
einer gründlichen Schulung der Erzieherinnen<br />
direkt bei den Kindern ansetzen,<br />
sondern auch die Eltern bzw. Familien<br />
einbeziehen. In die andere Kategorie<br />
fallen unspezifische, allgemein und<br />
wesentlich weiter ausgerichtete<br />
Angebote mit Zielen wie „die Stärkung<br />
der Zivilgesellschaft, die Entwicklung<br />
sozialer Kompetenzen, die Förderung<br />
1 Beispiele: Ich kann Probleme lösen (IKPL;<br />
Beelmann/Jaursch/Lösel 2004)/Faustlos<br />
(Cierpka/Schick 2004)/Verhaltenstraining im<br />
Kindergarten (Koglin/Petermann 2006)/Papilio<br />
(beta Institut 2003)<br />
individueller Schutzfaktoren, die<br />
Eröffnung von Lebenschancen und den<br />
Abbau von allgemeinen Belastungs-<br />
und Risikofaktoren und –strukturen“<br />
(ebd.). Diese wirken „– wie auch immer<br />
jeweils motiviert, also z. B. familien-,<br />
bildungs-, sozial-, arbeitsmarktpolitisch,<br />
pädagogisch oder integrativ – im<br />
günstigen Fall auch (Herv. d. Verf.)<br />
gewaltpräventiv“ (Lüders/Holthusen<br />
(2007, 3 f.). So hat in der Tat Sprachförderung<br />
im Kindergarten dergestalt<br />
gewaltpräventive Effekte, indem über<br />
Verbesserungen kommunikativer<br />
Kompetenzen Konflikte früher und<br />
angemessener geregelt werden, kann<br />
jedoch auch für andere Ziele in<br />
Anspruch genommen werden. Gleiches<br />
gilt für eine Reihe anderer Maßnahmen,<br />
zu denen auch die „Psychomotorische<br />
Entwicklungsförderung“ gezählt werden<br />
kann.<br />
Ringen und Raufen als<br />
Bildungsinhalt und präventives<br />
Förderangebot<br />
Einordnung<br />
In den länderspezifischen Orientierungs-<br />
und Bildungsplänen für den<br />
Elementarbereich finden sich unter dem<br />
übergeordneten Auftrag „Entfaltung der<br />
Persönlichkeit“ zahlreiche konkretere<br />
Ziele, die für die gesunde geistige,<br />
körperliche, soziale und emotionale<br />
Entwicklung aller Kinder sorgen sollen.<br />
Dabei handelt es sich auf der einen<br />
Seite um eher „klassische Bildungsziele“<br />
(wie der Erwerb sprachlicher, mathematischer,<br />
motorischer und naturwissenschaftlicher<br />
Grundkenntnisse und<br />
Kompetenzen), während auf der<br />
anderen Seite Ziele im Hinblick auf die<br />
Persönlichkeitsentwicklung im Allgemeinen<br />
formuliert werden (z. B. Aufbau<br />
eines positiven Selbstbewusstseins,<br />
Entwicklung von Eigenständigkeit und<br />
Autonomie, emotionale Stabilität und<br />
sozial kompetentes Verhalten). Darüber<br />
hinaus soll Erziehung und Förderung im<br />
Kindergarten ausgleichend bei individueller<br />
und sozialer Benachteiligung<br />
wirken und zum Abbau von Verhaltensproblemen<br />
beitragen.<br />
Bei der Realisierung dieser Zielsetzungen<br />
wird im Kindergarten seit<br />
langem der „Psychomotorik“ als in den<br />
Alltag integriertes Prinzip und/oder als<br />
zugrunde liegendes Konzept der<br />
27
28<br />
Gegen Gewalt ankämpfen: Ringen und Raufen als präventives Angebot im Kindergarten<br />
elementaren Bewegungsziehung<br />
zugetraut, umfangreiche Hilfestellung<br />
zu leisten. Die Wirksamkeitshoffnungen<br />
richten sich dabei u. a. auf positive<br />
Zusammenhänge zwischen Bewegen<br />
und Lernen sowie motorischem<br />
Kompetenzerleben und Stabilisierung<br />
der Persönlichkeit über erfolgreiche<br />
Bewegungshandlungen. Dass die<br />
(psychomotorische) Praxis ein sehr<br />
uneinheitliches Bild zeigt, sich an<br />
unterschiedlichen theoretischen<br />
Bezugspunkten orientiert, mehr oder<br />
weniger strukturiert und reflektiert<br />
gestaltet wird, kann an dieser Stelle<br />
nicht weiter diskutiert werden (vgl.<br />
Zimmer 2007). Von Beginn an wurde sie<br />
jedoch auch als ein Angebot verstanden,<br />
das über bewegungsbezogene<br />
Erfahrungen in der Gruppe sozial<br />
unangemessenem, aggressivem und<br />
gewaltbereitem Verhalten bei Kindern<br />
und Jugendlichen begegnen will,<br />
allerdings meist nicht als spezielles<br />
„Anti-Gewaltprogramm“ oder verhaltenstherapeutische<br />
Intervention,<br />
sondern als ein Förderbereich neben<br />
anderen im Rahmen eines spielerischen<br />
und bewegten Geschehens.<br />
Interessanterweise finden sich in<br />
den aktuellen Programmen zur<br />
Gewaltprävention zahlreiche<br />
„originäre“ psychomotorische<br />
Inhalte (z. B. Übungen und Spiele<br />
zur Selbst- und Fremdwahrnehmung,<br />
Pantomime, Entspannungs-<br />
und Konzentrationsübungen sowie<br />
Aufgaben, die ein hohes Maß an<br />
Kooperation verlangen).<br />
Begriffsbestimmung<br />
„Ringen und Raufen“ ist keine (Kampf-)<br />
Sportart, sondern ein eigenständiges,<br />
hochmotivierendes, aktivierendes und<br />
zugleich entspannendes wie sozialisierendes<br />
Handlungsfeld, in dem an frühe<br />
kindliche Formen der spielerisch<br />
vollzogenen körperlichen Begegnung<br />
und Auseinandersetzung angeknüpft<br />
wird. Im oftmals engen Körperkontakt<br />
entstehen Situationen, in denen<br />
Jungen und Mädchen gemeinsame<br />
Grenzerfahrungen machen, Vertrauen<br />
in sich selbst und in andere aufbauen<br />
und festigen können und die zum<br />
gegenseitigen Respekt sowie zur<br />
Sicherheit und Kontinuität von<br />
Beziehungen beitragen. Das wechselvolle<br />
Geschehen von körperlichem und<br />
seelischem „Berührt-Werden“, welches<br />
nicht zwingend resultatsbezogen ist,<br />
bietet Raum für spielerisches, experimentierendes<br />
sowie exploratives<br />
Handeln, das weitgehend unabhängig<br />
vom Alter und Geschlecht und auch<br />
vom motorischem Leistungsvermögen<br />
ist. Unverzichtbare Voraussetzung für<br />
das Tun und das freudvolle Erleben<br />
sind das Einhalten von Regeln, der<br />
gegenseitige Respekt sowie Sensibilität<br />
und Verantwortungsgefühl im Umgang<br />
mit dem Partner bzw. der Partnerin.<br />
Ringen und Raufen wird hier als ein<br />
(mögliches) Element einer psychomotorisch<br />
orientierten Bewegungserziehung<br />
im Kindergarten verstanden, das nicht<br />
auf ein eigenständiges Programm zur<br />
Gewaltprävention reduziert oder als ein<br />
solches instrumentalisiert werden darf.<br />
Was diesen Bereich jedoch noch näher<br />
an die Gewaltprävention heranrücken<br />
lässt als die Psychomotorik insgesamt<br />
und als geeignetes Anwendungs- und<br />
Erfahrungsfeld zur Stärkung der<br />
kindlichen Persönlichkeit und zum<br />
Einüben bzw. Festigen sozialverträglicher<br />
Umgangsweisen auszeichnet,<br />
sind spezifische Themen und Inhalte,<br />
die die Bedeutung eines menschlichen<br />
Miteinanders unmittelbar erleb- und<br />
erfahrbar werden lassen. Dazu gehören<br />
u.a.:<br />
• jemandem unter- oder überlegen<br />
sein<br />
• jemandem nahe oder zu nahe<br />
sein, sich annähern<br />
• etwas in Angriff nehmen,<br />
Angreifen, sich behaupten<br />
• Grenzen erkennen, anerkennen,<br />
ziehen, verschieben, mit Grenzverletzungen<br />
umgehen<br />
• etwas wagen, begründen und<br />
verantworten<br />
• den Körper nutzen und einsetzen,<br />
um etwas durchzusetzen<br />
• sich selbst und andere im Griff<br />
haben<br />
• Regeln aushandeln, verbindlich<br />
machen, einhalten, überprüfen,<br />
gemeinsam verändern<br />
• um eine Position kämpfen, eine<br />
Position einnehmen<br />
• Halt geben und Halt finden<br />
• sich mit fairen Mitteln verteidigen,<br />
sich befreien<br />
• aufgeben können, Niederlagen<br />
verwinden<br />
• tragen, ertragen, getragen<br />
werden<br />
• von jemandem/etwas berührt<br />
werden<br />
• aus dem Gleichgewicht geraten<br />
und dieses wieder finden.<br />
Es wird schnell deutlich, dass damit<br />
nicht der (sicherlich sinnvolle) „Boxsack<br />
zum Austoben“ gemeint ist und schon<br />
gar nicht ein Ringen und Raufen als<br />
Selbstverteidigungskurs für Gewalt-<br />
und Mobbingopfer, das als Veranstaltung<br />
ohnehin im Kindergarten nichts zu<br />
suchen hätte (vgl. Funke-Wienecke<br />
1994). Ebenso ist es auch abzulehnen,<br />
Kindern einen Kampf als Lösungsmöglichkeit<br />
für einen Konflikt anzubieten,<br />
da hier körperliche Über-/Unterlegenheit<br />
für Rechthaben/Unrechthaben<br />
ausschlaggebend sind, selbst wenn<br />
nach strengen Regeln und in diesem<br />
Sinne fair vorgegangen wird.<br />
Ringen und Raufen unter der<br />
Perspektive der Gewaltprävention<br />
Zielsetzungen<br />
Ringen und Raufen kann unter einer<br />
allgemeinen gewaltpräventiven<br />
Perspektive Kinder dabei unterstützen<br />
• den eigenen Körper und sich<br />
selbst zu „beherrschen“,<br />
• sich selbst und andere in seinen<br />
bzw. ihren Stärken und Schwächen<br />
wahrzunehmen und zu<br />
akzeptieren,<br />
• sich selbst und anderen – auch in<br />
kritischen Situationen zu<br />
vertrauen und<br />
• Verhaltensweisen zu erlernen,<br />
Werte zu übernehmen, die einen<br />
menschlichen wie respektvollen<br />
Umgang miteinander wahrscheinlicher<br />
machen.<br />
Zahlreiche Bewegungsformen im<br />
Ringen und Raufen (wie Rollen, Wälzen,<br />
Krabbeln, Drehen) und die vielfältigen<br />
Bewegungssituationen bzw. –aufgaben,<br />
die schon in einfachen Partnerübungen<br />
und kleinen Kämpfchen den Körper<br />
vestibulär, propriozeptiv und taktil<br />
fordern und fördern, entwickeln nicht
nur die motorischen Basiskompetenzen<br />
isoliert voneinander (Kraft, Schnelligkeit,<br />
Ausdauer, Koordination, Gleichgewicht…),<br />
sondern erweitern das<br />
gesamte Bewegungsrepertoire. Außerdem<br />
können spezifische Techniken<br />
erlernt werden (Rollen, Fallen, Halten…),<br />
mit deren Hilfe die (eigene)<br />
Bewegung besser kontrolliert und<br />
sicherer werden kann. Dies kommt v. a.<br />
den Kindern entgegen, denen ein<br />
Übermaß an „Bewegungshunger“ zu<br />
Eigen ist, die impulsives und wenig<br />
aufmerksames Verhalten zeigen.<br />
Sich selbst wahrnehmen, als „reflexive<br />
Wendung auf die eigene Person“, und<br />
wahrnehmen von anderen, als ein<br />
Vorgang, der sich auf das soziale<br />
Geschehen, den gegenseitigen Umgang<br />
miteinander sowie auf die Interpretation<br />
des (gemeinsam) Erlebten und<br />
Wahrgenommenen bezieht (vgl. Funke<br />
1983), sind gerade beim Ringen und<br />
Raufen eng miteinander verwoben. In<br />
einem Kampf treffen immer mindestens<br />
zwei Partner aufeinander und dies ist<br />
insofern jeder Zeit ein sozialer Vorgang.<br />
Ein Kampf führt aufgrund des heftigen,<br />
oft großflächigen Körper- und Hautkontaktes<br />
zu Wahrnehmungen und<br />
Erlebnissen, die mit allen Persönlichkeitsbereichen<br />
verbunden und in<br />
mehrfacher Hinsicht grenzwertig sind.<br />
Nur wenn Grenzen wirklich gelten<br />
(etwas wert sind), wenn Grenzverletzungen<br />
und Umgangsformen damit<br />
(schon im Vorfeld) thematisiert werden,<br />
entsteht die Sicherheit, die für ein<br />
freudvolles Miteinander-Gegeneinander-Kämpfen<br />
notwendig ist.<br />
Partnerschaftlichkeit, Fairness, Höflichkeit<br />
und Respekt sind Ziele und<br />
gleichzeitig Voraussetzungen, um<br />
freudvoll (und u. U. heftig) miteinander<br />
zu kämpfen. Diese Werte sind unverzichtbar<br />
zum Aufbau und zur Festigung<br />
positiver Beziehungen. Und deren<br />
Übernahme bedeutet eine klare<br />
Ablehnung von Gewalt. Gelingender<br />
Umgang miteinander zeigt sich noch<br />
während des Kämpfens darin, dass die<br />
Partner trotz des Siegeswillens respekt-<br />
und rücksichtvoll miteinander umgehen.<br />
Dazu gehört es, sofort auf verabredete<br />
Zeichen oder entsprechende Aufforderungen<br />
zum Aufgeben bzw. Abbrechen<br />
des Kampfes, möglichst aber auch<br />
schon auf erste Signale des Unwohlseins,<br />
zu reagieren. Nach dem Ende des<br />
Kampfes darf in keiner Weise das<br />
Prinzip der „Partnerschaftlichkeit“ zur<br />
Disposition stehen. Respekt bedeutet<br />
auch, den Sieg nicht zu Ungunsten bzw.<br />
zur Schmähung des Partners auszukosten.<br />
Methodische Hinweise<br />
Eine spezielle Methodik des Ringens<br />
und Raufens gibt es nicht. Gerade im<br />
Kindergarten geht es nicht um das<br />
Erlernen von Kampf- oder sportartspezifischen<br />
Techniken mit Hilfe von<br />
Übungsreihen und Bewegungsanweisungen,<br />
sondern darum, dass Kinder<br />
sich dieses Bewegungsfeld möglichst<br />
selbständig und selbstverantwortlich<br />
erschließen. Es empfiehlt sich, eine<br />
Angebotsstruktur zu schaffen, die<br />
zunächst die allgemeinen Bewegungsbedürfnisse<br />
der Kinder berücksichtigt<br />
und sodann über primär kooperative<br />
Spiele und Übungen ohne und mit<br />
Körperkontakt das Thema zum Kämpfen<br />
hin allmählich entwickelt. Von zentraler<br />
Bedeutung sind allerdings bestimmte<br />
Strukturen und Rahmenbedingungen,<br />
für deren Aufbau und Einhaltung der<br />
Erwachsene Sorge tragen muss.<br />
• Es gelten einige wenige, allerdings<br />
unverzichtbare und nicht<br />
außer Kraft zu setzende Regeln.<br />
Freiwilligkeit ist dabei oberstes<br />
Prinzip. Jedes Kind muss für sich<br />
entscheiden, ob es sich auf das<br />
Geschehen einlässt oder nicht.<br />
Auch das zeitweilige Herausgehen<br />
aus der Situation wird<br />
fraglos eingeräumt.<br />
• Die Regel, die als umfassendste<br />
den Umgang miteinander und das<br />
Kampfgeschehen bestimmt,<br />
lautet: „Es ist alles verboten, was<br />
weh tut!“ (positiv formuliert: „Es<br />
ist alles erlaubt, was nicht weh<br />
tut!“). Dieses „Nicht-Wehtun“<br />
bezieht sich dabei sowohl<br />
ausdrücklich auf die eigene wie<br />
auf die Person des Gegenübers.<br />
Die Bezeichnung „Gegner“ wird<br />
dabei vermieden. Gekämpft wird<br />
„mit einem Partner“, dem Respekt<br />
und Höflichkeit entgegengebracht<br />
werden soll.<br />
• Eine weitere wichtige Regel<br />
besagt, dass jede(r) jederzeit das<br />
Recht hat, einen Kampf bzw. eine<br />
Übung abzubrechen, aus welchen<br />
Gründen auch immer. Dies kann<br />
über verbale Äußerungen und/<br />
oder bestimmte Zeichen – wie<br />
„Abklopfen“ – erfolgen.<br />
• Bestimmte Rituale (z. T. entnommen<br />
aus dem Regelwerk der<br />
Kampfsportarten) erleichtern die<br />
Durchführung und geben gerade<br />
jüngeren Kindern Sicherheit und<br />
Orientierung. Dazu gehören u.a.<br />
Konzentrationsphasen zu Beginn<br />
und Ende der Stunde sowie ein<br />
Begrüßen und ein Abgrüßen des<br />
Partners vor dem Beginn bzw.<br />
nach Ende eines Kampfes.<br />
• Auf weitere methodische<br />
Hinweise, die sich auf die<br />
äußeren bzw. materiellen<br />
Rahmenbedingungen beziehen,<br />
wird an dieser Stelle nur kurz<br />
verwiesen.<br />
• Wichtig ist ein geeigneter<br />
Untergrund. Viele Übungen und<br />
Spiele lassen sich auf dem<br />
normalen Hallenboden durchführen.<br />
Zum eigentlichen<br />
Kämpfen können alle verfüg-<br />
baren Matten (Weichböden,<br />
Turnmatten, Judomatten)<br />
eingesetzt werden, solange<br />
sie nicht wegrutschen. Ideal<br />
sind die mit glatten Oberflächen<br />
versehenen Judomatten,<br />
da sie weder zu hart noch<br />
zu weich und gut transportier-<br />
bar sind.<br />
• Die übliche Sportkleidung ist zu<br />
dünn und nicht reißfest. Hier<br />
können Griffe nur direkt am<br />
Körper ansetzen. Durch eine<br />
stabile Jacke (oder ein altes<br />
Sweatshirt), kann diese selbst als<br />
direktes „Angriffsobjekt“ für<br />
Griffe mit einbezogen werden.<br />
Ein Judogürtel steigert die<br />
Vielfalt der Angriffs-, Halte- und<br />
Ausweichmöglichkeiten. Eine<br />
lange Hose ist gerade für<br />
Aktivitäten im Knien oder Robben<br />
auf den Matten zur Schonung der<br />
Knie sinnvoll.<br />
• Schmuck sowie Armbanduhren<br />
sollten selbstverständlich<br />
abgelegt werden, ebenso<br />
Haarspangen etc., da sie die freie<br />
Bewegungsmöglichkeit zum Teil<br />
erheblich einschränken und zu<br />
unangenehmen Verletzungen<br />
führen können.<br />
29
<strong>News</strong> <strong>·</strong> <strong>Fakten</strong> <strong>·</strong> <strong>Informationen</strong><br />
aktuelle Nachrichten des Aktionskreises Psychomotorik e. V.<br />
5. Landauer<br />
Psychomotorik<br />
Symposium<br />
6. September 2008<br />
Jahrestagung des ak’P 2008<br />
„Komm wir spielen Lernen“<br />
Bildung durch Bewegung in Kindertagesstätte<br />
und Grundschule<br />
Wir freuen uns, auch in diesem Jahr<br />
unsere Jahrestagung wieder mit kompetenten<br />
Kooperationspartnern durchführen<br />
zu können. Veranstalter 2008 ist<br />
der Verein zur Bewegungsförderung<br />
und Psychomotorik, Landau e. V., der<br />
damit sein 5. Fachsymposium durchführt.<br />
Kooperationspartner sind die<br />
Universität Mainz und das Aktionsbündnis<br />
Bewegungskindergarten RLP.<br />
Das Bildungsministerium RLP hat die<br />
Übernahme der Schirmherrschaft zugesagt.<br />
Das Thema der Veranstaltung ist so aktuell<br />
wie selten zuvor. Immer noch in<br />
Folge der PISA-Studie wird zunehmend<br />
Wert auf Bildung im frühen Kindesalter<br />
gelegt. Jedes Bundesland hat inzwischen<br />
eigene Bildungspläne für die<br />
Kindergärten aufgelegt und die Ausbildung<br />
der ErzieherInnen neu strukturiert.<br />
Wir möchten uns bei diesem Symposium<br />
mit der Frage auseinandersetzen,<br />
ob dies immer zum Wohl der Kinder<br />
ist. Wir versuchen zu zeigen, dass es in<br />
der Praxis der Psychomotorik – wegen<br />
ihres ganzheitlichen Ansatzes – gelingen<br />
kann, Lernprozesse in Gang zu<br />
setzen, ohne die Persönlichkeit des<br />
Vorschulkindes mit seinem Bedürfnis<br />
nach Bewegung und Spiel zu vernachlässigen.<br />
Nach dem aktuellen Stand der inhaltlichen<br />
Planung wird die Veranstaltung<br />
eröffnet durch einen Hauptvortrag von<br />
Prof. Dr. Klaus Fischer (Universität<br />
Köln), der über neueste Forschungsergebnisse<br />
zum Thema „Bildung durch<br />
Bewegung“ berichtet.<br />
Weitere Themen der Veranstaltung, die<br />
in Workshops und Seminaren angeboten<br />
werden sind:<br />
Kinder, die beim Lernen auffallen,<br />
Graphomotorische Entwicklung in Bewegung<br />
fördern, Bewegung im Übergang<br />
zwischen Kita und Grundschule,<br />
Mit dem Rhythmus zu Zeit- und Zahlenbegriff,<br />
Mit Bewegungsliedern lernen,<br />
Eine Prise Bewegung im täglichen<br />
Unterricht, Gesellschaftsspiele in Bewegung,<br />
Spiel- und Bewegungsförderung<br />
bei 0–3-Jährigen, Psychomotorische<br />
Sprach- und Kommunikationsförderung,<br />
Keine Angst vor Zahlen, Lernen<br />
durch Konstruieren und Bauen in<br />
der Turnhalle – Die neue Bewegungsbaustelle,<br />
Verkehrserziehung in Bewegung,<br />
Wie „lernen“ Kinder in Bewegungskindergärten<br />
In einem Forum wird ein Erfahrungsaustausch<br />
zum Thema „Die Umsetzung<br />
der psychomotorischen Ausbildung<br />
an sozialpädagogischen Fachschulen“<br />
angeboten.<br />
In schon bewährter Manier wir die<br />
Gesamtveranstaltung durch einen<br />
gemeinsamen Abschluss in Bewegung<br />
ausklingen.<br />
Merken Sie sich den Termin schon vor:<br />
Samstag der 6. September 2008 in<br />
Landau!<br />
Es lohnt sich zu kommen, weil bei<br />
dieser Veranstaltung neueste <strong>Informationen</strong><br />
zum Thema Bildung vermittelt<br />
werden und dies – wie gewohnt – in<br />
sehr lebendiger und praxisnaher Art<br />
und Weise. Womit schon mal ein wesentlicher<br />
Baustein kindlicher (Persönlichkeits-)Bildung<br />
aufgezeigt wird:<br />
Lernen ist mit Emotionen verbunden<br />
und es funktioniert besser, wenn man<br />
Spaß dabei hat.<br />
Den aktuellen Planungsstand erfahren<br />
Sie auf der hompage des akP:<br />
www.psychomotorik.com<br />
Schorndorf 31 (2008) Heft 1/2008 1
<strong>News</strong> <strong>·</strong> <strong>Fakten</strong> <strong>·</strong> <strong>Informationen</strong><br />
aktuelle Nachrichten des Aktionskreises Psychomotorik e. V.<br />
Landesvertretung des ak’P in Sachsen und Sachsen-Anhalt<br />
ins Leben gerufen<br />
Auf der letzten Frühjahrstagung der<br />
Landesvertretungen im Brunnenhaus<br />
bei Köln wurde als wichtiges Ziel<br />
für das nächste Jahr die Belebung<br />
nicht aktiver Landesvertretungen<br />
besprochen.<br />
Für Sachsen und Sachsen-Anhalt<br />
gelang die Umsetzung dieses Zieles<br />
am 11. November 2007. Der AKP<br />
organisierte dort in Kooperation mit<br />
der Förderschule für geistig Behinderte,<br />
Schloss Schönefeld, Leipzig eine große<br />
Fortbildung für die beiden genannten<br />
Bundesländer.<br />
Über 120 Interessierte meldeten sich<br />
zu der Tagung „Das Lernen fängt im<br />
Körper an“. ReferentInnen waren<br />
Helmut Köckenberger und Carola<br />
Gerstmann.<br />
Sehr eindrucksvoll belebte Helmut<br />
Köckenberger die Teilnehmer und<br />
Teilnehmerinnen mit seinen vielen<br />
unterschiedlichen Aufgaben und<br />
theoretischen Erläuterungen zum<br />
„Bewegten Lernen“<br />
Carola Gerstmann zeigte, wie Gesellschaftsspiele<br />
in der Turnhalle zu<br />
bewegten Lernsituationen werden<br />
können. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />
spielten selbst mit<br />
großem Spaß und verfolgten die<br />
theoretischen Erläuterungen mit<br />
hoher Aufmerksamkeit.<br />
Karin Reth-Scholten, im Vorstand des<br />
AKP für die Landesvertretungen zuständig,<br />
stellte in einem Vortrag die<br />
Arbeit des AKP und der Landesvertretungen<br />
vor. Aus der Begeisterung des<br />
Tages heraus meldeten sich gleich zwei<br />
Teams für die LV-Arbeit, sowohl für<br />
Sachsen als auch für Sachsen Anhalt.<br />
So können wir hoffen, dass die kleinen<br />
Samenkörner nun aufgehen und in<br />
diesem Jahr zu Aktivitäten in den<br />
beiden Bundesländern führen.<br />
Sudoku auf dem Boden<br />
Die konstruktive Zusammenarbeit mit<br />
der Schloss Schönefeld Schule und<br />
ihrem Schulleiter Herrn Eberl führte<br />
dazu, dass diese Veranstaltung am<br />
6.April 2008 wiederholt wird, da wir<br />
so vielen Interessierten absagen<br />
mussten.<br />
Näheres dazu unter:<br />
www.psychomotorik.com;<br />
Landesvertretungen;<br />
Sachsen.<br />
Karin Reth-Scholten<br />
2 Schorndorf 31 (2008) Heft 1/2008
<strong>News</strong> <strong>·</strong> <strong>Fakten</strong> <strong>·</strong> <strong>Informationen</strong><br />
aktuelle Nachrichten des Aktionskreises Psychomotorik e. V.<br />
<strong>Informationen</strong> aus der<br />
Vorwärts kommen statt Sitzen bleiben<br />
Die Akademie für Motopädagogik und<br />
Mototherapie ( ) mit ihrem Team<br />
von renommierten Dozenten bietet<br />
stets aktuelle und fundierte Konzepte<br />
der Psychomotorik. In unseren Kursen<br />
erwerben Sie nicht nur eine hohe fachliche<br />
Kompetenz, sondern erhalten die<br />
Möglichkeit, sich mit ihrem beruflichen<br />
Selbstverständnis auseinanderzusetzen,<br />
um den Anforderungen des Berufsalltags<br />
mit hoher Zufriedenheit und<br />
gesundheitlicher Widerstandskraft entgegenzutreten.<br />
Bei uns finden Sie ein maßgeschneidertes<br />
Lern-System von der Basis zum<br />
Speziellen. Mit den vier Kursen der<br />
psychomotorischen Basisqualifikation<br />
Motopädagogik erwerben Sie allgemeine<br />
Grundlagen und Handwerkszeug<br />
der psychomotorischen Arbeitsweise.<br />
Weiterführende Qualifikationen vertiefen<br />
ihre Fachkompetenz in verschiedenen<br />
Anwendungs- und Arbeitsfeldern.<br />
Die Zusatzqualifikationen in<br />
drei verschiedenen Bereichen ermöglichen<br />
eine anwendungsbezogene Hilfe<br />
für die berufliche Praxis. Die Zertifizierungskurse<br />
erweitern die Kompetenzen<br />
in den Arbeitsfeldern: Kindergarten<br />
und Frühförderung, Schulen, Kinder-<br />
Weitere <strong>Informationen</strong> erhalten Sie im Internet unter www.psychomotorik.com.<br />
Dort können Sie sich für Kurse der schnell und bequem anmelden.<br />
und Jugendhilfe, Erwachsene sowie<br />
Ältere Menschen. Themenspezifische<br />
Kurse bieten ein reichhaltiges<br />
Repertoire an unterschiedlichsten<br />
Themen aus der psychomotorischen<br />
Praxis.<br />
Die Trampolinkurse vermitteln vertiefte<br />
Kenntnisse und Erfahrungen im Umgang<br />
mit dem Trampolin. Die Bestätigung<br />
der Teilnahme berechtigt zum<br />
Einsatz in der pädagogischen sowie<br />
therapeutischen Arbeit.<br />
Kurse zur pB’M – psychomotorische Basisqualifikation Motopädagogik<br />
Gebühren:<br />
Mitglieder ak’P: 230,– E<br />
Nichtmitglieder: 265,– E<br />
Studierende Mitglieder ak’P: 215,– E<br />
Studierende Nichtmitglieder: 230,– E<br />
Kurs 1: Körper- und Leiberfahrung<br />
(zuzüglich eventuelle Übernachtungs-<br />
und Verpflegungskosten bei gemein-<br />
samer Unterbringung! Wenn keine<br />
gemeinsame Unterkunft/Verpflegung<br />
vorgegeben ist, kommt zu den Kurs-<br />
Knr. Termin: Leitung: Kursort:<br />
08104 28. 4.–2. 5. 2008 Ingrid Schäfer Landesturnschule des NTB Melle,<br />
Ü/V € 180,–<br />
08105 21. 5.–25. 5. 2008 Wolfgang Müller Pallottihaus Neunkirchen<br />
08106 23. 6.–27. 6. 2008 Jan Schulz Sportschule Hachen Sundern,<br />
Ü/V € 185,–<br />
Psychomotorik für Menschen mit einer Behinderung<br />
Gebühren:<br />
Mitglieder ak’P: 165,– E<br />
Nichtmitglieder: 185,– E<br />
(zuzüglich eventuelle Übernachtungs-<br />
und Verpflegungskosten bei gemeinsamer<br />
Unterbringung!)<br />
Knr. Termin: Thema: Leitung: Kursort:<br />
gebühren eine Pauschale für Raum-<br />
und Materialnutzung in Höhe von<br />
jeweils 25,00 E€ hinzu!)<br />
08PB6 30. 5.–1. 6. 2008 Reflexion der Hospitation mit Dozenten der Bathildisheim, Bad Arolsen<br />
Fallvorstellung und Fallbesprechung Fachgruppe (+ 20,- € Tagesverpflegung)<br />
Schorndorf 31 (2008) Heft 1/2008 3
<strong>News</strong> <strong>·</strong> <strong>Fakten</strong> <strong>·</strong> <strong>Informationen</strong><br />
aktuelle Nachrichten des Aktionskreises Psychomotorik e. V.<br />
Kurse zur Zusatzqualifikation:<br />
Gebühren:<br />
Mitglieder ak’P: 155,– E<br />
Nichtmitglieder: 185,– E<br />
Psychomotorische Diagnostik<br />
Knr. Termin: Thema: Leitung: Kursort:<br />
08D11 14. 5.–16. 5. 2008 Möglichkeiten und Grenzen Dr. Astrid Krus, DJK Sportschule Münster;<br />
psychomotorischer Diagnostik Dr. Christina Reichenbach, Ü/V € 85,- €<br />
Ingrid Schäfer<br />
Sprache und Kommunikation<br />
Zertifizierungskurse<br />
Gebühren:<br />
Mitglieder ak’P: 155,– E<br />
Nichtmitglieder: 185,– E<br />
Arbeitsfeld Kindergarten und Frühförderung<br />
(zuzüglich eventuelle Übernachtungs-<br />
und Verpflegungskosten bei gemeinsamer<br />
Unterbringung! Wenn keine<br />
gemeinsame Unterkunft/Verpflegung<br />
(zuzüglich eventuelle Übernachtungs-<br />
und Verpflegungskosten bei gemeinsamer<br />
Unterbringung! Wenn keine<br />
gemeinsame Unterkunft/Verpflegung<br />
Knr. Termin: Thema: Leitung: Kursort:<br />
vorgegeben ist, kommt zu den Kurs-<br />
gebühren eine Pauschale für Raum-<br />
und Materialnutzung in Höhe von<br />
jeweils 15,00 E€ hinzu!)<br />
Knr. Termin: Thema: Leitung: Kursort:<br />
08S11 4. 4.–6. 4. 2008 Innere Sprache und gestaltender Ausdruck Silvia Bender, LWL Hamm<br />
begegnen sich – Psychomotorik und Stephan Kuntz<br />
Sprache im Dialog<br />
vorgegeben ist, kommt zu den Kurs-<br />
gebühren eine Pauschale für Raum-<br />
und Materialnutzung in Höhe von<br />
jeweils 15,00 E€ hinzu!)<br />
08KT1 2. 4.–4. 4. 2008 An einem Strang ziehen – inter- Gerlinde Prenner Landesturnschule des NTB,<br />
disziplinäre Zusammenarbeit in Hoffmann Melle, Ü/V 88,– €<br />
der Entwicklungsbegleitung €<br />
08KM1 25. 4.–27. 4. 2008 Mut zur Anwendung Fiona Martzy, Institut für Sportwissenschaft<br />
Jutta Müller und Motologie, Marburg<br />
Arbeitsfeld Schulen<br />
Knr. Termin: Thema: Leitung: Kursort:<br />
08SL1 4. 4.–6. 4. 2008 Vorne ist nicht immer oben Patrick Reinecke Königin-Juliana Schule, Bonn<br />
„Schüler erleben ihre Lernwelt“<br />
08Si1 23. 5.–25. 5. 2008 Kinder lernen anders – Kathleen Schmiegel Albert-Einstein-Schule,<br />
Lebenswelten von Schülern und Frechen<br />
Lehrern in der Schulwirklichkeit<br />
4 Schorndorf 31 (2008) Heft 1/2008
<strong>News</strong> <strong>·</strong> <strong>Fakten</strong> <strong>·</strong> <strong>Informationen</strong><br />
aktuelle Nachrichten des Aktionskreises Psychomotorik e. V.<br />
Arbeitsfeld Kinder- und Jugendhilfe<br />
Knr. Termin: Thema: Leitung: Kursort:<br />
08Ji1 25. 4.–27. 4. 2008 Psychomotorik im Gruppenalltag Wolfgang Müller Institut für soziale Berufe<br />
einer Heimwohngruppe Ravensburg<br />
08JL1 20. 6.–22. 6. 2008 Schaukeln, Monster spielen oder Wolfgang Müller Fachpool Herne<br />
Judo? Psychomotorische Entwick-<br />
lungsbegleitung in der Praxis der<br />
Kinder- und Jugendhilfe<br />
Lehrqualifikation<br />
Gebühren: 150,–€€ + 15,– € Nutzungspauschale<br />
Knr. Termin: Thema: Leitung: Kursort:<br />
08LQ0 13. 6.–14. 6. 2008 Einführungs- und Entscheidungs- Dr. Richard Hammer, Institut für Sportwissenschaft<br />
wochenende Dr. Astrid Krus und Motologie, Marburg<br />
Themenspezifische Kurse<br />
Gebühren:<br />
Mitglieder ak’P: 135,– E<br />
Nichtmitglieder: 160,– E<br />
(zuzüglich eventuelle Übernachtungs-<br />
und Verpflegungskosten bei gemeinsamer<br />
Unterbringung! Wenn keine<br />
gemeinsame Unterkunft/Verpflegung<br />
Knr.: Termin: Titel: Leitung: Kursort:<br />
vorgegeben ist, kommt zu den Kurs-<br />
gebühren eine Pauschale für Raum-<br />
und Materialnutzung in Höhe von<br />
jeweils 15,00 E€ hinzu!)<br />
08509 4. 4.–6. 4. 2008 „Eine Prise Bewegung im Dorothea Beigel Sport- und Bildungsstätte<br />
täglichen Unterricht“ der Sportjugend Wetzlar<br />
(Ü/V 88,- €)<br />
08510 4. 4.–6. 4. 2008 „Wackelpeter und Zappelphilip“ – Melanie Behrens Institut für Sportwissenschaft<br />
zum bewegungs- und spielorien- und Motologie, Marburg<br />
tierten Umgang mit AD(H)S<br />
08511 25. 4.–27. 4. 2008 Spiel-Raum für Bewegung der Sigrid Petto Integrations- und<br />
0–3-Jährigen Kindertagesstätte der<br />
Spastikerhilfe Berlin<br />
08512 2. 5.–4. 5. 2008 Die neue Bewegungsbaustelle Helge Afflerbach, Hochschule Darmstadt<br />
Dr. Frank Nickel<br />
08513 16. 5.–18. 5. 2008 Vom Defizit zum Profizit – Holger Jessel, Institut für Sportwissenschaft<br />
Ressourcenorientierte Bewegungs- Markus Serrano und Motologie, Marburg<br />
beobachtung<br />
08514 30.05.-01.06.2008 „Einstein turnt …“ Bewegung und Dr. Richard Hammer, Institut für Sportwissenschaft<br />
Bildung im Kindergarten Prof. Dr. Michael Wendler und Motologie, Marburg<br />
08515 13. 6.–15. 6. 2008 Bewegung im Dialog – Heilpädago- Marietta Schulz Reittherapeutisches Zentrum,<br />
gische Förderung mit dem Pferd Kürten-Biesfeld<br />
08516 13. 6.–15. 6. 2008 Kinder zeigen was sie bewegt Michaela Lamy Volkshochschule Erding<br />
08517 27. 6.–29. 6. 2008 Bewegung – Wahrnehmung und Silvia Bender Institut für Sportwissenschaft<br />
Sprache – psychomotorische Sprach- und Motologie, Marburg<br />
und Kommunikationsförderung in<br />
Pädagogik und Therapie<br />
Schorndorf 31 (2008) Heft 1/2008 5
<strong>News</strong> <strong>·</strong> <strong>Fakten</strong> <strong>·</strong> <strong>Informationen</strong><br />
aktuelle Nachrichten des Aktionskreises Psychomotorik e. V.<br />
Buchbesprechung<br />
Helmut Köckenberger (2007):<br />
Bewegungsräume, Entwicklungs-<br />
und kindorientierte Bewegungsangebote<br />
und -landschaften.<br />
3., überarbeitete und<br />
erweiterte Auflage.<br />
Dortmund: borgmann publishing<br />
Wenn Sie jede Woche eine der naheliegenden,<br />
ungewöhnlichen, spannenden<br />
und attraktiven Bewegungsideen<br />
dieses Buches in Ihrer Praxis umsetzen,<br />
werden Sie und Ihre Kinder –<br />
die vielfältigen Kombinations- und Variationsmöglichkeiten<br />
nicht eingerechnet<br />
– über Jahre beschäftigt sein. Auch für<br />
einen erfahrenen Psychomotoriker, der<br />
an keinem noch so alltäglichen Material<br />
vorbeilaufen kann ohne dessen Eignung<br />
für die Turnhalle zumindest ansatzweise<br />
zu überdenken, ist die Vielfalt<br />
und Kreativität der Bewegungsideen<br />
mit unterschiedlichsten Materialen<br />
faszinierend.<br />
Helmut Köckenberger stellt auf über<br />
200 Seiten des Buches, 31 verschiedene<br />
Bewegungsräume mit Alltagsmaterialien,<br />
Psychomotorischen Gerätschaften<br />
und den Standardausstattungen<br />
von Turnhallen vor. Dabei werden<br />
die einzelnen Bewegungsräume über-<br />
sichtlich und gut strukturiert beschrieben,<br />
ergänzt von vielen Zeichnungen<br />
und farbigen Abbildungen. Vorstellung<br />
des Materials, Aufbau des Bewegungsraumes,<br />
mögliche Lernspiele, Kombinationsvorschläge<br />
mit anderen Materialien<br />
und Hinweise zu methodischen<br />
und inhaltlichen Besonderheiten gliedern<br />
die einzelnen Abschnitte. Die<br />
poetischen Sinnsprüche des Autors<br />
runden das jeweilige Kapitel ab und<br />
führen den Leser über ihre Bedeutungsebene<br />
zu einer horizonterweiternden,<br />
gedanklichen und<br />
emotionalen Auseinandersetzung<br />
mit dem Thema.<br />
Der praktische Hauptteil des Werkes<br />
wird von einem knappen, aber dennoch<br />
fundierten theoretischen Teil<br />
gestützt. Selten habe ich in dieser<br />
komprimierten Form eine präzisiere<br />
Darstellung der Grundlagentheorien<br />
von Montessori, Projektunterricht,<br />
Psychomotorik oder der Non-direktiven<br />
Therapie – um nur einige zu nennen –<br />
gelesen.<br />
Aufbauend auf den Referenztheorien<br />
und Bezug nehmend auf die folgenden<br />
Praxisbeispiele beschreibt der Autor in<br />
einem weiteren, größeren Abschnitt<br />
seine grundlegenden Gedanken zum<br />
Konzept der Bewegungsräume. Diese<br />
erachte ich als wegweisend für eine<br />
entwicklungs- und kindorientierte<br />
Pädagogik und Therapie – über das<br />
Konzept der Bewegungsräume hinaus.<br />
Besonders hervorzuheben ist in diesem<br />
Zusammenhang der große Praxisbezug<br />
des Gesagten. Hier schreibt ein Praktiker<br />
mit einem großen theoretischen<br />
Hintergrundwissen für die Praxis. Ein<br />
Musterbeispiel dafür wie praktisch eine<br />
gute Theorie sein kann.<br />
Alles in allem ein gelungenes und sehr<br />
empfehlenswertes Buch. Auch wenn<br />
Sie, mangels geeigneter Räumlichkeiten<br />
nicht direkt mit dem Konzept<br />
der Bewegungsräume arbeiten können,<br />
finden Sie darin eine Vielzahl konkreter<br />
und gut beschriebener Anregungen für<br />
die Praxis sowie eine leicht verständliche<br />
Zusammenfassung der Referenztheorien<br />
zur Begründung Ihrer Arbeit.<br />
Mittels einer kleinen Knotenkunde und<br />
einer kurzen Erläuterung der verwendeten<br />
Fachbegriffe findet der Band seine<br />
Abrundung. Einzig eine sorgfältigere<br />
Recherche zu den aktuellen Sicherheitsbestimmungen<br />
der Versicherungsträger<br />
wäre wünschenswert gewesen.<br />
Die beschrieben „Langbank- und Riesenschaukeln“<br />
sollten in keinem aktuellen<br />
Praxisbuch mehr vorkommen.<br />
Auch bei einigen anderen Aufbauten<br />
hätte ich mir eine kritischere Auseinandersetzung<br />
mit dem Thema Risiko und<br />
Sicherheit erhofft.<br />
Und wenn Sie das Buch in einer<br />
älteren Ausgabe bereits haben? Der<br />
Seitenumfang ist um rund 100 Seiten<br />
gestiegen! Sie finden in der jetzigen<br />
Auflage nicht nur neu beschriebene<br />
Räume, mehr Praxisbeispiele und<br />
anschaulichere Fotos, auch der theoretische<br />
Teil erfuhr eine bedeutende<br />
Erweiterung und Aktualisierung. Und –<br />
das neue, fast durchgängig farbige<br />
Layout ist mehr als Kosmetik: dadurch<br />
wurde das Buch deutlich übersichtlicher<br />
und die über 200 präzisen Farbfotos<br />
geben auch mir als „Praxisbeschreibungslesemuffel“<br />
schnell die<br />
notwendigen <strong>Informationen</strong> und<br />
Anregungen zur Bereicherung meiner<br />
nächsten Praxisstunden.<br />
Axel Heisel<br />
6 Schorndorf 31 (2008) Heft 1/2008
30<br />
Gegen Gewalt ankämpfen: Ringen und Raufen als präventives Angebot im Kindergarten<br />
Praktische Umsetzung<br />
Die im Folgenden näher beschriebenen<br />
und mit Praxisbeispielen unterleg-<br />
ten Bausteine haben sich bei der<br />
Umsetzung für Kinder, die noch<br />
keine Erfahrungen mit dem Thema<br />
haben, in der angegebenen Abfolge<br />
bewährt (vgl. Beudels/Anders 2002).<br />
Bewegungsfreude entwickeln,<br />
Bewegungshunger stillen<br />
Sicherlich gibt es in jeder Gruppe ein<br />
Spannungsfeld zwischen Kindern, die<br />
sich ungern bewegen und sich nicht viel<br />
zutrauen, und Kindern, die einen großen<br />
„Bewegungshunger“ haben, der gestillt<br />
werden sollte. Geeignet dazu, Kinder in<br />
Bewegung zu bringen und gleichzeitig<br />
das Bewegungsbedürfnis „sozialverträglich“<br />
zu stillen, sind einfache Lauf-<br />
und Fangspiele, die keine großen<br />
Anforderungen an die motorische<br />
Leistungsfähigkeit stellen, schnell zu<br />
initiieren sind und weitgehend auf<br />
Wettbewerb verzichten. Hier können<br />
auch schon erste Aspekte von Kooperation<br />
und Vertrauen eingebunden werden.<br />
r Abb. 1: Schätzchen suchen<br />
• Beispiele<br />
Schätzchen suchen<br />
Die Spieler laufen kreuz und quer<br />
durcheinander. Während des<br />
Laufens sucht sich jeder einen<br />
anderen Spieler („Schätzchen“) aus,<br />
ohne dass dieser etwas davon ahnt.<br />
Beim Ruf „Schätzchen suchen!“<br />
geht es dann darum, den ausgesuchten<br />
Mitspieler möglichst<br />
schnell zu finden und dreimal zu<br />
umrunden. Wer es geschafft hat,<br />
zeigt auf. Damit sich nicht immer<br />
die gleichen Mitspieler finden, sollte<br />
die Regel gelten, dass man jeweils<br />
ein neues „Schätzchen“ umrunden<br />
muss.<br />
Eiswürfelchen tauen<br />
Je nach Gruppengröße versuchen<br />
ein oder zwei Mitspieler, die<br />
anderen zu fangen. Wer von den<br />
Fängern berührt wurde, setzt<br />
sich im Schneidersitz auf den<br />
Boden („Eiswürfelchen“) und kann<br />
durch drei andere Mitspieler, die<br />
sich über das Eiswürfelchen an<br />
r Abb. 2: Eiswürfelchen<br />
den Händen festhalten und „tautau-tau!“<br />
rufen, wieder erlöst<br />
werden.<br />
Körperkontakt aufnehmen<br />
und akzeptieren<br />
Während in den meisten Sport-<br />
arten und –spielen, Körperkontakt<br />
als aggressive und/oder regelwidrige<br />
Handlung angesehen wird, ist dies<br />
im und für „Ringen und Raufen“<br />
eine unabdingbare Voraussetzung.<br />
Kinder zur Aufnahme und Akzeptanz<br />
von Körperkontakt zu „erziehen“<br />
verlangt ein besonders sensibles<br />
Vorgehen, das Vorbehalte und<br />
Ängste berücksichtigen muss.<br />
• Beispiele<br />
Fangen und Erlösen<br />
(mit Körperkontakt)<br />
Ein Mitspieler ist Fänger und<br />
versucht, die anderen abzuschlagen.<br />
Wer abgeschlagen ist, bleibt stehen<br />
und kann erst wieder ins Spiel
zurückkommen, wenn er durch einen<br />
anderen Mitspieler umarmt und/<br />
oder hochgehoben wird.<br />
Menschenrüttelbank<br />
Jeweils vier oder fünf Spieler knien<br />
sich Schulter an Schulter in Bankstellung.<br />
Eine weitere Person legt<br />
sich vorsichtig mit dem Rücken auf<br />
diese ‚Bank’. Durch sanfte Bewegungen<br />
der unteren Spieler (vorwärts-rückwärts;<br />
hoch-runter) wird<br />
die obere massiert bzw. sanft<br />
durchgerüttelt.<br />
r Abb. 3: Fangen und Erlösen mit Körperkontakt<br />
r Abb. 4: Menschenrüttelbank<br />
Puppenspieler<br />
Partner A („Puppenspieler“) bewegt<br />
Partner B („Puppe“) durch den<br />
Raum. Die „Puppe“ soll sich<br />
möglichst steif machen und nur die<br />
Gelenke beugen bzw. strecken, die<br />
der „Puppenspieler“ bewegt. Es<br />
können auch zwei Puppenspieler<br />
eine Puppe bewegen.<br />
Vertrauen entwickeln und stabilisieren<br />
Fehlt Selbstvertrauen und Vertrauen zu<br />
anderen, wird sich kein Kind ernsthaft<br />
r Abb. 5: Puppenspieler<br />
auf das Thema „Rangeln und Raufen“<br />
einlassen. Vertrauen bedeutet die<br />
Gewissheit, sich in neuartigen und<br />
kritischen Situationen auf den Partner<br />
und die Gruppe verlassen zu können.<br />
In dieser Phase gewinnt das Einhalten<br />
von Regeln und die Beachtung von<br />
Ritualen eine immer größere Bedeutung.<br />
Hier stehen dem Alter der<br />
Kinder entsprechend „riskante“<br />
Bewegungsaufgaben im Vordergrund,<br />
deren Lösung bzw. Durchführung<br />
kooperatives Verhalten und eine<br />
angemessene Kommunikation<br />
verlangen.<br />
31
32<br />
Gegen Gewalt ankämpfen: Ringen und Raufen als präventives Angebot im Kindergarten<br />
r Abb. 6: Blindes Führen<br />
r Abb. 7: Pendel<br />
• Beispiele<br />
Blindes Führen<br />
Partner A führt Partner B, der<br />
die Augen geschlossen hat, mit<br />
Tempo- und Richtungswechsel<br />
durch den Raum. Der Führende<br />
hält den Geführten am Ober- und<br />
Unterarm fest. Ein Spieler mit<br />
verbundenen Augen kann auch<br />
durch eine Gasse (aus Kindern)<br />
geführt werden.<br />
Pendel<br />
Zwischen zwei gegenüberste-<br />
henden Spielern steht ein dritter<br />
Mitspieler, der sich ganz steif<br />
macht und die Augen schließt.<br />
Dann wird er vorsichtig von den<br />
beiden anderen hin- und hergependelt.<br />
Von kleinen Kämpfchen<br />
zum komplexen<br />
Kampfgeschehen<br />
In dieser Phase erleben und erfahren<br />
die Kinder erste kämpferische Elemente,<br />
i. d. R. zunächst in Partnerarbeit.<br />
„Raufspezifische Techniken“ (wie<br />
Abrollen, Fallen, Ziehen, Schieben usw.)<br />
werden erprobt und parallel die<br />
Einsicht in die Notwendigkeit von<br />
Regeln und Ritualen vertieft. Allmählich<br />
kann dann das vorher erworbene<br />
(Bewegungs-)Repertoire erweitert,<br />
verfeinert und durch taktische Kompetenzen<br />
ausgebaut werden. Sinnvoll ist<br />
auch, durch gemeinsame Überlegungen<br />
die Durchführung und Regeln zu<br />
variieren (z. B. statt „Eins gegen Eins“:<br />
„Zwei gegen Eins“, „Gruppe gegen<br />
Gruppe“ oder (z. B. „Zeit-“ statt<br />
„Punktekampf“).<br />
In komplexen Spielen und Wett-<br />
kämpfen schließlich können und<br />
sollen alle Facetten des Ringens,<br />
Rangelns und Raufens erlebt und<br />
genossen werden. Dass die Grundregeln<br />
auch und gerade hier ihre Gültigkeit<br />
behalten, ist selbstverständlich.<br />
Nun kann sich der eigentliche Charakter<br />
des Themas bzw. die „unbändige<br />
Kampfeslust“ entfalten. Dabei ist<br />
auf einen angemessenen Wechsel<br />
zwischen Aktionsphasen auf der<br />
einen und Ruhe-, Entspannungs-<br />
bzw. Reflexionsphasen auf der anderen<br />
Seite zu achten.
• Beispiele<br />
Rückenschieben<br />
Zwei Kinder sitzen Rücken an<br />
Rücken auf dem Boden in der Mitte<br />
einer ungefähr vier bis sechs Meter<br />
breiten Gasse, die von zwei Auslinien<br />
markiert wird. Auf ein Startsignal<br />
hin wird versucht, den Partner<br />
über dessen Auslinie zu schieben.<br />
Einen Ausweg suchen<br />
Partner „A“ fixiert Partner „B“ in<br />
Bauchlage am Boden entweder im<br />
„Schwitzkasten“ oder indem Partner<br />
„A“ im rechten Winkel auf seinem<br />
Bauch liegt und ihn mit seinem<br />
gesamten Gewicht belastet. Nach<br />
der Aufforderung: „Probiert mal aus,<br />
wie Ihr Euch befreien könnt“, hat<br />
der fixierte Partner 30sec Zeit, sich<br />
aus dieser Lage zu befreien.<br />
Drei-Felder-Kampf<br />
Die gesamte Mattenfläche wird in<br />
drei gleich große Felder eingeteilt.<br />
Alle Kinder befinden sich zu Beginn<br />
des Spiels im ersten (äußeren) Feld<br />
(1) und versuchen, so lange wie<br />
möglich in diesem Feld zu bleiben,<br />
aber gleichzeitig die anderen in das<br />
zweite (mittlere) Feld (2) zu<br />
drängen. Dabei ist das Anfassen an<br />
der Kleidung bzw. an den Schultern<br />
erlaubt. Diejenigen, die in das Feld<br />
zwei gedrängt worden sind, dürfen<br />
weitere Mitspieler aus Feld eins<br />
herausholen und in Feld (3)<br />
drängen. Gewonnen hat, wer bis<br />
zuletzt in Feld eins geblieben ist,<br />
zweite Sieger sind die, die sich in<br />
Feld 2 befinden. Es ist nur max.<br />
Kniestand erlaubt.<br />
Fazit<br />
Nicht der konfliktfreie Kindergarten ist<br />
das Ziel gewaltpräventiver Maßnahmen,<br />
sondern die Vermittlung eines Verhaltens<br />
bzw. einer Verhaltensdisposition,<br />
die einen sozial angemessenen Umgang<br />
miteinander ermöglicht. Gewaltpräventive<br />
Maßnahmen geben v. a. den<br />
Kindern Hilfestellung und Orientierung,<br />
bei denen eine Häufung von Risikofaktoren<br />
auf die Entwicklung aggressiven<br />
bzw. gewaltbereiten Verhaltens<br />
hindeutet. Erziehung und Förderung im<br />
r Abb. 8: Rückenschieben<br />
r Abb. 9: Ausweg suchen<br />
r Abb. 10a: Dreifelderkampf r Abb. 10b: Dreifelderkampf<br />
33
34<br />
Gegen Gewalt ankämpfen: Ringen und Raufen als präventives Angebot im Kindergarten<br />
Kindergarten sollten jedoch insgesamt<br />
zur Konfliktfähigkeit und zur Verinnerlich<br />
einer Streitkultur, die trotz unterschiedlicher<br />
Meinung den anderen<br />
respektiert, beitragen. Dazu gehört<br />
nicht nur, Kindern entsprechende<br />
Angebote zu machen, sondern sich der<br />
Vorbildfunktion als Erwachsener<br />
bewusst zu sein.<br />
Das Thema Ringen und Raufen setzt als<br />
ein eher unspezifisches Angebot an der<br />
Stärkung der Gesamtpersönlichkeit des<br />
Kindes wie an der Vermittlung basaler<br />
Kompetenzen an und ergänzt bzw.<br />
unterstützt damit in geeigneter Weise<br />
spezifische gewaltpräventive Programme.<br />
Als weitgefächertes Erfahrungsfeld<br />
können Kinder spielerisch den<br />
Umgang mit „Nähe und Distanz“ üben<br />
und eigene Grenzen entdecken. Die<br />
Erfahrungen tragen zum Aufbau eines<br />
positiven Selbstbildes bei und stabilisieren<br />
das Vertrauen in sich und andere.<br />
Gewalt? Nein Danke!<br />
Literatur<br />
beta Institut (2003): Papilio® – Ein<br />
Programm für Kindergärten zur<br />
Primärprävention von Verhaltensproblemen<br />
und zur Förderung<br />
sozial-emotionaler Kompetenz.<br />
www.papilio.de<br />
Beudels, W. (2002): Ich lass’ mich<br />
doch nicht unterkriegen –<br />
Ringen und Raufen in der<br />
Förderung mit sog. hyperaktiven<br />
Kindern. In: S. Schönrade et al.<br />
(Hrsg.): Kindheit ans Netz.<br />
Dortmund: borgmann<br />
publishing, 87–104.<br />
Beudels, W. (2003): Raufen und<br />
Rangeln. Das soll Bewegungs-<br />
und Entwicklungsförderung<br />
sein? In: A. Anspieler (Red.):<br />
Fürsorge und Aufsicht in<br />
Kindergärten und Kindertagesstätten.<br />
Ratgeber Sicherheit.<br />
Berlin: Raabe.<br />
Beudels, W./Anders, W. (2002): Wo<br />
rohe Kräfte sinnvoll walten.<br />
Handbuch zum Ringen, Rangeln<br />
und Raufen in Pädagogik und<br />
Therapie. 2. Aufl. Dortmund:<br />
borgmann publishing.<br />
Bundesministerium für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend –<br />
BMFSFJ (2004) (Hrsg.): Soziale<br />
Kompetenz für Kinder und<br />
Familien. Ergebnisse der<br />
Erlangen-Nürnberger Entwicklungs-<br />
und Präventionsstudie.<br />
Bonn.<br />
Cierpka, M. (Hrsg.). (2003): FAUST-<br />
LOS. Ein Curriculum zur<br />
Förderung sozialemotionaler<br />
Kompetenzen und zur Gewaltprävention<br />
für den Kindergarten.<br />
Göttingen: Hogrefe.<br />
Funke, J. (1983): Sportunterricht als<br />
Körpererfahrung. Reinbek:<br />
Rowohlt.<br />
Funke, J. (1988): Ringen und<br />
Raufen. In: Sportpädagogik, 22<br />
(4), 13–22.<br />
Funke–Wieneke, J. (1994): Pankration<br />
im Schulsport? Versuch einer<br />
sonderpädagogischen Argumentation<br />
zum Vorhaben der<br />
„Selbstverteidigung für Mädchen“.<br />
In: sportunterricht, 43 (6),<br />
259–261.<br />
Gerdes, L. (1998): Zweikämpfen mit<br />
Kontakt als Übung im Vertrauen.<br />
In: Sportpädagogik, 22 (5), 50–<br />
53.<br />
Gerr, R. (1982): Ringen und Raufen<br />
als psychomotorisches Bildungs-<br />
und Erziehungsmittel. Dortmund:<br />
<strong>Verlag</strong> modernes lernen.<br />
Happ, S. (1998): Zweikämpfen mit<br />
Kontakt. In: Sportpädagogik, 22<br />
(5), 13–23.<br />
Koglin, U./Petermann, F. (2006):<br />
Verhaltensstraining im Kindergarten.<br />
Ein Programm zur<br />
Förderung sozial emotionaler<br />
Kompetenz. Göttingen: Hogrefe.<br />
Leuzinger-Bohleber, M./Wolff, A./<br />
Fischmann,T. (2007): Frankfurter<br />
Präventionsstudie - Aggression<br />
und Gewalt schon im Kindergarten<br />
vorbeugen. In: Die Ersatzkasse,<br />
Fachzeitschrift der Ersatzkassenverbände,<br />
3, 104–105.<br />
Lüders C./Holthusen, B (2007):<br />
Gewalt als Lernchance. Jugendliche<br />
und Gewaltprävention.<br />
Manuskript, Vortrag auf dem 12.<br />
Deutschen Präventionstag. In:<br />
Deutsches Jugendinstitut<br />
(Hrsg.): Strategien der Gewaltprävention.<br />
München.<br />
Matthiass, R. (1998): Miteinander<br />
ringen, raufen, kämpfen und<br />
Vertrauen entwickeln. In:<br />
Sportpädagogik (4), 35–40.<br />
Miethling, W. D. (1996): Aggressionen<br />
im Sportunterricht. In:<br />
Sportpädagogik, 20 (4), 19–31.<br />
Müller, B. (1996): Gegeneinander<br />
kämpfen – um friedlich miteinander<br />
sein zu können. In:<br />
Sportpädagogik, 20 (4), 41–46.<br />
Rieder, H. (1980): Warum sind<br />
Ringen und Raufen in Vorschul-<br />
und Schulsport heute verpönt?<br />
In: Motorik, 3 (4).<br />
Schick, A. (2006): Gewaltprävention<br />
in Grundschule und Kindergarten<br />
mit Faustlos. In: Psychoanalyse<br />
im Widerspruch, 35, 91–106.<br />
Schick, A., & Cierpka, M. (2003).<br />
Faustlos: Evaluation eines<br />
Curriculums zur Förderung<br />
sozial-emotionaler Kompetenzen<br />
und zur Gewaltprävention<br />
in der Grundschule. Kindheit<br />
und Entwicklung, 12, 100–110.<br />
Schick, A., & Cierpka, M. (2004).<br />
Evaluation des Faustlos-<br />
Curriculums für den Kindergarten.<br />
Stuttgart: Landesstiftung<br />
Baden-Württemberg.<br />
Zimmer, R. (2007): Bildung durch<br />
Bewegung – Bewegung in der<br />
Bildung. In: Motorik 1 (30), 3–11.
Norbert Meller<br />
Das H.E.A.R.T.© Konzept<br />
Gewaltprävention in einer stationären Einrichtung<br />
der Erziehungshilfe<br />
Das im Modell „Leben lernen“ angewandte H.E.A.R.T.© Konzept (Holistic & Educational<br />
Anger Response Training) ist ein ganzheitlich-erzieherisches Interventionsprogramm<br />
basierend auf den Grundlagen taoistischer Philosophie und den daraus<br />
entstandenen TCA (Traditional Chinese Arts – Taoist Cultural Arts). Erstmalig wurde<br />
in einem intensivpädagogischen Kontext ein systematisches Präventionskonzept<br />
nach den Methoden der TCA angewandt und im Alltag praktiziert. In den so<br />
genannten Out of Range Situationen wurde die Interventionsstrategie der TCA<br />
auch zur körperlichen Begrenzung angewandt. Mit Respekt und Würde begegnen<br />
wir den Kindern und Jugendlichen in deren größter Krise, die wir als Out of Range<br />
Situation bezeichnen. Dieses Begegnen ist immer auch ein körperliches Begegnen.<br />
Die von Günder (unveröffentlicht) durchgeführte vierjährige Evaluation des Modells<br />
„Leben lernen“ konnte u. a. eine signifikante Verminderung aggressiver Verhaltensmuster<br />
nachweisen.<br />
Einleitung<br />
Die öffentliche Diskussion über Gewalt<br />
von Kindern und Jugendlichen ist seit<br />
einiger Zeit wieder aufgeflammt: immer<br />
neue Schreckensnachrichten suggerieren<br />
einen brutalen Lebensalltag für<br />
Kinder und Jugendliche, doch dieser<br />
Eindruck ist nur bedingt richtig. Durch<br />
das jahrelange Dauerbombardement<br />
von realen Gewalttaten und fiktiven<br />
Gewaltdarstellungen in den Medien ist<br />
in erster Linie die Sensibilisierung<br />
gesellschaftsweit gestiegen. In der<br />
wissenschaftlichen Forschung wird in<br />
allen Disziplinen zwischen körperlicher,<br />
psychischer, verbaler und sexueller<br />
Gewalt unterschieden:<br />
• Körperliche Gewalt ist die<br />
Schädigung und Verletzung eines<br />
anderen durch physische Kraft<br />
und Stärke.<br />
• Psychische Gewalt ist die<br />
Schädigung und Verletzung eines<br />
anderen durch Abwendung,<br />
Ablehnung, Abwertung, Entzug<br />
von Vertrauen, Entmutigung und<br />
emotionales Erpressen.<br />
• Verbale Gewalt ist die Schädigung<br />
und Verletzung eines<br />
anderen durch beleidigende<br />
erniedrigende Worte, die manch-<br />
mal schärfer sein können als<br />
körperliche Attacken.<br />
• Sexuelle Gewalt schließlich ist<br />
die Schädigung und Verletzung<br />
eines anderen durch erzwungene<br />
intime Körperkontakte und<br />
andere sexuelle Handlungen, die<br />
dem Täter eine Befriedigung<br />
eigener Bedürfnisse ermöglicht.<br />
Die Rahmenbedingungen<br />
Träger<br />
Das Ev. Kinderheim, Jugendhilfe Herne<br />
& Wanne-Eickel gGmbH bietet ca. 200<br />
Kindern, Jugendlichen und jungen<br />
Erwachsenen Betreuungsmöglichkeiten<br />
im stationären, teilstationären und<br />
flexiblen, bzw. ambulanten Bereich an.<br />
Lage<br />
Wir bewohnen ein ehemaliges Bauernhaus<br />
in Alleinlage in ländlicher Gegend<br />
ca. 15 km südlich von Münster. Das<br />
Haus hat ca. 450 qm Wohn- und<br />
Nutzflächen. Es bietet 6 Kindern/<br />
Jugendlichen Einzelzimmer mit<br />
Gemeinschaftsduschen/-bädern. Zum<br />
Haus gehören eine Scheune mit<br />
weiteren Nutzungsmöglichkeiten und<br />
ein ca. 3700 qm großes Grundstück.<br />
Über die Kerngruppe hinaus bieten wir<br />
ein integriertes Verselbstständigungskonzept<br />
aufgeteilt in drei Phasen:<br />
• Phase I: hier bewohnen max.<br />
2 Jugendliche eine im Gebäude<br />
angeschlossene Einliegerwohnung.<br />
• Phase II: hier bewohnen jeweils max.<br />
2 Jugendliche eine Wohnung<br />
außerhalb des Stammhauses.<br />
• Phase III: entspricht dem Sozialpädagogisch<br />
Betreuten Wohnen (SBW).<br />
Aufnahme<br />
Rechtliche Grundlage für eine Aufnahme<br />
sind die §§ 27, 34, 35 und 35a<br />
KJHG.<br />
Zielgruppe<br />
Aufgenommen werden Mädchen und<br />
Jungen im Alter zwischen 12 und 16<br />
Jahren, bei denen in mehreren Bereichen<br />
der Persönlichkeit schwere<br />
Störungen der charakterlichen Konstitution<br />
und des Verhaltens vorliegen,<br />
und die mit persönlichen und sozialen<br />
Beeinträchtigungen einhergehen.<br />
Förderziele<br />
Planmäßige Ziele der intensivpädagogischen<br />
Betreuung sind, in einem<br />
kreativen pädagogischen Prozess die<br />
nicht erkannten Stärken und Fähigkeiten<br />
des einzelnen Kindes/Jugendlichen<br />
erfahrbar zu machen, um damit<br />
eine Lebensqualität definieren zu<br />
können, welche die Symptome der<br />
Auffälligkeiten abbaut, seine Fähigkeiten<br />
und seinen Willen stärken und<br />
um Verhaltenssicherheiten im Umgang<br />
mit sich selbst und der Umwelt zu<br />
gewinnen.<br />
Mitarbeiter<br />
In diesem Hilfeangebot sind ausschließlich<br />
Pädagogen mit Zusatzausbildungen<br />
35
36<br />
Das H.E.A.R.T.© Konzept<br />
beschäftigt. Personalanhaltswert<br />
pädagogischer Mitarbeiter: 1:0,86.<br />
Entwicklungsförderung nach<br />
dem H.E.A.R.T.© Konzept<br />
(Holistic & Educational Anger<br />
Response Training)<br />
Grundlagen<br />
Das H.E.A.R.T.© Konzept ist entstanden<br />
aus dem Zusammentreffen von<br />
gewalttätigen, schwersttraumatisierten<br />
Kindern und Jugendlichen und dem<br />
Dipl.-Heilpädagogen Norbert Meller,<br />
gleichzeitig auch TCA Lehrer (Traditional<br />
Chinese Arts – Taoist Cultural Arts).<br />
H.E.A.R.T.© besteht aus zwei Modulen:<br />
Norbert Meller<br />
Dipl.-Heilpädagoge<br />
Psychotraumatologischer Fachberater;<br />
TCA Master; langjährige Leitung des<br />
Intensivpädagogischen Modells „Leben<br />
lernen“ im Ev. Kinderheim Herne;<br />
Lehrbeauftragter der FH Dortmund;<br />
Dozent bei Fachpool Fortbildungsgesellschaft;<br />
seit 1977 persönlicher und<br />
höchstgraduiertester Schüler außerhalb<br />
Englands von Prof. Chee Soo (†1994),<br />
dem letzten Großmeister des legen-<br />
dären Lee Stils; Gründer und Senior<br />
Instructor der Taoist Movement (TAMO<br />
e. V.); für den Kösel <strong>Verlag</strong> Übersetzungen<br />
einiger Bücher seines Lehrers<br />
ins Deutsche; Publikation eigener<br />
Schriften unter taoist.de.<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
Ev. Kinderheim Herne Modell<br />
„Leben lernen“<br />
Kreuzbauerschaft 15<br />
48308 Senden-Ottmarsbocholt<br />
Telefon: 0 25 98/92 97 04<br />
E-Mail: nmeller@gmx.de<br />
• Modul I beschäftigt sich mit TCA als<br />
Gewaltprävention, basierend auf<br />
dem taoistischen Selbstregulationsmodell.<br />
• Modul II vermittelt TCA im Kontext<br />
von Krisenintervention, einschließlich<br />
körperlicher Begrenzung –<br />
physical restraint wie es im englischsprachigen<br />
Bereich formuliert<br />
wird.<br />
Die Leitsymptome bei fast allen<br />
traumatisierten Kindern und Jugendlichen<br />
sind impulsiv-aggressive<br />
Gewaltdurchbrüche, Konzentrationsstörungen,<br />
soziale Interaktionsstörungen<br />
und Leistungsverweigerung. Hinzu<br />
kommt eine permanent erhöhte innere<br />
Anspannung, die zu häufigen Entgleisungen<br />
führt, sei es verbaler Art im<br />
Sinne von Beleidigungen oder körperlicher<br />
Art im Sinne von gewalttätigen<br />
Übergriffen. Diese ständige innere<br />
Wut, die sich nicht artikulieren lässt,<br />
diese Überflutung innerer Bilder, die<br />
Angst auslösen; Angst, die wieder in<br />
Wut umschlägt. Es gibt für die<br />
Kinder und Jugendlichen scheinbar<br />
keinen Halt, weder innerlich noch<br />
äußerlich.<br />
Aus diesen Beobachtungen heraus<br />
ergeben sich die folgenden inhaltlichen<br />
Anforderungen:<br />
• Arbeit an den Quellen, d. h.<br />
traumapädagogische Lebensbewältigung,<br />
• Umwandlung der inneren<br />
Anspannung in Entspannung,<br />
• Umlenkung negativ aggressiver<br />
Entladung in positive Energie,<br />
• Aufbau sozialer Kompetenzen,<br />
• Entwicklung eines positiven<br />
und leistungsbereiten Selbstbildes,<br />
• eingebettet in ein lebenspraktisches,<br />
philosophisch orientiertes<br />
Weltbild, geprägt von Respekt<br />
und Würde im Umgang miteinander<br />
und mit der Natur.<br />
Die taoistische Philosophie manifestiert<br />
sich in TCA. TCA ist sozusagen „Philosophie<br />
in Bewegung“. Das taoistische<br />
Modell eines sich selbst regulierenden<br />
Systems wie es im Yin/Yang-Konzept<br />
ausgedrückt wird, führte zur Entwicklung<br />
und Anwendung von TCA im Sinne<br />
einer präventiven „Selbstregulationstherapie“.<br />
TCA als Selbstregulationstherapie<br />
Systematisches Entspannungstraining:<br />
Das TCA-Training basiert auf der<br />
Überzeugung, dass wir unser<br />
wirkliches Kraftpotential nur in<br />
einem entspannten Zustand<br />
erreichen. Das konkrete Training ist<br />
das Einüben der vier Prinzipien des<br />
Chi-Konzeptes, das weiter unten<br />
beschrieben wird. Wichtig ist die<br />
Tatsache, dass zu jedem Training<br />
auch das gegenseitige Testen von<br />
Kraft gehört. Entspannte Kraft<br />
eben. Was uns zum nächsten Punkt<br />
führt.<br />
Persönlichkeitsentwicklung:<br />
Große Kraft bedeutet immer auch<br />
große Verantwortung. Verantwortung<br />
gegenüber sich selbst, seinen<br />
Mitmenschen und der Natur. Respekt<br />
und Würde im Umgang miteinander<br />
sind konkret zu erlebende Inhalte<br />
jeden TCA-Trainings und Grundlage<br />
jeder erzieherischen Haltung.<br />
Integration kämpferischer Elemente:<br />
Aggression ist in jedem von uns und<br />
es ist wichtig, dieses Element<br />
positiv zu erleben. Sich in Einheit<br />
mit seinem Partner zu bewegen,<br />
kämpferisch, ohne Sieger und<br />
Besiegten, den Fluss der Einheit zu<br />
fühlen, wie aus einem ICH und DU<br />
ein WIR entsteht.<br />
Das Interaktionskonzept I Fu Shou –<br />
Fühlende Hände:<br />
Dieses WIR entsteht gewissermaßen<br />
aus einem Loslassen eigener Ziel-<br />
gerichtetheit hin zu einem Sich-<br />
Einlassen auf seinen Partner. Diesen<br />
zu fühlen, seine Bewegungen zu<br />
fühlen und das noch nicht Geschehene<br />
zu antizipieren, ist anzustrebendes<br />
Ziel.<br />
Graduierungssystem:<br />
Das Curriculum der TCA ermöglicht<br />
ein entsprechendes individuelles<br />
Weiterkommen und findet seine<br />
äußere Symbolik in einer Graduierung.<br />
Gleichzeitig ist jede Graduierung<br />
immer auch mit Statuszuwachs<br />
verbunden und kann somit<br />
positiv für den erzieherischen<br />
Prozess genutzt werden.
TCA im Kontext von (körperlicher)<br />
Krisenintervention<br />
Im Alltag einer intensivpädagogischen<br />
Gruppe (aber nicht nur dort) gibt es<br />
häufig massiv regelverletzende Übergriffe,<br />
die eine sofortige Intervention<br />
erfordern. Wir sprechen dann von „Out<br />
of Range“, wenn Kinder und Jugendliche<br />
ausrasten, keine Selbststeuerung<br />
mehr haben, nicht mehr sprachlich<br />
erreichbar sind, Eigen- und Fremdgefährdung<br />
drohen. Wir begleiten die<br />
Kinder und Jugendlichen mit Respekt<br />
und Würde in einer solchen existentiellen<br />
Krise, die immer auch deren<br />
Körperlichkeit impliziert.<br />
TCA als systematisches Gewaltpräventionsprogramm<br />
– Philosophie<br />
Das Ziel taoistischer Philosophie ist es,<br />
eine Lebensführung zu praktizieren, die<br />
sich im Einklang mit der Natur befindet.<br />
Dies bedeutet letztlich im Gleichgewicht<br />
innerer und äußerer Einflüsse zu<br />
sein. Der Taoismus kennt keine schriftlichen<br />
Glaubenssätze oder Gebote und<br />
kann nicht über eine ausschließlich<br />
intellektuelle oder sprachliche Weise<br />
verstanden werden. Taoismus gründet<br />
sich auf den Prinzipien der Natur und<br />
wie wir natürliche Situationen als einen<br />
Lerngegenstand begreifen können, um<br />
Menschen bei der Lösung ihrer vielfältigen<br />
Probleme zu unterstützen, sei es<br />
physischer, geistiger, seelischer oder<br />
emotionaler Natur.<br />
Kernideen der taoistischen<br />
Philosophie<br />
Spontaneität und Kreativität: Kinder und<br />
Jugendliche reagieren in der Regel<br />
ungehalten auf Beschränkungen oder<br />
Verhaltensregeln, wie sie sich als<br />
zukünftige Erwachsene zu verhalten<br />
haben. Jede Strategie, die auf rigiden<br />
oder dogmatischen Vorstellungen<br />
beruht, ist zum Scheitern verurteilt, da<br />
jedes Kind/jeder Jugendliche diese<br />
umgehen wird. Dies funktioniert jedoch<br />
nicht, wenn eine erzieherische Haltung<br />
des annehmenden Verstehens praktiziert<br />
wird. Regeln sind dazu da, um uns<br />
unsere Verhaltensweisen zu vereinfachen.<br />
Die Tatsache, dass jeder Mensch<br />
verschieden ist, führt zu einer individuellen<br />
Sichtweise; somit erfordert jede<br />
professionelle Arbeit mit Kindern und<br />
Jugendlichen eine spontane und<br />
annehmende Herangehensweise an jede<br />
neue Situation.<br />
Flexibilität und Nachgiebigkeit: Flexibilität<br />
umfasst sowohl den geistigen als<br />
auch den körperlichen Bereich. Nachgiebigkeit<br />
ermöglicht die Entwicklung<br />
eigener Sensitivität, die in der Übung<br />
„Fühlende Hände“ zur Perfektion<br />
gelangt. Nachgiebigkeit schützt nicht<br />
nur uns vor Verletzungen, sondern auch<br />
den Angreifer – als Ergebnis unserer<br />
Anwendung von Kontrolltechniken. Alle<br />
taoistischen Techniken sind in der<br />
Gesundheit verwurzelt und das letzte,<br />
was wir wollen, ist jemandem Schaden<br />
zuzufügen. Unsere Trainingsmethoden<br />
ermöglichen es, den „Chi”-Fluss zu<br />
erfahren, d. h. unsere eigene innere<br />
Energie. Dies ist der Weg, sowohl unsere<br />
Sinne als auch unsere innere Balance,<br />
den Zustand einer tiefen inneren Ruhe<br />
zu entwickeln, als die wohl beste<br />
Voraussetzung, um sich in gewalttätigen<br />
Situationen zu verteidigen.<br />
Sensitivität: Dies ist die Kernkompetenz,<br />
die uns das richtige Handeln zur<br />
richtigen Zeit ermöglicht: Sie kann<br />
nicht ersetzt werden durch clevere<br />
Rezepte, Handlungsanweisungen oder<br />
standardisierte Handlungsroutinen. Ein<br />
Sensitivitätstraining führt zu erheblichen<br />
Verbesserungen der Wahrnehmung<br />
und zu einem erhöhten Bewusstsein<br />
für potentiell gefährliche<br />
Situationen. Sensitivität ist immer<br />
einem an Regelkatalogen orientierten<br />
Denken und Handeln überlegen, da<br />
dieses erstens längere Zeit zur Verinnerlichung<br />
benötigt und zweitens bei<br />
unvorhersehbaren Änderungen versagt.<br />
Regenerierung, Fluss: Die beste Art der<br />
Bewegung sind Kreise, Kreise regenerieren<br />
die Energie, die sonst verpuffen<br />
würde. Wenn jemand angreift und man<br />
mit einer geraden Blockbewegung<br />
reagiert, verlässt man sich hauptsächlich<br />
auf seine stärkere physische Kraft,<br />
um den Angriff umzulenken. Aber was<br />
ist, wenn der Angreifer physisch stärker<br />
ist? Offensichtlich ist diese Strategie<br />
nicht immer effektiv. Dagegen ist eine<br />
kreisförmige Bewegung deutlich<br />
effektiver, da sie eine Reaktion beim<br />
Angreifer provoziert, die genutzt werden<br />
kann, um das Gleichgewicht zu lenken,<br />
wodurch die ursprüngliche Kraft des<br />
Angreifers sich gegen ihn selbst richtet.<br />
Yin und Yang, Selbstregulation: Yang<br />
verkörpert direkte Aktion, Aktivität und<br />
Erweiterung, wohingegen Yin das<br />
Indirekte, Passivität und Kontraktion<br />
verkörpert. In der traditionellen taoistischen<br />
Medizin spielt das Yin/Yang-<br />
Konzept eine bedeutende Rolle und alle<br />
Krankheiten können letztendlich einer<br />
der beiden Kategorien zugeordnet<br />
werden. Das Yin/Yang-Prinzip beinhaltet<br />
Gegensätze und doch befinden sich<br />
beide in einer harmonischen Balance<br />
miteinander. Die Balance von Yin und<br />
Yang ist dynamisch und somit permanent<br />
verändernd, deshalb ist eine<br />
flexible Haltung so außerordentlich<br />
wichtig. Yin und Yang sind keine<br />
abstrakten Konstrukte, sondern natürliche,<br />
reale Prinzipien, die wir jeden Tag<br />
beobachten können: sei es im Wechsel<br />
der Jahreszeiten, im Wechsel von Tag<br />
und Nacht oder im Wechsel des Wetters.<br />
Wenn ein Element extrem wird,<br />
verändert es sich ins Gegenteil, deshalb<br />
ist ein Zulassen natürlicher Kreisläufe<br />
von größter Bedeutung.<br />
Ganzheitliche Sicht: Sämtliche beschriebenen<br />
Prinzipien sind miteinander<br />
verbunden und dürfen nicht isoliert<br />
betrachtet werden. Weitere Gesichtspunkte<br />
sind die Ernährung, die Umgebung,<br />
der geistige, physische und<br />
emotionale Zustand, sowie eher energetische<br />
Hinweise, die zu diagnostischen<br />
Zwecken genutzt werden und zu einem<br />
vertieften Verständnis gegebener<br />
Situationen führen.<br />
Praxis<br />
TCA ist Philosophie in Bewegung,<br />
sozusagen die bewegungsmäßige<br />
Umsetzung der philosophischen<br />
Konzepte in seinen drei elementaren<br />
Bereichen: den Bewegungs-, Kampf-<br />
und Heilkünsten.<br />
Zu den Bewegungskünsten zählen:<br />
• T’ai Chi – Meditation in Bewegung<br />
• Tao Yin – Atemübungen<br />
• K’ai Men – Die taoistische Version<br />
des Yoga und der spezielle Chi Kung<br />
Stil der Lee-Familie. Übungen mit<br />
dem Ziel der Entwicklung, Stimulierung<br />
und Lenkung der Chi-Energie.<br />
Chi ist als Lebensenergie, als innere<br />
Kraft, als energetische Grundsubstanz<br />
allen Lebens zu verstehen.<br />
• I Fu Shou – Fühlende Hände,<br />
Taoistische Interaktionstherapie.<br />
37
38<br />
Das H.E.A.R.T.© Konzept<br />
Zu den Kampfkünsten zählen:<br />
• Feng Shou – weiches Kung Fu<br />
• Chi Shu – Balancearbeit,<br />
Wurftechniken<br />
• Chuai Shaio – Bodenkampf.<br />
Zu den Heilkünsten zählen:<br />
• Tuina – Energie- und Druckpunktmassage,<br />
sie soll innere und äußere<br />
Blockaden und Verspannungen lösen,<br />
und den inneren Energiefluss<br />
anregen.<br />
• Ch‘ang Ming – Übersetzt bedeutet<br />
dies, die „Kunst des langen Lebens“. Im<br />
taoistischen Sinne gilt es, ein zufriedenes,<br />
sinnerfülltes und gesundes<br />
Leben zu genießen. Neben lebensphilosophischen<br />
Elementen umfasst<br />
Ch‘ang Ming auch konkrete Ernährungsweisen<br />
und spezielle Diäten.<br />
TCA Handlungsprinzipien<br />
als bewegungspädagogische<br />
Orientierung<br />
Neben festgelegten Bewegungsabläufen,<br />
in denen spezifische Handlungsprinzipien<br />
umgesetzt werden, folgen die<br />
Partnerübungen eher spontanen,<br />
ständig wechselnden Bewegungsabläufen,<br />
die nie vorhersehbar sind. Bewegung<br />
in Einheit von Körper und Geist<br />
basiert auf der Umsetzung folgender<br />
vier Prinzipien:<br />
• Völlige geistige und körperliche<br />
Entspannung,<br />
• das Gewicht sinken lassen, die<br />
Schultern sind entspannt, die<br />
Gelenke locker,<br />
• die Aufmerksamkeit auf den „Tan<br />
Tien“-Punkt unterhalb des Bauchnabels<br />
richten, den Atem ebenfalls dort<br />
fokussieren im Sinne einer tiefen<br />
Bauchatmung,<br />
• sein „Chi“ fließen lassen und niemals<br />
physische Kraft gebrauchen.<br />
Auch in den weiteren Handlungsprinzipien<br />
werden die taoistischen Konzepte<br />
erkennbar:<br />
• Nutze die Kraft des Nachgebens,<br />
fließe mit der Bewegung und gebrauche<br />
immer kreisförmige, runde<br />
Bewegungen.<br />
• Weiche einem Angriff immer aus, sei<br />
immer spontan und passe dich den<br />
Situationen an.<br />
• Klebe an deinem Partner und fühle die<br />
Richtung, in die du ihn lenken kannst.<br />
Die Durchführung<br />
TCA ist im Modell „Leben lernen“<br />
integrierter Bestandteil des pädagogischen<br />
Konzeptes: 2x wöchentlich<br />
trainieren alle anwesenden Kinder und<br />
Jugendlichen für 1 Stunde. Es hat sich<br />
im Laufe der Jahre ergeben, dass ein<br />
Termin inhaltlich den Schwerpunkt<br />
mehr auf Partnerübungen legt. Der<br />
zweite Termin hat seinen Schwerpunkt<br />
in den Formen, im Chi Kung und der<br />
Massage. Je nach pädagogischem<br />
Prozess gibt es zusätzliche Einzeltrainings<br />
bzw. Partnerübungen. In den<br />
Sommerferien gibt es für alle Kinder<br />
und Jugendlichen ein einwöchiges<br />
Sommercamp.<br />
Die anfänglichen Reaktionen der Kinder<br />
und Jugendlichen auf das Training<br />
reichen von einem skeptischen „Ichmuss-ja“<br />
inklusiver leichter tendenzieller<br />
Verweigerung bis hin zu wirklicher<br />
Freude. Es überrascht nicht, dass<br />
der Anteil koordinationsgestörter Kinder<br />
und Jugendlicher unter denjenigen mit<br />
ablehnender Haltung deutlich überwiegt.<br />
Da TCA in einer Atmosphäre des<br />
gegenseitigen Respekts und des<br />
würdevollen Umgangs miteinander<br />
stattfindet, trauen sich die Kinder und<br />
Jugendlichen mit der Zeit an Bewegungsabläufe,<br />
die sie früher abgelehnt<br />
hätten, und beginnen Schrittweise<br />
koordinative Kompetenzen aufzubauen.<br />
In Verbindung mit den interaktiven<br />
Partnerübungen beginnen sich schon<br />
sehr bald nach dem Beginn des<br />
Trainings positive Veränderungen<br />
hinsichtlich der sozialen Kompetenz zu<br />
zeigen. Dies bestätigt auch die vierjährige<br />
Evaluation von Günder, der eine<br />
signifikante Verminderung aggressiver<br />
Verhaltensweisen feststellen konnte.<br />
Damit sich der Leser ein anschauliches<br />
Bild von der praktischen Durchführung<br />
machen kann, haben wir eine Präsentations-CD<br />
online gestellt, die Sie<br />
downloaden können (unter www.taoist.<br />
de).<br />
Out of Range: Wenn Kinder<br />
und Jugendliche ausrasten<br />
Definition: Impulsive, aggressive Aktion<br />
verbunden mit einem Steuerungs-<br />
Kontrollverlust.<br />
Symptome: Körperlicher Angriff,<br />
Zerstörung von Gegenständen, Hyperaktivität,<br />
erhebliche körperliche<br />
Anspannung, Selbstverletzung, keine<br />
verbale Ansprechbarkeit, Schreien, Zorn<br />
und Wut, Gewalt.<br />
Handlungsstrategien in<br />
Out of Range-Situationen<br />
• Vor einer Out of Range-Situation<br />
Prophylaktische Interventionen, mit<br />
dem Ziel einer Reduzierung von<br />
Spannungszuständen durch TCA-<br />
Methoden.<br />
• Beginn einer Out of Range-Situation<br />
Handle offensiv, sei entschlossen,<br />
schnell und effektiv mit einer klaren<br />
Körpersprache. Kurze und klare<br />
verbale Anweisung, trenne die Kinder<br />
und Jugendlichen. Mach alles<br />
einfach, gebrauche Humor und<br />
Übertreibung. Das Ziel ist, die<br />
Situation zu kontrollieren, gemäß<br />
dem taoistischen Konzept des „wuwei“.<br />
• Körperlichkeit einer Out of Range-<br />
Situation: Körperliches Lenken und<br />
Kontrollieren des Kindes/Jugendlichen<br />
unter strikter Beachtung der<br />
4 Prinzipien des Chi-Konzeptes.<br />
Die Beendigung der Körperlichkeit<br />
erfolgt nach einem vorher vereinbarten<br />
Signal.<br />
• Ende einer Out of Range-Situation<br />
Evtl. Aufräumen zerstörter Gegenstände,<br />
schriftliche und mündliche<br />
Entschuldigung, Zeit für positive<br />
Interaktion mittels Massage,<br />
Reflexion mit dem Kind/Jugendlichen,<br />
Entwicklung alternativer<br />
Handlungsweisen, schriftliche<br />
Dokumentation des Vorfalls, Information<br />
des Jugendamtes/der Eltern,<br />
Thematisierung beim nächsten<br />
Hilfeplangespräch, Reflexion und<br />
Supervision des Teams/Mitarbeiters.<br />
Literatur<br />
bsj-Marburg (Hg.) (1996): Bambule<br />
- Dokumentation der Fachtagung<br />
Gewalt im Kontext von<br />
Jugendhilfe und Jugend-<br />
psychiatrie. Marburg: bsj-<br />
Eigenverlag.<br />
Engel, U./Hurrelmann, K. (1994 2 ):<br />
Was Jugendliche wagen.<br />
Weinheim/München: Beltz.<br />
Gall, R. (2001): Warum es gut sein<br />
kann, böse Menschen schlecht<br />
zu behandeln! Coolness-
Training® für gewaltbereite<br />
Kinder und Jugendliche - ein<br />
Konzept zur konfrontativen<br />
Pädagogik. In: Lernende Schule,<br />
Heft 13, 2001.<br />
Hurrelmann, K. (2001): Schule und<br />
Gewalt - die gegenwärtige<br />
Diskussion. In: Lernende Schule,<br />
Heft 13, 2001.<br />
Müller, W. (2000): Konzept für die<br />
Anti-Gewalt-Veranstaltungen<br />
der Berliner Polizei mit Schulklassen<br />
und Gruppen. In: Texte<br />
zur Inneren Sicherheit: Bestandsaufnahme,Präventionsstrategien<br />
und Modell projekte<br />
gegen rechtsextremistische<br />
Jugendgewalt. Hrsg. vom<br />
Bundesministerium des Inneren<br />
(Band I/00).<br />
Meller, N. (2003): Das Tao der<br />
Erkenntnis. Reflexionen und<br />
Einsichten eines Taoisten in der<br />
heutigen Zeit. Gronau: Taoist<br />
<strong>Verlag</strong>.<br />
Meller, N. (2004): Grundlagen<br />
taoistischer Psychologie.<br />
Einführung in die Grundlagen<br />
einer spirituellen Psychologie.<br />
Gronau: Taoist <strong>Verlag</strong>.<br />
Meller, N. (2005): Das H.E.A.R.T.<br />
Konzept. Respekt und Würde im<br />
Angesicht von Wut und Gewalt<br />
– ein ganzheitlich-erziehe-<br />
Die Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich<br />
risches Interventionsprogramm<br />
basierend auf den Grundlagen<br />
taoistischer Philosophie.<br />
Gronau: Taosit <strong>Verlag</strong>.<br />
Meller, N. (2006): Das Tao Konzept.<br />
Reflexionen über die Grundlagen<br />
taoistischer Philosophie. Gronau:<br />
Taoist <strong>Verlag</strong>.<br />
Nolting, H.-P. (2000 19 ): Lernfall<br />
Aggression. Hamburg: Rowohlt.<br />
Schwabe, M. (2002 3 ): Eskalation<br />
und De-Eskalation in Einrichtungen<br />
der Jugendhilfe. Konstruktiver<br />
Umgang mit Aggression<br />
und Gewalt in Arbeitsfeldern<br />
der Jugendhilfe. Frankfurt a. M.:<br />
gfh.<br />
sucht ins Departement Pädagogisch-therapeutische Berufe per 1. September 2008 oder nach Vereinbarung<br />
Leiterin/Leiter Studiengang Psychomotoriktherapie (100%)<br />
(Schwerpunkt: Schulbezogene Entwicklungsförderung im Medium Spiel und Bewegung)<br />
Anforderungsprofil<br />
→<br />
→<br />
→<br />
Universitätsstudium im Bereich der Heil-/Sonderpädagogik/Pädagogik oder verwandter<br />
Studienfächer (z.B. pädagogische Psychologie, Bewegungserziehung)<br />
Erfahrungen und Kompetenzen im Bereich Bewegungserziehung und Entwicklungsförderung<br />
Erwünscht: Promotion sowie Qualifikation in einem wissenschaftlich fundierten<br />
pädagogisch-therapeutischen Konzept (z.B. psychoanalytische Pädagogik, systemische<br />
Theorie)<br />
Weitere <strong>Informationen</strong>: www.hfh.ch/stellenangebote<br />
39
40<br />
Bewegung = „bewegt sein“?!<br />
Kerstin Tübing<br />
Bewegung = „bewegt sein“?!<br />
Vorstellung einer erlebnispädagogischen, handlungsorientierten<br />
Trainingsmaßnahme mit Kindern/<br />
Jugendlichen im Rahmen der stationären Unterbringung<br />
Im Kontext der Intensivwohngruppe „Deine Chance“ gehören erlebnispädagogische,<br />
handlungsorientierte Trainingsmaßnahmen zum festen Bestandteil des pädagogischen<br />
Konzeptes. Der Beitrag beschreibt die Ausgangssituation der drei Teilnehmerinnen<br />
sowie die Intention und den Verlauf einer solchen Trainingsmaßnahme,<br />
die in Form einer dreitägigen Radtour stattfand. In der anschließenden Einordnung<br />
werden die Entwicklungschancen und Lernmöglichkeiten der Trainingsmaßnahme<br />
diskutiert, wobei besonderer Wert auf die Potentiale einer handlungsorientierten<br />
Vorgehensweise gelegt wird.<br />
Die Intensivwohngruppe<br />
„Deine Chance“ des<br />
Ev. Kinderheimes Herne<br />
Die Wohngruppe mit drei Mädchen und<br />
drei Jungen im Alter von 11 bis 15<br />
Jahren besteht seit Oktober 2006. Die<br />
Entwicklung der Jugendlichen ist<br />
nachhaltig beeinträchtigt. Bei ihnen<br />
liegen schwere Störungen im Bereich<br />
des Sozialverhaltens und der Emotionen<br />
sowie Defizite bei der Anerkennung von<br />
Werten und Normen vor. Der inhaltliche<br />
Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit<br />
liegt in dem Lernen durch Erfahrung<br />
und Emotion. Ein grundlegender methodischer<br />
Bestandteil der Wohngruppenarbeit<br />
ist die Motopädagogik. Für das<br />
spezielle Hilfsangebot bewohnen wir<br />
ein großes Bauernhaus mit 280 qm<br />
Wohnfläche in einer ländlichen und<br />
stark agrarwirtschaftlich geprägten<br />
Ortschaft mit ca. 400 Einwohnern.<br />
Felder und Wiesen bestimmen das<br />
landschaftliche Bild. Das Haus ist<br />
umgeben von einem großen Garten und<br />
einer anliegenden Scheune, welche<br />
vielfältige Entfaltungsmöglichkeiten<br />
und Nutzungsvarianten bietet.<br />
Darstellung der entwicklungsbezogenen<br />
Ausgangssituation der drei teilnehmenden<br />
Mädchen<br />
Die drei Mädchen leben seit Ende 2006<br />
in der Wohngruppe. Sie lebten zuvor in<br />
anderen Wohngruppen, die aber<br />
aufgrund der massiven Verhaltensproblematik<br />
eine weitere Zusammenarbeit aus<br />
pädagogischen Gesichtspunkten für<br />
nicht sinnvoll erachteten. Die Jugendlichen<br />
verfügen über ein negatives<br />
Selbstbild verbunden mit einem geringen<br />
Selbstwertgefühl und einer niedrigen<br />
Frustrationstoleranz. In für sie belastenden<br />
Lebenssituationen neigen sie zu<br />
impulsiven fremd- als auch autoaggressiven<br />
Kontrollverlusten. Anforderungen<br />
jeglicher Art werden vermieden und von<br />
ihnen vielfach mit aggressiv destruktiven<br />
oder retardiert kindlichen Verhaltensmustern<br />
beantwortet.<br />
Sie besitzen nur wenige Verhaltensweisen<br />
zur adäquaten Beziehungsgestaltung,<br />
was zu erheblichen Einschränkungen<br />
in allen Lebensbereichen führt.<br />
Intention der Trainingsmaßnahme<br />
Neben einem einwöchigen Gruppenurlaub<br />
in den Sommerferien gab es eine<br />
geschlechtsspezifische Trainingsmaßnahme,<br />
die als dreitägige Radtour<br />
geplant und durchgeführt wurde.<br />
Die Maßnahme für die Mädchen sollte<br />
die Möglichkeit schaffen, eigene<br />
Körper- und Lernerfahrungen zu<br />
sammeln, die Natur zu erleben und das<br />
Zusammenspiel der Jugendlichen<br />
notwendig zu machen, damit sie die<br />
mithin schwierigen Beziehungen<br />
untereinander klären können.<br />
Einerseits wird die Gruppe somit als<br />
soziales Lernfeld erlebt, wodurch soziale<br />
Kompetenzen erworben werden können,<br />
andererseits beinhaltet eine solche<br />
Trainingsmaßnahme die Möglichkeit,<br />
die Persönlichkeitsentwicklung und<br />
Identitätsbildung der Jugendlichen zu<br />
fördern.<br />
Ausgehend von der Wohngruppe sollte<br />
es zu einer Jugendherberge 1 am<br />
Möhnesee gehen (ca. 35 km). Von dort<br />
aus war am zweiten Tag eine Tagestour<br />
zur Bilstein-Höhle in Warstein (ca. 20<br />
km) geplant, um am dritten Tag den<br />
Heimweg anzutreten. Bereits im Vorfeld<br />
verdeutlichten sich die Pädagogen, dass<br />
mit erheblichen Widerständen von den<br />
Mädchen zu rechnen sein würde. Sie<br />
waren eine derartige Grenzerfahrung,<br />
das meint in diesem Zusammenhang die<br />
direkte Auseinandersetzung mit der<br />
Natur, die intensive physische Beanspruchung<br />
und das lange Beisammensein<br />
ohne Rückzugsmöglichkeiten (die<br />
drei teilten sich ein Herbergszimmer),<br />
nicht gewohnt.<br />
Verlaufsprotokoll der Fahrradtour<br />
Teilnehmer: Frau Tübing (päd. Mitarbeiterin),<br />
Herr Gappa (päd. Mitarbeiter),<br />
Marie (11 Jahre), Jennifer (12 Jahre),<br />
Nicole (15 Jahre) 2<br />
• Tag 1<br />
Frühmorgens „sattelten“ wir die<br />
Fahrräder. Gemeinsam überprüften wir<br />
die Beschaffenheit der Räder und die<br />
1 Die Herberge war für beide Nächte gebucht,<br />
damit die Mädchen abseits von ihrer gewohnten<br />
Umgebung die Sicherheit hatten, dass,<br />
gleich welche Unwägbarkeiten der Tag bringen<br />
würde, es immer das gleiche Haus ist, in dem<br />
wir abendlich einkehrten.<br />
2 Die Namen der Mädchen wurden aus<br />
datenschutzrechtlichen Gründen von der<br />
Autorin geändert.
drei Mädchen halfen sich untereinander<br />
beim Anbringen der Satteltaschen. Die<br />
Sonne schien und alle waren in bester<br />
Stimmung. Damit die Mädchen ihr<br />
eigenes Tempo finden, die Natur<br />
erleben konnten und nicht durch ein zu<br />
starkes Verkehrsaufkommen beeinflusst<br />
wurden, wählten wir eine Strecke<br />
abseits der Hauptstraßen. Dies führte<br />
dazu, dass bereits nach wenigen<br />
Kilometern die Orientierung verloren<br />
wurde und man sozusagen „den Urlaub<br />
mit der Reise“ beginnen konnte. Genau<br />
dieser Optimismus war es, der die<br />
Mädchen über die ersten Kilometer<br />
trug. Sie fühlten sich wie „kleine<br />
Abenteurer“ und bei der ersten Rast<br />
cremten sie sich mit Sonnenmilch und<br />
Mückenspray ein. Dieses Urlaubsgefühl<br />
hielt jedoch nicht lange an: kurze Zeit<br />
später nörgelte Nicole massiv, sie legte<br />
den Weg im „Schneckentempo“ zurück,<br />
stieg bei jeder noch so kleinen Steigung<br />
vom Rad und zwang somit die Gruppe<br />
zum ständigen Anhalten. Dessen<br />
ungeachtet fuhren (beziehungsweise<br />
warteten) wir gemeinsam weiter. Marie<br />
und Jennifer „ertrugen“ die folgenden<br />
17 Kilometer solidarisch mit Nicole,<br />
jedoch wurden beide zunehmend<br />
ungeduldiger.<br />
Für uns war erkennbar, dass es sich bei<br />
Nicoles Verhalten um eine Inszenierung<br />
handelte. Sie bestimmte durch ihre<br />
Verweigerungshaltung maßgeblich das<br />
Tempo der Gruppe und versuchte durch<br />
die aggressiv getönten Unmutsäußerungen<br />
die anderen in eine ebenso<br />
ablehnende Haltung zu bringen. Sie<br />
beschimpfte die pädagogischen<br />
Mitarbeiter, beschwerte sich über die<br />
ausgewählte Strecke und bekundete<br />
immer wieder, wie blöd sie die Aussicht<br />
auf die drei gemeinsamen Tage und das<br />
Fahrradfahren im Besonderen empfindet.<br />
Dessen ungeachtet kam eine<br />
Trennung für uns aus gruppendynamischen<br />
Gesichtspunkten nicht in<br />
Frage, die Gruppe sollte sich als<br />
Gesamtheit erfahren. Von daher fuhren<br />
wir zusammen weiter, damit alle die<br />
Herberge gemeinsam erreichen<br />
konnten.<br />
Um Maries und Jennifers positives<br />
Verhalten zu stabilisieren, fuhren Hr.<br />
Gappa und ich abwechselnd neben<br />
ihnen. Nicole wurde im face–to–face<br />
Kontakt begleitet. Dabei wurde ihr<br />
redundant das eigene Verhalten<br />
gespiegelt. Wir verdeutlichten ihr, dass<br />
der Weg zur Herberge zurückgelegt<br />
werden müsse, unabhängig davon, ob<br />
die Fahrtzeit nun 4 Stunden oder 8<br />
Stunden dauern würde.<br />
Nach einer späten Mittagspause in<br />
Verbindung mit einem Gruppenmeeting<br />
bekam Nicole von allen eine Rückmeldung<br />
bezüglich ihres destruktiven<br />
Verhaltens. Marie und Jennifer sagten<br />
ihr, dass sie sich unkollegial und<br />
kindisch verhalte.<br />
Im Anschluss verlief der letzte Teil der<br />
Strecke deutlich besser. Die drei fuhren<br />
gemeinsam weiter. Nicole stieg nicht<br />
mehr vom Fahrrad und war um eine<br />
zügige Weiterfahrt bemüht.<br />
Die Ankunft in der Herberge war dann<br />
sehr schön. Marie, Jennifer und Nicole<br />
waren froh, das „Etappenziel“ erreicht<br />
zu haben. Die Anspannung des Tages<br />
war vergessen und so alberten sie<br />
herum. Die Mädchen bezogen ihr<br />
Zimmer, richteten sich ein und genossen<br />
die Aussicht auf den Möhnesee.<br />
Nach dem Abendbrot und dem abendlichen<br />
„Blitzlicht“ 3 hatten sie Zeit, das<br />
Gelände zu erkunden. Jedoch traute<br />
sich keine, Kontakt zu den gleichaltrigen<br />
Jungen und/oder Mädchen<br />
aufzunehmen. Immer wieder suchten<br />
sie uns auf, um in der ungewohnten<br />
Umgebung ein Mindestmaß an äußerer<br />
Sicherheit und damit für sie einhergehend<br />
innere Sicherheit zu finden.<br />
• Tag 2<br />
In der morgendlichen Runde thematisierten<br />
wir, dass wir mit dem gestrigen<br />
Tempo das angestrebte Ziel, die<br />
Bilstein–Höhle, nicht erreichen würden.<br />
Dennoch hielten wir an dem Prinzip des<br />
„gemeinsamen Fahrens“ fest. Die<br />
Verhaltensweisen der jeweiligen<br />
Jugendlichen sollten die Gesamtheit der<br />
Gruppe tangieren (Beziehungsklärung),<br />
damit die daraus resultierenden<br />
Konsequenzen für die Gruppe erlebbar<br />
wurden. Alle, einschließlich Nicole, die<br />
sich für ihr gestriges Verhalten entschuldigte,<br />
bekundeten ihren Willen, die<br />
3 Bezeichnung für ein Gruppenmeeting, in dem<br />
der Tagesablauf ausgewertet wird. Hierbei<br />
handelt es sich um ein bestehendes Ritual in<br />
der Wohngruppe. Der Jugendliche reflektiert<br />
zunächst am Tagesende sein Verhalten und<br />
bekommt im Anschluss von der Gruppe und den<br />
Betreuern eine Gesamteinschätzung des Tages,<br />
mit dem Ziel, die Selbst- und Fremdwahrnehmung<br />
zu fördern.<br />
Wegstrecke fahren zu wollen. Bereits<br />
nach gefahrenen fünf Minuten täuschte<br />
jedoch Nicole Schwächeanfälle vor,<br />
zitterte auf dem Fahrrad, beschimpfte<br />
die anderen Gruppenmitglieder wie<br />
auch die pädagogischen Mitarbeiter. Sie<br />
stieg vom Rad und boykottierte die<br />
Weiterfahrt. Das Antizipieren des<br />
möglichen Scheiterns hatte zur<br />
Konsequenz, dass sie sich der Herausforderung<br />
entziehen wollte. Wir<br />
konnten sie durch ein permanentes<br />
Einzelcoaching zur Weiterfahrt motivieren.<br />
Während der Fahrt verdeutlichten<br />
wir ihr, dass die Strecke trotz anhaltender<br />
leichter Steigung fortgesetzt<br />
wird. Im Leben warten noch viele<br />
„Berge“, welche sie zu bewältigen habe<br />
und bewältigen wird. Die einzige<br />
Möglichkeit des Vorankommens war<br />
gegenwärtig, „in die Pedale zu treten“.<br />
Anhaltend wurde ihr vermittelt, dass<br />
das gezeigte Vermeidungsverhalten<br />
nicht zum Abbruch der Maßnahme<br />
führen würde.<br />
Kerstin Tübing<br />
Diplom-Sozialarbeiterin/<br />
Sozialpädagogin<br />
Zweijährige Weiterbildung zur Psychotraumatologischen<br />
Fachberaterin; in<br />
Ausbildung zur Motopädagogin (ak´M)<br />
im Arbeitsfeld Kinder- und Jugendhilfe;<br />
seit 2002 Mitarbeiterin des Ev. Kinderheims<br />
Herne. Mehrjährige Tätigkeit im<br />
Wohnprojekt „Leben lernen“; Erstellung<br />
eines handlungs- und bewegungsorientierten<br />
Intensivwohngruppenkonzeptes<br />
für Kinder ab 10 Jahren; seit 2006<br />
Umsetzung des Konzeptes als Projektleiterin<br />
in der Intensivwohngruppe<br />
„Deine Chance“.<br />
Anschrift der Verfasserin:<br />
Brahmsstr. 5<br />
48165 Münster<br />
E-Mail: kerstin.tuebing@freenet.de<br />
41
42<br />
Bewegung = „bewegt sein“?!<br />
Marie und Jennifer entdeckten währenddessen<br />
die wunderschöne Landschaft.<br />
Mit viel Elan und Freude fuhren<br />
sie die Strecke. Nach jeder bewältigten<br />
Anhöhe blickten wir zurück, um ihnen<br />
die zurückliegende Steigung zu<br />
verdeutlichen. Die beiden waren enorm<br />
stolz auf ihre Leistung und zogen<br />
hieraus Selbstvertrauen für die weitere<br />
Fahrt. Wir entwarfen die symbolischen<br />
Sätze „wir schaffen jeden Berg“ und<br />
„wo es schwer rauf geht, geht es dann<br />
leicht runter“. Aufgrund der Schwierigkeit<br />
der kommenden Wegstrecke<br />
(Steigung über eine Länge von vier<br />
Kilometern) und der zuvor erhöhten<br />
Aufmerksamkeit für Nicole entschieden<br />
wir uns, bei dieser Steigung den beiden<br />
Jüngeren unsere ungeteilte Aufmerksamkeit<br />
zu geben, damit sie den Berg<br />
ohne Absteigen bewältigen. Trotz<br />
starker Anstrengung sprachen wir ihnen<br />
Mut zu und konnten sie so zum<br />
„Durchhalten“ bewegen. Beide quiekten<br />
und jubelten, als sie erlebten, wie viel<br />
Kraft in ihnen steckt. Diesen kurzen<br />
Zeitraum nutzte Nicole, um sich<br />
unerlaubt von der Gruppe zu entfernen.<br />
Sie „haute ab“ und schmiss ihr Fahrrad<br />
demonstrativ auf die befahrene Straße,<br />
damit dies unverzüglich von den vorbeifahrenden<br />
Personen und uns gesehen<br />
wird. Nachdem wir den Weg abgesucht<br />
hatten, sahen wir ein, dass aufgrund<br />
der vielen Möglichkeiten sich im Wald<br />
zu verstecken, eine weitere Suche<br />
sinnlos war. Das Rad von Nicole ließen<br />
wir abgeschlossen am Wegesrand<br />
stehen. Wir kehrten dann zur Jugendherberge<br />
zurück, um die zuständigen<br />
Stellen, insbesondere Nicoles Eltern, zu<br />
verständigen. (Leider hatten wir in den<br />
Wäldern keinen Handyempfang). Kurze<br />
Zeit später erhielten wir einen Rückruf<br />
von ihrem Vater. Nicole befand sich in<br />
einer nahegelegenen Gaststätte. Sie<br />
wollte von ihrem Vater abgeholt<br />
werden. Dieser wusste aber bereits im<br />
Vorfeld von der Maßnahme und verwies<br />
seine Tochter an uns. Schließlich holten<br />
wir Nicole dort ab. Im anschließenden<br />
Gruppenmeeting erörterten wir den Tag<br />
und konfrontierten Nicole mit ihrem<br />
Verhalten. Sie erlebte, dass ihr Verhalten<br />
immer Auswirkungen auf ihre<br />
direkte Umwelt hat und somit maßgeblich<br />
die Reaktionen der Mitmenschen<br />
beeinflusst. Daneben wollten wir sie in<br />
die Lage versetzen, die Anforderung zu<br />
bewältigen, damit sie ihre inneren<br />
Blockaden/Ängste überwinden kann.<br />
Das von ihr gezeigte Vermeidungsverhalten<br />
sollte nicht (mehr) zum Erfolg<br />
führen. Nun musste noch Nicoles<br />
Fahrrad wieder geholt werden. Die<br />
gesamte Gruppe legte den Weg dorthin,<br />
bei abschwächendem Regen, zu Fuß<br />
zurück. Die Mädchen erlebten sich so<br />
als Gruppe und der Zusammenhang<br />
zwischen dem eigenen dysfunktionalen<br />
Verhalten und den daraus resultierenden<br />
Auswirkungen auf die Gruppe<br />
wurde deutlich. Darüber hinaus<br />
richteten die anderen ihre Beschwerden<br />
über die Wanderung nicht an uns,<br />
sondern direkt an Nicole, da sie für<br />
eben jenen Fußmarsch verantwortlich<br />
war. Dadurch wurde die Korrelation<br />
zwischen Handlung und Reaktion ihres<br />
sozialen Umfeldes für sie transparent.<br />
Sie spürte die Folgen ihres Handelns<br />
nicht nur auf der verbal-kognitiven<br />
Ebene (Gruppenmeeting), sondern<br />
ebenso ganzheitlich im Sinne der<br />
eigenen körperlichen Erfahrungen. Nach<br />
einer ca. zweistündigen Wanderung, die<br />
durch gemeinsames Singen mit Marie<br />
und Jennifer aufgelockert wurde,<br />
kehrten wir in ein abgelegenes Wirtshaus<br />
ein. Die Jugendlichen waren am<br />
Ende ihrer physischen und psychischen<br />
Kräfte, aber ebenso stolz auf die<br />
erbrachte Leistung. Nach dem Abendessen<br />
und der Tagesreflexion 4 brachte uns<br />
die Gastwirtin zur Herberge (wir<br />
bekamen zeitnah kein Taxi und hätten<br />
sonst den Weg zu Fuß zurücklegen<br />
müssen). Diese Hilfsbereitschaft<br />
beeindruckte alle drei Mädchen<br />
gleichermaßen. Gleichzeitig durfte die<br />
ganze Gruppe den ereignisreichen<br />
Hügel, den wir schon mit dem Rad und<br />
zu Fuß erfahren hatten, nun noch vom<br />
Auto aus erleben.<br />
Während Marie und Jennifer ihren<br />
Unmut über Nicole tagsüber im Beisein<br />
der Betreuer ausdrücken konnten, stand<br />
am Abend das Bedürfnis nach Harmonie<br />
4 In diesem „Blitzlicht“ wurde das Verhalten von<br />
Marie und Jennifer positiv bestärkt. Es wurde<br />
herausgearbeitet, dass sie ihr positives<br />
Verhalten trotz erhöhter Anforderung und<br />
gruppendynamischer Schwierigkeiten aufrecht-<br />
erhalten haben. Nicole wurde anerkennend<br />
zurückgemeldet, dass sie die Strecke und die<br />
damit verbundenen Schwierigkeiten bewältigt<br />
hat. Nach den Geschehnissen das Tages galt es<br />
ferner auszudrücken, wie angenehm das<br />
gemeinsame Abendbrot mit der gesamten<br />
Gruppe ist.<br />
untereinander im Vordergrund. Sie<br />
versuchten, diese über eine Koalition<br />
gegen die Betreuer wiederherzustellen.<br />
Nach dem in Aussicht stellen einer<br />
sofortigen weiteren Wanderung zum<br />
Zwecke der Beziehungsklärung und dem<br />
Abbau von inneren Spannungen konnten<br />
die Mädchen zur Ruhe finden. Es war<br />
dann um 23.00 h verspätete Nachtruhe.<br />
• Tag 3<br />
Nachdem uns ein wolkiges bis sonniges<br />
Wetter begrüßte, kamen wir auf dem<br />
Rückweg zur Wohngruppe zügig voran.<br />
Dies war sicherlich auf die Ereignisse<br />
der letzten Tage und auf die Vorfreude,<br />
bald wieder in der gewohnten Umgebung<br />
zu sein, zurückzuführen. Die<br />
Mädchen fuhren als Gruppe, achteten<br />
aufeinander und fanden am letzten Tag<br />
ein gemeinsames Tempo. Für die<br />
Mädchen unerwartet lenkten Hr. Gappa<br />
und ich kurz vor dem Ortsschild (Ziel) in<br />
eine andere Richtung. Damit wollten<br />
wir verdeutlichen, dass das gezeigte<br />
Verhalten des gestrigen Abends in<br />
keinster Weise von uns befürwortet<br />
wurde. Nach gefahrenen ca. 30<br />
Kilometern fuhren wir noch eine<br />
Schleife von ca. 20 Kilometern. Dies<br />
führte dazu, dass wir kurz davor waren,<br />
die 100 km Marke zu schaffen. Die<br />
Aussicht auf das Erreichen von 100<br />
gefahrenen Kilometern wurde für die<br />
Mädchen ein gemeinsam entworfenes<br />
Gruppenziel und war damit das<br />
vorherrschende Thema auf den letzten<br />
12 Kilometern. Besonders die beiden<br />
Jüngeren zogen Energie und Selbstvertrauen<br />
aus den nun fast geschafften 50<br />
Kilometern des Tages und so ließ sich<br />
Marie bei der 100 km Marke zu dem<br />
Ausschrei hinreißen: „man ich bin<br />
soooo spitze“. Erneuter Jubel der<br />
gesamten Gruppe brach aus, als wir<br />
unseren Ausgangsort erreichten. Alle<br />
drei begaben sich in eine „Siegerpose“,<br />
rissen die Arme hoch und schrieen<br />
lauthals, dass sie es geschafft hatten!<br />
Einordnung der Maßnahme<br />
Der oben beschriebene Verlauf zeigt<br />
deutlich, welche Entwicklungschancen<br />
und Lernmöglichkeiten in einer solchen<br />
handlungsorientierten Maßnahme<br />
liegen. Der Schwerpunkt lag auf der<br />
Bewegung/dem „Bewegt sein“ und dem<br />
erfahrungsorientierten Lernen. Die<br />
Folgen des eigenen Verhaltens, seien sie
positiver oder negativer Art, waren<br />
permanent erkennbar. Die Selbstwirksamkeit<br />
war durch das Zurücklegen der<br />
weiten Strecke jederzeit spürbar. Die<br />
Mädchen erhielten einen Zugang zu<br />
ihrer Körperlichkeit und spürten sich<br />
auf eine ihnen bisher eher fremde Art<br />
und Weise. Der gesamte Tagesablauf<br />
war von dem direkten Zusammenspiel<br />
der Mädchen geprägt. Sie mussten in<br />
anstrengenden, bewegenden Momenten<br />
adäquat miteinander kommunizieren.<br />
Dies hatte zur Folge, dass das Gelingen<br />
des Tages maßgeblich davon abhängig<br />
war, inwieweit Rücksicht auf die<br />
Bedürfnisse des jeweils Anderen<br />
genommen wurde. Insbesondere die<br />
beiden jüngeren Jugendlichen können<br />
bis heute aus der Radtour Selbstwert<br />
und Selbstbewusstsein ziehen. Sie<br />
konnten durch und über die Bewegung<br />
ihren Körper fühlen, innere Spannungszustände<br />
kanalisieren und abbauen.<br />
Daneben befanden sich die Mädchen<br />
den gesamten Tag in der Natur,<br />
erspürten die Beschaffenheit von<br />
verschiedenen Untergründen und<br />
verließen sich völlig auf die pädagogischen<br />
Mitarbeiter. Sie vertrauten<br />
diesen und fühlten sich in ihrer<br />
Gegenwart geborgen, eine Komponente<br />
die mitunter in ihrer frühkindlichen<br />
Entwicklung vernachlässigt worden ist.<br />
Für Nicoles Entwicklung war es<br />
elementar, dass die jahrelang verwendeten<br />
destruktiven, aggressiven<br />
Praktische Handbücher<br />
von Renate Zimmer<br />
Ein überzeugendes<br />
und in der Praxis<br />
erprobtes Konzept der<br />
psychomotorischen<br />
Entwicklungsförderung<br />
Renate Zimmer<br />
Handbuch der Psychomotorik<br />
Theorie und Praxis der<br />
psychomotorischen Förderung<br />
von Kindern<br />
€ 24,90 / SFr 44.90 / € [A] 25,60<br />
ISBN 978-3-451-28930-9<br />
Verhaltensmuster beim Gegenüber<br />
keine Erfolge erzielten und sie stattdessen<br />
in immer größere Schwierigkeiten<br />
brachten. Noch bedeutsamer<br />
erscheint es aber, dass sie aus eigener<br />
Kraft die Anforderungen bewältigt hat.<br />
Sie spürte, dass sie einen Berg bewältigen<br />
kann, wobei dies zunächst auf der<br />
körperlich – sinnlichen Ebene stattfand.<br />
In vielen alltäglichen schwierigen<br />
Situationen ist der „Berg“ seither zu<br />
einem geflügelten Ausdruck geworden,<br />
an den sich die Erfahrung knüpft, dass<br />
auch schwierige Schritte und Wege zu<br />
schaffen sind. Das Rad wegzuwerfen<br />
führt nicht zum Ziel, sondern nur „das<br />
stetige Weiterstrampeln“ im übertragenen<br />
Sinne.<br />
Die Bedeutung von<br />
Körper- und Bewegungserfahrungen<br />
für die<br />
kindliche Entwicklung<br />
anschaulich und praxisnah<br />
dargestellt.<br />
Renate Zimmer<br />
Handbuch der<br />
Bewegungserziehung<br />
Grundlagen für Ausbildung<br />
und pädagogigische Praxis<br />
€ 24,90 / SFr 44.90 / € [A] 25,60<br />
ISBN 978-3-451-28420-5<br />
www.herder.de<br />
43
44<br />
Mitteilungen des Berufsverbandes der Motologen – Diplom / Master e. V.<br />
„Wie werden aus<br />
Ideen Konzepte?“<br />
Studierende der Motologie<br />
aus Marburg haben sich<br />
bez. dieser und weiterer<br />
Fragen im letzten Jahr auf<br />
den Weg zur Psychomotorischen<br />
Förderstelle des<br />
Vereins „Beweggründe e. V.“<br />
nach Sendenhorst gemacht.<br />
Zusammen mit der Dozentin<br />
Irmgard Schilcher, die seit<br />
Febr. 2007 für das Modul<br />
Organisationsentwicklung im<br />
Master-Studiengang<br />
Motologie verantwortlich ist,<br />
sollten die Studierenden vor<br />
Ort erfahren, „wie aus einer<br />
Idee letztlich eine gut<br />
funktionierende Einrichtung<br />
geworden ist.“<br />
Vorbereitet wurde das<br />
Treffen zusammen mit dem<br />
Diplom-Motologen Hubert<br />
Bisping, Leiter der Psycho-<br />
motorischen Förderstelle<br />
Sendenhorst.<br />
Für die Studierenden<br />
standen Fragekomplexe<br />
sowohl zur Entstehung des<br />
Vereins wie auch zur<br />
täglichen Arbeit des Vereins<br />
im Vordergrund. In Interviews<br />
mit verschiedenen<br />
VertreterInnen des Vereins<br />
suchten sie hierzu Antworten<br />
aus unterschiedlichen<br />
Perspektiven.<br />
Zur ersten Thematik nahm<br />
Hubert Bisping Stellung:<br />
Neben pragmatischen Fragen<br />
zur Vereinsgründung, zu den<br />
Zielen und Aufgaben, zur<br />
Dauer des Entstehungsprozesses<br />
des Vereins und zur<br />
Finanzierung seiner Angebote<br />
waren v. a. die Themen<br />
„Die Entwicklung von einer<br />
gemeinsamen Idee hin zur<br />
Organisation eines gemeinsamen<br />
Vereins“, „Was macht<br />
die Organisation des Vereins<br />
aus?“, „Wie hat sich der<br />
Verein im Umfeld etabliert?“,<br />
„Welche aktuellen Themen<br />
aber auch Zukunftsthemen<br />
beschäftigen den Verein?“,<br />
„Welche Kooperationen sind<br />
entstanden?“ für die<br />
Studierenden von Bedeutung.<br />
Zur zweiten Thematik<br />
konnten sie drei weitere<br />
VertreterInnen des Vereins<br />
aus unterschiedlichen<br />
Blickwinkeln interviewen:<br />
Gerd Bröcker (aus Sicht des<br />
ersten Vorsitzenden),<br />
Stefanie Werring-Stürmer<br />
(aus Sicht der Vorstandsebene,<br />
aber auch aus Sicht einer<br />
Mutter, deren Kind Psychomotorische<br />
Förderangebote<br />
des Vereins in Anspruch<br />
genommen hat), Mechtild<br />
Krämer (ebenfalls aus Sicht<br />
einer Mutter, aber auch aus<br />
Sicht einer Praktikantin im<br />
Rahmen ihrer Ausbildung zur<br />
Motopädin). Die Fragen<br />
bezogen sich neben den<br />
pragmatischen Fragen zu<br />
den unterschiedlichen Rollen<br />
und Arbeitsgebieten in<br />
Bezug auf den Verein<br />
diesmal v. a. auf die Umsetzungsebene:<br />
„Wie wird die<br />
gemeinsame Idee von den<br />
MitarbeiterInnen umgesetzt?“,<br />
„Wie bleiben<br />
MitarbeiterInnen in Kontakt?“,<br />
„Gibt es einen<br />
gemeinsamen Kern?“, „Gibt<br />
es eine gemeinsame Vision,<br />
und verändert sich diese,<br />
und wer ist daran beteiligt?“<br />
Ergänzt wurden die Interviewkomplexe<br />
durch ein<br />
Gespräch mit einem örtlichen<br />
Pressevertreter, dem<br />
insbesondere auch die<br />
Studierenden Rede und<br />
Antwort standen.<br />
Resümierend haben die<br />
Studierenden diesen direkten<br />
Kontakt zu einem möglichen<br />
motologischen Arbeitsfeld<br />
interessiert und begeistert<br />
aufgenommen. Besonders<br />
hervorgehoben wurde das<br />
Spüren- und Hautnah-<br />
Erfahren-Können, wie aus<br />
einer Idee etwas Konkretes<br />
geschaffen werden kann.<br />
Für die VertreterInnen des<br />
Vereins war dieser Termin<br />
nicht nur in der direkten<br />
Begegnung bereichernd,<br />
sondern insbesondere in der<br />
Möglichkeit, mit Blick auf<br />
die Auswertung der Interviews<br />
eine Außensicht zu<br />
bekommen.<br />
Ein spannendes Projekt<br />
für alle Seiten, mit Lust<br />
auf mehr.<br />
Hubert Bisping
The<br />
The<br />
psychomotorical<br />
psychomotorical<br />
highlight<br />
highlight<br />
of<br />
of<br />
2008!<br />
2008!<br />
For<br />
For<br />
therapeutist<br />
therapeutist<br />
and<br />
and<br />
by<br />
by<br />
therapeutist!<br />
therapeutist!<br />
The psychomotorical highlight of 2008!<br />
For therapeutist and by therapeutist!<br />
Subscribe on: www.efp-amsterdam2008.eu<br />
Subscribe on: www.efp-amsterdam2008.eu<br />
More information: info@efp-amsterdam2008.eu<br />
More information: info@efp-amsterdam2008.eu<br />
Are you joining us?<br />
Above 60 enthusiastic workshopleaders from all countries of Europe have started<br />
their preparations, VU University Amsterdam is prepared, the script is coming up<br />
and the Boston Tea Party is rehearsing.<br />
They are all waiting for your enthusiastic participation!<br />
Subscribe on: www.efp-amsterdam2008.eu<br />
More information: info@efp-amsterdam2008.eu<br />
4th European Congress of Psychomotricity<br />
“CROSSING BORDERS”<br />
Amsterdam 21, 22 and 23 May 2008<br />
Above 60 enthusiastic workshopleaders from all countries of Europe have start<br />
their preparations, VU University Are Amsterdam you joining is prepared, us? the script is coming up<br />
and the Boston Tea Party is rehearsing.<br />
Are Are you you joining joining us? us?<br />
Systematische Entwicklungsbegleitung<br />
Above 60 enthusiastic workshopleaders Das Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom from all countries of Europe (ADHS) have gehört started<br />
Above 60 enthusiastic workshopleaders mit den aggressiven Verhaltensstörungen from all countries zu of den Europe häufigsten have diagnos- started<br />
their preparations, VU University tizierten psychischen Amsterdam Störungen is prepared, im Kindesalter. the script Das ADHS is coming ist durch up<br />
their preparations, VU University Amsterdam is prepared, the script is coming up<br />
and the Boston Tea Party Störungen is rehearsing. der Aufmerksamkeit, der Impulskontrolle und der moto-<br />
and the Boston Tea Party rischen is rehearsing.<br />
Unruhe gekennzeichnet. Ein großes öffentliches Interesse an<br />
singuläre Subscribe Therapieansätze on: www.efp-amsterdam2008.eu<br />
nicht nachhaltig effektiv sind.<br />
Subscribe on: www.efp-amsterdam2008.eu<br />
More information: info@efp-amsterdam2008.eu<br />
More information: info@efp-amsterdam2008.eu<br />
Are you joining us?<br />
Above 60 enthusiastic workshopleaders from all countries of Europe have started<br />
their preparations, VU University Amsterdam is prepared, the script is coming up<br />
and the Boston Tea Party is rehearsing.<br />
They are all waiting for your enthusiastic participation!<br />
They are all waiting for your enthusiastic participation!<br />
4th European Congress of Psychomotricity<br />
4th European Congress of Psychomotricity<br />
“CROSSING BORDERS”<br />
“CROSSING BORDERS”<br />
Amsterdam 21, 22 and 23 May 2008<br />
Amsterdam 21, 22 and 23 May 2008<br />
4th European Congress of Psychomotricity<br />
“CROSSING BORDERS”<br />
4th European Amsterdam Congress 21, 22 of and Psychomotricity<br />
23 May 2008<br />
“CROSSING BORDERS”<br />
Amsterdam 21, 22 and 23 May 2008<br />
Neuerscheinung in der Reihe Motorik<br />
Dr. Udo Wohnhas-Baggerd<br />
ADHS und Psychomotorik<br />
als therapeutische Intervention<br />
diesem Phänomen ist aus dem hohen Leidensdruck der betroffenen<br />
They are all waiting for your Kinder enthusiastic und der tangierten participation!<br />
Umwelt entstanden. Das grundlegende<br />
Problem They are bei all der waiting Behandlung for dieses your enthusiastic Störbildes ist die participation!<br />
Effizienz der Behandlungsmethoden, die im<br />
direkten Zusammenhang mit dem Leidensdruck der betroffenen Kinder steht. Es wird dargestellt, dass<br />
17 x 24 cm, 218 Seiten, ISBN 978-3-7780-7029-1, Bestell-Nr. 7029 € 21.90<br />
Steinwasenstraße 6–8 • 73614 Schorndorf • Telefon (0 71 81) 402-125 • Telefax (0 71 81) 402-111<br />
Internet: www.hofmann-verlag.de • E-Mail: bestellung@hofmann-verlag.de<br />
45
46<br />
Buchbesprechungen / Neuerscheinungen<br />
Buchbesprechungen/Neuerscheinungen<br />
Beins, H. J. (Hrsg.) (2007)<br />
Kinder lernen in Bewegung<br />
Dortmund: Borgmann Media<br />
(inklusive DVD)<br />
176 Seiten<br />
ISBN 978-3-938187-24-1<br />
€ 25,50<br />
Im Buch und den beiliegenden<br />
Filmen auf DVD wird<br />
der enge Zusammenhang<br />
von Bewegung und Lernen<br />
bei Kindern im Alter von 1,5<br />
bis 12 Jahren in Theorie und<br />
Praxis aufgezeigt. Dabei wird<br />
anhand praktischer Beispiele<br />
verdeutlicht, welche<br />
Bedeutung die Bewegung<br />
und das Spiel für die<br />
schulische Vorbereitung von<br />
Kleinkindern, Kindergartenkindern,<br />
Grund-, Sonder-<br />
oder Hauptschülern hat.<br />
Roth, S./Schneider-Eberz, I.<br />
(2006)<br />
1013 Spiel- und Übungsformen<br />
für Senioren<br />
Schorndorf: <strong>Hofmann</strong><br />
288 Seiten<br />
ISBN: 3-7780-6336-7<br />
€ 20,90<br />
„Aktiv bleiben“ ist das<br />
Zauberwort für gesundes<br />
Älterwerden. Es gilt nicht<br />
nur für körperliche Aktivität,<br />
sondern auch für das soziale<br />
und das geistige Engagement.<br />
Der sportlichen Betätigung<br />
kommt dabei insofern<br />
eine besondere Rolle zu, als<br />
sie die körperliche Aktivität<br />
mit dem sozialen Engagement<br />
und bestimmten<br />
Anforderungen an Aufmerksamkeits-<br />
und Willensprozesse<br />
in idealerweise<br />
verbindet. In diesem Buch<br />
werden zahlreiche Praxisanregungen<br />
gegeben. Ein<br />
unbedingtes Muss für jeden,<br />
der mit Senioren bewegungsorientiert<br />
und kreativ<br />
arbeitet bzw. arbeiten<br />
möchte.<br />
Kempf, H.-D./Pfänder, B.<br />
(2006)<br />
Kindergarten in Bewegung<br />
Dortmund: Borgmann Media<br />
175 Seiten<br />
ISBN: 978-3-938187-28-9<br />
€ 21,50<br />
In zahlreichen Kindergärten<br />
ist der Baustein Bewegung<br />
bereits fest im pädagogischen<br />
Konzept verankert.<br />
Das Buch versteht sich als<br />
Handlungsleitfaden für ein<br />
ganzheitliches bewegungspädagogisches<br />
Konzept im<br />
Kindergarten. Es liefert<br />
Einrichtungsträgern,<br />
Erzieherinnen, Bewegungsfachkräften<br />
und Eltern<br />
umfassende praktische Tipps<br />
und Anregungen auf dem<br />
Weg zu einem Kindergarten<br />
in Bewegung, von strukturellen<br />
Maßnahmen bis hin zu<br />
speziellen Bewegungsangeboten.<br />
In etwa 500 Übungs-<br />
und Bewegungseinheiten<br />
werden Anregungen zur<br />
Umsetzung und Vermittlung<br />
der verschiedenen Lern-,<br />
Förder- und Entwicklungsbereiche<br />
in Bewegung gegeben.<br />
Durch zahlreiche Fotos<br />
wird der bewegte Kindergartenalltag<br />
dokumentiert.<br />
Sassé, M./McKail, G. (2007)<br />
Eltern „up to date“<br />
Crashkurs Kindliche Entwicklung<br />
(0 bis 5 Jahre)<br />
Kirchzarten bei Freiburg:<br />
VAK.<br />
269 Seiten<br />
ISBN: 978-3-935767-92-7<br />
€ 16,95<br />
Junge Paare und frisch<br />
gebackene Eltern haben oft<br />
viele Fragen zur Entwicklung<br />
ihrer Kinder: Dieser informative<br />
Schnellkurs erleichtert<br />
den Einstieg und bietet das<br />
Wichtigste knapp und<br />
prägnant: Kenntnisse über<br />
die kindlichen Entwicklungsschritte<br />
von 0 bis 5 und<br />
Tipps zur Förderung der<br />
körperlichen und geistigen<br />
Fähigkeiten, die gerade<br />
„dran“ sind.<br />
Die Autorin weiß, wovon sie<br />
spricht. Sie hat ihre Ratschläge<br />
nicht am „grünen<br />
Tisch“ verfasst, sondern sie<br />
schöpft aus jahrzehntelanger<br />
persönlicher und beruflicher<br />
Erfahrung.<br />
Das mit humorvollen<br />
Cartoons ausgestattete Buch<br />
macht Lust auf mehr, so dass<br />
man es immer wieder gern<br />
zur Hand nimmt.<br />
Gelb, M./Völkel-Halbrock<br />
(2007)<br />
ADS/ADHS. Ein Ratgeber für<br />
Eltern, Pädagogen und<br />
Therapeuten.<br />
Idstein: Schulz Kirchner<br />
64 Seiten<br />
ISBN: 978-3-8248-0521-1<br />
€ 8,40<br />
Dieses Buch soll eine kurze<br />
Einführung in das Thema<br />
Aufmerksamkeits-Defizit-<br />
Hyperaktivitäts-Syndrom<br />
(ADHS) sein. Das Thema<br />
ADHS ist so aktuell wie nie.<br />
Immer mehr Kinder, Jugendliche<br />
und Erwachsene<br />
werden als betroffene oder<br />
Angehörige von Betroffenen<br />
damit konfrontiert. Umso<br />
wichtiger ist es deshalb, eine<br />
gute Kenntnis über mögliche
Ursachen, die Diagnostik und<br />
die möglichen Differenzialdiagnosen<br />
und Begleiterkrankungen<br />
des ADHS zu haben.<br />
Der Ratgeber richtet sich an<br />
Eltern und bezugspersonen<br />
von Kindern und Jugendlichen<br />
mit ADHS oder dem<br />
Verdacht auf ADHS. <strong>Informationen</strong>,<br />
Tipps und Anregungen<br />
sollen helfen, die<br />
problematik ADHS besser zu<br />
verstehen und die betroffenen<br />
Kinder und Jugendlichen<br />
besser unterstützen<br />
zu können, damit diese eine<br />
positive Entwicklung machen<br />
können und die Lebensqualität<br />
für alle beteiligten<br />
verbessert wird.<br />
Frommann, B. (2006)<br />
Wilde Spiele<br />
Schriftenreihe für Bewegung,<br />
Spiel und Sport. Band 25.<br />
Schorndorf: <strong>Hofmann</strong><br />
174 Seiten<br />
ISBN: 3-7780-0251-1<br />
€ 16,80.<br />
Dieser Band stellt eine<br />
betont spielerische Einführung<br />
in den Sportartbereich<br />
„Rangeln, Raufen, miteinander<br />
kämpfen“ dar. Über 125<br />
Spiel- und Übungsideen<br />
werden anhand eines Rasters<br />
und eines Fotos mit zahlreichen<br />
Variationen übersichtlich<br />
dargestellt, so dass<br />
ein schneller Überblick über<br />
die Kategorie, die Sozialform,<br />
die Körperposition und den<br />
Geräte- und Materialbedarf<br />
gewährleistet ist. Turnierideen<br />
und Entspannungsübungen<br />
runden den<br />
Sportartbereich ab.<br />
Theoretische Ausführungen<br />
zum sozialen und motorischen<br />
Hintergrund sowie<br />
didaktische und methodische<br />
Hinweise führen in den<br />
Sportartbereich ein.<br />
Das Buch richtet sich<br />
insbesondere an Lehrkräfte<br />
der verschiedenen Schularten,<br />
aber auch an Erzieher in<br />
Kindergärten, an Sozialpädagogen<br />
in außerunterrichtlichen<br />
pädagogischen<br />
Arbeitsfeldern oder an<br />
Übungsleiter in den Sportvereinen<br />
und Sportverbänden. Es<br />
ist zum direkten Einsatz in<br />
der Praxis geeignet.<br />
Herrmann, U. (Hrsg.) (2006)<br />
Neurodidaktik. Grundlagen<br />
und Vorschläge für gehirngerechtes<br />
Lehrern und Lernen<br />
Weinheim, Basel: Beltz<br />
231 Seiten<br />
ISBN: 978-3-407-25413-9<br />
€ 19,90.<br />
Warum lernen Menschen so<br />
unterschiedlich? Was lernt<br />
das Gehirn überhaupt, und<br />
was vergisst es wieder?<br />
Die Neurowissenschaften<br />
schärfen den Blick dafür,<br />
warum die herkömmliche<br />
schulische Lehr-Lern-Orga-<br />
nisation so wenig erfolgreich<br />
ist. Die lernpsychologisch<br />
orientierte Gehirnforschung<br />
kann mit Erkenntnissen<br />
aufwarten, auf deren Grund-<br />
lage das herkömmliche<br />
unterrichtlich organisierte<br />
Lernen neu organisiert werden<br />
muss: Vor allem das<br />
selbst organisierte Lernen in<br />
handlungsaktivierenden Lern-<br />
umgebungen fördert das Ge-<br />
hirn bei seiner Lerntätigkeit.<br />
Führende deutsche Gehirnforscher<br />
erläutern die Funktionsweise<br />
des Gehirns im Rahmen<br />
der Prozesse, die bei erfolgreichem<br />
Lernen ablaufen.<br />
Gehirngerechtes Lehren und<br />
Lernen werden an praxisorientierten<br />
neurodidaktischen<br />
Beispielen erläutert.<br />
Lange, H.-J./Lehmann, J.<br />
(Hrsg.) (2006)<br />
Abenteuer erleben. Jugendfarmen<br />
und Aktivspielplätze<br />
als erlebnispädagogische<br />
Lernorte und soziale<br />
Erfahrungsräume<br />
Lüneburg: Edition Erlebnispädagogik<br />
96 Seiten<br />
ISBN: 978-3-89569-075-4<br />
€ 11,00.<br />
Mit dem vorliegenden Buch<br />
ist die Intention verbunden,<br />
die kontinuierliche und<br />
facettenreiche Arbeit im<br />
Bereich der Jugendfarmen<br />
und Aktivspielplätze in<br />
Deutschland zu dokumentieren,<br />
theoretische Hintergründe<br />
transparent zu<br />
machen und die Verbindung<br />
zur modernen Erlebnispädagogik<br />
herzustellen.<br />
Bucher, W. (2006)<br />
1001 Spiel- und Übungsformen<br />
im Schwimmen<br />
Schorndorf: <strong>Hofmann</strong><br />
276 Seiten<br />
ISBN: 3-7780-6220-4<br />
€ 19,90<br />
In diesem Buch finden Sie<br />
Anregungen, wie der<br />
Schwimmunterricht spielerisch<br />
und doch gezielt erteilt<br />
werden kann. Möchten Sie<br />
neue Tauchspiele oder<br />
verschiedene Formen des<br />
Schnorchelns kennen lernen?<br />
All das und Hinweise zur<br />
gezielten Förderung der<br />
Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />
werden in diesem Buch<br />
praxisorientiert thematisiert.<br />
Frank, G./Eckers, B. (2007)<br />
Erfolgreiche Bewegungsförderung<br />
für Kinder. Eine<br />
Übungssammlung mit<br />
Alltagsmaterialien und<br />
Kleingeräten<br />
Wiebelsheim: Limpert<br />
4. Auflage<br />
119 Seiten<br />
ISBN: 978-3-7853-1720-4<br />
€ 14,95.<br />
Unsere Kinder sind heute<br />
„Sitzriesen“ und „Bewegungs-<br />
47
48<br />
Buchbesprechungen / Neuerscheinungen<br />
zwerge“. Die Folgen dieses<br />
Bewegungsmangels sind:<br />
zunehmende Haltungsschäden,<br />
Übergewicht, aber auch<br />
Konzentrationsmängel und<br />
Lernschwächen. Der Sport in<br />
Kindergarten und Schule<br />
muss dieser Tendenz frühzeitig<br />
entgegenwirken, um die<br />
Voraussetzung für eine<br />
gesunde, körperliche,<br />
seelische und soziale Entwicklung<br />
der Kinder zu schaffen.<br />
Dieses Praxisbuch gibt<br />
Erzieherinnen, Lehrern und<br />
Übungsleitern in Kindergarten,<br />
Schule und Verein<br />
vielfältige, kreative und<br />
leicht umsetzbare Praxismodelle<br />
für die erfolgreiche<br />
Bewegungsstunde an die<br />
Hand. Für viele der vorgestellten<br />
Spiele und Übungen<br />
genügen Alltagsgegenstände<br />
wie Zeitungen, Luftballons<br />
und Teppichfliesen oder<br />
Kleingeräte. Alle Spielformen<br />
können durch Variationen<br />
und Anpassung an vielen<br />
Stellen weiterentwickelt und<br />
für andere Altersgruppen<br />
entsprechend abgeändert<br />
werden.<br />
Lange, H./ Sinning, S. (2007)<br />
Kämpfen, Ringen und Raufen<br />
im Sportunterricht<br />
Wiebelsheim: Limpert<br />
176 Seiten<br />
ISBN: 978-3-7853-1736-5<br />
€ 14,95.<br />
„Kämpfen, Ringen und<br />
Raufen“ erlebt im Sportun-<br />
terricht eine Konjunktur –<br />
nicht nur im Rahmen von<br />
Kampfsportarten, sondern<br />
insbesondere als ein<br />
pädagogisch einsetzbares<br />
und motorisch vielfältiges<br />
Bewegungsfeld, bei dem die<br />
Schüler spielerisch lernen<br />
können, ihre Kräfte miteinander<br />
zu messen und sich<br />
zu respektieren.<br />
Hierzu finden Lehrer und<br />
Übungsleiter in diesem Buch<br />
annähernd 145 Spiele und<br />
bewegungsaufgaben. Die<br />
Spiele und Aufgaben sind<br />
nach den Kategorien<br />
„Körperkontaktspiele“,<br />
„Partnerkämpfe“, „Gruppenkämpfe“<br />
und Partnerentspannung“<br />
aufgeteilt und<br />
können somit zur Einstimmung,<br />
als Schwerpunkt und<br />
als Ausklang einer Sportstunde<br />
eingesetzt werden.<br />
Alle Spiele sind einprägsam<br />
bebildert, so dass sich ihr<br />
Ablauf leicht nachvollziehen<br />
lässt. Ein Praxisbuch zum<br />
Einsatz in Schule und<br />
Verein.<br />
Fröhlich, C. (2007)<br />
Topolimbo. Tänze und<br />
Musikspiele für Kinder.<br />
Boppard am Rhein: Fidula<br />
57 Seiten<br />
ISBN: 978-3-87226-244-8<br />
€ 14,90.<br />
Zum Buch ist die gleichnamige<br />
CD erhältlich:<br />
54 Minuten<br />
Best.-Nr. 4444<br />
€ 16,90.<br />
Die im Heft dargestellten<br />
Tänze und Musikspiele,<br />
eingespielt von der Gruppe<br />
„Topolimbo“ aus Basel auf<br />
der gleichnamigen CD,<br />
animieren mit phantasievollen<br />
Arrangements zum<br />
Tanzen in der Grundschule<br />
und im Kindergarten. Zudem<br />
regen sie die musikalische<br />
Neugierde von Kindern an,<br />
ermuntern zum genauen<br />
Hinhorchen, dann und wann<br />
zum Mitspielen und zeigen<br />
Ideen für eigene Improvisationen<br />
in Musik und Tanz.<br />
Zimmermann, J. (2007)<br />
JUBA. Die Welt der Körperpercussion.<br />
Techniken –<br />
Rhythmen – Spiele<br />
DVD<br />
Boppard am Rhein: Fidula<br />
102 Minuten<br />
ISBN: 978-3-87226-737-5<br />
€ 19,90.<br />
Die DVD JUBA zeigt die Welt<br />
der Körperpercussion von der<br />
einfachen Bewegung bis zur<br />
Technik für Rhythmusspezialisten.<br />
Dabei wird vom ge-<br />
stampften Schritt und<br />
Klatschvariationen sowie –<br />
spielen, über elementare<br />
Rhythmen, Körperklänge und<br />
den Rhythmusbaukasten hin<br />
zu komplexen Körperkoordinationen<br />
und exotischen<br />
Spieltechniken eingeführt. Die<br />
DVD eignet sich zur Demonstration<br />
der einzelnen Spiel-<br />
techniken und präsentiert<br />
eine Auswahl der im gleich-<br />
namigen Buch vorgestellten<br />
Rhythmen und Spiele. Da-<br />
rüber hinaus sind zusätzliche<br />
Improvistaionen dargestellt,<br />
die nicht im gleichnamigen<br />
Buch enthalten sind.<br />
Pape-Kramer, S./Köhle, U.<br />
(2007)<br />
Bewegungsgestaltungen.<br />
Unterrichtseinheiten und<br />
Stundenbeispiele für Schule<br />
und Verein<br />
Schorndorf: <strong>Hofmann</strong><br />
144 Seiten<br />
ISBN: 978-3-7780-0541-5<br />
€ 19.90.<br />
Neue Formen von Tanzen<br />
und Gestalten sind Bereiche<br />
in der aktuellen jugendkulturellen<br />
Sport- und Bewegungsszene,<br />
die immer<br />
beliebter werden. Das große<br />
Interesse von Schülern einerseits<br />
und die vielfältigen<br />
didaktischen Möglichkeiten<br />
andererseits steigern die<br />
Nachfrage im Schulsport<br />
nach geeigneten Vermittlungskonzepten<br />
von präsentativen<br />
Bewegungsformen<br />
wie z. B. Breakdance und<br />
Skyball. Im vorliegenden<br />
Konzept der Doppelstunde<br />
Bewegungsgestaltungen<br />
wird ein Vermittlungsweg<br />
aufgezeigt, der allen<br />
Sportlehrkräften die<br />
Möglichkeit bieten soll,<br />
Schüler in diesem Bereich<br />
ohne großen Aufwand<br />
anzuleiten. Während in der
Unterstufe die spielerische<br />
Vermittlung von Fortbewegungsgrundformen<br />
und ihren<br />
Variationsmöglichkeiten, die<br />
Koordinations- bzw. Rhythmusschulung<br />
im Vordergrund<br />
stehen, werden in der<br />
Mittel- und Oberstufe<br />
konkrete Sportartenspezifische<br />
Elemente erlernt und<br />
geübt und im Anschluss<br />
daran gestalterische<br />
Aufgaben beschrieben, die<br />
eine selbst bestimmte und<br />
kreative Auseinandersetzung<br />
mit dem Erlernten ermöglichen.<br />
Die Übungsgelegenheiten<br />
sind jeweils auf einen<br />
Zeitraum von 80 Minuten<br />
zugeschnitten. Mit diesem<br />
Werk liegt ein praxis-<br />
LABAN/BARTENIEFF<br />
BEWEGUNGSSTUDIEN<br />
orientiertes Buch vor, das<br />
sowohl für Sportlehrern,<br />
fachfremd unterrichtende<br />
Sportlehrer und Übungsleiter,<br />
aber auch Sport-<br />
studierende an Universitäten<br />
und der Pädagogischen<br />
Hochschulen sehr geeignet<br />
ist.<br />
Kesper, G./Hottinger, C.<br />
(2007)<br />
Mototherapie bei SensorischenIntegrationsstörungen<br />
München, Basel: Reinhardt.<br />
7. Auflage<br />
212 Seiten<br />
ISBN: 978-3-497-01915-1<br />
€ 19,90.<br />
Einführungskurse<br />
Berufsbegleitende<br />
Fortbildung &<br />
Aufbaustufe<br />
EUROLAB<br />
FORTBILDUNG BASIC<br />
ZERTIFIKATAUSBILDUNG<br />
Leitung: Antja Kennedy<br />
Telefon +49-(0)421-6595624<br />
info@laban-ausbildung.de<br />
www.laban-ausbildung.de<br />
In diesem Buch wird ein<br />
klinisch erprobtes, praxisorientiertes<br />
Konzept der<br />
Mototherapie vorgestellt. Auf<br />
den neurophysiologischen<br />
Grundlagen der Arbeiten von<br />
Jean Ayres sind in diesem<br />
Konzept verschiedene<br />
Methoden der sensomotorischen<br />
Förderung von<br />
Kindern eingebunden. Im<br />
ersten Teil des Buches wird<br />
die Diagnose und Therapie<br />
von Sensorischen Integrationsstörungen<br />
mit einer<br />
ausführlichen Erläuterung<br />
der Elternarbeit und Lehrerberatung<br />
beschrieben. Im<br />
zweiten Teil steht die<br />
Darstellung von Übungen<br />
nach einem entwicklungsorientierten<br />
Aufbau im Mittelpunkt,<br />
die nach Therapieelementen<br />
geordnet sind.<br />
Melanie Behrens<br />
Zentrum für Aus- und Fortbildung in<br />
Psychomotorischer Praxis Aucouturier<br />
Berufsbegleitende Weiterbildungen<br />
• in Prävention für pädagogische und erzieherische<br />
Fachkräfte in Hameln bei Hannover (ab Sommer 2008)<br />
• in Therapie für therapeutisch arbeitende Fachkräfte<br />
in Bonn (ab Januar 2009)<br />
• Fortbildungen (Auszüge)<br />
30. 5.–1. 6. 08 „Beweg-Gründe“ I: Einführung in die PPA<br />
(alternativ 25.–27. 4. 08 in Biberach)<br />
19.–21. 9. 08 „Beweg-Gründe“ II: Video-Supervision für<br />
Interessenten ohne Ausbildung in<br />
Verbindung mit der Theorie im Ansatz<br />
Aucouturier<br />
1.–2. 11. 08 PPA für das Säuglings- und Kleinkindalter<br />
24.–25. 10. 08 Psychomotorische Intervention mit<br />
autistischen Kindern<br />
Literatur zum Ansatz von Bernard Aucouturier<br />
Info unter www.zappa-bonn.de/literatur<br />
Programm und Information:<br />
ZAPPA • Professor-Neu-Allee 6 • 53225 Bonn<br />
Fon (02 28) 4 79 76 13 • Fax (02 28) 4 79 76 14<br />
49
50<br />
Zeitschriftenspiegel<br />
Zeitschriftenspiegel<br />
Die hier aufgeführten<br />
Artikel stellen einen<br />
zusammenfassenden<br />
Überblick aus diversen<br />
Zeitschriften dar, die für<br />
das Fachgebiet Psychomotorik/Motologie<br />
von<br />
Bedeutung sind. Folgende<br />
Zeitschriften sehen wir für<br />
unsere Leser regelmäßig<br />
durch:<br />
• „Behinderte“: Reha-Druck,<br />
Graz<br />
• „Ergotherapie & Reha-<br />
bilitation“: Schulz-<br />
Kirchner, Idstein<br />
• „Frühförderung interdisziplinär“:<br />
Reinhardt,<br />
München/Basel<br />
• „Gehirn und Geist“.<br />
Spektrum der Wissenschaft<br />
Kindergarten heute<br />
Jahrgang 2006<br />
Fröhlich-Gildhoff, K./Kraus,<br />
G./Rönnau, M.: Gemeinsam<br />
auf dem Weg. Eltern<br />
und Erzieherinnen<br />
gestalten Erziehungspartnerschaft.<br />
10: 6–15.<br />
Lehmann, W./ Rademacher,<br />
J./ Quaiser-Pohl/ Günther,<br />
A./ Trautewig, N.: „Viel +<br />
wenig, groß + klein.“<br />
Riesenspaß bei der<br />
• „Geistige Behinderung“:<br />
Lebenshilfe-<strong>Verlag</strong>,<br />
Marburg<br />
• „Grundschule“: Westermann,<br />
Braunschweig<br />
• „Haltung und Bewegung“:<br />
BAG, Wiesbaden<br />
• „Heilpädagogik“:<br />
Heilpädagogische<br />
Gesellschaft Österreich,<br />
Siegenfeld<br />
• „Hörgeschädigten<br />
Pädagogik“: Median-<br />
<strong>Verlag</strong>, Heidelberg<br />
• „Kindergarten heute“:<br />
Herder, München<br />
• „Kindheit und Entwicklung“:<br />
Hogrefe <strong>Verlag</strong>,<br />
Göttingen<br />
• „Kinder- und Jugendarzt“:<br />
Hanseatisches <strong>Verlag</strong>skontor<br />
Lübeck<br />
Förderung von mathematischenVorläuferfähigkeiten.<br />
11: 6–14.<br />
Ulich, M./Mayr, T.: Und wie<br />
steht es um die sprachliche<br />
Bildung deutscher<br />
Kinder? Der Beobachtungsbogen<br />
SELDAK.<br />
12: 22–27.<br />
Jahrgang 2007<br />
Liegle, L.: Pädagogische<br />
Konzepte und Bildungspläne.<br />
1: 6–12.<br />
Altgeld, K.: Early Excellence<br />
Centre und Judy Center.<br />
Unterschiedliche<br />
Konzepte, verschiedene<br />
Ansätze. 1: 28–33.<br />
Engelhard, D.: Nicht nur eine<br />
Studie von vielen. Was<br />
Sie über den OECD-<br />
Bericht für Deutschland<br />
und seine Hintergründe<br />
wissen müssen.<br />
1: 34–36.<br />
Remsperger, R.: Mit Kindern<br />
im Dialog. „Teaching<br />
• „Krankengymnastik“:<br />
Pflaum, München<br />
• „Mit Sprache“: Holzhausen<br />
Druck & Medien<br />
GmbH, Wien<br />
• „Päd Forum“: Schneider,<br />
Hohengehren<br />
• „Prävention“: Deutscher<br />
Bundes-<strong>Verlag</strong> Bonn<br />
• „Praxis Ergotherapie“: Mo-<br />
dernes Lernen, Dortmund<br />
• „Praxis der Psychomotorik/<br />
Motopädie“: Modernes<br />
Lernen, Dortmund<br />
• „Schweizerische Zeitschrift<br />
für Heilpädagogik“:<br />
Ediprim AG, Biel<br />
• „Sportpädagogik“: Erhard-<br />
Friedrich <strong>Verlag</strong>, Seelze<br />
• „Sonderpädagogik“:<br />
Wissenschaftsverlag<br />
Spiess Berlin<br />
Stories“ – Die Lerngeschichten<br />
der Erzieherinnen.<br />
2: 6–13.<br />
Ruppik, M.: „Jetzt bist du<br />
nicht mehr meine<br />
Freundin!“ Konflikte<br />
zwischen Kindern<br />
analysieren und klären.<br />
2: 22–27.<br />
Mößner, B.: 5-Sinne-<br />
Erfahrungen am Kirschbaum.<br />
8: 18–20.<br />
Marx, E.: LOGIK: eine<br />
entwicklungspsychologische<br />
Langzeitstudie.<br />
9: 20–24.<br />
Höke, J.: Bildungsübergänge<br />
im Blick. Das Bildungshaus<br />
3-10 stellt sich vor.<br />
8: 20-22.<br />
Weiss, G.: Damit Entwicklungsgespräche<br />
gelingen.<br />
9: 34–40.<br />
Merz-Foschepoth, C.: Sie<br />
bewegt Vieles – und Viele.<br />
Prof. Dr. Renate Zimmer<br />
erhielt das Bundesverdienstkreuz.<br />
10: 42–43.<br />
• „Sportunterricht“:<br />
<strong>Hofmann</strong>, Schorndorf<br />
• „Sportwissenschaft“:<br />
<strong>Hofmann</strong>, Schorndorf<br />
• „Unsere Jugend“:<br />
Reinhardt, München<br />
• „Welt des Kindes“:<br />
Kösel, München<br />
• „Zeitschrift für<br />
Erlebnispädagogik“:<br />
Neubauer, Lüneburg<br />
• „Zeitschrift für<br />
Heilpädagogik“:<br />
Julius Klinkhardt <strong>Verlag</strong>,<br />
Bad Heilbrunn<br />
• „Zeitschrift für<br />
Sportpsychologie“:<br />
Hogrefe, Göttingen<br />
• „Zusammen“:<br />
Friedrich, Velber<br />
Zuständige Redakteure: Melanie Behrens, Klaus Fischer<br />
Reihe „Wagnis offene Arbeit“<br />
Schaarschmidt, M.: Eine KiTa<br />
machte sich auf den Weg<br />
und steht Rede und<br />
Antwort. 11/2006: 32–37.<br />
Eine KiTa machte sich<br />
auf den Weg und steht<br />
Rede und Antwort.<br />
12/2006: 28–31.<br />
Reihe „Reportage“<br />
Römisch, A.: Mitten im Labyrinth.<br />
Kinder erkunden<br />
Dimensionen, Körper und<br />
Flächen. 3/ 2007: 18–25.<br />
Viel mehr als eine Linie!<br />
Eine grafische Entdeckungsreise.<br />
5/ 2007: 18–21.<br />
Reihe „Auf den Spuren<br />
bedeutsamer Pädagogen“<br />
Küstner, C.: Friedrich<br />
Wilhelm August Fröbel.<br />
5/2007: 36–39.<br />
Célestin Freinet.<br />
6–7/2007: 36–38.<br />
Johann Heinrich<br />
Pestalozzi. 9: 30–33.
Reihe „Lebensräume<br />
beleben“<br />
Österreicher, H.: Werk- und<br />
Laborräume.<br />
1/2007: 24–27.<br />
Die Stadt und ihre<br />
Bauten. 2/ 2007: 32–34<br />
Die Stadt und ihre<br />
grünen Inseln.<br />
3/ 2007: 26–9.<br />
Fensterbank, Terrasse,<br />
Garten und das Leben<br />
hinterm Gartenzaun.<br />
4/ 2007: 38–41.<br />
Reihe „Ein Blick auf Europa“<br />
2006/2007<br />
Vogelsberger, M.: Vorschulische<br />
Bildung in<br />
Österreich. 10/2006:<br />
39–40.<br />
Vorschulische Bildung in<br />
der Schweiz. 11/2006:<br />
38–40.<br />
Vorschulische Bildung in<br />
Irland. 12/ 2006: 35–37.<br />
Vorschulische Bildung in<br />
den Benelux-Staaten.<br />
2/ 2007: 36–39.<br />
Vorschulische Bildung in<br />
Polen, Ungarn und der<br />
Tschechischen Republik.<br />
3/ 2007: 36–39.<br />
Gehirn & Geist<br />
Jahrgang 2007<br />
Reihe „Brennpunkt“<br />
Reinberger, S.: Generation<br />
Ergo. 9: 14–22.<br />
Reihe „Psychologie“<br />
Strobl, V.: Bewegende<br />
Momente. 7–8: 18–22.<br />
Lück, H. E.: Ganz oder gar<br />
nicht. 7-8: 24-29.<br />
Canli, T.: Der Charakter-<br />
Code. 9: 52–57.<br />
Bauer, J.: Unser flexibles<br />
Erbe. 9: 58–64.<br />
Schumacher, R./Stern, E.:<br />
Lerne lieber unbewusst.<br />
12: 22–27.<br />
Werth, R.: Jäger des verlorenen<br />
Bewusstseins.<br />
12: 28–33.<br />
Reihe „Medizin“<br />
Dobbis, D.: Strom an, Schwer-<br />
mut aus. 7–8: 44–49.<br />
Reihe „Hirnforschung“<br />
Marschall. J.: Meister des<br />
Wir-Gefühls. 12: 40–47.<br />
Gelitz, C.: Angst vor anderen.<br />
12: 48–53.<br />
Scheelen, F. M.: Die eigenen<br />
Ideale leben. 12: 70–72.<br />
Unsere Jugend<br />
Jahrgang 2006<br />
Pies, S./Schrapper, C.:<br />
Erkennen, verstehen<br />
und entscheiden, was<br />
zu tun ist. Anforderun-<br />
gen an die Kompetenz<br />
von ASD-Fachkräften<br />
am Beispiel der Hilfeplanung.<br />
9: 361–370.<br />
Busch, M./Fieseler, G.:<br />
(Strukturelle) Gewalt –<br />
Tatort Kinder- und<br />
Jugendhilfe.<br />
10: 403–408.<br />
Vossler, A.: Der lange Weg<br />
von der Systemtheorie<br />
zur Beratungspraxis.<br />
Ansätze, Methoden<br />
und Begrenzungen.<br />
10: 421–431.<br />
Rotthaus, W.: Neue Herausforderungen<br />
an die<br />
elterliche Erziehungskompetenz.<br />
11-12: 451–458.<br />
Behn, S.: Elterntraining:<br />
eine Übersicht.<br />
11-12: 476–480.<br />
Jahrgang 2007<br />
Günder, R./ Reidegeld, E.:<br />
Aggressionen von<br />
Kindern und Jugendlichen<br />
in der Stationären<br />
Erziehungshilfe.<br />
1: 10–17.<br />
Preuss/Freisberg, R./Marx, H./<br />
Bach, N.: Ein Heim für<br />
wilde Kinder. 1: 23–32.<br />
Boeger, A.: Erlebnispädagogik<br />
im Jugendalter:<br />
Stärkung personaler und<br />
interpersonaler Kompetenzen?<br />
4: 146–154.<br />
Schut-Ansteeg, T.: Erlebnispädagogische<br />
Medien<br />
im Rahmen der Kinder-<br />
und Jugendarbeit.<br />
4: 155–163.<br />
Simon, C.: Das fahrende<br />
Klassenzimmer.<br />
5: 211–219.<br />
Rabe, H./Kavemann, B.:<br />
Kinder und häusliche<br />
Gewalt. 6: 242–249.<br />
Heynen, S.: Häusliche Gewalt<br />
als Thema des Kinder-<br />
und Jugendschutzbundes.<br />
6: 250–259.<br />
Beckmann, S.: Täterarbeit<br />
Häusliche Gewalt.<br />
6: 260–267.<br />
Hafenbrak, I.: Aufsuchende<br />
Krisenbegleitung für<br />
Kinder nach häuslichem<br />
Gewaltvorfall.<br />
6: 268–275.<br />
Bächer, K.: Spiel-Raum – ein<br />
interdisziplinäres<br />
Angebot früher Hilfen für<br />
Familien. 7+8: 306–311.<br />
Gillich, S.: Lebensraum<br />
Straße: Sozialraumorientierung<br />
in der Kinder-<br />
und Jugendarbeit.<br />
10: 402–408.<br />
Zeitschrift für<br />
Sportpsychologie<br />
Jahrgang 2007<br />
Brand, R./ Schlicht, W.:<br />
Gesundheit, körperliche<br />
Aktivität und Sport.<br />
Kognitive und emotionale<br />
Aspekte der<br />
Verhaltensänderung.<br />
1: 1–2.<br />
Knisel, E./ Ziegler, C./<br />
Lezinsky, D./ Strang, H.:<br />
Selbststeuerung und<br />
Affektregulation.<br />
Ergebnisse einer<br />
Interventionsstudie<br />
mit übergewichtigen<br />
und adipösen Jugendlichen.<br />
1: 14–28.<br />
Mühlbauer, T./ Krug, J.:<br />
Zur zeitlichen Gestaltung<br />
des Umlernens einer<br />
großmotorischen<br />
Bewegungsfertigkeit.<br />
2: 67–73.<br />
Weigelt, M./ Munzert, J.:<br />
Editorial. (Sport-)moto-<br />
risches Lernen im<br />
Kontext komplexer<br />
Bewegunssteuerung.<br />
3: 93-94.<br />
Schack, Z.: Repräsentation<br />
und Bewegungssteuerung<br />
– die kognitivperzeptuelle<br />
Perspektive.<br />
3: 104–113.<br />
Lippke, S./Wiedemann, A. C.:<br />
Sozial-kognitive Theorien<br />
und Modelle zur<br />
Beschreibung und<br />
Veränderung von Sport<br />
und körperlicher Bewegung<br />
– ein Überblick.<br />
4: 139–148.<br />
51
52<br />
Zeitschriftenspiegel<br />
Behinderte<br />
Jahrgang 2006<br />
Weiß, H.: Kinderarmut und<br />
ihre Bedeutung für die<br />
Heil- und Sonderpädagogik.<br />
1: 16–29.<br />
Lindmeier, B.: Erleben von<br />
Armut und Bewältigungsstrategien<br />
von<br />
Kindern und Jugendlichen.<br />
1: 30–41.<br />
Müller, T.: Armut von Kindern<br />
an Förderschulen.<br />
1: 42–55.<br />
Klein, F.: Janusz Korczaks<br />
Pädagogik der Achtung.<br />
2: 28–41.<br />
Walker, A.: Behinderung und<br />
Alter – eine Perspektive<br />
der Lebensqualität.<br />
3–4: 30-37.<br />
Ziemen, K.: „Bilder“, Vorstellungen,<br />
Konstruktionen<br />
um Behinderung.<br />
5: 18–29.<br />
Datler, W./ Wininger, M.:<br />
Psychoanalyse und<br />
Heilpädagogik. 6: 16–21.<br />
Steinhardt, K.: Emotionalität<br />
und (behinderten-)<br />
pädagogische Professionalisierung.<br />
6: 72–87.<br />
Ergotherapie &<br />
Rehabilitation<br />
Jahrgang 2007<br />
Brdlik, I.: Wann ist Ergotherapie<br />
indiziert? Die<br />
Entwicklung und<br />
Erprobung einer Checkliste<br />
zur Erkennung von<br />
Wahrnehmungsverarbeitungsstörungen<br />
bei<br />
Kindern für psychologische<br />
Beratungsstellen.<br />
3: 6–10.<br />
Brückmann, M. K.: Tauchen<br />
als Therapiemedium in<br />
der Ergotherapie. Unter<br />
Wasser Grenzen durchbrechen.<br />
3: 18–22.<br />
Hucke, B.: Leitungskompetenz<br />
fällt nicht vom<br />
Himmel, aber man kann<br />
sie erwerben. 5: 6–10.<br />
Heim, S.: Das Schweigen<br />
durchbrechen. Kinder<br />
psychisch kranker Eltern.<br />
7: 21–23.<br />
Glaudo, s./Schwarzer, A./<br />
Maier, C.: Spiegeltherapie:<br />
dem Schmerz<br />
begegnen. 9: 6–9.<br />
Menzel, M.: Kindeswohlgefährdung.<br />
Der Schutzauftrag<br />
der Jugendhilfe nach<br />
§ 8 Kinder- und Jugendhilfegesetz.<br />
10: 5–10.<br />
Gross, W.: Chaos als Lebensstil.<br />
„Messies“: Modeproblem<br />
oder krankheitswerte<br />
Symptomatik?<br />
11: 6–10.<br />
Müller, S. V.: Wenn der<br />
Alltag zum Problem wird.<br />
Erscheinungsformen,<br />
Diagnostik und Behandlung<br />
exekutiver Dysfunktionen.<br />
11: 11–16.<br />
Reihe „Kurz gefasst“<br />
Putthoff, B.: Elternarbeit als<br />
Aspekt des familienzentrierten<br />
Ansatzes in der<br />
pädiatrischen Ergotherapie.<br />
Eine empirische<br />
Studie aus Sicht der<br />
Eltern. 3: 23.<br />
Reihe „Wissenschaft<br />
beschreiben, erklären,<br />
verstehen“<br />
Tschirner, K.:<br />
Folge 14: Das Interview.<br />
3: 24–25.<br />
Folge 16: Inhaltsanalyse.<br />
5: 24–25.<br />
Folge 17: Vom Experiment<br />
zur klinischen Studie –<br />
eine Übersicht. 6: 24–25.<br />
Folge 18: Die randomisierte<br />
kontrollierte Studie.<br />
7: 24–25.<br />
Folge 19: Von guter und<br />
noch besserer Forschung.<br />
8: 28–29.<br />
Folge 20: Von Output und<br />
Outcome. 9: 24–25.<br />
Folge 21: Vom Nutzwert<br />
einer Untersuchung.<br />
10: 26–27.<br />
Folge 22: Systematische<br />
Reviews und Metaanalysen.<br />
11: 24–25.<br />
Grundschule<br />
Jahrgang 2007<br />
Conrady, P.: Schriftspracherwerb<br />
1967 – und 40<br />
Jahre später. 9: 12–13.<br />
Wlaschek, M/ Zöller, B.:<br />
Emotionalität fördern?<br />
9: 48–51.<br />
Kemnitz, H.: Der dritte<br />
Erzieher. Was der Raum<br />
für Leben und Lernen in<br />
der Schule bedeutet.<br />
10: 6–8.<br />
Hinz, R./ Beutel, S.-I.:<br />
Anhaltende Lernfreude<br />
durch Jahrgangsmischung?<br />
Wie sich<br />
Selbstkonzepte im<br />
Jahrgangsübergreifenden<br />
Unterricht entwickeln.<br />
11: 10–12.<br />
Hildebrandt-Stratmann/ R.:<br />
Damit aus Kindern keine<br />
Kopffüßler werden.<br />
Ästhetische Erziehung im<br />
Sportunterricht der<br />
Grundschule. 11: 30–34.<br />
Neuber, N.: Spannung<br />
garantiert? Kreative<br />
Bewegungserziehung als<br />
Spiel mit der Körperspannung.<br />
11: 35–37.<br />
Probst, A.: Bewegung ist<br />
Kunst ist Bewegung<br />
ist… . Spiele und<br />
Übungen mit dem<br />
Körpergewicht.<br />
11: 38–41.<br />
Bannmüller, E.: Den richtigen<br />
Ausdruck treffen. Durch<br />
Bewegung die Wahrnehmung<br />
differenzieren.<br />
11: 42–44.<br />
Kirsch, S./Schwarzenthal, M.:<br />
Der Tanz mit dem Objekt.<br />
11: 48–51.<br />
Päd Forum<br />
Jahrgang 2007<br />
Ciesinger, K.-G.: Computer-<br />
Kids. Gesundheitliche<br />
Folgeprobleme von Mediennutzung<br />
und Medienkonsum<br />
in der Wissensgesellschaft.<br />
1: 13–15.
Lederle, M.: Süßes Gift –<br />
Diabetes bei Kindern und<br />
Jugendlichen. 1: 16–18.<br />
Liedke, M.: Der Mensch<br />
zwischen Gefühl und<br />
Verstand. 1: 24–27.<br />
Rohrmann, T.: Brauchen<br />
Jungen eine geschlechterbewusste<br />
Pädagogik?<br />
3: 145–149.<br />
Moser, H.: Bild und Pädagogik<br />
– ein schwieriges<br />
Verhältnis. 5: 261–263.<br />
Holzwarth, P.: Bildungsprozesse<br />
mit Bildern.<br />
5: 264–273.<br />
Kaiser, A.: Wolfgang Klafki<br />
zum 80. Geburtstag.<br />
5: 305–306.<br />
Reihe „Mein pädagogischer<br />
Klassiker“<br />
Lost, C.: Folge 6. Christian<br />
Gotthilf Salzmann.<br />
1: 30–35.<br />
Arnold, R.: Michel de<br />
Montaigne. 2: 96–97.<br />
Lost, C.: Folge 8. Francois<br />
Fénelon (1651-1715).<br />
3: 160–161.<br />
Ritzi, C.: Das Schulfoto.<br />
5: 288–289.<br />
Grunder, H.-U.: Elise (1898–<br />
1983) und Célestin<br />
(1896–1966) Freinet.<br />
6: 352–353.<br />
Welt des Kindes<br />
Jahrgang 2007<br />
Sielert, U.: Jungen sind<br />
anders. 1: 8–11.<br />
Kleinen, H. M.: Am Anfang<br />
war das Ohr. 2: 8–11.<br />
Merz, V.: Dem Kind zuhören.<br />
2: 13–15.<br />
Veranstaltungen<br />
28.–29. 3. 2008<br />
„Komm, wir spielen ...!“ –<br />
Ein Kongress voller Praxis<br />
Workshops zu unterschiedlichen<br />
Aspekten des Spielens<br />
und des Spiels, u. a. zu<br />
den Themen Spielen und<br />
Sprache, Spielen und<br />
Lernen, Spielen und Entspannen,<br />
Spielen und<br />
Streiten lernen, Spielen<br />
mit Seilen.<br />
Ort: Institut für<br />
Bewegungsbildung<br />
und Psychomotorik<br />
(I´B´P´), Gröbenzell<br />
E-Mail: info@ibp-<br />
psychomotorik.de<br />
URL: http://www.ibppsychomotorik.de/<br />
index1.html<br />
4.–5. 4. 2008<br />
Münchner Symposion<br />
Frühförderung „Bio-psychosoziale<br />
Entwicklungsrisiken,<br />
Resilienz und die Frühförderung“<br />
Arbeitsgruppen, u. a. zu den<br />
Themen Essstörungen,<br />
Migration und Integration,<br />
Genetische Syndrome,<br />
Bilderflut und visuelle<br />
Anforderungen, ADHS,<br />
hörgeschädigte Kinder im<br />
Kindergarten, Deutsch als<br />
Zweitsprache im Kindergarten;<br />
Vorträge, u. a. zu den<br />
Themen Wie geht es unseren<br />
Kindern? – <strong>Fakten</strong>, Einschätzungen,<br />
Handlungsbedarf,<br />
Bildung und Erziehung in<br />
Kindertagesstätten,<br />
Bradke, M.: Kreisch-Chro<br />
und Waldgesang.<br />
2: 16–19.<br />
Fuchs, M./ Rückert, S.: Die<br />
Qualität der pädagogischen<br />
Arbeit im Kindergarten.<br />
2: 40–41.<br />
Ebers, T./ Melchers, M.: Die<br />
Konjunktur der Werte.<br />
Von Werten und Normen,<br />
Kultur und Moral.<br />
3: 8–11.<br />
Cole, K.: Lernbegleiterin.<br />
4: 22–24.<br />
Damen, S.: Mathematik ist<br />
überall. 4: 32–34.<br />
Jünemann, E.: Familie heute<br />
– was ist das? 5: 8–11.<br />
Liegle, L.: Vom Kind her<br />
denken- 5: 19–21.<br />
Stolz, U./ Thiel, T.: Erziehungspartnerschaft.<br />
Wie<br />
Kindergärten die<br />
Bedürfnisse von Eltern<br />
aufgreifen können.<br />
5: 22–24.<br />
Jehle, H.: Kinderwelten im<br />
Holzkasten. Ein gestaltorientiertes<br />
Angebot für<br />
entdeckendes Spielen<br />
und Lernen. 6: 32–34.<br />
Was geschieht in Familien<br />
und welche Unterstützung<br />
können sie brauchen?<br />
Ort: Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München<br />
E-Mail: paed@astffby.de<br />
URL: www.fruehfoerde<br />
rung-bayern.de<br />
4.–6. 4. 2008<br />
SYSTEM UND KÖRPER –<br />
Muss denn Körper Sünde<br />
sein?<br />
Der Kongress schafft eine<br />
Plattform für Vernetzung,<br />
Wissens- und Erfahrungsaustausch<br />
von Personen, die<br />
den Körper in den unterschiedlichsten<br />
Varianten<br />
Zeitschrift für<br />
Erlebnispädagogik<br />
Jahrgang 2007<br />
Themenschwerpunkte:<br />
Pferde in der Schule. 6/2007.<br />
Erlebnispädagogik, Outdoorpädagogik,Friluftpädagogik<br />
– Eine Erörterung<br />
ihrer Bedeutung im<br />
schwedischen Schulsystem.<br />
7–8/2007.<br />
Tanz als erlebnispädagogisches<br />
Gestaltungsfeld.<br />
9/2007.<br />
Zirkuspädagogik. 11–12/2007.<br />
(Wahrnehmung, Berührung,<br />
Interaktion) in ihre systemische<br />
Praxis integrieren<br />
wollen. Gefüge von Plenum,<br />
Foren, Workshops und<br />
reichlich Zeit für Begegnung<br />
in einer ungezwungenen<br />
Atmosphäre. Themen u. a.:<br />
Klang – Körper: Musik, Tanz<br />
und Bewegung in der<br />
systemischen Kinder- und<br />
Jugendlichentherapie;<br />
Lösungsbewegungen: vom<br />
spielerischen Umgang mit<br />
inneren Dilemmata; Somatic<br />
Experiencing: Traumatherapie<br />
nach Peter Levine in der<br />
systemischen Familienskulptur;<br />
Im Körper zu Hause -<br />
sicher, leicht, bewegt… mir<br />
und anderen begegnen;<br />
53
54<br />
Veranstaltungen<br />
Symptom-Skulpturen:<br />
entziffern, was mein Körper<br />
spricht; Systemische<br />
Körpertherapie: eine<br />
Einführung in Theorie und<br />
Methode; Körperliche<br />
Präsenz: der Körper als<br />
Ressource in der systemischen<br />
Therapie und<br />
Beratung; Gewalt? Bei uns<br />
(doch) nicht! Von der<br />
professionellen Kunst im<br />
Umgang mit Aggression und<br />
Gewalt.<br />
Ort: GLS – Global<br />
Language Services,<br />
Kastanienallee 82,<br />
10435 Berlin<br />
(Stadtteil Prenzlauerberg)<br />
E-Mail: sekretariat@<br />
gstb.org<br />
URL: www.gstb.org<br />
8.–10. 4. 2008<br />
PFLEGE & REHA 2008<br />
Das bestechende Ambiente<br />
der Neuen Landesmesse<br />
Stuttgart, die großzügigen<br />
Freiflächen und die moderne<br />
Architektur geben den<br />
glanzvollen Rahmen für die<br />
neue PFLEGE & REHA, eine<br />
Messe, die zugleich 35<br />
Forumveranstaltungen und<br />
einen Kongress beinhaltet.<br />
Auf der Messe präsentieren<br />
über 200 Aussteller Ihre<br />
Produkte, Dienstleistungen<br />
und Lösungen aus den<br />
Bereichen – stationäre und<br />
ambulante Pflege/Rehabilitation<br />
und Therapie/Management,<br />
Organisation, Bildung<br />
sowie Bauen, Einrichten und<br />
Wohnen. Das Forumsprogramm<br />
bietet Veranstaltungen<br />
zu vielen aktuellen<br />
Themen. Die Teilnahme dieser<br />
Veranstaltung ist für<br />
Besucher kostenlos.<br />
Mehr als 60 hochkarätige<br />
Veranstaltungen im Kongressprogramm<br />
bieten eine<br />
Fülle von Fachvorträgen,<br />
Fortbildungsveranstaltungen<br />
und Foren der Spitzenverbände<br />
und führender<br />
Fachleute.<br />
Ort: Messe Stuttgart<br />
E-Mail: pflegeundreha@<br />
thieme.de<br />
URL: http://cms.messestuttgart.de/cms<br />
11.–13. 4. 2008<br />
Mensch & Pferd im Dialog –<br />
EU-Konferenz 2008<br />
Themen und Ziele der<br />
Konferenz sind: Die Kommunikation<br />
im Therapeutischen<br />
Reiten – Sprache als eine<br />
konstruierte Welt!? „Missing<br />
Links“ zwischen den<br />
verschiedenen Bereichen des<br />
Therapeutischen Reitens.<br />
Stärkung der europäischen<br />
Zusammenarbeit und<br />
schaffen einer Diskussionsplattform.<br />
Zahlreiche<br />
Vorträge, Workshops und<br />
Arbeitskreise, u. a. zu den<br />
Themen „Kommunikation<br />
und Kunst, inspiriert von<br />
Pferd und Natur“, „Das Pferd<br />
als Helfer in der Kommunikation<br />
mit schweigenden<br />
Patienten“, „Ganzheitliche<br />
Kommunikation in der<br />
Heilpädagogischen Förderung<br />
mit dem Pferd“,<br />
„Kontaktstörungen mit Hilfe<br />
von Pferden bearbeiten“,<br />
„Der Dialog zwischen dem<br />
Pferd und von Gewalt<br />
traumatisierten Kindern“,<br />
„Mensch und Pferd im<br />
Dialog: Reiter und Pferd<br />
,lesen`“.<br />
Ort: Wien, Soz. Med.<br />
Zentrum Otto<br />
Wagner Spital<br />
(OWS) & Jugendstiltheater<br />
E-Mail: info@pferdemotion.at<br />
URL: http://www.pferdemotion.at/index.<br />
php<br />
14.–15. 4. 2008:<br />
Cool sein ist nicht alles:<br />
Jungen in der Jugendarbeit<br />
Wer seinen Blick auf Jungen<br />
schärfen möchte, wer mit<br />
Jungen ressourcenorientiert<br />
arbeiten möchte, wer neuen<br />
Schwung für seine Arbeit mit<br />
Jungs sucht, wer praxiserprobte,<br />
lebendige Methoden<br />
kennen lernen möchte oder<br />
wer sich gerne mit anderen<br />
Männern und Frauen über<br />
Erfahrungen austauschen<br />
möchte, ist hier richtig.<br />
Inhalte: Einblicke in den<br />
Jungenalltag – zwischen<br />
Weichei und Rambo;<br />
Stärkende Botschaften – den<br />
Hunger der Jungs stillen;<br />
Kampfesspiele – kraftvoller<br />
dynamischer Körperkontakt,<br />
Deeskalation – Eskalationstendenzen<br />
früh erkennen<br />
und handeln, Auf Grenzen<br />
achten – zwischen Förderung<br />
und Überforderung.<br />
Ort: Bad Orb<br />
E-Mail: r.herrgen@<br />
burckhardthaus.de<br />
URL: http://www.<br />
burckhardthaus.de/<br />
16.–18. 4. 2008<br />
Eltern stützen – Kinder<br />
schützen. Was muss sich<br />
ändern im Verhältnis Eltern –<br />
Kind – Staat?<br />
Kinder werden heute<br />
ungleich stärker als eigenständige<br />
Persönlichkeiten<br />
mit Rechten und Ansprüchen<br />
wahrgenommen wie die<br />
Diskussionen um Kindeswohl<br />
und Kinderrechte zeigen.<br />
Familienformen und<br />
Lebensverläufe befinden sich<br />
ständig in Bewegung, zudem<br />
kommt eine rasante ökonomische<br />
Dynamik, die von<br />
Familien gesellschaftlich<br />
schier unleistbare Anpassungsleistungen<br />
verlangt.<br />
Will Jugendhilfe in diesem<br />
Spannungsfeld eine bessere<br />
und frühzeitigere Unterstützung<br />
von Familien erreichen,<br />
ist eine jugendhilfefachliche<br />
und familienpolitische<br />
Neubestimmung erforderlich.<br />
Die Verantwortung der<br />
Erziehungshilfe an diesem<br />
Prozess soll auf der Fachtagung<br />
ausgelotet werden -<br />
und dies auch insbesondere<br />
unter Beachtung der<br />
Schnittstellen zu angrenzenden<br />
Bereichen wie<br />
z. B. dem Gesundheits-<br />
wesen.<br />
Ort: Hannover, Kulturzentrum<br />
Pavillon<br />
E-Mail: info@afet-ev.de<br />
URL: http://afet-ev.de/<br />
aktuell/AFET_<br />
intern/2007/AFET-<br />
Tagung2008.php<br />
13.–18. und 20.–25. 4. 2008:<br />
58. Lindauer Psychotherapiewochen<br />
zu den Themen<br />
Lachen und Weinen<br />
„Lachen ist gesund!“ sagt der<br />
Volksmund, erwiesen ist,<br />
dass es Stresshormone<br />
reduziert und im Gehirn<br />
Endorphine freisetzt.<br />
Kleinkinder tun es bis zu<br />
400-mal täglich, Erwachsene<br />
nur noch 15-mal, Frauen<br />
lachen öfter als Männer, alle<br />
anderen Europäer häufiger<br />
als die Deutschen. Aber wie<br />
steht es um das Lachen in<br />
der Psychotherapie? Heilt<br />
Lachen, Humor und Witz<br />
auch die Seele? Es scheint<br />
nicht so einfach. Die<br />
Bedeutung des Lachens in<br />
der psychotherapeutischen<br />
Situation ist vielfältig und<br />
erschließt sich erst über die<br />
Affekte und die Beziehungsdynamik.<br />
Das Weinen gibt<br />
viele Rätsel auf. Man weiß:<br />
Kleine Jungen weinen mehr<br />
als kleine Mädchen, Frauen<br />
später aber mehr als Männer,<br />
am Abend wird mehr als zu<br />
anderen Tageszeiten<br />
geweint, und ob man sich<br />
nach dem Weinen besser<br />
fühlt, sind sich die Forscher<br />
noch nicht einig. In der<br />
Psychotherapie gibt es eine<br />
geheime Idealisierung des<br />
Weinens. Warum eigentlich?<br />
Verbessert sich die Stimmung<br />
des weinenden<br />
Menschen wirklich,<br />
weil er oder sie weinen<br />
konnte?<br />
Ort: Lindau<br />
E-Mail: info@Lptw.de<br />
URL: www.Lptw.de
27. 4.–2. 5. 2008<br />
LEIB ODER LEBEN –<br />
14. Internationales Seminar<br />
für körperbezogene Psychotherapie,<br />
Körpertherapie und<br />
Körperkunst – Rhythmus und<br />
Resonanz<br />
Die neurobiologische<br />
Entdeckung von Spiegelneuronen<br />
lässt vermuten, dass<br />
Imitationslernen und<br />
Einfühlungsvermögen<br />
neuronale Resonanzen<br />
bewirken. Auch in therapeutischen<br />
Beziehungen gibt es<br />
rhythmische Prozesse,<br />
Resonanzen und Synchronisationen.<br />
Körper- und<br />
leiborientierte Methoden<br />
nutzen die Sensibilität der<br />
Wahrnehmung von biologischen<br />
Rhythmen. Achtsamkeit<br />
für Rhythmus und<br />
Resonanz erlaubt mehr im<br />
Moment zu sein. Harmonisierung<br />
von Rhythmen und<br />
Resonanzen können Selbstheilungspotentiale<br />
des<br />
Organismus stärken. Das<br />
diesjährige Seminar Leib<br />
oder Leben bietet Gelegenheit,<br />
Stimme und Stimmungen<br />
zu erkunden und<br />
Resonanzen zu finden. Stille,<br />
Atmung, Meditation, Musik,<br />
Ausdruck, Lachen, Gähnen,<br />
Jodeln, Bewegung, Tanz und<br />
Kampfkünste bilden die<br />
leibliche Basis für gemeinsame<br />
Reflexionen.<br />
<strong>Informationen</strong><br />
Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel<br />
Weiterbildungsstudiengang<br />
Psychomotorik für pädagogische<br />
Fachkräfte<br />
Im Oktober 2008 beginnt der<br />
einjährige berufsbegleitende<br />
Weiterbildungsstudiengang<br />
Psychomotorik an der<br />
Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel<br />
am<br />
Fachbereich Sozialwesen.<br />
Der Studiengang richtet sich<br />
Ort: Bad Gleichenberg<br />
E-Mail: ilse.windhager@<br />
klinikum-graz.at<br />
URL: http://www.<br />
leiboderleben.at/<br />
f2008/a.html<br />
17. 5. 2008<br />
KörperSpracheKinderSpiel –<br />
Bundesweite Fachtagung für<br />
Psychomotorik<br />
Die Fachtagung steht unter<br />
dem Thema „KörperSprache-<br />
KinderSpiel“. Der enge<br />
Zusammenhang von<br />
Bewegung, Spiel und<br />
Sprache wird in der Psychomotorik<br />
vielfältig intendiert.<br />
Die Fachtagung lädt<br />
Pädagogen, Therapeuten und<br />
Eltern ein, sich in vielen<br />
Variationen auf Körpersprache,<br />
Kinderspiel oder Sprachspiel<br />
einzulassen und dabei<br />
freudvolle Bewegungserfahrungen<br />
zu machen.<br />
Ort: Rheinische Akademie<br />
im Förderverein<br />
Psychomotorik,<br />
Bonn<br />
E-mail: akademie@<br />
psychomotorikbonn.de<br />
URL: http://www.<br />
psychomotorikbonn.de/index2.htm<br />
26. 5. 2008<br />
Fachtag Multidimensionales<br />
Diagnoseschema<br />
an Pädagogen und Pädagoginnen,<br />
die in ihren Arbeitsfeldern<br />
mit Themen der<br />
Entwicklungsförderung,<br />
Bildung und Prävention<br />
beschäftigt sind.<br />
Zentrale Fragestellungen des<br />
Studienganges lauten: Wie<br />
kann ich als Erzieher/in,<br />
Lehrer/in oder Sozialpädagoge/in<br />
über Bewegung<br />
umfassende Entwicklungsimpulse<br />
setzen, die Kinder<br />
Familien können in schwierigen,<br />
die elterliche Erziehung<br />
beeinträchtigenden Lebenssituationen<br />
zur Stärkung der<br />
Erziehungskompetenz der<br />
Eltern und zur Unterstützung<br />
des Entwicklungsprozesses<br />
ihrer Kinder sozialpädagogische,<br />
psychologische,<br />
beraterische und/oder<br />
(psycho-)therapeutische<br />
„Hilfen zur Erziehung“ in<br />
Anspruch nehmen. Aber<br />
welche Hilfe ist für wen und<br />
unter welchen Umständen<br />
geeignet? „Hilfen zur<br />
Hilfeplanung“ bietet „Das<br />
Multiaxiale Diagnosesystem<br />
Jugendhilfe – MAD-J“. Es<br />
besteht im Kern aus einem<br />
Klassifikationssystem elter-<br />
licher Erziehung und ermög-<br />
licht die differenzierte Be-<br />
schreibung und Bewertung<br />
der Erziehungs- und Entwicklungssituation<br />
eines Kindes/<br />
Jugendlichen, der Erziehungsbedingungen<br />
und der Lebens-<br />
lage seiner Familie. Die Syste-<br />
matik des MAD-J, seine theo-<br />
retischen Grundlagen und<br />
seine praktischen Anwendungsmöglichkeiten<br />
werden<br />
während des Fachtags<br />
dargestellt und diskutiert.<br />
Ort: Nürnberg, Caritas-<br />
Pirckheimer-Haus<br />
URL: http://www.bke.de/<br />
weiterbildungsmassnahmen/<br />
und Jugendliche in ihrer<br />
Persönlichkeitsentfaltung<br />
stärken? Wie kann ich<br />
psychomotorische und<br />
bewegungspädagogische<br />
Inhalte, Prinzipien sowie<br />
konzeptionelle Ideen in<br />
meinen Arbeitsalltag<br />
einfließen lassen?<br />
Die enge Verknüpfung von<br />
theoretischen Hintergründen<br />
und praktischen<br />
Erfahrungen zum individu-<br />
18.–20. 6. 2008<br />
„Gerechtes Aufwachsen<br />
ermöglichen!“ –<br />
13. Deutscher Kinder- und<br />
Jugendhilfetag 2008<br />
Die Veranstaltungen des<br />
Fachkongresses sind den drei<br />
Themenschwerpunkten<br />
Bildung, Integration, Teilhabe<br />
zugeordnet. Der Fachkongress<br />
fördert den Austausch von<br />
Politik, Theorie und Praxis der<br />
Kinder- und Jugendhilfe.<br />
Neue Modelle und Konzepte<br />
aus der Praxis der Kinder-<br />
und Jugendhilfe werden<br />
dargestellt und die gemeinsame<br />
politische Willensentwicklung<br />
wird weiterentwickelt.<br />
Auf dem 13. Deutschen<br />
Kinder- und Jugendhilfetag<br />
2008 werden im Rahmen des<br />
Fachkongresses 75 Fachforen,<br />
36 Workshops, 49 Projektpräsentationen<br />
und 25 Vorträge<br />
stattfinden. Auf der Fachmesse<br />
„Markt der Kinder- und<br />
Jugendhilfe“ in der Messe<br />
Essen stellen die Träger der<br />
Kinder- und Jugendhilfe<br />
ihre Arbeitsformen und<br />
Aktivitäten aus der Arbeit<br />
mit Kindern und Jugend-<br />
lichen und ihren Familien<br />
vor.<br />
Ort: Essen, Congress<br />
Center Messe<br />
E-Mail: djht@agj.de<br />
URL: http://jugendhilfe<br />
tag.de/djht08/<br />
ellen pädagogischen<br />
Arbeitsfeld der TeilnehmerInnen<br />
steht im<br />
Mittelpunkt des Weiterbildungsstudienganges.<br />
Bewerbungsschluss:<br />
Ende Juni 2008.<br />
Kontakt: Bianka Salis<br />
(Dipl.-Motologin)<br />
Tel.: 05 31 / 28 52-157<br />
E-Mail: B.Salis@FH-<br />
Wolfenbuettel.de<br />
55
56<br />
<strong>Informationen</strong><br />
Jubiläum: 10 Jahre<br />
Hippopädagogik<br />
Definition:<br />
Die Hippopädagogik benutzt<br />
das handlungsorientierte<br />
Konzept der Motopädagogik,<br />
um durch den Einsatz des<br />
Pferdes positiv unterstützend<br />
und begleitend auf die<br />
Persönlichkeitsentwicklung<br />
von Menschen wirken zu<br />
können. Über Bewegung und<br />
Wahrnehmung lernt der<br />
Mensch sich und seine<br />
Umgebung (materiell und<br />
personell) kennen, lernt sich<br />
ihr anpassen und macht sie<br />
sich zu eigen. Pferde bieten<br />
Menschen eine Erfahrungsvielfalt<br />
besonderer Art, man<br />
kann mit Ihnen schmusen,<br />
sich von ihnen tragen lassen,<br />
mit ihnen spielen, gemeinsam<br />
mit ihnen sportliche<br />
Leistung erbringen. Man<br />
kann Unterschiede und<br />
Gemeinsamkeiten zwischen<br />
sich und ihnen feststellen,<br />
lernt sich ihnen anzuvertrauen,<br />
aber auch die Führung zu<br />
übernehmen, sich durchzusetzen.<br />
Bei der motopädagogischen<br />
Aufbereitung<br />
geeigneter Lernsituationen<br />
kann das Pferd zu einem<br />
idealen Bewegungsmedium<br />
und Cotherapeuten werden.<br />
Rückblick:<br />
Nach dem Pilotjahr 1997<br />
liegen die Ausbildungsrichtlinien<br />
für die Qualifikation<br />
Hippopädagogik fest. Im Juni<br />
2008 wird die Hippopädagogik<br />
als Marke eingetragen,<br />
um allen Absolventen der<br />
Qualifikation die Lizenz zur<br />
Nutzung innerhalb ihrer<br />
Tätigkeit zu erteilen. Diese<br />
Maßnahme soll vor Missbrauch<br />
schützen und dient<br />
zur Qualifikationssicherung.<br />
Im Oktober 1998 halten die<br />
ersten acht Hippopädagogen/Innen<br />
ihr Zertifikat in<br />
den Händen. Viel Engagement<br />
und Bereitschaft zu<br />
persönlicher Weiterentwicklung<br />
sind bei den Teilnehmern<br />
gefragt, um dem hohen<br />
Anspruch gerecht zu werden,<br />
Kompetenz sowohl im<br />
Umgang mit den ihnen<br />
anvertrauten Menschen zu<br />
erlangen als auch beim<br />
Einsatz der Pferde zu<br />
entwickeln. Diesbezüglich<br />
gab es in der Vergangenheit<br />
kleinere Veränderungen der<br />
Ausbildungsmodalitäten.<br />
Bewährt hat sich die<br />
Kursform als Baukastensystem<br />
mit unterschiedlichen<br />
Schwerpunkten. Durch das<br />
offene Kurssystem ist auch<br />
ein intensiver Austausch der<br />
Teilnehmer untereinander<br />
gewährleistet. 2005 gründen<br />
einige ausgebildeten<br />
Hippopädagogen die<br />
Interessengemeinschaft<br />
Hippopädagogik mit dem<br />
Ziel durch eine breite<br />
Öffentlichkeitsarbeit und<br />
einen besseren Austausch<br />
untereinander mehr Professionalität<br />
zu zeigen. Über<br />
hippopaedagogik@yahoo.de<br />
sind die Hippopädagogen zu<br />
erreichen und es entstand<br />
auch eine eigene Internetseite<br />
www.hippopaedagogik.<br />
eu.<br />
70 Absolventen der Hippopädagogik<br />
unterrichten<br />
mittlerweile in Deutschland<br />
und im angrenzenden<br />
europäischen Ausland<br />
(Österreich, Schweiz,<br />
Luxemburg, Norwegen).<br />
Neuerdings findet der<br />
Ansatz nun auch schon<br />
in Übersee (Australien)<br />
weitere Anhänger.<br />
Standortbestimmung:<br />
Die Ausbildung ist mittlerweile<br />
etabliert; namhafte<br />
Behinderteneinrichtungen<br />
suchen Hippopädagogen,<br />
empfehlen ihren Angestellten<br />
die Ausbildung anzustreben<br />
bzw. übernehmen sogar<br />
die Kosten teilweise oder<br />
ganz. Das Ausbildungskonzept<br />
wurde 2007/2008 den<br />
fortschreitenden Anforderungen<br />
innerhalb der<br />
Reitpädagogik und Reittherapie<br />
angepasst, wobei<br />
natürlich auch die Erfahrungen<br />
aus den vergangenen<br />
10 Jahren eine mitbestimmende<br />
Rolle gespielt haben.<br />
Aufgrund des hohen<br />
Sicherheitsrisikos beim<br />
Einsatz von Pferden, wird vor<br />
allem hier eine hohe<br />
Ausbildungsqualität und in<br />
der Folge eine weitreichende<br />
Kompetenz der Absolventen<br />
angestrebt.<br />
Ausblick:<br />
Die zukünftigen Anforderungen<br />
an jeden Einzelnen<br />
innerhalb dieser Gesellschaft<br />
wachsen stetig. Die Herausforderung,<br />
die Aufgaben der<br />
Zukunft zu bewältigen, ist<br />
groß. Dabei liegen diese<br />
nicht nur im technischen<br />
Bereich, sondern vor allem<br />
auch in den sozialen und<br />
kommunikativen Möglichkeiten<br />
der Menschen.<br />
Innerhalb hippopädagogisch<br />
angeleiteter Lerngelegenheiten<br />
können Pferde als<br />
Identifikationsobjekte, als<br />
Coaches für soziale Kompetenz<br />
und als ideales Wahrnehmungs-<br />
und Bewegungsmedium<br />
fungieren. Längst<br />
noch nicht sind die pädagogischenEinsatzmöglichkeiten<br />
und therapeutischen<br />
Wirkungen von Pferden<br />
ausgereizt. Dies gilt sowohl<br />
für Angebote für behinderte<br />
Menschen als auch für<br />
Angebote integrativer Art<br />
oder nicht behinderte<br />
Menschen. Gerade weil<br />
Pferde immer noch trotz<br />
Jahrtausenden der Domestikation<br />
natürliche Reaktionsweisen<br />
zeigen, ursprüngliches<br />
Verhalten ihnen nicht<br />
aberzogen werden konnte,<br />
können sie für den Menschen<br />
als Mittler zwischen<br />
Kultur und Natur fungieren,<br />
ihn seinen elementaren<br />
Rhythmen (physisch und<br />
psychisch) wieder näher<br />
bringen.<br />
Einladung:<br />
Am 29. Juni 2008 sind alle<br />
Hippopädagogen, Interessenten,<br />
Neugierige und<br />
Begeisterte der Hippopädagogik<br />
eingeladen mit dem<br />
Team des Fortbildungszentrums<br />
„Bewegende Pferde“<br />
zu feiern. Ab 11 Uhr gibt es<br />
Vorführungen, viel Information,<br />
und Angebote zum<br />
Zuschauen und Mitmachen<br />
für pferdebegeisterte große<br />
und kleine Menschen.<br />
Also auf zum Upratsberg<br />
bei 87634 Günzach.<br />
Weitere Infos unter<br />
www.bewegendepferde.de<br />
oder Tel.: 0 83 72 / 81 08
Tag des Sports in der<br />
Förderschule 2008<br />
Nach dem Erfolg im letzten<br />
Jahr, wird es auch in diesem<br />
Jahr einen „Tag des Sports in<br />
der Förderschule“ des<br />
„Arbeitskreises Bewegung,<br />
Spiel und Sport in Förderschulen“<br />
geben. Dieser findet<br />
am Mittwoch, 10. September<br />
Résumés<br />
Holger Jessel<br />
Facteurs d’efficacité de la<br />
prévention de la violence<br />
psychomotrice<br />
La contribution part de<br />
l’hypothèse que la navigation<br />
dans le champ multiple et<br />
ambigu de la prévention de<br />
la violence dépend de la<br />
discussion sur les facteurs<br />
fondamentaux d’efficacité.<br />
Ces facteurs d’efficacité ne<br />
deviennent compréhensibles<br />
que sur la base des besoins<br />
fondamentaux élémentaires,<br />
car ceux-ci représentent les<br />
moteurs essentiels de<br />
l’expérience et de l’action<br />
humaines. Dans cette rela-<br />
tion le comportement violent<br />
peut être compris comme<br />
forme subjective sensée de<br />
la satisfaction de besoins,<br />
qui se révèle cependant au<br />
moins pour une personne<br />
comme problématique. Cette<br />
per-sonne n’est pas forcément<br />
seulement la victime,<br />
mais démontre plutôt que<br />
les facteurs d’efficacité de la<br />
prévention de la violence<br />
psychomotrice peuvent être<br />
pour tous les participants –<br />
et par là aussi pour les<br />
auteurs – d’une importance<br />
allant très loin dans le sens<br />
d’une manière de vivre<br />
réussie. Grâce à l’argumen-<br />
tation exposée, la discussion<br />
sur les facteurs d’efficacité<br />
dans la psychomotricité est<br />
supposée être activée.<br />
2008 (9.00 Uhr–17.00 Uhr)<br />
an der Technischen Universität<br />
(TU) in Dortmund statt.<br />
Als inhaltlicher Schwerpunkt<br />
ist das Thema „Ästhetische<br />
Bildung – die kreative<br />
Kombination von Bewegung<br />
und anderen Künsten“,<br />
geplant. In bekannter Weise<br />
werden nach einem Hauptvortrag<br />
verschiedene<br />
Samuel Franz<br />
A propos d’aspects prévenant<br />
la violence dans l’accom-<br />
pagnement du développement<br />
psychomoteur mettant<br />
l’accent sur la compréhension<br />
du sens<br />
La contribution discute<br />
l’accompagnement du<br />
développement psychomoteur<br />
mettant l’accent sur la<br />
compréhension du sens<br />
auprès d’enfants et d’adolescents<br />
dans le contexte de la<br />
prévention de la violence.<br />
Au premier plan se situe la<br />
formation d’expérience<br />
prévenant la violence dans<br />
l’abri intermédiaire, qui est<br />
portée par la présence<br />
physique et scénique du<br />
psychomotricien dans la<br />
réalisation dialogique.<br />
Amara Renate Eckert<br />
Trauma-violence-autonomie<br />
Prévention psychomotrice de<br />
violence en tant qu’aide à<br />
l’assimilation de traumatisation<br />
vécue<br />
Dans le cadre d’un projet de<br />
formation au département<br />
Sciences sociales et Travail<br />
social de l’établissement<br />
d’enseignement supérieur<br />
de Darmstadt des réflexions<br />
concernant le travail<br />
psychomoteur prévenant la<br />
violence avec des enfants<br />
traumatisés de façon<br />
séquentielle sont faites.<br />
La question relative au<br />
praxisorientierte Workshops<br />
zur Thematik angeboten.<br />
Ausrichter ist in diesem<br />
Jahr Dr. Gerd Hölter,<br />
Professor des Lehrgebietes<br />
Bewegungserziehung und<br />
Bewegungstherapie in der<br />
Fakultät Rehabilitationswissenschaften<br />
der Technischen<br />
Universität in<br />
Dortmund.<br />
sens de la prévention de<br />
la violence dans un monde<br />
marqué par des structures<br />
de violence reste présente.<br />
Finalement il s’agit de<br />
processus d’apprentissage<br />
en commun sous forme<br />
d’aides à l’assimilation<br />
de trauma, afin de réduire<br />
la transmission à attendre<br />
de la violence vécue.<br />
De cette façon des chemins<br />
peuvent être trouvés pour<br />
regagner la propre autonomie.<br />
Wolfgang Beudels<br />
Lutter contre la violence:<br />
lutte et bagarre comme offre<br />
préventive au jardin d’enfants<br />
Les objectifs les plus impor-<br />
tants en éducation psychomotrice<br />
sont la construction<br />
d’un concept de soi positif<br />
ainsi que le développement<br />
d’un comportement avec<br />
compétence sociale. Les<br />
offres de mouvement et de<br />
jeu adaptées à l’enfant et à<br />
l’âge peuvent se montrer à ce<br />
niveau sur ce point efficace<br />
contre la violence qu’un<br />
comportement responsable,<br />
réfléchi et autodéterminé est<br />
exigé et développé dans<br />
l’échange avec l’environne-<br />
ment personnel et matériel.<br />
«Lutter, se bagarrer, se com-<br />
battre» se montre sous cette<br />
perspective en tant que<br />
thème particulièrement favo-<br />
rable à l’éducation psycho-<br />
Bitte merken Sie sich schon<br />
jetzt den Termin vor!<br />
Kontakt: Angelika Prass<br />
E-Mail: angelika.prass@<br />
uni-dortmund.de<br />
(Detaillierte <strong>Informationen</strong><br />
können ab Mai 2008 im<br />
Internet abgerufen werden.<br />
Die Internetadresse wird<br />
frühzeitig bekannt gegeben.)<br />
motrice dans l’enseignement<br />
élémentaire. Déjà dans la<br />
prime enfance l’importance<br />
d’une relation respectueuse<br />
et humaine de l’un avec<br />
l’autre est communiquée et<br />
peut être vécue immédiatement<br />
dans les champs d’expé-<br />
rience centraux comme<br />
«coopération», «contact<br />
corporel», «proximité et<br />
distance», «confiance».<br />
Norbert Meller<br />
Le concept H.E.A.R.T.<br />
Prévention de la violence<br />
dans une institution station-<br />
naire de l’aide éducative<br />
Le concept H.E.A.R.T.<br />
(Holistic&Educational Anger<br />
Response Training), appliqué<br />
dans le modèle «apprendre à<br />
vivre», est un programme<br />
d’intervention global-édu-<br />
catif fondé sur les bases de la<br />
philosophie taoïste et du TCA<br />
(Traditional Chinese Arts-<br />
Taoist Cultural Arts) qui s’est<br />
développé de cette philosophie.<br />
C’est pour la première<br />
fois qu’un concept de préve-<br />
ntion systématique est appli-<br />
qué et pratiqué de façon jour-<br />
nalière dans un contexte de<br />
pédagogie intensive suivant<br />
les méthodes de TCA. L’évalua-<br />
tion faite par Günder sur<br />
quatre ans du modèle «Appren-<br />
dre à vivre» pouvait démontrer<br />
entre autres une diminution<br />
significative de schémas<br />
comportementaux agressifs.<br />
57
58<br />
Summaries / Résumés<br />
Kerstin Tübing<br />
Mouvement = «être ému» ?!<br />
Présentation d’une mesure<br />
d’entraînement de la péda-<br />
gogie d’aventure et orientée<br />
vers la compétence d’action<br />
avec des enfants/adolescents<br />
dans le cadre d’une institution<br />
stationnaire<br />
Summaries<br />
Holger Jessel<br />
Effect components of<br />
psychomotor violence<br />
prevention<br />
This paper is based on the<br />
thesis that the navigation in<br />
the varied and ambiguous<br />
area of violence prevention<br />
requires to deal with<br />
fundamental effect components.<br />
These effect components<br />
can only be understood<br />
against the back-<br />
ground of elementary basic<br />
needs because these needs<br />
are the most important<br />
motors of human experience<br />
and action. In this context,<br />
violent behaviour can be<br />
regarded as a subjectively<br />
meaningful form of need<br />
satifaction, which, however,<br />
is problematic for at least<br />
one person. This person is<br />
not inevitably only the<br />
victim. In this paper, it will<br />
be rather shown that the<br />
effect components of<br />
psychomotor violence<br />
prevention can be of<br />
extensive importance for a<br />
successful conduct of life for<br />
all participants – which also<br />
include the victim. The<br />
argumentation presented in<br />
this paper has also the aim<br />
to stimulate a discussion of<br />
the effect factors in psychomotor<br />
therapy.<br />
Samuel Franz<br />
Aspects of violence prevention<br />
in the meaning-oriented<br />
psychomotor support of<br />
development<br />
This paper deals with the<br />
meaning-oriented psychomotor<br />
support of the<br />
development of children and<br />
Dans le contexte d’un<br />
groupe communautaire<br />
intensif «Ta chance» des<br />
mesures d’entraînement de<br />
la pédagogie d’aventure et<br />
orientées vers la compétence<br />
d’action font partie<br />
de la base définitive du<br />
concept pédagogique. La<br />
adolescents in the context of<br />
violence prevention. The<br />
focus is on the violencepreventive<br />
formation of<br />
experience in the intermediary<br />
protective zone, which is<br />
characterized by the physical<br />
and scenic presence of the<br />
dialogically involved<br />
psychomotor expert.<br />
Amara Renate Eckert<br />
Trauma – violence –<br />
autonomy: Psychomotor<br />
violence prevention as<br />
an aid in trauma treatment<br />
In the framework of a train-<br />
ing project at the Department<br />
of Social Sciences and<br />
Social Work at the University<br />
of Darmstadt the problem of<br />
violence-preventing psychomotor<br />
work with sequentially<br />
traumatized children is<br />
dealt with. In this context,<br />
the question as to the<br />
meaningfulness of violence<br />
prevention in a world which<br />
is characterized by structures<br />
of violence is asked. In<br />
the final analysis, joint<br />
learning processes in the<br />
form of aids for treating<br />
traumas should be conducted<br />
to reduce the expect-<br />
ed passing on of violence<br />
experienced by children.<br />
These learning processes can<br />
help the traumatized<br />
participants to find ways to<br />
regain their autonomy.<br />
Wolfgang Beudels<br />
Fighting against violence:<br />
Wrestling and grappling<br />
as a preventive offer in<br />
kindergartens<br />
The development of a<br />
positive self-concept and<br />
contribution décrit la<br />
position de départ des<br />
trois participantes ainsi<br />
que l’intention et le<br />
déroulement d’une telle<br />
mesure d’entraînement, qui<br />
eut lieu sous forme d’un<br />
tour de bicyclette de trois<br />
jours. Dans l’évaluation<br />
socially competent behaviour<br />
is one of the most<br />
important objectives of<br />
psychomotor development<br />
support. In this context<br />
child- and age-suitable<br />
movement and play offers<br />
can have a violencepreventing<br />
effect to the<br />
extent that they require and<br />
support responsible, reflective<br />
and self-determined<br />
behaviour when dealing with<br />
the personal and material<br />
environment. From this<br />
point of view, “wrestling,<br />
grappling, and fighting<br />
against each other” is an<br />
especially suitable topic of<br />
psychomotor movement<br />
education in the elementary<br />
area. Even at an early age,<br />
the children are taught that<br />
it is important to deal with<br />
each other in a respectful<br />
and human way. The children<br />
can immediately experience<br />
the importance of such a<br />
way of interaction in the<br />
central fields of “cooperation”,<br />
“physical contact”,<br />
“nearness and distance”, and<br />
“trust”.<br />
Norbert Meller<br />
The H.E.A.R.T. concept:<br />
Violence prevention in a<br />
stationary institution of<br />
childcare and education<br />
The H.E.A.R.T. concept<br />
(Holistic & Educational<br />
Anger Response Training),<br />
which is used in the<br />
“Learning to Live” model, is a<br />
fully integrated and educational<br />
intervention programme<br />
that is based on<br />
taoist philosophy and the<br />
Traditional Chinese Arts or<br />
suivante les chances de<br />
développement et les<br />
possibilités d’apprentissage<br />
de la mesure d’entraî-<br />
nement sont discutées et<br />
l’accent essentiel est mis<br />
sur les potentiels d’une<br />
manœuvre orientée vers<br />
l’action.<br />
Taoist Cultural Arts (TCA)<br />
derived from this philosophy.<br />
This was the first time that a<br />
systematic prevention<br />
concept based on TCA<br />
methods was used in<br />
everyday situations. In the<br />
four-year evaluation of the<br />
“Learning to Live” model,<br />
which was conducted by<br />
Günder, a significant<br />
decrease of aggressive<br />
behaviour patterns could<br />
be shown, among other<br />
things.<br />
Kerstin Tübing<br />
Movement = “being<br />
moved”?! Presentation<br />
of an experiential-educational,<br />
action-based training<br />
measure with children/<br />
adolescents within the<br />
framework of stationary<br />
accommodation<br />
In the intensive flat-sharing<br />
community “Your Chance”,<br />
experiential-educational,<br />
action-based training<br />
measures are an established<br />
part of the educational<br />
concept. In this paper, the<br />
initial situation of the three<br />
female participants as well<br />
as the intention and the<br />
course of such a training<br />
measure, which took place<br />
in the form of a three-day<br />
cycling tour, are described.<br />
In the subsequent evaluation,<br />
the developmental<br />
chances and learning<br />
possibilities of the training<br />
measure are discussed. In<br />
this context, particular<br />
emphasis is placed on<br />
the potentials of an<br />
action-oriented way of<br />
procedure.
Dr. Frank Bächle / Steffen Heckele<br />
999 Spiel- und<br />
Übungsformen<br />
im Ringen, Raufen<br />
und Kämpfen<br />
Ringen, Raufen und Kämpfen – aber wie?<br />
In diesem neuesten Band werden vielerlei<br />
Spiel- und Übungsformen zu dem großen<br />
Handlungsfeld „Zweikämpfen“ und „Kampf -<br />
sport arten“ aufgezeigt. Sowohl der Lehrer in<br />
der Schule als auch der Trainer im Verein findet<br />
in diesem Nachschlagewerk ausreichende<br />
Spiele und Übungen für Kinder, Jugendliche<br />
und Erwachsene.<br />
Berührungsängste werden abgebaut, Vertrauen<br />
geschaffen, spezielle Techniken gelernt und Kampfspiele<br />
eingesetzt. Durch das vielfältige Übungsangebot<br />
der Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit<br />
und Koordination können die Übungs- und Spielformen<br />
für das Training von anderen Sportarten und<br />
für den Sportunterricht in der Schule allgemein<br />
zum Tragen kommen. Kooperative Spiele runden<br />
das Buch ab.<br />
DIN A5 quer, 312 Seiten<br />
ISBN 978-3-7780-2251-1<br />
Bestell-Nr. 2251 � 23.–<br />
NEU<br />
Steinwasenstraße 6–8 • 73614 Schorndorf<br />
Telefon (0 71 81) 402-125 • Telefax 402-111<br />
Sophie-Scholl-Berufskolleg<br />
Städtische Schule der<br />
Sekundarstufe II mit gymnasialer<br />
Oberstufe und Fachschule<br />
Duisburg-Nord<br />
Sophie Scholl Berufskolleg<br />
„Nicht auf der Stelle treten...<br />
Bewegung ist unsere Stärke!“<br />
���������� �������<br />
�������������������<br />
�������� ���������� ��������������������������<br />
���������������������������������<br />
�������� �������� �������������<br />
������ ��� �������������������<br />
�����������������������������������������<br />
������� ��� ����������� ���������������<br />
���������������� ����� ��� ����������<br />
������� ��� �������������������<br />
Dahlmannstraße 26<br />
47169 Duisburg<br />
Tel.: 0203 / 2 83 55 00<br />
Fax: 0203 / 2 83 51 44<br />
e-mail: sophie-scholl-bk@du.nw.schule.de<br />
www.sophie-scholl-berufskolleg.de
���������������������������������������������������������<br />
�������� � ����������<br />
������������������<br />
���������������������������������<br />
�����������������<br />
�������� � �������������<br />
�����������������<br />
� �������� � ����������������<br />
� ����������������������<br />
�������������������������������������<br />
����������������������������������<br />
��������������������������������<br />
�����������<br />
�����������������������������<br />
�����������������������������<br />
�������� � ���������<br />
������������������������������������������������������������<br />
�������� � �����<br />
����������������������������������������<br />
�����������������������������������������������������������������<br />
����������������������������������������������������