Vortragsmanuskript - Forphys.de
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Hohlwelt Horst Hübel 12<br />
Im gleichen Sinn sind auch die Normalwelt und die Hohlwelt „kinematisch äquivalent“, und, wenn<br />
man die Kräfte richtig mittransformiert, auch „dynamisch äquivalent“.<br />
Kurz können wir also sagen, Heliozentrisches und Geozentrisches System sind gleich richtig, genauso<br />
wie unsere Normalwelt und die Hohlwelt gleich richtig sind.<br />
VI Was sind aber die Grün<strong>de</strong>, weshalb wir doch vernünftigerweise das Heliozentrische<br />
System o<strong>de</strong>r die Normalwelt bevorzugen?<br />
a) Einfachheit:<br />
Es ist oft so gewesen, daß Theologen o<strong>de</strong>r Philosophen befragt wur<strong>de</strong>n, wenn die Physik allein nicht<br />
mehr weiter half. Der mittelalterliche Bischof, Physiker und Theologe Nikolaus von Oresme hatte<br />
das Postulat aufgestellt: "Die Physik ist einfach". Häufig wird die For<strong>de</strong>rung auch mit „Ockhams<br />
Rasiermesser“ in Bezug gebracht: Von zwei Erklärungen eines Sachverhalts ist die einfachere zu<br />
bevorzugen. Mit heutigen Kenntnissen leuchtet das ein: Ohne die einfache Struktur <strong>de</strong>r Kreis- o<strong>de</strong>r<br />
Ellipsenbahnen wären <strong>de</strong>ren Gesetzmäßigkeit nicht erkannt wor<strong>de</strong>n, hätte Newton die physikalischen<br />
Gesetzmäßigkeiten <strong>de</strong>r Planetenbewegung nicht fin<strong>de</strong>n können.<br />
Ohne die einfache Struktur <strong>de</strong>r Normalwelt hätten möglicherweise in <strong>de</strong>r Hohlwelt-Theorie nicht<br />
einmal die Gesetze <strong>de</strong>s freien Falls aufgeklärt wer<strong>de</strong>n können. Mit Sicherheit wäre es nicht gelungen,<br />
z.B. die Saturn-Rakete so zu steuern, daß das Mondlan<strong>de</strong>fahrzeug <strong>de</strong>n Mond erreicht hätte. Da<br />
nun einmal Gera<strong>de</strong>n leichter handhabbar sind als Kreise, hätte man möglicherweise nicht einmal<br />
einfache Phänomene wie das Auftauchen eines Segelbootes am Horizont richtig <strong>de</strong>uten können.<br />
Prinzipiell kann aber all dies auch nicht ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n. Ein physikalisches Genie hätte dies<br />
möglicherweise auch geschafft.<br />
b) Willkürfreiheit<br />
Wenn man nicht außerphysikalische (wie im Mittelalter z.B. vermeintlich religiöse) Argumente hat,<br />
spricht nur dafür die Existenz <strong>de</strong>s menschlichen Beobachters dafür, dass ausgerechnet die Er<strong>de</strong> im<br />
Zentrum <strong>de</strong>s Weltalls stehen sollte. In gleicher Weise wäre es gerechtfertigt, <strong>de</strong>n Mond als das Zentrum<br />
<strong>de</strong>r Welt anzusehen. Die Wahl <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> als Zentrum erscheint als reine Willkür, während für<br />
die Wahl <strong>de</strong>r Sonne doch eher spricht, daß sie in grober Näherung sich in einem Inertialsystem befin<strong>de</strong>t.<br />
(Wir wissen heute: Sie ist auch nicht das Zentrum <strong>de</strong>r Welt und genauso wenig in einem<br />
Inertialsystem ruhend.) Die günstigste Wahl eines Bezugssystems wäre die eines Inertialsystems,<br />
wenn es ein solches gäbe.<br />
Genauso kann es nur reine Willkür sein, wenn man die Er<strong>de</strong> als Hohlkugel auffaßt. Ebenso richtig<br />
wäre es, <strong>de</strong>n Mond als Hohlkugel aufzufassen, in <strong>de</strong>r die Er<strong>de</strong> kreist, o<strong>de</strong>r gar anzunehmen, daß hier<br />
in dieser Mandarine (zeigen!) 30 „Mann darinnen“ wären (so erzielte Prof. R. Sexl in seinem Vortrag<br />
auf <strong>de</strong>r MNU-Tagung in Stuttgart 1983 mit seinem österreichischen Dialekt einen Lacherfolg).<br />
Es wären an<strong>de</strong>re Transformationen <strong>de</strong>nkbar in Weltsysteme, bei <strong>de</strong>nen die Er<strong>de</strong> z.B. eine flache<br />
Scheibe wäre. Eine solche Willkür ist unbefriedigend.<br />
c) Symmetrie<br />
In <strong>de</strong>r Normalwelt ist kein Punkt <strong>de</strong>s Raumes ausgezeichnet. Damit hängt die Gültigkeit von Erhal-