mit klima - 2700 - Das City Magazin
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<strong>2700</strong>: Wenn Kinder üben oder spielen, kann<br />
das oft nervig sein, gerade wenn man zu Hause<br />
kreativ arbeiten muss, arbeiten darf. Hast du<br />
da einmal den Bogen überspannt und wütend<br />
geworden? Hast du einmal „andere Saiten“ aufgezogen?<br />
Stricker: Keinesfalls, das war nie Thema und<br />
widerspräche zur Gänze meinem Vaterbild.<br />
<strong>2700</strong>: Auf dem Cover der CD „Brot und Wein“<br />
siehst du ein wenig wie der Schauspieler Walther<br />
Matthau aus. Hat Toni Stricker viel Humor?<br />
Stricker: <strong>Das</strong> <strong>mit</strong> der Ähnlichkeit haben mir<br />
schon viele gesagt. Humor habe ich schon. Mit<br />
Spaß und der dazugehörigen Gesellschaft habe<br />
ich nichts am Hut.<br />
<strong>2700</strong>: Teile deiner und meiner Wurzeln liegen in<br />
deinem Nachbarort Sigleß. Mir sind die sonntägigen<br />
Kirchgänge als Kind in Erinnerung geblieben.<br />
Ein freiwilliges Muss. Mit dem Opa nach der<br />
Messe im Schenkhaus war dann ganz lustig. Ist<br />
Toni Stricker gläubig?<br />
Stricker: Gläubig? Ja, absolut. <strong>Das</strong> war auch<br />
schon in meiner Kindheit im Wiener Bezirk<br />
Meidling, wo ich aufgewachsen bin, so. Dort war<br />
ich in der Pfarrgemeinde aktiv. Ich habe erst vor<br />
kurzem eine Pannonische Messe geschrieben,<br />
die auch auf CD erschienen ist. .<br />
<strong>2700</strong>: Die Messe in der Sigleßer Kirche wurde<br />
in kroatischer Sprache zelebriert. Die Zweisprachigkeit<br />
funktioniert im Burgenland vorbildlich.<br />
Ohne politisch zu werden, verstehst du das end-<br />
lose Hin- und Her bei den Ortstafeln in Kärnten?<br />
Stricker: <strong>Das</strong> ist überhaupt nicht zu verstehen.<br />
Völlig unverständlich. Im Burgenland funktioniert<br />
das hervorragend. Aber wie gesagt, wir<br />
Burgenländer sind tolerant. Auch meine Großeltern<br />
haben <strong>mit</strong>einander kroatisch gesprochen.<br />
Meine Eltern schon weniger. Schade, dass ich<br />
diese Sprache nicht erlernt habe.<br />
<strong>2700</strong>: Welche Musik außer Stricker hört Stricker?<br />
Stricker: Am wenigsten Toni Stricker. Ich bin<br />
aber nahezu für jede Musikrichtung offen. Mit<br />
der Radiomusik kann ich mich nicht anfreunden.<br />
<strong>Das</strong> ist noch gelinde gesagt. Keinesfalls höre<br />
ich Berieselungsmusik. Klassik, Jazz konsumiere<br />
ich gerne. Mich interessiert auch künstlerische<br />
Folklore wie z. B. Gheorghe Zamfir, Paco de<br />
Lucia – selbstverständlich österreichische Musik.<br />
Ich habe auch nichts gegen Volksmusik, wenn<br />
sie echt ist. Weniger reizen mich volkstümliche<br />
Schlager.<br />
<strong>2700</strong>: Was hast du in nächster Zeit vor? Wohin<br />
geht die Reise? Wohin bringst du deinen Zauber<br />
deiner Violine?<br />
Stricker: Ich habe viel, viel weniger vor, als<br />
noch vor Jahren. Die so erfolgreiche Pannonische<br />
Musik möchte ich nicht bis zuletzt auslutschen.<br />
Ich entwickle, schreibe Neues. Ich möchte<br />
kreativ zu Werke gehen, aber der Abstand zur<br />
Pannonischen Musik ist noch zu gering, zu nahe.<br />
Ich möchte mich treiben lassen, neuen Spuren<br />
nachgehen. Ich freue mich über die Ruhe meines<br />
Zuhauses. Ich bin jetzt weniger in Gesellschaften,<br />
obwohl ich die Menschen mag und die Menschen<br />
eventuell auch den Toni Stricker mögen.<br />
Alles hat seine Zeit.<br />
<strong>2700</strong>: Viele Nachbarburgenländer meinen,<br />
wenn sie sagen, dass sie in die Stadt fahren,<br />
<strong>mit</strong> der Stadt nicht Mattersburg oder Eisenstadt,<br />
sondern Wiener Neustadt. Hast du einen guten<br />
Neustadt Bezug?<br />
Stricker: Natürlich. Ich habe Freunde in Wiener<br />
Neustadt. Spielte auch oft im Theater oder<br />
im Dom. Schon in der 50er Jahren trat ich <strong>mit</strong><br />
den so genannten „Bunten Programmen“ unter<br />
anderem <strong>mit</strong> Peter Alexander in Wiener Neustadt<br />
auf. Schade finde ich, dass viele Geschäfte in der<br />
Peripherie verlagert werden – um wieder auf<br />
das Thema „Identität“ zurück zukehren. Wiener<br />
Neustadt gefällt mir auf jeden Fall.<br />
<strong>2700</strong>: Toni, ich hatte als Kind Gitarrenunterricht.<br />
Ich glaube, der Musiklehrerin geht es inzwischen<br />
besser. Die Ärzte sind nach 42 Jahren bereits<br />
guter Dinge. Als Überraschung möchte ich dir<br />
etwas auf einer deiner Violinen vorspielen. Hab<br />
was einstudiert. Horch, …. Aber Toni, was hast<br />
du denn für kleine Kopfhörer? Wie heißt die<br />
Marke? Was? Keine Sennheiser? Ah, das sind<br />
Oropax - Kopfhörer? Kenne ich gar nicht. Warum<br />
lächelst du so zufrieden. Ich glaube ihm gefällt’s.<br />
Tja, wir Musiker …<br />
Gesprächskultur | 49