Die Pyrotechnik (Sören Gundlach, 2012) - Freiherr-vom-Stein-Schule
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1<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong><br />
Jahresarbeit 2011/<strong>2012</strong><br />
<strong>Sören</strong> <strong>Gundlach</strong><br />
Jahrgang 012<br />
<strong>Freiherr</strong>-Vom-<strong>Stein</strong>-<strong>Schule</strong><br />
Fach: Chemie<br />
Fachlehrer: Herr Möller-Linke<br />
Walburg, den 15.04.<strong>2012</strong>
2<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
"Das Publikum beklatscht<br />
ein Feuerwerk, aber keinen<br />
Sonnenaufgang!"<br />
Friedrich Hebbel, 18.03.1823 -13.12.1863<br />
Deutscher Dichter
Inhaltsverzeichnis<br />
3<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
1.Glossar............................................................................................................................4<br />
2.Vorwort...........................................................................................................................5<br />
3.Geschichte der <strong>Pyrotechnik</strong>............................................................................................6<br />
4. Arten von Feuerwerken.................................................................................................8<br />
5.Schwarzpulver................................................................................................................9<br />
5.1 Energiegehalt.................................................................................................10<br />
5.2 Reaktion.........................................................................................................12<br />
5.3 Zündschnur....................................................................................................18<br />
5.4 in Feuerwerksraketen und Knallkörpern.......................................................20<br />
6. Farb- und Geräuscheffekte..........................................................................................21<br />
7. Gefahren -und Verletzungspotential, Feinstaubbelastung durch Feuerwerke.............24<br />
7.1 Gefahren- und Verletzungspotential durch unsachgemäße Anwendung......24<br />
7.2 Feinstaubbelastung durch Feuerwerke..........................................................24<br />
8. Nachwort.....................................................................................................................25<br />
9. Literaturverzeichnis.....................................................................................................27<br />
10. Quellenangaben.........................................................................................................27<br />
11. Anhang.......................................................................................................................30
4<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
1. Glossar<br />
Bombenkalorimeter: Ein Bombenkalorimeter dient zur Bestimmung des Brennwertes<br />
eines Stoffes unter Sauerstoffatmosphäre und hohem Druck. Es wird in einen mit<br />
temperiertem Wasser gefüllten Stahlcontainer eine Bombe eingelassen, in der eine<br />
Sauerstoffatmosphäre unter einem Druck von 20-30 bar herrscht. Der zu bestimmende<br />
Stoff befindet sich in einem Tiegel innerhalb der Bombe und wird dann entzündet und<br />
verbrannt. 1<br />
Enthalpie: Chemische Reaktionen laufen oft in offenen Systemen bei konstantem Druck<br />
ab. Dort wird dann Volumenarbeit geleistet. <strong>Die</strong>se entsteht aus Volumenänderungen bei<br />
konstantem Druck. <strong>Die</strong> Differenz zweier Energieterme, also durch innere Energie und<br />
das Produkt aus Druck und Volumen wird als Qp bestimmt. Solch ein Energieterm wird<br />
als Enthalpie bezeichnet. 2<br />
Qp = H2 -H1 =∆H<br />
Powerindex: Der Powerindex lässt sich aus dem Produkt aus Wärmemenge und<br />
Gasvolumen des zu beschreibenden Stoffes im Verhältnis zum Produkt aus<br />
Wärmemenge und Gasvolumen der Pikrinsäure bestimmen. 3<br />
Detonation: Eine Detonation ist eine unter extrem rascher Energiefreisetzung<br />
ablaufende Reaktion, entweder von explosiven Gasgemischen oder brisanten<br />
Explosivstoffen (chem. Reaktion) oder von Kernspaltstoffen (nukleare Reaktion). Sie<br />
pflanzt sich infolge eines plötzlichen Druckanstieges unter Knallentwicklung mit<br />
wesentlich höherer Geschwindigkeit als die Explosion fort und hat zerstörende<br />
Wirkung. 4<br />
1<br />
wikipedia.org: Zitieren von Quellen im Internet. o.J. Online in Internet: URL:<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Bombenkalorimeter [Stand 13.4.<strong>2012</strong>]<br />
2<br />
Klett Verlag: Innere Energie und Enthalpie, in: Elemente Chemie II Gesamtband, hrsg. von u.a. Eisner,<br />
Werner und Gietz, Paul, Stuttgart, 2000, S.109<br />
3<br />
Zilles, Philipp: Zitieren von Quellen im Internet. 26.02.2002. Online in Internet: URL:<br />
http://www.chids.de/dachs/expvortr/655r<strong>Pyrotechnik</strong>_Zilles.pdf [Stand 3.3.<strong>2012</strong>]<br />
4<br />
dtv-Lexikon: Detonation, in: dtv-Lexikon Band 4, hrsg. von Deutscher Taschenbuch Verl ag, Mannheim,<br />
München, 1990, S.83
5<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
Treibsatz: Ein Treibsatz ist ein fertig gestellter Antrieb für Modellraketen. Er besteht<br />
aus Treibladung, Verzögerungsladung und Ausstoßladung. Schwarzpulver dient meist<br />
als Treibstoff. 5<br />
Zerlegerladung: Eine Zerlegerladung wird durch in Feuerwerkskörpern enthaltene<br />
Verzögerung am Zenit (Höhepunkt) der Flugbahn von Bombetten, Bomben und<br />
Raketen gezündet und lässt diese explodieren. 6<br />
2. Vorwort<br />
Welche Assoziation springt mir als erstes bei dem Wort <strong>Pyrotechnik</strong> ins Gedächtnis?<br />
Es ist Sylvester. Jedes Jahr wird am 31. Dezember, dem letzten Tag des Jahres, um<br />
Mitternacht von jedermann Feuerwerk zur Begrüßung des Neujahrs gezündet. Seien es<br />
Knaller, Heuler, Raketen, Batteriefeuerwerke oder andere Leucht- und Knallsätze, die<br />
das neue Jahr begrüßen. Dabei lassen viele von ihnen den Nachthimmel zu einem mit<br />
samt leuchtenden Tiefrot und anderen Farben wie Kobaltblau erstrahlen. 7<br />
Auch in Airbags, Munition, Gurtstraffern und Notsignalpistolen etc. wird <strong>Pyrotechnik</strong><br />
verwendet. Es geht im Grunde darum, viel Energie in möglichst geringer Zeit frei zu<br />
setzen.<br />
Ich möchte mich in meiner Jahresarbeit allerdings mit dem Feuerwerk, "der Kunst der<br />
Verschwendung", auseinandersetzen.<br />
Wie entsteht nun dieses Lichtermeer? Durch welche chemischen Bestandteile entsteht<br />
es, und warum macht man überhaupt Feuerwerk, da es ja im Prinzip nutzlos ist, also<br />
eigentlich nur eine Verschwendung darstellt?<br />
<strong>Die</strong>se "Verschwendung" ging vor Allem aus dem Gebrauch des Schwarzpulvers hervor.<br />
Schwarzpulver wird diesbezüglich eine große Rolle in meiner Jahresarbeit spielen. Wie<br />
setzt es sich zusammen und in wie fern gebraucht man es? Welche Diskrepanzen, wie<br />
z.B. die Feinstaubentwicklung können daraus entstehen?<br />
5<br />
wikipedia.org: o.J., http://de.wikipedia.org/wiki/Treibsatz_%28Modellrakete%29<br />
6<br />
Feuerwerk.net: Zitieren von Quellen im Internet. o.J. Online in Internet: URL:<br />
http://www.feuerwerk.net/wiki/Zerl egerladung [Stand 14.4.12]<br />
7<br />
Kohler, Georg: Der große Augenblick und seine Spuren, in: <strong>Die</strong> schöne Kunst der Verschwendung, hrsg.<br />
von: u.a. Kohler, Georg und Keller, Dominik, Zürich und München 1988, S.7 ff.
6<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
Zudem ist der Gebrauch von Feuerwerk nicht ungefährlich. Jedes Jahr verletzten sich<br />
Menschen bei dem vor allem Dingen unsachgemäßen Gebrauch von<br />
Feuerwerkskörpern. Selbstgebaute Sprengkörper beinhalten sogar ein sehr hohes<br />
Gefahrenpotential. (Falsch kalkulierte Abmessungen bei der Herstellung oder falsches<br />
Verhalten der Verbraucher führen zu Unfällen.). Ein verantwortungsvolles und<br />
sachgemäßes Handeln mit Feuerwerkskörpern ist also unabdingbar. Meiner Meinung<br />
nach sollte dies im Schulunterricht häufiger angesprochen werden. Beispielsweise<br />
könnte man kleine Schülerversuche im Unterricht durchführen, damit zuhause keine<br />
größeren Unfälle passieren. 8 <strong>Die</strong> chemischen und physikalischen Vorgänge werden den<br />
Schülern näher gebracht, vor Allem in pyrotechnischen Versuchen wie bspw. bei der<br />
Herstellung einer Wunderkerze. Damit kann die Einschätzungskraft geschult werden<br />
und Unfälle werden vermieden.<br />
Im Nachfolgenden werde ich mich mit den Mischverhältnissen der Chemikalien<br />
auseinandersetzen. Auch kleine Mengen erzeugen schon Licht und Rauch! 9<br />
3. Geschichte der <strong>Pyrotechnik</strong><br />
Im fünften Jahrhundert nach Christus wurde das erste bekannte pyrotechnische<br />
Gemisch, welches aus Pech und Schwefel bestand, entdeckt. Daraufhin wurde im 7.<br />
Jahrhundert das Griechische Feuer (Falbe) verwendet. 10 Jedoch existieren keine<br />
Dokumente, die dies bestätigen können. Somit kämen Araber und Griechen als Erfinder<br />
in Frage, denn schon 670. n. Chr. soll ihnen das "Griechische Feuer" bekannt gewesen<br />
sein. <strong>Die</strong>ses bestand aus einem Gemisch aus Salpeter, Ölen und Schwefel und wurde<br />
ausschließlich für militärische Zwecke eingesetzt. Es galt auch als Vorläufer des<br />
Schwarzpulvers. 11<br />
Marcus Graecus soll das Griechische Feuer und ein dem Schwarzpulver ähnliches<br />
Gemisch im 8. Jahrhundert in seinem Buch "Liber ignium ad comburendos hostes"<br />
erwähnt haben. 12 Ab dem 9. Jahrhundert findet sich das wohl wichtigste pyrotechnische<br />
Gemisch, das Schwarzpulver, in China unter dem Namen "huo yao" (Feuerdroge) und<br />
8 Zilles, Philipp: 2002, http://www.chids.de/dachs/expvortr/655r<strong>Pyrotechnik</strong>_Zilles.pdf<br />
9 Zilles, Philipp: 2002, http://www.chids.de/dachs/expvortr/655r<strong>Pyrotechnik</strong>_Zilles.pdf<br />
10 Zilles, Philipp: 2002, http://www.chids.de/dachs/expvortr/655r<strong>Pyrotechnik</strong>_Zilles.pdf<br />
11 Feuerwerk.net: o.J., http://www.feuerwerk.net/wiki/Schwarzpulver<br />
12 Feuerwerk.net: o.J., http://www.feuerwerk.net/wiki/Schwarzpulver
7<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
gelangte sehr wahrscheinlich im 13. Jahrhundert über arabische Handelswege nach<br />
Europa. 13 <strong>Die</strong>s belegen auch die gesicherten Aufnahmen des englischen Mönchs Roger<br />
Bacon. In seinem Werk "Opus Majus" (ca. 1267) beschreibt er ein Gemisch aus<br />
Salpeter, Holzkohle und Schwefel. <strong>Die</strong>ses Gemisch habe er für die Verwendung in<br />
Knallkörpern benutzt.<br />
Auch der nicht belegbare Mythos von Berthold Schwarz,<br />
einem Mann mit dem Namen Constantin Anklitzen, der einem<br />
freiburgischen Franziskanerkloster unter dem Namen Berthold<br />
beitritt und dann durch Experimentieren zufälligerweise<br />
Schwarzpulver entdeckt und dadurch seinen Beinamen<br />
Schwarz erhält, deckt die Aussage, dass das Schwarzpulver in<br />
dem Zeitraum des 13. und 14. Jahrhundert nach Europa<br />
gelangte. Schwarz habe um das Jahr 1380 mit dem<br />
neuentdeckten Gemisch mit Feuerwaffen experimentiert.<br />
Leider ist der Mythos nicht belegbar, da kurz vor der<br />
Reformation alle Aufzeichnungen innerhalb des Klosters<br />
zerstört wurden. Sicher jedoch war, dass Freiburg im 14. und<br />
15. Jahrhundert ein Zentrum in der Entwicklung von<br />
Feuerwaffen und der Ausbildung von Kanonieren war. 14<br />
<strong>Die</strong> Frage, wer nun das Schwarzpulver erfunden hat, ist schier unbeantwortbar, da viele<br />
Quellen nicht belegbar sind. So könnte in Indien bereits schon vor China das<br />
Schwarzpulver erfunden worden sein.<br />
1379 feierte man den chronikalischen Anfang der europäischen Lustfeuerwerke. Es<br />
wurden regelrechte Feuerdramen inszeniert, wie zum Beispiel in Vicenza an Pfingsten<br />
1379. Man habe damals in Form einer "feurigen Taube" den "heiligen Geist" der<br />
Schwarzpulverchemie auf ein erschrocken gebanntes Publikum herabgesenkt. 15<br />
13 Zilles, Philipp: 2002, http://www.chids.de/dachs/expvortr/655r<strong>Pyrotechnik</strong>_Zilles.pdf<br />
14 Feuerwerk.net: o.J., http://www.feuerwerk.net/wiki/Schwarzpulver<br />
15 Kohler, <strong>Die</strong> schöne Kunst der Verschwendung, S.8<br />
Abb.1: Berthold Schwarz
8<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
Solche Kunstfeuerwerke entzückten viele Poeten und Philosophen, so auch den<br />
deutschen Dichter Friedrich Hebbel, dessen Zitat die zweite Seite meiner Jahresarbeit<br />
ziert. Vermutlich steigerte sich das Interesse am Feuerwerk mit der Entdeckung des<br />
Schwarzpulvers, also grob im 14. Jahrhundert. Viele Werke, wie das erste deutsche<br />
Feuerwerksbüchlein aus dem Jahr 1420, berichten v.a. über die Entwicklung und<br />
Nutzung des Schwarzpulvers in Feuerwaffen für kriegerische Zwecke, aber auch von<br />
der friedlichen Nutzung des Schwarzpulvers in der sog. "Kunstfeuerwerkerei". <strong>Die</strong><br />
militärische und zivile Nutzung des Schwarzpulvers laufen parallel zueinander. <strong>Die</strong><br />
Entwicklung der Einsatzbereiche des Schwarzpulvers werden dabei zu diesem<br />
Zeitpunkt nicht getrennt. 16 Im Zeitraum des 16. -bis 18. Jahrhunderts feierte die<br />
Kunstfeuerwerkerei ihren Höhepunkt und im 19. Jahrhundert wurden erste farbige<br />
Effekte mit in die Feuerwerke hineingearbeitet. Zudem wurde im 19. Jahrhundert nun<br />
erstmals beruflich zwischen Lust- und Kriegsfeuerwerk unterschieden. 17<br />
Heutzutage nutzen wir die <strong>Pyrotechnik</strong> in vielen Bereichen. Zum Einen finden wir sie in<br />
dem Sektor der Kunstfeuerwerkerei:<br />
Allein im Jahr 2011 wurden in Deutschland 113 Millionen Euro für Raketen und Böller<br />
ausgegeben. 18 Auch in anderen Ländern war dies nicht anders und das forderte seine<br />
Opfer. So wurden auf den Philippinen Sylvester 500 Menschen verletzt. 19 Auch in<br />
Fußballstadien und bei Privatpartys findet Feuerwerk seine Nutzung.<br />
Zum Anderen findet die <strong>Pyrotechnik</strong> nützliche und im Leben hilfreiche praktische<br />
Anwendung. So z.B. in Airbags und Notsignalpistolen. 20<br />
4. Arten von Feuerwerken<br />
Feuerwerke sind durch Lichteffekte, Geräuscheffekte, Rauch und Nebel aufgebaut.<br />
<strong>Die</strong>se Effekte werden beispielsweise bei Boden- und Höhenfeuerwerken verwendet.<br />
16<br />
Kohler, <strong>Die</strong> schöne Kunst der Verschwendung, S.8<br />
17<br />
Zilles, Philipp: 2002, http://www.chids.de/dachs/expvortr/655r<strong>Pyrotechnik</strong>_Zilles.pdf<br />
18<br />
zdf heute: Zitieren von Quellen im Internet. 29.12.2011. Online in Internet: URL:<br />
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1530444/Feuerwerk-Fans-wollen-es-krachenlassen#/beitrag/video/1530444/Feuerwerk-Fans-wollen-es-krachen-lassen<br />
[Stand 10.3.<strong>2012</strong>]<br />
19<br />
spiegel online: Zitieren von Quellen im Internet. 1.1.<strong>2012</strong>. Online in Internet: URL:<br />
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,806568,00.html [Stand 10.3.<strong>2012</strong>]<br />
20<br />
Professor, Hübner, Eike: Zitieren von Quellen im Internet. 26.10.2011. Online in Internet: URL:<br />
http://video.tu-clausthal.de/film/328.html [Stand 10.3.<strong>2012</strong>]
9<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
Boden- und Höhenfeuerwerke lassen sich insofern unterscheiden, da die Steighöhe der<br />
Raketenschüsse sehr unterschiedlich ist. Höhenfeuerwerke sind im Prinzip alle<br />
Feuerwerkskörper, deren Effektkörper in die Höhe geschossen werden, oder durch den<br />
Eigenantrieb in den Himmel aufsteigen. Bodenfeuerwerke sind fest im Boden verankert.<br />
Fontänen, Vulkane, Sonnen, Springbrunnen, Wasserfälle und Lichtbilder werden in<br />
diese Kategorie der Feuerwerke eingeordnet.<br />
Zudem gibt es noch Musikfeuerwerke. <strong>Die</strong>se werden zu einer bestimmten Musik<br />
choreografiert und haben ihren Ursprung zur Zeit des Barocks. Heutzutage ist dies mit<br />
Hilfe von Zündmaschinen wesentlich einfacher zu gestalten, da so schlaggenaue<br />
Feuerwerke zum Takt möglich werden.<br />
Darüber hinaus gibt es Seefeuerwerke, technische Feuerwerke wie z.B. Bühnen- bzw.<br />
Theaterfeuerwerke, Feuershows, Filmspezialeffekte oder reine Illuminationen. 21<br />
5. Schwarzpulver<br />
Abb.2: Gekörntes Schwarzpulver<br />
Schwarzpulver war der erste<br />
Explosivstoff und wurde als<br />
Schießpulver in Schusswaffen<br />
verwendet. 22 Je nach<br />
Mischungsverhältnissen seiner<br />
Bestandteile unterscheidet man<br />
in Jagd-, Musketen-, und<br />
Sprengpulver. 23 Schwarzpulver<br />
kann also u.a. auch als<br />
Sprengmittel gebraucht werden.<br />
Für Sprengarbeiten werden heute andere Explosivstoffe verwendet (TNT,<br />
Plastiksprengstoff, Dynamit etc.). Heutzutage findet Schwarzpulver hauptsächlich<br />
21<br />
wikipedia.org: Zitieren von Quellen im Internet. o.J. Online in Internet: URL:<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Feuerwerk#Arten_von_Feuerwerken<br />
22<br />
Dürholdt, Franz: Zitieren von Quellen im Internet. o.J. Online in Internet: URL:<br />
http://www.duerholdt.de/index.php?i d=1018 [Stand 25.3.10]<br />
23<br />
Dr. , Gelingsheim, Karl: Eine Anleitung für Dilettanten, in: <strong>Die</strong> moderne Kunstfeuerwerkerei, hrsg. von<br />
Dr. Karl Gelingsheim, Stuttgart 1913, S. 47 ff.
10<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
Anwendung in der <strong>Pyrotechnik</strong>. 24 Dort wird es als Korn -oder Mehlpulver verwendet:<br />
Es gibt hierbei unterschiedliche Formen, die zu unterschiedlichen Oberflächengrößen<br />
des Pulvers führen. Dadurch entsteht ein unterschiedlich schneller Abbrand, was<br />
wiederum zu anderer Gasfreisetzung und Reaktionszeiten führt. <strong>Die</strong> optimale<br />
Zusammensetzung ist schon sehr früh bekannt gewesen. Sie ist wahrscheinlich durch<br />
methodische Versuche optimiert und so hergeleitet wurden, wie man es heutzutage auch<br />
noch nutzt. Hierbei finden wir die drei Hauptbestandteile des Schwarzpulvers. Es sind<br />
Salpeter, Holzkohle und Schwefel. 25 Typischerweise hat Schwarzpulver einen<br />
Masseanteil von 75% an Salpeter, 15% an Holzkohle und 10% an Schwefel. <strong>Die</strong>s lässt<br />
sich von den Masseanteilen des Schießpulvers ableiten. Es besteht aus 74% Salpeter,<br />
15,6% Holzkohle und 10,4% Schwefel. 26 <strong>Die</strong>se Werte können je nach Anwendungsund<br />
Einsatzbereich variieren. Deshalb muss der gesamte Bereich der drei brennbaren<br />
Bestandteile als "Schwarzpulver" verstanden werden.<br />
Für die <strong>Pyrotechnik</strong> bietet sich Schwarzpulver als optimaler Explosivstoff an, weil es<br />
sich gegenüber Reibung und Druck relativ unempfindlich verhält. Bei relativ geringer<br />
Gefahr kann es somit gut transportiert und gelagert werden. Der Gebrauch im privaten<br />
Bereich ist im Vergleich zu anderen Hochexplosivstoffen daher relativ sicher. Deshalb<br />
kann auch jeder Raketenliebhaber und "Pyromane" zur Zeit um Sylvester in den<br />
Fachgeschäften jeweilige Artikel erwerben. 27<br />
Schwarzpulver darf zudem nur noch industriell produziert werden. <strong>Die</strong> private<br />
Herstellung weist zu viele Gefahren auf. <strong>Die</strong>s belegen viele Unfälle! 28<br />
5.1 Energiegehalt von Schwarzpulver<br />
Innerhalb einer chemischen Reaktion wird Energie frei gegeben. Bei konstantem Druck<br />
nennt man sie Verbrennungsenthalpie.<br />
Eine Verbrennungsenthalpie besteht aus der Änderung der inneren Energie bei<br />
konstantem Druck und der geleisteten Druck-Volumen-Arbeit.<br />
24<br />
Dürholdt, Franz: o.J. ,http://www.duerholdt.de/index.php?i d=1018 [Stand 25.3.10]<br />
25<br />
Seel, Fritz: Geschichte und Chemie des Schwarzpulvers, Le charbon fait la poudre hrsg. von Fritz Seel,<br />
1988<br />
26<br />
Zilles, Philipp: 2002, http://www.chids.de/dachs/expvortr/655r<strong>Pyrotechnik</strong>_Zilles.pdf<br />
27<br />
Zilles, Philipp: 2002, http://www.chids.de/dachs/expvortr/655r<strong>Pyrotechnik</strong>_Zilles.pdf<br />
28<br />
Professor, Hübner, Eike: http://video.tu-clausthal.de/film/328.html
11<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
Sie kann aber auch durch die freiwerdende Wärmemenge bei konstantem Volumen mit<br />
der geleisteten Druck-Volumen-Arbeit gleichgesetzt werden.<br />
<strong>Die</strong> bei der Verbrennung des Schwarzpulvers entstehende Wärmemenge und deren<br />
Volumen kann mit einem Bombenkalorimeter gemessen werden.<br />
Nach Informationen aus literarischen Quellen weichen die Angaben über die<br />
Reaktionswärme und des freigewordenen Gasvolumens dabei stark ab. Nach "Von<br />
Ellern" sei die freiwerdende Wärmemenge im Bereich von 2352- 3504J g -1 und das<br />
Gasvolumen bei 198- 360 mL g -1 . <strong>Die</strong>se Reaktionsenthalpie sei jedoch nur ein<br />
schlechtes Maß zur Messung der Explosionskraft. Der sog. "Powerindex" ist dazu<br />
besser geeignet. Nach diesem liegen die Werte von Schwarzpulver im Bereich von 17-<br />
47%. Im Vergleich dazu haben Nitroglycerin (171%) und TNT (115%) eine deutlich<br />
höhere Explosionskraft.<br />
<strong>Die</strong>se Werte stehen zudem passend in Relation zur Detonationsgeschwindigkeit (m/s).<br />
Schwarzpulver hat eine Detonationsgeschwindigkeit von 300- 500 m/s und<br />
Sprenggelatine, welche aus Nitroglycerin und Kollodium besteht, eine<br />
Detonationsgeschwindigkeit von 7700 m/s. 29 <strong>Die</strong>s belegt noch einmal, dass<br />
Schwarzpulver nicht der "beste" Sprengstoff z.B. bei Tunnelbauarbeiten ist.<br />
Abb.3: Gepresstes Schwarzpulver als Treibsatz<br />
dieses Raketensatzes<br />
29 Zilles, Philipp: 2002, http://www.chids.de/dachs/expvortr/655r<strong>Pyrotechnik</strong>_Zilles.pdf
12<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
5.2 Reaktion<br />
Welche Aufgaben erfüllen die drei Hauptbestandteile des Schwarzpulvers innerhalb<br />
einer Reaktion?<br />
Kaliumnitrat, also Salpeter, ist der Sauerstofflieferant. Holzkohle dient als Brennstoff<br />
und Schwefel dient sowohl als Brennstoff, als auch als Senker der Zündtemperatur. Bei<br />
10% Schwefel liegt diese bei 310°C und bei 0% Schwefel würde sie bei 400°C liegen.<br />
Wie schon erwähnt, setzt sich Schwarzpulver annähernd optimal aus 75% Salpeter, 15%<br />
Holzkohle und 10% Schwefel zusammen. <strong>Die</strong>se Werte beziehen sich auf das Volumen.<br />
Auf das Gewicht bezogen hätte Holzkohle nur etwa 12%. In Molanteilen würde sich<br />
Schwarzpulver folgendermaßen berechnen:<br />
75g KNO3<br />
12g C<br />
10g S<br />
Das wären somit 97g Schwarzpulver. In Mol ausgedrückt würden diese<br />
0.74 Mol KNO3<br />
1.0 Mol C<br />
0.31 Mol S<br />
enthalten.<br />
Bei der Freisetzung der Wärmemenge und des Gasvolumens sind drastische<br />
Unterschiede der Ergebnisse zu finden. Wie lässt sich dieses Phänomen erklären?<br />
Im Jahr 1857 hat Bunsen mit seinem Schüler L.Schischkoff eine Abhandlung, die<br />
"Chemische Theorie des Schießpulvers", veröffentlicht. <strong>Die</strong>se findet sich auch in den<br />
Theorien über den Ablauf der Schwarzpulverreaktion Justus Liebigs wieder. 1882<br />
waren sie in seinen Bänden 212 und 213 beschrieben. Es handelt sich hierbei um eine<br />
Folge von Redox-Reaktionen 30 :<br />
30 Seel, Fritz: Geschichte und Chemie des Schwarzpulvers, Le charbon fait la poudre hrsg. von Fritz Seel,<br />
1988
13<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
1.Vorgang (Oxidation): 16 KNO3 + 13 C + 5S → 3 K2CO3 + 5 K2SO4 +9 CO2 + CO + 8<br />
N2<br />
2.Vorgang (Reduktion): 4 K2SO4 + 7 C → K2CO3 + K2S2 + 5 CO2<br />
An diesem Reaktionsablauf sind jedoch folgende Kritikpunkte aufzuweisen. Erstens<br />
passt die schnelle Reaktion des Schwarzpulvers nicht zu der komplizierten Gleichung.<br />
Zweitens teilt man heute eine Reaktion in bimolekulare Schritte, in sog. Reaktionen auf,<br />
an denen nur zwei Moleküle beteiligt sind.<br />
Liebig versuchte die einzelnen Schritte der vorhandenen Reaktionsgleichung aufzuteilen<br />
und dann zu untersuchen. Bei der Aufteilung arbeitete Liebig nur mit zwei Molekülen<br />
von den insgesamt drei Komponenten des Schwarzpulvers. Daraus resultierten Liebigs<br />
folgende Ergebnisse:<br />
I. <strong>Die</strong> Umsetzung von Kaliumnitrat und -nitrit mit Kohle:<br />
2 KNO3 + C → 2KNO2 + CO2<br />
2 KNO2 + 1,5 C → K2CO3 + N2 + 0,5 CO2<br />
Bei der Erhitzung von Kaliumnitrat mit Kohlenstoff geschieht eine annähernd gleiche<br />
Reaktion wie bei Schwarzpulver. Nur die Entzündungstemperatur liegt bei ca. 375°C.<br />
Vor der Reaktion kann man Stickstoffdioxid nachweisen (NO2). Abschließend lässt sich<br />
sagen, dass aus Kaliumnitrat Kaliumnitrit entsteht. Bei dem gleichen Versuch mit<br />
Kaliumnitrit lässt sich beobachten, dass die Zündtemperatur geringer ist. Noch geringer<br />
ist die Zündtemperatur von Kaliumhyponitrit (K2S2O2). Wenn man dies in den<br />
Zusammenhang einordnet, lässt sich feststellen, dass Kaliumhyponitrit als<br />
Hauptkomponente mit der Kohle reagiert.<br />
K2S2O2 → K2O2 + N2<br />
Darauf basierend kann die Reaktion von Nitrat und Nitrit mit Kohle auf schrittweise<br />
Sauerstoffübertragung zurückgeführt werden. Aus weiteren Versuchen lässt sich
14<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
schlussfolgern, dass sich ein explosiver Feststoff bildet, der die plötzliche Reaktion<br />
bewirkt. Dabei kommt die Verbindung von Kalium-diacetylendiolat (KOC≡COK) in<br />
Frage. <strong>Die</strong>s ist denkbar, da das aus KNO entstehende Hyponitrit zur Bildung dieser<br />
explosiven Verbindung führt.<br />
II. <strong>Die</strong> Umsetzung von Nitrat und Nitrit mit Schwefel und Schwefelwasserstoff:<br />
2 KNO3 + 1/8 S8 → K2SO4 + 2 NO<br />
2 KNO2 + 1/4 S8 → K2S2O3 + N2O<br />
<strong>Die</strong> Resultate der Reaktionen unterscheiden sich drastisch. Bei der Umsetzung von<br />
Kaliumnirtat mit Schwefel entstehen Kaliumsulfat und Stickstoffmonoxyd. Bei der<br />
Reaktion von Kaliumnitrit mit Schwefel entstehen wiederum Thiosulfat und<br />
Distickstoffmonoxyd. 31<br />
Im Vergleich zu der Reaktion mit zusätzlichem Kaliumcarbonat laufen diese<br />
Reaktionen verhältnismäßig harmlos ab. Das Gemisch mit Kaliumcarbonat lässt sich<br />
zwar gefahrlos entzünden. Bei langsamem Erhitzen bis zum Schmelzpunkt kann das<br />
Gemisch jedoch detonieren. Bei der Reaktion des Schwarzpulvers entsteht unter<br />
anderem auch H2S . Hierfür werden Versuche mit Nitrat und Nitrit durchgeführt. Dabei<br />
wurden stark differenzierbare Ergebnisse bei den jeweiligen Versuchen festgestellt.<br />
Weitere Versuche haben die Produkte Lachgas (N2O), Ammoniak (NH3),<br />
Ammoniumhydrogensulfid (NH4), Kaliumpolysulfid, Thiosulfat (K2S2O3) und<br />
Kaliumsulfat (K2SO4) hervorgebracht.<br />
III. <strong>Die</strong> Umsetzung von Schwefel mit Kohlen:<br />
Erstens ist anzumerken, dass das Verhalten von Schwefel gegenüber Kohle nicht mit<br />
Kohlenstoff zu verwechseln ist. Zum einen reagiert Graphit (annähernd reiner<br />
Kohlenstoff) erst mit Schwefel oberhalb von 600°C zu Schwefelkohlenstoff.<br />
31 Seel, Fritz: Geschichte und Chemie des Schwarzpulvers, Le charbon fait la poudre hrsg. von Fritz Seel,<br />
1988
15<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
Desweiteren beginnt bei der Verwendung von Buchen -und Erlenholzkohle bereits ab<br />
250°C die Reaktion, wobei Schwefelwasserstoff (H2S) entsteht. <strong>Die</strong>ser entsteht<br />
ebenfalls, wenn man aus fertigem Schwarzpulver das Kaliumnitrat entfernt. Dabei wird<br />
deutlich, dass der Schwefel weniger mit dem Kohlenstoff reagiert, sondern stärker mit<br />
dem gebundenen Wasserstoff.<br />
IV. Reaktion der Kohle mit Wasser:<br />
C + H2O → CO + H2 (Wassergasreaktion)<br />
CO + 3 H2 → CH4 + H2O (Methansynthese)<br />
<strong>Die</strong> Wichtigkeit des von der Kohle absorbierten Wassers ist häufig nicht<br />
wahrgenommen worden. Der Wasserstoff und das Methan in der Pulvergasmischung<br />
zeigen, dass die Wassergasreaktion abläuft, an die sich die Methansynthese anschließen<br />
kann.<br />
Das Schwarzpulver war jahrhundertelang Schieß-, Spreng- und Superkonzentrat<br />
chemischer Energie. <strong>Die</strong>se wurde durch Menschenhand freigesetzt. Wie wäre die<br />
Geschichte nun verlaufen, wenn der Mensch nicht diese Energie gehabt hätte, die sich<br />
allein durch die richtige Lage eines Punktes in einem Dreieck bestimmen lässt? 32<br />
32 Seel , Fritz: Geschichte und Chemie des Schwarzpulvers, Le charbon fait la poudre hrsg. von Fritz Seel,<br />
1988<br />
Abb. 4: Anwendungsabhängige Zusammensetzung<br />
des Schwarzpulvers. Abb. verändert nach Shimizu<br />
(1976, S. 63).
16<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
<strong>Die</strong> folgende Tabelle zeigt die einzelnen Teilvorgänge der Schwarzpulver-Global-Reaktion 33 :<br />
Tabelle 1:<br />
Ausgangsstoffe<br />
(Edukte)<br />
f Edukte Produkte ∆H°[kJ/mol]<br />
Nitrat + Kohle 64x KNO3 + C → KNO2 + CO +787<br />
Nitrat + Schwefel 1x 2 KNO3 + S → K2SO4 + 2 NO -268<br />
Nitrit + Kohle 4x KNO2 +3 C → KCN + 2 CO +147<br />
Nitrit +<br />
Kohlenmonoxid<br />
18x 2 KNO2 + CO → K2CO3 + 2NO -2059<br />
Nitrit +Schwefel 32x KNO2 + S → KSNO2 0<br />
A 11x 2 KSNO2 → K2S2O3 + N2O -3533<br />
B 2x 2KSNO2 → K2S2 + 2 NO2 +738<br />
B 4x KNO2 +NO2 → KNO3 + NO -264<br />
G 6x KNO2 + K2S2O3 → K2SO3 + KSNO2 +161<br />
G 3x 2 KSNO2 → K2S2O3 +N2O -963<br />
G 6x KNO3 +K2SO3 → K2SO4 +KNO2 -1168<br />
Cyanid + Schwefel G 4x KCN + S → KSCN -364<br />
Wasser 1x 2 KSCN + 6 H2O → K2CO3 + (NH4)2CO3 + -51<br />
2 H2S<br />
13x C + H2O → H2 + CO -1703<br />
Gasphasen 14x N2O + CO → N2 + CO -5106<br />
42x NO + CO → 1/2 N2 + CO2 -15691<br />
3x 3 H2 + CO → CH4 + H2O -618<br />
= -31458<br />
Wie bereits in den vorherigen Punkten aufgegriffen, ist die Reaktion des<br />
Schwarzpulvers schwer zu definieren. Nach M. S. Russel lautet die Reaktionsgleichung<br />
für ein Gemisch aus 75,7% Kaliumnitrat, 11,7% Kohlepulver, 9,7% Schwefel und 2,9%<br />
Feuchtigkeit so 34 :<br />
74 KNO3 + 96 C + 30 S + 16 H2O → 35 N2 + 56 CO2 + 14 CO + 3 CH4 + 2 H2S + 4 H2 + 19 K2CO3 + 7<br />
K2SO4 + 8 K2S2O3 + 2 K2S + 2 KSCN + (NH4)2CO3 + C + S<br />
(M. S. Russel, The Chemistry of fireworks, 2000)<br />
33<br />
Seel , Fritz: Geschichte und Chemie des Schwarzpulvers, Le charbon fait la poudre hrsg. von Fritz Seel,<br />
1988<br />
34<br />
Feuerwerk.net: o.J., http://www.feuerwerk.net/wiki/Schwarzpulver
17<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
Bei der Verbrennung von Schwarzpulver laufen viele komplexe Reaktionen ab. <strong>Die</strong><br />
wichtigsten Reaktion sind:<br />
Hauptgleichungen 35 :<br />
S + 2 KNO3 → K2SO4 + 2 NO<br />
3 C + 2KNO3 → K2CO3 + N2 + CO2 + CO<br />
Das bei der Schwarzpulverreaktion entstandene Kaliumnitrit bildet mit Schwefel unter<br />
anderem Distickstoffoxid.<br />
Explosionsreaktionen 36 :<br />
N2O + CO → N2 + CO2<br />
NO + CO → 1 /2 N2 + CO2<br />
Weitere Produkte aus 1kg Schwarzpulver bei Normbedingungen, sprich<br />
Raumtemperatur bei normalem Atmosphärendruck, sind ca. 350 l Gas. 37 Bei<br />
Normaldruck und Verbrennungstemperatur, also ca. 1500°C, entstehen 2300l Gas.<br />
Darunter sind 710 l N2, 1130 l CO2, 280 l CO, 60 l CH4, 40 l H2S und 80 l H2. Zudem<br />
entstehen 0,6 kg Rauch, welcher aus 290 g K2CO3, 110 g K2SO4, 125 g K2S2O3, 30 g<br />
K2S2, 30 g KSCN und 15 g (NH4)2CO3 besteht. 38<br />
35<br />
Hagen, Thomas: Zitieren von Quellen im Internet. Wintersemester 2001/2002. Online in Internet: URL:<br />
http://daten.didaktikchemie.uni-bayreuth.de/umat/feuerwerk/feuerwerk.htm#2.3 [Stand 5.4.<strong>2012</strong>]<br />
36<br />
Hagen, Thomas: 2001/2002, http://daten.didaktikchemie.unibayreuth.de/umat/feuerwerk/feuerwerk.htm#2.3<br />
37<br />
Professor, Hübner, Eike: http://video.tu-clausthal.de/film/328.html<br />
38<br />
Hagen, Thomas: 2001/2002, http://daten.didaktikchemie.unibayreuth.de/umat/feuerwerk/feuerwerk.htm#2.3
18<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
5.3 Zündschnüre<br />
Es gibt verschiedene Arten von Zündschnüren.(z.B. Anzündlitze, Plastic Igniter Cord<br />
(PIC), Stoppinen, Zündbänder etc.). Ich möchte in meiner Jahresarbeit aber<br />
schwerpunktartig auf die Stoppinen und Zündbänder eingehen.<br />
Stoppinen bestehen aus einem Baumwoll- oder Jutegewebe. <strong>Die</strong>ses wird bei der<br />
Herstellung in eine gesättigte Kaliumnitrat-Lösung getränkt und anschließend mit<br />
Schwarzpulverbrei beschichtet und dann getrocknet. 39 <strong>Die</strong> nun hergestellte Stoppine<br />
dient als Vermittler des Feuers, um lokal getrennte Feuerwerkskörper zu entzünden. 40<br />
Sie ist sehr funken- und flammenempfindlich. 41<br />
Nach Entzündung läuft das Feuer normalerweise langsam. Ist es in einer Papierröhre<br />
eingeschlossen, jedoch rasch! 42<br />
Ohne Röhre brennt eine Stoppine relativ langsam, d.h. sie benötigt ca. 40 Sekunden pro<br />
Meter. In einer Röhre kann die Verbrennungsgeschwindigkeit jedoch bis zu 10 Meter<br />
pro Sekunde betragen, da die entstehenden Funken die Verbrennungsgeschwindigkeit<br />
durch Verbrennungsgase vorantreiben. 43<br />
Abb.5: Schwarzpulver- Stoppinen<br />
39 Feuerwerk.net: o.J., http://www.feuerwerk.net/wiki/Matchtape<br />
40 Dr., Gelingsheim, Karl: <strong>Die</strong> moderne Kunstfeuerwerkerei hrsg. von Dr. Karl Gelingsheim, 1913<br />
41 Feuerwerk.net: o.J., http://www.feuerwerk.net/wiki/Matchtape<br />
42 Dr., Gelingsheim, Karl: <strong>Die</strong> moderne Kunstfeuerwerkerei hrsg. von Dr. Karl Gelingsheim, 1913<br />
43 Feuerwerk.net: o.J., http://www.feuerwerk.net/wiki/Matchtape<br />
Abb.6: Gedeckte Stoppinen
19<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
Zündbänder bzw. Matchtapes brennen vergleichsweise schneller als Stoppinen. Zudem<br />
läuft der Verbrennungsvorgang verzögerungsfrei ab, was das Ganze komfortabler<br />
gestaltet. Sie werden beispielsweise bei dem Verleiten von Lichtbildern benutzt. Sie<br />
bestehen aus einem breiten, oft durchsichtigem Klebeband mit Längsspur aus feinem<br />
gekörntem Schwarzpulver. 44<br />
Abb.7: Zündband<br />
Zudem gibt es noch Anzündlitze, Plastic Igniter Cord (PIC), Visco, Chinazündschnüre,<br />
Zeitzündschnüre und Pyroschnüre, die andere Verwendung finden.<br />
44 Feuerwerk.net: o.J., http://www.feuerwerk.net/wiki/Matchtape
20<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
5.4 Schwarzpulver in Feuerwerksraketen und Knallkörpern<br />
Schwarzpulver ist der Hauptbestandteil in Feuerwerksraketen, Feuerwerksbomben und<br />
Knallkörpern. Ich möchte hier speziell über diese Raketen und Knallkörper sprechen.<br />
Raketen besitzen einen Treibsatz und eine Zerlegerladung. 45 Der Treibsatz besteht aus<br />
gepresstem Schwarzpulver oder Pyrodex. Er muss absolut frei von Rissen sein,<br />
ansonsten wäre die Explosionsgefahr beim Entzünden zu hoch. Der Treibsatz hat die<br />
Funktion des Antriebs der Rakete. 46<br />
<strong>Die</strong> Zerlegerladung ist im Effektkopf und besteht auch aus Schwarzpulver. Ein<br />
Verzögerungszünder verbindet den Treibsatz mit der Zerlegerladung und dient dazu,<br />
dass der Effektkopf erst dann explodiert, wenn die Rakete an ihrem höchsten Punkt ist.<br />
Solche Exemplare gibt es in Größenbereichen der zentimetergroßen bis zu mehreren<br />
Meter großen Raketen. 47<br />
Abb.8: Seelenbrennerrakete<br />
<strong>Die</strong> "Seelenbrennerrakete" ist ein Typ, der<br />
Treibsatz und Zerlegerladung aufweist. <strong>Die</strong><br />
"Schüttrakete" beispielsweise funktioniert<br />
anders.<br />
Innerhalb des Treibsatzes ist ein Hohlraum.<br />
<strong>Die</strong>ser wird auch Seele genannt. Er bietet<br />
eine große Abbrandoberfläche, die der<br />
Rakete einen starken Anfangsschub verleiht.<br />
Während des Abbrennens des Treibsatzes<br />
stabilisiert sich die Rakete durch den<br />
Anfangsschub für die ersten Sekunden.<br />
Dann nimmt der Schub ab, bis der<br />
Pulverpressling am oberen Ende des<br />
Treibsatzes durchbrennt. <strong>Die</strong>ses<br />
45 Zilles, Philipp: 2002, http://www.chids.de/dachs/expvortr/655r<strong>Pyrotechnik</strong>_Zilles.pdf<br />
46 Professor, Hübner, Eike: http://video.tu-clausthal.de/film/328.html<br />
47 Zilles, Philipp: 2002, http://www.chids.de/dachs/expvortr/655r<strong>Pyrotechnik</strong>_Zilles.pdf
21<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
Durchbrennen entzündet dann auch die Zerlegerladung, die wiederum die Leuchtsterne<br />
entzündet und den Effektkopf zerreißt. Durch die Wucht der Explosion werden die<br />
Leuchtsterne auseinander geschleudert. 48<br />
"Knallkörper" ist ein Sammelbegriff für verschiedene Feuerwerkskörper, die einen<br />
Knall als Effekt erzeugen. 49 Meist sind es Zylinder, die aus Papier bestehen. <strong>Die</strong> Enden<br />
sind mit Tonerde bzw. mit Papier verschlossen. 50<br />
Innerhalb des Zylinders befindet sich ein gepulverter pyrotechnischer Satz. 51 Durch ein<br />
Ende führt eine Zündschnur, meist eine Stoppine, da sie langsamer abbrennt. 52 Nach der<br />
Entzündung findet ein Druckanstieg des Gases innerhalb des Knallkörpers statt, der ihn<br />
letztendlich auch zerreißt. <strong>Die</strong> Druckentlastung erzeugt schließlich den Knall. Je höher<br />
der Druck innerhalb des Knallkörpes ist, desto lauter ist auch der Knall. Um mehr<br />
Druck innerhalb eines Knallkörpers aufzubauen, braucht man also stabilere Hülsen, die<br />
mehr Druck aushalten können. In anderen Ländern gibt es Knallkörper, die mit<br />
Blitzknall-Sätzen gefüllt sind. <strong>Die</strong>se erzeugen auch ohne stabile Hülse einen sehr lauten<br />
Knalleffekt. 53<br />
6. Farb- und Geräuscheffekte<br />
An den Blitzknallsatz möchte ich nun anknüpfen. Er besteht aus Kaliumperchlorat und<br />
sehr feinem Aluminiumpulver als Effekt- oder Zerlegerladung. Der Blitzknallsatz<br />
verbrennt mit hoher Temperatur bei einer sehr hoher Reaktionsgeschwindigkeit. Hier<br />
reicht schon eine nur einseitig verdämmte Papphülse, die trotz geringer Verdämmung<br />
von der Perchlorat-Aluminium-Mischung mit einem hellen Blitz und einem lauten<br />
Knall zerrissen wird. <strong>Die</strong>s ist allerdings sehr gefährlich und kann zu schweren<br />
Verletzungen führen. 54 Um den gleichen Effekt zu erreichen, müsste Schwarzpulver in<br />
Gegensatz dazu sehr stark verdämmt werden.<br />
48 Feuerwerk.net: o.J., http://www.feuerwerk.net/wiki/Rakete<br />
49 Feuerwerk.net: o.J., http://www.feuerwerk.net/wiki/Knallkörper<br />
50 Zilles, Philipp: 2002, http://www.chids.de/dachs/expvortr/655r<strong>Pyrotechnik</strong>_Zilles.pdf<br />
51 Feuerwerk.net: o.J., http://www.feuerwerk.net/wiki/Knallkörper<br />
52 Zilles, Philipp: 2002, http://www.chids.de/dachs/expvortr/655r<strong>Pyrotechnik</strong>_Zilles.pdf<br />
53 Feuerwerk.net: o.J., http://www.feuerwerk.net/wiki/Knallkörper<br />
54 Feuerwerk.net: o.J., http://www.feuerwerk.net/wiki/Blitzknall
22<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
Typischerweise wird ein Mischverhältnis von 70% Kaliumperchlorat zu 30%<br />
Aluminium gewählt. Kaliumperchlorat ist das Oxidationsmittel und Aluminium der<br />
Brennstoff. Folgende Reaktionsgleichung könnte dies bei Vernachlässigung der<br />
Temperaturen darstellen:<br />
3 KClO4 + 8 AL → 3 KCl + 4 Al2O3<br />
Bei einem Mischverhältnis von 70% Kaliumperchlorat und 30% Aluminium würde sich<br />
die Reaktionsgleichung etwa so darstellen:<br />
2 KClO4 + 4 Al → 2 KCl + 2 Al2O3 + O2<br />
Hierbei beeinflusst die Wahl der Verhältnisse an Sauerstoffspender zu Brennstoff die<br />
Geschwindigkeit des Abbrands. 55<br />
Bei Pyrosternen entsteht die "Lichtentstehung" beispielsweise folgendermaßen:<br />
<strong>Die</strong> Elektronen des Farbgebers werden durch hohe Temperaturen in einen angeregten<br />
Zustand gebracht. <strong>Die</strong>ser ist instabil und führt zu einem Rückfall in einen niedrigeren<br />
Energiezustand. <strong>Die</strong> Differenz der Energie spiegelt sich nun als Licht wieder. 56<br />
E(freiwerdende Energie) = E1(Energie im angeregten Zustand) – E0(Energie im energieärmeren Zustand)<br />
<strong>Die</strong> hohe Temperatur dient also dazu, dass die "Farbgeber" leuchten. Jedoch leuchtet<br />
nur der Gasraum über dem brennenden Satz in der gewünschten Farbe.<br />
Eine gewünschte Farbe zu bekommen ist jedoch nicht immer einfach. Das folgende<br />
Beispiel soll dies verdeutlichen. Wählen wir hierzu Kupfer als Farbgeber:<br />
MeOH + CuCl2 + CH2Cl2 + HCl → CuCl : (blau)<br />
MeOH + CuCl2 + NH3 → CuOH : (grün)<br />
55 Professor, Hübner, Eike: http://video.tu-clausthal.de/film/328.html<br />
56 Treiber, Michael: Zitieren von Quellen im Internet. 1998/99. Online in Internet: URL:<br />
www.studentshelp.de/d/referate/pdf/6879.pdf [Stand 12.4.<strong>2012</strong>]
23<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
<strong>Die</strong> Problematik der blauen Funken ist, dass das menschliche Auge nur eine schwache<br />
Empfindlichkeit für diese Farbe hat. Das andere Problem ist, dass nur wenige Farbgeber<br />
für blau existieren. 57<br />
<strong>Pyrotechnik</strong>er wollen auch "Funken" in ihre Feuerwerken einbauen. <strong>Die</strong>se sind<br />
strahlende Artikel. Sie strahlen in Abhängigkeit zu ihrer Temperatur. Ein Funke ist<br />
zudem ein Gegenstand, der strahlt, und kein Gas. Funken entstehen beispielsweise bei<br />
der Verbrennung von Metallpulvern. Hierbei lässt sich mit der Farbgestaltung in<br />
gewissen Bereichen "spielen". Metalle erzeugen keine bei Raumtemperatur gasförmigen<br />
Verbrennungsprodukte. Daraus folgt, dass sie eine lokal höhere<br />
Verbrennungstemperatur haben.<br />
"Kohle" lässt sich nun als dunkelstes Farbelement in das dunkelrote/goldene<br />
Farbspektrum einordnen. Es folgt "Eisen" im goldenen-gelben Bereich. "Aluminium"<br />
strahlt gelb-weiß und stellt sich als nahezu hellstes Element dar. Nur Magnesium und<br />
Titan leuchten noch heller. Sie lassen sich als hellweiß einordnen.<br />
Mit diesen genannten Elementen lässt sich in einem Feuerwerk ein sehr großes<br />
Farbspektrum abdecken. 58<br />
Da man auch gerne "mehrfarbige bunte" Funken hätte, haben die <strong>Pyrotechnik</strong>er einen<br />
Trick entwickelt: die "Mikrosterne". Mikrosterne sind gröbere Körner. Sie haben nicht<br />
den gleichen Effekt wie Funken. Sie stellen lediglich eine Funkenimitation dar. 59<br />
Geräuscheffekte:<br />
Als Beispiel für die Geräuscheffekte möchte ich den sog. "Heuler" nennen. Ein Heuler<br />
besteht aus einer einseitig verschlossenen Papier- oder Kunststoffhülse. In diese ist ein<br />
etwa 1/3 der Hülsenlänge entsprechender pyrotechnischer Satz eingepresst. Bei einem<br />
Heuler handelt es sich um ein Zweikomponentengemisch. Es besteht aus<br />
Kaliumperchlorat und Natrium- oder Kaliumsalz und einer aromatischen Säure<br />
(Benzoesäure, Salicylsäure). Der Pfeifton entsteht durch das Abbrennen des Satzes. Es<br />
57 Professor, Hübner, Eike: http://video.tu-clausthal.de/film/328.html<br />
58 Professor, Hübner, Eike: http://video.tu-clausthal.de/film/328.html<br />
59 Professor, Hübner, Eike: http://video.tu-clausthal.de/film/328.html
24<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
werden Schwingungen erzeugt, die den Ton verursachen. 60 Das organische Salz dient<br />
hierbei als Brennstoff und Kaliumperchlorat als Sauerstoffspender. Das<br />
Mischungsverhältnis besteht aus 75% Kaliumperchlorat und 25% Natriumsalicylat.<br />
<strong>Die</strong>ser Satz ist einem Knallsatz sehr ähnlich, kann jedoch öfters zünden.<br />
Folgende Reaktionsgleichung zeigt die Zusammensetzung der chemischen Elemente:<br />
2 NaC7H5O3 + 7 KClO4 → Na2O + 7 KCl + 5 H2O + 14 CO2<br />
Außerdem ist zu erwähnen, dass ein Heulsatz wie ein Knallsatz detonieren kann. 61<br />
7. Gefahren -und Verletzungspotential, Feinstaubbelastung durch Feuerwerke<br />
7.1 Gefahren- und Verletzungspotential durch unsachgemäße Anwendung:<br />
Jedes Jahr an Sylvester gibt es viele Verletzte durch Feuerwerke. Verletzungen von<br />
Verbrennungen bis hin zu Knochenbrüchen der Finger, temporäre Hörverluste und<br />
Augenverletzungen werden durch die alljährlichen Pressemitteilungen bestätigt. 62<br />
7.2 Feinstaubbelastung durch Feuerwerke<br />
Eine weitere Gefährdung ist die aus dem Abbrennen der Feuerwerkskörpern<br />
resultierende Feinstaubbelastung. 63 Am Neujahrstag ist die Feinstaubbelastung so hoch<br />
wie an keinem anderen Tag des Jahres. Vor allem in den Städten, in denen viele<br />
Feuerwerke gezündet werden. "Nach Mitternacht nimmt die Feinstaubkonzentration in<br />
den Städten sprunghaft zu.", sagt Arno Graff <strong>vom</strong> Umweltbundesamt in Dessau. <strong>Die</strong><br />
Messwerte seien bis zu 4.000 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft nach der<br />
ersten Stunde im neuen Jahr gestiegen. 64 In einem Bonner Viertel, wo normalerweise 22<br />
60<br />
Feuerwerk.net: o.J., http://www.feuerwerk.net/wiki/Heuler<br />
61<br />
Professor, Hübner, Eike: http://video.tu-clausthal.de/film/328.html<br />
62<br />
Geri scher Landrock, Walter: Zitieren von Quellen im Internet. o.J. Online in Internet: URL:<br />
http://sciencev1.orf.at/science/news/36765 [Stand 10.4.<strong>2012</strong>]<br />
63<br />
wikipedia.org: Zitieren von Quellen im Internet. o.J. Online in Internet: URL:<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Feuerwerk#Feinstaubbelastung_durch_Feuerwerk e [Stand 10.4.<strong>2012</strong>]<br />
64<br />
stern.de: Zitieren von Quellen im Internet. 27.12.2007. Online in Internet: URL:<br />
http://www.stern.de/wissen/mensch/silvester-feinstaub-rekord-durchs-feuerwerk-606416.html
25<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
Mikrogramm Feinstaub aufzufinden sind, wurden kurz nach Mitternacht Werte über<br />
140.000 Mikrogramm gemessen. Das entspricht dem 6.300-fachen Normalwert. Nach<br />
EU-Grenzwerten sei ein Wert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft erlaubt. 65<br />
<strong>Die</strong>se erhöhten Feinstaubwerte können die Atemwege schädigen, Asthma verursachen<br />
und sogar Entzündungen, Herzkreislaufprobleme 66 und Krebs auslösen. 67<br />
8. Nachwort<br />
Das von mir zum Einstieg in meine Jahresarbeit gewählte Zitat von Friedrich Hebbel<br />
lautet: "Das Publikum beklatscht das Feuerwerk, aber keinen Sonnenaufgang."<br />
Warum beklatscht das Publikum ein Feuerwerk, aber keinen Sonnenaufgang? Ein<br />
Sonnenaufgang erzeugt schließlich nützliches Licht, und das nicht nur im Dunkeln.<br />
Meiner Meinung nach ist es fantastisch, wenn verschiedene Farbelemente in der<br />
dunklen Nacht am Himmel erblickt werden können. Es ist eine durch den Mensch<br />
erschaffene und faszinierende Kunst, die bis in die weite Vergangenheit Chinas<br />
zurückverfolgt werden kann. <strong>Die</strong>se faszinierende Kunst lohnt es tatsächlich zu<br />
beklatschen, da viele chemische Elemente zu einem bunten Lichtermeer kombiniert<br />
werden.<br />
Schwarzpulver dient in dieser Kunst als Hauptkomponente und setzt sich üblicherweise<br />
aus 75% Salpeter, 15% Holzkohle und 10% Schwefel zusammen. Es wird in<br />
Zündschnüren, Treibsätzen und Zerlegerladungen eingesetzt. <strong>Die</strong> bei der Verwendung<br />
des Schwarzpulvers einsetzenden Reaktionen sind dabei äußerst kompliziert. Im<br />
Hauptteil meiner Jahresarbeit wir dies erläutert. Es laufen viele Teilvorgänge ab, die<br />
auch in der Tabelle auf S.16 zu sehen sind.<br />
[Stand 10.4.<strong>2012</strong>]<br />
65<br />
sueddeutsche.de: Zitieren von Quellen im Internet. 30.12.2008. Online in Internet: URL:<br />
http://www.sueddeutsche.de/wissen/feinstaubbelastung-silvester-kann-toedlich-sein-1.365085<br />
[Stand 10.4.<strong>2012</strong>]<br />
66<br />
stern.de: 27.12.2007, http://www.stern.de/wissen/mensch/silvester-feinstaub-rekord-durchsfeuerwerk-606416.html<br />
67<br />
sueddeutsche.de: 30.12.2008, http://www.sueddeutsche.de/wissen/feinstaubbelastung-silvester-<br />
kann-toedlich-sein-1.365085
26<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
Mit Schwarzpulver, als Hauptkomponente der <strong>Pyrotechnik</strong>, kann man also<br />
"Lichtermeere", ja bunte "Lichtkompositionen" erzeugen. Wo es Licht gibt, gibt es<br />
allerdings auch Schatten. <strong>Die</strong> Kunstfeuerwerkerei birgt auch Risiken in sich. Jedes Jahr<br />
an Sylvester verletzten sich Menschen bei der unsachgemäßen Benutzung von<br />
Feuerwerkskörpern. Aber nicht nur die Explosionskraft stellt ein Risiko dar. Auch die<br />
Feinstaubbelastung bringt Probleme mit sich. Auch sie kann zu schweren<br />
Gesundheitsschäden führen.<br />
Innerhalb des Bearbeitungszeitraums meiner Jahresarbeit habe ich die im Vorwort<br />
angesprochenen Fragen geklärt, hinterfragt und zu beantworten versucht.<br />
Vor allem die Frage, wie sich Schwarzpulver innerhalb eines Feuerwerkkörpers verhält<br />
und wie es reagiert, haben mich sehr beschäftigt und interessiert. <strong>Die</strong>s war allerdings<br />
auch der komplizierteste Teil der Arbeit.<br />
Ich empfehle jedem "Feuerwerksinteressierten" sich mit der <strong>Pyrotechnik</strong> intensiv<br />
auseinanderzusetzen. <strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> ist eine Sparte der Chemie mit vielen<br />
theoretischen Inhalten. Deren praktische Umsetzung führt allerdings zu den schönsten<br />
und ästhetischsten Feuerwerken, die bei besonderen Festen und Anlässen (Eröffnungsund<br />
Abschlussfeier der Olympischen Spielen etc.) und nicht nur an Sylvester zur<br />
Geltung kommen. <strong>Die</strong>s zeigt unter anderem auch die Vorlesung von Professor Eike<br />
Hübner, mit der ich mich intensiv beschäftigt habe.<br />
Abschließend kann ich sagen, dass es mir viel Spaß gemacht hat, mich mit dem Thema<br />
"<strong>Pyrotechnik</strong>" zu beschäftigen. Besonders interessiert mich hierbei die Problematik der<br />
Feinstaubbelastung und Verletzungsminimierung. Wie kann man zur Senkung der<br />
Feinstaubbelastung beitragen ohne gleichzeitig die Ästhetik eines Feuerwerkes zu<br />
mindern?<br />
Ein Batteriefeuerwerk mit Feinstaubfilter wäre z.B. ein innovativer und idealer<br />
Lösungsansatz. Um Gesundheitsschäden und Verletzungen zu reduzieren, sollten<br />
Feuerwerke sach- und fachkundig abgebrannt werden. Hierzu könnten verpflichtende<br />
Eignungskurse angeboten werden (Kleiner Feuerwerksexplosivstoffschein).
27<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
Dabei dürfte es klar sein, dass das Abbrennen eines Feuerwerkes bei klarem Verstand,<br />
also nicht berauscht, stattzufinden hat!<br />
9. Literaturverzeichnis<br />
� Dr. Karl Gelingsheim: <strong>Die</strong> moderne Kunstfeuerwerkerei, Eine Anleitung für<br />
Dilettanten, Strecker & Schröder Verlag, Stuttgart, 1913<br />
� dtv-Lexikon: Band 4 Cuc-Eis, Deutscher Taschenbuch Verlag, Mannheim und<br />
München, 1990<br />
� Fritz Seel: Geschichte und Chemie des Schwarzpulvers, Le charbon fait la<br />
poudre, Chemie in unserer Zeit, WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA,<br />
Weinheim, 1988<br />
� Georg Kohler: <strong>Die</strong> schöne Kunst der Verschwendung, Fest und Feuerwerk in der<br />
europäischen Geschichte, Artemis Verlag, 1988<br />
� Werner Eisner: Elemente Chemie II Gesamtband, Klett Verlag, Stuttgart, 2000<br />
10. Quellenangaben<br />
Internetquellen:<br />
� Dürholdt, Franz: Schwarzpulver, o.J.,<br />
http://www.duerholdt.de/index.php?id=1018 [Stand 25.3.10]<br />
� Feuerwerk.net: Blitzknall, Heuler, Knallkörper, Matchtape, Rakete,<br />
Schwarzpulver, Zerlegerladung, o.J.,<br />
http://www.feuerwerk.net/wiki/ [Stand 14.4.12]
28<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
� Gerischer Landrock, Walter: Sylvester, Feuerwerk und die Folgen, o.J.,<br />
http://sciencev1.orf.at/science/news/36765 [Stand 10.4.<strong>2012</strong>]<br />
� Hagen, Thomas: Chemie der Feuerwerkskörper, Wintersemester 2001/2002,<br />
http://daten.didaktikchemie.uni-bayreuth.de/umat/feuerwerk/feuerwerk.htm#2.3<br />
[Stand 5.4.<strong>2012</strong>]<br />
� Professor, Hübner, Eike: Chemie ist, wenn es knallt und stinkt. Wie<br />
funktionieren Feuerwerke?, 26.10.2011,<br />
http://video.tu-clausthal.de/film/328.html [Stand 10.3.<strong>2012</strong>]<br />
� spiegel online: Traurige Silvester-Bilanz, 1.1.<strong>2012</strong>,<br />
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,806568,00.html [Stand 10.3.<strong>2012</strong>]<br />
� stern.de: Feinstaub-Rekord durchs Feuerwerk, 27.12.2007,<br />
http://www.stern.de/wissen/mensch/silvester-feinstaub-rekord-durchs-<br />
feuerwerk-606416.html [Stand 10.4.<strong>2012</strong>]<br />
� sueddeutsche.de: Feinstaubbelastung Silvester kann tödlich sein, 30.12.2008,<br />
http://www.sueddeutsche.de/wissen/feinstaubbelastung-silvester-kann-toedlich-<br />
sein-1.365085 [Stand 10.4.<strong>2012</strong>]<br />
� Treiber, Michael: Flammenfärbung, 1998/1999,<br />
http://www.studentshelp.de/d/referate/pdf/6879.pdf [Stand 12.4.<strong>2012</strong>]<br />
� wikipedia.org: Arten von Feuerwerken, Bombenkalorimeter,<br />
Feinstaubbelastung durch Feuerwerke, Modellrakete, o.J.,<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/ [Stand 13.4.<strong>2012</strong>]
29<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
� zdf heute: Feuerwerkfans wollen es krachen lassen, 29.12.2011,<br />
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1530444/Feuerwerk-Fans-<br />
wollen-es-krachen-lassen#/beitrag/video/1530444/Feuerwerk-Fans-wollen-es-<br />
krachen-lassen [Stand 10.3.<strong>2012</strong>]<br />
� Zilles, Philipp: <strong>Pyrotechnik</strong>, 26.02.2002,<br />
Bildquellen:<br />
http://www.chids.de/dachs/expvortr/655r<strong>Pyrotechnik</strong>_Zilles.pdf<br />
[Stand 3.3.<strong>2012</strong>]<br />
Wasserzeichen:<br />
http://www.tobiaspfau.de/cms-gfx/archiv-i00000345w740h720q97.jpg<br />
Deckblatt:<br />
http://www.digiklix.de/2007/12/29/tipp-feuerwerk-fotografieren/<br />
Abbildung 1:<br />
http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/Images/db/wiss/bildende_kunst/illustrationen/<br />
musaeus/schellenberg_freund_hein/Schellenberg_Schwarz__500x729_.jpg<br />
Abbildung 2:<br />
http://www.duerholdt.de/index.php?id=1018<br />
Abbildung 3:<br />
http://www.ammersee-region.de/grafiken/heiraten/feuerwerk-5.jpg<br />
Abbildung 4:<br />
http://www.chids.de/dachs/expvortr/655r<strong>Pyrotechnik</strong>_Zilles.pdf (S.5)<br />
Abbildung 5:<br />
http://www.feuerwerk.net/wiki/Bild:Stoppinen_Trocknen.jpg<br />
Abbildung 6:<br />
http://www.feuerwerk.net/wiki/Bild:Stoppinen_Gedeckt.jpg<br />
Abbildung 7:<br />
http://www.feuerwerk.net/wiki/Bild:Tapematch_fein.jpg<br />
Abbildung 8:<br />
http://www.feuerwerk.net/wiki/Rakete
Tabelle 1:<br />
Teilvorgänge der Schwarzpulver-Global-Reaktion:<br />
30<br />
<strong>Die</strong> <strong>Pyrotechnik</strong> <strong>2012</strong><br />
Fritz Seel: Geschichte und Chemie des Schwarzpulvers, Le charbon fait la poudre, 1988<br />
11. Anhang<br />
http://www.duerholdt.de/index.php?id=1018<br />
http://www.feuerwerk.net/wiki/<br />
http://sciencev1.orf.at/science/news/36765<br />
http://daten.didaktikchemie.uni-bayreuth.de/umat/feuerwerk/feuerwerk.htm#2.3<br />
http://video.tu-clausthal.de/film/328.html<br />
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,806568,00.html<br />
http://www.stern.de/wissen/mensch/silvester-feinstaub-rekord-durchs-feuerwerk-<br />
606416.html<br />
http://www.sueddeutsche.de/wissen/feinstaubbelastung-silvester-kann-toedlich-sein-<br />
1.365085<br />
http://www.studentshelp.de/d/referate/pdf/6879.pdf<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/<br />
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1530444/Feuerwerk-Fans-wollen-es-<br />
krachen-lassen#/beitrag/video/1530444/Feuerwerk-Fans-wollen-es-krachen-lassen<br />
http://www.chids.de/dachs/expvortr/655r<strong>Pyrotechnik</strong>_Zilles.pdf<br />
http://www.tobiaspfau.de/cms-gfx/archiv-i00000345w740h720q97.jpg<br />
http://www.digiklix.de/2007/12/29/tipp-feuerwerk-fotografieren/<br />
http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/Images/db/wiss/bildende_kunst/illustrationen/<br />
musaeus/schellenberg_freund_hein/Schellenberg_Schwarz__500x729_.jpg<br />
http://www.ammersee-region.de/grafiken/heiraten/feuerwerk-5.jpg