Beschaffungsmarkt Korea - AHK Korea
Beschaffungsmarkt Korea - AHK Korea
Beschaffungsmarkt Korea - AHK Korea
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KORUM<br />
<strong>Korea</strong> I Unternehmen I Märkte<br />
www.kgcci.com<br />
Nr. 25 I Februar 2010<br />
Konjunktur:<br />
Auto- und<br />
Chemieindustrie<br />
Recht:<br />
Besteuerung von<br />
Ausländern<br />
Kooperation:<br />
Deutschlandbild<br />
in <strong>Korea</strong><br />
<strong>Beschaffungsmarkt</strong> <strong>Korea</strong>
Beschaffung in <strong>Korea</strong><br />
Kosteneffizienter Einkauf ist eine wesentliche<br />
Voraussetzung unternehmerischen<br />
Erfolgs. Viele deutsche Unternehmen sehen<br />
<strong>Korea</strong> deshalb nicht nur als Absatz-, sondern<br />
auch als <strong>Beschaffungsmarkt</strong> für qualitativ<br />
und technologisch anspruchsvolle<br />
Komponenten, vor allem in den Bereichen<br />
Automobil- und Stahlindustrie, Maschinenbau,<br />
Chemie, Schiffbau und Konsumelektronik.<br />
2009 haben koreanische Firmen<br />
Waren für 8,82 Mrd. USD nach Deutschland<br />
geliefert. Darunter Fahrzeugteile im Wert<br />
von 182 Mio. USD und Pkw-Reifen für 69<br />
Mio. USD. Kumho beliefert z.B. Volkswagen<br />
und Opel und war 2007 der erste koreanische<br />
Konzern, der zu den Erstausrüstern<br />
von Mercedes-Benz zählte.<br />
Metallprodukte, wie Stahlprofile, Kabel und<br />
Seile, zählen gleichermaßen zu den in <strong>Korea</strong><br />
beschafften Gütern. Von der koreanischen<br />
Elektronikindustrie kommen elektrische<br />
Schaltungen, Speicher und Computerzubehör,<br />
während beispielsweise die Maschinenbauer<br />
Kugellager, Wellen sowie Zubehör<br />
für Klimaanlagen liefern. Im Chemiebereich<br />
beziehen deutsche Produzenten vor allem<br />
Folien und Filme, Polyesterprodukte, ABS<br />
Polymer und Bindemittel aus <strong>Korea</strong>. Der<br />
aktuelle Won-Kurs ist für Einkäufer aus<br />
dem Euroraum immer noch günstig.<br />
Viele Kunden unserer <strong>AHK</strong> <strong>Korea</strong> sind deutsche<br />
Mittelständler, von denen wir vermehrt<br />
Anfragen zur Suche nach passenden<br />
koreanischen Herstellern erhalten. Unsere<br />
Erfahrungen zeigen, dass vor allem technisch<br />
hochwertige Produkte gefragt sind,<br />
die offensichtlich deutschen Qualitätsansprüchen<br />
bestens entsprechen. Als Schnittstelle<br />
zwischen Deutschland und <strong>Korea</strong> ist<br />
die Kammer ideal positioniert, um qualifizierte<br />
Lieferanten zu identifizieren und<br />
Erstkontakte herzustellen.<br />
Jürgen Wöhler<br />
Geschäftsführer<br />
Deutsch-<strong>Korea</strong>nische<br />
Industrie- und Handelskammer<br />
jwoehler@kgcci.com<br />
Kommentar<br />
Cost-efficient sourcing is an essential factor<br />
for entrepreneurial success. Therefore, many<br />
German companies not only regard <strong>Korea</strong><br />
as a sales market but also as a market for<br />
purchasing quality and high-end technological<br />
components, especially in the automotive,<br />
steel, engineering, chemical, ship building<br />
and consumers electronics markets. In 2009,<br />
<strong>Korea</strong>n companies exported commodities<br />
amounting to 8.82 bil. USD to Germany.<br />
Among these were vehicle parts amounting<br />
to 182 mil. USD and car tires for 69 mil.<br />
USD. Kumho served for example Volkswagen<br />
and Opel and was the first <strong>Korea</strong>n company<br />
providing tires for Mercedes-Benz.<br />
Products made of metal, such as steel<br />
profiles, cables and wires are also among<br />
those commodities being sourced from <strong>Korea</strong>.<br />
<strong>Korea</strong>n electronic industry is offering circuits,<br />
memory chips and computer accessories while<br />
machinery companies supply bearings, cranks<br />
as well as components for air conditioners.<br />
The German chemical industry mainly<br />
purchases foils and films, polyester products,<br />
ABS polymers and binders from <strong>Korea</strong>. The<br />
current exchange rate of the <strong>Korea</strong>n Won<br />
favors purchasers coming from the eurozone.<br />
The majority of KGCCI’s clients are German<br />
SMEs, which more and more ask for matching<br />
<strong>Korea</strong>n suppliers. Our experience shows that<br />
especially premium products are in demand,<br />
that obviously meet the requirements<br />
of German companies. As a bilateral<br />
matchmaker, KGCCI has an ideal position to<br />
identify suppliers and build up qualified first<br />
contacts.<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010 3
<strong>Beschaffungsmarkt</strong> <strong>Korea</strong><br />
Kommentar<br />
<strong>Beschaffungsmarkt</strong> <strong>Korea</strong> 3<br />
Kompakt<br />
Volkswagen - Großes Interesse an koreanischen 6<br />
Zulieferern<br />
Gute Gründe für Produktion und Beschaffung in 7<br />
<strong>Korea</strong><br />
Automobilsektor nutzt <strong>Beschaffungsmarkt</strong> <strong>Korea</strong> 9<br />
Konjunktur<br />
Branchenreport Kfz und Kfz-teile 10<br />
Erholung in der chemischen Industrie 14<br />
Keine großen Änderungen im Zahlungsverhalten 17<br />
<strong>Korea</strong>nische Reifenindustrie setzt auf Expansion 19<br />
Kooperation<br />
Deutsche aus Sicht koreanischer Geschäftspartner 21<br />
Kontrakte<br />
Withholding Tax 22<br />
Kontakte<br />
News and People 25<br />
New Members 26<br />
Upcoming 26<br />
Contacts 27<br />
<strong>Korea</strong> Life<br />
Hagwons - Lernst du noch oder schläfst du schon? 29<br />
KORUM<br />
<strong>Korea</strong> I Unternehmen I Märkte<br />
Konjunktur, S. 10<br />
Deutsche Automibilimporteure konnten gegen den allgemeinen Trend<br />
in 2009 zulegen. Auch Zulieferer sind wegen der guten Entwicklung im<br />
koreanischen Automobilbau positiv gestimmt.<br />
Konjunktur, S. 14<br />
In der chemischen Industrie <strong>Korea</strong>s zeichnet sich eine Erholung ab,<br />
insbesondere der Export entwickelt sich gut. Impulse kommen u.a. von<br />
der Batterieforschung und -produktion sowie von umweltfreundlichen<br />
Farben.<br />
Kooperation, S. 21<br />
Positive Vorurteile können bei internationalen Geschäften genauso<br />
schädlich sein wie ihr negatives Pendant. Frau Dr. Shin In-ah zeigt dies<br />
am Beispiel des Deutschlandbildes in <strong>Korea</strong>.<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010 5
6<br />
Kompakt<br />
Volkswagen - Großes Interesse an koreanischen Zulieferern<br />
<strong>Korea</strong>nische Lieferanten überzeugen bei Preis, Qualität und Technik<br />
Bernd Frankenberger<br />
The outlook for international sales at automotive part suppliers in <strong>Korea</strong> is very bright.<br />
Local suppliers not only convince with a competitive price but also with good quality<br />
and technology.<br />
Die Perspektiven für koreanische Automobilzulieferer<br />
sind sehr gut, wie das<br />
zunehmende Interesse der internationalen<br />
Automobilhersteller zeigt. Die koreanischen<br />
Zulieferer haben bewiesen, dass<br />
sie zu attraktiven Preisen anbieten können,<br />
und durch den aktuell vorteilhaften Wechselkurs<br />
ist ihre Wettbewerbsfähigkeit noch<br />
weiter gestiegen. Des weiteren konnten<br />
viele Lieferanten durch ihr professionelles<br />
und zuverlässiges Auftreten auch die Qualitäts-<br />
und Technikabteilungen von ihrer<br />
Kompetenz überzeugen.<br />
Stärken koreanischer<br />
Lieferanten<br />
Anspruchsvolle Automobilteile<br />
Aufgrund der langjährigen Erfahrungen<br />
mit lokalen Fahrzeugherstellern im korea-<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010<br />
nischen Markt konnten viele Lieferanten<br />
ihr Know-How kontinuierlich verbessern.<br />
Besonders durch die verstärkten Qualitäts-<br />
und Technikanforderungen von Hyundai-<br />
Kia, können mittlerweile viele Lieferanten<br />
auf die hohen Vorgaben von europäischen<br />
Fahrzeugherstellern eingehen.<br />
Dadurch stehen sie auch für komplexere<br />
Teile zur Verfügung und können sich von<br />
vielen Lieferanten aus China, Indien und<br />
Osteuropa abheben.<br />
Zukunftslieferant für innovative<br />
Produkte<br />
Einige koreanische Lieferanten dringen<br />
nun in innovative Bereiche vor, die in<br />
der Vergangenheit nur den europäischen<br />
und japanischen Lieferanten vorbehalten<br />
waren. Zu erwähnen sind hier zum Beispiel<br />
Komponenten für Klimaanlagen, Hybrid-<br />
und EV-Fahrzeuge.<br />
Lieferant für neue Fokusmärkte<br />
Volkswagen sucht aufgrund von Auslandsfertigungen<br />
in Ländern wie China, USA,<br />
Indien und Russland verstärkt neue Lieferanten,<br />
welche den Bedarf an Teilen in<br />
diesen Märkten abdecken können.<br />
Viele koreanische Lieferanten sind frühzeitig<br />
der Aufforderung von Hyundai-Kia<br />
gefolgt und haben schon seit längerem<br />
Produktionsstätten in solchen Ländern.<br />
Volkswagen kann deshalb leicht auf Produktionskapazitäten<br />
von koreanischen Lieferanten<br />
in diesen Ländern zurückgreifen.<br />
Schwächen koreanischer<br />
Lieferanten<br />
Nicht ausreichende Englisch- oder<br />
Deutschkenntnisse<br />
Englische Sprachkenntnisse sind eine Minimalvoraussetzung,<br />
um mit Volkswagen<br />
eine Geschäftsbeziehung zu starten. Die<br />
koreanischen Ansprechpartner im Vertrieb<br />
sprechen meist gut Englisch. Ausreichende<br />
englischsprachige Ansprechpartner im<br />
Bereich Technik, Qualität oder Logistik sind<br />
aber nicht immer vorhanden. In diesem Fall<br />
muss oft die Kommunikation über den Vertrieb<br />
abgewickelt werden. Dadurch kann es<br />
aber zu Verständnisschwierigkeiten kommen,<br />
die einen reibungslosen Projektablauf<br />
behindern.<br />
Oft wird auch von den Abteilungen bei<br />
Volkswagen gewünscht, dass der koreanische<br />
Lieferant deutschsprachige<br />
Ansprechpartner hat. Erfahrungsgemäss<br />
steigt dadurch die Akzeptanz und die<br />
Chance eines erfolgreichen Geschäftsab-
schlusses sowie eines positiven Projektverlaufs<br />
erheblich. Leider können sich aber<br />
besonders kleinere Firmen keinen deutschsprachigen<br />
Ansprechpartner leisten.<br />
Unterschiedliche Vorgehensweisen<br />
Unterschiedliche organisatorische Abläufe<br />
und Vorgehensweisen zwischen koreanischen<br />
und europäischen Autoherstellern<br />
stellen eine Herausforderung dar.<br />
<strong>Korea</strong>nische Lieferanten haben eine enge<br />
und langjährige Beziehung zu den koreanischen<br />
Autoherstellern. Deshalb kennen<br />
sie dort die Abläufe und Ansprechpartner<br />
sehr gut. Bei Volkswagen muss sich ein<br />
neuer Lieferant mit vielen neuen Prozessen<br />
im Einkauf, Entwicklung, Qualität und<br />
Logistik vertraut machen.<br />
Das höfliche und zurückhaltende Auftreten<br />
der koreanischen Lieferanten kann die<br />
deutschen Ansprechpartner nicht immer<br />
überzeugen. <strong>Korea</strong>nische Lieferanten vermeiden<br />
das Wort „Nein“ zu benutzen. Das<br />
kann in machen Fällen zu Missverständnissen<br />
führen.<br />
Erst wenn der Lieferant das Vertrauen von<br />
Gute Gründe<br />
You: Witzenmann <strong>Korea</strong> ist eine<br />
100%-Tochter der deutschen Firma Witzenmann,<br />
die bei der Produktion von<br />
Metallschläuchen (Well- und Wickel-<br />
Einkauf, Entwicklung, Qualität und Logistik<br />
gewonnen hat, kann er für ein Projekt<br />
mit Volkswagen vorgesehen werden.<br />
Deshalb verlangt ein Projekt mit einem<br />
europäischen Kunden wie Volkswagen viel<br />
Energie und Engagement von koreanischen<br />
Lieferanten.<br />
Hohe Logistikkosten aus <strong>Korea</strong><br />
Produktion und Beschaffung in <strong>Korea</strong><br />
Dr. Richard Chiao, Georg Gottbrath, Jai-sik You<br />
Lieferanten, die aus <strong>Korea</strong> nach Europa<br />
liefern, haben längere Logistikwege und<br />
darum höhere Kosten. Die oft nötige Lagerhaltung<br />
ist ein weiterer Kostentreiber. Um<br />
gegenüber dem Wettbewerber aus Europa<br />
konkurrieren zu können, müssen die Kosten<br />
durch einen günstigeren Teilepreis kompensiert<br />
werden.<br />
Potentielle Produkte aus <strong>Korea</strong><br />
Für den Export von <strong>Korea</strong> nach Europa sind<br />
vor allem hochwertige und anspruchsvolle<br />
Produkte geeignet. Sie sollten eine<br />
hohe Wertschöpfung haben und ein hohes<br />
Produkt- und Fertigungs-Know-How beinhalten.<br />
Wichtig ist auch, dass die Logistikkosten<br />
im Verhältnis zu den Teilepreisen<br />
niedrig sind.<br />
German companies with production facilities in <strong>Korea</strong> are sourcing a significant part<br />
of all input goods locally. KORUM asked 3 companies about their reasons for producing<br />
and sourcing in <strong>Korea</strong>.<br />
schläuche) weltweit technologisch führend<br />
ist. So kommen Witzenmann Metallschläuche<br />
beispielsweise in allen großen Automobilfirmen<br />
bei Motoren und Klimaanlagen<br />
zum Einsatz.<br />
Witzenmann <strong>Korea</strong> wurde 2001 zunächst<br />
als Vertriebsbüro gegründet. 2003 folgte<br />
Kompakt<br />
Interessante Produkte für den Export von<br />
<strong>Korea</strong> nach Europa liegen im Multimediabereich.<br />
Des weiteren sind Komponenten<br />
von Klimaanlagen, Innen- und Heckbeleuchtung,<br />
Schließsysteme, Fensterheber<br />
und Hupen gut geeignet. Neue Potenziale<br />
liegen bei Komponenten für Hybrid- und<br />
EV-Antriebe.<br />
Auch für diverse Fahrwerksteile, Bremssysteme<br />
sowie Aluminiumräder stehen viele<br />
koreanische Lieferanten zur Verfügung.<br />
Sie können ebenfalls Motorteile wie Zylinderköpfe,<br />
Kolben und diverse Getriebeteile<br />
auf hohem Niveau herstellen. Weitere<br />
Möglichkeiten gibt es bei Produkten wie<br />
Scheibenwischern, Gummi-Metallteilen,<br />
Dichtungen u.ä.<br />
<strong>Korea</strong>nische Lieferanten bieten somit eine<br />
große Bandbreite von Produkten für den<br />
Automobilbereich. Deshalb ist zu erwarten,<br />
dass der Anteil koreanischer Lieferanten im<br />
Volkswagen Konzern weiter steigen wird.<br />
Bernd Frankenberger ist Leiter des regionalen<br />
Einkaufsbüros der Volkswagen AG<br />
bei Audi Volkswagen <strong>Korea</strong> Ltd.<br />
eine Produktionsstätte in Cheonan (Süd<br />
Chungnam Provinz), in die auch der bis<br />
dahin in Seoul ansässige koreanische<br />
Hauptsitz integriert wurde. Mit 100 Mitarbeitern<br />
wird eine Produktionskapazität<br />
von mehr als 2 Mio. Komponenten pro Jahr<br />
erreicht.<br />
Hauptkunden, und damit Garant für ein<br />
jährliches Wachstum von 25-30%, sind<br />
Hyundai und Kia. Daneben beliefert Witzenmann<br />
Firmen aus dem Bereich Schwer-<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010 7
8<br />
Kompakt<br />
industrie mit aus Deutschland importierten<br />
Produkten der Unternehmensgruppe. Auch<br />
im Jahr 2009 konnte das Unternehmen<br />
weiter wachsen.<br />
Witzenmann <strong>Korea</strong> setzt aus mehreren<br />
Gründen bei der Beschaffung auf den lokalen<br />
Markt. Zum einen ist rostfreier Stahl<br />
von hoher Qualität in <strong>Korea</strong> zu attraktiven<br />
Preisen erhältlich. Zum anderen bevorzugen<br />
Witzenmanns Hauptkunden in <strong>Korea</strong><br />
gefertigte Produkte. Auch bietet es sich in<br />
Sachen effizienter Logistik an, in unmittelbarer<br />
Nähe seiner Lieferanten und Abnehmer<br />
zu produzieren.<br />
Das Geschäft Witzenmanns internationalisiert<br />
sich parallel zu dem seiner wichtigsten<br />
Kunden. In diesem Zusammenhang<br />
leistet Witzenmann <strong>Korea</strong> in enger Kooperation<br />
mit den Niederlassungen in China<br />
und Indien Entwicklungsunterstützung und<br />
liefert Teile für die Hyundai-Kia-Werke in<br />
Indien und China.<br />
Jai-sik You ist General Manager bei<br />
Witzenmann <strong>Korea</strong>.<br />
Chiao: Siemens Healthcare Ultrasound<br />
verfügt in <strong>Korea</strong> über vier Forschungs- und<br />
Produktionsstandorte in Sungnam, Bundang,<br />
Gyeongju und Pohang. Von hier aus<br />
werden jährlich innovative Ultraschallsysteme<br />
im Wert von 125 Mio. USD in High-<br />
Tech Regionen wie die USA oder Europa<br />
exportiert.<br />
Siemens Healthcare Ultrasound Headquarter<br />
wählte <strong>Korea</strong> als Forschungs- und Produktionsstandort<br />
vor allem aufgrund seines<br />
hoch qualifizierten und engagierten Fachpersonals.<br />
Außerdem ist <strong>Korea</strong> ein wichtiger<br />
Absatzmarkt für medizinische Geräte.<br />
Mit einer ständigen Präsenz in <strong>Korea</strong> kann<br />
der Markt deutlich besser bedient werden.<br />
<strong>Korea</strong> verfügt zudem über eine große<br />
Anzahl von international anerkannten Top-<br />
Medizinern, die zusammen mit Siemens<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010<br />
Healthcare in Forschungsprojekten auf dem<br />
Gebiet der Ultraschalltechnologie sowie<br />
anderen medizinischen Anwendungsgebieten<br />
arbeiten.<br />
Siemens Healthcare Ultrasound nutzt lokale<br />
Lieferanten zur Beschaffung der benötigten<br />
Teile im Bereich Commodity - und<br />
OEM-Designprodukte. Dazu gehören u.a.<br />
LCD Monitore, Metall- und Maschinenteile,<br />
Gehäuse, Controlpanels, starre und<br />
flexible elektronische Leiterplatten sowie<br />
Kabel- und Netzteile. Auch Leistungen, wie<br />
die Montage von elektronischen Modulen<br />
werden von hiesigen Firmen zugekauft.<br />
Dr. Richard Chiao ist Vice President<br />
Siemens Healthcare Ultrasound, Siemens<br />
Ltd. Seoul.<br />
Gottbrath: BASF <strong>Korea</strong> ist eines der größten<br />
ausländlichen Unternehmen in <strong>Korea</strong><br />
und zählt vor Ort zu den Top-10 Chemieunternehmen.<br />
Die Unternehmensaktivitäten<br />
in <strong>Korea</strong> umfassen die Zentrale in<br />
Seoul, sechs Produktionsstätten in Ulsan,<br />
Yeosu, Gunsan und Ansan sowie das technische<br />
Anwendungszentrum in Daejeon.<br />
Thermoplaste, Polyurethane, Chemikalien &<br />
Performance Products und Feinchemikalien<br />
werden in <strong>Korea</strong> hergestellt und für Kunststoff-<br />
und Textilprodukte, in der Landwirt-<br />
schaft, für chemische Basisprodukte sowie<br />
für Endprodukte eingesetzt.<br />
Die Produktionsstätten von BASF in <strong>Korea</strong><br />
sind durch eine hervorragende Infrastruktur<br />
gekennzeichnet, die einen guten<br />
Zugang zu Rohstoffen und eine reibungslose<br />
und effektive Produktion ermöglichen.<br />
Wir sind außerdem in der Lage, Synergieeffekte<br />
durch schon existierende Anlagen<br />
und Industrien sowie durch gut ausgebildete<br />
koreanische Arbeitskräfte zu nutzen.<br />
Die strategische Lage <strong>Korea</strong>s zwischen China<br />
und Japan bringt zudem geografische<br />
Vorteile, wenn es um die Expansion von<br />
BASF nach China geht. Als ausländischer<br />
Investor ist es natürlich auch attraktiv, die<br />
vorhandenen Anreize in den freien Wirtschaftszonen<br />
zu nutzen.<br />
Viele globale Unternehmen haben <strong>Korea</strong><br />
bereits aufgrund der vorhandenen Hochtechnologiecluster,<br />
eines hochentwickelten<br />
Binnenmarktes und der sehr guten IT<br />
Infrastruktur als Investitionsstandort ausgewählt.<br />
BASF zeigt schon seit 1954 ein<br />
großes Engagement bei der Entwicklung<br />
der koreanischen Chemieindustrie. Als ein<br />
verantwortungsbewusster Partner wird<br />
BASF auch weiterhin durch kontinuierliche<br />
Investitionen einen Beitrag für die<br />
zukünftige Entwicklung der koreanischen<br />
Wirtschaft leisten.<br />
Georg Gottbrath ist CFO, Head of<br />
Corporate Service, BASF Company Ltd.
Automobilsektor nutzt <strong>Beschaffungsmarkt</strong> <strong>Korea</strong><br />
Chancen und Herausforderungen in einem dynamischen Umfeld<br />
Michael Spitze<br />
Zulieferer leisten einen wichtigen Beitrag<br />
zur Sicherstellung der globalen Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Automobilhersteller<br />
(OEM). Neben der Teilebeschaffung aus<br />
den traditionellen Heimatmärkten gilt es<br />
die Chancen des asiatischen <strong>Beschaffungsmarkt</strong>es<br />
zu nutzen. Das Global Sourcing<br />
sollte dabei kein „Selbstzweck“ sein, sondern<br />
integraler Bestandteil einer globalen<br />
Einkaufsorganisation. Die Auswahl geeigneter<br />
Lieferanten muss unabhängig von<br />
der Region den gleichen wirtschaftlichen<br />
und qualitativen Anforderungen unterliegen.<br />
Bei der Daimler AG richtet sich die<br />
Lieferantenbewertung nach den vier Werttreibern<br />
Qualität, Kosten, Technologie und<br />
Liefertreue.<br />
<strong>Korea</strong> nimmt in den aufstrebenden Regionen<br />
Asiens eine besondere Rolle ein. Es<br />
existiert eine weit entwickelte Lieferantenlandschaft,<br />
welche nicht zuletzt auf die<br />
langjährige Erfahrung und Zusammenarbeit<br />
mit der koreanischen Automobilindu-<br />
Costs and supply<br />
The <strong>Korea</strong>n automotive suppliers provide a competitive environment for Global<br />
Sourcing. In addition to realization of cost savings, technical commodities from <strong>Korea</strong><br />
increasingly draw the attention of international automotive manufacturers (OEM).<br />
While utilizing the sourcing opportunities, the challenges also need to be considered<br />
for successful supplier integration.<br />
low<br />
Low Cost<br />
Countries<br />
(China, India, etc)<br />
Quality and technology<br />
strie zurückgeht. Über 3.000 koreanische<br />
Lieferanten, davon ca. 1.000 mit direkten<br />
Geschäftsbeziehungen zu den lokalen OEM,<br />
produzieren Bauteile und Komponenten,<br />
die im Automobilsektor Verwendung finden.<br />
Auch internationale Top-Lieferanten<br />
unterhalten in <strong>Korea</strong> Produktionsstätten,<br />
wo sie neben der lokalen Markterschließung<br />
in andere Märkte exportieren.<br />
Erfolgreiche Nische<br />
Die koreanischen Automobilzulieferer<br />
haben erfolgreich eine Nische zwischen<br />
den traditionellen Märkten (West-Europa,<br />
USA, Japan) und den Niedriglohnländern<br />
(China, Indien, etc.) entwickelt. Aufgrund<br />
hoher Qualitätsanforderungen der europäischen<br />
OEM ist <strong>Korea</strong>, neben Japan, in<br />
der asiatischen Region eher in der Lage,<br />
die qualitativen und technischen Anforderungen<br />
von Automobilzulieferteilen zu<br />
erfüllen. Die koreanischen Automobillieferanten<br />
können dabei auf eine lokal entwi-<br />
Traditional markets<br />
(Japan, W. Europe, N. America)<br />
<strong>Korea</strong><br />
high<br />
Kompakt<br />
ckelte Sub-Lieferantenlandschaft für Ihre<br />
Vorerzeugnisse zugreifen. Somit werden<br />
die Faktorkostenvorteile der gesamten<br />
Wertschöpfungskette als Einsparpotenzial<br />
genutzt. Dabei fördert die hohe Abhängigkeit<br />
der Lieferanten zu den koreanischen<br />
Automobilherstellern die Motivation für<br />
eine Diversifizierung, d.h. den Aufbau neuer<br />
Geschäftsbeziehungen außerhalb <strong>Korea</strong>s.<br />
Zur Erschließung des koreanischen<br />
<strong>Beschaffungsmarkt</strong>es hat die Daimler AG<br />
bereits 2004 ein lokales Einkaufsbüro in<br />
Seoul gegründet. Zu den wesentlichen Aufgaben<br />
zählen die Auswahl und Entwicklung<br />
von wettbewerbsfähigen Lieferanten zur<br />
Belieferung von Bauteilen in die weltweiten<br />
Produktionsstandorte. Ging es in der<br />
Vergangenheit vornehmlich um die Generierung<br />
von Einsparpotenzialen, so werden<br />
zunehmend Projekte initiiert, bei denen die<br />
Technologie im Vordergrund steht.<br />
Ansatz der<br />
Lieferantenförderung<br />
Neben der klassischen Einkaufsfunktion<br />
hat sich die technische Lieferantenentwicklung<br />
als Instrument bewährt, um Projekte<br />
erfolgreich zum Abschluss zu bringen.<br />
Dabei ist es entscheidend, Lieferanten<br />
auszuwählen, die genügend Potenzial für<br />
eine technische Lieferantenentwicklung<br />
haben. Dies geschieht im Daimler-Einkauf<br />
über weltweit standardisierte Methoden<br />
und Prozesse. Wurde ein Lieferant<br />
als förderungswürdig eingestuft und bietet<br />
entsprechendes Einsparpotenzial oder<br />
technologisches Know-how, erhält dieser<br />
Unterstützung durch einen lokalen Daimler-Qualitätsingenieur<br />
in <strong>Korea</strong>. Unterstützungsumfang<br />
und Leistung sind im Einzelfall<br />
zwischen den Partnern abzustimmen<br />
und unterscheiden sich von Projekt zu Projekt.<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010 9
10<br />
Konjunktur<br />
Der Ressourceneinsatz und die Geschwindigkeit,<br />
mit der koreanische Lieferanten<br />
Projekte umsetzen, sind beeindruckend.<br />
Doch die Schnelligkeit hat auch ihre Schattenseiten,<br />
denn es schleichen sich durchaus<br />
Fehler ein. Zum Teil treffen Lieferanten<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010<br />
Annahmen, die auf Erfahrungen mit koreanischen<br />
Automobilherstellern basieren. Die<br />
Anforderungen europäischer OEM an Bauteile<br />
und Komponenten sind jedoch in der<br />
Regel höher. Deshalb ist es ratsam, mit<br />
dem Lieferanten vor Projektstart noch ein-<br />
Branchenreport Kfz und Kfz-teile<br />
<strong>Korea</strong> will Kommerzialisierung von Elektroautos vorantreiben<br />
Deutsche Importmarken konnten gegen allgemeinen Trend zulegen<br />
Frank Robaschik<br />
In 2009 <strong>Korea</strong> remained the fifth biggest automotive manufacturer in the world<br />
with an annual output of 3.5 mil. motor vehicles. Furthermore, <strong>Korea</strong> is an important<br />
car market with 1.4 mil. vehicles sold. The local market is still dominated by <strong>Korea</strong>n<br />
manufacturers. The number of imported vehicles decreased in 2009, but is likely to<br />
recover in 2010. Nevertheless, German importers have increased the number of cars<br />
sold in the <strong>Korea</strong>n market.<br />
2009 stieg der Inlandsabsatz der koreanischen<br />
Kfz-Hersteller nach Angaben der<br />
<strong>Korea</strong> Automobile Manufacturers' Association<br />
(KAMA) auf rund 1,39 Mio. (+20,7%<br />
gegenüber 2008). Dies war vor allem<br />
Abwrackprämien (von Mai bis Dezember)<br />
und geringeren Steuern beim Erwerb neuer<br />
Fahrzeuge (im 1. Halbjahr) zu verdanken.<br />
Ende 2009 waren nach Angaben des Ministry<br />
of Land Transport & Maritime Affairs<br />
(MLTM) rund 17,3 Mio. Kfz registriert.<br />
Davon waren 13,0 Mio. Pkw, 3,2 Mio. Lkw<br />
und 1,1 Mio. Busse. Auf 1.000 Einwohner<br />
kamen damit etwa 267 Pkw und 65 Lkw.<br />
2009 konnten Kia, Hyundai und Renault-<br />
Samsung ihre Marktanteile ausbauen,<br />
während Ssangyong und GM Daewoo<br />
deutliche Rückgänge verzeichnen mussten.<br />
Im Dezember 2009 billigte ein Gericht in<br />
mal sämtliche technischen Anforderungen<br />
im Detail zu erläutern und zu klären.<br />
Insbesondere spezielle Regelungen der<br />
Europäischen Union, z.B. Schadstoff-<br />
Bestimmungen, bedürfen einer sorgfältigen<br />
Prüfung zur Einhaltung der geltenden Normen<br />
und Richtlinien. Auch Sprachbarrieren<br />
sind potenzielle Fehlerquellen. Gerade bei<br />
kleineren Unternehmen findet man bei den<br />
Experten aus den unterschiedlichen Fachbereichen<br />
kaum englischsprachige Mitarbeiter<br />
vor. Die Herausforderungen lassen<br />
sich mit einer gezielten Lieferantenförderung<br />
und einer projekthaft organisierten<br />
Zusammenarbeit bewerkstelligen. <strong>Korea</strong>nische<br />
Lieferanten sind sehr lernfähig und<br />
haben sich für den Materialeinkauf zu sehr<br />
engagierten und verlässlichen Partnern<br />
entwickelt.<br />
Michael Spitze ist Leiter Einkauf bei<br />
Daimler Automotive <strong>Korea</strong> Ltd.<br />
Seoul einen Rettungsplan von Ssangyong,<br />
nachdem es dem Unternehmen im Februar<br />
2009 Gläubigerschutz gewährt hatte.<br />
2010 dürfte der Inlandsmarkt nach dem<br />
Auslaufen der staatlichen Kaufanreize<br />
kaum noch wachsen. Das <strong>Korea</strong> Automotive<br />
Research Institute (KARI) sagte im<br />
November 2009 voraus, dass 2010 im<br />
Inland einschließlich Importe rund 1,41<br />
Mio. Autos verkauft werden.<br />
Die inklusive Zulieferern wie Hyundai-<br />
Mobis insgesamt mehr als 35 Firmen der<br />
Hyundai-Kia-Gruppe wollen 2010 insgesamt<br />
10,5 Bill. Won (etwa 6 Mrd. Euro, 1<br />
Euro = 1.773 Won im Jahresdurchschnitt
2009) investieren, 12% mehr als 2009.<br />
Darunter soll auch das F&E-Budget um<br />
mehr als 50% auf 4,6 Bill. Won erhöht<br />
werden. Schwerpunkte sind die Entwicklung<br />
umweltfreundlicher Autos und die<br />
Verbesserung der Treibstoffeffizienz.<br />
Seit Juli 2009 gibt es Steuervergünstigungen<br />
für Hybridfahrzeuge. Nachdem<br />
Hyundai und Kia im Sommer 2009 Mild-<br />
Marktanteile nach Herstellern 2009<br />
hybridfahrzeuge in <strong>Korea</strong> auf den Markt<br />
gebracht haben, will Hyundai noch 2010<br />
in den USA einen Vollhybrid der Marke<br />
Sonata einführen, ab 2011 soll er auch in<br />
<strong>Korea</strong> erhältlich sein. Daneben entwickelt<br />
Hyundai ein Diesel-Hybridfahrzeug.<br />
Südkorea will die Kommerzialisierung von<br />
Elektroautos vorantreiben. Im Oktober<br />
2009 gab das Ministry of Knowledge Economy<br />
(MKE) bekannt, dass bis 2014 etwa<br />
400 Mrd. Won für F&E in diesem Bereich<br />
ausgegeben werden sollen, darunter für<br />
Batterien. Ab Ende März/Anfang April 2010<br />
könnten nach Plänen des MLTM die ersten<br />
Elektroautos mit einer Geschwindigkeit von<br />
bis zu 60 km/h auf den Straßen zugelassen<br />
werden. Firmen wie CT&T, Samyang Optics<br />
(in Kooperation mit der US-Firma ZAP) und<br />
in: 1.000 Einheiten, %<br />
Unternehmen Produktion Anteil Inlandsabsatz Anteil Exporte Anteil<br />
Hyundai 1.607 45,7 703 50,4 911 42,4<br />
Kia 1.137 32,4 413 29,6 736 34,3<br />
GM Daewoo 532 15,1 115 8,2 429 20,0<br />
Renault Samsung 190 5,4 134 9,6 56 2,6<br />
Ssangyong 35 1,0 22 1,6 13 0,6<br />
Sonstige* 12 0,4 8 0,6 4 0,2<br />
Gesamt 3.513 100,0 1.394 100,0 2.149 100,0<br />
* Daewoo Bus und Tata-Daewoo<br />
Quelle: KAMA<br />
Leo Motors wollen mit entsprechenden<br />
Modellen auf den Markt kommen.<br />
Eine Neuentwicklung ist, dass Hyundai<br />
Motor die Entwicklung von Elektroautos<br />
vorantreibt. Am 21.01.2010 teilte das Ministry<br />
of Environment mit, dass ab August<br />
2010 ein Testbetrieb für Elektroautos im<br />
Großraum Seoul geplant ist. Beteiligt sind<br />
Konjunktur<br />
demnach Hyundai-Kia, Renault Samsung,<br />
SB LiMotive, LG Chem, SK Energy, Samsung<br />
Electronics, LS Cable, GS Caltex, Lotte<br />
Mart und LS Industrial Systems. 2012 will<br />
Hyundai den Verkauf an Privatkunden starten.<br />
Der Marktanteil ausländischer Pkw fiel<br />
2009 auf 4,9% von 6,0% im Vorjahr. Nach<br />
Angaben des Importeurverbands KAIDA<br />
führten die Mitgliedsunternehmen knapp<br />
61.000 Pkw ein. Dies waren 1,1% weniger<br />
als im Vorjahr. Am stärksten betroffen<br />
waren Honda und Toyota-Lexus, die<br />
unter einem stärkeren Yen litten. Dagegen<br />
konnten die Marken Audi, Volkswagen,<br />
Mercedes-Benz, Ford, BMW und Mini<br />
gegen den Trend deutlich zulegen. Deutsche<br />
Marken nahmen die Spitzenstellung<br />
ein und stellten mehr als die Hälfte aller<br />
Importautos. Hinter Importmarktführer<br />
BMW (15,8%) folgten Mercedes-Benz<br />
(14,6%), Audi (10,9%) und Volkswagen<br />
(10,7%).<br />
Für 2010 lauten die Prognosen auf ein<br />
Wachstum der Importe im zweistelligen<br />
Prozentbereich. Im Oktober 2009 begann<br />
Toyota, das bisher nur im Premium-Segment<br />
mit der Marke Lexus vertreten war,<br />
Fahrzeuge der Marke Toyota in <strong>Korea</strong> zu<br />
verkaufen. Im Mai 2010 will mit Subaru<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010 11
12<br />
Konjunktur<br />
ein weiterer japanischer Anbieter in den<br />
Markt eintreten.<br />
Ausländische Zulieferer sind in <strong>Korea</strong> sehr<br />
stark vertreten. Aufgrund ihrer in vielen<br />
Bereichen vorhandenen technologischen<br />
Überlegenheit können sie grundsätzlich<br />
mit guten Geschäften rechnen. Dies gilt<br />
vor allem für die Umweltfreundlichkeit<br />
der Fahrzeuge durch die Reduzierung von<br />
Abgasen, eine höhere Treibstoffsparsamkeit<br />
durch moderne Verbrennungstechnik<br />
und eine bessere Sicherheit.<br />
Produktion/Branchenstruktur<br />
Die Kfz- und Kfz-Zulieferindustrie ist einer<br />
der bedeutenden Sektoren der koreanischen<br />
Wirtschaft. Ihr Produktionswert<br />
erreichte 2008 rund 118,3 Bill. Won. Dies<br />
entsprach einem Anteil von etwa 10,5%<br />
am gesamten verarbeitenden Gewerbe.<br />
Nach Angaben der KAMA ging die Inlandsproduktion<br />
2009 um 8,2% auf knapp 3,51<br />
Mio. Einheiten zurück. 2010 sollen nach<br />
Vorhersagen von KAMA und KARI Erzeugung<br />
und Ausfuhren wieder deutlich steigen,<br />
ohne jedoch das Niveau von 2008<br />
wieder zu erreichen.<br />
Hyundai und Kia haben ihre Auslandspräsenz<br />
bereits stark ausgebaut. Im November<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010<br />
2009 eröffnete Kia ein neues Werk in den<br />
USA. 2009 produzierten die ausländischen<br />
Werke bereits 1,89 Mio. Kfz (+29,5%<br />
gegenüber dem Vorjahr). Insgesamt stiegen<br />
damit auch 2009 die weltweiten Produktionsstückzahlen<br />
koreanischer Hersteller.<br />
Ausgewählte Projekte<br />
Projektbezeichnung<br />
Hyundai: Pkw-Fabrik in St.<br />
Petersburg (Russland)<br />
Hyundai: Pkw-Fabrik in Piracicaba<br />
(Brasilien)<br />
Hyundai: Pkw-Fabrik in Peking<br />
(China)<br />
SB Li Motive (JV v. Samsung SDI u<br />
Bosch): Entw. u. Prod. v. Lithium-<br />
Ionen Batteriezellen<br />
Investitionssumme<br />
(in Mio. USD)<br />
Diese Anstrengungen werden durch den<br />
Aufbau von Werken in Russland, Brasilien<br />
und der VR China fortgesetzt.<br />
In <strong>Korea</strong> gibt es sieben Kfz-Hersteller:<br />
Hyundai Motors, Kia Motors, GM Daewoo<br />
Auto & Technology, Ssangyong Motor<br />
Company, Renault Samsung Motors sowie<br />
Daewoo Bus und Tata-Daewoo (nur Lkw).<br />
Hyundai und Kia sind die überragenden<br />
Firmen im Markt. Kia wurde 1998 von<br />
Hyundai übernommen, ist aber eine eigenständige<br />
Marke.<br />
Die Teileindustrie umfasste 2008 rund<br />
2.850 Unternehmen mit mehr als zehn<br />
Beschäftigten. Laut der <strong>Korea</strong> Auto Industries<br />
Coop. Association (KAICA) belieferten<br />
knapp 900 von ihnen direkt die Endhersteller.<br />
Etwa 50% davon hatten nur einen<br />
einzigen Abnehmer. Der Gesamtumsatz der<br />
Zulieferer belief sich 2008 auf 49,6 Bill.<br />
Won. Hiervon wurden 36,8 Bill. Won im<br />
Geschäft mit den Autobauern im Inland,<br />
10,5 Bill. Won über Exporte und 2,2 Bill.<br />
Won im Ersatzteilgeschäft erwirtschaftet.<br />
400 im Bau<br />
600 Plan<br />
800 Plan<br />
500 im Bau<br />
LG Chem: Entw. u. Prod. v. Lithium-<br />
Ionen Batteriezellen (Ochang<br />
Techno Park in Cheongwon, Prov. N.<br />
Chungcheong)<br />
LG Chem, Werk f. Lithium-Ionen<br />
740 im Bau<br />
Batteriezellen in Holland (Michigan,<br />
USA)<br />
Quelle: Unternehmensangaben, Pressemeldungen<br />
300 Plan<br />
Projektstand Anmerkung<br />
Baubeginn: Juni 2008;<br />
Prod. ab Ende 2010,<br />
100.000 Einheiten p.a.<br />
Baubeginn: 2010;<br />
Fertigst. Ende 2011,<br />
100.000 Einheiten p.a.<br />
Baubeginn 1. Hj. 2010;<br />
Fertigst. Ende 2011;<br />
300.000 Einheiten p.a.<br />
Investitionen bis 2013,<br />
Baubeginn (Werk in<br />
Ulsan): September 2009;<br />
Serienprod. ab 2011<br />
Investitionen bis 2013,<br />
Baubeginn im Juni<br />
2009; Prod. ab 2. Hj.<br />
2010<br />
Baubeginn: Mitte<br />
2010; Prod. ab 2012,<br />
Fertigstellung 2013
Lediglich 118 Teileproduzenten waren 2008<br />
als Großunternehmen mit mehr als 8 Mrd.<br />
Won Kapital und über 300 Beschäftigten<br />
eingestuft. Zu den großen heimischen<br />
Zulieferern gehören Hyundai Mobis, Wia,<br />
Mando, Halla Climate Control, <strong>Korea</strong> Delphi,<br />
Dymos, Hyundai Powertech, Heesung<br />
Catalyst und <strong>Korea</strong> Flange. Parallel zur<br />
Expansion von Hyundai-Kia bauen auch<br />
Mobis, Mando und andere Zulieferer ihre<br />
Fertigungspräsenz im Ausland aus.<br />
Viel Schwung gibt es in der Entwicklung<br />
von Batterien für Hybrid- und Elektrofahrzeuge.<br />
Anfang 2009 erhielt LG Chem den<br />
Zuschlag für die Lieferung von Lithium-<br />
Ionen-Zellen für die Batterien des Elektroautos<br />
Volt von GM. Im Juni 2009 legte<br />
das Unternehmen den Grundstein für eine<br />
Fertigung in <strong>Korea</strong>. Daneben ist ein Werk<br />
in den USA geplant.<br />
Im September 2008 nahm ein Gemeinschaftsunternehmen<br />
von Bosch und Samsung<br />
SDI unter dem Namen SB Li Motive<br />
die Arbeit auf. Der erste Spatenstich für<br />
eine Produktionsstätte in Ulsan erfolgte<br />
im September 2009. Das Unternehmen<br />
will dort ab 2011 auf die Erfordernisse im<br />
Einfuhr wichtiger Kfz-Teile nach <strong>Korea</strong><br />
Automobil zugeschnittene Lithium-Ionen-<br />
Batteriezellen in Serie herstellen. Mit SK<br />
Energy ist eine weitere große Firma in diesem<br />
Segment aktiv.<br />
Ende 2008 waren in <strong>Korea</strong> nach KAICA-<br />
Statistiken rund 250 ausländische Zulieferer<br />
tätig. Zu ihnen gehören beispielsweise<br />
Bosch, Delphi, Denso, Visteon, Continental<br />
und ZF, aber auch Brose, Hella, Mahle,<br />
Konjunktur<br />
HS Warenbezeichnung 2008 2009<br />
davon aus<br />
Deutschland<br />
(2009)<br />
8407.31-.34 Hubkolbenmotoren mit Fremdzündung 328,7 163,6 13,8<br />
8408.20 Diesel- oder Halbdieselmotoren 274,4 146,2 1,6<br />
8413.30<br />
Kraftstoff-, Öl- u. Kühlmittelpumpen f.<br />
Kolbenverbrennungsmotoren<br />
559,6 458,6 73,6<br />
8544.30 Kabelsätze 854,1 782,3 2,9<br />
8511 Zündanlagen, Anlasser, Lichtmaschinen etc. 112,1 102,7 6,2<br />
8512<br />
Beleuchtungs- u. Signalgeräte (ohne 85.39),<br />
Scheibenwischer etc.<br />
102,9 102.0 7,7<br />
8706 Fahrgestelle 1,0 5,2 5,1<br />
8707 Karosserien (einschl. Fahrerhäuser) 1,2 0,2 0,0<br />
8708<br />
And. Kfz-Teile (Stoßstangen, Bremsen,<br />
Schaltgetriebe, Achsen, etc.)<br />
3.408,5 2.623,7 462,3<br />
Quelle: <strong>Korea</strong>nische Zollstatistik, Kotis<br />
Mann+Hummel und Schaeffler. Sie hatten<br />
insgesamt mehr als 3,4 Mrd. USD angelegt.<br />
Größte Investoren waren Deutschland (1,0<br />
Mrd. USD), die USA (947 Mio. USD) und<br />
Japan mit 726 Mio. USD. Bosch, Continental<br />
und ZF zählen dabei zu den zehn<br />
größten ausländischen Investoren in der<br />
Kfz-Teile-Industrie.<br />
Außenhandel<br />
in: Mio. USD<br />
Der koreanische Außenhandel mit Kfz-<br />
Teilen ist erheblich. 2009 exportierte das<br />
Land Waren der HS-Position 8708 (Teile<br />
und Zubehör für Kfz) im Wert von 10,9<br />
Mrd. USD (-16,6% gegenüber 2008). Davon<br />
waren 2,5 Mrd. USD (+36,6%) für China<br />
bestimmt. In die USA lieferte <strong>Korea</strong> für 2,0<br />
Mrd. USD (-21,1%), nach Indien für 1,0<br />
Mrd. USD (-20,4%) und nach Usbekistan<br />
570 Mio. USD (-0,1%). In der EU waren die<br />
Slowakei (476 Mio. USD) und Tschechien<br />
(261 Mio. USD) die wichtigsten Abnehmer.<br />
Trotz der starken lokalen Fertigungspräsenz<br />
ausländischer Zulieferer importierte<br />
<strong>Korea</strong> gleichzeitig Komponenten (HS 8708)<br />
für 2,6 Mrd. USD (-23,0%). Wichtigste<br />
Bezugsländer waren Japan (893 Mio. USD,<br />
-19,4%), China (605 Mio. USD, -10,0%)<br />
und Deutschland (462 Mio. USD, -26,2%).<br />
Frank Robaschik ist Korrespondent von<br />
Germany Trade and Invest in <strong>Korea</strong>.<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010 13
14<br />
Konjunktur<br />
Erholung in der chemischen Industrie<br />
Firmen verstärken Export<br />
Petrochemie mit neuen Projekten<br />
Frank Robaschik<br />
The chemical and petrochemical industry is recovering from the economic crisis. While<br />
the downturn has come to a halt in the domestic markets, exports are boosted by a<br />
weak won. Most significantly, companies are investing large amounts in the development<br />
and production of batteries for hybrid- and electric-powered cars. Moreover,<br />
bio-agricultural chemicals, eco-friendly colors as well as polysilicon are in increasing<br />
demand.<br />
Nach Angaben der <strong>Korea</strong> Crop Protection<br />
Association sank die Produktion von agrarchemikalischen<br />
Wirkstoffen in <strong>Korea</strong> 2008<br />
auf 22.168 t, ein Minus von 12,8% im<br />
Vergleich zum Vorjahr. Allerdings stiegen<br />
gleichzeitig die tatsächlichen Lieferungen<br />
auf 25.368 t (+4,6%), so Meldungen der<br />
koreanischen Presse. Die Importabhängigkeit<br />
bei den Rohstoffen hat 2008, trotz<br />
leicht geringerer Einfuhrmengen, zugenommen.<br />
Anfang 2009 konnten die Hersteller von<br />
Agrarchemikalien erstmals seit sieben Jahren<br />
auf Won-Basis Preissteigerungen für<br />
ihre Erzeugnisse durchsetzen. Insgesamt<br />
stieg die Produktion im 1. Halbjahr 2009<br />
nach vorläufigen Schätzungen des Verbands<br />
um 7,8% auf 16.442 t. Marktberichten<br />
zufolge sind jedoch die Lieferungen um<br />
rund 7% auf 17.633 t gefallen. Grund für<br />
diese Tendenz waren demnach allerdings<br />
Vorratskäufe, die noch im Jahr 2008 getätigt<br />
wurden, bevor die Preissteigerungen in<br />
Kraft traten.<br />
Nach Schätzungen der Wirtschaftszeitung<br />
Nongmin Ilbo war Dongbu HiTek im 1.<br />
Halbjahr 2009 mit einem Anteil von 24,0%<br />
Marktführer. Dahinter folgten Kyung Nong<br />
(14,5%), Young Il Chemical (10,5%), Dongbang<br />
Agro (10,3%), Hankook Samgong<br />
(10,1%), Bayer Crop Science (9,2%), Syngenta<br />
<strong>Korea</strong> (9,1%), Dongbu Fine Chemicals<br />
(5,0%) und SungBo Chemicals mit<br />
4,2%.<br />
Trotz höherer Preise steigt die Bedeu-<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010<br />
tung umweltfreundlicher Agrarprodukte.<br />
So wurden 2008 knapp 2,2 Mio. t hergestellt,<br />
22,3% mehr als im Vorjahr, ein<br />
Anteil von 11,9% an der gesamten landwirtschaftlichen<br />
Erzeugung. Diese Entwicklung<br />
beeinflusst auch die konventionelle<br />
Agrarchemikalienbranche. Die Regierung<br />
änderte im April 2009 das Gesetz über die<br />
Förderung der umweltfreundlichen Agrarindustrie.<br />
Demnach erhalten ab Januar<br />
2010 neue Agrargüter mit einem "gerin-<br />
BASF Anlage in Ulsan<br />
gen Chemikalienanteil" keine Anerkennung<br />
mehr als umweltfreundliches Produkt. Für<br />
bereits auf dem Markt befindliche Erzeugnisse<br />
gibt es eine Schonfrist bis Ende 2015.<br />
Darüber hinaus werden Bio-Agrarchemikalien<br />
zu einem wichtigen Thema. Die Forschung<br />
und Entwicklung und anschlie-<br />
ßende Kommerzialisierung neuer umweltfreundlicher<br />
Agrarchemikalien ist ein<br />
Schwerpunkt, den das Landwirtschaftsministerium<br />
langfristig unterstützt. Vorgesehen<br />
ist, 2009 für die FuE dieser "Bio-Chemikalien"<br />
3 Mrd. Won (rund 1,7 Mio. Euro;<br />
1 Euro = 1.797 Won, Durchschnittskurs im<br />
1. Halbjahr 2009) und für die Kommerzialisierung<br />
1,5 Mrd. Won (rund 830.000 Euro)<br />
auszugeben. Auf lange Sicht soll <strong>Korea</strong><br />
nach dem Willen des Ministeriums zum<br />
Exporteur in diesem Bereich werden.<br />
Farben und Lacke<br />
Nach Angaben der <strong>Korea</strong> Paint & Printing<br />
Ink Cooperative stellten die Verbandsmitglieder,<br />
die etwa 85% der Gesamtproduk-<br />
tion repräsentieren, im 1. Halbjahr 2009<br />
rund 381.400 Kiloliter (kl) Farben und<br />
Lacke her. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />
war dies ein Minus von 16,1%. Während<br />
lediglich die Nachfrage nach Straßenmarkierungsfarbe<br />
stieg und der Schiffbau<br />
das Bestellvolumen aufgrund seines immer<br />
noch hohen Auftragsbestandes hielt, brach
die Abnahme verschiedener Branchen wie<br />
der Kfz-Industrie, des Maschinenbaus und<br />
der Metallbearbeitung sowie der Bauindustrie<br />
ein.<br />
Dennoch hat sich die Lage wieder etwas<br />
aufgehellt. Sank die Produktion im 1. Quar-<br />
Absatz von Farben und Lacken<br />
der Grenzwerte sind nun alle VOC betroffen.<br />
Bereits Ende 2007 legte die Regierung<br />
fest, bis 2010 den Anteil von VOC im Großraum<br />
Seoul um 23% gegenüber dem Wert<br />
von 2007 zu senken. Die Firmen haben<br />
sich auf die neuen Regulierungen eingestellt.<br />
So legt ein im April 2009 erwei-<br />
Abnehmerbranche 1. Hj. 2009 Veränderung<br />
Straßenbau 43.744 18,8<br />
Schiffbau 32.614 -1,0<br />
Kfz-Industrie 50.655 -32,9<br />
Maschinenbau und Metallbearbeitung 33.485 -16,8<br />
Bauindustrie 72.298 -16,6<br />
Quelle: <strong>Korea</strong> Paint & Printing Ink Cooperative (KPIC)<br />
tal noch um 23,4%, so war im 2. Quartal<br />
der Rückgang mit minus 9,9% bereits<br />
schwächer. Vor allem in der Bauwirtschaft<br />
(-7,5% nach -27,9% im Vorquartal) und im<br />
Maschinenbau (-6,4% nach -27,6%) reduzierte<br />
sich der Einbruch. In der Kfz-Industrie<br />
gab es auch Verbesserungen, jedoch<br />
war der Niveauunterschied zum Vorjahreszeitraum<br />
noch gewaltig.<br />
Die fünf wichtigsten Anbieter decken etwa<br />
70% des gesamten Marktes ab, wobei die<br />
zur Hyundai-Gruppe gehörende Firma<br />
KCC einen Marktanteil von circa 30% hat.<br />
Danach folgen Samwha Paint, Noroo Paint,<br />
Kunsul Chemical Industrial sowie Chokwang<br />
Paint. Im Segment der Baufarben<br />
liegt Samwha Paint vorn. Chokwang Jotun,<br />
ein norwegisch-koreanisches Gemeinschaftsunternehmen<br />
in Busan, eröffnete<br />
Ende März 2009 eine neue Fabrik für<br />
Schiffsfarben. Meldungen der koreanischen<br />
Presse zufolge ist diese für eine Jahresproduktion<br />
von 40.000 kl ausgelegt. Die Farbe<br />
soll den koreanischen Schiffbauern angeboten<br />
werden und ist auch für den Export<br />
bestimmt. Die Investitionssumme betrug<br />
40 Mio. USD.<br />
Umweltfreundliche Farben sind ein aktuelles<br />
Thema in <strong>Korea</strong>. Mit dem Ziel, die<br />
Luftqualität zu verbessern, wird seit dem<br />
01.07.2009 nicht mehr nur der Gehalt von<br />
37 flüchtigen organischen Verbindungen<br />
(VOC) begrenzt, sondern von der Kontrolle<br />
tertes Werk von Noroo Paint in Pyeongtaek<br />
(Provinz Gyeonggi) einen Schwerpunkt auf<br />
umweltfreundliche Farben unter anderem<br />
auf Wasserbasis.<br />
Ab 2012 plant das Ministry of Environment,<br />
den Schadstoffausstoß verschiedener<br />
Baustoffe (dazu zählen auch Farben)<br />
zu kennzeichnen und beim Überschreiten<br />
bestimmter Grenzwerte im Markt zu verbieten.<br />
Dazu ist ein Gesetz zur Kontrolle<br />
der Luftqualität in Räumen in Vorbereitung.<br />
Industriechemikalien<br />
in: Kiloliter, %<br />
Die Gesamtproduktion von Harzen stieg<br />
nach Angaben der <strong>Korea</strong> Petrochemical<br />
Industry Association (KPIA) im 1. Halbjahr<br />
2009 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum<br />
um 7,0% auf 5,92 Mio. t. Der<br />
Hauptgrund dafür sind neue Kapazitäten.<br />
Polypropylen (1,83 Mio. t, +8,9%), HD-<br />
Polyethylen (1,12 Mio. t, +11,0%) und LD-<br />
Polyethylen (1,06 Mio. t, +17,7%) waren<br />
die wichtigsten Wachstumstreiber. Bei Styren-Erzeugnissen<br />
kam es hingegen zu Produktionsrückgängen.<br />
Während der Export<br />
von Harzen kräftig zulegte (3,73 Mio. t,<br />
+19,2%), ging der Inlandsbedarf deutlich<br />
zurück (2,24 Mio. t, -9,3%). Dennoch ist<br />
wegen der insgesamt guten Marktsituation<br />
die Auslastung bei PVC gestiegen und<br />
die Unternehmen haben Reparaturen ihrer<br />
Anlagen verschoben, um noch mehr produ-<br />
zieren zu können.<br />
Konjunktur<br />
Die heimische Nachfrage leidet unter der<br />
schwachen konjunkturellen Lage einer<br />
Reihe wichtiger Abnehmerbranchen wie<br />
beispielsweise der Kfz-Industrie. Da der<br />
Inlandsmarkt das steigende Angebot an<br />
Harzen derzeit nur bedingt aufnehmen<br />
kann, verstärken die Hersteller ihre Exportanstrengungen.<br />
Wegen der rezessiven Tendenzen<br />
in den entwickelten Staaten wird<br />
der geografischen Diversifikation viel Aufmerksamkeit<br />
geschenkt. Insbesondere die<br />
Ausfuhren in die VR China, nach Indien<br />
und Vietnam, aber auch Mexiko oder Ägypten<br />
stiegen deutlich.<br />
Für das Gesamtjahr 2009 prognostiziert<br />
die KPIA Zuwächse bei den Exporten (7,22<br />
Mio. t, +15,7%) und der Produktion (11,51<br />
Mio. t, +7,3%) sowie einen Rückgang des<br />
Inlandsbedarfs (4,40 Mio. t, -4,7%). Allerdings<br />
dürfte im 2. Halbjahr 2009 die Produktion<br />
gegenüber dem Vorjahr steigen,<br />
da die Basis des Vorjahres wegen eines<br />
starken Einbruchs zu diesem Zeitpunkt<br />
relativ gering war. Bei der Inlandsnachfrage<br />
rechnet der Verband mit einem minimalen<br />
Anstieg. Haupttriebfeder bleibt weiterhin<br />
der Export.<br />
Der Konzern Hanwha Chemical will bis<br />
2010 seine Kapazitäten im Chlor-Alkali-Bereich<br />
erweitern. Konkret sollen sie<br />
bei kaustischem Soda von 770.000 t auf<br />
900.000 t steigen, bei Chlorin von 700.000<br />
t auf 820.000 t und bei Ethylendichlorid<br />
von 690.000 t auf 840.000 t. Honam<br />
Petrochemical plant, ab September 2009<br />
bis Anfang 2011 insgesamt 180 Mrd. Won<br />
in den Aufbau einer Butadien-Anlage mit<br />
einer Jahresproduktion von 130.000 t zu<br />
investieren.<br />
Hanwha Chemical unterzeichnete im Juli<br />
2009 zudem eine Vereinbarung zur Errichtung<br />
eines Joint Ventures mit der Saudi<br />
International Petrochemical Company (Sipchem).<br />
Gegenstand des Vertrages ist der<br />
Bau einer gemeinsamen Produktionsanlage<br />
für 200.000 t Ethylenvinylacetat und LDPE<br />
sowie 125.000 t petrochemischer Produkte<br />
wie Polyvinylacetat im Jubail-Industriepark<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010 15
16<br />
Konjunktur<br />
in Saudi-Arabien. Die Kosten sollen rund<br />
1 Mrd. USD betragen. Der kommerzielle<br />
Betrieb der Anlage soll 2014 beginnen.<br />
Hanwha ist mit 25% an dem Joint Venture<br />
beteiligt. In der VR China beabsichtigt<br />
Hanwha, Werke für Ethylendichlorid<br />
(500.000 t) und Vinilchloridmonomer<br />
(300.000 t) sowie eine Fabrik für PVC<br />
(300.000 t) zu errichten.<br />
Ebenfalls im Juli 2009 vereinbarten LG<br />
Chem und die chinesischen CNOOC, eine<br />
neue ABS-Fabrik in der Provinz Guangdong<br />
zu bauen, die ab der 2. Jahreshälfte 2011<br />
rund 150.000 Jahrestonnen ABS herstellen<br />
können soll. Geplant ist ab 2015 eine<br />
jährliche Gesamtkapazität des Werks von<br />
300.000 t. Die Investitionssumme liegt<br />
nach derzeitigen Berechnungen bei 370<br />
Mio. USD. Daneben will LG Chem die Produktionskapazität<br />
in seinem anderen chinesischen<br />
Werk bis 2012 von 580.000 t auf<br />
700.000 t pro Jahr erweitern. Zusammen<br />
mit den 600.000 t in Yeosu wären das<br />
dann insgesamt 1,6 Mio. t pro Jahr.<br />
Die Flachbildschirmindustrie ist auf mittlere<br />
Sicht ein wichtiger Wachstumsmotor<br />
der koreanischen Wirtschaft. Hersteller<br />
elektronischer Chemikalien können daher<br />
auch in der Zukunft prinzipiell mit einer<br />
hohen Nachfrage nach ihren Erzeugnissen<br />
rechnen.<br />
Viel Bewegung zeigt sich beim Thema<br />
Lithium-Ionen-Batterien für Hybridautos.<br />
Ab 2013 will Hyundai Motor mit einer<br />
Ausgewählte Projekte der Petrochemie<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010<br />
Großproduktion von Plug-In-Hybridautos<br />
beginnen. Um die Zulieferung der Batterien<br />
konkurrieren in verschiedenen Projekten<br />
LG Chem, SK Energy und SB LiMotive<br />
(Joint Venture zwischen Samsung SDI<br />
und Bosch). GM hat im Januar 2009 LG<br />
Chem als Lieferant von Zellen für Lithium-<br />
Ionen-Batterien für sein geplantes Elektroauto<br />
"Volt" ausgewählt. Das koreanische<br />
Unternehmen will bis 2013 insgesamt 1<br />
Bill. Won investieren. Die Grundsteinlegung<br />
für ein Werk im Ochang Techno Park<br />
in Cheongwon (Provinz North Chungcheon)<br />
erfolgte im Juni 2009. SB LiMotive hat den<br />
Zuschlag als Zulieferer von Lithium-Ionen-<br />
Batterie-Zellen für Elektrofahrzeuge von<br />
BMW bekommen und plant bis 2013 etwa<br />
500 Mio. USD zu investieren. Der Baubeginn<br />
für einen Produktionsstandort in<br />
Ulsan war im September 2009.<br />
Polykristallines Silizium vor allem für photovoltaische<br />
Anwendungen ist ein weiteres<br />
neues Betätigungsfeld. OCI (ehemals DC<br />
Chemical) beispielsweise hat 2009 seine<br />
Anlage in Gunsan (Provinz North Jeolla)<br />
auf eine Jahreskapazität von 16.500 t<br />
erweitert. Marktberichten zufolge wurde<br />
die Inbetriebnahme einer dritten Produktionslinie<br />
mit einer Kapazität von zusätzlichen<br />
10.000 t wegen der Verschlechterung<br />
der Marktsituation bei Polysilizium<br />
von 2009 auf Ende 2010 verschoben. Die<br />
Investitionssumme dafür soll bei 880 Mrd.<br />
Won liegen.<br />
Daneben bauen KCC in Daejuk (Provinz<br />
in: 1.000 t/Jahr<br />
Firmenname Produkt Ist-Kapazität Neukapazität. Standort<br />
vorauss.<br />
Fertigstellung<br />
LG Chem Ethylen 900 100 Yeosu April 2010<br />
Propylen 580 50 Yeosu April 2010<br />
Ethylen 760 120 Daesan 2011<br />
Propylen 380 60 Daesan 2011<br />
S-Oil Paraxylol 700 900 Ulsan Juni 2011<br />
Benzol 300 280 Ulsan Juni 2011<br />
YNCC 3. Werk Ethylen 400 50 Yeosu Mitte 2010<br />
YNCC 2. Werk Ethylen 555 200 Yeosu 2012<br />
Hyundai Oilbank und<br />
Cosmo Oil<br />
Paraxylol 380 800 Daesan 2013<br />
Quelle: Recherchen Germany Trade and Invest<br />
South Chungcheong), die Woongjin-Gruppe<br />
in Sangju (Provinz North Gyeongsang) und<br />
in sehr kleinem Umfang Innovation Silicon<br />
in Mokpo (Provinz South Jeolla) Polysiliziumfabriken<br />
auf. Auch Hankook Silicon<br />
plant Marktbeobachtern zufolge noch<br />
2009 ein Werk in Yeosu (Provinz South<br />
Jeolla) für 3.000 t hochreinen Polysiliziums<br />
jährlich fertigzustellen und Anfang 2010<br />
in Betrieb zu nehmen. Weiteren Firmen<br />
wird Interesse an Polysilizium nachgesagt.<br />
Dazu zählen LG Chem, Hanwha und Samsung<br />
Petrochemical, die jedoch wegen der<br />
unsicheren Aussichten ihre Projekte verschieben,<br />
so koreanische Pressemeldungen.<br />
Andere Unternehmen mit Plänen für Polysiliziumfabriken<br />
seien SK Chemicals und<br />
Samsung Fine Chemicals.<br />
Petrochemie<br />
Nach Angaben der KPIA steigerte <strong>Korea</strong><br />
seine Ethylenproduktion im 1. Halbjahr<br />
2009 um 3,5% auf 3,67 Mio. t. Der Output<br />
an Propylen erhöhte sich um 8,1% auf<br />
2,65 Mio. t. Grund für den Zuwachs ist die<br />
Inbetriebnahme neuer Kapazitäten im Jahr<br />
2008. Für das Gesamtjahr 2009 sagt der<br />
Verband einen Anstieg des Ausstoßes von<br />
Ethylen um 2,9% auf 7,28 Mio. t und von<br />
Propylen um 4,5% auf 5,29 Mio. t voraus.<br />
Von Januar bis Juni 2009 sind die Investitionen<br />
bisher wegen der schwachen weltweiten<br />
Konjunktur gefallen. Lediglich die<br />
Aufwendungen für Umweltschutz, Sicherheit<br />
sowie Forschung und Entwicklung<br />
stiegen kräftig.<br />
Dennoch versuchen die Unternehmen, der<br />
zunehmenden Konkurrenz aus China (dort<br />
steigt die Selbstversorgungsrate) und dem<br />
Nahen Osten mit neuen Investitionsprojekten<br />
entgegenzutreten. Dabei hoffen die<br />
Firmen, von Skaleneffekten in der Produktion<br />
zu profitieren. Außerdem hat sich die<br />
Konjunktur in der Petrochemie schneller<br />
erholt als erwartet. Neben LG Chem und<br />
Yeochun NCC spielt nach Berichten der<br />
koreanischen Presse auch Samsung Total<br />
mit dem Gedanken, Kapazitäten für die<br />
Ethylen-Herstellung von 850.000t auf 1<br />
Mio. t in der Jahresmitte 2011 auszuweiten.<br />
Auch bei Honam Petrochemical gäbe
es demnach Bestrebungen, zusätzliche<br />
Kapazitäten von circa 200.000 t Ethylen<br />
aufzubauen.<br />
<strong>Korea</strong> will in den kommenden Jahren zu<br />
einer Drehscheibe der Erdölindustrie in der<br />
nordostasiatischen Region werden. Das<br />
Ministry of Knowledge Economy (MKE)<br />
veröffentlichte Anfang August 2008 Pläne,<br />
in Yeosu (Provinz South Jeolla) ein neues<br />
Erdölindustriezentrum errichten zu wollen.<br />
Es soll Anlagen zum Raffinieren, Lagern<br />
und Verschiffen von bis zu 6 Mio. Barrel<br />
Erdöl umfassen. Im September 2008 gab<br />
das MKE bekannt, dass das Projekt von<br />
dem koreanisch-deutsch-schweizerischen<br />
Gemeinschaftsunternehmen Oiltanking<br />
KNOC Yeosu durchgeführt wird. Ende 2011<br />
könnte der kommerzielle Betrieb der ersten<br />
Phase des Terminals beginnen.<br />
Des Weiteren stellte das MKE bereits<br />
Konjunktur<br />
Anfang Juli 2008 den Plan vor, dass die<br />
Branchenunternehmen in acht energieintensiven<br />
Sektoren zukünftig mehr energiesparende<br />
Technologien einsetzen sollten.<br />
Die petrochemische und die chemische<br />
Industrie wollen demnach zwischen 2008<br />
und 2012 insgesamt 850 Mrd. Won zum<br />
Beispiel in Automatisierungstechnologien<br />
und neue Katalysatoren investieren.<br />
Keine großen Änderungen im Zahlungsverhalten<br />
Aktives Forderungsmanagement dennoch unerlässlich<br />
Frank Robaschik<br />
The payment performance of <strong>Korea</strong>n customers remained largely unchanged during<br />
the crisis. However, it hasn't been flawless before that. An active claims management<br />
and sufficient collateral are highly recommended. According to official data, there is<br />
no high level of credit default. Nevertheless, there are risks, especially with smaller<br />
companies. These could become more serious if the government credit guarantees<br />
should expire.<br />
Das Zahlungsverhalten koreanischer Unternehmen<br />
hat sich in der Krise im Durchschnitt<br />
nicht wesentlich verschlechtert.<br />
Von Ende 2008 bis Mai 2009 gab es mehr<br />
Insolvenzen und Zahlungsausfälle. Seit Mai<br />
2009 bessert sich die Situation und befindet<br />
sich mittlerweile nach Angaben der<br />
Bank of <strong>Korea</strong> wieder auf dem Niveau von<br />
vor der Krise. Diese Einschätzung wird von<br />
Marktkennern geteilt.<br />
Ab September 2008 sind nach Angaben<br />
des Financial Supervisory Service (FSS) die<br />
Raten fauler Kredite gestiegen und erreichten<br />
im Februar 2009 mit offiziell 1,69%<br />
ihren Höhepunkt. Bei kleinen und mittleren<br />
Unternehmen (KMU) waren es 2,67%. Seit<br />
Juni 2009 sind die Quoten wieder deutlich<br />
geringer und beliefen sich im Oktober 2009<br />
auf insgesamt 1,19%. Bei KMU betrugen<br />
sie sich 1,85%, bei großen Firmen 0,83%<br />
(hier sind die Raten gestiegen) und bei<br />
Haushalten 0,59%. Der FSS will die Quoten<br />
auf unter 1% wie vor der Krise senken.<br />
Eine wichtige Rolle bei der Verringerung<br />
spielte die Politik der Regierung vom Februar<br />
2009, die Kreditgarantien für KMU deutlich<br />
auszuweiten. Denn viele kleine Firmen<br />
sind finanziell sehr schwach ausgestattet<br />
und haben zum Teil Schwierigkeiten,<br />
genügend Einnahmen zu erzielen, um die<br />
Zinskosten zu decken. Die Ausweitung der<br />
Garantien ist offiziell bis zum Jahresende<br />
2009 beschränkt. Allerdings dürfte es -<br />
selbst wenn die Garantien zurückgefahren<br />
würden - andere Maßnahmen geben, um<br />
den KMU-Sektor zu stützen.<br />
Schwierigkeiten bestehen immer noch bei<br />
kleinen Schiffbauern und Schifffahrtslinien.<br />
Zu kämpfen haben auch einzelne<br />
krisengebeutelte Autohersteller und ihre<br />
Zulieferer. Firmen der Bauwirtschaft waren<br />
stark von der Krise getroffen, profitieren<br />
aber zumindest zum Teil von neuen Bauprojekten<br />
der Regierung.<br />
Für deutsche Lieferanten relevant war, dass<br />
die selbst exportabhängigen koreanischen<br />
Firmen in der Krise weniger bestellten.<br />
Hinzu kam, dass die Kunden, vor allem im<br />
4. Quartal 2009 und im 1. Quartal 2010 oft<br />
um Verschiebungen von Projekten baten.<br />
Neben der Hoffnung auf einen wieder<br />
stärkeren koreanischen Won war unter<br />
anderem die Finanzierung von Projekten<br />
ein Problem. Insbesondere der Leasing-<br />
Markt war im 1. Quartal 2009 - wie schon<br />
in der Asienkrise zehn Jahre zuvor - eingebrochen.<br />
Bereits im 2. Quartal 2009 war<br />
jedoch wieder eine Erholung zu verzeichnen.<br />
Die Banken sind zwar von der Krise betroffen,<br />
wurden vom Staat aber angehalten,<br />
ihre Kredite möglichst zu prolongieren,<br />
allerdings gleichzeitig ein aktives Management<br />
ihrer schlechteren Kredite zu betreiben<br />
und die schwächeren Kunden zu einer<br />
Restrukturierung zu bringen. Falls die Verbindlichkeiten<br />
zu hoch sind, so der Plan,<br />
sollen Unternehmensteile - notfalls an<br />
einen vom Staat eingerichteten Fonds -<br />
verkauft werden. Ein prominentes Beispiel<br />
eines Unternehmens, dass aus Liquiditätsgründen<br />
Firmenteile verkaufen muss, ist<br />
die Kumho-Asiana-Gruppe. Hier und bei<br />
Privatisierungsbemühungen bei Staatsfirmen<br />
können sich auch für ausländische<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010 17
18<br />
Konjunktur<br />
Unternehmen Chancen für Zukäufe ergeben.<br />
Die Bandbreite der Einschätzungen ist sehr<br />
groß, insgesamt scheint es jedoch keine<br />
wesentliche Verschlechterung der Zahlungsmoral<br />
koreanischer Kunden zu geben.<br />
Allerdings war diese auch vor der Krise<br />
nicht makellos - wiederum mit sehr unterschiedlichen<br />
Erfahrungen der Unternehmen.<br />
Firmen, Händler und die Auslandshandelskammer<br />
betonen jedoch übereinstimmend,<br />
dass die Begrenzung des eige-<br />
nen Risikos sehr wichtig ist. Denn gerade<br />
in schwierigen Zeiten ist Liquidität wichtig<br />
und koreanische Firmen versuchen Geld so<br />
lange wie möglich zu halten.<br />
Vor allem bei teureren Lieferungen sollte<br />
deshalb zur Unterlegung von Kaufversprechen<br />
in jedem Fall eine Anzahlung vereinbart<br />
werden. In der Regel empfehlen<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010<br />
Marktkenner 10% bis 20%. Kann keine<br />
Anzahlung vereinbart werden, so sollte der<br />
Kunde innerhalb kurzer Fristen (beispielsweise<br />
zehn Tage) ein Akkreditiv eröffnen.<br />
Sonst kann es passieren, dass der deutsche<br />
Lieferant schon in Vorleistung geht und der<br />
Kunde es sich noch einmal, beispielsweise<br />
wegen einer veränderten Marktsituation,<br />
anders überlegt.<br />
Bei Maschinenlieferungen ist nach Händlerinformationen<br />
eine typische Relation<br />
20% Anzahlung (bei Auftragserteilung),<br />
70% Hauptzahlung (bei Verschiffung) und<br />
10% Rückbehalt (nach Abnahme). Bestehe<br />
die Gefahr, dass der Kunde die Abnahme<br />
verzögert, könne eine sogenannte "latest"-<br />
Klausel aufgenommen werden, wo definiert<br />
wird, bis wann der Kunde spätestens<br />
(zum Beispiel nach sechs Monaten) zahlen<br />
muss. Generell kauften koreanische Kunden<br />
jedoch erstklassige Produkte und seien<br />
daran interessiert, dass alles - einschließlich<br />
Abnahme - funktioniere.<br />
In <strong>Korea</strong> tätige Unternehmen berichten,<br />
dass es schwierig ist, einen vereinbarten<br />
Eigentumsvorbehalt durchzusetzen. Dies<br />
gelte insbesondere, wenn der Abnehmer<br />
eine kleine schwächere einheimische Firma<br />
sei, deren Produktion und Arbeitsplätze<br />
durch die Durchsetzung des Eigentumsvorbehalt<br />
in Gefahr gerät. Umso wichtiger<br />
werden Sicherheiten wie Anzahlungen<br />
oder Akkreditive, insbesondere bei finanziell<br />
schwächeren Kunden. Als ergänzende<br />
Sicherheiten können Schuldscheine genutzt<br />
werden. So seien beispielsweise zweitrangige<br />
Eintragungen auf Grundstücke der<br />
Ehefrau durchaus akzeptiert. Auch über<br />
eine revolvierbare Bankgarantie können<br />
Lieferanten ihr Risiko begrenzen.<br />
Mit der Pünktlichkeit der Zahlungen wird<br />
es nicht immer ganz genau genommen.<br />
Deshalb ist ein aktives Forderungsmanagement<br />
sehr wichtig. Dazu zählen Anrufe<br />
und persönliche Besuche beim Schuldner.<br />
Deutsche Firmen berichten, dass beispielsweise<br />
bei einem vereinbarten Zahlungsziel<br />
von 30 Tagen in der Praxis trotz aktiven<br />
Forderungsmanagements im Durchschnitt<br />
oft mit einem tatsächlichen Eingang von<br />
45 Tagen nach Lieferung gerechnet werden<br />
muss.<br />
Bestehen unbeglichene Forderungen, so<br />
bietet die Deutsch-<strong>Korea</strong>nische Industrie-<br />
und Handelskammer einen Interventions-<br />
und Mediationsservice an. Die Kammer<br />
kann auch die <strong>Korea</strong> Importers Association<br />
(KOIMA) und Industrieverbände einschalten,<br />
da es dem säumigen Schuldner in der<br />
Regel unangenehm ist, in den Verbänden,<br />
in denen er selbst ein geschätztes Mitglied<br />
sein möchte, mit solchen Problemen konfrontiert<br />
zu werden. Eine andere Option<br />
ist die Anrufung eines Schiedsgerichts.<br />
Entsprechende Vereinbarungen sollten<br />
bereits im Vertrag mit dem koreanischen<br />
Kunden festgelegt werden. Daneben gibt<br />
es Inkassofirmen wie beispielsweise die<br />
National Information & Credit Evaluation<br />
Inc. (NICE).
<strong>Korea</strong>nische Reifenindustrie setzt auf Expansion<br />
Zwei Hersteller wollen Kapazitäten erweitern<br />
Frank Robaschik<br />
At least two of the three big <strong>Korea</strong>n tire manufacturers did well in the year of crisis<br />
2009. Hankook Tire and Nexen Tire increased their sales volume and are now eying<br />
further investments. Because of a rather moderate outlook for industrial countries,<br />
the <strong>Korea</strong>n tire industry sets its focus on emerging markets and oil-producing<br />
nations. An important emphasis is now on the Middle East. In China <strong>Korea</strong>n companies<br />
already have a strong market presence.<br />
2010 will die koreanische Reifenindustrie<br />
ihre Exporte wieder näher an die Marke<br />
von 3 Mrd. USD bringen. Diese wurde<br />
bereits 2008 erreicht, im schwierigen Jahr<br />
2009 sind die Ausfuhren jedoch um 10%<br />
gesunken. Der Export ist für die Hersteller<br />
wichtig, denn die Exportquote der Branche<br />
liegt bei mehr als 60% des Umsatzes.<br />
Die koreanische Reifenindustrie rechnet<br />
2010 wegen weltweit strengerer Umweltauflagen<br />
mit einer stärkeren Nachfrage<br />
nach Reifen für kleine Pkw und umweltfreundlichen<br />
Produkten. Da die Nachfrage<br />
in den entwickelten Ländern, auf denen<br />
der bisherige Exportschwerpunkt <strong>Korea</strong>s<br />
lag, nur schwach wachsen dürfte, setzten<br />
die koreanischen Hersteller zunehmend auf<br />
Schwellen- und Erdölförderländer, insbesondere<br />
die Vereinigten Arabischen Emirate<br />
und Saudi-Arabien, aber auch Südostasien,<br />
Mittel- und Südamerika und Länder wie<br />
Ägypten oder Indien. Insgesamt rechnen<br />
Vertreter der Branche 2010 mit einem Ausfuhrwachstum<br />
von etwa plus 9%.<br />
2009 sind die koreanischen Ausfuhren von<br />
Reifen und Schläuchen in den Nahen Osten<br />
kräftig gewachsen. Daneben stiegen auch<br />
die Exporte nach Südostasien. In den entwickelten<br />
Ländern Europas und Nordamerikas<br />
halfen staatliche Hilfen wie vor allem<br />
Abwrackprämien, den massiven Einbruch<br />
der Exporte etwas abzuschwächen.<br />
In den ersten neun Monaten von 2009 entfielen<br />
nach Angaben der <strong>Korea</strong> Tire Manufacturers<br />
Association (KOTMA) mehr als<br />
drei Viertel der Produktion im Inland auf<br />
Pkw-Reifen. Ein reichliches Sechstel waren<br />
Reifen für kleine Lkw. Reifen für Lkw und<br />
Busse stellten rund 5% des Outputs nach<br />
Stückzahlen. Insgesamt ist die Nachfrage<br />
nach Reifen, die helfen, den Treibstoffverbrauch<br />
zu senken, sowie generell qualitativ<br />
hochwertigeren Reifen gestiegen. Entsprechend<br />
verstärken die Anbieter ihre Bemühungen<br />
in diesem Bereich.<br />
Die wichtigsten Hersteller sind Hankook<br />
Konjunktur<br />
Tire, Kumho Tires und Nexen Tire. Hankook<br />
Tire und Nexen Tire konnten 2009 ihre<br />
Umsätze deutlich steigern. Kumho Tires ist<br />
derzeit mit von dem finanziellen Engpässen<br />
der Kumho-Asiana-Gruppe betroffen. An<br />
Hankook Tire ist der französische Anbieter<br />
Michelin mit 10% beteiligt. Alle Hersteller<br />
verfügen auch über Produktionskapazitäten<br />
im Ausland. Ein wichtiger Schwerpunkt ist<br />
dabei die VR China. Hankook Tire verfügt<br />
daneben über ein Werk in Ungarn. Kumho<br />
Tire produziert auch in Vietnam.<br />
Im chinesischen Markt sind vor allem Hankook<br />
(Werke in Jiangsu und Jiaxing) und<br />
Kumho (Werke in Nanjing (2), Tianjin und<br />
Changchun) stark vertreten, aber auch<br />
Nexen ist dabei, den Ausstoß seines Werks<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010 19
20<br />
Konjunktur<br />
in Tsingtao von 4 Mio. Reifen im Jahr 2009<br />
auf 7 Mio. Reifen im Jahr 2010 zu erhöhen.<br />
Hankook Tire, nach eigenen Angaben<br />
Marktführer bei Pkw-Radialreifen im Land<br />
der Mitte, konnte 2009 seinen Umsatz in<br />
China um 54% steigern, im Nahen Osten<br />
betrug der Zuwachs 25%. Da die koreanischen<br />
Hersteller zum Teil auch aus China<br />
in die USA lieferten, sind ihre dort gefertigten<br />
Produkte mit von den im September<br />
2009 von den USA auf in China gefertigte<br />
Reifen verhängten Strafzöllen betroffen.<br />
Weltweit stiegen die Umsätze mit Reifen<br />
des größten koreanischen Herstellers Hankook<br />
Tire 2009 auf Won-Basis um 18%.<br />
Rund 70% der Erlöse stammten dabei aus<br />
ausländischen Märkten. Für 2010 strebt<br />
das Unternehmen ein Umsatzplus von rund<br />
6% an. 2008 produzierte Hankook Tire<br />
insgesamt 69 Mio. Reifen, davon 40 Mio.<br />
in <strong>Korea</strong>, 25,5 Mio. in China und 3,7 Mio.<br />
in Ungarn. Kumho Tires stellte 2008 insgesamt<br />
64 Mio. Reifen her, davon 32 Mio. in<br />
<strong>Korea</strong>. 2009 ist der Marktanteil von Hankook<br />
Tire in <strong>Korea</strong> weiter gestiegen.<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010<br />
Im September 2009 gab Hankook Tire<br />
bekannt, bis 2011 insgesamt 230 Mio. Euro<br />
in die Erweiterung seines Werks in Ungarn<br />
investieren zu wollen. Dadurch soll dessen<br />
Kapazität von 5 Mio. Reifen pro Jahr auf<br />
Produktion von Reifen und Schläuchen für Kfz in <strong>Korea</strong><br />
10 Mio. Reifen pro Jahr steigen. Weitere<br />
Produktionsstätten könnten hinzukommen.<br />
Spekulationen über eine weitere Fabrik,<br />
beispielsweise in Südostasien oder Indien,<br />
reißen nicht ab. Gegenüber Germany Trade<br />
& Invest gab die Firma an, dass diesbezüglich<br />
nichts entschieden sei. Auch eine<br />
Ausweitung über M&A werde nicht ausgeschlossen.<br />
Zunächst sollen 2010 rund<br />
80 Mio. USD für die Verbesserung der Pro-<br />
in: 1.000 Stück; %<br />
2007 2008 1-11/2009 Veränd.<br />
Reifen<br />
Produktion 90.147 89.212 73.833 -11,1<br />
Lieferungen 88.807 87.386 76.146 -6,2<br />
.Inland 36.050 34.621 29.233 -9,3<br />
.Export<br />
Schläuche<br />
52.757 52.765 46.913 -4,1<br />
Produktion 41.541 40.722 32.166 -16,3<br />
Lieferungen 41.238 40.524 32.359 -15,3<br />
.Inland 4.244 1.950 1.793 -1,8<br />
.Export<br />
Quellen: National Statistical Office<br />
36.994 38.574 30.566 -16,0<br />
duktionseffizienz des Werks in Geumsan<br />
(Provinz South Chungcheon) ausgegeben<br />
werden.<br />
Nexen Tire, der drittgrößte Reifenhersteller<br />
in <strong>Korea</strong>, wuchs 2008 und 2009 schneller<br />
als seine beiden großen Konkurrenten.<br />
Das Unternehmen unterzeichnete Ende<br />
September 2009 eine Vereinbarung mit<br />
der Stadt Changnyeong (Provinz South<br />
Gyeongsang), dort ein neues Werk aufzubauen.<br />
Dieses soll 2017 einen Jahresoutput<br />
von 21 Mio. Reifen haben. Dafür will die<br />
Firma rund 1 Bill. Won (circa 564 Mio.<br />
Euro, 1 Euro = 1.773 Won im Jahresdurchschnitt<br />
2009) ausgeben. Der Baubeginn<br />
ist für November 2010 angesetzt; im Mai<br />
2012 sollen die ersten Reifen vom Band<br />
laufen.<br />
Nach diesen Plänen könnte die Gesamtproduktion<br />
von Nexen Tire in seinen Werken<br />
in China und in <strong>Korea</strong> bis 2017 insgesamt<br />
60 Mio. Reifen erreichen. Die Firma erzielt<br />
die meisten Erlöse aus dem Reifenersatzgeschäft,<br />
hat aber auch ihre Lieferungen<br />
für Neufahrzeuge ausgebaut und beliefert<br />
derzeit mit Kia, Hyundai, GM Daewoo und<br />
Ssangyong vier der fünf Pkw-Hersteller in<br />
<strong>Korea</strong>.
Deutsche aus Sicht koreanischer Geschäftspartner<br />
Shin In-ah<br />
In cross-cultural projects opportunities might get lost in case of inflexibility and differing<br />
expectations. Negative as well as positive prejudices put the overall success in<br />
danger. Thus, it is of utmost importance to know the basic behavioral patterns that<br />
business partner associate with ones country.<br />
Vor einem Jahr hat sich Herr Kim auf eine<br />
Kooperation mit seinem ehemaligen deutschen<br />
Freund, Herrn Mayer, eingelassen.<br />
Herr Kim, der früher an einer deutschen<br />
Universität studiert hat, hat immer viel<br />
Sympathie für Deutschland bzw. die Deutschen<br />
gehabt. Während seiner Studienzeit<br />
in Deutschland hat er sich selber deutsche<br />
Tugenden wie Sachlichkeit, Pünktlichkeit<br />
und Ordnungsliebe angeeignet.<br />
Später nach <strong>Korea</strong> zurückgekehrt, hat<br />
er sich wirklich Mühe gegeben, diese<br />
Tugenden auch dort zu leben. Seine<br />
Freunde nannten ihn “deutscher Soldat“,<br />
weil seine Verhaltensweise aus koreanischer<br />
Sicht nicht nur rigid bzw. unflexibel,<br />
sondern auch kühl schien. Das hat<br />
Herrn Kim aber gar nicht gestört, weil er<br />
ganz sicher war, dass er damit nicht zuletzt<br />
den <strong>Korea</strong>nern etwas Gutes beibringt.<br />
Als Herr Mayer, der selber in einer angesehenen<br />
Beratungsfirma arbeitete, auf den<br />
Vorschlag eines gemeinsamen Geschäftes<br />
gerne einging, hat er sich richtig gefreut.<br />
Herr Mayer hat zwar bis jetzt <strong>Korea</strong> noch<br />
nicht besucht, aber er war immer offen für<br />
fremde Kulturen. Als das gemeinsame Projekt<br />
erfolgreich beendet worden war, konnte<br />
sich Herr Kim nicht richtig freuen. Der<br />
Grund lag darin, dass er von da an nicht<br />
mehr wusste, ob er sich jemals wieder auf<br />
eine enge Zusammenarbeit mit Deutschen<br />
einlassen sollte. Denn innerlich überlegte<br />
Herr Kim die Kooperation zu kündigen.<br />
Herr Mayer wird nie erfahren, dass Herr<br />
Kim ernsthaft die Kündigung der Kooperation<br />
erwogen hat. <strong>Korea</strong>ner und Deutsche<br />
gehen oft von der Annahme aus, dass ein<br />
gewisses Wohlwollen und die Sympathie<br />
für die andere Kultur völlig ausreichen für<br />
eine erfolgreiche Kooperation. Aber das<br />
oben genannte Fallbeispiel besagt eher das<br />
Gegenteil. Wenn ein Deutscher gerne Kimchi<br />
isst und mit <strong>Korea</strong>nern gerne trinken<br />
geht, ist das noch kein Beleg dafür, dass<br />
er die koreanische Kultur genug kennt und<br />
mit <strong>Korea</strong>nern gut arbeiten kann. Wenn<br />
die Sympathie für eine andere Kultur keine<br />
hinreichende Bedingung für eine erfolgreiche<br />
interkulturelle Zusammenarbeit ist,<br />
wie kam es dann dazu, dass sich die wohl-<br />
gesinnte Einstellung von Herrn Kim für seinen<br />
deutschen Partner so abrupt geändert<br />
hat?<br />
Bei koreanischen Geschäftsleuten ist<br />
Deutschland dafür bekannt, dass die wirtschaftlichen<br />
Errungenschaften nach dem<br />
zweiten Weltkrieg vor allem auf die Besonderheit<br />
der deutschen Mentalität und Kultur<br />
zurückzuführen sind. In der Hinsicht<br />
Kooperation<br />
machte Herr Kim keine Ausnahme, der<br />
annahm, dass sein deutscher Partner sehr<br />
effizient arbeiten würde. Er hatte sogar<br />
großen Respekt davor, weil die deutschen<br />
Produkte in aller Welt für Qualität und<br />
Spitzentechnologie stehen.<br />
Aber wie erreichen deutsche Geschäftsleute<br />
Effizienz? Sie machen eine gründliche<br />
Vorbereitung und Planung, die viel<br />
Zeit im Anspruch nimmt. Und sie halten<br />
sich an die Regeln, weil sich das als beste<br />
Lösung erwiesen hat. Sie sprechen nicht<br />
auf Umwegen, sondern direkt und offen,<br />
damit die Kommunikation effizient ver-<br />
läuft. Daher ist konstruktive Kritik willkommen.<br />
Die Deutschen legen auch viel<br />
Wert auf ihren Urlaubsanspruch, weil sich<br />
danach viel effizienter arbeiten lässt. Für<br />
private Belange ihrer Partner interessieren<br />
sie sich nicht, nur die fachliche Kompetenz<br />
zählt.<br />
All diese Merkmale des deutschen Arbeitsstils<br />
stellten für Herrn Kim kein Problem<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010 21
22<br />
Kontrakte<br />
dar, bis er damit direkt in Berührung kam.<br />
Es begann damit, dass Herr Mayer auf<br />
die E-Mail von Herrn Kim nicht schnell<br />
reagierte, obwohl Herr Kim ausdrücklich<br />
darum gebeten hatte. Herr Kim, der es<br />
gewohnt ist, nach Feierabend auch ein<br />
paar Stunden länger zu arbeiten, konnte<br />
nicht nachvollziehen, warum es Herrn<br />
Mayer so schwer fallen sollte, ihm eine<br />
kurze Rückmeldung auf seine E-Mail zu<br />
geben. Für ihn heißt effizient arbeiten,<br />
schnell arbeiten.<br />
Aber wie erreichen <strong>Korea</strong>ner eine hohe<br />
Arbeitsgeschwindigkeit? Indem sie sich<br />
lange vorbereiten, ausführlich und kritisch<br />
mit allen Beteiligten diskutieren oder<br />
frisch ausgeruht aus dem Urlaub das wichtige<br />
Projekt angehen? Nein, die <strong>Korea</strong>ner<br />
haben ihre Art von Effizienz und Schnelligkeit<br />
dadurch erlangt, dass sie in vielen<br />
Bereichen genau das Gegenteil des deutschen<br />
Arbeitsstils praktizierten. Den stärksten<br />
Zweifel an der weiteren Zusammenarbeit<br />
bekam Herr Kim, als er hörte, dass<br />
Herr Mayer trotz der geschäftlichen Dringlichkeit<br />
auf seinen lange geplanten Urlaub<br />
mit der Ehefrau nicht verzichten könne.<br />
So fragte sich Herr Kim innerlich, ob Herr<br />
Mayer nicht gelogen hat, als er sagte, wie<br />
Withholding Tax<br />
Taxation of Foreign Service Providers<br />
Sun-young (Christie) Lee<br />
If you are a resident in <strong>Korea</strong>, you shall<br />
report your income from all sources, both<br />
within and outside <strong>Korea</strong>. In general, if<br />
you have paid or are liable to pay foreign<br />
income tax abroad, this tax amount will<br />
be credited against your <strong>Korea</strong>n tax liabilities<br />
to prevent double taxation. In this<br />
case, you may (1) take a “foreign tax credit”<br />
or (2) treat the amount as “necessary<br />
expenses,” provided that (2) can only be<br />
applied to real estate rental income or<br />
business income.<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010<br />
wichtig diese Kooperation für ihn sei.<br />
Solange Herr Kim nicht äußert, wie er sich<br />
wirklich fühlt, hat Herr Mayer keine Chance<br />
zu ahnen, wodurch die Kooperation<br />
eigentlich gefährdet worden ist. Selbst<br />
wenn Herr Kim als <strong>Korea</strong>ner ausnahmsweise<br />
seinen inneren Zustand offenlegen<br />
sollte, hat er kaum die Chance, von Herrn<br />
Mayer Mitgefühl zu erfahren. In den meisten<br />
Fällen endet ein solcher Vorfall ohne<br />
Sieger. Denn jeder kämpft für sein Verständnis<br />
der Effizienz, das im Grunde nur<br />
vor dem Hintergrund der eigenen Erfahrung<br />
„richtig“ zu verstehen ist. Die Fronten<br />
ändern sich nicht, eher verhärten sie sich.<br />
Beide sind Gefangene der eigenen Kultur,<br />
weil sie nicht in der Lage sind, die andere<br />
Kultur so wahrzunehmen, wie sie von dem<br />
anderen wahrgenommen wird.<br />
Im oben genannten Fallbeispiel denkt Herr<br />
Kim, dass er die deutsche Kultur kennt und<br />
durchaus imstande ist, richtig mit Deutschen<br />
umgehen zu können, weil er ja in<br />
Deutschland studiert hat und genug Erfahrung<br />
sammeln konnte. Aber eine Sache hat<br />
er wahrscheinlich nicht gelernt: Dass sein<br />
Zugang zur deutschen Kultur nur in einem<br />
sehr begrenzten Maße stattfand. Wie der<br />
If you are a non-resident in <strong>Korea</strong>, you are<br />
expected to report your income from <strong>Korea</strong>n-source<br />
income only. Residence status<br />
of an individual is determined in order of:<br />
permanent home, center of vital interest,<br />
habitual abode and lastly by nationality.<br />
Taxation on Independent<br />
Personal Services<br />
<strong>Korea</strong>n Double Taxation Agreements (DTA)<br />
typically authorize the <strong>Korea</strong>n government<br />
große unsichtbare Teil vom Eisberg bleiben<br />
viele kulturelle Aspekte Deutschlands vor<br />
ihm verborgen, weil er diese nur durch die<br />
koreanische Brille sieht. Dies wird auch<br />
als „kulturelles Vorurteil“ bezeichnet. Viele<br />
denken, dass nur negative kulturelle Vorurteile,<br />
wie Rassismus, bei der interkulturellen<br />
Zusammenarbeit problematisch sind.<br />
An Herrn Kim zeigt sich, dass sich auch<br />
positive Annahmen schnell in eine Enttäuschung<br />
verwandeln können, wenn der reale<br />
Deutsche sich nicht entsprechend verhält.<br />
Das gleiche kann auch bei Deutschen<br />
geschehen, die lange Erfahrung mit <strong>Korea</strong>nern<br />
haben. Solche Konfliktfälle lassen sich<br />
nur vermeiden, wenn beide Seiten sich vergegenwärtigen,<br />
wie ihr jeweiliger Arbeitsstil<br />
von der anderen Seite wahrgenommen<br />
werden kann und nicht stur auf die eigene<br />
Position bestehen bzw. sich rechtfertigen.<br />
Durch diese wahre Bescheidenheit lassen<br />
sich kulturbedingte Konflikte reduzieren.<br />
Dr. Shin In-ah ist Director bei Workin<br />
Co., Ltd. und Trainerin im Bereich<br />
Führungskräfteentwicklung, interkulturelle<br />
Kompetenz und Psychologie der<br />
Kommunikation.<br />
to assess tax at the withholding tax rate of<br />
22% on income earned by non-residents<br />
for independent personal services performed<br />
in <strong>Korea</strong>. Not to discourage exchanges<br />
of personal services, however, the DTAs<br />
apply strict limits to the taxation in the<br />
income source country.<br />
For example, under the DTA between <strong>Korea</strong><br />
and Germany (see www.kgcci.com: Services/<br />
Market Penetration/ Legal Information/<br />
Double Taxation Agreement), income
earned by a German resident individual in<br />
respect of professional services or other<br />
activities of an independent character shall<br />
be taxed only in Germany unless he has<br />
a fixed base regularly available to him in<br />
<strong>Korea</strong>. To be deemed to have a fixed base<br />
regularly available to him in <strong>Korea</strong>, he shall<br />
be present in <strong>Korea</strong> for a period or periods<br />
exceeding in the aggregate 183 days in<br />
any twelve month period commencing or<br />
ending in the fiscal year concerned.<br />
The term “professional services” includes<br />
especially independent scientific, literary,<br />
artistic, educational or teaching activities<br />
as well as the independent activities of<br />
physicians, dentists, lawyers, engineers,<br />
architects and accountants.<br />
Taxation on Dependent<br />
Personal Services<br />
(Salary Income)<br />
Regarding dependent personal services,<br />
we shall consider two possible taxpayers;<br />
employer and employee. As the <strong>Korea</strong>-<br />
Germany DTA is deemed to classify the<br />
corporation’s personal services as business<br />
income, the income is taxed as business<br />
income in the host country only if there is<br />
a Permanent Establishment (“PE”).<br />
If there is a PE which bears the burden of<br />
salary costs, the salary is taxable in the<br />
host country regardless of the time span<br />
of the employee’s stay in the host country.<br />
If there is no PE, the employee is taxed<br />
only if he stays in the host country longer<br />
than 183 days in a calendar (or fiscal) year.<br />
Sometimes, the use of the calendar year or<br />
fiscal year may or may not result in taxability<br />
for the same time span in the host<br />
country.<br />
Tax Preferences for Expatriate<br />
Workers<br />
A foreign worker (excluding daily worker)<br />
may enjoy the reduced tax rate of 16.5%<br />
(including surtax or resident tax) on his<br />
employment income earned in <strong>Korea</strong> on or<br />
before December 31, 2012. Another advantage<br />
in this regard is that this income is<br />
not grossed up with any other income. In<br />
this case, however, tax exemption, deduction<br />
or tax credit is not granted. The 30%<br />
deduction system, a sunset clause, disappeared<br />
as of December 31, 2009.<br />
Income Tax Exemption for<br />
Foreign Engineer / Technician<br />
Where service is performed in <strong>Korea</strong> by<br />
qualified foreign engineers for a <strong>Korea</strong>n<br />
resident individual or corporation, income<br />
from such services is exempt from taxation,<br />
as long as the income is generated<br />
during a 5-year period commencing on the<br />
date such service is first rendered provided<br />
this date is not later than December 31,<br />
2009. However, termination pay is not taxexempt.<br />
Foreign Engineer or Technician Qualified<br />
for Tax Exemption:<br />
1. A person who provides technology<br />
within <strong>Korea</strong> under an engineering<br />
technology license agreement with a<br />
contract amount of USD 300,000 or<br />
more;<br />
2. A person who serves as a resear-<br />
Kontrakte<br />
cher at a specific research institution<br />
subject to the Support of Specific<br />
Research Institutions Act or at a specific<br />
government-invested research<br />
institution.<br />
3. A person who serves under a contract<br />
of employment with an employer who<br />
operates a business in the technology-intensive,<br />
mining, construction,<br />
engineering and logistics industries,<br />
and who has served in those industrial<br />
fields for no less than 5 years, or who<br />
has served in the relevant field for no<br />
less than 3 years with a bachelor's<br />
degree or a higher academic degree,<br />
in a foreign country; or<br />
4. A person who serves as a researcher<br />
at a qualifying research institute that<br />
is a nonprofit corporation as prescribed<br />
by the Minister of Planning and<br />
Finance.<br />
Tax Exemption for Professors,<br />
Teachers and Students<br />
A German individual who visits <strong>Korea</strong> at<br />
the invitation of a <strong>Korea</strong>n university, college,<br />
school, museum or other cultural<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010 23
24<br />
Kontrakte<br />
institution of <strong>Korea</strong> or under an official<br />
program of cultural exchange for a period<br />
not exceeding two (2) years solely for the<br />
purpose of teaching, giving lectures or carrying<br />
out research at such institution and<br />
who is, or was immediately before that<br />
visit, a resident of Germany shall be exempt<br />
from tax in <strong>Korea</strong> on his remuneration<br />
for such activity.<br />
Payments which a student or business<br />
apprentice receives for the purpose of his<br />
maintenance, education or training who is<br />
or was immediately before visiting <strong>Korea</strong> a<br />
resident of Germany and who is present in<br />
<strong>Korea</strong> solely for the purpose of his education<br />
or training shall not be taxed in <strong>Korea</strong>.<br />
Tax on Termination Pay<br />
Both residents and non-residents are liable<br />
to pay <strong>Korea</strong>n taxes on their termination<br />
pay. Non-residents are taxed in the same<br />
manner as residents on their termination<br />
pay. Termination pay is a payment that<br />
an employee of a "resident/non-resident<br />
or corporation" receives upon termination<br />
of his/her continued provision of employment.<br />
Termination pay is not consolidated<br />
into the recipient's global income, but<br />
taxed separately.<br />
The person making the termination payment<br />
in <strong>Korea</strong> to a resident or non-resident<br />
must withhold the termination payment<br />
tax at the time of payment. The withhol-<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010<br />
ding amount shall be calculated according<br />
to the formula below. Tax rates for termination<br />
pay are the same as the global<br />
income tax rate. To alleviate the tax burden,<br />
however, the taxable income is split<br />
over the number of service years.<br />
Taxation on Profits from Stock<br />
Option Exercise<br />
If an employee of a domestic <strong>Korea</strong>n subsidiary<br />
is granted stock options by a foreign<br />
parent company and exercises them even<br />
abroad as far as the profits are paid back<br />
by the <strong>Korea</strong>n subsidiary, the profits therefrom<br />
are regarded as compensation for<br />
the employee's service. Therefore, he must<br />
declare the profits as Salary and Wage<br />
Income in <strong>Korea</strong>.<br />
Basic Deduction for Dependent<br />
Parents Abroad<br />
In taxation of yearly wage and salary<br />
income, an expatriate may receive a basic<br />
deduction for his parents living in his home<br />
country, as long as they are his dependents<br />
and their adjusted wage and salary does<br />
not exceed a certain sum per year. He also<br />
receives a basic deduction for his child/<br />
children and their education fee if some<br />
Tax base of termination pay = Total income from termination (not including nontaxable<br />
income) - deduction for termination pay.<br />
Calculated tax amount on termination pay<br />
= Tax base of termination pay x<br />
1<br />
Years of service<br />
x basic tax rate x Years of service<br />
Tip: The tax amount on termination or retirement pay may be much less in <strong>Korea</strong><br />
than in Germany. Please calculate and compare.<br />
qualifications are met. The basic deduction<br />
(personal deduction) for the taxpayer himself<br />
is also allowed, of course.<br />
Foreign Tax Credit<br />
A resident of <strong>Korea</strong> is allowed a foreign<br />
tax credit if the foreign source income is<br />
consolidated in his global income or termination<br />
pay, and if he has paid or is liable to<br />
pay in the foreign country taxes equivalent<br />
to <strong>Korea</strong>’s income tax on such income. A<br />
credit for the foreign taxes paid is given by<br />
using one of the following two methods of<br />
his choice: (1) “Crediting of Foreign Taxes”<br />
or (2) “Treatment as Necessary Expenses.”<br />
Method (1) applies only to global income<br />
that is not real estate rental income and<br />
business income, and method (2) applies<br />
only to real estate rental income and business<br />
income.<br />
Year-end Income Tax Refund<br />
The sum of income tax amounts withheld<br />
during the year is reconciled to the annual<br />
tax amount calculated at the end of the<br />
year, and additional tax or a tax refund is<br />
due. The refund is usually made in February<br />
of the following year.<br />
Ms. Sun-young (Christie) Lee, U.S. CPA,<br />
is Executive Consultant at Hana Tax<br />
Management Corporation, Seoul.
Contacts<br />
State visit of German President Dr. Horst Köhler<br />
Kontakte<br />
During his state visit in <strong>Korea</strong> from February 7-10, President Dr. Horst Köhler took the chance to discuss German-<strong>Korea</strong>n economic trends with KGCCI and member companies. During a breakfast<br />
meeting on February 8, representatives of major German industries gave an overview about current market situation for President Köhler.<br />
KGCCI Sundowner #5<br />
KGCCI held its fifth sundowner at the KGCCI premises on December 14 th, 2009.<br />
The sundowner was joined by 70 KGCCI members who enjoyed the freezing<br />
evening with German hot wine punch. The event was kindly sponsored by Dr.<br />
Andreas Ende, Oerlikon Leybold Vacuum <strong>Korea</strong>. Dr. Nikolaus Zinsmeister of Dallmayr<br />
<strong>Korea</strong> offered a selection of hot coffee products for all participants.<br />
KGCCI Economic Outlook 2010<br />
Bundesregierung/Steffen Kugler<br />
The economic outlook of KGCCI was held on January 21 st at The Ritz-Carlton Hotel, Seoul in cooperation<br />
with Ulsan Metropolitan City (UMC). It was joined by a record number of 110 participants.<br />
Luncheon meeting<br />
From left: KGCCI President Josef Meilinger, President Köhler and KGCCI SG<br />
Jürgen Wöhler.<br />
On February 8, KGCCI and German<br />
Embassy held a Luncheon meeting<br />
with Hans-Joachim Otto, Parliamentary<br />
State Secretary to the Minister<br />
of the Federal Ministry of Economics.<br />
Company representatives took the<br />
chance to discuss recent developments<br />
in the <strong>Korea</strong>n market and give Mr.<br />
Otto an update about existing trade<br />
barriers. KGCCI President Josef Meilinger<br />
handed Mr. Otto an invitation<br />
letter for Federal Minister Brüderle on<br />
occasion of the 30 year anniversary of<br />
KGCCI in 2011.<br />
From left to right: KGCCI President Josef Meilinger, President & CEO of Siemens Ltd. Seoul,<br />
Mr. Kim Sang-chae, Director of Investment & Enterprise service at UMC, German Ambassador<br />
Dr. Hans-Ulrich Seidt and KGCCI Secretary General Jürgen Wöhler.<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010 27
<strong>Korea</strong> Life<br />
Hagwons - Lernst du noch oder schläfst du schon?<br />
Sarah Hüfner<br />
In the last few years, several student assessment programs ranked <strong>Korea</strong>n students<br />
under the top ten in many categories. However, this is not only a result of a good<br />
public school system. It rather arises from an incredible motivation of <strong>Korea</strong>n society<br />
that makes people study almost 24/7.<br />
13.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit: Ein<br />
Großteil der deutschen Schüler hat es<br />
wieder einmal geschafft - die Schule ist<br />
zu Ende und die Kinder und Jugendlichen<br />
freuen sich auf einen weitgehend lernfreien<br />
Tag.<br />
Der typische Alltag eines koreanischen<br />
Schülers hingegen endet nicht etwa mit<br />
der Schule. Der unglaubliche Ehrgeiz der<br />
<strong>Korea</strong>ner und die Überzeugung, dass eine<br />
gute Ausbildung ein sorgenfreies Leben<br />
beschert, treiben jeden Tag hunderttausende<br />
Schüler in Paukschulen, so genannte<br />
Hagwons. Dort verbringen sie nach dem<br />
regulären Schulunterricht noch einmal<br />
viele Stunden, und nicht selten endet der<br />
Zusatzunterricht erst weit nach Mitternacht.<br />
In einem Land, das in kürzester Zeit den<br />
Aufstieg von einem armen Agrarstaat zur<br />
Industrienation erlebt hat, ist der Wunsch<br />
einer finanziell abgesicherten Zukunft und<br />
nach sozialer Anerkennung tief verankert.<br />
Und der Schlüssel dafür hat drei Buchstaben:<br />
SKY.<br />
SKY – das sind die Anfangsbuchstaben<br />
der drei renommiertesten Universitäten<br />
in <strong>Korea</strong> (Seoul National University, <strong>Korea</strong><br />
University and Yonsei University). Wer dort<br />
seinen Abschluss macht, dem stehen sämtliche<br />
Türen offen. Viele Hagwons haben<br />
sich auf die Vorbereitung des landesweit<br />
durchgeführten Eignungstests spezialisiert,<br />
mit dessen Resultat man sich an<br />
den Hochschulen bewirbt. Aber mit dem<br />
erfolgreichen Eintritt in die gewünschte<br />
Uni endet nicht etwa das zusätzliche Lernen.<br />
Viele Studenten belegen Kurse an den<br />
Paukschulen, um gezielt auf den Traumjob<br />
hinzuarbeiten. Und auch die Beamtenprüfung,<br />
die <strong>Korea</strong>ner ablegen müssen, um in<br />
den öffentlich-rechtlichen Dienst einzutreten,<br />
wird oft in Hagwons vorbereitet.<br />
Der Wunsch nach einer gesicherten<br />
Zukunft hat weitreichende Konsequenzen<br />
– auch für die koreanische Wirtschaft: So<br />
gaben <strong>Korea</strong>ner von Oktober 2008 bis September<br />
2009 für Hagwons 40,5 Bill. Won<br />
aus. Der zusätzliche Unterricht ist außerdem<br />
häufig Grund für die Verschuldung<br />
koreanischer Haushalte. Eine besonders<br />
hohe Dichte und Qualität der Paukschulen<br />
haben zudem starken Einfluss auf die<br />
Höhe der Immobilienpreise, aufgrund einer<br />
dort überdurchschnittlich hohen Nachfrage<br />
nach Wohnraum.<br />
Während in Deutschland Eltern und Schüler<br />
protestierten, weil eine Reduzierung<br />
der Dauer des Abiturs von 13 auf 12 Jahre<br />
und die damit verbundene Einführung<br />
von Ganztagsschulen womöglich zu einer<br />
Überbelastung der Schüler führen, kämpfen<br />
in <strong>Korea</strong> Eltern und deren Kinder um Ziele,<br />
die gegensätzlicher nicht sein könnten.<br />
2009 erließ die koreanische Regierung ein<br />
Gesetz, dass verhindern sollte, dass Schüler<br />
bis weit in die Nacht hinein in Hagwons<br />
lernen. Hagwons sollten deshalb schon um<br />
22.00 Uhr schließen. Man wollte dadurch<br />
sowohl die physische Belastung der Schüler<br />
durch Schlafmangel, sowohl als auch<br />
die finanzielle Belastung der koreanischen<br />
Haushalte verringern. Resultat dieses<br />
Gesetztes waren - trotz guter Absichten<br />
der Regierung - heftige Proteste.<br />
Aber auch wenn die Ergebnisse bei PISA<br />
& Co. sehr gut waren, bemängeln Kritiker<br />
doch die Effektivität der Hagwons: So<br />
besteht die koreanische Lernweise hauptsächlich<br />
darin, auswendig zu lernen. Schüler<br />
lernen nicht Englisch, um es aktiv anzuwenden,<br />
sondern, um standardisierte Multiple<br />
Choice-Fragen des Uni-Eignungstests<br />
möglichst richtig zu beantworten. Eigenständiges<br />
Denken und kritisches Hinterfragen<br />
bleiben so auf der Strecke.<br />
Auf der anderen Seite schaffen es Hagwons,<br />
und die damit verbundene Chance<br />
auf Profit, die Kreativität ihrer Besitzer zu<br />
beflügeln. So findet man beispielsweise<br />
Paukschulen, die ihren Teilnehmern das<br />
richtige Datingverhalten vermitteln, zeigen<br />
wie man einen eigenen Blog im Internet<br />
erstellt oder auf die physisch-psychische<br />
Belastung des Wehrdienstes vorbereiten.<br />
Wenn der Hagwon-Kult für den westliche<br />
Geschmack auch fragwürdig erscheinen<br />
mag, so wird doch eines deutlich: <strong>Korea</strong>ner<br />
besitzen ein unglaubliches Maß an Disziplin<br />
und Zielstrebigkeit, um zu erreichen,<br />
was sie sich erträumen und nehmen dafür<br />
Opfer auf sich, die für Europäer undenkbar<br />
wären.<br />
Sarah Hüfner absolviert ein Praktikum<br />
bei der <strong>AHK</strong> <strong>Korea</strong>.<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010 29
30<br />
Media Data<br />
KORUM, the bimonthly magazine of KGCCI publishes articles on <strong>Korea</strong>'s economy,<br />
markets, companies, technologies as well as on tax and legal issues. The journal also<br />
contains information on the activities of KGCCI and its member companies.<br />
KORUM target group consists of members of the KGCCI in <strong>Korea</strong>, Germany<br />
and abroad, decision makers of German companies doing business with <strong>Korea</strong>,<br />
representatives of German business associations and organisations.<br />
Circulation: 1,000 copies<br />
Language: German<br />
Pages: minimum 32 (full colour)<br />
Frequency: bimonthly (February, April, June, August, October, December)<br />
AD RATES<br />
Rates per issue, all pages full colour<br />
Page<br />
Cover page 2 + page 3 (double spread)<br />
Page 30 + cover page 3 (double spread)<br />
2/1 page (DIN A4 double spread)<br />
Cover page 2<br />
Cover page 3<br />
1/1 page (DIN A4)<br />
1/2 page<br />
1/3 page<br />
NEXT ISSUE<br />
Advertisements and contributions for issue 26, 2010: March 31 st, 2009<br />
Main topic: Test and Certification<br />
DISCOUNT RATES<br />
Member discount<br />
10% per ad<br />
Frequency discount<br />
3 issues: 5%<br />
6 issues: 10%<br />
KORUM Nr. 25 | Februar 2010<br />
Basic rate<br />
2.2 Mil. Won / 1.900 €<br />
2.1 Mil. Won / 1.800 €<br />
2.0 Mil. Won / 1.650 €<br />
1.7 Mil. Won / 1.400 €<br />
1.6 Mil. Won / 1.350 €<br />
1.4 Mil. Won / 1.200 €<br />
0.8 Mil. Won / 700 €<br />
0.7 Mil. Won / 600 €<br />
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Tel. + 82-2-37804-645<br />
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saju@kgcci.com<br />
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KORUM<br />
<strong>Korea</strong> I Unternehmen I Märkte<br />
Nr. 25 l Februar 2010<br />
Das Magazin erscheint sechsmal im Jahr.<br />
Nachdruck nur mit Quellenangabe.<br />
© Deutsch-<strong>Korea</strong>nische<br />
Industrie- und Handelskammer<br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
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Deutsch-<strong>Korea</strong>nische<br />
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www.kgcci.com<br />
Redaktion:<br />
Carsten Lienemann<br />
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saju@kgcci.com<br />
Layout und Druck:<br />
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