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News · Fakten · Informationen - Hofmann Verlag

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Zeitschrift für Motopädagogik und Mototherapie<br />

1<br />

31. Jahrgang<br />

März 2008<br />

Schwerpunkt<br />

Psychomotorische<br />

Gewaltprävention<br />

Offizielles Organ des<br />

Aktionskreises<br />

Psychomotorik e. V.<br />

mit Mitteilungen des<br />

Berufsverbandes der<br />

Diplom-Motologen und<br />

Diplom-Motologinnen e. V.<br />

Holger Jessel<br />

Wirkkomponenten der<br />

psychomotorischen<br />

Gewaltprävention<br />

Samuel Franz<br />

Gewaltpräventive<br />

Aspekte der<br />

sinnverstehenden<br />

psychomotorischen<br />

Entwicklungsbegleitung<br />

Amara Renate Eckert<br />

Trauma – Gewalt –<br />

Autonomie<br />

Wolfgang Beudels<br />

Gegen Gewalt<br />

ankämpfen: Ringen<br />

und Raufen als<br />

präventives Angebot<br />

im Kindergarten<br />

Norbert Meller<br />

Das H.E.A.R.T. ©<br />

Konzept<br />

Kerstin Tübing<br />

Bewegung =<br />

„bewegt sein“?!<br />

<strong>Hofmann</strong>-<strong>Verlag</strong><br />

Postfach 1360<br />

73603 Schorndorf


Zeitschrift für Motopädagogik und Mototherapie<br />

Offizielles Organ des Aktionskreises<br />

Psychomotorik e. V.<br />

mit Mitteilungen des Berufsverbandes der<br />

Dipl.-Motologen/innen e. V.<br />

Herausgeber:<br />

Aktionskreis Psychomotorik e. V.<br />

Geschäftsstelle: Kleiner Schratweg 32<br />

32657 Lemgo<br />

Tel. (0 52 61) 97 09 70, Fax (0 52 61) 97 09 72<br />

Geschäftsführender Redakteur:<br />

Prof. Dr. phil. Klaus Fischer<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Motologin Dorothee Beckmann-Neuhaus<br />

Wiss. Mitarb. Melanie Behrens<br />

Prof. Dr. phil. Ruth Haas<br />

Dipl.-Motologe Dr. Richard Hammer<br />

Dipl.-Motologe Holger Jessel<br />

Prof. Dr. phil. Heinz Mechling<br />

Prof. Dr. phil. Renate Zimmer<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

Prof. Dr. Klaus Fischer<br />

Haselhecke 50, 35041 Marburg<br />

Tel. (0 64 21) 2 33 32 (p), Tel. (02 21) 4 70 46 73 (d)<br />

Fax (0 64 21) 2 56 92 (p), Fax (02 21) 4 70 50 85 (d)<br />

E-Mail: Klaus.Fischer@uni-koeln.de<br />

Erscheinungsweise: Vierteljährlich<br />

Bezugsbedingungen:<br />

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Vorzugspreis für Studierende e 40,–;<br />

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Januar 2008<br />

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Steinwasenstraße 6–8, D-73614 Schorndorf<br />

International Standard Serial Number:<br />

E 7518<br />

ISSN 0170-5792<br />

Copyright:<br />

© by Aktionskreis Psychomotorik e. V. Alle<br />

Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch in Über-<br />

setzungen, nur mit Genehmigung der Redaktion.<br />

Die namentlich gekennzeichneten Beiträge geben<br />

nicht in jedem Falle die Meinung der Redaktion<br />

wieder. Die Redaktions behält sich vor, Leser-<br />

briefe gekürzt zu veröffentlichen und Manus-<br />

kripte redaktionell zu bearbeiten.<br />

<strong>Verlag</strong>:<br />

<strong>Hofmann</strong> GmbH & Co. KG<br />

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Tel. (0 71 81) 402-0, Fax (0 71 81) 402-111<br />

E-Mail: info@hofmann-verlag.de<br />

Inhalt<br />

editorial e 1<br />

Wirkkomponenten der psychomotorischen<br />

Gewaltprävention<br />

Holger Jessel e 3<br />

Gewaltpräventive Aspekte der sinnverstehenden<br />

psychomotorischen Entwicklungsbegleitung<br />

Samuel Franz e 11<br />

Trauma – Gewalt – Autonomie<br />

Amara Renate Eckert e 18<br />

Gegen Gewalt ankämpfen: Ringen und Raufen<br />

als präventives Angebot im Kindergarten<br />

Wolfgang Beudels e 25<br />

Das H.E.A.R.T. © Konzept<br />

Bewegung = „bewegt sein“?!<br />

Norbert Meller e 35<br />

Kerstin Tübing e 40<br />

moto.logisch – Neues aus dem BVDM e 44<br />

Buchbesprechungen / Neuerscheinungen e 46<br />

Zeitschriftenspiegel e 50<br />

Veranstaltungen/<strong>Informationen</strong> e 53<br />

Summaries + Résumés e 57<br />

ak’tuell e 1–6<br />

Titelbild:<br />

Wolfgang Beudels, Remagen<br />

Die Zeitschrift MOTORIK wird auf chlorfrei<br />

gebleichtem Papier gedruckt.<br />

Bei dieser chlorfreien Bleiche des Zellstoffs<br />

entstehen keine chlorierten organischen Verbindungen,<br />

die die Abwässer belasten könnten.


Editorial<br />

Gewalt kann als eines der „schwierigsten<br />

gesellschaftlichen Phänomene“<br />

(Heitmeyer/Schröttle 2006, 5)<br />

überhaupt bezeichnet werden, da es<br />

einerseits auf fundamentale Art und<br />

Weise mehrdeutig und andererseits<br />

permanent und voraussetzungslos<br />

verfügbar ist. Aufgrund dieser Uneindeutigkeit<br />

und Ambivalenz wird<br />

innerhalb der Gewaltforschung seit<br />

geraumer Zeit die Forderung nach<br />

mehrperspektivischen und multimodalen<br />

Analysen und Bewältigungsvorschlägen<br />

erhoben (vgl. u. a. Cierpka<br />

2005; Heitmeyer/Soeffner 2004;<br />

Heitmeyer et al. 995; Imbusch 2004;<br />

Weidner/Kilb/Jehn 2003). Festzustellen<br />

ist bislang jedoch eine weitgehende<br />

Vernachlässigung psychomotorischer<br />

Perspektiven, nicht nur im Rahmen<br />

konkreter Präventionskonzepte, sondern<br />

auch im Hinblick auf theoretische und<br />

metatheoretische Begründungszusammenhänge.<br />

Diese Beobachtung ist<br />

insbesondere deshalb erstaunlich, weil<br />

Gewalt ihrem Wesenskern nach<br />

unmittelbar an die Körperlichkeit,<br />

Leiblichkeit und Emotionalität der<br />

Akteure gebunden ist. Diese enge<br />

Verschränkung betrifft nicht nur<br />

unterschiedlichste Gewaltformen<br />

(physische, psychische, verbale, sexuelle<br />

und auch strukturelle Gewalt), sondern<br />

vor allem den übergeordneten und<br />

letztlich untrennbaren Zusammenhang<br />

von Wahrnehmen, Erleben, Denken,<br />

Fühlen und Handeln. Dieser innerhalb<br />

der psychomotorischen Konzeptentwicklung<br />

und Praxis seit jeher im<br />

Vordergrund stehende Zusammenhang<br />

liefert einen wichtigen Beitrag zu einem<br />

vertieften Verständnis sowie zur<br />

Prävention von Gewaltdynamiken und<br />

-karrieren.<br />

Die aktuelle Gewaltforschung hat<br />

darüber hinaus gezeigt, dass die Genese<br />

von gewalttätigen Verhaltensweisen<br />

ebenfalls eng an die Körper- und<br />

Leiberfahrungen sämtlicher Beteiligter<br />

gekoppelt ist (vgl. u. a. Sutterlüty 2003).<br />

Missachtungs- und Ohnmachtserfahrungen<br />

stellen bedeutsame Risikofaktoren<br />

für die transgenerationale<br />

Übertragung von Gewalt sowie für den<br />

Kreislauf von familiären Gewalterfahrungen<br />

und außerfamiliärer Gewalt dar.<br />

Diese Erfahrungen hinterlassen in der<br />

Regel deutliche Spuren, häufig auf der<br />

basalen Ebene der leiblichen Integrität<br />

(vgl. van der Kolk 2006, IX). Das<br />

bedeutet jedoch zugleich, dass sich<br />

Menschen diesen Spuren meist nicht<br />

vom Bewusstsein aus, gleichsam topdown<br />

gesteuert, nähern können,<br />

sondern – wie die Traumaforschung<br />

eindrücklich gezeigt hat (vgl. ebd.) –<br />

in erster Linie bottom-up gesteuert,<br />

nämlich über körperlich-leibliche<br />

Erfahrungen. Auch dieser Zusammenhang<br />

spricht für eine grundlegende<br />

Erweiterung der Gewalt(präventions)forschung<br />

um eine psychomotorische<br />

Perspektive.<br />

Ein weiteres Motiv für eine solche<br />

Erweiterung resultiert aus der Beobachtung,<br />

dass körper- und bewegungsorientierte<br />

Ansätze direkt an einer<br />

wesentlichen Ressource von Kindern<br />

und Jugendlichen ansetzen, an deren<br />

leiblicher Verankerung in der Welt. Aus<br />

psychomotorischer Perspektive werden<br />

über Körper-, Leib- und Bewegungserfahrungen<br />

zugleich unmittelbare<br />

Erfahrungen der Kontrolle und Selbstwirksamkeit,<br />

des Lustgewinns, der<br />

Selbstwerterhöhung sowie positive<br />

zwischenmenschliche Erfahrungen<br />

ermöglicht. Diese ressourcen- und<br />

bedürfnisorientierten Qualitäten sind<br />

an sich bereits entwicklungsfördernd,<br />

sie stellen darüber hinaus jedoch die<br />

wesentlichen Voraussetzungen dafür<br />

dar, dass sich Kinder und Jugendliche<br />

auch schwierigen Entwicklungsthemen<br />

stellen wollen bzw. können (vgl. Grawe<br />

998).<br />

Hier besteht ein Zusammenhang zu<br />

zwei weiteren Motiven: Die Unmittelbarkeit<br />

von Körpererfahrungen trägt<br />

nicht nur zur Bedürfnisbefriedigung bei,<br />

sondern ist zugleich klärend und<br />

bewusstseinsschaffend und kann im<br />

Sinne einer reflexiven Leiblichkeit zur<br />

Grundlage von individuell bedeutsamen<br />

Reflexionsprozessen werden. Darüber<br />

hinaus kann nicht genug betont<br />

werden, dass pädagogische und<br />

therapeutische Beziehungen immer<br />

zwischenleibliche Beziehungen sind.<br />

Dieses Phänomen gehört zu den<br />

klassischen Untersuchungsgegenständen<br />

der Psychomotorik und wird mit<br />

Hilfe der Konzepte des psychomotorischen<br />

bzw. tonischen Dialogs sowie<br />

der leiblich-szenischen Resonanz<br />

thematisiert.<br />

Die sechs Beiträge dieses Schwerpunktheftes<br />

zum Thema „Psychomotorische<br />

Gewaltprävention“ nähern sich dem<br />

Phänomen Gewalt und dessen Prävention<br />

aus jeweils unterschiedlichen<br />

theoretischen und praxeologischen<br />

Perspektiven, von denen die Mehrzahl<br />

in der Psychomotorik „zu Hause“ sind<br />

(vgl. Franz, Eckert, Beudels, Jessel). Aber<br />

auch die am Rande des psychomotorischen<br />

Fachdiskurses entstandenen<br />

Beiträge (vgl. Meller, Tübing) stellen<br />

dezidiert körper- und bewegungsorientierte<br />

Zugänge dar, die eine bemerkenswerte<br />

Nähe zum psychomotorischen<br />

Denken enthalten. Daraus ergibt sich<br />

ein hohes Anregungspotential, das die<br />

Gewalt(präventions)debatte um<br />

wesentliche Perspektiven erweitert und<br />

zugleich den psychomotorischen<br />

Fachdiskurs selbst bereichert.<br />

In seinem Beitrag über „Wirkkomponenten<br />

der psychomotorischen Gewaltprävention“<br />

geht Holger Jessel von der<br />

These aus, dass das Navigieren im<br />

vielfältigen und mehrdeutigen Feld der<br />

Gewaltprävention auf eine Auseinandersetzung<br />

mit grundlegenden Wirkkomponenten<br />

angewiesen ist. Diese<br />

werden nur vor dem Hintergrund<br />

elementarer Grundbedürfnisse verständlich,<br />

da sie die wesentlichen<br />

Motoren menschlichen Erlebens und<br />

Handelns darstellen. In diesem Zusammenhang<br />

wird gewalttätiges Verhalten<br />

als eine subjektiv sinnvolle Form der<br />

Bedürfnisbefriedigung verstanden, die<br />

jedoch für mindestens eine Person<br />

problematisch ist. Diese Person ist nicht<br />

zwangsläufig nur das Opfer, vielmehr<br />

wird gezeigt, dass die Wirkkomponenten<br />

der psychomotorischen Gewaltprävention<br />

für alle Beteiligten – und damit<br />

auch für die Täter – von weitreichender<br />

Bedeutung für eine gelingende Lebensführung<br />

sein können.<br />

Samuel Franz setzt sich in seinem<br />

Beitrag mit dem Thema „Gewaltpräventive<br />

Aspekte der sinnverstehenden<br />

psychomotorischen Entwicklungsbegleitung“<br />

auseinander. Er grenzt seinen<br />

Zugang dabei deutlich von sozialen


2<br />

Editorial<br />

Kompetenztrainings ab, die den<br />

gegenwärtigen Gewaltpräventionsdiskurs<br />

maßgeblich mitbestimmen. Seine<br />

Ausführungen beziehen sich auf die<br />

Analyse des tonischen Dialoges als<br />

gewaltpräventives Moment, auf die<br />

Thematisierung der posttraumatischen<br />

Regression, auf die Untersuchung des<br />

leiblich-szenischen Verstehens als<br />

grundlegende Wahrnehmungshaltung<br />

sowie auf die leiblich-szenische<br />

Resonanz der Entwicklungsbegleiterin.<br />

In ihrem Beitrag „Trauma – Gewalt –<br />

Autonomie. Psychomotorische Gewaltprävention<br />

als Hilfe zur Verarbeitung<br />

erlebter Traumatisierung“ stellt Amara<br />

Eckert ein Ausbildungsprojekt am<br />

Fachbereich Gesellschaftswissenschaften<br />

und Soziale Arbeit der<br />

Hochschule Darmstadt vor. Im Rahmen<br />

dieses Projektes wurden Überlegungen<br />

zur gewaltpräventiven psychomotorischen<br />

Arbeit mit sequentiell traumatisierten<br />

Kindern angestellt. Im Vordergrund<br />

standen dabei gemeinsame<br />

Lernprozesse in Form von Hilfen zur<br />

Verarbeitung von Trauma, um die zu<br />

erwartende Weitergabe von erlebter<br />

Gewalt zu reduzieren. Die Autorin zeigt<br />

Möglichkeiten auf, wie über psychomotorische<br />

Förderprozesse Wege zur<br />

Wiedergewinnung der eigenen Autonomie<br />

gefunden werden können.<br />

In seinem Beitrag „Gegen Gewalt<br />

ankämpfen – Ringen und Raufen als<br />

präventives Angebot im Kindergarten“<br />

widmet sich Wolfgang Beudels insbesondere<br />

dem frühen Kindesalter im<br />

Sinne eines primärpräventiven Vorgehens.<br />

Zu den wichtigsten Zielsetzungen<br />

psychomotorischer Entwicklungsförderung<br />

zählt er den Aufbau eines positiven<br />

Selbstkonzepts sowie die Entwicklung<br />

sozialkompetenten Verhaltens.<br />

Kind- und altersgemäße Bewegungs-<br />

und Spielangebote können dabei<br />

insofern gewaltpräventiv wirken, da<br />

hier ein verantwortungsbewusstes,<br />

reflexives und selbstbestimmtes<br />

Verhalten in der Auseinandersetzung<br />

mit der personalen und dinglichen<br />

Umwelt gefordert und gefördert wird.<br />

„Ringen, Raufen, Miteinander-Kämpfen“<br />

zeigt sich unter dieser Perspektive<br />

als ein besonders geeignetes Thema<br />

psychomotorischer Bewegungserziehung<br />

im Elementarbereich.<br />

Norbert Meller stellt in seinem Artikel<br />

„Das H.E.A.R.T.© Konzept – Gewaltprävention<br />

in einer stationären Einrichtung<br />

der Erziehungshilfe“ ein ganzheitlicherzieherisches<br />

Konzept der Gewaltprävention<br />

vor, das auf den Grundlagen<br />

taoistischer Philosophie und den daraus<br />

entstandenen Traditional Chinese Arts –<br />

Taoist Cultural Arts (TCA) basiert. Dieses<br />

Konzept wird seit mehreren Jahren<br />

erfolgreich in einem intensivpädagogischen<br />

Modellangebot der Jugendhilfe<br />

umgesetzt. Es ist für den Kontext der<br />

Psychomotorik vor allem deshalb<br />

aufschlussreich, da es einen körper-,<br />

wahrnehmungs- und bewegungsorientierten<br />

Zugang zur Gewaltprävention<br />

anbietet, der zwar einer vollkommen<br />

anderen Tradition entspringt, der jedoch<br />

wichtige Berührungspunkte zu den in<br />

diesem Heft vorgestellten psychomotorischen<br />

Konzepten beinhaltet.<br />

In ihrem Erfahrungsbericht „Bewegung<br />

= „bewegt sein“?!“ stellt Kerstin Tübing<br />

eine erlebnispädagogische und handlungsorientierte<br />

Trainingsmaßnahme<br />

mit drei weiblichen Jugendlichen im<br />

Rahmen der stationären Unterbringung<br />

vor. Ihr Bericht über eine dreitägige<br />

Fahrradtour macht deutlich, inwiefern<br />

die Unmittelbarkeit körper- und<br />

bewegungsorientierter Erlebnisinhalte<br />

selbst vor dem Hintergrund schwierigster<br />

Lebenssituationen entwicklungsfördernde<br />

Impulse setzen kann.<br />

Holger Jessel<br />

Literatur<br />

Cierpka, M. (Hg.) (2005): Möglichkeiten<br />

der Gewaltprävention.<br />

Göttingen: Vandenhoeck &<br />

Ruprecht.<br />

Grawe, K. ( 998): Psychologische<br />

Therapie. Göttingen: Hogrefe.<br />

Heitmeyer, W. et al. ( 995): Gewalt.<br />

Schattenseiten der Individualisierung<br />

bei Jugendlichen aus<br />

unterschiedlichen Milieus.<br />

Weinheim, München: Juventa.<br />

Heitmeyer, W./Schröttle, M. (Hg.)<br />

(2006): Gewalt. Beschreibungen<br />

– Analysen – Prävention. Bonn:<br />

Bundeszentrale für politische<br />

Bildung.<br />

Heitmeyer, W./Soeffner, H.-G. (Hg.)<br />

(2004): Gewalt. Entwicklungen,<br />

Strukturen, Analyseprobleme.<br />

Frankfurt a. M.: Suhrkamp.<br />

Imbusch, P. (2004): „Mainstreamer“<br />

versus „Innovateure“ der<br />

Gewaltforschung. Eine kuriose<br />

Debatte. In: W. Heitmeyer/<br />

H.-G. Soeffner (Hg.):<br />

Gewalt. Entwicklungen,<br />

Strukturen, Analyseprobleme.<br />

Frankfurt a. M.: Suhrkamp,<br />

25– 48.<br />

Sutterlüty, F. (2., durchges. Aufl.;<br />

2003): Gewaltkarrieren.<br />

Jugendliche im Kreislauf von<br />

Gewalt und Missachtung.<br />

Frankfurt a. M.: Campus.<br />

Van der Kolk, B. A. (2006): Geleitwort<br />

II. In: G. Marlock/H. Weiss<br />

(Hg.): Handbuch der Körperpsychotherapie.<br />

Stuttgart,<br />

New York: Schattauer, VII–XII.<br />

Weidner, J./Kilb, R./Jehn, O. (Hg.)<br />

(2003): Gewalt im Griff. Band 3:<br />

Weiterentwicklung des Anti-<br />

Aggressivitäts- und Coolness-<br />

Trainings. Weinheim, Basel,<br />

Berlin: Beltz.


Holger Jessel<br />

Wirkkomponenten der psychomotorischen<br />

Gewaltprävention<br />

Der Beitrag geht von der These aus, dass das Navigieren im vielfältigen und mehrdeutigen<br />

Feld der Gewaltprävention auf eine Auseinandersetzung mit grundlegenden<br />

Wirkkomponenten angewiesen ist. Diese Wirkkomponenten werden nur vor dem<br />

Hintergrund elementarer Grundbedürfnisse verständlich, da diese die wesentlichen<br />

Motoren menschlichen Erlebens und Handelns darstellen. In diesem Zusammenhang<br />

kann gewalttätiges Verhalten als eine subjektiv sinnvolle Form der Bedürfnisbefriedigung<br />

verstanden werden, die jedoch für mindestens eine Person problematisch ist.<br />

Diese Person ist nicht zwangsläufig nur das Opfer, vielmehr soll im Folgenden gezeigt<br />

werden, dass die Wirkkomponenten der psychomotorischen Gewaltprävention für<br />

alle Beteiligten – und damit auch für die Täter - von weitreichender Bedeutung für<br />

eine gelingende Lebensführung sein können. Mit der vorgelegten Argumentation soll<br />

zugleich eine Diskussion über Wirkfaktoren in der Psychomotorik angeregt werden.<br />

Einleitung<br />

Der Markt an Veröffentlichungen zum<br />

Thema Gewaltprävention ist unüberschaubarer<br />

denn je, wobei dies nicht<br />

nur den Bereich der Ratgeberliteratur,<br />

sondern gleichermaßen auch wissenschaftliche<br />

Publikationen betrifft (vgl.<br />

u. a. Heitmeyer/Schröttle 2006, 15 ff.).<br />

Bei einer solchen Vielfalt an Lösungsofferten<br />

taucht unweigerlich die Frage<br />

nach den Wirkkomponenten gewaltpräventiver<br />

Maßnahmen auf. Der Beitrag<br />

basiert auf der These, dass die konkreten<br />

Inhalte und Methoden unterschiedlicherGewaltpräventionsmaßnahmen<br />

letztlich austauschbar sind,<br />

sofern bestimmte Prinzipien und<br />

Wirkmechanismen, die diesen Inhalten<br />

und Methoden zugrunde liegen,<br />

berücksichtigt werden. 1 Die einzelnen<br />

Wirkkomponenten erschließen sich nur<br />

über eine Auseinandersetzung mit<br />

Grundbedürfnissen, da diese die<br />

zentralen Motoren menschlichen<br />

Erlebens und Handelns darstellen.<br />

Bedürfnisse werden in erster Linie im<br />

Kontakt mit anderen Menschen<br />

befriedigt, demnach kommt der<br />

Beziehungsgestaltung eine übergeordnete,<br />

wenn nicht die zentrale Bedeutung<br />

für das Gelingen von entwicklungsfördernden<br />

Prozessen zu (vgl. u. a.<br />

Marlock/Weiss 2006, 481). Insbesondere<br />

im Kontext der Gewaltprävention<br />

wird der Beziehungsqualität eine<br />

außerordentlich hohe Relevanz<br />

beigemessen (vgl. u. a. Cierpka 2005;<br />

Sutterlüty 200 ). Gewalttätiges<br />

Verhalten findet grundsätzlich in<br />

Beziehung statt, wobei die besondere<br />

Qualität aus einer Grenzüberschreitung<br />

resultiert, die die Verletzung elementarer<br />

Grundbedürfnisse (u. a. nach<br />

Sicherheit, nach körperlicher und<br />

emotionaler Unversehrtheit, nach<br />

Anerkennung) des Opfers beinhaltet.<br />

Ein Blick in die Biographien der<br />

überwiegenden Mehrzahl der Gewalttäter<br />

zeigt, dass deren eigenes Bedürfnis<br />

nach positiven Bindungs­ und<br />

Beziehungserfahrungen in der Vergangenheit<br />

häufig massiv enttäuscht<br />

wurde (vgl. u. a. Cierpka 2005; Sutterlüty<br />

200 ). Zahlreiche Gewalttäter sind<br />

selbst wiederholt bzw. dauerhaft Opfer<br />

von Missachtungs­ bzw. Ohnmachtserfahrungen<br />

geworden (vgl. Sutterlüty<br />

200 , 148 ff.). Missachtungserfahrungen<br />

stellen sich in der Regel in Situationen<br />

der Ausgrenzung, Ablehnung,<br />

Vernachlässigung oder Benachteiligung<br />

ein und sind demnach v. a. psychische<br />

Erfahrungen. Ohnmachtserfahrungen<br />

sind demgegenüber unmittelbar an den<br />

Körper gebunden, da Gewaltopfer ihre<br />

Handlungsunfähigkeit am eigenen Leib<br />

erfahren oder als Zeugen von Gewalt<br />

mit ihrer physischen Unfähigkeit<br />

konfrontiert sind, entsprechend ihrer<br />

affektiven Impulse bzw. moralischen<br />

Ansprüche zu handeln (vgl. ebd.). Beide<br />

Erfahrungsformen können demnach das<br />

in Beziehung erworbene Selbst­ und<br />

Weltvertrauen massiv beeinträchtigen,<br />

im letzteren Fall kann dieses sogar auf<br />

der basalen Ebene der leiblichen<br />

Integrität zerstört werden. Vor diesem<br />

Hintergrund muss sich jeder Ansatz der<br />

Gewaltprävention mit der Bedeutung<br />

von Grundbedürfnissen für das<br />

menschliche Erleben und Handeln<br />

auseinandersetzen. Zugleich muss er<br />

begründen können, wie er diese<br />

Grundbedürfnisse strukturell und<br />

prozessual berücksichtigt.<br />

Das Bedürfnismodell von Grawe (vgl.<br />

1998, 8 ff.) dient in diesem Beitrag<br />

Holger Jessel<br />

Dipl.­Motologe<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />

Institut für Sportwissenschaft und<br />

Motologie der Philipps­Universität<br />

Marburg, Arbeitsschwerpunkte:<br />

Psychomotorische Gewaltprävention,<br />

Motologie im Kontext angrenzender<br />

Fachdiskurse, Diagnostik; Promotion<br />

zum Thema „Psychomotorische<br />

Gewaltprävention – ein mehrperspektivischer<br />

Ansatz“; mehrjährige Tätigkeit<br />

als Projektleiter für Psychomotorik in<br />

einem Mutter­Kind­Kurhaus; Dozent<br />

der Akademie für Motopädagogik und<br />

Mototherapie (ak`M).<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Philipps­Universität Marburg<br />

Institut für Sportwissenschaft<br />

und Motologie<br />

Masterstudiengang Motologie<br />

Barfüßerstr. 1<br />

50 2 Marburg<br />

E­Mail: jessel@staff.uni­marburg.de


4<br />

Wirkkomponenten der psychomotorischen Gewaltprävention<br />

als Grundlage für die Darstellung der<br />

Wirkkomponenten der psychomotorischen<br />

Gewaltprävention. Ihre Systematisierung<br />

orientiert sich an dem<br />

Wirkkomponentenmodell von Grawe<br />

(vgl. ebd., 529 ff.) sowie an grundlegenden<br />

generischen Prinzipien (vgl.<br />

Schiepek 2004, 26 ). Die Ausführungen<br />

verfolgen das Ziel, basale und übergeordnete<br />

Zusammenhänge darzustellen.<br />

Aus diesem Grund wurde ein vergleichsweise<br />

hohes Abstraktionsniveau<br />

gewählt, das an einigen Stellen durch<br />

Beispiele konkretisiert wird. Der Beitrag<br />

ist von dem Bedürfnis motiviert, die<br />

Diskussion über Wirkfaktoren in der<br />

Psychomotorik anzuregen. Ausgangspunkt<br />

ist zwar der Kontext der psychomotorischen<br />

Gewaltprävention, es wird<br />

jedoch die These vertreten, dass sich die<br />

dargestellten Wirkkomponenten – mit<br />

leichten Modifikationen – auf sämtliche<br />

entwicklungsfördernden Prozesse im<br />

Rahmen der Psychomotorik übertragen<br />

lassen.<br />

Gewalt macht Sinn, sonst<br />

würde sie nicht stattfinden<br />

Es mag irritierend oder auch beängstigend<br />

sein, aber kein Verhalten – auch<br />

nicht gewalttätiges – ist sinnlos.<br />

Gewalt kann identitätsstiftend sein –<br />

sowohl für die Täter als auch für die<br />

Opfer ­ und nur wenn man der Frage<br />

nach dem Sinngehalt dieser Verhaltensweisen<br />

nachgeht, wird man fundierte<br />

Antworten bekommen, die jenseits von<br />

oberflächlichen Schnelldiagnosen<br />

liegen. Der folgende Beitrag basiert auf<br />

der zentralen Annahme, dass alles, was<br />

ein Mensch jemals tut, den Versuch<br />

darstellt, seine Bedürfnisse zu erfüllen<br />

(vgl. Rosenberg 2004) – auch wenn sie<br />

ihm selbst und anderen mitunter nicht<br />

bewusst 2 , geschweige denn auf Anhieb<br />

verständlich sind und auch wenn sie<br />

den Bedürfnissen anderer Menschen<br />

unter Umständen deutlich entgegenstehen.<br />

Da die Befriedigung dieser<br />

Bedürfnisse im dialogischen Austausch<br />

mit anderen Menschen stattfindet, ist<br />

u. a. zu fragen, warum manchmal ein<br />

falscher Blick oder das bloße Erscheinen<br />

eines anderen Menschen genügen kann,<br />

um eine gewalttätige Auseinandersetzung<br />

auszulösen, oder warum manche<br />

Jugendliche sich in rauschartige<br />

Gewalttaten hineinsteigern, auch wenn<br />

das Opfer schon wehrlos am Boden<br />

liegt. Auch Fragen nach dem Selbstverwirklichungsgehalt,<br />

dem Freizeitwert<br />

oder der Medienwirksamkeit von<br />

Gewalt, nach dem Ideal des Kämpfertums,<br />

dem Männlichkeitswahn (vgl.<br />

Findeisen/Kersten 1999, 2), nach der<br />

Bedeutung von Anerkennung, Respekt<br />

und Ehre, aber auch nach intrinsischen<br />

Gewaltmotiven (vgl. Sutterlüty 200 ,<br />

77 ff.), die u. a. mit der Lust an Gewalt<br />

sowie der Demütigung anderer verbunden<br />

sind, müssen in diesem Zusammenhang<br />

gestellt werden. Die folgenden<br />

Thesen von Heitmeyer und Mitarbeitern<br />

(vgl. 1995, 7 ) verdichten die potentielle<br />

Attraktivität und denkbare subjektive<br />

Sinndimensionen gewaltorientierter<br />

Handlungsweisen:<br />

• Gewalt ist eine Bearbeitungs­<br />

form von Ambivalenz, sie schafft<br />

Eindeutigkeit in unklaren,<br />

unübersichtlichen Situationen,<br />

• Gewalt ist die (zumindest<br />

momentan wirksame) Überwindung<br />

der eigenen Ohnmacht<br />

(Wiedergewinnung von Kontrolle),<br />

• Gewalt ist ein Mittel, um<br />

Beachtung und Aufmerksamkeit<br />

zu erlangen,<br />

• Gewalt schafft Solidarität und<br />

Anerkennung in der Gruppe,<br />

• Gewalt erweist sich als ein<br />

erfolgversprechendes Instrument,<br />

eigene Interessen durchzusetzen,<br />

• Gewalt verspricht die Rückgewinnung<br />

von körperlicher Sinnlichkeit<br />

als Gegenerfahrung in einer<br />

rationalen, sprachlich vermittelten<br />

Welt,<br />

• Gewalt ist ein Mittel, um<br />

„Abenteuer“ und „Action“ zu<br />

erleben und<br />

• Gewalt kann zu einem rauschartigen<br />

Zustand innerer Erregung<br />

führen, der im normalen<br />

Lebensvollzug sonst nicht<br />

erfahrbar ist.<br />

Die hier angesprochenen Sinndimensionen<br />

verweisen auf elementare<br />

Grundbedürfnisse des Menschen,<br />

ohne deren Verständnis nicht geklärt<br />

werden kann, wie diese auf eine<br />

gewaltfreie und damit nichtschädigende<br />

Art und Weise befriedigt<br />

werden können.<br />

Zur Bedeutung von<br />

Grundbedürfnissen für<br />

das menschliche Erleben<br />

und Handeln<br />

Mit Grawe (vgl. 1998, 82) wird davon<br />

ausgegangen, dass die Sollwerte für die<br />

motivationalen Schemata, d. h. für das,<br />

was Menschen bewegt und antreibt,<br />

von Grundbedürfnissen bestimmt<br />

werden, die allen Menschen zu eigen<br />

sind. Die motivationalen Schemata<br />

eines Menschen sind gleichermaßen<br />

seine „implizite Theorie darüber, was er<br />

tun muss, um seinen Bedürfnissen<br />

gerecht zu werden“ (ebd., 8 ; im Orig.<br />

fettgedruckt). Grundbedürfnisse<br />

können demnach als Standards<br />

aufgefasst werden, „an denen sich die<br />

gesamte psychische Aktivität ausrichtet“<br />

(ebd.). Das Bedürfnismodell von<br />

Grawe (vgl. ebd., 8 ff.) differenziert<br />

die vier Grundbedürfnisse nach<br />

Orientierung und Kontrolle, nach<br />

Lustgewinn und Unlustvermeidung,<br />

nach Bindung (bzw. positiven zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen) und<br />

nach Selbstwerterhöhung sowie ein<br />

diesen Bedürfnissen übergeordnetes<br />

Konsistenzprinzip.<br />

Das Bedürfnis nach Orientierung<br />

und Kontrolle<br />

Dieses Bedürfnis ist für Grawe grundlegend:<br />

„Jeder Mensch entwickelt ein<br />

Modell der Realität, an das er seine<br />

realen Erfahrungen assimilieren kann,<br />

und versucht, diese Realitätskonzeption<br />

(...) aufrechtzuerhalten. Anders ausgedrückt:<br />

Der Mensch hat ein Bedürfnis<br />

zu verstehen und Kontrolle zu haben“<br />

(Grawe 1998, 85; im Orig. tw. fettgedruckt).<br />

Gewalttätiges Verhalten kann<br />

vor diesem Hintergrund u. a. als Versuch<br />

verstanden werden, Kontrolle und<br />

Macht auszuüben bzw. wiederzuerlangen<br />

sowie biographische Ohnmachts­<br />

bzw. Missachtungserfahrungen zu<br />

bearbeiten. Es sind insbesondere<br />

Formen der physischen Gewalt, die<br />

durch ihre Unmittelbarkeit zu einer –<br />

körperlich­leiblich spürbaren – Gewissheit<br />

und Orientierung führen, die für<br />

viele Gewalttäter von großer Bedeutung<br />

ist, wie die folgende Aussage zeigt: „,Ick<br />

fand det so total geil, dass der von mir<br />

nur eene Bombe gekriegt hat und dann<br />

schon am Boden lag also.´“ (Sutterlüty<br />

200 , 55).


Das Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle r Das Bedürfnis nach Lustgewinn<br />

Das Bedürfnis nach Lustgewinn<br />

und Unlustvermeidung<br />

Dieses Bedürfnis ist dafür verantwortlich,<br />

dass der Mensch bestrebt ist,<br />

erfreuliche (lustvolle) Erfahrungen<br />

herbeizuführen und schmerzhafte,<br />

unangenehme Erfahrungen zu vermeiden<br />

(vgl. Grawe 1998, 9 ). Es ist nach<br />

Grawe angeboren und gehört damit<br />

zum biologischen Bauplan des Menschen<br />

(vgl. ebd.). Wenn ein solches<br />

Lusterlebnis im Vordergrund des<br />

gewalttätigen Verhaltens steht, so kann<br />

von Lust­Aggression (vgl. Nolting 2005,<br />

126) gesprochen werden. Hier besteht<br />

kein besonderer Anlass und es wird<br />

auch kein bestimmter Nutzen verfolgt,<br />

es geht vielmehr um emotionale<br />

Befriedigung durch Schmerzzufügung,<br />

um Selbsterhöhung oder auch um einen<br />

stimulierenden Nervenkitzel. „,Gewalt<br />

macht Spaß, ist unkompliziert und am<br />

Ende wird mir zugestimmt. Warum<br />

sollte ich es lassen?´“ (Weidner 2006,<br />

2) – so die Aussage eines Mehrfachgewalttäters.<br />

Sutterlüty (vgl. 200 , 77 ff.)<br />

vermutet, dass der Lust­Aggression so<br />

genannte intrinsische Gewaltmotive<br />

zugrunde liegen, die er ganz ähnlich in<br />

drei Dimensionen unterteilt: Den<br />

Triumph der physischen Überlegenheit,<br />

die Schmerzen des Opfers und die<br />

Überschreitung des Alltäglichen.<br />

Das Bedürfnis nach positiven<br />

zwischenmenschlichen Beziehungen<br />

Die Behauptung eines solchen Bedürfnisses<br />

wird durch aktuelle Ergebnisse<br />

der neurobiologischen Forschung<br />

gestützt; sie weisen darauf hin, dass der<br />

Mensch grundlegend auf soziale<br />

Resonanz und Kooperation angelegt ist:<br />

„Kern aller menschlichen Motivation ist<br />

es, zwischenmenschliche Anerkennung,<br />

Wertschätzung, Zuwendung oder<br />

Zuneigung zu finden und zu geben“<br />

(Bauer 2006, 21). Auch wenn gewalttätiges<br />

Verhalten zu schweren Störungen<br />

der zwischenmenschlichen Beziehungen<br />

führen kann, so dient es in vielen Fällen<br />

gerade der Sicherung von Beziehungen<br />

(z. B. in Form von Anerkennung in der<br />

Peergroup), der Wiederherstellung des<br />

Selbstwertgefühls und/oder der<br />

„Gerechtigkeit“ im Falle von Vergeltungsaggression<br />

(vgl. Nolting 2005,<br />

127 ff.) oder der Bearbeitung von<br />

Ohnmachts­ bzw. Missachtungserfahrungen.<br />

Auch hierzu ein kurzes Beispiel:<br />

„,(...) Also wenn mein Bruder mich<br />

nicht aufgehalten hätte, ich hätte es<br />

(das Messer; Anm. d. Verf.) ihm in den<br />

Bauch hineingesteckt. Ich hab`s einfach<br />

schon satt gehabt, wie er meine Mutter<br />

geschlagen hat immer, ohne –, manchmal<br />

ohne Grund´“ (Sutterlüty 200 ,<br />

171).<br />

Das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung<br />

Dieses Bedürfnis stellt nach Grawe (vgl.<br />

1998, 412) einen zentralen Ausgangspunkt<br />

der Verhaltenssteuerung dar. Das<br />

Bedürfnis nach positiver Bewertung der<br />

eigenen Person ist deshalb so bedeutsam,<br />

weil ein positiver Selbstwert mit<br />

überwiegend angenehmen Konse­<br />

r Das Bedürfnis nach positiven zwischenmenschlichen Beziehungen<br />

5


6<br />

Wirkkomponenten der psychomotorischen Gewaltprävention<br />

r Das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung<br />

quenzen für das psychische und<br />

physische Wohlbefinden des Menschen<br />

einhergeht. Gewalttätiges Verhalten<br />

kann vor diesem Hintergrund als Weg<br />

zur Stabilisierung eines desintegrierten,<br />

unsicheren, hilflosen, bedrohten oder<br />

enttäuschten Selbst verstanden werden,<br />

das zu einer – zumindest kurzfristigen –<br />

Aufhebung basaler Ängste sowie<br />

Gefühle der Leere und Missachtung<br />

führt (vgl. Helsper 1995, 1 1 f.). Der<br />

Aspekt der Selbstwerterhöhung kommt<br />

in der folgenden Aussage eines<br />

Mehrfachgewalttäters prägnant zum<br />

Ausdruck: „,(...) also wenn ick zuschlage,<br />

denk ick gar nicht nach, also dann (.)<br />

r Auf der Suche nach Konsistenz<br />

mach ich`s einfach. Aber danach, so wo<br />

ick dann gesehen habe, dass er da am<br />

Boden liegt, war das denn schon `n<br />

Machtgefühl also. Ist ja meistens so,<br />

dann halt doch besser zu sein als der.<br />

Der bildet sich ein, er ist sonst wer, und<br />

dann komm icke dann an und bin<br />

besser als er: Bin wer! (...).´“ (Sutterlüty<br />

200 , 55).<br />

Das Konsistenzprinzip<br />

Dieses Prinzip stellt für Grawe (vgl.<br />

1998, 421) kein individuelles Motiv im<br />

eigentlichen Sinne dar, sondern muss<br />

als „grundlegendes Erfordernis des<br />

Funktionierens von Systemen“ (ebd.)<br />

aufgefasst werden. Konsistenz bedeutet,<br />

dass die verschiedenen nach<br />

Bedürfnisbefriedigung strebenden<br />

psychischen Prozesse einander nicht<br />

zuwiderlaufen, d. h. sich nicht gegenseitig<br />

hemmen oder vereiteln: „Je<br />

konsistenter die psychischen Prozesse<br />

sind, desto wirksamer kann die Bedürfnisbefriedigung<br />

sein“ (ebd.). Die<br />

Konsistenz psychischer Prozesse kann<br />

einerseits durch inkongruente Wahrnehmungen<br />

gefährdet werden, „die in<br />

grober und andauernder Weise gegen<br />

wichtige Schemata (d. h. gegen zentrale<br />

Grundbedürfnisse; Anm. d. Verf.) und<br />

damit verbundene Grundüberzeugungen<br />

verstoßen“ (ebd., 426), und andererseits<br />

durch so genannte Schema­Konflikte,<br />

bei denen intentionale Schemata (man<br />

möchte etwas) und Vermeidungsschemata<br />

(man möchte etwas nicht)<br />

miteinander konkurrieren. Eine nahe<br />

liegende Möglichkeit der Konsistenzsicherung<br />

besteht nun darin, Teile der<br />

Wahrnehmung bzw. Erfahrung aus dem<br />

bewussten Erleben abzuspalten oder zu<br />

verdrängen. Dadurch wird zwar die<br />

Konsistenz des bewussten Erlebens<br />

aufrechterhalten, die impliziten<br />

neuronalen Erregungsmuster, die die<br />

verdrängte Wahrnehmung repräsentieren,<br />

werden allerdings nicht deaktiviert,<br />

sondern beeinflussen im impliziten<br />

Funktionsmodus weiterhin das Erleben<br />

und Verhalten des Individuums, sie<br />

sind damit der bewussten Kontrolle<br />

entzogen (vgl. ebd., 428).<br />

Auch gewalttätiges Verhalten stellt<br />

demnach immer einen – mehr oder<br />

weniger gelungenen – Versuch der<br />

Konsistenzsicherung dar. So können<br />

beispielsweise eigene Gewalterfahrungen<br />

in der Familie (und damit die<br />

Enttäuschung des Grundbedürfnisses<br />

nach positiven zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen) zwar bis zu einem<br />

gewissen Punkt verdrängt werden, ihr<br />

Einfluss bleibt jedoch unbewusst<br />

bestehen und kann zu Projektionen der<br />

Gegengewalt (vgl. Sutterlüty 200 ,<br />

170 ff.) oder zu Formen außerfamiliärer<br />

Gewalt führen. Dies dient u. U. der<br />

Befriedigung des Bedürfnisses nach<br />

Selbstwerterhöhung, es kann jedoch<br />

auch zu Inkonsistenzen im psychischen<br />

Erleben führen (beispielsweise in Form<br />

von Konflikten zwischen dem Bedürfnis<br />

nach positiven Beziehungserfahrungen<br />

und demjenigen nach Macht und<br />

Kontrolle).<br />

Das Funktionsmodell des psychischen<br />

Geschehens von Grawe (vgl. 1998, 4 8<br />

ff.) ist um einiges komplexer als es hier<br />

erläutert werden kann. Für den vorliegenden<br />

Zusammenhang sind die<br />

dargestellten Grundbedürfnisse sowie<br />

die Differenzierung in einen impliziten<br />

und expliziten Funktionsmodus<br />

entscheidend, da sie als Orientierungsgrößen<br />

der gesamten psychischen<br />

Aktivität zugleich die Ansatzpunkte für<br />

die Wirkkomponenten und damit die<br />

Basis jeder gewaltpräventiven Arbeit<br />

darstellen. Die hier vorgestellten<br />

Wirkkomponenten sowie die generischen<br />

Prinzipien stellen dementsprechend<br />

auch eine wesentliche Grundlage<br />

im mehrperspektivischen Ansatz der<br />

psychomotorischen Gewaltprävention


(vgl. Jessel 2007) dar. Dieser Ansatz<br />

stellt einen an Identitätsentwicklungsprozessen<br />

von Jugendlichen orientierten,<br />

körper­, leib­ und bewegungsbezogenen<br />

Zugang zur<br />

Gewaltprävention dar. Er differenziert<br />

in eine Ressourcen­ und Problemperspektive,<br />

eine intra­ und interpersonale<br />

Perspektive, einen impliziten und<br />

expliziten Funktionsmodus, eine<br />

motivationale und potentiale Perspektive<br />

sowie eine Zustands­ und Veränderungsperspektive<br />

und entwickelt daraus<br />

insgesamt 2 Perspektiven der psychomotorischen<br />

Gewaltprävention, deren<br />

Basis u. a. die folgenden Wirkkomponenten<br />

sind. Sie stellen nach Grawe<br />

„jeweils komplexe Prozesse und nicht<br />

einzelne Wirkfaktoren“ (Grawe 1998,<br />

547 dar.<br />

Wirkkomponenten der psychomotorischen<br />

Gewaltprävention:<br />

1. Inkonsistenzreduktion durch<br />

Ressourcenaktivierung,<br />

2. Destabilisierung von Störungsattraktoren<br />

durch problemspezifische<br />

Interventionen und<br />

. Inkonsistenzreduktion durch<br />

Veränderung motivationaler<br />

Schemata.<br />

Inkonsistenzreduktion durch<br />

Ressourcenaktivierung<br />

Im Zusammenhang mit der ersten<br />

Wirkkomponente der psychomotorischen<br />

Gewaltprävention wird davon<br />

ausgegangen, dass die Aktivierung von<br />

Ressourcen mehrere Grundbedürfnisse<br />

gleichzeitig befriedigt. Es kommt<br />

einerseits zu positiven Kontrollerfahrungen<br />

und andererseits zu selbstwerterhöhenden<br />

Wahrnehmungen auf<br />

Seiten der Klienten, beides trägt<br />

maßgeblich zu einer Reduktion von<br />

Inkonsistenzen bei (vgl. Grawe 1998,<br />

541 f.). Diese positiven Erfahrungen, die<br />

unmittelbar mit der Beziehung zum<br />

Motologen verbunden sind, führen in<br />

der Regel nicht nur zu einer Verbesserung<br />

des Wohlbefindens, sondern auch<br />

zu einem größeren Vertrauen sowie zu<br />

einer veränderten Offenheit und<br />

Aufnahmebereitschaft. Dadurch werden<br />

u. a. die Voraussetzungen für eine<br />

Auseinandersetzung mit schwierigen<br />

Entwicklungsthemen geschaffen, aus<br />

der nicht zuletzt die Tiefenwirkung und<br />

damit auch die Langfristigkeit psychomotorischer<br />

Gewaltprävention resultiert.<br />

Die Bedeutung der Ressourcenaktivierung<br />

wird auch von Rotthaus<br />

unterstrichen, der es insbesondere für<br />

die systemische Kinder­ und Jugendlichenpsychotherapie<br />

als wesentlich<br />

erachtet, „einen Kontext des Gelingens,<br />

einen Kontext der Kompetenz zu<br />

schaffen“ (Rotthaus 2005, 15).<br />

Die motologische Theoriebildung zeigt<br />

deutlich, dass Körper, Leib und<br />

Bewegung als Existenziale menschlichen<br />

Seins (vgl. Seewald 2004, 29)<br />

wichtige Ressourcen darstellen und<br />

dass die psychomotorische Gewaltprävention<br />

Klienten diese Ressourcen<br />

erschließbar machen kann. Der<br />

mehrperspektivische Ansatz der<br />

psychomotorischen Gewaltprävention<br />

(vgl. Jessel 2007) macht hierzu<br />

differenzierte Vorschläge. Es ist von<br />

außerordentlicher Bedeutung, dass<br />

eine ressourcenorientierte Haltung nur<br />

auf der Basis einer authentischen<br />

Beziehung vermittelbar ist und dass<br />

diese Authentizität stets auf zwischenleiblicher<br />

Ebene wahrgenommen wird.<br />

Darüber hinaus muss ausdrücklich<br />

betont werden, dass im Rahmen der<br />

psychomotorischen Gewaltprävention<br />

die spezifischen Charakteristika eines<br />

Jugendlichen in seiner aktuellen<br />

Entwicklungssituation mit den<br />

spezifischen Charakteristika des<br />

psychomotorischen Vorgehens in<br />

Wechselwirkung treten. Für eine<br />

optimale Wirksamkeit sind hierfür<br />

gezielte diagnostische Prozesse und<br />

Interventionen zu initiieren. Ressourcenaktivierung<br />

ist damit nicht als leere<br />

Hülle zu verstehen, sondern basiert auf<br />

einer differenzierten, prozessorientierten<br />

sowie individuum­ und<br />

kontextbezogenen Diagnostik (vgl.<br />

u. a. Klemenz 200 ).<br />

Destabilisierung von Störungsattraktoren<br />

durch problemspezifische<br />

Interventionen<br />

Problemspezifische Interventionen<br />

setzen die erste Wirkkomponente der<br />

psychomotorischen Gewaltprävention,<br />

die Ressourcenaktivierung, voraus:<br />

„Man kann ein Problem offenbar mit<br />

weitgehend gleichem Erfolg mit<br />

verschiedenen Interventionen angehen<br />

(...), aber man wird damit keinen Erfolg<br />

haben, wenn nicht auf seiten des<br />

Patienten die motivationalen Voraussetzungen<br />

dafür gegeben sind“ (Grawe<br />

1998, 55 ). Synergetisch gesprochen<br />

kann die Auseinandersetzung mit<br />

Problemen auch als Destabilisierung<br />

von Störungsattraktoren bezeichnet<br />

werden. Der Begriff des Attraktors<br />

meint, „dass sich durch positive<br />

Rückkopplung, in der Regel blitzschnell,<br />

ein Prozess bestimmter Qualität<br />

etabliert, der dann einen bestimmten<br />

Teil des Funktionierens bestimmt.<br />

Diesem Prozess bestimmter Qualität<br />

liegt ein neuronales Erregungsmuster<br />

zugrunde. Je besser ein neuronales<br />

Erregungsmuster gebahnt ist, um so<br />

stabiler ist der Attraktor“ (ebd., 486).<br />

Aggressives bzw. gewalttätiges Verhalten<br />

kann entsprechend dieser Definition<br />

als Störungsattraktor gefasst werden<br />

(vgl. ebd., 509), wobei zu berücksichtigen<br />

ist, dass die Bedingungen, die zur<br />

Entstehung dieser Verhaltensweisen<br />

führen, nicht mit denjenigen identisch<br />

sein müssen, die sie später aufrechterhalten<br />

(vgl. hierzu den Aspekt der<br />

intergenerationalen Übertragung von<br />

Gewalt sowie den Zusammenhang<br />

zwischen Kindesmisshandlung und<br />

außerfamiliärer Gewaltkriminalität<br />

(u. a. Sutterlüty 200 , 10 ff.)).<br />

Im Allgemeinen wird eine hohe<br />

Inkonsistenzspannung als wesentlicher<br />

Nährboden für die Entwicklung von<br />

Störungsattraktoren angesehen (vgl.<br />

Grawe 1998, 520); eine solche Inkonsistenzspannung<br />

kann u. a. durch die<br />

eingangs erwähnten Missachtungs­<br />

bzw. Ohnmachtserfahrungen entstehen.<br />

Von entscheidender Bedeutung ist nun,<br />

dass ein neu gebildeter Störungsattraktor<br />

unter bestimmten Bedingungen<br />

einen immer größeren Teil der psychischen<br />

Aktivität bestimmt: „Er<br />

versklavt die psychischen Prozesse und<br />

bewirkt damit erst einmal eine höhere<br />

Konsistenz im psychischen Geschehen“<br />

(Grawe 1998, 505). Solche Versklavungen<br />

sind im Kontext von Aggression<br />

und Gewalt beispielsweise in Form von<br />

Phantasien Jugendlicher, sich am<br />

misshandelnden Vater oder am demütigenden<br />

Schulsystem bzw. Lehrer zu<br />

rächen (vgl. Sutterlüty 200 , 251 ff.;<br />

Robertz 2007, 6), zu beobachten.<br />

Gewaltfördernde Wahrnehmungs­ und<br />

Erlebensmuster sowie gewalttätige<br />

Verhaltensweisen können zu einem<br />

kurzfristigen Konsistenzgewinn führen,<br />

sie erzeugen jedoch in der Regel eine<br />

7


8<br />

Wirkkomponenten der psychomotorischen Gewaltprävention<br />

längerfristige Inkonsistenz, da durch sie<br />

wichtige Grundbedürfnisse (z. B.<br />

dasjenige nach positiven zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen), die in den<br />

impliziten Funktionsmodus verdrängt<br />

wurden, unbefriedigt bleiben. Die<br />

Destabilisierung von Störungsattraktoren<br />

ist demnach im Prozess der<br />

psychomotorischen Gewaltprävention<br />

nicht nur im Sinne der potentiellen<br />

Opfer, sondern ebenso im Sinne der<br />

Täter von elementarer Bedeutung. Sie<br />

kann beispielsweise über die Konfrontation<br />

mit der Opferperspektive, über die<br />

Verstörung gewaltfördernder Kognitionen<br />

und Rechtfertigungsmuster, über<br />

das Infragestellen medialer Darstellungen<br />

von Männlichkeit/Weiblichkeit oder<br />

über die Auseinandersetzung mit<br />

subkulturellen Werte­ und Normensystemen<br />

erfolgen.<br />

Inkonsistenzreduktion durch Veränderung<br />

motivationaler Schemata<br />

Die dritte Wirkkomponente der psychomotorischen<br />

Gewaltprävention bezieht<br />

sich auf den Aspekt der Inkonsistenzreduktion<br />

durch Veränderung motivationaler<br />

Schemata. Ausgangspunkt der<br />

folgenden Argumentation ist die<br />

Annahme, dass die „motivationalen<br />

Schemata bestimmen, was ein Mensch<br />

tut und erlebt. Sie bestimmen auch den<br />

Inhalt seines Bewusstseins. Das Bewusstsein<br />

stellt den mächtigsten<br />

Kontrollparameter für das Verhalten dar“<br />

(Grawe 1998, 561). Entscheidend ist nun<br />

allerdings, dass einem Menschen weder<br />

die Bedeutung motivationaler Schemata<br />

für das störende Verhalten (in unserem<br />

Fall das gewalttätige bzw. das Opferverhalten)<br />

noch diese Schemata selbst<br />

bewusst sein müssen. Die Differenzierung<br />

in einen expliziten und impliziten<br />

Funktionsmodus hat gezeigt, dass<br />

motivationale Schemata das Erleben und<br />

Verhalten eines Menschen beeinflussen<br />

können, ohne dass etwas davon in<br />

seinem Bewusstsein repräsentiert ist:<br />

„Die entsprechenden Reaktionsbereitschaften<br />

können Teil seines impliziten<br />

Gedächtnisses sein, nicht seines<br />

konzeptuellen. Insoweit das der Fall ist,<br />

hat er darauf von seinem Bewusstsein<br />

aus keinen Zugriff. Die Prozesse können<br />

nur bottom­up ausgelöst, nicht topdown<br />

gesteuert werden (...)“ (ebd.).<br />

Um im Rahmen der psychomotorischen<br />

Gewaltprävention die Voraussetzungen<br />

dafür schaffen zu können, dass für diese<br />

Prozesse Bewusstseinsinhalte gebildet<br />

werden, müssen zwei Bedingungen<br />

erfüllt sein: Die Prozesse müssen im<br />

impliziten Funktionsmodus aktiviert und<br />

die Aufmerksamkeit des Klienten muss<br />

auf die aktivierten Prozesse gerichtet<br />

sein (vgl. ebd.). Vor dem Hintergrund des<br />

Konsistenzprinzips gilt es jedoch zu<br />

berücksichtigen, dass die Aufmerksamkeitssteuerung<br />

ebenfalls durch motivationale<br />

Schemata bestimmt wird, d. h.<br />

dass nur solche Inhalte ins Bewusstsein<br />

aufgenommen werden, die mit bereits<br />

vorhandenen Inhalten vereinbar sind.<br />

Gerade im Zusammenhang mit aggressiven<br />

und gewalttätigen Verhaltensweisen<br />

ist auf Seiten der Täter mit einem<br />

bedeutsamen Einfluss von Vermeidungsschemata<br />

zu rechnen, die die Aufmerksamkeit<br />

systematisch von den aktuellen,<br />

bottom­up gesteuerten Prozessen<br />

weglenken. Diese Vermeidungsschemata<br />

können laut Grawe (vgl. ebd., 562) auf<br />

zweierlei Art und Weise überwunden<br />

werden. Einerseits durch einen festen<br />

und bewussten Vorsatz (der allerdings an<br />

eine Aktivierung bestimmter motivationaler<br />

Schemata gebunden ist, die bei<br />

vielen Jugendlichen, die sich gewalttätig<br />

verhalten, (zumindest zu Beginn) nicht<br />

gegeben ist) und andererseits durch die<br />

Unterstützung eines Außenstehenden,<br />

der die Aufmerksamkeit immer wieder<br />

bewusst dorthin lenkt, wo sie im<br />

impliziten Funktionsmodus nicht<br />

hinmöchte. „Eine veränderte Zuweisung<br />

von Aufmerksamkeit ist von großer<br />

Bedeutung für Veränderungen sowohl<br />

des Erlebens als auch des Handelns, weil<br />

dadurch die Entwicklung eines neuartigen<br />

Gewahrseins gefördert wird.<br />

Beispielsweise führt das Gewahrwerden<br />

der Enttäuschung über einen Verlust<br />

oder der Wut über schlechte Behandlung<br />

zu einer semantisch­perzeptiven<br />

Neuorganisation und zur Entstehung<br />

neuer Entscheidungs­ und Verhaltensmöglichkeiten“<br />

(Greenberg/Rice/Elliott<br />

200 , 41).<br />

Gelingt im Rahmen des Prozesses der<br />

psychomotorischen Gewaltprävention<br />

die Entwicklung neuer Bewusstseinsinhalte<br />

für bislang implizit verlaufene,<br />

aktiv aus dem Bewusstsein ausgeklammerte<br />

Prozesse, so kommt es zu „einer<br />

Veränderung in der bisherigen Struktur<br />

motivationaler Schemata“ (Grawe 1998,<br />

562), die von grundlegender Bedeutung<br />

ist. Neben den genannten Aspekten stei­<br />

gen mit einer Reduzierung des Einflusses<br />

von Vermeidungsschemata die<br />

Möglichkeiten für eine aktive Befriedigung<br />

wichtiger Grundbedürfnisse (z. B.<br />

sich den eigenen, unter Umständen<br />

schmerzhaften Beziehungserfahrungen<br />

zu stellen). Damit ist ein zentraler<br />

Aspekt der dritten Wirkkomponente der<br />

psychomotorischen Gewaltprävention<br />

angesprochen, die Inkonsistenzreduktion<br />

durch korrektive Erfahrungen (vgl. ebd.,<br />

56 ). Solche korrektiven Erfahrungen<br />

erfordern „die Aktivierung eines<br />

intentionalen Schemas über die<br />

Schwelle hinaus, ab der bisher die<br />

Aktivität des entsprechenden Vermeidungsschemas<br />

überwog. Jede korrektive<br />

Erfahrung ist also gewissermaßen das<br />

Ergebnis eines riskanten Tests“ (ebd.,<br />

56 f.). Dafür, dass sich ein Klient<br />

solchen Risiken einer erneuten Verletzung<br />

aussetzt, müssen gleichzeitig<br />

andere Schemata aktiviert sein, für die<br />

dieser Test eine positive Bedeutung hat.<br />

Hier liegt demnach die große Bedeutung<br />

der Ressourcenaktivierung als Voraussetzung<br />

für eine erfolgreiche Problembearbeitung.<br />

Insgesamt kann eine Inkonsistenzreduktion<br />

durch Veränderung motivationaler<br />

Schemata auf dreierlei Art und Weise<br />

unterstützt werden (vgl. Grawe 1998,<br />

565): Durch die Initiierung von Klärungserfahrungen<br />

(über bewusstseinsschaffende<br />

Interventionen), durch die<br />

Initiierung von Bewältigungserfahrungen,<br />

die Vermeidungsschemata<br />

schwächen und intentionale Schemata<br />

stärken, sowie durch die Initiierung von<br />

korrektiven Erfahrungen, die unbewusste<br />

Befürchtungen entkräften und<br />

aktives bedürfnisbefriedigendes<br />

Verhalten fördern.<br />

Generische Prinzipien und ihre<br />

Bedeutung für die psychomotorische<br />

Gewaltprävention<br />

Die große Kunst psychomotorischen<br />

Arbeitens besteht in der Prozessgestaltung.<br />

Für diese Prozessgestaltung<br />

stellen die von Schiepek (vgl. 2004)<br />

formulierten generischen Prinzipien<br />

eine wesentliche Verständnis­ und<br />

Gestaltungsgrundlage dar. Sie basieren<br />

– ebenso wie die dargestellten Wirkkomponenten<br />

– auf selbstorganisationstheoretischen<br />

(insbesondere aus der<br />

Synergetik stammenden) Modellen und<br />

können als übergeordnete Handlungs­


orientierungen in der Arbeit mit<br />

Menschen verstanden werden. Nach<br />

Schiepek ist davon auszugehen, dass<br />

nicht „das Repertoire und die Kompetenzen<br />

oder Präferenzen des Therapeuten<br />

(bzw. des Motologen; Anm. d.<br />

Verf.) bestimmen, was geschieht,<br />

sondern der Klient, genauer gesagt, der<br />

aktuelle Zustand, in dem sich die<br />

Selbstorganisation des Klienten gerade<br />

befindet“ (ebd., 26 ). Für den Prozess<br />

der psychomotorischen Gewaltprävention<br />

entscheidend ist demnach die<br />

Bereitstellung von Bedingungen für<br />

Selbstorganisationsprozesse; hierzu<br />

gehören:<br />

1. Schaffen von Stabilitätsbedingungen:<br />

Maßnahmen zur<br />

Erzeugung struktureller<br />

und emotionaler Sicherheit,<br />

Vertrauen, Selbstwertunterstützung,<br />

2. Identifikation von Mustern des<br />

relevanten Systems: Zunächst<br />

Identifikation des relevanten<br />

Systems, auf das bezogen<br />

Veränderungen angestrebt<br />

werden und daraufhin Beschreibung<br />

und Analyse von Mustern<br />

und Systemprozessen,<br />

. Sinnbezug: Klären und Fördern<br />

der sinnhaften Einordnung und<br />

Bewertung des Veränderungsprozesses<br />

durch den Klienten,<br />

Bezug zu Lebensstil und persönlichen<br />

Entwicklungsthemen,<br />

4. Kontrollparameter identifizieren<br />

und Energetisierungen ermöglichen:<br />

Herstellung motivationsfördernder<br />

Bedingungen,<br />

Ressourcenaktivierung, Bezug zu<br />

Zielen und Anliegen des Klienten,<br />

5. Destabilisierung und Fluktuationsverstärkungen<br />

realisieren:<br />

Experimente, Musterunterbrechungen,<br />

Unterscheidungen und<br />

Differenzierungen einführen,<br />

Ausnahmen identifizieren,<br />

ungewöhnliches Verhalten,<br />

6. „Kairos“ (griech.: rechter<br />

Moment, Zeitpunkt) beachten,<br />

Resonanz und Synchronisation<br />

ermöglichen: Zeitliche Passung<br />

und Koordination der Vorgehensweisen<br />

und Kommunikationsstile<br />

mit psychischen und sozialen<br />

Prozessen sowie mit den<br />

Rhythmen des Klienten,<br />

7. gezielte Symmetriebrechung<br />

vorbereiten: Zielorientierung,<br />

Antizipation und geplante<br />

Realisation von Strukturelementen<br />

des neuen Ordnungszustands,<br />

8. Restabilisierung: Maßnahmen<br />

zur Stabilisierung und Integration<br />

neuer Kognitions­Emotions­<br />

Verhaltensmuster (vgl. ebd.).<br />

Die Aufzählung zeigt, dass die Destabilisierung<br />

von Störungsattraktoren (Punkt<br />

5) – z. B. durch konfrontative Methoden<br />

(vgl. Weidner 2006) – an zahlreiche<br />

Voraussetzungen geknüpft ist, zu diesen<br />

gehören u. a.: Die Herstellung motivationsfördernder<br />

Bedingungen und die<br />

Aktivierung von Ressourcen (Punkt 4),<br />

die Berücksichtigung der Grundbedürfnisse<br />

nach Orientierung und nach<br />

Selbstwerterhöhung (Punkt 1), eine<br />

grundlegende systemische Sichtweise<br />

(Punkt 2), eine konsequente Orientierung<br />

an den Sinnkonstruktionen und Entwicklungsthemen<br />

der Klienten (Punkt ), die<br />

Anpassung der Interventionen an die<br />

aktuellen psychischen und sozialen<br />

Prozesse der Klienten (Punkt 6), die<br />

Antizipation potentieller neuer Ordnungszustände<br />

(Punkt 7) und die<br />

Stabilisierung und Integration neuer<br />

Kognitions­Emotions­Verhaltensmuster<br />

(Punkt 8).<br />

Die genannten Prinzipien dienen in<br />

erster Linie der Organisation und<br />

Begründung der Auswahl spezieller<br />

Methoden, wobei letztere sich jeweils<br />

danach beurteilen lassen, „ob sie zur<br />

Realisation eines oder mehrerer dieser<br />

generischen Prinzipien funktionell tauglich<br />

sind. Mehrere Methoden können<br />

hierzu funktionell äquivalent sein,<br />

sodass Therapeuten ihre Präferenzen,<br />

ihren Erfahrungsschatz und ihren<br />

persönlichen Stil Gewinn bringend<br />

nutzen können“ (Schiepek 2004, 264).<br />

Schlussbemerkung<br />

Die Darstellung der verschiedenen<br />

Wirkkomponenten der psychomoto­<br />

9


10<br />

Wirkkomponenten der psychomotorischen Gewaltprävention<br />

rischen Gewaltprävention legt den<br />

Schluss nahe, dass psychomotorisches<br />

Arbeiten in erster Linie auf einer<br />

erfolgreichen – strukturell und prozessual<br />

verwirklichten – Berücksichtigung<br />

elementarer Wirkmechanismen und<br />

generischer Prinzipien beruht und weit<br />

weniger als bislang angenommen auf<br />

der Umsetzung konkreter Methoden<br />

oder Praxisideen. Der Pool an praktischen<br />

Handlungsmöglichkeiten ist<br />

nicht nur im Kontext der Gewaltprävention<br />

nahezu unerschöpflich, er ist – so<br />

lässt die Geschichte der Psychomotorik<br />

und angrenzender Fachdiskurse<br />

vermuten – prinzipiell grenzenlos.<br />

Welche Handlungsvorschläge nun in<br />

welcher Disziplin und in welchem<br />

pädagogischen, therapeutischen oder<br />

entwicklungsfördernden Ansatz ihren<br />

Ursprung haben ist erstens häufig nicht<br />

zu ermitteln und zweitens offensichtlich<br />

von sekundärer Bedeutung.<br />

Entscheidend ist die Suche nach dem,<br />

was wirkt und zur Klärung dieser Frage<br />

bietet das hier diskutierte Wirkkomponentenmodell<br />

zahlreiche plausible und<br />

konsistente Anhaltspunkte. Zu wünschen<br />

bleibt eine empirische Untersuchung<br />

der hier formulierten Hypothesen<br />

sowie deren Ausdifferenzierung im<br />

Hinblick auf spezifische Entwicklungskonstellationen.<br />

1 In der aktuellen Gewaltpräventionsforschung ist<br />

es mittlerweile nahezu unbestritten, dass<br />

wirksame Gewaltprävention auf ein breites<br />

Spektrum unterschiedlichster Maßnahmen<br />

angewiesen ist (vgl. u. a. Blum­Maurice 2006;<br />

Heitmeyer/Schröttle 2006). Neben individuellen<br />

und familienzentrierten Maßnahmen spielt die<br />

Erweiterung um eine ökologische Perspektive<br />

(soziale, kommunale, gesellschaftliche,<br />

politische Ebene) eine zentrale Rolle. Dabei<br />

geht es u. a. um Bildungspolitik, um familien­<br />

und sozialpolitische Maßnahmen gegen<br />

Kinderarmut und sozioökonomische Belastungen<br />

oder um die Zusammenarbeit von<br />

Jugendhilfe und Schule. All diese Aspekte<br />

bleiben im Rahmen dieser Argumentation aus<br />

Komplexitätsgründen unberücksichtigt.<br />

2 Zur Unterscheidung bewusster und unbewusster<br />

Funktionsweisen der psychischen Aktivität<br />

verwendet Grawe (vgl. 1998, 74 ff.) die<br />

Begriffe expliziter und impliziter Funktionsmodus.<br />

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aus kooperieren. Hamburg:<br />

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auch im schulischen Alltag.<br />

In: R. Kilb/J. Weidner/R. Gall<br />

(2006): Konfrontative Pädagogik<br />

in der Schule. Anti­Aggressivitäts­<br />

und Coolnesstraining.<br />

Weinheim und München:<br />

Juventa, 29–4 .


Samuel Franz<br />

Gewaltpräventive Aspekte der<br />

sinnverstehenden psychomotorischen<br />

Entwicklungsbegleitung<br />

Der Beitrag setzt sich mit der sinnverstehenden psychomotorischen Entwicklungsbegleitung<br />

von Kindern und Jugendlichen im Kontext der Gewaltprävention<br />

auseinander. Im Vordergrund steht dabei die gewaltpräventive Erfahrungsbildung<br />

im intermediären Schutzraum, die von der leiblich­szenischen Präsenz des Psychomotorikers<br />

in der dialogischen Verwicklung getragen ist.<br />

Einleitung<br />

Bei vielen Gewaltpräventionsmethoden<br />

geht es um das gezielte Antrainieren<br />

sozialer Kompetenzen. Häufig stehen die<br />

Kanalisierung der aggressiven Impulse<br />

und die Verstärkung erwünschter<br />

Verhaltensweisen im Mittelpunkt der<br />

Bemühungen. Die innere Wirklichkeit der<br />

Kinder, unbewältigte seelische Konflikte<br />

und der individuelle Entwicklungskontext<br />

werden zumeist ausgeblendet, die<br />

Beziehungsebene weniger beachtet und<br />

keine haltgebenden Beziehungen<br />

angeboten (vgl. Gerspach 2002b, S. 87).<br />

In dieser Arbeit möchte ich die Kernelemente<br />

einer gewaltpräventiven psychomotorischen<br />

Entwicklungsbegleitung<br />

darstellen, welche auf den Grundlagen<br />

des sinnverstehenden Ansatzes der<br />

Motologie/Psychomotorik 1 beruht, wie er<br />

von Seewald ausgearbeitet wurde (vgl.<br />

Seewald 2004, S. 27). Im Zentrum dieses<br />

Zugangs zur Psychomotorik steht der<br />

Versuch, den Sinn bzw. die Bedeutung<br />

von Handlungen, Bewegungen und<br />

Verhaltensweisen des jeweiligen<br />

Gegenübers (dem Kind) in einem<br />

dialogischen, von tonischer Empathie<br />

und Partnerschaftlichkeit getragenen<br />

Beziehungsprozess als Botschaft zu<br />

verstehen. Auf dieser Grundlage können<br />

gemeinsame Wege der Aufarbeitung von<br />

Konflikten bzw. der Bearbeitung von<br />

Schmerz gefunden werden, um den<br />

Menschen in seiner individuellen<br />

Entwicklung zu begleiten. In die Praxis<br />

der Entwicklungsbegleitung werden<br />

auch theoretische und praxeologische<br />

Grundlagen der tiefenpsychologisch<br />

orientierten Psychomotorik nach<br />

Aucouturier mit einbezogen. Des<br />

Weiteren fließen auch psychoanalytische<br />

und dem Bereich der psychoanalytischen<br />

Pädagogik entstammende Theoreme und<br />

Konzepte mit ein. Besonders im Rahmen<br />

der psychomotorischen Gewaltprävention<br />

können Theorien, welche Einblicke in<br />

die Psychodynamik der Entstehung von<br />

Gewalt bieten, den Erklärungswissenshintergrund<br />

(in Anlehnung an<br />

Jantzen 2000, S. 1) erweitern. Sie stellen<br />

somit eine Orientierungshilfe für den<br />

Versuch dar, das Individuum in seiner<br />

Historizität, leiblichen Ganzheitlichkeit<br />

und mit seinen individuellen Entwicklungsbedürfnissen<br />

zu verstehen. In der<br />

praktischen Arbeit werden Psychomotoriker<br />

2 oft mit gewaltträchtigen Situationen<br />

bzw. Szenen konfrontiert. Sei es<br />

z. B. der eskalierende Streit der Kinder<br />

um Material oder die scheinbar zusammenhanglose<br />

Erniedrigung und Entwertung<br />

eines anderen Kindes oder des<br />

Psychomotorikers. Im Rahmen dieser<br />

Arbeit geht es jedoch nicht darum,<br />

Patentrezepte für eine Reaktion des<br />

Psychomotorikers in solchen Situationen<br />

zu präsentieren, sondern vielmehr<br />

darum, psychodynamische und methodische<br />

Zusammenhänge zu betrachten,<br />

welche ein prozessorientiertes, dialogisches<br />

und leiblich empathisches<br />

Navigieren in dem im psychomotorischen<br />

Setting dargebotenen Inszenierungszusammenhang<br />

stützen können.<br />

Die sinnverstehende<br />

psychomotorische<br />

Entwicklungsbegleitung<br />

Im Kontext der sinnverstehenden<br />

Entwicklungsbegleitung kann unter<br />

Psychomotorik im Sinne Eckert´s „das<br />

menschliche Ausdrucksgeschehen mit<br />

seinen individuellen, dialogischen und<br />

gestalterischen Aspekten, den vielfältigen<br />

Möglichkeiten sinnhaft leiblich in<br />

dieser Welt zu sein“ (vgl. Eckert 2004a,<br />

S. 60) verstanden werden. Bewegung<br />

wird somit als Bedeutungsphänomen<br />

betrachtet, in welchem sich das Kind<br />

ausdrückt und dominierende Lebensthemen<br />

in seiner Bewegungsgeschichte<br />

zeigt (vgl. Seewald 1993, S. 191). Bei der<br />

Entwicklungsbegleitung geht es um eine<br />

bewusste leiblich­dialogische Verwicklung<br />

(Identifizierung) mit dem Kind und<br />

eine „darauf folgende Distanzierung<br />

(Entwicklung)“ (vgl. Fichtner 2003).<br />

Samuel Franz<br />

Diplom­Sozialpädagoge (FH)<br />

Zusatzqualifikation Psychomotorik;<br />

studienbegleitende Praktikumstätigkeit<br />

in einem psychomotorischen Gewaltpräventionsprojekt;<br />

Diplomarbeit zum<br />

Thema „Psychomotorische Gewaltprävention“;<br />

Anerkennungsjahr in der<br />

Kinder­ und Jugendpsychiatrie; studiert<br />

Motologie im dritten Semester;<br />

begleitet neben dem Studium Psychomotorikgruppen.<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Teichwiesenweg 5<br />

35037 Marburg<br />

E­Mail: samuel.franz@gmx.net<br />

11


12<br />

Gewaltpräventive Aspekte der sinnverstehenden psychomotorischen Entwicklungsbegleitung<br />

Danach reflektiert der Begleiter das<br />

Verwicklungsgeschehen, besonders im<br />

Sinne einer Vergegenwärtigung seiner<br />

eigenen tonisch­emotionalen Reaktionen<br />

(vgl. Bortel 2001, S. 144). Nach<br />

Eckert (vgl. 2004a, S. 60) kann psychomotorische<br />

Begleitung vereinfacht als<br />

ein dialogischer Prozess betrachtet<br />

werden, welcher zu besserem Verstehen<br />

und zur Erweiterung der individuellen<br />

Ausdrucks­ und Handlungsmöglichkeiten<br />

der zu Begleitenden beiträgt. Vor<br />

diesem Hintergrund setzt die gewaltpräventive<br />

sinnverstehende Entwicklungsbegleitung<br />

also an der in Bewegung und<br />

Spiel leiblich reinszenierten Geschichte<br />

der Kinder an.<br />

Was versteht man unter<br />

(Gewalt-)Prävention?<br />

Der Begriff der Prävention wird im<br />

allgemeinen Sprachgebrauch als ein<br />

vorbeugendes Eingreifen verstanden,<br />

während Intervention als auf eine<br />

Bearbeitung bereits manifester Störungen<br />

gerichtet angesehen wird (vgl.<br />

Kreft/Mielenz 1996, S. 439). In Anlehnung<br />

an Caplan beschreiben Martin/<br />

Martin tertiäre Gewaltprävention als<br />

eine „gezielte Intervention“ (vgl. Caplan<br />

1964, in Martin/Martin 2003, S. 93) bei<br />

massiven Problemen, mit dem Zweck,<br />

zukünftige Normverstöße bzw. einen<br />

Rückfall zu vermeiden (vgl. Kreft/<br />

Mielenz 1996, S. 439). Davon abgegrenzt<br />

ist die sekundäre Prävention, bei<br />

welcher es darum geht, eine Verfestigung<br />

von beispielsweise aggressiven<br />

Verhaltenstendenzen zu verhindern (vgl.<br />

Martin/Martin 2003, S. 93). Letztlich<br />

soll bei der Primärprävention abweichendes<br />

Verhalten schon im Vorfeld<br />

vermieden werden. Nach dieser<br />

Definition ist der Unterschied zwischen<br />

Prävention und Intervention der<br />

Zeitpunkt der Umsetzung der jeweiligen<br />

Maßnahme, es handelt sich somit bei<br />

Prävention um eine „rechtzeitige<br />

Intervention“ (vgl. Kreft/Mielenz 1996,<br />

S. 440). Als Zielkategorie von Prävention<br />

gilt häufig der „gesellschaftlich<br />

anerkannte Normenkontext“ (ebd.) in<br />

welchen hinein meist unhinterfragt und<br />

vorbeugend integriert werden soll. Die<br />

dialogisch gestaltete „Abenteuerreise<br />

nach Irgendwo“ (vgl. Fichtner 2000,<br />

S. 74) in der entwicklungsbegleitenden<br />

spielerischen Verwicklung stellt<br />

allerdings nicht die Zielkategorie eines<br />

„normalisierten Verhaltenszustandes“<br />

(vgl. Mattner 2002, S. 25 f.) im Sinne<br />

schnellstmöglich antrainierter gesellschaftlicher<br />

Konformität als Arbeitsgrundlage<br />

in den Mittelpunkt. Vielmehr<br />

geht es darum, eine Entwicklungsatmosphäre<br />

anzubieten, welche dem<br />

Menschen durch einen „Zugewinn an<br />

Autonomie“ (vgl. Eckert 2004b, S. 138)<br />

zu Mündigkeit und Emanzipation 3<br />

verhelfen kann (vgl. Gerspach 2002b, S.<br />

88 f.).<br />

Zugrundeliegendes<br />

Gewaltverständnis<br />

Für die gewaltpräventive Arbeit der<br />

sinnverstehenden Entwicklungsbegleitung<br />

erweist sich ein erweitertes<br />

Gewaltverständnis als grundlegend,<br />

welches Gewalt im Zusammenhang mit<br />

Macht­ und Herrschaftsverhältnissen<br />

sieht, sich an dem beim Subjekt<br />

erzeugten Leid orientiert (vgl. Theunert<br />

1987, S. 59) und sowohl personale<br />

Gewalt als auch Formen struktureller<br />

Gewalt mit einschließt. So kann nach<br />

Theunert Gewalt als „die Manifestation<br />

von Macht und/oder Herrschaft, mit der<br />

Folge und/oder dem Ziel der Schädigung<br />

von einzelnen oder Gruppen von<br />

Menschen“ (ebd.) bezeichnet werden. Es<br />

geht darum, den Blick für die indirekten<br />

und unmittelbaren Bedingungen zu<br />

schärfen, die schädigend in die psychosoziale<br />

Entwicklung des Kindes eingreifen<br />

(vgl. Hammer/Müller 2001, S. 67).<br />

Betrachtet man Gewalt als eine Form<br />

der Aggression, so erweist sich eine<br />

Unterscheidung in konstruktive und<br />

destruktive Aggression als für ein<br />

Verstehen der bewegungsgeschichtlichen<br />

Inszenierungen der Kinder im<br />

psychomotorischen Raum als förderlich.<br />

Wobei die Verkehrung der, der Selbstbehauptung<br />

dienenden, konstruktivprimären<br />

in destruktiv­sekundäre<br />

Aggression auf die Erfahrung von<br />

extremem Schmerz und extremer<br />

Unlust, die mangelhafte Befriedigung<br />

kommunikativer und selbstbehauptender<br />

Impulse im Rahmen der Entwicklung<br />

zurückzuführen ist 4 . Die<br />

Entstehung destruktiver Aggression<br />

wird somit im Zusammenhang mit<br />

traumatisch erlebten und verinnerlichten<br />

frühkindlichen Beziehungserfahrungen<br />

gesehen.<br />

Entwicklung der Symbolisierungsfähigkeit<br />

im tonischen<br />

Dialog als gewaltpräventives<br />

Moment<br />

Ein zentrales Element der psychomotorischen<br />

Entwicklungsbegleitung stellt<br />

die Fähigkeit des Begleiters dar, eine<br />

tiefe, leibliche und haltgebende<br />

Übertragungs­ und Spiegelbeziehung<br />

(vgl. Esser 1992, S. 57) zu dem Kind<br />

einzugehen. Erst die „wechselseitige<br />

tonisch emotionale Resonanz“ (vgl.<br />

Bortel 2001, S. 146) einer echten<br />

Beziehung ermöglicht das Auftauchen<br />

der unlustvollen Geschichte des Kindes.<br />

Aufgrund der Tatsache, dass hier der<br />

Begleiter mit seinem Körper5 arbeitet,<br />

kann sich eine solche Beziehung sehr<br />

schnell entwickeln, da man an „eine<br />

archaische, affektive Sensibilität“ (vgl.<br />

Esser 1992, S. 60) rührt, welche<br />

insbesondere die Mutter­Kind­Beziehung<br />

und die tiefe affektive Geschichte<br />

des Kindes symbolisiert (ebd., S. 57).<br />

In einer solchen Beziehung kann das<br />

Kind korrektive leibliche Erfahrungen<br />

zum Zwecke des inneren Strukturaufbaus<br />

und der Repräsentanzenbildung<br />

machen. Wichtige Handlungshinweise<br />

zur Ermöglichung einer solchen<br />

Beziehung bietet Winnicott´s Theorie<br />

der „haltenden Umwelt“. Die entwicklungstheoretischen<br />

Notwendigkeiten<br />

sind in diesem Zusammenhang insbesondere<br />

die Schaffung eines intermediären<br />

Schutz­ und Spielraumes6 und die<br />

Holding­ und Containingfunktion der<br />

genügend guten Mutter. Winnicott<br />

spricht vom Halten (Holding) als<br />

basalem Bestandteil der mütterlichen<br />

Fürsorge. Dieses zunächst physische<br />

Halten wird in Form des psychischen<br />

Gehaltenwerdens zur Grundlage einer<br />

übertragenden Bedeutung, es stärkt<br />

„die angeborene Tendenz des Kindes<br />

den Körper zu bewohnen“ (vgl. Davis/<br />

Wallbridge 1983, S. 154) und sichert<br />

sein psychisches und physisches<br />

Überleben. Das Kind verinnerlicht diese<br />

mütterlichen Haltungen und sie wirken<br />

somit strukturbildend und dienen als<br />

Grundlage einer weiteren Differenzierung<br />

von Selbst­ und Objektrepräsentanzen<br />

(vgl. Trescher 1992, in Gerspach<br />

2002b, S. 100). Eine weitere wichtige<br />

frühe Interaktionsform, welche von dem<br />

Kind verinnerlicht wird und damit eine<br />

Strukturform darstellt, kann man im<br />

Sinne Bion´s als Containing bezeichnen


(vgl. Bion 1965, in Micus 2001, S. 81).<br />

Darunter versteht man in diesem<br />

Kontext, dass die Mutter dem Kind<br />

einen „optimalen Reizschutz“ (vgl.<br />

Finger­Trescher/Trescher 1992, S. 94)<br />

bietet, d. h. sie schützt es davor, von<br />

seinen eigenen noch unintegrierbaren<br />

Empfindungen (z. B. Wut) überwältigt<br />

zu werden, indem sie diese stellvertretend<br />

für das Kind eine Zeitlang in sich<br />

bewahrt und dort stellvertretend<br />

verarbeitet (aushält). Sie dient ihm als<br />

eine Art Behälter (Container), welcher<br />

die noch „unverdaulichen (Beta)­<br />

Elemente des Kindes“ (vgl. Gerspach<br />

2002a, S. 21) „verdaut“ und ihm somit<br />

dabei hilft, diese „zunehmend eigenständig<br />

in verdauliche (Alpha) Elemente<br />

zu verwandeln“ (ebd.) bzw. selbst einen<br />

inneren Bearbeitungsraum zu entwickeln.<br />

Da die Mutter sich von den<br />

destruktiven Affekten des Kindes nicht<br />

zerstören lässt, sondern ihm durch ihr<br />

„Überleben“ den Weg dahingehend<br />

ebnet, diese „unter der Vorherrschaft<br />

des verinnerlichten Bildes einer „guten<br />

Mutter“ in sein Selbst zu integrieren“<br />

(vgl. Gerspach 2002b, S. 101), kann der<br />

erbarmungslose Affektzustand weichen<br />

und die Fähigkeit zur Besorgnis 7<br />

entstehen. In der szenischen Verwicklung<br />

kann der Begleiter die Rolle der<br />

völlig angepassten Mutter vertreten.<br />

Diese ermöglicht dem Säugling in der<br />

Phase der absoluten Abhängigkeit<br />

durch genügend gute Anpassung an<br />

dessen Bedürfnisse die Illusion, der<br />

Schöpfer seiner eigenen Erfahrungen zu<br />

sein. Dadurch kann dieser ein gesundes<br />

Omnipotenzgefühl und Vertrauen<br />

entwickeln, um den Schritt in die<br />

relative Abhängigkeit bzw. in die<br />

sukzessive Differenz zwischen Selbst<br />

und Nicht­Selbst zu wagen (vgl.<br />

Tenbrink 2000, S. 750). Mit steigender<br />

Frustrationstoleranz kann der Begleiter<br />

dann die Rolle der optimal frustrierenden<br />

Mutter (Halten und Zumuten)<br />

einnehmen, einvernehmlich besetzte<br />

Übergangsobjekte 8 können entstehen<br />

und letztlich kann er auch die „Mutter­<br />

Kind­Beziehung“ triangulierende<br />

Aspekte vertreten. Die Einführung der<br />

so genannten „dritten Position“ (vgl.<br />

Gerspach 1998, S. 127) ist notwendig,<br />

um empathisches Kompromissverhalten<br />

in Bezug auf Konfliktsituationen zu<br />

erwerben und um Probleme in sozial<br />

verträglicher Form zu lösen (vgl. ebd.).<br />

Gerade in Bezug auf die mangelnde<br />

Symbolisierungsfähigkeit von Kindern<br />

mit destruktiv­aggressiven Verhaltensweisen<br />

kann die tonische Kommunikation<br />

bzw. der tonische Dialog 9 eine<br />

Möglichkeit zur Erweiterung des<br />

„sprachlich geregelten Diskurses“ (ebd.<br />

S. 118) darstellen. Dieser bleibt hier<br />

wirkungslos und „unbelebt“, da bei<br />

diesen Kindern die Sprache aufgrund<br />

früher emotionaler Deprivation „nicht<br />

beseelt“ und „leer“ ist. Sprache kann so<br />

auch nicht der inneren Entlastung<br />

dienen und „in einer grandiosen<br />

Wendung von innen nach außen wird<br />

mit der Verhaltensstörung Terror über<br />

andere ausgeübt“ (ebd.). Aufgrund der<br />

Tatsache, dass im Rahmen der primären<br />

Sozialisation oft nur wenige Augenblicke<br />

befriedigender affektiver Abstimmung<br />

erlebt wurden, wurde der Aufbau<br />

eines konsistenten Symbolsystems<br />

verhindert, Beziehung wird nicht in<br />

Sprache gefasst und aufgrund der<br />

ausgebliebenen oder nur bedingten<br />

Verinnerlichung eines guten Objektes<br />

erscheint die Welt als bedrohlich und<br />

die Begegnung mit anderen Menschen<br />

wird als gefährlich phantasiert (ebd.,<br />

S. 117). In der tonisch­dialogischen<br />

Verwicklung stellt sich der Begleiter<br />

dem Kind als hinlänglich gutes Objekt<br />

im Sinne eines Hilfs­Ich zur Verfügung<br />

und bietet damit einen potentiellen<br />

Raum, in welchem positive leibliche<br />

Erfahrungen (hier ist besonders das<br />

Bedürfnis nach inniger Wärme und<br />

Geborgenheit zu nennen, welches<br />

aggressivem Verhalten als regressives<br />

Wunschelement innewohnt) möglich<br />

werden. Der Begleiter gibt dem Kind<br />

durch seine unvoreingenommene,<br />

bedingungslose Akzeptanz den notwendigen<br />

Halt, um den unintegrierten<br />

Zustand als Chance zu einem Neubeginn<br />

zu nutzen. Er spiegelt das Kind<br />

tonisch­empathisch in seinen Bedürfnissen,<br />

was zu einer Synchronisation<br />

der Beziehung führt und das innere<br />

Gleichgewicht des Kindes stabilisiert.<br />

Dadurch lernt das Kind seine eigenen<br />

Gefühle besser kennen und es wird ihm<br />

ermöglicht, ein positives Selbstbild<br />

aufzubauen.<br />

Die posttraumatische<br />

Regression<br />

Bei der posttraumatischen Regression 10<br />

handelt es sich um einen, im Kontext<br />

der Gewaltprävention sehr relevanten<br />

dynamischen Übertragungszusammenhang<br />

und damit auch um einen<br />

versteckten Weg, Leid mitzuteilen.<br />

Dieser regressive szenische Zusammenhang<br />

dient dem Zweck der Abwehr,<br />

stellt aber auch ein Medium der<br />

Kommunikation und psychischen<br />

Reorganisation, eine „Wiederinszenierung<br />

unter dem Primat des Wiederholungszwangs“<br />

(vgl. Finger­Trescher/<br />

Trescher 1992, S. 99) dar. Im Rahmen<br />

einer posttraumatischen Regression<br />

kommt es bei dem traumatisierten Kind<br />

zu einer enormen Schwächung des Ichs.<br />

Dies kann mit dem Ziel geschehen, der<br />

drohenden Vernichtung zu entgehen, sie<br />

wird dadurch sozusagen vorweggenommen.<br />

Zugleich wird, verbunden mit der<br />

Hoffnung auf Rettung und Schutz das<br />

„frühe Imago eines schutz­ und<br />

hilfegewährenden primären Objekts“<br />

(ebd.) reaktiviert. Die verzerrende<br />

Atmosphäre der Regression bewirkt<br />

jedoch, dass diese Schutzerwartungen<br />

an das traumatisierende Objekt gerichtet<br />

werden und dieses damit zum Träger<br />

des frühen Imago wird. Das Kind<br />

unterwirft sich nun vollkommen dem<br />

Täter, da es das Trauma als einen<br />

fundamentalen Liebesverlust interpretiert<br />

(vgl. Ehlert/Lorke 1988, in Berg<br />

2004, S. 101). Da der Versuch, diese<br />

Liebe wiederzuerlangen, jedoch nicht<br />

von Erfolg gekennzeichnet ist, nimmt<br />

das Kind stattdessen das Bild, welches<br />

der Täter von ihm hat, wiederum als<br />

Selbstbild in sich auf. Es kommt somit<br />

zur Introjektion 11 des traumatisierenden<br />

Objekts und das Kind hält sich nun<br />

selbst für unwürdig und schlecht, hält<br />

die erlittene Schmach für rechtens und<br />

lebt in ständiger Erwartung der „berechtigten“<br />

Wiederholung der traumatogenen<br />

Situation (vgl. Finger­Trescher/<br />

Trescher 1992, S. 99). Dem Kind bleibt<br />

als einziger Ausweg, um der „unerträglichen<br />

Wiederholung des passiven<br />

Ausgeliefertseins zu entgehen“ (ebd.),<br />

jetzt nur noch die Möglichkeit der<br />

„Wendung in die aktive Wiederholung“.<br />

Die erlittene Ohnmacht, Wut und Angst<br />

wird nicht lediglich auf andere Personen<br />

projiziert, vielmehr werden, auf der Folie<br />

des Traumas als „subjektives a priori“<br />

(vgl. Küchenhoff 1990, in Finger­<br />

Trescher/Trescher 1992, S. 108) jeder<br />

möglichen Erfahrung, Interaktionsverläufe<br />

unbewusst so gestaltet, dass der<br />

andere jetzt zum Opfer wird, er soll sich<br />

13


14<br />

Gewaltpräventive Aspekte der sinnverstehenden psychomotorischen Entwicklungsbegleitung<br />

hilflos und entwertet fühlen und die<br />

Schmerzen ertragen, die vom Kind nicht<br />

bewältigt werden konnten. Er soll somit<br />

im Sinne einer projektiven Identifizierung<br />

die Rolle des traumatisierten<br />

Kindes „tatsächlich“ übernehmen (vgl.<br />

Finger­Trescher/Trescher 1992, S. 103),<br />

was jedoch zumeist abgelehnt wird. Die<br />

Antwort, welche das Kind erhält, dient<br />

lediglich dazu, dass sich das Kind als<br />

schlecht und bestrafungswürdig erfährt,<br />

die beschriebene Dynamik zu keiner<br />

Lösung führt und „das Trauma unter<br />

dem Diktat des Wiederholungszwangs“<br />

(ebd. S. 102) reproduziert wird. Es wird<br />

damit auch die Hoffnung kommuniziert,<br />

einen Interaktionspartner zu finden, der<br />

es versteht, wenn er mit vielfältigen<br />

Mitteln in die Rolle des traumatisierten<br />

Kindes gedrängt wird, sich aus der<br />

erzeugten traumatischen Situation (z. B.<br />

persönliche Entwertung des Begleiters)<br />

zu befreien und damit das Trauma<br />

stellvertretend zu bearbeiten (vgl.<br />

Finger­Trescher/Trescher 1992, S. 178),<br />

damit dieser dann das leistet, was das<br />

Kind bisher nicht leisten konnte. Er dient<br />

ihm durch seine empathische Antwort<br />

damit als Modell, mit dem es sich<br />

identifizieren und welches strukturbildend<br />

verinnerlicht werden kann (vgl.<br />

Finger­Trescher/Trescher 1992, S. 101).<br />

Das leiblich szenische Verstehen<br />

Im Rahmen einer „wirklichen“, mit Lust<br />

und Freude gelebten Beziehung (vgl.<br />

Aucouturier/Lapierre 1998, S. 39), wie<br />

sie nur auf dem Fundament eines<br />

herrschaftsfreien, kreativen Dialogs 12<br />

entstehen kann, ist in dem Zusammenhang<br />

der posttraumatischen Regression<br />

besonders die Bereitschaft des Begleiters<br />

zu leiblich szenischem Verstehen<br />

relevant. Mit der Form des leiblich<br />

szenischen Verstehens 13 ist eine<br />

Wahrnehmungshaltung des Begleiters<br />

im Sinne gleichschwebender Aufmerksamkeit<br />

(vgl. Finger­Trescher/Trescher<br />

1992, S. 172), als Voraussetzung eines<br />

fördernden Dialoges verbunden. Durch<br />

leibliche, tonisch­empathische Sensibilisierung<br />

für tonisch­leiblich repräsentierte<br />

innere Konflikte und tonisch­emotionale<br />

Präsenz stellt diese<br />

Wahrnehmungshaltung sich auf das<br />

Unbewusste der Kinder ein. Die Sensibilisierung<br />

des Begleiters für leibliches<br />

Selbst­ und Fremderleben, die Bereit­<br />

schaft zur Selbstreflexion und zum<br />

Aushalten innerer Konflikte und<br />

Spannungszustände (als notwendige<br />

Grundlage für die von ihm zu gewährleistende<br />

Containing­ und Holdingfunction)<br />

ist somit Voraussetzung für eine<br />

bewusste leiblich­dialogische Verwicklung<br />

mit dem Kind im entwicklungsbegleitenden<br />

Setting. Die Fähigkeit des<br />

Entwicklungsbegleiters, die Funktion des<br />

wissenden, bewussten und helfenden,<br />

dem Kind den Zugang zur eigenen<br />

Geschichte erleichternden Zeugen zu<br />

übernehmen, ergibt sich jedoch<br />

lediglich, wenn dieser sich in einem<br />

schrittweisen Prozess die subjektive<br />

Wahrheit seiner eigenen Kindheit an­<br />

eignen konnte (vgl. Miller 1988, S. 58).<br />

Dies geschieht durch authentisches<br />

Erleben und Ausdrücken 14 seiner im<br />

Rahmen des Erziehungs­ und Sozialisationsprozesses<br />

verdrängten Gefühle und<br />

indem er sich des im Zusammenhang<br />

mit diesem Entfremdungsprozess<br />

entstandenen Schmerzes und Terrors<br />

bewusst wird. Dieser Entfremdungsprozess<br />

findet seinen Ursprung darin, dass<br />

Eltern die authentischen Gefühle des<br />

Kindes als schwach und wertlos<br />

einstufen und das Kind dadurch lernt,<br />

sich für sein eigenes Erleben zu schämen<br />

(vgl. Gruen 2005, S. 39), seiner<br />

eigenen Wahrnehmung und seiner<br />

Gefühle, seiner Seele entfremdet wird<br />

(ebd., S. 36). Wenn ein Kind also seinen<br />

Schmerz und negative Gefühle abspalten<br />

muss, wird das, was wahr ist,<br />

weggesperrt und zum Teil des „Fremden<br />

in ihm“, der nicht leben darf (vgl. Gruen/<br />

Weber 2001, S. 19). Dieser Anteil muss<br />

dann im Leid und der Schwäche des<br />

anderen bekämpft werden und Hass und<br />

Aggression werden an andere Opfer<br />

weitergegeben (ebd., S. 39). Wenn man<br />

sein eigenes Leid verneint, ist man für<br />

Menschen, insbesondere Kinder nicht<br />

erreichbar (vgl. Gruen 2005, S. 50), kann<br />

weder hören noch fühlen, was sie<br />

„sagen“ und ist gezwungen, sich mit<br />

„irgendwelchen Erklärungen“ (vgl. Reiser<br />

1993, in Gerspach 2000b, S. 5) gegen sie<br />

abzusichern bzw. zu verschanzen und<br />

ein wirkliches Verstehen kann nicht<br />

stattfinden.<br />

Die Inszenierung<br />

Als Grundlage dieser Form des Verstehens<br />

gilt die Annahme, dass mensch­<br />

liches Verhalten in Szenen verläuft.<br />

„Szene“ wird in diesem Zusammenhang<br />

„als Grundbaustein im Prozeß der<br />

Entfaltung von Subjektstruktur“<br />

verstanden (vgl. Trescher 1985, S. 134).<br />

Es wird von einer unbewussten szenischen<br />

Reproduktion unverarbeiteter,<br />

nicht angeeigneter, als konflikthaft und<br />

defizitär erlebter Erfahrungen aus<br />

frühen, wichtigen Objektbeziehungen<br />

ausgegangen. Es handelt sich demnach<br />

um eine „Wahrnehmungsverzerrung“<br />

(vgl. Trescher 1995, S. 173 f.) als<br />

„unangemessene Verschiebung einer<br />

vergangenen Beziehung in die Gegenwart“<br />

(vgl. Gerspach 2002b, S. 19), im<br />

Sinne einer oft dramatischen Wiederinszenierung<br />

mit aktuellen StellvertreterInnen<br />

(z. B. Begleiter wird unbewusst<br />

mit dem demütigenden Vater „verwechselt“),<br />

eine Wiederbelebung leidvoller<br />

Erfahrungen.<br />

Die leiblich-szenische<br />

Resonanz des Begleiters<br />

Durch die Übertragungsreaktionen 15 der<br />

Kinder, welche auch als verschlüsseltes<br />

Beziehungsangebot und Versuch, einen<br />

unmöglichen inneren Dialog in einen<br />

Dialog mit dem Begleiter zu verwandeln<br />

(vgl. Körner 1998, in Gerspach 2002a, S.<br />

22), zu verstehen ist, werden also in<br />

dem Begleiter spezifische „Beziehungsbereitschaften“<br />

(vgl. Trescher 1985, S.<br />

139) mobilisiert. Diese können den<br />

Begleiter, wenn keine Möglichkeit zur<br />

Reflexion der affektiven Teilhabe und<br />

Verstrickung besteht, für die kommunizierte<br />

Not blind machen und zum<br />

Beziehungsabbruch bzw. zu einer<br />

„Empathiesperre“ führen. Er kann sich<br />

somit dem Reinszenierungsdruck nicht<br />

entziehen und vervollständigt die Szene<br />

(vgl. Trescher 1995, S. 174). Jedoch sind<br />

es gerade jene Gefühle und Phantasien,<br />

die in dem Begleiter ausgelöst werden,<br />

welche wesentlich zum tiefgründigen<br />

Verstehen des Kindes beitragen können<br />

(vgl. Gerspach 2002a, S. 20). Auf die<br />

inszenierte Aussage des Kindes „Du bist<br />

wie die primären Objekte, du machst mit<br />

mir [wirst mit mir] dasselbe [machen]“<br />

(vgl. Trescher 1995, S. 174) gibt es somit<br />

verschiedene Möglichkeiten zu „antworten“.<br />

Eine mögliche Form der Gegenübertragung<br />

(als zunächst vorwiegend<br />

unbewusster Prozess) ist die so genannte<br />

„konkordante Identifizierung“ (vgl.


Gerspach 2002a, S. 19), hier überwiegt<br />

die Identifikation mit Aspekten der<br />

Person des Analysanden (vgl. Trescher<br />

1985, S. 125). Es geht hier um die<br />

Bereitschaft bzw. Fähigkeit, das<br />

Fremdpsychische „über Probe­Identifikationen<br />

im eigenen Erleben nachzubilden<br />

und so zu verstehen“ (ebd.), es kann<br />

ein Rollentausch stattfinden. Der Begleiter<br />

sollte also in der Lage sein, die<br />

projizierten Anteile nicht abzuwehren,<br />

sondern zu bewahren, sie auszuhalten<br />

bzw., die Funktion eines Hilfs­Ich<br />

übernehmend, in geeigneter, erträglicher<br />

Form zunächst stellvertretend zu<br />

bearbeiten (zu containern) (vgl. Finger­<br />

Trescher/Trescher 1992, S. 100). Somit<br />

kann zwar das Trauma nicht ungeschehen<br />

gemacht werden, es wird jedoch ein<br />

potentieller Raum geschaffen, in<br />

welchem korrektive Erfahrungen<br />

möglich werden, welche dem Kind<br />

helfen, den symbolisierungsförderlichen<br />

Weg von einem Urmisstrauen hin zu<br />

„gesundem Urvertrauen“ zu gehen und,<br />

als gewaltpräventiver „Nebeneffekt“,<br />

den Gewaltzirkel zu unterbrechen. Es ist<br />

somit nicht die Aufgabe des Begleiters,<br />

die ihm zugedachte Rolle ad­hoc zu<br />

zerstören, sondern er sollte sie in<br />

„verdaubaren“ Schritten korrigieren, bis<br />

das Kind bereit dazu ist, von ihr<br />

abzulassen und somit seine wirkliche<br />

Autonomie zu entfalten (vgl. Aucouturier/Lapierre<br />

1998, S. 25). Im Gegensatz<br />

dazu identifiziert sich der Begleiter bei<br />

der so genannten „komplementären<br />

Identifizierung“ mit den Objekt­<br />

Imagines des Kindes, weil er von diesem<br />

wie das infantile Objekt (z. B. missbrauchender<br />

Vater) erlebt und folglich auch<br />

so behandelt wird (vgl. Trescher 1985,<br />

S. 125), es überwiegt somit die Identifikation<br />

mit den Objektanteilen. In Anleh­<br />

nung an Racker gibt es also insofern<br />

eine Wechselwirkung zwischen der<br />

konkordanten und der komplementären<br />

Identifizierung, als dass in dem Maße,<br />

wie der Begleiter an einer konkordanten<br />

Identifizierung scheitert und diese<br />

abwehrt, sich „bestimmte komplementäre<br />

Identifikationen“ (vgl. Racker 1959,<br />

z. n. Trescher 1985, S. 125) verstärken.<br />

Zusammenführende<br />

Schlussbemerkung<br />

Als maßgebliche Vorraussetzung dafür,<br />

dass die psychomotorische Situation<br />

ihre heilsame entwicklungsfördernde<br />

(gewaltpräventive) Wirkung entfalten<br />

kann, ist das gedeihliche Wechselspiel<br />

verschiedener komplementärer,<br />

haltgebender Komponenten erforderlich.<br />

Der institutionelle Rückhalt auf<br />

personaler und materieller, sowie<br />

Unterstützung auf emotionaler Ebene<br />

(Supervision), setzen im Arbeitskontext<br />

des Begleiters den äußeren strukturellen<br />

Rahmen dafür, dass für die Kinder<br />

innerhalb der weitgehend offenen<br />

Stundenstruktur 16 ein intermediärer<br />

Bereich mit potentieller Nachreifungsqualität<br />

zum Tragen kommen kann. Die<br />

Grundlagen für Verhaltens­ bzw.<br />

Entwicklungsstörungen werden<br />

besonders in der präverbalen Entwicklungsphase<br />

gelegt und der leiblich­symbolische<br />

Ausdruck des Kindes gibt<br />

Aufschluss über Erfahrungen im<br />

Rahmen dieser Entwicklungsphase.<br />

Entwicklungsbegleitende Gewaltprävention<br />

­ verstanden als Entwicklung<br />

und Nachreifung bzw. Persönlichkeitsstrukturbildung<br />

ermöglichende Beziehungsarbeit<br />

­ orientiert sich besonders<br />

an Ingredienzien einer gedeihlichen<br />

Qualität der frühen, affektiven Abstimmung<br />

mit bzw. der Beziehung zu den<br />

Primärobjekten. Es geht somit um eine<br />

leiblich­dialogische Ausdifferenzierung<br />

und Korrektur von Selbst­ und<br />

Objektrepräsentanzen. Als eine den<br />

individuellen Entwicklungs­ und<br />

Beziehungshintergrund des Subjekts in<br />

den Mittelpunkt stellende Methode<br />

kann die Entwicklungsbegleitung<br />

sowohl ein wichtiges Angebot in Bezug<br />

auf die Primär­, Sekundär­ als auch die<br />

Tertiärprävention darstellen. Eine solche<br />

subjektorientierte, personenbezogene<br />

Methode hat jedoch dennoch multifaktorielle<br />

Entstehungszusammenhänge (in<br />

Familie, Schule, Gesellschaft etc.) von<br />

Gewalt mit einzubeziehen, muss sich in<br />

Bezug auf die Kontextmodellierung<br />

ihrer Grenzen bewusst sein und ist<br />

daher notwendig auf Vernetzung<br />

angewiesen.<br />

1 Unter Motologie ist im Sinne Seewalds ein aus<br />

der Psychomotorik heraus entstandenes<br />

Fachgebiet mit explizit wissenschaftlichem<br />

Anspruch zu verstehen (vgl. Seewald 2004, S.<br />

27), während mit dem Begriff Psychomotorik<br />

eher der Anwendungsbereich gemeint ist (vgl.<br />

Eckert 2004a, S. 60).<br />

2 Bei der Formulierung von Anreden und<br />

Berufsbezeichnungen wird aufgrund der<br />

„flüssigeren Lesbarkeit“ und aus Platzspargründen<br />

die männliche Form benutzt, die<br />

selbstverständlich die weibliche Anrede<br />

beinhaltet.<br />

3 Emanzipation bedeutet hier eine Bewältigung<br />

ungelöster (frühkindlicher) Konflikte, die<br />

Integration der eigenen Feindseligkeit und<br />

Hassgefühle bzw. einen gedeihlichen Umgang<br />

mit eigenen zerstörerischen Impulsen sowie<br />

eine Versöhnung mit der eigenen mangelhaften<br />

Ausstattung (vgl. Gerspach 2002b, S.<br />

104).<br />

4 Ich möchte an dieser Stelle auf die Arbeiten<br />

von Kohut (vgl. 1981, S. 110–113) und Parens<br />

(vgl. 1995, S. 19–22) verweisen, welche<br />

ausführlich auf die Entstehung chronisch<br />

narzisstischer Wut (Kohut) bzw. feindseliger<br />

Destruktivität (Parens) eingehen.<br />

5 Bei der Begrifflichkeit Körper ist im Sinne<br />

Esser´s die Konnotation von Leib im Sinne<br />

Merleau­Ponty´s als eine Erlebnisform, welche<br />

das absolute „hier“ kennzeichnet und das<br />

Fundament unserer Existenz ist (vgl. Seewald<br />

2004, S. 30), mitzudenken.<br />

6 Ein beziehungsgetragener neutraler Erfahrungsbereich<br />

(vgl. Storck 1983, S. 26) zwischen<br />

Illusion und Wirklichkeit, der „dem Kind<br />

zwischen primärer Kreativität und auf<br />

Realitätsprüfung beruhender, objektiver<br />

Wahrnehmung zugestanden wird“ (vgl.<br />

Winnicott 1987, S. 21). Hier können sich<br />

innerpsychisches Geschehen und außerpsychische<br />

Realität ohne den sonst vorhandenen<br />

manipulierenden und konditionierenden<br />

„Abstimmungsdruck“ treffen und das Kind<br />

bekommt die Chance, Fähigkeiten zu<br />

entwickeln bzw. Erfahrungen zu machen, die<br />

es in seiner „natürlichen“ Entwicklung nicht<br />

erwerben konnte.<br />

7 Besorgt sein heißt in diesem Sinne, dass der<br />

Säugling nun fähig wird, die Verantwortung<br />

für seine eigenen Triebimpulse und die<br />

Funktionen, die zu ihnen gehören, zu<br />

übernehmen (vgl. Winnicott 1974, in Micus<br />

2001, S. 80).<br />

8 Der Bereich der Illusion ist der Ursprungsort<br />

der Übergangsphänomene bzw. der Symbolbildung,<br />

welche die affektive Distanznahme des<br />

Kindes in dem Sinne stützt, als dass es die<br />

durch Abwesenheit des anderen erzeugte<br />

Angst über ein Symbol (Übergangsobjekt) für<br />

dessen Anwesenheit überwinden kann (vgl.<br />

Aucouturier/Lapierre 1998, S. 55 f.). Im<br />

psychomotorischen Kontext wird das Stadium<br />

des Übergangsobjekts von den Kindern häufig<br />

wiederholt, besonders im Umgang mit<br />

Objekten, die angenehm im Kontakt sind.<br />

9 Beim tonisch­dialogischen Kommunikationszusammenhang<br />

in der Entwicklungsbegleitung<br />

geht es um Verstehen mittels aktiver und<br />

direkter Körperpräsenz. Es geht nicht nur um<br />

gemeinsames Handeln, sondern vielmehr um<br />

einen gemeinsamen Bewegungs­ und<br />

Atemrhythmus (die verschmelzende Wirkung<br />

der Kommunikation über Wärme) sowie um<br />

Hautkontakt (taktile Empfindungen) also um<br />

tonische Übereinstimmung (vgl. Seewald 2004,<br />

S. 50). Sie ist das Resultat einer progressiven<br />

symbolischen „Regression“ (vgl. Aucouturier/<br />

Lapierre 1998, S. 52/79).<br />

15


16<br />

Gewaltpräventive Aspekte der sinnverstehenden psychomotorischen Entwicklungsbegleitung<br />

10 Fischer und Riedesser definieren das<br />

psychische Trauma als ein „(...) vitales<br />

Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen<br />

Situationsfaktoren und den individuellen<br />

Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen<br />

von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe<br />

einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung<br />

von Selbst­ und Weltverständnis bewirkt“<br />

(vgl. Fischer/Riedesser 2003, S. 82).<br />

11 Entlang der Entwicklungslinie von Inkorporation<br />

– Introjektion – Identifikation findet<br />

Verinnerlichung als innerpsychischer<br />

Niederschlag von Erfahrungen statt (vgl.<br />

Heinemann/Hopf 2004, S. 4).<br />

12 Dieser Dialog verharrt nicht in der Zweidimensionalität<br />

des sonst in Therapien gängigen<br />

Reiz­Antwort­Modells, sondern windet sich als<br />

offene Spirale aus Vorschlag und Gegenvorschlag<br />

in die dritte Dimension aus Kreativität<br />

und Wachstum hinein (vgl. Comparetti/Roser<br />

1982, in Höhne 1991, S. 72).<br />

13 Seewald (vgl. 1997, S. 10) spricht in diesem<br />

Zusammenhang von tiefenhermeneutischem<br />

Verstehen. Es kann sich bei dem Versuch der<br />

Entschlüsselung des „verdrehten“ Sinns bzw.<br />

des scheinbaren Unsinns ereignen. Bei einer<br />

solchen Sinnkonstellation sind Symbole in die<br />

„Abwehr von Verdrängtem“ involviert und<br />

weisen auf unbewusstes Konfliktmaterial hin,<br />

verschleiern dies aber auch gleichzeitig (vgl.<br />

Seewald 1992, S. 213).<br />

14 Erlebter Hass ist kein Gift sondern ein Ausweg,<br />

der vor einem blinden Ausleben, Ausagieren<br />

und Abreagieren schützt (vgl. Miller 1990, S.<br />

79).<br />

15 Ehlhardt (vgl. 1971, S. 135 f.) bezeichnet<br />

Übertragung als ein emotionales Zentralgeschehen<br />

und an sich ubiquitären Vorgang,<br />

jetzige Situationen auf der Erfahrungsgrundlage<br />

ähnlicher früherer Erlebnisse zu erleben.<br />

Man kann in diesem Zusammenhang die<br />

positive (überwiegend freundlich zugewandte)<br />

von der negativen (feindselig­ablehnenden)<br />

Übertragungsreaktion unterscheiden.<br />

16 Da es den Kindern meist an innerer Struktur<br />

fehlt, ist es zum Zwecke des Strukturaufbaus<br />

notwendig, dass es einen verbindlichen<br />

zeitlichen Rahmen (Anfangs­ und Schlusskreis)<br />

sowie einige auch durch empathische<br />

Direktivität des Begleiters vertretene<br />

Spielregeln wie z. B. kein absichtliches<br />

Verletzen und der Regel, nicht das zu<br />

zerstören, was andere Kinder gebaut haben,<br />

gibt.<br />

Literatur<br />

Aucouturier, B./Lapierre, A. (1998):<br />

Die Symbolik der Bewegung.<br />

Psychomotorik und kindliche<br />

Entwicklung. München, Basel:<br />

Ernst­Reinhardt <strong>Verlag</strong>.<br />

Berg, I. (2004): Aggressivität bei<br />

Kindern aus psychoanalytischer<br />

Sicht. Möglichkeiten sinnverstehender<br />

psychomotorischer<br />

Intervention. In: A. R. Eckert/<br />

R. Hammer (Hg.): Der Mensch im<br />

Zentrum. Beiträge zur sinnverstehenden<br />

Psychomotorik und<br />

Motologie. Lemgo: <strong>Verlag</strong><br />

Aktionskreis Literatur und<br />

Medien, 97–119.<br />

Bortel, D. (2001): Die psychomotorische<br />

Beobachtung in der<br />

psychomotorischen Praxis<br />

Aucouturier. In: Praxis der<br />

Psychomotorik, Jg. 26, Heft 3,<br />

2001, 140–151.<br />

Davis, M./Wallbridge, D. (1983):<br />

Eine Einführung in das Werk von<br />

D. W. Winnicott. Stuttgart:<br />

Klett­Cotta.<br />

Eckert, A. R. (2004 a ): Menschen<br />

psychomotorisch verstehen und<br />

begleiten. In: A. R. Eckert/R.<br />

Hammer (Hg.): Der Mensch im<br />

Zentrum. Beiträge zur sinnverstehenden<br />

Psychomotorik und<br />

Motologie. Lemgo: <strong>Verlag</strong><br />

Aktionskreis Literatur und<br />

Medien, 59–73.<br />

Eckert, A. R. (2004b): Bewegtes<br />

Sein. Eine körperenergetische<br />

Betrachtung psychomotorischer<br />

Praxis. In: H. Köckenberger/<br />

R. Hammer (Hg.): Psychomotorik.<br />

Ansätze und Arbeitsfelder.<br />

Ein Lehrbuch. Dortmund: <strong>Verlag</strong><br />

modernes lernen, 128–143.<br />

Ehlhardt, S. (1971): Tiefenpsychologie<br />

– Eine Einführung. Stuttgart:<br />

Kohlhammer.<br />

Esser, M. (1992): Beweg­Gründe.<br />

Psychomotorik nach Bernard<br />

Aucouturier. München, Basel:<br />

Ernst Reinhard <strong>Verlag</strong>.<br />

Fichtner, G. (2000): Vom Leistungssport<br />

zum Doppelmord. (Leidens­)Geschichten<br />

aus der<br />

Genese eines Psychomotorikers.<br />

In: M. Wendler/T. Irmischer/<br />

R. Hammer (Hg.): Psychomotorik<br />

im Wandel. Lemgo: <strong>Verlag</strong><br />

Aktionskreis Literatur und<br />

Medien, 65­76.<br />

Fichtner, G. (2003): Der psychomotorische<br />

Dialog. Handreichungen<br />

zu einem Kompaktseminar an<br />

der Fachhochschule Darmstadt.<br />

Finger­Trescher, U./Trescher, H.­G.<br />

(1992): Setting und Holding­<br />

Function. Über den Zusammenhang<br />

von äußerer Struktur und<br />

innerer Strukturbildung. In: dies.<br />

(Hg.): Aggression und Wachstum.<br />

Theorie, Konzepte und<br />

Erfahrungen aus der Arbeit mit<br />

Kindern, Jugendlichen und<br />

jungen Erwachsenen. Mainz:<br />

Matthias Grünewald­<strong>Verlag</strong>.<br />

Fischer, G./Riedesser, P. (2003):<br />

Lehrbuch der Psychotraumatologie.<br />

München: Reinhardt.<br />

Gerspach, M. (1998): Wohin mit den<br />

Störern? Zur Sozialpädagogik<br />

der Verhaltensauffälligkeiten.<br />

Stuttgart, Berlin, Köln: Kohlhammer.<br />

Gerspach, M. (2002a): Der Beitrag<br />

der Psychoanalyse zum Dialog.<br />

In: B. Warzecha (Hg.): Zur<br />

Relevanz des Dialogs in Erziehungswissenschaft,Behindertenpädagogik,<br />

Beratung und<br />

Therapie. Hamburg, London:<br />

Lit.­<strong>Verlag</strong>. 1–32.<br />

Gerspach, M. (2002b): Zum Leitbild<br />

„gewaltfreie Erziehung“: seine<br />

anthropologischen, moralischen,<br />

sozialen und pädagogischen<br />

Grundlagen. In: Der pädagogische<br />

Blick, 10. Jahrgang, Heft<br />

2.<br />

Gruen, A./Weber, D. (2001): Hass in<br />

der Seele. Verstehen, was uns<br />

böse macht. Freiburg: Herder<br />

<strong>Verlag</strong>.<br />

Gruen, A. (4. Aufl., 2005): Der<br />

Fremde in uns. München: dtv­<br />

<strong>Verlag</strong>.<br />

Hammer, R./Müller, W. (2001):<br />

Jugendliche und Gewalt. Ein<br />

Versuch, dieses Phänomen aus<br />

der Sicht der Psychomotorik zu<br />

verstehen und damit umzugehen.<br />

In: Motorik, 24 (2001), Heft<br />

2, 65–71.<br />

Heinemann, E./Hopf, H. (2. Aufl.,<br />

2004): Psychische Störungen in<br />

Kindheit und Jugend. Stuttgart:<br />

Kohlhammer.<br />

Höhne, S. (1991): Das pädiatrische<br />

Förderkonzept von A. Milani­<br />

Comparetti und seine Bedeutung<br />

für die Psychomotorik. In:<br />

Motorik, 14 (1991), Heft 2.<br />

Jantzen, W. (2000): Rehistorisierende<br />

Diagnostik: Verstehende<br />

Diagnostik braucht Erklärungswissen.<br />

URL: www.ibppsychomotorik,de/forum/<br />

forum_jantzen2. htm.<br />

Kohut, H. (1981): Die Heilung des<br />

Selbst. Frankfurt a. M.: Suhrkamp<br />

<strong>Verlag</strong>.


Irrtum und Preisänderungen vorbehalten.<br />

Kreft, D./Mielenz, I. (Hg.) (4., vollst.<br />

überarb. & erw. Aufl.; 1996):<br />

Wörterbuch Soziale Arbeit.<br />

Aufgabenfelder, Praxisfelder,<br />

Begriffe und Methoden der<br />

Sozialarbeit und Sozialpädagogik.<br />

Weinheim: Juventa.<br />

Martin, L. R./Martin, P. (2003):<br />

Gewalt in Schule und Erziehung.<br />

Ursachen ­ Grundformen der<br />

Prävention und Intervention. Bad<br />

Heilbrunn/Obb.: Klinkhardt.<br />

Mattner, D. (2002): Zur Biologisierung<br />

abweichenden kindlichen<br />

Verhaltens. In: H. Amft/<br />

M. Gerspach/D. Mattner (Hg.):<br />

Kinder mit gestörter Aufmerksamkeit.<br />

ADS als Herausforderung<br />

für Pädagogik und Therapie.<br />

Stuttgart, Berlin, Köln:<br />

Kohlhammer, 7–36.<br />

Micus, C. (2001): Friedfertige<br />

Frauen und wütende Männer.<br />

Theorien und Ergebnisse zum<br />

Umgang der Geschlechter<br />

mit Aggression. Weinheim,<br />

München: Juventa.<br />

Miller, A. (1988): Das verbannte<br />

Wissen. Frankfurt a. M.:<br />

Suhrkamp <strong>Verlag</strong>.<br />

Miller, A. (2. Aufl., 1990): Abbruch<br />

der Schweigemauer. Die<br />

Wahrheit der <strong>Fakten</strong>. Hamburg:<br />

Hoffmann u. Campe.<br />

Parens, H. (1995): Kindliche<br />

Aggressionen. Wie wir Grenzen<br />

setzen und den konstruktiven<br />

Umgang mit Gefühlen unterstützen<br />

können. München:<br />

Kösel.<br />

Seewald, J. (1992): Vorläufiges zu<br />

einer „Verstehenden Motologie“.<br />

In: Motorik, 15 (1992), Heft 4,<br />

204–221.<br />

Seewald, J. (1993): Entwicklungen<br />

in der Psychomotorik. In: Praxis<br />

der Psychomotorik, 18 (1993),<br />

Heft 4, 188–193.<br />

Seewald, J. (1997): Der „Verstehende<br />

Ansatz“ und seine Stellung in<br />

der Theorielandschaft der<br />

Psychomotorik. In: Praxis der<br />

Psychomotorik, 22 (1997), Heft<br />

1, 4–14.<br />

Seewald, J. (2004): Über die Genese<br />

des „Verstehenden Ansatzes“ in<br />

der Motologie. In: A. R. Eckert/<br />

R. Hammer (Hg.): Der Mensch im<br />

Zentrum. Beiträge zur sinnverstehenden<br />

Psychomotorik und<br />

Gustl Marlock, Halko Weiss<br />

Handbuch der<br />

Körperpsychotherapie<br />

Mit Geleitworten von Dirk Revenstorf und<br />

Bessel van der Kolk<br />

Das „Handbuch der Körperpsychotherapie“ bietet eine<br />

Gesamtübersicht über das weite Spektrum dieser Disziplin,<br />

die immer mehr Beachtung und Anhänger findet. Über 60<br />

international renommierte Vertreter und führende Lehrer<br />

der verschiedenen Grundrichtungen stellen zentrale Gesichtspunkte<br />

körperpsychotherapeutischer Behandlung<br />

vor. Alle wichtigen Bereiche – von der Geschichte, über<br />

Theorie, Methodik und die praktisch-klinischen Aspekte<br />

Motologie. Lemgo: <strong>Verlag</strong><br />

Aktionskreis Literatur und<br />

Medien, 27–58.<br />

Tenbrink, D. (2000): Übergangsraum<br />

und Übergangsphänomene. In:<br />

W. Mertens/B. Waldvogel (Hg.):<br />

Handbuch psychoanalytischer<br />

Grundbegriffe. Stuttgart, Berlin,<br />

Köln: Kohlhammer.<br />

Trescher, H.­G. (1985): Theorie und<br />

Praxis der Psychoanalytischen<br />

Pädagogik. Frankfurt a. M., New<br />

York: Campus­<strong>Verlag</strong>.<br />

Trescher, H.­G. (1995): Handlungstheoretische<br />

Aspekte der<br />

psychoanalytischen Pädagogik.<br />

In: M. Muck/H.­G. Trescher<br />

(Hg.): Grundlagen der psychoanalytischen<br />

Pädagogik.<br />

Mainz: Matthias­Grünewald­<br />

<strong>Verlag</strong>.<br />

Theunert, H. (1996): Gewalt in<br />

den Medien ­ Gewalt in der<br />

Realität. Gesellschaftliche<br />

Zusammenhänge und pädagogisches<br />

Handeln. München:<br />

KoPäd <strong>Verlag</strong>.<br />

Winnicott, D. W. (4. Aufl., 1987):<br />

Vom Spiel zur Kreativität.<br />

Stuttgart: Klett Cotta.<br />

bis hin zur Praxeologie – werden hierbei umfassend und<br />

aus verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet dargestellt.<br />

Den Autoren gelingt so eine schulenübergreifende Synopsis,<br />

die das breite Spektrum dieses Therapiekonzepts<br />

veranschaulicht, dabei aber schulenbetonte Ideologien<br />

vermeidet.<br />

Das Werk macht deutlich, dass die Körperpsychotherapie<br />

als Ganzes durch ihren langen und gefestigten Erfahrungshintergrund<br />

sowie vielfältige therapeutische Ansätze<br />

substanzielle Beiträge zur Psychotherapie leistet und aus<br />

dieser nicht mehr wegzudenken ist.<br />

1. Nachdr. 2007 der 1. Auflage 2006. 999 Seiten, 36 Abb., 3 Tab., geb.<br />

€ 99,– (D) / € 101,80 (A) • ISBN 978-3-7945-2473-0<br />

Mehr WISSEN als andere.<br />

17


18<br />

Trauma – Gewalt – Autonomie<br />

Amara Renate Eckert<br />

Trauma – Gewalt – Autonomie<br />

Psychomotorische Gewaltprävention als Hilfe zur<br />

Verarbeitung erlebter Traumatisierung<br />

Im Rahmen eines Ausbildungsprojekts am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften<br />

und Soziale Arbeit der Hochschule Darmstadt werden Überlegungen zur gewaltpräventiven<br />

psychomotorischen Arbeit mit sequentiell traumatisierten Kindern angestellt.<br />

Die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Gewaltprävention in einer durch<br />

Gewaltstrukturen gekennzeichneten Welt bleibt präsent. Letztlich geht es um<br />

gemeinsame Lernprozesse in Form von Hilfen zur Verarbeitung von Trauma, um die<br />

zu erwartende Weitergabe von erlebter Gewalt zu reduzieren. Auf diese Weise<br />

können Wege gefunden werden, die eigene Autonomie wieder zu gewinnen.<br />

Einleitung<br />

Vor etwa fünf Jahren begann ich mit<br />

einer Kollegin aus der Schulsozialarbeit<br />

im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften<br />

und Soziale Arbeit der<br />

Hochschule Darmstadt im Rahmen der<br />

Ausbildung zum Diplom-Sozialpädagogen<br />

und später zum BA Soziale Arbeit<br />

mit dem Kooperations-Projekt „Psychomotorik<br />

in der Gewaltprävention“.<br />

Ausgangspunkt gemeinsamer Überlegungen<br />

mit weiteren Vertretern der<br />

Schulsozialarbeit, der Stadt Darmstadt<br />

sowie ausgewählter Schulen war die zu<br />

beobachtende zunehmende Gewaltbereitschaft<br />

an Darmstädter Grundschulen,<br />

insbesondere in Gebieten, die als<br />

soziale Brennpunkte bezeichnet<br />

wurden. Ein Blick auf die Zusammensetzung<br />

dieser Kinder in den ersten vier<br />

Grundschuljahren zeigte einen Migrantenanteil<br />

von 50% bis 90% pro Klasse.<br />

Davon kamen die meisten Kinder aus<br />

Krisen- und Kriegsgebieten und lebten<br />

seit ein bis fünf Jahren in Deutschland.<br />

Sie hatten zum großen Teil Mühe, sich<br />

der Struktur des schulischen Alltags<br />

anzupassen, den Unterrichtsinhalten zu<br />

folgen sowie die deutsche Sprache zu<br />

verstehen und zu sprechen. Von Seiten<br />

der Lehrer wurde besonders über Hyperaktivität,<br />

Konzentrationsschwäche,<br />

körperliche Gewaltbereitschaft sowie<br />

regressives Verhalten der Kinder<br />

geklagt.<br />

Um den Kindern eine Möglichkeit der<br />

Verarbeitung von traumatisch erlebten<br />

Ereignissen anzubieten und dadurch der<br />

Wiederholung erlebter Gewalt im<br />

Schulalltag zu begegnen, wurde die<br />

Psychomotorik-Stunde als „Bewegungsinsel“<br />

am Schulvormittag konzipiert. Die<br />

Grundideen der in diesem Projekt<br />

praktizierten psychomotorischen<br />

Gewaltprävention sollen auf den<br />

folgenden Seiten skizziert werden. Dazu<br />

ist es notwendig, zunächst einen Blick<br />

auf Grundlagen der Psychotraumatologie<br />

1 und damit auf die Dynamik von<br />

traumatischen Prozessen zu werfen. Die<br />

sich daraus ergebende Verbindung von<br />

Psychomotorik und Trauma-Arbeit wird<br />

am Beispiel des Projekts dargestellt.<br />

Einige Ergebnisse einer Evaluation mit<br />

dem System psychomotorischer<br />

Effekte-Sicherung (SPES) fließen in die<br />

darauf folgende Darstellung der<br />

gewaltpräventiven Wirkungen mit ein.<br />

Begriff und Möglichkeiten einer<br />

Klassifizierung von Trauma<br />

Seit geraumer Zeit gehört Trauma zum<br />

alltäglichen Begriffsrepertoire. In der<br />

Regel wird es für mehr oder weniger<br />

stressbehaftete Alltagssituationen<br />

verwendet, jedoch meist nicht im Sinne<br />

der Psychotraumatologie. Letztere sieht<br />

psychisches Trauma (griech: Wunde) als<br />

„möglicherweise die am meisten<br />

angefochtene, ignorierte, verharmloste,<br />

verleugnete, missverstandene und nicht<br />

behandelte Ursache für menschliches<br />

Leiden“ (Levine/Kline 2005, 22).<br />

Im menschlichen Nervensystem<br />

angesiedelt, zeigt sich Trauma stets<br />

verkörpert (leiblich) und von individuellen<br />

Entwicklungs-, Erfahrungs- und<br />

Erlebensvoraussetzungen (z. B. Resilienz)<br />

sowie vom sozialen und kulturellen<br />

Kontext abhängig (Becker 2001; Brisch<br />

2003; Hausmann 2006; Hüther 2003).<br />

Psychische Traumatisierung als „vitale<br />

Diskrepanz zwischen bedrohlichen<br />

Situationsfaktoren und den individuellen<br />

Bewältigungsmöglichkeiten, das<br />

mit Gefühlen von Hilflosigkeit und<br />

schutzloser Preisgabe einhergeht und so<br />

eine dauerhafte Erschütterung von<br />

Selbst- und Weltverständnis bewirkt“<br />

(Fischer/Riedesser 2003, 82) 2 , kann<br />

nach Terr (1997) in 2 Typen eingeteilt<br />

werden: Zum einmaligen Trauma, auch<br />

Schocktrauma oder Typ I-Trauma<br />

genannt, gehören in erster Linie<br />

Naturkatastrophen, Unfälle, operative<br />

Eingriffe, Verlust-Erfahrungen u. a. m.<br />

Das Typ II–Trauma bezeichnet aufeinanderfolgende<br />

traumatische Ereignisse,<br />

bzw. traumatisierende Lebensumstände.<br />

Traumatisierende Ereignisse<br />

Um sich vor Gefahren zu schützen,<br />

besitzt der menschliche Organismus<br />

vom Säuglingsalter an instinktive<br />

Flucht- und Kampftendenzen, die der<br />

Anpassung an bedrohliche Situationen<br />

dienen. Diese können abwechselnd oder<br />

auch gleichzeitig auftreten. Letzteres<br />

führt zu einem Widerspruch, da fliehen<br />

und kämpfen nicht simultan möglich<br />

ist. Trotz der Unfähigkeit eines Säuglings<br />

oder Kleinkindes aufgrund seiner<br />

physischen Verfassung real zu kämpfen<br />

oder zu fliehen, werden durch Ausschüttung<br />

der Hormone Noradrenalin<br />

und Cortisol diese Mechanismen<br />

aktiviert. Ist es dem Opfer in diesem Fall<br />

nicht möglich, die Kontrolle über Körper<br />

und Psyche aufrechtzuerhalten, kommt<br />

es zu einer Traumatisierung (Fischer/<br />

Riedesser 2003).


Eine Unterscheidung traumatisierender<br />

Ereignisse lässt sich nach Riedesser<br />

(2003) folgendermaßen vornehmen:<br />

• Naturkatastrophen wie Erdbeben<br />

oder Vulkanausbrüche (natural<br />

disasters) und<br />

• von Menschen hervorgerufenen<br />

Katastrophen (man made disasters)<br />

• sowie Katastrophen innerhalb der<br />

Familie.<br />

Natural disasters ermöglichen dem<br />

erwachsenen Traumatisierten fast<br />

immer einen Rückhalt oder eine<br />

Reflexion des Erlebten in der betroffenen<br />

Gruppe, mit der das Unglück<br />

geteilt wird. Wenn die Natur als<br />

Verursacher empfunden wird, kann das<br />

Erlebte ein Stück weit dem „Zufall oder<br />

Schicksal“ zugesprochen werden. Im<br />

Gegensatz dazu sind man made<br />

disasters oft eine Bedrohung des<br />

Individuums aus dem Kollektiv heraus.<br />

Traumatisierte können das Erlebte im<br />

Allgemeinen nicht mit ihrer Bezugsgruppe<br />

verarbeiten, da ein oder mehrere<br />

Personen der Gruppe für ihre Traumatisierung<br />

verantwortlich sind. Besonders<br />

durch man made disasters sind schwere<br />

Störungen des Weltbildes zu erwarten,<br />

da hier der Aspekt des Zufälligen<br />

entfällt und stattdessen ein vorsätzlich<br />

grausames Handeln im Vordergrund<br />

steht.<br />

Katastrophen in der Familie wie<br />

emotionaler, körperlicher und sexueller<br />

Missbrauch, massive Vernachlässigung,<br />

Trennungserlebnisse, Erkrankung und<br />

Tod gelten als schwerstes Traumatisierungspotenzial.<br />

Dabei gilt: Je größer die<br />

Nähe zum Täter, umso schwerer sind die<br />

zu erwartenden traumatischen Folgen<br />

(Riedesser 2003). Während primäre<br />

Traumatisierung durch direkte<br />

(Gewalt)einwirkung erfahren wird, kann<br />

sekundäre Traumatisierung auch allein<br />

durch die Beobachtung oder das<br />

authentische Berichten von Gewalt und<br />

Zerstörung erfolgen. Von sekundärer<br />

Traumatisierung sind also auch<br />

professionelle Helfer, vor Ort oder in der<br />

nachfolgenden Trauma-Arbeit, bedroht.<br />

Die Folgen eines Typ II-Traumas werden<br />

als schwerwiegender beschrieben, denn<br />

durch das Fehlen oder Unterbrechen<br />

von „Erholungsphasen“ zwischen<br />

mehrfachen extremen Ereignissen, kann<br />

es u. a. zu Dissoziationen, emotionaler<br />

Anästhesie und Depersonalisation<br />

kommen. Mechanismen, die dem Kind<br />

durch Abspalten des geschädigten Teils<br />

einen unversehrten Teil erhalten, also<br />

zum größtmöglichen Schutz der<br />

kindlichen Psyche dienen (Fischer/<br />

Riedesser 2003). 3 Kommen im Leben<br />

eines Kindes beide Traumatypen<br />

zusammen, kann mit allen Symptomen<br />

und Ausdrucksformen schwerer<br />

Traumatisierung gerechnet werden.<br />

Nach Schilderungen und Berichten der<br />

am Projekt beteiligten Lehrer lag der<br />

Schluss nahe, dass für die Mehrzahl der<br />

Kinder zu Beginn des Projekts Letzteres<br />

zutraf.<br />

Ausdrucksformen psychischer<br />

Traumatisierung<br />

Als Bewältigungsformen schwerer<br />

Traumatisierung werden Formen des<br />

Wiedererlebens, des Vermeidens oder<br />

der erhöhten Erregung genannt 4<br />

(Fischer/Riedesser 2003). Zum Wiedererleben<br />

gehören z.B. Flashbacks,<br />

Alpträume oder „posttraumatische<br />

Spiele“, in denen Aspekte des Traumas<br />

reinszeniert werden. Vermeidende<br />

Bewältigungsformen können sich<br />

ausdrücken in z.B. vermindertem<br />

Interesse oder verminderter Teilnahme<br />

an wichtigen Aktivitäten, in sozialer<br />

Entfremdung und Rückzug, Bindungsstörungen,<br />

Hoffnungslosigkeit, einer<br />

eingeschränkten Bandbreite von<br />

Affekten, Schuld und Scham, der<br />

Unfähigkeit zu spielen, Regression,<br />

Depression, erlernter Hilflosigkeit sowie<br />

allgemeinen Lernstörungen. Strategien<br />

des Vermeidens beobachteten wir bei<br />

einigen Kindern unseres Projekts, bei<br />

denen wir eine Kombination von<br />

Trauma Typ I und II vermuteten.<br />

Bewältigungsformen durch erhöhte<br />

Erregung (erhöhtes Erregungsniveau)<br />

können sich z. B. durch anhaltende<br />

Schlafstörungen, plötzliche Reizbarkeit,<br />

Wut- und Gewaltausbrüche, Konzentrationsstörungen,<br />

Hyperaktivität sowie<br />

unterschiedliche Ängste zeigen.<br />

Durch diese Auflistung wird deutlich,<br />

dass die Wurzeln so genannter „kindlicher<br />

Verhaltensstörungen“ durchaus in<br />

traumatisierenden Erfahrungen zu<br />

suchen sind. Wie die Evaluation des<br />

Projekts mit SPES (Klein/Knab/Fischer<br />

2006) zeigte, lag ein größeres Traumapotenzial<br />

der Kinder im familiären<br />

Bereich vor. Probleme in der Eltern-<br />

Kind-Beziehung (35,3%) und Erziehungsinkompetenz<br />

(29,4%) wurden am<br />

häufigsten genannt. Hier ist von<br />

kumulativer Traumatisierung auszugehen.<br />

5 Als häufigste Problemlage der<br />

Jungen wurden „Aufmerksamkeits-/<br />

Konzentrationsstörung mit motorischer<br />

Unruhe“ (72,7%) genannt, bei den<br />

Mädchen dominierten „Distanzstörungen“<br />

(50%). Lese-Rechtschreibschwäche<br />

und mangelnde Lern- und Leistungsmotivation<br />

(je 41%) wurden der<br />

Gesamtgruppe attestiert. Andererseits<br />

lagen im Bereich psychosozialer und<br />

psychomotorischer Ressourcen die<br />

Kinder mit „besonderen Fähigkeiten und<br />

Leistungen“ sowie „Interesse und<br />

Freude an Bewegung“ im Rennen. Diese<br />

Bewertung durch die Lehrer lässt die<br />

Deutung zu, dass ein erhöhtes Erregungsniveau<br />

bei den evaluierten<br />

Kindern dominierte, was im schulischen<br />

Alltag schwer integrierbar schien.<br />

Gleichzeitig verfügten die Kinder über<br />

die Fähigkeit, diese Energie in (schulischen)<br />

Freiräumen als Potenzial auszudrücken.<br />

Dr. Amara Renate Eckert<br />

Dipl.-Pädagogin<br />

Professorin für Psychomotorik am<br />

Fachbereich Gesellschaftswissenschaften<br />

und Soziale Arbeit der<br />

Hochschule Darmstadt, University of<br />

Applied Science. Leitung der Zusatzqualifikation<br />

„Psychomotorik und Sport in<br />

sozialpädagogischen Arbeitsfeldern“ im<br />

Rahmen des BA Soziale Arbeit. Körperpsychotherapeutin,<br />

Supervisorin.<br />

Anschrift der Verfasserin:<br />

Hochschule Darmstadt<br />

Fachbereich Gesellschaftswissenschaften<br />

und Soziale Arbeit<br />

Gebäude E 10<br />

Adelungstraße 51<br />

64283 Darmstadt<br />

E-Mail: eckert@h-da.de<br />

19


20<br />

Trauma – Gewalt – Autonomie<br />

Bewältigung und Retraumatisierung<br />

Kinder sind durch ihre existenziellen<br />

Abhängigkeiten allgemein vulnerabler.<br />

Es stehen ihnen außerdem noch nicht<br />

die Abwehrmechanismen des Erwachsenenalters<br />

zur Verfügung. Sie drücken<br />

Erlebtes unmittelbar und unverfälscht<br />

aus, was mitunter die einzige Möglichkeit<br />

ist, ihre traumatisierenden Ereignisse<br />

zu ertragen. Im Verhalten des<br />

Kindes spiegelt sich wider, was es nicht<br />

integrieren kann, jedoch gleichzeitig zu<br />

integrieren versucht. Gewaltbereites<br />

Verhalten kann somit als Wiederholung<br />

unbewältigter Konflikte oder/und<br />

mangelnder korrigierender Erfahrungen<br />

durch begleitende Erwachsene verstanden<br />

werden. Winnicott beschreibt die<br />

Notwendigkeit, ein Trauma zu wiederholen,<br />

mit der Unmöglichkeit, die<br />

erlittenen schmerzlichen Affekte zu<br />

begreifen, zu bearbeiten und zu<br />

integrieren (Winnicott in Finger-<br />

Trescher 2000). Nach Trescher (2002)<br />

sind Wiederholungen als Versuch zu<br />

betrachten, die traumatischen Situationen<br />

zu verarbeiten und damit zum<br />

Abschluss zu bringen.<br />

Die Bandbreite daraus resultierender<br />

Ausdrucksformen wird von der Umwelt<br />

in der Regel als störend empfunden, so<br />

dass die Wahrscheinlichkeit wächst,<br />

dass das Kind durch die Abwehr der<br />

potentiellen Helfer erneut traumatisiert<br />

wird. In diesem Zusammenhang sind die<br />

vielfach formulierten Warnungen vor<br />

einer Biologisierung „abweichenden<br />

Verhaltens“ ernst zu nehmen (Mattner<br />

2004; Gerspach 2004). Vorschnelle<br />

Zuschreibungen, wie am Beispiel von<br />

„ADHS“ ausgiebig diskutiert, sind somit<br />

als Gewalt von Seiten der Zuschreibenden<br />

zu betrachten, die damit die<br />

Retraumatisierung Hilfe bedürftiger<br />

Kinder fortschreiben. „Wenn Erlebnisse<br />

von Menschen dadurch verneint<br />

werden, dass sie auf biologische und<br />

genetische Strukturen reduziert werden,<br />

dann dienen eine solche Optik und die<br />

darauf basierenden Forschungen<br />

nurmehr einem destruktiven Denken“<br />

(Gruen 2001).<br />

Die Auswirkungen selbst erlebter<br />

(kumulativer) Traumatisierung bei<br />

verantwortlichen Politikern sowie<br />

professionellen Helfern werden in der<br />

Regel übersehen oder unterschätzt und<br />

als „Alltagspathologie“ zur Normalität<br />

erklärt. Die Gefahren transgenerationaler<br />

Gewalt liegen in der Abspaltung<br />

menschlichen Schmerzes und Aktionen,<br />

die durch Empathiedefizite oder eine<br />

„Empathiesperre“ gekennzeichnet sind<br />

(Gruen 2001; Gerspach 2002). Ein<br />

wesentlicher Schwerpunkt von Professionalisierung,<br />

ob in der Ausbildung oder<br />

berufsbegleitend, muss daher in der<br />

Entwicklung von Empathiefähigkeit<br />

gesehen werden (Bauer 2006; Krebs<br />

2006).<br />

Trauma und schulischer Alltag<br />

In einer besonderen Situation befinden<br />

sich Kinder mit Migrationshintergrund,<br />

die in der Regel sowohl sequentiell als<br />

auch kumulativ traumatisiert sind<br />

(Keilson 1979; Becker 2001; Fischer/<br />

Riedesser 2003). Darunter ist zu<br />

verstehen, dass dem Drama von Krieg<br />

und Verfolgung in der Regel ein<br />

traumatisch erlebter Migrationsprozess<br />

mit Flucht und Lagerleben folgt. Die<br />

Hoffnung auf einen Neuanfang wird<br />

häufig durch die Lebenssituation im<br />

Ausland zusätzlich desillusioniert und<br />

die drohende Remigration kann als<br />

weitere traumatische Sequenz begriffen<br />

werden, die das Leben im Aufnahmeland<br />

maßgeblich beeinflusst. Nach den<br />

Erfahrungen extremer Verlustprozesse<br />

durch die Flucht kann die Realität von<br />

Schule mit ihren immanenten Strukturen<br />

instrumenteller Gewalt (Galtung<br />

1988) als weitere Bedrohung und<br />

Verunsicherung erlebt werden. Die<br />

Schule wird so zu einem Ort, an dem<br />

erlebtes Trauma neu ausgelöst wird.<br />

Statt Integration und Aufarbeitung des<br />

Erlebten mit Hilfe professioneller<br />

Bezugspersonen wird dort die Auseinandersetzung<br />

mit Inhalten eines fremden<br />

Kulturkreises erwartet, die in der Regel<br />

durch das unverarbeitete Trauma-<br />

Erleben – aufrechterhalten durch<br />

ständige neue Retraumatisierung –<br />

weder verstanden noch aufgenommen<br />

werden können. Es gibt also unter<br />

diesen Bedingungen für die Kinder keine<br />

andere Möglichkeit, als die Ausdrucksformen<br />

ihrer Traumatisierung täglich zu<br />

leben. In Unwissenheit über die<br />

retraumatisierende Wirkung von Schule<br />

unterstützen Lehrer durch ihre oftmals<br />

entwertende Reaktion auf das Verhalten<br />

der Kinder (Ausdruck des Traumas)<br />

genau dieses. Wird dieser Kreislauf nicht<br />

durchbrochen, ist die Manifestation von<br />

Depression, Gewalt und Krankheit bei<br />

Schülern sowie bei Lehrern zu erwarten.<br />

Für letztere besteht die Gefahr sekundärer<br />

Retraumatisierung, sofern sie sich<br />

nicht mit den eigenen, in diesem<br />

Kontext abgespaltenen Gefühlen<br />

auseinandersetzen, mit denen sie durch<br />

die Schüler täglich im Sinne einer<br />

Spiegelwirkung konfrontiert werden.<br />

Genau diese Vorgänge fanden wir an<br />

unserer ersten Projekt-Schule vor. Es<br />

war trotz aller Einsicht für die Mehrheit<br />

der begleitenden Lehrer schwer<br />

aushaltbar, den Schülern den Schonraum<br />

der Bewegungsinsel zu gewähren.<br />

Ein Versuch, an der Schule professionelle<br />

Hilfe in Form von Supervision zu<br />

etablieren, schlug fehl. Er wurde als<br />

eigene Entwertung interpretiert, deren<br />

Abwehr sich unter verstärkter Nutzung<br />

der Möglichkeiten struktureller Gewalt<br />

vor allem gegen Autoritäten und<br />

Kooperationspartner richtete. Dies<br />

bedeutete, dass u. a. die Bewegungsinsel<br />

zunehmend boykottiert wurde. Nach<br />

drei Jahren erfolgreicher psychomotorischer<br />

Arbeit musste das Projekt an<br />

anderen Schulen weitergeführt werden.<br />

Der wichtigste Lerneffekt bestand für<br />

uns darin zu erkennen, dass Gewaltprävention<br />

nur wirksam sein kann, wenn<br />

die beteiligten Systeme selbst Teil<br />

dieser Maßnahmen sind. Da „die<br />

Gewalttätigkeit in unserer Epoche ganz<br />

eng mit der Verneinung des Schmerzes<br />

verknüpft“ (Gruen 2001, 203) ist, gehört<br />

die Konfrontation mit selbst erlebtem<br />

Schmerz, z. B. im Rahmen von Supervision<br />

zur Professionalisierung in<br />

Arbeitsfeldern, in denen Helfende mit<br />

Trauma und Gewalt konfrontiert sind.<br />

Psychomotorische<br />

Trauma-Arbeit<br />

Wie bereits erwähnt, ist psychische<br />

Traumatisierung ein psychophysisches<br />

Geschehen. Therapeutische Interventionen<br />

und Verarbeitungshilfen müssen<br />

daher den Körper auf die ein oder<br />

andere Weise mit einbeziehen oder<br />

zumindest mit berücksichtigen (van der<br />

Kolk 2000a; van der Kolk 2000b;<br />

Rothschild 2002). Im kindertherapeutischen<br />

Bereich werden bisher je nach<br />

Alter, Entwicklungstand und Schwere<br />

der Störung Formen der Spieltherapie<br />

sowie der Kunsttherapie und der<br />

Imagination favorisiert (Gil 1996;<br />

Krüger/Reddemann 2007). In Berichten<br />

über die Einbeziehung des Körpers in


die Kindertherapie wird auf Körperpsychotherapie,<br />

sensorische Integrationsbehandlung<br />

(Ayres 1984) oder Leibtherapie<br />

zurückgegriffen (Baer/Bar-<br />

nowski-Geiser 2005; Gäbler 2006). Im<br />

Rahmen der Psychomotorik wird in der<br />

Tradition der Psychomotorischen Praxis<br />

Aucouturier unter anderem auch mit<br />

traumatisierten Kindern direkt an ihren<br />

Themen gearbeitet (Esser 1992;<br />

Doering/Doering 2003).<br />

Davon ausgehend, dass menschliches<br />

Handeln seinen individuell begründeten<br />

Sinn in seiner Lebensgeschichte hat und<br />

dessen Ausdruck ist, drückt sich der<br />

Mensch immer leiblich, vielfältig,<br />

kreativ und mit allen ihm zur Verfügung<br />

stehenden Mitteln auf seiner jeweiligen<br />

Entwicklungsstufe aus (Eckert 2004).<br />

Psychomotorische Trauma-Arbeit mit<br />

Kindern sollte demzufolge Beziehungs-,<br />

Bewegungs- und Körperarbeit, Spiel<br />

und Kreativität im intermediären Raum<br />

beinhalten. Begleitende Erwachsene<br />

stellen sich haltend (holding) und<br />

aufnehmend (containing) dem kindlichen<br />

Spiel zur Verfügung, spielen<br />

haltend und spiegelnd für das Kind. 6<br />

Gleichzeitig sollten im (interdisziplinären)<br />

Team ressourcenstärkende<br />

Hilfen für das soziale Umfeld eruiert<br />

und angeboten werden.<br />

Jede Trauma-Arbeit beginnt zunächst<br />

mit der Stärkung bzw. dem Aufbau von<br />

Ressourcen (Levine/Kline 2005). Dem<br />

folgt dann die behutsam begleitete<br />

Inszenierung und Reinszenierung<br />

einzelner Aspekte des Traumas im<br />

symbolischen Spiel. „Ein Trauma wird<br />

transformiert, indem unerträgliche<br />

Gefühle und Empfindungen von<br />

erträglichen abgelöst werden. Diese<br />

Umwandlung kann nur bei einem Grad<br />

an Aktivierung geschehen, dessen<br />

Intensität mit derjenigen vergleichbar<br />

ist, die die traumatische Reaktion<br />

auslöste“ (Levine/Kline 2005, 170). Die<br />

Einlösung dieser Forderung ist ohne die<br />

Beteiligung des Körpers mit seinen<br />

selbstregulativen Ressourcen nicht<br />

vorstellbar.<br />

Es kann somit Richtziel sein, Hilfen zur<br />

Verarbeitung von Trauma anzubieten,<br />

um die zu erwartende Weitergabe von<br />

erlebter Gewalt zu verhindern. Stattdessen<br />

sollen Wege gefunden werden,<br />

die eigene Autonomie wieder zu<br />

gewinnen.<br />

Autonomie verstehe ich mit Gruen<br />

(1984, 2001) als die Fähigkeit, die<br />

eigenen authentischen Gefühle zu<br />

spüren und zu leben. Kindliche Handlungen,<br />

die aus dieser Fähigkeit<br />

erwachsen, sind von Selbstachtung<br />

getragen, initiativ, selbstregulativ und<br />

kohärent.<br />

Das Projekt: Psychomotorik in der<br />

Gewaltprävention<br />

Im Wintersemester 2003 ging die<br />

Bewegungsinsel an einer „Brennpunktschule“<br />

an den Start. Aus den Klassen<br />

der Grundschule wurden die Kinder mit<br />

den entsprechenden familiären und<br />

kulturellen Hintergründen und „Verhaltensauffälligkeiten“<br />

von den Lehrern<br />

ausgesucht und einmal wöchentlich zur<br />

Bewegungsinsel in die Turnhalle<br />

geschickt. Der zurückbleibende Teil der<br />

Klasse erhielt in der Zeit Förder- oder<br />

Kunstunterricht. Nachdem deutlich<br />

wurde, was die Kinder auf der Bewegungsinsel<br />

erlebten, wollten ihre<br />

zurückbleibenden Klassenkameraden<br />

auch in den Genuss der Psychomotorik<br />

kommen, was aber leider organisatorisch<br />

nicht zu bewältigen war.<br />

Die Gruppenstärke lag bei 6–8 Kindern.<br />

Jede Gruppe wurde von einem Team,<br />

bestehend aus 2–4 Studierenden<br />

begleitet. Die Studierenden befanden<br />

sich im 4. Semester des Studiums der<br />

Sozialen Arbeit und hatten zum<br />

Zeitpunkt des Projektbeginns bereits 8<br />

Semesterwochenstunden Psychomotorik<br />

studiert. Sie wurden während des<br />

r Abb. 1: Halten und Reinszenieren in aktivierendem Setting<br />

zunächst auf ein Jahr begrenzten<br />

Projekts wöchentlich durch eine<br />

zweistündige Praxis-Supervision mit<br />

Video-Analyse, eine Theorie-Lehrveranstaltung<br />

sowie durch Einzelgespräche<br />

und Intervisionen begleitet. Das<br />

Lehrerkollegium nahm nach gemeinsamer<br />

Absprache die Möglichkeiten<br />

wahr, an psychomotorischen Fortbildungsnachmittagen<br />

und mehreren<br />

Terminen zum Erfahrungs- und<br />

Informationsaustausch teilzunehmen.<br />

Inhalte und Struktur<br />

Der inhaltliche Aufbau des Projekts<br />

orientierte sich an Ausbildungsstand<br />

und -plan der Studierenden: In der<br />

ersten Phase (8–10 Wochen) waren<br />

ressourcenstärkende Stunden für die<br />

Kinder vorgesehen. Ziel war der Aufbau<br />

von Selbstwertgefühl durch die<br />

körperliche Erfahrung von Selbstwirksamkeit.<br />

In der 2. Phase sollte die Verarbeitung<br />

von traumatischen Erfahrungen<br />

im Symbol- und Rollenspiel angeboten<br />

werden.<br />

Die Stunden der ersten Phase auf der<br />

Bewegungsinsel hatten folgende<br />

Struktur:<br />

1. Abbau von aktuellen Spannungen<br />

und Aggressionen durch entsprechende<br />

Gruppenspiele,<br />

2. Kreatives Bewegen und Spielen in<br />

unterschiedlich vorstrukturierten<br />

Bewegungsräumen<br />

3. Gemeinsame Aktivität zum Abschluss.<br />

21


22<br />

Trauma – Gewalt – Autonomie<br />

Die Bewegungsräume beinhalteten<br />

insbesondere Angebote für die Körpernahsinne,<br />

die der Lösung zentraler<br />

psychophysischer Blockierungen dienen<br />

sollten (Eckert 2004). Besonderer<br />

Beliebtheit erfreute sich ein 9 x 9 m<br />

großes Airtramp, das als „großes Bett“<br />

umgedeutet, Spielraum zum gemeinsamen<br />

Kämpfen, Entspannen und<br />

Fallenlassen bot. Mittelpunktsaufbauten<br />

vom Typ „Berg und Höhle“ waren<br />

beliebte Schauplätze für Spielinszenierungen,<br />

während selbstgebaute Häuser<br />

als Symbole einer Neugestaltung<br />

beschädigter Identität im Laufe des<br />

Projekts zunehmend wichtiger wurden<br />

und dem besonderen Schutz der<br />

Leitenden unterstanden.<br />

Zu Beginn des Projekts standen die<br />

Bewegungsspiele (1. Teil) im<br />

Mittelpunkt der Stunden. Dies<br />

änderte sich mit zunehmender<br />

Vertrauensbildung und Sicherheit<br />

von Kindern und Studierenden. Es<br />

entstand ein intermediärer Raum<br />

und der 2. Teil der Stunde wurde<br />

zunehmend bedeutsamer. Dabei<br />

stand die Erfahrung selbstständigen<br />

Bewegens und Handelns zunächst<br />

im Vordergrund. Zum Ende der<br />

geplanten ersten 10 Wochen<br />

begann die 2. Phase: Kinder und<br />

Studierende nutzten die Bewegungsräume<br />

für symbolische<br />

Inszenierungen, was eine neue<br />

Intensität der Arbeit und damit<br />

auch der Supervisions-Runden zur<br />

r Abb. 2: Leibliche Übertragung und Gegenübertragung im Spiel<br />

Folge hatte. Methodische Themen<br />

wurden von eigener emotionaler<br />

Betroffenheit und Fragen der<br />

Grenzsetzung von Seiten der<br />

Studierenden abgelöst. Der Umgang<br />

mit symbolischer Gewalt und die<br />

Frage nach dem Nutzen spielerischer<br />

kindlicher Inszenierungen<br />

standen im Vordergrund. Es war für<br />

die Studierenden erheblich einfacher,<br />

den Zuwachs motorischer<br />

Fähigkeiten im selbstständigen<br />

Handeln zu erkennen, als den<br />

Zuwachs innerer Stärke bei immer<br />

wieder neu inszenierten Annäherungen<br />

an die Verarbeitung inneren<br />

Schmerzes. Die Frage „Die Stunde<br />

war gut, aber was mache ich da<br />

eigentlich?“ kennzeichnete diese<br />

Phase des Nicht-Verstehens als<br />

Beginn eines neuen Verstehens-<br />

Prozesses für Studierende und<br />

Kinder. Die Vermittlung entsprechender<br />

theoretischer Grundlagen<br />

(Eckert 2004; Gerspach 2002;<br />

Hammer 2001; Seewald 2004)<br />

waren haltgebend für die Studierenden,<br />

die nun ihrerseits die Kinder<br />

mit ihren Gefühlen zunehmend<br />

besser halten konnten. In der Supervision<br />

wurden sowohl die Prozesse<br />

der Kinder, wie auch die der<br />

Studierenden begleitet, wobei die<br />

Reflexion von Übertragungen und<br />

Gegenübertragungen zum Standard<br />

gehörte. Angesichts der durch die<br />

Kinder gespiegelten existenziellen<br />

Themen ging es manchmal auch<br />

darum, „den erlittenen Tod innerhalb<br />

einer lebendigen Beziehung<br />

Gestalt annehmen zu lassen,<br />

gemeinsam zu überleben und<br />

schließlich einen symbolischen Ort<br />

zuzuweisen“ (Becker 2001). Ein Teil<br />

der Kinder reinszenierte die eigenen<br />

traumatischen Beziehungs- und<br />

Kriegsgeschichten. Sie unterbrachen<br />

die Intensität dieses Erlebens in<br />

darauf folgenden lustvollen oder<br />

entspannenden Bewegungsstunden.<br />

Dadurch entstanden Räume, das<br />

Erlebte auch physisch zu integrieren.<br />

Andere Kinder wiederum<br />

vermieden das symbolische Spiel.<br />

Sie benötigten insgesamt mehr Zeit,<br />

sich die Möglichkeiten der Bewegungsinsel<br />

zu erschließen. Die so<br />

dringend erforderliche zusätzliche<br />

Elternarbeit konnte wegen fehlender<br />

personeller Ressourcen nicht<br />

geleistet werden.<br />

Evaluation<br />

Im 2. Jahr entschieden wir uns nach<br />

mehrfacher Anfrage eines Kooperationspartners<br />

für die Evaluation der<br />

Arbeit. Da die personellen und zeitlichen<br />

Möglichkeiten für eine gründliche<br />

und umfassende Auswertung<br />

narrativer Beobachtungen und Videos<br />

der Studierenden nicht ausreichten, fiel<br />

die Wahl auf das System psychomotorischer<br />

Effekte-Sicherung (SPES), das<br />

derzeit noch neu auf dem Markt und<br />

wenig erprobt war. Wir versprachen uns<br />

von der Durchführung einige quantitative<br />

<strong>Informationen</strong>, die einen Überblick<br />

über im Verfahren definierte allgemeine<br />

Effekte erlauben. Eine Beleuchtung<br />

spezifischer Effekte und differenzierter<br />

Zusammenhänge erwarteten wir nicht.<br />

Bei der Beschäftigung mit SPES wurde<br />

schnell deutlich, dass dieses Instrument<br />

für unseren Arbeitsansatz nicht<br />

geeignet war. Zunächst waren Items<br />

einzelner Kategorien, z. B. der „psychosozialen<br />

Ressourcen“ und der „Problemlagen<br />

der Kinder“ nicht definiert, und<br />

damit der persönlichen Anmutung<br />

überlassen. Schwerwiegender war<br />

allerdings der Umstand, dass besonders<br />

bezüglich der „Problemlagen der<br />

Kinder“ Kategorien gefragt waren, die<br />

in der oben beschriebenen Weise die<br />

Kinder in der Herrschaftssprache der<br />

gesellschaftlich eingeführten emotio-


nalen Abwehr etikettierten. Begrifflichkeiten<br />

wie „Aufmerksamkeits-/Konzentrationsstörungen<br />

mit motorischer<br />

Unruhe“ oder „Entwicklungsstörungen<br />

in der Wahrnehmungsverarbeitung“<br />

hatten für uns keinerlei Wahrheitsgehalt<br />

oder Realitätsbezug, da sich bei<br />

verstehender Betrachtung der Kinder<br />

hinter dieser Begrifflichkeit völlig<br />

andere Phänomene zeigen. Diese haben<br />

mit gesellschaftlich eingeführten<br />

Etikettierungen nicht annähernd etwas<br />

zu tun. Obwohl wir uns auch in anderen<br />

Kategorien z.B. „Inhalte/Angebote“ mit<br />

unserer Arbeitsweise nicht repräsentiert<br />

sahen, beschlossen die Kooperationspartner<br />

das Verfahren dennoch zu<br />

erproben.<br />

Da einige Studierende konsequent<br />

blieben und die Teilnahme aus oben<br />

genannten Gründen verweigerten,<br />

konnte die folgende Auswertung<br />

ausgewählter Items letztlich nur für 17<br />

Kinder berechnet werden:<br />

Der Ablauf der Förderung verlief aus der<br />

Sicht des Psychomotorikers „gut“<br />

(87%), die Wirkung wurde eher gut<br />

(45%), „teil-teils“ (36%) oder schlecht<br />

(18%) beurteilt. Im Bereich der<br />

psychosozialen Ressourcen konnten fast<br />

überall Verbesserungen erreicht werden,<br />

die jedoch nicht signifikant waren.<br />

Das Gleiche galt für den Bereich der<br />

psychomotorischen Ressourcen.<br />

Lediglich in der Motorischen Lernfähigkeit<br />

wurden signifikante Verbesserungen<br />

vermerkt.<br />

Abschließende Gespräche mit den<br />

Klassenlehrern zeigten folgendes Bild:<br />

Über die Entwicklung des größeren Teils<br />

der Kinder wurde positiv berichtet. Die<br />

Bereitschaft zu destruktivem Handeln<br />

hatte abgenommen. Das Interesse an<br />

sozialen Events, auch in Verbindung mit<br />

Unterrichtsinhalten, war deutlich<br />

gestiegen. Einige Kinder begannen, sich<br />

sprachlich, kreativ und eigenaktiv ihren<br />

Aufgaben zuzuwenden. Sie schienen<br />

ihre eingangs festgestellten psychosozialen<br />

Ressourcen nun auch im schulischen<br />

Kontext einzubringen, was wir<br />

auf einen Zuwachs an<br />

Selbst(wert)gefühl und Autonomie<br />

sowie verminderte innere Erregungszustände,<br />

bedingt durch den Abbau<br />

traumatisch induzierter Spannungen<br />

zurückführten.<br />

Betrachtet man die Lerneffekte bei<br />

Studierenden und Lehrenden, so zeigte<br />

sich hier ein ähnlicher Lernprozess:<br />

Traumatisierende Ereignisse aus der<br />

eigenen Biografie konnten zum Teil<br />

bearbeitet und damit das eigene<br />

Gewaltpotential verringert werden. Der<br />

daraus folgende Zuwachs an Empathie<br />

und Autonomie wirkte gewaltpräventiv<br />

im Umgang miteinander. Kam der<br />

genannte Lernprozess nicht zustande,<br />

distanzierten sich die betreffenden<br />

Personen über kurz oder lang vom<br />

gesamten Projekt.<br />

Resümee<br />

Im Darmstädter Projekt „Psychomotorik<br />

in der Gewaltprävention“ wurde nach<br />

der kindzentrierten (Zimmer 2006) und<br />

(sinn)verstehenden Psychomotorik<br />

(Eckert 2004; Seewald 2004) mit<br />

gewaltpräventiver Zielsetzung gearbeitet.<br />

Während Selbstwertgefühl aufgebaut<br />

und traumatisierende Erfahrungen<br />

verarbeitet wurden, wurde auch<br />

deutlich, dass Gewaltprävention keine<br />

Einbahnstrasse ist. Unter Bedingungen<br />

gesellschaftsimmanenter transgenerationaler<br />

Gewalt, die sich in strukturellen<br />

und personalen Formen von Gewalt<br />

äußert, sind von gewaltpräventiven<br />

Maßnahmen immer alle Beteiligten<br />

betroffen. Eine Planung und Durchführung<br />

solcher Maßnahmen kann also nur<br />

von und für lernende Systeme erfolgen.<br />

1 Psychotraumatische Konzeptentwicklung lässt<br />

sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen<br />

und ist jeweils mit historischen Anlässen<br />

verbunden, wie z. B. 1. und 2. Weltkrieg,<br />

Vietnamkrieg (Fischer/Riedesser 2003).<br />

2 Andere Einteilungen: vgl. ICD-10, DSM IV,<br />

Levine 1998; Levine/Kline 2005; Keilson 1979;<br />

Becker 2001; Fischer/Riedesser 2003; Riedesser<br />

2003.<br />

3 Depersonalisation bezeichnet ein Gefühl der<br />

Entfremdung von Körper und Selbst (Fischer/<br />

Riedesser 2003). Dissoziation ist ein traum-<br />

oder tranceartiger Ich-Zustand, der durch<br />

Selbstverdoppelung den Selbstschutz und die<br />

Integrität gewährleisten soll. Die Betroffenen<br />

erleben sich selbst von ihrem Körper getrennt<br />

(a.a.O.). Emotionale Anästhesie. Die Kinder<br />

verlieren das Vertrauen in andere Menschen,<br />

den Kontakt zum eigenen Körper und ihren<br />

Gefühlen. Es kann so zu einer Verminderung<br />

oder dem kompletten Verlust von Empfindungen<br />

kommen (a.a.O.).<br />

4 Diese Symptome werden insbesondere auch der<br />

Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS)<br />

zugeschrieben.<br />

5 Vgl. zum Thema kumulative Traumatisierung<br />

den Artikel von S. Franz in diesem Heft.<br />

6 Vgl. zum vertieften Verständnis an dieser Stelle<br />

den Artikel von S. Franz im gleichen Heft.<br />

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Paderborn: Junfermann.<br />

Van der Kolk, B. (2000b): Der Körper<br />

vergisst nicht. In: B. Van der<br />

Kolk/A. C. McFarlane/L. Weisaeth<br />

(Hrsg.): Traumatic Stress.<br />

Grundlagen und Behandlungsansätze.<br />

Paderborn: Junfermann.<br />

Zimmer, R. (2006): Handbuch der<br />

Psychomotorik. Freiburg: Herder.


Wolfgang Beudels<br />

Gegen Gewalt ankämpfen:<br />

Ringen und Raufen als präventives<br />

Angebot im Kindergarten<br />

Zu den wichtigsten Zielsetzungen psychomotorischer Entwicklungsförderung<br />

gehören der Aufbau eines positiven Selbstkonzepts sowie die Entwicklung sozialkompetenten<br />

Verhaltens. Kind- und altersgemäße Bewegungs- und Spielangebote<br />

können dabei insofern gewaltpräventiv wirken, da hier ein verantwortungsbewusstes,<br />

reflexives und selbstbestimmtes Verhalten in der Auseinandersetzung mit der<br />

personalen und dinglichen Umwelt gefordert und gefördert wird. „Ringen, Raufen,<br />

Miteinander-Kämpfen“ zeigt sich unter dieser Perspektive als ein besonders geeignetes<br />

Thema psychomotorischer Bewegungserziehung im Elementarbereich. Schon<br />

im frühen Kindesalter wird die Bedeutung eines respektvollen und menschlichen<br />

Umgangs miteinander vermittelt und kann in zentralen Erfahrungsfeldern wie<br />

„Kooperation“, „Körperkontakt“, „Nähe und Distanz“, „Vertrauen“ unmittelbar<br />

erlebbar gemacht werden.<br />

Vorwort<br />

Die sich rasant verändernde und immer<br />

komplexer werdende moderne Gesellschaft<br />

stellt alle heutigen Kinder vor<br />

große Herausforderungen und scheint<br />

denjenigen Kindern Chancen auf eine<br />

gesunde seelische und körperliche<br />

Entwicklung zu nehmen, die sozial,<br />

emotional, finanziell benachteiligt sind.<br />

Einige dieser Kinder leiden dazu unter<br />

massiver Vernachlässigung, Verwahrlosung<br />

und machen schon früh chronische<br />

Gewalterfahrungen. Untersuchungen<br />

und Aussagen von Fachkräften aus der<br />

Praxis bestätigen, dass sich in den<br />

letzten Jahren das Verhalten von Kindern<br />

deutlich in Richtung Aggressivität und<br />

Gewalt entwickelt hat. D. h. auch Gewalt<br />

unter Kindern bzw. Gleichaltrigen hat<br />

unübersehbar zugenommen. Dies ist<br />

längst nicht mehr ein Phänomen, das nur<br />

im schulischen Rahmen auftritt, sondern<br />

auch im Kindergarten. Immer jüngere<br />

Kinder und offensichtlich nicht mehr nur<br />

die aus so genannten „high-risk-<br />

Familien“, sondern auch die aus unvollständigen<br />

und Familien mit einem<br />

multikulturellen Hintergrund sowie aus<br />

„ganz normalen Verhältnissen“ versuchen<br />

demnach zunehmend Konflikte<br />

gewaltsam zu lösen.<br />

Permanentes dissoziales, aggressives<br />

und gewalttätiges Verhalten und die<br />

Verinnerlichung einer dementsprechenden<br />

Grundhaltung ist nicht nur ein<br />

individuelles Problem, sondern in<br />

vielerlei Hinsicht ein gesamtgesellschaftliches.<br />

Selbst Politiker, die<br />

meinen, mit einer Verschärfung des<br />

Strafrechts für jugendliche und junge<br />

erwachsene Straftäter schnelle und<br />

wirksame Abhilfe zu schaffen, verweisen<br />

dabei auf die Notwendigkeit und<br />

Bedeutung früher Hilfen und präventiver<br />

Maßnahmen. Eine unzureichende<br />

Finanzierung und sicherlich die<br />

Tatsache, dass sich (Langzeit-)Effekte<br />

nur schwer empirisch nachweisen<br />

lassen, sind nur zwei Gründe, warum<br />

bislang vorhandene und theoretisch gut<br />

fundierte gewaltpräventive Programme<br />

in Kindergarten und Schule kaum<br />

eingesetzt werden.<br />

Dieser Beitrag möchte aufzeigen,<br />

welche Rolle „Ringen und Raufen“ als<br />

bewegungsorientiertes Angebot im<br />

Rahmen gewaltpräventiver Maßnahmen<br />

einnehmen kann. Dazu soll zunächst auf<br />

der Grundlage aktueller Prävalenzraten<br />

begründet werden, warum gerade frühe<br />

gewaltpräventive Initiativen notwendig<br />

und sinnvoll sind sowie nachhaltig<br />

wirken können. Darauf aufbauend wird<br />

das Handlungsfeld „Ringen und Raufen“<br />

als ein Element der Bildung und<br />

Förderung im Kindergarten näher<br />

beschrieben und Zielsetzungen daraufhin<br />

diskutiert, ob sie unter der Perspektive<br />

Gewaltprävention plausibel und<br />

realistisch sind. Dabei wird dieses<br />

Angebot nicht als eigenständiges „Anti-<br />

Gewalttraining“ verstanden, sondern als<br />

ein weitgefächertes Handlungsfeld, in<br />

dem v. a. (pro-)soziale Kompetenzen<br />

Wolfgang Beudels<br />

Lehrer für Sport und Geschichte,<br />

unterrichtet an der FH-Koblenz<br />

„Bildungs- und Sozialmanagement<br />

mit dem Schwerpunkt Frühe Kindheit“.<br />

Er ist seit über 20 Jahren in der<br />

psychomotorischen Förderung von<br />

Kindern und Jugendlichen in der Praxis<br />

wie in der Fort- und Weiterbildung<br />

von Fachkräften tätig. Veröffentlichungen<br />

zu unterschiedlichen Arbeitsbereichen<br />

und Themenfeldern der<br />

bewegungsorientierten Entwicklungsförderung.<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Prof. Dr. Wolfgang Beudels<br />

FH Koblenz, RheinAhrCampus Remagen<br />

Südallee 2, 53424 Remagen<br />

E-Mail: beudels@rheinahrcampus.de<br />

25


26<br />

Gegen Gewalt ankämpfen: Ringen und Raufen als präventives Angebot im Kindergarten<br />

aufgebaut und eingeübt werden können.<br />

Grundlegende methodische und<br />

didaktische Hinweise, versehen mit<br />

Beispielen aus der Praxis sollen die<br />

Umsetzung erleichtern.<br />

Abgrenzung und Prävalenz<br />

aggressiven und gewaltbereiten<br />

Verhaltens im Kindergarten<br />

Der Eintritt in den Kindergarten ist eine<br />

Entwicklungsaufgabe, deren Gelingen<br />

hohe Anforderungen an das Kind stellt<br />

und bestimmte Kompetenzen voraussetzt.<br />

Aggressives Verhalten im positiven<br />

wie im wörtlichen Sinne (von lat.<br />

„aggredere = an etwas herangehen“) ist<br />

dabei durchaus hilfreich und erforderlich,<br />

um sich in der noch fremden<br />

Umgebung zurecht zu finden, selbsttätig<br />

und selbstbewusst neue soziale<br />

Beziehungen zu knüpfen und sich in<br />

eine Gruppe einzuordnen, ohne gänzlich<br />

auf eigene Wünsche und Bedürfnisse zu<br />

verzichten. Dies ist ein gesundes und<br />

natürliches Verhalten, solange andere<br />

Menschen bzw. Kinder dabei nicht zu<br />

Schaden kommen bzw. die Grenze zur<br />

Destruktivität nicht überschritten wird<br />

und Wünsche wie Bedürfnisse anderer<br />

akzeptiert werden.<br />

Während der Kindergartenzeit, in der<br />

sich Kinder körperlich, kognitiv,<br />

sprachlich und sozial rasant entwickeln,<br />

ergeben sich weitere Aufgaben, deren<br />

Bewältigung nur durch eine angemessene<br />

Verhaltens- und Gefühlsregulation<br />

möglich ist. Dies geschieht natürlicherweise<br />

mit Auseinandersetzungen,<br />

Unruhe und Konflikten wie in jedem<br />

System, in dem Menschen zusammenleben,<br />

und gehört zum Alltag des<br />

Kindergartens. Rangeleien und körperliches<br />

Kräftemessen, zeitweiliges<br />

Verweigern, bestimmten Aufgaben und<br />

Pflichten nachzukommen, sind weder<br />

Kennzeichen von Gewaltbereitschaft<br />

oder einer aggressiven Verhaltensstörung<br />

noch behandlungsbedürftig.<br />

Bei Kindern mit spezifischen Risikofaktoren<br />

(dazu zählen u. a. Impulsivität,<br />

auffälliges Sozialverhalten, verzögerte<br />

Sprachentwicklung und ein schwieriges<br />

familiäres Umfeld) sind Gefahr und<br />

Wahrscheinlichkeit größer als bei<br />

anderen, soziale Konflikte auf gewaltsame<br />

Weise zu lösen. Es geht vor allem<br />

um die „Fähigkeit, mit den eigenen<br />

Emotionen und den Emotionen anderer<br />

erfolgreich umzugehen und sich<br />

Konfliktlösungen zu überlegen, die<br />

langfristig zu zufrieden stellenden<br />

sozialen Beziehungen beitragen“<br />

(Koglin/Petermann 2006, 2). Aggressives<br />

und gewalttätiges (Lösungs-)Verhalten<br />

zeigt sich dabei nicht nur in körperlichen<br />

Attacken (wie schlagen, treten,<br />

kneifen usw.), sondern auch in sozialer<br />

Ausgrenzung, Hänseleien oder verbalen<br />

Angriffen (wie drohen, beleidigen,<br />

verspotten usw.). Es handelt sich um ein<br />

zielgerichtetes, physisches, psychisches,<br />

soziales bzw. materiell schädigendes<br />

Handeln. Die ICD-10 definiert dies als<br />

„Störung des Sozialverhaltens“ und<br />

beschreibt es als anhaltendes Muster<br />

oppositionellen oder aggressiven<br />

Verhaltens, das über einen Zeitraum von<br />

mindestens sechs Monaten anhält und<br />

die Grundrechte anderer oder wichtige<br />

altersentsprechende Normen oder<br />

Gesetze verletzt. Nach Scheithauer/<br />

Petermann (2002, 188 f.) kann dabei<br />

unterschieden werden zwischen „offenaggressivem“<br />

und „verdeckt-hinterhältigem<br />

Verhalten“, wobei typische<br />

geschlechts- und alterspezifische<br />

Ausprägungen erkennbar sind.<br />

Beachtet werden sollte jedoch, „dass<br />

Gewalt in unterschiedlichen sozialen<br />

Zusammenhängen objektiv wie<br />

subjektiv sehr Unterschiedliches<br />

bedeuten kann. Was aus der Sicht der<br />

Erwachsenen als nicht hinnehmbare<br />

Gewalttat aussieht, mag aus der<br />

Perspektive der beteiligten Kinder oder<br />

Jugendlichen eine normale bzw.<br />

akzeptable Form des körperbetonten<br />

Ausraufens von Statuspositionen und<br />

des Austestens von Grenzen der<br />

Fairness oder schlicht als Ausagieren<br />

von Lebendigkeit erlebt werden.<br />

Derartige Unterschiede der Bedeutungszuschreibung<br />

von Gewalt sind<br />

nicht nur eine Frage des Alters, sondern<br />

– wie zahlreiche Studien belegen – in<br />

besonderem Maße Ausdruck heterogener<br />

kultureller Milieus (…).<br />

Deshalb gilt insbesondere im Kindes-<br />

und Jugendalter, dass es zwar gesellschaftlich<br />

anerkannte legitime und<br />

illegitime Formen der Gewalt gibt; diese<br />

Grenzen sind jedoch nicht nur fließend,<br />

sondern sie müssen von Kindern und<br />

Jugendlichen erst erfahren und gelernt<br />

werden“ (Lüders/Holthusen 2007, 2 f.).<br />

Es liegen bislang nur wenige gesicherte<br />

Erkenntnisse darüber vor, wie viele<br />

Kinder schon vor dem Eintritt in die<br />

Schule aggressive Verhaltensstörungen<br />

und/oder permanentes gewaltbereites<br />

Verhalten bzw. Störungen des Sozialverhaltens<br />

zeigen. Dies liegt an<br />

mehreren Faktoren. Zunächst einmal<br />

zeigt sich ein äußerst heterogenes Bild<br />

gewaltbereiten und aggressiven<br />

Verhaltens im Kindes- und Jugendalter.<br />

Zudem sind Gewalt und Aggression im<br />

Kindergarten als Gegenstände empirischer<br />

Forschung erst in den letzten<br />

Jahren in Erscheinung getreten. Die<br />

Ergebnisse entsprechender Langzeitstudien<br />

sind noch nicht komplett und die<br />

vorliegenden schwer zu interpretieren.<br />

Scheithauer/Petermann (2002, 191)<br />

verweisen auf die insgesamt hohe<br />

Varianz der Untersuchungen. Die<br />

Prävalenzraten liegen z. B. bei<br />

„Störungen des Sozialverhaltens“ zwi-<br />

schen 0,4 und 8,7% und bei „Störungen<br />

mit Oppositionellem Trotzverhalten“<br />

zwischen 0,7 und 8,6%. Neben so<br />

genannten „Informanteneffekten“<br />

(differierende Angaben von Eltern,<br />

Kindern, Lehrern) führen auch methodische<br />

Unterschiede zu erheblichen<br />

Schwankungen der Auftretensrate. Weiterhin<br />

sind Rückschlüsse aus bisher<br />

vorliegenden Untersuchungen in der<br />

Allgemeinbevölkerung auf die Verhältnisse<br />

bzw. Entstehungsbedingungen in<br />

der Altersgruppe „Kinder unter sechs<br />

Jahren“ nur bedingt möglich.<br />

Einige Daten belegen dennoch die<br />

Dringlichkeit dieses Problems. So<br />

klagten in der so genannten „Erlangen-<br />

Nürnberger-Studie“ (Bundesministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen und<br />

Jugend 2004) 56% der Mütter von 675<br />

Kindern über Verhaltensprobleme und<br />

Erziehungsschwierigkeiten. In 13–17%<br />

der Fälle erreichten diese ein Ausmaß,<br />

das als kritisch einzuschätzen ist. Vor<br />

allem stabilisiert sich aggressives und<br />

hyperaktives Verhalten. Zwischen 5-8%<br />

der Kinder verblieben demnach im<br />

Risikobereich, was auf längerfristige<br />

Schwierigkeiten im Sozialverhalten<br />

hindeutet.<br />

Nach Lavigne et al. (1996, zit. n. Koglin/<br />

Petermann 2006, 10 f.) zeigen rund<br />

20% der Kinder im Alter zwischen zwei<br />

und fünf Jahren Verhaltensauffälligkeiten,<br />

9% sogar schwer wiegende. Die<br />

am häufigsten diagnostizierte Auffälligkeit<br />

war mit 16,8% die Störung mit<br />

oppositionellem Trotzverhalten.<br />

Ohne Zweifel ist ein zunehmendes<br />

Klima von Gewaltbereitschaft und


Aggression erkennbar. Dennoch ist vor<br />

Hysterie und Aktionismus zu warnen:<br />

Trotz aller Widrigkeiten, Entwicklungsgefahren<br />

und unkindgemäßen Bedingungen<br />

werden die meisten Kinder eben<br />

nicht zu Gewalttätern. Sie entwickeln<br />

sich „normal“, obwohl sie vielleicht<br />

Stunden am PC verbringen, im Kindergarten<br />

oder in der Schule (mal)<br />

gehänselt werden, aus unvollständigen<br />

Familien oder Familien stammen,<br />

in denen Streit häufig auf der Tagesordnung<br />

steht.<br />

Der Kindergarten als Ort der<br />

Prävention und Förderung<br />

Unter Prävention im weitesten Sinne<br />

fallen alle Maßnahmen, die das Auftreten<br />

von Störungen und Krankheiten<br />

unwahrscheinlicher machen oder im<br />

besten Fall sogar verhindern. Voraussetzung<br />

für ihren Einsatz ist eine theoretische<br />

Begründung der vermuteten<br />

Wirksamkeit bezogen auf das jeweilige<br />

Alter bzw. die Entwicklungsphase sowie<br />

wie empirisch abgesicherte Kenntnisse<br />

über störungsauslösende und -erhaltende,<br />

reduzierende und verhindernde<br />

Faktoren. Gewaltprävention steht dabei<br />

unter dem Dilemma, dass Gewaltfreiheit<br />

und die Ächtung von Gewalt allgemein<br />

gültige Ziele sind, dass sie jedoch im<br />

Kindes- und Jugendalter in ihren<br />

unterschiedlichen Formen immer auch<br />

als ein Phänomen aller bekannten<br />

Gesellschaften auftritt. „Zur Debatte<br />

steht deshalb nicht die Frage, ob es<br />

überhaupt Gewalt im Kindes- und<br />

Jugendalter gibt bzw. geben sollte,<br />

sondern wie mit ihr umgegangen wird<br />

und wie sie reduziert werden kann. Vor<br />

diesem Hintergrund kommt es aus<br />

unserer Sicht darauf an, Gewalthandeln<br />

im Kindes- und Jugendalter angemessen<br />

zu begegnen, d. h. unter Berücksichtigung<br />

der von den Kindern und Jugendlichen<br />

typischerweise zu leistenden<br />

Entwicklungsaufgaben“ (Lüders/<br />

Holthusen 2007, 10). Ebenso ist unstrittig,<br />

dass Förderung und Prävention umso<br />

wirksamer und dauerhafter sind, je<br />

früher sie einsetzen. Kinder im Kindergarten<br />

befinden sich in einer Entwicklungsphase,<br />

in der die innerpsychischen<br />

Strukturen noch nicht gefestigt sind,<br />

was freilich neben großen Chancen auch<br />

große Gefahren birgt. Hier hat der<br />

Elementarbereich im Übrigen aufgrund<br />

der weitgehenden Selbstständigkeit weit<br />

mehr Gestaltungsspielräume als die<br />

Schule, die vorhandenen Bildungspläne<br />

individuell im Sinne einer Stärkung der<br />

Persönlichkeit und der Vermittlung von<br />

Sozialkompetenz umzusetzen (vgl.<br />

Zimmer 2007, 10).<br />

Die Verankerung spezifischer gewaltpräventiver<br />

Programme in der Institution<br />

Kindergarten macht aber auch aus<br />

anderen Gründen Sinn. Die Maßnahmen<br />

können „unauffällig“ in den Alltag des<br />

Kindergartens eingebunden und in die<br />

Gruppensituation integriert werden.<br />

Den Erzieherinnen werden keine<br />

strengen zeitlichen Vorgaben gemacht<br />

und, da sie mit allen Kindern durchgeführt<br />

werden bzw. für alle Kinder<br />

geeignet sind, kann Stigmatisierung<br />

und Etikettierung weitgehend vermieden<br />

werden. Feste bekannte und sichere<br />

Bindungen sind darüber hinaus zentrale<br />

Wirkfaktoren.<br />

Die in der letzten Zeit „inflationäre<br />

Erweiterung des Verständnisses von<br />

Kriminal- und Gewaltprävention“, die<br />

so fast jede Sport- und Freizeitveranstaltung<br />

zu einem gewaltpräventiven<br />

Angebot deklarieren kann (vgl. Lüders/<br />

Holthusen 2007, 3), macht es notwendig,<br />

Programme und Maßnahmen, die<br />

im Sinne eines engen Präventionsbegriffes<br />

vorrangig auf die Verhinderung<br />

oder Reduktion von Gewalt hinarbeiten,<br />

von denen zu unterscheiden, die dies<br />

eher auf indirektem Weg und neben<br />

anderen Aspekten versuchen. Erstere<br />

müssen plausibel belegen, bei welcher<br />

Gefährdungslage und unter welchen<br />

Kontextbedingungen die jeweiligen<br />

Arbeitsschritte und Inhalte im Sinne<br />

einer Gewaltprävention geeignet sind.<br />

Für den Elementarbereich liegen bislang<br />

einige z. T. empirisch begleitete<br />

Programme 1 vor, die nicht nur nach<br />

einer gründlichen Schulung der Erzieherinnen<br />

direkt bei den Kindern ansetzen,<br />

sondern auch die Eltern bzw. Familien<br />

einbeziehen. In die andere Kategorie<br />

fallen unspezifische, allgemein und<br />

wesentlich weiter ausgerichtete<br />

Angebote mit Zielen wie „die Stärkung<br />

der Zivilgesellschaft, die Entwicklung<br />

sozialer Kompetenzen, die Förderung<br />

1 Beispiele: Ich kann Probleme lösen (IKPL;<br />

Beelmann/Jaursch/Lösel 2004)/Faustlos<br />

(Cierpka/Schick 2004)/Verhaltenstraining im<br />

Kindergarten (Koglin/Petermann 2006)/Papilio<br />

(beta Institut 2003)<br />

individueller Schutzfaktoren, die<br />

Eröffnung von Lebenschancen und den<br />

Abbau von allgemeinen Belastungs-<br />

und Risikofaktoren und –strukturen“<br />

(ebd.). Diese wirken „– wie auch immer<br />

jeweils motiviert, also z. B. familien-,<br />

bildungs-, sozial-, arbeitsmarktpolitisch,<br />

pädagogisch oder integrativ – im<br />

günstigen Fall auch (Herv. d. Verf.)<br />

gewaltpräventiv“ (Lüders/Holthusen<br />

(2007, 3 f.). So hat in der Tat Sprachförderung<br />

im Kindergarten dergestalt<br />

gewaltpräventive Effekte, indem über<br />

Verbesserungen kommunikativer<br />

Kompetenzen Konflikte früher und<br />

angemessener geregelt werden, kann<br />

jedoch auch für andere Ziele in<br />

Anspruch genommen werden. Gleiches<br />

gilt für eine Reihe anderer Maßnahmen,<br />

zu denen auch die „Psychomotorische<br />

Entwicklungsförderung“ gezählt werden<br />

kann.<br />

Ringen und Raufen als<br />

Bildungsinhalt und präventives<br />

Förderangebot<br />

Einordnung<br />

In den länderspezifischen Orientierungs-<br />

und Bildungsplänen für den<br />

Elementarbereich finden sich unter dem<br />

übergeordneten Auftrag „Entfaltung der<br />

Persönlichkeit“ zahlreiche konkretere<br />

Ziele, die für die gesunde geistige,<br />

körperliche, soziale und emotionale<br />

Entwicklung aller Kinder sorgen sollen.<br />

Dabei handelt es sich auf der einen<br />

Seite um eher „klassische Bildungsziele“<br />

(wie der Erwerb sprachlicher, mathematischer,<br />

motorischer und naturwissenschaftlicher<br />

Grundkenntnisse und<br />

Kompetenzen), während auf der<br />

anderen Seite Ziele im Hinblick auf die<br />

Persönlichkeitsentwicklung im Allgemeinen<br />

formuliert werden (z. B. Aufbau<br />

eines positiven Selbstbewusstseins,<br />

Entwicklung von Eigenständigkeit und<br />

Autonomie, emotionale Stabilität und<br />

sozial kompetentes Verhalten). Darüber<br />

hinaus soll Erziehung und Förderung im<br />

Kindergarten ausgleichend bei individueller<br />

und sozialer Benachteiligung<br />

wirken und zum Abbau von Verhaltensproblemen<br />

beitragen.<br />

Bei der Realisierung dieser Zielsetzungen<br />

wird im Kindergarten seit<br />

langem der „Psychomotorik“ als in den<br />

Alltag integriertes Prinzip und/oder als<br />

zugrunde liegendes Konzept der<br />

27


28<br />

Gegen Gewalt ankämpfen: Ringen und Raufen als präventives Angebot im Kindergarten<br />

elementaren Bewegungsziehung<br />

zugetraut, umfangreiche Hilfestellung<br />

zu leisten. Die Wirksamkeitshoffnungen<br />

richten sich dabei u. a. auf positive<br />

Zusammenhänge zwischen Bewegen<br />

und Lernen sowie motorischem<br />

Kompetenzerleben und Stabilisierung<br />

der Persönlichkeit über erfolgreiche<br />

Bewegungshandlungen. Dass die<br />

(psychomotorische) Praxis ein sehr<br />

uneinheitliches Bild zeigt, sich an<br />

unterschiedlichen theoretischen<br />

Bezugspunkten orientiert, mehr oder<br />

weniger strukturiert und reflektiert<br />

gestaltet wird, kann an dieser Stelle<br />

nicht weiter diskutiert werden (vgl.<br />

Zimmer 2007). Von Beginn an wurde sie<br />

jedoch auch als ein Angebot verstanden,<br />

das über bewegungsbezogene<br />

Erfahrungen in der Gruppe sozial<br />

unangemessenem, aggressivem und<br />

gewaltbereitem Verhalten bei Kindern<br />

und Jugendlichen begegnen will,<br />

allerdings meist nicht als spezielles<br />

„Anti-Gewaltprogramm“ oder verhaltenstherapeutische<br />

Intervention,<br />

sondern als ein Förderbereich neben<br />

anderen im Rahmen eines spielerischen<br />

und bewegten Geschehens.<br />

Interessanterweise finden sich in<br />

den aktuellen Programmen zur<br />

Gewaltprävention zahlreiche<br />

„originäre“ psychomotorische<br />

Inhalte (z. B. Übungen und Spiele<br />

zur Selbst- und Fremdwahrnehmung,<br />

Pantomime, Entspannungs-<br />

und Konzentrationsübungen sowie<br />

Aufgaben, die ein hohes Maß an<br />

Kooperation verlangen).<br />

Begriffsbestimmung<br />

„Ringen und Raufen“ ist keine (Kampf-)<br />

Sportart, sondern ein eigenständiges,<br />

hochmotivierendes, aktivierendes und<br />

zugleich entspannendes wie sozialisierendes<br />

Handlungsfeld, in dem an frühe<br />

kindliche Formen der spielerisch<br />

vollzogenen körperlichen Begegnung<br />

und Auseinandersetzung angeknüpft<br />

wird. Im oftmals engen Körperkontakt<br />

entstehen Situationen, in denen<br />

Jungen und Mädchen gemeinsame<br />

Grenzerfahrungen machen, Vertrauen<br />

in sich selbst und in andere aufbauen<br />

und festigen können und die zum<br />

gegenseitigen Respekt sowie zur<br />

Sicherheit und Kontinuität von<br />

Beziehungen beitragen. Das wechselvolle<br />

Geschehen von körperlichem und<br />

seelischem „Berührt-Werden“, welches<br />

nicht zwingend resultatsbezogen ist,<br />

bietet Raum für spielerisches, experimentierendes<br />

sowie exploratives<br />

Handeln, das weitgehend unabhängig<br />

vom Alter und Geschlecht und auch<br />

vom motorischem Leistungsvermögen<br />

ist. Unverzichtbare Voraussetzung für<br />

das Tun und das freudvolle Erleben<br />

sind das Einhalten von Regeln, der<br />

gegenseitige Respekt sowie Sensibilität<br />

und Verantwortungsgefühl im Umgang<br />

mit dem Partner bzw. der Partnerin.<br />

Ringen und Raufen wird hier als ein<br />

(mögliches) Element einer psychomotorisch<br />

orientierten Bewegungserziehung<br />

im Kindergarten verstanden, das nicht<br />

auf ein eigenständiges Programm zur<br />

Gewaltprävention reduziert oder als ein<br />

solches instrumentalisiert werden darf.<br />

Was diesen Bereich jedoch noch näher<br />

an die Gewaltprävention heranrücken<br />

lässt als die Psychomotorik insgesamt<br />

und als geeignetes Anwendungs- und<br />

Erfahrungsfeld zur Stärkung der<br />

kindlichen Persönlichkeit und zum<br />

Einüben bzw. Festigen sozialverträglicher<br />

Umgangsweisen auszeichnet,<br />

sind spezifische Themen und Inhalte,<br />

die die Bedeutung eines menschlichen<br />

Miteinanders unmittelbar erleb- und<br />

erfahrbar werden lassen. Dazu gehören<br />

u.a.:<br />

• jemandem unter- oder überlegen<br />

sein<br />

• jemandem nahe oder zu nahe<br />

sein, sich annähern<br />

• etwas in Angriff nehmen,<br />

Angreifen, sich behaupten<br />

• Grenzen erkennen, anerkennen,<br />

ziehen, verschieben, mit Grenzverletzungen<br />

umgehen<br />

• etwas wagen, begründen und<br />

verantworten<br />

• den Körper nutzen und einsetzen,<br />

um etwas durchzusetzen<br />

• sich selbst und andere im Griff<br />

haben<br />

• Regeln aushandeln, verbindlich<br />

machen, einhalten, überprüfen,<br />

gemeinsam verändern<br />

• um eine Position kämpfen, eine<br />

Position einnehmen<br />

• Halt geben und Halt finden<br />

• sich mit fairen Mitteln verteidigen,<br />

sich befreien<br />

• aufgeben können, Niederlagen<br />

verwinden<br />

• tragen, ertragen, getragen<br />

werden<br />

• von jemandem/etwas berührt<br />

werden<br />

• aus dem Gleichgewicht geraten<br />

und dieses wieder finden.<br />

Es wird schnell deutlich, dass damit<br />

nicht der (sicherlich sinnvolle) „Boxsack<br />

zum Austoben“ gemeint ist und schon<br />

gar nicht ein Ringen und Raufen als<br />

Selbstverteidigungskurs für Gewalt-<br />

und Mobbingopfer, das als Veranstaltung<br />

ohnehin im Kindergarten nichts zu<br />

suchen hätte (vgl. Funke-Wienecke<br />

1994). Ebenso ist es auch abzulehnen,<br />

Kindern einen Kampf als Lösungsmöglichkeit<br />

für einen Konflikt anzubieten,<br />

da hier körperliche Über-/Unterlegenheit<br />

für Rechthaben/Unrechthaben<br />

ausschlaggebend sind, selbst wenn<br />

nach strengen Regeln und in diesem<br />

Sinne fair vorgegangen wird.<br />

Ringen und Raufen unter der<br />

Perspektive der Gewaltprävention<br />

Zielsetzungen<br />

Ringen und Raufen kann unter einer<br />

allgemeinen gewaltpräventiven<br />

Perspektive Kinder dabei unterstützen<br />

• den eigenen Körper und sich<br />

selbst zu „beherrschen“,<br />

• sich selbst und andere in seinen<br />

bzw. ihren Stärken und Schwächen<br />

wahrzunehmen und zu<br />

akzeptieren,<br />

• sich selbst und anderen – auch in<br />

kritischen Situationen zu<br />

vertrauen und<br />

• Verhaltensweisen zu erlernen,<br />

Werte zu übernehmen, die einen<br />

menschlichen wie respektvollen<br />

Umgang miteinander wahrscheinlicher<br />

machen.<br />

Zahlreiche Bewegungsformen im<br />

Ringen und Raufen (wie Rollen, Wälzen,<br />

Krabbeln, Drehen) und die vielfältigen<br />

Bewegungssituationen bzw. –aufgaben,<br />

die schon in einfachen Partnerübungen<br />

und kleinen Kämpfchen den Körper<br />

vestibulär, propriozeptiv und taktil<br />

fordern und fördern, entwickeln nicht


nur die motorischen Basiskompetenzen<br />

isoliert voneinander (Kraft, Schnelligkeit,<br />

Ausdauer, Koordination, Gleichgewicht…),<br />

sondern erweitern das<br />

gesamte Bewegungsrepertoire. Außerdem<br />

können spezifische Techniken<br />

erlernt werden (Rollen, Fallen, Halten…),<br />

mit deren Hilfe die (eigene)<br />

Bewegung besser kontrolliert und<br />

sicherer werden kann. Dies kommt v. a.<br />

den Kindern entgegen, denen ein<br />

Übermaß an „Bewegungshunger“ zu<br />

Eigen ist, die impulsives und wenig<br />

aufmerksames Verhalten zeigen.<br />

Sich selbst wahrnehmen, als „reflexive<br />

Wendung auf die eigene Person“, und<br />

wahrnehmen von anderen, als ein<br />

Vorgang, der sich auf das soziale<br />

Geschehen, den gegenseitigen Umgang<br />

miteinander sowie auf die Interpretation<br />

des (gemeinsam) Erlebten und<br />

Wahrgenommenen bezieht (vgl. Funke<br />

1983), sind gerade beim Ringen und<br />

Raufen eng miteinander verwoben. In<br />

einem Kampf treffen immer mindestens<br />

zwei Partner aufeinander und dies ist<br />

insofern jeder Zeit ein sozialer Vorgang.<br />

Ein Kampf führt aufgrund des heftigen,<br />

oft großflächigen Körper- und Hautkontaktes<br />

zu Wahrnehmungen und<br />

Erlebnissen, die mit allen Persönlichkeitsbereichen<br />

verbunden und in<br />

mehrfacher Hinsicht grenzwertig sind.<br />

Nur wenn Grenzen wirklich gelten<br />

(etwas wert sind), wenn Grenzverletzungen<br />

und Umgangsformen damit<br />

(schon im Vorfeld) thematisiert werden,<br />

entsteht die Sicherheit, die für ein<br />

freudvolles Miteinander-Gegeneinander-Kämpfen<br />

notwendig ist.<br />

Partnerschaftlichkeit, Fairness, Höflichkeit<br />

und Respekt sind Ziele und<br />

gleichzeitig Voraussetzungen, um<br />

freudvoll (und u. U. heftig) miteinander<br />

zu kämpfen. Diese Werte sind unverzichtbar<br />

zum Aufbau und zur Festigung<br />

positiver Beziehungen. Und deren<br />

Übernahme bedeutet eine klare<br />

Ablehnung von Gewalt. Gelingender<br />

Umgang miteinander zeigt sich noch<br />

während des Kämpfens darin, dass die<br />

Partner trotz des Siegeswillens respekt-<br />

und rücksichtvoll miteinander umgehen.<br />

Dazu gehört es, sofort auf verabredete<br />

Zeichen oder entsprechende Aufforderungen<br />

zum Aufgeben bzw. Abbrechen<br />

des Kampfes, möglichst aber auch<br />

schon auf erste Signale des Unwohlseins,<br />

zu reagieren. Nach dem Ende des<br />

Kampfes darf in keiner Weise das<br />

Prinzip der „Partnerschaftlichkeit“ zur<br />

Disposition stehen. Respekt bedeutet<br />

auch, den Sieg nicht zu Ungunsten bzw.<br />

zur Schmähung des Partners auszukosten.<br />

Methodische Hinweise<br />

Eine spezielle Methodik des Ringens<br />

und Raufens gibt es nicht. Gerade im<br />

Kindergarten geht es nicht um das<br />

Erlernen von Kampf- oder sportartspezifischen<br />

Techniken mit Hilfe von<br />

Übungsreihen und Bewegungsanweisungen,<br />

sondern darum, dass Kinder<br />

sich dieses Bewegungsfeld möglichst<br />

selbständig und selbstverantwortlich<br />

erschließen. Es empfiehlt sich, eine<br />

Angebotsstruktur zu schaffen, die<br />

zunächst die allgemeinen Bewegungsbedürfnisse<br />

der Kinder berücksichtigt<br />

und sodann über primär kooperative<br />

Spiele und Übungen ohne und mit<br />

Körperkontakt das Thema zum Kämpfen<br />

hin allmählich entwickelt. Von zentraler<br />

Bedeutung sind allerdings bestimmte<br />

Strukturen und Rahmenbedingungen,<br />

für deren Aufbau und Einhaltung der<br />

Erwachsene Sorge tragen muss.<br />

• Es gelten einige wenige, allerdings<br />

unverzichtbare und nicht<br />

außer Kraft zu setzende Regeln.<br />

Freiwilligkeit ist dabei oberstes<br />

Prinzip. Jedes Kind muss für sich<br />

entscheiden, ob es sich auf das<br />

Geschehen einlässt oder nicht.<br />

Auch das zeitweilige Herausgehen<br />

aus der Situation wird<br />

fraglos eingeräumt.<br />

• Die Regel, die als umfassendste<br />

den Umgang miteinander und das<br />

Kampfgeschehen bestimmt,<br />

lautet: „Es ist alles verboten, was<br />

weh tut!“ (positiv formuliert: „Es<br />

ist alles erlaubt, was nicht weh<br />

tut!“). Dieses „Nicht-Wehtun“<br />

bezieht sich dabei sowohl<br />

ausdrücklich auf die eigene wie<br />

auf die Person des Gegenübers.<br />

Die Bezeichnung „Gegner“ wird<br />

dabei vermieden. Gekämpft wird<br />

„mit einem Partner“, dem Respekt<br />

und Höflichkeit entgegengebracht<br />

werden soll.<br />

• Eine weitere wichtige Regel<br />

besagt, dass jede(r) jederzeit das<br />

Recht hat, einen Kampf bzw. eine<br />

Übung abzubrechen, aus welchen<br />

Gründen auch immer. Dies kann<br />

über verbale Äußerungen und/<br />

oder bestimmte Zeichen – wie<br />

„Abklopfen“ – erfolgen.<br />

• Bestimmte Rituale (z. T. entnommen<br />

aus dem Regelwerk der<br />

Kampfsportarten) erleichtern die<br />

Durchführung und geben gerade<br />

jüngeren Kindern Sicherheit und<br />

Orientierung. Dazu gehören u.a.<br />

Konzentrationsphasen zu Beginn<br />

und Ende der Stunde sowie ein<br />

Begrüßen und ein Abgrüßen des<br />

Partners vor dem Beginn bzw.<br />

nach Ende eines Kampfes.<br />

• Auf weitere methodische<br />

Hinweise, die sich auf die<br />

äußeren bzw. materiellen<br />

Rahmenbedingungen beziehen,<br />

wird an dieser Stelle nur kurz<br />

verwiesen.<br />

• Wichtig ist ein geeigneter<br />

Untergrund. Viele Übungen und<br />

Spiele lassen sich auf dem<br />

normalen Hallenboden durchführen.<br />

Zum eigentlichen<br />

Kämpfen können alle verfüg-<br />

baren Matten (Weichböden,<br />

Turnmatten, Judomatten)<br />

eingesetzt werden, solange<br />

sie nicht wegrutschen. Ideal<br />

sind die mit glatten Oberflächen<br />

versehenen Judomatten,<br />

da sie weder zu hart noch<br />

zu weich und gut transportier-<br />

bar sind.<br />

• Die übliche Sportkleidung ist zu<br />

dünn und nicht reißfest. Hier<br />

können Griffe nur direkt am<br />

Körper ansetzen. Durch eine<br />

stabile Jacke (oder ein altes<br />

Sweatshirt), kann diese selbst als<br />

direktes „Angriffsobjekt“ für<br />

Griffe mit einbezogen werden.<br />

Ein Judogürtel steigert die<br />

Vielfalt der Angriffs-, Halte- und<br />

Ausweichmöglichkeiten. Eine<br />

lange Hose ist gerade für<br />

Aktivitäten im Knien oder Robben<br />

auf den Matten zur Schonung der<br />

Knie sinnvoll.<br />

• Schmuck sowie Armbanduhren<br />

sollten selbstverständlich<br />

abgelegt werden, ebenso<br />

Haarspangen etc., da sie die freie<br />

Bewegungsmöglichkeit zum Teil<br />

erheblich einschränken und zu<br />

unangenehmen Verletzungen<br />

führen können.<br />

29


<strong>News</strong> <strong>·</strong> <strong>Fakten</strong> <strong>·</strong> <strong>Informationen</strong><br />

aktuelle Nachrichten des Aktionskreises Psychomotorik e. V.<br />

5. Landauer<br />

Psychomotorik<br />

Symposium<br />

6. September 2008<br />

Jahrestagung des ak’P 2008<br />

„Komm wir spielen Lernen“<br />

Bildung durch Bewegung in Kindertagesstätte<br />

und Grundschule<br />

Wir freuen uns, auch in diesem Jahr<br />

unsere Jahrestagung wieder mit kompetenten<br />

Kooperationspartnern durchführen<br />

zu können. Veranstalter 2008 ist<br />

der Verein zur Bewegungsförderung<br />

und Psychomotorik, Landau e. V., der<br />

damit sein 5. Fachsymposium durchführt.<br />

Kooperationspartner sind die<br />

Universität Mainz und das Aktionsbündnis<br />

Bewegungskindergarten RLP.<br />

Das Bildungsministerium RLP hat die<br />

Übernahme der Schirmherrschaft zugesagt.<br />

Das Thema der Veranstaltung ist so aktuell<br />

wie selten zuvor. Immer noch in<br />

Folge der PISA-Studie wird zunehmend<br />

Wert auf Bildung im frühen Kindesalter<br />

gelegt. Jedes Bundesland hat inzwischen<br />

eigene Bildungspläne für die<br />

Kindergärten aufgelegt und die Ausbildung<br />

der ErzieherInnen neu strukturiert.<br />

Wir möchten uns bei diesem Symposium<br />

mit der Frage auseinandersetzen,<br />

ob dies immer zum Wohl der Kinder<br />

ist. Wir versuchen zu zeigen, dass es in<br />

der Praxis der Psychomotorik – wegen<br />

ihres ganzheitlichen Ansatzes – gelingen<br />

kann, Lernprozesse in Gang zu<br />

setzen, ohne die Persönlichkeit des<br />

Vorschulkindes mit seinem Bedürfnis<br />

nach Bewegung und Spiel zu vernachlässigen.<br />

Nach dem aktuellen Stand der inhaltlichen<br />

Planung wird die Veranstaltung<br />

eröffnet durch einen Hauptvortrag von<br />

Prof. Dr. Klaus Fischer (Universität<br />

Köln), der über neueste Forschungsergebnisse<br />

zum Thema „Bildung durch<br />

Bewegung“ berichtet.<br />

Weitere Themen der Veranstaltung, die<br />

in Workshops und Seminaren angeboten<br />

werden sind:<br />

Kinder, die beim Lernen auffallen,<br />

Graphomotorische Entwicklung in Bewegung<br />

fördern, Bewegung im Übergang<br />

zwischen Kita und Grundschule,<br />

Mit dem Rhythmus zu Zeit- und Zahlenbegriff,<br />

Mit Bewegungsliedern lernen,<br />

Eine Prise Bewegung im täglichen<br />

Unterricht, Gesellschaftsspiele in Bewegung,<br />

Spiel- und Bewegungsförderung<br />

bei 0–3-Jährigen, Psychomotorische<br />

Sprach- und Kommunikationsförderung,<br />

Keine Angst vor Zahlen, Lernen<br />

durch Konstruieren und Bauen in<br />

der Turnhalle – Die neue Bewegungsbaustelle,<br />

Verkehrserziehung in Bewegung,<br />

Wie „lernen“ Kinder in Bewegungskindergärten<br />

In einem Forum wird ein Erfahrungsaustausch<br />

zum Thema „Die Umsetzung<br />

der psychomotorischen Ausbildung<br />

an sozialpädagogischen Fachschulen“<br />

angeboten.<br />

In schon bewährter Manier wir die<br />

Gesamtveranstaltung durch einen<br />

gemeinsamen Abschluss in Bewegung<br />

ausklingen.<br />

Merken Sie sich den Termin schon vor:<br />

Samstag der 6. September 2008 in<br />

Landau!<br />

Es lohnt sich zu kommen, weil bei<br />

dieser Veranstaltung neueste <strong>Informationen</strong><br />

zum Thema Bildung vermittelt<br />

werden und dies – wie gewohnt – in<br />

sehr lebendiger und praxisnaher Art<br />

und Weise. Womit schon mal ein wesentlicher<br />

Baustein kindlicher (Persönlichkeits-)Bildung<br />

aufgezeigt wird:<br />

Lernen ist mit Emotionen verbunden<br />

und es funktioniert besser, wenn man<br />

Spaß dabei hat.<br />

Den aktuellen Planungsstand erfahren<br />

Sie auf der hompage des akP:<br />

www.psychomotorik.com<br />

Schorndorf 31 (2008) Heft 1/2008 1


<strong>News</strong> <strong>·</strong> <strong>Fakten</strong> <strong>·</strong> <strong>Informationen</strong><br />

aktuelle Nachrichten des Aktionskreises Psychomotorik e. V.<br />

Landesvertretung des ak’P in Sachsen und Sachsen-Anhalt<br />

ins Leben gerufen<br />

Auf der letzten Frühjahrstagung der<br />

Landesvertretungen im Brunnenhaus<br />

bei Köln wurde als wichtiges Ziel<br />

für das nächste Jahr die Belebung<br />

nicht aktiver Landesvertretungen<br />

besprochen.<br />

Für Sachsen und Sachsen-Anhalt<br />

gelang die Umsetzung dieses Zieles<br />

am 11. November 2007. Der AKP<br />

organisierte dort in Kooperation mit<br />

der Förderschule für geistig Behinderte,<br />

Schloss Schönefeld, Leipzig eine große<br />

Fortbildung für die beiden genannten<br />

Bundesländer.<br />

Über 120 Interessierte meldeten sich<br />

zu der Tagung „Das Lernen fängt im<br />

Körper an“. ReferentInnen waren<br />

Helmut Köckenberger und Carola<br />

Gerstmann.<br />

Sehr eindrucksvoll belebte Helmut<br />

Köckenberger die Teilnehmer und<br />

Teilnehmerinnen mit seinen vielen<br />

unterschiedlichen Aufgaben und<br />

theoretischen Erläuterungen zum<br />

„Bewegten Lernen“<br />

Carola Gerstmann zeigte, wie Gesellschaftsspiele<br />

in der Turnhalle zu<br />

bewegten Lernsituationen werden<br />

können. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen<br />

spielten selbst mit<br />

großem Spaß und verfolgten die<br />

theoretischen Erläuterungen mit<br />

hoher Aufmerksamkeit.<br />

Karin Reth-Scholten, im Vorstand des<br />

AKP für die Landesvertretungen zuständig,<br />

stellte in einem Vortrag die<br />

Arbeit des AKP und der Landesvertretungen<br />

vor. Aus der Begeisterung des<br />

Tages heraus meldeten sich gleich zwei<br />

Teams für die LV-Arbeit, sowohl für<br />

Sachsen als auch für Sachsen Anhalt.<br />

So können wir hoffen, dass die kleinen<br />

Samenkörner nun aufgehen und in<br />

diesem Jahr zu Aktivitäten in den<br />

beiden Bundesländern führen.<br />

Sudoku auf dem Boden<br />

Die konstruktive Zusammenarbeit mit<br />

der Schloss Schönefeld Schule und<br />

ihrem Schulleiter Herrn Eberl führte<br />

dazu, dass diese Veranstaltung am<br />

6.April 2008 wiederholt wird, da wir<br />

so vielen Interessierten absagen<br />

mussten.<br />

Näheres dazu unter:<br />

www.psychomotorik.com;<br />

Landesvertretungen;<br />

Sachsen.<br />

Karin Reth-Scholten<br />

2 Schorndorf 31 (2008) Heft 1/2008


<strong>News</strong> <strong>·</strong> <strong>Fakten</strong> <strong>·</strong> <strong>Informationen</strong><br />

aktuelle Nachrichten des Aktionskreises Psychomotorik e. V.<br />

<strong>Informationen</strong> aus der<br />

Vorwärts kommen statt Sitzen bleiben<br />

Die Akademie für Motopädagogik und<br />

Mototherapie ( ) mit ihrem Team<br />

von renommierten Dozenten bietet<br />

stets aktuelle und fundierte Konzepte<br />

der Psychomotorik. In unseren Kursen<br />

erwerben Sie nicht nur eine hohe fachliche<br />

Kompetenz, sondern erhalten die<br />

Möglichkeit, sich mit ihrem beruflichen<br />

Selbstverständnis auseinanderzusetzen,<br />

um den Anforderungen des Berufsalltags<br />

mit hoher Zufriedenheit und<br />

gesundheitlicher Widerstandskraft entgegenzutreten.<br />

Bei uns finden Sie ein maßgeschneidertes<br />

Lern-System von der Basis zum<br />

Speziellen. Mit den vier Kursen der<br />

psychomotorischen Basisqualifikation<br />

Motopädagogik erwerben Sie allgemeine<br />

Grundlagen und Handwerkszeug<br />

der psychomotorischen Arbeitsweise.<br />

Weiterführende Qualifikationen vertiefen<br />

ihre Fachkompetenz in verschiedenen<br />

Anwendungs- und Arbeitsfeldern.<br />

Die Zusatzqualifikationen in<br />

drei verschiedenen Bereichen ermöglichen<br />

eine anwendungsbezogene Hilfe<br />

für die berufliche Praxis. Die Zertifizierungskurse<br />

erweitern die Kompetenzen<br />

in den Arbeitsfeldern: Kindergarten<br />

und Frühförderung, Schulen, Kinder-<br />

Weitere <strong>Informationen</strong> erhalten Sie im Internet unter www.psychomotorik.com.<br />

Dort können Sie sich für Kurse der schnell und bequem anmelden.<br />

und Jugendhilfe, Erwachsene sowie<br />

Ältere Menschen. Themenspezifische<br />

Kurse bieten ein reichhaltiges<br />

Repertoire an unterschiedlichsten<br />

Themen aus der psychomotorischen<br />

Praxis.<br />

Die Trampolinkurse vermitteln vertiefte<br />

Kenntnisse und Erfahrungen im Umgang<br />

mit dem Trampolin. Die Bestätigung<br />

der Teilnahme berechtigt zum<br />

Einsatz in der pädagogischen sowie<br />

therapeutischen Arbeit.<br />

Kurse zur pB’M – psychomotorische Basisqualifikation Motopädagogik<br />

Gebühren:<br />

Mitglieder ak’P: 230,– E<br />

Nichtmitglieder: 265,– E<br />

Studierende Mitglieder ak’P: 215,– E<br />

Studierende Nichtmitglieder: 230,– E<br />

Kurs 1: Körper- und Leiberfahrung<br />

(zuzüglich eventuelle Übernachtungs-<br />

und Verpflegungskosten bei gemein-<br />

samer Unterbringung! Wenn keine<br />

gemeinsame Unterkunft/Verpflegung<br />

vorgegeben ist, kommt zu den Kurs-<br />

Knr. Termin: Leitung: Kursort:<br />

08104 28. 4.–2. 5. 2008 Ingrid Schäfer Landesturnschule des NTB Melle,<br />

Ü/V € 180,–<br />

08105 21. 5.–25. 5. 2008 Wolfgang Müller Pallottihaus Neunkirchen<br />

08106 23. 6.–27. 6. 2008 Jan Schulz Sportschule Hachen Sundern,<br />

Ü/V € 185,–<br />

Psychomotorik für Menschen mit einer Behinderung<br />

Gebühren:<br />

Mitglieder ak’P: 165,– E<br />

Nichtmitglieder: 185,– E<br />

(zuzüglich eventuelle Übernachtungs-<br />

und Verpflegungskosten bei gemeinsamer<br />

Unterbringung!)<br />

Knr. Termin: Thema: Leitung: Kursort:<br />

gebühren eine Pauschale für Raum-<br />

und Materialnutzung in Höhe von<br />

jeweils 25,00 E€ hinzu!)<br />

08PB6 30. 5.–1. 6. 2008 Reflexion der Hospitation mit Dozenten der Bathildisheim, Bad Arolsen<br />

Fallvorstellung und Fallbesprechung Fachgruppe (+ 20,- € Tagesverpflegung)<br />

Schorndorf 31 (2008) Heft 1/2008 3


<strong>News</strong> <strong>·</strong> <strong>Fakten</strong> <strong>·</strong> <strong>Informationen</strong><br />

aktuelle Nachrichten des Aktionskreises Psychomotorik e. V.<br />

Kurse zur Zusatzqualifikation:<br />

Gebühren:<br />

Mitglieder ak’P: 155,– E<br />

Nichtmitglieder: 185,– E<br />

Psychomotorische Diagnostik<br />

Knr. Termin: Thema: Leitung: Kursort:<br />

08D11 14. 5.–16. 5. 2008 Möglichkeiten und Grenzen Dr. Astrid Krus, DJK Sportschule Münster;<br />

psychomotorischer Diagnostik Dr. Christina Reichenbach, Ü/V € 85,- €<br />

Ingrid Schäfer<br />

Sprache und Kommunikation<br />

Zertifizierungskurse<br />

Gebühren:<br />

Mitglieder ak’P: 155,– E<br />

Nichtmitglieder: 185,– E<br />

Arbeitsfeld Kindergarten und Frühförderung<br />

(zuzüglich eventuelle Übernachtungs-<br />

und Verpflegungskosten bei gemeinsamer<br />

Unterbringung! Wenn keine<br />

gemeinsame Unterkunft/Verpflegung<br />

(zuzüglich eventuelle Übernachtungs-<br />

und Verpflegungskosten bei gemeinsamer<br />

Unterbringung! Wenn keine<br />

gemeinsame Unterkunft/Verpflegung<br />

Knr. Termin: Thema: Leitung: Kursort:<br />

vorgegeben ist, kommt zu den Kurs-<br />

gebühren eine Pauschale für Raum-<br />

und Materialnutzung in Höhe von<br />

jeweils 15,00 E€ hinzu!)<br />

Knr. Termin: Thema: Leitung: Kursort:<br />

08S11 4. 4.–6. 4. 2008 Innere Sprache und gestaltender Ausdruck Silvia Bender, LWL Hamm<br />

begegnen sich – Psychomotorik und Stephan Kuntz<br />

Sprache im Dialog<br />

vorgegeben ist, kommt zu den Kurs-<br />

gebühren eine Pauschale für Raum-<br />

und Materialnutzung in Höhe von<br />

jeweils 15,00 E€ hinzu!)<br />

08KT1 2. 4.–4. 4. 2008 An einem Strang ziehen – inter- Gerlinde Prenner Landesturnschule des NTB,<br />

disziplinäre Zusammenarbeit in Hoffmann Melle, Ü/V 88,– €<br />

der Entwicklungsbegleitung €<br />

08KM1 25. 4.–27. 4. 2008 Mut zur Anwendung Fiona Martzy, Institut für Sportwissenschaft<br />

Jutta Müller und Motologie, Marburg<br />

Arbeitsfeld Schulen<br />

Knr. Termin: Thema: Leitung: Kursort:<br />

08SL1 4. 4.–6. 4. 2008 Vorne ist nicht immer oben Patrick Reinecke Königin-Juliana Schule, Bonn<br />

„Schüler erleben ihre Lernwelt“<br />

08Si1 23. 5.–25. 5. 2008 Kinder lernen anders – Kathleen Schmiegel Albert-Einstein-Schule,<br />

Lebenswelten von Schülern und Frechen<br />

Lehrern in der Schulwirklichkeit<br />

4 Schorndorf 31 (2008) Heft 1/2008


<strong>News</strong> <strong>·</strong> <strong>Fakten</strong> <strong>·</strong> <strong>Informationen</strong><br />

aktuelle Nachrichten des Aktionskreises Psychomotorik e. V.<br />

Arbeitsfeld Kinder- und Jugendhilfe<br />

Knr. Termin: Thema: Leitung: Kursort:<br />

08Ji1 25. 4.–27. 4. 2008 Psychomotorik im Gruppenalltag Wolfgang Müller Institut für soziale Berufe<br />

einer Heimwohngruppe Ravensburg<br />

08JL1 20. 6.–22. 6. 2008 Schaukeln, Monster spielen oder Wolfgang Müller Fachpool Herne<br />

Judo? Psychomotorische Entwick-<br />

lungsbegleitung in der Praxis der<br />

Kinder- und Jugendhilfe<br />

Lehrqualifikation<br />

Gebühren: 150,–€€ + 15,– € Nutzungspauschale<br />

Knr. Termin: Thema: Leitung: Kursort:<br />

08LQ0 13. 6.–14. 6. 2008 Einführungs- und Entscheidungs- Dr. Richard Hammer, Institut für Sportwissenschaft<br />

wochenende Dr. Astrid Krus und Motologie, Marburg<br />

Themenspezifische Kurse<br />

Gebühren:<br />

Mitglieder ak’P: 135,– E<br />

Nichtmitglieder: 160,– E<br />

(zuzüglich eventuelle Übernachtungs-<br />

und Verpflegungskosten bei gemeinsamer<br />

Unterbringung! Wenn keine<br />

gemeinsame Unterkunft/Verpflegung<br />

Knr.: Termin: Titel: Leitung: Kursort:<br />

vorgegeben ist, kommt zu den Kurs-<br />

gebühren eine Pauschale für Raum-<br />

und Materialnutzung in Höhe von<br />

jeweils 15,00 E€ hinzu!)<br />

08509 4. 4.–6. 4. 2008 „Eine Prise Bewegung im Dorothea Beigel Sport- und Bildungsstätte<br />

täglichen Unterricht“ der Sportjugend Wetzlar<br />

(Ü/V 88,- €)<br />

08510 4. 4.–6. 4. 2008 „Wackelpeter und Zappelphilip“ – Melanie Behrens Institut für Sportwissenschaft<br />

zum bewegungs- und spielorien- und Motologie, Marburg<br />

tierten Umgang mit AD(H)S<br />

08511 25. 4.–27. 4. 2008 Spiel-Raum für Bewegung der Sigrid Petto Integrations- und<br />

0–3-Jährigen Kindertagesstätte der<br />

Spastikerhilfe Berlin<br />

08512 2. 5.–4. 5. 2008 Die neue Bewegungsbaustelle Helge Afflerbach, Hochschule Darmstadt<br />

Dr. Frank Nickel<br />

08513 16. 5.–18. 5. 2008 Vom Defizit zum Profizit – Holger Jessel, Institut für Sportwissenschaft<br />

Ressourcenorientierte Bewegungs- Markus Serrano und Motologie, Marburg<br />

beobachtung<br />

08514 30.05.-01.06.2008 „Einstein turnt …“ Bewegung und Dr. Richard Hammer, Institut für Sportwissenschaft<br />

Bildung im Kindergarten Prof. Dr. Michael Wendler und Motologie, Marburg<br />

08515 13. 6.–15. 6. 2008 Bewegung im Dialog – Heilpädago- Marietta Schulz Reittherapeutisches Zentrum,<br />

gische Förderung mit dem Pferd Kürten-Biesfeld<br />

08516 13. 6.–15. 6. 2008 Kinder zeigen was sie bewegt Michaela Lamy Volkshochschule Erding<br />

08517 27. 6.–29. 6. 2008 Bewegung – Wahrnehmung und Silvia Bender Institut für Sportwissenschaft<br />

Sprache – psychomotorische Sprach- und Motologie, Marburg<br />

und Kommunikationsförderung in<br />

Pädagogik und Therapie<br />

Schorndorf 31 (2008) Heft 1/2008 5


<strong>News</strong> <strong>·</strong> <strong>Fakten</strong> <strong>·</strong> <strong>Informationen</strong><br />

aktuelle Nachrichten des Aktionskreises Psychomotorik e. V.<br />

Buchbesprechung<br />

Helmut Köckenberger (2007):<br />

Bewegungsräume, Entwicklungs-<br />

und kindorientierte Bewegungsangebote<br />

und -landschaften.<br />

3., überarbeitete und<br />

erweiterte Auflage.<br />

Dortmund: borgmann publishing<br />

Wenn Sie jede Woche eine der naheliegenden,<br />

ungewöhnlichen, spannenden<br />

und attraktiven Bewegungsideen<br />

dieses Buches in Ihrer Praxis umsetzen,<br />

werden Sie und Ihre Kinder –<br />

die vielfältigen Kombinations- und Variationsmöglichkeiten<br />

nicht eingerechnet<br />

– über Jahre beschäftigt sein. Auch für<br />

einen erfahrenen Psychomotoriker, der<br />

an keinem noch so alltäglichen Material<br />

vorbeilaufen kann ohne dessen Eignung<br />

für die Turnhalle zumindest ansatzweise<br />

zu überdenken, ist die Vielfalt<br />

und Kreativität der Bewegungsideen<br />

mit unterschiedlichsten Materialen<br />

faszinierend.<br />

Helmut Köckenberger stellt auf über<br />

200 Seiten des Buches, 31 verschiedene<br />

Bewegungsräume mit Alltagsmaterialien,<br />

Psychomotorischen Gerätschaften<br />

und den Standardausstattungen<br />

von Turnhallen vor. Dabei werden<br />

die einzelnen Bewegungsräume über-<br />

sichtlich und gut strukturiert beschrieben,<br />

ergänzt von vielen Zeichnungen<br />

und farbigen Abbildungen. Vorstellung<br />

des Materials, Aufbau des Bewegungsraumes,<br />

mögliche Lernspiele, Kombinationsvorschläge<br />

mit anderen Materialien<br />

und Hinweise zu methodischen<br />

und inhaltlichen Besonderheiten gliedern<br />

die einzelnen Abschnitte. Die<br />

poetischen Sinnsprüche des Autors<br />

runden das jeweilige Kapitel ab und<br />

führen den Leser über ihre Bedeutungsebene<br />

zu einer horizonterweiternden,<br />

gedanklichen und<br />

emotionalen Auseinandersetzung<br />

mit dem Thema.<br />

Der praktische Hauptteil des Werkes<br />

wird von einem knappen, aber dennoch<br />

fundierten theoretischen Teil<br />

gestützt. Selten habe ich in dieser<br />

komprimierten Form eine präzisiere<br />

Darstellung der Grundlagentheorien<br />

von Montessori, Projektunterricht,<br />

Psychomotorik oder der Non-direktiven<br />

Therapie – um nur einige zu nennen –<br />

gelesen.<br />

Aufbauend auf den Referenztheorien<br />

und Bezug nehmend auf die folgenden<br />

Praxisbeispiele beschreibt der Autor in<br />

einem weiteren, größeren Abschnitt<br />

seine grundlegenden Gedanken zum<br />

Konzept der Bewegungsräume. Diese<br />

erachte ich als wegweisend für eine<br />

entwicklungs- und kindorientierte<br />

Pädagogik und Therapie – über das<br />

Konzept der Bewegungsräume hinaus.<br />

Besonders hervorzuheben ist in diesem<br />

Zusammenhang der große Praxisbezug<br />

des Gesagten. Hier schreibt ein Praktiker<br />

mit einem großen theoretischen<br />

Hintergrundwissen für die Praxis. Ein<br />

Musterbeispiel dafür wie praktisch eine<br />

gute Theorie sein kann.<br />

Alles in allem ein gelungenes und sehr<br />

empfehlenswertes Buch. Auch wenn<br />

Sie, mangels geeigneter Räumlichkeiten<br />

nicht direkt mit dem Konzept<br />

der Bewegungsräume arbeiten können,<br />

finden Sie darin eine Vielzahl konkreter<br />

und gut beschriebener Anregungen für<br />

die Praxis sowie eine leicht verständliche<br />

Zusammenfassung der Referenztheorien<br />

zur Begründung Ihrer Arbeit.<br />

Mittels einer kleinen Knotenkunde und<br />

einer kurzen Erläuterung der verwendeten<br />

Fachbegriffe findet der Band seine<br />

Abrundung. Einzig eine sorgfältigere<br />

Recherche zu den aktuellen Sicherheitsbestimmungen<br />

der Versicherungsträger<br />

wäre wünschenswert gewesen.<br />

Die beschrieben „Langbank- und Riesenschaukeln“<br />

sollten in keinem aktuellen<br />

Praxisbuch mehr vorkommen.<br />

Auch bei einigen anderen Aufbauten<br />

hätte ich mir eine kritischere Auseinandersetzung<br />

mit dem Thema Risiko und<br />

Sicherheit erhofft.<br />

Und wenn Sie das Buch in einer<br />

älteren Ausgabe bereits haben? Der<br />

Seitenumfang ist um rund 100 Seiten<br />

gestiegen! Sie finden in der jetzigen<br />

Auflage nicht nur neu beschriebene<br />

Räume, mehr Praxisbeispiele und<br />

anschaulichere Fotos, auch der theoretische<br />

Teil erfuhr eine bedeutende<br />

Erweiterung und Aktualisierung. Und –<br />

das neue, fast durchgängig farbige<br />

Layout ist mehr als Kosmetik: dadurch<br />

wurde das Buch deutlich übersichtlicher<br />

und die über 200 präzisen Farbfotos<br />

geben auch mir als „Praxisbeschreibungslesemuffel“<br />

schnell die<br />

notwendigen <strong>Informationen</strong> und<br />

Anregungen zur Bereicherung meiner<br />

nächsten Praxisstunden.<br />

Axel Heisel<br />

6 Schorndorf 31 (2008) Heft 1/2008


30<br />

Gegen Gewalt ankämpfen: Ringen und Raufen als präventives Angebot im Kindergarten<br />

Praktische Umsetzung<br />

Die im Folgenden näher beschriebenen<br />

und mit Praxisbeispielen unterleg-<br />

ten Bausteine haben sich bei der<br />

Umsetzung für Kinder, die noch<br />

keine Erfahrungen mit dem Thema<br />

haben, in der angegebenen Abfolge<br />

bewährt (vgl. Beudels/Anders 2002).<br />

Bewegungsfreude entwickeln,<br />

Bewegungshunger stillen<br />

Sicherlich gibt es in jeder Gruppe ein<br />

Spannungsfeld zwischen Kindern, die<br />

sich ungern bewegen und sich nicht viel<br />

zutrauen, und Kindern, die einen großen<br />

„Bewegungshunger“ haben, der gestillt<br />

werden sollte. Geeignet dazu, Kinder in<br />

Bewegung zu bringen und gleichzeitig<br />

das Bewegungsbedürfnis „sozialverträglich“<br />

zu stillen, sind einfache Lauf-<br />

und Fangspiele, die keine großen<br />

Anforderungen an die motorische<br />

Leistungsfähigkeit stellen, schnell zu<br />

initiieren sind und weitgehend auf<br />

Wettbewerb verzichten. Hier können<br />

auch schon erste Aspekte von Kooperation<br />

und Vertrauen eingebunden werden.<br />

r Abb. 1: Schätzchen suchen<br />

• Beispiele<br />

Schätzchen suchen<br />

Die Spieler laufen kreuz und quer<br />

durcheinander. Während des<br />

Laufens sucht sich jeder einen<br />

anderen Spieler („Schätzchen“) aus,<br />

ohne dass dieser etwas davon ahnt.<br />

Beim Ruf „Schätzchen suchen!“<br />

geht es dann darum, den ausgesuchten<br />

Mitspieler möglichst<br />

schnell zu finden und dreimal zu<br />

umrunden. Wer es geschafft hat,<br />

zeigt auf. Damit sich nicht immer<br />

die gleichen Mitspieler finden, sollte<br />

die Regel gelten, dass man jeweils<br />

ein neues „Schätzchen“ umrunden<br />

muss.<br />

Eiswürfelchen tauen<br />

Je nach Gruppengröße versuchen<br />

ein oder zwei Mitspieler, die<br />

anderen zu fangen. Wer von den<br />

Fängern berührt wurde, setzt<br />

sich im Schneidersitz auf den<br />

Boden („Eiswürfelchen“) und kann<br />

durch drei andere Mitspieler, die<br />

sich über das Eiswürfelchen an<br />

r Abb. 2: Eiswürfelchen<br />

den Händen festhalten und „tautau-tau!“<br />

rufen, wieder erlöst<br />

werden.<br />

Körperkontakt aufnehmen<br />

und akzeptieren<br />

Während in den meisten Sport-<br />

arten und –spielen, Körperkontakt<br />

als aggressive und/oder regelwidrige<br />

Handlung angesehen wird, ist dies<br />

im und für „Ringen und Raufen“<br />

eine unabdingbare Voraussetzung.<br />

Kinder zur Aufnahme und Akzeptanz<br />

von Körperkontakt zu „erziehen“<br />

verlangt ein besonders sensibles<br />

Vorgehen, das Vorbehalte und<br />

Ängste berücksichtigen muss.<br />

• Beispiele<br />

Fangen und Erlösen<br />

(mit Körperkontakt)<br />

Ein Mitspieler ist Fänger und<br />

versucht, die anderen abzuschlagen.<br />

Wer abgeschlagen ist, bleibt stehen<br />

und kann erst wieder ins Spiel


zurückkommen, wenn er durch einen<br />

anderen Mitspieler umarmt und/<br />

oder hochgehoben wird.<br />

Menschenrüttelbank<br />

Jeweils vier oder fünf Spieler knien<br />

sich Schulter an Schulter in Bankstellung.<br />

Eine weitere Person legt<br />

sich vorsichtig mit dem Rücken auf<br />

diese ‚Bank’. Durch sanfte Bewegungen<br />

der unteren Spieler (vorwärts-rückwärts;<br />

hoch-runter) wird<br />

die obere massiert bzw. sanft<br />

durchgerüttelt.<br />

r Abb. 3: Fangen und Erlösen mit Körperkontakt<br />

r Abb. 4: Menschenrüttelbank<br />

Puppenspieler<br />

Partner A („Puppenspieler“) bewegt<br />

Partner B („Puppe“) durch den<br />

Raum. Die „Puppe“ soll sich<br />

möglichst steif machen und nur die<br />

Gelenke beugen bzw. strecken, die<br />

der „Puppenspieler“ bewegt. Es<br />

können auch zwei Puppenspieler<br />

eine Puppe bewegen.<br />

Vertrauen entwickeln und stabilisieren<br />

Fehlt Selbstvertrauen und Vertrauen zu<br />

anderen, wird sich kein Kind ernsthaft<br />

r Abb. 5: Puppenspieler<br />

auf das Thema „Rangeln und Raufen“<br />

einlassen. Vertrauen bedeutet die<br />

Gewissheit, sich in neuartigen und<br />

kritischen Situationen auf den Partner<br />

und die Gruppe verlassen zu können.<br />

In dieser Phase gewinnt das Einhalten<br />

von Regeln und die Beachtung von<br />

Ritualen eine immer größere Bedeutung.<br />

Hier stehen dem Alter der<br />

Kinder entsprechend „riskante“<br />

Bewegungsaufgaben im Vordergrund,<br />

deren Lösung bzw. Durchführung<br />

kooperatives Verhalten und eine<br />

angemessene Kommunikation<br />

verlangen.<br />

31


32<br />

Gegen Gewalt ankämpfen: Ringen und Raufen als präventives Angebot im Kindergarten<br />

r Abb. 6: Blindes Führen<br />

r Abb. 7: Pendel<br />

• Beispiele<br />

Blindes Führen<br />

Partner A führt Partner B, der<br />

die Augen geschlossen hat, mit<br />

Tempo- und Richtungswechsel<br />

durch den Raum. Der Führende<br />

hält den Geführten am Ober- und<br />

Unterarm fest. Ein Spieler mit<br />

verbundenen Augen kann auch<br />

durch eine Gasse (aus Kindern)<br />

geführt werden.<br />

Pendel<br />

Zwischen zwei gegenüberste-<br />

henden Spielern steht ein dritter<br />

Mitspieler, der sich ganz steif<br />

macht und die Augen schließt.<br />

Dann wird er vorsichtig von den<br />

beiden anderen hin- und hergependelt.<br />

Von kleinen Kämpfchen<br />

zum komplexen<br />

Kampfgeschehen<br />

In dieser Phase erleben und erfahren<br />

die Kinder erste kämpferische Elemente,<br />

i. d. R. zunächst in Partnerarbeit.<br />

„Raufspezifische Techniken“ (wie<br />

Abrollen, Fallen, Ziehen, Schieben usw.)<br />

werden erprobt und parallel die<br />

Einsicht in die Notwendigkeit von<br />

Regeln und Ritualen vertieft. Allmählich<br />

kann dann das vorher erworbene<br />

(Bewegungs-)Repertoire erweitert,<br />

verfeinert und durch taktische Kompetenzen<br />

ausgebaut werden. Sinnvoll ist<br />

auch, durch gemeinsame Überlegungen<br />

die Durchführung und Regeln zu<br />

variieren (z. B. statt „Eins gegen Eins“:<br />

„Zwei gegen Eins“, „Gruppe gegen<br />

Gruppe“ oder (z. B. „Zeit-“ statt<br />

„Punktekampf“).<br />

In komplexen Spielen und Wett-<br />

kämpfen schließlich können und<br />

sollen alle Facetten des Ringens,<br />

Rangelns und Raufens erlebt und<br />

genossen werden. Dass die Grundregeln<br />

auch und gerade hier ihre Gültigkeit<br />

behalten, ist selbstverständlich.<br />

Nun kann sich der eigentliche Charakter<br />

des Themas bzw. die „unbändige<br />

Kampfeslust“ entfalten. Dabei ist<br />

auf einen angemessenen Wechsel<br />

zwischen Aktionsphasen auf der<br />

einen und Ruhe-, Entspannungs-<br />

bzw. Reflexionsphasen auf der anderen<br />

Seite zu achten.


• Beispiele<br />

Rückenschieben<br />

Zwei Kinder sitzen Rücken an<br />

Rücken auf dem Boden in der Mitte<br />

einer ungefähr vier bis sechs Meter<br />

breiten Gasse, die von zwei Auslinien<br />

markiert wird. Auf ein Startsignal<br />

hin wird versucht, den Partner<br />

über dessen Auslinie zu schieben.<br />

Einen Ausweg suchen<br />

Partner „A“ fixiert Partner „B“ in<br />

Bauchlage am Boden entweder im<br />

„Schwitzkasten“ oder indem Partner<br />

„A“ im rechten Winkel auf seinem<br />

Bauch liegt und ihn mit seinem<br />

gesamten Gewicht belastet. Nach<br />

der Aufforderung: „Probiert mal aus,<br />

wie Ihr Euch befreien könnt“, hat<br />

der fixierte Partner 30sec Zeit, sich<br />

aus dieser Lage zu befreien.<br />

Drei-Felder-Kampf<br />

Die gesamte Mattenfläche wird in<br />

drei gleich große Felder eingeteilt.<br />

Alle Kinder befinden sich zu Beginn<br />

des Spiels im ersten (äußeren) Feld<br />

(1) und versuchen, so lange wie<br />

möglich in diesem Feld zu bleiben,<br />

aber gleichzeitig die anderen in das<br />

zweite (mittlere) Feld (2) zu<br />

drängen. Dabei ist das Anfassen an<br />

der Kleidung bzw. an den Schultern<br />

erlaubt. Diejenigen, die in das Feld<br />

zwei gedrängt worden sind, dürfen<br />

weitere Mitspieler aus Feld eins<br />

herausholen und in Feld (3)<br />

drängen. Gewonnen hat, wer bis<br />

zuletzt in Feld eins geblieben ist,<br />

zweite Sieger sind die, die sich in<br />

Feld 2 befinden. Es ist nur max.<br />

Kniestand erlaubt.<br />

Fazit<br />

Nicht der konfliktfreie Kindergarten ist<br />

das Ziel gewaltpräventiver Maßnahmen,<br />

sondern die Vermittlung eines Verhaltens<br />

bzw. einer Verhaltensdisposition,<br />

die einen sozial angemessenen Umgang<br />

miteinander ermöglicht. Gewaltpräventive<br />

Maßnahmen geben v. a. den<br />

Kindern Hilfestellung und Orientierung,<br />

bei denen eine Häufung von Risikofaktoren<br />

auf die Entwicklung aggressiven<br />

bzw. gewaltbereiten Verhaltens<br />

hindeutet. Erziehung und Förderung im<br />

r Abb. 8: Rückenschieben<br />

r Abb. 9: Ausweg suchen<br />

r Abb. 10a: Dreifelderkampf r Abb. 10b: Dreifelderkampf<br />

33


34<br />

Gegen Gewalt ankämpfen: Ringen und Raufen als präventives Angebot im Kindergarten<br />

Kindergarten sollten jedoch insgesamt<br />

zur Konfliktfähigkeit und zur Verinnerlich<br />

einer Streitkultur, die trotz unterschiedlicher<br />

Meinung den anderen<br />

respektiert, beitragen. Dazu gehört<br />

nicht nur, Kindern entsprechende<br />

Angebote zu machen, sondern sich der<br />

Vorbildfunktion als Erwachsener<br />

bewusst zu sein.<br />

Das Thema Ringen und Raufen setzt als<br />

ein eher unspezifisches Angebot an der<br />

Stärkung der Gesamtpersönlichkeit des<br />

Kindes wie an der Vermittlung basaler<br />

Kompetenzen an und ergänzt bzw.<br />

unterstützt damit in geeigneter Weise<br />

spezifische gewaltpräventive Programme.<br />

Als weitgefächertes Erfahrungsfeld<br />

können Kinder spielerisch den<br />

Umgang mit „Nähe und Distanz“ üben<br />

und eigene Grenzen entdecken. Die<br />

Erfahrungen tragen zum Aufbau eines<br />

positiven Selbstbildes bei und stabilisieren<br />

das Vertrauen in sich und andere.<br />

Gewalt? Nein Danke!<br />

Literatur<br />

beta Institut (2003): Papilio® – Ein<br />

Programm für Kindergärten zur<br />

Primärprävention von Verhaltensproblemen<br />

und zur Förderung<br />

sozial-emotionaler Kompetenz.<br />

www.papilio.de<br />

Beudels, W. (2002): Ich lass’ mich<br />

doch nicht unterkriegen –<br />

Ringen und Raufen in der<br />

Förderung mit sog. hyperaktiven<br />

Kindern. In: S. Schönrade et al.<br />

(Hrsg.): Kindheit ans Netz.<br />

Dortmund: borgmann<br />

publishing, 87–104.<br />

Beudels, W. (2003): Raufen und<br />

Rangeln. Das soll Bewegungs-<br />

und Entwicklungsförderung<br />

sein? In: A. Anspieler (Red.):<br />

Fürsorge und Aufsicht in<br />

Kindergärten und Kindertagesstätten.<br />

Ratgeber Sicherheit.<br />

Berlin: Raabe.<br />

Beudels, W./Anders, W. (2002): Wo<br />

rohe Kräfte sinnvoll walten.<br />

Handbuch zum Ringen, Rangeln<br />

und Raufen in Pädagogik und<br />

Therapie. 2. Aufl. Dortmund:<br />

borgmann publishing.<br />

Bundesministerium für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend –<br />

BMFSFJ (2004) (Hrsg.): Soziale<br />

Kompetenz für Kinder und<br />

Familien. Ergebnisse der<br />

Erlangen-Nürnberger Entwicklungs-<br />

und Präventionsstudie.<br />

Bonn.<br />

Cierpka, M. (Hrsg.). (2003): FAUST-<br />

LOS. Ein Curriculum zur<br />

Förderung sozialemotionaler<br />

Kompetenzen und zur Gewaltprävention<br />

für den Kindergarten.<br />

Göttingen: Hogrefe.<br />

Funke, J. (1983): Sportunterricht als<br />

Körpererfahrung. Reinbek:<br />

Rowohlt.<br />

Funke, J. (1988): Ringen und<br />

Raufen. In: Sportpädagogik, 22<br />

(4), 13–22.<br />

Funke–Wieneke, J. (1994): Pankration<br />

im Schulsport? Versuch einer<br />

sonderpädagogischen Argumentation<br />

zum Vorhaben der<br />

„Selbstverteidigung für Mädchen“.<br />

In: sportunterricht, 43 (6),<br />

259–261.<br />

Gerdes, L. (1998): Zweikämpfen mit<br />

Kontakt als Übung im Vertrauen.<br />

In: Sportpädagogik, 22 (5), 50–<br />

53.<br />

Gerr, R. (1982): Ringen und Raufen<br />

als psychomotorisches Bildungs-<br />

und Erziehungsmittel. Dortmund:<br />

<strong>Verlag</strong> modernes lernen.<br />

Happ, S. (1998): Zweikämpfen mit<br />

Kontakt. In: Sportpädagogik, 22<br />

(5), 13–23.<br />

Koglin, U./Petermann, F. (2006):<br />

Verhaltensstraining im Kindergarten.<br />

Ein Programm zur<br />

Förderung sozial emotionaler<br />

Kompetenz. Göttingen: Hogrefe.<br />

Leuzinger-Bohleber, M./Wolff, A./<br />

Fischmann,T. (2007): Frankfurter<br />

Präventionsstudie - Aggression<br />

und Gewalt schon im Kindergarten<br />

vorbeugen. In: Die Ersatzkasse,<br />

Fachzeitschrift der Ersatzkassenverbände,<br />

3, 104–105.<br />

Lüders C./Holthusen, B (2007):<br />

Gewalt als Lernchance. Jugendliche<br />

und Gewaltprävention.<br />

Manuskript, Vortrag auf dem 12.<br />

Deutschen Präventionstag. In:<br />

Deutsches Jugendinstitut<br />

(Hrsg.): Strategien der Gewaltprävention.<br />

München.<br />

Matthiass, R. (1998): Miteinander<br />

ringen, raufen, kämpfen und<br />

Vertrauen entwickeln. In:<br />

Sportpädagogik (4), 35–40.<br />

Miethling, W. D. (1996): Aggressionen<br />

im Sportunterricht. In:<br />

Sportpädagogik, 20 (4), 19–31.<br />

Müller, B. (1996): Gegeneinander<br />

kämpfen – um friedlich miteinander<br />

sein zu können. In:<br />

Sportpädagogik, 20 (4), 41–46.<br />

Rieder, H. (1980): Warum sind<br />

Ringen und Raufen in Vorschul-<br />

und Schulsport heute verpönt?<br />

In: Motorik, 3 (4).<br />

Schick, A. (2006): Gewaltprävention<br />

in Grundschule und Kindergarten<br />

mit Faustlos. In: Psychoanalyse<br />

im Widerspruch, 35, 91–106.<br />

Schick, A., & Cierpka, M. (2003).<br />

Faustlos: Evaluation eines<br />

Curriculums zur Förderung<br />

sozial-emotionaler Kompetenzen<br />

und zur Gewaltprävention<br />

in der Grundschule. Kindheit<br />

und Entwicklung, 12, 100–110.<br />

Schick, A., & Cierpka, M. (2004).<br />

Evaluation des Faustlos-<br />

Curriculums für den Kindergarten.<br />

Stuttgart: Landesstiftung<br />

Baden-Württemberg.<br />

Zimmer, R. (2007): Bildung durch<br />

Bewegung – Bewegung in der<br />

Bildung. In: Motorik 1 (30), 3–11.


Norbert Meller<br />

Das H.E.A.R.T.© Konzept<br />

Gewaltprävention in einer stationären Einrichtung<br />

der Erziehungshilfe<br />

Das im Modell „Leben lernen“ angewandte H.E.A.R.T.© Konzept (Holistic & Educational<br />

Anger Response Training) ist ein ganzheitlich-erzieherisches Interventionsprogramm<br />

basierend auf den Grundlagen taoistischer Philosophie und den daraus<br />

entstandenen TCA (Traditional Chinese Arts – Taoist Cultural Arts). Erstmalig wurde<br />

in einem intensivpädagogischen Kontext ein systematisches Präventionskonzept<br />

nach den Methoden der TCA angewandt und im Alltag praktiziert. In den so<br />

genannten Out of Range Situationen wurde die Interventionsstrategie der TCA<br />

auch zur körperlichen Begrenzung angewandt. Mit Respekt und Würde begegnen<br />

wir den Kindern und Jugendlichen in deren größter Krise, die wir als Out of Range<br />

Situation bezeichnen. Dieses Begegnen ist immer auch ein körperliches Begegnen.<br />

Die von Günder (unveröffentlicht) durchgeführte vierjährige Evaluation des Modells<br />

„Leben lernen“ konnte u. a. eine signifikante Verminderung aggressiver Verhaltensmuster<br />

nachweisen.<br />

Einleitung<br />

Die öffentliche Diskussion über Gewalt<br />

von Kindern und Jugendlichen ist seit<br />

einiger Zeit wieder aufgeflammt: immer<br />

neue Schreckensnachrichten suggerieren<br />

einen brutalen Lebensalltag für<br />

Kinder und Jugendliche, doch dieser<br />

Eindruck ist nur bedingt richtig. Durch<br />

das jahrelange Dauerbombardement<br />

von realen Gewalttaten und fiktiven<br />

Gewaltdarstellungen in den Medien ist<br />

in erster Linie die Sensibilisierung<br />

gesellschaftsweit gestiegen. In der<br />

wissenschaftlichen Forschung wird in<br />

allen Disziplinen zwischen körperlicher,<br />

psychischer, verbaler und sexueller<br />

Gewalt unterschieden:<br />

• Körperliche Gewalt ist die<br />

Schädigung und Verletzung eines<br />

anderen durch physische Kraft<br />

und Stärke.<br />

• Psychische Gewalt ist die<br />

Schädigung und Verletzung eines<br />

anderen durch Abwendung,<br />

Ablehnung, Abwertung, Entzug<br />

von Vertrauen, Entmutigung und<br />

emotionales Erpressen.<br />

• Verbale Gewalt ist die Schädigung<br />

und Verletzung eines<br />

anderen durch beleidigende<br />

erniedrigende Worte, die manch-<br />

mal schärfer sein können als<br />

körperliche Attacken.<br />

• Sexuelle Gewalt schließlich ist<br />

die Schädigung und Verletzung<br />

eines anderen durch erzwungene<br />

intime Körperkontakte und<br />

andere sexuelle Handlungen, die<br />

dem Täter eine Befriedigung<br />

eigener Bedürfnisse ermöglicht.<br />

Die Rahmenbedingungen<br />

Träger<br />

Das Ev. Kinderheim, Jugendhilfe Herne<br />

& Wanne-Eickel gGmbH bietet ca. 200<br />

Kindern, Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen Betreuungsmöglichkeiten<br />

im stationären, teilstationären und<br />

flexiblen, bzw. ambulanten Bereich an.<br />

Lage<br />

Wir bewohnen ein ehemaliges Bauernhaus<br />

in Alleinlage in ländlicher Gegend<br />

ca. 15 km südlich von Münster. Das<br />

Haus hat ca. 450 qm Wohn- und<br />

Nutzflächen. Es bietet 6 Kindern/<br />

Jugendlichen Einzelzimmer mit<br />

Gemeinschaftsduschen/-bädern. Zum<br />

Haus gehören eine Scheune mit<br />

weiteren Nutzungsmöglichkeiten und<br />

ein ca. 3700 qm großes Grundstück.<br />

Über die Kerngruppe hinaus bieten wir<br />

ein integriertes Verselbstständigungskonzept<br />

aufgeteilt in drei Phasen:<br />

• Phase I: hier bewohnen max.<br />

2 Jugendliche eine im Gebäude<br />

angeschlossene Einliegerwohnung.<br />

• Phase II: hier bewohnen jeweils max.<br />

2 Jugendliche eine Wohnung<br />

außerhalb des Stammhauses.<br />

• Phase III: entspricht dem Sozialpädagogisch<br />

Betreuten Wohnen (SBW).<br />

Aufnahme<br />

Rechtliche Grundlage für eine Aufnahme<br />

sind die §§ 27, 34, 35 und 35a<br />

KJHG.<br />

Zielgruppe<br />

Aufgenommen werden Mädchen und<br />

Jungen im Alter zwischen 12 und 16<br />

Jahren, bei denen in mehreren Bereichen<br />

der Persönlichkeit schwere<br />

Störungen der charakterlichen Konstitution<br />

und des Verhaltens vorliegen,<br />

und die mit persönlichen und sozialen<br />

Beeinträchtigungen einhergehen.<br />

Förderziele<br />

Planmäßige Ziele der intensivpädagogischen<br />

Betreuung sind, in einem<br />

kreativen pädagogischen Prozess die<br />

nicht erkannten Stärken und Fähigkeiten<br />

des einzelnen Kindes/Jugendlichen<br />

erfahrbar zu machen, um damit<br />

eine Lebensqualität definieren zu<br />

können, welche die Symptome der<br />

Auffälligkeiten abbaut, seine Fähigkeiten<br />

und seinen Willen stärken und<br />

um Verhaltenssicherheiten im Umgang<br />

mit sich selbst und der Umwelt zu<br />

gewinnen.<br />

Mitarbeiter<br />

In diesem Hilfeangebot sind ausschließlich<br />

Pädagogen mit Zusatzausbildungen<br />

35


36<br />

Das H.E.A.R.T.© Konzept<br />

beschäftigt. Personalanhaltswert<br />

pädagogischer Mitarbeiter: 1:0,86.<br />

Entwicklungsförderung nach<br />

dem H.E.A.R.T.© Konzept<br />

(Holistic & Educational Anger<br />

Response Training)<br />

Grundlagen<br />

Das H.E.A.R.T.© Konzept ist entstanden<br />

aus dem Zusammentreffen von<br />

gewalttätigen, schwersttraumatisierten<br />

Kindern und Jugendlichen und dem<br />

Dipl.-Heilpädagogen Norbert Meller,<br />

gleichzeitig auch TCA Lehrer (Traditional<br />

Chinese Arts – Taoist Cultural Arts).<br />

H.E.A.R.T.© besteht aus zwei Modulen:<br />

Norbert Meller<br />

Dipl.-Heilpädagoge<br />

Psychotraumatologischer Fachberater;<br />

TCA Master; langjährige Leitung des<br />

Intensivpädagogischen Modells „Leben<br />

lernen“ im Ev. Kinderheim Herne;<br />

Lehrbeauftragter der FH Dortmund;<br />

Dozent bei Fachpool Fortbildungsgesellschaft;<br />

seit 1977 persönlicher und<br />

höchstgraduiertester Schüler außerhalb<br />

Englands von Prof. Chee Soo (†1994),<br />

dem letzten Großmeister des legen-<br />

dären Lee Stils; Gründer und Senior<br />

Instructor der Taoist Movement (TAMO<br />

e. V.); für den Kösel <strong>Verlag</strong> Übersetzungen<br />

einiger Bücher seines Lehrers<br />

ins Deutsche; Publikation eigener<br />

Schriften unter taoist.de.<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Ev. Kinderheim Herne Modell<br />

„Leben lernen“<br />

Kreuzbauerschaft 15<br />

48308 Senden-Ottmarsbocholt<br />

Telefon: 0 25 98/92 97 04<br />

E-Mail: nmeller@gmx.de<br />

• Modul I beschäftigt sich mit TCA als<br />

Gewaltprävention, basierend auf<br />

dem taoistischen Selbstregulationsmodell.<br />

• Modul II vermittelt TCA im Kontext<br />

von Krisenintervention, einschließlich<br />

körperlicher Begrenzung –<br />

physical restraint wie es im englischsprachigen<br />

Bereich formuliert<br />

wird.<br />

Die Leitsymptome bei fast allen<br />

traumatisierten Kindern und Jugendlichen<br />

sind impulsiv-aggressive<br />

Gewaltdurchbrüche, Konzentrationsstörungen,<br />

soziale Interaktionsstörungen<br />

und Leistungsverweigerung. Hinzu<br />

kommt eine permanent erhöhte innere<br />

Anspannung, die zu häufigen Entgleisungen<br />

führt, sei es verbaler Art im<br />

Sinne von Beleidigungen oder körperlicher<br />

Art im Sinne von gewalttätigen<br />

Übergriffen. Diese ständige innere<br />

Wut, die sich nicht artikulieren lässt,<br />

diese Überflutung innerer Bilder, die<br />

Angst auslösen; Angst, die wieder in<br />

Wut umschlägt. Es gibt für die<br />

Kinder und Jugendlichen scheinbar<br />

keinen Halt, weder innerlich noch<br />

äußerlich.<br />

Aus diesen Beobachtungen heraus<br />

ergeben sich die folgenden inhaltlichen<br />

Anforderungen:<br />

• Arbeit an den Quellen, d. h.<br />

traumapädagogische Lebensbewältigung,<br />

• Umwandlung der inneren<br />

Anspannung in Entspannung,<br />

• Umlenkung negativ aggressiver<br />

Entladung in positive Energie,<br />

• Aufbau sozialer Kompetenzen,<br />

• Entwicklung eines positiven<br />

und leistungsbereiten Selbstbildes,<br />

• eingebettet in ein lebenspraktisches,<br />

philosophisch orientiertes<br />

Weltbild, geprägt von Respekt<br />

und Würde im Umgang miteinander<br />

und mit der Natur.<br />

Die taoistische Philosophie manifestiert<br />

sich in TCA. TCA ist sozusagen „Philosophie<br />

in Bewegung“. Das taoistische<br />

Modell eines sich selbst regulierenden<br />

Systems wie es im Yin/Yang-Konzept<br />

ausgedrückt wird, führte zur Entwicklung<br />

und Anwendung von TCA im Sinne<br />

einer präventiven „Selbstregulationstherapie“.<br />

TCA als Selbstregulationstherapie<br />

Systematisches Entspannungstraining:<br />

Das TCA-Training basiert auf der<br />

Überzeugung, dass wir unser<br />

wirkliches Kraftpotential nur in<br />

einem entspannten Zustand<br />

erreichen. Das konkrete Training ist<br />

das Einüben der vier Prinzipien des<br />

Chi-Konzeptes, das weiter unten<br />

beschrieben wird. Wichtig ist die<br />

Tatsache, dass zu jedem Training<br />

auch das gegenseitige Testen von<br />

Kraft gehört. Entspannte Kraft<br />

eben. Was uns zum nächsten Punkt<br />

führt.<br />

Persönlichkeitsentwicklung:<br />

Große Kraft bedeutet immer auch<br />

große Verantwortung. Verantwortung<br />

gegenüber sich selbst, seinen<br />

Mitmenschen und der Natur. Respekt<br />

und Würde im Umgang miteinander<br />

sind konkret zu erlebende Inhalte<br />

jeden TCA-Trainings und Grundlage<br />

jeder erzieherischen Haltung.<br />

Integration kämpferischer Elemente:<br />

Aggression ist in jedem von uns und<br />

es ist wichtig, dieses Element<br />

positiv zu erleben. Sich in Einheit<br />

mit seinem Partner zu bewegen,<br />

kämpferisch, ohne Sieger und<br />

Besiegten, den Fluss der Einheit zu<br />

fühlen, wie aus einem ICH und DU<br />

ein WIR entsteht.<br />

Das Interaktionskonzept I Fu Shou –<br />

Fühlende Hände:<br />

Dieses WIR entsteht gewissermaßen<br />

aus einem Loslassen eigener Ziel-<br />

gerichtetheit hin zu einem Sich-<br />

Einlassen auf seinen Partner. Diesen<br />

zu fühlen, seine Bewegungen zu<br />

fühlen und das noch nicht Geschehene<br />

zu antizipieren, ist anzustrebendes<br />

Ziel.<br />

Graduierungssystem:<br />

Das Curriculum der TCA ermöglicht<br />

ein entsprechendes individuelles<br />

Weiterkommen und findet seine<br />

äußere Symbolik in einer Graduierung.<br />

Gleichzeitig ist jede Graduierung<br />

immer auch mit Statuszuwachs<br />

verbunden und kann somit<br />

positiv für den erzieherischen<br />

Prozess genutzt werden.


TCA im Kontext von (körperlicher)<br />

Krisenintervention<br />

Im Alltag einer intensivpädagogischen<br />

Gruppe (aber nicht nur dort) gibt es<br />

häufig massiv regelverletzende Übergriffe,<br />

die eine sofortige Intervention<br />

erfordern. Wir sprechen dann von „Out<br />

of Range“, wenn Kinder und Jugendliche<br />

ausrasten, keine Selbststeuerung<br />

mehr haben, nicht mehr sprachlich<br />

erreichbar sind, Eigen- und Fremdgefährdung<br />

drohen. Wir begleiten die<br />

Kinder und Jugendlichen mit Respekt<br />

und Würde in einer solchen existentiellen<br />

Krise, die immer auch deren<br />

Körperlichkeit impliziert.<br />

TCA als systematisches Gewaltpräventionsprogramm<br />

– Philosophie<br />

Das Ziel taoistischer Philosophie ist es,<br />

eine Lebensführung zu praktizieren, die<br />

sich im Einklang mit der Natur befindet.<br />

Dies bedeutet letztlich im Gleichgewicht<br />

innerer und äußerer Einflüsse zu<br />

sein. Der Taoismus kennt keine schriftlichen<br />

Glaubenssätze oder Gebote und<br />

kann nicht über eine ausschließlich<br />

intellektuelle oder sprachliche Weise<br />

verstanden werden. Taoismus gründet<br />

sich auf den Prinzipien der Natur und<br />

wie wir natürliche Situationen als einen<br />

Lerngegenstand begreifen können, um<br />

Menschen bei der Lösung ihrer vielfältigen<br />

Probleme zu unterstützen, sei es<br />

physischer, geistiger, seelischer oder<br />

emotionaler Natur.<br />

Kernideen der taoistischen<br />

Philosophie<br />

Spontaneität und Kreativität: Kinder und<br />

Jugendliche reagieren in der Regel<br />

ungehalten auf Beschränkungen oder<br />

Verhaltensregeln, wie sie sich als<br />

zukünftige Erwachsene zu verhalten<br />

haben. Jede Strategie, die auf rigiden<br />

oder dogmatischen Vorstellungen<br />

beruht, ist zum Scheitern verurteilt, da<br />

jedes Kind/jeder Jugendliche diese<br />

umgehen wird. Dies funktioniert jedoch<br />

nicht, wenn eine erzieherische Haltung<br />

des annehmenden Verstehens praktiziert<br />

wird. Regeln sind dazu da, um uns<br />

unsere Verhaltensweisen zu vereinfachen.<br />

Die Tatsache, dass jeder Mensch<br />

verschieden ist, führt zu einer individuellen<br />

Sichtweise; somit erfordert jede<br />

professionelle Arbeit mit Kindern und<br />

Jugendlichen eine spontane und<br />

annehmende Herangehensweise an jede<br />

neue Situation.<br />

Flexibilität und Nachgiebigkeit: Flexibilität<br />

umfasst sowohl den geistigen als<br />

auch den körperlichen Bereich. Nachgiebigkeit<br />

ermöglicht die Entwicklung<br />

eigener Sensitivität, die in der Übung<br />

„Fühlende Hände“ zur Perfektion<br />

gelangt. Nachgiebigkeit schützt nicht<br />

nur uns vor Verletzungen, sondern auch<br />

den Angreifer – als Ergebnis unserer<br />

Anwendung von Kontrolltechniken. Alle<br />

taoistischen Techniken sind in der<br />

Gesundheit verwurzelt und das letzte,<br />

was wir wollen, ist jemandem Schaden<br />

zuzufügen. Unsere Trainingsmethoden<br />

ermöglichen es, den „Chi”-Fluss zu<br />

erfahren, d. h. unsere eigene innere<br />

Energie. Dies ist der Weg, sowohl unsere<br />

Sinne als auch unsere innere Balance,<br />

den Zustand einer tiefen inneren Ruhe<br />

zu entwickeln, als die wohl beste<br />

Voraussetzung, um sich in gewalttätigen<br />

Situationen zu verteidigen.<br />

Sensitivität: Dies ist die Kernkompetenz,<br />

die uns das richtige Handeln zur<br />

richtigen Zeit ermöglicht: Sie kann<br />

nicht ersetzt werden durch clevere<br />

Rezepte, Handlungsanweisungen oder<br />

standardisierte Handlungsroutinen. Ein<br />

Sensitivitätstraining führt zu erheblichen<br />

Verbesserungen der Wahrnehmung<br />

und zu einem erhöhten Bewusstsein<br />

für potentiell gefährliche<br />

Situationen. Sensitivität ist immer<br />

einem an Regelkatalogen orientierten<br />

Denken und Handeln überlegen, da<br />

dieses erstens längere Zeit zur Verinnerlichung<br />

benötigt und zweitens bei<br />

unvorhersehbaren Änderungen versagt.<br />

Regenerierung, Fluss: Die beste Art der<br />

Bewegung sind Kreise, Kreise regenerieren<br />

die Energie, die sonst verpuffen<br />

würde. Wenn jemand angreift und man<br />

mit einer geraden Blockbewegung<br />

reagiert, verlässt man sich hauptsächlich<br />

auf seine stärkere physische Kraft,<br />

um den Angriff umzulenken. Aber was<br />

ist, wenn der Angreifer physisch stärker<br />

ist? Offensichtlich ist diese Strategie<br />

nicht immer effektiv. Dagegen ist eine<br />

kreisförmige Bewegung deutlich<br />

effektiver, da sie eine Reaktion beim<br />

Angreifer provoziert, die genutzt werden<br />

kann, um das Gleichgewicht zu lenken,<br />

wodurch die ursprüngliche Kraft des<br />

Angreifers sich gegen ihn selbst richtet.<br />

Yin und Yang, Selbstregulation: Yang<br />

verkörpert direkte Aktion, Aktivität und<br />

Erweiterung, wohingegen Yin das<br />

Indirekte, Passivität und Kontraktion<br />

verkörpert. In der traditionellen taoistischen<br />

Medizin spielt das Yin/Yang-<br />

Konzept eine bedeutende Rolle und alle<br />

Krankheiten können letztendlich einer<br />

der beiden Kategorien zugeordnet<br />

werden. Das Yin/Yang-Prinzip beinhaltet<br />

Gegensätze und doch befinden sich<br />

beide in einer harmonischen Balance<br />

miteinander. Die Balance von Yin und<br />

Yang ist dynamisch und somit permanent<br />

verändernd, deshalb ist eine<br />

flexible Haltung so außerordentlich<br />

wichtig. Yin und Yang sind keine<br />

abstrakten Konstrukte, sondern natürliche,<br />

reale Prinzipien, die wir jeden Tag<br />

beobachten können: sei es im Wechsel<br />

der Jahreszeiten, im Wechsel von Tag<br />

und Nacht oder im Wechsel des Wetters.<br />

Wenn ein Element extrem wird,<br />

verändert es sich ins Gegenteil, deshalb<br />

ist ein Zulassen natürlicher Kreisläufe<br />

von größter Bedeutung.<br />

Ganzheitliche Sicht: Sämtliche beschriebenen<br />

Prinzipien sind miteinander<br />

verbunden und dürfen nicht isoliert<br />

betrachtet werden. Weitere Gesichtspunkte<br />

sind die Ernährung, die Umgebung,<br />

der geistige, physische und<br />

emotionale Zustand, sowie eher energetische<br />

Hinweise, die zu diagnostischen<br />

Zwecken genutzt werden und zu einem<br />

vertieften Verständnis gegebener<br />

Situationen führen.<br />

Praxis<br />

TCA ist Philosophie in Bewegung,<br />

sozusagen die bewegungsmäßige<br />

Umsetzung der philosophischen<br />

Konzepte in seinen drei elementaren<br />

Bereichen: den Bewegungs-, Kampf-<br />

und Heilkünsten.<br />

Zu den Bewegungskünsten zählen:<br />

• T’ai Chi – Meditation in Bewegung<br />

• Tao Yin – Atemübungen<br />

• K’ai Men – Die taoistische Version<br />

des Yoga und der spezielle Chi Kung<br />

Stil der Lee-Familie. Übungen mit<br />

dem Ziel der Entwicklung, Stimulierung<br />

und Lenkung der Chi-Energie.<br />

Chi ist als Lebensenergie, als innere<br />

Kraft, als energetische Grundsubstanz<br />

allen Lebens zu verstehen.<br />

• I Fu Shou – Fühlende Hände,<br />

Taoistische Interaktionstherapie.<br />

37


38<br />

Das H.E.A.R.T.© Konzept<br />

Zu den Kampfkünsten zählen:<br />

• Feng Shou – weiches Kung Fu<br />

• Chi Shu – Balancearbeit,<br />

Wurftechniken<br />

• Chuai Shaio – Bodenkampf.<br />

Zu den Heilkünsten zählen:<br />

• Tuina – Energie- und Druckpunktmassage,<br />

sie soll innere und äußere<br />

Blockaden und Verspannungen lösen,<br />

und den inneren Energiefluss<br />

anregen.<br />

• Ch‘ang Ming – Übersetzt bedeutet<br />

dies, die „Kunst des langen Lebens“. Im<br />

taoistischen Sinne gilt es, ein zufriedenes,<br />

sinnerfülltes und gesundes<br />

Leben zu genießen. Neben lebensphilosophischen<br />

Elementen umfasst<br />

Ch‘ang Ming auch konkrete Ernährungsweisen<br />

und spezielle Diäten.<br />

TCA Handlungsprinzipien<br />

als bewegungspädagogische<br />

Orientierung<br />

Neben festgelegten Bewegungsabläufen,<br />

in denen spezifische Handlungsprinzipien<br />

umgesetzt werden, folgen die<br />

Partnerübungen eher spontanen,<br />

ständig wechselnden Bewegungsabläufen,<br />

die nie vorhersehbar sind. Bewegung<br />

in Einheit von Körper und Geist<br />

basiert auf der Umsetzung folgender<br />

vier Prinzipien:<br />

• Völlige geistige und körperliche<br />

Entspannung,<br />

• das Gewicht sinken lassen, die<br />

Schultern sind entspannt, die<br />

Gelenke locker,<br />

• die Aufmerksamkeit auf den „Tan<br />

Tien“-Punkt unterhalb des Bauchnabels<br />

richten, den Atem ebenfalls dort<br />

fokussieren im Sinne einer tiefen<br />

Bauchatmung,<br />

• sein „Chi“ fließen lassen und niemals<br />

physische Kraft gebrauchen.<br />

Auch in den weiteren Handlungsprinzipien<br />

werden die taoistischen Konzepte<br />

erkennbar:<br />

• Nutze die Kraft des Nachgebens,<br />

fließe mit der Bewegung und gebrauche<br />

immer kreisförmige, runde<br />

Bewegungen.<br />

• Weiche einem Angriff immer aus, sei<br />

immer spontan und passe dich den<br />

Situationen an.<br />

• Klebe an deinem Partner und fühle die<br />

Richtung, in die du ihn lenken kannst.<br />

Die Durchführung<br />

TCA ist im Modell „Leben lernen“<br />

integrierter Bestandteil des pädagogischen<br />

Konzeptes: 2x wöchentlich<br />

trainieren alle anwesenden Kinder und<br />

Jugendlichen für 1 Stunde. Es hat sich<br />

im Laufe der Jahre ergeben, dass ein<br />

Termin inhaltlich den Schwerpunkt<br />

mehr auf Partnerübungen legt. Der<br />

zweite Termin hat seinen Schwerpunkt<br />

in den Formen, im Chi Kung und der<br />

Massage. Je nach pädagogischem<br />

Prozess gibt es zusätzliche Einzeltrainings<br />

bzw. Partnerübungen. In den<br />

Sommerferien gibt es für alle Kinder<br />

und Jugendlichen ein einwöchiges<br />

Sommercamp.<br />

Die anfänglichen Reaktionen der Kinder<br />

und Jugendlichen auf das Training<br />

reichen von einem skeptischen „Ichmuss-ja“<br />

inklusiver leichter tendenzieller<br />

Verweigerung bis hin zu wirklicher<br />

Freude. Es überrascht nicht, dass<br />

der Anteil koordinationsgestörter Kinder<br />

und Jugendlicher unter denjenigen mit<br />

ablehnender Haltung deutlich überwiegt.<br />

Da TCA in einer Atmosphäre des<br />

gegenseitigen Respekts und des<br />

würdevollen Umgangs miteinander<br />

stattfindet, trauen sich die Kinder und<br />

Jugendlichen mit der Zeit an Bewegungsabläufe,<br />

die sie früher abgelehnt<br />

hätten, und beginnen Schrittweise<br />

koordinative Kompetenzen aufzubauen.<br />

In Verbindung mit den interaktiven<br />

Partnerübungen beginnen sich schon<br />

sehr bald nach dem Beginn des<br />

Trainings positive Veränderungen<br />

hinsichtlich der sozialen Kompetenz zu<br />

zeigen. Dies bestätigt auch die vierjährige<br />

Evaluation von Günder, der eine<br />

signifikante Verminderung aggressiver<br />

Verhaltensweisen feststellen konnte.<br />

Damit sich der Leser ein anschauliches<br />

Bild von der praktischen Durchführung<br />

machen kann, haben wir eine Präsentations-CD<br />

online gestellt, die Sie<br />

downloaden können (unter www.taoist.<br />

de).<br />

Out of Range: Wenn Kinder<br />

und Jugendliche ausrasten<br />

Definition: Impulsive, aggressive Aktion<br />

verbunden mit einem Steuerungs-<br />

Kontrollverlust.<br />

Symptome: Körperlicher Angriff,<br />

Zerstörung von Gegenständen, Hyperaktivität,<br />

erhebliche körperliche<br />

Anspannung, Selbstverletzung, keine<br />

verbale Ansprechbarkeit, Schreien, Zorn<br />

und Wut, Gewalt.<br />

Handlungsstrategien in<br />

Out of Range-Situationen<br />

• Vor einer Out of Range-Situation<br />

Prophylaktische Interventionen, mit<br />

dem Ziel einer Reduzierung von<br />

Spannungszuständen durch TCA-<br />

Methoden.<br />

• Beginn einer Out of Range-Situation<br />

Handle offensiv, sei entschlossen,<br />

schnell und effektiv mit einer klaren<br />

Körpersprache. Kurze und klare<br />

verbale Anweisung, trenne die Kinder<br />

und Jugendlichen. Mach alles<br />

einfach, gebrauche Humor und<br />

Übertreibung. Das Ziel ist, die<br />

Situation zu kontrollieren, gemäß<br />

dem taoistischen Konzept des „wuwei“.<br />

• Körperlichkeit einer Out of Range-<br />

Situation: Körperliches Lenken und<br />

Kontrollieren des Kindes/Jugendlichen<br />

unter strikter Beachtung der<br />

4 Prinzipien des Chi-Konzeptes.<br />

Die Beendigung der Körperlichkeit<br />

erfolgt nach einem vorher vereinbarten<br />

Signal.<br />

• Ende einer Out of Range-Situation<br />

Evtl. Aufräumen zerstörter Gegenstände,<br />

schriftliche und mündliche<br />

Entschuldigung, Zeit für positive<br />

Interaktion mittels Massage,<br />

Reflexion mit dem Kind/Jugendlichen,<br />

Entwicklung alternativer<br />

Handlungsweisen, schriftliche<br />

Dokumentation des Vorfalls, Information<br />

des Jugendamtes/der Eltern,<br />

Thematisierung beim nächsten<br />

Hilfeplangespräch, Reflexion und<br />

Supervision des Teams/Mitarbeiters.<br />

Literatur<br />

bsj-Marburg (Hg.) (1996): Bambule<br />

- Dokumentation der Fachtagung<br />

Gewalt im Kontext von<br />

Jugendhilfe und Jugend-<br />

psychiatrie. Marburg: bsj-<br />

Eigenverlag.<br />

Engel, U./Hurrelmann, K. (1994 2 ):<br />

Was Jugendliche wagen.<br />

Weinheim/München: Beltz.<br />

Gall, R. (2001): Warum es gut sein<br />

kann, böse Menschen schlecht<br />

zu behandeln! Coolness-


Training® für gewaltbereite<br />

Kinder und Jugendliche - ein<br />

Konzept zur konfrontativen<br />

Pädagogik. In: Lernende Schule,<br />

Heft 13, 2001.<br />

Hurrelmann, K. (2001): Schule und<br />

Gewalt - die gegenwärtige<br />

Diskussion. In: Lernende Schule,<br />

Heft 13, 2001.<br />

Müller, W. (2000): Konzept für die<br />

Anti-Gewalt-Veranstaltungen<br />

der Berliner Polizei mit Schulklassen<br />

und Gruppen. In: Texte<br />

zur Inneren Sicherheit: Bestandsaufnahme,Präventionsstrategien<br />

und Modell projekte<br />

gegen rechtsextremistische<br />

Jugendgewalt. Hrsg. vom<br />

Bundesministerium des Inneren<br />

(Band I/00).<br />

Meller, N. (2003): Das Tao der<br />

Erkenntnis. Reflexionen und<br />

Einsichten eines Taoisten in der<br />

heutigen Zeit. Gronau: Taoist<br />

<strong>Verlag</strong>.<br />

Meller, N. (2004): Grundlagen<br />

taoistischer Psychologie.<br />

Einführung in die Grundlagen<br />

einer spirituellen Psychologie.<br />

Gronau: Taoist <strong>Verlag</strong>.<br />

Meller, N. (2005): Das H.E.A.R.T.<br />

Konzept. Respekt und Würde im<br />

Angesicht von Wut und Gewalt<br />

– ein ganzheitlich-erziehe-<br />

Die Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich<br />

risches Interventionsprogramm<br />

basierend auf den Grundlagen<br />

taoistischer Philosophie.<br />

Gronau: Taosit <strong>Verlag</strong>.<br />

Meller, N. (2006): Das Tao Konzept.<br />

Reflexionen über die Grundlagen<br />

taoistischer Philosophie. Gronau:<br />

Taoist <strong>Verlag</strong>.<br />

Nolting, H.-P. (2000 19 ): Lernfall<br />

Aggression. Hamburg: Rowohlt.<br />

Schwabe, M. (2002 3 ): Eskalation<br />

und De-Eskalation in Einrichtungen<br />

der Jugendhilfe. Konstruktiver<br />

Umgang mit Aggression<br />

und Gewalt in Arbeitsfeldern<br />

der Jugendhilfe. Frankfurt a. M.:<br />

gfh.<br />

sucht ins Departement Pädagogisch-therapeutische Berufe per 1. September 2008 oder nach Vereinbarung<br />

Leiterin/Leiter Studiengang Psychomotoriktherapie (100%)<br />

(Schwerpunkt: Schulbezogene Entwicklungsförderung im Medium Spiel und Bewegung)<br />

Anforderungsprofil<br />

→<br />

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→<br />

Universitätsstudium im Bereich der Heil-/Sonderpädagogik/Pädagogik oder verwandter<br />

Studienfächer (z.B. pädagogische Psychologie, Bewegungserziehung)<br />

Erfahrungen und Kompetenzen im Bereich Bewegungserziehung und Entwicklungsförderung<br />

Erwünscht: Promotion sowie Qualifikation in einem wissenschaftlich fundierten<br />

pädagogisch-therapeutischen Konzept (z.B. psychoanalytische Pädagogik, systemische<br />

Theorie)<br />

Weitere <strong>Informationen</strong>: www.hfh.ch/stellenangebote<br />

39


40<br />

Bewegung = „bewegt sein“?!<br />

Kerstin Tübing<br />

Bewegung = „bewegt sein“?!<br />

Vorstellung einer erlebnispädagogischen, handlungsorientierten<br />

Trainingsmaßnahme mit Kindern/<br />

Jugendlichen im Rahmen der stationären Unterbringung<br />

Im Kontext der Intensivwohngruppe „Deine Chance“ gehören erlebnispädagogische,<br />

handlungsorientierte Trainingsmaßnahmen zum festen Bestandteil des pädagogischen<br />

Konzeptes. Der Beitrag beschreibt die Ausgangssituation der drei Teilnehmerinnen<br />

sowie die Intention und den Verlauf einer solchen Trainingsmaßnahme,<br />

die in Form einer dreitägigen Radtour stattfand. In der anschließenden Einordnung<br />

werden die Entwicklungschancen und Lernmöglichkeiten der Trainingsmaßnahme<br />

diskutiert, wobei besonderer Wert auf die Potentiale einer handlungsorientierten<br />

Vorgehensweise gelegt wird.<br />

Die Intensivwohngruppe<br />

„Deine Chance“ des<br />

Ev. Kinderheimes Herne<br />

Die Wohngruppe mit drei Mädchen und<br />

drei Jungen im Alter von 11 bis 15<br />

Jahren besteht seit Oktober 2006. Die<br />

Entwicklung der Jugendlichen ist<br />

nachhaltig beeinträchtigt. Bei ihnen<br />

liegen schwere Störungen im Bereich<br />

des Sozialverhaltens und der Emotionen<br />

sowie Defizite bei der Anerkennung von<br />

Werten und Normen vor. Der inhaltliche<br />

Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit<br />

liegt in dem Lernen durch Erfahrung<br />

und Emotion. Ein grundlegender methodischer<br />

Bestandteil der Wohngruppenarbeit<br />

ist die Motopädagogik. Für das<br />

spezielle Hilfsangebot bewohnen wir<br />

ein großes Bauernhaus mit 280 qm<br />

Wohnfläche in einer ländlichen und<br />

stark agrarwirtschaftlich geprägten<br />

Ortschaft mit ca. 400 Einwohnern.<br />

Felder und Wiesen bestimmen das<br />

landschaftliche Bild. Das Haus ist<br />

umgeben von einem großen Garten und<br />

einer anliegenden Scheune, welche<br />

vielfältige Entfaltungsmöglichkeiten<br />

und Nutzungsvarianten bietet.<br />

Darstellung der entwicklungsbezogenen<br />

Ausgangssituation der drei teilnehmenden<br />

Mädchen<br />

Die drei Mädchen leben seit Ende 2006<br />

in der Wohngruppe. Sie lebten zuvor in<br />

anderen Wohngruppen, die aber<br />

aufgrund der massiven Verhaltensproblematik<br />

eine weitere Zusammenarbeit aus<br />

pädagogischen Gesichtspunkten für<br />

nicht sinnvoll erachteten. Die Jugendlichen<br />

verfügen über ein negatives<br />

Selbstbild verbunden mit einem geringen<br />

Selbstwertgefühl und einer niedrigen<br />

Frustrationstoleranz. In für sie belastenden<br />

Lebenssituationen neigen sie zu<br />

impulsiven fremd- als auch autoaggressiven<br />

Kontrollverlusten. Anforderungen<br />

jeglicher Art werden vermieden und von<br />

ihnen vielfach mit aggressiv destruktiven<br />

oder retardiert kindlichen Verhaltensmustern<br />

beantwortet.<br />

Sie besitzen nur wenige Verhaltensweisen<br />

zur adäquaten Beziehungsgestaltung,<br />

was zu erheblichen Einschränkungen<br />

in allen Lebensbereichen führt.<br />

Intention der Trainingsmaßnahme<br />

Neben einem einwöchigen Gruppenurlaub<br />

in den Sommerferien gab es eine<br />

geschlechtsspezifische Trainingsmaßnahme,<br />

die als dreitägige Radtour<br />

geplant und durchgeführt wurde.<br />

Die Maßnahme für die Mädchen sollte<br />

die Möglichkeit schaffen, eigene<br />

Körper- und Lernerfahrungen zu<br />

sammeln, die Natur zu erleben und das<br />

Zusammenspiel der Jugendlichen<br />

notwendig zu machen, damit sie die<br />

mithin schwierigen Beziehungen<br />

untereinander klären können.<br />

Einerseits wird die Gruppe somit als<br />

soziales Lernfeld erlebt, wodurch soziale<br />

Kompetenzen erworben werden können,<br />

andererseits beinhaltet eine solche<br />

Trainingsmaßnahme die Möglichkeit,<br />

die Persönlichkeitsentwicklung und<br />

Identitätsbildung der Jugendlichen zu<br />

fördern.<br />

Ausgehend von der Wohngruppe sollte<br />

es zu einer Jugendherberge 1 am<br />

Möhnesee gehen (ca. 35 km). Von dort<br />

aus war am zweiten Tag eine Tagestour<br />

zur Bilstein-Höhle in Warstein (ca. 20<br />

km) geplant, um am dritten Tag den<br />

Heimweg anzutreten. Bereits im Vorfeld<br />

verdeutlichten sich die Pädagogen, dass<br />

mit erheblichen Widerständen von den<br />

Mädchen zu rechnen sein würde. Sie<br />

waren eine derartige Grenzerfahrung,<br />

das meint in diesem Zusammenhang die<br />

direkte Auseinandersetzung mit der<br />

Natur, die intensive physische Beanspruchung<br />

und das lange Beisammensein<br />

ohne Rückzugsmöglichkeiten (die<br />

drei teilten sich ein Herbergszimmer),<br />

nicht gewohnt.<br />

Verlaufsprotokoll der Fahrradtour<br />

Teilnehmer: Frau Tübing (päd. Mitarbeiterin),<br />

Herr Gappa (päd. Mitarbeiter),<br />

Marie (11 Jahre), Jennifer (12 Jahre),<br />

Nicole (15 Jahre) 2<br />

• Tag 1<br />

Frühmorgens „sattelten“ wir die<br />

Fahrräder. Gemeinsam überprüften wir<br />

die Beschaffenheit der Räder und die<br />

1 Die Herberge war für beide Nächte gebucht,<br />

damit die Mädchen abseits von ihrer gewohnten<br />

Umgebung die Sicherheit hatten, dass,<br />

gleich welche Unwägbarkeiten der Tag bringen<br />

würde, es immer das gleiche Haus ist, in dem<br />

wir abendlich einkehrten.<br />

2 Die Namen der Mädchen wurden aus<br />

datenschutzrechtlichen Gründen von der<br />

Autorin geändert.


drei Mädchen halfen sich untereinander<br />

beim Anbringen der Satteltaschen. Die<br />

Sonne schien und alle waren in bester<br />

Stimmung. Damit die Mädchen ihr<br />

eigenes Tempo finden, die Natur<br />

erleben konnten und nicht durch ein zu<br />

starkes Verkehrsaufkommen beeinflusst<br />

wurden, wählten wir eine Strecke<br />

abseits der Hauptstraßen. Dies führte<br />

dazu, dass bereits nach wenigen<br />

Kilometern die Orientierung verloren<br />

wurde und man sozusagen „den Urlaub<br />

mit der Reise“ beginnen konnte. Genau<br />

dieser Optimismus war es, der die<br />

Mädchen über die ersten Kilometer<br />

trug. Sie fühlten sich wie „kleine<br />

Abenteurer“ und bei der ersten Rast<br />

cremten sie sich mit Sonnenmilch und<br />

Mückenspray ein. Dieses Urlaubsgefühl<br />

hielt jedoch nicht lange an: kurze Zeit<br />

später nörgelte Nicole massiv, sie legte<br />

den Weg im „Schneckentempo“ zurück,<br />

stieg bei jeder noch so kleinen Steigung<br />

vom Rad und zwang somit die Gruppe<br />

zum ständigen Anhalten. Dessen<br />

ungeachtet fuhren (beziehungsweise<br />

warteten) wir gemeinsam weiter. Marie<br />

und Jennifer „ertrugen“ die folgenden<br />

17 Kilometer solidarisch mit Nicole,<br />

jedoch wurden beide zunehmend<br />

ungeduldiger.<br />

Für uns war erkennbar, dass es sich bei<br />

Nicoles Verhalten um eine Inszenierung<br />

handelte. Sie bestimmte durch ihre<br />

Verweigerungshaltung maßgeblich das<br />

Tempo der Gruppe und versuchte durch<br />

die aggressiv getönten Unmutsäußerungen<br />

die anderen in eine ebenso<br />

ablehnende Haltung zu bringen. Sie<br />

beschimpfte die pädagogischen<br />

Mitarbeiter, beschwerte sich über die<br />

ausgewählte Strecke und bekundete<br />

immer wieder, wie blöd sie die Aussicht<br />

auf die drei gemeinsamen Tage und das<br />

Fahrradfahren im Besonderen empfindet.<br />

Dessen ungeachtet kam eine<br />

Trennung für uns aus gruppendynamischen<br />

Gesichtspunkten nicht in<br />

Frage, die Gruppe sollte sich als<br />

Gesamtheit erfahren. Von daher fuhren<br />

wir zusammen weiter, damit alle die<br />

Herberge gemeinsam erreichen<br />

konnten.<br />

Um Maries und Jennifers positives<br />

Verhalten zu stabilisieren, fuhren Hr.<br />

Gappa und ich abwechselnd neben<br />

ihnen. Nicole wurde im face–to–face<br />

Kontakt begleitet. Dabei wurde ihr<br />

redundant das eigene Verhalten<br />

gespiegelt. Wir verdeutlichten ihr, dass<br />

der Weg zur Herberge zurückgelegt<br />

werden müsse, unabhängig davon, ob<br />

die Fahrtzeit nun 4 Stunden oder 8<br />

Stunden dauern würde.<br />

Nach einer späten Mittagspause in<br />

Verbindung mit einem Gruppenmeeting<br />

bekam Nicole von allen eine Rückmeldung<br />

bezüglich ihres destruktiven<br />

Verhaltens. Marie und Jennifer sagten<br />

ihr, dass sie sich unkollegial und<br />

kindisch verhalte.<br />

Im Anschluss verlief der letzte Teil der<br />

Strecke deutlich besser. Die drei fuhren<br />

gemeinsam weiter. Nicole stieg nicht<br />

mehr vom Fahrrad und war um eine<br />

zügige Weiterfahrt bemüht.<br />

Die Ankunft in der Herberge war dann<br />

sehr schön. Marie, Jennifer und Nicole<br />

waren froh, das „Etappenziel“ erreicht<br />

zu haben. Die Anspannung des Tages<br />

war vergessen und so alberten sie<br />

herum. Die Mädchen bezogen ihr<br />

Zimmer, richteten sich ein und genossen<br />

die Aussicht auf den Möhnesee.<br />

Nach dem Abendbrot und dem abendlichen<br />

„Blitzlicht“ 3 hatten sie Zeit, das<br />

Gelände zu erkunden. Jedoch traute<br />

sich keine, Kontakt zu den gleichaltrigen<br />

Jungen und/oder Mädchen<br />

aufzunehmen. Immer wieder suchten<br />

sie uns auf, um in der ungewohnten<br />

Umgebung ein Mindestmaß an äußerer<br />

Sicherheit und damit für sie einhergehend<br />

innere Sicherheit zu finden.<br />

• Tag 2<br />

In der morgendlichen Runde thematisierten<br />

wir, dass wir mit dem gestrigen<br />

Tempo das angestrebte Ziel, die<br />

Bilstein–Höhle, nicht erreichen würden.<br />

Dennoch hielten wir an dem Prinzip des<br />

„gemeinsamen Fahrens“ fest. Die<br />

Verhaltensweisen der jeweiligen<br />

Jugendlichen sollten die Gesamtheit der<br />

Gruppe tangieren (Beziehungsklärung),<br />

damit die daraus resultierenden<br />

Konsequenzen für die Gruppe erlebbar<br />

wurden. Alle, einschließlich Nicole, die<br />

sich für ihr gestriges Verhalten entschuldigte,<br />

bekundeten ihren Willen, die<br />

3 Bezeichnung für ein Gruppenmeeting, in dem<br />

der Tagesablauf ausgewertet wird. Hierbei<br />

handelt es sich um ein bestehendes Ritual in<br />

der Wohngruppe. Der Jugendliche reflektiert<br />

zunächst am Tagesende sein Verhalten und<br />

bekommt im Anschluss von der Gruppe und den<br />

Betreuern eine Gesamteinschätzung des Tages,<br />

mit dem Ziel, die Selbst- und Fremdwahrnehmung<br />

zu fördern.<br />

Wegstrecke fahren zu wollen. Bereits<br />

nach gefahrenen fünf Minuten täuschte<br />

jedoch Nicole Schwächeanfälle vor,<br />

zitterte auf dem Fahrrad, beschimpfte<br />

die anderen Gruppenmitglieder wie<br />

auch die pädagogischen Mitarbeiter. Sie<br />

stieg vom Rad und boykottierte die<br />

Weiterfahrt. Das Antizipieren des<br />

möglichen Scheiterns hatte zur<br />

Konsequenz, dass sie sich der Herausforderung<br />

entziehen wollte. Wir<br />

konnten sie durch ein permanentes<br />

Einzelcoaching zur Weiterfahrt motivieren.<br />

Während der Fahrt verdeutlichten<br />

wir ihr, dass die Strecke trotz anhaltender<br />

leichter Steigung fortgesetzt<br />

wird. Im Leben warten noch viele<br />

„Berge“, welche sie zu bewältigen habe<br />

und bewältigen wird. Die einzige<br />

Möglichkeit des Vorankommens war<br />

gegenwärtig, „in die Pedale zu treten“.<br />

Anhaltend wurde ihr vermittelt, dass<br />

das gezeigte Vermeidungsverhalten<br />

nicht zum Abbruch der Maßnahme<br />

führen würde.<br />

Kerstin Tübing<br />

Diplom-Sozialarbeiterin/<br />

Sozialpädagogin<br />

Zweijährige Weiterbildung zur Psychotraumatologischen<br />

Fachberaterin; in<br />

Ausbildung zur Motopädagogin (ak´M)<br />

im Arbeitsfeld Kinder- und Jugendhilfe;<br />

seit 2002 Mitarbeiterin des Ev. Kinderheims<br />

Herne. Mehrjährige Tätigkeit im<br />

Wohnprojekt „Leben lernen“; Erstellung<br />

eines handlungs- und bewegungsorientierten<br />

Intensivwohngruppenkonzeptes<br />

für Kinder ab 10 Jahren; seit 2006<br />

Umsetzung des Konzeptes als Projektleiterin<br />

in der Intensivwohngruppe<br />

„Deine Chance“.<br />

Anschrift der Verfasserin:<br />

Brahmsstr. 5<br />

48165 Münster<br />

E-Mail: kerstin.tuebing@freenet.de<br />

41


42<br />

Bewegung = „bewegt sein“?!<br />

Marie und Jennifer entdeckten währenddessen<br />

die wunderschöne Landschaft.<br />

Mit viel Elan und Freude fuhren<br />

sie die Strecke. Nach jeder bewältigten<br />

Anhöhe blickten wir zurück, um ihnen<br />

die zurückliegende Steigung zu<br />

verdeutlichen. Die beiden waren enorm<br />

stolz auf ihre Leistung und zogen<br />

hieraus Selbstvertrauen für die weitere<br />

Fahrt. Wir entwarfen die symbolischen<br />

Sätze „wir schaffen jeden Berg“ und<br />

„wo es schwer rauf geht, geht es dann<br />

leicht runter“. Aufgrund der Schwierigkeit<br />

der kommenden Wegstrecke<br />

(Steigung über eine Länge von vier<br />

Kilometern) und der zuvor erhöhten<br />

Aufmerksamkeit für Nicole entschieden<br />

wir uns, bei dieser Steigung den beiden<br />

Jüngeren unsere ungeteilte Aufmerksamkeit<br />

zu geben, damit sie den Berg<br />

ohne Absteigen bewältigen. Trotz<br />

starker Anstrengung sprachen wir ihnen<br />

Mut zu und konnten sie so zum<br />

„Durchhalten“ bewegen. Beide quiekten<br />

und jubelten, als sie erlebten, wie viel<br />

Kraft in ihnen steckt. Diesen kurzen<br />

Zeitraum nutzte Nicole, um sich<br />

unerlaubt von der Gruppe zu entfernen.<br />

Sie „haute ab“ und schmiss ihr Fahrrad<br />

demonstrativ auf die befahrene Straße,<br />

damit dies unverzüglich von den vorbeifahrenden<br />

Personen und uns gesehen<br />

wird. Nachdem wir den Weg abgesucht<br />

hatten, sahen wir ein, dass aufgrund<br />

der vielen Möglichkeiten sich im Wald<br />

zu verstecken, eine weitere Suche<br />

sinnlos war. Das Rad von Nicole ließen<br />

wir abgeschlossen am Wegesrand<br />

stehen. Wir kehrten dann zur Jugendherberge<br />

zurück, um die zuständigen<br />

Stellen, insbesondere Nicoles Eltern, zu<br />

verständigen. (Leider hatten wir in den<br />

Wäldern keinen Handyempfang). Kurze<br />

Zeit später erhielten wir einen Rückruf<br />

von ihrem Vater. Nicole befand sich in<br />

einer nahegelegenen Gaststätte. Sie<br />

wollte von ihrem Vater abgeholt<br />

werden. Dieser wusste aber bereits im<br />

Vorfeld von der Maßnahme und verwies<br />

seine Tochter an uns. Schließlich holten<br />

wir Nicole dort ab. Im anschließenden<br />

Gruppenmeeting erörterten wir den Tag<br />

und konfrontierten Nicole mit ihrem<br />

Verhalten. Sie erlebte, dass ihr Verhalten<br />

immer Auswirkungen auf ihre<br />

direkte Umwelt hat und somit maßgeblich<br />

die Reaktionen der Mitmenschen<br />

beeinflusst. Daneben wollten wir sie in<br />

die Lage versetzen, die Anforderung zu<br />

bewältigen, damit sie ihre inneren<br />

Blockaden/Ängste überwinden kann.<br />

Das von ihr gezeigte Vermeidungsverhalten<br />

sollte nicht (mehr) zum Erfolg<br />

führen. Nun musste noch Nicoles<br />

Fahrrad wieder geholt werden. Die<br />

gesamte Gruppe legte den Weg dorthin,<br />

bei abschwächendem Regen, zu Fuß<br />

zurück. Die Mädchen erlebten sich so<br />

als Gruppe und der Zusammenhang<br />

zwischen dem eigenen dysfunktionalen<br />

Verhalten und den daraus resultierenden<br />

Auswirkungen auf die Gruppe<br />

wurde deutlich. Darüber hinaus<br />

richteten die anderen ihre Beschwerden<br />

über die Wanderung nicht an uns,<br />

sondern direkt an Nicole, da sie für<br />

eben jenen Fußmarsch verantwortlich<br />

war. Dadurch wurde die Korrelation<br />

zwischen Handlung und Reaktion ihres<br />

sozialen Umfeldes für sie transparent.<br />

Sie spürte die Folgen ihres Handelns<br />

nicht nur auf der verbal-kognitiven<br />

Ebene (Gruppenmeeting), sondern<br />

ebenso ganzheitlich im Sinne der<br />

eigenen körperlichen Erfahrungen. Nach<br />

einer ca. zweistündigen Wanderung, die<br />

durch gemeinsames Singen mit Marie<br />

und Jennifer aufgelockert wurde,<br />

kehrten wir in ein abgelegenes Wirtshaus<br />

ein. Die Jugendlichen waren am<br />

Ende ihrer physischen und psychischen<br />

Kräfte, aber ebenso stolz auf die<br />

erbrachte Leistung. Nach dem Abendessen<br />

und der Tagesreflexion 4 brachte uns<br />

die Gastwirtin zur Herberge (wir<br />

bekamen zeitnah kein Taxi und hätten<br />

sonst den Weg zu Fuß zurücklegen<br />

müssen). Diese Hilfsbereitschaft<br />

beeindruckte alle drei Mädchen<br />

gleichermaßen. Gleichzeitig durfte die<br />

ganze Gruppe den ereignisreichen<br />

Hügel, den wir schon mit dem Rad und<br />

zu Fuß erfahren hatten, nun noch vom<br />

Auto aus erleben.<br />

Während Marie und Jennifer ihren<br />

Unmut über Nicole tagsüber im Beisein<br />

der Betreuer ausdrücken konnten, stand<br />

am Abend das Bedürfnis nach Harmonie<br />

4 In diesem „Blitzlicht“ wurde das Verhalten von<br />

Marie und Jennifer positiv bestärkt. Es wurde<br />

herausgearbeitet, dass sie ihr positives<br />

Verhalten trotz erhöhter Anforderung und<br />

gruppendynamischer Schwierigkeiten aufrecht-<br />

erhalten haben. Nicole wurde anerkennend<br />

zurückgemeldet, dass sie die Strecke und die<br />

damit verbundenen Schwierigkeiten bewältigt<br />

hat. Nach den Geschehnissen das Tages galt es<br />

ferner auszudrücken, wie angenehm das<br />

gemeinsame Abendbrot mit der gesamten<br />

Gruppe ist.<br />

untereinander im Vordergrund. Sie<br />

versuchten, diese über eine Koalition<br />

gegen die Betreuer wiederherzustellen.<br />

Nach dem in Aussicht stellen einer<br />

sofortigen weiteren Wanderung zum<br />

Zwecke der Beziehungsklärung und dem<br />

Abbau von inneren Spannungen konnten<br />

die Mädchen zur Ruhe finden. Es war<br />

dann um 23.00 h verspätete Nachtruhe.<br />

• Tag 3<br />

Nachdem uns ein wolkiges bis sonniges<br />

Wetter begrüßte, kamen wir auf dem<br />

Rückweg zur Wohngruppe zügig voran.<br />

Dies war sicherlich auf die Ereignisse<br />

der letzten Tage und auf die Vorfreude,<br />

bald wieder in der gewohnten Umgebung<br />

zu sein, zurückzuführen. Die<br />

Mädchen fuhren als Gruppe, achteten<br />

aufeinander und fanden am letzten Tag<br />

ein gemeinsames Tempo. Für die<br />

Mädchen unerwartet lenkten Hr. Gappa<br />

und ich kurz vor dem Ortsschild (Ziel) in<br />

eine andere Richtung. Damit wollten<br />

wir verdeutlichen, dass das gezeigte<br />

Verhalten des gestrigen Abends in<br />

keinster Weise von uns befürwortet<br />

wurde. Nach gefahrenen ca. 30<br />

Kilometern fuhren wir noch eine<br />

Schleife von ca. 20 Kilometern. Dies<br />

führte dazu, dass wir kurz davor waren,<br />

die 100 km Marke zu schaffen. Die<br />

Aussicht auf das Erreichen von 100<br />

gefahrenen Kilometern wurde für die<br />

Mädchen ein gemeinsam entworfenes<br />

Gruppenziel und war damit das<br />

vorherrschende Thema auf den letzten<br />

12 Kilometern. Besonders die beiden<br />

Jüngeren zogen Energie und Selbstvertrauen<br />

aus den nun fast geschafften 50<br />

Kilometern des Tages und so ließ sich<br />

Marie bei der 100 km Marke zu dem<br />

Ausschrei hinreißen: „man ich bin<br />

soooo spitze“. Erneuter Jubel der<br />

gesamten Gruppe brach aus, als wir<br />

unseren Ausgangsort erreichten. Alle<br />

drei begaben sich in eine „Siegerpose“,<br />

rissen die Arme hoch und schrieen<br />

lauthals, dass sie es geschafft hatten!<br />

Einordnung der Maßnahme<br />

Der oben beschriebene Verlauf zeigt<br />

deutlich, welche Entwicklungschancen<br />

und Lernmöglichkeiten in einer solchen<br />

handlungsorientierten Maßnahme<br />

liegen. Der Schwerpunkt lag auf der<br />

Bewegung/dem „Bewegt sein“ und dem<br />

erfahrungsorientierten Lernen. Die<br />

Folgen des eigenen Verhaltens, seien sie


positiver oder negativer Art, waren<br />

permanent erkennbar. Die Selbstwirksamkeit<br />

war durch das Zurücklegen der<br />

weiten Strecke jederzeit spürbar. Die<br />

Mädchen erhielten einen Zugang zu<br />

ihrer Körperlichkeit und spürten sich<br />

auf eine ihnen bisher eher fremde Art<br />

und Weise. Der gesamte Tagesablauf<br />

war von dem direkten Zusammenspiel<br />

der Mädchen geprägt. Sie mussten in<br />

anstrengenden, bewegenden Momenten<br />

adäquat miteinander kommunizieren.<br />

Dies hatte zur Folge, dass das Gelingen<br />

des Tages maßgeblich davon abhängig<br />

war, inwieweit Rücksicht auf die<br />

Bedürfnisse des jeweils Anderen<br />

genommen wurde. Insbesondere die<br />

beiden jüngeren Jugendlichen können<br />

bis heute aus der Radtour Selbstwert<br />

und Selbstbewusstsein ziehen. Sie<br />

konnten durch und über die Bewegung<br />

ihren Körper fühlen, innere Spannungszustände<br />

kanalisieren und abbauen.<br />

Daneben befanden sich die Mädchen<br />

den gesamten Tag in der Natur,<br />

erspürten die Beschaffenheit von<br />

verschiedenen Untergründen und<br />

verließen sich völlig auf die pädagogischen<br />

Mitarbeiter. Sie vertrauten<br />

diesen und fühlten sich in ihrer<br />

Gegenwart geborgen, eine Komponente<br />

die mitunter in ihrer frühkindlichen<br />

Entwicklung vernachlässigt worden ist.<br />

Für Nicoles Entwicklung war es<br />

elementar, dass die jahrelang verwendeten<br />

destruktiven, aggressiven<br />

Praktische Handbücher<br />

von Renate Zimmer<br />

Ein überzeugendes<br />

und in der Praxis<br />

erprobtes Konzept der<br />

psychomotorischen<br />

Entwicklungsförderung<br />

Renate Zimmer<br />

Handbuch der Psychomotorik<br />

Theorie und Praxis der<br />

psychomotorischen Förderung<br />

von Kindern<br />

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ISBN 978-3-451-28930-9<br />

Verhaltensmuster beim Gegenüber<br />

keine Erfolge erzielten und sie stattdessen<br />

in immer größere Schwierigkeiten<br />

brachten. Noch bedeutsamer<br />

erscheint es aber, dass sie aus eigener<br />

Kraft die Anforderungen bewältigt hat.<br />

Sie spürte, dass sie einen Berg bewältigen<br />

kann, wobei dies zunächst auf der<br />

körperlich – sinnlichen Ebene stattfand.<br />

In vielen alltäglichen schwierigen<br />

Situationen ist der „Berg“ seither zu<br />

einem geflügelten Ausdruck geworden,<br />

an den sich die Erfahrung knüpft, dass<br />

auch schwierige Schritte und Wege zu<br />

schaffen sind. Das Rad wegzuwerfen<br />

führt nicht zum Ziel, sondern nur „das<br />

stetige Weiterstrampeln“ im übertragenen<br />

Sinne.<br />

Die Bedeutung von<br />

Körper- und Bewegungserfahrungen<br />

für die<br />

kindliche Entwicklung<br />

anschaulich und praxisnah<br />

dargestellt.<br />

Renate Zimmer<br />

Handbuch der<br />

Bewegungserziehung<br />

Grundlagen für Ausbildung<br />

und pädagogigische Praxis<br />

€ 24,90 / SFr 44.90 / € [A] 25,60<br />

ISBN 978-3-451-28420-5<br />

www.herder.de<br />

43


44<br />

Mitteilungen des Berufsverbandes der Motologen – Diplom / Master e. V.<br />

„Wie werden aus<br />

Ideen Konzepte?“<br />

Studierende der Motologie<br />

aus Marburg haben sich<br />

bez. dieser und weiterer<br />

Fragen im letzten Jahr auf<br />

den Weg zur Psychomotorischen<br />

Förderstelle des<br />

Vereins „Beweggründe e. V.“<br />

nach Sendenhorst gemacht.<br />

Zusammen mit der Dozentin<br />

Irmgard Schilcher, die seit<br />

Febr. 2007 für das Modul<br />

Organisationsentwicklung im<br />

Master-Studiengang<br />

Motologie verantwortlich ist,<br />

sollten die Studierenden vor<br />

Ort erfahren, „wie aus einer<br />

Idee letztlich eine gut<br />

funktionierende Einrichtung<br />

geworden ist.“<br />

Vorbereitet wurde das<br />

Treffen zusammen mit dem<br />

Diplom-Motologen Hubert<br />

Bisping, Leiter der Psycho-<br />

motorischen Förderstelle<br />

Sendenhorst.<br />

Für die Studierenden<br />

standen Fragekomplexe<br />

sowohl zur Entstehung des<br />

Vereins wie auch zur<br />

täglichen Arbeit des Vereins<br />

im Vordergrund. In Interviews<br />

mit verschiedenen<br />

VertreterInnen des Vereins<br />

suchten sie hierzu Antworten<br />

aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven.<br />

Zur ersten Thematik nahm<br />

Hubert Bisping Stellung:<br />

Neben pragmatischen Fragen<br />

zur Vereinsgründung, zu den<br />

Zielen und Aufgaben, zur<br />

Dauer des Entstehungsprozesses<br />

des Vereins und zur<br />

Finanzierung seiner Angebote<br />

waren v. a. die Themen<br />

„Die Entwicklung von einer<br />

gemeinsamen Idee hin zur<br />

Organisation eines gemeinsamen<br />

Vereins“, „Was macht<br />

die Organisation des Vereins<br />

aus?“, „Wie hat sich der<br />

Verein im Umfeld etabliert?“,<br />

„Welche aktuellen Themen<br />

aber auch Zukunftsthemen<br />

beschäftigen den Verein?“,<br />

„Welche Kooperationen sind<br />

entstanden?“ für die<br />

Studierenden von Bedeutung.<br />

Zur zweiten Thematik<br />

konnten sie drei weitere<br />

VertreterInnen des Vereins<br />

aus unterschiedlichen<br />

Blickwinkeln interviewen:<br />

Gerd Bröcker (aus Sicht des<br />

ersten Vorsitzenden),<br />

Stefanie Werring-Stürmer<br />

(aus Sicht der Vorstandsebene,<br />

aber auch aus Sicht einer<br />

Mutter, deren Kind Psychomotorische<br />

Förderangebote<br />

des Vereins in Anspruch<br />

genommen hat), Mechtild<br />

Krämer (ebenfalls aus Sicht<br />

einer Mutter, aber auch aus<br />

Sicht einer Praktikantin im<br />

Rahmen ihrer Ausbildung zur<br />

Motopädin). Die Fragen<br />

bezogen sich neben den<br />

pragmatischen Fragen zu<br />

den unterschiedlichen Rollen<br />

und Arbeitsgebieten in<br />

Bezug auf den Verein<br />

diesmal v. a. auf die Umsetzungsebene:<br />

„Wie wird die<br />

gemeinsame Idee von den<br />

MitarbeiterInnen umgesetzt?“,<br />

„Wie bleiben<br />

MitarbeiterInnen in Kontakt?“,<br />

„Gibt es einen<br />

gemeinsamen Kern?“, „Gibt<br />

es eine gemeinsame Vision,<br />

und verändert sich diese,<br />

und wer ist daran beteiligt?“<br />

Ergänzt wurden die Interviewkomplexe<br />

durch ein<br />

Gespräch mit einem örtlichen<br />

Pressevertreter, dem<br />

insbesondere auch die<br />

Studierenden Rede und<br />

Antwort standen.<br />

Resümierend haben die<br />

Studierenden diesen direkten<br />

Kontakt zu einem möglichen<br />

motologischen Arbeitsfeld<br />

interessiert und begeistert<br />

aufgenommen. Besonders<br />

hervorgehoben wurde das<br />

Spüren- und Hautnah-<br />

Erfahren-Können, wie aus<br />

einer Idee etwas Konkretes<br />

geschaffen werden kann.<br />

Für die VertreterInnen des<br />

Vereins war dieser Termin<br />

nicht nur in der direkten<br />

Begegnung bereichernd,<br />

sondern insbesondere in der<br />

Möglichkeit, mit Blick auf<br />

die Auswertung der Interviews<br />

eine Außensicht zu<br />

bekommen.<br />

Ein spannendes Projekt<br />

für alle Seiten, mit Lust<br />

auf mehr.<br />

Hubert Bisping


The<br />

The<br />

psychomotorical<br />

psychomotorical<br />

highlight<br />

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2008!<br />

2008!<br />

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The psychomotorical highlight of 2008!<br />

For therapeutist and by therapeutist!<br />

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4th European Congress of Psychomotricity<br />

“CROSSING BORDERS”<br />

Amsterdam 21, 22 and 23 May 2008<br />

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Systematische Entwicklungsbegleitung<br />

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Unruhe gekennzeichnet. Ein großes öffentliches Interesse an<br />

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nicht nachhaltig effektiv sind.<br />

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4th European Congress of Psychomotricity<br />

4th European Congress of Psychomotricity<br />

“CROSSING BORDERS”<br />

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Amsterdam 21, 22 and 23 May 2008<br />

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4th European Congress of Psychomotricity<br />

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4th European Amsterdam Congress 21, 22 of and Psychomotricity<br />

23 May 2008<br />

“CROSSING BORDERS”<br />

Amsterdam 21, 22 and 23 May 2008<br />

Neuerscheinung in der Reihe Motorik<br />

Dr. Udo Wohnhas-Baggerd<br />

ADHS und Psychomotorik<br />

als therapeutische Intervention<br />

diesem Phänomen ist aus dem hohen Leidensdruck der betroffenen<br />

They are all waiting for your Kinder enthusiastic und der tangierten participation!<br />

Umwelt entstanden. Das grundlegende<br />

Problem They are bei all der waiting Behandlung for dieses your enthusiastic Störbildes ist die participation!<br />

Effizienz der Behandlungsmethoden, die im<br />

direkten Zusammenhang mit dem Leidensdruck der betroffenen Kinder steht. Es wird dargestellt, dass<br />

17 x 24 cm, 218 Seiten, ISBN 978-3-7780-7029-1, Bestell-Nr. 7029 € 21.90<br />

Steinwasenstraße 6–8 • 73614 Schorndorf • Telefon (0 71 81) 402-125 • Telefax (0 71 81) 402-111<br />

Internet: www.hofmann-verlag.de • E-Mail: bestellung@hofmann-verlag.de<br />

45


46<br />

Buchbesprechungen / Neuerscheinungen<br />

Buchbesprechungen/Neuerscheinungen<br />

Beins, H. J. (Hrsg.) (2007)<br />

Kinder lernen in Bewegung<br />

Dortmund: Borgmann Media<br />

(inklusive DVD)<br />

176 Seiten<br />

ISBN 978-3-938187-24-1<br />

€ 25,50<br />

Im Buch und den beiliegenden<br />

Filmen auf DVD wird<br />

der enge Zusammenhang<br />

von Bewegung und Lernen<br />

bei Kindern im Alter von 1,5<br />

bis 12 Jahren in Theorie und<br />

Praxis aufgezeigt. Dabei wird<br />

anhand praktischer Beispiele<br />

verdeutlicht, welche<br />

Bedeutung die Bewegung<br />

und das Spiel für die<br />

schulische Vorbereitung von<br />

Kleinkindern, Kindergartenkindern,<br />

Grund-, Sonder-<br />

oder Hauptschülern hat.<br />

Roth, S./Schneider-Eberz, I.<br />

(2006)<br />

1013 Spiel- und Übungsformen<br />

für Senioren<br />

Schorndorf: <strong>Hofmann</strong><br />

288 Seiten<br />

ISBN: 3-7780-6336-7<br />

€ 20,90<br />

„Aktiv bleiben“ ist das<br />

Zauberwort für gesundes<br />

Älterwerden. Es gilt nicht<br />

nur für körperliche Aktivität,<br />

sondern auch für das soziale<br />

und das geistige Engagement.<br />

Der sportlichen Betätigung<br />

kommt dabei insofern<br />

eine besondere Rolle zu, als<br />

sie die körperliche Aktivität<br />

mit dem sozialen Engagement<br />

und bestimmten<br />

Anforderungen an Aufmerksamkeits-<br />

und Willensprozesse<br />

in idealerweise<br />

verbindet. In diesem Buch<br />

werden zahlreiche Praxisanregungen<br />

gegeben. Ein<br />

unbedingtes Muss für jeden,<br />

der mit Senioren bewegungsorientiert<br />

und kreativ<br />

arbeitet bzw. arbeiten<br />

möchte.<br />

Kempf, H.-D./Pfänder, B.<br />

(2006)<br />

Kindergarten in Bewegung<br />

Dortmund: Borgmann Media<br />

175 Seiten<br />

ISBN: 978-3-938187-28-9<br />

€ 21,50<br />

In zahlreichen Kindergärten<br />

ist der Baustein Bewegung<br />

bereits fest im pädagogischen<br />

Konzept verankert.<br />

Das Buch versteht sich als<br />

Handlungsleitfaden für ein<br />

ganzheitliches bewegungspädagogisches<br />

Konzept im<br />

Kindergarten. Es liefert<br />

Einrichtungsträgern,<br />

Erzieherinnen, Bewegungsfachkräften<br />

und Eltern<br />

umfassende praktische Tipps<br />

und Anregungen auf dem<br />

Weg zu einem Kindergarten<br />

in Bewegung, von strukturellen<br />

Maßnahmen bis hin zu<br />

speziellen Bewegungsangeboten.<br />

In etwa 500 Übungs-<br />

und Bewegungseinheiten<br />

werden Anregungen zur<br />

Umsetzung und Vermittlung<br />

der verschiedenen Lern-,<br />

Förder- und Entwicklungsbereiche<br />

in Bewegung gegeben.<br />

Durch zahlreiche Fotos<br />

wird der bewegte Kindergartenalltag<br />

dokumentiert.<br />

Sassé, M./McKail, G. (2007)<br />

Eltern „up to date“<br />

Crashkurs Kindliche Entwicklung<br />

(0 bis 5 Jahre)<br />

Kirchzarten bei Freiburg:<br />

VAK.<br />

269 Seiten<br />

ISBN: 978-3-935767-92-7<br />

€ 16,95<br />

Junge Paare und frisch<br />

gebackene Eltern haben oft<br />

viele Fragen zur Entwicklung<br />

ihrer Kinder: Dieser informative<br />

Schnellkurs erleichtert<br />

den Einstieg und bietet das<br />

Wichtigste knapp und<br />

prägnant: Kenntnisse über<br />

die kindlichen Entwicklungsschritte<br />

von 0 bis 5 und<br />

Tipps zur Förderung der<br />

körperlichen und geistigen<br />

Fähigkeiten, die gerade<br />

„dran“ sind.<br />

Die Autorin weiß, wovon sie<br />

spricht. Sie hat ihre Ratschläge<br />

nicht am „grünen<br />

Tisch“ verfasst, sondern sie<br />

schöpft aus jahrzehntelanger<br />

persönlicher und beruflicher<br />

Erfahrung.<br />

Das mit humorvollen<br />

Cartoons ausgestattete Buch<br />

macht Lust auf mehr, so dass<br />

man es immer wieder gern<br />

zur Hand nimmt.<br />

Gelb, M./Völkel-Halbrock<br />

(2007)<br />

ADS/ADHS. Ein Ratgeber für<br />

Eltern, Pädagogen und<br />

Therapeuten.<br />

Idstein: Schulz Kirchner<br />

64 Seiten<br />

ISBN: 978-3-8248-0521-1<br />

€ 8,40<br />

Dieses Buch soll eine kurze<br />

Einführung in das Thema<br />

Aufmerksamkeits-Defizit-<br />

Hyperaktivitäts-Syndrom<br />

(ADHS) sein. Das Thema<br />

ADHS ist so aktuell wie nie.<br />

Immer mehr Kinder, Jugendliche<br />

und Erwachsene<br />

werden als betroffene oder<br />

Angehörige von Betroffenen<br />

damit konfrontiert. Umso<br />

wichtiger ist es deshalb, eine<br />

gute Kenntnis über mögliche


Ursachen, die Diagnostik und<br />

die möglichen Differenzialdiagnosen<br />

und Begleiterkrankungen<br />

des ADHS zu haben.<br />

Der Ratgeber richtet sich an<br />

Eltern und bezugspersonen<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

mit ADHS oder dem<br />

Verdacht auf ADHS. <strong>Informationen</strong>,<br />

Tipps und Anregungen<br />

sollen helfen, die<br />

problematik ADHS besser zu<br />

verstehen und die betroffenen<br />

Kinder und Jugendlichen<br />

besser unterstützen<br />

zu können, damit diese eine<br />

positive Entwicklung machen<br />

können und die Lebensqualität<br />

für alle beteiligten<br />

verbessert wird.<br />

Frommann, B. (2006)<br />

Wilde Spiele<br />

Schriftenreihe für Bewegung,<br />

Spiel und Sport. Band 25.<br />

Schorndorf: <strong>Hofmann</strong><br />

174 Seiten<br />

ISBN: 3-7780-0251-1<br />

€ 16,80.<br />

Dieser Band stellt eine<br />

betont spielerische Einführung<br />

in den Sportartbereich<br />

„Rangeln, Raufen, miteinander<br />

kämpfen“ dar. Über 125<br />

Spiel- und Übungsideen<br />

werden anhand eines Rasters<br />

und eines Fotos mit zahlreichen<br />

Variationen übersichtlich<br />

dargestellt, so dass<br />

ein schneller Überblick über<br />

die Kategorie, die Sozialform,<br />

die Körperposition und den<br />

Geräte- und Materialbedarf<br />

gewährleistet ist. Turnierideen<br />

und Entspannungsübungen<br />

runden den<br />

Sportartbereich ab.<br />

Theoretische Ausführungen<br />

zum sozialen und motorischen<br />

Hintergrund sowie<br />

didaktische und methodische<br />

Hinweise führen in den<br />

Sportartbereich ein.<br />

Das Buch richtet sich<br />

insbesondere an Lehrkräfte<br />

der verschiedenen Schularten,<br />

aber auch an Erzieher in<br />

Kindergärten, an Sozialpädagogen<br />

in außerunterrichtlichen<br />

pädagogischen<br />

Arbeitsfeldern oder an<br />

Übungsleiter in den Sportvereinen<br />

und Sportverbänden. Es<br />

ist zum direkten Einsatz in<br />

der Praxis geeignet.<br />

Herrmann, U. (Hrsg.) (2006)<br />

Neurodidaktik. Grundlagen<br />

und Vorschläge für gehirngerechtes<br />

Lehrern und Lernen<br />

Weinheim, Basel: Beltz<br />

231 Seiten<br />

ISBN: 978-3-407-25413-9<br />

€ 19,90.<br />

Warum lernen Menschen so<br />

unterschiedlich? Was lernt<br />

das Gehirn überhaupt, und<br />

was vergisst es wieder?<br />

Die Neurowissenschaften<br />

schärfen den Blick dafür,<br />

warum die herkömmliche<br />

schulische Lehr-Lern-Orga-<br />

nisation so wenig erfolgreich<br />

ist. Die lernpsychologisch<br />

orientierte Gehirnforschung<br />

kann mit Erkenntnissen<br />

aufwarten, auf deren Grund-<br />

lage das herkömmliche<br />

unterrichtlich organisierte<br />

Lernen neu organisiert werden<br />

muss: Vor allem das<br />

selbst organisierte Lernen in<br />

handlungsaktivierenden Lern-<br />

umgebungen fördert das Ge-<br />

hirn bei seiner Lerntätigkeit.<br />

Führende deutsche Gehirnforscher<br />

erläutern die Funktionsweise<br />

des Gehirns im Rahmen<br />

der Prozesse, die bei erfolgreichem<br />

Lernen ablaufen.<br />

Gehirngerechtes Lehren und<br />

Lernen werden an praxisorientierten<br />

neurodidaktischen<br />

Beispielen erläutert.<br />

Lange, H.-J./Lehmann, J.<br />

(Hrsg.) (2006)<br />

Abenteuer erleben. Jugendfarmen<br />

und Aktivspielplätze<br />

als erlebnispädagogische<br />

Lernorte und soziale<br />

Erfahrungsräume<br />

Lüneburg: Edition Erlebnispädagogik<br />

96 Seiten<br />

ISBN: 978-3-89569-075-4<br />

€ 11,00.<br />

Mit dem vorliegenden Buch<br />

ist die Intention verbunden,<br />

die kontinuierliche und<br />

facettenreiche Arbeit im<br />

Bereich der Jugendfarmen<br />

und Aktivspielplätze in<br />

Deutschland zu dokumentieren,<br />

theoretische Hintergründe<br />

transparent zu<br />

machen und die Verbindung<br />

zur modernen Erlebnispädagogik<br />

herzustellen.<br />

Bucher, W. (2006)<br />

1001 Spiel- und Übungsformen<br />

im Schwimmen<br />

Schorndorf: <strong>Hofmann</strong><br />

276 Seiten<br />

ISBN: 3-7780-6220-4<br />

€ 19,90<br />

In diesem Buch finden Sie<br />

Anregungen, wie der<br />

Schwimmunterricht spielerisch<br />

und doch gezielt erteilt<br />

werden kann. Möchten Sie<br />

neue Tauchspiele oder<br />

verschiedene Formen des<br />

Schnorchelns kennen lernen?<br />

All das und Hinweise zur<br />

gezielten Förderung der<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

werden in diesem Buch<br />

praxisorientiert thematisiert.<br />

Frank, G./Eckers, B. (2007)<br />

Erfolgreiche Bewegungsförderung<br />

für Kinder. Eine<br />

Übungssammlung mit<br />

Alltagsmaterialien und<br />

Kleingeräten<br />

Wiebelsheim: Limpert<br />

4. Auflage<br />

119 Seiten<br />

ISBN: 978-3-7853-1720-4<br />

€ 14,95.<br />

Unsere Kinder sind heute<br />

„Sitzriesen“ und „Bewegungs-<br />

47


48<br />

Buchbesprechungen / Neuerscheinungen<br />

zwerge“. Die Folgen dieses<br />

Bewegungsmangels sind:<br />

zunehmende Haltungsschäden,<br />

Übergewicht, aber auch<br />

Konzentrationsmängel und<br />

Lernschwächen. Der Sport in<br />

Kindergarten und Schule<br />

muss dieser Tendenz frühzeitig<br />

entgegenwirken, um die<br />

Voraussetzung für eine<br />

gesunde, körperliche,<br />

seelische und soziale Entwicklung<br />

der Kinder zu schaffen.<br />

Dieses Praxisbuch gibt<br />

Erzieherinnen, Lehrern und<br />

Übungsleitern in Kindergarten,<br />

Schule und Verein<br />

vielfältige, kreative und<br />

leicht umsetzbare Praxismodelle<br />

für die erfolgreiche<br />

Bewegungsstunde an die<br />

Hand. Für viele der vorgestellten<br />

Spiele und Übungen<br />

genügen Alltagsgegenstände<br />

wie Zeitungen, Luftballons<br />

und Teppichfliesen oder<br />

Kleingeräte. Alle Spielformen<br />

können durch Variationen<br />

und Anpassung an vielen<br />

Stellen weiterentwickelt und<br />

für andere Altersgruppen<br />

entsprechend abgeändert<br />

werden.<br />

Lange, H./ Sinning, S. (2007)<br />

Kämpfen, Ringen und Raufen<br />

im Sportunterricht<br />

Wiebelsheim: Limpert<br />

176 Seiten<br />

ISBN: 978-3-7853-1736-5<br />

€ 14,95.<br />

„Kämpfen, Ringen und<br />

Raufen“ erlebt im Sportun-<br />

terricht eine Konjunktur –<br />

nicht nur im Rahmen von<br />

Kampfsportarten, sondern<br />

insbesondere als ein<br />

pädagogisch einsetzbares<br />

und motorisch vielfältiges<br />

Bewegungsfeld, bei dem die<br />

Schüler spielerisch lernen<br />

können, ihre Kräfte miteinander<br />

zu messen und sich<br />

zu respektieren.<br />

Hierzu finden Lehrer und<br />

Übungsleiter in diesem Buch<br />

annähernd 145 Spiele und<br />

bewegungsaufgaben. Die<br />

Spiele und Aufgaben sind<br />

nach den Kategorien<br />

„Körperkontaktspiele“,<br />

„Partnerkämpfe“, „Gruppenkämpfe“<br />

und Partnerentspannung“<br />

aufgeteilt und<br />

können somit zur Einstimmung,<br />

als Schwerpunkt und<br />

als Ausklang einer Sportstunde<br />

eingesetzt werden.<br />

Alle Spiele sind einprägsam<br />

bebildert, so dass sich ihr<br />

Ablauf leicht nachvollziehen<br />

lässt. Ein Praxisbuch zum<br />

Einsatz in Schule und<br />

Verein.<br />

Fröhlich, C. (2007)<br />

Topolimbo. Tänze und<br />

Musikspiele für Kinder.<br />

Boppard am Rhein: Fidula<br />

57 Seiten<br />

ISBN: 978-3-87226-244-8<br />

€ 14,90.<br />

Zum Buch ist die gleichnamige<br />

CD erhältlich:<br />

54 Minuten<br />

Best.-Nr. 4444<br />

€ 16,90.<br />

Die im Heft dargestellten<br />

Tänze und Musikspiele,<br />

eingespielt von der Gruppe<br />

„Topolimbo“ aus Basel auf<br />

der gleichnamigen CD,<br />

animieren mit phantasievollen<br />

Arrangements zum<br />

Tanzen in der Grundschule<br />

und im Kindergarten. Zudem<br />

regen sie die musikalische<br />

Neugierde von Kindern an,<br />

ermuntern zum genauen<br />

Hinhorchen, dann und wann<br />

zum Mitspielen und zeigen<br />

Ideen für eigene Improvisationen<br />

in Musik und Tanz.<br />

Zimmermann, J. (2007)<br />

JUBA. Die Welt der Körperpercussion.<br />

Techniken –<br />

Rhythmen – Spiele<br />

DVD<br />

Boppard am Rhein: Fidula<br />

102 Minuten<br />

ISBN: 978-3-87226-737-5<br />

€ 19,90.<br />

Die DVD JUBA zeigt die Welt<br />

der Körperpercussion von der<br />

einfachen Bewegung bis zur<br />

Technik für Rhythmusspezialisten.<br />

Dabei wird vom ge-<br />

stampften Schritt und<br />

Klatschvariationen sowie –<br />

spielen, über elementare<br />

Rhythmen, Körperklänge und<br />

den Rhythmusbaukasten hin<br />

zu komplexen Körperkoordinationen<br />

und exotischen<br />

Spieltechniken eingeführt. Die<br />

DVD eignet sich zur Demonstration<br />

der einzelnen Spiel-<br />

techniken und präsentiert<br />

eine Auswahl der im gleich-<br />

namigen Buch vorgestellten<br />

Rhythmen und Spiele. Da-<br />

rüber hinaus sind zusätzliche<br />

Improvistaionen dargestellt,<br />

die nicht im gleichnamigen<br />

Buch enthalten sind.<br />

Pape-Kramer, S./Köhle, U.<br />

(2007)<br />

Bewegungsgestaltungen.<br />

Unterrichtseinheiten und<br />

Stundenbeispiele für Schule<br />

und Verein<br />

Schorndorf: <strong>Hofmann</strong><br />

144 Seiten<br />

ISBN: 978-3-7780-0541-5<br />

€ 19.90.<br />

Neue Formen von Tanzen<br />

und Gestalten sind Bereiche<br />

in der aktuellen jugendkulturellen<br />

Sport- und Bewegungsszene,<br />

die immer<br />

beliebter werden. Das große<br />

Interesse von Schülern einerseits<br />

und die vielfältigen<br />

didaktischen Möglichkeiten<br />

andererseits steigern die<br />

Nachfrage im Schulsport<br />

nach geeigneten Vermittlungskonzepten<br />

von präsentativen<br />

Bewegungsformen<br />

wie z. B. Breakdance und<br />

Skyball. Im vorliegenden<br />

Konzept der Doppelstunde<br />

Bewegungsgestaltungen<br />

wird ein Vermittlungsweg<br />

aufgezeigt, der allen<br />

Sportlehrkräften die<br />

Möglichkeit bieten soll,<br />

Schüler in diesem Bereich<br />

ohne großen Aufwand<br />

anzuleiten. Während in der


Unterstufe die spielerische<br />

Vermittlung von Fortbewegungsgrundformen<br />

und ihren<br />

Variationsmöglichkeiten, die<br />

Koordinations- bzw. Rhythmusschulung<br />

im Vordergrund<br />

stehen, werden in der<br />

Mittel- und Oberstufe<br />

konkrete Sportartenspezifische<br />

Elemente erlernt und<br />

geübt und im Anschluss<br />

daran gestalterische<br />

Aufgaben beschrieben, die<br />

eine selbst bestimmte und<br />

kreative Auseinandersetzung<br />

mit dem Erlernten ermöglichen.<br />

Die Übungsgelegenheiten<br />

sind jeweils auf einen<br />

Zeitraum von 80 Minuten<br />

zugeschnitten. Mit diesem<br />

Werk liegt ein praxis-<br />

LABAN/BARTENIEFF<br />

BEWEGUNGSSTUDIEN<br />

orientiertes Buch vor, das<br />

sowohl für Sportlehrern,<br />

fachfremd unterrichtende<br />

Sportlehrer und Übungsleiter,<br />

aber auch Sport-<br />

studierende an Universitäten<br />

und der Pädagogischen<br />

Hochschulen sehr geeignet<br />

ist.<br />

Kesper, G./Hottinger, C.<br />

(2007)<br />

Mototherapie bei SensorischenIntegrationsstörungen<br />

München, Basel: Reinhardt.<br />

7. Auflage<br />

212 Seiten<br />

ISBN: 978-3-497-01915-1<br />

€ 19,90.<br />

Einführungskurse<br />

Berufsbegleitende<br />

Fortbildung &<br />

Aufbaustufe<br />

EUROLAB<br />

FORTBILDUNG BASIC<br />

ZERTIFIKATAUSBILDUNG<br />

Leitung: Antja Kennedy<br />

Telefon +49-(0)421-6595624<br />

info@laban-ausbildung.de<br />

www.laban-ausbildung.de<br />

In diesem Buch wird ein<br />

klinisch erprobtes, praxisorientiertes<br />

Konzept der<br />

Mototherapie vorgestellt. Auf<br />

den neurophysiologischen<br />

Grundlagen der Arbeiten von<br />

Jean Ayres sind in diesem<br />

Konzept verschiedene<br />

Methoden der sensomotorischen<br />

Förderung von<br />

Kindern eingebunden. Im<br />

ersten Teil des Buches wird<br />

die Diagnose und Therapie<br />

von Sensorischen Integrationsstörungen<br />

mit einer<br />

ausführlichen Erläuterung<br />

der Elternarbeit und Lehrerberatung<br />

beschrieben. Im<br />

zweiten Teil steht die<br />

Darstellung von Übungen<br />

nach einem entwicklungsorientierten<br />

Aufbau im Mittelpunkt,<br />

die nach Therapieelementen<br />

geordnet sind.<br />

Melanie Behrens<br />

Zentrum für Aus- und Fortbildung in<br />

Psychomotorischer Praxis Aucouturier<br />

Berufsbegleitende Weiterbildungen<br />

• in Prävention für pädagogische und erzieherische<br />

Fachkräfte in Hameln bei Hannover (ab Sommer 2008)<br />

• in Therapie für therapeutisch arbeitende Fachkräfte<br />

in Bonn (ab Januar 2009)<br />

• Fortbildungen (Auszüge)<br />

30. 5.–1. 6. 08 „Beweg-Gründe“ I: Einführung in die PPA<br />

(alternativ 25.–27. 4. 08 in Biberach)<br />

19.–21. 9. 08 „Beweg-Gründe“ II: Video-Supervision für<br />

Interessenten ohne Ausbildung in<br />

Verbindung mit der Theorie im Ansatz<br />

Aucouturier<br />

1.–2. 11. 08 PPA für das Säuglings- und Kleinkindalter<br />

24.–25. 10. 08 Psychomotorische Intervention mit<br />

autistischen Kindern<br />

Literatur zum Ansatz von Bernard Aucouturier<br />

Info unter www.zappa-bonn.de/literatur<br />

Programm und Information:<br />

ZAPPA • Professor-Neu-Allee 6 • 53225 Bonn<br />

Fon (02 28) 4 79 76 13 • Fax (02 28) 4 79 76 14<br />

49


50<br />

Zeitschriftenspiegel<br />

Zeitschriftenspiegel<br />

Die hier aufgeführten<br />

Artikel stellen einen<br />

zusammenfassenden<br />

Überblick aus diversen<br />

Zeitschriften dar, die für<br />

das Fachgebiet Psychomotorik/Motologie<br />

von<br />

Bedeutung sind. Folgende<br />

Zeitschriften sehen wir für<br />

unsere Leser regelmäßig<br />

durch:<br />

• „Behinderte“: Reha-Druck,<br />

Graz<br />

• „Ergotherapie & Reha-<br />

bilitation“: Schulz-<br />

Kirchner, Idstein<br />

• „Frühförderung interdisziplinär“:<br />

Reinhardt,<br />

München/Basel<br />

• „Gehirn und Geist“.<br />

Spektrum der Wissenschaft<br />

Kindergarten heute<br />

Jahrgang 2006<br />

Fröhlich-Gildhoff, K./Kraus,<br />

G./Rönnau, M.: Gemeinsam<br />

auf dem Weg. Eltern<br />

und Erzieherinnen<br />

gestalten Erziehungspartnerschaft.<br />

10: 6–15.<br />

Lehmann, W./ Rademacher,<br />

J./ Quaiser-Pohl/ Günther,<br />

A./ Trautewig, N.: „Viel +<br />

wenig, groß + klein.“<br />

Riesenspaß bei der<br />

• „Geistige Behinderung“:<br />

Lebenshilfe-<strong>Verlag</strong>,<br />

Marburg<br />

• „Grundschule“: Westermann,<br />

Braunschweig<br />

• „Haltung und Bewegung“:<br />

BAG, Wiesbaden<br />

• „Heilpädagogik“:<br />

Heilpädagogische<br />

Gesellschaft Österreich,<br />

Siegenfeld<br />

• „Hörgeschädigten<br />

Pädagogik“: Median-<br />

<strong>Verlag</strong>, Heidelberg<br />

• „Kindergarten heute“:<br />

Herder, München<br />

• „Kindheit und Entwicklung“:<br />

Hogrefe <strong>Verlag</strong>,<br />

Göttingen<br />

• „Kinder- und Jugendarzt“:<br />

Hanseatisches <strong>Verlag</strong>skontor<br />

Lübeck<br />

Förderung von mathematischenVorläuferfähigkeiten.<br />

11: 6–14.<br />

Ulich, M./Mayr, T.: Und wie<br />

steht es um die sprachliche<br />

Bildung deutscher<br />

Kinder? Der Beobachtungsbogen<br />

SELDAK.<br />

12: 22–27.<br />

Jahrgang 2007<br />

Liegle, L.: Pädagogische<br />

Konzepte und Bildungspläne.<br />

1: 6–12.<br />

Altgeld, K.: Early Excellence<br />

Centre und Judy Center.<br />

Unterschiedliche<br />

Konzepte, verschiedene<br />

Ansätze. 1: 28–33.<br />

Engelhard, D.: Nicht nur eine<br />

Studie von vielen. Was<br />

Sie über den OECD-<br />

Bericht für Deutschland<br />

und seine Hintergründe<br />

wissen müssen.<br />

1: 34–36.<br />

Remsperger, R.: Mit Kindern<br />

im Dialog. „Teaching<br />

• „Krankengymnastik“:<br />

Pflaum, München<br />

• „Mit Sprache“: Holzhausen<br />

Druck & Medien<br />

GmbH, Wien<br />

• „Päd Forum“: Schneider,<br />

Hohengehren<br />

• „Prävention“: Deutscher<br />

Bundes-<strong>Verlag</strong> Bonn<br />

• „Praxis Ergotherapie“: Mo-<br />

dernes Lernen, Dortmund<br />

• „Praxis der Psychomotorik/<br />

Motopädie“: Modernes<br />

Lernen, Dortmund<br />

• „Schweizerische Zeitschrift<br />

für Heilpädagogik“:<br />

Ediprim AG, Biel<br />

• „Sportpädagogik“: Erhard-<br />

Friedrich <strong>Verlag</strong>, Seelze<br />

• „Sonderpädagogik“:<br />

Wissenschaftsverlag<br />

Spiess Berlin<br />

Stories“ – Die Lerngeschichten<br />

der Erzieherinnen.<br />

2: 6–13.<br />

Ruppik, M.: „Jetzt bist du<br />

nicht mehr meine<br />

Freundin!“ Konflikte<br />

zwischen Kindern<br />

analysieren und klären.<br />

2: 22–27.<br />

Mößner, B.: 5-Sinne-<br />

Erfahrungen am Kirschbaum.<br />

8: 18–20.<br />

Marx, E.: LOGIK: eine<br />

entwicklungspsychologische<br />

Langzeitstudie.<br />

9: 20–24.<br />

Höke, J.: Bildungsübergänge<br />

im Blick. Das Bildungshaus<br />

3-10 stellt sich vor.<br />

8: 20-22.<br />

Weiss, G.: Damit Entwicklungsgespräche<br />

gelingen.<br />

9: 34–40.<br />

Merz-Foschepoth, C.: Sie<br />

bewegt Vieles – und Viele.<br />

Prof. Dr. Renate Zimmer<br />

erhielt das Bundesverdienstkreuz.<br />

10: 42–43.<br />

• „Sportunterricht“:<br />

<strong>Hofmann</strong>, Schorndorf<br />

• „Sportwissenschaft“:<br />

<strong>Hofmann</strong>, Schorndorf<br />

• „Unsere Jugend“:<br />

Reinhardt, München<br />

• „Welt des Kindes“:<br />

Kösel, München<br />

• „Zeitschrift für<br />

Erlebnispädagogik“:<br />

Neubauer, Lüneburg<br />

• „Zeitschrift für<br />

Heilpädagogik“:<br />

Julius Klinkhardt <strong>Verlag</strong>,<br />

Bad Heilbrunn<br />

• „Zeitschrift für<br />

Sportpsychologie“:<br />

Hogrefe, Göttingen<br />

• „Zusammen“:<br />

Friedrich, Velber<br />

Zuständige Redakteure: Melanie Behrens, Klaus Fischer<br />

Reihe „Wagnis offene Arbeit“<br />

Schaarschmidt, M.: Eine KiTa<br />

machte sich auf den Weg<br />

und steht Rede und<br />

Antwort. 11/2006: 32–37.<br />

Eine KiTa machte sich<br />

auf den Weg und steht<br />

Rede und Antwort.<br />

12/2006: 28–31.<br />

Reihe „Reportage“<br />

Römisch, A.: Mitten im Labyrinth.<br />

Kinder erkunden<br />

Dimensionen, Körper und<br />

Flächen. 3/ 2007: 18–25.<br />

Viel mehr als eine Linie!<br />

Eine grafische Entdeckungsreise.<br />

5/ 2007: 18–21.<br />

Reihe „Auf den Spuren<br />

bedeutsamer Pädagogen“<br />

Küstner, C.: Friedrich<br />

Wilhelm August Fröbel.<br />

5/2007: 36–39.<br />

Célestin Freinet.<br />

6–7/2007: 36–38.<br />

Johann Heinrich<br />

Pestalozzi. 9: 30–33.


Reihe „Lebensräume<br />

beleben“<br />

Österreicher, H.: Werk- und<br />

Laborräume.<br />

1/2007: 24–27.<br />

Die Stadt und ihre<br />

Bauten. 2/ 2007: 32–34<br />

Die Stadt und ihre<br />

grünen Inseln.<br />

3/ 2007: 26–9.<br />

Fensterbank, Terrasse,<br />

Garten und das Leben<br />

hinterm Gartenzaun.<br />

4/ 2007: 38–41.<br />

Reihe „Ein Blick auf Europa“<br />

2006/2007<br />

Vogelsberger, M.: Vorschulische<br />

Bildung in<br />

Österreich. 10/2006:<br />

39–40.<br />

Vorschulische Bildung in<br />

der Schweiz. 11/2006:<br />

38–40.<br />

Vorschulische Bildung in<br />

Irland. 12/ 2006: 35–37.<br />

Vorschulische Bildung in<br />

den Benelux-Staaten.<br />

2/ 2007: 36–39.<br />

Vorschulische Bildung in<br />

Polen, Ungarn und der<br />

Tschechischen Republik.<br />

3/ 2007: 36–39.<br />

Gehirn & Geist<br />

Jahrgang 2007<br />

Reihe „Brennpunkt“<br />

Reinberger, S.: Generation<br />

Ergo. 9: 14–22.<br />

Reihe „Psychologie“<br />

Strobl, V.: Bewegende<br />

Momente. 7–8: 18–22.<br />

Lück, H. E.: Ganz oder gar<br />

nicht. 7-8: 24-29.<br />

Canli, T.: Der Charakter-<br />

Code. 9: 52–57.<br />

Bauer, J.: Unser flexibles<br />

Erbe. 9: 58–64.<br />

Schumacher, R./Stern, E.:<br />

Lerne lieber unbewusst.<br />

12: 22–27.<br />

Werth, R.: Jäger des verlorenen<br />

Bewusstseins.<br />

12: 28–33.<br />

Reihe „Medizin“<br />

Dobbis, D.: Strom an, Schwer-<br />

mut aus. 7–8: 44–49.<br />

Reihe „Hirnforschung“<br />

Marschall. J.: Meister des<br />

Wir-Gefühls. 12: 40–47.<br />

Gelitz, C.: Angst vor anderen.<br />

12: 48–53.<br />

Scheelen, F. M.: Die eigenen<br />

Ideale leben. 12: 70–72.<br />

Unsere Jugend<br />

Jahrgang 2006<br />

Pies, S./Schrapper, C.:<br />

Erkennen, verstehen<br />

und entscheiden, was<br />

zu tun ist. Anforderun-<br />

gen an die Kompetenz<br />

von ASD-Fachkräften<br />

am Beispiel der Hilfeplanung.<br />

9: 361–370.<br />

Busch, M./Fieseler, G.:<br />

(Strukturelle) Gewalt –<br />

Tatort Kinder- und<br />

Jugendhilfe.<br />

10: 403–408.<br />

Vossler, A.: Der lange Weg<br />

von der Systemtheorie<br />

zur Beratungspraxis.<br />

Ansätze, Methoden<br />

und Begrenzungen.<br />

10: 421–431.<br />

Rotthaus, W.: Neue Herausforderungen<br />

an die<br />

elterliche Erziehungskompetenz.<br />

11-12: 451–458.<br />

Behn, S.: Elterntraining:<br />

eine Übersicht.<br />

11-12: 476–480.<br />

Jahrgang 2007<br />

Günder, R./ Reidegeld, E.:<br />

Aggressionen von<br />

Kindern und Jugendlichen<br />

in der Stationären<br />

Erziehungshilfe.<br />

1: 10–17.<br />

Preuss/Freisberg, R./Marx, H./<br />

Bach, N.: Ein Heim für<br />

wilde Kinder. 1: 23–32.<br />

Boeger, A.: Erlebnispädagogik<br />

im Jugendalter:<br />

Stärkung personaler und<br />

interpersonaler Kompetenzen?<br />

4: 146–154.<br />

Schut-Ansteeg, T.: Erlebnispädagogische<br />

Medien<br />

im Rahmen der Kinder-<br />

und Jugendarbeit.<br />

4: 155–163.<br />

Simon, C.: Das fahrende<br />

Klassenzimmer.<br />

5: 211–219.<br />

Rabe, H./Kavemann, B.:<br />

Kinder und häusliche<br />

Gewalt. 6: 242–249.<br />

Heynen, S.: Häusliche Gewalt<br />

als Thema des Kinder-<br />

und Jugendschutzbundes.<br />

6: 250–259.<br />

Beckmann, S.: Täterarbeit<br />

Häusliche Gewalt.<br />

6: 260–267.<br />

Hafenbrak, I.: Aufsuchende<br />

Krisenbegleitung für<br />

Kinder nach häuslichem<br />

Gewaltvorfall.<br />

6: 268–275.<br />

Bächer, K.: Spiel-Raum – ein<br />

interdisziplinäres<br />

Angebot früher Hilfen für<br />

Familien. 7+8: 306–311.<br />

Gillich, S.: Lebensraum<br />

Straße: Sozialraumorientierung<br />

in der Kinder-<br />

und Jugendarbeit.<br />

10: 402–408.<br />

Zeitschrift für<br />

Sportpsychologie<br />

Jahrgang 2007<br />

Brand, R./ Schlicht, W.:<br />

Gesundheit, körperliche<br />

Aktivität und Sport.<br />

Kognitive und emotionale<br />

Aspekte der<br />

Verhaltensänderung.<br />

1: 1–2.<br />

Knisel, E./ Ziegler, C./<br />

Lezinsky, D./ Strang, H.:<br />

Selbststeuerung und<br />

Affektregulation.<br />

Ergebnisse einer<br />

Interventionsstudie<br />

mit übergewichtigen<br />

und adipösen Jugendlichen.<br />

1: 14–28.<br />

Mühlbauer, T./ Krug, J.:<br />

Zur zeitlichen Gestaltung<br />

des Umlernens einer<br />

großmotorischen<br />

Bewegungsfertigkeit.<br />

2: 67–73.<br />

Weigelt, M./ Munzert, J.:<br />

Editorial. (Sport-)moto-<br />

risches Lernen im<br />

Kontext komplexer<br />

Bewegunssteuerung.<br />

3: 93-94.<br />

Schack, Z.: Repräsentation<br />

und Bewegungssteuerung<br />

– die kognitivperzeptuelle<br />

Perspektive.<br />

3: 104–113.<br />

Lippke, S./Wiedemann, A. C.:<br />

Sozial-kognitive Theorien<br />

und Modelle zur<br />

Beschreibung und<br />

Veränderung von Sport<br />

und körperlicher Bewegung<br />

– ein Überblick.<br />

4: 139–148.<br />

51


52<br />

Zeitschriftenspiegel<br />

Behinderte<br />

Jahrgang 2006<br />

Weiß, H.: Kinderarmut und<br />

ihre Bedeutung für die<br />

Heil- und Sonderpädagogik.<br />

1: 16–29.<br />

Lindmeier, B.: Erleben von<br />

Armut und Bewältigungsstrategien<br />

von<br />

Kindern und Jugendlichen.<br />

1: 30–41.<br />

Müller, T.: Armut von Kindern<br />

an Förderschulen.<br />

1: 42–55.<br />

Klein, F.: Janusz Korczaks<br />

Pädagogik der Achtung.<br />

2: 28–41.<br />

Walker, A.: Behinderung und<br />

Alter – eine Perspektive<br />

der Lebensqualität.<br />

3–4: 30-37.<br />

Ziemen, K.: „Bilder“, Vorstellungen,<br />

Konstruktionen<br />

um Behinderung.<br />

5: 18–29.<br />

Datler, W./ Wininger, M.:<br />

Psychoanalyse und<br />

Heilpädagogik. 6: 16–21.<br />

Steinhardt, K.: Emotionalität<br />

und (behinderten-)<br />

pädagogische Professionalisierung.<br />

6: 72–87.<br />

Ergotherapie &<br />

Rehabilitation<br />

Jahrgang 2007<br />

Brdlik, I.: Wann ist Ergotherapie<br />

indiziert? Die<br />

Entwicklung und<br />

Erprobung einer Checkliste<br />

zur Erkennung von<br />

Wahrnehmungsverarbeitungsstörungen<br />

bei<br />

Kindern für psychologische<br />

Beratungsstellen.<br />

3: 6–10.<br />

Brückmann, M. K.: Tauchen<br />

als Therapiemedium in<br />

der Ergotherapie. Unter<br />

Wasser Grenzen durchbrechen.<br />

3: 18–22.<br />

Hucke, B.: Leitungskompetenz<br />

fällt nicht vom<br />

Himmel, aber man kann<br />

sie erwerben. 5: 6–10.<br />

Heim, S.: Das Schweigen<br />

durchbrechen. Kinder<br />

psychisch kranker Eltern.<br />

7: 21–23.<br />

Glaudo, s./Schwarzer, A./<br />

Maier, C.: Spiegeltherapie:<br />

dem Schmerz<br />

begegnen. 9: 6–9.<br />

Menzel, M.: Kindeswohlgefährdung.<br />

Der Schutzauftrag<br />

der Jugendhilfe nach<br />

§ 8 Kinder- und Jugendhilfegesetz.<br />

10: 5–10.<br />

Gross, W.: Chaos als Lebensstil.<br />

„Messies“: Modeproblem<br />

oder krankheitswerte<br />

Symptomatik?<br />

11: 6–10.<br />

Müller, S. V.: Wenn der<br />

Alltag zum Problem wird.<br />

Erscheinungsformen,<br />

Diagnostik und Behandlung<br />

exekutiver Dysfunktionen.<br />

11: 11–16.<br />

Reihe „Kurz gefasst“<br />

Putthoff, B.: Elternarbeit als<br />

Aspekt des familienzentrierten<br />

Ansatzes in der<br />

pädiatrischen Ergotherapie.<br />

Eine empirische<br />

Studie aus Sicht der<br />

Eltern. 3: 23.<br />

Reihe „Wissenschaft<br />

beschreiben, erklären,<br />

verstehen“<br />

Tschirner, K.:<br />

Folge 14: Das Interview.<br />

3: 24–25.<br />

Folge 16: Inhaltsanalyse.<br />

5: 24–25.<br />

Folge 17: Vom Experiment<br />

zur klinischen Studie –<br />

eine Übersicht. 6: 24–25.<br />

Folge 18: Die randomisierte<br />

kontrollierte Studie.<br />

7: 24–25.<br />

Folge 19: Von guter und<br />

noch besserer Forschung.<br />

8: 28–29.<br />

Folge 20: Von Output und<br />

Outcome. 9: 24–25.<br />

Folge 21: Vom Nutzwert<br />

einer Untersuchung.<br />

10: 26–27.<br />

Folge 22: Systematische<br />

Reviews und Metaanalysen.<br />

11: 24–25.<br />

Grundschule<br />

Jahrgang 2007<br />

Conrady, P.: Schriftspracherwerb<br />

1967 – und 40<br />

Jahre später. 9: 12–13.<br />

Wlaschek, M/ Zöller, B.:<br />

Emotionalität fördern?<br />

9: 48–51.<br />

Kemnitz, H.: Der dritte<br />

Erzieher. Was der Raum<br />

für Leben und Lernen in<br />

der Schule bedeutet.<br />

10: 6–8.<br />

Hinz, R./ Beutel, S.-I.:<br />

Anhaltende Lernfreude<br />

durch Jahrgangsmischung?<br />

Wie sich<br />

Selbstkonzepte im<br />

Jahrgangsübergreifenden<br />

Unterricht entwickeln.<br />

11: 10–12.<br />

Hildebrandt-Stratmann/ R.:<br />

Damit aus Kindern keine<br />

Kopffüßler werden.<br />

Ästhetische Erziehung im<br />

Sportunterricht der<br />

Grundschule. 11: 30–34.<br />

Neuber, N.: Spannung<br />

garantiert? Kreative<br />

Bewegungserziehung als<br />

Spiel mit der Körperspannung.<br />

11: 35–37.<br />

Probst, A.: Bewegung ist<br />

Kunst ist Bewegung<br />

ist… . Spiele und<br />

Übungen mit dem<br />

Körpergewicht.<br />

11: 38–41.<br />

Bannmüller, E.: Den richtigen<br />

Ausdruck treffen. Durch<br />

Bewegung die Wahrnehmung<br />

differenzieren.<br />

11: 42–44.<br />

Kirsch, S./Schwarzenthal, M.:<br />

Der Tanz mit dem Objekt.<br />

11: 48–51.<br />

Päd Forum<br />

Jahrgang 2007<br />

Ciesinger, K.-G.: Computer-<br />

Kids. Gesundheitliche<br />

Folgeprobleme von Mediennutzung<br />

und Medienkonsum<br />

in der Wissensgesellschaft.<br />

1: 13–15.


Lederle, M.: Süßes Gift –<br />

Diabetes bei Kindern und<br />

Jugendlichen. 1: 16–18.<br />

Liedke, M.: Der Mensch<br />

zwischen Gefühl und<br />

Verstand. 1: 24–27.<br />

Rohrmann, T.: Brauchen<br />

Jungen eine geschlechterbewusste<br />

Pädagogik?<br />

3: 145–149.<br />

Moser, H.: Bild und Pädagogik<br />

– ein schwieriges<br />

Verhältnis. 5: 261–263.<br />

Holzwarth, P.: Bildungsprozesse<br />

mit Bildern.<br />

5: 264–273.<br />

Kaiser, A.: Wolfgang Klafki<br />

zum 80. Geburtstag.<br />

5: 305–306.<br />

Reihe „Mein pädagogischer<br />

Klassiker“<br />

Lost, C.: Folge 6. Christian<br />

Gotthilf Salzmann.<br />

1: 30–35.<br />

Arnold, R.: Michel de<br />

Montaigne. 2: 96–97.<br />

Lost, C.: Folge 8. Francois<br />

Fénelon (1651-1715).<br />

3: 160–161.<br />

Ritzi, C.: Das Schulfoto.<br />

5: 288–289.<br />

Grunder, H.-U.: Elise (1898–<br />

1983) und Célestin<br />

(1896–1966) Freinet.<br />

6: 352–353.<br />

Welt des Kindes<br />

Jahrgang 2007<br />

Sielert, U.: Jungen sind<br />

anders. 1: 8–11.<br />

Kleinen, H. M.: Am Anfang<br />

war das Ohr. 2: 8–11.<br />

Merz, V.: Dem Kind zuhören.<br />

2: 13–15.<br />

Veranstaltungen<br />

28.–29. 3. 2008<br />

„Komm, wir spielen ...!“ –<br />

Ein Kongress voller Praxis<br />

Workshops zu unterschiedlichen<br />

Aspekten des Spielens<br />

und des Spiels, u. a. zu<br />

den Themen Spielen und<br />

Sprache, Spielen und<br />

Lernen, Spielen und Entspannen,<br />

Spielen und<br />

Streiten lernen, Spielen<br />

mit Seilen.<br />

Ort: Institut für<br />

Bewegungsbildung<br />

und Psychomotorik<br />

(I´B´P´), Gröbenzell<br />

E-Mail: info@ibp-<br />

psychomotorik.de<br />

URL: http://www.ibppsychomotorik.de/<br />

index1.html<br />

4.–5. 4. 2008<br />

Münchner Symposion<br />

Frühförderung „Bio-psychosoziale<br />

Entwicklungsrisiken,<br />

Resilienz und die Frühförderung“<br />

Arbeitsgruppen, u. a. zu den<br />

Themen Essstörungen,<br />

Migration und Integration,<br />

Genetische Syndrome,<br />

Bilderflut und visuelle<br />

Anforderungen, ADHS,<br />

hörgeschädigte Kinder im<br />

Kindergarten, Deutsch als<br />

Zweitsprache im Kindergarten;<br />

Vorträge, u. a. zu den<br />

Themen Wie geht es unseren<br />

Kindern? – <strong>Fakten</strong>, Einschätzungen,<br />

Handlungsbedarf,<br />

Bildung und Erziehung in<br />

Kindertagesstätten,<br />

Bradke, M.: Kreisch-Chro<br />

und Waldgesang.<br />

2: 16–19.<br />

Fuchs, M./ Rückert, S.: Die<br />

Qualität der pädagogischen<br />

Arbeit im Kindergarten.<br />

2: 40–41.<br />

Ebers, T./ Melchers, M.: Die<br />

Konjunktur der Werte.<br />

Von Werten und Normen,<br />

Kultur und Moral.<br />

3: 8–11.<br />

Cole, K.: Lernbegleiterin.<br />

4: 22–24.<br />

Damen, S.: Mathematik ist<br />

überall. 4: 32–34.<br />

Jünemann, E.: Familie heute<br />

– was ist das? 5: 8–11.<br />

Liegle, L.: Vom Kind her<br />

denken- 5: 19–21.<br />

Stolz, U./ Thiel, T.: Erziehungspartnerschaft.<br />

Wie<br />

Kindergärten die<br />

Bedürfnisse von Eltern<br />

aufgreifen können.<br />

5: 22–24.<br />

Jehle, H.: Kinderwelten im<br />

Holzkasten. Ein gestaltorientiertes<br />

Angebot für<br />

entdeckendes Spielen<br />

und Lernen. 6: 32–34.<br />

Was geschieht in Familien<br />

und welche Unterstützung<br />

können sie brauchen?<br />

Ort: Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München<br />

E-Mail: paed@astffby.de<br />

URL: www.fruehfoerde<br />

rung-bayern.de<br />

4.–6. 4. 2008<br />

SYSTEM UND KÖRPER –<br />

Muss denn Körper Sünde<br />

sein?<br />

Der Kongress schafft eine<br />

Plattform für Vernetzung,<br />

Wissens- und Erfahrungsaustausch<br />

von Personen, die<br />

den Körper in den unterschiedlichsten<br />

Varianten<br />

Zeitschrift für<br />

Erlebnispädagogik<br />

Jahrgang 2007<br />

Themenschwerpunkte:<br />

Pferde in der Schule. 6/2007.<br />

Erlebnispädagogik, Outdoorpädagogik,Friluftpädagogik<br />

– Eine Erörterung<br />

ihrer Bedeutung im<br />

schwedischen Schulsystem.<br />

7–8/2007.<br />

Tanz als erlebnispädagogisches<br />

Gestaltungsfeld.<br />

9/2007.<br />

Zirkuspädagogik. 11–12/2007.<br />

(Wahrnehmung, Berührung,<br />

Interaktion) in ihre systemische<br />

Praxis integrieren<br />

wollen. Gefüge von Plenum,<br />

Foren, Workshops und<br />

reichlich Zeit für Begegnung<br />

in einer ungezwungenen<br />

Atmosphäre. Themen u. a.:<br />

Klang – Körper: Musik, Tanz<br />

und Bewegung in der<br />

systemischen Kinder- und<br />

Jugendlichentherapie;<br />

Lösungsbewegungen: vom<br />

spielerischen Umgang mit<br />

inneren Dilemmata; Somatic<br />

Experiencing: Traumatherapie<br />

nach Peter Levine in der<br />

systemischen Familienskulptur;<br />

Im Körper zu Hause -<br />

sicher, leicht, bewegt… mir<br />

und anderen begegnen;<br />

53


54<br />

Veranstaltungen<br />

Symptom-Skulpturen:<br />

entziffern, was mein Körper<br />

spricht; Systemische<br />

Körpertherapie: eine<br />

Einführung in Theorie und<br />

Methode; Körperliche<br />

Präsenz: der Körper als<br />

Ressource in der systemischen<br />

Therapie und<br />

Beratung; Gewalt? Bei uns<br />

(doch) nicht! Von der<br />

professionellen Kunst im<br />

Umgang mit Aggression und<br />

Gewalt.<br />

Ort: GLS – Global<br />

Language Services,<br />

Kastanienallee 82,<br />

10435 Berlin<br />

(Stadtteil Prenzlauerberg)<br />

E-Mail: sekretariat@<br />

gstb.org<br />

URL: www.gstb.org<br />

8.–10. 4. 2008<br />

PFLEGE & REHA 2008<br />

Das bestechende Ambiente<br />

der Neuen Landesmesse<br />

Stuttgart, die großzügigen<br />

Freiflächen und die moderne<br />

Architektur geben den<br />

glanzvollen Rahmen für die<br />

neue PFLEGE & REHA, eine<br />

Messe, die zugleich 35<br />

Forumveranstaltungen und<br />

einen Kongress beinhaltet.<br />

Auf der Messe präsentieren<br />

über 200 Aussteller Ihre<br />

Produkte, Dienstleistungen<br />

und Lösungen aus den<br />

Bereichen – stationäre und<br />

ambulante Pflege/Rehabilitation<br />

und Therapie/Management,<br />

Organisation, Bildung<br />

sowie Bauen, Einrichten und<br />

Wohnen. Das Forumsprogramm<br />

bietet Veranstaltungen<br />

zu vielen aktuellen<br />

Themen. Die Teilnahme dieser<br />

Veranstaltung ist für<br />

Besucher kostenlos.<br />

Mehr als 60 hochkarätige<br />

Veranstaltungen im Kongressprogramm<br />

bieten eine<br />

Fülle von Fachvorträgen,<br />

Fortbildungsveranstaltungen<br />

und Foren der Spitzenverbände<br />

und führender<br />

Fachleute.<br />

Ort: Messe Stuttgart<br />

E-Mail: pflegeundreha@<br />

thieme.de<br />

URL: http://cms.messestuttgart.de/cms<br />

11.–13. 4. 2008<br />

Mensch & Pferd im Dialog –<br />

EU-Konferenz 2008<br />

Themen und Ziele der<br />

Konferenz sind: Die Kommunikation<br />

im Therapeutischen<br />

Reiten – Sprache als eine<br />

konstruierte Welt!? „Missing<br />

Links“ zwischen den<br />

verschiedenen Bereichen des<br />

Therapeutischen Reitens.<br />

Stärkung der europäischen<br />

Zusammenarbeit und<br />

schaffen einer Diskussionsplattform.<br />

Zahlreiche<br />

Vorträge, Workshops und<br />

Arbeitskreise, u. a. zu den<br />

Themen „Kommunikation<br />

und Kunst, inspiriert von<br />

Pferd und Natur“, „Das Pferd<br />

als Helfer in der Kommunikation<br />

mit schweigenden<br />

Patienten“, „Ganzheitliche<br />

Kommunikation in der<br />

Heilpädagogischen Förderung<br />

mit dem Pferd“,<br />

„Kontaktstörungen mit Hilfe<br />

von Pferden bearbeiten“,<br />

„Der Dialog zwischen dem<br />

Pferd und von Gewalt<br />

traumatisierten Kindern“,<br />

„Mensch und Pferd im<br />

Dialog: Reiter und Pferd<br />

,lesen`“.<br />

Ort: Wien, Soz. Med.<br />

Zentrum Otto<br />

Wagner Spital<br />

(OWS) & Jugendstiltheater<br />

E-Mail: info@pferdemotion.at<br />

URL: http://www.pferdemotion.at/index.<br />

php<br />

14.–15. 4. 2008:<br />

Cool sein ist nicht alles:<br />

Jungen in der Jugendarbeit<br />

Wer seinen Blick auf Jungen<br />

schärfen möchte, wer mit<br />

Jungen ressourcenorientiert<br />

arbeiten möchte, wer neuen<br />

Schwung für seine Arbeit mit<br />

Jungs sucht, wer praxiserprobte,<br />

lebendige Methoden<br />

kennen lernen möchte oder<br />

wer sich gerne mit anderen<br />

Männern und Frauen über<br />

Erfahrungen austauschen<br />

möchte, ist hier richtig.<br />

Inhalte: Einblicke in den<br />

Jungenalltag – zwischen<br />

Weichei und Rambo;<br />

Stärkende Botschaften – den<br />

Hunger der Jungs stillen;<br />

Kampfesspiele – kraftvoller<br />

dynamischer Körperkontakt,<br />

Deeskalation – Eskalationstendenzen<br />

früh erkennen<br />

und handeln, Auf Grenzen<br />

achten – zwischen Förderung<br />

und Überforderung.<br />

Ort: Bad Orb<br />

E-Mail: r.herrgen@<br />

burckhardthaus.de<br />

URL: http://www.<br />

burckhardthaus.de/<br />

16.–18. 4. 2008<br />

Eltern stützen – Kinder<br />

schützen. Was muss sich<br />

ändern im Verhältnis Eltern –<br />

Kind – Staat?<br />

Kinder werden heute<br />

ungleich stärker als eigenständige<br />

Persönlichkeiten<br />

mit Rechten und Ansprüchen<br />

wahrgenommen wie die<br />

Diskussionen um Kindeswohl<br />

und Kinderrechte zeigen.<br />

Familienformen und<br />

Lebensverläufe befinden sich<br />

ständig in Bewegung, zudem<br />

kommt eine rasante ökonomische<br />

Dynamik, die von<br />

Familien gesellschaftlich<br />

schier unleistbare Anpassungsleistungen<br />

verlangt.<br />

Will Jugendhilfe in diesem<br />

Spannungsfeld eine bessere<br />

und frühzeitigere Unterstützung<br />

von Familien erreichen,<br />

ist eine jugendhilfefachliche<br />

und familienpolitische<br />

Neubestimmung erforderlich.<br />

Die Verantwortung der<br />

Erziehungshilfe an diesem<br />

Prozess soll auf der Fachtagung<br />

ausgelotet werden -<br />

und dies auch insbesondere<br />

unter Beachtung der<br />

Schnittstellen zu angrenzenden<br />

Bereichen wie<br />

z. B. dem Gesundheits-<br />

wesen.<br />

Ort: Hannover, Kulturzentrum<br />

Pavillon<br />

E-Mail: info@afet-ev.de<br />

URL: http://afet-ev.de/<br />

aktuell/AFET_<br />

intern/2007/AFET-<br />

Tagung2008.php<br />

13.–18. und 20.–25. 4. 2008:<br />

58. Lindauer Psychotherapiewochen<br />

zu den Themen<br />

Lachen und Weinen<br />

„Lachen ist gesund!“ sagt der<br />

Volksmund, erwiesen ist,<br />

dass es Stresshormone<br />

reduziert und im Gehirn<br />

Endorphine freisetzt.<br />

Kleinkinder tun es bis zu<br />

400-mal täglich, Erwachsene<br />

nur noch 15-mal, Frauen<br />

lachen öfter als Männer, alle<br />

anderen Europäer häufiger<br />

als die Deutschen. Aber wie<br />

steht es um das Lachen in<br />

der Psychotherapie? Heilt<br />

Lachen, Humor und Witz<br />

auch die Seele? Es scheint<br />

nicht so einfach. Die<br />

Bedeutung des Lachens in<br />

der psychotherapeutischen<br />

Situation ist vielfältig und<br />

erschließt sich erst über die<br />

Affekte und die Beziehungsdynamik.<br />

Das Weinen gibt<br />

viele Rätsel auf. Man weiß:<br />

Kleine Jungen weinen mehr<br />

als kleine Mädchen, Frauen<br />

später aber mehr als Männer,<br />

am Abend wird mehr als zu<br />

anderen Tageszeiten<br />

geweint, und ob man sich<br />

nach dem Weinen besser<br />

fühlt, sind sich die Forscher<br />

noch nicht einig. In der<br />

Psychotherapie gibt es eine<br />

geheime Idealisierung des<br />

Weinens. Warum eigentlich?<br />

Verbessert sich die Stimmung<br />

des weinenden<br />

Menschen wirklich,<br />

weil er oder sie weinen<br />

konnte?<br />

Ort: Lindau<br />

E-Mail: info@Lptw.de<br />

URL: www.Lptw.de


27. 4.–2. 5. 2008<br />

LEIB ODER LEBEN –<br />

14. Internationales Seminar<br />

für körperbezogene Psychotherapie,<br />

Körpertherapie und<br />

Körperkunst – Rhythmus und<br />

Resonanz<br />

Die neurobiologische<br />

Entdeckung von Spiegelneuronen<br />

lässt vermuten, dass<br />

Imitationslernen und<br />

Einfühlungsvermögen<br />

neuronale Resonanzen<br />

bewirken. Auch in therapeutischen<br />

Beziehungen gibt es<br />

rhythmische Prozesse,<br />

Resonanzen und Synchronisationen.<br />

Körper- und<br />

leiborientierte Methoden<br />

nutzen die Sensibilität der<br />

Wahrnehmung von biologischen<br />

Rhythmen. Achtsamkeit<br />

für Rhythmus und<br />

Resonanz erlaubt mehr im<br />

Moment zu sein. Harmonisierung<br />

von Rhythmen und<br />

Resonanzen können Selbstheilungspotentiale<br />

des<br />

Organismus stärken. Das<br />

diesjährige Seminar Leib<br />

oder Leben bietet Gelegenheit,<br />

Stimme und Stimmungen<br />

zu erkunden und<br />

Resonanzen zu finden. Stille,<br />

Atmung, Meditation, Musik,<br />

Ausdruck, Lachen, Gähnen,<br />

Jodeln, Bewegung, Tanz und<br />

Kampfkünste bilden die<br />

leibliche Basis für gemeinsame<br />

Reflexionen.<br />

<strong>Informationen</strong><br />

Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel<br />

Weiterbildungsstudiengang<br />

Psychomotorik für pädagogische<br />

Fachkräfte<br />

Im Oktober 2008 beginnt der<br />

einjährige berufsbegleitende<br />

Weiterbildungsstudiengang<br />

Psychomotorik an der<br />

Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel<br />

am<br />

Fachbereich Sozialwesen.<br />

Der Studiengang richtet sich<br />

Ort: Bad Gleichenberg<br />

E-Mail: ilse.windhager@<br />

klinikum-graz.at<br />

URL: http://www.<br />

leiboderleben.at/<br />

f2008/a.html<br />

17. 5. 2008<br />

KörperSpracheKinderSpiel –<br />

Bundesweite Fachtagung für<br />

Psychomotorik<br />

Die Fachtagung steht unter<br />

dem Thema „KörperSprache-<br />

KinderSpiel“. Der enge<br />

Zusammenhang von<br />

Bewegung, Spiel und<br />

Sprache wird in der Psychomotorik<br />

vielfältig intendiert.<br />

Die Fachtagung lädt<br />

Pädagogen, Therapeuten und<br />

Eltern ein, sich in vielen<br />

Variationen auf Körpersprache,<br />

Kinderspiel oder Sprachspiel<br />

einzulassen und dabei<br />

freudvolle Bewegungserfahrungen<br />

zu machen.<br />

Ort: Rheinische Akademie<br />

im Förderverein<br />

Psychomotorik,<br />

Bonn<br />

E-mail: akademie@<br />

psychomotorikbonn.de<br />

URL: http://www.<br />

psychomotorikbonn.de/index2.htm<br />

26. 5. 2008<br />

Fachtag Multidimensionales<br />

Diagnoseschema<br />

an Pädagogen und Pädagoginnen,<br />

die in ihren Arbeitsfeldern<br />

mit Themen der<br />

Entwicklungsförderung,<br />

Bildung und Prävention<br />

beschäftigt sind.<br />

Zentrale Fragestellungen des<br />

Studienganges lauten: Wie<br />

kann ich als Erzieher/in,<br />

Lehrer/in oder Sozialpädagoge/in<br />

über Bewegung<br />

umfassende Entwicklungsimpulse<br />

setzen, die Kinder<br />

Familien können in schwierigen,<br />

die elterliche Erziehung<br />

beeinträchtigenden Lebenssituationen<br />

zur Stärkung der<br />

Erziehungskompetenz der<br />

Eltern und zur Unterstützung<br />

des Entwicklungsprozesses<br />

ihrer Kinder sozialpädagogische,<br />

psychologische,<br />

beraterische und/oder<br />

(psycho-)therapeutische<br />

„Hilfen zur Erziehung“ in<br />

Anspruch nehmen. Aber<br />

welche Hilfe ist für wen und<br />

unter welchen Umständen<br />

geeignet? „Hilfen zur<br />

Hilfeplanung“ bietet „Das<br />

Multiaxiale Diagnosesystem<br />

Jugendhilfe – MAD-J“. Es<br />

besteht im Kern aus einem<br />

Klassifikationssystem elter-<br />

licher Erziehung und ermög-<br />

licht die differenzierte Be-<br />

schreibung und Bewertung<br />

der Erziehungs- und Entwicklungssituation<br />

eines Kindes/<br />

Jugendlichen, der Erziehungsbedingungen<br />

und der Lebens-<br />

lage seiner Familie. Die Syste-<br />

matik des MAD-J, seine theo-<br />

retischen Grundlagen und<br />

seine praktischen Anwendungsmöglichkeiten<br />

werden<br />

während des Fachtags<br />

dargestellt und diskutiert.<br />

Ort: Nürnberg, Caritas-<br />

Pirckheimer-Haus<br />

URL: http://www.bke.de/<br />

weiterbildungsmassnahmen/<br />

und Jugendliche in ihrer<br />

Persönlichkeitsentfaltung<br />

stärken? Wie kann ich<br />

psychomotorische und<br />

bewegungspädagogische<br />

Inhalte, Prinzipien sowie<br />

konzeptionelle Ideen in<br />

meinen Arbeitsalltag<br />

einfließen lassen?<br />

Die enge Verknüpfung von<br />

theoretischen Hintergründen<br />

und praktischen<br />

Erfahrungen zum individu-<br />

18.–20. 6. 2008<br />

„Gerechtes Aufwachsen<br />

ermöglichen!“ –<br />

13. Deutscher Kinder- und<br />

Jugendhilfetag 2008<br />

Die Veranstaltungen des<br />

Fachkongresses sind den drei<br />

Themenschwerpunkten<br />

Bildung, Integration, Teilhabe<br />

zugeordnet. Der Fachkongress<br />

fördert den Austausch von<br />

Politik, Theorie und Praxis der<br />

Kinder- und Jugendhilfe.<br />

Neue Modelle und Konzepte<br />

aus der Praxis der Kinder-<br />

und Jugendhilfe werden<br />

dargestellt und die gemeinsame<br />

politische Willensentwicklung<br />

wird weiterentwickelt.<br />

Auf dem 13. Deutschen<br />

Kinder- und Jugendhilfetag<br />

2008 werden im Rahmen des<br />

Fachkongresses 75 Fachforen,<br />

36 Workshops, 49 Projektpräsentationen<br />

und 25 Vorträge<br />

stattfinden. Auf der Fachmesse<br />

„Markt der Kinder- und<br />

Jugendhilfe“ in der Messe<br />

Essen stellen die Träger der<br />

Kinder- und Jugendhilfe<br />

ihre Arbeitsformen und<br />

Aktivitäten aus der Arbeit<br />

mit Kindern und Jugend-<br />

lichen und ihren Familien<br />

vor.<br />

Ort: Essen, Congress<br />

Center Messe<br />

E-Mail: djht@agj.de<br />

URL: http://jugendhilfe<br />

tag.de/djht08/<br />

ellen pädagogischen<br />

Arbeitsfeld der TeilnehmerInnen<br />

steht im<br />

Mittelpunkt des Weiterbildungsstudienganges.<br />

Bewerbungsschluss:<br />

Ende Juni 2008.<br />

Kontakt: Bianka Salis<br />

(Dipl.-Motologin)<br />

Tel.: 05 31 / 28 52-157<br />

E-Mail: B.Salis@FH-<br />

Wolfenbuettel.de<br />

55


56<br />

<strong>Informationen</strong><br />

Jubiläum: 10 Jahre<br />

Hippopädagogik<br />

Definition:<br />

Die Hippopädagogik benutzt<br />

das handlungsorientierte<br />

Konzept der Motopädagogik,<br />

um durch den Einsatz des<br />

Pferdes positiv unterstützend<br />

und begleitend auf die<br />

Persönlichkeitsentwicklung<br />

von Menschen wirken zu<br />

können. Über Bewegung und<br />

Wahrnehmung lernt der<br />

Mensch sich und seine<br />

Umgebung (materiell und<br />

personell) kennen, lernt sich<br />

ihr anpassen und macht sie<br />

sich zu eigen. Pferde bieten<br />

Menschen eine Erfahrungsvielfalt<br />

besonderer Art, man<br />

kann mit Ihnen schmusen,<br />

sich von ihnen tragen lassen,<br />

mit ihnen spielen, gemeinsam<br />

mit ihnen sportliche<br />

Leistung erbringen. Man<br />

kann Unterschiede und<br />

Gemeinsamkeiten zwischen<br />

sich und ihnen feststellen,<br />

lernt sich ihnen anzuvertrauen,<br />

aber auch die Führung zu<br />

übernehmen, sich durchzusetzen.<br />

Bei der motopädagogischen<br />

Aufbereitung<br />

geeigneter Lernsituationen<br />

kann das Pferd zu einem<br />

idealen Bewegungsmedium<br />

und Cotherapeuten werden.<br />

Rückblick:<br />

Nach dem Pilotjahr 1997<br />

liegen die Ausbildungsrichtlinien<br />

für die Qualifikation<br />

Hippopädagogik fest. Im Juni<br />

2008 wird die Hippopädagogik<br />

als Marke eingetragen,<br />

um allen Absolventen der<br />

Qualifikation die Lizenz zur<br />

Nutzung innerhalb ihrer<br />

Tätigkeit zu erteilen. Diese<br />

Maßnahme soll vor Missbrauch<br />

schützen und dient<br />

zur Qualifikationssicherung.<br />

Im Oktober 1998 halten die<br />

ersten acht Hippopädagogen/Innen<br />

ihr Zertifikat in<br />

den Händen. Viel Engagement<br />

und Bereitschaft zu<br />

persönlicher Weiterentwicklung<br />

sind bei den Teilnehmern<br />

gefragt, um dem hohen<br />

Anspruch gerecht zu werden,<br />

Kompetenz sowohl im<br />

Umgang mit den ihnen<br />

anvertrauten Menschen zu<br />

erlangen als auch beim<br />

Einsatz der Pferde zu<br />

entwickeln. Diesbezüglich<br />

gab es in der Vergangenheit<br />

kleinere Veränderungen der<br />

Ausbildungsmodalitäten.<br />

Bewährt hat sich die<br />

Kursform als Baukastensystem<br />

mit unterschiedlichen<br />

Schwerpunkten. Durch das<br />

offene Kurssystem ist auch<br />

ein intensiver Austausch der<br />

Teilnehmer untereinander<br />

gewährleistet. 2005 gründen<br />

einige ausgebildeten<br />

Hippopädagogen die<br />

Interessengemeinschaft<br />

Hippopädagogik mit dem<br />

Ziel durch eine breite<br />

Öffentlichkeitsarbeit und<br />

einen besseren Austausch<br />

untereinander mehr Professionalität<br />

zu zeigen. Über<br />

hippopaedagogik@yahoo.de<br />

sind die Hippopädagogen zu<br />

erreichen und es entstand<br />

auch eine eigene Internetseite<br />

www.hippopaedagogik.<br />

eu.<br />

70 Absolventen der Hippopädagogik<br />

unterrichten<br />

mittlerweile in Deutschland<br />

und im angrenzenden<br />

europäischen Ausland<br />

(Österreich, Schweiz,<br />

Luxemburg, Norwegen).<br />

Neuerdings findet der<br />

Ansatz nun auch schon<br />

in Übersee (Australien)<br />

weitere Anhänger.<br />

Standortbestimmung:<br />

Die Ausbildung ist mittlerweile<br />

etabliert; namhafte<br />

Behinderteneinrichtungen<br />

suchen Hippopädagogen,<br />

empfehlen ihren Angestellten<br />

die Ausbildung anzustreben<br />

bzw. übernehmen sogar<br />

die Kosten teilweise oder<br />

ganz. Das Ausbildungskonzept<br />

wurde 2007/2008 den<br />

fortschreitenden Anforderungen<br />

innerhalb der<br />

Reitpädagogik und Reittherapie<br />

angepasst, wobei<br />

natürlich auch die Erfahrungen<br />

aus den vergangenen<br />

10 Jahren eine mitbestimmende<br />

Rolle gespielt haben.<br />

Aufgrund des hohen<br />

Sicherheitsrisikos beim<br />

Einsatz von Pferden, wird vor<br />

allem hier eine hohe<br />

Ausbildungsqualität und in<br />

der Folge eine weitreichende<br />

Kompetenz der Absolventen<br />

angestrebt.<br />

Ausblick:<br />

Die zukünftigen Anforderungen<br />

an jeden Einzelnen<br />

innerhalb dieser Gesellschaft<br />

wachsen stetig. Die Herausforderung,<br />

die Aufgaben der<br />

Zukunft zu bewältigen, ist<br />

groß. Dabei liegen diese<br />

nicht nur im technischen<br />

Bereich, sondern vor allem<br />

auch in den sozialen und<br />

kommunikativen Möglichkeiten<br />

der Menschen.<br />

Innerhalb hippopädagogisch<br />

angeleiteter Lerngelegenheiten<br />

können Pferde als<br />

Identifikationsobjekte, als<br />

Coaches für soziale Kompetenz<br />

und als ideales Wahrnehmungs-<br />

und Bewegungsmedium<br />

fungieren. Längst<br />

noch nicht sind die pädagogischenEinsatzmöglichkeiten<br />

und therapeutischen<br />

Wirkungen von Pferden<br />

ausgereizt. Dies gilt sowohl<br />

für Angebote für behinderte<br />

Menschen als auch für<br />

Angebote integrativer Art<br />

oder nicht behinderte<br />

Menschen. Gerade weil<br />

Pferde immer noch trotz<br />

Jahrtausenden der Domestikation<br />

natürliche Reaktionsweisen<br />

zeigen, ursprüngliches<br />

Verhalten ihnen nicht<br />

aberzogen werden konnte,<br />

können sie für den Menschen<br />

als Mittler zwischen<br />

Kultur und Natur fungieren,<br />

ihn seinen elementaren<br />

Rhythmen (physisch und<br />

psychisch) wieder näher<br />

bringen.<br />

Einladung:<br />

Am 29. Juni 2008 sind alle<br />

Hippopädagogen, Interessenten,<br />

Neugierige und<br />

Begeisterte der Hippopädagogik<br />

eingeladen mit dem<br />

Team des Fortbildungszentrums<br />

„Bewegende Pferde“<br />

zu feiern. Ab 11 Uhr gibt es<br />

Vorführungen, viel Information,<br />

und Angebote zum<br />

Zuschauen und Mitmachen<br />

für pferdebegeisterte große<br />

und kleine Menschen.<br />

Also auf zum Upratsberg<br />

bei 87634 Günzach.<br />

Weitere Infos unter<br />

www.bewegendepferde.de<br />

oder Tel.: 0 83 72 / 81 08


Tag des Sports in der<br />

Förderschule 2008<br />

Nach dem Erfolg im letzten<br />

Jahr, wird es auch in diesem<br />

Jahr einen „Tag des Sports in<br />

der Förderschule“ des<br />

„Arbeitskreises Bewegung,<br />

Spiel und Sport in Förderschulen“<br />

geben. Dieser findet<br />

am Mittwoch, 10. September<br />

Résumés<br />

Holger Jessel<br />

Facteurs d’efficacité de la<br />

prévention de la violence<br />

psychomotrice<br />

La contribution part de<br />

l’hypothèse que la navigation<br />

dans le champ multiple et<br />

ambigu de la prévention de<br />

la violence dépend de la<br />

discussion sur les facteurs<br />

fondamentaux d’efficacité.<br />

Ces facteurs d’efficacité ne<br />

deviennent compréhensibles<br />

que sur la base des besoins<br />

fondamentaux élémentaires,<br />

car ceux-ci représentent les<br />

moteurs essentiels de<br />

l’expérience et de l’action<br />

humaines. Dans cette rela-<br />

tion le comportement violent<br />

peut être compris comme<br />

forme subjective sensée de<br />

la satisfaction de besoins,<br />

qui se révèle cependant au<br />

moins pour une personne<br />

comme problématique. Cette<br />

per-sonne n’est pas forcément<br />

seulement la victime,<br />

mais démontre plutôt que<br />

les facteurs d’efficacité de la<br />

prévention de la violence<br />

psychomotrice peuvent être<br />

pour tous les participants –<br />

et par là aussi pour les<br />

auteurs – d’une importance<br />

allant très loin dans le sens<br />

d’une manière de vivre<br />

réussie. Grâce à l’argumen-<br />

tation exposée, la discussion<br />

sur les facteurs d’efficacité<br />

dans la psychomotricité est<br />

supposée être activée.<br />

2008 (9.00 Uhr–17.00 Uhr)<br />

an der Technischen Universität<br />

(TU) in Dortmund statt.<br />

Als inhaltlicher Schwerpunkt<br />

ist das Thema „Ästhetische<br />

Bildung – die kreative<br />

Kombination von Bewegung<br />

und anderen Künsten“,<br />

geplant. In bekannter Weise<br />

werden nach einem Hauptvortrag<br />

verschiedene<br />

Samuel Franz<br />

A propos d’aspects prévenant<br />

la violence dans l’accom-<br />

pagnement du développement<br />

psychomoteur mettant<br />

l’accent sur la compréhension<br />

du sens<br />

La contribution discute<br />

l’accompagnement du<br />

développement psychomoteur<br />

mettant l’accent sur la<br />

compréhension du sens<br />

auprès d’enfants et d’adolescents<br />

dans le contexte de la<br />

prévention de la violence.<br />

Au premier plan se situe la<br />

formation d’expérience<br />

prévenant la violence dans<br />

l’abri intermédiaire, qui est<br />

portée par la présence<br />

physique et scénique du<br />

psychomotricien dans la<br />

réalisation dialogique.<br />

Amara Renate Eckert<br />

Trauma-violence-autonomie<br />

Prévention psychomotrice de<br />

violence en tant qu’aide à<br />

l’assimilation de traumatisation<br />

vécue<br />

Dans le cadre d’un projet de<br />

formation au département<br />

Sciences sociales et Travail<br />

social de l’établissement<br />

d’enseignement supérieur<br />

de Darmstadt des réflexions<br />

concernant le travail<br />

psychomoteur prévenant la<br />

violence avec des enfants<br />

traumatisés de façon<br />

séquentielle sont faites.<br />

La question relative au<br />

praxisorientierte Workshops<br />

zur Thematik angeboten.<br />

Ausrichter ist in diesem<br />

Jahr Dr. Gerd Hölter,<br />

Professor des Lehrgebietes<br />

Bewegungserziehung und<br />

Bewegungstherapie in der<br />

Fakultät Rehabilitationswissenschaften<br />

der Technischen<br />

Universität in<br />

Dortmund.<br />

sens de la prévention de<br />

la violence dans un monde<br />

marqué par des structures<br />

de violence reste présente.<br />

Finalement il s’agit de<br />

processus d’apprentissage<br />

en commun sous forme<br />

d’aides à l’assimilation<br />

de trauma, afin de réduire<br />

la transmission à attendre<br />

de la violence vécue.<br />

De cette façon des chemins<br />

peuvent être trouvés pour<br />

regagner la propre autonomie.<br />

Wolfgang Beudels<br />

Lutter contre la violence:<br />

lutte et bagarre comme offre<br />

préventive au jardin d’enfants<br />

Les objectifs les plus impor-<br />

tants en éducation psychomotrice<br />

sont la construction<br />

d’un concept de soi positif<br />

ainsi que le développement<br />

d’un comportement avec<br />

compétence sociale. Les<br />

offres de mouvement et de<br />

jeu adaptées à l’enfant et à<br />

l’âge peuvent se montrer à ce<br />

niveau sur ce point efficace<br />

contre la violence qu’un<br />

comportement responsable,<br />

réfléchi et autodéterminé est<br />

exigé et développé dans<br />

l’échange avec l’environne-<br />

ment personnel et matériel.<br />

«Lutter, se bagarrer, se com-<br />

battre» se montre sous cette<br />

perspective en tant que<br />

thème particulièrement favo-<br />

rable à l’éducation psycho-<br />

Bitte merken Sie sich schon<br />

jetzt den Termin vor!<br />

Kontakt: Angelika Prass<br />

E-Mail: angelika.prass@<br />

uni-dortmund.de<br />

(Detaillierte <strong>Informationen</strong><br />

können ab Mai 2008 im<br />

Internet abgerufen werden.<br />

Die Internetadresse wird<br />

frühzeitig bekannt gegeben.)<br />

motrice dans l’enseignement<br />

élémentaire. Déjà dans la<br />

prime enfance l’importance<br />

d’une relation respectueuse<br />

et humaine de l’un avec<br />

l’autre est communiquée et<br />

peut être vécue immédiatement<br />

dans les champs d’expé-<br />

rience centraux comme<br />

«coopération», «contact<br />

corporel», «proximité et<br />

distance», «confiance».<br />

Norbert Meller<br />

Le concept H.E.A.R.T.<br />

Prévention de la violence<br />

dans une institution station-<br />

naire de l’aide éducative<br />

Le concept H.E.A.R.T.<br />

(Holistic&Educational Anger<br />

Response Training), appliqué<br />

dans le modèle «apprendre à<br />

vivre», est un programme<br />

d’intervention global-édu-<br />

catif fondé sur les bases de la<br />

philosophie taoïste et du TCA<br />

(Traditional Chinese Arts-<br />

Taoist Cultural Arts) qui s’est<br />

développé de cette philosophie.<br />

C’est pour la première<br />

fois qu’un concept de préve-<br />

ntion systématique est appli-<br />

qué et pratiqué de façon jour-<br />

nalière dans un contexte de<br />

pédagogie intensive suivant<br />

les méthodes de TCA. L’évalua-<br />

tion faite par Günder sur<br />

quatre ans du modèle «Appren-<br />

dre à vivre» pouvait démontrer<br />

entre autres une diminution<br />

significative de schémas<br />

comportementaux agressifs.<br />

57


58<br />

Summaries / Résumés<br />

Kerstin Tübing<br />

Mouvement = «être ému» ?!<br />

Présentation d’une mesure<br />

d’entraînement de la péda-<br />

gogie d’aventure et orientée<br />

vers la compétence d’action<br />

avec des enfants/adolescents<br />

dans le cadre d’une institution<br />

stationnaire<br />

Summaries<br />

Holger Jessel<br />

Effect components of<br />

psychomotor violence<br />

prevention<br />

This paper is based on the<br />

thesis that the navigation in<br />

the varied and ambiguous<br />

area of violence prevention<br />

requires to deal with<br />

fundamental effect components.<br />

These effect components<br />

can only be understood<br />

against the back-<br />

ground of elementary basic<br />

needs because these needs<br />

are the most important<br />

motors of human experience<br />

and action. In this context,<br />

violent behaviour can be<br />

regarded as a subjectively<br />

meaningful form of need<br />

satifaction, which, however,<br />

is problematic for at least<br />

one person. This person is<br />

not inevitably only the<br />

victim. In this paper, it will<br />

be rather shown that the<br />

effect components of<br />

psychomotor violence<br />

prevention can be of<br />

extensive importance for a<br />

successful conduct of life for<br />

all participants – which also<br />

include the victim. The<br />

argumentation presented in<br />

this paper has also the aim<br />

to stimulate a discussion of<br />

the effect factors in psychomotor<br />

therapy.<br />

Samuel Franz<br />

Aspects of violence prevention<br />

in the meaning-oriented<br />

psychomotor support of<br />

development<br />

This paper deals with the<br />

meaning-oriented psychomotor<br />

support of the<br />

development of children and<br />

Dans le contexte d’un<br />

groupe communautaire<br />

intensif «Ta chance» des<br />

mesures d’entraînement de<br />

la pédagogie d’aventure et<br />

orientées vers la compétence<br />

d’action font partie<br />

de la base définitive du<br />

concept pédagogique. La<br />

adolescents in the context of<br />

violence prevention. The<br />

focus is on the violencepreventive<br />

formation of<br />

experience in the intermediary<br />

protective zone, which is<br />

characterized by the physical<br />

and scenic presence of the<br />

dialogically involved<br />

psychomotor expert.<br />

Amara Renate Eckert<br />

Trauma – violence –<br />

autonomy: Psychomotor<br />

violence prevention as<br />

an aid in trauma treatment<br />

In the framework of a train-<br />

ing project at the Department<br />

of Social Sciences and<br />

Social Work at the University<br />

of Darmstadt the problem of<br />

violence-preventing psychomotor<br />

work with sequentially<br />

traumatized children is<br />

dealt with. In this context,<br />

the question as to the<br />

meaningfulness of violence<br />

prevention in a world which<br />

is characterized by structures<br />

of violence is asked. In<br />

the final analysis, joint<br />

learning processes in the<br />

form of aids for treating<br />

traumas should be conducted<br />

to reduce the expect-<br />

ed passing on of violence<br />

experienced by children.<br />

These learning processes can<br />

help the traumatized<br />

participants to find ways to<br />

regain their autonomy.<br />

Wolfgang Beudels<br />

Fighting against violence:<br />

Wrestling and grappling<br />

as a preventive offer in<br />

kindergartens<br />

The development of a<br />

positive self-concept and<br />

contribution décrit la<br />

position de départ des<br />

trois participantes ainsi<br />

que l’intention et le<br />

déroulement d’une telle<br />

mesure d’entraînement, qui<br />

eut lieu sous forme d’un<br />

tour de bicyclette de trois<br />

jours. Dans l’évaluation<br />

socially competent behaviour<br />

is one of the most<br />

important objectives of<br />

psychomotor development<br />

support. In this context<br />

child- and age-suitable<br />

movement and play offers<br />

can have a violencepreventing<br />

effect to the<br />

extent that they require and<br />

support responsible, reflective<br />

and self-determined<br />

behaviour when dealing with<br />

the personal and material<br />

environment. From this<br />

point of view, “wrestling,<br />

grappling, and fighting<br />

against each other” is an<br />

especially suitable topic of<br />

psychomotor movement<br />

education in the elementary<br />

area. Even at an early age,<br />

the children are taught that<br />

it is important to deal with<br />

each other in a respectful<br />

and human way. The children<br />

can immediately experience<br />

the importance of such a<br />

way of interaction in the<br />

central fields of “cooperation”,<br />

“physical contact”,<br />

“nearness and distance”, and<br />

“trust”.<br />

Norbert Meller<br />

The H.E.A.R.T. concept:<br />

Violence prevention in a<br />

stationary institution of<br />

childcare and education<br />

The H.E.A.R.T. concept<br />

(Holistic & Educational<br />

Anger Response Training),<br />

which is used in the<br />

“Learning to Live” model, is a<br />

fully integrated and educational<br />

intervention programme<br />

that is based on<br />

taoist philosophy and the<br />

Traditional Chinese Arts or<br />

suivante les chances de<br />

développement et les<br />

possibilités d’apprentissage<br />

de la mesure d’entraî-<br />

nement sont discutées et<br />

l’accent essentiel est mis<br />

sur les potentiels d’une<br />

manœuvre orientée vers<br />

l’action.<br />

Taoist Cultural Arts (TCA)<br />

derived from this philosophy.<br />

This was the first time that a<br />

systematic prevention<br />

concept based on TCA<br />

methods was used in<br />

everyday situations. In the<br />

four-year evaluation of the<br />

“Learning to Live” model,<br />

which was conducted by<br />

Günder, a significant<br />

decrease of aggressive<br />

behaviour patterns could<br />

be shown, among other<br />

things.<br />

Kerstin Tübing<br />

Movement = “being<br />

moved”?! Presentation<br />

of an experiential-educational,<br />

action-based training<br />

measure with children/<br />

adolescents within the<br />

framework of stationary<br />

accommodation<br />

In the intensive flat-sharing<br />

community “Your Chance”,<br />

experiential-educational,<br />

action-based training<br />

measures are an established<br />

part of the educational<br />

concept. In this paper, the<br />

initial situation of the three<br />

female participants as well<br />

as the intention and the<br />

course of such a training<br />

measure, which took place<br />

in the form of a three-day<br />

cycling tour, are described.<br />

In the subsequent evaluation,<br />

the developmental<br />

chances and learning<br />

possibilities of the training<br />

measure are discussed. In<br />

this context, particular<br />

emphasis is placed on<br />

the potentials of an<br />

action-oriented way of<br />

procedure.


Dr. Frank Bächle / Steffen Heckele<br />

999 Spiel- und<br />

Übungsformen<br />

im Ringen, Raufen<br />

und Kämpfen<br />

Ringen, Raufen und Kämpfen – aber wie?<br />

In diesem neuesten Band werden vielerlei<br />

Spiel- und Übungsformen zu dem großen<br />

Handlungsfeld „Zweikämpfen“ und „Kampf -<br />

sport arten“ aufgezeigt. Sowohl der Lehrer in<br />

der Schule als auch der Trainer im Verein findet<br />

in diesem Nachschlagewerk ausreichende<br />

Spiele und Übungen für Kinder, Jugendliche<br />

und Erwachsene.<br />

Berührungsängste werden abgebaut, Vertrauen<br />

geschaffen, spezielle Techniken gelernt und Kampfspiele<br />

eingesetzt. Durch das vielfältige Übungsangebot<br />

der Beweglichkeit, Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit<br />

und Koordination können die Übungs- und Spielformen<br />

für das Training von anderen Sportarten und<br />

für den Sportunterricht in der Schule allgemein<br />

zum Tragen kommen. Kooperative Spiele runden<br />

das Buch ab.<br />

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