Vortragsmanuskript - Forphys.de
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Hohlwelt Horst Hübel 14<br />
So spricht also die leichtere Falsifizierbarkeit von Hypothesen in <strong>de</strong>r Normalwelt für die Anwendung<br />
dieses Bil<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Natur.<br />
VII Kein Trivialrelativismus!<br />
Eine Warnung möchte ich anführen. Wenn ich jetzt sage, daß die erwähnten Beschreibungsweisen<br />
alle gleich richtig seien, bestimmte aber aus wichtigen Grün<strong>de</strong>n vorzuziehen seien, dann re<strong>de</strong> ich<br />
nicht einem Relativismus das Wort, <strong>de</strong>r alle Beschreibungsweisen für beliebig erklärt. Es ist ganz<br />
klar, daß es hier nur um Beschreibungsweisen <strong>de</strong>r Natur geht; über die Fakten, die beschrieben wer<strong>de</strong>n<br />
sollen, über <strong>de</strong>n Ausgang aller Experimente, über alle Beobachtungen und Vohersagen herrscht<br />
Einigkeit. Eine Mehr<strong>de</strong>utigkeit liegt nur in <strong>de</strong>r bildlichen Beschreibung <strong>de</strong>r Geometrie <strong>de</strong>r Welt vor.<br />
Ein ähnliches Phänomen ist ja auch aus <strong>de</strong>r Mechanik bekannt. Die Bewegung von punktförmigen<br />
Massen läßt sich außer durch die Newtonsche Mechanik auch durch an<strong>de</strong>re Mechaniken beschreibung.<br />
In <strong>de</strong>r Newtonschen Mechanik spielen Kräfte die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle. In an<strong>de</strong>ren Formulierungen<br />
<strong>de</strong>r Mechanik (z.B. <strong>de</strong>r Mechanik <strong>de</strong>r Erhaltungssätze o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Hamiltonschen Mechanik)<br />
kommt <strong>de</strong>r Kraftbegriff überhaupt nicht vor. Dennoch sind diese <strong>de</strong>r Newtonschen Mechanik weitgehend<br />
äquivalent. (Und es gibt Brücken zwischen <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Mechaniken, die dann z.B.<br />
wie<strong>de</strong>r Kräfte enthalten.)<br />
VIII Welle-Teilchen-Dualismus?<br />
Licht o<strong>de</strong>r Materie kann bekanntlich durch eine Ausbreitung von Wellen o<strong>de</strong>r einen Strom von<br />
Teilchen beschrieben wer<strong>de</strong>n. In bei<strong>de</strong>n Fällen han<strong>de</strong>lt es sich um Bil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Natur (Mo<strong>de</strong>lle). Kann<br />
man auch hier sagen, es handle sich um verschie<strong>de</strong>ne, gleich richtige Bil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Natur?<br />
Zunächst nicht, da ja keines <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r (Mo<strong>de</strong>lle) allein ausreichend ist, die Phänomene zu erklären.<br />
So hat sich heute statt "sowohl - als auch" in manchen Bereichen heute mehr die Sichtweise "we<strong>de</strong>r<br />
- noch" durchgesetzt (z.B. in <strong>de</strong>m Sinn: Ein Elektron ist we<strong>de</strong>r ein klassisches Teilchen noch eine<br />
Welle.).<br />
Eine richtige quantenmechanische Formulierung läßt sich aber, ausgehend vom Wellenbild konstruieren<br />
o<strong>de</strong>r ausgehend vom Teilchenbild; das Ausgangsbild muß dann jeweils in <strong>de</strong>r korrekten mathematischen<br />
Theorie (die Quantenmechanik) modifiziert wer<strong>de</strong>n (und die „Wellen“ sind keine realistischen<br />
Wellen, son<strong>de</strong>rn nur Hilfsmittel zur Berechnung von Wahrscheinlichkeiten für <strong>de</strong>n Ausgang<br />
von Messungen).<br />
VI Literatur:<br />
R. U. Sexl, Die Hohlwelttheorie, MNU 36, S. 453 – 460, 1983<br />
(Nach <strong>de</strong>m Tübinger MNU-Vortrag von Prof. Sexl. Dort fin<strong>de</strong>t man auch die Originalliteratur.)