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Barlach-Dramen_Ueber.. - Peter Godzik

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Autobiographisches<br />

An Robert ZÇndorf (1924)<br />

Als ich anfing, <strong>Dramen</strong> zu schreiben, geschah es rein triebmÑÅig ohne Hinblick auf<br />

Theater, und ich kann beteuern, daÅ keins meiner StÇcke durch mein Zutun oder wie<br />

auch geartete Initiative meinerseits auf die BÇhne gelangt ist. Einzig und allein BÇhnenleiter<br />

haben aus dem Vertrauen zu meiner Arbeit Mut und Lust zu AuffÇhrungen<br />

gewonnen. Ich habe erlebt, daÅ die „Sedemunds“ in Berlin einmÇtig durch die Presse<br />

abgelehnt wurden, erlebt, daÅ man mir versicherte, der Eindruck des StÇckes sei<br />

dennoch nachhaltig gewesen. Der „Arme Vetter“ hatte Erfolg, und der Leiter des<br />

Staatstheaters plant die Darstellung des „Findlings“. Bei alledem weiÅ ich nicht, inwiefern<br />

ich oder wieso nicht ich Dramatiker bin, ich muÅ produzieren, es mag Erfolg<br />

geben oder nicht. Es bleibt also nichts Çbrig, als eine gewisse GleichmÇtigkeit gegenÇber<br />

dem Gelingen oder Versagen zu konstatieren. ... Publikum hin, Publikum<br />

her, ich bin zufrieden, daÅ ich Freunde meines Wollens weiÅ, daÅ es Menschen gibt,<br />

deren Sprache ich spreche, die fÇr sich von mir fordern und hoffen, was ich fÇr ein<br />

Empfinden, wie Sie es zeigen, hergeben kann.<br />

Ernst <strong>Barlach</strong> an Robert ZÄndorf, 21. Mai 1924; in: ders., Die Briefe 1888-1938 in zwei BÇnden, Band<br />

I: Die Briefe 1888-1924, herausgegeben von Friedrich DroÉ, MÄnchen: Piper 1968, S. 718.<br />

An Wolfgang Hoffmann-Harnisch (1924)<br />

Ich habe immer das Streben gehabt, meine ãrtlichkeit mit der Figur, dem Menschen<br />

in Einklang zu bringen. Es widersteht mir, hier eine Konzession zu machen, ich bleibe<br />

... ein simpler Fach- und Zunftmeister, Zeichner, Bildhauer. Ich bin, kurz gesagt,<br />

bÇhnenfremd und empfinde es heute mehr als sonst ... Was man Expressionismus<br />

nennt (ich habe mich nie befragt, ob ich in ihm BÇrgerrecht habe oder haben mÖchte),<br />

ob es, auÅer in der groÅen Kunst aller Zeiten, vielleicht im antiken Theater geschaffen<br />

worden ist? Einerlei – unsere Zeit, Volk braucht das Groteske, SpaÅige,<br />

Humor, Lyrik und die gesamte Reihe aller leisen und lauten SeelenzustÑnde. Wir ...<br />

wollen alles hÖren und sehen, was im Menschen ist; wenn das mit andern als naturalistischen<br />

Mitteln zu machen ist, so frage ich nicht, wie sie heiÅen ... Wenn ich<br />

schreibe, so arbeite ich mit dem Material Mensch, dem Kunstmittel, das an sich<br />

glaubhaft und selbstverstÑndlich ist, in dem jeder sich selbst schaut, das jeder selbst<br />

ist, also, ich kann nicht umhin: mit dem natÇrlichen Menschen.<br />

Ernst <strong>Barlach</strong> an Wolfgang Hoffmann-Harnisch, 16. Oktober 1924; in: ders., Die Briefe 1888-1938 in<br />

zwei BÇnden, Band I: Die Briefe 1888-1924, herausgegeben von Friedrich DroÉ, MÄnchen: Piper<br />

1968, S. 733-735.<br />

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