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Heft 1•2012 ISSN 0178-7241 Geprügelte Kinder Ingrid Müller-Münch über Gewalt in der Nachkriegszeit Subtile Erzählerin Ein Besuch bei Jessica Durlacher Kriegsherr und Poet Neue Bücher zum 300. Geburtstag von Friedrich dem Großen Gesund und fit Laufend zu mehr Lebensqualität SchwErPunKt ^ Krimi & Thriller Auf den Spuren von Fred Vargas, neue Frauenkrimis, Porträts und viele Tipps für spannende Lektüre Gewinnspiel buchjournal.de Für Sie von Ihrer Buchhandlung buchjournal Weil Lesen Spaß macht Christine Westermann Die neue Kolumnistin

Heft 1•2012 ISSN 0178-7241<br />

Geprügelte Kinder<br />

Ingrid Müller-Münch<br />

über Gewalt in der<br />

Nachkriegszeit<br />

Subtile Erzählerin<br />

Ein Besuch bei<br />

Jessica Durlacher<br />

Kriegsherr und Poet<br />

Neue Bücher zum<br />

300. Geburtstag von<br />

Friedrich dem Großen<br />

Gesund und fit<br />

Laufend zu mehr<br />

Lebensqualität<br />

SchwErPunKt<br />

^ Krimi &<br />

Thriller<br />

Auf den Spuren von<br />

Fred Vargas, neue<br />

Frauenkrimis, Porträts<br />

und viele Tipps für<br />

spannende Lektüre<br />

Gewinnspiel<br />

buchjournal.de<br />

Für Sie von Ihrer Buchhandlung<br />

buchjournal<br />

Weil Lesen Spaß macht<br />

Christine<br />

Westermann<br />

Die neue Kolumnistin


Drei Bären auf der Suche nach<br />

352 Seiten, a 14,95. ISBN 978-3-407-81104-2.<br />

Hol dir die Leseprobe<br />

und gewinn<br />

ein Wochenende<br />

im Bärenpark!<br />

der letzten Wildnis<br />

www.seekers-die-bären.de<br />

Reinlesen<br />

Von der Autorin der<br />

Gewinne ein großes<br />

Abenteuer-Wochenende<br />

im Bärenpark Wörbis für<br />

dich und deine drei<br />

besten Freunde!<br />

und gewinnen!<br />

Die Welt der Bären<br />

ist in großer Gefahr. Das<br />

ewige Eis schmilzt, die Flachgesichter<br />

zerstören die Wälder<br />

und Beute ist knapp. Hoch im<br />

Norden Amerikas machen sich<br />

drei junge Bären, jeder auf sich<br />

allein gestellt, auf eine außergewöhnliche<br />

Reise. Kallik, die<br />

Eisbärin, Schwarzbärin Lusa<br />

und Toklo, der Grizzly.


© Denis Stanišic´<br />

Eckart Baier, Redaktionsleiter<br />

e.baier@buchjournal.de<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser!<br />

Editorial<br />

elcher Fernsehzuschauer hat W Christine Westermann<br />

nicht schon dafür bewundert, wie klug<br />

sie in der TV-Sendung „Zimmer frei!“ ihre<br />

WG-Aspiranten befragt, wie sie ihnen bei<br />

den Gesprächen zwischendurch Dinge entlockt,<br />

die sie in einem normalen Interview<br />

wohl nie erzählt hätten? Dafür überlässt sie ihrem Partner, „Rampensau“<br />

Götz Alsmann, auch gern die Chefrolle bei den teils witzigen, teils<br />

albernen Spielchen beim „Kindergeburtstag für Prominente“ . Für<br />

ihren klugen Journalismus hat Christine Westermann zahlreiche Preise<br />

erhalten, dem Publikum ist sie aber auch <strong>als</strong> leidenschaftliche Leserin<br />

bekannt. Umso mehr freut es uns, dass wir sie in diesem Jahr <strong>als</strong> neue<br />

Buchjournal-Kolumnistin gewinnen konnten. Lesen Sie ihre erste Kolumne<br />

über schwierige Anfänge (Seite 18) und das Westermann-Porträt<br />

von Buchjournal-Redakteurin Sabine Schmidt (Seite 14).<br />

Mit Spannung erwartet wird, wer in diesem Jahr das Rennen um den<br />

Preis der Leipziger Buchmesse machen wird. Das Buchjournal <strong>als</strong><br />

Medienpartner stellt in diesem Heft alle nominierten Titel und Autoren<br />

vor. Und wir laden Sie herzlich ein, dabei zu sein beim größten<br />

Bücher- und Literaturereignis <strong>des</strong> Frühjahrs! (Seite 12)<br />

Die Krimis der Französin Fred Vargas genießen Kultstatus, doch die<br />

Autorin selbst scheut die Öffentlichkeit. Anlässlich ihres neuen Romans<br />

haben wir uns für den Schwerpunkt Krimi & Thriller in Paris auf<br />

Spurensuche nach ihrem Kommissar Adamsberg begeben (Seite 40).<br />

Außerdem geht unser Buchjournal-Schreibwettbewerb in eine<br />

neue Runde: Lassen Sie sich inspirieren zum Thema „Gut gemeint“<br />

und senden Sie uns Ihre Kurzgeschichte! Die Teilnahme kriterien<br />

finden Sie auf Seite 87.<br />

buchjournal 1/2012<br />

3<br />

DER GRANDIOSE<br />

AUFTAKT EINER<br />

NEUEN THRILLER-SERIE<br />

Thriller, 480 Seiten<br />

Deutsch von Birgit Moosmüller<br />

Klappenbroschur<br />

€ 14,99 [D]<br />

Die Gedanken eines Psychopathen.<br />

Der Verdacht einer Therapeutin.<br />

Ein Wettlauf gegen die Zeit.<br />

»Nicci French schreibt<br />

brilliante Psychothriller!«<br />

Cosmopolitan<br />

www.nicci-french.de


Wie die<br />

Popmusik<br />

erfunden wurde<br />

448 S. · 34 Abb. · € 24,95 · ISBN 978-3-15-010838-3<br />

Vom<br />

Ragtime bis<br />

zum Rock‘n Roll<br />

Musik – Technologie – Business<br />

Die Entstehung der Popmusik im 20. Jahrhundert:<br />

von der Jahrhundertwende bis zum »King of<br />

Rock‘n Roll«. Mit einem Epilog zur jüngeren Vergangenheit<br />

– von Woodstock bis zum iPod.<br />

www.reclam.de<br />

Reclam<br />

© Monalyn Gracia / Corbis / Fotomontage<br />

Inhalt<br />

Titel<br />

14 Christine Westermann _ Ihre Show „Zimmer frei!“ ist längst Kult, aber auch<br />

sonst ist die Kölner Journalistin oft im Radio und Fernsehen, sie stellt Bücher vor,<br />

schreibt selbst welche – und 2012 ist sie die Buchjournal-Kolumnistin.<br />

Literatur / Kinder- und Jugendbuch<br />

12 Preis der Leipziger Buchmesse _ Die 15 Nominierten in drei Kategorien<br />

20 Lesestoff Romane _ Neuerscheinungen kurz und knapp<br />

22 Porträt _ Ein Besuch bei Jessica Durlacher<br />

24 Debüt _ Romanentdeckungen <strong>des</strong> Bücherfrühlings<br />

28 Familiengeschichte _ Marion Braschs Erinnerungen an die DDR<br />

30 Kriegserfahrung _ Über ein Leben im Ausnahmezustand<br />

78 Fantasy_ Janine Wilks Faible für gruselige Kinderbücher<br />

80 Lesestoff Kinder- und Jugendbuch_ Neuerscheinungen kurz und knapp<br />

87 Eifel_ Das zehnte Literaturfestival<br />

Mediathek<br />

32 Kino, DVD, CD _ Neuheiten kurz und knapp<br />

36 Dietmar Wunder _ Sprecher mit sexy Stimme<br />

38 Neue Hörbücher_ Eine Auswahl für die Ohren<br />

Schwerpunkt Krimi & Thriller<br />

40 Fred Vargas _ Auf den Spuren von Kommissar Adamsberg in Paris<br />

44 Lesestoff Krimis _ Neuerscheinungen kurz und knapp<br />

47 Buchjournal-Tipp _ Ulrich Ritzels „Schlangenkopf“<br />

48 Frauenkrimis _ Überlegungen zu einem nur bedingt beliebten Begriff<br />

51 Dunkelkammer _ Die Krimikolumne von Tobias Gohlis<br />

52 Robert Harris _ Auseinandersetzung mit Finanzjongleuren<br />

54 Lieblingsbücher _ Tipps von Michael Kobr, Thomas Wörtche und Andreas Eschbach<br />

56 Anne Chaplet _ Interview mit einer Frau und zwei Persönlichkeiten<br />

Im Gespräch<br />

62 Ingrid Müller-Münch _ Die Kölner Journalistin widmet sich in ihrem Buch<br />

„Die geprügelte Generation“ einem Thema, über das lange nicht gesprochen<br />

wurde: häusliche Gewalt gegen Kinder in den 1950er und -60er Jahren<br />

24<br />

© Alexandre Isard / Corbis<br />

4<br />

40<br />

buchjournal 1/2012


© Gustav Kuhweide<br />

62<br />

Sachbücher / Ratgeber<br />

66 Geschichte im Bild _ Fotokunst-Bücher halten magische Momente fest<br />

68 Biografie _ Zum 300. Geburtstag von Friedrich dem Großen<br />

72 Lesestoff Sachbücher _ Neuerscheinungen kurz und knapp<br />

74 Wirtschaft _ Petra van Laak über ihren Kampf gegen die Arbeitslosigkeit<br />

82 Lernen _ Lektürehilfen für den Deutschunterricht<br />

84 Abnehmen_ Susanne Fröhlich über ihre Erfahrungen mit Yoga<br />

86 Fitness _ Neue Trends im Ausdauersport<br />

Service<br />

58 BuchTipps _ Neuerscheinungen im Überblick<br />

„Gut gemeint“<br />

Machen Sie mit beim Buchjournal-<br />

Schreibwettbewerb 2012.<br />

Mehr dazu auf Seite 87<br />

© Ludolf Dahmen<br />

buchjournal 1/2012 5<br />

Rubriken<br />

3 Editorial<br />

6 Leselust<br />

10 Schön & Gut<br />

18 Westermanns Welt _ Gelungene Anfänge<br />

19 Fundstücke _ Buchhändler geben Lesetipps<br />

76 Wir lesen<br />

77 Leselotse<br />

88 Bücherköpfe<br />

89 Ganz oder gar nicht _ Rafik Schami<br />

89 Impressum<br />

90 Ratelust _ Das Buchjournal-Gewinnspiel<br />

© 2011 Steve McCurry / Magnum Photos<br />

Titelbild: © Ludolf Dahmen<br />

66 68<br />

© picture-alliance / ZB<br />

Bücher<br />

für eine bessere Welt<br />

Einer von drei Bänden mit Verschenktexten,<br />

die in die Tiefe gehen, Alltagssituationen,<br />

Gedanken und Gefühle von Millionen<br />

spiegeln. Auch wer Gedichte sonst<br />

nicht so sehr mag, kann sich für diese<br />

Bestseller von K. Allert-Wybranietz begeistern:<br />

„Immer mehr legen ihre Gefühle<br />

in die Tiefkühltruhe. Ob sie glauben,<br />

dadurch die Haltbarkeit zu verlängern?“<br />

64 Seiten, kart., traumhaft illustriert!<br />

ISBN 978-3-922028-02-4 12,50 €<br />

Eine literarische Lovestory über Gefühle,<br />

die selbst im Winter noch tanzen:<br />

Zwei grundverschiedene Menschen begegnen<br />

sich – und damit zwei gegensätzliche<br />

Welten, die in einer überraschenden<br />

Liebe aus den Fugen zu geraten drohen.<br />

Die seltsame Stimmung und eigenwillige<br />

Sprache werden Sie zutiefst berühren,<br />

wenn Sie sich auf die faszinierende Frau<br />

mit den tiefschwarzen Augen und den<br />

Traumtänzer einlassen!<br />

96 Seiten, kartoniert<br />

ISBN 978-3-922028-14-7 12,50 €<br />

www.lucy-koerner-verlag.de<br />

Postfach 11 06 · 70701 Fellbach<br />

lucy körner verlag


Leselust_Reisen<br />

Das Gefühl<br />

von Freiheit<br />

Segeln kann kalt, ungemütlich und anstrengend sein – aber niemanden, der von dieser Sportart<br />

fasziniert ist, stört das wirklich. Da zählt vor allem, dass es spannend und aufregend ist<br />

oder aber auch, je nach Wind und Wetter, entspannend und romantisch – und dass man selbst<br />

auf einer kleinen Jolle das fast unglaubliche Gefühl von Freiheit und Weite spüren kann, das<br />

Segeln vor allem bedeutet. Franco Pace ist passionierter Segler, und er fotografi ert seit mehr<br />

<strong>als</strong> 30 Jahren Segeljachten. Dabei gelingt es ihm, besondere Momente und Stimmungen einzufangen:<br />

Segel, die im Sonnenlicht leuchten; ein Holzdeck, das unter der Gischt glitzert;<br />

Jachten, die durch hohe Wellen in einem wunderbar klaren Blau gleiten. In seinem neuen<br />

Bildband zeigt Franco Pace seine besten Aufnahmen – ein Genuss nicht nur, aber insbesondere<br />

für Segler und alle, die es werden wollen. sc<br />

^ „Magie <strong>des</strong> Segelns. Best of Franco Pace“. Delius Klasing, 200 S., 49,90 € (D) • 51,30 € (A) • 74,90 sFr.<br />

Nachhaltige Erholung<br />

Wer lebt, hinterlässt einen ökologischen Fußabdruck.<br />

Wer reist, tut das erst recht. Vermeiden lässt<br />

sich der Verbrauch von Energie und das Hinterlassen<br />

von Müll nicht, verkleinern lässt sich der Fußabdruck<br />

aber schon – am liebsten von Skischuh-<br />

auf Flipfl opgröße, wünschen sich Petra Percher<br />

und Robert Kropf. Sie stellen dann auch Hotels vor,<br />

die dem Gedanken der Nachhaltigkeit verpfl ichtet<br />

sind: zum Beispiel durch ökologische Bauweise<br />

bei größtmöglicher Schonung der Naturressourcen<br />

oder durch die Finanzierung von sozialen Projekten<br />

über den Zimmerpreis. Das kann ein Luxushotel<br />

auf den Seychellen ebenso sein wie ein<br />

Vollholz-Hotel im Allgäu<br />

zu deutlich niedrigeren<br />

Preisen. sc<br />

^ Petra Percher, Robert<br />

Kropf: „Green Hotels.<br />

100 exklusive Reiseziele<br />

für nachhaltige Erholung“.<br />

Brandstätter, 192 S.,<br />

19,90 € (D / A) • 30,50 sFr.<br />

© Franco Pace/ Delius Klasing<br />

Berglandschaften<br />

Das Wallis bietet beeindruckende Berge – seien<br />

es die Viertausender rund um Saas-Fee oder das<br />

Matterhorn bei Zermatt. Wer diese Gipfel nicht<br />

selbst besteigen, aber bewundern oder auch andere<br />

Impressionen in den Landschaften zwischen<br />

Genfersee und Rhonequelle einfangen möchte,<br />

kann mit Stéphane Maire auf Wanderschaft gehen.<br />

Es sind 50 ganz unterschiedliche Touren, zu<br />

denen der Walliser Bergfotograf einlädt: Klassiker<br />

ebenso wie abseitige Wege zu einsamen Seitentälern.<br />

Und das in fast allen Schwierigkeitsgraden<br />

bis hin zum anspruchsvollen Berg- und schwierigen<br />

Alpinwandern meist ohne Wegspuren. Mit<br />

praktischen Tipps zum Beispiel zu Unterkunft und<br />

Verpfl egung. sc<br />

^ Stéphane Maire: „Das große Wanderbuch Wallis“.<br />

AT Verlag, 208 S., 39,90 € (D) • 41,10 € (A) • 49,90 sFr.<br />

»Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist,<br />

sieht nur eine Seite davon«<br />

Augustinus Aurelius<br />

Mistral über der<br />

Bucht von Saint-<br />

Tropez – kein<br />

Grund zur Panik<br />

für erfahrene<br />

Segler<br />

Beeindruckende Bauwerke<br />

Wenn Sie sich für Architektur, Kunst und Geschichte<br />

interessieren, aber keine Zeit zum Reisen haben,<br />

ist dieser Bildband genau das Richtige. Er<br />

zeigt in Fotos und Zeichnungen beeindruckende<br />

Bauwerke wie die Kathedrale von Chartres, den<br />

Petersdom in Rom, Schloss Schwanstein, den<br />

Himmelstempel in Bejing oder die Chinesische<br />

Mauer: detaillierte Einblicke in mehr <strong>als</strong> 100<br />

Kirchen, Tempel, Museen, Schlösser und historische<br />

Anlagen auf der ganzen Welt. sc<br />

^ „Das muss ich sehen. Reise-Highlights der Welt<br />

in 3D“. Dorling Kindersley, 264 S., 24,95 € (D) •<br />

25,70 € (A) • 42,90 sFr.<br />

6<br />

buchjournal 1/2012


Faszinierende Impressionen aus einer anderen Welt:<br />

Der Fotograf Stanislas Fautré lädt nach Australien ein.<br />

Schräge Vögel, steile Klippen<br />

E s<br />

sind ganz unterschiedliche Eindrücke:<br />

Der Fotograf Stanislas Fautré<br />

zeigt einsame, idyllische Buchten, bizarre<br />

Felsen, atemberaubende Schluchten und<br />

Wasserfälle; die fantastische Oper von<br />

Sydney, aber auch verlassene Häuser im<br />

Nirgendwo – <strong>als</strong> würden die Geisterorte in<br />

diese Landschaften gehören; Aborigines<br />

mit bemalten Gesichtern und Körpern,<br />

Truckfahrer vor ihren riesigen Lkws, umgeben<br />

von Sand und Staub, Cowboys, die<br />

in den endlosen Weiten hier geradezu zu<br />

Hause zu sein scheinen, und Motorradfahrer,<br />

echte Männer, die keine Angst haben<br />

vor stundenlangen Fahrten ins Nichts und<br />

Nirgendwo.<br />

Krokodile gibt es auch und asiatische<br />

Wasserbüffel, die von Kolonisten Ende <strong>des</strong><br />

19. Jahrhunderts eingeführt wurden,<br />

Schlangen, bizarr anmutende Vögel, Koalas<br />

und ganz am Ende <strong>des</strong> Buchs die obligatorischen<br />

Kängurus.<br />

Es gibt unendlich viel zu entdecken in<br />

Australien – und im gleichnamigen Bildband.<br />

Es sind meist ganzseitige Aufnahmen,<br />

die Landschaften einfangen, beson-<br />

buchjournal 1/2012 7<br />

dere Stimmungen, wunderbare Farben.<br />

Dazu gibt es Texte, mal kurze Bildlegenden,<br />

mal längere Erklärungen zu Nationalparks,<br />

die zum Unesco-Weltkulturerbe gehören<br />

oder zur Geschichte <strong>des</strong> Kontinents, auf<br />

dem es fast 40 000 Jahre alte Höhlenmalereien<br />

gibt. Eine Geschichte, die durch die<br />

Kolonialmacht England im 18. Jahrhundert<br />

grundlegend verändert wurde, <strong>als</strong> Traditionen<br />

und Kultur der Aborigines bekämpft<br />

und zum Teil zerstört wurden.<br />

Fautrés Buch ist eine Einladung: zum<br />

Staunen, Genießen und Nachdenken – und<br />

zum Reisen. Zumin<strong>des</strong>t einmal im Leben<br />

nach Down Under! sc<br />

Lesezeichen<br />

Stanislas Fautré:<br />

Australien. National<br />

Geographic Deutschland,<br />

192 S., 39,95 € (D) •<br />

41,20 € (A) • 65,– sFr.<br />

Unweit von Hobart<br />

stürzen die Russell Falls<br />

fast 40 Meter in die<br />

Tiefe, umgeben von<br />

einer einzigartigen<br />

Vegetation<br />

© Stanislas Fautré / National Geographic<br />

Für alle, die es wissen wollen.<br />

Kann ich<br />

Erfolg<br />

trainieren?<br />

Pädagogen und Motivationstrainer haben<br />

es uns versprochen: Erfolg ist ganz einfach.<br />

Wir müssen nur an uns glauben! Aber warum<br />

sind dann immer noch so viele Menschen<br />

erfolglos und unzufrieden? Roy Baumeister<br />

und John Tierney kennen die Antwort.<br />

2012. 328 Seiten, € 24,99<br />

www.campus.de


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LESELUST_REISEN<br />

Schrille Typen in Big Apple<br />

Es muss wohl so eine Art Traumjob für den <strong>deutschen</strong> Fotografen Philip Koschel gewesen sein:<br />

Im Auftrag von „Merian“ reiste er für ein paar Wochen nach New York, um hier zu fotografi eren.<br />

Für seinen Bildband brachte er zwar auch wohlbekannte Motive mit, den Blick auf Wolkenkratzer<br />

und in die Wall Street, auf das Guggenheim Museum und die Brooklyn Bridge. Viel häufi ger hat<br />

Koschel mit seiner Kamera aber die Einwohner von Big Apple gesucht: den breit grinsenden Typ<br />

im Superman-Shirt auf seinem rostigen Fahrrad, den tätowierten Bauarbeiter an Ground Zero, die<br />

junge Gitarristin vor dem Flatiron Building oder die artistischen Street-Rapper im Park. Und er hat<br />

vieles entdeckt, was man in der pulsierenden Metropole am Hudson kaum vermuten würde:<br />

prächtige Dachgärten, auf denen Gemüse gedeiht, die grüne Oase <strong>des</strong> Botanical Garden oder<br />

einen Gorilla, der im Dickicht <strong>des</strong> Bronx Zoo genüsslich sein Frühstück verspeist. bai<br />

^ „New York – 100 Momente“. Merian, 193 S., 49,90 € (D) • 51,4o € (A) • 85,50 sFr.<br />

Sylt total<br />

Dünen; tosen<strong>des</strong> oder auch ganz stilles Meer;<br />

dramatische Sonnenuntergänge; traumhafte<br />

Frühlings- und Sommerlandschaften: Es sind erst<br />

einmal Bilder, die einem bei dem Gedanken an<br />

Sylt in den Sinn kommen und die Hans Jessel in<br />

schönen, stimmungsvollen Fotos eingefangen<br />

hat. Es gibt aber auch Geräusche und Musik, die<br />

typisch für Sylt sind: Kirchenglocken, Bahnübergänge,<br />

die Brandung, Vogelgeschrei, das alles<br />

und vieles mehr ist auf drei CDs zu hören. Sylt für<br />

die Augen und für die Ohren – ein Erlebnis zum<br />

Träumen für<br />

alle, die auf<br />

dem Festland<br />

feststecken. sc<br />

^ Hans Jessel:<br />

„Sylt Sounds“.<br />

Edel Germany,<br />

120 S., 39,95 €<br />

(D) • 41,10 € (A) •<br />

56,90 sFr.<br />

Abenteuerleben<br />

Wo anderen schon<br />

vom Hinschauen<br />

schwindlig wird,<br />

klettert Stefan Glowacz.<br />

Immer wieder<br />

bricht er auf,<br />

nimmt auch tagelangen<br />

Regen oder<br />

eisige Kälte in Kauf – für immer neue Expeditionen<br />

und das immer neue Überwinden von Grenzen.<br />

Was er mit seinem Team zuletzt erlebt hat, zeigt er<br />

in einem Fotoband mit Landschafts- und Abenteuerimpressionen,<br />

mit Bildern von Kanu- und Segelfahrten<br />

und natürlich vom Klettern. Sie erzählen<br />

eindrücklich von einem Leben, <strong>des</strong>sen Ziel der Aufbruch<br />

ist: sei es in Kanada oder in der Antarktis, in<br />

Patagonien oder in Nepal. sc<br />

^ Stefan Glowacz, Tanja Valérien-Glowacz:<br />

„Stefan Glowacz Expeditionen. Extremklettern am<br />

Ende der Welt“. Delius Klasing, 240 S., 39,90 € (D) •<br />

41,1o € (A) • 51,90 sFr.<br />

8<br />

buchjournal 1/2012


Im vorigen Herbst fragten wir die Buchjournal-Leser nach ihrem<br />

Lieblingsautor – die meisten votierten für Rebecca Gablé.<br />

Den Riesen-Bücherstapel durfte ein Leser in Hameln packen.<br />

„Wunderbar unterhaltend“<br />

© Nils Propfen<br />

Ü berraschend<br />

klar hat Rebecca<br />

Gablé das Rennen<br />

um den zeitgenössischen<br />

Lieblingsautor für sich entschieden:<br />

Beim großen Buchjournal-Gewinnspiel<br />

vereinte<br />

die sympathische Autorin aus<br />

Mönchengladbach die meisten<br />

Stimmen der rund 1 500 Einsendungen<br />

auf sich. Zuletzt<br />

hatte sie mit ihrem Historienschmöker<br />

„Der dunkle Thron“<br />

(Ehrenwirth) im vergangenen<br />

Herbst für Furore gesorgt.<br />

Und dies sind die Top Five<br />

der beliebtesten Autoren:<br />

1. Rebecca Gablé<br />

2. Charlotte Link, Jussi Adler-Olsen<br />

3. Dora Heldt, Walter Moers,<br />

Martin Suter<br />

4. Jo Nesbø<br />

5. Ken Follett, Cornelia Funke<br />

Henning Mankell<br />

Der attraktive Preis war ein Grund für die<br />

große Beteiligung: Der Sieger durfte sich so<br />

viele Bücher aussuchen, wie er aus der Ladentür<br />

seiner Buchhandlung hinaustragen<br />

konnte. Reinhard Soyka war der glückliche<br />

Hauptgewinner, der in der Buchhandlung<br />

buchjournal 1/2012 9<br />

© Olivier Favre<br />

Lieblingsautorin,<br />

hautnah: Rebecca Gablé<br />

wird am 3. April mit<br />

ihren Fans chatten<br />

GEWINNSPIEL<br />

Stolzer Sieger:<br />

Reinhard Soyka<br />

(rechts) gewinnt<br />

den Bücherberg,<br />

Buchhändler Peter<br />

Matthias gratuliert<br />

Matthias in Hameln einen<br />

Bücherberg an Dokumentationen,<br />

Kunst- und Sachbüchern<br />

und leichter Unterhaltung aufschichtete.<br />

Und hier eine Auswahl der<br />

Begründungen für die Wahl<br />

von Rebecca Gablé:<br />

„Weil sie mich in eine andere<br />

Welt entführt.“ (Barbara<br />

Dadlhuber)<br />

„Weil ihre Romane wunderbar<br />

unterhalten, ohne seicht zu<br />

sein.“ (Petra Brechtel)<br />

„Weil die Bücher wahnsinnig<br />

spannend sind“ (Carmen Fabel)<br />

„Weil sie englische Geschichte so spannend<br />

und interessant verpackt“ (Petra Alberti)<br />

Alle Infos zum Gewinnspiel und das Video<br />

der Preisverleihung finden Sie unter<br />

buchjournal.de/gewinnspiel. bai<br />

Rebecca Gablé freut sich, mit ihren<br />

Buchjournal-Fans live zu chatten: am<br />

Dienstag, 3. April, ab 18 Uhr. Klicken<br />

Sie rein auf www.buchjournal.de/chat!<br />

Edition am Gutenbergplatz Leipzig.<br />

Verlag für Forschung, Lehre und Anwendung.<br />

Gegründet am 21.02.2003 im Haus <strong>des</strong> Buches<br />

in Leipzig, am Gutenbergplatz.<br />

Verlagsname abgekürzt: EAGLE bzw. EAG.LE.<br />

www.eagle-leipzig.de / tagesaktuell:<br />

www.eagle-leipzig.de/verlagsprogramm.htm<br />

2011. 1. Aufl. W. Stolz. 2011. 2. Aufl. G. Graumann.<br />

EAGLE 053. 75 S. € 14,50 EAGLE 006. 120 S. € 14,50<br />

ISBN 978-3-937219-53-0 ISBN 978-3-937219-80-6<br />

2011. 1. Aufl. Hupfer / Tinz. 2010. 1. Aufl. Deweß / Hartwig.<br />

EAGLE 043. 98 S. € 14,50 EAGLE 038. 186 S. € 18,50<br />

ISBN 978-3-937219-43-1 ISBN 978-3-937219-38-7<br />

Alle Titel im VLB-online.<br />

weiss@eagle-leipzig.eu<br />

2011. 6. Aufl. H. Wußing. 2012. 1. Aufl. Hardc. H. Krämer.<br />

EAGLE 051. 279 S. € 26,50 EAGLE 056. 43 S. € 19,50<br />

ISBN 978-3-937219-51-6 ISBN 978-3-937219-56-1<br />

2011. 1. Aufl. R. Thiele. 2011. 1. Aufl. H. W<strong>als</strong>er.<br />

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ISBN 978-3-937219-47-9 ISBN 978-3-937219-42-4<br />

EAGLE: Unabhängiger Wissenschaftsverlag in Leipzig.<br />

www.eagle-leipzig.de / www.leipziger-manuskripte.de<br />

Bestellungen bitte an Ihre Buchhandlung.


Schön&Gut<br />

Dekorative Teelichte<br />

Wer Spaß am Gestalten hat,<br />

möchte am liebsten sofort<br />

loslegen. Doch nichts bremst<br />

die Laune und Motivation so<br />

sehr wie die Feststellung,<br />

dass wichtige Bastelzutaten<br />

fehlen. Wer auf Nummer sicher<br />

gehen möchte, setzt auf<br />

Kreativsets, in denen alle<br />

Materialien samt Anleitung<br />

komplett vorhanden sind – wie bei den Deko-<br />

Laternen, die man selbst bemalen kann. So<br />

kann man hoch inspiriert seiner Kreativität freien<br />

Lauf lassen und schwungvoll zur Tat schreiten.<br />

Eine Idee, die auch Anfängern erfolgreiche<br />

Bastelerlebnisse verspricht.<br />

^ Kreativset „Harmony“ oder „Romantic Dream“.<br />

Deko-Laterne für Teelicht aus Metall mit herausnehmbaren<br />

Glasscheiben, 3 x 15 ml Glasfarbe, 20 ml<br />

Reliefpaste, Pinsel, Anleitung und Malvorlagen.<br />

12,95 €. www.marabu.de<br />

Knall-<br />

Effekte<br />

Wer behauptet, Chemie sei langweilig, weiß nicht, was alles möglich ist. Zum Beispiel <strong>als</strong> durchgeknallter<br />

Showmaster ein spektakuläres Bühnenprogramm aus dem Ärmel zaubern! Also:<br />

Schutzbrille auf, Kittel an, die Haare durchwuscheln (für den ultimativen Einstein-Look) und die<br />

erstaunlichsten Experimente mit überraschenden chemischen und physikalischen Effekten einstudieren.<br />

Die Show kommt ohne doppelten Boden aus und die weißen Kaninchen können auch<br />

unbehelligt bleiben, denn alle Experimente basieren auf naturwissenschaftlichen Phänomenen.<br />

Versuche wie „Pharaoschlangen“ oder „Hexenmehl“ setzen Wissenschaft unterhaltsam in Szene<br />

und eröffnen so manchem, dem der Chemieunterricht bisher ein Graus war, neue Perspektiven.<br />

^ „Showexperimente“. Laborausstattung mit Geräten, Gefäßen, Chemikalien, Schutzbrille und<br />

Anleitung für 27 Experimente im Comicstil. 49,99 €, ab 12. www.kosmos.de<br />

Prickelnd schön<br />

„Guck mal, Mami, hab’ ich selbst gemacht!“ Kinder<br />

lieben es, ihre Fantasie auszuleben. Die etwas<br />

Größeren brauchen dazu nur Buntstifte,<br />

Schere, Kleber und Papier; den etwas Kleineren<br />

helfen schöne Vorlagen, die sie ausmalen und<br />

weitergestalten können. Eine alte Basteltechnik,<br />

die auch ganz Kleine schon erfolgreich selbstständig<br />

ausführen können, ist das Prickeln. Voller<br />

Stolz können sie dann ihr eigenes Kunstwerk<br />

präsentieren und ein dickes Lob einheimsen.<br />

^ „Kreativset Glitzern“. Block mit 25 Vorlagen,<br />

2 Stickerbögen, 3 Glitzer-Dosen, 1 Prickelnadel,<br />

1 Prickelunterlage, 11,95 €, ab 2. www.haba.de<br />

© Fa. Habermaaß GmbH<br />

TEXT: CHRISTINA BUSSE<br />

© Kosmos<br />

Frühlingsfrische Stoffi deen<br />

Selbermachen ist im Trend. Davon zeugen zahlreiche<br />

Internet-Foren wie etwa dawanda.com, in<br />

denen kreative Köpfe Ideen, Tipps und Tricks<br />

austauschen. Eine wachsende Fangemeinde hat<br />

die skandinavische Designerin Tone Finnanger,<br />

die mit frühlingsfrischen Stoffi deen für die eigenen<br />

vier Wände begeistert. Bei der Norwegerin,<br />

die auf einer kleinen Insel lebt, wartet ein dekorativer<br />

Hausengel in der Küche auf Gesellschaft.<br />

^ Tilda Bastel-Set „Engel Kitchengarden“, inklusive<br />

Stoffen, Perlen, Spitze, Schnittmuster, Garn, Nadel<br />

u.v.m. Die fertige Figur ist 63 cm hoch. 43,99 €.<br />

www.knorrprandell.de<br />

Wolkenstürmer<br />

In Japan haben die aus einem Bogen Papier gefalteten<br />

Origamidrachen eine jahrhundertealte Tradition;<br />

ebenso in Europa, wo Leonardo da Vinci <strong>als</strong><br />

Urvater der Papierfl iegerei gilt – und nach ihm haben<br />

mit Papierfl iegern schon Generationen von<br />

Schülern in langweiligen Unterrichtsstunden ihrer<br />

Kreativität Flügel verliehen. Auch heute noch<br />

macht es Kindern und Erwachsenen in aller Welt<br />

Spaß, Origamifi guren zu basteln – erst recht,<br />

wenn diese spielerisch in die Luft gehen können<br />

wie der Wolkenstürmer oder der Hundedrachen.<br />

^ Mari Ono und Roshin Oni: „Flieg, Origami, fl ieg“.<br />

128 Seiten, mit 50 Blatt Origamipapier, 16,99 €.<br />

www.christophorus-verlag.de<br />

10<br />

© KnorrPrandell GmbH<br />

buchjournal 1/2012


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Exklusiv für Buchjournal-Leser –<br />

Leserreise mit der MS/ASTOR<br />

12-tägige Ostsee-Kreuzfahrt vom 03.09.-14.09.2012<br />

„Wo Geschichte lebendig wird!“<br />

Freuen Sie sich auf pures<br />

Kreuzfahrtvergnügen zu den<br />

schönsten Städten an der<br />

Ostsee. Gleich zu Beginn<br />

steuert Ihre kleine, familiäre<br />

ASTOR Kaliningrad (ehem<strong>als</strong><br />

Königsberg) an, das gleichermaßen<br />

ein Symbol deutscher<br />

und russischer Vergangenheit<br />

ist. In Tallinn werden Sie<br />

von echter Lebensfreude begrüßt.<br />

Schlendern Sie durch<br />

die pulsierenden Altstadtgassen<br />

und genießen Sie<br />

das zauberhafte Flair der<br />

estländischen Metropole.<br />

Glanz und Gloria erwartet<br />

Sie in St. Petersburg. Die<br />

prächtige Zarenstadt an der<br />

Newa verwöhnt Sie mit<br />

unsagbaren Schätzen ihrer<br />

Geschichte. Unser Tipp für<br />

Sie: Begleiten Sie uns auf<br />

eine Führung durch die im<br />

Winterpalais untergebrachte<br />

Eremitage, eine der größten<br />

und berühmtesten Gemäldegalerien<br />

der Welt. Auch<br />

Helsinki und Stockholm<br />

werden Sie begeistern. Die<br />

beiden skandinavischen<br />

Metropolen laden durch<br />

ihre Verbundenheit zum<br />

Meer und zur Natur zum<br />

ganz entspannten Verweilen<br />

ein. Vielleicht haben Sie<br />

ja Lust, per Boot Helsinkis<br />

Inseln und Schären zu entdecken.<br />

Romantikern empfehlen<br />

wir hingegen die verträumte<br />

Insel Gotland und<br />

zum krönenden Abschluss<br />

dieser Kreuzfahrt das königliche<br />

Kopenhagen. Eine wahr-<br />

lich internationale Route,<br />

reichlich gespickt mit Kunst<br />

und Kultur, architektonischen<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

und unvergesslichen Eindrücken.<br />

Willkommen an<br />

Bord der ASTOR.<br />

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LEIPZIGER BUCHMESSE<br />

Ein Höhepunkt der Messe ist die<br />

Verleihung <strong>des</strong> Preises der<br />

Leipziger Buchmesse – mit dem<br />

Buchjournal <strong>als</strong> Medienpartner.<br />

Spannung<br />

in der Halle<br />

A nd<br />

the winner is …“ Ein wenig Oscar-<br />

Fieber wird in der riesigen Glashalle<br />

der Leipziger Messe wieder aufkommen,<br />

wenn am Donnerstag, dem 15. März, ab<br />

16 Uhr die Jury die 15 nominierten Autoren<br />

und Übersetzer – und natürlich ihre Bücher<br />

– vorstellt. Die Spannung ist mit Händen<br />

zu greifen, bis dann endlich unter dem<br />

Applaus <strong>des</strong> Publikums die drei Sieger in<br />

den drei Kategorien verkündet werden.<br />

460 Titel aus 147 Verlagen wurden in diesem<br />

Jahr in den Kategorien Belletristik,<br />

Sachbuch und Übersetzung eingereicht. Die<br />

siebenköpfi ge Jury unter Vorsitz von Verena<br />

Belletristik<br />

^ Anna Katharina Hahn:<br />

Am Schwarzen Berg.<br />

Suhrkamp, 236 S., 19,95 €<br />

^ Sherko Fatah:<br />

Ein weißes Land. Luchterhand<br />

Literaturverlag,<br />

480 S., 236 S., 21,99 €<br />

^ Wolfgang Herrndorf:<br />

Sand. Rowohlt Berlin,<br />

480 S., 19,95 €<br />

Auffermann las, prüfte und diskutierte, bis<br />

man sich schließlich Anfang Februar auf jeweils<br />

fünf Nominierungen verständigte.<br />

Das Buchjournal ist 2012 erneut Medienpartner<br />

beim Preis der Leipziger Buchmesse<br />

– und 20 Buchjournal-Leser können mit<br />

ein wenig Glück bei der Preisverleihung dabei<br />

sein (siehe Kasten).<br />

Doch auch sonst ist die Frühjahrsbuchmesse<br />

vom 15. bis 18. März eine Reise wert:<br />

Rund 2 100 Verlage präsentieren ihre Neuerscheinungen,<br />

und das Lese festival „Leipzig<br />

liest“ lädt ein zu mehr <strong>als</strong> 2 300 Veranstaltungen<br />

an rund 350 Orten. �<br />

12<br />

Besuchen Sie uns auf<br />

der Buchmesse!<br />

• Buchjournal-Talk mit Anne Chaplet<br />

Donnerstag, 15. März, 12 Uhr<br />

Halle 3, Stand E 403 / F 410<br />

• Buchjournal-Talk mit Marion Brasch<br />

Freitag, 16. März, 12 Uhr<br />

Halle 3, Stand E 403 / F 410<br />

^ Jens Sparschuh:<br />

Im Kasten. Kiepenheuer &<br />

Witsch, 224 S., 18,99 €<br />

^ Thomas Steinaecker:<br />

Das Jahr, in dem ich<br />

aufhörte, mir Sorgen<br />

zu machen, und anfi ng<br />

zu träumen. S. Fischer,<br />

400 S., 19,99 €<br />

buchjournal 1/2012


Sachbuch<br />

^ Jörg Baberowski:<br />

Verbrannte Erde. Stalins<br />

Herrschaft der Gewalt.<br />

C. H. Beck, 606 S., 29,95 €<br />

^ Carolin Emcke:<br />

Wie wir begehren.<br />

S. Fischer, 256 S., 19,99 €<br />

^ Manfred Geier:<br />

Aufklärung. Das europäische<br />

Projekt. Rowohlt,<br />

416 S., 24,95 €<br />

^ Lothar Müller:<br />

Weiße Magie. Die<br />

Epoche <strong>des</strong> Papiers.<br />

Hanser, 384 S., 24,90 €<br />

^ Wilfried F. Schoeller:<br />

Alfred Döblin. Eine<br />

Biographie. Hanser,<br />

912 S., 34,90 €<br />

10 x 2 Karten zu gewinnen!<br />

buchjournal 1/2012 13<br />

Übersetzung<br />

^ Aus dem Bulgarischen<br />

von Thomas Frahm:<br />

Nie war es herrlicher<br />

zu leben. C. H. Beck,<br />

428 S., 24,95 €<br />

^ Aus dem Französischen<br />

von Hans Pleschinski:<br />

Vladimir Zarev:<br />

Feuerköpfe. Deuticke,<br />

704 S., 25,90 €<br />

^ Aus dem Englischen von<br />

Nikolaus Stingl:<br />

William H. Gass:<br />

Der Tunnel. Rowohlt,<br />

1 096 S., 36,95 €<br />

^ Aus dem Ungarischen<br />

von Christina Viragh:<br />

Péter Nádas: Parallelgeschichten.<br />

Rowohlt,<br />

1 728 S., 39,95 €<br />

^ Aus dem Französischen<br />

von Caroline Vollmann:<br />

Théophile Gautier:<br />

Mademoiselle de Maupin.<br />

Manesse, 704 S., 24,95 €<br />

Das Buchjournal verlost 10 x 2 Tageskarten<br />

für die Leipziger Buchmesse, die<br />

vom 15. bis 18. März täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet ist. Senden Sie uns unter<br />

dem Stichwort „Leipziger Buchmesse“ eine E-Mail an leipzig@buchjournal.de oder<br />

schreiben Sie uns per Post an: Redaktion Buchjournal, Postfach 10 04 42, 60004<br />

Frankfurt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsen<strong>des</strong>chluss ist der 4. März.<br />

Viel Glück!<br />

Rudolf<br />

Steiner<br />

Zwischen<br />

Ost<br />

und<br />

West<br />

Ursachen<br />

<strong>des</strong><br />

neuzeitlichenWeltgeschehens<br />

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431 S., gebunden<br />

ISBN 978-3-86772-031-1<br />

Vor 100 Jahren waren Kräfte<br />

am Werk, die den 1. Weltkrieg<br />

ausgelöst haben.<br />

Der Nation<strong>als</strong>ozialismus und der<br />

2. Weltkrieg – mit ihren Folgen bis in<br />

die Gegenwart – werden erst<br />

durch die Auseinandersetzung<br />

mit diesen Kräften<br />

wirklich verständlich,<br />

erklärbar.<br />

Rudolf<br />

Steiner<br />

Zukunft<br />

verstehen<br />

Ein Grundkurs<br />

in Apokalyptik<br />

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352 S., gebunden<br />

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978-3-86772-005-2<br />

€ 12<br />

Was Rudolf Steiner in diesen Vorträgen<br />

über die Zukunft von Erde und Mensch<br />

zu sagen hat, ist einmalig. Der Ernst der<br />

menschlichen Freiheit, die eine zunehmende<br />

Scheidung der Geister hervorruft<br />

– bis hin zum großen «Krieg aller<br />

gegen alle» –, entscheidet auch über die<br />

Zukunft unseres Planeten.


Titel<br />

Mit Götz Alsmann moderiert Christine Westermann die Fernsehsendung<br />

„Zimmer frei!“. Sie empfi ehlt Bücher im WDR. Sie ist selbst Autorin – und 2012<br />

schreibt sie auch für das Buchjournal. Hier ist sie, unsere neue Kolumnistin:<br />

Offen, lebendig und<br />

immer noch jung<br />

TEXT: SABINE SCHMIDT • FOTOS: LUDOLF DAHMEN<br />

ihre Fernsehshow „Zimmer frei!“ gibt es<br />

seit 15 Jahren, sie hat längst Kultstatus,<br />

aber Christine Westermann gibt sich nicht<br />

<strong>als</strong> Star. Sie wirkt still, und auch ihr Erscheinungsbild<br />

ist zurückhaltend. Sie ist<br />

ganz in Schwarz gekleidet, trägt zur Auflockerung<br />

nur ein helles Tuch und <strong>als</strong><br />

Schmuck ihren Ehering und schlichte<br />

Ohrringe. Man kennt sie, das ist zu merken,<br />

im Café <strong>des</strong> Museums für Angewandte<br />

Kunst in Köln, wo sie sich gern zu<br />

Interviews verabredet. Aber sie wird nicht<br />

angesprochen, und das ist für sie in Ordnung.<br />

„Götz Alsmann ist die Rampensau“,<br />

sagt Christine Westermann über ihren<br />

Mitstreiter bei „Zimmer frei!“. „Ich bin die<br />

Frau in der zweiten Reihe“, und zurückhaltend<br />

bleibt sie auch, wenn die Kameras<br />

ausgeschaltet sind.<br />

Dass sie Mitte der 1990er Jahre zu der<br />

Fernsehsendung kam, war nur halbwegs geplant.<br />

Dam<strong>als</strong> moderierte sie im WDR-Fernsehen<br />

die „Aktuelle Stunde“ mit Frank Plasberg<br />

und war für „Zimmer frei!“ nur die<br />

zweite Besetzung. Für eine Show, die zudem<br />

nur für wenige Sendungen geplant war: Es<br />

ist ein Zimmer frei in einer fi ktiven WG; die<br />

beiden Bewohner, Christine Westermann<br />

und Götz Alsmann, suchen einen dritten<br />

und casten dafür Gäste, bei einem gemein-<br />

samen Aben<strong>des</strong>sen, bei Gesprächen sowie<br />

bei witzigen bis albernen Spielen – die beiden<br />

Gastgeber bezeichnen ihre Show selbst<br />

gern <strong>als</strong> „Kindergeburtstag für Prominente“.<br />

Dabei liegt Westermanns Schwerpunkt<br />

eher bei den Gesprächen, während<br />

Alsmann der geniale Musiker und der Richtige<br />

fürs Gokartfahren ist, „das mir nicht<br />

mehr ganz so leichtfällt“, sagt die 63-Jährige<br />

lächelnd – und man merkt, dass sie nicht<br />

nur gern gute Gespräche führt, sondern<br />

auch selbst Spaß an Blödsinn hat.<br />

Ein großes Aufgebot an Stars und Sternchen<br />

hat sich in 15 Jahren bei der Fernseh-<br />

WG vorgestellt, und zu diesem kleinen Jubiläum<br />

gibt es eine DVD-Box: „Zimmer<br />

frei! 15 Jahre, 15 Lieblingssendungen“. Rudolph<br />

Moshammer war da, Roger Willem-<br />

Lesezeichen<br />

Götz Alsmann und Christine<br />

Westermann: Zimmer frei!<br />

15 Jahre, 15 Lieblingssendungen.<br />

Roof Music, DVD,<br />

44,95 € (D) • 45,40 € (A) •<br />

62,90 sFr.<br />

»Götz Alsmann ist<br />

die Rampensau.<br />

Ich bin die Frau in<br />

der zweiten Reihe«<br />

sen, Katharina Thalbach, Wencke Myhre,<br />

Hape Kerkeling, Sönke Wortmann oder<br />

Alice Schwarzer, „die von Anfang an Götz<br />

sehr zugewandt war und mich links liegen<br />

ließ“. Westermann nimmt’s locker – und<br />

lässt sich weitere Äußerungen über ihre<br />

prominenten Gäste nicht entlocken.<br />

Nur über Matthias Brandt spricht sie etwas<br />

mehr, den Schauspieler und Sohn von<br />

Willy Brandt. „Ich bewundere ihn sehr,<br />

und <strong>als</strong> er bei uns in der Sendung war, habe<br />

ich mich vor lauter Bewunderung ganz<br />

klein gefühlt.“ Eine gestandene Journalistin<br />

mit jahrzehntelanger Radio- und Fernseherfahrung,<br />

die für „Zimmer frei!“ im<br />

Jahr 2000 den renommierten Grimme-<br />

Preis erhielt, fühlt sich ihren Gesprächspartnern<br />

gegenüber klein?<br />

„Sehr selbstbewusst bin ich tatsächlich<br />

lange nicht gewesen, und sicherlich hat<br />

das auch an meiner Kindheit gelegen. Meine<br />

Eltern haben sich nach nur vier Jahren<br />

Ehe scheiden lassen und mein Vater, der<br />

mir sehr zugetan war, ist gestorben, <strong>als</strong> ich<br />

erst 13 war“, sagt sie – nimmt sich aber 0<br />

14<br />

buchjournal 1/2012


Selbstbewusst „Wenn mich heute<br />

jemand fragt, wer ich sein möchte, dann<br />

möchte ich Christine Westermann sein“<br />

buchjournal 1/2012 15


TITEL<br />

0 gleich wieder zurück. „Es war<br />

nicht einfach, aber auch keine Katastrophe.<br />

Andere Menschen müssen<br />

Schlimmeres durchmachen.“<br />

Dennoch: Ein Stück Unsicherheit<br />

ist lange geblieben. Auch der Grimme-Preis<br />

hat da nicht geholfen – „der<br />

galt ja nicht mir, sondern dem ganzen<br />

Team, so habe ich das jedenfalls empfunden.<br />

Der Ritterschlag war für<br />

mich erst der Deutsche Radiopreis.“<br />

Das war im Herbst 2010. Ausgezeichnet<br />

wurde Christine Westermann in<br />

der Kategorie Bestes Interview für ein<br />

Gespräch auf WDR 2 in der Sendung<br />

„Montalk“. Sie hat diesen Preis nicht<br />

zuletzt für „intelligentes Zuhören“<br />

bekommen, so die Begründung der<br />

Jury. „Intensive Vorbereitung, gut<br />

zuhören – und bereit sein, den geplanten<br />

Weg zu verlassen, wenn das<br />

Gespräch anders läuft, <strong>als</strong> ich mir<br />

das gedacht habe“, so fasst die Journalistin<br />

ihr „Rezept“ für ein gutes<br />

Interview zusammen.<br />

Neben „Zimmer frei!“ und dem<br />

„Montalk“ empfiehlt sie Bücher, alles<br />

beim WDR und alles freiberuflich. Ihre<br />

Buchtipps gibt sie auf dem Kulturkanal<br />

WDR 5, bei „Frau TV“ und sonntagmorgens<br />

auf WDR 2. Sie sind sehr beliebt: Titel,<br />

die von Christine Westermann empfohlen<br />

werden, werden gekauft und gelesen. Und<br />

wenn sie mit ihren Buchempfehlungen in<br />

der Vorweihnachtszeit auf Tour geht, füllt<br />

sie Säle mit 500 Plätzen.<br />

Zu den Buchtipps ist sie für sie selbst<br />

ganz überraschend gekommen. „Ich wurde<br />

2000 gefragt, ob ich, abwechselnd mit Elke<br />

Heidenreich, Bücher vorstellen will.“ Sie<br />

hatte dam<strong>als</strong> keine Ahnung, wie Literaturkritiker<br />

arbeiten, und ging erst einmal in<br />

eine Buchhandlung. „Ich holte mir einen<br />

Stapel Bücher aus den Regalen, setzte mich<br />

in einen Sessel und fing an zu lesen. Vier<br />

Romane gefielen mir, die habe ich dann gekauft<br />

und für die Buchtipps beim WDR zugesagt.<br />

Dam<strong>als</strong> habe ich sie noch <strong>als</strong> Texte<br />

formuliert und vorgelesen. Furchtbar!“<br />

Heute empfiehlt sie ihre Bücher im Gespräch<br />

mit dem Moderator der jeweiligen<br />

Sendung – eine lebendige Form, die ihr<br />

sehr entspricht. Dabei ist sie im Radio wie<br />

im direkten Gespräch: konzentriert, zugleich<br />

aber locker und humorvoll.<br />

Welche Bücher haben ihr in letzter Zeit<br />

besonders gut gefallen? „Sprechende Män-<br />

Zur Person<br />

Christine Westermann, geboren 1948 in Erfurt,<br />

arbeitet seit 1972 <strong>als</strong> freie Journalistin. Sie moderiert<br />

gemeinsam mit Götz Alsmann die Sendung<br />

„Zimmer frei!“. Sie ist zudem <strong>als</strong> Moderatorin für<br />

die WDR- Radiosendung „Montalk“ tätig, sie<br />

empfiehlt Bücher im WDR-Fernsehen und WDR-<br />

Radio, und sie schreibt selbst Bücher. 2000 wurde<br />

sie (gemeinsam mit Götz Alsmann) mit dem<br />

Grimme-Preis und 2010 mit dem Deutschen<br />

Radio preis ausgezeichnet. Christine Westermann<br />

lebt mit ihrem Mann in Köln.<br />

ner“ von Jochen-Martin Gutsch und Maxim<br />

Leo, „34 Meter über dem Meer“ von Annika<br />

Reich, „und vor Kurzem habe ich ‚Süden<br />

und die Schlüsselkinder‘ von Friedrich Ani<br />

gelesen – ich habe mich abends mit dem<br />

Krimi ins Bett gelegt und erst aufgehört, <strong>als</strong><br />

ich ihn durchhatte.“<br />

Mit der Zurückhaltung ist es jetzt vorbei,<br />

und es ist, wie im Radio, eine lebhafte, leidenschaftliche<br />

Christine Westermann, die<br />

von ihren Leseerlebnissen erzählt. Sie lässt<br />

sich von Büchern fesseln, und diese Faszination,<br />

diese Begeisterung gibt sie an ihre Zuhörer<br />

weiter.<br />

16<br />

Lässig – und leidenschaftlich: Christine<br />

Westermann kämpft für „ihre“ Bücher<br />

Im klassischen Feuilleton stoßen<br />

ihre sehr persönlichen Empfehlungen<br />

zuweilen ebenso auf Ablehnung<br />

wie die Auswahl ihrer Titel.<br />

Christine Westermann legt zwar<br />

großen Wert auf sprachliche Qualitäten,<br />

aber insbesondere auch auf<br />

das, was sie „Lesbarkeit“ nennt.<br />

„Meine Zuhörer sind in der Regel<br />

nicht ausgebildete Literaturwissenschaftler,<br />

sondern zum Beispiel Versicherungskauffrauen,<br />

die gern lesen,<br />

sich aber nicht mühsam einen<br />

Text erarbeiten wollen.“<br />

Zu Diskussionen darüber, wie ein<br />

gutes Buch zu definieren ist, kam es<br />

auch, <strong>als</strong> Christine Westermann im<br />

vergangenen Herbst Jurymitglied<br />

beim Deutschen Buchpreis war und<br />

sie versuchte, ihre Titel – unter anderem<br />

„Léon und Louise“ – auf die<br />

Longlist zu bringen. „Es war eine<br />

harte Zeit“, sagt sie – und lächelt<br />

dann über sich selbst, weil sie sich auch<br />

jetzt noch in Rage redet, auch wenn am<br />

Ende mit Eugen Ruges „In Zeiten <strong>des</strong> abnehmenden<br />

Lichts“ ein Buch ausgezeichnet<br />

wurde, mit <strong>des</strong>sen Wahl sie sehr einverstanden<br />

ist. „Unmittelbar danach wollte ich<br />

nie wieder in einer Jury mitarbeiten. Jetzt<br />

habe ich aber doch schon wieder Lust<br />

dazu.“<br />

In vier Jahrzehnten journalistischer Arbeit<br />

hat sie gelernt, Kritik und Rückschläge<br />

einzustecken – und weiterzumachen.<br />

Nur einmal habe sie zu früh aufgegeben,<br />

meint sie: <strong>als</strong> sie im WDR-Fernsehen im<br />

Herbst 2009 in einer eigenen Sendung Bücher<br />

unter dem Titel „west.art“ am späten<br />

Abend vorstellte. Die Quoten waren niedrig,<br />

und die hausinterne Kritik war so heftig,<br />

dass sie krank wurde und nach nur<br />

drei Sendungen aufgab. „Heute denke ich,<br />

dass ich hätte weitermachen sollen. Eine<br />

solche Sendung braucht Zeit, sich zu etablieren.“<br />

Und jetzt? Sie ist voller Ideen und Pläne,<br />

auch wenn sie in den vergangenen Jahren<br />

etwas ruhiger geworden ist. 1990 ist sie<br />

noch einfach mal nach San Francisco aufgebrochen,<br />

nachdem eine Liebe zu Ende<br />

gegangen war. Zehn Jahre pendelte sie zwischen<br />

Köln und den USA, weil sie weiterhin<br />

buchjournal 1/2012


für den WDR tätig war. „So etwas würde<br />

ich gern noch mal machen, dieses Mal in<br />

Rom oder Sydney. Aber ich bin etwas bequem<br />

geworden und inzwischen sehr vernetzt<br />

hier in Köln. Und verheiratet.“<br />

Im Juni 2000 hat sie den Unternehmensberater<br />

Jochen Baller geheiratet, der auch<br />

ihr Agent ist. Die beiden sind sehr gesellig,<br />

haben viele Freunde und sind treue und leidensfähige<br />

Anhänger <strong>des</strong> 1. FC Köln. Heimspiele<br />

ihrer Fußballer erleben sie im Stadion.<br />

„Manchmal fahren wir auch zu Auswärtsspielen<br />

mit, zum Beispiel nach<br />

Freiburg, wo man gut schlemmen kann.“<br />

Christine Westermann steht dazu, dass sie<br />

gern isst und trinkt – und joggt dreimal in<br />

der Woche, um in Form zu bleiben, morgens<br />

um acht, bei Wind und Wetter.<br />

Aufbrüche in unbekanntes Terrain<br />

wünscht sie sich, hat sie konkret aber erst<br />

ansatzweise geplant. Das neue Jahr hat mit<br />

Dreharbeiten für „Zimmer frei!“ begonnen.<br />

Es gibt weiterhin den „Montalk“ und die<br />

Buchtipps. Zudem schreibt sie die Kolumne<br />

für das Buchjournal (siehe Seite 18). Und es<br />

gibt ein eigenes neues Buchprojekt.<br />

erliebt<br />

inFluss... Beratung<br />

Bisher hat Christine Westermann vier<br />

Bücher geschrieben: die Beziehungskomödien<br />

„Baby, wann heiratest du mich?“<br />

(1999) und „Ich glaube, er hat Schluss gemacht“<br />

(2000); „Aufforderung zum Tanz“<br />

(2008), ein Briefwechsel mit dem Journalisten<br />

Jörg Tadeusz; und gemeinsam mit<br />

Westermanns Lesetipps<br />

1. Jochen-Martin Gutsch, Maxim Leo: Sprechende<br />

Männer. Blessing, 304 S., 17,95 € (D) • 18,50 € (A) •<br />

25,90 sFr.<br />

2. Annika Reich: 34 Meter über dem Meer. Hanser,<br />

272 S., 18,90 € (D) • 19,40 € (A) • 26,90 sFr.<br />

3. Friedrich Ani: Süden und die Schlüsselkinder. Droemer<br />

Knaur, 192 S., 8,99 € (D) • 9,30 € (A) • 14,50 sFr.<br />

Stefan Worring ein Buch zum Karneval<br />

(2009) – die gebürtige Erfurterin, die in<br />

Mannheim aufgewachsen ist, ist längst<br />

nicht nur Kölnerin, sondern auch Karnevalistin.<br />

„Worüber das neue Buch sein wird,<br />

weiß ich noch nicht“, sagt sie. „Aber ich<br />

habe das Gefühl, an einem Wendepunkt<br />

zu sein. Genauer kann ich es noch nicht<br />

fassen, aber es scheint, <strong>als</strong> ob sich<br />

manches in neue Richtungen bewegen<br />

wird. Vielleicht greife ich das auf und<br />

schreibe über das Älterwerden und darüber,<br />

wie es ist, auf der Zielgeraden <strong>des</strong><br />

Lebens zu sein.“<br />

Es klingt nach einem ernsten, nachdenklichen<br />

Buch. Geschrieben werden<br />

wird es von einer Frau, die oft unsicher<br />

war, manchmal auch kämpfen und einiges<br />

einstecken musste, die aber mit sich und<br />

ihrem Leben einverstanden ist. „Wenn<br />

mich jemand fragt, wer ich sein möchte,<br />

dann möchte ich Christine Westermann<br />

sein.“ Eine schöne Zwischenbilanz von einer<br />

Frau, die – auch wenn sie ruhiger geworden<br />

ist – noch viel vorhat. Die offen<br />

wirkt, lebendig und immer noch jung. �<br />

und Buchung in Ihrem Reisebüro<br />

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Weltweite buchjournal 1/2012 Flussreisen 17 auf Premium-Niveau


Westermanns Welt<br />

Ein gelungener erster Satz ist schwer, weiß<br />

unsere Kolumnistin Christine Westermann.<br />

Selbst Daniel Glattauer hat schließlich mehr <strong>als</strong><br />

einen Monat um die ersten 15 Wörter seines<br />

neuen Romans gerungen.<br />

Schlag nach<br />

bei Tolstoi<br />

D ie<br />

Frage ist doch, wie fange ich es jetzt an. Wie kriegt diese<br />

Kolumne einen gescheiten Beginn. Und wenn schon nicht<br />

gescheit, dann wenigstens amüsant oder überraschend.<br />

Neulich haben sie in der „Süd<strong>deutschen</strong> Zeitung“ Hellmuth<br />

Karasek interviewt. Zu der Frage, wie wichtig der erste Satz einer<br />

Geschichte ist. Zum Beispiel einer wie dieser: „Ich bin gerade<br />

auf dem Weg zum Emir.“ Kommt harmlos daher, baut aber<br />

eine enorme Bedeutungskulisse auf. Da ist einer immerhin so<br />

wichtig, dass er sich gleich mit einem Emir treffen kann. So weit<br />

Karaseks literarische Analyse. Das Ganze könne <strong>als</strong>o durchaus<br />

noch das Zeug zu einem Drama haben. Vielleicht aber auch<br />

nicht.<br />

„Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche<br />

Familie hingegen ist unglücklich auf ihre besondere Art.“<br />

So beginnt Leo Tolstoi seine „Anna Karenina“. Ungeheure Spannung<br />

baue das auf, findet Karasek, schon ist der Leser gefangen<br />

und nach 1 014 Seiten hin und weg. „Anna Karenina“ gehört zu<br />

seinen Lieblingsromanen.<br />

Noch hat Daniel Glattauer, der Bestsellerautor von „Gut gegen<br />

Nordwind“ nicht ganz die literaturhistorische Bedeutung<br />

von Tolstoi erreicht, aber einen Anfang musste schließlich<br />

auch er machen. Die Geschichte seines neuen Romans „Ewig<br />

Dein“ beginnt mit einem Mann, der in der Käseabteilung eines<br />

Supermarktes einer Frau mit seinem Einkaufswagen in die Hacken<br />

rauscht. Um diesen simplen Fakt in eine schöne Form zu<br />

gießen, brauchte es am Ende nur 15 Wörter: „Als er in ihr Leben<br />

trat, verspürte Judith einen stechenden Schmerz, der gleich<br />

wieder nachließ.“ Um diese 15 Wörter hat der Autor allerdings<br />

mehr <strong>als</strong> einen Monat gerungen. Die Erleichterung hätte nicht<br />

größer sein können, <strong>als</strong> der erste Satz endlich auf dem Papier<br />

stand.<br />

Er hat mir das neulich mal in einem Interview erzählt. Danach<br />

bin ich in mich gegangen und habe mich gefragt, ob ich nicht<br />

vielleicht doch geduldiger, gelassener sein sollte beim Bücherlesen.<br />

Den ersten Satz eben nicht so wichtig nehmen. Und ein<br />

»Ich sollte beim Bücherlesen<br />

doch geduldiger werden«<br />

Buch auch nicht schon (?) nach 30, 40 Seiten beiseitelegen, nur<br />

weil es mein Interesse bis dahin noch nicht wecken konnte.<br />

Uwe Tellkamp, sagen die Leute, habe min<strong>des</strong>tens 80 Seiten<br />

gebraucht, bis seine Geschichte vom Turm endlich anfing. Das<br />

sei zu Beginn <strong>als</strong>o ziemlich öde und mühsam gewesen. Der Rest<br />

<strong>des</strong> Buches hingegen, immerhin noch über 900 Seiten, sei überragend<br />

erzählt und geschrieben.<br />

80 Seiten Anlauf, um dann den ganz großen literarischen<br />

Wurf zu landen?<br />

Möglich.<br />

Ich kann es nicht beurteilen. Ich habe sein Buch nicht gelesen.<br />

Was? Die Westermann schreibt Kolumnen für das Buchjournal<br />

und kennt einen <strong>deutschen</strong> Buchpreisträger nicht? Stimmt.<br />

Vielleicht war der Beginn dieser ersten Kolumne nur mäßig,<br />

aber wenn das kein überraschen<strong>des</strong> Ende ist, weiß ich auch<br />

nicht. �<br />

^ Christine Westermann ist Fernseh- und Radiojournalistin und<br />

Autorin. Sie moderiert die Sendung „Montalk“ im WDR-Radio und<br />

gemeinsam mit Götz Alsmann die TV-Sendung „Zimmer frei!“. 2010 wurde<br />

Christine Westermann mit dem Deutschen Radiopreis ausgezeichnet<br />

(siehe Porträt Seite 14).<br />

18<br />

buchjournal 1/2012<br />

© Gustav Kuhweide


© privat<br />

© privat<br />

Ein starkes Buch über die Kraft der Vergebung und eine Lovestory<br />

mit Witz und sagenhaften Charakteren: Corinna Dettmers und<br />

Simone Frank empfehlen zwei außergewöhnliche Romane.<br />

Corinna Dettmers,<br />

Buchhandlung<br />

Anagramm, Berlin<br />

Simone Frank,<br />

Buchhandlung<br />

Pustet, Freising<br />

Versäumnisse<br />

eines Lebens<br />

Nach einem erfüllten Berufsleben <strong>als</strong> Manager<br />

einer Londoner Werbeagentur wird Henry Cage<br />

von seinen Partnern aus der Firma gedrängt<br />

und in den Vorruhestand gesetzt. Plötzlich steht<br />

er vor einem privaten Leben, das er nicht auszufüllen<br />

weiß. Eine Reihe von Unglücksereignissen bringt die angekratzte Stabilität<br />

weiter ins Wanken. Nachdem ihn ein Brief seiner schwer kranken Exfrau<br />

erreicht hat, wird auch die Vergangenheit präsent. Es kommt zu einer erneuten<br />

Annäherung zwischen ihm und seiner Familie, die inneren Frieden verspricht<br />

– zumin<strong>des</strong>t kurzfristig. David Abbott erzählt in seinem späten Debütroman<br />

von einem Mann, der mit den Verfehlungen und Versäumnissen seines<br />

Lebens konfrontiert wird und <strong>des</strong>sen sicheres Lebensgerüst zu zerbrechen<br />

droht. „Die späte Ernte <strong>des</strong> Henry Cage“ ist ein starker Roman über Verlust,<br />

Verantwortung und die Kraft der Vergebung.<br />

^ David Abbott: „Die späte Ernte <strong>des</strong> Henry Cage“.<br />

Übersetzt von Peter Torberg. dtv, 360 S., 14,90 € (D) • 15,40 € (A) • 21,90 sFr.<br />

Tolle Liebesgeschichte<br />

Will hat es nicht leicht – <strong>als</strong> kurzsichtiger Vegetarier lebt er in einer Familie von<br />

Bodybuildern und Extrem-Fleischfressern. Sein junges Leben ändert sich rapide,<br />

<strong>als</strong> seine Mutter stirbt und sein Vater nach einiger Zeit eine neue Frau<br />

kennenlernt. Die Psychotherapeutin Willow zieht bei den Millers ein – im<br />

Schlepptau ihre kleine Tochter Lulu, die dem neunjährigen Will gehörig den<br />

Kopf verdreht. Will und Lulu teilen fortan alles: ihre Gedanken, ihre Sehnsüchte,<br />

ihre Neugierde. Doch langsam werden beide erwachsen, und plötzlich<br />

schleicht sich Fremdheit in ihre zarte, liebevolle Beziehung.<br />

Lulu geht fort, aus dem Haus, aus der<br />

Stadt, doch nicht aus Wills Kopf. Jonathan Evison ist<br />

mit „Alles über Lulu“ ein herrlich zarter, manchmal<br />

aberwitziger Roman gelungen. Sagenhafte Charaktere<br />

und originelle Bilder zeichnen dieses Buch<br />

ebenso aus wie die anrührende Story. Eine tolle<br />

Liebesgeschichte – ganz ohne Schmonz und Schmus,<br />

aber mit ganz viel Herz!<br />

^ Jonathan Evison: „Alles über Lulu“. Übersetzt von<br />

Brigitte Jakobeit, Kiepenheuer und Witsch, 384 S.,<br />

19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 28,90 sFr.<br />

buchjournal 1/2012 19<br />

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Unsere Special Edition<br />

Im Zeichen<br />

<strong>des</strong> Rosenmonds<br />

Karl-Heinz Biermann<br />

Der dubiose Auftrag eines mysteriösen<br />

Fahrgastes bringt einen Taxifahrer<br />

zurück zu seinen Wurzeln und in<br />

eine Welt aus Geheimnissen, Misstrauen<br />

und Illegalität.<br />

ISBN: 978-3-86279-103-3, € 14,90<br />

Mal so, mal anders<br />

Pia Neuß<br />

Der 13. Geburtstag wird für Lars Oliver<br />

zum Wendepunkt seines Lebens.<br />

Der unauffällige Junge verlebte bis<br />

dahin seine Freizeit, unbeachtet von<br />

seinen gestressten Eltern, mit seinem<br />

einzigen Freund Cospifu, einer Com-<br />

����������������<br />

ISBN: 978-3-86279-225-2, € 6,90<br />

Pappus Pusteblume<br />

Christoph Langner<br />

Pappus ist das Samenkorn<br />

einer Pusteblume das sich in<br />

einer 9-phasigen Entwicklung<br />

vom Samenkorn zum Löwenzahn<br />

und letztendlich zur<br />

Pusteblume verwandelt ...<br />

ISBN: 978-3-86279-101-9, € 11,90<br />

Ein Muss für alle Sci-Fi Liebhaber!<br />

Top-Secret:<br />

Alienbasis auf dem Mars<br />

Peter H. F. Mayer<br />

Christopher Stone und seine Crew<br />

von der „Explorer“ machen sich auf,<br />

um den Mars friedlich zu erobern.<br />

Dass daraus wohl nichts wird, dämmert<br />

Stone, <strong>als</strong> der Funkkontakt zur<br />

Erde abreißt ...<br />

ISBN: 978-3-86683-586-3, € 19,90<br />

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Lesestoff Romane<br />

CHARAKTERE VOLLER WÜRDE<br />

Wiedersehen mit Emily<br />

Passionierte Leser der Romane<br />

von Stewart O’Nan –<br />

und von ihnen gibt es<br />

glücklicherweise recht<br />

viele! – werden die Protagonistin<br />

seines neuen<br />

Buchs bereits kennengelernt<br />

haben: Die mittlerweile<br />

80 Jahre alte, resolute<br />

und absolut lebenstüchtige<br />

Emily Maxwell bildete bereits das<br />

Zentrum von O’Nans grandiosem Familienroman<br />

„Abschied von Chautauqua“, in dem sich die<br />

Sippschaft nach dem Tod von Emilys Ehemann<br />

zum letzten Mal im Ferienhaus am Meer begegnet,<br />

bevor dieses verkauft werden muss. Nun<br />

<strong>als</strong>o: „Emily, allein“. Der Titel ist selbsterklärend.<br />

Der Mann ist unter der Erde, die Kinder sind verstreut<br />

in alle Winde, noch nicht einmal zu einer<br />

Thanksgiving-Einladung hat es gereicht. In der<br />

Figur dieser Seniorin, die sich innerlich auf das<br />

Ende vorbereitet, ohne dabei in Larmoyanz und<br />

Trübsinn zu verfallen, erweist sich O’Nans große<br />

Könnerschaft: Er ist ein wunderbarer Menschenzeichner,<br />

der sich über seine Charaktere nicht<br />

erhebt und ihnen eine selbstverständliche Würde<br />

verleiht. Das Leben erscheint <strong>als</strong> ein stetiger,<br />

unaufhaltsamer Fluss. Wir fl ießen mit. Emily will<br />

es dann doch noch einmal wissen. Möge sie uns<br />

noch lange erhalten bleiben. cs<br />

^ Stewart O’Nan: „Emily, allein“. Übersetzt von<br />

Thomas Gunkel. Rowohlt, 384 S., 19,95 € (D) •<br />

20,60 € (A) • 28,50 sFr.<br />

Sterblich<br />

verliebt<br />

BEZIEHUNGSTHRILLER<br />

Im Strudel<br />

fataler Liebe<br />

Nach jahrelanger Pause meldet sich der<br />

Spanier Javier Marías zurück. Wie im Titel<br />

seines Welterfolgs „Mein Herz so weiß“<br />

geht es auch in seinem jüngsten Roman um<br />

Herzensangelegenheiten. Jeden Morgen<br />

hat die Erzählerin María in einem Café ein<br />

scheinbar perfektes Liebespaar beobachtet:<br />

Luisa und Miguel. Eines Tages kommen die<br />

beiden nicht mehr. Erst Monate später erfährt<br />

María, dass ein brutales Verbrechen<br />

sie jäh und für immer auseinandergerissen<br />

hat. Von der verwitweten Luisa zu sich eingeladen,<br />

lernt sie einen engen Freund <strong>des</strong><br />

Paares kennen – Javier, in den sich nunmehr<br />

María sterblich verliebt. So erfährt sie, dass<br />

bei der Ermordung Miguels die Liebe und<br />

der Tod enger miteinander verknüpft waren,<br />

<strong>als</strong> es die Polizei für möglich gehalten<br />

hatte. Ein großer Roman über die großen<br />

Themen <strong>des</strong> Lebens, an <strong>des</strong>sen dramatischem<br />

Höhepunkt<br />

María das Schicksal<br />

zweier Verliebter in ihrer<br />

Hand hat. ub<br />

^ Javier Marías: „Die<br />

sterblich Verliebten“.<br />

Übersetzt von Susanne<br />

Lange. S. Fischer, 432 S.,<br />

19,99 € (D) • 20,60 €<br />

(A) • 30,50 sFr.<br />

© casenbina<br />

PREISGEKRÖNTE PROSA<br />

Bittere Erinnerungen<br />

Erinnerungen an die eigene<br />

Jugend sind bisweilen trügerisch<br />

– und schmerzhaft.<br />

Für den pensionierten Historiker<br />

Tony in Julian Barnes’<br />

Roman gerät die Reise in<br />

die Vergangenheit sogar zu<br />

einer höchst bitteren Erfahrung,<br />

die in der Frage gipfelt,<br />

welche Verantwortung<br />

er am Jahrzehnte zurückliegenden Selbstmord<br />

seines besten Freun<strong>des</strong> Adrian trägt. Alles beginnt<br />

mit einer Erbschaft, die Tony überraschend von<br />

der Mutter seiner Ex-Freundin Veronika erhält, die<br />

unter anderen Adrians Tagebuch umfasst. Je tiefer<br />

sich Tony in die Geschehnisse der 1960er Jahre<br />

vergräbt – eine Zeit, <strong>als</strong> er und seine Freunde die<br />

Snobs gaben und Marx und Camus verehrten –,<br />

umso größer werden die Risse in seinem scheinbar<br />

festgefügten Leben. Ein großartiger Roman,<br />

für den Barnes 2011 zu Recht mit dem Booker-<br />

Preis ausgezeichnet wurde. bai<br />

^ Julian Barnes: „Vom Ende einer Geschichte“.<br />

Übersetzt von Gertraude Krueger. Kiepenheuer &<br />

Witsch, 192 S., 18,99 € (D) • 19,60 € (A) • 27,90 sFr.<br />

AUF NACH SÜDEN!<br />

Peinlichkeiten <strong>des</strong> Alltags<br />

Unfalltod der Tochter, verfehlter<br />

Adoptionsversuch,<br />

Proll-Nachbarn mit Kampfhunden,<br />

eine kettenrauchende<br />

alte Dame, abscheulicher<br />

Vater, abscheulicher<br />

Stiefvater und ein<br />

Chefredakteur, der sich<br />

gern am Telefon ausheult.<br />

Und dann schließt sich die<br />

Ehefrau noch den Zeugen Jehovas an. Nein, recht<br />

erhebend klingt dies nicht. Doch von alldem und<br />

den tückischen Peinlichkeiten <strong>des</strong> Alltags erzählt<br />

Dietmar Sous mit Humor, beschwingter Leichtigkeit<br />

und viel Herz für seine Figuren. Natürlich<br />

spielt die Musik wie in allen Büchern <strong>des</strong> 1954<br />

geborenen Autors eine große leitmotivische<br />

Rolle – der 56-jährige Ich-Erzähler ist Rockmusikkritiker.<br />

Doch die Fallhöhe ist bei ihm noch<br />

nie so groß gewesen wie in diesem Roman.<br />

Am Ende geht es auf nach Süden, auf dem Beifahrersitz<br />

die aus dem Altersheim befreite<br />

Nachbarin Frau Hauenstein! ky<br />

^ Dietmar Sous: „Sweet about me“. Knaus, 192 S.,<br />

16,99 € (D) • 17,50 € (A) • 24,50 sFr.<br />

20<br />

buchjournal 1/2012


LEBEN AUF DEM PRÜFSTAND<br />

Reise durch Absurdistan<br />

Der Mann ist nur in einem Land unterwegs: Absurdistan.<br />

Selbstironie, Sinnsuche und Skepsis prägen<br />

das Dasein von W., einem Reisejournalisten,<br />

der nie reist und Ost-Berlin seit der Wende nicht<br />

verlassen hat. Als jedoch nach einem Text über<br />

Nordkorea auffl iegt, dass alle Reportagen nur<br />

Kopfgeburten waren, bricht das reale Leben in die<br />

Fiktion ein. In Rayk Wielands Roman „Kein Feuer,<br />

das nicht brennt“ steht das Dasein auf dem Prüfstand.<br />

So viel scheint unwirklich, selbst <strong>als</strong> W. sich<br />

erstm<strong>als</strong> auf eine Reise zur Chinesischen Mauer<br />

aufmacht. Dass selbst die Flammen im Bildschirm-<br />

Kamin nur virtuell lodern, kann der Antiheld nur<br />

mit viel Humor aushalten.<br />

Alles Kopie? Alles schon<br />

gesehen, ob mit eigenen<br />

Augen oder nicht? Wieland<br />

schockiert und amüsiert<br />

zugleich. Denkwürdig. pms<br />

^ Rayk Wieland: „Kein<br />

Feuer, das nicht brennt“.<br />

Kunstmann, 160 S., 16,95 €<br />

(D) • 17,40 € (A) • 24,50 sFr.<br />

FOLGEN EINER OHRFEIGE<br />

Blick hinter die Fassaden<br />

„Die Ohrfeige schallte durch den ganzen Garten.<br />

Als ginge ein Riss durch die Abenddämmerung.“<br />

Nicht nur durch die Abenddämmerung geht dieser<br />

Riss: Der Cousin <strong>des</strong> Gastgebers einer Barbecue-<br />

Party in einem Vorort von Melbourne gibt einem<br />

widerborstigen Dreijährigen eine Ohrfeige, und<br />

deren Widerhall ist durch den gesamten Roman<br />

<strong>des</strong> Australiers Christos Tsiolkas spürbar. Aus den<br />

verschiedenen Perspektiven der Gäste, die entweder<br />

empört oder zustimmend reagieren, gerät<br />

man immer tiefer hinein in die Geschichten und<br />

Gemütszustände der einzelnen Figuren – und erkennt<br />

nach und nach die Verwerfungen, Verschiebungen,<br />

Verstörungen einer multikulturellen Gesellschaft<br />

zu Beginn <strong>des</strong> 21. Jahrhunderts. „Nur<br />

eine Ohrfeige“ lässt aus einer kleinen, scheinbar<br />

unbedeutenden Szene ein ganzes Panorama entstehen.<br />

Ein zu Recht gefeierter<br />

Roman, der subtil einen<br />

Blick hinter die Fassaden<br />

von Suburbia wirft. rüd<br />

^ Christos Tsiolkas: „Nur<br />

eine Ohrfeige“. Übersetzt<br />

von Nicolai von Schweder-<br />

Schreiner. Klett-Cotta,<br />

510 S., 24,95 € (D) •<br />

25,70 € (A) • 34,90 sFr.<br />

buchjournal 1/2012 21<br />

UNTER RÄUBERN<br />

Hannikel und seine Bande<br />

Als im 18. Jahrhundert<br />

Frankreichs Adel unter der<br />

Guillotine fi el, zitterte<br />

man zwischen Schwarzwald<br />

und Elsass vor einer<br />

anderen Heimsuchung.<br />

Der Räuber Hannikel lauerte<br />

mit seiner Bande<br />

nicht nur im Wald, sondern<br />

suchte seine Opfer in ihren<br />

Häusern heim: „Zigeuner, ungefähr 40 Jahre alt,<br />

etwa 5 Schuh und 2 Zoll groß, von Gesicht<br />

schwarzbraun, gibt sich <strong>als</strong> Jäger aus“, hieß es<br />

im Steckbrief. Nach einem brutalen Ehrenmord<br />

half diese Tarnung nicht mehr. Der 1944 in Bern<br />

geborene Lukas Hartmann hat aus dem historischen<br />

Stoff vom Hannikel und seinem Jäger<br />

Jacob Schäffer, Oberamtmann von Sulz, einen<br />

Roman gemacht, der das Räuberleben seiner<br />

Romantik aber nicht seiner Spannung entkleidet.<br />

Aus Sicht <strong>des</strong> Schreibers Grau erscheinen<br />

die „Jauner“, vor allem der junge Sohn Hannikels,<br />

hier nicht <strong>als</strong> unverbesserliche Verbrecher,<br />

sondern <strong>als</strong> Ausgestoßene, die nie eine<br />

Chance hatten, ehrbar zu leben. ub<br />

^ Lukas Hartmann: „Räuberleben“. Diogenes,<br />

352 S., 22,90 € (D) • 23,60 € (A) • 38,90 sFr.<br />

GESCHICHTE EINES SEITENSPRUNGS<br />

Langsames Scheitern<br />

Es ist der Zufall, nicht die<br />

Liebe auf den ersten Blick,<br />

die Gina und Sean, beide<br />

verheiratet, zum Seitensprung<br />

verleitet. Damit beginnt<br />

eine Amour fou, die<br />

ihr bisheriges Leben in<br />

Trümmer legen wird. Gina,<br />

die Ich-Erzählerin, berichtet<br />

im typischen Enright-Sound<br />

vom schicksalhaften Ereignis: Nüchtern, nonchalant<br />

gelegentlich fast fl apsig im Ton erzählt sie<br />

von der Geschichte einer Liebe, die in einem Gespinst<br />

aus Heimlichkeiten und Lügen beginnt und<br />

in den Niederungen einer Patchworkfamilie endet.<br />

Die „Anatomie einer Affäre“ hält keine wunderbare<br />

Wendung, keinen Knalleffekt am Ende<br />

bereit, sondern breitet die Geschichte eines langsamen<br />

Scheiterns aus – der man <strong>als</strong> Leser fasziniert<br />

und betroffen folgt. bai<br />

^ Anne Enright: „Anatomie einer Affäre“. Übersetzt<br />

von Hans-Christian Oeser und Petra Kindler. DVA,<br />

320 S., 19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 28,50 sFr.<br />

Jussi Adler-Olsen<br />

Donna Leon<br />

Ranga Yogeshwar<br />

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für Leser 2012<br />

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ROMANE_PORTRÄT<br />

Als Survivor Child ist<br />

Jessica Durlacher von<br />

der Nazivergangenheit und<br />

deren Folgen geprägt. In ihrem<br />

neuen Roman „Der Sohn“ wird<br />

Zeitgeschichte zum Thriller.<br />

Meisterin<br />

der<br />

Emotion<br />

TEXT: ANITA STRECKER<br />

S ie<br />

ist mal wieder da, angekommen in<br />

ihrer Vergangenheit, die doch immer<br />

auch Gegenwart ist. Feiner Regen nieselt<br />

vom wintergrauen Himmel, färbt die Straße<br />

vor dem kleinen Bahnhof im Städtchen<br />

Bloemendaal schwarz, lässt sie glänzend<br />

ansteigen, den Hang hinauf, vorbei an<br />

stattlichen alten Steinhäusern, die in zugewachsenen<br />

Gärten stehen. Jessica Durlacher<br />

ist hinter den großen Fenstern im Erdgeschoss<br />

schon von der Straße aus zu sehen.<br />

Groß, schlank, die langen blonden<br />

Haare locker hinter die Ohren gesteckt,<br />

steht sie in der Küche, hantiert am Smartphone,<br />

bemerkt den Gast und öffnet auch<br />

schon lachend die große Holztür in ihr<br />

weitläufiges Haus mit den alten Motivfliesen<br />

am Eingang, weißen Landhausmöbeln<br />

und lässig schicken Vintageteppichen auf<br />

den Dielenböden.<br />

Nur wenige Kilometer entfernt, in<br />

Amsterdam, ist sie aufgewachsen. Ähnlich<br />

wie die Ich-Erzählerin Sara in ihrem<br />

jüngsten Buch. Und wie sie selbst lässt Jessica<br />

Durlacher auch Sara am Ende mit ihrer<br />

Familie nach Kalifornien übersiedeln, um<br />

dort schreibend die Vergangenheit abzuschütteln,<br />

die sie und ihre Familie fast lebensbedrohlich<br />

bis in die Jetztzeit verfolgt.<br />

Sara ist ein Survivor Child, Kind eines<br />

KZ-Überlebenden – so, wie sie selbst. Tochter<br />

<strong>des</strong> Soziologen und Schriftstellers Ger-<br />

© Karin van Til<br />

Jessica Durlacher: Sie erzählt spannende Geschichten, die anrühren und fesseln<br />

hard Durlacher, der <strong>als</strong> Einziger seiner jüdischen<br />

Familie Auschwitz überlebte. Ein<br />

Trauma, das das ganze Leben überschattet,<br />

sich fortpflanzt, auch Kinder und Kin<strong>des</strong>kinder<br />

prägt.<br />

Die Verwundungen und die Auseinandersetzungen<br />

der Nachgeborenen mit der<br />

Nazivergangenheit ziehen sich wie ein<br />

roter Faden durch die Romane der 50-Jährigen,<br />

die im schwarzen Mini über den Leggins<br />

und Stiefeletten locker zehn Jahre<br />

jünger aussieht: „Das Gewissen“, „Die<br />

Tochter“, „Emoticon“, jetzt: „Der Sohn“.<br />

Die Vergangenheit holt selbst die Enkel<br />

ein, lenkt deren Lebenswege. Man mag<br />

beim Lesen viele Parallelen sehen zwischen<br />

Sara und Jessica. In Saras Mann, den Filme-<br />

macher und Produzenten Jacob, gar Jessica<br />

Durlachers Mann, den Schriftstellerkollegen<br />

und Filmemacher Leon de Winter,<br />

erkennen. Und wie im wahren Leben hat<br />

auch das Paar im Buch einen Sohn und<br />

eine Tochter. Jessica Durlacher lacht, wirft<br />

die blonden Haare über die Schulter und<br />

schließt biografische Analogien kategorisch<br />

aus. Ja, sie spielt mit allen Zutaten,<br />

die Familie und ihr Umfeld so bieten, sagt<br />

sie. Aber der Plot ist frei erfunden.<br />

In ihm wird Zeitgeschichte zum Psychothriller,<br />

der Saras sorgloses Leben auf mysteriöse<br />

Weise aus den Angeln hebt. Ihr<br />

sanftmütiger Sohn verpflichtet sich in den<br />

USA bei den Marines, um in Afghanistan<br />

zu kämpfen, sie wird Opfer einer Vergewaltigung,<br />

die Familie überfallen, ihr Mann<br />

22<br />

buchjournal 1/2012


Zur Person<br />

Jessica Durlacher, 1961 in Amsterdam geboren, ist<br />

mit ihren Romanen „Das Gewissen“, „Die Tochter“<br />

und „Emoticon“ in den Niederlanden eine Bestsellerautorin.<br />

Für ihr Buch „Der Sohn“ erhielt sie den<br />

Opzij-Literaturpreis 2010 <strong>als</strong> bestes Buch <strong>des</strong> Jahres.<br />

Sie lebt mit ihrem Mann Leon de Winter und ihren<br />

zwei Kindern in Bloemendaal und in Kalifornien.<br />

niedergeschossen, Tochter Tess bedroht.<br />

Heimsuchungen, die aus der Vergangenheit<br />

herrühren und traumatisierende Gegenwart<br />

werden, weil eben nicht nur das<br />

Leid der Nazi-Opfer das Leben ihrer Nachkommen<br />

prägt, sondern auch Hass und<br />

rechtsextreme Gewalt der Täter immer neuen<br />

Hass, neue Gewalt, neue Täter gebären.<br />

„Der Sohn“ ist ein atemlos spannen<strong>des</strong><br />

Buch, das von Schweigen und Ohnmacht<br />

handelt, vom Ausgeliefertsein und von der<br />

verzweifelten Hilfl osigkeit, seine Lieben<br />

nicht beschützen zu können. Aber auch<br />

von Gegenwehr, der Möglichkeit zur Revanche<br />

und der Entschlossenheit, nicht<br />

länger Opfer zu sein.<br />

Jessica Durlachers Ansatz, sich mit NS-<br />

Terror und seinen Folgen aus dem Blickwinkel<br />

der Menschen von heute zu befassen,<br />

ist lebensnah, bisweilen erschreckend<br />

aktuell – wie jetzt, angesichts der rechtsextremen<br />

Mordserie in Deutschland. Dabei<br />

schreibt sie nicht mit erhobenem Zeigefi nger,<br />

sondern will spannende Geschichten<br />

von Menschen und ihren Abgründen erzählen.<br />

Geschichten, die anrühren, fesseln.<br />

„Emotion schafft eine Vorstellung.“ Mit<br />

großer Empathiefähigkeit und psychologischem<br />

Feinsinn durchdringt sie jede ihrer<br />

Figuren, dass je<strong>des</strong> Wort, jede Reaktion<br />

zutiefst glaubwürdig erscheinen.<br />

Das kostet Kraft. Zumal sie sich vorhält,<br />

zu wenig Fantasie und Leichtigkeit zu haben.<br />

Anders <strong>als</strong> ihr Mann Leon, der jederzeit<br />

„selbst mitten im größten Tumult am<br />

Küchentisch schreiben kann“, braucht sie<br />

absolute Ruhe und Konzentration. „Wenn<br />

ich losmuss, die Kinder abzuholen, oder<br />

irgend jemand anruft, ist der Arbeitstag<br />

gelaufen.“<br />

„Der Sohn“ hat sie in ihrer Wahlheimat<br />

Los Angeles geschrieben. Ein Ort, an dem<br />

beide, Leon de Winter und sie, „vollkommen<br />

frei arbeiten können“. Der durch seine<br />

Weite und Vielfalt interessanter und inspi-<br />

buchjournal 1/2012 23<br />

rierender für sie ist <strong>als</strong> das beschauliche<br />

Holland. An dem sie aber immer auch ein<br />

bisschen Heimweh verspürt – gut für die<br />

Arbeit, wie sie sagt. „Schreiben wird dadurch<br />

so was wie ein Versteck für mich,<br />

meine eigene Welt.“<br />

Die braucht sie auch für ihre Recherchen<br />

und Gedanken. Jede ihrer Geschichten ist<br />

zu Ende gedacht, ehe sie sich ans Schreiben<br />

macht. So, wie sie sich <strong>als</strong> Kind immer tausend<br />

Gedanken machte. „Extrem sorgsam“<br />

war, dass es ihrem Vater gut geht. „Ich<br />

wollte immer alles richtig machen, immer<br />

die Beste sein.“ Bis ihr klar wurde, dass sie<br />

sich davon lösen muss. Mit 17 zog sie aus.<br />

Studierte niederländische Literatur, gründete<br />

nebenbei mit Freunden eine eigene<br />

Literaturzeitschrift, erhielt schließlich<br />

auch von anderen Medien Aufträge für Literaturkritiken.<br />

So lernte sie Leon de Winter<br />

kennen. Sohn jüdischer Eltern – und<br />

Survivor Child wie sie. „Nach dem zweiten<br />

Interview mit ihm hat er angefangen, mich<br />

anzurufen.“<br />

Zwei Autoren unter einem Dach, zwei,<br />

die sich obendrein mit ähnlichen Themen<br />

befassen – „doch, das geht“, sagt Durlacher.<br />

Ohne Konkurrenz. Im Gegenteil. Sie<br />

lesen sich ihre Texte gegen, geben Tipps<br />

und schreiben konsequent im Schichtdienst.<br />

„Während der eine an einem Buch<br />

arbeitet, kümmert sich der andere um die<br />

Kinder und alles andere.“<br />

Auch inhaltlich kommen sie sich nicht<br />

ins Gehege, sagt Jessica Durlacher. Während<br />

Leon de Winter <strong>als</strong> politischer Kopf<br />

ständig in der Öffentlichkeit präsent ist –<br />

oft auch heftig umstritten –, konzentriert<br />

sie sich ganz auf ihre Literatur. Ihre Bücher<br />

werden anders <strong>als</strong> die ihres Mannes von der<br />

Kritik in den Niederlanden ausnahmslos<br />

gelobt, „dafür verkaufen sich die von Leon<br />

besser“. Aber das, sagt sie und lacht, ändert<br />

sich auch noch. �<br />

Lesezeichen<br />

Jessica Durlacher: Der Sohn.<br />

Übersetzt von Hanni Ehlers.<br />

Diogenes, 416 S.,<br />

22,90 € (D) • 23,60 € (A) •<br />

38,90 sFr.<br />

Sind Sie<br />

bereit für eine<br />

Reise hinter<br />

alle Grenzen?<br />

272 Seiten, ISBN 978-3-485-01368-0<br />

s D 19,99 / CHF 29,90 (UVP)<br />

Geheimnisvoll.<br />

Intelligent.<br />

Mitreißend.<br />

Der sensationelle Roman<br />

<strong>des</strong> Bestsellerautors.<br />

www.nymphenburger-verlag.de


ROMANE_DEBÜT<br />

Hier sind die Entdeckungen <strong>des</strong> Bücherfrühlings: junge Autoren, die mit erzählfreudigen<br />

Romanen überzeugen. Vier von ihnen sind bei der Leipziger Buchmesse live zu erleben.<br />

Dem Leben abgelauscht<br />

Der Vergangenheit<br />

auf der Spur<br />

Vielleicht ist dies der perfekte<br />

Roman für Ihren nächsten Sommer<br />

– in jedem Fall dann, wenn<br />

Sie einen Bretagne-Urlaub planen.<br />

Denn in „Sommertöchter“<br />

erzählt Lisa-Maria Seydlitz von<br />

drückend schwülen Nächten, in<br />

denen nur eine kalte Dusche ein<br />

wenig Abkühlung bringt, von<br />

malerischen Dörfern an der französischen<br />

Atlantikküste und<br />

vom trägen Leben in der<br />

Sommerhitze. Und von<br />

Menschen, die traurig sind,<br />

weil ihnen die Familie und<br />

das Glück abhandengekommen<br />

sind – und von Menschen,<br />

die zueinanderfi nden.<br />

Juno erfährt durch einen<br />

anonymen Brief von<br />

einem Häuschen in Frankreich, das sie von ihrem<br />

verstorbenen Vater geerbt hat. Da ihre Mutter<br />

Antworten verweigert, setzt sich die junge Frau<br />

kurzerhand ins Auto, um der Sache auf den Grund<br />

zu gehen. Das Haus ist allerdings schon von der<br />

Kellnerin Julie besetzt, die mit Junos Kindheit, die<br />

in Rückblenden vergegenwärtigt wird, in Beziehung<br />

zu stehen scheint. Ihr Handwerk hat die<br />

26-jährige Lisa-Maria Seydlitz beim Studium <strong>des</strong><br />

Kreativen Schreibens in Hil<strong>des</strong>heim gelernt. Als<br />

Stipendiatin am Klagenfurter Literaturkurs traf<br />

die Mannheimerin einen Lektor <strong>des</strong> DuMont-Verlags,<br />

der sie anspornte, ihren ersten Roman zu<br />

schreiben. Drei Jahre hat sie daran gearbeitet,<br />

und es hat sich gelohnt: „Sommertöchter“ ist ein<br />

Buch, das den Leser anrührt und auch sprachlich<br />

ein Genuss ist – empfehlenswert! bai<br />

Leipziger Buchmesse: Lisa-Maria Seydlitz liest am Donners<br />

tag, 15. März, ab 20 Uhr in der Moritzbastei<br />

^ Lisa-Maria Seydlitz: „Sommertöchter“.<br />

DuMont, 208 S., 18,99 € (D) • 19,60 € (A) •<br />

27,50 sFr.<br />

Gestrandet auf<br />

dem Campingplatz<br />

Für einen Auszug aus seinem Debütroman „Die Glücksparade“<br />

erhielt der 1979 in Mainz geborene Andreas Martin Widmann<br />

2010 den Robert-Gernhardt-Preis und steht damit in einer Reihe<br />

mit Schriftstellern wie Andreas Maier und Peter Kurzeck. Simon<br />

ist 15 Jahre alt und wächst auf in einem Umfeld, in dem die soziale<br />

Realität sämtliche einst hochfl iegenden Pläne eingeholt hat:<br />

Sein Vater nimmt einen Job <strong>als</strong> Mädchen für alles auf einem<br />

Dauer campingplatz an; ein 29 Quadratmeter großer Wohncontainer<br />

wird Simons neues Zuhause. Der Campingplatz ist ein Sammelbecken<br />

kurioser, gestrandeter, merkwürdiger Figuren. Lisa,<br />

die Tochter eines Bewohners, schafft es bis ins Fernsehen: Das ist Andreas M. Widmann<br />

nicht viel, aber mehr, <strong>als</strong> andere sich erträumen.<br />

Und bald bemerkt Simon, dass auch sein Vater ein spezielles Verhältnis<br />

zu Lisa zu haben scheint. Widmann erzählt in ruhigem Tonfall<br />

eine Coming-of-Age-Geschichte, deren Traurigkeit und Melancholie immer<br />

wieder auch durchsetzt ist von Augenblicken der Hoffnung. cs<br />

Leipziger Buchmesse: Andreas M. Widmann liest am Donnerstag, 15. März, um 21 Uhr<br />

im Skala im Leipziger Centraltheater (Gottschedstraße 16)<br />

^ Andreas Martin Widmann: „Die Glücksparade“. Rowohlt,<br />

208 S., 16,95 € (D) • 17,50 € (A) • 24,50 sFr. Erscheint am 9. März<br />

24<br />

© severafrahm<br />

Lisa-Maria Seydlitz<br />

© Ramune Pigagaite<br />

buchjournal 1/2012


Verhängnisvoller<br />

Vorfall<br />

Schramm kann Unkraut nicht ausstehen. Im<br />

Sommer fängt er schon in aller Frühe damit an,<br />

die kleinsten Fugen seiner Garageneinfahrt<br />

vom lästigen Bewuchs zu befreien. Schramm<br />

hat Zeit. Seit Monaten ist er krankgemeldet<br />

vom Schuldienst, Rückkehr ausgeschlossen.<br />

Irgend etwas ist vorgefallen mit einem Schüler.<br />

Schramms Gedanken kreisen unentwegt um<br />

diesen Schüler und um seinen eigenen Bruder<br />

Viktor, der ihn an diesem Tag besuchen kommen<br />

wird. Nina Bußmann (31) hat mit Schramm<br />

eine seltsame Figur erdacht: einen Eigenbrötler,<br />

ohne Familie oder Partnerin, der im gesamten<br />

Roman – neben dem Unkrautbeseitigen<br />

– nichts anderes tut, <strong>als</strong> über andere Menschen<br />

nachzudenken. Bußmanns ungemein<br />

Nina Bußmann<br />

präzise Sprache steht in<br />

scharfem Kontrast zu Schramms Gedanken, die schweifen und vage bleiben.<br />

Er klopft seine Erinnerungen ab, er horcht in sich hinein, doch bis<br />

zuletzt bleibt unklar, was in der Schule passiert ist. Ein hochliterarischer<br />

Text, der 2011 in Klagenfurt mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet wurde. bai<br />

buchjournal 1/2012 25<br />

Leipziger Buchmesse: Nina Bußmann liest am Don ners tag, 15. März, ab 20 Uhr in<br />

der Moritzbastei<br />

^ Nina Bußmann: „Große Ferien“. Suhrkamp, 202 S., 17,95 € (D) •<br />

18,50 € (A) • 25,90 sFr. Erscheint am 12. März<br />

© Monalyn Gracia / Corbis / Fotomontage<br />

© Susanne Schleyer / Suhrkamp Verlag<br />

Der neue<br />

Roman von<br />

Frank Goosen<br />

Roman. 320 Seiten. Gebunden<br />

€ (D) 19,99 / € (A) 20,60 / sFr 28,90<br />

Frank Goosen<br />

Sommerfest<br />

Roman<br />

Ein hinreißend witziger,<br />

cooler und warmherziger<br />

Roadtrip durch den »Pott«.<br />

Und die Geschichte einer<br />

großen Liebe.<br />

www.kiwi-verlag.de


Fünf Jungen, wie sie unterschiedlicher<br />

nicht sein könnten.<br />

Ferien. Und eine Entdec kung,<br />

die das Leben der Kinder<br />

radikal verändern wird. Was <strong>als</strong><br />

Spiel beginnt, <strong>als</strong> Abenteuer für<br />

einen Tag, führt zum spurlosen<br />

Verschwinden der fünf und zu<br />

einem Kampf auf Leben und<br />

Tod. Völlig von der Außenwelt<br />

abgeschnitten, verwandelt<br />

sich Hoffnung in Panik, wird<br />

Freundschaft zu Wahnsinn.<br />

Und der einzige Mensch, der<br />

ahnt, wo die Jungen sein könn -<br />

ten, ist ein alter Mann. Ein alter<br />

Mann, der nur noch auf seinen<br />

Tod wartet …<br />

Nach seinem Bestseller-Debüt<br />

»Rattentanz« legt Michael Tietz<br />

mit »Apfeldiebe« einen weiteren<br />

packenden Roman mit<br />

Psychothriller-Qualitäten vor.<br />

Apfeldiebe<br />

Michael Tietz<br />

ISBN 978-3-937357-52-2<br />

464 Seiten, Hardcover<br />

16,95 Euro<br />

www.bookspot.de<br />

26<br />

Sommerleichte<br />

Coming-of-Age-Geschichte<br />

Max ist 15 und die Welt erscheint<br />

ihm, typisch Pubertät, <strong>als</strong> ein Planet<br />

mit tausend Geheimnissen. Da ist<br />

der kugelbäuchige Vater, ein Architekt<br />

und Gourmet, der in manischen<br />

Schüben die Bilder seiner verschwundenen<br />

Frau überpinselt.<br />

Dort der beste Freund,<br />

der dank der Klassenschönheit<br />

mit dem morbiden<br />

Touch zum Volltrottel mutiert.<br />

Und da ist Sofi a, eine<br />

fl atterhafte Blondine, die<br />

sich erstaunlicherweise für<br />

„Wunderbare Insekten“, das<br />

Lieblingsbuch <strong>des</strong> eigenbrötlerischen<br />

Romanhelden, interessiert.<br />

Die sommerleichte Coming-of-Age-Geschichte<br />

<strong>des</strong> 25-jährigen<br />

Elias Wagner spielt auf<br />

Elias Wagner<br />

kleinem Raum, zwischen Max’ Bett<br />

und einer Schwimminsel im Starnberger<br />

See. Doch von hier aus ziehen die Gedanken und Gefühle der Figuren abenteuerliche<br />

Kreise. Wagner, der in München Medizin studiert, entdeckte sein Talent im Literaturzirkel<br />

seines Gymnasiums. Für den Abschluss seines ersten Romans wurde er vom Literaturhaus<br />

München mit einem Stipendium gefördert. aw<br />

Leipziger Buchmesse: Elias Wagner liest am Donnerstag, 15. März, ab 20 Uhr in der Moritzbastei<br />

^ Elias Wagner: „Vom Liebesleben der Mondvögel“. Hoffmann und Campe,<br />

224 S., 19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 31,90 sFr. Erscheint am 9. März<br />

© Jonas Merz<br />

Verschlungene<br />

Lebenspfade<br />

Drei Clans, acht Generationen: Michèle Minellis stattliche<br />

Familiensaga ist eine tollkühne Reise durch 150 Jahre und<br />

83 Länder. Am Ende <strong>des</strong> über 700 Seiten starken Romans<br />

landet man im Zürich der Gegenwart, bei der Ornithologin<br />

Aude. Es ist die Geschichte ihrer Familie, die hier erzählt<br />

wird. Wir begegnen einem feinsinnigen Perückenmacher,<br />

einem geschäftstüchtigen Zwerg, eigenwilligen Ehefrauen<br />

und faulen Söhnen, Juden, Christen, Menschen in<br />

Kriegszeiten, Flüchtlingen und ausgewanderten Bürgern,<br />

die im Exil auf das große Geld hoffen. Allesamt Charakterköpfe,<br />

deren Lebenswege sich über Generationen hinweg<br />

Michèle Minelli<br />

auf verschlungenen Pfaden kreuzen –<br />

und die sich in ihrem Wollen und in ihren Wünschen doch gänzlich<br />

fremd sind. Diese Multiperspektivität verhilft Minellis Opus zu einer inneren<br />

Spannung, die bis zum Ende unaufgelöst bleibt. So vielschichtig<br />

wie ihr Roman, so bunt ist der Lebenslauf der 44-jährigen Schweizerin,<br />

die <strong>als</strong> Aufnahmeleiterin beim Film, Drehbuchautorin, Dozentin für Kreatives<br />

Schreiben und Mediatorin gearbeitet hat. aw<br />

^ Michèle Minelli: „Die Ruhelosen“. Aufbau, 752 S.,<br />

24,99 € (D) • 25,70 € (A) • 35,50 sFr.<br />

buchjournal 1/2012<br />

© Anne Bürgisser


© Birgitta Kowsky<br />

Schmerzvoll-schräge<br />

Spurensuche<br />

Manchmal genügt ein guter Satz, der ein Buch<br />

glaubwürdiger macht. Einer wie dieser: „Nirgendwo,<br />

nicht im Himmel und nicht in der Hölle,<br />

sitzt jemand und verteilt Unglück gerecht auf<br />

Lebensläufe.“ Traudl Bünger schildert in „Lieblingskinder“<br />

ein spätes Erwachsenwerden. Rosalie<br />

kann sich nur schwer vom Vater lösen. Als<br />

ihr Held, und da ist sie schon in den Dreißigern,<br />

plötzlich verschwunden ist, macht sie sich auf<br />

eine schmerzvoll-schräge Spurensuche. Wo ist Papa? Die Staatsanwältin<br />

geht die Sache, da Aktenordner und Akribie ihr berufl ich ei-<br />

Traudl Bünger<br />

gen sind, zielgerichtet an. Wären da nicht die Emotionen, die sie<br />

manche Regel vergessen lassen. Oder wäre da nicht der ehemalige Nachbarjunge Tobias. Er<br />

sitzt im Rollstuhl und entwickelt sich zu einem attraktiven, klug-erotischen Partner ihrer<br />

Recherchen. Bünger zeichnet ein Familien-Szenario, das verstehen lässt, warum wir so wenig<br />

voneinander wissen. Und ebenso, wie schmerzhaft es sein kann, Fassaden herunterzureißen.<br />

Dabei spielt auch der Untergang der guten alten Glühbirne eine entscheidende Rolle.<br />

Falls sie kein Lampenschirm umhüllt, blendet sie auch, wenn sie mattiert ist. Grell ... pms<br />

^ Traudl Bünger: „Lieblingskinder“. Kiepenheuer & Witsch, 256 S., 17,99 € (D) • 18,50 € (A) • 25,90 sFr.<br />

Sehnsucht trifft auf Wirklichkeit<br />

Schon in ihren beiden Erzählungsbänden hat Franziska Gerstenberg, Jahrgang 1979, in Dresden geboren<br />

und Absolventin <strong>des</strong> Deutschen Literaturinstituts in Leipzig, sich <strong>als</strong> kühle Beobachterin<br />

menschlicher Minidramen erwiesen. In ihrem Debütroman erzählt sie aus einer Welt, in der die<br />

Tabus gefallen sind, alle Wünsche erfüllbar scheinen – und irgendwo, ganz in der Ferne, die Liebe<br />

<strong>als</strong> Bedrohung lauert. Reinhard ist 50 Jahre alt, Rechtsanwalt und geschieden. Kristine ist zehn<br />

Jahre jünger und alleinerziehende Mutter. Über ein virtuelles Kontaktforum haben sie sich kennengelernt.<br />

Ihre streng choreografi erten sexuellen Rollenspiele nehmen immer bizarrere Formen an,<br />

bis sie eines Tages einen Schritt zu weit gehen und Emma, Kristines sechsjährige Tochter, dem<br />

vermeintlichen Spiel eine völlig neue Wendung gibt. „Spiel mit ihr“ ist eine Versuchsanordnung: Was<br />

geschieht, wenn erotische Fantasien, die mit Sehnsucht aufgeladene Parallelwelt <strong>des</strong> Internets und<br />

der banale Alltag aufeinanderprallen? Es gibt einen Knall. Nicht allzu laut, aber nachhaltig. cs<br />

Leipziger Buchmesse: Franziska Gerstenberg liest am Donnerstag,15. März, um 17.30 Uhr in Halle 5, D 200<br />

^ Franziska Gerstenberg: „Spiel mit ihr“. Schöffl ing, 264 S., 19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 28,50 sFr.<br />

buchjournal 1/2012 27<br />

Franziska Gerstenberg<br />

© Bettina Fürst-Fastré<br />

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und Das Währende (Klasse C).<br />

Ausgewählte Gedichte erscheinen im Standardwerk<br />

deutschsprachiger Lyrik, der Frank-<br />

furter Bibliothek.<br />

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Gedicht über das Internet oder per Post einreichen. Das<br />

eingesandte Gedicht darf 20 Zeilen nicht überschreiten;<br />

es muss maschinenschriftlich und mit Rückporto (3x EUR<br />

0,55) eingereicht werden (dem Autor entstehen außer dem Porto<br />

keine Kosten). Bitte geben Sie bei Ihrer Einsendung Ihr Geburtsjahr<br />

an. Dieses wird ggf. mitveröffentlicht. Es darf<br />

nur ein einziges Gedicht eingereicht werden.<br />

Redaktion der Frankfurter Bibliothek<br />

Brentano-Gesellschaft Frankfurt/M. mbH<br />

Großer Hirschgraben 15, D-60311 Frankfurt/M.<br />

Tel. 069-13377-177, Fax-175, www.brentano-gesellschaft.de


ROMANE_FAMILIENGESCHICHTE<br />

Marion Brasch hat ein bewegen<strong>des</strong> Buch über ihre berühmte Familie<br />

geschrieben – und mitreißende Erinnerungen an das Leben in der DDR.<br />

Warmherziger Blick zurück<br />

TEXT: ECKART BAIER<br />

I hr<br />

Buch über ihre Familie habe sie ihrer<br />

Tochter zuliebe geschrieben, sagte Marion<br />

Brasch in einem Interview. „Ihr wollte<br />

ich die Geschichte erzählen.“ Es hätte eine<br />

sehr traurige werden können, denn am<br />

Ende bleibt die heute 50-Jährige <strong>als</strong> Einzige<br />

übrig, legt fünf Rosen auf die Gräber ihrer<br />

drei Brüder und ihrer Eltern.<br />

Dass ihr Roman „Ab jetzt ist Ruhe“ dennoch<br />

ein überwiegend heiterer geworden<br />

ist, liegt daran, dass Marion Brasch, wie sie<br />

selbst sagt, nicht so gern Geschichten liest,<br />

die „schicks<strong>als</strong>schwer und bleiern sind“.<br />

So berichtet sie vom Leben ihrer berühmten<br />

Familie mit einer Leichtigkeit,<br />

die bezaubert, und mit einem erzählerischen<br />

Geschick, das man einer Romandebütantin<br />

kaum zutrauen würde.<br />

Doch warum Roman? Alle Geschichten<br />

seien wahr, stellt die Autorin gleich zu Beginn<br />

klar, dennoch wollte sie keine Autobiografi<br />

e schreiben. Nur so hätte sie auch mal<br />

rumspinnen können, sagt sie, konnte Fakten<br />

und Fiktion mischen. Denn zu recherchieren<br />

gäbe es eine Menge, schließlich ist<br />

der Name Brasch vor allem in Kulturkreisen<br />

geläufi g: Marion Braschs Eltern lernten sich<br />

im Londoner Exil kennen, wohin sie wegen<br />

ihrer jüdischen Herkunft 1938 fl iehen mussten.<br />

Ihr erster Sohn Thomas wurde 1945<br />

noch dort geboren, bevor die Familie nach<br />

Ostdeutschland zurückkehrte, wo Horst<br />

Brasch schnell Karriere machte, stellvertretender<br />

Kulturminister der DDR wurde.<br />

Der Vater starb wenige Wochen vor dem<br />

Fall der Mauer und war bis zuletzt von der<br />

Idee <strong>des</strong> ost<strong>deutschen</strong> Staats überzeugt.<br />

Umso schwerer waren für ihn seine ebenso<br />

rebellischen wie verwundbaren Söhne zu ertragen,<br />

die gegen den Vater und gegen die<br />

Verhältnisse aufbegehrten: Der jüngste<br />

Sohn Peter (geboren 1955) wurde wegen seines<br />

Protests gegen die Ausbürgerung Wolf<br />

Biermanns 1976 aus der Uni geworfen, arbeitete<br />

<strong>als</strong> Schauspieler, Dramaturg und<br />

Schriftsteller, bevor er mit 45 Jahren an den<br />

Folgen seiner Alkoholsucht starb. Da war<br />

sein fünf Jahre älterer Bruder Klaus bereits<br />

21 Jahre tot. Als begabter junger Schauspieler<br />

spielte er auf der Volksbühne Berlin und<br />

in berühmten DEFA-Filmen. Und auch er<br />

hatte sich schließlich, wie Marion Brasch<br />

schreibt, „aus dem Leben getrunken“.<br />

Ein kreatives Kraftwerk, ein Künstler, der<br />

rücksichtslos gegen sich und andere agierte,<br />

war der älteste Bruder Thomas. Der<br />

Schriftsteller und Regisseur saß 1968 wegen<br />

seines Protests gegen die Niederschla-<br />

Lesezeichen<br />

Marion Brasch: Ab jetzt ist<br />

Ruhe. Roman meiner fabelhaften<br />

Familie. S. Fischer,<br />

400 S., 19,99 € (D) •<br />

20,60 € (A) • 28,90 sFr.<br />

© Juergen Bauer<br />

28<br />

Besuchen Sie uns auf der<br />

Leipziger Buchmesse!<br />

Buchjournal-Talk mit Marion Brasch<br />

Freitag, 16. März, 12 Uhr<br />

Halle 3, Stand E 403/F 410<br />

Marion Brasch: debütiert<br />

mit einem Roman über<br />

ihre „fabelhafte Familie“<br />

Zur Person<br />

Marion Brasch wurde 1961 in Berlin geboren.<br />

Nach dem Abitur arbeitete die gelernte<br />

Schriftsetzerin in einer Druckerei, bei verschiedenen<br />

Verlagen und beim Komponistenverband<br />

der DDR. 1987 begann sie<br />

<strong>als</strong> Musikredakteurin beim Jugendsender<br />

DT64 und ist heute <strong>als</strong> freie Rundfunkjournalistin<br />

und -moderatorin beim RBB tätig.<br />

„Ab jetzt ist Ruhe“ ist ihr erster Roman.<br />

gung <strong>des</strong> Prager Frühlings im Gefängnis<br />

und siedelte nach einem Publikationsverbot<br />

1976 in den Westen über. Sein Aufbegehren<br />

bedeutete auch für den Vater das<br />

Ende der Politkarriere. Thomas Brasch, das<br />

Multitalent, starb ein halbes Jahr nach seinem<br />

Bruder Peter, im November 2001.<br />

Marion Brasch schreibt über ihre schwierigen<br />

Brüder, die ihr oft ganz fern und fremd<br />

waren, mit viel Liebe und Zuneigung. Wie<br />

alle anderen prominenten Personen – man<br />

begegnet Heiner Müller, Katharina Thalbach,<br />

Wolf Biermann – bleiben auch die<br />

Brüder im Buch namenlos. Schließlich<br />

wollte sie ja keine Familienbiografi e abliefern,<br />

sondern vom Leben in diesem merkwürdigen<br />

<strong>deutschen</strong> Staat erzählen. Von<br />

den Geschichten, die sie erlebte, von den<br />

Sorgen, Nöten und Zwängen. Vom wunderbaren<br />

Gefühl, endlich eine eigene Wohnung<br />

ergattert zu haben oder <strong>als</strong> Sängerin einer<br />

Folkband auf Tour zu sein. Und von der<br />

großen Freiheit, mit Freunden drei Wochen<br />

lang durch Ungarn zu trampen. �<br />

buchjournal 1/2012


Cum »Jessica dit Durlachers vendae sed<br />

escil bisher ideles bester sam et<br />

mi, si Roman!« quas endunt<br />

De dunt Volkskrant, arumqui Amsterdam te<br />

ratus<br />

Die Vergangenheit<br />

ist ein Paar Stiefel –<br />

sie passen jedem,<br />

der sie sich anzieht.<br />

Ein gewitzter<br />

Zeitreise-Roman.<br />

416 Ma aut Seiten, fuga. Leinen, Ut dolorer € (D) orero- 22.90<br />

vidvEqui sFr 38.90* dundenti / € aut (A) 23.60 harumque<br />

a volor apis apis ad ut od<br />

Gendus Schlagartig dolesequatia ist es vorbei, dendita das consed sorglose quatuste Leben der<br />

necti Familie vendae Silverstein. voloria con Da con ist einer, conseque der etur ihr Leben mint<br />

ipicae bedroht, in nis denn doluptio er ist gefangen ommoles in eaquis einer explam, Geschich-<br />

int, te, die sant der as Vergangenheit aut et et hario voluptaturia angehört und porporae doch auf<br />

quam fatale Weise cum invende bis in die bitatur, Gegenwart ipsamus reicht velesto … que<br />

optatiunt exerspe rspicime ilibusanis quaecepra<br />

352 Seiten, Leinen, € (D) 22.90<br />

sFr 38.90* / € (A) 23.60<br />

Je<strong>des</strong> Mal, wenn Igor in die alte Uniform samt<br />

Stiefeln und Mütze schlüpft , reist er durch die<br />

Zeit und landet in Otschakow am Schwarzen<br />

Meer, im Jahr 1957. Dort triff t er auf Weindiebe<br />

und andere Gauner, und auf eine schöne, rothaarige<br />

Marktfrau …<br />

Foto: © Karin van Til<br />

Foto: © Regine Mosimann / Diogenes Verlag<br />

Der Roman, der<br />

Irving über Nacht<br />

weltberühmt machte,<br />

jetzt in einer<br />

einmalig schönen<br />

Leinenausgabe<br />

848 Seiten, Leinen, € (D) 26.90<br />

sFr 45.90* / € (A) 27.70<br />

Wer diesen Roman noch nicht gelesen hat, ist<br />

zu beneiden. Denn ihn erwartet eine Welt voller<br />

skurriler Ereignisse und liebenswert verschrobener<br />

Figuren in Neuengland und Wien. Garps<br />

Welt eben, in der alles passieren kann und meistens<br />

auch passiert.<br />

Ein großer Liebesroman<br />

– auch für<br />

all jene, die nicht<br />

(mehr) an die Liebe<br />

glauben.<br />

656 Seiten, Leinen, € (D) 22.90<br />

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Wahre Liebe gibt es nicht. Nur Beziehungen, die<br />

ein wenig Sicherheit geben – so sieht es Clare.<br />

Oder Aff ären – so Daniel. Bei einem Autounfall<br />

begegnen sich die beiden zum ersten Mal. Denkbar<br />

unromantisch. Doch derart nüchtern beginnen<br />

nur die ganz großen Liebesgeschichten.<br />

Foto: © Jane Sobel Klonsky<br />

Foto: © Angela Scipioni<br />

»Grünberg ist ein<br />

Autor, der alles<br />

kann, er ist leicht<br />

und komplex, tiefsinnig<br />

und albern.«<br />

WAZ, Essen<br />

Neue Bücher bei Diogenes<br />

Mit Haut und Haaren ist eine messerscharfe<br />

Satire über die ewige Kontaktsuche von Beziehungsfl<br />

üchtlingen. Bravourös spitzt Arnon<br />

Grünberg innere Widersprüche zu aphoristischen<br />

Paradoxen zu.<br />

Ein fesselnder<br />

historischer<br />

Roman über das<br />

Räuberische im<br />

Menschen.<br />

688 Seiten, Leinen, € (D) 22.90<br />

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352 Seiten, Leinen, € (D) 22.90<br />

sFr 35.90* / € (A) 23.60<br />

Geächtet, verteufelt, gejagt – das ist das Schicksal<br />

<strong>des</strong> Räuberhauptmanns Hannikel und seiner<br />

Familie. Ein lebenspraller Roman, der von den<br />

Zigeunerlagern in den Tiefen <strong>des</strong> Schwarzwalds<br />

bis in die Privatgemächer von Herzog Karl Eugen<br />

und seiner Franziska führt.<br />

www.diogenes.ch<br />

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Foto: © Bernhard van Dierendonck *unverbindliche Preisempfehlung


© ullstein bild<br />

ROMANE_KRIEGSERFAHRUNG<br />

Krieg liefert seit der Antike reichlich Erzählstoff. Seit einiger Zeit wenden sich auch<br />

Schriftsteller der jüngeren Generation wieder dem Thema zu.<br />

Totalität <strong>des</strong> Schreckens<br />

TEXT: ELISABETH GRÜN<br />

E rich<br />

Maria Remarque, <strong>des</strong>sen „Im<br />

Wes ten nichts Neues“ weder die erste<br />

noch die einzige drastisch-realistische<br />

Kriegsschilderung ist, erklärte seinen Roman<br />

zunächst zu dem „Versuch, über eine<br />

Generation zu berichten, die vom Kriege<br />

zerstört wurde“; später bekannte er: „Ich<br />

habe den Krieg für eine literarische Arbeit<br />

gebraucht.“ Seit einiger Zeit wenden sich<br />

nun auch Literaten der jüngeren Generation<br />

dem Thema zu. Das verwundert, denn<br />

abgesehen von wenigen Ausnahmen wie<br />

Jonathan Littell, der <strong>als</strong> Mitarbeiter einer<br />

Nichtregierungsorganisation in Kriegsgebieten<br />

eingesetzt war, hatten die meisten<br />

dieser Autoren keine persönliche Berührung<br />

mit einem Krieg, sondern gehören<br />

einer „pazifizierten“ Generation an.<br />

Dient die schrecklich-faszinierende Totalität<br />

<strong>des</strong> Krieges heute noch <strong>als</strong> Geschichtenfundus?<br />

Peter Englund, Sekretär der Schwedischen<br />

Nobelpreis-Akademie, war <strong>als</strong><br />

Kriegsberichterstatter in Bosnien, Afghanistan<br />

und Irak und versucht <strong>als</strong> Historiker,<br />

das Phänomen Krieg zu fassen.<br />

„Schönheit und Schrecken“ <strong>des</strong> Ersten<br />

Weltkriegs mag er rational nicht beikommen.<br />

Deshalb bildet er aus 19 sorgfältig recherchierten<br />

Einzelschicksalen ein gesamteuropäisches<br />

Gefühlspanorama: vom<br />

<strong>deutschen</strong> Schulmädchen bis zum südamerikanischen<br />

Kavalleristen in der osmanischen<br />

Armee. Ließ Kempowski im „Echolot“<br />

die Notate der Zeitzeugen unkommen-<br />

30<br />

„Im Westen nichts<br />

Neues“ – der Erste<br />

Weltkrieg auf der<br />

Leinwand (US-<br />

Spielfilm von 1930)<br />

tiert, deutet Englund behutsam und<br />

ergänzt (unbedingt lesenswerte) Fakten zu<br />

dem Krieg, <strong>des</strong>sen Unüberschaubarkeit<br />

auch zu Absurditäten führte: Bei Opatów<br />

beschossen sich im Oktober 1914 Deutsche<br />

untereinander!<br />

Michael Martens ist für die „FAZ“ auf<br />

Dienstreise in Serbien, <strong>als</strong> er einen Hinweis<br />

erhält: Ob er das Denkmal <strong>des</strong> <strong>deutschen</strong><br />

Soldaten Josef Schulz anschauen wolle, der<br />

sich im Zweiten Weltkrieg geweigert habe,<br />

Partisanen zu erschießen, und daraufhin<br />

selber exekutiert worden sei? Irritiert, weil<br />

der Fall in <strong>deutschen</strong> Geschichtsbüchern<br />

unerwähnt ist, begibt sich Martens auf Spurensuche,<br />

befragt Zeitzeugen, durchkämmt<br />

Archive und rekonstruiert, wie ein Film<br />

über Schulz Anfang der 1970er Jahre zum<br />

buchjournal 1/2012


Politikum wurde. Doch die Aussagen sind<br />

so widersprüchlich, die Spuren so erratisch,<br />

dass Martens’ spannende Dokumentation<br />

schließlich den programmatischen Titel<br />

„Heldensuche“ überraschend unterläuft.<br />

Der Franzose Laurent Binet widmet sein<br />

Buch „HHhH“ dem Tschechen Jozef Gabcik.<br />

Der verübte 1942 ein Attentat auf den Nazi<br />

Heydrich, der sich eine Weile, analog zu<br />

einem britischen Geheimdienstchef, „H“<br />

hatte nennen lassen. Für Binet, der die Mixtur<br />

aus Dokumentation und Fiktion im Gegensatz<br />

zu Martens geradezu manieristisch<br />

refl ektiert, gibt Geschichte immer weitere<br />

Geschichten zum Schreiben frei: Im letzten<br />

Kapitel zeigt er den Agenten Gabcik auf der<br />

Schifffahrt entgegen seiner künftigen mörderischen<br />

Mission. „Und vielleicht“, setzt<br />

Binet hinzu, „bin auch ich an Bord.“<br />

Eine solche Selbsteinschreibung in die<br />

Vergangenheit nimmt Christoph Poschenrieder<br />

nicht vor. Es geht subtiler. Sein Ich-<br />

Erzähler gerät über Alben eines Ahnen in<br />

den Sog der Vergangenheit. Beide Handlungsstränge<br />

– der gegenwärtige eines zunehmend<br />

vereinsamten Computer-Junkies,<br />

Identität aus vergangenen und digitalen<br />

Imaginationen schöpfend, und der <strong>des</strong> Ismar<br />

Manneberg inmitten <strong>des</strong> drastisch geschilderten<br />

Ersten Weltkriegs – werden parallel<br />

und mittels <strong>des</strong> Spiegelkastens<br />

zusammengeführt: Dieses – titelgebende –<br />

Gerät ermöglicht es, per Spiegelung heiler<br />

Gliedmaßen, etwa <strong>des</strong> rechten Arms, das<br />

Gehirn zu überzeugen, dass auch der linke<br />

Arm unversehrt sei, selbst wenn dieser am-<br />

Lesezeichen<br />

1. Peter Englund: Schönheit und Schrecken. Eine Geschichte <strong>des</strong> Ersten Weltkriegs, erzählt in neunzehn Schicksalen.<br />

Übersetzt von Wolfgang Butt. Rowohlt Berlin, 704 S., 34,95 € (D) • 36,– € (A) • 46,90 sFr.<br />

2. Michael Martens: Heldensuche. Die Geschichte <strong>des</strong> Soldaten, der nicht töten wollte. Zsolnay,<br />

400 S., 24,90 € (D) • 25,60 € (A) • 34,90 sFr.<br />

3. Laurent Binet: HHhH. Himmlers Hirn heißt Heydrich. Übersetzt von Mayela Gerhardt. Rowohlt, 448 S.,<br />

19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 28,50 sFr.<br />

4. Christoph Poschenrieder: Der Spiegelkasten. Diogenes, 224 S., 21,90 € (D) • 22,60 € (A) • 36,90 sFr.<br />

5. Maja Haderlap: Engel <strong>des</strong> Vergessens. Wallstein, 288 S., 18,90 € (D) • 19,50 € (A) • 27,50 sFr.<br />

buchjournal 1/2012 31<br />

putiert wurde. So können sogar Phantomschmerzen<br />

kuriert werden: metaphorisch<br />

gesprochen jene Identitätsbeschädigungen,<br />

die bei Nachfolgegenerationen hervorgerufen<br />

werden, wenn Vorläufergenerationen<br />

traumatische Erlebnisse tabuisieren, <strong>als</strong>o<br />

unterbrochene Emotionen brüchige Identitäten<br />

evozieren. In dem Sinne ist Poschenrieders<br />

„Spiegelkasten“ ein treffl iches Bild<br />

für die psychologische Hoffnung, die versehrte<br />

Gegenwart durch Refl exion der Vergangenheit<br />

zu ergänzen.<br />

Maja Haderlap, Bachmann-Preisträgerin<br />

2011, schildert in „Engel <strong>des</strong> Vergessens“<br />

poe tisch eindrücklich, wie Menschen von<br />

ihrer traumatischen Vergangenheit eingeholt<br />

werden. Der Jahre zurückliegende<br />

Kriegskonfl ikt im Kärntner Dorf ist für die<br />

kindliche Erzählerin all gegenwärtig: Der Vater,<br />

<strong>als</strong> Kind schon Partisan, fl üchtet in Wutexzesse<br />

und Alkohol, die Mutter in oberfl<br />

ächliche Fröhlichkeit, die Großmutter immerhin<br />

spricht vom KZ Ravensbrück. Das<br />

Kind kann sich lange seinen Glauben „nicht<br />

erklären, dass das Leben für mich keine Zukunft<br />

bereithält“. Ein Horchen rückwärts in<br />

der Zeit. Haderlaps Buch löst seit Erscheinen<br />

rege Resonanz und Dialogbereitschaft über<br />

den bislang tabuisierten Konfl ikt zwischen<br />

Österreichern und Slowenen aus. In einem<br />

solchen Sinne öffnen sich die literarischen<br />

Kriegsschilderungen erzählerisch bewusst<br />

der emotionalen Komplexität der Vergangenheit<br />

und vermögen so die bisherigen<br />

Denkmuster über Krieg, auch das Opfer-<br />

Täter-Schema, zu ergänzen. �<br />

Schreiben<br />

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Romane, Erzählungen,<br />

Biografien, Gedichte, Sach-,<br />

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Mediathek<br />

CD-TIPPS<br />

HÄNDEL<br />

Aufregende<br />

Barockoper<br />

Ränkespiele am römischen<br />

Kaiserhof:<br />

Mit „Agrippina“<br />

wendet sich der Barockspezialist<br />

René<br />

Jacobs Händels frühemOpera-Seria-Erfolg<br />

zu. Aufregend!<br />

(Harmonia Mundi)<br />

CHRISTIAN TETZLAFF<br />

Perfektes Paar<br />

Schumanns selten<br />

gespieltes Violinkonzert<br />

mit Christian<br />

Tetzlaff und<br />

dem HR-Sinfonieorchester<br />

– eine<br />

Aufnahme, die keine<br />

Wünsche offenlässt.<br />

(Ondine)<br />

ROSENKRANZSONATEN<br />

Preisgekrönt<br />

Für diese Aufnahme<br />

von Bibers „Rosenkranzsonaten“<br />

heimsten Violinist<br />

Daniel Sepec und<br />

Gambistin Hille Perl<br />

den Preis der DeutschenSchallplattenkritik<br />

ein. (Coviello)<br />

KINO UND BUCH: „HEADHUNTERS“<br />

Kriminelles Doppelleben<br />

Roger Brown ist der beste Headhunter der Branche, hat<br />

aber ein kleines Problem: Er ist nur 1,68 Meter groß und mit<br />

einer blendend aussehenden, großen Frau verheiratet, der<br />

eine angesagte Galerie in Oslo gehört. Um seine Gattin mit<br />

teuren Geschenken überhäufen zu können, geht Brown<br />

einem Nebenerwerb nach: Er horcht seine Klien ten, denen<br />

er zu Topjobs verhilft, aus, ob sie wertvolle Kunst zu Hause<br />

haben, bricht dort ein und verkauft die Gemälde über<br />

dunk le Kanäle weiter. Eines Tages gerät er an den F<strong>als</strong>chen.<br />

Im Manager und Ex-Elitesoldaten Clas Cleve sieht Brown<br />

nicht nur die ideale Besetzung für den vakanten Chefposten<br />

einer GPS-Firma, sondern auch das Ziel für den Beutezug<br />

seines Lebens: Cleve soll im Besitz eines verschollen<br />

geglaubten Rubens-Gemäl<strong>des</strong> sein. Doch alles kommt an-<br />

DVD-TIPPS<br />

Singende Teufelsgeige<br />

Operetten haftet der Ruf eines etwas<br />

angestaubten Genres an, vornehmlich<br />

geeignet für ältere Herrschaften. Dass<br />

manche Stücke zweifellos hohen<br />

Unterhaltungswert haben können, beweisen<br />

Werke wie Franz Lehárs Operette<br />

„Paganini“: Die Rolle <strong>des</strong> legendären<br />

Teufelsgeigers hatte der<br />

ös ter reichische Komponist einem<br />

Lands mann, dem Tenor Richard Tauber,<br />

auf den Leib geschrieben. In der Verfi lmung<br />

aus dem Jahr 1973 ist Antonio<br />

Theba <strong>als</strong> Paganini<br />

zu sehen, außerdem<br />

der erst kürzlich verstorbene<br />

Johannes<br />

Hees ters <strong>als</strong> Fürst<br />

Felice. (Arthaus<br />

Musik)<br />

Auf der Jagd nach Roger Brown: Nikolaj Coster-Waldau <strong>als</strong> Clas Cleve<br />

Duell unter Künstlern<br />

Es ist ein Genuss,<br />

die Leinwandlegende<br />

Armin Mueller-<br />

Stahl in Aktion zu<br />

erleben – umso besser,<br />

wenn ihm wie<br />

in dem Film „Die<br />

Farben <strong>des</strong> Herbstes“ eine Rolle wie<br />

auf den Leib geschneidert ist. Er spielt<br />

den russischen Künstler Nicholi Seroff,<br />

der sich in seinem abgelegenen Haus<br />

in Pennsylvania von der Menschheit<br />

ab- und dem Alkohol zugewandt hat.<br />

Die Malerei interessiert ihn sowieso<br />

nicht mehr – bis eines Tages ein junger<br />

Künstler auftaucht, der vom verehrten<br />

Meister lernen will und sich auch von<br />

<strong>des</strong>sen rüdem Auftreten nicht abschrecken<br />

lässt. (Sunfi lm Entertainment)<br />

ders und Brown hat einen Verfolger an den Hacken, der nur<br />

eines will: seinen Tod. Jo Nesbøs perfekt konstruierter, dennoch<br />

etwas seelenloser Thriller ist die ideale Vorlage für<br />

eine Verfilmung, die die Produzenten von Stieg Larssons<br />

„Millennium-Trilogie“ nun temporeich umgesetzt haben.<br />

Wir bekommen eine Welt vorgesetzt, die von Zynismus und<br />

Skrupellosigkeit regiert wird und in der nur eines zählt: Erfolg<br />

und Renommee. Fazit: solide, spannende Kino-Unterhaltung,<br />

die nicht zuletzt durch die beiden erstklassigen<br />

Hauptdarsteller Aksel Hennie <strong>als</strong> Roger Brown und Nikolaj<br />

Coster-Waldau <strong>als</strong> Clas Greve überzeugt. bai<br />

^ „Headhunters“. Filmstart: 15. März. FSK: ab 16 Jahre<br />

Jo Nesbø: „Headhunter“. Übersetzt von Günther Frauenlob.<br />

Ullstein, 320 S., 9,99 € (D) • 10,3o € (A) • 13,90 sFr.<br />

32<br />

Gnadenlose Jagd<br />

© NFP / Erik Aavatsmark<br />

„A Lonely Place to Die“ ist ein Film,<br />

der mit dem Entsetzen spielt: Anfangs<br />

ist es nur die Angst vor den senkrechten<br />

Felswänden und gefährlichen Kletterpartien<br />

in den schottischen Highlands.<br />

Dann fi ndet eine Gruppe junger<br />

Bergsteiger in der Einsamkeit der Berge<br />

ein in ein Erdloch eingekerkertes Mädchen.<br />

Sie befreien das Kind, doch es<br />

dauert nicht lange, dann sind ihnen die<br />

Kidnapper auf den Fersen. Es beginnt<br />

eine gnadenlose Jagd in unwegsamem<br />

Gelände. Ein Actionthriller,<br />

der einem<br />

nicht nur wegen der<br />

grandiosen Naturkulisse<br />

den Atem<br />

raubt. (Arthaus /<br />

3sat-Edition)<br />

buchjournal 1/2012


CD-TIPPS DVD-TIPPS<br />

CROSSOVER<br />

Wiener<br />

Virtuosen<br />

Als „The Philharmonics“<br />

zeigen Musiker<br />

der Wiener Philharmoniker,<br />

dass sie<br />

nicht nur Klassik<br />

können. Virtuose<br />

und mitreißende<br />

Musik quer durch<br />

alle Genres. (Deutsche<br />

Grammophon)<br />

PETER HERBOLZHEIMER<br />

Big-Band-Sound<br />

„Remembering<br />

Peter Herbolzheimer“:<br />

Die grandiose<br />

Doppel-CD huldigt<br />

– unter anderen mit<br />

frühen Aufnahmen<br />

von 1970 und 1971 –<br />

dem genialen, 2010<br />

verstorbenen Bandleader.<br />

(HGBS)<br />

BACH MEETS JAZZ<br />

Springlebendig<br />

Bachs Musik forderte<br />

Jazzer seit jeher<br />

heraus. Komponist<br />

Dieter Falk und<br />

Söhne interpretieren<br />

auf „Celebrate Bach“<br />

ein gängig und<br />

spring le b endig.<br />

(Boutique)<br />

buchjournal 1/2012 33<br />

© rbb / Tom Schulze, DOKfi lm<br />

Unter der Totenkopf-Flagge<br />

Paul Watson war Greenpeace-Aktivist der ersten Stunde, doch schließlich<br />

wurden ihm die Kollegen zu bequem. 1977 gründete er die Umweltschutzorganisation<br />

Sea Shepherd und machte unter der Totenkopffl<br />

agge fortan Walfängern, Treibnetzfi schern<br />

und Robbenjägern die Hölle heiß. Mehr <strong>als</strong> 28 Jahre<br />

lang hat Regisseur Peter Brown die ebenso mutigen<br />

wie gefährlichen Aktionen mit der Kamera begleitet<br />

und Watson mit dem Film „Bekenntnisse eines Öko-<br />

Terroristen“ ein Denkmal gesetzt. (Ascot Elite)<br />

Chaos im Dschungel<br />

Es sollte ein Film über das nationale Trauma Vietnam werden, doch schon<br />

die Dreharbeiten zu „Apocalypse Now“ gerieten für Francis Ford Coppola<br />

zum Albtraum: Aus ursprünglich geplanten sechs Wochen<br />

Drehzeit im Dschungel wurden drei Jahre, weil<br />

Darsteller absprangen, ein Bürgerkrieg ausbrach und<br />

ein Taifun den Set zerstörte. Coppolas Ehefrau Eleonor<br />

erinnert in der Dokumentation „Reise ins Herz der<br />

Finsternis – Hearts of Darkness“ an die chaotische<br />

Produktion eines genialen Kriegsfi lms. (Studiocanal)<br />

Rückkehr in eine verlorene Heimat<br />

Kritiker attestierten dem äthiopischen Regisseur Haile Gerima, dass er<br />

mit „Morgentau“ das Kino zu einem magischen Ort gemacht habe. Der<br />

Film erzählt die spannende und schmerzhafte Geschichte<br />

seiner Heimat: Anberber verlässt Äthiopien,<br />

um in Deutschland Medizin zu studieren und danach<br />

mit dem erworbenen Wissen sein Land voranzubringen.<br />

Doch Anberber kehrt in ein geschundenes, zutiefst<br />

gespaltenes Land zurück und fl üchtet sich in Erinnerungen<br />

an die verlorene Heimat. (good!movies)<br />

Die Thalbachs in der Hosenrolle<br />

Das Leben Friedrichs II., <strong>des</strong> Preußenkönigs, gespielt von zwei Frauen –<br />

kann das gut gehen? Es kann, wie „Friedrich. Ein deutscher König“ zeigt.<br />

Die Produktion, die im Januar im Fernsehen zu sehen war, zeichnet wichtige<br />

Stationen von Friedrichs Leben nach, inklusive kompetenter Kommentare<br />

von Historikern. Die Rolle <strong>des</strong> kunstsinnigen, vom brutalen Vater,<br />

dem „Soldatenkönig“, drangsalierten Jünglings spielt Anna Thal bach, <strong>als</strong><br />

„alter Fritz“ brilliert mit knarzender Stimme ihre Mutter Katharina. (Edel)<br />

Widerspenstiger Preußenprinz: Anna Thalbach<br />

in der Rolle <strong>des</strong> jugendlichen Friedrich<br />

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„German<br />

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MEDIATHEK<br />

KINO UND BUCH: „RUHM“<br />

Ausfl ug in<br />

Spiegelwelten<br />

2012 wird ein gutes Jahr für alle Kehlmann-Fans. Ein neuer<br />

Roman <strong>des</strong> Österreichers ist bislang zwar nicht angekündigt,<br />

doch dafür zwei Kinofi lme: Erfolgsregisseur Detlev<br />

Buck dreht derzeit an Kehlmanns Bestseller „Die Vermessung<br />

der Welt“, der voraussichtlich Ende <strong>des</strong> Jahres zu sehen<br />

sein wird. Bereits am 22. März läuft die Leinwandadaption<br />

von Kehlmanns Episodenroman „Ruhm“ in den<br />

Kinos an. Produziert wurde der Streifen von Sönke Wortmann<br />

(„Das Wunder von Bern“), Regie führte Isabel Kleefeld,<br />

die die sechs miteinander verbundenen Geschichten<br />

in Köln, Zürich, Buenos Aires, Kiew, auf der Krim und in<br />

Mexiko drehte. Am Start ist ein wahres Staraufgebot an<br />

DVD-TIPPS<br />

Yoga und freie Liebe<br />

Bhagwan trifft auf Bayern: Wir schreiben<br />

das Jahr 1980, <strong>als</strong> eine Berliner<br />

Bhagwan-Kommune in die bayerische<br />

Provinz zieht, um der Erleuchtung näher<br />

zu sein. Die Fremdlinge praktizieren<br />

hüllenlose Yoga-Übungen im Garten,<br />

Urschrei-Therapie und freie Liebe<br />

– und bringen das Leben der Einheimischen<br />

gehörig durcheinander. Markus<br />

H. Rosenmüller lässt in seiner Komödie<br />

„Ein Sommer in Orange“ zwar kaum<br />

ein Klischee aus, doch ist sein Film ein<br />

herrlicher Spiegel<br />

einer Zeit, <strong>als</strong> Bonn<br />

deutsche Hauptstadt<br />

war und Indien<br />

noch ganz<br />

weit weg. (Twentieth<br />

Century Fox)<br />

Ab nach Buenos Aires<br />

Okay, man muss<br />

Tommy Jauds Bücher<br />

nicht mögen –<br />

witzig und mit<br />

feiner Beobachtungsgabegeschrieben<br />

sind sie<br />

aber schon. Seine Fans lieben ihn und<br />

so sind auch die Verfi lmungen Kassenerfolge,<br />

wie etwa die Komödie<br />

„Resturlaub“: Pitschi Greulich (Maximilian<br />

Brückner) ist ein unsympathischer<br />

Durchschnittstyp, der nicht<br />

schon wieder mit den Kumpels nach<br />

Malle fl iegen will, sondern lieber nach<br />

Buenos Aires düst, um dort ein neues<br />

Leben zu beginnen. Kino-Klamotte, die<br />

an die Humor-Qualitäten der Buchvorlage<br />

nicht herankommt. (Sony Pictures)<br />

Wer spricht da? Mobile Kommunikation<br />

spielt in „Ruhm“ eine zentrale Rolle<br />

<strong>deutschen</strong> Schauspielern: Stefan Richter spielt den Schriftsteller<br />

Leo Richter, Heino Ferch den Mann, <strong>des</strong>sen Telefon<br />

nicht mehr klingelt, Justus von Dohnányi gibt den Ingenieur,<br />

der auf seinem Mobiltelefon seltsame Anrufe empfängt,<br />

Senta Berger eine Todkranke, und Gabriela Maria<br />

Schmeide ist die Schriftstellerin, die auf einer Reise in<br />

Zentralasien vergessen wird. Kehlmanns tragikomische<br />

Geschichten, die sich zu einer fabelhaft erzählten Spiegelwelt<br />

fügen, bekommen in der Verfi lmung eine neue Dimension,<br />

die einen Kinobesuch unbedingt lohnt. bai<br />

^ „Ruhm“. Filmstart: 22. März<br />

Daniel Kehlmann: „Ruhm. Ein Roman in neun Geschichten“.<br />

Rowohlt Taschenbuch, 256 S., 10,– € (D) • 10,3o € (A) • 14,90 sFr.<br />

Amerikaner in Paris<br />

34<br />

© CLittle Shark Entertainment GmbH / Martin Menke<br />

Es soll Leute geben, die genau ein Mal<br />

pro Jahr ins Kino gehen, nämlich dann,<br />

wenn ein neuer Film von Woody Allen<br />

zu sehen ist. Damit hätten sie in ihrem<br />

Leben immerhin 42 Kinobesuche absolviert,<br />

das letzte Mal im vorigen<br />

Sommer bei „Midnight in Paris“, einer<br />

spritzigen Komödie, die nun auch<br />

auf DVD zu haben ist. Die Geschichte<br />

<strong>des</strong> amerikanischen Autors Gil Pender,<br />

der in Paris hofft, seine Schreibblockade<br />

zu überwinden, und auf wundersame<br />

Weise ins Paris<br />

der 20er Jahre entführt<br />

wird, machte<br />

den Streifen zum erfolgreichsten<br />

Allen-<br />

Film überhaupt.<br />

(Concorde Video)<br />

CD-TIPPS<br />

BAROCK<br />

Funkelnder<br />

Vivaldi<br />

Barock einmal ganz<br />

ohne Celli und<br />

Bässe: Die Philharmonischen<br />

Geigen<br />

Berlin – alle sind<br />

Mit glieder der Berliner<br />

Philharmoniker<br />

– verleihen Vivaldis<br />

Konzerten funkelnden<br />

Glanz. (MDG)<br />

JAZZ<br />

Sternstunden<br />

Das Label Jazzhaus<br />

präsentiert musikalische<br />

Sternstunden<br />

aus dem Archiv <strong>des</strong><br />

Südwestrundfunks.<br />

Hier mit dem Duke<br />

Ellington Orchestra<br />

in der Stuttgarter<br />

Liederhalle im März<br />

1967. (Jazzhaus)<br />

ZUM WOHLFÜHLEN<br />

Über die Liebe<br />

CD ein-, Beine hochlegen,<br />

Augen zu und<br />

genießen: Axel<br />

Hackes hintergründige<br />

Texte über die<br />

Liebe, gemixt mit<br />

Ursula Mauders soulig<br />

interpretierten<br />

Songs. (Kunstmann)<br />

buchjournal 1/2012


DVD-TIPPS<br />

Sinfonie der Großstadt Gangster und Ganoven<br />

„Wir werden dieser Stadt ein<br />

Konzert geben, das sie nie vergessen<br />

wird.“ Wir: Das sind<br />

sechs Schlagzeuger, die genug<br />

haben von Bach und Beethoven,<br />

aber auch von der allgegenwärtigen<br />

musikalischen<br />

Dauerberieselung. Deshalb werden sie zu Sound-<br />

Terroristen mit dem Plan, eine Großstadt sinfonie<br />

zu geben, die die Welt noch nicht gehört hat. Instrumente<br />

fi nden sie an Ort und Stelle ihrer Überfälle:<br />

in einem OP-Saal, in einer Bank, sie besteigen<br />

Planierraupen und klettern auf Stromleitungen.<br />

Polizist Amadeus Warnebring ist ihnen<br />

auf den Fersen – aus Überzeugung, denn Warnebring,<br />

<strong>des</strong>sen Bruder Stardirigent ist, hasst Musik.<br />

Schnell wird klar, dass die Trommel-Terroristen<br />

und der empfi ndsame Ermittler letztlich dieselben<br />

Ziele verfolgen – und das große Finale gemeinsam<br />

gestalten. Die Regisseure Ola Simonsson und<br />

Johannes Stjärne Nilsson haben mit dem Low-<br />

Budget-Film „Sound of Noise“ eine skurril-abgedrehte<br />

Satire über das Musik-Establishment und<br />

die Kraft der Fantasie gedreht. (Sunfi lm)<br />

buchjournal 1/2012 35<br />

Er ist der Altmeister <strong>des</strong> Gangsterfi lms, <strong>des</strong>sen<br />

Filme noch heute Kult sind: Jean-Pierre Melville<br />

(1917 – 1973) ist eine Ausnahmeerscheinung <strong>des</strong><br />

europäischen Kinos, der mit Filmen wie „Der eiskalte<br />

Engel“ oder „Vier im roten Kreis“ Klassiker<br />

schuf. Drei seiner Werke sind in der Arthaus Close-<br />

Up Edition vereint: Das fi nstere Gangsterdrama<br />

„Der Teufel mit der weißen Weste“ (1962) mit<br />

Jean-Paul Belmondo und Serge Reggiani in den<br />

Hauptrollen kreist um Vertrauen und Verrat, um<br />

Rätsel und Lügen. Kritiker bewerten den Film <strong>als</strong><br />

Melvilles spannendsten und undurchschaubarsten.<br />

„Armee im Schatten“ (1969) ist ein pa-<br />

© Kinowelt GmbH<br />

ckender Thriller über<br />

eine französische Widerstandsgruppe<br />

im<br />

Zweiten Weltkrieg<br />

mit Lino Ventura und<br />

Simone Signoret in<br />

den Hauptrollen. Ein Film, in dem Melville<br />

seine eigenen Erfahrungen während <strong>des</strong> Zweiten<br />

Weltkriegs einfl ießen ließ, in dem der <strong>als</strong> Jean-<br />

Pierre Grumbach geborene Widerstandskämpfer<br />

zur Tarnung den Namen <strong>des</strong> Schriftstellers Herman<br />

Melville annahm. In „Vier im roten Kreis“ (1970),<br />

dem dritten Film der Arthaus-Edition, treffen der<br />

eben entlassene Einbrecher Corey (Alain Delon)<br />

und der entfl ohene Sträfl ing Vogel (Gian Maria<br />

Volontè) aufeinander. Zusammen mit dem Säufer<br />

und Ex-Polizisten Jansen (Yves Montand) bilden<br />

die drei ein schlagkräftiges Ganoventrio, das einen<br />

raffi nierten Einbruch in ein Pariser Juweliergeschäft<br />

plant. (Arthaus)<br />

Monique Hennessy und Jean-Paul Belmondo in<br />

„Der Teufel mit der weißen Weste“


MEDIATHEK_PORTRÄT<br />

Seit 2006 ist Dietmar Wunder die deutsche Stimme von Daniel Craig alias James Bond.<br />

Und er ist – nicht nur dank 007 – einer der begehrtesten <strong>deutschen</strong> Hörbuchsprecher.<br />

So sexy<br />

klingt<br />

Agent 007<br />

TEXT: SABINE SCHWIETERT<br />

B erlin,<br />

Ackerstraße in Mitte, DC Studios.<br />

Viel Technik, Sprecherkabine,<br />

ein bequemes, sandfarbenes Sofa. Dietmar<br />

Wunder fühlt sich hier wohl. Heute standen<br />

die letzten 120 Seiten von „Schutzlos“<br />

auf dem Programm. Der Thriller von Jeffery<br />

Deaver erscheint im März. Spannender<br />

noch war für Wunder die Vertonung von<br />

Deavers „Carte Blanche“, dem neuen<br />

James-Bond-Roman. Bond trifft Deaver –<br />

beide treffen auf Dietmar Wunder, den<br />

Synchronsprecher im Dienste Ihrer Majestät:<br />

Seit „Casino Royale“ und Daniel Craig<br />

(2006) ist er die deutsche Stimme von 007.<br />

Manchmal gehen Kindheitsträume in Erfüllung.<br />

Die Begeisterung für James Bond, für<br />

Sean Connery in dieser Rolle, hat Dietmar<br />

Wunder zur Schauspielerei gebracht.<br />

Nach einer Ausbildung zum Optiker im<br />

elterlichen Laden nahm der gebürtige<br />

Berliner Schauspielunterricht – und landete<br />

nach Arbeiten für die Serien „Twin<br />

Peaks“ und „Ausgerechnet Alaska“ im<br />

Synchron-Geschäft. Er leiht den Hollywood-Schauspielern<br />

Sam Rockwell, Cuba<br />

Gooding jr., Omar Epps und Adam Sandler<br />

seine Stimme. Und: Bingo! Dietmar<br />

Wunder synchronisiert Daniel Craig. Der<br />

Durchbruch. Auftragsflauten sind für ihn<br />

seither kein Thema.<br />

Hörbücher am laufenden Band, Synchronisation,<br />

Live-Lesungen – der Laden läuft.<br />

Bereitet man sich da überhaupt noch groß<br />

vor? Der Tontechniker mischt sich ein:<br />

Zur Person<br />

Dietmar Wunder, geboren 1965 in Berlin, ist<br />

Schauspieler, Synchron- und Hörbuchsprecher<br />

und Synchronregisseur. Er leiht <strong>als</strong> Synchronsprecher<br />

u. a. Daniel Craig seine Stimme und ist einer<br />

der beliebtesten Hörbuchsprecher. Wunder lebt<br />

mit seiner Familie in Berlin-Zehlendorf.<br />

„Dietmar ist immer vorbereitet.“ Prima vista,<br />

<strong>als</strong>o vom Blatt, liest er nur, wenn es sich<br />

nicht vermeiden lässt. „Ich muss den Handlungsbogen<br />

vorher kennen, wissen, wie<br />

viele Charaktere dabei sind, wie sie aussehen.“<br />

Sprechen, das ist für Wunder immer<br />

auch durchdringen, interpretieren, schauspielern.<br />

Eine ganz eigene Kunst. „Jeder<br />

Text muss interpretiert werden, sonst kann<br />

man ihn nicht vorlesen. Beim Lesen kann<br />

man Zurückblättern, beim Hören nicht.“<br />

Im Studio ist dann wieder alles wie neu:<br />

„Ich lese mir selbst vor, sehe Bilder, lasse<br />

36<br />

© picture-allianz / ZB<br />

Rau, rauchig,<br />

männlich: Dietmar<br />

Wunders Stimme passt<br />

perfekt zum Image<br />

von Daniel Craig<br />

die erzählte Welt vor meinen Augen entstehen.“<br />

Sein Hörbuchdebüt war „Das Haus<br />

ohne Spuren“ von Viktor Arnar Ingólfsson,<br />

ziemlich düsterer Stoff. „Ich war andauernd<br />

zu schnell“, erinnert er sich.<br />

Außerdem ist er <strong>als</strong> Synchronregisseur<br />

gefragt; in der nächsten Woche steht mal<br />

wieder eine Produktion im Synchronstudio<br />

seines jüngeren Bruders Christian an,<br />

der sich ebenfalls den Stimmen verschrieben<br />

hat. Funktioniert der Rollenwechsel?<br />

„Ich habe dadurch mehr Respekt. Wenn ich<br />

<strong>als</strong> Sprecher vorn stehe, würde ich niem<strong>als</strong><br />

sagen, ich weiß es besser“, sagt Wunder.<br />

Tief, rau, rauchig, zugleich kratzig und<br />

samtig, jugendlich und sonorig – cool ist<br />

wohl das Adjektiv, das die Klangfarbe von<br />

Wunders Stimme am besten trifft. Er ist<br />

auf Krimis abonniert, das passt. „Ich liebe<br />

es, die Wahnsinnigen zu sprechen, die<br />

Psychopathen.“ Der komödiantische Romantiker<br />

Adam Sandler funktioniert aber<br />

ebenso gut. Gern wird Wunder auch <strong>als</strong><br />

deutsche Stimme für Schwarze einge-<br />

buchjournal 1/2012


setzt, etwa für Mathew St. Patrick, der die<br />

Rolle von Keith Charles in der US-Serie<br />

„Six Feet Under“ spielt – einen gut aussehenden<br />

schwulen Cop. Sexy kann der Berliner<br />

nämlich auch.<br />

Durchtrainiert und kompakt, nicht<br />

übermäßig groß, Charakterkopf, weißer<br />

Rollkragenpullover, Jeans, derbe Schuhe.<br />

Dietmar Wunder ist ein attraktiver Mann.<br />

Inwieweit muss die Körperlichkeit <strong>des</strong><br />

Sprechers zum Schauspieler, zur Sprecherrolle<br />

passen? „Das Klischee muss bedient<br />

werden.“ Einen großen Kerl assoziiere man<br />

mit einer tiefen Stimme. Außerdem werde<br />

beim Synchronisieren versucht, der Stimme<br />

<strong>des</strong> Origin<strong>als</strong> möglichst nahezukommen.<br />

„Mathew St. Patrick hat im Original<br />

eine wirklich sexy Stimme.“<br />

Was soll noch kommen, nach Bond?<br />

„Ich würde gern auf der Bühne singen.“ In<br />

jüngeren Jahren ist er mit einer Coverband<br />

durch Berlin gezogen, Oasis, Westernhagen,<br />

Red Hot Chilli Peppers. Jetzt<br />

wird die Musik zur Zukunftsaufgabe. Bis<br />

es so weit ist, macht er in Zehlendorf<br />

Hausmusik mit seiner Familie. Auch die<br />

buchjournal 1/2012 37<br />

Schauspielerei hat ihn noch nicht ganz<br />

losgelassen. „Ich sehe mich <strong>als</strong> den geborenen<br />

Cop.“ Viele andere auch. In „Not<br />

Worth a Bullet“, einem Kurzfi lm von Marco<br />

Riedl, spielt er den Klassiker, im Hemd<br />

und mit Waffe an der Hüfte. Annähernd<br />

Lesezeichen<br />

j j<br />

j<br />

40 Preise hat der Streifen gewonnen, inklusive<br />

der Auszeichnung „Best Supporting<br />

Actor“ beim Los Angeles Reel Film<br />

Festival. Ein „Tatort“-Kommissar vielleicht?<br />

Wunder gibt sich gelassen: „Wenn<br />

es sein soll, dann soll es sein.“ �<br />

1. Don Winslow: Zeit <strong>des</strong> Zorns. Gelesen von Dietmar Wunder. Der Audio Verlag, 5 CDs, 19,99 € (D) • 20,20 € (A) •<br />

30,50 sFr.<br />

2. Jeffery Deaver: Carte Blanche. Ein James-Bond-Roman. Gelesen von Dietmar Wunder. Random House Audio, 6 CDs,<br />

19,99 € (D / A) • 29,90 sFr.<br />

3. Susanne Falk: Das Wunder von Treviso. Gelesen von Dietmar Wunder. Jumbo, 3 CDs, 16,99 € (D / A) • 24,90 sFr.<br />

4. Thomas Thiemeyer: Der gläserne Fluch. Gelesen von Dietmar Wunder. Jumbo, 22,99 € (D / A) • 32,90 sFr.<br />

5. Cowboys & Aliens. Mit Olivia Wilde und Daniel Craig (Sprecher: Dietmar Wunder). Paramount Home<br />

Entertainment, DVD, 19,99 €<br />

j<br />

JETZT AUF BLU-RAY, DVD<br />

UND ALS VIDEO-ON-DEMAND<br />

Film: © 2011 Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten. Artwork: © 2012 Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.


MEDIATHEK_NEUE HÖRBÜCHER<br />

© madochab / photocase<br />

Kein Entkommen<br />

EINE FRAU BLICKT ZURÜCK<br />

Bilanz eines Lebens<br />

Zeruya Shalev ist<br />

bekannt für ihre leisen<br />

Geschichten<br />

über die Liebe und<br />

vor allem über das<br />

Liebesleid. Ob dabei<br />

nun Mann und Frau<br />

im Mittelpunkt stehen oder Familienkonstruktionen<br />

– wie kaum einer anderen gelingt es der<br />

Israelin, die unendliche Tiefe von Beziehungen<br />

auszuloten. In ihrem neuen Roman lässt sie<br />

eine ältere Frau, Chemda Horovitz, auf ihre Leben<br />

zurückblicken. Auf ihre Kindheit, ihre Ehe<br />

und ihre Kinder, von denen sie eines zu viel und<br />

eines zu wenig geliebt hat. Es geht um Wut und<br />

Enttäuschung, um Liebe und Sehnsucht und um<br />

Familienbande, die stärker sind <strong>als</strong> alles andere.<br />

Die unerträgliche Schwere <strong>des</strong> Seins wird<br />

von der Schauspielerin Maria Schrader mit genau<br />

der widersprüchlichen Empathie, Hoffnung,<br />

Zartheit und Zurückhaltung gelesen, die die Romane<br />

der 52 Jahre alten Schriftstellerin brauchen.<br />

Einen Vorgeschmack auf diese kongeniale<br />

Verbindung kann man auch auf der gemeinsamen<br />

Lesereise der beiden Frauen im März<br />

und April bekommen. nf<br />

^ Zeruya Shalev: „Für den Rest <strong>des</strong> Lebens“.<br />

Gelesen von Maria Schrader. Random House Audio,<br />

6 CDs, 19,99 € (D / A) • 29,90 sFr.<br />

KRANKE LIEBE<br />

Mr. Wonderfuls<br />

Wandlung<br />

Manche Liebe macht krank. Zu Beginn dieser<br />

Romanze sieht das aber überhaupt<br />

nicht danach aus. Denn Hannes scheint ein<br />

wahrer Mr. Wonderful zu sein: Er ist überaus<br />

zuvorkommend und wahnsinnig<br />

freundlich, er verdient gut mit seinem Architekturbüro<br />

und er verschenkt gern Rosen.<br />

Außerdem ist er ledig und sieht auch<br />

noch großartig aus. Am Anfang ist Judith<br />

hin und weg. Doch irgendwann gibt sich<br />

das – und Mr. Wonderful fängt an zu klammern.<br />

So leicht, wie Hannes in Judiths Leben<br />

gekommen war, lässt er sich jedenfalls<br />

nicht mehr daraus entfernen. Daniel<br />

Glattauer, der österreichische Journalist,<br />

Autor und Experte für Gefühlvolles aller Art,<br />

hat einen bitteren Liebesroman geschrieben.<br />

Die Schauspielerin Andrea Sawatzki,<br />

die auch schon bei den Glattauer-Bestsellern<br />

„Gut gegen Nordwind“ und „Alle sieben<br />

Wellen“ zu hören war, liest mit markanter<br />

Stimme, in der sich Verletzbarkeit<br />

mit Stärke mischen. rma<br />

^ Daniel Glattauer: „Ewig Dein“. Gelesen von<br />

Andrea<br />

Sawatzki. HörbucHHamburg,<br />

4 CDs,<br />

19,99 € (D / A)<br />

• 29,50 sFr.<br />

ERLEBNISSE EINES STADTBILDERKLÄRERS<br />

Berliner Seemannsgarn<br />

Sein Arbeitsplatz befi<br />

ndet sich mitten in<br />

Berlin und ist fast immer<br />

in Bewegung. Er<br />

kommt mit Menschen<br />

aus vielen Ländern<br />

zusammen, und er erzählt<br />

allen ungefähr dasselbe. Tilman ist „Stadtbilderklärer“.<br />

Auf einem Ausfl ugsschiff schippert er<br />

quer durch Berlin und erklärt den Touristen, was<br />

links und rechts <strong>des</strong> Landwehrkan<strong>als</strong> so alles zu<br />

sehen ist. Seine Passagiere kommen aus Spanien,<br />

Indien oder Marzahn. Und manchmal sind sie besoffen.<br />

Nein, nicht manchmal: Oft sind sie besoffen.<br />

Tilman Birr hat seine Karriere bei Poetry<br />

Slams begonnen. Das ist seinen Geschichten von<br />

den Berliner Wasserstraßen auch anzumerken.<br />

Denn alles ist nah an der Wirklichkeit, aber auch<br />

ganz schön verrückt. Selbstverständlich versteht<br />

es der bühnengeschulte Autor, sein Seemannsgarn<br />

schön anschaulich vorzutragen. Als begnadeter<br />

Dialektimitator beherrscht er nicht nur den<br />

unfreundlichen Berliner, sondern auch den wütenden<br />

Bayern. Ganz famos. rma<br />

^ Tilman Birr: „On se left you see se Siegessäule.<br />

Erlebnisse eines Stadtbilderklärers“. Gelesen vom<br />

Autor. Der Hörverlag, 16,99 € (D / A) • 25,90 sFr.<br />

GEFEIERTER DEBÜTROMAN<br />

Mit kalter Wut<br />

Der große Schauspieler<br />

Sepp Bierbichler<br />

hat nun seinen ersten<br />

Roman geschrieben.<br />

„Verfl uchtes Fleisch“,<br />

der Titel seines 2001<br />

erschienenen autobiografi<br />

schen Erstlingswerks, würde auch hier passen,<br />

denn natürlich geht es auch in „Mittelreich“<br />

wieder um sexuelles Verlangen. Und es geht<br />

auch wieder um die eigene Geschichte: Der Gasthof<br />

am See, in dem Bierbichler aufgewachsen ist,<br />

spielt eine wichtige Rolle. Sein Buch ist Anekdotensammlung,<br />

gesellschaftskritischer Essay und<br />

brutale Geschichtsschreibung. Selbstverständlich<br />

liest der Autor selbst. Und wie: langsam, bedächtig,<br />

mit bayrischem Dialekt und kalter Wut. Gerade<br />

so, <strong>als</strong> würde er nicht nur eine Geschichte,<br />

sondern gleich die Welt buchstabieren. Und das<br />

tut er ja auch. rma<br />

^ Josef Bierbichler: „Mittelreich“. Gelesen vom Autor.<br />

Der Audio Verlag, 10 CDs, 39,99 € (D ) • 40,40 € ( A) •<br />

55,90 sFr.<br />

38<br />

buchjournal 1/2012


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24.04.12 · Lemgo<br />

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Schwerpunkt Krimi & Thriller<br />

Er stammt aus den Pyrenäen, aber längst ist Kommissar Adamsberg in<br />

der Großstadt zu Hause. Im Quartier Latin etwa begann Fred Vargas’ Held<br />

seine Polizeilaufbahn; und an der Seine lässt der „Wolkenschaufler“ gern<br />

seinen Gedanken freien Lauf. Irene Binal ist ihm gefolgt.<br />

Das Paris<br />

der blauen Kreise<br />

TEXT: IRENE BINAL<br />

Paris ist eine Stadt der Fremden. Hierher<br />

zieht es Einwanderer und Abenteurer,<br />

Künstler und Literaten, Glückssucher und<br />

Glücksritter – und Kommissare. Seit Jahren<br />

lebt Jean-Baptiste Adamsberg in der<br />

Hauptstadt, man bezeichnet ihn <strong>als</strong> „Pariser“,<br />

obwohl er aus einem Dorf in den französischen<br />

Pyrenäen stammt. Nicht dass er<br />

die Stadt nie verließe: Im Zuge seiner Mordermittlungen<br />

verschlägt es ihn nach Straßburg,<br />

nach Quebec, nach Südfrankreich<br />

oder, wie in seinem neuen Fall, in die Normandie.<br />

Dennoch klebt Paris an seinen<br />

Schuhsohlen, die „Stadt aus Stein“, die in<br />

der Lage ist, „ihm die Welt der Steine wiederzugeben,<br />

die er brauchte“.<br />

Wie mag sich Adamsberg im Kommissariat<br />

<strong>des</strong> 5. Arrondissements gefühlt haben,<br />

in dem seine Pariser Laufbahn begonnen<br />

hat? Der schmutzig braune, gefängnisartige<br />

Betonklotz erhebt sich mitten im quirligen<br />

Quartier Latin, ein strenges Gebäude,<br />

das keinen Blick hinter die verschlossenen<br />

Fenster gewährt. Hier hat Adamsberg seinen<br />

ersten Fall gelöst, ist dem Geheimnis<br />

der blauen Kreise auf die Spur gekommen,<br />

die in ganz Paris auftauchten. Etwa in der<br />

Rue du Moulin-Vert im 14. Arrondisse-<br />

ment, einer unauffälligen, schmalen Straße,<br />

gesäumt von Wohnhäusern und hinter<br />

Zäunen versteckten kleinen Gärten.<br />

Eine gute Straße, um Kreise zu zeichnen,<br />

kaum jemand interessiert sich dafür, nur<br />

eine ältere Frau bleibt neugierig stehen.<br />

Kennt sie Fred Vargas? „Ah, non“, bedauert<br />

sie, aber interessant sei das doch. Dann<br />

geht sie mit einem freundlichen Nicken<br />

weiter, der Schlüsselbund klimpert in ihrer<br />

Hand. Der Regen verwischt die blaue Kreide<br />

bald wieder. Aber die Kreisform bleibt<br />

sichtbar, ein Stück von Adamsbergs Wirklichkeit,<br />

die Ahnung eines ebenso poetischen<br />

wie grausamen Paris an der Grenze<br />

zur Realität, eines Paris der blauen Kreise<br />

und der roten Pestzeichen.<br />

Zur Person<br />

Fred Vargas, geboren 1957 in Paris, ist Archäologin<br />

und heute die bedeutendste französische Kriminalautorin.<br />

Von ihr gibt es zwei Krimireihen, beide mit<br />

grotesken Zügen und schrägen Figuren: eine um<br />

Jean-Baptiste Adamsberg, die andere um Ludwig<br />

Kehlweiler. Vargas erhielt zahlreiche Auszeichnungen,<br />

unter anderen 2004 den Deutschen Krimipreis<br />

für „Fliehe weit und schnell“.<br />

Diesen Zeichen ist Adamsberg in seinem<br />

zweiten Pariser Fall auf der Spur. Er<br />

hat das 5. Arrondissement verlassen und<br />

ist an den Quai <strong>des</strong> Orfèvres gewechselt,<br />

zur Brigade criminelle de la Préfecture de<br />

police groupe homicide antenne du 13ème,<br />

so der eindrucksvoll komplizierte Name<br />

seiner Einheit.<br />

Das Gebäude neben der berüchtigten<br />

Conciergerie ist alt und kühl, riesig und ein<br />

bisschen düster. Aber gleich nebenan fließt<br />

die Seine, an der Adamsberg gern spazieren<br />

geht, eine „fließende Zuflucht“, wie geschaffen<br />

für einen „Wolkenschaufler“. So<br />

wird Adamsberg genannt, wegen der ungeordneten<br />

und scheinbar abseits jeder Logik<br />

verlaufenden Struktur seiner Überlegungen,<br />

die seine Kollegen teils fasziniert,<br />

teils verärgert.<br />

Hier, an der Seine, lässt es sich besonders<br />

gut „Wolken schaufeln“, hier kann der<br />

Kommissar seine Gedanken auslüften: „Er<br />

ließ sie frei, wie man einen Schwarm Vögel<br />

aufsteigen lässt, und sie zerstreuten sich<br />

über den Himmel, spielten, indem sie sich<br />

vom Wind emportragen ließen, leichtfertig<br />

und unbesonnen.“<br />

Ein paar Möwen gleiten vorbei, ein Liebespaar<br />

duckt sich im Schatten einer Brü-<br />

40 buchjournal 1/2012


© Alexandre Isard / Corbis<br />

»Paris klebt an<br />

den Schuhsohlen<br />

von Kommissar<br />

Adamsberg«<br />

cke. Ein Ausflugsboot bringt für ein paar<br />

Minuten Lärm und Leben, dann ist es wieder<br />

ruhig, so <strong>als</strong> wäre man nicht im Herzen<br />

von Paris, am Puls der Geschichte,<br />

gleich neben der Ile aux Juifs: jener Seine-<br />

Insel, auf der der letzte Großmeister <strong>des</strong><br />

Templerordens, Jacques de Molay, 1314<br />

verbrannt wurde.<br />

Auch Adamsberg muss sich mit der<br />

His torie befassen, mit dem Schwarzen<br />

buchjournal 1/2012 41<br />

Fred Vargas: Sie scheut die Öffentlichkeit, aber<br />

„ihr“ Bürgermeister kennt die Autorin<br />

Tod und den roten, spiegelverkehrten Vieren,<br />

den alten Abwehrzeichen gegen die<br />

Pest, die an Wohnungstüren überall in der<br />

Stadt auftauchen. In der Rue Poulet etwa,<br />

im 18. Arrondissement, wo sich Paris ganz<br />

anders zeigt: Friseure und Perückenläden<br />

säumen die belebte Straße, Afrikanerinnen<br />

schwatzen vor den Eingangstüren,<br />

ein paar Ecken weiter wird ganz offen mit<br />

Drogen gehandelt.<br />

Von Fred Vargas, Adamsberg oder Zeichen<br />

an Türen weiß hier niemand etwas.<br />

Vielleicht ist das am Place Edgar Quinet anders,<br />

jenem kleinen Platz, an dem der Ausrufer<br />

Joss Le Guern die merkwürdigen Botschaften<br />

<strong>des</strong> Mörders verliest. Eigentlich<br />

handelt es sich nur um eine Kreuzung, 0<br />

Die blauen Kreise, wie sie der Mörder in<br />

dem Krimi „Es geht noch ein Zug von der<br />

Gare du Nord“ gezeichnet haben könnte<br />

Ein Ort für die blauen Kreise: die Rue du<br />

Moulin-Vert im 14. Arrondissement<br />

Die Kreuzung Edgar Quinet: ein realer Ort,<br />

den Fred Vargas neu erschaffen hat<br />

© Robert Kluba<br />

© Robert Kluba<br />

© Robert Kluba


SCHWERPUNKT KRIMI & THRILLER<br />

0 die sich kaum von anderen Pariser<br />

Kreuzungen unterscheidet. Einen Fahrradladen<br />

wie im Roman sucht man freilich<br />

vergebens, ebenso die Platane mit dem<br />

blauen Briefkasten, in dem jeder seine Botschaften<br />

deponieren kann, und angesichts<br />

<strong>des</strong> lärmenden Gemüsemarkts hätte Joss<br />

am Wochenende kaum die Chance, sich<br />

hier überhaupt Gehör zu verschaffen.<br />

Für das Café Viking, in dem sich die Bewohner<br />

<strong>des</strong> Viertels treffen, könnten gleich<br />

mehrere Bistros Pate gestanden haben. Das<br />

„La Liberté“ etwa, in dem drei Männer<br />

beim Kaffee sitzen. Einer von ihnen entpuppt<br />

sich <strong>als</strong> Pascal Cherki, seines Zeichens<br />

Bürgermeister <strong>des</strong> 14. Arrondissements<br />

und stolz auf sein Viertel. Ja, natür-<br />

»Adamsberg lebt in<br />

einer Sackgasse,<br />

wo die Großstadt<br />

sich dörfl ich gibt«<br />

lich kenne er Fred Vargas, sie sei ja öfter im<br />

gegenüber liegenden „Café O<strong>des</strong>sa“ anzutreffen.<br />

Überhaupt habe sein Arrondissement<br />

eine große literarische Geschichte:<br />

Henry Miller etwa sei hier gewesen; Jean-<br />

Paul Sartre und Simone de Beauvoir hätten<br />

in der Nähe gewohnt, auch Lenin und<br />

Trotzki hätten sich dem Charme von Montparnasse<br />

nicht entziehen können.<br />

Cherki lacht, fi ndet es fast seltsam, dass<br />

es noch keine „Adamsberg-Touren“ durch<br />

Paris gibt, vergleichbar mit den schwedischen<br />

Wallander-Trips oder den Reisen auf<br />

den Spuren von Dan Brown. Dann steht er<br />

auf, <strong>als</strong> Bürgermeister hat man viel zu tun.<br />

Eine Frage ist noch offen: Kennt er die Ruelle<br />

aux Mouettes, jene Gasse, in der Adamsberg<br />

sich ein Haus gekauft hat? „Nein“, sagt<br />

Cherki, „diese Straße gibt es nicht.“ Ein Händedruck,<br />

ein Lächeln, dann ist er fort, unterwegs<br />

auf bürgermeisterlichen Pfaden.<br />

Also kein Besuch bei Adamsbergs Haus –<br />

aber vorstellen kann man sich die kleine<br />

Straße immerhin: eine stille Sackgasse im<br />

Herzen von Paris, wo die Großstadt sich<br />

dörfl ich gibt, gesäumt von Häusern mit aneinandergeschmiegten,<br />

kleinen Vorgärten.<br />

Eines dieser Häuser hat Adamsberg im fünften<br />

Roman der Krimireihe erworben, ein<br />

altes Gemäuer, das irgendwann ein Nonnen-<br />

An der Seine lässt Adamsberg gern seine<br />

Gedanken aufsteigen<br />

In der Rue Poulet war der Kommissar mit<br />

Pestzeichen konfrontiert<br />

kloster gewesen sein soll. Aber der angeblich<br />

herumspukende Geist hat sich mit dem<br />

Kommissar arrangiert. Nebenan ist das<br />

Haus von Lucio, Adamsbergs bizarrem<br />

Nachbarn, der um die Rettung kleiner Kätzchen<br />

bemüht ist und in regelmäßigen Abständen<br />

an den Haselnussstrauch pinkelt.<br />

Vielleicht ist es ganz gut, dass diese Gegend<br />

nur in der Fantasie <strong>des</strong> Lesers existiert,<br />

vielleicht würde andernfalls ihr Zauber<br />

verfl iegen. Und vielleicht hatte Fred<br />

Vargas ebendiesen Gedanken im Hinter-<br />

Lesezeichen<br />

j<br />

Fred Vargas: Die Nacht <strong>des</strong> Zorns. Übersetzt von<br />

Waltraud Schwarze. Aufbau, 432 S., 22,99 € (D) •<br />

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Fred Vargas: Die Nacht <strong>des</strong> Zorns. Gelesen von Volker<br />

Lechtenbrink. Bastei Lübbe, 19,99 € (D ) • 20,20 € (A) •<br />

29,90 sFr.<br />

© Robert Kluba<br />

© Robert Kluba<br />

kopf, <strong>als</strong> sie die Straße erfand. Aber wir<br />

müssen zurück in die Wirklichkeit, zum<br />

Gefängnis La Santé im 14. Arrondissement,<br />

wo viele der Kriminellen landen, die Adamsberg<br />

wolkenschaufelnd überführt hat.<br />

Es ist ein mächtiger, dunkler Bau mit vergitterten<br />

Fenstern hinter hohen, graubraunen<br />

Mauern, ein abweisen<strong>des</strong> Gebäude, das<br />

nicht zum Betreten einlädt. Zwei Polizisten<br />

halten, springen aus dem Wagen, erklären,<br />

dass Fotografi eren hier verboten sei. „Haben<br />

Sie eine Genehmigung? – Nein? – Desolée,<br />

bitte weitergehen.“ Eine Aufforderung,<br />

der man nicht ungern Folge leistet.<br />

Hier spürt man die Abgründe, die Fred Vargas<br />

in ihrer unvergleichlichen Prosa entwirft<br />

und denen der Kommissar auf Schritt<br />

und Tritt begegnet, sei es nun in Paris oder<br />

anderswo.<br />

Denn oft verlegt Vargas ihre Handlung in<br />

ebendieses Anderswo, so auch im jüngsten<br />

Adamsberg-Roman „Die Nacht <strong>des</strong> Zorns“,<br />

»In Fred Vargas’<br />

Paris umschlingen<br />

sich Realität und<br />

Imagination«<br />

in dem es den Ermittler in die Normandie<br />

verschlägt, auf die Spuren der Wilden Jagd,<br />

die im Dorf Ordebec gesehen worden sein<br />

soll und Unheil ankündigt. So pendelt<br />

Adamsberg zwischen der Großstadt und<br />

dem kleinen Ort, der so ganz anders ist <strong>als</strong><br />

die graue Stadt, in dem Mythen und Legenden<br />

zum Leben erwachen können. Hier<br />

scheint es tatsächlich denkbar, dass das<br />

Wütende Heer regelmäßig den Weg von<br />

Bonneval entlangreitet und den Tod mit<br />

sich bringt.<br />

Dennoch ist es erneut Paris, das Adamsberg<br />

befähigt, den Fall zu lösen, das Paris<br />

seiner bewährten Kollegen, in dem ein jugendlicher<br />

Brandstifter zum Verbündeten<br />

wird und eine verletzte Taube sich <strong>als</strong><br />

zahmes Haustier entpuppt. Erst nach vielen<br />

Um- und Abwegen kommt Adamsberg<br />

dem Geheimnis von Ordebec und seinen<br />

merkwürdigen Bewohnern auf die Spur<br />

und kann in die Hauptstadt zurückkehren,<br />

der Pariser aus den Pyrenäen, in <strong>des</strong>sen<br />

steinerner Stadt der blauen Kreise sich Realität<br />

und Imagination auf einzigartige Weise<br />

zu umschlingen scheinen. �<br />

42<br />

buchjournal 1/2012


Kult!<br />

Echt abgefahren<br />

Der Klassiker „VW T1 Bulli“<br />

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SCHWERPUNKT KRIMI & THRILLER<br />

Kriegsjahre<br />

MORD AN DER UNI<br />

Der Kampf ums Dasein<br />

Ein plötzlicher Wassereinbruch<br />

reißt den Kieler Biologieprofessor<br />

Hermann<br />

Pauli aus seiner nächtlichen<br />

Schreibtischarbeit.<br />

Wenig später steht er in<br />

einem verwüsteten Labor<br />

voller sterbender Aquariumsbewohner<br />

vor einem<br />

toten Doktoranden. Welche<br />

Mächte hat <strong>des</strong>sen Chef Frank Moebus geweckt,<br />

<strong>als</strong> er, Star der Universität, seine sensationelle<br />

Entdeckung aus der Tiefsee ins Labor<br />

gebracht hat? Obwohl die attraktive Kommissarin<br />

Anne Detlefsen nicht nur an Paulis Forschungen<br />

Gefallen fi ndet, hält der den schrecklichen<br />

Verdacht, den er hegt, zunächst geheim.<br />

Nach „Der Rote“ ist dies der zweite Thriller mit<br />

dem Kalmarexperten Pauli. Kegel liefert darin<br />

spannende, lehrreiche und kritische Innenansichten<br />

aus einem Wissenschaftsbetrieb, in<br />

dem die Jagd nach Ruhm und Forschungsmitteln<br />

zum Kampf ums Dasein zählt. ub<br />

^ Bernhard Kegel: „Ein tiefer Fall“. Mare Verlag, 512<br />

S., 19,90 € (D) • 20,50 € (A) • 28,90 sFr.<br />

EX-JUGOSLAWIEN<br />

Einsatz in der<br />

fremden Heimat<br />

Rottweil mag beschaulich anmuten. Doch in „Der kalte Traum“, Oliver<br />

Bottinis jüngstem Thriller, hebt in der Stadt am Rande der Schwäbischen<br />

Alb ein schwäbischer Albtraum an. Es ist das Jahr 1991. Thomas<br />

Cavar, <strong>des</strong>sen Vorfahren zwar aus Kroatien stammen, der sich<br />

aber bislang stets <strong>als</strong> Deutscher begriff, hat sein Abitur bestanden.<br />

Das verzweifelte Ringen der im Balkankrieg aufgeriebenen Kroaten um die Durchsetzung<br />

ihrer Unabhängigkeit lässt den jungen Mann glauben, er werde dort gebraucht, wo seine<br />

Wurzeln liegen. Thomas tritt zum Kampf für das Land seiner Ahnen an – und bezahlt seinen Idealismus<br />

mit dem Leben. So heißt es jedenfalls. Anderthalb Jahrzehnte später stößt eine Reporterin<br />

in Zagreb auf Spuren von martialischen Kriegsverbrechen, die mit Thomas’ Heimatfronteinsatz zu<br />

tun zu haben scheinen. Unter<strong>des</strong>sen recherchiert der kroatische Geheimdienst in Rottweil die<br />

Umstände seines Lebens und mutmaßlichen Sterbens. Bottini ist ein klug komponierter Krimi gelungen,<br />

<strong>des</strong>sen politischer Hintergrund angesichts <strong>des</strong> nahenden EU-Beitritts Kroatiens eine gewisse<br />

Brisanz besitzt. Man liest dergleichen gern in einem Genre, das hierzulande oft mehr auf<br />

knallige Effekte denn auf historische Tiefenschärfe setzt. wer<br />

^ Oliver Bottini: „Der kalte Traum“. DuMont, 448 S., 18,99 € (D) • 19,60 € (A) • 27,50 sFr.<br />

INTERNATIONALE VERFLECHTUNGEN<br />

Ein Fall für Europol<br />

Der schwedische Erfolgsautor Arne Dahl hat seine<br />

Sonderermittlungseinheit A-Gruppe endgültig<br />

aufgelöst und den Wirkungskreis ihrer Mitglieder<br />

in einen globalen Kontext überführt. Paul Hjelm,<br />

nun Chef einer geheimen Einheit bei Europol in<br />

Den Haag, und seine international zusammengesetzte<br />

Truppe werden mit einem Fall konfrontiert,<br />

der weit über Europa hinausreicht. Während<br />

in London ein Tibeter von einem Auto überfahren<br />

wird, muss ein schwedischer Möbelfabrikant<br />

sich mit der italienischen Mafi a<br />

auseinandersetzen. Eine chinesische Putzfrau<br />

surft im Internet nach Kinderpornografi e, und<br />

ein lettischer Umweltpolitiker scheint das illegale<br />

Verschieben von Giftmüll zu verschleiern,<br />

während in New York eine Familie bestialisch<br />

mit Stacheldraht gefoltert wird. Natürlich hängt<br />

hier eins mit dem anderen und alles überhaupt<br />

mit allem zusammen. Leider nur kommt die<br />

Story recht konstruiert daher,<br />

was der Spannung<br />

nicht unbedingt zuträglich<br />

ist. Weniger wäre mehr<br />

gewesen. gran<br />

^ Arne Dahl: „Gier“.<br />

Übersetzt von Antje Rieck-<br />

Blankenburg. Piper, 512 S.,<br />

16,99 € (D) • 17,50 € (A) •<br />

24,90 sFr.<br />

SPANNUNG AUF SCHOTTISCH<br />

Interne Ermittlungen<br />

Der zweite Fall für Malcolm<br />

Fox und seine aufklärerisch<br />

gestimmte „Abteilung für<br />

interne Ermittlungen“ führt<br />

in den Küstenort Kirkcaldy<br />

auf der Halbinsel Fife. Das<br />

jüngste auf Deutsch erhältliche<br />

Buch <strong>des</strong> Schotten Ian<br />

Rankin ist gewohnt raffi -<br />

niert gewoben, dynamisiert<br />

von psychologisch schlüssigem Thrill und atmosphärisch<br />

ungefähr so dicht, wie Kalauerfreunde<br />

es sonst nur besonders trinkfreudigen<br />

Schotten zubilligen. Allerdings weist dieser Krimi<br />

um korrupte Polizisten und düstere Leidenschaften<br />

den für sentimentalische Rankin-Fans<br />

bedeutsamen Malus auf, kein John-Rebus-Roman<br />

zu sein. Seit Rankins mutmaßlich endgültigem<br />

Abschied von diesem Ermittler, den zuverlässig<br />

ein Hauch von Fäulnis, Whiskey und Vergeblichkeit<br />

umfl orte, sind seine mit sozialen Verheerungen<br />

aufgeladenen Spannungsromane keinen<br />

Deut schlechter geworden. Und doch fehlt jener<br />

schwarzgallige Protagonist, der ihm ein kundiger<br />

Fährmann durch düstere, ja apokalyptische<br />

Schauplätze war. wer<br />

^ Ian Rankin: „Die Sünden der Gerechten. Ein Fall<br />

für Malcolm Fox“. Übersetzt von Conny Lösch. Manhattan,<br />

5 126 S., 19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 28,50 sFr.<br />

44<br />

buchjournal 1/2012


RACHE IN DEN PYRENÄEN<br />

Im Talkessel, im Winter<br />

Es ist dunkel, sehr kalt und es schneit, <strong>als</strong> Arbeiter,<br />

die in einem Pyrenäen-Ort mit der Seilbahn<br />

zu einem Wasserkraftwerk in 2 000 Metern Höhe<br />

fahren, einen grausigen Fund machen: Ein Pferd<br />

wurde enthauptet, gehäutet und wie ein riesiger,<br />

bedrohlich schwarzer Schmetterling hergerichtet.<br />

Die Polizei ermittelt, wer hinter dieser<br />

grausigen Inszenierung steckt, nicht zuletzt weil<br />

das Pferd einem der einfl ussreichsten Unternehmer<br />

Frankreichs gehörte – und dann wird ein<br />

Mann auf grausige Weise ermordet. Involviert<br />

scheint ein Schweizer zu sein, der gar nicht involviert<br />

sein kann: ein ehemaliger sehr erfolgreicher,<br />

hochintelligenter Staatsanwalt, der<br />

durch Zufall <strong>als</strong> Serienmörder<br />

enttarnt wurde – und<br />

der nun seit Jahren im<br />

Hochsicherheitstrakt einer<br />

hermetisch abgeriegelten<br />

psychiatrischen Anstalt in<br />

dem kleinen Pyrenäen-Ort<br />

einsitzt. Wie aber kommt<br />

seine DNS an Tatorte, bei<br />

denen es wohl, der Leser<br />

buchjournal 1/2012 45<br />

Verschneit, klaustrophobisch: ein Dorf in den<br />

Bergen – am Rand der Welt<br />

ahnt es bald, um Rache geht? Alles andere <strong>als</strong><br />

ein neues Krimithema <strong>als</strong>o – das Besondere an<br />

dieser Geschichte ist aber die Art, wie Bernard<br />

Minier sie in seinem Romandebüt erzählt: spannend,<br />

atmosphärisch und mit viel Sinn für Dramatik.<br />

Ein Pageturner. Aber einer, der zwischendurch<br />

die Frage refl ektiert, ob es das Böse gibt,<br />

und der sich nachdenklich mit dem auseinandersetzt,<br />

was Menschen einander antun. sc<br />

^ Bernard Minier: „Schwarzer Schmetterling“.<br />

Übersetzt von Thorsten Schmidt. Droemer Knaur,<br />

688 S., 14,99 € (D) • 15,50 € (A) • 21,90 sFr.<br />

Wohin sie auch<br />

kommen, der Tod<br />

war schon da.<br />

Der neue Thriller von Ursula Poznanski<br />

Holen Sie sich das exklusive Bonuskapitel<br />

und ermitteln Sie am Tatort auf www.fuenf-thriller.de<br />

© chinaface<br />

BERLIN IM ERSTEN WELTKRIEG<br />

Der Dichter <strong>als</strong> Mörder<br />

Das Kriegsjahr 1916 war keine gute Zeit, um in<br />

Berlin <strong>als</strong> Theaterdichter zu debütieren. So tragen<br />

die Zeitläufte zumin<strong>des</strong>t Mitschuld daran, dass<br />

Wilhelm Blümel nicht <strong>als</strong> Autor, sondern <strong>als</strong> Doppelmörder<br />

von sich reden macht. Wie hätte er<br />

auch ahnen können, dass der Geldbriefträger sich<br />

gegen seine Beraubung wehren und seine Hauswirtin<br />

zu früh zurückkehren würde? Doch so sehr<br />

ihm sein kriminelles Debüt auch missraten ist, so<br />

geschickt weiß sich der Dichter den Nachstellungen<br />

<strong>des</strong> Kommissars Fokko von Falkenrehde<br />

zu entziehen. Horst Bosetzky, der unter seinem<br />

Kürzel –ky zu den Pionieren <strong>des</strong> <strong>deutschen</strong> Sozio-<br />

Krimis zählt, erweist sich wieder einmal <strong>als</strong> exzellenter<br />

Kenner <strong>des</strong> historischen<br />

Berlins und liefert<br />

ein kriminalistisches Milieustück,<br />

an <strong>des</strong>sen Ende nicht<br />

nur der Vorhang für Blümel<br />

fällt. ub<br />

^ Horst Bosetzky: „Der Fall<br />

<strong>des</strong> Dichters“. Gmeiner,<br />

270 S., 9,90 € (D) •<br />

10,20 € (A) • 14,90 sFr.<br />

384 Seiten | Klappenbroschur<br />

¤ 14,95 (D) / ¤ 15,40 (A) / sFr. 21,90 (UVP)<br />

© Michael Bodmann/iStockphoto; cg-textures


© Randy Faris / Corbis<br />

SCHWERPUNKT KRIMI & THRILLER<br />

MORD AUF NIEDERBAYERISCH<br />

Aber bitte mit Strudel<br />

Fast jeder Landstrich hat<br />

seine Regionalkrimis, Niederbayern<br />

auch – nicht zuletzt<br />

dank Jutta Mehler, die<br />

bereits ihren fünften vorlegt.<br />

Wieder ermittelt die<br />

toughe Hausfrau, Mutter,<br />

Großmutter und Teilzeitgeliebte<br />

Fanni Rot, von der<br />

ihr Noch-Gatte Hans behauptet,<br />

sie sei ein „verstocktes, widerborstiges,<br />

dickschädliges Trumm“. Ein Kompliment klingt anders,<br />

so viel versteht auch der lesende Nicht-Bayer.<br />

Hans ahnt eine Ehekrise und einen Geliebten an<br />

der Seite seiner Fanni, ignoriert jedoch bei<strong>des</strong><br />

ebenso tapfer wie missmutig. Diffi zile Probleme<br />

anzusprechen ist seine Sache nicht, deren Aussitzen<br />

schon eher. Doch Fanni hat gerade keinen<br />

Nerv für seine Gemütslage, denn sie ist beim Besuch<br />

von Tante Luise im Seniorenheim über einen<br />

Toten gestolpert. Doch nachdem Fanni Hilfe geholt<br />

hat, ist die Leiche spurlos verschwunden und<br />

der vermeintlichen Finderin haftet nun der Ruf<br />

von zu viel blühender Fantasie an. Die herzhafte<br />

Niederbayerin lässt sich weder beirren noch einschüchtern<br />

– gemeinsam mit ihrem Geliebten und<br />

Tante Luise fi ndet sie heraus, dass der Ermordete<br />

im Seniorenheim einem üblen Skandal auf der<br />

Spur war. „Milchrahmstrudel“ ist ein spannender<br />

Krimi mit einer eindrucksvollen Protagonistin, bezauberndem<br />

Lokalkolorit, trockenem Humor und<br />

nicht nur für Niederbayern lesenswert. br<br />

^ Jutta Mehler: „Milchrahmstrudel“. Emons,<br />

192 S., 9,90 € (D) • 10,20 € (A) • 14,90 sFr.<br />

Schräge<br />

Kreuzfahrt<br />

DER KILLER ALS ARZT<br />

Wahnsinns-<br />

Idylle<br />

„Schneller <strong>als</strong> der Tod“, das Thriller-Debüt<br />

<strong>des</strong> Amerikaners Josh Bazell aus dem Jahr<br />

2010, war zumal wegen seines unkonventionellen<br />

Protagonisten bemerkenswert.<br />

Pietro heißt der Held dieser rasanten Pulp-<br />

Fiction-Variante, seines Zeichens Ex-Mafi a-<br />

Killer im Zeugenschutzprogramm – und<br />

von Tarnberufs wegen Assistenzarzt in<br />

Manhattan. Jetzt legt Bazell mit „Einmal<br />

durch die Hölle und zurück“ die Fortsetzung<br />

seines fulminanten Erstlings vor. Sie<br />

kommt mit weniger Blut aus, ohne je anämisch<br />

anzumuten. Und sie steigert nochm<strong>als</strong><br />

das ohnehin irrwitzige Erzähltempo<br />

<strong>des</strong> Vorläufers. Pietro, nunmehr <strong>als</strong> Schiffsarzt<br />

auf einem Luxuskreuzer tätig, soll für<br />

einen Milliardär ergründen, ob dieser Opfer<br />

eines Betrugs geworden ist. Die Recherchen<br />

führen ihn in idyllische Weltgegenden,<br />

die Orgien der Gewalt und <strong>des</strong><br />

Wahnsinns harsch kontrastieren. Josh Bazell<br />

fabuliert so wild, dass selbst genreerprobte<br />

Leser vom Glauben abfallen dürften.<br />

Auch und gerade darum: Mach’s noch<br />

einmal, Pietro! wer<br />

^ Josh Bazell: „Einmal durch die Hölle und<br />

zurück“. Übersetzt von Thomas Gunkel und<br />

Malte Krutzsch. S. Fischer, 416 S., 18,95 € (D) •<br />

19,50 € (A) • 27,50 sFr.<br />

SCHWEDISCHES DEBÜT<br />

Entführung aus Rache<br />

Nette Leute sind es, so<br />

scheint es, die neben Ylva<br />

ihr Auto stoppen und sie<br />

fragen, ob sie mitfahren<br />

will. Sie will – und kommt<br />

nie zu Hause an. Sie wird<br />

entführt, in einem Keller<br />

gefangen gehalten und<br />

gedemütigt. Ein lang zurückliegen<strong>des</strong><br />

Geheimnis<br />

scheint sie mit den Tätern zu verbinden. Ylvas einzige<br />

Verbindung zur Außenwelt ist ein Monitor,<br />

der ihr Haus zeigt, das nur wenige Meter vom Kellerverlies<br />

entfernt ist. Tagtäglich sieht sie ihre<br />

kleine Tochter im Garten und ihren Mann, ihre<br />

Schreie aber hört niemand. Hans Koppels Thrillerdebüt<br />

ist nichts für schwache Nerven. Denn der<br />

schwedische Autor versteht es prächtig, Angst<br />

und Schrecken zu verbreiten. Er spielt perfekt auf<br />

der Klaviatur <strong>des</strong> Genres und hält den Spannungsbogen<br />

buchstäblich bis zur letzten Seite. Seinem<br />

dänischen Kollegen Jussi Adler-Olsen wächst hier<br />

eine ernst zu nehmende Konkurrenz heran. br<br />

^ Hans Koppel: „Entführt“. Heyne, 352 S.,<br />

14,99 € (D) • 15,50 € (A) • 21,90 sFr.<br />

ZWISCHEN FIKTION UND REALITÄT<br />

Verschwundene Mädchen<br />

Steve Mosby betreibt eine<br />

atemberaubende Gratwanderung<br />

zwischen literarischer<br />

Erfi ndung und Realität.<br />

Ein kleines Mädchen<br />

taucht wie aus dem Nichts<br />

an Englands Ostküste auf<br />

und erzählt der Polizei eine<br />

haarsträubende Geschichte.<br />

Das aber scheint zunächst<br />

nur der Anfang eines Krimis zu sein, den<br />

der Vater <strong>des</strong> Dozenten Neil Dawsons vor seinem<br />

rätselhaften Unfalltod gelesen hat. Mit <strong>des</strong>sen<br />

Aufklärung ist die Polizistin Hannah Price beschäftigt.<br />

Dabei erfährt sie, dass auch ihr Vater mit jenem<br />

Roman über verschwundene Mädchen,<br />

schwarze Blumen und eine unfassbare Mordserie<br />

zu tun gehabt hat. Dann wird Neils Freundin Ally<br />

entführt, und die Geschichte verwandelt sich in<br />

grausame Wirklichkeit. Wird sich das schreckliche<br />

Ende, auf das der Roman im Roman hinausläuft,<br />

in der Realität wiederholen? ub<br />

^ Steve Mosby: „Schwarze Blumen“. Übersetzt von<br />

Anke und Eberhard Kreutzer. Droemer Knaur, 400 S.,<br />

14,99 € (D) • 15,50 € (A) • 21,90 sFr.<br />

46<br />

buchjournal 1/2012


BUCHJOURNAL-TIPP<br />

Buchjournal-Redakteurin Sabine<br />

Schmidt empfi ehlt Ulrich Ritzels<br />

Krimi „Schlangenkopf“<br />

Er schaut sehr genau<br />

hin, setzt sich kritisch und<br />

engagiert mit Themen<br />

unserer Zeit auseinander:<br />

Ulrich Ritzel schreibt ruhige,<br />

nachdenkliche Bücher für<br />

Leser, die gehaltvolle<br />

Spannung schätzen.<br />

Komplexe Geschichte<br />

Darum geht’s: Berlin bei Nacht – in einer dunklen Straße wird ein Mann überfahren,<br />

der Täter verschwindet spurlos. Die Familie <strong>des</strong> Toten will wissen, wer<br />

der Fahrer war, traut der Polizei nicht und beauftragt Privatdetektiv Berndorf.<br />

Der fi ndet bald heraus, dass der Mord geplant war, aber eine Verwechslung vorliegt:<br />

Tatsächlich sollte nicht der junge Türke, sondern ein Mann getötet werden,<br />

der aus dem früheren Jugoslawien stammt. Der jugoslawische Bürgerkrieg<br />

ist das Hauptthema <strong>des</strong> Krimis – und die Verstrickungen von <strong>deutschen</strong> Politikern,<br />

Nachrichtendiensten und Geschäftemachern in diesen Krieg.<br />

Wer ist der Autor? Ulrich Ritzel, geboren 1940, hat Jura studiert und 35 Jahre<br />

<strong>als</strong> Journalist gearbeitet, für seine Gerichtsreportagen erhielt er 1981 den renommierten<br />

Wächter-Preis. Er gilt <strong>als</strong> einer der besten Kriminalautoren<br />

Deutschlands, seine Berndorf-Krimis wurden mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt<br />

erhielt Ritzel für „Beifang“ den Deutschen Krimipreis 2010.<br />

Wer ist der Ermittler? Hans Berndorf, ehem<strong>als</strong> Kommissar in Süddeutschland,<br />

schon etwas älter, ruhig, aber noch längst nicht unberührbar, liiert mit<br />

der Sprachwissenschaftlerin Barbara Stein. Berndorf ist jetzt Privatdetektiv in<br />

Berlin, von Lodenmantel und Hut abgesehen, ein auf den ersten Blick unauffälliger<br />

Mann, tatsächlich aber einer mit ausgeprägtem Charakter, stur, dabei<br />

aufmerksam seiner Umgebung gegenüber. Ein Mann, der Anteil nimmt. Aber<br />

einer, der genau hinschaut und sich nicht einwickeln lässt.<br />

Das bekommen Sie nicht: Action und atemlose Spannung. Alberne Helden.<br />

Belanglose Themen.<br />

Was ist das Besondere? Ulrich Ritzel nimmt seine Figuren ernst, unsere Gegenwart<br />

und deren Themen, setzt sich klug und engagiert mit ihnen auseinander.<br />

Er bezieht deutlich Stellung, drängt seine Meinungen dem Leser aber<br />

nicht auf. Nur eines muss man, wenn man sich auf seine Geschichte einlässt:<br />

über sie nachdenken. �<br />

^ Ulrich Ritzel: „Schlangenkopf “. btb, 448 S., 19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 28,50 sFr.<br />

buchjournal 1/2012 47<br />

© Uli Knörzer<br />

Söderstedt beugt sich über das<br />

Gesicht <strong>des</strong> Sterbenden. Es ist,<br />

<strong>als</strong> sei <strong>des</strong>sen ganzer Körper zerbrochen.<br />

Wie ein hei ßer Gey sir<br />

speien die rö chel n den Atemzüge<br />

<strong>des</strong> Man nes Blut in sein Ohr.<br />

Dennoch weicht er nicht zurück.<br />

Dieser Mann will ihm etwas mitteilen.<br />

Jetzt noch …<br />

NEU – GIERIG?!<br />

© Sara Arnald


© Brent T. Madison / Corbis<br />

SCHWERPUNKT KRIMI & THRILLER<br />

Der Begriff „Frauenkrimi“ wird immer wieder benutzt – aber was meint er eigentlich?<br />

Eine Spurensuche in einem erfolgreichen, aber nicht bei allen Frauen beliebten Subgenre.<br />

Nischen-<br />

Produkte<br />

TEXT: SABINE SCHMIDT<br />

E<br />

in „Frauenkrimi“ ist ein Krimi, der von<br />

einer Frau geschrieben wurde – das ist<br />

die erste Erklärung <strong>des</strong> Begriffs, die einem in<br />

den Sinn kommt. Dass das aber noch nicht<br />

wirklich passt, merkt man, wenn man einen<br />

Blick auf die aktuellen Neuerscheinungen<br />

wirft. Die Bücher der Französin Fred Vargas<br />

zum Beispiel (siehe Seite 40), die unter<br />

einem männlich klingenden Pseudonym<br />

veröffentlicht und sich mit ihrem Kommissar<br />

Adamsberg einen männlichen Helden<br />

ausgesucht hat, oder die Krimis von Anne<br />

Chaplet (siehe Seite 56) würde man wohl<br />

eher nicht unter diesen Begriff fassen.<br />

Es ist nicht mal klar, ob Frauen wirklich<br />

anders schreiben <strong>als</strong> Männer; und ob sie anders<br />

lesen – gibt es doch viele, die entgegen<br />

den Erwartungen „Noir“ mögen und diese<br />

coolen Helden, die, wie früher die Cowboys,<br />

allein unterwegs sind und beinhart und superclever<br />

ihr Ding durchziehen.<br />

Es gibt aber auch Autorinnen, die anders<br />

<strong>als</strong> Fred Vargas (und zum Teil Anne Chaplet)<br />

weibliche Helden haben. Aber auch<br />

damit ist man noch nicht beim „Frauenkrimi“<br />

– oder sollte es nicht sein, denn insbesondere<br />

Autorinnen eher anspruchsvoller<br />

Titel wollen nicht unter dieses Label gefasst<br />

werden. Wie sehr bei ihnen (und bei<br />

Kritikern) der Begriff „Frauenkrimi“ sogar<br />

verpönt ist, wurde 2006 deutlich, <strong>als</strong> der<br />

erst wenige Jahre zuvor ins Leben gerufene<br />

Frauenkrimipreis der Stadt Wiesbaden<br />

Das liest frau schon mal ganz gern: dass<br />

Geschlechtsgenossinnen handgreiflich werden<br />

48<br />

buchjournal 1/2012


nach lebhafter Diskussion eingestellt wurde<br />

– mit der Begründung, dass er eher diskriminiere<br />

<strong>als</strong> nütze.<br />

Dabei ist es geblieben. Ein guter Krimi<br />

ist ein guter Krimi, egal ob er von einem<br />

Mann oder einer Frau geschrieben wurde,<br />

sagen Kritiker wie der Sprecher der Krimi-<br />

Zeit-Bestenliste Tobias Gohlis. Autorinnen<br />

stimmen zu, auch wenn die Quote nicht<br />

unbedingt für sie spricht. Beim renommierten<br />

Deutschen Krimipreis etwa waren<br />

von 2000 bis 2011 unter den drei ersten Plätzen<br />

im <strong>deutschen</strong> Sprachraum, <strong>als</strong>o unter<br />

33 Autoren, vier Frauen (Anne Chaplet,<br />

Thea Dorn, Astrid Paprotta und Andrea<br />

Maria Schenkel); unter den 33 internationalen<br />

Preisträgern waren es zwei (Fred Vargas<br />

und Dominique Manotti).<br />

Über Quoten in der Literatur zu sprechen<br />

klingt aber auch allzu schräg. Davon sollte<br />

man die Finger lassen, zumal Krimis, vor<br />

allem in der ersten Liga, zwar Jungssache<br />

sind, Mädchen aber<br />

mitspielen dürfen, und<br />

das zuweilen auf hohem<br />

Niveau. Beim <strong>deutschen</strong><br />

Krimipreis 2012 kam<br />

Mechthild Bormann<br />

mit „Wer das Schweigen<br />

bricht“ (Pendragon) auf<br />

Platz eins und Elisabeth<br />

Herrmann mit „Zeugin<br />

der Toten“ (List) auf Platz drei; und in der<br />

Gesamtwertung <strong>des</strong> Jahres 2011 der Krimi-<br />

Zeit-Bestenliste ist ebenfalls eine Frau ganz<br />

oben: die Französin Dominique Manotti<br />

mit „Roter Glamour“ (Ariadne).<br />

Wenn man aber vom Elite-Gipfel in die<br />

Niederungen <strong>des</strong> Mainstreams hinabsteigt,<br />

nimmt die „Frauendichte“ (wie insgesamt<br />

in Unterhaltungsromanen) deutlich zu.<br />

Jetzt kann man wohl von „Frauenkrimis“<br />

sprechen, ohne mit vielen Protesten rechnen<br />

zu müssen: nicht nur, dass sich hier<br />

viele Autorinnen tummeln, die weibliche<br />

Helden haben; sie schreiben auch über<br />

Themen, die insbesondere Frauen ansprechen<br />

– verpackt in fesselnde Krimi- und<br />

Thrillerhandlungen.<br />

Mo Hayder zum Beispiel. In „Atem“ erzählt<br />

sie von zwei ungleichen Schwestern.<br />

Zoë ist eine toughe Polizistin mit sehr verletzlicher<br />

und verletzter Seele, auf der Suche<br />

nach einem Mann, der ein junges Mädchen<br />

auf besonders grausame Weise vergewaltigt<br />

und ermordet hat; ihre gerade geschiedene<br />

Schwester Sally war bisher verwöhnte Ehe-<br />

buchjournal 1/2012 49<br />

»Krimis sind eher<br />

Jungssache,<br />

Mädchen dürfen<br />

aber mitspielen«<br />

frau, muss jetzt aber sich und ihre Tochter<br />

mit Putzjobs über Wasser halten – und setzt<br />

sich sehr blutig mit einem Widerling auseinander.<br />

Beide Schwestern haben den Kontakt<br />

zueinander verloren, finden aber über<br />

Zoës aktuellen Fall wieder zueinander. In<br />

ihm geht es unter anderem um brutale Pornofilme;<br />

darum, dass immer mehr Teenager<br />

bereit sind, sich und ihren Körper zu verkaufen;<br />

und um die psychische und physische<br />

Verletzlichkeit insbesondere von<br />

Mädchen und Frauen.<br />

Ein anderes Beispiel für einen „Frauenthriller“<br />

ist Karin Slaughters neuer Pageturner<br />

„Tote Augen“. Er ist um eine der tief<br />

sitzendsten Ängste von Frauen gesponnen:<br />

einem Psychopathen hilflos ausgeliefert zu<br />

sein. Scheinbar wahllos greift er in diesem<br />

Buch Frauen auf, sperrt sie in einer Erdhöhle<br />

oder anderen Gefängnissen ein, lässt sie<br />

hungern und dursten, um sie dann weiter<br />

zu foltern und zu verstümmeln.<br />

Sara Linton, Slaughters<br />

langjährige Heldin,<br />

trauert um ihren verstorbenen<br />

Mann und<br />

bleibt im Hintergrund,<br />

während dieses Mal ein<br />

neues Ermittlerpaar<br />

dem Täter auf die Spur<br />

zu kommen sucht: der Polizist Will, der<br />

schwer an seiner Heimkindheit trägt und<br />

daran, dass er nicht richtig lesen und<br />

schreiben kann; und seine Partnerin Faith,<br />

die zum zweiten Mal ungewollt schwanger<br />

ist, nachdem sie ihr erstes Kind mit 14 bekommen<br />

hatte und ihr Junge jetzt fast ein<br />

selbstständiger Teenager ist. Slaughter<br />

setzt auf besonders grausame Verbrechen,<br />

um die Aufmerksamkeit ihrer Leserinnen<br />

zu gewinnen, greift dabei existenzielle Fragen<br />

auf und gibt insbesondere „Frauenthemen“<br />

viel Raum.<br />

Auch der neue Thriller der bisherigen Kinder-<br />

und Jugendbuchautorin Ursula Poznanski<br />

kann in die Kategorie „Frauenthriller“<br />

einsortiert werden. In ihrem ersten Buch für<br />

Erwachsene – „Fünf“ – geht es um Geocashing:<br />

Kleine „Schätze“ wie Murmeln<br />

oder Schlüssel werden im Wald, an Flüssen<br />

oder in Höhlen versteckt. Die Koordinaten<br />

sind im Internet abrufbar, und jeder, der mit<br />

einem GPS umgehen kann und gern wandert,<br />

kann sich auf Schatzsuche begeben.<br />

In diesem Fall aber sind die „Schätze“<br />

Leichenteile, und der Mörder scheint 0<br />

KRIMINALROMANE<br />

Extrem fesselnd<br />

Die Krimi-Highlights 2012<br />

Klaus Erfmeyer<br />

Drahtzieher<br />

.................................<br />

324 S. · € 11,90<br />

Der Dortmunder Anwalt<br />

Stephan Knobel untersucht<br />

die Umstände eines<br />

mysteriösen To<strong>des</strong>. Stand<br />

das Opfer einem geheimen<br />

Kartell im Umfeld von<br />

ThyssenKrupp im Weg?<br />

Oskar Feifar<br />

Dorftratsch<br />

.................................<br />

322 S. · € 11,90<br />

Im kleinen Ort Tratschen<br />

wird der Trainer der Fußballmannschaft<br />

tot aufgefunden.<br />

Vorurteile, Neid<br />

und Missgunst hinter dem<br />

auf den ersten Blick harmonischen<br />

Miteinander!<br />

Matthias P. Gibert<br />

Menschenopfer<br />

.................................<br />

366 S. · € 11,90<br />

Hideo Asami, Küchenhilfe<br />

in einem Sushi-Restaurant<br />

in Kassel, gehen die Haare<br />

büschelweise aus, dann<br />

verschwindet er spurlos.<br />

Kommissar Paul Lenz<br />

ermittelt!<br />

Claudia Rossbacher<br />

Steirerherz<br />

.................................<br />

278 S. · € 9,90<br />

Sandra Mohr und Sascha<br />

Bergmann vom LKA in<br />

Graz ermitteln in der<br />

Weststeiermark in einem<br />

grausamen Mordfall.<br />

Wird der Mörder ein weiteres<br />

Mal zuschlagen?<br />

Bernward Schneider<br />

To<strong>des</strong>eis<br />

.................................<br />

276 S. · € 11,90<br />

Die Flucht vor dem Mörder<br />

ihres Geliebten führt Gladys<br />

auf die Titanic, <strong>als</strong> diese<br />

am 10. April 1912 zu ihrer<br />

Jungfernreise in See sticht.<br />

Doch auch an Bord ist sie<br />

nicht sicher …<br />

Wir machen’s spannend<br />

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Sie ist sexy, klug und<br />

unschlagbar: Die<br />

chinesisch-kanadische<br />

Agentin Ava Lee<br />

löst ihren ersten Fall.<br />

Und bald geht es weiter<br />

mit Ian Hamiltons<br />

gefeierter Krimireihe.<br />

KEIN & ABER<br />

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SCHWERPUNKT KRIMI & THRILLER<br />

0 mit der Polizei zu spielen, insbesondere<br />

mit Beatrice Kaspary, einer alleinerziehenden<br />

Mutter. Für ihre beiden Kinder hat<br />

sie während der Ermittlungen nicht immer<br />

Zeit, was ihr Ex-Mann ihr gern und heftig<br />

zum Vorwurf macht.<br />

Bei dem neuen Fall der schwedischen<br />

Bestsellerautorin Camilla Läckberg laufen<br />

„Frauenthemen“ nicht nur mit, sondern<br />

nehmen sehr viel Raum ein: Wohin man<br />

auch sieht, überall ist in<br />

ihrem Krimi „Meerjung-<br />

frau“ Schwangerschaft<br />

und Familie. Die Heldin<br />

erwartet Zwillinge, ihre<br />

Schwester ist ebenfalls<br />

schwanger, der Rest<br />

ihrer kleinen Welt im<br />

westschwedischen Fjällbacka<br />

hat Kinder oder<br />

will sie haben. Dabei sind Männlein wie<br />

Weiblein mit der Aufzucht und Pfl ege der<br />

lieben Kleinen befasst – und mit der Frage,<br />

wie man Beruf und Familie unter einen Hut<br />

bringen kann. Und mitten hineingewebt in<br />

diese Familiengeschichten ist die spannende<br />

Suche nach einem Mörder.<br />

Auch die fi nnische Autorin Leena Lehtolainen<br />

beleuchtet das Leben einer berufstätigen<br />

Mutter. Im Vordergrund ihres zehnten<br />

Falles um Maria Kallio – „Sag mir, wo<br />

die Mädchen sind“ – steht allerdings nicht<br />

der Familienalltag, sondern es geht um andere<br />

frauenspezifi sche Themen: um Frauen<br />

in Afghanistan, die versuchen, <strong>als</strong> Polizistinnen<br />

in ihrem Land zu arbeiten, allen<br />

Lesezeichen<br />

»Die Nischen sind<br />

größer geworden<br />

– aber Nischen<br />

geblieben«<br />

Widerständen und blutigen Anschlägen<br />

zum Trotz; und um junge Migrantinnen in<br />

Finnland, die, so scheint es, in Gefahr geraten<br />

sind, weil sie gegen den Willen ihrer<br />

Familien ein selbstbestimmtes Leben führen<br />

wollten.<br />

Das sind nur einige wenige Beispiele –<br />

tatsächlich gibt es sehr viel mehr Krimis<br />

und Thriller, in denen „Frauenthemen“ viel<br />

Raum einnehmen. Es gibt, das zeigen nicht<br />

zuletzt die Bestsellerlisten<br />

und Lesungen, viele<br />

Frauen, die sich dafür<br />

interessieren. Und es<br />

gibt, (nicht repräsentativen)<br />

Umfragen zufolge,<br />

eher wenige Männer,<br />

die ein Faible für diese<br />

Bücher haben.<br />

Was lernen wir daraus?<br />

Themen wie die Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie oder Gewalt gegen Frauen,<br />

die alles, nur keine reinen „Frauenthemen“<br />

sind oder zumin<strong>des</strong>t nicht sein sollten, werden<br />

nach wie vor <strong>als</strong> solche gesehen – und<br />

Frauen ziehen sich mit ihnen in ihre (Lese-)-<br />

Nischen zurück. Die sind größer <strong>als</strong> etwa<br />

noch in den 1970er Jahren, komfortabler<br />

und schöner. Nischen sind sie dennoch.<br />

Besser wäre es, wenn es nicht dabei bliebe.<br />

Statt sich mit den „Frauenthemen“,<br />

eingepackt in spannende Geschichten, zurückzuziehen,<br />

sollten Frauen sie (wieder)<br />

dorthin tragen, wohin sie auch gehören: in<br />

die Politik und die öffentlichen Debatten.<br />

Und lesen kann frau ja trotzdem und immer<br />

noch ... �<br />

1. Mo Hayder: Atem. Übersetzt von Rainer Schmidt. Goldmann, 480 S., 14,99 € (D) • 15,50 € (A) • 21,90 sFr.<br />

2. Karin Slaughter: Tote Augen. Übersetzt von Klaus Berr. Blanvalet, 576 S., 19,99 € (D) •<br />

20,60 € (A) • 28,50 sFr.<br />

3. Ursula Poznanski: Fünf. Wunderlich, 384 S., 14,95 € (D) • 15,40 € (A) • 21,90 sFr.<br />

4. Camilla Läckberg: Meerjungfrau. Übersetzt von Katrin Frey. List, 464 S., 19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 27,90 sFr.<br />

5. Leena Lehtolainen: Sag mir, wo die Mädchen sind. Maria Kallio ermittelt. Übersetzt von Gabriele Schrey-Vasara.<br />

Kindler, 352 S., 19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 28,50 sFr.<br />

50<br />

buchjournal 1/2012


Oliver Harris’ Held ist ein versoffenes Wrack –<br />

aber noch clever genug, sich selbst zu retten. Ein<br />

überraschend munteres Krimidebüt.<br />

Der Penner und<br />

der Millionär<br />

TEXT: TOBIAS GOHLIS<br />

Versoffene, verschuldete und überhaupt<br />

nicht korrekte Bullen kennen wir. Aber<br />

dieser Detective Constable Nick Belsey, der<br />

eines Morgens verfroren, ohne Handy und<br />

Dienstmarke unter ein paar Kiefern <strong>des</strong><br />

Hampstead Heath Parks aufwacht, ist wirklich<br />

und in jeder Hinsicht am Boden. Seine<br />

Kreditkarten sind gesperrt, die Frau ist weg,<br />

die Wohnung ist gekündigt, und über den<br />

Geschehnissen der zurückliegenden Nacht<br />

liegt dichter Alkoholnebel. Belsey ist heruntergekommen<br />

zum Penner, aber er ist immer<br />

noch ein kompetenter Penner.<br />

Belsey gilt <strong>als</strong> einer der besten Detectives<br />

seines Reviers. Ein Mann mit Nase. Wie er,<br />

heimgewankt in die letzte Zufl ucht Büro,<br />

mit einem Griff in den Stapel der über<br />

Nacht neu eingetroffenen Meldungen beweist.<br />

Obwohl Vermisste nicht zu seinem<br />

Aufgabenbereich gehören, schnappt er<br />

sich intuitiv die Nachricht über einen verschwundenen<br />

Hausherrn und steuert seine<br />

Adresse an, die zu den teuersten der Welt<br />

gehört: Bishops Avenue. Dort fi ndet er eine<br />

Putzfrau, aber keinen Besitzer vor. Und<br />

greift sich erst mal ein Frühstück. Und<br />

dann den Rest. Kaltschnäuzig bedient er<br />

sich an Kreditkarten, Anzügen und SUV<br />

<strong>des</strong> verschollenen A. Devereux. Aus dem<br />

Dreck ins Schlaraffenland in einer Stunde.<br />

Ein Ausweg aus Belseys Schlamassel tut<br />

sich auf, und es ist ein Vergnügen, bei der<br />

Lektüre mitzuverfolgen, wie sich in Belseys<br />

Hirn der winzige Fluchtspalt nach und<br />

nach zum Plan konkretisiert: Belsey wird<br />

aus dem Haus in die Identität <strong>des</strong> verschwundenen,<br />

ebenso im Verborgenen lebenden<br />

wie superreichen Exilrussen Devereux<br />

schlüpfen, einen Teil seiner Konten<br />

abräumen und irgendwo in einem Land<br />

mit gutem Klima abtauchen, von dem er<br />

weiß, dass es kein Auslieferungsabkommen<br />

mit Großbritannien hat.<br />

buchjournal 1/2012 51<br />

DUNKELKAMMER_DIE KRIMIKOLUMNE<br />

Eine feine Umkehrung: Schicksal und<br />

Verbleib <strong>des</strong> möglichen Opfers eines Verbrechens<br />

interessieren den Detective überhaupt<br />

nicht. Die Biografi e <strong>des</strong> verschollenen<br />

Russen ist für Belsey nur unter dem Aspekt<br />

interessant, dass er sie <strong>als</strong> Deckmantel für<br />

seinen eigenen Abgang nutzen kann.<br />

Es gehört zu den feinen Raffi nessen <strong>des</strong><br />

Plots, dass Belsey auf diesem krummen Weg<br />

den Machenschaften der Superreichen auf<br />

die Spur kommt. Denn Devereux scheint ein<br />

großer Investmentschwindler gewesen zu<br />

sein, einer von der Sorte, die Lords, Polizeibosse<br />

und andere Gierschlünde bis zur<br />

Besinnungslosigkeit einwickelt. Und so<br />

spannt sich vom ersten To<strong>des</strong>schuss auf ein<br />

gar nicht unschuldiges Schulmädchen bis<br />

zu multiplen Showdowns am Ende ein komplexes,<br />

mitreißen<strong>des</strong> Handlungsgewirr, in<br />

dem Belsey den Fall Devereux aufklären<br />

muss, um weiter seine Flucht aus dem Polizeidienst<br />

vorantreiben zu können.<br />

Wahrheit <strong>als</strong> Kollateralnutzen von<br />

Belseys Landfl ucht. Diese Konstruktion<br />

gibt dem Roman etwas unverschämt Heiteres:<br />

Durch den Dunst aus Alkohol und<br />

Verzweifl ung und Einsamkeit weht ein frischer<br />

Hauch von Cleverness und Selbstbehauptung.<br />

Wenn nicht alles täuscht, bringt<br />

der Newcomer Oliver Harris einen ebenso<br />

munteren wie neuen Ton in den britischen<br />

Kriminalroman. �<br />

^ Tobias Gohlis ist Sprecher der<br />

KrimiZeit-Bestenliste.<br />

www.arte.tv/krimiwelt<br />

Oliver Harris: London Killing.<br />

Übersetzt von Wolfgang Müller.<br />

Karl Blessing, 480 S., 19,95 € (D) •<br />

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Tobias Gohlis<br />

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Buch ISBN 978-3-7857-6060-4 | € 14,99 [D]<br />

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© EPA / Frantzesco Kangaris Ein<br />

SCHWERPUNKT KRIMI & THRILLER<br />

Er spricht druckreif und schreibt geschliffen – am liebsten über<br />

Cicero. Die Gegenwart hat Robert Harris aber auch im Visier:<br />

„Angst“ ist eine Auseinandersetzung mit Finanzjongleuren.<br />

gefährliches Spiel<br />

TEXT: SABINE SCHMIDT<br />

D unkler<br />

Anzug, darunter ein Hemd<br />

ohne Krawatte – formell gekleidet<br />

und doch lässig gibt Robert Harris seine Interviews.<br />

Wir treffen den Briten in Frankfurt<br />

während seiner Lesereise zu dem neuen<br />

Thriller „Angst“. Er ist im Steigenberger<br />

Hotel abgestiegen, nah bei den Banken, wo<br />

er auch schon in Szene gesetzt wurde: Das<br />

„heute journal“ filmte ihn vor dem Euro-<br />

Symbol bei der EZB; das Männermagazin<br />

„GQ“ überredete ihn, für Fotos auf den Bullen<br />

zu klettern, das Wahrzeichen der Frankfurter<br />

Börse.<br />

Harris reißt sich nicht um solche Termine,<br />

aber er macht sie mit. Ruhig, zurückhaltend,<br />

freundlich, und was er in die<br />

Mikrofone der Journalisten spricht, ist<br />

druckreif. „Eigentlich bin ich aber lieber zu<br />

Hause in Berkshire“, bekennt er – allerdings<br />

nur auf Nachfrage. Jammern ist<br />

nicht sein Ding, schon gar nicht in diesem<br />

Kontext. Er ist sehr erfolgreich, will es sein<br />

und nimmt dafür auch Interviews im Halbstundentakt<br />

auf sich.<br />

52<br />

Robert Harris: Er<br />

kennt Hollywood,<br />

die Reichen und die<br />

Mächtigen – und<br />

ist am liebsten zu<br />

Hause in Berkshire<br />

„In der Regel ist mein Leben aber unspektakulär“,<br />

sagt er. „Ich stehe um halb<br />

sechs auf und schreibe bis Mittag. Zum<br />

Lunch treffe ich mich meist mit einem<br />

Freund.“ Von Sport hält der notorische<br />

Schreibtischtäter nicht viel. „Dafür gehe<br />

ich mit dem Hund spazieren.“ Genug<br />

Landschaft hat er um sich herum. Er lebt<br />

Zur Person<br />

Robert Harris, geboren 1957 in Nottingham, war<br />

Reporter bei der BBC, Redakteur beim „Observer“<br />

und Kolumnist bei der „Sunday Times“ sowie beim<br />

„Daily Telegraph“. 2003 wurde er <strong>als</strong> bester Kolumnist<br />

mit dem „British Press Award“ ausgezeichnet.<br />

Seine Romane, unter anderen „Vaterland“, „Pompeji“<br />

und „Ghost“, sind internationale Bestseller.<br />

Gerade hat er das Drehbuch zu seinem Thriller<br />

„Angst“ geschrieben, das der Regisseur Paul Greengrass<br />

(„Das Bourne Ultimatum“) verfilmen wird.<br />

Robert Harris lebt mit seiner Familie in Berkshire.<br />

buchjournal 1/2012


Lesezeichen<br />

j<br />

Robert Harris: Angst. Übersetzt von Wolfgang Müller.<br />

Heyne, 384 S., 19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 28,50 sFr.<br />

Robert Harris: Angst. Gelesen von Hannes Jaenicke.<br />

Random House Audio, 6 CDs, 19,99 € (D / A ) •<br />

29,90 sFr.<br />

eine Autostunde westlich von London in<br />

einem großen alten Pfarrhaus, das in einem<br />

parkähnlichen Garten liegt. Der 54-Jährige<br />

bewohnt es mit seiner Frau und den beiden<br />

jüngeren Kindern; die beiden älteren sind<br />

schon an der Uni.<br />

„Ich reise nicht mehr gern“, sagt er – und<br />

jetzt ist doch zu merken, dass die Lese- und<br />

Pressetour anstrengend ist. „Je älter ich<br />

werde, <strong>des</strong>to mehr fi ndet mein Leben im<br />

Kopf statt. Und jeder Tag, an dem ich nicht<br />

schreiben kann, ist ein verlorener.“<br />

Dabei hat er sich die unruhigen Tage<br />

selbst eingebrockt, mit dem großen internationalen<br />

Erfolg seiner Romane. Den<br />

Startschuss gab gleich der erste: „Vaterland“<br />

aus dem Jahr 1992, in dem Harris ein<br />

Horrorszenario entwirft – Hitler hat den<br />

Krieg gewonnen und Nazideutschland beherrscht<br />

ganz Europa. Nach dem internationalen<br />

Siegeszug <strong>des</strong> Buchs konnte Harris<br />

sich das Pfarrhaus leisten. Und wird seitdem<br />

von den Medien <strong>als</strong> Star gehandelt.<br />

Auf „Vaterland“ folgten unter anderem<br />

„Pompeji“, der nächste richtig große Erfolg<br />

<strong>des</strong> erfolgsverwöhnten Autors, und „Imperium“,<br />

der Auftakt einer Trilogie um Cicero.<br />

Auch wenn Harris sagt, dass er unter<br />

seinen acht Romantiteln kein Lieblingsbuch<br />

hat – „Es ist so wie bei den Kindern:<br />

Ich mag keines bevorzugen“ –, gesteht er<br />

dann doch, dass dieses historische Romanprojekt<br />

sein liebstes ist: Der Schriftsteller,<br />

der selbst geschliffen spricht und schreibt,<br />

schätzt es sehr, in die Welt <strong>des</strong> klugen, redegewandten<br />

Römers einzutauchen.<br />

Harris interessiert sich aber nicht nur<br />

für Geschichte, sondern insbesondere für<br />

buchjournal 1/2012 53<br />

Politik und begibt sich mit seinen Romanen<br />

auch immer wieder in die Gegenwart.<br />

Zwischen dem ersten und dem zweiten Cicero-Band<br />

schrieb der gelernte Journalist<br />

„Ghost“, einen Thriller um einen ehemaligen<br />

britischen Premierminister, der während<br />

seiner Amtszeit <strong>als</strong> Marionette der<br />

CIA agierte. Harris machte nie einen Hehl<br />

daraus, dass hinter dieser Romanfi gur<br />

Tony Blair stand. Die Freundschaft zu ihm<br />

war vor allem <strong>des</strong>halb abgekühlt, weil der<br />

Politiker den Schulterschluss mit George<br />

W. Bush gesucht und sein Land in den Irakkrieg<br />

geführt hatte. Verfi lmt wurde das<br />

Buch 2010 von Roman Polanski mit Pierce<br />

Brosnan und Ewan McGregor. Das Drehbuch<br />

schrieb der Autor selbst.<br />

Nach dem zweiten Cicero-Band („Titan“)<br />

kam dann „Angst“. Über einen Börsencrash<br />

wollte Harris in seinem neuen Roman<br />

schreiben und „zeigen, wie gefährlich das<br />

Spiel ist, das die Akteure der Finanzmärkte<br />

spielen“. Er wollte erklären, wie Hedgefondsmanager<br />

arbeiten – und aufrütteln.<br />

So zurückhaltend und cool er sonst auch<br />

ist, über den Spieltrieb der Banker, die skrupellos<br />

mit dem Geld anderer Leute zocken,<br />

über ihre allzu große Macht und die ihrer<br />

Computer empört er sich, und dagegen<br />

wendet er sich engagiert. Mit seinem Buch<br />

ebenso wie mit seinen Interviews.<br />

Und er hat Hoffnung. Harris ist zwar davon<br />

überzeugt, dass Banker zunehmend<br />

die Demokratien aushöhlen. Aber er glaubt<br />

an diese Staatsform. Und an die „Occupy“-<br />

Bewegung, auch wenn ihre aktiven Anhänger<br />

dem scharfsinnigen Briten nicht<br />

scharfsinnig genug denken und „keine kohärenten<br />

Ziele“ verfolgen.<br />

Die Botschaften und Warnungen, die<br />

Harris in „Angst“ übermitteln will, kommen<br />

bald nach Hollywood: Paul Greengrass<br />

wird den Thriller verfi lmen. Das Drehbuch<br />

schreibt der Autor wieder selbst. Bis Weihnachten<br />

wollte er damit fertig sein, um<br />

sich jetzt seinem Herzensprojekt widmen<br />

zu können: dem letzten Roman der Cicero-<br />

Trilogie. Ganz allein mit sich, seinen Büchern<br />

und seinen Geschichten im alten<br />

Pfarrhaus in Berkshire. �<br />

Das Buchjournal-Interview mit Robert<br />

Harris können Sie lesen unter<br />

www.buchjournal.de/harris_angst<br />

© FinePic®, München<br />

BOTEN<br />

DES TODES.<br />

In der düsteren Phantasie eines<br />

Schriftstellers? Auf einem Gräberfeld<br />

<strong>des</strong> Grauens? Wo blühen sie, die<br />

schwarzen Blumen?<br />

400 Seiten I € [D] 14,99


SCHWERPUNKT KRIMI & THRILLER<br />

Spannung ist ihr Metier, aber in ganz unterschiedlichen Versionen: Michael Kobr, Thomas<br />

Wörtche und Andreas Eschbach stellen Lieblingsbücher vor.<br />

Michael Kobr schreibt Krimis um den schrulligen<br />

Kommissar Kluftinger aus dem Allgäu – zusammen mit<br />

Volker Klüpfel. Zuletzt ist ihre Kultfi gur in dem<br />

Fall „Schutzpatron“ aufgetreten (Piper)<br />

© Peter von Felbert<br />

MICHAEL KOBR<br />

Sherlock Holmes ist zurück<br />

»<br />

Auf meinem Nachttisch liegt seit vorgestern Abend „Das Geheimnis<br />

<strong>des</strong> weißen Ban<strong>des</strong>“. Und ich bin fast durch. Das will was heißen, so<br />

langsam, wie ich lese. Sherlock Holmes und Doktor Watson kehren zurück<br />

in einem neuen Fall, der allerhand bekannte, nostalgische Holmes-Elemente<br />

enthält und den Leser sogar bis hin zur Sprache der Übersetzung mitnimmt<br />

auf eine Zeitreise nach England zu Beginn <strong>des</strong> letzten Jahrhunderts. Das ist<br />

ein sehr spannender, atmosphärisch dichter Krimi, der <strong>als</strong> Einstieg dienen<br />

kann für Holmes-Neulinge und der die Fans der alten Romane sicher<br />

nicht enttäuschen wird. Weniger experimentell ist das freilich <strong>als</strong><br />

die neuen Holmes-Filme, wo Sherlock googelt und sein Smartphone<br />

in der Tasche hat, wenn er durch Londons Straßen hetzt.«<br />

^ Anthony Horowitz: „Das Geheimnis <strong>des</strong> weißen Ban<strong>des</strong>. Ein Sherlock-Holmes-Roman“.<br />

Insel Verlag, 350 S., 19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 28,50 sFr.<br />

THOMAS WÖRTCHE<br />

So geht Kriminal-<br />

Literatur<br />

»<br />

Oh – nur ein Lieblingskriminalroman?<br />

Geht nur nach dem Zufallsprinzip,<br />

<strong>als</strong>o der von heute, 16.52 Uhr.<br />

Und weil er so ist, wie Kriminalromane<br />

sein sollen. Sittlich bedenkliche Hauptfi -<br />

guren nehmen Leute aus, die wirklich fi es<br />

sind, und reißen sich eine ganze Stadt un-<br />

ter den Nagel. Normale Gangster, Politik, Geheimdienste, la mafi a<br />

und keine albernen Detektive, die alberne Mordfälle aufklären. Solche<br />

Bücher haben mich zur Kriminalliteratur gebracht – elegante Dialoge,<br />

böse Plots, präzise, ausgefuchste Prosa. Über moralische Grauzonen,<br />

die wir alle haben, und darüber, was wir mit Verstand und<br />

Witz mit ihnen tun können. So wie Artie Wu und Quincy Durant,<br />

das intelligenteste Schurkenpaar der Weltliteratur.<br />

Inszeniert von einem scharfen, welterfahrenen<br />

Geist mit viel Sinn für die Komik <strong>des</strong> allgemeinen<br />

Wahnsinns. So geht Kriminal-Literatur.«<br />

^ Ross Thomas: „Umweg zur Hölle. Ein Artie-Wu-und-Quincy-<br />

Durant-Fall“. Alexander Verlag, 424 S., 14,90 € (D) • 15,40 € (A) •<br />

21,90 sFr.<br />

54<br />

© privat<br />

Dass er <strong>als</strong> einer der wichtigsten<br />

<strong>deutschen</strong> Krimi-Experten gilt,<br />

hört Thomas Wörtche nicht gern.<br />

Er ist es dennoch …<br />

buchjournal 1/2012


© picture-alliance / dpa<br />

ANDREAS ESCHBACH<br />

Ungewöhnlich<br />

und klug<br />

Auch Andreas<br />

Eschbach<br />

fesselt seine<br />

Leser – zuletzt<br />

mit dem<br />

Roman „Herr<br />

aller Dinge“<br />

(Lübbe)<br />

» Titelbild, Titel,Aufmachung<br />

und Klappentextversprechen<br />

einen<br />

Serienkillerroman, wie es schon viel<br />

zu viele gibt. Mit anderen Worten: Ich<br />

hätte dieses Buch keines weiteren Blickes<br />

gewürdigt, hieße der Autor nicht<br />

Wolfram Fleischhauer. Im Vertrauen<br />

darauf, dass er auch diesmal weiß, was<br />

er tut, habe ich das Buch gekauft – und<br />

bin nicht enttäuscht worden. Denn natürlich<br />

ist alles ganz anders, <strong>als</strong> es aussieht,<br />

und das wie immer auf verblüffende,<br />

ungewöhnliche, kluge Weise. Es<br />

ist ein hoch spannender Krimi und zugleich<br />

ein intelligenter Kommentar zu<br />

einem der größten Skandale Berlins, der<br />

von den Medien nie erkannt worden ist<br />

<strong>als</strong> das, was er war: die Laborversion jener<br />

Finanzkrise, die heute um den Planeten<br />

rast.«<br />

^ Wolfram Fleischhauer: „Torso“. Droemer Knaur,<br />

432 S., 19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 30,50 sFr.<br />

buchjournal 1/2012 55<br />

GESTATTEN: DIE<br />

EINE GANZ NORMALE FAMILIE...<br />

€ (D) 9,99, € (A) 10,30, sFr. 14,90. (UVP)<br />

In Bishopthorpe gelten die Radleys <strong>als</strong> Bilderbuchfamilie.<br />

Doch warum muss Rowan selbst im Winter Sonnenschutzfaktor<br />

60 auflegen? Wieso schmilzt Papa Peter<br />

beim Anblick fremder weiblicher Nacken dahin? Und<br />

warum ist plötzlich alles voller Blut?<br />

«Das ist der Vampirroman, auf den wir schon seit Beginn<br />

<strong>des</strong> Dauer-Hypes verbissen gewartet haben.» (Brigitte)<br />

© 2010 Walker Books Ltd.


SCHWERPUNKT KRIMI & THRILLER<br />

Als Cora Stephan nimmt sie die Kanzlerin auseinander; unter ihrem Pseudonym Anne Chaplet<br />

lässt sie Blut fl ießen – und das alles im idyllischen Vogelsberg.<br />

„Vor Krimis<br />

hatte ich<br />

Respekt“<br />

INTERVIEW: SABINE SCHMIDT<br />

A nne<br />

Chaplet lebt in einem kleinen,<br />

etwa 170 Jahre alten Fachwerkhaus.<br />

Im gemütlichen Wohnzimmer beäugen<br />

ihre Katzen feindselig die Haustiger <strong>des</strong><br />

Nachbarn, die draußen vor den Fenstern<br />

herumstreichen. Der Bauer von gegenüber<br />

versucht, seine gerade ausgebüxten<br />

Schweine wieder einzufangen. Und die<br />

Autorin bringt frisch aufgebrühten Darjeeling<br />

aus der Küche.<br />

Ihr neuer Krimi „Erleuchtung“ spielt zu großen<br />

Teilen in Peru. Waren Sie selbst auch dort, um<br />

zu recherchieren?<br />

Anne Chaplet: Nein, leider nicht. Ich<br />

halte es mit Karl May: Ich war mit dem Finger<br />

auf der Landkarte dort – beziehungsweise<br />

mit Google. Aber mit Google-Maps war<br />

ich Peru sehr, sehr nahe. Und ich habe wie<br />

wild gelesen. „Tod in den Anden“ von Mario<br />

Vargas Llosa zum Beispiel, ein unglaublich<br />

packen<strong>des</strong> Buch. Das hat mich alles noch<br />

mal sehr beschäftigt, all die Schicksale der<br />

Menschen in den 1970er Jahren, die über<br />

romantische Vorstellungen von Freiheit,<br />

Abenteuer und Revolution in solchen Sekten<br />

wie dem Sendero Luminoso, dem<br />

Leuchtenden Pfad, gelandet sind.<br />

Sie schreiben Krimis – lesen Sie sie selbst auch?<br />

Ja, immer. Das ist ja der Witz: Ich bin<br />

überhaupt nicht auf die Idee gekommen,<br />

dass ich so etwas auch machen könnte, weil<br />

ich vor dem Genre immer sehr viel Respekt<br />

hatte. Brit Crime ist vor allem mein Ding,<br />

ich mag die klassische britische Krimitradition.<br />

Während das bei uns lange <strong>als</strong> schlichte<br />

Unterhaltung eher verpönt war, ist das in<br />

Großbritannien schon lange ein akzeptiertes<br />

Genre. Man denke an Dorothy Sayers,<br />

die große alte Dame <strong>des</strong> britischen Krimis.<br />

Oder an Elizabeth George, die zwar US-<br />

Amerikanerin ist, aber sehr britische Krimis<br />

schreibt. Oder Reginald Hill, jüngst verstorben:<br />

Er war ein großartiger Autor, der ausgesprochen<br />

anspruchsvolle Krimis schrieb.<br />

Hat es Sie gestört, dass der Krimi im <strong>deutschen</strong><br />

Feuilleton eher verpönt war?<br />

Ja, und wie mich das gestört hat! Das hat<br />

mich genervt, geärgert, das ärgert mich<br />

heute noch, auch wenn sich etwas geändert<br />

hat, meiner Meinung nach aber nicht genug.<br />

Das Feuilleton – das ist Twinset, das<br />

Lesezeichen<br />

Anne Chaplet: Erleuchtung.<br />

List, 320 S., 19,99 € (D) •<br />

20,60 € (A) • 27,90 sFr.<br />

Erscheint am 9. März<br />

Zur Person<br />

56<br />

Cora Stephan<br />

alias Anne<br />

Chaplet: Spaß am<br />

Spiel mit zwei<br />

Persönlichkeiten<br />

Anne Chaplet, geboren 1951, hat unter ihrem bürgerlichen<br />

Namen Cora Stephan zahlreiche Sachbücher<br />

verfasst. Für ihre Kriminalromane um die<br />

Frankfurter Staatsanwältin Karen Stark erhielt sie<br />

zweimal den Deutschen Krimipreis sowie den Krimipreis<br />

von Radio Bremen. Sie lebt mit ihren drei<br />

Katzen in Oberhessen und Südfrankreich.<br />

ist der abgespreizte Finger beim Teetrinken.<br />

Das Feuilleton nimmt Unterhaltungsromane<br />

und ihre Autoren erst zur Kenntnis,<br />

wenn jemand so unglaublich erfolgreich<br />

ist wie Henning Mankell oder jetzt<br />

Nele Neuhaus.<br />

Wie sind Sie dazu gekommen, selbst Krimis zu<br />

schreiben?<br />

Ich bin auf überhaupt nichts gekommen!<br />

Ich verdanke die Idee der Verlegerin Antje<br />

Kunstmann. Dam<strong>als</strong>, im Sommer 1996, saß<br />

ich an einem kulturhistorischen Essay, der<br />

dann bis 2011 mein letztes Sachbuch war:<br />

„Das Handwerk <strong>des</strong> Krieges“. Ich habe zu<br />

Antje gesagt: „Dieses Buch bringt mich<br />

um. Ich brauche noch was anderes! Was<br />

soll ich dir schreiben?“ Und sie sagte:<br />

„Schreib doch das, was du dauernd liest –<br />

schreib einen Krimi.“ Und ich habe gesagt:<br />

„Nein, das kann ich nicht.“ In dem Mo-<br />

buchjournal 1/2012<br />

© Hans Scherhaufer


Besuchen Sie uns auf der<br />

Leipziger Buchmesse!<br />

Buchjournal-Talk mit Anne Chaplet<br />

Donnerstag, 15. März, 12 Uhr<br />

Halle 3, Stand E 403/F 410<br />

ment, <strong>als</strong> ich das sagte, wusste ich, was ich<br />

schreiben würde, wenn ich schreiben würde.<br />

Und dann habe ich losgelegt, abends,<br />

nach getaner Arbeit.<br />

Wie lange haben Sie gebraucht?<br />

In drei Monaten war das Manuskript fertig.<br />

Und ich dachte: Hey, jetzt werde ich<br />

reich! Das denken ja viele meiner lieben<br />

Schriftstellerkollegen, wir sind alle irgendwie<br />

gleich: Wir sind ja so viel besser <strong>als</strong><br />

Henning Mankell und all die anderen<br />

Schwedenautoren! Und ich hatte schließlich<br />

schon zehn Sachbücher geschrieben.<br />

Nachdem Sie Ihr Manuskript fertig hatten –<br />

war dann auch alles ganz easy?<br />

Von wegen! Auf den Reichtum warte ich<br />

immer noch. Und das Krimischreiben ist<br />

wirklich harte Arbeit. Verlegerin und Lebensgefährte<br />

waren dam<strong>als</strong> zwar sehr angetan<br />

von meinem ersten Manuskript, haben<br />

aber beide gesagt: Da musst du noch<br />

mal ran. Dann habe ich meinen ersten Krimi<br />

zwei- oder dreimal komplett umgearbeitet,<br />

bis ich zufrieden war und die Verlegerin<br />

auch. Aber wenn ich mir heute mein<br />

Erstlingswerk anschaue, finde ich, dass<br />

man noch sehr viel mehr hätte tun können.<br />

Sie haben jetzt Ihren zehnten Krimi geschrieben.<br />

Ist es leichter geworden mit den Jahren?<br />

Leider nein. Was mich tröstet, wenn ich<br />

gerade wieder einen Durchhänger habe, ist,<br />

dass ich es ja schon mal geschafft habe –<br />

und dann sage ich mir, das wirst du auch<br />

dieses Mal wieder schaffen. Aber ich finde es<br />

immer noch schwierig, den richtigen Angelpunkt<br />

zu finden, die richtige Perspektive,<br />

das Gefühl, was zu einer Person passt.<br />

Ihr letztes Sachbuch ist vor einem Jahr erschienen<br />

–<br />

Mein jüngstes, ich hoffe, nicht mein<br />

letztes. Da bin ich nach 15 Jahren mal wieder<br />

ausgebrochen aus der Krimiwelt.<br />

Sie haben sich mit der Kanzlerin auseinandergesetzt<br />

unter dem Titel „Angela Merkel. Ein<br />

Irrtum“. Was stört Sie an dieser Frau?<br />

buchjournal 1/2012 57<br />

Nicht die Person, ihre Politik hat mich<br />

geärgert. Dabei mag ich Merkels unaufgeregte<br />

Art sehr. Doch ihr Programm, mit<br />

dem sie 2005 angetreten ist, hat sie sang-<br />

und klanglos fallen gelassen. Und nun<br />

„fährt sie auf Sicht“, ohne erkennbares<br />

Konzept, ohne Ideen, ohne Visionen.<br />

Schreiben Sie lieber Krimis oder Sachbücher?<br />

Das kann ich gar nicht sagen. Es ist anders.<br />

Bei einem Sachbuch argumentiert, bei<br />

einem Krimi verführt man. Politik finde ich<br />

wichtig, aber ich kann mich über sie nicht<br />

so leidenschaftlich erregen wie über existenzielle<br />

Situationen, in die Menschen geraten<br />

können. Andererseits war das Merkel-<br />

Buch eine sehr intensive Arbeit. Ich musste<br />

es unter großem Zeitdruck fertigstellen.<br />

Meine Mutter starb während<strong>des</strong>sen, das beschäftigte<br />

mich natürlich sehr, und dann<br />

wurde die Zeit knapp. Doch auch durch diesen<br />

Druck war das eine zwar anstrengende,<br />

aber schöne, intensive Erfahrung.<br />

Sie veröffentlichen Ihre Krimis unter dem Namen<br />

Anne Chaplet, und dieses Pseudonym haben<br />

Sie lange sehr sorgsam gehütet. Warum?<br />

Ich wollte, dass meine Krimis vorbehaltlos<br />

gelesen werden und die lieben Kollegen<br />

nicht sagen können, ach, jetzt schreibt sie<br />

auch noch Krimis. Es ist schöner, wenn sich<br />

das Produkt auch ohne die Autorin bewährt.<br />

Hat sich dadurch etwas verändert, dass inzwischen<br />

bekannt ist, wer sich hinter dem Pseudonym<br />

verbirgt?<br />

Hm, ich weiß nicht. Ich spiele das Spiel ja<br />

weiterhin. Auf Facebook bin ich <strong>als</strong> Anne<br />

Chaplet vertreten. Es macht mir Spaß – und<br />

so, wie ein Roman etwas anderes ist <strong>als</strong> ein<br />

Sachbuch, ist Anne Chaplet jemand anderes<br />

<strong>als</strong> Cora Stephan. Cora Stephan ist eher die<br />

politisch interessierte Person, und Anne<br />

Chaplet ist eher wie meine Schriftstellerkollegen,<br />

die posten: „Oh Mann, ich komme<br />

heute überhaupt nicht weiter!“ Oder: „Heute<br />

werden aber zehn Seiten geschrieben!“<br />

Cora Stephan würde sich eher mit Christian<br />

Wulff auseinandersetzen. Anne Chaplet<br />

wäre eher genervt und würde ihn sein lassen,<br />

wer und was immer er ist. �<br />

Lesen Sie das ganze Interview mit<br />

Anne Chaplet unter buchjournal.de/<br />

chaplet_erleuchtung<br />

emons:<br />

immer ein guter krimi<br />

erscheinen im März<br />

978-3-89705-920-7 · ca. 9,90 EUR<br />

978-3-89705-933-7 · 10,90 EUR<br />

978-3-89705-955-9 · ca. 9,90 EUR<br />

978-3-89705-914-6 · 11,90 EUR<br />

www.emons-verlag.de


BuchTipps<br />

Flashman im Krimkrieg und<br />

in Russland<br />

Harry Flashman lässt<br />

es sich am Hof Königin<br />

Victorias gut<br />

gehen – doch er muss<br />

in den Krimkrieg ziehen,<br />

wo er ungewollt<br />

<strong>als</strong> Held an der<br />

Schlacht von<br />

Balaklava teilnimmt.<br />

Doch die Krim ist nur<br />

der Anfang, dahinter<br />

erwartet ihn Russland<br />

mit seinen schneebedeckten Weiten, erwarten<br />

ihn unbarmherzige Feinde, allerdings<br />

auch schöne Frauen, und schließlich gerät er<br />

in den fast unbekannten Krieg am „Dach der<br />

Welt“, in dem es um Indien geht.<br />

„Sein Humor ist so schwarz wie getrocknetes<br />

Blut. Mit großer Liebe zum Detail malt er je<strong>des</strong><br />

Versagen der Weltmacht aus.“ (Magnus<br />

Zawodsky)<br />

�<br />

�<br />

George MacDonald Fraser: Flashmans Attacke.<br />

Kuebler Verlag, 416 S., 9,95 € (D / A), • 10,95 sFr.,<br />

ISBN 978-3-942270-94-6<br />

Mord am heiligen Berg<br />

der Apachen<br />

Frank Begay, Ermittler<br />

und Fährtenleser<br />

der Navaho-Stammespolizei,<br />

fi ndet die<br />

Leiche eines Geologen,<br />

der die Aufgabe<br />

hatte, eine neue Straße<br />

auf den Mount<br />

Graham in Arizona<br />

zu planen. Auf dem<br />

Berg betreibt ein internationalesKonsortium,<br />

zu dem unter anderen die Universität<br />

von Arizona und der Vatikan gehören,<br />

riesige Teleskopanlagen. Das schürt den<br />

erbitterten Widerstand von Naturschützern<br />

und Apachen, für die der Berg<br />

heilig ist. Liegt hier das Motiv für die Tat?<br />

Als Begay die Spuren der Mörder am<br />

Mount Graham verfolgt, gerät er selbst in<br />

eine tödliche Falle.<br />

Ein spannender Reservationsthriller, nicht<br />

nur für Indianerfreunde!<br />

Ulrich Wißmann: Wer die Geister stört.<br />

TraumFänger Verlag, 197 S., 16,50 € (D),<br />

ISBN 978-3-941485-11-2<br />

Belletristik | Krimi | Sachbuch | Ratgeber | Kinder- und Jugendbuch<br />

Richard Sharpe in Spanien und<br />

Portugal<br />

1809 in Spanien: Die<br />

Briten ziehen sich<br />

vor den Truppen<br />

Napoleons zurück.<br />

Richard Sharpe und<br />

seine Rifl es verlieren<br />

den Kontakt zur<br />

Armee und verbünden<br />

sich mit einem<br />

j<br />

spanischen Major,<br />

der in geheimer Mission nach Santiago de<br />

Compostela zieht. Sharpe gelingt es zunächst<br />

nicht, sich Achtung bei seiner Einheit<br />

zu verschaffen, doch sein militärisches<br />

Geschick und das Vorbild <strong>des</strong> Spaniers helfen<br />

ihm.<br />

Episode 6, in sich abgeschossene Handlung,<br />

ungekürzt und hervorragend gelesen von<br />

Torsten Michaelis.<br />

„Bernard Cornwell ist der König <strong>des</strong> historischen<br />

Abenteuerromans.“ (Spiegel online)<br />

�<br />

�<br />

Bernard Cornwell: Sharpes Aufstieg. Gelesen von<br />

Torsten Michaelis. Kuebler Hoerbuch, 10 Std.,<br />

24,80 € (D / A) • 29,90 sFr. – mp3-Ausgabe 19,80 €<br />

(D / A) • 22,95 sFr. (alle UVP)<br />

Schwacher Mann liebt<br />

starke Frau: Geht das gut?<br />

Wie schwach wünscht<br />

sich die moderne Frau<br />

ihren Mann wirklich?<br />

Wie stark sollte die<br />

moderne Frau nach<br />

den Vorstellungen <strong>des</strong><br />

modernen Mannes<br />

sein? Dieses Buch gibt<br />

ein Bild emotional gelebter<br />

Wirklichkeit,<br />

wie es in dieser Form<br />

noch nie vorgelegt wurde. Denn der Autor<br />

schreibt aus unmittelbarer Erfahrung. Nach<br />

zehn gemeinsamen Jahren zerbrach seine ungewöhnliche<br />

Freundschaft mit einer Frau, die<br />

ihn erstaunte, irritierte und zurückließ.<br />

Neben der Brisanz <strong>des</strong> persönlichen Falles<br />

wird ein unerlässliches Quellenwerk für jeden<br />

geliefert, der dieses Tabuthema näher kennenlernen<br />

möchte.<br />

Andreas Schäfer: Ein letztes Tabu. Romneya-Verlag,<br />

187 S., 13,80 € (D) • 14,20 € (A) • 19,80 sFr.,<br />

ISBN 978-3-934502-07-9, www.aschaefer59.de<br />

Geschichten aus dem Hartz<br />

�<br />

�<br />

58<br />

Anzeige<br />

Für die fußballbegeisterteFamilienhelferin<br />

steht eine Partie<br />

der Bun<strong>des</strong>liga auf<br />

dem Programm, da<br />

klingelt mal wieder<br />

das Telefon: „Es geht<br />

wegen meine Tochter<br />

…“ Eine ihrer Klientinnen<br />

ist besonders<br />

hartnäckig, wenn es<br />

um ihre kleinen und großen Sorgen geht.<br />

Adieu Fußballabend.<br />

Mitten im Brennpunkt, im Spagat zwischen<br />

„Problemfamilien“ und den betreuenden Behörden<br />

spielt der neue Roman von Andrea Gabriele<br />

Küter. In „Geh doch wo du wohnst“<br />

schöpft sie aus ihrem reichen Erfahrungsschatz<br />

<strong>als</strong> Familienhelferin. Übereinstimmungen<br />

mit wahren Begebenheiten sind<br />

nicht beabsichtigt – aber wohl auch nicht zu<br />

vermeiden.<br />

Andrea Gabriele Küter: Geh doch wo du wohnst!<br />

Edition Kopfsalat, 163 S., 11,90 € (D / A) •<br />

14,37 sFr., ISBN 978-3-00-036546-1<br />

Offene Worte über die Sexarbeit<br />

Tausenden Männern bot<br />

Karin Freiwald ihre<br />

sexuellen Dienstleistungen<br />

an. Dadurch<br />

lernte sie das „starke“<br />

Geschlecht in einer charakterlichen<br />

und körperlichen<br />

Vielfalt kennen,<br />

wie es in einem „normalen“<br />

Leben nie möglich<br />

wäre. Den Freiern gefi el<br />

es, einer attraktiven jungen Frau so nahe zu<br />

kommen, der man ebenso gut im Büro, im<br />

Zug oder bei Freunden hätte begegnen können,<br />

ohne auch nur im Geringsten an eine<br />

„Nutte“ zu denken.<br />

Mit beachtlichem Bekennermut erzählt die<br />

Autorin von ihrem Werdegang zur Hure. Ihre<br />

Erinnerungen an angenehme, aufregende<br />

und auch böse Erlebnisse erlauben einen tabufreien<br />

Blick in die eigentümliche Welt der<br />

Prostitution.<br />

Karin Freiwald: Venusdienst. Meine Jahre <strong>als</strong><br />

Hure. Books on Demand, 300 S., 22,90 € (D) •<br />

23,60 € (A) • 38,50 sFr.,<br />

ISBN 978-3-8423-2815-0<br />

buchjournal 1/2012


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Schweizer Thrill – besser <strong>als</strong> jeder<br />

Skandinavier!<br />

In Zürich häufen sich<br />

die Fälle, in denen Deutsche<br />

massiv bedroht<br />

werden. Johanna di Napoli<br />

bekommt den undankbaren<br />

Auftrag, der<br />

Sache nachzugehen. Die<br />

vermeintliche Beschäftigungstherapieentwickelt<br />

sich zu einer hochbrisantenAngelegenheit,<br />

<strong>als</strong> bei der Einweihung eines<br />

Nuklearforschungsinstituts ein deutscher<br />

Spitzenpolitiker ermordet wird. Hat die Ablehnung<br />

Deutscher in der Schweiz eine neue<br />

Dimension erreicht? Oder sollte in Wahrheit<br />

der neue Leiter <strong>des</strong> Instituts sterben, weil er<br />

für einige Leute zum Risiko geworden ist?<br />

Atomwirtschaft und Politik – bei den Ermittlungen<br />

ist Fingerspitzengefühl gefragt. Nicht<br />

gerade Johannas Stärke …<br />

�<br />

Michael Herzig: Töte deinen Nächsten.<br />

Grafi t Verlag, 288 S., 19,99 € (D) • 20,60 € (A) •<br />

28,90 sFr., ISBN 978-3-89425-668-5<br />

Die Sprache der Gefühle<br />

Liebeskummer?<br />

Oder Eifersucht?<br />

Wer kennt das<br />

nicht? Wie steht es<br />

mit Freude, Trauer<br />

oder Zorn? Manchmal<br />

sind Gefühle<br />

einfach nur wunderbar,<br />

ein anderes<br />

Mal machen sie uns<br />

zu schaffen. Und<br />

oft stellen wir uns<br />

die Frage: Was tun? Anna hat Liebeskummer.<br />

Doch die Warmherzigkeit und Lebenserfahrung<br />

von Opa Willi helfen ihr rasch auf<br />

die Sprünge: denn er weiß, woher unsere Gefühle<br />

kommen, was sie in uns auslösen und<br />

wie wir besser mit ihnen umgehen können.<br />

Mit Humor, Phantasie und viel Liebe hilft er<br />

Anna, sich und ihre Gefühle besser zu verstehen.<br />

Ein witziges und zugleich sehr nützliches<br />

Buch, das sogar bei Liebeskummer<br />

hilfreich sein kann.<br />

�<br />

Andreas Busch: Seelenwichtel. Lucy Körner<br />

Verlag, 80 S., 11,50 € (D / A), • 18,40 sFr.,<br />

ISBN 978-3-922028-30-7,<br />

www.lucy-koerner-verlag.de<br />

Belletristik | Krimi | Sachbuch | Ratgeber | Kinder- und Jugendbuch<br />

Ein raffi nierter und facettenreicher<br />

Justizkrimi!<br />

Johanna Reichert ist todkrank<br />

und möchte sterben.<br />

Ihr Arzt wendet sich<br />

an Rechtsanwalt Marc<br />

Hagen: Wie kann der<br />

Frau geholfen werden,<br />

ohne dass es für den Helfer<br />

ein juristisches Nachspiel<br />

hat? Marc erklärt<br />

sich bereit, Arzt und Patientin<br />

zu unterstützen.<br />

Er fi lmt Johanna Reicherts<br />

Aussage, dass es ihr freier Wille ist, aus<br />

dem Leben zu scheiden, und wie die Frau allein<br />

die tödlichen Medikamente einnimmt.<br />

Zwei Wochen später steht die Polizei vor<br />

Marcs Tür. Die Anklage lautet: Mord. Denn Johanna<br />

Reichert war kerngesund. Als dann<br />

auch noch der Arzt spurlos verschwindet,<br />

wird Marc klar, dass er das Opfer einer Intrige<br />

ist …<br />

�<br />

Andreas Hoppert: Schwanengesang.<br />

Grafi t Verlag, 320 S., 9,99 € (D) • 10,30 € (A) •<br />

14,90 sFr., ISBN 978-3-89425-397-4<br />

Der Fall Lena K.<br />

Lena wächst gut behütet<br />

in einer Starnberger<br />

Villa heran.<br />

Ihr Vater ist erfolgreich<br />

in der Versicherungsbranche,<br />

ihre Mutter eine fl eißige<br />

Edel-Hausfrau.<br />

Doch die Idylle beginnt<br />

gleich nach ihrem<br />

Abitur zu bröckeln.<br />

Dann passiert<br />

etwas Unfassbares:<br />

Lena wird entführt und in einem Haus auf<br />

Rügen gefangen gehalten. Der Entführer<br />

verlangt Lösegeld von ihren Eltern. Lena<br />

kann entkommen, aber damit fangen die<br />

Probleme erst richtig an ...<br />

�<br />

Michael Geigenberger: Der Fall Lena K.<br />

Books on Demand, 248 S., 16,90 € (D / A),<br />

ISBN 978-3-8448-6269-0, www.mallorcaautoren.com<br />

Krimispielbuch – der Leser<br />

<strong>als</strong> Ermittler<br />

�<br />

�<br />

60<br />

Anzeige<br />

„Kugeln statt Blumen“<br />

ist die erste Kriminalgeschichte,<br />

in der der Leser<br />

selbst die Ermittlungen<br />

leitet. An der<br />

Seite der Unternehmerin<br />

Clara Neufeld gilt<br />

es, clever auf Spurensuche<br />

zu gehen, Verdächtige<br />

zu verhören<br />

und den Täter zu überführen.<br />

Dazu kann im Buch nahezu beliebig<br />

geblättert und recherchiert werden.<br />

Clara ist zum Geburtstag <strong>des</strong> Kunstkritikers<br />

und Mäzen Friedrich Dossberg eingeladen.<br />

Doch kaum treffen die illustren Gäste in der<br />

Villa ein, fi ndet das Hausmädchen den Gastgeber<br />

tot in seinem Arbeitszimmer. Einer der<br />

Anwesenden muss der Mörder sein! Die Ermittlungen<br />

von Clara gehen ihre eigenen Wege<br />

… und welche, bestimmt der Leser.<br />

Simon Flöther: Kugeln statt Blumen. Krimi Total,<br />

12,95 € (D) • 13,40 € (A),<br />

ISBN 978-3-943428-00-1<br />

Mörderisch leckere Nudeln<br />

Lesefutter für den<br />

Krimifreund.<br />

250 Gramm geballte<br />

Freude für den kriminalistischenLiteraturfreund.<br />

Die Nudeln in Form<br />

eines Revolvers<br />

lassen das Herz <strong>des</strong><br />

Krimifreun<strong>des</strong> höher<br />

schlagen. Farblich<br />

gemischt in einer<br />

blutroten und einer<br />

pechrabenschwarzen Mischung. Oder lieber<br />

die Krimi Nudeln in Form eines schwarzen<br />

Totenkopfes?<br />

Die Krimi Nudel gibt es in einer speziellen<br />

Fanedition mit Kochlöffel und spannendem<br />

Kochrezept nebst einer „tödlichen“ Gewürzmischung<br />

oder einfach nur die Krimi Nudel in<br />

der 250 Gramm Einzelpackung.<br />

Guten Appetit !<br />

www.Trendsforfriends.com, 5,95 € (Einzeltüte) •<br />

12,95 € (Krimiedition)<br />

buchjournal 1/2012


BuchTipps<br />

Belletristik | Krimi | Sachbuch | Ratgeber | Kinder- und Jugendbuch<br />

Pilgerreise zu den 88 Tempeln<br />

von Shikoku<br />

Aktueller denn je ist<br />

das reich bebilderte<br />

Tagebuch mit Reiseberichten<br />

zu den Pilgerreisen<br />

von Ossi<br />

Stock. Nachfolge-<br />

„Pilger“ gab es inzwischen<br />

schon viele und<br />

alle waren sich einig:<br />

„Das Buch bietet einen<br />

guten Einblick in<br />

die Welt das Pilgerns zu Fuß“. Tausende Kilometer<br />

ist Stock inzwischen schon in Japan<br />

gewandert und erzählt abwechslungsreich<br />

von seinen Reisen. Das Folgebuch „Der<br />

Schatz <strong>des</strong> Kobo Daishi“ wurde ein Roman<br />

und am 3. Buch „Das Kind der hohen Priesterin“<br />

wird seit 2010 gearbeitet.<br />

Das Buch „Auf den Spuren von Kobo<br />

Daishi“ war am Tag der Veröffentlichung<br />

das ersten Buch in dieser Art in Deutsch in<br />

Europa.<br />

�<br />

�<br />

Oswald Stock: Auf den Spuren von Kobo Daishi.<br />

Eigenverlag, 176 S., über 150 farb. Abbildungen,<br />

39,90 € (D / A), ISBN 978-3-9502513-0-2,<br />

www.sport-ossi.at<br />

Fitness für Körper und Seele<br />

Tai Chi Chuan, die<br />

chinesische Bewegungsmeditation,<br />

steigert Wohlbefi nden<br />

und Leistungsfähigkeit!<br />

Die bekannten<br />

Meister<br />

Liang und Wu beschreiben<br />

die 24er<br />

Kurzform und die<br />

48er Langform präzise<br />

in allen Einzelheiten<br />

und erläutern die traditionellen und<br />

philosophischen Hintergründe.<br />

Das Besondere an diesem Lehrbuch sind die<br />

kampfbezogenen Anwendungen der 24er<br />

Form, die das Studium <strong>des</strong> Tai Chi Chuan<br />

lebendig und authentisch gestalten.<br />

Das Buch gibt viele wertvolle Ratschläge für<br />

Anfänger und Fortgeschrittene und begleitet<br />

Sie auf Ihrem Weg zu Gesundheit, Konzentration<br />

und Stärke!<br />

Shou-Yu Liang / Wen-Ching Wu: Tai Chi Chuan.<br />

Weinmann Verlag, 151 S., 619 Abbildungen,<br />

16,80 € (D) • 17,30 € (A) • 29,50 sFr.,<br />

ISBN 978-3-87892-075-5<br />

buchjournal 1/2012<br />

61<br />

�<br />

Anzeige<br />

Alte Rosen und die Geschichten<br />

ihrer Namen<br />

Viele der schönsten<br />

Rosensorten wurden<br />

nach Frauen benannt,<br />

die tatsächlich<br />

gelebt haben,<br />

viele klingende Namen<br />

sind darunter.<br />

Ann Chapman hat<br />

die Schicksale dieser<br />

Frauen akribisch recherchiert<br />

und stellt<br />

dem Leser 43 spannende historische Biografi<br />

en vor – von Jeanne d’Arc über Maria Stuart<br />

bis zu Königin Viktoria. Starfotograf Paul<br />

Starosta zeigt jede der Rosen in kunstvollen<br />

Fotografi en. Ergänzt werden diese Bilder<br />

durch genaue Beschreibungen von Wuchs<br />

und Charakter sowie praktische Tipps für<br />

ihre Pfl anzung und Pfl ege. Ein wunderschöner<br />

und faszinierender Spaziergang durch<br />

die Welt der Rosen!<br />

�<br />

Ann Chapman / Paul Starosta: Frauen in meinem<br />

Rosengarten. Knesebeck, 192 S., 150 farb. Abbildungen,<br />

29,95 € (D) • 30,80 € (A) • 40,90 sFr.,<br />

ISBN 978-3-86873-368-6<br />

Die Faszination der Eisenkugeln<br />

Boule-Pétanque, das<br />

Spiel mit den Stahlkugeln<br />

aus Frankreich,<br />

wird auch in<br />

Deutschland immer<br />

beliebter. Die einen<br />

betreiben es <strong>als</strong><br />

ernsten Wettkampfsport,<br />

die anderen<br />

<strong>als</strong> herrliche Freizeitbeschäftigung.<br />

Der Boule-Lehrer<br />

Martin Koch erklärt die Grundlagen <strong>des</strong><br />

Spiels, die Technik und seine taktischen<br />

Tricks – das Legen und Schießen. Er beschreibt<br />

die Geschichte <strong>des</strong> Kugelspiels und<br />

zeigt, worauf es sonst noch ankommt.<br />

Martin Koch: Das Boule-Spiel Pétanque. Weinmann<br />

Verlag, 155 S., 36 Abbildungen, 16,80 € (D)<br />

• 17,30 € (A), ISBN 978-3-87892-078-6<br />

Anzeige<br />

Wie kann man etwas sein, von dem man<br />

selbst noch nie gehört hat?<br />

Mit unnachgiebigen Fragen macht sich<br />

Sevinç auf die Suche nach dem Unterschied<br />

zwischen Gott und Allah und der<br />

Erklärung, warum der Nikolaus ihr und<br />

ihren Geschwistern in der Nacht nur<br />

Schnee gebracht hat.<br />

Ihr Vater gibt sich alle Mühe, doch sorgen<br />

Sprachbarrieren für so manches Missverständnis.<br />

Wie ein Mosaik bastelt Sevinç<br />

sich ihre Antworten zusammen, lässt sich<br />

dabei aber keinesfalls leicht überzeugen.<br />

Kann es mehr <strong>als</strong> nur eine Wahrheit geben?<br />

In diesem Buch erzählt Sevinç Neumann<br />

ihre wahren Erlebnisse <strong>als</strong> in Deutschland<br />

geborenes Migrantenkind und die damit<br />

verbundenen Hürden.<br />

Der Zusammenprall von zwei Kulturen<br />

bringt so manche Verwirrung und zeigt<br />

sehr deutlich, dass jede Medaille eine<br />

Kehrseite hat.<br />

Sevinç Neumann<br />

Mehr über mich erfahren Sie<br />

auf meiner Autorenseite:<br />

www. sevinc-neumann.de<br />

Sevinç Neumann | Moslem oder Müslüman<br />

240 S. Hardcover mit Lesebändchen | Eingeschweißt<br />

ISBN: 978-3-981-44362-2 | € 14,95 [D]<br />

www.silvercon-verlag.de<br />

silvercon<br />

silvercon


Im Gespräch<br />

Für viele deutsche Nachkriegskinder gehörten Schläge und Ohrfeigen zum<br />

Alltag. In ihrem Buch „Die geprügelte Generation“ schildert Ingrid Müller-<br />

Münch die Leiden dieser Menschen – und die Folgen für ihr Leben.<br />

„Man hat sich geschämt“<br />

INTERVIEW: ECKART BAIER • FOTOS: LUDOLF DAHMEN<br />

es gab Zeiten in Deutschland, da endete<br />

der Tag für viele Kinder mit einer<br />

Tracht Prügel. Noch in den späten 1960er<br />

Jahren hielten 85 Prozent aller west<strong>deutschen</strong><br />

Eltern die Prügelstrafe für eine angemessene<br />

Erziehungsmethode und nur zwei<br />

Prozent aller Eltern schlugen ihre Sprösslinge<br />

nie. Und weil es für einen Großteil der<br />

<strong>deutschen</strong> Nachkriegskinder normal war,<br />

dass sie von Vater oder Mutter mit dem<br />

Kochlöffel, dem Rohrstock oder mit bloßen<br />

Händen vertrimmt wurden, hat kaum jemand<br />

darüber gesprochen. In ihrem Buch<br />

„Die geprügelte Generation“ arbeitet die<br />

Journalistin und Publizistin Ingrid Müller-<br />

Münch dieses dunkle Kapitel auf, fragt<br />

nach dem Warum und nach den Folgen der<br />

brutalen und menschenverachtenden Erziehungsmethoden<br />

in den 1950er und -60er<br />

Jahren.<br />

Prügel in Kinderheimen, Gewalt und sexueller<br />

Missbrauch in Internaten: In den vergangenen<br />

Monaten kamen viele schockierende Details<br />

ans Licht. Warum aber war die körperliche Gewalt<br />

gegen Kinder in den eigenen vier Wänden<br />

bisher nie Thema?<br />

Ingrid Müller-Münch: Vor allem, weil<br />

Gewalt so selbstverständlich war. Fast je<strong>des</strong><br />

Kind wurde verprügelt oder kannte<br />

Kinder, denen Gewalt angetan wurde. Es<br />

war ganz normal und <strong>des</strong>halb sprach man<br />

nicht darüber. Ein weiterer Grund für das<br />

Schweigen der Betroffenen ist, dass sie sich<br />

insgeheim dafür schämten. Jeder möchte<br />

gern auf seine Eltern stolz sein, doch wenn<br />

Vater oder Mutter ihr eigenes Kind misshandeln,<br />

gibt es hierfür keinen Grund.<br />

Haben sich Betroffene denn nicht untereinander<br />

ausgetauscht?<br />

Selten. Sehr, sehr selten. Dazu fällt mir<br />

ein Beispiel ein: Erst kürzlich sprach ich<br />

mit einem befreundeten Ehepaar über das<br />

Thema und die Frau sagte mir, dass sie und<br />

ihr Mann <strong>als</strong> Kinder nie verprügelt worden<br />

seien. Der Mann schwieg zunächst, sagte<br />

dann aber nach einer Weile, das stimme<br />

nicht, er sei von seiner Mutter regelmäßig<br />

mit dem Teppichklopfer verhauen worden.<br />

Seine Frau war völlig fassungslos. Die beiden<br />

waren seit 30 Jahren verheiratet und sie<br />

wusste davon rein gar nichts.<br />

Sie selbst sind auch in den 60er Jahren aufgewachsen.<br />

Waren Sie bei den Recherchen für Ihr<br />

Buch dennoch überrascht, wie viele Kinder<br />

dam<strong>als</strong> geschlagen wurden?<br />

Zur Person<br />

Ingrid Müller-Münch ist Journalistin und Autorin.<br />

Sie war Korrespondentin der Nachrichten agentur<br />

Reuters und der „Frankfurter Rundschau“, Redakteurin<br />

beim „Stern“ und arbeitet heute hauptsächlich<br />

für den West<strong>deutschen</strong> Rundfunk. Ihr Doku-<br />

Theaterstück „Zwei Welten“ wurde 2010 zum<br />

Theatertreffen nach Düsseldorf eingeladen.<br />

Ja. Ich hatte es viele Jahre lang für mein<br />

persönliches Schicksal gehalten. Doch damalige<br />

Untersuchungen ergeben, dass<br />

85 Prozent der Eltern die Prügelstrafe für<br />

eine angemessene Erziehungsmethode<br />

hielten und nur zwei Prozent angaben, ihre<br />

Kinder nie zu schlagen. In den 70er Jahren<br />

schrieb ein renommierter US-Psychologe<br />

in einem Standardwerk zur Geschichte der<br />

Erziehung, dass das Peitschen von Kindern<br />

in den USA langsam aus der Mode käme, in<br />

Deutschland hingegen immer noch 80 Prozent<br />

der Eltern das Schlagen ihrer Kinder<br />

billigen und 35 Prozent der <strong>deutschen</strong> Eltern<br />

zum Rohrstock greifen würden. Man<br />

muss einfach konstatieren: Bis in die 70er<br />

Jahre hinein haben viele Eltern, quer durch<br />

alle gesellschaftlichen und sozialen Schichten,<br />

ihre Kinder geschlagen.<br />

War es für Ihre Interviewpartner denn schwer,<br />

über diese Erfahrungen zu reden?<br />

Zunächst einmal habe ich festgestellt,<br />

dass da ein hoher Gesprächsbedarf besteht.<br />

An Interviewpartnern mangelte es<br />

mir nicht, sie alle haben bereitwillig über<br />

ihre Kindheit geredet. Und die Fälle aus<br />

meinem Buch sind überhaupt die ers ten<br />

Interviews, die ich zu dem Thema führte.<br />

Die späteren Gespräche bestätigten mir<br />

dann nur noch, dass ich mit meinem Thema<br />

richtiglag. Allerdings wollten alle Interviewpartner,<br />

mit Ausnahme <strong>des</strong> Schriftstellers<br />

Tilman Röhrig, in meinem Buch<br />

anonym bleiben, zum Teil habe ich auch<br />

ihre Biografien etwas verändert. Auch 0<br />

62<br />

buchjournal 1/2012


uchjournal 1/2012 63<br />

Das große Schweigen Ingrid Müller-Münch hat ihrer<br />

Generation den Spiegel vorgehalten und sich mit einem Thema<br />

beschäftigt, über das dam<strong>als</strong> nie gesprochen wurde – aus Scham<br />

und weil häusliche Gewalt für Kinder so normal war


IM GESPRÄCH<br />

0 hier ist vor allem Scham der Grund,<br />

weil Eltern oder Geschwister nicht erfahren<br />

sollten, dass meine Gesprächspartner<br />

mit dieser Familienschande an die Öffentlichkeit<br />

gegangen sind.<br />

Wie haben diese Menschen ihre traumatischen<br />

Erlebnisse denn verarbeitet?<br />

Bei vielen spürt man, dass die Prügel der<br />

Kindheit tief in die Seele eingedrungen<br />

sind. Einige haben ihre Erlebnisse professionell<br />

aufgearbeitet. Andere haben sie<br />

verdrängt. Bei wieder anderen verlief das<br />

Leben so günstig, dass sie ihre Kindheit irgendwann<br />

hinter sich lassen konnten.<br />

Manche bemühten sich, ihren Eltern zu<br />

verzeihen, was aber nicht allen gelang.<br />

Eine Frau, mit der ich gesprochen habe, hat<br />

irgendwann den Kontakt zu ihrer Mutter<br />

komplett abgebrochen. Vor das Bild der<br />

freundlichen alten Dame von heute<br />

drängten sich immer wieder die Erinnerungen<br />

an eine Mutter, die eine Zigarette<br />

rauchend im Wohnzimmer saß und gelassen<br />

mit ansah, wie ihre Kinder vom Vater<br />

vertrimmt wurden.<br />

Haben Sie denn auch mit Eltern über die Gründe<br />

ihrer Prügeleien gesprochen?<br />

Das habe ich schnell aufgegeben. Die inzwischen<br />

ja sehr betagten Eltern, die ich hierauf<br />

angesprochen habe, leugnen, wollen es<br />

nicht mehr wahrhaben, behaupten, dass<br />

sich ihre Kinder das nur ausgedacht haben.<br />

Geprügelt wurde aber auch schon vor der Zeit,<br />

die sie zum Thema Ihres Buchs machen …<br />

Natürlich. Schon im Mittelalter ging man<br />

davon aus, dass Kinder von Natur aus<br />

schlechte Menschen sind. Selbst Säuglingen<br />

wurde böser Wille unterstellt, den es zu<br />

brechen galt. Eine unrühmliche Rolle bei<br />

der Prägung eines auf Gewalt beruhenden<br />

Erziehungside<strong>als</strong> spielte Martin Luther, der<br />

gern den Bibelspruch zitierte: „Wer seine<br />

Rute schonet, der hasset seinen Sohn; wer<br />

ihn aber lieb hat, der züchtiget ihn.“<br />

Heißt das, dass nicht unbedingt aus Sadismus<br />

geprügelt wurde, sondern aus der Überzeugung,<br />

dass man dem Kind damit Gutes tut?<br />

Auch wenn man es nur schwer akzeptieren<br />

mag: Ja, viele Eltern waren tatsächlich<br />

der Meinung, ihren Kindern Schläge aus Liebe<br />

und Fürsorglichkeit zu verabreichen. Mit<br />

dem Spruch „Wir haben ja nur dein Bestes<br />

gewollt“ wird die brutale Gewalt von dam<strong>als</strong><br />

gern verharmlost und gerechtfertigt.<br />

Wie etwa auch mit dem bekannten Spruch<br />

„Hat mir dam<strong>als</strong> ja auch nicht geschadet“…<br />

Genau. Die frühere Hamburger SPD-<br />

Politikerin und Kinderschutzexpertin Lore<br />

Maria Peschel-Gutzeit pflegt auf diesen<br />

dummen Spruch zu antworten: „Was aus<br />

Ihnen wohl für ein bezaubernder Mensch<br />

geworden wäre, wenn man Sie <strong>als</strong> Kind<br />

nicht verprügelt hätte!“<br />

Ingrid Müller-Münch bei der Zeitungslektüre in ihrem<br />

argentinischen Lieblingscafé Sur in der Kölner Südstadt<br />

Welche Rolle spielen denn die Erfahrungen aus<br />

Kriegs- und NS-Zeit für die Eltern der Nachkriegskinder?<br />

Ich glaube, eine sehr große. Diese Eltern<br />

kamen zum Großteil schwer traumatisiert<br />

oder verroht aus dem Krieg zurück oder hatten<br />

gerade erst die NS-Zeit <strong>als</strong> Täter oder<br />

Opfer überlebt. Viele fanden sich in dem Leben,<br />

das sie nun aus Schutt und Asche neu<br />

aufbauen mussten, nicht zurecht. Kindern<br />

dabei Nähe, Emotionalität und Liebe zu geben<br />

war ihnen schlichtweg unmöglich.<br />

Zumal auch ihre Erziehung von den Idealen<br />

der NS-Zeit geprägt war.<br />

Das kam noch dazu. Im „Dritten Reich“<br />

galt das Ideal, dass man Kinder zurechtbiegen<br />

müsse, um aus ihnen stahlharte Erwachsene<br />

zu formen. Schon bei Neugeborenen<br />

ging es darum, deren Willen möglichst<br />

schnell und rigoros zu brechen. Johanna<br />

Haarer, eine der wichtigsten NS-Pädagoginnen,<br />

empfahl Eltern, ihre Säuglinge<br />

nachts allein schreien zu lassen und ihnen<br />

auf keinen Fall zu viel Zärtlichkeit entgegenzubringen.<br />

Haarers Erziehungsratgeber<br />

wurden übrigens unter anderen Titeln bis<br />

in die 1980er Jahre aufgelegt und verkauft.<br />

Welche Folgen für Kinder hat denn die körperliche<br />

Gewalt?<br />

Geprügelte Kinder neigen zu Risikoverhalten,<br />

sie werden häufiger alkohol-<br />

und drogenabhängig,<br />

sind aggressiver und tendieren<br />

eher zu Wahnvorstellungen<br />

und Depressionen. Ein<br />

geprügeltes Kind ist durch<br />

den Stress, dem es ausgesetzt<br />

ist, weniger aufnahme- und<br />

lernfähig. Und was ich aus<br />

meinen Gesprächen und Interviews<br />

mitgenommen habe:<br />

Menschen, die <strong>als</strong> Kinder verprügelt<br />

wurden, haben ihr Leben<br />

lang damit zu tun, dass sie<br />

von ihren Eltern so gedemütigt<br />

und verletzt wurden.<br />

Und schlagen dann auch die eigenen<br />

Kinder?<br />

Da gibt es keinen Automatismus,<br />

auch wenn die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass Eltern, die<br />

selbst <strong>als</strong> Kind geprügelt wurden,<br />

ihre eigenen Kinder misshandeln,<br />

schon groß ist. Mein<br />

Buch beschränkt sich im Übrigen<br />

ja nicht auf die Beschreibung der Gewalt<br />

gegen Kinder in den 50er und 60er<br />

Jahren, sondern berichtet auch von den<br />

Veränderungen der Erziehungsideale. In<br />

den späten 60er und 70er Jahren begannen<br />

sich viele gegen die Gewalt in der Erziehung<br />

zu wehren. Es entstanden Kinderläden<br />

und völlig neue Formen <strong>des</strong> Umgangs<br />

mit Kindern. Heute ist es den meisten<br />

komplett unverständlich, wie man Kinder<br />

überhaupt systematisch schlagen konnte<br />

und wie ein Erziehungskonzept, das auf<br />

Gewalt beruhte, so lange praktiziert werden<br />

konnte.<br />

Gesetzlich verboten wurde das häusliche Prügeln<br />

aber erst spät.<br />

Es ist in der Tat erstaunlich, wie lange das<br />

Züchtigungsrecht <strong>des</strong> Vaters – die Mutter<br />

spielte juristisch keine Rolle – im Gesetz verankert<br />

war. Noch 1986 entschied der Bun<strong>des</strong>gerichtshof,<br />

dass Eltern „eine Befugnis<br />

zur maßvollen körperlichen Züchtigung“<br />

64<br />

buchjournal 1/2012


haben, und erst seit dem Jahr 2000 wird Kindern<br />

ein gesetzlich verankertes Recht auf<br />

gewaltfreie Erziehung zugebilligt.<br />

Wird heute denn nicht mehr geprügelt?<br />

Natürlich wird auch heute noch geschlagen,<br />

doch hat sich die Situation im Vergleich<br />

zu früher erheblich verbessert. Laut<br />

Deutschem Kinderschutzbund ist für 90<br />

Prozent der Eltern eine gewaltfreie Erziehung<br />

das Ideal. Andererseits sind für etwa<br />

60 Prozent der Eltern leichte körperliche<br />

Strafen wie der Klaps auf den Po und die<br />

Ohrfeige immer noch ein probates erzieherisches<br />

Mittel. Auf einem ganz anderen<br />

Blatt stehen seelische Grausamkeiten, die<br />

oft ähnlich verheerende Folgen für Kinderseelen<br />

haben, die aber noch viel schwerer<br />

zu fassen sind.<br />

Haben es Kinder heute deutlich besser <strong>als</strong> vor<br />

50 Jahren?<br />

Was das Prügeln angeht, in jedem Fall.<br />

Dam<strong>als</strong> hat sich niemand eingemischt,<br />

wenn ein Kind verdroschen wurde, und<br />

Kinder hatten keinerlei Fürsprecher, an die<br />

sie sich wenden konnten. Selbst in der<br />

Schule wurden ja noch strafl os Ohrfeigen<br />

verteilt. Wenn heute auf der Straße ein<br />

Kind geschlagen wird, kann man sich eigentlich<br />

sicher sein, dass jemand dazwischengeht<br />

oder mit einer Anzeige droht.<br />

Dennoch werden auch heute noch viel zu<br />

viele Kinder von ihren Eltern misshandelt<br />

und gedemütigt.<br />

Wird Ihr Buch die Diskussion über Gewalt gegen<br />

Kinder weiter in Gang setzen?<br />

Ich hoffe. Die Zeit scheint reif zu sein, um<br />

über dieses Thema öffentlich zu reden. Es<br />

muss klar sein, dass körperliche Gewalt<br />

kein Mittel ist, einen Menschen auf eine<br />

glückliche Zukunft vorzubereiten. Geprügelte<br />

Kinder können zu Duckmäusern werden,<br />

aber schwerlich zu Menschen, die<br />

selbstbewusst in die Welt hinausgehen. �<br />

81 Tage auf dem Jakobsweg<br />

Ein ungewöhnlich reichhaltiges Buch. Es führt auch zu den wenig<br />

bekannten vorchristlichen Wurzeln <strong>des</strong> Pilgerweges.<br />

Der Autor ist 69jährig,<br />

dem Pilgergruss «Ultreia»<br />

aus innerem<br />

Antrieb gefolgt und hat – nach<br />

einem ersten, unter seltsamen<br />

Umständen missglückten Versuch<br />

– den unendlich langen<br />

Pilgerweg ein zweites Mal<br />

alleine unter die Füsse genommen.<br />

Der Pilgermarsch begann unmittelbar<br />

vor der eigenen<br />

Haustüre in Reinach / BL und<br />

führte durch den Schweizer-<br />

Jura, Frankreich und Spanien,<br />

um nach über 2'250 km end-<br />

Stimmen zum Buch<br />

Ein Buch das packt.<br />

Kurt Felix; Fernsehmoderator<br />

Ich möchte Ihnen heute einfach<br />

herzlich danken für ihr<br />

wunderbares «Pilger-Buch»,<br />

das mir durch «Zu-Fall» in die<br />

Hände gekommen ist! Ich<br />

konnte kaum mehr aufhören<br />

zu lesen, so sehr haben<br />

mich der Inhalt und vor allem<br />

auch die sehr schönen, seltenen<br />

Fotos in Bann gezogen.<br />

Es ist wirklich staunenswert,<br />

was Sie auf dem Weg nach<br />

Compostela erbracht und erlebt<br />

haben. Maya Thomi<br />

lich das erhoffte Ziel Santiago<br />

de Compostela zu erreichen.<br />

Die Aufzeichnungen lassen<br />

uns teilhaben an landschaftlichen<br />

Eindrücken, kunst- und<br />

kulturhistorischen Kostbarkeiten,<br />

aber ebenso an aussergewöhnlichen<br />

Begegnungen mit<br />

Einheimischen und Pilgern.<br />

Ein Buch, das man mit steigender<br />

Spannung liest, lässt einen<br />

immer mehr zum «Mitwanderer»<br />

werden. Ein bewegen<strong>des</strong><br />

Erinnerungsbuch für Jakobs<br />

pilger mit vielen nützlichen<br />

Hinweisen für künftige Pilger.<br />

Es schien mir mitgewandert<br />

zu sein und die aussergewöhnlichen<br />

Begegnungen<br />

und erlebnisreichen Eindrücke<br />

und Strapazen miterlebt<br />

zu haben. Ruth Zell<br />

Einem Jakobspilger würde<br />

ich für den Pilgerweg aus den<br />

vielen Büchern diese «81 Tage<br />

auf dem Jakobsweg» am<br />

meisten empfehlen, weil es<br />

das detaillierteste, nützlichste<br />

und mit 440 Farbbildern<br />

schönste Pilgerbuch<br />

ist. Beat Schmutz<br />

Ein kulturhistorischer<br />

Bericht und<br />

spiritueller<br />

Das am grosszügigsten<br />

Lesezeichen<br />

Wegbegleiter<br />

Ich habe zum Jakobsweg<br />

schon so viel Literatur gelesen,<br />

aber noch keine Schrift<br />

illustrierte Pilgerbuch,<br />

durchgehend vierfarbig<br />

mit 440 Fotos. 280 Seiten,<br />

Ingrid Müller-Münch: Die<br />

geprügelte Generation.<br />

Kochlöffel, Rohrstock und die<br />

Folgen. Klett-Cotta, 284 S.,<br />

19,95 € (D) • 20,50 € (A) •<br />

war so treffend, spannend gebunden, Hardcover,<br />

und ehrlich wie Ihr Werk. laminiert.<br />

Schlichtweg wunderbar.<br />

€ 26.40<br />

Walter Leuthold-Heuberger Erhältlich im Buchhandel<br />

Versand ab Deutschland<br />

Informationen zum Buch: ISBN: 978-3-9523684-0-4<br />

27,90 sFr. www.prosana.eu<br />

Pilgerbuch Jakobsweg<br />

Hinweis für Buchhandlungen:<br />

Bestellungen via: KNV / IBU /<br />

Lesermeinungen Libri oder direkt mit Fax:<br />

buchjournal 1/2012 65<br />

Pressestimmen<br />

0041 61 715 90 09


© Gundula Schulze Eldowy /<br />

Lehmstedt Verlag, 2011<br />

SACHBUCH_GESCHICHTE IM BILD<br />

Magische Momente<br />

TEXT: STEFAN HAUCK, NILS KAHLEFENDT<br />

Ein Bild sagt mehr <strong>als</strong> tausend Worte: Wir haben für Sie vier<br />

Fotokunst-Bücher ausgewählt, die den Beweis für diese These<br />

antreten. Anschauen, einkaufen, weiterempfehlen.<br />

Tabulose Sicht der DDR<br />

Arme, Alte, Trinker,<br />

Heiminsassen: Gundula<br />

Schulze Eldowy<br />

nahm die DDR von<br />

den Rändern her<br />

wahr. Ihre radikalen,<br />

an Diane Arbus<br />

oder Boris Mikhailov<br />

erinnernden Arbeiten, die heute auch im<br />

New Yorker MoMa hängen, schockten Funktionäre<br />

und manche Kollegen. Dabei waren ihre<br />

Tabubrüche nie Selbstzweck: In den von ihr<br />

meisterhaft dokumentierten Momenten der<br />

Einsamkeit und Tris tesse ist immer auch die<br />

Gier nach Leben, nach Glück präsent.<br />

^ Gundula Schulze Eldowy: „Berlin in einer Hundenacht“.<br />

Lehmstedt, 248 S., 29,90 € (D) • 30,90 € (A) •<br />

52,90 sFr.<br />

© 2011 Steve McCurry / Magnum Photos<br />

Krieg in Zeitlupe<br />

Bombeneinschläge. Blutlachen. Trauer. Unglaublich,<br />

unter welchen Bedingungen die junge Kate<br />

Brooks ihre Bilder aus dem Gazastreifen oder<br />

aus Afghanistan festgehalten hat. Fast lakonisch<br />

erzählt sie von der latenten Angst. Ihre Fotos<br />

gehen unter die Netzhaut, fangen ebenso poetische<br />

wie grausige Momente ein, die den<br />

ganzen Schrecken <strong>des</strong> Krieges auf einen Blick<br />

offenbaren. Brooks ist genial.<br />

^ Kate Brooks: „Im Licht der Dunkelheit. Ein fotografisches<br />

Tagebuch seit 9 / 11“. Benteli, 252 S., 100 Fotos,<br />

49,80 € (D) • 51,20 € (A) • 62,– sFr.<br />

© Kate Brooks<br />

66<br />

Einblicke<br />

in den Tresor<br />

Hier wird ein Bilderschatz gezeigt,<br />

der nie zur Veröffentlichung gedacht<br />

war. Auf 139 Kontaktbögen<br />

von 69 Fotografen der legendären<br />

Magnum Agentur kann der Betrachter<br />

entdecken, was alles so<br />

vor und nach dem ausgewählten<br />

„besten Schuss“ entstanden ist. Die<br />

Fotos sind ein aufschlussreiches<br />

Dokument aus 70 Jahren Fotografiegeschichte.<br />

Texte schlüsseln die<br />

Bilder auf.<br />

^ Kristen Lubben (Hrsg.): „Magnum<br />

Contact Sheets“. Schirmer / Mosel,<br />

508 S., 435 Fotos, 98,– € (D) •<br />

100,80 € (A) • 129,– sFr.<br />

Die Wahrheit<br />

hinter den Bildern<br />

Doisneaus berühmter Kuss vor dem Pariser<br />

Rathaus, Dorothea Langes US-Wanderarbeiterin<br />

mit Kindern (oben), Bert Sterns Fotosession<br />

mit Marilyn Monroe, sie alle findet man in diesem<br />

Band: Fotos, die fast jeder kennt. Aber<br />

wie kam es zu den Aufnahmen, wie hat der<br />

Fotograf den richtigen Zeitpunkt zum Festhalten<br />

der Szene getroffen (etwa bei Cartier-<br />

Bressons Dessauer Lagerbild, wo das Opfer<br />

zum Täter wird), wie hat er das Bild „choreografiert“?<br />

Ausführlich, sehr kenntnisreich und<br />

gut lesbar erzählt Hans-Michael Koetzle die<br />

Geschichte hinter diesen Fotos, begleitet von<br />

der Frage nach der Wahrheit in den Bildern.<br />

Der Band ist eine erhellende Jahrhundertreise.<br />

^ Hans-Michael Koetzle: „50 Photo Icons“. Taschen,<br />

300 S., 19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 32,90 sFr.<br />

© Dorothea Lange<br />

buchjournal 1/2012


Kober Verlag AG<br />

Postfach 1051<br />

CH-8640 Rapperswil<br />

Das geistige Lehrwerk<br />

von Bô Yin Râ umfaßt die<br />

folgenden Titel:<br />

Das Buch der königlichen Kunst<br />

Das Buch vom lebendigen Gott<br />

Das Buch vom Jenseits<br />

Das Buch vom Menschen<br />

Das Buch vom Glück<br />

Der Weg zu Gott<br />

Das Buch der Liebe<br />

Das Buch <strong>des</strong> Trostes<br />

Das Buch der Gespräche<br />

Das Geheimnis<br />

Die Weisheit <strong>des</strong> Johannes<br />

Wegweiser<br />

Das Gespenst der Freiheit<br />

Der Weg meiner Schüler<br />

Das Mysterium von Golgatha<br />

Kultmagie und Mythos<br />

Der Sinn <strong>des</strong> Daseins<br />

Mehr Licht<br />

Das hohe Ziel<br />

Auferstehung<br />

Welten<br />

Psalmen<br />

Die Ehe<br />

Das Gebet<br />

So sollt ihr beten<br />

Geist und Form<br />

Funken/Mantra Praxis<br />

Worte <strong>des</strong> Lebens<br />

Über dem Alltag<br />

Ewige Wirklichkeit<br />

Leben im Licht<br />

Briefe an einen und viele<br />

Hortus Conclusus<br />

Daran anschließende Werke:<br />

Kodizill zu meinem geistigen Lehrwerk<br />

Marginalien<br />

In eigener Sache<br />

Über die Gottlosigkeit<br />

Geistige Relationen<br />

Okkulte Rätsel<br />

Mancherlei<br />

Warum ich meinen Namen führe<br />

Über meine Schriften<br />

Aus meiner Malerwerkstatt<br />

Das Reich der Kunst<br />

Nachlese I<br />

Nachlese II<br />

www.koberverlag.com<br />

info@koberverlag.ch<br />

Nicht auf dein Für-wahr-halten kommt es<br />

hier an, denn die Dinge von denen ich rede,<br />

sind unabhängig von deiner Zustimmung<br />

oder Ablehnung, und ich gebe dir hier keine<br />

Glaubenslehre, sondern zeige dir eine<br />

Erscheinungsform der Wirklichkeit, die du<br />

vorerst noch nicht anders kennen lernen<br />

kannst, <strong>als</strong> in der Vermittlung <strong>des</strong> Vorstellungsbil<strong>des</strong><br />

durch das Wort der Menschensprache.<br />

Das Buch vom Jenseits<br />

185 Seiten, Leineneinband<br />

Fr. 34.- / € 24.-<br />

ISBN 978-3-85767-099-2<br />

Inhalt:<br />

Einleitung<br />

Die Kunst zu sterben<br />

Vom „Tempel der Ewigkeit“<br />

und der Welt <strong>des</strong> Geistes<br />

Das einzig Wirkliche<br />

Was ist zu tun?<br />

Die Berichte von Nahtod-Erlebnissen (R. A. Moody,<br />

E. Kübler-Ross und vielen anderen) sind heute Allgemeingut.<br />

Die geschilderten Erfahrungen können wegen der<br />

kurzen Zeitspannen verständlicherweise nur oberflächlich<br />

sein. Anders in diesem bereits 1920 erschienenen Buch.<br />

Hier wird sachlich und aus eigener langjähriger Erfahrung<br />

vom Leben nach dem Zerfall <strong>des</strong> Erdenkörpers berichtet.<br />

Der Tod ist die Erlösung <strong>des</strong> unsterblichen Bewußtseins<br />

aus dem Tierleib und der Beginn <strong>des</strong> Weges in eine ewige<br />

Welt voller Licht, Wärme und Liebe. Wer schon auf Erden<br />

guten Willens war, wird ihn ohne Last durchwandern.<br />

In den den Büchern von Bô Yin Râ geht es nicht um eine neue<br />

religiöse Bewegung, es wird keine Gefolgschaft erwartet und<br />

nicht einmal ein Glaube ist gefordert. Es geht vielmehr um<br />

„ein Erwecken der lebendigen geistigen Kräfte, die der Erdenmensch<br />

auch heute noch in sich selber finden kann …“.<br />

Mehr über den Autor mit dem fremd klingenden Namen, <strong>des</strong>sen<br />

Werk in elf Sprachen übersetzt worden ist, erfahren Sie auf<br />

www.koberverlag.ch oder in unserem Gesamtverzeichnis, das<br />

wir Ihnen gerne zustellen, Telefon 0041 55 214 11 34 oder<br />

info@koberverlag.ch


© picture-alliance / ZB<br />

SACHBUCH_BIOGRAFIE<br />

Geizh<strong>als</strong> und Poet, Frauenverächter und Aufklärer: Friedrich<br />

der Große ist ein Held voller Widersprüche. Zum 300. Geburtstag<br />

wird sein Leben frisch durchleuchtet.<br />

Ruhmsüchtiger<br />

Preußenkönig<br />

TEXT: STEFAN HAUCK, ANDREAS TROJAN<br />

w enn<br />

Sie von Tugend sprechen, erkennt<br />

man, dass Sie in diesem Land<br />

zu Hause sind“, schrieb Voltaire 1737 an<br />

Friedrich II. von Preußen. Die Leitfigur der<br />

Aufklärung und der Monarch <strong>des</strong> aufge-<br />

klärten Absolutismus pflegten eine ambivalente<br />

Beziehung; ihre über 42 Jahre dauernde<br />

Korrespondenz gehört zu den wichtigen<br />

Dokumenten der europäischen<br />

Geschichte. Schriftsteller Hans Pleschinski<br />

Mythos Friedrich der Große – hier in der Interpretation von Andy Warhol<br />

hat in „Voltaire – Friedrich der Große“ eine<br />

kluge Auswahl übersetzt. In seinen Briefen<br />

gibt Friedrich auch Kostproben seiner<br />

Dichtkunst, wie die „Ausgewählten<br />

Schriften“ zeigen. „Sie werden sagen, daß<br />

ich gute Verse liebte und selbst schlechte<br />

machte“, meinte er selbstironisch. Noch<br />

mehr Oden, Stanzen, Sonette, Episteln,<br />

Epigramme finden sich in der Anthologie<br />

„An meinen Geist: Friedrich der Große in<br />

seiner Dichtung“ (Schöningh, 300 S., 24,90<br />

Euro), ins Deutsche übersetzt – denn Friedrich<br />

bevorzugte die französische Sprache.<br />

„Ein Augenblick der Lust ist für den, der<br />

genießt, so viel wert wie / ein Jahrhundert<br />

der Ehre, <strong>des</strong>sen schöner Schein trügt“: Diese<br />

Verse Friedrichs sind doppelzüngig.<br />

Denn er suchte den Genuss nicht unbedingt<br />

in der Liebe, sondern in fein gewürzten<br />

Speisen und feurigem Ungarwein und war<br />

von Ehre und Ruhm geradezu besessen, was<br />

so gut wie alle Biografien verdeutlichen.<br />

Dass den Beinamen „der Große“ <strong>als</strong> Erster<br />

übrigens Voltaire lanciert hat, darauf weist<br />

Tillmann Bendikowski in „Friedrich der<br />

Große“ hin. Für den Historiker ist der Preußenkönig<br />

eine widersprüchliche Figur: Er<br />

war ohne Zweifel von der Epoche der Aufklärung<br />

getragen, schaffte die Folter ab, zögerte<br />

zugleich aber nicht, <strong>als</strong> „Hasardeur“<br />

eine rücksichtslose Großmachtpolitik zu<br />

»Den Beinamen ›der<br />

Große‹ hat Voltaire<br />

<strong>als</strong> Erster lanciert«<br />

verfolgen und dafür Kriege zu führen, in<br />

denen Tausende Soldaten ihr Leben ließen.<br />

Die militärischen Erfolge machen für<br />

Bendikowski auch den Mythos <strong>des</strong> Preußenkönigs<br />

aus. So haben sich die wilhelminischen<br />

Kaiser, Hitler sowie Honecker auf<br />

Friedrich und die preußischen Tugenden<br />

berufen. Immer wenn es um Treue, Gehorsam<br />

und Vaterland ging, trat der Alte Fritz<br />

auf den Plan: Das stellt der Autor fest, <strong>des</strong>sen<br />

Biografie mit klarer Kapiteleinteilung,<br />

Bildteil, Personen- und Sachregister brilliert.<br />

Texteinschübe von Friedrich und seinen<br />

Zeitgenossen, aber auch Einschätzungen<br />

späterer Generationen machen das<br />

Buch lebendig. Ebenso kritisch wie Bendikowski<br />

durchleuchtet Tom Goeller den<br />

Preußenkönig, offenbart sein Doppelge-<br />

68<br />

buchjournal 1/2012


sicht, zeigt seine kühne Voraussicht, befragt<br />

Prominente und stellt dabei stets den<br />

Bezug zur Gegenwart her. In leicht lesbarem<br />

Plauderton gehalten, geht Goeller dem Mythos<br />

<strong>des</strong> fl ötenden und komponierenden<br />

Monarchen in „Der alte Fritz“ auf den<br />

Grund. Nebenbei: Der Preußenkönig ist der<br />

Komponist der spanischen Nationalhymne.<br />

Von „gloire“, der Sucht nach Ruhm und<br />

Ehre, gezeichnet, sieht Historiker Jürgen<br />

Luh den König. Gloire betrifft nicht nur<br />

den militärischen Bereich, sondern auch<br />

Philosophie, Kunst und Verwaltung <strong>des</strong><br />

Staates. Aber genau diese „Ruhmsucht“<br />

und dieser „Eigensinn“ machten aus Friedrich<br />

einen Menschen, der sich weit von den<br />

Monarchen seiner Zeit abhob. Deshalb hat<br />

Jürgen Luh auch zwei Kapitel seiner Biografi<br />

e „Der Große. Friedrich II. von Preußen“<br />

entsprechend überschrieben.<br />

Ein weitaus milderes Bild zeichnet der<br />

Journalist Johannes Unger in seinem Buch<br />

„Friedrich. Ein deutscher König“, das er<br />

mit Exkursen wie „Bauern und Junker“<br />

oder „Verwaltung und Wirtschaft“ aufl ockert.<br />

Unger sieht den Herrscher seit seiner<br />

Jugend in die Weltpolitik verstrickt: Das<br />

buchjournal 1/2012 69<br />

kleine Königtum lag zwischen den Großmächten<br />

Frankreich, England, Österreich,<br />

Russland – Friedrich versuchte sich <strong>als</strong><br />

Heerführer und Fürst von europäischem<br />

Format zu profi lieren.<br />

Die meisten Biografen halten fest, dass<br />

er – eine Ausnahme unter den Regierenden<br />

– mit seinen Truppen kämpfte und sie in<br />

Lesezeichen<br />

führte. Auch das macht den Mythos und<br />

den Erfolg von Friedrich aus.<br />

Wen Bündnispolitik und Kriegsstrategien<br />

in den Schlesienkriegen besonders<br />

interessieren, der erhält detaillierte Informationen<br />

in Johannes Kunischs kleiner<br />

„Friedrich der Große“-Biografi e. Die C. J.<br />

Bucher-Reihe „Die 50 wichtigsten Fragen“<br />

vermittelt in bewährter Manier Sach-<br />

oft lebensgefährlichen Situationen an- 0<br />

1. Tillmann Bendikowski: Friedrich der Große. C. Bertelsmann, 336 S., 19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 28,50 sFr.<br />

2. Tom Goeller: Der alte Fritz. Mensch, Monarch, Mythos. Hoffmann und Campe, 352 S., 21,99 € (D) • 22,70 € (A) •<br />

36,50 sFr.<br />

3. Johannes Kunisch: Friedrich der Große. C. H. Beck, 127 S., 8,95 € (D) • 9,20 € (A) • 14,50 sFr.<br />

4. Jürgen Luh: Der Große. Friedrich II. von Preußen. Siedler, 288 S., 19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 28,50 sFr.<br />

5. Johannes Unger: Friedrich. Ein deutscher König. Propyläen, 256 S., 16,99 € (D) • 17,50 € (A) • 23,90 sFr.<br />

Das Vermächtnis David Servan-Schreibers: Ein sehr persön liches, ergreifen<strong>des</strong><br />

Buch über seinen Kampf gegen den Krebs – weise, ehrlich, inspirierend.<br />

Startauflage 50.000<br />

Seit Erscheinen auf den ersten Plätzen<br />

der französischen Bestsellerliste<br />

270.000 verkaufte<br />

Exemplare in Frankreich<br />

152 Seiten, gebunden, Euro 14,95 (D) | 15,40 (A)<br />

ISBN 978-3-88897-751-0<br />

verlag antje<br />

kunstmann


SACHBUCH_BIOGRAFIE<br />

0 wissen in Häppchen: Ob Sparsamkeit,<br />

Einführung der Kartoffel<br />

oder Umgang mit der Justiz: In<br />

„Friedrich der Große“ (144 S., 17,95<br />

Euro) wird der Leser kompakt und<br />

unterhaltsam informiert.<br />

Zum Stöbern lädt auch ein schön<br />

gestalteter Band aus der Anderen Bibliothek<br />

ein: „Friedrich II. von Preußen“<br />

(400 S., 32 Euro). Norbert Leithold<br />

zeichnet darin ein positives<br />

Friedrich-Bild. Amüsantes zu Friedrichs<br />

„Feldbett“ und seinem sprichwörtlichen<br />

„Geiz“ hat in diesem kulturgeschichtlichen<br />

„Panorama von<br />

A bis Z“ ebenso Platz wie Interessantes<br />

zu seiner ausgeklügelten Geheimdiplomatie,<br />

zum Hofstaat oder<br />

zu den Lebenswegen seiner Geschwister<br />

– immerhin drei Brüder<br />

und sechs Schwestern. Das Stichwort<br />

„Amerika“ mag verwundern,<br />

aber der Preußenkönig interessierte<br />

sich sehr für das Staatengebilde, das<br />

sich 1776 von England lossagte.<br />

Diesem bislang von der Forschung<br />

kaum beachteten Aspekt widmet<br />

der Historiker Jürgen Overhoff gleich ein<br />

Doppelporträt: „Friedrich der Große und<br />

George Washington“. Der eine verordnete<br />

die Aufklärung von oben, der andere erstritt<br />

sie von unten – das Buch ist eine sorgfältig<br />

recherchierte Analyse der Umbrüche<br />

in der Alten und Neuen Welt.<br />

Nach Amerika fuhr der von Gicht geplagte<br />

König nie, dafür aber reiste er rastlos<br />

durch seine Territorien, um alles zu kontrollieren.<br />

Historiker Bernd Ingmar Gutberlet<br />

ist den Spuren <strong>des</strong> Monarchen gefolgt<br />

und skizziert in dem reich bebilderten<br />

Band „Friedrich der Große. Eine Reise zu<br />

den Orten seines Lebens“ die Lebensstationen.<br />

Aktuelle Debatten wie die um den<br />

Wiederaufbau <strong>des</strong> Berliner Schlosses bezieht<br />

Gutberlet mit ein.<br />

Experten <strong>des</strong> Militärgeschichtlichen Forschungsamts<br />

in Potsdam schildern in dem<br />

großformatigen, klar strukturierten Sachbildband<br />

„Preußen. Aufstieg und Fall einer<br />

Großmacht“ (Theiss, 208 S., 39,95 Euro)<br />

den Weg von der politischen Vormachtstellung<br />

bis zur Zerschlagung Preußens. Friedrichs<br />

Anteil daran wird klar herausgearbeitet,<br />

die zahlreichen Bilder und lebendig<br />

formulierten Texte führen in die preußischen<br />

Lebenswelten ein und stellen beispielhaft<br />

Persönlichkeiten aus Gesell-<br />

schaft, Kultur und Wirtschaft vor – etwa<br />

Hegel, Moltke und Rathenau.<br />

Die vielen Novitäten erwecken den Anschein,<br />

<strong>als</strong> wisse man heute alles über das<br />

Leben Friedrichs <strong>des</strong> Großen. Doch ein<br />

kleines Rätsel bleibt: War der König schwul?<br />

Historikerin Karin Feuerstein-Praßer stützt<br />

sich auf eine Aussage von Friedrichs medizinischem<br />

Berater Georg Ritter von Zimmermann:<br />

Danach soll sich der König mit<br />

Gonorrhö angesteckt und nach einem ver-<br />

Lesezeichen<br />

mutlich missglückten chirurgischen<br />

Eingriff an „eingebildeter<br />

Eunuchheit“ gelitten haben. Verdienstvoll<br />

holt Feuerstein-Praßer in<br />

„,Ich bleibe zurück wie eine Gefangene‘“<br />

Friedrichs ungeliebte Gattin<br />

Elisabeth Christine aus dem Schatten<br />

der Geschichte und beleuchtet<br />

die Beziehung <strong>des</strong> Paars. Der unter<br />

einer intriganten Mutter und einem<br />

brutalen, jähzornigen Vater aufgewachsene<br />

Fritz ging zeitlebens keine<br />

Bindungen ein, hielt seine Frau vom<br />

Hof fern und gab sich zynisch: „Das<br />

ist meine alte Kuh“ – so stellte er sie<br />

vor.<br />

Meist umgab er sich mit Männern.<br />

Wolfgang Burgdorfs Befund in dem<br />

biografi schen Porträt „Friedrich der<br />

Große“ (Herder, 224 S., 12,95 Euro) ist<br />

dem trockenen Witz <strong>des</strong> Preußenkönigs<br />

ebenbürtig: „Als Held konnte er weder<br />

impotent noch schwul sein, aber er konnte<br />

eine ‚galante’ Krankheit haben, und die zog<br />

er sich dann nach seinem Tod zu.“ �<br />

70<br />

Kühner Blick: Teil <strong>des</strong> Friedrich-Mythos<br />

sind seine Erfolge <strong>als</strong> Kriegsherr<br />

(Denkmal an der Knock, Ostfriesland)<br />

1. Friedrich der Große: Ausgewählte Schriften. Fischer Taschenbuch, 336 S., 12,– € (D) • 12,40 € (A) • 17,90 sFr.<br />

2. Hans Pleschinski: Voltaire – Friedrich der Große. Briefwechsel. Hanser, 656 S., 29,90 € (D) • 30,80 € (A) • 39,90 sFr.<br />

3. Karin Feuerstein-Praßer: „Ich bleibe zurück wie eine Gefangene.“ Elisabeth Christine und Friedrich der Große.<br />

Pustet, 120 S., 12,90 € (D) • 13,30 € (A) • 18,90 sFr.<br />

4. Jürgen Overhoff: Friedrich der Große und George Washington. Zwei Wege der Aufklärung. Klett-Cotta,<br />

365 S., 22,95 € (D) • 23,60 € (A) • 32,90 sFr.<br />

5. Bernd Ingmar Gutberlet: Friedrich der Große. Eine Reise zu den Orten seines Lebens. Primus, 144 S.,<br />

29,90 € (D) • 30,80 € (A) • 41,90 sFr.<br />

© picture-alliance / DUMONT Bildar<br />

Ein Interview mit „Friederisiko“-Ausstellungskurator<br />

Jürgen Luh lesen Sie unter<br />

www.buchjournal.de/luh_interview<br />

buchjournal 1/2012


PRÄHISTORISCHE KULTSTÄTTEN UND FRÜHCHRISTLICHE KLÖSTER<br />

DAS BESONDERE<br />

■ Erlebnisreiches Studienreiseprogramm<br />

mit deutschsprachiger Reiseleitung<br />

■ Sie wohnen in sehr komfortablen 3*Sup. /<br />

4-Sterne-Hotels in bester, zentraler Lage<br />

■ Flexibilität bei Anreise und Reiseverlängerung:<br />

Gerne buchen wir Ihre Flüge<br />

■ Sie reisen in einer spannenden Gemeinschaft<br />

interessierter Gäste<br />

Dingle<br />

Kerry<br />

Irland<br />

Galway<br />

Killarney<br />

Garinish<br />

Burren<br />

Cork<br />

Kilbeggan<br />

Clonmacnoise<br />

Cashel<br />

Monasterboice<br />

Newgrange<br />

Inklusivleistungen<br />

DUBLIN<br />

Glendalough<br />

● Bus-Rundreise ab/bis Dublin Flughafen gemäß Programm<br />

● 7 Ubernachtungen in 3*Superior/4-Sterne-Hotels: 1x<br />

Dublin, 1x Cork, 2x Killarney, 1x bei Galway, 2x Dublin<br />

● 7x Halbpension (Frühstück und Aben<strong>des</strong>sen)<br />

● fachkundige deutschsprachige Reiseleitung<br />

● Eintrittskosten für alle genannten Besichtigungen<br />

● Führung in der Whiskey-Destillerie Kilbeggan<br />

Termine und Preise<br />

Profitieren Sie von EUR 100 Leserreiserabatt<br />

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Preis pro Person ab/bis<br />

Dublin<br />

27.05.-03.06.2012<br />

24.06.-01.07.2012<br />

29.07.-05.08.2012<br />

23.09.-30.09.2012<br />

07.10.-14.10.2012<br />

EUR 899<br />

EUR 799<br />

Wunschleistungen<br />

50km<br />

● Einzelzimmerzuschlag EUR 215<br />

● Ausflug Brú Na Bóinne und Monasterboice (Tag 7) EUR 59<br />

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Geben Sie den VIP-Reisecode BJ12-IKL bei Buchung an<br />

und wir ermäßigen Ihnen den regulären Reisepreis für Sie und<br />

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Sonderpreise. Bei Nicht-Erreichen einer Teilnehmerzahl von 15<br />

Personen kann der Veranstalter die Reise bis zum 30. Tag<br />

vor Reisebeginn absagen. Für die Einreise benötigen Sie <strong>als</strong> deutsche(r)<br />

Staatsbürger(in) einen gültigen Personalausweis. Es gelten<br />

die Reisebedingungen der REISEKULTOUREN GmbH, die Sie auf<br />

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München, Düsseldorf<br />

+ EUR 265<br />

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Irlands Kulturlandschaft<br />

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Ihr Reiseprogramm<br />

Landschaft und Geschichte sind in Irland auf das Engste verbunden.<br />

Irische Mönche brachen im 6.Jh. auf, um den Kontinent zu christianisieren.<br />

Diese Blütezeit, von der Klosterruinen, Hochkreuze und das<br />

berühmte Book of Kells erzählen, ist für irische Verhältnisse junge<br />

Vergangenheit. Von der älteren Geschichte legen prähistorische<br />

Stätten wie Newgrange und die Dolmen <strong>des</strong> Burren Zeugnis ab. In<br />

Irland ist die Vergangenheit vor einer lieblich-subtropischen, spektakulär-schroffen<br />

und immer satt grünen Kulisse lebendig.<br />

1. Tag: Dublin und die Illustrationskunst der Mönche<br />

Reisebeginn ist 13:30h am Flughafen Dublin. Wir machen Sie dann<br />

mit der Stadt vertraut und sehen u.a. das Trinity College an.<br />

Herausragend ist hier das <strong>als</strong> schönstes Buch der Welt gerühmte<br />

Book of Kells, ein Meisterstück frühchristlicher Illustrationskunst aus<br />

dem 8.Jh..<br />

2. Tag: Klosterstadt und Felsen <strong>des</strong> Glaubens<br />

Wicklow Mountains, Glendalough und Rock of Cashel<br />

Die Klosterruine Glendalough liegt in den Wicklow Mountains. 498<br />

zog sich der Eremit Kevin hier zurück. Aus seiner Klause wuchs eine<br />

blühende Siedlung, die im 9.Jh. mit Clonmacnoise um den Status <strong>als</strong><br />

führende Klosterstadt wetteiferte. Auch der Rock of Cashel vereint<br />

Landschaft und Kirchengeschichte. Cromac’s Chapel gilt <strong>als</strong> erste<br />

romanische Kirche Irlands. Keltische Könige und Bischöfe regierten<br />

hier. Nutzen Sie den Abend in Cork für einen Pub-Bummel bei Irish<br />

Folk und lokalem Bier.<br />

3. Tag: Farbenfrohe City und buntes Gartenparadies<br />

Cork, Bantry Bay und Garinish Island<br />

Cork spielte beim Kampf um die irische Unabhängigkeit eine wichtige<br />

Rolle. Sie hören hier auch über die Massenauswanderungen zur<br />

Zeit der Großen Hungernot und die Tragödie der Lusitania, die 1915<br />

in den Gewässern vor Cork torpediert wurde. Das vom Golfstrom<br />

beeinflusste Mikroklima der Bantry Bay begünstigt üppigsten<br />

Pflanzenwuchs. Zu jeder Jahreszeit ist der Besuch der im italienischen<br />

Stil angelegten Garteninsel Garinish Island ein Erlebnis.<br />

Vielleicht sehen Sie sogar die hiesige Robbenkolonie. Dann geht die<br />

Fahrt nach Killarney.<br />

4. Tag: Landschaftspanoramen die Geschichte atmen<br />

Ring of Kerry und Nationalpark Killarney<br />

Der Ring of Kerry zählt zu den schönsten Küstenstraßen Europas. Auf<br />

gut 170km bieten sich Ihnen unvergessliche Aussichten auf Berge,<br />

Buchten, Klippen und Strände. Am Ladies View bewundern Sie das<br />

Panorama mit den drei Seen <strong>des</strong> Killarney National Parks (UNESCO).<br />

Unternehmen Sie doch noch einen Spaziergang in dieser schönen<br />

Landschaft, bevor Sie zum Hotel zurück kehren.<br />

5. Tag: Prähistorische Stätten, Karst und Klippen<br />

Dingle Halbinsel, Cliffs of Moher, Burren und Galway<br />

Die Dingle-Halbinsel ist eine Mini-Version Irlands: Klippen, Strände,<br />

Felder, Wiesen - darin eingebettet zahllose Ring-Forts,<br />

Bienenkorbhütten und standing stones. Mittags schauen wir von den<br />

Cliffs of Moher 200m in die Tiefe. Die Kalksteinlandschaft Burren<br />

beeindruckt durch ihre wüste Schönheit. In den Felsspalten gedeiht<br />

im Frühjahr eine außergewöhnliche Flora. Grabstätten wie der<br />

Dolmen von Poulnabrone zeugen von der frühen Besiedlung. Dann<br />

erreichen wir Galway. Entdecken Sie die quicklebendige und irischbunte<br />

Stadt, bevor wir in unserem Hotel am Meer einchecken.<br />

Gerne senden wir Ihnen das ausführliche Reiseprogramm und<br />

beraten Sie rund um unsere Themenreisen. Sprechen Sie uns an!<br />

Foto © Tourism Ireland<br />

8 Tage<br />

Poulnabrone Dolmen<br />

6. Tag: Klosterstadt, Whiskey-Tradition und “Dirty Old Town”<br />

Clonmacnoise, Kilbeggan und Dublin<br />

Als der Hl. Ciarán am Shannon 548 ein Kloster gründete, nutzte er die<br />

wichtigste Kreuzung der Verkehrswege Irlands. Clonmacnoise wuchs<br />

zu einer Bastion irischer Religiosität, Literatur und Kunst heran.<br />

Mönche brachte die Kunst <strong>des</strong> Destillierens im 10. Jh. aus dem<br />

Nahen Osten auf die Britischen Insel. Das sehr interessant gestaltete<br />

Museum der Destillerie Kilbeggan zeigt die Geschichte der irischen<br />

Whiskeyproduktion. Dann geht es zurück nach Dublin, Stadt<br />

der Literaten und Musiker. Jonathan Swift, Autor von „Gullivers<br />

Reisen“, war Dekan der St. Patricks Kathedral, die dem<br />

Nationalheiligen geweiht ist. Inspiration der ganz anderen Art ist der<br />

Besuch der Guinness-Brauerei. In der Gravity Bar im 7. Stock <strong>des</strong><br />

Storehouses haben wir einen Rundum-Blick über Dublin – und sind<br />

im Irland von heute angekommen.<br />

7. Tag: Neolithische Totenstadt am River Boyne (UNESCO)<br />

Brú na Bóinne und Monasterboice (fakultativer Ausflug)<br />

Die prähistorische „VIP-Nekropole“ im Tal <strong>des</strong> Boyne, von der<br />

Knowth, Newgrange und Dowth die bekanntesten Ganggräber sind,<br />

beeindruckt durch enorme Ausmaße (UNESCO). Die sehr viel jüngeren<br />

Hochkreuze der Klosterruine Monasterboice sind bestes Beispiel<br />

keltischer Kunst Den späten Nachmittag können Sie individuell in<br />

Dublin verbringen.<br />

8. Tag: Transfer und Heimreise<br />

Mittags erfolgt der Transfer zum Flughafen und Sie reisen heim.<br />

REISEKULTOUREN GmbH<br />

Behringstr. 25 - D-32756 Detmold<br />

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Foto © REISEKULTOUREN GmbH<br />

Foto © Tourism Ireland<br />

Foto © Tourism Ireland / Holger Leue


Die Brokkoli-Lüge:<br />

die wahren Gründe<br />

für ein langes und<br />

glückliches Leben<br />

Vergesst Brokkoli, Wellness und<br />

Joggen! Die wahren Gründe für<br />

ein lebenslanges Glück liegen woanders,<br />

das haben die Autoren<br />

in einer weltweit einzigartigen<br />

Studie herausgefunden. Charakter,<br />

das soziale Umfeld und Herausforderungen<br />

in der Arbeit führen<br />

zu lang anhaltender Gesundheit.<br />

Das Buch enttarnt auf lockere und<br />

verständliche Weise weitverbreitete<br />

Mythen und zeigt anhand<br />

von Selbsttests und Beispielen<br />

neue und erfolgreiche Strategien<br />

auf, um gesund zu bleiben und<br />

glücklich alt zu werden.<br />

www.beltz.de<br />

320 Seiten, gebunden, a 19,95 D<br />

ISBN 978-3-407-85939-6<br />

Lesestoff Sachbücher<br />

Krebszelle<br />

ALLTAGSREFLEXIONEN<br />

Werdegang eines Thunfi schs<br />

Alain de Botton wurde bekannt<br />

durch den Bestseller<br />

„Wie Proust Ihr Leben<br />

verändern kann“. Das<br />

Buch basiert auf einem<br />

frechen Einfall: Man<br />

nehme Marcel Prousts<br />

Monumentalwerk „Auf<br />

der Suche nach der verlorenen<br />

Zeit“ und <strong>des</strong>tilliere<br />

daraus ein witziges, kurzes und lebenspraktisches<br />

Ratgeberbuch für den postmodernen<br />

Zeitgenossen. In seinem neuen Buch stellt sich<br />

der populäre Philosoph nun der Frage nach den<br />

Freuden und Mühen der Arbeit. Dabei folgt de<br />

Botton dem Weg eines Thunfi schs, vom Fang bis<br />

auf den Teller, schaut hinter die Kulissen einer<br />

Keksproduktion oder befragt Controller und<br />

Künstler nach dem Wert ihrer Leistung. Ihm gelingt<br />

dabei der Spagat zwischen Reiseführer, Fotoreportage<br />

und Essaysammlung. Die zahlreichen<br />

Fotografi en von Richard Baker nehmen<br />

einen besonderen Platz in jeder der Erzählungen<br />

ein – ob ästhetisch dargestellt Industrie-Architektur<br />

oder die einsame Leere eines Bürogebäu<strong>des</strong><br />

bei Nacht. Gelassen, elegant, mit einer wunderbaren<br />

Beobachtungsgabe lädt der in London<br />

lebende Schweizer Autor erneut dazu ein, über<br />

die Gesellschaft im Allgemeinen und das Individuum<br />

im Besonderen nachzudenken. nf<br />

^ Alain de Botton: „Freuden und Mühen der Arbeit“.<br />

S. Fischer, 352 S., 19,99 € (D) • 20,60 € (A) • 28,90 sFr.<br />

Erscheint am 8. März<br />

PULITZER-PREIS<br />

Kunst und Tod<br />

Der Titel <strong>des</strong> im vergangenen Jahr mit dem<br />

Pulitzer-Preis bedachten Buchs mag auch<br />

und gerade auf Betroffene paradox bis abgeschmackt<br />

wirken. Und doch trifft er es<br />

insofern angemessen, <strong>als</strong> das von der<br />

Essay istin Susan Sontag und Dramatikern<br />

wie Heiner Müller vermessene metaphorische<br />

Potenzial von Krebserkrankungen<br />

immens hoch ist. Man mag sogar, wenn<br />

nicht auch das zynisch klingen könnte, von<br />

einer kunstaffi nen Krankheit sprechen. Das<br />

liegt zuallererst daran, dass diese unsterblich<br />

scheint. Denn anders <strong>als</strong> gegen Aids,<br />

das Susan Sontag <strong>als</strong> legitimen Nachfolger<br />

von Krebs etikettiert hat, ist gegen ihn<br />

noch immer kein Kraut gewachsen, das zugleich<br />

die mythisch verbrämte Überhöhung<br />

der Krankheit lindern könnte. In seiner historisch<br />

fundierten, zudem in eleganter Wissenschaftsprosa<br />

verfassten Studie untersucht<br />

Siddhartha Mukherjee kunstvoll<br />

Schnittstellen zwischen Stilisierung und<br />

Symptomen, künstlerischen<br />

Adaptionen und<br />

real existierendem<br />

Siechtum. wer<br />

^ Siddhartha Mukherjee:<br />

„Der König aller<br />

Krankheiten. Krebs – eine<br />

Biografi e“. DuMont,<br />

760 S., 24,- € (D) •<br />

24,70 € (A) • 34,50 sFr.<br />

72<br />

buchjournal 1/2012<br />

© picture-alliance / dpa


NATURPHÄNOMENE<br />

Die Geschichte <strong>des</strong> Wetters<br />

Der Geologe und Spiegelonline-Kolumnist<br />

Axel Bojanowski<br />

sammelt geowissenschaftliche<br />

Raritäten. Er<br />

hat 30 der rätselhaftesten<br />

Naturphänomene in sein<br />

spannen<strong>des</strong> Buch aufgenommen<br />

und gibt interessante<br />

Antworten auf knifflige<br />

Fragen. Zum Beispiel<br />

auf die, wie das Wetter den Verlauf der Geschichte<br />

beeinfl usst. Historische Epochen fügen sich nämlich<br />

in Klimazyklen; Blütezeiten fi elen in Warmzeiten;<br />

Völkerwanderungen, Pest und Dreißigjähriger<br />

Krieg ereigneten sich in Zeiten rauen Klimas.<br />

Klima-Umschwünge führten zu Missernten, beförderten<br />

Hungersnöte und Revolutionen. Unterhaltsam,<br />

verständlich und mit Gespür für schräge Details<br />

erzählt Axel Bojanowski von den großen<br />

Themen der Geowissenschaften und ihren möglichen<br />

Auswirkungen auf unser Leben. br<br />

^ Axel Bojanowski: „Nach zwei Tagen Regen folgt<br />

Montag. Und andere rätselhafte Phänomene <strong>des</strong><br />

Planeten Erde“. DVA, 224 S., 14,99 € (D) • 15,50 € (A) •<br />

21,90 sFr.<br />

BEETHOVEN-BIOGRAFIE<br />

Schlampiges Genie<br />

Sohn eines trunksüchtigen<br />

Vaters, Komponist und gefeierter<br />

Klaviervirtuose,<br />

schlampiges Genie und Verfasser<br />

merkwürdiger Texte<br />

wie dem „Heiligenstädter<br />

Tes tament“: Beethovens<br />

Leben bot Autoren schon<br />

immer viel Stoff für Mutmaßungen<br />

und Gerüchte. Der<br />

Dirigent und Wissenschaftler Jan Caeyers stellt in<br />

seinem voluminösen Beethoven-Buch alle Mythen<br />

und Klischees kritisch auf den Prüfstand und<br />

liefert statt trockener musikwissenschaftlicher<br />

Analysen eine glänzend zu lesende, mit viel historischen<br />

Fakten angereicherte Biografi e. In neuem<br />

Licht erscheint Beethovens Krankengeschichte:<br />

Sein übermäßiger Alkoholkonsum hatte Leber,<br />

Nieren und Bauchspeicheldrüse schwer geschädigt,<br />

was wiederum Grund für seine Augenerkrankung<br />

war – Beethoven war im Alter nicht nur taub,<br />

sondern auch halb blind. bai<br />

^ Jan Caeyers: „Beethoven. Der einsame Revolutionär.<br />

Eine Biographie“. C. H. Beck, 832 S., 29,95 € (D) •<br />

30,80 € (A) • 43,50 sFr.<br />

buchjournal 1/2012 73<br />

ARABISCHER FRÜHLING<br />

Einfl ussreiches Internet<br />

Wohl nie zuvor hat die Generation Web 2.0 ihren<br />

politischen und technologischen Geltungsanspruch<br />

so nachhaltig und so anrührend dokumentiert<br />

wie im Arabischen Frühling. Wael Ghonim,<br />

ägyptischer Protagonist dieser Bewegung,<br />

gefährdete dabei Leib und Leben: Sein mutiger<br />

Entschluss, eine Facebook-Seite namens „We are<br />

all Khaled Said“ zu etablieren, sorgte für den<br />

wichtigen Schulterschluss zwischen aufbegehrender<br />

Internet-Jugend und reformhungriger Bevölkerung.<br />

So viele Menschen zwischen Internet-Café<br />

und Straße mobilisierte der Informatiker<br />

mit diesem Akt <strong>des</strong> Widerstands, dass ihn<br />

das Mubarak-Regime zum Staatsfeind deklarierte<br />

– und vom Geheimdienst festsetzen ließ.<br />

In „Revolution 2.0“, einem klugen Erfahrungsbericht,<br />

der sich ähnlich spannend wie ein Thriller<br />

liest, erzählt Wael Ghonim von dem unbändigen<br />

Freiheitswillen der Ägypter<br />

und dem Weg zur Demokratie,<br />

der reich an<br />

Fallstricken ist. wer<br />

^ Wael Ghonim: „Revolution<br />

2.0. Wie wir mit der<br />

ägyptischen Revolution die<br />

Welt verändern“. Econ,<br />

384 S., 18,– € (D) •<br />

18,50 € (A) • 24,90 sFr.<br />

LEBENS- UND LIEBESGESCHICHTE<br />

Ein Jude in der Wehrmacht<br />

„Ohne Hitler würde es mich nicht geben. Welches<br />

Gefühl ist für so einen Fall reserviert? Ich bin auf<br />

der Welt, weil meine norwegische Mutter sich in<br />

einen <strong>deutschen</strong> Besatzungssoldaten verliebt und<br />

ihr Gefühl auch zugelassen hat“, bekennt Randi<br />

Crott in ihrem bewegenden Buch. Mit Leidenschaft<br />

rekonstruiert sie den Lebensweg <strong>des</strong> ungewöhnlichen<br />

Paars. Er reicht von der Judenverfolgung<br />

in Deutschland – Helmut Crott war Halbjude<br />

und versteckte sich in der <strong>deutschen</strong> Wehrmacht<br />

vor der Deportation, jeden Tag mit Entdeckung<br />

rechnend – über die deutsche Besatzung in Norwegen<br />

bis hin zu den Problemen<br />

der Vergangenheitsbewältigung<br />

nach<br />

dem Krieg. br<br />

^ Lillian Crott Berthung,<br />

Randi Crott: „Erzähl es niemandem!<br />

Die Liebesgeschichte<br />

meiner Eltern“.<br />

DuMont, 280 S., 19,99 € (D)<br />

• 20,60 € (A) • 28,90 sFr.<br />

Karlheinz Rader:<br />

Das Paradies kehrt zurück<br />

Books on Demand, 222 S., 17,20 €<br />

ISBN 978-3-8448-8475-3<br />

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SACHBUCH_WIRTSCHAFT<br />

Von der Managergattin zur Arbeitslosen ohne Perspektive: Petra van Laak beschreibt<br />

in ihrem Buch „1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro (fast)“ die Schattenseiten der Wohlstandsgesellschaft.<br />

„Man wird zur leichten Beute“<br />

INTERVIEW: ECKART BAIER<br />

Vor zehn Jahren lebten Sie mit Ihrem Mann<br />

und Ihren vier Kindern noch in einer Villa,<br />

dann brach Ihre bürgerliche Existenz plötzlich<br />

zusammen. Was war passiert?<br />

Petra van Laak: Wir wohnten dam<strong>als</strong> in<br />

einem schönen Haus mit großem Garten,<br />

lebten zwar nicht in Saus und Braus, Geld<br />

war aber nie ein Thema, weil einfach genug<br />

da war. Dann gerieten die Firmen meines<br />

ehemaligen Mannes in die Insolvenz. So<br />

zog es uns den Boden unter den Füßen weg.<br />

Wie ging es weiter?<br />

Ich war bereit, die Ärmel hochzukrempeln<br />

und die Sache gemeinsam durchzustehen.<br />

Mein Ex-Mann wollte in meinen Augen<br />

das Desaster nicht wahrhaben. Zwei Jahre<br />

bemühte ich mich, irgendwie Geld zu verdienen.<br />

Dann kam es schließlich zur<br />

Zwangsräumung der Villa, und unsere Ehe<br />

ging schließlich auch in die Brüche.<br />

Und Sie standen ohne Geld und Wohnung, dafür<br />

mit vier Kindern von drei bis neun Jahren da.<br />

Wir zogen in eine kleine Sozialwohnung<br />

und fühlten uns wie Flüchtlinge, die quasi<br />

bei null beginnen mussten. Und ständig<br />

ging es für mich nur darum, einen Job zu<br />

ergattern, um Geld zu verdienen.<br />

Warum hat das nicht geklappt?<br />

Weil ich zwar studiert hatte, doch die<br />

letzten Jahre ausschließlich <strong>als</strong> Hausfrau<br />

und Mutter gearbeitet hatte. Das würde ich<br />

heute niem<strong>als</strong> mehr so machen: aus dem<br />

Beruf vollständig aussteigen und mich fi -<br />

nanziell komplett abhängig machen.<br />

Wie erlebten Ihre Kinder die neue Situation?<br />

Der Auszug aus dem schönen Haus mit<br />

dem großen Garten war für sie schlimm und<br />

natürlich auch, dass die Eltern nicht mehr<br />

zusammenlebten. Ich hatte den Kindern erklärt,<br />

dass wir von nun an anders leben<br />

müssten, weil wir kein Geld mehr hätten. Im<br />

Urlaub wurde im Garten gezeltet, jeder Cent<br />

wurde zweimal rumgedreht. Das ist für<br />

© Hasselblad<br />

Petra van Laak: „Ich rannte permanent gegen die Wand“<br />

Hunderttausende in Deutschland normal<br />

und so war das dam<strong>als</strong> auch für uns.<br />

Wie lief die Jobsuche?<br />

Bei meinen Bewerbungen auf klassische<br />

Stellenanzeigen merkte ich schnell, dass<br />

ich keine Chance haben würde. Deshalb<br />

fi ng ich an, die klein gedruckten Stellenanzeigen<br />

zu lesen. Wenn man das tut, hat<br />

man eigentlich schon verloren.<br />

Was wird dort geboten?<br />

Es sind die Annoncen, in denen Leute für<br />

leichte Telefon-Tätigkeiten gesucht werden,<br />

Models für Hobby-Fotografen, Verkäufer<br />

von Zeitschriftenabos und solche Dinge.<br />

Das haben Sie alles gemacht?<br />

Ja. Eher absurd empfand ich ein Casting,<br />

Lesezeichen<br />

Petra van Laak: 1 Frau, 4 Kinder,<br />

0 Euro (fast). Wie ich es<br />

trotzdem geschafft habe. Droemer<br />

Knaur, 272 S., 14,99 € (D) •<br />

15,50 € (A) • 21,90 sFr.<br />

an dem ich teilnahm, wo Darsteller für TV-<br />

Reality-Shows gesucht wurden. Ganz übel<br />

dagegen war es bei einer Telefonmarketing-<br />

Firma. Die geforderten Quoten waren Irrsinn,<br />

nach dem zehnten Arbeitstag bekam<br />

ich von dem Stress Bauchschmerzen. Nach<br />

14 Tagen rechnete ich aus, dass ich nur 325<br />

Euro verdient hatte, woraufhin ich kündigte.<br />

Was war das Schlimmste an der Situation?<br />

Am schlimmsten war die Perspektivlosigkeit<br />

bei der Jobsuche. Ich rannte permanent<br />

gegen eine Wand, würde ewig Aufstockerin<br />

bleiben. Aber es gab auch Gutes: Meine vier<br />

Kinder und ich waren ein tolles Team. Sie<br />

waren sehr erfi nderisch, was Sparen anging,<br />

und unterstützten mich vorbildlich, <strong>als</strong> ich<br />

mich schließlich selbstständig machte.<br />

Was wollen Sie mit Ihrem Buch erreichen?<br />

Ich will beschreiben, wie schnell man in<br />

diesem Sumpf von Arbeits- und Perspektivlosigkeit<br />

versinken kann. Dagegen sind<br />

auch gut ausgebildete Leute aus der bürgerlichen<br />

Mittelschicht nicht gefeit. Und ich<br />

will zeigen, wie man bei der verzweifelten<br />

Suche nach Arbeit leichte Beute für skrupellose<br />

Menschen werden kann – und wie<br />

sehr wir doch oft unsere Kinder unterschätzen.<br />

Sie haben die Zeit heldenhaft mit mir<br />

durchgestanden. �<br />

74<br />

Zur Person<br />

Petra van Laak, geboren 1966, verbrachte<br />

ihre Kindheit in Nigeria, wo<br />

ihre Eltern <strong>als</strong> Entwicklungshelfer<br />

tätig waren. Sie studierte Kunstgeschichte<br />

und betreibt heute eine Kommunikations-<br />

und Werbeagentur in<br />

Potsdam, wo sie mit ihren vier Kindern<br />

lebt. 2010 gewann sie den Swiss<br />

Text Award und war zur Unternehmerin<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Brandenburg 2011<br />

nominiert. www.text-vanlaak.de<br />

buchjournal 1/2012


Bleiben Sie<br />

entspannt<br />

Fotograph Clive Arrowsmith<br />

auf Blu-ray und DVD erhältlich<br />

www.klassikradio.de<br />

Klassik Hits<br />

Anna Netrebko, David Garrett,<br />

Rolando Villazón, Nigel Kennedy...<br />

Alle Stars der Klassik.<br />

Filmmusik<br />

Fluch der Karibik, Herr der Ringe,<br />

Avatar, King Kong, The Day After Tomorrow...<br />

Die größten Filmmusik Hits.<br />

Klassik Lounge<br />

Entspannen mit sanften Downbeats,<br />

gemixt von Europas besten DJs.<br />

Auch h über über DAB+ DAB


© privat<br />

Wir lesen<br />

Große Zeiten<br />

Viele Illustrationen und lebendige<br />

Berichte – mit Sachbüchern kann man in die<br />

spannende Welt der Geschichte reisen.<br />

Und sogar alte Spiele spielen.<br />

ÄGYPTEN ZUM FÜHLEN, RÄTSELN UND SPIELEN<br />

Königin mit Bart<br />

Maya Zell (13)<br />

staunt, dass die<br />

alten Ägypter<br />

so viele Götter<br />

angebetet haben<br />

Die Pharaonen trugen einen künstlichen Bart <strong>als</strong><br />

Zeichen ihrer Macht – und einmal hat es sogar<br />

eine Frau geschafft, den Thron zu besteigen<br />

und das Land 22 Jahre zu regieren. Das war<br />

Hatschepsut, die sich dann auch einen solchen<br />

Bart umgebunden hat! Nicht nur über Könige<br />

erfährt man viel in dem Buch, auch über ihre<br />

Untertanen. Zum Beispiel gaben Eltern ihren<br />

Kindern so schöne Vornamen wie „Es ist ein<br />

Glück für mich“. Und sie kannten 40 Brotsorten,<br />

und Mistkäfer waren heilig für<br />

sie. Das Besondere an dem<br />

Buch ist, dass es viele Spielereien<br />

bietet. Da gibt es Effekte,<br />

Klappen und eine<br />

Schiebetafel, mit der man<br />

Hieroglyphen selbst übersetzen<br />

kann. Das dam<strong>als</strong> beliebte<br />

Brettspiel „Senet“ kann auch nachgespielt<br />

werden, es ähnelt unserem „Mensch<br />

ärgere dich nicht“. In diese fremdartige Welt<br />

einzutauchen hat mir Spaß gemacht.<br />

^ Susanne Rebscher: „Ägypten. Reich der Pharaonen“.<br />

Loewe, 32 S., 24,90 € (D) • 25,60 € (A) • 37,90 sFr.<br />

© Astrid Schlag<br />

DIE ENTSTEHUNG DER WELT<br />

Zeitreise zum Anfang<br />

Wer hat schon einmal Hieroglyphen übersetzt? Mithilfe<br />

neuer Sachbücher klappt das ganz gut<br />

Der Androide XaphoX, der mit seinem Raumschiff Hermes die Erde<br />

durch die Geschichte von der feurigen Kugel aus Sternenstaub zum<br />

Blauen Planeten begleitet, steht im Fokus <strong>des</strong> Buchs. XaphoX berichtet<br />

einem intergalaktischen Reisebüro von seinen Studien. Das Buch ver-<br />

Julian van Endert (15)<br />

wendet diesen Plot, um die Fakten und Erkenntnisse der Evolution, der<br />

rät zur Reise durch<br />

Physik, Chemie, Geologie und Biologie anschaulich zu erzählen. Und viele Wissensgebiete<br />

die Geschichte von XaphoX sorgt vom Titel bis zur letzten<br />

Seite für Lesefl uss und Spaß. Man merkt, dass der Wissenschaftsjournalist<br />

Gerd Schneider eindeutig weiß, wovon er schreibt, denn er hat lange Zeit für<br />

verschiedene naturwissenschaftliche Fachzeitschriften gearbeitet.<br />

SPANNENDE EXPEDITIONEN<br />

^ Gerd Schneider: „Von einem, der auszog, die Welt zu verstehen, und bis zum Aben<strong>des</strong>sen<br />

wieder zurück sein wollte“. Arena, 272 S., 22,– € (D) • 22,70 € (A) • 31,90 sFr.<br />

Mit 317 Schiffen lossegeln<br />

Habt ihr schon mal was von Zheng He gehört? Vor rund 600 Jahren war er<br />

der Kommandant der chinesischen Schatzfl otte, die der Kaiser mit Seide und<br />

Porzellan an Bord nach Indien ausgeschickt hatte, um dort Handel zu treiben.<br />

Die Flotte umfasste unglaubliche 317 Schiffe und 27 000 Männer.<br />

Von dieser und 13 anderen spannenden Expeditionen erzählt das<br />

Buch, und damit man sich alles gut vorstellen kann, gibt es viele detailreiche<br />

Zeichnungen und Landkarten zum Ausklappen. Ein schönes Buch<br />

zum Schmökern für geschichtsinteressierte Leseratten! Und ein Poster<br />

aus dem Buch habe ich mir an die Wand gehängt.<br />

Adrian Finke (10)<br />

mag Entdeckungen<br />

^ Stewart Ross, Stephen Biesty (Ill.): „Große Entdecker. Wagemutige Reisen von<br />

der Tiefsee bis ins All“. Gerstenberg, 96 S., mit zwölf Ausklapppostern und Landkarte<br />

<strong>als</strong> Schutzumschlag, 19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 28,90 sFr.<br />

76<br />

buchjournal 1/2012<br />

© Tobias Helbig<br />

© Sabine Schwietert


© Anke Kuhl<br />

buchjournal 1/2012 77<br />

LeseLotse<br />

Bestes aus dem Büchermeer für Kids Die LeseLotse-Jury empfi ehlt neue Bücher<br />

BILDERBUCH<br />

KINDERBUCH<br />

JUGENDBUCH<br />

FÄLLT AUS DEM RAHMEN<br />

COMIC<br />

Der Bär und der Fremdling<br />

Etwas Blaues fl attert um den Kopf <strong>des</strong><br />

Bären. Vielleicht ein Außerirdischer, der<br />

ihn entführen will? Eine zauberhafte Waldgeschichte<br />

voller Spannung und Poesie.<br />

^ Sebastian Meschenmoser: „Herr Eichhorn und<br />

der Besucher vom blauen Planeten“. Esslinger,<br />

64 S., 9,95 € (D) • 10,30 € (A) • 14,90 sFr., ab 4<br />

(Vor-)Lese-Schatz<br />

Endlich ist dieser norwegische Kinderbuchklassiker<br />

um Trottelpups, den Zwiebackfuchs,<br />

Oktavia und den unheimlichen<br />

Grottenschniefer auch bei uns erhältlich.<br />

^ Rune Belsvik, Bernhard Oberdieck: „Vom<br />

kleinen Land am Bach“. Gerstenberg, 256 S.,<br />

14,95 € (D) • 15,40 € (A) • 21,90 sFr., ab 8<br />

Freundinnen<br />

Drei Schwestern in den Niederlanden der<br />

1930er Jahre und ein deutsches Mädchen, das<br />

sich verstecken muss – der zweite Teil der<br />

eindrücklich schön erzählten Familiensaga.<br />

^ Benny Lindelauf: „Unsere goldene Zukunft“.<br />

Bloomsbury, 464 S., 16,90 € (D) • 17,40 € (A) •<br />

24,50 sFr., ab 12<br />

Geheimnisvolle Nacht<br />

Der Wolf öffnet seine Augen, der Uhu fl iegt<br />

davon – ein sonderbares Geräusch hat die<br />

Tiere <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong> aufgeschreckt. Da enthüllt die Vollmondnacht<br />

ihr Geheimnis! Die aufwendige Stanztechnik der<br />

Bilder erinnert an Scherenschnitte und verwandelt das<br />

Buch in eine hinreißende Kostbarkeit.<br />

^ Antoine Guilloppé: „Bei Vollmond“. Knesebeck, 4o S.,<br />

19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 28,50 sFr., ab 4<br />

Weltraumgeschichte<br />

1957 wurde die Hündin Laika in dem<br />

Satelliten Sputnik II ins All geschossen,<br />

nach nur fünf Stunden war sie tot. Die fesselnde<br />

Graphic Novel ist akribisch recherchiert<br />

und abwechslungsreich gestaltet.<br />

^ Nick Abadzis: „Laika“. Atrium, 208 S.,<br />

20,– € (D) • 20,60 € (A) • 28,90 sFr., ab 14<br />

Zum Einschlafen schön<br />

Funktioniert eine Einschlafgeschichte<br />

mit Ungeheuern? Ja, wenn sie so intelligent,<br />

lustig und originell daherkommt<br />

wie diese …<br />

^ Amanda Noll, Howard McWilliam:<br />

„Ich brauche mein Monster“. Lappan, 32 S.,<br />

12,95 € (D) • 13,40 € (A) • 20,50 sFr., ab 4<br />

Pferd oder Fahrrad?<br />

Schräg, schwarzhumorig, abenteuerlich:<br />

Fennymore sucht nach seinen Eltern – und<br />

wird unterstützt von seinem Fahrrad, das<br />

sich für ein Pferd hält. Purer Lesespaß!<br />

^ Kirsten Reinhardt: „Fennymores Reise oder<br />

Wie man Dackel im Salzmantel macht“. Carlsen,<br />

144 S., 11,90 € (D) • 12,30 € (A) • 16,50 sFr., ab 9<br />

Rasanter Thriller<br />

Nie mehr will Klaus <strong>als</strong> Verlierer abgestempelt<br />

werden – er muss nur bei den richtigen<br />

Leuten andocken. Doch dann kommt der<br />

Junge um, der ihm helfen sollte.<br />

^ Harald Rosenløw Eeg: „Caulfi eld“.<br />

Gerstenberg, 224 S., 14,95 € (D) • 15,40 € (A) •<br />

21,90 sFr., ab 14<br />

Die Jury<br />

Stefan Hauck <strong>Börsenblatt</strong>-Redakteur,<br />

Mitglied in verschiedenen Jurys<br />

Verena Hoenig Kulturjournalistin und<br />

Kinderliteratur-Expertin<br />

Katrin Maschke Buchhändlerin in München<br />

Ralf Schweikart Journalist und Literaturkritiker<br />

Fantastisch<br />

Dieser opulente, tiefsinnige Roman in Bildern<br />

erzählt von Terror, Freiheitsentzug<br />

und der Macht der Träume. Düster, poetisch<br />

und eindringlich – ein Meisterwerk.<br />

^ Carl Norac, Stéphane Poulin: „Im Land der<br />

verlorenen Erinnerung“. Jacoby & Stuart, 128 S.,<br />

24,– € (D) • 24,70 € (A) • 34,50 sFr., ab 14


KINDER- UND JUGENDBUCH_FANTASY<br />

Sie hat ein Faible für Halloween,<br />

und so hängt in Janine Wilks<br />

Arbeitszimmer schon mal ein<br />

Skelett an der Decke. Eine<br />

Begegnung mit der Jugendbuch-<br />

Autorin, die Grusel und düstere<br />

Geheimnisse liebt.<br />

Dämonen-<br />

Jägerin<br />

TEXT: SABINE SCHMIDT<br />

Z um<br />

Buchjournal-Gespräch hat sie ihre<br />

venezianische Maske mitgebracht. „Sie<br />

hat auf meinem Schreibtisch gelegen, <strong>als</strong><br />

ich ‚Die Schattenträumerin‘ geschrieben<br />

habe“, sagt Janine Wilk. Die Maske, zudem<br />

ein Venedig-Poster, eine kleine Gondel und<br />

ein Foto, das sie selbst bei ihrem letzten Besuch<br />

im vergangenen Sommer in der Lagunenstadt<br />

aufgenommen hat – von all diesen<br />

Dingen hat sie sich in das dunkle, geheimnisvolle<br />

Venedig ihres neuen Jugendromans<br />

hineinziehen lassen: ein Venedig voller<br />

Schatten, Flüche und Dämonen.<br />

Sie taucht buchstäblich ab in ihre Schreib-<br />

und Fantasiewelten. Musik gehört dazu, bei<br />

der „Schattenträumerin“ war es der Soundtrack<br />

von „Elizabeth – The Golden Age“ von<br />

Craig Armstrong. Und sie dekoriert ihr Arbeitszimmer.<br />

Als sie ihren ersten Kinderroman<br />

schrieb – „Lilith Parker“, in dem es<br />

um eine gruselig-geheimnisvolle Insel geht,<br />

auf der das ganze Jahr Halloween ist –, baumelte<br />

ein Skelett von der Decke ihres Arbeitszimmers,<br />

und dazu gab es jede Menge<br />

andere Toten- und Zombie-Deko.<br />

Janine Wilk schreibt schon lange, aber<br />

„Lilith Parker“ war ihr erster Erfolg. „Mehr<br />

<strong>als</strong> zehn Jahre habe ich versucht, Buchverträge<br />

zu bekommen. Ich wollte schon aufgeben<br />

und mich ausschließlich mit Klavierspielen<br />

befassen.“ Musik, das war die<br />

erste Leidenschaft der Autorin, die Tochter<br />

Janine Wilk: Mit der goldenen Maske ist sie in ihrer Fantasie nach Venedig gereist<br />

eines Musikers und einer Künstlerin ist.<br />

Und <strong>als</strong> Klavierlehrerin hat sie sich ihren<br />

Lebensunterhalt verdient, nicht zuletzt<br />

während sie Bibliotheks- und Informatikwesen<br />

studierte.<br />

Ihren ersten Roman „Sex und andere<br />

Peinlichkeiten“ konnte sie 2006 in einem<br />

Kleinverlag (Lerato) veröffentlichen; und<br />

sie belegte beim Wettbewerb der Zeitschrift<br />

„KulturSpiegel“ zur Wahl <strong>des</strong> Nachwuchsautors<br />

2009 den zweiten Platz im<br />

Hamburger Vorentscheid. Aber ihre Hoffnungen<br />

auf eine Schriftstellerkarriere erfüllten<br />

sich erst, <strong>als</strong> sie die Idee zu „Lilith<br />

Parker“ entwickelte – die spannende, aber<br />

auch witzige Gruselgeschichte um die<br />

13-jährige Lilith und die Halloween-Insel.<br />

Band zwei der auf mehrere Bände angelegten<br />

Serie ist im Manuskript schon fertig<br />

und wird im Herbst erscheinen. Zwischen<br />

den beiden Bänden hat sich Janine Wilk<br />

auf ihren Einzelband für etwas ältere Leserinnen<br />

konzentriert: „Die Schattenträumerin“.<br />

In dieser Geschichte verbringt die<br />

13-jährige Francesca ein paar Ferientage bei<br />

ihrer Großmutter im winterlichen Venedig.<br />

Dabei kommt sie einem jahrhundertealten<br />

Fluch auf die Spur, der auf ihrer Familie –<br />

einem (fiktiven) venezianischen Zweig der<br />

Medici – und Venedig lastet. Um ihn zu<br />

brechen, muss Francesca einen furchterregenden,<br />

mächtigen Dämon und ein böses,<br />

altes Buch bekämpfen.<br />

Neben den drei Jugendgeschichten – zwei<br />

Bände „Lilith Parker“ und „Die Schattenträumerin“<br />

– hat Janine Wilk einen Frauenroman<br />

geschrieben: „Der Märchenprinz<br />

2.0“, der im Juni erscheinen wird (bei<br />

Zur Person<br />

Janine Wilk, geboren 1977 <strong>als</strong> Tochter eines Musikers<br />

und einer Malerin in Mühlacker, schrieb schon<br />

<strong>als</strong> Kind ihre ersten Geschichten. Mit Anfang 20<br />

begann sie mit der Arbeit an ihrem ersten Buch und<br />

schon bald folgten die ersten Veröffentlichungen im<br />

Bereich Lyrik und Kurzprosa. Janine Wilk lebt mit<br />

ihrem Mann und ihren zwei Kindern in der Nähe<br />

von Heilbronn.<br />

78<br />

buchjournal 1/2012<br />

© Terzo Algeri/ Fotoatelier M


Schwarzkopf & Schwarzkopf ). „Zwischendurch<br />

habe ich es gebraucht, mich nicht in<br />

13-jährige Mädchen, sondern in eine erwachsene<br />

Frau hineinzudenken“, sagt die<br />

34-jährige Autorin lächelnd. Kurzgeschichten<br />

und Erzählungen würde sie auch gern<br />

weiterhin für Erwachsene schreiben. Ihr<br />

Herz schlägt aber vor allem für fantastische<br />

Kinder- und Jugendromane, und auf sie will<br />

sie sich in Zukunft konzentrieren.<br />

Sich auf junge Leser einzustellen fällt ihr<br />

nicht schwer. „Ich kann mich noch sehr<br />

gut daran erinnern, wie ich mich selbst mit<br />

zwölf oder 13 gefühlt habe. Dass mir alles<br />

Mögliche nicht gepasst hat und ich ganz<br />

schnell älter werden wollte, um selbst bestimmen<br />

zu können.“ Aber auch <strong>als</strong> Klavierlehrerin<br />

ist sie Kinderwelten sehr nahe<br />

gekommen. „Manchmal haben meine jüngeren<br />

Schüler sich auf den Klavierstuhl gesetzt<br />

und gesagt: ‚Frau Wilk, ich habe ein<br />

Problem‘, und dann haben wir geredet und<br />

nur am Ende der Stunde noch ein bisschen<br />

geübt.“ Zudem hat Janine Wilk eigene Kinder,<br />

13-jährige Zwillingsjungs, mit denen<br />

sie Kindheit intensiv erlebt.<br />

Auch<br />

<strong>als</strong> Hörbuch<br />

erhältlich<br />

Mehr Infos unter:<br />

buchjournal 1/2012 79<br />

www.boje-verlag.de<br />

Vor zwei Jahren, <strong>als</strong> die Buchverträge kamen,<br />

hat sie den Klavierunterricht eingestellt.<br />

Traurig, weil sie den Kontakt zu ihren<br />

Schülern aufgeben musste. Aber auch<br />

glücklich, weil sich ihr großer Traum,<br />

Autorin zu werden, zu verwirklichen<br />

schien. Sie hat sich hineingekniet, <strong>als</strong> es da-<br />

Lesezeichen<br />

j<br />

1. Janine Wilk: Lilith Parker. Insel der Schatten. Planet<br />

Girl, 368 S., 14,95 € (D) • 15,40 € (A) • 21,90 sFr., ab 10<br />

2. Janine Wilk: Die Schattenträumerin. Planet Girl,<br />

384 S., 14,95 € (D) • 15,40 € (A) • 21,90 sFr., ab 12<br />

3. Janine Wilk: Die Schattenträumerin. Gelesen von<br />

Cathlen Gawlich. Der Audio Verlag, 16,99 € (D) •<br />

17,20 € (A) • 25,90 sFr. Erscheint am 1. März<br />

Buch ISBN 978-3-414-82322-9 | € 12,99 [D] / € 13,40 [A] / sFr 18,90 (UVP)<br />

Audio ISBN 978-3-7857-4627-51 | € 16,99 [D] [A] / sFr 25,90 (UVP)<br />

rum ging, diesen Traum zu leben, hat vier<br />

Bücher in nur zwei Jahren geschrieben und<br />

im letzten Jahr kaum noch Freunde getroffen,<br />

weil ihr die Zeit dafür fehlte. Sie recherchiert<br />

viel – sie achtet auf Details, in ihrer<br />

Venedig-Geschichte ist dann auch jede Brücke<br />

am richtigen Platz. Dann lässt sie sich in<br />

ihre Schreibprozesse hineinfallen. Jetzt will<br />

sie zudem Schauspielunterricht nehmen,<br />

um bei Lesungen eine gute Performance abzuliefern<br />

und mit unterschiedlichen Stimmen<br />

reden zu können. Und um sich das<br />

überhaupt zu trauen – Lampenfi eber war<br />

schon für die Klavierspielerin ein Problem<br />

und ist es für die Autorin geblieben.<br />

Sie nimmt es mit Humor und geht die<br />

Herausforderungen an. Ihr Arbeitspensum<br />

will sie zwar etwas herunterschrauben. Aber<br />

Band drei von „Lilith Parker“ steht an, und<br />

Janine Wilk hat viele weitere Ideen für fantastische<br />

Welten. Vielleicht wird sie tatsächlich<br />

etwas weniger schreiben. Aber nicht<br />

weniger begeistert – hinter jedem Wort und<br />

jeder Geste ist die Freude zu spüren, die sie<br />

an ihren Figuren und Geschichten hat. Und<br />

am Geheimnisvollen, Gruseligen, in <strong>des</strong>sen<br />

Bann sie sich gern ziehen lässt. �<br />

Auch<br />

<strong>als</strong> Hörbuch<br />

erhältlich<br />

Mehr Infos unter: www.baumhaus-verlag.de<br />

Buch ISBN 978-3-8339-0068-6 | € 9,99 [D] / € 10,30 [A] / sFr 14,90 (UVP) | Erscheint im März 2012<br />

Audio ISBN 978-3-7857-4629-5 | € 9,99 [D] [A] / sFr 15,90 (UVP) | Erscheint im März 2012<br />

BAUMHAUS


Große Augen<br />

und kleine<br />

Ohren.<br />

Dritte<br />

ISBN: 978-3-86615-972-3 ISBN: 978-3-86615-971-6<br />

ISBN: 978-3-86615-970-9<br />

Staffel<br />

Entdecken Sie die Welt der Bücher<br />

gemeinsam mit Ihren Kindern.<br />

Mit den drei neuen Titeln aus<br />

der Reihe SZ Junge Bibliothek<br />

„Bilderbücher zum Vorlesen“.<br />

Fantasievoll illustrierte Lieblingsbücher<br />

von ausgezeichneten<br />

Autoren – ausgewählt von der<br />

Kinder- und Jugendbuchredaktion<br />

der Süd<strong>deutschen</strong> Zeitung. Jetzt<br />

im Handel für nur 9,90 Euro<br />

pro Band.<br />

Lesestoff Kinder- und Jugendbuch<br />

In der kalten Jahreszeit kann man nicht genug zum Lesen<br />

haben. Wir empfehlen kluge Bücher für (fast) je<strong>des</strong> Alter.<br />

© Peter Atkins / Fotolia<br />

Typen gibt’s ...<br />

AB 3 GEFÜHLSSCHULE<br />

Sich freuen und zornig sein<br />

20 Fische, und jeder in<br />

anderer Stimmung. Dem<br />

neugierigen Flossentier<br />

etwa springt der Erlebnishunger<br />

förmlich aus<br />

den Augen, das betrübte<br />

schippert lustlos durchs Wasser.<br />

Ein Fisch pro Emotion – die Buch idee ist genial.<br />

Vor schwarzem Hintergrund leuchten die Schuppenträger<br />

um die Wette, ein eingängiges Kunstwerk<br />

und ein leichter Einstieg, um mit Kindern<br />

über ihre Gefühle zu reden.<br />

^ Mies van Hout: „Heute bin ich“. Aracari, 48 S.,<br />

13,90 € (D) ∙ 14,30 € (A) ∙ 21,90 sFr.<br />

AB 4 TELESKOP-GESCHICHTE<br />

Dieses Buch wächst<br />

Was kann man aus einem Buch alles machen?<br />

Tobias Krejtschi fährt sein Bilderbuch „Wipfelwärts<br />

und Wurzelwärts“ auf satte 2,75 Meter aus:<br />

Da klettert der Wurzelwicht zur Baumkrone und<br />

der Wipfelwicht zur Erde, und beide treffen unterwegs<br />

allerhand Baumbewohner. Und wenn<br />

man das Leporello dreht, geht die ganze Geschichte<br />

weiter … Hier gehen<br />

Inhalt und Form<br />

eine wunderbare<br />

Liaison ein.<br />

^ Tobias Krejtschi: „Wipfelwärts und Wurzelwärts“.<br />

Peter Hammer, Leporello, 16,90 € (D) •<br />

17,40 € (A) • 24,90 sFr.<br />

AB 4 MÄRCHEN<br />

In der Kürze liegt die Würze<br />

160 Zeichen reichen, um ein Märchen<br />

zu erzählen: Fabian Negrin<br />

kombiniert wundervolle Scherenschnitte<br />

mit 13 knappen Texten,<br />

die kleine Leser rasch weiterspinnen.<br />

Wer ein schönes Minimärchen<br />

erfi ndet und an den Verlag<br />

simst, bekommt ein 14. Negrin-Märchen auf<br />

sein Handy – und der eigene Text wird auf der Verlagshomepage<br />

und auf Facebook präsentiert.<br />

^ Fabian Negrin: „SMS Märchen. Grimm & Co. in<br />

160 Zeichen“. Mixtvision, 28 S., 13,90 € (D) •<br />

14,30 € (A) • 20,50 sFr.<br />

AB 8 POLARTIERE<br />

Verblüffende Fakten<br />

Kaum zu glauben, dass sich jemand bei minus<br />

20 Grad wohlfühlen kann. Aber Polartiere sind<br />

dabei sogar noch guter Dinge. Rentiere verstellen<br />

ihre Nasenlöcher, damit die Luft nicht so eisig in<br />

den Lungen landet, auch Lemminge, der Vielfraß<br />

oder Schnee-Eulen wappnen sich gegen die Kälte.<br />

Zwölf der besten Hörbuchsprecher präsentie-<br />

80<br />

TEXT: STEFAN HAUCK, VERENA HOENIG<br />

buchjournal 1/2012


j<br />

ren mit Schalk in der Stimme<br />

23 Tierporträts: Wie komisch<br />

sich Polartiere aus menschlicher<br />

Sicht manchmal verhalten!<br />

Der Zuhörer lacht<br />

sich schlapp und wird<br />

auch noch schlau.<br />

^ Bibi Dumon Tak: „Eisbär, Elch und Eule. Von<br />

Schnee- und Eisbewohnern“. Gesprochen von Patrick<br />

Bach, Andreas Fröhlich u. a. Oetinger Audio, 2 CDs,<br />

Laufzeit 150 Min., 13,95 € (D) • 14,10 € (A) • 20,90 sFr.<br />

AB 9 KUNST FÜR KINDER<br />

Haargenau<br />

Mona Horncastle komprimiert<br />

komplexe Zusammenhänge und<br />

reduziert Dürers Vita auf wesentliche<br />

Fakten, sodass die Bedeutung<br />

<strong>des</strong> Künstlers leicht nachvollziehbar<br />

wird: So realistisch<br />

malte er, dass man die Haare fast<br />

fühlen kann. Mit beschwingtem<br />

Strich schafft Barbara Yelin Episodencomics, die<br />

im Zusammenspiel mit den Reproduktionen von<br />

Dürers Gemälden Einblicke in die Welt der<br />

Renaissance geben.<br />

^ Mona Horncastle, Barbara Yelin (Ill.):<br />

„Kunst-Comic Albrecht Dürer“. Prestel, 48 S.,<br />

14,99 € (D) • 15,50 € (A) • 21,90 sFr.<br />

AB 11 VIKTORIANISCHES<br />

Skurriles Personal<br />

Zähnefl etschende Kreaturen, die an Schuhen<br />

nagen und den Mond anheulen: Die Kinder, die die<br />

junge Penelope erziehen soll, wurden im Wald<br />

ausgesetzt und anscheinend von Wölfen aufgezogen.<br />

Als das feinfühlige Mädchen, das Ponys und<br />

Gedichte liebt, feststellt, dass ihre Arbeitgeber gar<br />

nicht das Wohl ihrer Schützlinge im Blick haben,<br />

wächst sie über sich hinaus ... Der spannende<br />

Schmöker greift Motive<br />

aus „Jane Eyre“ und „Mary Poppins“<br />

auf.<br />

^ Maryrose Wood: „Das Geheimnis<br />

von Ashton Place. Aller Anfang<br />

ist wild“. Thienemann, 304 S.,<br />

12,95 € (D) • 13,40 € (A) • 18,90 sFr.<br />

AB 11 SELBSTFINDUNG<br />

Tolle Typen wie wir!<br />

Während der eine <strong>als</strong> Sportskanone hervorsticht,<br />

ist der andere eher der chaotisch-kreative Typ.<br />

buchjournal 1/2012 81<br />

Irgendein Talent hat jeder Junge,<br />

aber gut möglich, dass er<br />

seine persönliche Stärke bisher<br />

nicht aufgespürt hat. Abhilfe<br />

schafft Kinderpsychologe Khaschei<br />

in diesem Testbuch durch<br />

Fragen wie: Bin ich ein guter<br />

Freund? Wie überlebe ich die Schule? Oder: Wie<br />

wirke ich eigentlich auf andere? Darüber hinaus<br />

begleitet die Figur Härri den Leser, es gibt eine<br />

Menge Tipps zur Typ-Optimierung und Cartoons.<br />

^ Karsten Khaschei, Max Fiedler (Ill.): „Cooler<br />

Typ?! Das ultimative Testbuch für Jungs“. Oetinger,<br />

144 S., 9,95 € (D) • 10,30 € (A) • 14,90 sFr sFr.<br />

AB 12 TAGEBUCH<br />

Katastrophenjahre<br />

Als Timm unerwartet stirbt, ist die 13-jährige Mitschülerin<br />

Moni schockiert. Wie Timm fühlt sie sich<br />

oft unsichtbar, beginnt, ihm in ihrem Tagebuch zu<br />

schreiben und aus ihrem Leben zu erzählen, von<br />

ihrer Unsicherheit, permanenten Gefühlsverwirrungen<br />

und Jungs. Moni ist schüchtern, aber klug,<br />

kann peinliche Erlebnisse leicht abhaken und sammelt<br />

neuen Mut. In diesem locker illustrierten Tagebuch<br />

fi nden sich Mädchen wieder<br />

und fühlen sich verstanden –<br />

ein B<strong>als</strong>am für geschundene<br />

Teenagerherzen.<br />

^ Sylvia Gelinek, Jana Moskito (Ill.):<br />

„13, verliebt, unsichtbar“. Herzklopfen<br />

und so, 200 S., 12,95 € (D) • 13,40 € (A) •<br />

18,90 sFr.<br />

AB 14 1945<br />

Die Wahrheit ist ganz anders<br />

Els Beerten zeigt, wie sich der Alltag von Jugendlichen<br />

im besetzten Belgien verändert: Wie Ward<br />

glaubt, handeln und kämpfen zu müssen, wie er<br />

an der Front verheizt und nach Kriegsende <strong>als</strong> Verräter<br />

angeklagt wird. Wie sein Freund Jef sich danach<br />

sehnt, ein Held zu sein, und wider Willen<br />

einer wird. Wie <strong>des</strong>sen Schwester sich von ihrer<br />

Liebe zu Ward löst. Beerten baut grandios Spannungskurven<br />

auf, lässt den Leser zwischen den<br />

Perspektiven und Gefühlen der Jugendlichen hin<br />

und her pendeln, sodass es immer schwerer wird,<br />

gut und böse zu unterscheiden: Letztlich ist<br />

die Wahrheit eine ganz andere,<br />

<strong>als</strong> die Protagonisten zu<br />

erkennen glauben.<br />

^ Els Beerten: „Als gäbe es einen<br />

Himmel“. FJB, 624 S., 19,95 € (D) •<br />

20,60 € (A) • 28,50 sFr.<br />

Kinder<br />

entdecken<br />

die Welt!<br />

200 spannende Länder<br />

in einem Buch.<br />

Für Eltern verboten:<br />

Eine cool verrückte<br />

Weltreise<br />

Reise/Kinderbuch, Hardcover,<br />

208 Seiten, 1800 Fotos, 30,5 × 23 cm,<br />

€ 24,95 (D), € 25,70 (A), sFr 35,50 (CH)<br />

glcons<br />

www.nationalgeographic.de


SCHULE_LITERATUR<br />

Das Angebot an Lektürehilfen für den Deutschunterricht ist stattlich. Es reicht vom<br />

kompakten Überblick bis zum fundierten Hintergrundwissen.<br />

Kleine Helfer<br />

für große Werke<br />

TEXT: STEPHAN EPPINGER<br />

© Ke Yu<br />

Wer sich im Alltag mit der 160-Zeichen-Kommunikation<br />

per SMS zufriedengibt,<br />

kann bei der Interpretation<br />

von Schillers „Wallenstein“ schon mal an<br />

Grenzen stoßen – umso nützlicher erweisen<br />

sich die zahlreichen Lektürehilfen für<br />

den Deutschunterricht.<br />

Zu den Klassikern gehören Königs Erläuterungen<br />

aus dem Bange Verlag, die inhaltlich<br />

und im Layout komplett überarbeitet<br />

wurden. Die Ausgabe zu Dürrenmatts „Die<br />

Physiker“ etwa überzeugt durch das gut<br />

strukturierte, zweifarbige Layout. Praktisch<br />

sind der schnelle Überblick <strong>als</strong> Einstieg<br />

und die Zusammenfassung zu Beginn<br />

je<strong>des</strong> Kapitels. Inhaltlich bietet der Band<br />

eine Textanalyse und Interpretationsansätze.<br />

Dazu kommen Infos zur Rezeptionsgeschichte,<br />

Materialien und Prüfungsaufgaben<br />

inklusive Musterlösungen.<br />

Lesezeichen<br />

Gut vorbereitet:<br />

Mit der richtigen<br />

Lektürehilfe ist<br />

die Abitur prüfung<br />

ein Kinderspiel<br />

1. Textanalyse und Interpretation zu Friedrich Dürrenmatt.<br />

Die Physiker. Bange, 128 S., 7,90 € (D) •<br />

8,20 € (A) • 12,50 sFr.<br />

2. Friedrich Dürrenmatt: Interpretationshilfe<br />

Deutsch. Die Physiker. Stark, 114 S., 5,95 € (D) •<br />

6,20 € (A) • 8,20 sFr.<br />

3. Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker. Oldenbourg<br />

Interpretationen, 116 S., 13,50 € (D) • 13,90 € (A) •<br />

22,10 sFr.<br />

Ebenfalls ein Klassiker sind die Lektüreschlüssel<br />

von Reclam. Sie sind handlich<br />

und mit drei Euro unschlagbar günstig. Die<br />

Ausgabe zu den „Physikern“ umfasst eine<br />

Übersicht zu Autor, Inhalt und Interpretationsansätzen.<br />

Positiv sind Info-Kästen mit<br />

Stichwörtern. Eine Checkliste sorgt zudem<br />

dafür, dass kein wichtiger Aspekt bei der Interpretation<br />

übersehen wird.<br />

Den schnellen Überblick über eine Lektüre<br />

bieten auch die Interpretationen aus<br />

dem Stark Verlag. Darin fi ndet sich bei den<br />

„Physikern“ der historische Hintergrund<br />

<strong>des</strong> Kalten Krieges ebenso wie weitere Einfl<br />

üsse, die Dürrenmatts Werk bestimmt<br />

haben. Danach folgt eine systematische Interpretation,<br />

die den Fokus auf Schlüsselstellen<br />

legt. Fotos lockern das Layout auf<br />

und übersichtliche Schaubilder erweisen<br />

sich <strong>als</strong> praktische Helfer.<br />

Einen anderen Ansatz verfolgt die Basis-<br />

Bibliothek von Suhrkamp zum Preis von<br />

acht Euro. Sie verbindet den Originaltext<br />

mit wissenschaftlich fundierten Kommentaren,<br />

die aber dennoch gut verständlich<br />

sind. Außerdem umfasst der Kommentarteil<br />

eine Zeittafel sowie die Entstehungs-,<br />

Text- und Wirkungsgeschichte. Dazu kommen<br />

zu einzelnen Themen Deutungsansätze<br />

sowie Wort- und Sacherklärungen.<br />

Als Edition mit Materialien verstehen<br />

sich die Textausgaben <strong>des</strong> Klett Verlags. Sie<br />

bieten weniger Interpretationshilfen an,<br />

enthalten aber wichtige Texte, die das Verständnis<br />

einer Lektüre erschließen können.<br />

Bei Georg Büchners „Dantons Tod“ gehören<br />

dazu beispielsweise Informationen zur<br />

Französischen Revolution und die historische<br />

Figur <strong>des</strong> Danton. Preis: 6,50 Euro.<br />

Tiefgehende Informationen liefern die Interpretationen<br />

von Oldenbourg, die sich in<br />

erster Linie an Lehrkräfte und Studierende<br />

wenden, die aber auch Schülern wichtige Informationen<br />

bieten können. Hier wird weniger<br />

Wert auf die schnelle Übersicht <strong>als</strong> auf<br />

wissenschaftlich fundierte Informationen<br />

gelegt. Gezielt an Schüler richtet sich dagegen<br />

der Textnavigator von Oldenbourg, der<br />

kurz, übersichtlich und lesefreundlich die<br />

wichtigsten Informationen zum Inhalt und<br />

zur Interpretation von Lektüren zusammenfasst.<br />

Dazu zählen auch Abituraufgaben<br />

inklusive Lösungsvorschlägen. �<br />

82<br />

buchjournal 1/2012


© Marc Eckardt<br />

Schnell, schneller, Henssler!<br />

Nur wenige Minuten in der Küche wirbeln, und schon duftet es nicht nur verheißungsvoll,<br />

es schmeckt auch lecker – alles ganz easy mit Steffen Hensslers neuen Rezepten.<br />

Raffi niert und alltagstauglich:<br />

In seinem neuen Kochbuch<br />

begeistert der beliebte<br />

und erfolgreiche Fernsehkoch<br />

mit 110 superschnellen<br />

Rezeptideen. Ob fürs After-Work-Dinner,<br />

zum Freunde beeindrucken oder<br />

für den romantischen Abend zu zweit,<br />

Steffen Henssler zaubert in 10, 15, 20<br />

oder 25 Minuten geniale Express-Gerichte<br />

auf den Tisch, die garantiert<br />

schmecken!<br />

buchjournal 1/2012 83<br />

Steffen Henssler:<br />

Starkoch mit<br />

Bodenhaftung<br />

Rezepte mit dem besonderen Kick:<br />

Von Schoko-Bananen-Frühlingsrollen<br />

zu Limetten Pasta, Garnelenpfanne<br />

Caipirinha, Süßkartoffel-Orangensuppe,<br />

Chili Teriyaki-Burger und Kürbiscurry -<br />

inspiriert von den Aromen <strong>des</strong> Mittelmeers,<br />

Indiens oder Kaliforniens sorgen<br />

seine Gerichte für Spaß und Abwechslung<br />

in der Küche. Dazu gibt‘s tolle<br />

Fotos und ein trendiges Layout! Keines<br />

der Gerichte benötigt dabei mehr <strong>als</strong> 25<br />

Minuten Zubereitungszeit!<br />

Steffen Henssler, gebürtiger Schwarzwälder, wurde in einem Sternelokal zum<br />

Koch ausgebildet und besuchte die renommierte California Sushi Academy in Los<br />

Angeles, die er <strong>als</strong> erster Deutscher mit Bestnote abschloss. 2001 eröffnete er in<br />

Hamburg gemeinsam mit seinem Vater das Restaurant Henssler Henssler, 2009<br />

folgte das Ono. Seit 2004 ist Henssler regelmäßig Gast in TV-Shows wie „Die<br />

Küchenschlacht“ oder „Lanz kocht“. Seit August 2010 moderiert er das Koch-Quiz<br />

„Topfgeldjäger“ im ZDF.<br />

ANZEIGE<br />

2 Personen: 6 Stangen grüner Spargel<br />

• 8 küchenfertige Garnelen, ohne Kopf<br />

und Schale • 3 EL Olivenöl • 1 TL brauner<br />

Zucker • 2 EL weißer Rum • Saft von<br />

½ Limette • ½ Bund Schnittlauch • Salz,<br />

Pfeffer. Zubereitungszeit: 10 Minuten<br />

Vom Spargel holzige Enden abschneiden<br />

und schräg in dünne Scheiben<br />

schneiden. Garnelen klein schneiden.<br />

Öl in einer Pfanne erhitzen und die<br />

Garnelen darin anbraten. Spargelscheiben<br />

dazugeben und etwa 4 Minuten<br />

mitbraten.Braunen Zucker<br />

darüberstreuen und karamellisieren<br />

lassen. Mit weißem Rum und Limettensaft<br />

ablöschen. Schnittlauch grob<br />

hacken und untermischen. Mit Salz<br />

und Pfeffer würzen. Auf Teller verteilen<br />

und sofort servieren.<br />

Steffen Henssler:<br />

Schnell, schneller,<br />

Henssler! Dorling<br />

Kindersley, 192 S.,<br />

19,95 € (D) • 20,60 €<br />

(A) • 28,50 sFr. (UVP)<br />

Garnelenpfanne<br />

»Caipirinha«<br />

© Marc Eckardt


4.<br />

Auflage<br />

zivilisatoselos<br />

Mit der Wortschöpfung „Zivilisatose“ ist den Autoren<br />

die geniale Schöpfung eines einprägsamen<br />

Oberbegriffes für die in unserer Gesellschaft über<br />

Jahrzehnte entstandenen Zivilisationskrankheiten<br />

gelungen. Ob Sie unter Adipositas, Fibromyalgie,<br />

Diabetes mellitus, Rheuma, Gicht, Migräne,<br />

Neurodermitis oder Psoriasis leiden, finden Sie in<br />

diesem Buch Ursachen und wirkungsvolle naturheilkundliche<br />

Behandlungsweisen zu deren Linderung<br />

oder Überwindung.<br />

Betrachten Sie das Symptom nicht länger <strong>als</strong><br />

Ihren Feind, sondern <strong>als</strong> eine heilungsgerichtete<br />

Maßnahme Ihres intelligenten Organismus. Dieser<br />

will sich mit dem Symptom von ihn störenden<br />

Säuren und Schadstoffen befreien. Schauen Sie,<br />

zu welchem von den Autoren erforschten Stoffwechseltyp<br />

Sie gehören, und lesen Sie zahlreiche<br />

Tipps für basische Körperpflege und ganzheitliches<br />

Wohlbefinden.<br />

Unter Beachtung der „Drei Gebote der Gesundheit“<br />

wird es Ihnen gelingen, Ihren Körper und<br />

seine Funktionen besser zu verstehen und ihn so<br />

zu unterstützen, dass eine andauernde Gesundheit<br />

möglich ist.<br />

Dr. h. c. Peter Jentschura · Josef Lohkämper<br />

374 Seiten · Fadenheftung, fester Einband<br />

ISBN: 978-3- 933874-30-6 · € 39,50<br />

www.verlag-jentschura.de<br />

30 Jahre Verlag Peter Jentschura<br />

Verlag Peter Jentschura<br />

D-48163 Münster<br />

RATGEBER_ABNEHMEN<br />

Seit einem Jahr macht Susanne<br />

Fröhlich Yoga – und schwört<br />

darauf. Weil sie fitter geworden<br />

ist, entspannter und schlanker.<br />

„Man wird<br />

schnell sehr<br />

beweglich“<br />

INTERVIEW: SABINE SCHMIDT<br />

Sie haben in einem Jahr 25 Kilo abgenommen.<br />

Haben Sie das nur mit Yoga geschafft?<br />

Susanne Fröhlich: Es war wohl eine Mischung.<br />

Ich habe Yoga gemacht, aber auch<br />

weiterhin meinen Ausdauersport. Ich jogge<br />

schon seit Langem und bin letztes Jahr auch<br />

einen Marathon gelaufen.<br />

Haben Sie zusätzlich eine Diät gemacht?<br />

Nein. Aber irgendwann habe ich gemerkt,<br />

dass ich anders esse: Quark, Obst, Gemüse.<br />

Ich esse einfach einigermaßen gesund. Ich<br />

glaube aber, der Trick ist, sich nichts zu verbieten.<br />

Ich sage nicht mehr: „Ich esse keine<br />

Kohlehydrate“ oder „Nach 17 Uhr gibt es<br />

nicht mehr dieses oder jenes“, es gibt da ja<br />

die bizarrsten Dinge. Ich verbiete mir nicht<br />

mal Süßigkeiten. Aber ich esse nicht mehr<br />

nur <strong>des</strong>halb eine Bratwurst, einfach weil sie<br />

im Kühlschrank ist. Und manchmal schmecken<br />

mir Mohrenköpfe auch gar nicht mehr.<br />

Wie kommt das?<br />

Es gibt so etwas wie eine somatische Intelligenz:<br />

Der Körper weiß eigentlich, was gut<br />

für ihn ist. Durch zu wenig Bewegung und<br />

durch ungesun<strong>des</strong> Essen kommt das aus<br />

dem Gleichgewicht – und durch Yoga wieder<br />

ins Lot. Yoga senkt nachweislich den<br />

Cortisol-Level. Cortisol ist ein Stresshormon,<br />

das vor allem kräftige, speckigere<br />

Menschen haben. Viel Cortisol ist nicht gut,<br />

weil es sich an alles klammert, was kommt,<br />

84<br />

Susanne Fröhlich:<br />

„Ich habe einen<br />

Deal mit mir<br />

selbst: jeden Tag<br />

min<strong>des</strong>tens eine<br />

Viertelstunde“<br />

und alles verwerten will. Und Yoga bildet die<br />

Muskulatur anders und sehr viel besser aus<br />

<strong>als</strong> zum Beispiel das Laufen. Insbesondere<br />

die Tiefenmuskulatur wird stärker, und<br />

Muskeln verbrauchen mehr Energie <strong>als</strong> Fett.<br />

Man sieht die Muskeln auch – mich haben<br />

viele Leute gefragt, ob ich Krafttraining an<br />

Geräten gemacht habe. Aber das interessiert<br />

mich nicht, das langweilt mich.<br />

Ist Yoga nicht auch langweilig, anders <strong>als</strong> zum<br />

Beispiel ein Aerobic-Kurs mit Musik – Sie lie-<br />

buchjournal 1/2012<br />

© Gaby Gerster


Zur Person<br />

Susanne Fröhlich, geboren 1962 in Frankfurt am<br />

Main, ist Fernseh- und Rundfunkmoderatorin. Sie<br />

hat mehrere Sachbücher und Romane geschrieben,<br />

die alle zu Bestsellern wurden. Im März erscheint<br />

ihr neuer Roman: „Lackschaden“. Susanne Fröhlich<br />

lebt mit ihrer Familie im Taunus.<br />

gen zu Hause allein auf der Matte, legen eine<br />

DVD ein und schauen auf den Fernsehbildschirm?<br />

Ich fi nde es nicht langweilig. Und es ist<br />

wesentlich praktischer. Ich habe viel zu<br />

tun, ich habe Kinder, ich bin berufstätig –<br />

ich kann nicht ständig irgendwohin fahren.<br />

Mittwochs 19 Uhr Pilates-Kurs, das<br />

klappt nicht, ich kenne mich. Ich brauche<br />

etwas, was in meinen Alltag gut einzufügen<br />

ist. Ich mag effi ziente Dinge, und Yoga<br />

ist effi zient. Man kann es allein machen.<br />

Man kann nicht wahnsinnig viel f<strong>als</strong>ch<br />

machen, wenn man ein bisschen achtsam<br />

mit sich selber ist. Und man macht sehr<br />

schnell Fortschritte, man wird sehr schnell<br />

sehr viel beweglicher – das macht Spaß<br />

und motiviert.<br />

Muss man schon halbwegs fi t sein, um mit<br />

Yoga beginnen zu können?<br />

Nein, man kann mit jedem Fitnesszustand<br />

anfangen, wenn man nicht den Ehrgeiz<br />

hat, sich gleich zu Beginn wie eine Brezel<br />

zu verknoten. Es macht auch nichts,<br />

wenn der Bauch im Weg ist – der wird weniger,<br />

und nach ein paar Tagen klappt es<br />

schon besser.<br />

Es gibt ja aber Übungen, die recht akrobatisch<br />

anmuten. Machen Sie zum Beispiel auch<br />

Kopfstand?<br />

Ja, das kann ich inzwischen auch. Damit<br />

habe ich aber nicht angefangen. Ich bin einer<br />

DVD gefolgt und habe erst mal leichte<br />

Übungen gemacht.<br />

Haben Sie Lieblingsübungen?<br />

Alle, bei denen man sich entspannt und<br />

liegt, fi nde ich toll. Ansonsten mag ich<br />

Übungen, die mich herausfordern, an denen<br />

ich mich abarbeiten muss. Und ich<br />

mag alle Armbalancen. Das sind so Angeberposen,<br />

bei denen man sich auf den<br />

Armen abstützt, der ganze Körper ist in der<br />

Luft und man denkt: Das kann eigentlich<br />

nicht funktionieren!<br />

buchjournal 1/2012 85<br />

Anfangs waren Sie Yoga gegenüber skeptisch.<br />

Warum?<br />

Ich dachte, das sei so Esoterikkram, man<br />

müsste sich Räucherstäbchen kaufen im<br />

Zwölferpack und eine Buddha-Statue und<br />

immer „Om“ machen. Das wäre nicht das<br />

Richtige für mich gewesen, weil ich nicht<br />

eine Religion gesucht habe, sondern etwas,<br />

was mich fi t und beweglich macht. Aber es<br />

waren so viele davon überzeugt, und dann<br />

habe ich mir gedacht, dass ich Yoga einfach<br />

mal eine Chance geben sollte.<br />

Ist es für Sie dann vor allem eine Bewegungs-,<br />

eine körperliche Angelegenheit?<br />

Nicht nur. Ich bin durch Yoga auch sehr<br />

viel entspannter geworden. Bevor ich damit<br />

angefangen habe, haben Freundinnen gesagt:<br />

„Yoga macht was mit dir.“ Ich fand<br />

diesen Satz ziemlich blöd. Aber mittlerweile<br />

denke ich, dass an ihm etwas dran ist.<br />

Wie viel Zeit nehmen Sie sich für Yoga?<br />

Ich habe einen Deal mit mir selbst: jeden<br />

Tag min<strong>des</strong>tens eine Viertelstunde. Wenn<br />

ich Zeit und Lust habe, mache ich mehr.<br />

Sie haben nicht nur ein Yoga-Tagebuch geschrieben,<br />

sondern auch eine DVD aufgenommen.<br />

Ist das ein Video für Anfänger?<br />

Nicht nur, aber insbesondere für Anfänger.<br />

Das Programm ist leicht und langsam,<br />

weil man am Anfang ja immer noch gucken<br />

muss, wie alles geht. Es gibt auch eine Technikeinheit,<br />

bei der alle möglichen Übungen<br />

erklärt sind und die man sich in Ruhe anschauen<br />

kann. �<br />

Lesezeichen<br />

Susanne Fröhlich: Der Hund, die Krähe, das Om… und<br />

ich! Mein Yoga-Tagebuch. Gräfe und Unzer Edition,<br />

160 S., 16,90 € (D) • 17,40 € (A) • 24,50 sFr.<br />

Susanne Fröhlich: Yoga macht Fröhlich. WVG Medien,<br />

DVD, 14,95 € (D / A) • 20,90 sFr.<br />

Der Bestseller<br />

zum genussvollen<br />

Abnehmen<br />

ohne Jojo-Effekt! j<br />

Unterhaltsam.<br />

Undogmatisch.<br />

Lebensfroh!<br />

Dr. Andreas Schweinbenz<br />

Schatz, meine Hose rutscht!<br />

Wie Sie ohne Diät genussvoll abnehmen.<br />

BOOKS<br />

Broschiert, 20,8 x 14,6 cm<br />

248 Seiten<br />

15,90 € (D)<br />

ISBN 978-3-943088-00-7<br />

www.vibono.de/buch


FITNESS_AUSDAUERSPORT<br />

Ein neuer Trend beim Sport in freier Natur heißt Speed Hiking. Das schnelle Wandern in<br />

bergigem Terrain ist ideal für Bänder und Gelenke und kurbelt die Fettverbrennung an.<br />

Gesundheit und Naturgenuss<br />

TEXT: ECKART BAIER<br />

Wer sich für die modernen Formen<br />

<strong>des</strong> Ausdauersports interessiert,<br />

darf keine Scheu vor Anglizismen haben.<br />

Jogging, Nordic Walking und Inlineskating<br />

sind inzwischen längst im Duden angekommen,<br />

doch nun hat die Fitnessindustrie<br />

neue schick klingende Trends<br />

aufgespürt. Beispielsweise das Nordic Blading<br />

oder Nordic Inlineskating – hier geht<br />

es mit Rollski und Skistöcken rasant über<br />

den Asphalt – sowie das Speed Hiking,<br />

eine Form <strong>des</strong> schnellen Wanderns mit<br />

Stöcken und leichter Ausrüstung, das im<br />

hügeligen oder sogar alpinen Gelände<br />

praktiziert wird.<br />

Der Sinn dieser Leibesertüchtigung liegt<br />

aber nicht allein darin, einen Berg in kürzerer<br />

Zeit zu erklimmen. Speed Hiking ist,<br />

wie es Erwin Gollner in seinem Grundlagenbuch<br />

beschreibt, ein höchst effektiver<br />

Audauersport: Das Herz schlägt schneller<br />

<strong>als</strong> beim gemütlichen Wandern, dadurch<br />

steigt der Energieverbrauch. Gerade für<br />

Übergewichtige, die sich mit anderen Ausdauersportarten<br />

schwertun, sei das Speed<br />

Hiking ideal, da es Bänder und Gelenke<br />

schont und die Fettverbrennung ankurbelt,<br />

die bei diesem Sport doppelt so hoch<br />

ist wie beim Laufen, schreibt Gollner. Zudem<br />

führe regelmäßiges Speed Hiking zu<br />

einer Vergrößerung <strong>des</strong> Atemzugvolumens<br />

und der Lungenvitalkapazität.<br />

Sein Buch erläutert Gehtechniken, Trainingsmethoden<br />

und Grundsätze der Tourenplanung,<br />

die vor allem beim Wandern<br />

in den Bergen von größter Bedeutung sind.<br />

Wer sich unter Speed Hiking nun eine Art<br />

Wettlauf auf den Gipfel vorstellt, den kann<br />

Gollner beruhigen: „Beim Speed Hiking<br />

entscheidet jeder über seinen Speed, die<br />

persönliche Geschwindigkeit. Ob Sie den<br />

Schwerpunkt mehr auf Speed oder Naturgenuss<br />

setzen, ist einzig allein Ihre Entscheidung.<br />

Only speed kills – <strong>als</strong>o, legen<br />

Sie dazwischen Pausen ein!“ Der Sport in<br />

freier Natur fi ndet immer mehr Anhänger.<br />

© Olga Pasławska<br />

Dies zeigen nicht nur die Teilnehmerzahlen<br />

bei Marathonläufen, sondern auch der Verkauf<br />

von Langlaufski. Das Gleiten über den<br />

Schnee in klassischer Technik oder im<br />

sportlichen Skating-Stil hat große Faszination<br />

– muss aber erst einmal gelernt sein.<br />

„Das große Buch vom Skilanglauf“ <strong>des</strong> Autorenduos<br />

Kuno Hottenrott und Veit Urban<br />

richtet sich zwar in erster Linie an ambitionierte<br />

Sportler und Trainer, doch auch Wintersport-Novizen<br />

fi nden hier eine fundierte<br />

und umfangreiche Sammlung an Übungen<br />

sowie Grundlagen in Lauftechniken und<br />

Trainingsmethodik.<br />

Ist die Auswahl an Skilanglauf-Ratgebern<br />

eher schmal, fällt die Entscheidung zwischen<br />

Dutzenden Büchern zum Laufen<br />

umso schwerer. Ein neues, uneingeschränkt<br />

empfehlenswertes Werk kommt von Lutz<br />

Aderhold und Stefan Weigelt, der eine Arzt,<br />

der andere Sportwissenschaftler – und beide<br />

ausgewiesene Langstrecken- und Ultradistanzläufer<br />

jenseits <strong>des</strong> Marathons. Einsteiger<br />

bekommen Handreichungen, wie<br />

das Training gestaltet sein muss, um auch<br />

bald an Halbmarathon- und sogar Marathonläufen<br />

teilnehmen zu können – inklusive<br />

zahlreicher Tipps, wie Fehler und Verlet-<br />

Lesezeichen<br />

86<br />

Mit Tempo den<br />

Berg hinauf:<br />

Speed Hiking ist<br />

der neue Trend<br />

im Ausdauersport<br />

zungen vermieden werden können. Als Bonus<br />

locken 60 Trainingspläne für die<br />

Vorbereitung auf Wettkämpfe von 10 bis<br />

100 Kilometern, die auf der Homepage <strong>des</strong><br />

Schattauer Verlags bereitstehen. �<br />

1. Erwin Gollner: Speed Hiking. Die sportliche Form<br />

<strong>des</strong> Wanderns. Meyer & Meyer, 160 S., 16,95 € (D) •<br />

17,50 € (A) • 27,90 sFr.<br />

2. Lutz Aderhold, Stephan Weigelt: Laufen! ... durchstarten<br />

und dabeibleiben – vom Einsteiger bis zum<br />

Ultraläufer. Schattauer, 416 S., 29,95 € (D) •<br />

30,80 € (A) • 40,90 sFr.<br />

3. Kuno Hottenrott, Veit Urban: Das große Buch vom<br />

Skilanglauf. Meyer & Meyer, 448 S., 29,95 € (D) •<br />

30,80 € (A) • 40,90 sFr.<br />

buchjournal 1/2012


Das Buchjournal sucht wieder die<br />

beste, originellste Kurzgeschichte.<br />

„Gut gemeint“ lautet das Thema,<br />

Einsen<strong>des</strong>chluss ist Ende Mai.<br />

Erzählen<br />

Sie uns was!<br />

E s<br />

gibt Buchjournal-Leserinnen und<br />

-Leser, die auf die Einladung zu unserem<br />

alljährlichen Schreibwettbewerb offenbar<br />

ungeduldig warten: Die ersten Beiträge<br />

gehen in der Regel bereits wenige<br />

Tage nach Erscheinen der Ausschreibung<br />

in der Redaktion ein.<br />

So war es 2011, <strong>als</strong> zum Wettbewerbsthema<br />

„Rot“ am Ende mehr <strong>als</strong> 1 000 Einsendungen<br />

zusammenkamen, und so wird es –<br />

man kann darauf wetten – auch in diesem<br />

Jahr sein, wenn Kurzgeschichten zum Thema<br />

„Gut gemeint“ verlangt sind. Der Fantasie<br />

sind dabei wie immer keine Grenzen gesetzt,<br />

doch gilt es, die Form zu wahren: Der<br />

Prosa-Beitrag darf nicht mehr <strong>als</strong> 10 000<br />

Zeichen (inklusive Leerzeichen) umfassen.<br />

Beurteilt werden die Geschichten von einer<br />

Jury, zu der neben den Buchjournal-<br />

Redakteuren auch Cordelia Borchardt, Lektorin<br />

beim S. Fischer Verlag, Ines Thorn,<br />

Autorin historischer Romane, und die Literaturagentin<br />

Vanessa Gutenkunst gehö-<br />

Beim 10. Eifel-Literatur-Festival vom 20. April bis zum<br />

27. Oktober kann das Publikum Literaturstars hautnah erleben.<br />

Von Jussi Adler-Olsen bis Herta Müller<br />

D ora<br />

Heldt, Richard David Precht, Pater<br />

Anselm Grün, Eugen Ruge, das Krimiautoren-Duo<br />

Michael Kobr und Volker Klüpfel:<br />

Das 10. Eifel-Literatur-Festival lockt<br />

auch in diesem Jahr mit Autoren der Extraklasse.<br />

Den Startschuss gibt der dänische<br />

Krimistar Jussi Adler-Olsen mit seiner<br />

Lesung in der Bitburger Stadthalle am<br />

20. April. Den Schlusspunkt <strong>des</strong> Frühjahrsprogramms<br />

setzt am 6. Juni die Grande<br />

buchjournal 1/2012 87<br />

© Baran Özdemir<br />

ren. Dem Sieger oder der Siegerin winkt<br />

ein BücherScheck über 250 Euro, außerdem<br />

wird die Geschichte im Oktoberheft <strong>des</strong><br />

Buchjourn<strong>als</strong> veröffentlicht. An den Zweit-<br />

und Drittplatzierten gehen BücherSchecks<br />

über 150 Euro. Weitere 17 erhalten einen<br />

BücherScheck über 50 Euro. Alle 20 Prämierten<br />

sind zur Frankfurter Buchmesse<br />

eingeladen, wo die Preise überreicht werden.<br />

Außerdem werden ihre Geschichten<br />

ab September unter buchjournal.de zu lesen<br />

sein.<br />

Ein Sonderpreis für Kinder und Jugendliche<br />

soll insbesondere auch junge Autorinnen<br />

und Autoren animieren, sich am<br />

Wettbewerb zu beteiligen. Damit die Jury<br />

Dame der Krimiszene: Donna Leon, die in<br />

diesem Jahr Jubiläum feiert – es erscheint<br />

ihr 20. Commissario-Brunetti-Roman. Nach<br />

Info<br />

SCHREIBWETTBEWERB 2012<br />

Weck’ den Autor in dir! Rund<br />

1 000 Buchjournal-Leser fühlen<br />

sich je<strong>des</strong> Jahr angesprochen<br />

die Beiträge auch angemessen bewerten<br />

kann, sollten die Nachwuchsautoren unbedingt<br />

ihr Alter angeben. Wir wünschen allen<br />

Teilnehmern viel Erfolg! �<br />

Schreiben Sie Ihre Buchjournal-Kurzgeschichte<br />

zum Thema „Gut gemeint“. Der<br />

Prosa-Beitrag darf maximal 10 000 Zeichen<br />

umfassen (inklusive Leerzeichen)<br />

und muss bislang unveröffentlicht und<br />

frei von Rechten Dritter sein. Einsendungen<br />

– bitte nur per E-Mail – unter<br />

schreibwettbewerb@buchjournal.de.<br />

Einsen<strong>des</strong>chluss: 31. Mai 2012.<br />

der Sommerpause geht das Eifel-Literatur-<br />

Festival am 24. August mit dem Auftritt von<br />

TV-Moderator und Ökobauer Dieter Moor in<br />

Gerolstein in die Herbstrunde. Höhepunkt<br />

und Abschluss <strong>des</strong> Festiv<strong>als</strong> ist der Auftritt<br />

von Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller<br />

am 27. Oktober in Prüm.<br />

Das Eifel-Literatur-Festival, das alle zwei<br />

Jahre stattfindet und ehrenamtlich organisiert<br />

wird, verzeichnete 2010 mit rund<br />

15 000 Besuchern einen Rekord. Infos und<br />

Tickets zu den 25 Veranstaltungen in diesem<br />

Jahr gibt es im Internet unter eifel-literatur-festival.de<br />

oder in mehr <strong>als</strong> 400 Vorverkaufsstellen<br />

von Ticket Regional in<br />

Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, im<br />

Saarland und in Luxemburg. �


© Reuters<br />

Bücherköpfe<br />

David Byrne<br />

TEXT: ANITA STRECKER<br />

„Die Wirtschaftslage einer Stadt offenbart sich<br />

in den Schaufenstern, die Geschichte in Türrahmen.“<br />

Steile These, die er aber in „Bicycle Diaries“<br />

(S. Fischer) mit seiner Anatomie der Städte<br />

beweist: David Byrne, weit gereister Frontmann<br />

der US-Band Talking Heads, Regisseur,<br />

Autor, Komponist, Fotograf und: passionierter<br />

Pedalist. Angefangen hat es schon in Baltimore,<br />

wo der gebürtige Schotte aufgewachsen ist.<br />

Sein altes Drei-Gang-Fahrrad hat er von dort<br />

mitgenommen nach New York, das er seither<br />

allen Schlaglöchern und rüpelhaften Autofahrern<br />

zum Trotz tollkühn durchkreuzt. Und nicht<br />

nur New York. Alle Städte, die das Allround-<br />

Talent, Jahrgang 1952, bereist, erobert er sich<br />

auf dem Klapprad. Das<br />

fehlt nie in seinem<br />

Gepäck. Große Freiheit<br />

Drahtesel – für<br />

Byrne eine echte Mission.<br />

�<br />

Jasmin Ramadan<br />

Allround-Künstler und<br />

passionierter Pedalist:<br />

David Byrne<br />

Der Vater ist Ägypter, die Mutter Deutsche, was<br />

schon mal ihren Namen erklärt. Und dass Jasmin<br />

Ramadan seit ihrer Schulzeit mit Regisseur Fatih<br />

Akin befreundet ist, erklärt, wie die heute<br />

38-Jährige das ungewöhnlichste Romandebüt aller<br />

Zeiten vorlegen konnte: Zu Akins Kinohit<br />

„Soul Kitchen“ dachte sie sich aus, was die Helden<br />

erlebten, bis der Film einsetzt. Seither wird<br />

Ramadan <strong>als</strong> Shootingstar der Jungautoren-Liga<br />

gefeiert und mit Preisen<br />

überhäuft. Das setzt sie<br />

mit ihrem neuen Roman<br />

„Das Schwein unter<br />

den Fischen“ (Tropen)<br />

prompt fort. Für ihn erhielt<br />

sie den Hamburger<br />

Förderpreis für Literatur,<br />

noch ehe das Buch in den Shootingstar der<br />

Läden lag. Wer es liest, Jungautoren-Liga:<br />

versteht warum. � Jasmin Ramadan<br />

© Ali Salehi / Tropen Verlag<br />

Nachrichtensprecherin<br />

der ersten Stunde:<br />

Wibke Bruhns<br />

Wibke Bruhns<br />

„Entweder du gehst kaputt oder du wirst stärker.“<br />

In Wibke Bruhns’ Leben gibt es genügend<br />

Stichwörter für diesen Satz. Kriegskind. Halbwaise.<br />

Der Vater Hans Georg Klamroth wird <strong>als</strong><br />

Mitglied der Hitler-Attentäter vom 20. Juli 1944<br />

hingerichtet. Mutter Else, heillos überfordert,<br />

bringt mehr schlecht <strong>als</strong> recht fünf Kinder<br />

durch. Internat, Entbehrungen, Umzüge quer<br />

durch Europa, Verlorensein: Wibke Bruhns hat<br />

nichts umgebracht, trotzig alles stark gemacht.<br />

Sie hat sogar die ganze Republik erbeben<br />

lassen: <strong>als</strong> erste weibliche Nachrichtensprecherin<br />

auf dem „Heute“-Thron im Zweiten.<br />

Die Nation stand kopf – und Bruhns über<br />

Nacht auf dem Schild der Frauenbewegung.<br />

Tine Wittler<br />

Sie ist eine starke Persönlichkeit,<br />

in jeder Hinsicht.<br />

Spricht selbst von „prallen<br />

Prinzessinnen“, wenn es<br />

um Frauen ihres Formats<br />

geht. Und sie versteht es<br />

bestens, aus der Not, weder<br />

in gängige Schönheitsschemata<br />

noch Konfektionsgrößen<br />

zu passen, Kapital<br />

zu schlagen. So hat die<br />

frech-fröhliche Deko-Queen Tine Wittler, bekannt<br />

durch ihren Einsatz in vier Wänden, einfach<br />

eine eigene, maßgeschneiderte Modewelt<br />

entwickelt. Klingt toll, und doch hat auch der<br />

Star mit den Schattenseiten <strong>des</strong> Andersseins zu<br />

kämpfen. Sie hält mit Romanen und Ratgebern<br />

© Axel Kirchhof<br />

Reiste nach Mauretanien, dem Land<br />

der fülligen Frauen: Tine Wittler<br />

Dabei war das, womit<br />

die unerschrockene<br />

Blondine Fernsehgeschichte<br />

schrieb, ihr<br />

mit Abstand langweiligster<br />

Job: Nachrichten ablesen.<br />

Sie hat sie brandaktuell selbst geliefert, <strong>als</strong><br />

Unterstützerin von Willy Brandt, <strong>als</strong> Korrespondentin<br />

im Nahen Osten und in Washington.<br />

„Bild“, ZDF, „Stern“, Vox, ORB: ihre „Nachrichtenzeit“<br />

hat sie jetzt in einem Buch notiert.<br />

Zeitgeschichte von einer starken Frau. �<br />

^ Wibke Bruhns: „Nachrichtenzeit. Meine<br />

unfertigen Erinnerungen“. Droemer Knaur, 424 S.,<br />

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dagegen – und ist jetzt auf<br />

den ultimativen Dreh gegen<br />

den pfundsschweren<br />

Minderwertigkeitskomplex<br />

gekommen: „Wer schön<br />

sein will, muss reisen“<br />

(Scherz Verlag) heißt ihr<br />

verwegener Perspektivwechsel<br />

in ein Land, in dem<br />

nur dicke Frauen schön<br />

sind. Nicht ungefährlich,<br />

denn das Ziel heißt Mauretanien,<br />

wo Frauen Ausmaße<br />

erreichen, die selbst Tine Wittler ein wenig verhungert<br />

aussehen lassen. Schlankheitswahn<br />

versus Völlerei und Tiermast-Pillen. Und Wittlers<br />

heilsame Erkenntnis: das eigene Maß fi nden<br />

und dazu stehen. Das macht stark. „Und wenn<br />

ich stark bin, bin ich schön.“ �<br />

88<br />

© picture-alliance<br />

buchjournal 1/2012


uchjournal 1/2012 89<br />

10 FRAGEN AN<br />

Rafi k Schami<br />

Beatles oder Beethoven? Beethoven und zwischen zwei Sinfonien<br />

„All you need is love“ oder „A Hard Day’s Night“.<br />

Obere oder untere Brötchenhälfte? Obere, weil<br />

Sesam, Sonnenblumenkerne und andere Leckereien immer oben sind.<br />

Margeriten oder Rosen? Rosen. Sie sind schöner und dauerhafter<br />

und stammen ursprünglich aus Damaskus: „Rosa damascena“.<br />

Brief oder E-Mail? E-Mail, weil sie viel mehr Gesprächs-Charakter<br />

hat, <strong>als</strong> der Brief es durch den zeitlichen Abstand vermag.<br />

Kino oder Theater? Kino. Leider kann ich im Theater nicht die Bühne<br />

übersehen. Im Kino vergesse ich den Saal und gehe in die fi ktive Welt.<br />

Schokolade oder Popcorn? Pistazien.<br />

Rot oder ...? Blau, weil es mich immer an das Mittelmeer erinnert.<br />

Italien oder Alaska? Italien. Einen Vorgeschmack auf<br />

Alaska habe ich auch hier vor der Haustür in der Pfalz bei – 15°C.<br />

Das reicht mir. Zum anderen gibt es in Italien höchstens die Mafi a,<br />

aber keine gefährlichen Weißbären.<br />

Tanzen oder Gläserschwenken? Gläserschwenken in der<br />

Gemeinschaft von Freunden oder Büchern.<br />

Stadt oder Land? Stadt, weil mich die Nervosität der Städte anregt.<br />

Mir ist jede Straßenbahn schöner <strong>als</strong> 100 Kühe.<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Börsenverein <strong>des</strong> Deutschen Buchhandels e.V.<br />

Redaktionsleiter<br />

Eckart Baier (bai), e.baier@buchjournal.de ..............................................-373<br />

Redakteurin<br />

Dr. Sabine Schmidt (sc), s.schmidt@buchjournal.de ................................-278<br />

Art-Direktor<br />

Denis Stanišić, d.stanisic@mvb-online.de .................................................-398<br />

Schlussredakteurin<br />

Dr. Andrea Rinnert, a.rinnert@mvb-online.de<br />

Redaktionsservice<br />

Yvonne Messer, y.messer@mvb-online.de ...............................................-468<br />

Autoren dieser Ausgabe<br />

Ulrich Baron (ub), Irene Binal, Christina Busse, Stephan Eppinger, Nicole<br />

Filbrandt (nf), Tobias Gohlis, Katharina Granzin (gran), Elisabeth Grün, Stefan<br />

Hauck, Verena Hoenig, Nils Kahlefendt, Alexander Kluy (ky), Ronald Meyer-<br />

Arlt (rma), Petra Mies (pms), Ulrich Rüdenauer (rüd), Bettina Ruzcinsky (br),<br />

Christoph Schröder (cs), Sabine Schwietert, Anita Strecker, Andreas Trojan,<br />

Alice Werner (aw), Hendrik Werner (wer), Christine Westermann<br />

Verlag<br />

MVB Marketing- und Verlagsservice <strong>des</strong> Buchhandels GmbH<br />

Geschäftsführer: Ronald Schild<br />

Verlagsleiter: Dr. Torsten Casimir<br />

Anschrift <strong>des</strong> Verlags und der Redaktion<br />

Braubachstraße 16, 60311 Frankfurt am Main<br />

Postfach 10 04 42, 60004 Frankfurt am Main<br />

Tel.: 069 / 1306-0 • Fax: 069 / 1306-424<br />

mail@buchjournal.de, www.buchjournal.de<br />

Anzeigen<br />

Katrin Willwater (verantwortlich), k.willwater@mvb-online.de .............-456<br />

Florian Böhler, f.boehler@mvb-online.de..................................................-219<br />

Stefanie Fries, s.fries@mvb-online.de .......................................................-213<br />

Daniela Kahl, d.kahl@mvb-online.de .........................................................-237<br />

Jessica Klein, j.klein@mvb-online.de .........................................................-218<br />

Marisa Wirth, m.wirth@mvb-online.de .....................................................-612<br />

Fax: 069 / 1306-209; anzeigen@mvb-online.de<br />

Anzeigen-Preisliste<br />

Es gilt Tarif Nr. 65 vom 1.1.2012<br />

Marketing & Vertrieb<br />

Serviceline, serviceline@mvb-online.de ...................................................-550<br />

Fax: 069 / 1306-255<br />

Litho und Druck<br />

Druckhaus Main-Echo GmbH & Co. KG, Aschaffenburg<br />

Durchwahl<br />

Sie wählen 069 / 1306 und dann die angegebene Durchwahl<br />

^ Rafi k Schami wurde 1946 in<br />

Damaskus geboren und lebt seit<br />

1971 in Deutschland. Im Oktober<br />

2011 bekam er den Preis „Gegen<br />

das Vergessen – Für Demokratie“.<br />

Rafi k Schami: Das Herz der Puppe.<br />

Hanser, 192 S., 12,90 € (D) •<br />

13,30 € (A) • 18,90 sFr.<br />

GANZ ODER GAR NICHT<br />

Die Rubrik Buchtipps ist von Verlagen finanziert. Eine Verwertung der urheberrechtlich<br />

geschützten Zeitschrift und aller in ihr enthaltenen Beiträge<br />

und Abbildungen, insbesondere durch Vervielfältigung oder Verbreitung,<br />

ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung <strong>des</strong> Verlages unzulässig<br />

und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrechtsgesetz nichts anderes ergibt.<br />

Insbesondere ist eine Einspeicherung oder Verarbeitung der auch in<br />

elektronischer Form vertriebenen Zeitschrift in Datensystemen ohne Zustimmung<br />

<strong>des</strong> Verlages unzulässig.<br />

Preisangaben in redaktionellen Beiträgen und im Anzeigenteil erfolgen<br />

ohne Gewähr, die mit € gekennzeichneten Preise für Bücher sind die in<br />

Deutschland geltenden gebundenen Ladenpreise. Preisangaben deutscher<br />

Verlage in € (A) sind unverbindliche Preisempfehlungen gemäß<br />

öster reichischem Preisbindungsgesetz. Preisangaben in Schweizer Franken<br />

sind unverbindliche Preisempfehlungen.<br />

Abonnement: Inland 30,– €, Ausland 40,50 € pro Jahr inkl. Versandkosten<br />

und MwSt.<br />

Das Buchjournal erscheint sechsmal im Jahr und ist in etwa 2200<br />

Buchhandlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erhältlich.<br />

Das Buchjournal ist Mitglied der Informationsgemeinschaft<br />

zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW).<br />

© Root Leeb


Ratelust<br />

niederl.<br />

Autorin<br />

letzter<br />

Vokal d.<br />

Alphabets<br />

dt.<br />

Erfinder<br />

<strong>des</strong> Telefons<br />

†<br />

Emirat<br />

am Persischen<br />

Golf<br />

südostasiatisches<br />

Volk<br />

Titelstadt<br />

bei<br />

Carlo<br />

Levi<br />

Fischöl<br />

engl.<br />

Thrillerautor<br />

3<br />

sechster<br />

Mitlaut d.<br />

Alphabets<br />

Nachahmung<br />

schwed.<br />

Krimiautorin<br />

weibliche<br />

Verwandte<br />

Altarräume<br />

orthod.<br />

Kirchen<br />

1<br />

italienischerAlpensee<br />

4<br />

Schmelzwasserrinne<br />

Initialen<br />

der<br />

Loren<br />

Kfz-Z.<br />

Görlitz<br />

8<br />

9<br />

ein<br />

Kartenspiel<br />

Lebensabschnitt<br />

biblische<br />

Figur<br />

(Jesse)<br />

dt.<br />

Krimiautorin<br />

(Anne ...)<br />

GeburtsortFriedrich<br />

II.<br />

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Display<br />

(Abk.)<br />

englischerMännername<br />

Zeitabschnitt<br />

bergm.:<br />

Kohlenabbaufront<br />

Heilige<br />

der russ.<br />

Kirche,<br />

† 969<br />

5<br />

Musikdrama<br />

2<br />

gepflegt,<br />

ordentlich<br />

Ziffernkennung<br />

(engl.)<br />

nebeneinander<br />

laufend,<br />

analog<br />

deutsche<br />

Vorsilbe<br />

int.<br />

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Einbaum<br />

chem.<br />

Zeichen<br />

für<br />

Tritium<br />

Fleischgericht<br />

6<br />

Aufl ösung aus Heft 6 / 2011<br />

A S A E G A H<br />

K E P L E R N E B E N B E R U F<br />

S T E I L B O R B I T N N R<br />

I K G E R N E S I G N O R A<br />

V I E L E<br />

L E G E N<br />

G A S S O<br />

O N C C<br />

R S R<br />

B I H K<br />

G A S I G O S A I N T<br />

R E G R E S S P E D A L S C<br />

A U L E E L I A S H R U G E<br />

B I N D I O U R E N K E L I N<br />

E C K E R T<br />

DERNEUEKOCH<br />

P L A T E E T N T<br />

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Sie hinter die Kulissen seines<br />

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buchjournal 1/2012


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Sie lautet: Schreiben ist ein Handwerk, das<br />

Sie lernen können. Die Rolle <strong>des</strong> Talents wird<br />

fast immer überschätzt. Viel wichtiger für Ihren<br />

Erfolg <strong>als</strong> Autor ist die systematische Ausbildung<br />

in den Techniken <strong>des</strong> professionellen<br />

Schreibens, wie sie die Schule <strong>des</strong> Schreibens<br />

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Die Methode Fernstudium hat sich gerade<br />

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Sie schreiben, wann und wo Sie wollen und<br />

genießen ein Höchstmaß an Unabhängigkeit.<br />

So haben sich bereits Tausende von Teilnehmern<br />

neben Beruf oder Familie den Traum<br />

vom Schreiben erfüllt. Viele haben – oft schon<br />

während der Ausbildung – einen Verlag für<br />

ihre Werke gefunden. Andere<br />

arbeiten für Zeitungen,<br />

Fachzeitschriften oder<br />

schreiben „nur“ für sich<br />

oder ihre Familie. Für<br />

alle aber war die Entscheidung,<br />

das professionelle<br />

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entspricht mir? Habe ich den langen Atem<br />

für einen Roman? Oder liegt mir die Kurzgeschichte?<br />

Wie finde ich mein Thema, wie<br />

zu meinem Stil? Die Schule <strong>des</strong> Schreibens<br />

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JA, ich will erfolgreich schreiben lernen!<br />

Schicken Sie mir bitte das 3-teilige Gratis-Infopaket kostenlos zu. Ich<br />

erhalte darin das „Studienprogramm für alle, die gern schreiben“, die<br />

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Die Große Schule <strong>des</strong> Schreibens –<br />

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um mich besser auszudrücken<br />

<strong>als</strong> Autor<br />

um eventuell eines Tages hauptberuflich<br />

<strong>als</strong> Autor tätig zu sein<br />

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Beruf Geburtsdatum<br />

Belletristik<br />

Kinder- und Jugendliteratur<br />

Schreiben für Sach- u. Fachmedien<br />

Journalismus<br />

Das Studium an der Schule<br />

<strong>des</strong> Schreibens hat mir einen<br />

Jugendtraum ermöglicht. Ich wollte<br />

schon <strong>als</strong> Kind Autorin werden.<br />

Inzwischen habe ich zwei Bücher<br />

veröffentlicht und schreibe gerade<br />

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Sie werden umfassend ausgebildet, z.B. in<br />

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Roman, Kurzgeschichte<br />

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Kinder- oder Jugendbuch<br />

Sach- und Fachbuch<br />

Journalistisches Schreiben<br />

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